ichen des erwähnten Orts, Dr. Wolff, der auf seiner Reise im Oriente die Bekanntschaft des Bischofs gemacht, besucht; und da es bekannt geworden, der Syrische Geistliche werde in der Kirche erscheinen und eine Arabische Rede halten, die Dr. Wolff ins Englische übersetzen wolle, so hatte sich von nah und fern eine ungeheure Menschenmenge versammelt, deren Anzahl in der Kirche man auf 2500 — 3009 rechnen durfte. Der Spyrische Bischof druckte seine Freude daruber aus, daß die Englische Kirche den Oeientalischen Kirchen so nahe verwandt sey, und erwähnte dabei auch den Besuch des Englischen Pfarrers in Syrien mit großer Wärme. Seine Orientalische reiche Tracht und der lange Bart erregten besonders die Neugierde der versammelten Menge.
Die Hof -Zeitung zeigt die Ernennung des Dr. Shuttle⸗ worth, vom neuen Kollegium in Orford, zum Bischof von Chi— chester an. Der Globe bemerkt dazu, dies sey ein Zeugniß von dem Antheil, den das Whig⸗-Kabinet an der wahren Wohlfahrt der Kirche nehme, denn der neue Bischof sey nicht nur ein sehr gelehrter, liberaler und aufgeklärter Geistlicher, sondern auch ein entschiedener Gegner des in Oxford neu aufgekommenen, halb Papistischen iheologischen Systems, des sogenannten Puseyismus, wie er dies durch sein neues treffliches Werk: „Bibel, nicht Tra⸗ dition“, bewiesen habe.
Ein Geheimeraths-Befehl verfügt, daß die Steuermänner auf der Königlichen Flotte kuͤnstig von der Admiralität angestellt werden und dadurch in gleiche Stellung mit den übrigen Beam ten der Flotte tecten sollen; sie konnen also kuͤnstig bloß in Folge einer Untersuchuna, und nicht nach den Launen eines Befehlsha— bers, ihres Dienstes enilassen werden.
Zu Gunsten des National Vereins fuͤr Beförderung der Er—⸗ ziehung der Armen in den Grundsätzen der Anglikanischen Kirche ist durch Königliches Schreiben eine Kollekte in sämmtlichen Kir— chen von England und Wales angeordnet worden.
Der Globe bemerkt in seinem City ⸗-Artikel, das Ergebniß der diesjährigen Aerndte en: ferne alle Besorgniß, daß quslaͤndi⸗ — Getraide fur die nächste Zeit wurde eingefuͤhrt werden muͤssen.
Ein Verein von 300 Buͤrgern aus Glasgow hat dem Gra— fen Eglintoun, der im vorigen Sommer auf seinem Schlosse mit großer Gastfreiheit ein Tournier gegeben hatte, einen prächtigen silbernen Kandelaber zum Geschenk gemacht.
Die United Service Gazette hatte aufs bestimmteste versichert, daß der General⸗Gouverneur von Ostindien, Lord Auck— land, zuruͤckberufen und durch Lord Clanricarde er etzt werden solle. er Globe findet sich aber ermächtigt, diese Behauptung fuͤr unwahr zu erklaren.
Zu Quebeck ist in diesem Jahre eine besonders große An— zahl Einwanderer eingetreffen. Bis zum 18. August belief sich die Anzahl auf 19, 507, wahrend sie im vorigen Jahre bis zu diesem Tage nur 6111 betragen hatte.
Die Nord⸗Amerikanische Brigg „Florence“, die von Rotter⸗ dam nach New -( York fuhr und 9 Reisende, groͤßtentheils Aus⸗ wanderer aus Deutschland, am Bord hatte, ist bei Cap Rou am 9. August gescheitert. Funszig Personen haben den Tod in den Wellen gefunden. =
In Demerara sind zu Ende Juli zwei Grundstucke, das eine zu 38,000 Pfd. St., das andere zu 26,B 500 Pfd. St. ver⸗ kauft worden. Dieser Preis ist so hoch, daß diese Grundst cke selbst vor zehn Jahren nicht hoher hätten verkauft werden können, und es geht daraus hervor, daß man dort nicht der Ansicht ist, als ob die Freilassung der Negersklaven den Werth alles Grund⸗ besitzes vernichtet hatte. .
Auch der Präsident der Vereinigten Staaten soll den Ame⸗ rikanischen Konsul in Alexandrien beauftragt haben, sich zu Gun⸗ sten der Juden in Damaskus zu verwenden.
; Belgien.
Brüssel, 18. Sept. Der diesseitige Gesandte beim Deut⸗ schen Bundestage, Herr Nothomb, hat an den Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten eine jetzt im „Moniteur“ enthaltene Note gerichtet, worin auf die Wichtigkeit des großen Ludwige⸗ (Donau Main) Kanals hingewiesen wird.
Der Konig wird hier nächste Woche von Wies baden zuruͤck⸗ erwartet.
Frau Wittwe Cockerill hat beim Luͤtticher Tribunal auf die Guter ⸗Gemeinschaft zwischen ihr und ihrem verstorbenen Manne verzichtet. Das Gericht hat den Termin fuͤr Beendigung des Inventars um 6 Monate verlängert.
Deutsche Bundesstaaten.
