usspruche der Jury, erwartet, aber sein Wagen zer, — 8 err Raspail hat die Teller unter⸗ sucht, auf denen die Arsenikflecke erlangt worden waren; er be hauptet, daß jene Flecke von der Anwendung der salpetersauren Pottasche herruͤhre, und daß Herr Orfila durchaus Un— recht gehabt habe, nach Operirung mit jenem Reagens auf Vergiftung zu schließen. — Madame Lafarge hat ge⸗ stern Morgen ihr Cassations/ Gesuch unterzeichnet. Ihr morali⸗ scher Muth soll sie nicht verlassen haben. .
Großbritanien und Irland.
London, 23. Sept. Mehrere Dampfschiffe der Regierung haben seit einigen Tagen in geheimer Sendung Led nr n. verla
Man vernimmt auch, daß Matrosen, welche den Häfen von Northfleet
und Gravesend angehören, freiwillig in den Königlichen Seedienst eingetreten und in Masse nach Pertsmouth gewiesen worden sind, wo sie auf der „Queen“ von 120 Kanonen eingeschisst werden, um mit dem Admiral Codrington an Bord nach dem Mittelmeer abzugehen. Aus Liverpool wird unterm 18. Zeptember ge— schrieden: „England hat der Franzoͤsischen Marine ein nachah⸗ menswerthes Beispiel gegeben. In weniger als 14 Tagen hat es die Ausrüuͤstung von 16 Kriegsschiffen vollendet, ungerechnet die Dampfschiffe, die aus Spanien kommen und fuͤr den Dien im Orient in Requisition gesetzt worden sind. Alle diese Schiffe haben ihre Bemannung dadurch erhalten, daß man ur un lige Zettel, welche in den an die Bassins angraͤnzenden Straßen angeschlagen waren, Seeleute mittelst Versprechungen von Geld, Beute und guter Kost an Bord ohne viele Arbeit zur Dienst— nahme anzulocken wußte. Diese Ruͤstung fand statt, ohne daß die Presse davon Kenntniß hatte, und erst jezt erfährt man die, selbe, da die Kriegsschiffe segelfertig sind. ir haben hier jetzt z Dampsschiffe, und man zählt 13,000 Seeleute, die ohne Ver, zug in den Dienst eintreten koͤnnen.
Zu Mount Mellerey in der Grafschaft Waterford befindet sich eine Art Mönchskloster, das gegenwartig S6n Mitglieder zählt, die sämmtlich eine lange braune Kutte tragen. Ihre ganze Zeit ist, die Stunden des Schlafes abgerechnet, dem Gebete oder der Feldarbeit gewidmet. Sie gehen das * Jahr hindurch um d Uhr Abends zu Bett und stehen um 2 Uhr wieder auf. Ihre
Kost ist bloß vegetabilisch und wächst in ihrem eigenen Garten; nie essen sie Fisch- oder Fleischspeisen, und ihr einziges Getränk ist Wasser. *** Kapelle ist sehr schoön und wird von den zahl— reichen Besuchern bewundert, welche der Abt mit großer Gast⸗ freiheit aufnimmt. Die Manche beobachten stets das tiefste Schweigen und sind fast unaufhöͤrlich mit ihren ländlichen Arbe ten beschaͤftigt.
Der Limerick Reporter zeigt an, daß sieben katholis Bischöfe Irlands, welche fuͤr die Auflösung der Union stimme eingeladen worden seyen, an dem Diner Theil zu nehmen, we ches , zu Ehren im Oktober zu Limerick veranstaltet werden soll.
Das Dublin Journal sieht das 8 der Preise des Schlachtviehs, das durch Spekulanten in Massen aufgekauft wird, als Vorzeichen eines nahen Krieges an.
Der Vice⸗-Gouverneuer der Bank von England gab dieser Tage an, daß die Regiexung von der Bank 13 Millionen Pfd. St. zu 4M pCt. geliehen, wovon sie jährlich 885,710 Pfd. ju⸗ rückgezahlt, so daß sie der Bank gegenwärtig noch etwa 9! Millionen schuldig ist.