Der Schluß eines Berichtes Süͤd⸗Deutscher Blätter aus Sinsheim vom 15. September über die Manöver des achten Armee⸗orps lautet: „Bevor Se. Majestät der König von Wuͤrt⸗ temberg mit den übrigen hohen Gäͤsten Sinsheim erreichten, wurden Höchstdieselben von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden in Rohrbach empfangen, und von da nach Sinsheim bis in sein Absteigequartier im Amthause geleitet, und so nahm Sinsheim eine Versammlung von hohen Personen und von aus— gezeichneten Generalen in seine Mauern auf, wie sie wohl noch niemals in diesem kleinen Städtchen versammelt waren. Auch Sinsheim, obgleich viel kleiner, wetteiferte mit Heilbronn in der Bereitwilligkeit der Aufnahme der Truppen und der Göäste. Jedes Haus, in welchem eine fürstliche Person ihr Absteige⸗ quartier genommen hat, ist mit der Flagge ihres Staates ge⸗ schmuͤckt, und von den Thuͤrmen der Stadt wehen die Badischen Hausfarben. Jeden Tag vereinigt Se. Königl. Hoheit der Großherzog in dem Schulhause die hohen Gaͤste, so wie die Generale zur Tafel. Soweit die Kriegsübungen bis jetzt gediehen sind, haben sie das erfreulichste Resultat ge⸗ liefert. Trotz der Verschiedenheit der Bestandtheile der Formationen und des Reglements, wurden die anösver mit einer Ruhe und Ordnung ausgeführt, wie sie selbst bei Truppen desselben Staates wohl nicht besser ausgeführt werden können, und doch sind die Fuͤhrer den Truppen und die Truppen den Führern fremd, und beide zum erstenmal zu einem Ganzen vereinigt. Ne⸗ ben einander haben die drei Divisionen schon gekämpft, aber noch niemals waren sie im Frieden zu einer solchen Vorbereitung 1. ihrem ersten Ziele der Vaterlande⸗Vertheidigung vereinigt. Welche Theilnahme diese Vereinigung gefunden hat, zeigt der Zusammen— fluß so vieler hoher Personen, ausgezeichneter Generale und son⸗ stiger Offiziere, wie es vielleicht noch bei keinem Mansdver statt⸗
efunden hat. Alle Staaten des Deutschen Bundes haben ihre äsentanten und auch das mit Deuischlaad im Bunde stehende Danemark, so wie selbst fremde Staaten haben Offiziere gesendet. Erfreulich ist die Uebereinstimmung der Fürsten, welche diese ge—⸗ mein samen Uebungen hervorgeru sen haben, erfreunch auch die Einigkeit der verschiedenen Stomme, welche dem fremden Führer gehorchen, wie wenn er immer der shrige gewesen ware Sie
sind ein glänzender Beweis, daß die wee, . und Vl
ler nur Eins sind, wenn je dem gemein amen Vaterlanne irgend
Gefahr drohen könnte.“ .
dung von
1066
Schweiz.
Die Neue Züricher Zeitung schreibt: „Auf die von der Zuͤricher Hochschule gegen 53 e, . eingelegte Ver⸗ wahrung zu Gunsten der theologischen Lehrfreiheit hat der Er— ziehungsrath beschlossen, „„die — gegen die Verfasser derselben auszuspred en, der Erziehungsrath werde auf der einen Seite stets nachdrücklich Allem entgegentreten, was die ihren höoͤchsten Zwecken entsprechende Wirksamkeit der Hochschule gefahr⸗ den, oder wirkliche Rechte der an derselben angestellten Lehrer verletzen konnte; auf der anderen Seite zweifle er nicht, bei die⸗ sem Bestreben von Seiten der Prosessoren dadurch unterstuͤtzt zu werden, daß auch sie mit Hingebung ihrem Amte obliegen, zu ihrem Hauptzwecke sich Kräftigung und Hebung der ihrer Sorge anvertrauten Anstalt machen, in Allem, was wesentlich zu ihrem Gedeihen beiträgt; auffallende Schritte vermeiden, bei denen es zweifelhaft seyn muß, ob sie das Beste der Anstalt besoͤrdern, oder, wenn auch gegen den Willen ihrer Urheber, nicht vielmehr Nachtheile fuͤr dieselbe herbeiführen, und daß sie überhaupt die Verhaltnisse des Staates, in welchem und fuͤr welchen die An— stalt besteht, insbesondere auch die Stellung der versassungsmäßi— gen Behörden immer sorgfaltig beachten, ohne welches eine ruhige, fruchtbringende Fortdauer der Hochschule nicht denkbar ist.““
Spanien.
Madrid, 8. Sept. Die provisorische Junta hat, um dem Geldmangel abzuhelfen, befohlen, daß jeder Schuldner des Staais, der nichl in drei Tagen bezahle, durch militairische Execu ion dazu gezwungen werden soll. Die Kapitalisten der Hauptstadt, welche aufgesordert warden sind, 4. Millionen Realen vorzu— schießen, haben eine Kommission ernannt, die sich mit der Junta äber die Bedingungen verständigen soll. Die Bank von San Fernando hat bereits eine Million Realen vorgeschossen.
Der General Maroto und mehrere andere Offiziere, die den Vertrag von Bergara unterzeichneten, haben der Junta ihre Dienste angeboten.
Die Junta erklärt, daß, da der interimistische Minister der auswärtigen Angelegenheiten die von der Junta an die Königin gerichtete Adresse uneröffnet zurüͤckgesandt have, er fuͤr die Folgen dieses Schrittes verantwortlich und allen Einwohnern und offen:“ lichen Beamten untersagt sey, mit ihnen zu verkehren
. Junta von Burgos hat den Baron Solar del Espinosa fuͤr eien Verräther erklärt, weil er, ungeachtet eines feierlichen Versprechens, die Feindseliakeiten nicht zu beginnen, eine bewaff⸗ nete Demonstration gegen diese Stadt gemacht habe.
Sevilla ist in Belagerungszustand erklärt worden.
Bis jetzt haben sich die Städte Toledo, Burgos, Saragossa, Salamanca, Avila, Caceres, Segovia, Soria, Huesca, Granada, Ciudad Real, Cadix, Lerida, Cartagena, Malaga, Almeria, Al⸗ magro, Santander und Logroño suͤr die provisorische Regierungs⸗ Junta erklärt.
Portugal.
— — Lissab on, 6. Sept. Die Empdb des Gten In⸗ fanterie · Regiments hat keinen Anhang in der Armee gefunden, noch weniger in dem, was man eigentlich Nation nennt. Die Emporer treiben sich in der Provinz Beira umher, da sie noch nicht angegriffen worden sind. Uebrigens kann dieser Aufstand viel nuͤtzen, denn er giebt dem Ministerium triftigen Grund, die Maßregeln zu 22 welche die Vernunst gebetet, um eine geordnete Einheit in diese Armee zu bringen, die jetzt nichts wei ⸗ ter ist, als ein Haufen jerstreuter Guerilla⸗ Corps, ganz dazu an⸗ gethan, den Inter essen eines halben Dutzend Ehr ge ige und Demagogen zu dienen. Der erste Schritt ist qeschehen: die Bil—= lizen, mit ihrer alten militairischen Organisation, die zuletzt in jene lächerliche National / Garde mit ihren wählbaren Offizieren umschlug. Das Weitere muß folgen. Die Minister sehen schon lange ein, daß sie in Allem wieder zuruͤckschreiten müssen, wenn sie das Land reorganisiren wollen. Dahin zielen denn auch alle Gesetzentwuͤrfe, die sie den Cortes vorgelegi ha⸗ ben; dahin geht das Streben der Ordeirds. Aber sie haben noch viei zu thun, so lange die Wurzel des Uesprungs der Anarchie unberuͤhrt bleibt.