Das „Journal des Debats“ hat kuͤrzlich behauptet, daß England die Partei der Eraltados in Spanien unterstutze, um dieses Land in denselben verarmten in zu stürzen, in wel⸗ chem sich Portugal bereits befinde. Der ministerielle Globe er⸗ wiedert darauf unter Anderem: „Wir wollen auf all dies Ge⸗ schwätz uber die Englisch⸗Spanische Politik weiter nicht antwor— ten, sondern nur fragen, welchen denkbaren Vortheil ein handel— treibendes Volk, wie das unsrige, dabei haben könnte, seine Ab⸗ nehmer in den Zustand, in welchem sich Portugal befindet, zu bringen. Es wurde wahrlich schlecht um uns aussehen wenn wir keine bessere Abnehmer hätten. Das „Journal des SDebars⸗ legt uns die ganze fruͤhere Eifersucht des Merkantil⸗Systems bei, und doch weiß Kilt he besser als jenes Blatt, daß seine Be⸗ schuldigungen veraltet sind. Spanien muß erst blühend werden, ehe der Handel mit ihm bluͤhend werden kann; es muß sich erst selbst bereichern, ehe es uns bereichern kann.“
Die Handels-Kammer hat den Königl. Ingenieur Ob erst⸗ Lieutenant Thomson beauftragt, die Eisenbahn in den ͤstlichen Grasschaften, auf weicher sich in der letzteren Zeit mehrere Un— gluͤcksfälle ereignet haben, zu besichtigen und darüber Bericht zu erstatten. ;
Ein Verein, der sich der Central⸗Amerikanische Land-Verein von York und Lancastershire nennt, hat in den Manufaktur⸗Di— strikten Ankuͤndigungen vertheilt, worin die unteren Klassen auf⸗ gefordert werden, Grundstuͤcke an der Muskito⸗Kuͤste zu kaufen, wo unter der Leitung des Gouverneurs von Honduras schon eine Kommission niedergesetzt sey, um fuͤr diesen i , zu entwerfen, und das Christenthum dort einzufuͤhren. er Slobe warnt jedoch vor dieser Aufforderung, die Kommission, sagt er, die von dem Ober-Intendanten zu Honduras niedergesetzt wor⸗ den, sey von der Regierung gar nicht genehmigt, und die Ne— gierung uͤbernehme hinsichtlich der Lage der Englischen Untertha⸗ nen, die etwa nach der Muskito⸗Kuͤste auswandern wollten, durch⸗ aus keine Verantwortlichkeit.
Die Eigenthuüͤmer von Kanälen beabsichtigen, um der von ihnen gefürchteten Konkurrenz der Eisenbahnen zuvorzukommen, die großen Kanal-Linien in England durch kleinere Glieder zu verbinden und dadurch die e mn, een une men wieder zu
eben. ; Das Londoner Bankier⸗Haus Hammersleys und Compagnie hat seine Zahlungen eingestelst. 3 näheren Erkundigungen zeigte es sich aber, daß dies nicht in Zahlungs Unfähigkeit, son= dern darin è em hatte, daß der einzige Chef desselben lötzlich mit Tode abgegangen war. 6 Ja Praͤsident des Geheimen Raths, Marquis von Lans downe, hat unterm 15. Seytember aus Cork in Irland ein
Schreiben an den Pather Mathew erlassen, worin er dessen Be—
mühung zur Verbreitung der Mäßigkeit anerkennt und ihm eine
Anweisung von 1090 Pfd. Sterl. fuͤr irgend eine Armen-Anstalt
zusendet.
In einer hiesigen katholischen Kapelle wurde vorigen Mitt, woch ö. den Polnischen Grafen, welcher an der ,, . Louis Bonapartes Theil genommen hatte, aber bei Boulogne in der See ertrunken war, eine Todtenmesse gehalten. Viele der Polen, welche sich hier in London befinden, hatten sich zu diesem Gottes
dienst eingefunden.
In mehreren Theilen des nördlichen Englands ist , Mittwoch Morgen mehrere Zoll
Dienstag Nacht Schnee gefallen. Die BVergkuppen bei
side und Keswick waren am
1092
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat sich jetzt auch ein Naturforscher⸗ Verein, nach dem Vorkilde des j lischen, gebildet und in Philadelphia seine erste , , (halten. Die zweite Versammiung soll im April 1831 statt= nden. ;
Nieder lande.
Aus dem Haag, 25. Sept. Dem Handels blad zu— folge, geht das Gerücht, daß der Minister des Innern, General⸗ Lieutenant de Kock, das Portefeuille des Kriegs- Ministeriums erhalten werde, während der Staats- Seeretair van Doorn an die Stelle des Ersteren treten wurde.
Belgien.
Deutsche Bundes staaten.