Aegypten.
Alexandrien, 30. Aug. (Französ Bl) VWVorgestern ließ der Vice König den Abgesandten der Pforte, Rifaat Bei, und die Konsuln der vier Mächte zu sich bescheiden, um ihnen anzukündigen, daß er in Betreff Aegyptens vollig mit dem Trak— tat von London einverstanden sey und daß er sich auch mit dem lebenslänglichen Besitz Syriens , Er beauftragte Rifaat Dei, dies dem Sultan zu melden. Auf die Frage der Konsuln, was er thun werde, wenn der Sultan die Annahme dieses Vor⸗ schlags = . erwiederte er, daß er sich nicht im Voraus den Köpf darüber zerbrechen werde, da er der Zustimmung des Sultans gewiß sey. „In diesem Falle“, bemerkten die Keonsuln, „geben Ew. Hoheit Ihrem Sohne Jbrahim Pascha den Befehl, sich mit seinen Truppen , und vor allen Dingen liefern Sie die Flotte aus.“ er Pascha verweigerte Beides und fuͤgte hinzu-: „Ware ich der Zustimmung der Pforte nicht gewiß, so haͤtte 9 keine Zugestaͤndnisse gemacht.“ Hiermit trennte man sich. Es ist bemerkenswerth, daß bei dieser Unter⸗ redung nur der Preußische und der Russische Konsul das Wort fuͤhrten; es ist indeß anzunehmen, daß sie nur im Namen ihrer ebenfalls anwesenden Kollegen sprachen.
Aegypten und Syrien sind vollkommen ruhig. Der Com modore Napier liegt mit seinen vier Schiffen noch immer vor Beirut und der Admiral Stopford mit drei Linienschiffen, zwei ke und einigen kleineren Fahrzeugen vor Aiexandrien;
eide haben noch nichts Feindseliges unternommen.
Während der Blokade harte der Franzoͤsische General ⸗Kon— sul am Bord des „Papin“ angezeigt, daß der Pascha den Trak— tat von London annehme. Als dies, wahrscheinlich durch den Britischen General-Konsul, der Admiral Stopford erfuhr, be— grußte er die Aegyptische Fiagge mit 21 Kanenenschuͤssen, die in⸗ deß nicht erwiedert wurden, und man erfuhr noch an demselben Abend, daß Mehmed Ali durchaus nicht geneigt sey, sich dem Traktat zu fuͤgen Rach diesem auffailenden Mißverständniß ver⸗ ließ Hert von Walewski Alexandrien am Bord des „Papin““.
n einem von denselben Btättern mitgetheilten Schrei⸗ ben aus Alexandrien von dem nam ichen Datum liest man- „Man
ist hier sehr erstaunt, daß die Franzoͤst'che Flotte noch immer nicht
vor Alexandrien erschienen ist, da man so bestimmt darauf rech⸗ nete. Es scheint daraus hervorzugehen, daß das Verfahren, weln ches das Kabinet vom J. Marz befolgt, den tönen, die es unseren Diplomaten ertheilt, gerade entgegengesetzt ist. Nur so lassen sich alle Widerspruche erklären, von denen wir Zeuge sind. Der Admiral Stopford hat auf die ihm zugegangene Anzeige,
daß ein mit Haubitzen fur den Pascha beladenes Franzöͤst hes chiff erwartet 6 er r ertheilt, dasselbe wegzunehmen. Der Pascha
schlossen. In Alexandrien
ist übrigens mehr als jemals zu einem lebhasten Widerstand ent⸗ errscht der größte Enthusiasmus und Jedermann ist bereit, den Engländern, falls sie Alexandrien an— greifen sollten, energisch entgegenzutreten. Ibrahim Pascha hat den bestimmten Befehl erhalten, bei dem ersten Kanonenschusse gegen Konstantinopel zu marschiren. Auch die Russen sind be⸗ reit und warten nur auf das erste Zeichen von Feindseligkeiten. Aber alle unvarteiischen Personen halten sich hier überzeugt, daß Mehmed Ali alle Hindernisse, die ihm durch die Quadrupel⸗ Allianz entzegengestellt werden möchten, besiegen werde.
— Die Sentinelle de la Marine enthält ein Schreiben aus Syra vom 31. August, wonach das , . Geschwa⸗ der bei der Insel Cerigo gelehen worden sey. Man glaubte, es werde sich nach Kandien, Beirut oder Alexandrien begeben, se nachdem es die Umstände ersorderten.
Syrien.
Ein Korrespondent der L. A. Z. in Konstantinopel giebt uber das Scheitern der Insurrectien in Syrien emen neuen und eigenthüͤmlichen Bericht. Hiernach hätte Emir Beschir dem Vi⸗ comte von Onffrey nur darum seine Unterstuͤtzung versagt, weil dieser als eine Art von Prätendent in Syrien ausgenreten, in⸗ dem er sich als einen Nachkommen der Onffroy's auegiebt, die während der Kreuzzüge in Syrien und sogar in Jerusalem das Regiment geführt. Folgendes ist das Nähere über den Mann, der . als ein Werkzeug des Lord Ponsonby dargestellt wird: „Seinen Stammbaum sters bei sich tragend, wies er nach (was aber wirklich wahr und durch die Geschichte der Kreuzzüge bewiesen ist), daß im Jahr 1096 ein Ahn— herr von ihm, Onffroy de Thoron, Connetable von Jerusalem war; daß Isabeau, Tochter von Onffroy II., den König von Armenien, Rupins oder Ruprecht vom Gebirge, heirathete, und nach dem sie Wittwe geworden, den 22 Philipp von Antiochien ehelichte, und daß Onffroy de Thoron 1il., im Jahre 1175, Isa⸗ bella, zweite Tochter Amoury's, Königs von ö zum Weibe nahm. Isabella verließ ihren Minn Gnffroy und ver⸗ heirathete sich noch zweimal. Onffroy de Thoron protestirte und klagte dagegen. Der Bischof von Beauvais erklärte die später eingegangenen Ehen fuͤr ungültig; doch erst im Jahre 1227 er⸗ klärten die Pairs des Reiches in Frankreich die Kinder Isabella's von Jerusalem und Onffroy's de Thoron allein fuͤr ebenbartig; die Kinder aus den anderen beiden ungültigen Ehen dahingegen fuͤr Bastarde. Unter den Nachkommen dieser befanden sich die Könige von Sardinien, die den Titel „Könige von Jerusalem“ usurpirt haͤtten, und der nach diesem Nachweis ihm, dem Gra— sen Onffroy, gesetzlich allein gebühre u. dergl. m. Lord Pon sondy, ohne des Grafen Fähigkeiten weiter zu beräcksüchtigen, nur die Gelegenheit ins Auge fassend, den Aegvptern, vielleicht auch mit der Zeit den Tuͤrken, einen Prätendenten über den Hals zu schicken, versprach dem Grafen Onffrey seinen Schutz, und da er, während der Emigration seines Vaters in Jamalta =. boren, eigentlich Englischer Unterthan ley, gab er ihm Englische Pässe, um nicht durch den Franzoͤsischen Konsul in Beirut, der durch Graf Pontois auf seine Person aufmerksam gemacht wurde, belästigt zu werden. So d . des Englischen Beistandes bei seinem Unternehmen versichert, kam unser Held nach Syrien, um die zahlreiche christliche Bevölkerung des Libanens füuͤr seine Sache zu gewinnen. Der Franzosische Konsul in Beirut, Herr Bourse, der von dem ganzen en, ziemlich unterrichtet schien, wollte ihn festnehmen lassen und nach Frankreich schicken. Allein die Pässe Ponsonby's, sowie der ihm augenblicklich gewährte Schutz des dortigen Englischen Konsuls vereitelten die Schritte des Fran⸗ zoͤsischen Gesandten in Konstantinopel, der obendrein noch, und ehe er Nachricht von dieser Kabale erhielt, den Grafen Onffrey bedeutend empfohlen hatte, und zwar auf Aufforderung der äußerst legteimisti= schen Verwandten des Grasen Pontois. Im Libanon und im gan⸗ zen Gebirge wurde Graf Onffroy ausgezeichnet aufgenomen, und viele Emire wandten sich Jeiner Sache zu, a nachdem er nachgewiesen, daß seinen Ahnen der Boden nicht fremd sey. Man nannte ihn den Franzssischen Emir; der Ausstand wurde organi— sirt und er zum Chef desselben mit ausgedehnten Vollmachten ernannt. So weit ging die Sache gut. Allein sey es Beschet⸗ denheit oder Blöͤdigkeit, oder fuͤhlte Graf Onffroy, daß der Aufgabe, mit seinen Forderungen (ffentlich aufzutreten, nicht ge—= wachsen war, oder sey es (was am Ende allein glaubwürdig ist), daß Lord Ponsonby, nur ein Mittel zum Zwecke benutzend, sen nen beschraͤnkten Geist wuͤrdigend, ihm geheime i ge⸗
ben, mit Vorsicht zu Werke zu gehen und nicht eher mit seinen 5 aufzutreten, bis mehre errungene Siege ihm ein be— deutendes Ansehen bei den Gebirgsvoölkern erworben hätten, kur der Aufstand, vom Anfang an schlecht organisirt, verlor an Krast. Emir⸗Beschir, der mächtigste Fuͤrst des Gebirges und der Evene, wurde durch Spione von den Prätentionen des Grafen unter⸗ richtet; der Patriarch rief die Vöiker nicht unter die Waffen, wie man allgemein gehofft, und zwar aus Furcht, seine unbeschränkte Macht durch einen angeblichen Praätendenten gefährdet zu sehen. Die Gefahr war dringend, sie wurde Mehmed Ali hinterbracht. Dieser setzie Alles in Bewegung, Truppen und Geld; letzteres, um die Drusen zum Abfalle von den Maroniten zu bewegen. Verwandte des Emir Beschir begaben sich ins Lager der genten und machten mehreren von den Häuptlingen begreiflich, daß sie nicht fuͤr sich, sondern fuͤr ein fremdes Interesse das Schwert gezogen hatten; den Muselmaäͤnnern sagten sie, daß ein christlich er 2 gastfreundschaftlich aufgenommen, damit um⸗ ginge, ihre Religion zu unterdrücken. Diese Kunstgriffe gelam gen, die Soldaten Mehmed Alus thaten das Uebrige. Der Saame der Zwietracht trug seine Fruͤchte, und der Aufstand wurde durch die enistandene Uneinigkeit zum größten Theile gedämpft.“
an *
Berlin, 22. Sept. Unserem gestrigen Bericht uͤber den seierlichen Ein zug Sr. Majestät in die Residenz, welcher wegen der Zeit, wo das Blatt geschlessen wird, nur ein vorläusiger seyn konnte, fuͤgen wir heute das Nähere hinzu.