Erlangen, 23. Seyt. (Süͤdd. Bl) Unsere Versamm, lung der Naturforscher und Aerzte hat den besten Fortgang. Nachdem inzwischen in den einzelnen Sectionen mancherlei In. teressantes verhandelt worden, fand gestern die zweite allgemeine Sitzung statt. Von dem in den Sectionen Vorgekommenen sey hier nur namentlich der mineralogisch, geognostischen Aufstellung der Mineralien und in Ausgrabungen erwähnt, welche der Ludwigs ⸗ Kanal nach seiner ganzen Erstreckung bisher ergeben hat. In der gestrigen sehr zahlreich besuchten zweiten allgemei⸗ nen Versammlung wurde vor Allem der nächste Versammlungs— ort gewählt. Die Wahl fiel auf Braunschweig. Sodann begrüßte die Versammlung Herr Professor Olympios aus Athen im Namen dieser Stadt und ihrer Universität, so wie Griechen lands uberhaupt, uber deren naturwissenschaftliche und medizini—⸗ sche Bestrebungen und bisherige Leistungen er zugleich nähere Auskunft gab. Die Liste der Mitglieder der Versammlung er⸗ hält fortwährend Zuwachs. Das heutige Blatt wird die Zahl 00 ziemlich vervollständigen. An Vergnuͤgungen fehlt es der
tags und Abend ⸗Versammlungen im Redouten⸗Saale war — nach 9 sehr belebten 6 in Nurnberg — am letzten Montag hier Harmonie⸗Ball, nachdem man Nachmittags vorher Kaffee im Enkeschen Garten getrunken hatte. estern sahen und hör— ten wir im Theater Zampa, recht brav aufgeführt. Heute wird Erlanger Bergfest seyn, das mit einem Feuerwerk schließen wird. Unsere Gaͤste Außern sich aber auch durchgängig auf das unzwei⸗ deutigste sehr zufrieden mit dem diessährigen Versammlungsort und der Versammlung selbst. Wie wir hoffen durfen, so fanden die Meisten in Erlangen bei weitem mehr, als sie erwartet hat⸗ ten, und die Versammlung hat bisher einen recht guten Ton und gemessenen Gang behauptet. Die dritte und letzte Sitzung wird morgen, Donnerstag, den 24sten stattfinden.
Sch weiz.
Die Neue Zuͤricher Zeitung schreibt aus Zurich: „Auf ein Geruͤcht von einem Zuge aus dem hintern Lande gegen das Haus des ehemaligen Seminar-Direktors Scherr bewaffneten sich am 17. September die Anhänger des Letztern in Winterthur und bald zum Schutze der Stadt die ganze Einwohnerschaft, man blieb unter den Waffen bis in die späte Nacht, die folgen den Tage wachte die Bürgergarde. — Herr Professor Pfeufer, der Nachfolger Schönleins ist in Zuͤrich angelangt. e. In Va⸗ selland sind die politischen Gefangenen alle auf freien Fuß gestelli, Heinrich Martin und Völlmy ausgenommen.“
Spanien.
Madrid, 17. Sept. Man versichert, die Königin von Großbritanien habe der Köͤnigin⸗Regentin in einem eigenhändigen Schreiben ihren Beistand angeboten und ein Englisches Geschwa— der, das auf Verlangen sogleich von Gibraltar nach Valencia ab segeln konne, zu ihrer Digposition gestellt.
Coru5g, Betanzos, Orense, Oviedo, Santona und Castro de Urdiales haben sich fur die Bewegung ausgesprochen. An der Spitze der Junta von Oviedo steht Don Evaristo San
a Erzbischof von Soria, ein ausgezeichneter Kanzelredner, ist, während er auf einer Rundreise in seiner . begriffen war, auf 3h der höchsten Regierungs⸗Junta verhaftet und nach Badajoz abgefuͤhrt worden.
ampelona, 17. Sept. Gestern wurde hier ein Versuch 3, i der Bewegung anzuschließen, indeß durch den Ge— neral Rivero an der Spitze der Truppen unterdrückt, der zugleich den Behörden anzeigte, daß er bei einer Wiederholung dieser Un— ruhen die Stadt in Belagerungs-Zustand erklären und die Ruhe⸗
stoͤrer werde erschießen lassen. * Tür e et.
Konstantinopel 8. Sept. (A. 3.) Nachstehendes ist ein neuer 1 über die Verhandlungen mit Mehmed Ali: „Nach Verlauf der ersten Frist begaben sich die Konsuln der Vertrags— Mächte zu ihm, um ihm den bereits , , Verlust des Paschalits von St. Jean d Are, die Beschraͤnkung seiner Bot—⸗ mäßigkeit auf Aegypten zu Gemüuthe zu fuhren, sodann die Ge— fahr, in der er schwebe, binnen kurzein Aegypten zu verwirken. Wider alles Erwarten erwies Mehmed Alt diesmal aus,
Londoner Vertrags genau erwogen, auch glaube, dessen Geist richti * n, . haben. Dankbar nehme er Aegypten und die dl. dieses Landes seiner Familie verliehene Erblichkeit an. Er erkenne vollkommen die Billigkeit dieser Bestimmung an; doch könne er Syrien nicht aus den Augen verlöeren; er. aße während de acht Jahre, seit er die Administration dessel⸗ en aus den Händen des verstorbenen Sultans empfangen Wunder gewirkt in jenem Lande der Unordnung, der Meute⸗ rei und der Empörung; unn 3. könne sein Herr, der Padi—
höch mit Schnee bedeckt; er schmolz Jedoch schon vor der nächsten Nacht wieder.
in Berücksichtigung der Verdienste, die er, Mehmed Ali wa , die ö der chrifllichen Bewohner des Ciba⸗ nons um das Osmanische Reich erworben, dieses Land seiner
Versammlung keinesweges. Außer den taglichen zahlreichen Mit. 8
nehmend artig, er versicherte, daß er die Bestimmungen des
den
Verwaltung zu entreißen beabsichtigen. Deswegen sey Herr von Walewski von ihm nach Konstantinopel gesandt worden mit so billigen Bedingungen, daß er sich schmeichle, dieselben wer— den nicht nur die Pforte, sondern auch die hohen kontrahiren—⸗ den Mächte des 15. 27 befriedigen. Herr von Walewski werde diese Wuͤnsche und Meinungen dem Sultan selbst vortragen, dieser Abgesandte werde gewissermaßen ihn und zugleich Frank— reich in Stambul vertreten, was ihm gewiß zu Statten kommen muͤsee. Nach dieser sonderbaren Erklärung ließ der Pascha die Kon ⸗ suln nicht mehr zu Worte kommen und wiederholte öfters: „Ja, meine Herren, ich nehme Aegypten an, aber Sie sehen wohl ein, Syrien kann ich nicht so gleichgültig fahren lassen; warten wir nur ab, welchen Erfolg Walewskis Bemühungen in Konstan= tinopel haben werden; es wird sich hald zeigen, bald . seht bald.. .“ und hiermit zog sich der Pascha zuruck, vielleicht in dem Wahn, einen diplomatischen Haupteoup ausgeführt zu haben. Noch seltsamer war der Empfang, den Stopford und Bandiera bei ihm hatten, denn diese uͤberhäufte der große Mann des Orients mit Komplimenten, uͤberhoöͤrte jedoch jede Aeußerung über die gegenwärtigen Verhältnisse, empfahl sich, und als sie gleich darauf bei ihm auf einer Prwat Unterredung bestanden, ließ er sie zum Diner einladen, aber mit der ausdruͤcklichen Bitte, sich jedes politischen Gesprächs mit ihm zu enthalten. 2 vor der anberaumten Stunde aber ließ Mehmed Ali den beiden Herren absagen, indem er von einer bedeutenden Unpäßlichkeit befallen worden sey. Als Tags darauf der Pascha frisch und gesund einen Spaziergang machte, ge, riethen die 22 Admirale uͤber diese schnöde Behandlung in gerechte Entruͤstung, und lichteten sogleich die Anker, um sich mit der un ter Napier's Befehlen stehenden Schiff sabtheilung zu vereinigen und auf Syrien zu operiren. Es wurden einige Segel ver Alexandrien zuruͤck gelassen, gerade so viel als unumgänglich noth— wendig, um den Namen oder besser den Schatten einer Blekade des Hafens von Alexandrien zu retten. Offenbar halt sich Stop— ford, ein alter erfahrener Seemann, fuͤr viel zu schwach, als daß er etwas Ernstliches gegen Alexandrien und die vereinte Flotte des Pascha's zu unternehmen wagen sollte.
Aegypten.