Das Fest wurde durch die Witterung auf das erfreulichste beaunstigt. Die vorhergegangenen Tage hatten wenig erwarten lassen und selbst noch der Morgen war zweifelhaft; um Mittag lösten sich die Wolken und der Einzug selbst wurde durch lichte Sonn enblicke verherrlich? Demnächst erlitt das Fest noch dadurch eine Abänderung, daß Se. Majestat zu befehlen geruht harten, es solle, gleich wie es auch beit Allerhöchstihrem Einzuge in Kö⸗ nigsberg der Fall gewesen, keine Chaine von der Infanterte ge⸗ zogen werden. Es waren also nur die bürgerlichen Gewerke und Innungen, welche mit ihren festlichen Abzeichen das Spalier bil deten. Hierdurch bebe denn das Fest einen rein bürgerlichen und städtichen Charakter. Außer einigen Kavallerie Abtheilungen, welche zur polizeilichen Absperrung der Passagen verwendet waren,
seit 12 Uhr ab waren alle Zagänge zu den Straßen, welche der ug passirte, und von 1 Uhr ab die Straßen selbst geschlossen)
. 1 nnn kurzem Aufenthalte setzten die sehnlich Erwarte⸗
ien den Weg nach der Stadt fort, Se. Majestaͤt der König be—
man das hiefige Milltair, übrigens simmtlich in der Parade⸗
orm, nur bunt gemischt und vertheilt unter den Zuschauern. Gegen ( Uhr stellten die Corps der Gewerke sich auf, den gan— en Raum vom Weichbilde auf der Frankfurter Chaussee bis zum . Schlosse, ungefähr eine halbe Meile lang, zu beiden Seiten aügfüllend. Es waren zwei und funfzig Gewerke, zusam⸗
men uber zehntausend Mann; der Zuschauer dagegen waren von
den dreimalhunderttausend Einwohnern der Hauptstadt wenig
6 Zwei Drittel versammelt. 86 in großer Theil derselben war bereits vor das Frankfurter
Isnäus und bis zu dem Dorfe Lichtenberg geströmt, wo = ere, um 35 Uhr anlangten und ein durch ein De⸗
Namen der Stadt offerirt Dejeuner anzunehmen
anden Sich zu Pferde an der rechten Seite des Wagens, in 2 9 asestät die Königin und die Oberhofmeisterin Gräfin von Reede saßen. An der Granze des städtischen Weich- bildes hatten auch die hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, der Gouverneur und der Kommandant der hiestsen Re, sidenz, so wie der Polizei ⸗Praͤsident, die hohen Ankommenden begrüßt,
Se. Majestàt hatten huldreichst gestattet, daß die Gewerke der Schlächter und der Brauer, so wie die Corporatien der Kauf⸗ mannschaft, die sammtlich zu Pferde waren, den Zug in die Stadt
eröffneten. Das Frankfurter Thor war auf überaus geschmack,
volle Weise in eine Ehrenpforte verwandelt, indem man die beiden obellskenartigen Pfeiler desselben zu einem Gothischen Bogen ver⸗ bunden ha te, über dessen Wölbung die Worte prangten: „Gott segne den König und die Königin!“ Der eine Pfeiler war mit der Statue und den Symbolen der Gerechtigkeit ge— ziert und zeigte in verschlungenen ränzen die Worte: „Weise“, „Gerecht“ „Stark“, während der andere Pfeiler die Statue und die Symbole der Charitas mit den Worten: „Fromm“, „Mild“ und „Huldreich“ trug. Auf beiden vor dem Thor er— richteten Tribünen befanden sich die Kommunal⸗Beamten und die Stadterordneten, zusammen mehrer Hundert, in deren Mitte die hohen Herrschaften anhielten Es näherten sich dar— auf der Oderburgermeister Krausnick und drei Stadträte, so wie der Stadtverordneten ⸗Vorsteher Desselmann und drei Stadt⸗ verordneten, um Namens der Stadt die Freude über die glück⸗ liche Raͤckkehr Ihrer Majeslaͤten durch einige Worte zu erkennen zu geben. Der Oberbaͤrgermeister wandte sich zunächst an Se. 5. mit den Worten, die Stadt habe dem Wunsche nicht widerstehen können, dem Könige, dem so eben ein Theil der Monarchie feler⸗ lich gehuldigt habe und dem der andere Theil auch bald inner— halb ihrer Mauern in diesem Akte der unverbrüuͤchlichen Unter—
w folgen wurde, vor Allem ihre Liebe und Anhäng—
chkeit an den Tag zu legen. Se. Majestät erwiederten huloreichst, nach der Erinnerung, etwa Folgendes:
Meine Herren, Sie kommen Mir mit so vieler Festlichkeit und Freundlichkeit entgegen. Ich vermag die Gefühle, die die ser Empfang in r erregt, kaum in Worte zu bringen. 53 wissen, wie abhold der Hochselige König allem lauten und äußeren Gepränqe war und wie er jegliche Veranlassung dazu ab— lehnte 24 Ich bin kein Freund davon. Ich bin daher lange mit Mir darnber zu Rathe gegangen, wie Ich Mich in diesem Falle zu erhalten hätte. Endlich hin Ich aber ju der Ueber zeugung ge, kommen, daß Ich der Siabt und Vurgerschaft Mich nicht entziehen darf. Mein hochseliger Vater, der viel, sehr viel für das Land und die Stadt gethan, hatte sich das Necht erworben, bescheiden zu seyn. Er hatte es sich durch die Fulle seiner Tha—
errungen, fa eroert. Ich habe ein solches Recht noch nicht, und darum mochte der Stadt einen Festtag nicht versagen
fie sich bereitet hatte. Ich habe noch nichts fuͤr Sie gethan. Ich daher diese Aeußerungen schon jetzt dankbar an— so lassen Sie uns das Abkommen mst einander treffen,
„ wenn es Mir einst unter Gottes Beistand gelingen wird, recht viel fuͤr das Land gethan zu haben, und Ich Kehre dann wieder einmal zu Ihnen zuruͤck, Sie Mich alsdann, — dieses Abkommen lassen Sie unter uns bestehen, — ganz still in diese Mauern einziehen lassen.“ .
Die Schlußworte Sr. Majestaͤt gaben dem Ober, Buͤrger⸗ messter Veranlassung, ehrfurchts poll zu entzegnen: „In unseren
werden Ew. Königl. Majestät stets mit lautem Jubel „und im mer darin weilen!“ an kann sich denken, welche Ruͤhrung, welche Theil e Worte der Erinnerung an den hingeschiedenen theuern Monarchen in allen Herzen fanden. Der Ober ⸗Burger⸗ meister wandte sich darauf an Ihre Masestaͤt die Königin, indem er die Freude der Hauptstadt zu erkennen gab, wiederum eine Mutter des Landes, die sie seit dreißig Jahren nicht gesehen und seitdem sters betrauert habe, in Aller höchstderselben begruͤßen und mit voller Seele verehren u durfen. Auch Ihre jsestat ge⸗ ruhten diese Anrede in huldreichster Weise mit einigen Worten za erwiedern.