Alexandrien, 6. Sept. (A. 3.) Die Befestigungs Ar⸗ beiten an der Kuͤste dauern mit gleichem Eifer sort. Ein Ver, theidigungs, Comité wurde ernannt, bestehend aus Said Bei, Praͤsidenten, Selim Pascha, Hassan Bei, dem Kommandanten Housard und Herrn Mouquel, Ober- Ingenieur. Dasselbe hat bereits 800 Geschütze und 0 Möͤrser zur Vertheidigung der Kuͤste aufstellen lassen. 3000 Artilleristen der Flotte werden zur Bedie⸗ nung dieser Batterieen verwendet. Man arbeitet gegenwartig am Bau von Oefen, um Kugeln gluͤhend zu machen. Ibra— him Pascha, Ober- General der Aegyptischen Streitkräfte, welche in Mekka und Medina standen, ist in Alexandrien angekom— Zwei Regimenter aus dem Hedschas werden hier erwartet. Die leichten Fahrzeuge der Flotte sind dicht an die Kaie geruͤckt worden, um sie gegen ein Bombardement u schuͤtzen. Befehl ist gegeben, die Küͤsten von Damiette zu be— festigen, und mehrere Ingenieure sind zu diesem Zweck dorthin abgegangen. — Die Nachrichten aus Syrien gehen bis zum zasten. Das Lager von Marasch ist aufgehoben und die ganze Armee Ibrahim's an der Syrischen Luͤste vertheilt worden. Ibrahim befand sich bei Abgang dieser Nachrichten in Balbek, Soliman in St. Jean d'Acre und der Emir Beschir ward , . mit einem Corps von Albanesen und Drusen das Gebirg zu be— wachen. — Heute Morgens begaben sich die Konsuln der vier Maͤchte nach dem Palast und wurden von Boghos Bei und Sami Bei empfangen, denn Mehmed Ali schuͤtzte Unwohlseyn vor. Man sagte den Konsuln, daß Rifaat Bei keine Antwort erhalten, als die, welche man ihnen vor einigen Tagen mitge— theilt hatte. Die Konsuln erklärten, eine solche Antwort kame einer Weigerung gleich. Sami Bei verneinte dies und sagte, der Sultan allein könne in dieser Sache entscheiden. Auf die Frage der Konsuln, ob sie bleiben könnten, im Falle die Zwangs, Maßregeln beginnen würden, antwortete Sami Bei, es werde dies dem Vice⸗König Vergnügen machen. Graf Medem fragte hierauf, ob seine Landsleuse in Sicherheit seyen, wenn er abreisen wuͤrde; die Antwort war gleichfalls bejahend. Bereits hatten die Konsuln Anstalten zur Abreise getroffen, sind aber jetzt doch geblieben und man spottet nun öffentlich über sie und nennt ihre Drehungen leere Prahlereien. — Admiral Bandiera hat den Osterreichischen Schiffs-Eigenthuͤmern angezeigt, sie könnten nach wie vor in den Hafen Alexandrien s einlaufen und Handel trei— ben, nur duͤrften sie keine Kriegs⸗Munition an Bord nehmen.
Alexandrien, 6. Sept. (L. A. 3.) Ich theile Ihnen ein Dokument mit, welches in Europa Aufsehen erregen wird: es ist der am 39. August von Mehmed Ali an Scherif Pascha, SGouverneur von Damaskus, erlassene Befehl, durch welchen dem seit sechs Monaten so oft besprochenen Prozesse plötzlich ein Ende gemacht wird. Er lautet wörtlich folgendermaßen. (Der Kor— respondent theilt hier den von uns bereits in Nr. 267 veröffent⸗ lichten Befehl mit, und sagt dann weiter): Es geht aus diesem Dokumente deutlich hervor, daß durch die bloße Anwesenheit und durch den moralischen Einfluß der von den Europäischen Juden hierher gesendeten Deputation den ungluͤcklichen Gefangenen das Leben gerettet wurde, und die Juden können sich fur ihren löͤb⸗ lichen Eifer hinlänglich belohnt fühlen, obgleich sie fuͤr die ihnen angethane Schmach keine vollkommene Genugthuung erhal— ten haben. Fur jeden vernuͤnftigen und vorurtheilsfreien Beurtheiler ist es klar, daß Mehmed Ali das Lügen Gewebe durchschaut hat, und daß er durch die Freilas⸗ sung der Angeklagten und das Aufheben der Prozedur die sammtlichen Juden von der ihrer Religion aufgebuͤrdeten Schuld frei sprechen wollte. In einem Lande, in welches noch kein Schimmer von Civilisation gedrungen ist, und welches kein anderes Gesetz kennt, als den Willen des Hexrschers, ist es schon viel, diese Genugthuung erlangt zu haben. Den juͤdischen Abge⸗ ordneten muß man das Zeugniß geben, daß sie keine Muͤhe spar⸗ ten, um Mehmed Ali zu einer regelmäßigen Untersuchun und einer gesetzmaßigen Prozedur zu vermögen. Mehmed Ali er—