Unter dem lauten Jubelruf der Versammelten setzte sich nun der Zug durch das Thor in Bewegung. Ihren Majestäten, Allerhöchstwelchen die berittenen Corps vorangogen, folgten zu⸗
U die Königl. Prinzen und die Generalität, worauf sich
Kemmunal Beamte und Stadtverordnete zu Fuß an—⸗ Die im Spalier vom Thore bis an das Königliche
; aufgestellten Gewerke und die 4 folgten so⸗
dann, und zwar immer, sobald der Zug bei ihnen voruͤbergekom⸗ men war. Ihre Majestten schienen ergriffen von den Lberall unter den Einwohnern sich kundgebenden Gefühlen der kiebe und Verehrung. Sämmtliche Straßen, durch die der Zug ging, glichen einem großen Blumengarten; uber die Straße fort waren schwere Laubgewinde mit Kronen und den Namenszuͤgen gefeierten Königspaars gespannt. In dem Augenblick, wo Majestaͤten vorüberzogen, wurden aus vielen Fenstern in geschwenkt, Blumen geworfen, die Damen wehten mit Tachern und alles brach in einen rauschenden Jubelruf aus, welcher weder Glockengeläute, noch Musik, noch den Kanonen— donner vernehmen ließ.. Ihre Majestaten bewegten sich im Schritt vorwarte, haufig anhaltend, und schauten herablassend die Reihen der Gewerke entlang, ihre Embleme und Insignien betrachtend; eben so huldreich schauten Allerhöͤchstdieselben auch zu den Fen⸗ ern der Häuser empor und erwmiederten auf das leutseligste die grüßungen, welche die sichtbarste Liebe Ihnen überall dar— krachte. Im Köonigiichen Schloß angelangt, traten Ihre Maje, stäten, so wie die Prinzen des Königlichen Hauses, auf den Bal, kon hinaus und geruhten, die durch das Portal einziehenden Ge— werke in Allerhöchsten Augenschein zu nehmen. Wir haben noch uͤbrig, die Auge der Gewerke und In— nungen, welche einen wesenclichen Theil des bürgerlichen Festas ausmachten, einigtrmaßen zu ch rakteristren, denn eine Beschrei⸗ bun! ist nicht möglich, da sogar schon beim Schauen die jmmer er, , Menge sich ermüdet fand. Diese Aufzüge boten inen Andlick der seltensten und erhabendsten Art dar, wie ihn nur
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eine so gewerb⸗ und industriereiche Stadt, wie die unstige, und nu eine so allgemeine Anhänglichkeit und Liebe zu 6 . konnten. se berittenen Corps zeichneten sich auf das vortheil⸗
freste aus; die waren uniformirt, die Schlächter braun mit
old, die Brauer schwarz mit Silber, sammtlich fehr wohl berit⸗ ten und von trefflichen Musitchsren begleitet Die Kaufmann⸗ sHast erschten in schwarzen Civillleidern und zeichnete sich außer ihrer Haltung und der gewählten Schönheit ihrer Pferde durch das vollkommen gleiche 6. neue Riemzeug derselben aus. Nicht mmoer hatten aber zu Fuß erscheinende Gewerke dafür gesorat, sich festlich zu zeiger und die Augen der staunenden Menge auf ich zu ziehen, welche denn auch nicht unterließ, durch unwillkur. liche Laute der Bewunderung die einn vor den an seren autzu— zeichnen. Alle hatten in den Smmlichen Farben und Zeidzen ihre Fahnen, Panntere und Standarten, sie waren mit farbsgen
chärpen und Aszeichen dekorirt und marschirten in geichlossenen Gliedern. Ueberdies trugen die meisten die Erzeugnisse ihrer Ar— beit in den sinngreichsten und kostbacsten Exempiaren und zugleich ihre Werkzeuge auf hochragenden, meistens mit Bandern ge— schmuͤckten Stäben, und wir haben schon gestern gesagt, daß vlele von Fahnenschwenkern begleitet wurden, welche, bese ndert wo es Auf⸗ enthalt gab, die Zuschauer belustigten, ihre bunten Fahnen hoch in die Luft werfen d. Besonderen Beifall fanden die Goldschmiede durch die reiche Pracht der Kunstwerke in den edlen Metallen, welche sie vor sich hertrugen; die Klempner dagegen fuhrten einen geharnischten Ritter, auf einem gleichfalls geharnischten Streitroß rei⸗ tend einher, ihm folgten 4 andere zu Fuß; die Stellmacher fuͤhrten unter anderen Werken ihrer Hand auch das allerliebste Modell einer ganzen Schnellyost, die dimmerleute, welche so wie die Maurer sich durch einige bärtige Reihen noch mehr Ansehen verschafften, trugen in rei⸗ cher Zahl die erbaulichsten Gegenstande, ganze Thuͤrme und eine Menge der komplizirtesten und sinnreichsten Dachgestüͤhle, dagegen hatten die Tischler fuͤr den sammilichen Hausrath gesorgt; keiner ihrer Meister, ihrer Gesellen und Lehrlinge war in ihrem langen Zuge, der nicht auf seinem Stabe irgend ein zierlichts Möbel oder Ge— räth, von der Wiege bis zum Sarge, den Beschauern dargebo— en hätts. Far den en, ,,. hatten die Bäcker, die Pfef⸗ serkuͤchler u. s. w. in ihren Emblemen das Ihrige gethan; die Letzteren hatten auf ihrer Fahne den Berlinischen Baͤren abgebil⸗ det, dem ein suͤßbuftender Bienenstock Appetit gemacht hat. Die Drechttler stellten unter anderen ein ganzes Schachspiel in seinen einzelnen Figuren auf ihren Staͤben dar. Viel Aufsehen erreg ten die Fischer mit einem maͤhrchenhaft erscheinenden kolossalen Fangnetz von gierlichster Arbeit in grüner Seide, mit vergol— deten Schwimm oͤlzern geschmuͤckt. Auch die Glaser blieben nicht zu⸗ ruͤck; ihr zahlreiches, stattlich erscheinendes Gewerk prangte r 3 kunstreichen Arbeiten, einer Sonne, einem Stern, mehreren Wap— pen u. s. w. Durch schoͤne Fahnen wurden noch die Seiden wirker ein Gegenstand der Bewunderung und die Buchbinder trugen ein purpurrothes durch reichen Golsdruck verziertes Pa— nier vor sich her. Es ist unmöglich, hier den langen Zug, der bis in die Dimmerung hinein und bis zum Beginn der Illu— mination dauerte, in den Einzelheilen zu verfolgen. Der Eindruck so viel aufgebotenen Kunstfleißes und einer so großen - von innen herstammenden Uebereinstimmung war ein erhabener und ruͤh⸗ render, wie ihn kein noch so großes Festgepränge hätte hervor— bringen können. Alle kamen und wollten sich ihrem Fuͤrsten zei⸗ gen und Alle trennten sich gluͤcklich in dem Gefühlt, von ihm ge—⸗ sehen und bemerkt zu seyn. Unter den Zuschauern herrschte eine
Haltung, Stille und Ehrerbietigkeit, welche keine Folge von po—
likettichen Maßregeln war; selbst der Judelruf war nur ein be⸗ scheidener, aber ö tausendfach erschallend um so erhebender. Sei⸗ nen H begrüßend erfreute sich das Volk am Volk.
Dir Illumination war eigentlich keine auffallende zu nennen, aber sie war um so allgemeiner und gleichmäßiger, und gerade so entsprach sie dem schnen Charakter des Festes um so beffer. Die Stadt hatte das Berliner, so wie das Kölnische Rathhaus er⸗ leuchtet, die lange Brucke, die Koͤnigsbruͤcke und die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Thor. Alle Straßen waren lampenhell und nur, wo man ein dunkles Gebäude entdeckte, war es ein Königliches. Durch die erleuchteten Straßen bewegten sich un— absehbare Wagenzuͤge in mehrfachen Reihen hin; unermeßlich aber war die vergnügte, stille Volksmenge, welche, alle Stände unter⸗ mischt, 4 und obwohl auf das dichteste geschaart, dennoch ohne allt Störung der Ordnung lustwandelte.
— — Starg ard, 20. Seyt. Von Königsberg in Preu⸗
ßen zuruͤckkehrend und gleichsam einen Triumphzug durch die Provinz Pommern haltend, der Ihren Königlichen Majestäͤten von der ungeheuchelten Liebe des Volks bereitet wurde, trafen Allerhoͤchstdieselben am 14ten d. gegen 9 Uhr Abends auf dem, dem Ober⸗Regierungs Rath und Direktor der Königlichen Gene—⸗ rel. Kommission zu Berlin, Grafen von Itzenplitz, zugehorenden, 1Meile von hier gelegenen Gute Barkewitz ein und geruhten, daselbst Ihr Absteige⸗Quartier zu nehmen, um von dort aus an den nächstfolgenden beiden Tagen den seit dem 11Iten d. begonne⸗ nen Feld Wanövers des 2ten Armee Corps zwischen hier und Jateo bohagen beizuwohnen. Ihre Masestäten hatten die Gnade, sich uͤber die in möͤglichster Eile fuͤr Sie getroffenen Empfangs Anstalten überaus huldvoll zu äußern und mit gleich gnädigem Wohlgefallen am folgenden Tage ein Diner bei dem Ober⸗Praͤsi⸗ denten der Provinz Pommern, von Bonin, auf dessen nahegele⸗ genen Gute Schäneberg anzunehmen, zu welchem, mit Genehmi—⸗ gung Sr. Masestät, die anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, mehrere kommandirende Generale und die ersten Mili⸗ tair⸗ und Civil⸗ Autoritäten der Provinz geladen waren. Nachdem das Feld Manöver am 16ten Mittags in der Nähe der hiesigen Stadt, dam Verlauten nach zur vollkommenen Zufriedenheit Sr. Majestat, geschlossen war, hielten Ihren Königliche Majestaten egen 2 Uhr durch das festlich geschmückte und gleichsam in eine hrenpforte verwandelte Wallthor Ihren Einzug in die hiesige Stadt und gelangten durch die reich mit Laub? und Blumen— Guirlanden verzierten Straßen und durch die Ihnen entgegen jubelnde Volksmenge zu den fuͤr Allerhöchstdieselden in der Kö— nigsstraße in den aneinander gränzenden und mit einander in Verbindung gesetzten Häusern des Hauptmanns a D. Wie— mann und des Musik⸗ Lehrers Weber, bereit gehaltenen Wohnung, vor welchen eine Compagnie Garde ⸗Landwehr und die hiesige Schützengilde, der sich der größte Theil der hiesigen Bäargerschaft bezirksweise angeschlossen haute, in Parade aufgestellt waren und woselbst sich auch der Manistrat und die Stadtwerordneten, die hier anwesenden Präsidenten der Königlichen Landes Kollegien, bie sämmtlichen Mitglieder der Königlichen General Kommi sion den Ponunern, die hiesige Geistlichkeit, an deren Spitze ch der Bischof Dr. Ritschl befand, die sammitlichen itglieder der Alt⸗Pommerschen Landstube und des Neu-Vor, ommerschen r, . und eine große Zahl zum Stande der itterschast gehörige Gutsbesitzer, so wie auch viele andere aus— rn, . Fremde, zum ehrfurchtsvollen Empfange Senn Königl. asestaen versammelt hatten. Allerhochstdieselben geruhten, die
Aeußerungen der Freude uber Ihre glückliche Ankunft huldvoll entgegenzunehmen und entließen die Versammlung unter den nädigsten und wohlwollendsten Versicherungen. Am Abende der nkunft Mhrer Majesta en war die ganze Stadt alanzend er⸗ leuchtet. Den solgenden Vormittag widmeten Se. Masestät der König den Staars geschaften und geruhten demnächst die Gen era—⸗ lität, den Ober Präsidenten und sammtliche Stabs Offiziere ges Aten Armee Corps zur Tafel zu ziehen. Am Abende dteses Ta— ges hatten Ihre Königl. Majestaten die Gnade, das von ern drei Ständen der Provinz, Ritterschaft, Stabte und Land ⸗ G. meinden, vorbereitete Fest huldvoll anzunehmen und auf demel⸗ ben mehrere Stunden zu verweilen. mr e enen, scht nen von den Einrichtun en desselben auf das angenehmste überrardt und außer en sich gegen die Anordner dessclben wiederholentlich auf eie begluͤckendste Weise. Am 1idten Vormittags war große Parade ⸗Aufstellung des Iten Armee Coros und zweimaliger Vor⸗ deimarsch, nach dessen Beendigung Se. Majestät der A6nig, in Begleitung Ihrer Majestät der Königin, nach dem Infanterie Lager bei hiesiger Stadt fuhren und von der ganzen Einrichtung desselben, der Verpflegung der Truppen darin u. s. w. die genaueste Kenntniß nahmen. Zu Mittage hatten sammtliche Stände der Provinz, die Chefs der Civil-⸗Behörden und eine große Anzahl anderer Fremden die Ehre, zur Königlichen Tafel befohlen zu werden, vor deren Aufhebung Se. Masestat einen Toast auf das Wohl der Stände Pommerns auszubringen, sich noch einmal über das Ihnen gegebene schone 3 auf das herablassendste und wohlwollendste auszusprechen geruhten, die ganze Provinz Ihrer gaädigsten Zuneigung und Liebe versicherten Und mit den zur Vegeisterung hinreißenden Worten schlossen, daß, so wie die Stande Pommerns von Jahren her mit dem Statthalter von Pommern zufrieden gewesen wären, sie es auch gewiß niit dem nunmehrigen Herzog von Pomniern seyn sollten. Nach aufgehobener Tafel geruhten Ihre Königl. Majestäͤten sich noch län⸗ gere Zeit mit vielen Anwesenden auf das leutseligste zu unterhalten und Ihre Zufriedenheit wit Ihrem hiesigen Aufenthalt an den Tag zu legen, besonders verpflichteten Seine Majestat der Kz⸗ nig den Oberbürgermeister Weier, es der ganzen Buürgerschaft .,. zu verkuͤndigen, daß Allerhöchstdenenselben hinsichts der suͤr Sie und Ihre Mäjestat die Königin getroffenen Quartier⸗ Einrichtungen nichts zu wuͤnschen übrig geblieben wäre, selbige vielmehr Ihr vollkommenstes Wohlgefallen erhalten hätten. Nach der Tafel nahm Ihre Majestät die Königin Damen⸗-Cour am Seine Majestat der König aber begaben sich in die Marien, Kirche, wo Allerhoͤchstdieselben von der Geistlichkeit erwartet wur— den. Spater erlaubten Se. Majestàt der König, daß eine De⸗ putation des hiesigen Gymnasiums Al he c l en ein Festge⸗ dicht uͤberreichen durfte und der Musiklehrer Weber, in def Hause das Quartier fuͤr Ihre Majestat die Königin bereitet war, erfuhr die Auszeichnung, Ihren Königl. Majestäͤten von einigen seiner Schülerinnen ein musikalisches Divertissement auf mehreren Fortepianos vortragen lassen zu durfen, welches von Ihren Majestaͤten mit dem aufmunterndsten und gnädigsten Bei⸗ fall aufgenommen wurde. Am 19ten Morgens gegen 9 Uhr ver⸗ ließen Seine Majestät der König unsere Stadt, um noch ein Corps Mandver von den Truppen ausführen zu lassen und dem⸗ nächst sogleich Ihre Reise nach Stettin fortzusetzen; eine Stunde spater folgte Ihre Majestät die Königin, Beide von den heißesten Segenswuanschen der hiesigen Einwohner begleitet und die heilig sten Erinnerungen an zahllose Beweise unbeschreiblicher Huld und Guͤte des hoch verehrten Herrscherpaares in Aller Herzen zuruͤcklassend. Vor der Abreise hatten Se. Majestät der König 9, Gnade, dem Oberburgermeister Weier ein Geschenk von 160 St. Frie⸗ drichsder für die hiesigen Armen zustellen zu lassen, welchem Ihre Majestät die Königin ein gleiches sd von 109 Frie- drichsdor beifügen zu lassen gerühten. Dem Hauptmann We mann verliehen Se. Masestät einen kostbaren Brillantring und dem Musiklehrer Weber Ihre Majestät die Königin eine werth⸗ volle goldene Dose. —
Stettin, 19. Sept. (Stett. 3.) Mit dem
Tage sollte unsere Stadt ihre lange gehegten Wunsche, ihre sten ge en, erfullt sehen; schon lange vorher hatte sih treue Stadt bemuͤht, gerade am heutigen Tage ihr e anzuziehen, und jeder ihrer Einwohner hatte mit freudigstem He zen sein Scherflein zu ihrem Schmucte beigesteuert, es galt sa auch ihr heutiges Ehrenkleid dem geliebten Herrscherpaare, ihrem Könige Friedrich Wilhelm IV. und Seiner hohen Gemahlin, wöe sollte sie auch heute das, was jedes Preußen Herz bewegt, nicht froh und fröhlich vor aller Welt aussprechen und selbst zußerlich darlegen; die Liebe Und Treue zu ihrem theuren Fuͤrsten! — und so hat sie es gethan, sie that ei durch den hoͤchsten wie 335 geringsten ihrer Einwohner, ja sie that es selbst durch den Mund ihrer Wittwen und Waisen; aber auch ihre Aerndte war groß; denn ihr „Heil dem theuren Königs⸗Paare!“ ging zum wie es aus vollstem Herzen kam, das sagten uns die Königsie Huld und Gnade, welche das hohe Herrscherpaar umflossen, das sagte uns jeder ihrer begluͤckenden Grüße. So wie Se. Ma— sestät die Huldigung unserer Stadt bereits in Köslin gnaädigst aufzunehmen geruhten, eben so ward jetzt dieselbe Gnade allen Städten, ja selbst den geringsten Ortschaften unserer Provinz zu Theil, welche Allerhöͤchstdieselben auf gegenwärtiger Reise berühr— ten; alle wetteiferten in den Beweisen ihrer Liebe und Anhang—⸗ lichkeit und die Königl. Reise ward zum Triumphzuge! — So sollten Ihre Majestäͤten heute Nachmittag um 3 Uhr Ihre treue Stadt Stettin erreichen. Alles war in der gespann— testen Erwartung. Die Straßen und Hauser, durch welche sich der Koͤntaliche Zug bevegen sollie, waren mit Eh— renbogen, Laub, und Blumengaewinden aufs reichste gesamuückt; am Parnitzer Thore hatten sich der Magistrat und die Stadt verordneten aufgestellt, an beiden Seiten der großen Lastadie, die saänmmtliche Buͤrgerschaft nach der in der Städteordnung vorae— schriebenen Gliederung in einzelne Bezirke, jeder Bezirk mit seiner Stadt Fahne, und die Zimmerleute mit ihren Fahnen und In— sinnen bis zur Langen Beuͤcke; auf der Langen Brucke standen die Kaufmannschaft und die Handlungs⸗Gehuͤlfen zu beiden Sei⸗ ten, von der Langen Brücke ab, durch ie Könias⸗, Schulzen⸗ und Breitestraße, über dem Roß Markt bis zur Louisenstraße die Gesellen der verschiedenen Gewerke, gleich alls mit ihren Fahnen und
nsianien, und in der Loui enstraße bis zum Landhause die Buͤrger⸗
chuͤtzen⸗Lompagnie mit ihren Buͤchsen. Alle diese hatten, ven der Ankunft unterrichtet, ihre verschiedenen Stellungen eingenom men, während das Wogen einer unzähligen Volksmenge sich durch . . — * des frohen 1 R 2 An
unft des geliebten Herrscherpaars harrend. 1. Uhr kamen Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrech⸗ 2 * ten in dem Hotel des kommandiren den le. G, aur, Dohna a6. — Jetzt lonnten Ahr. Masen en m,, n, fernt seyn; — da vertuͤndete um hald * ut n neren Geschültzes und das Euren der Glocken
14 deruhr⸗ Stadt, daß Mhre Majestaten das is der Stadt deruhe