Juden; aber die Franzoͤsische Partei, welche Herrn Ratti⸗Men= ton vor den Augen aller Welt gebrandmarkt zu sehen fuͤrchtete, bot alles Mögliche auf, um die Entdeckung der Wahrheit zu ver⸗ hindern, und Herr Thiers scheute weder Intriguen noch Dro— hungen, um die Bemühungen der . Deputation zu ver⸗ eiteln. Bei den jetzigen politischen Verhältnissen, wo Mehmed Ali mit allzu großem Vertrauen auf die Huͤlfe Frankreichs rech net, ist es kein Wunder, daß er die Franzosen zu schonen suchte⸗ doch hat er das Wort Gnade, welches, wie man zuversichtlich weiß, auf Verlangen des Franzoͤsischen Konsuls urspruͤnglich in
Befehl aufgenommen wurde, auf die energische Protestation
des Herrn Eremieur ausstreichen lassen, und demselben muͤndlich
kannte auch recht gut die gerechten Forderungen der beleidigten
die befrledigendsten Erklärungen gegeben, welche man nächstens in einem Ferman ausgesprochen zu sehen erwartet. Es ist bloß Herrn Thiers beizumessen, wenn über die Sache noch ein ö. dunkel verbreitet ist, welches zwar die Ehre des Herrn Ratti— Menton in den Augen einiger minder Aufgeklaͤrten retten kann, das aber gewiß dem Interesse der Menschheit zuwider ist.
. w d.
Berlin, 29. Sept. Gestern hielten Se. Masestäͤt der König eine große Parade uͤber die zum diesjährigen Herbst-Mansver versammelten Truppen des Garde⸗Corps zwischen dem Kreuzberge und Tempelhof ab. Um 10 Uhr erschienen Ihre Masestäͤten der König und die Königin in Begleitung Ihrer Königlichen , der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses,
r. Königl. Hoheit des Prinzen Johann von Sachsen und eines zahlreichen Gefolges. Von fremden hohen Militairs war besonders zu bemerken Se. Durchlaucht der Kaiserl. Russische Feldmarschaͤll Fuͤrst Paskewitsch von Warschau. An diesem glaͤnzenden Schau⸗ viel sich zu erfreuen, war auch ein großer Theil der Bevoͤlkerung Berlins hinausgeeilt. Bei der Ankunft Ihrer Masestäͤten praͤ⸗ sentirte das ganze Corps und brachte Allerhöchstdenselben ein drei— maliges Hurrah, welches sich wiederholte, als Se. Masestät die Front hinabgeritten waren. Vor der Entlassung der Truppen, die heute in ihre Garnisonen zurückgekehrt sind, haben Se. Ma— sestat denselben in einer sehr gnaͤdigen Kabinets-Ordre Allerhoͤchst⸗ ihre Zufriedenheit uber deren Zustand und über die Haltung und Praäͤcision beim Mandver auszusprechen geruht.
Berlin, 29. Sept. Gestern Mittag beehrten Ihre Ma— sestät die Königin so wie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Johann von Sachsen Und Höchstdessen Gemahlin die Lil unst- Ausstellung mit Ihrem Besuch, gefuͤhrt von dem irklichen Geheimen Rath Herrn Alexander von Humboldt. Aller höchst und Höchstdieselben verweilten mit Interesse und Her⸗ ablassung in den Sälen der Malerei und Skusptur. Darauf be— gaben sich die Hohen Herrschaften gleichfalls unter der Fuͤhrung des Herrn von Humboldt nach dem Universitäts-⸗Gebaäͤude, um daselbst die typographische Ausstellung, welche in Folge der Sä— kular⸗ Feier des Guttenbergs- Festes geoͤffnet ist, in Allerhoͤchsten Augenschein zu nehmen. Die Mitglieder des Fest Comités hatten ier die Ehre, den Hohen Besuchenden die Reihenfolge der ver— chiedenen Qperationen, welche zur Vollendung eines Buches noͤ— thig sind, an den arbeitenden Maschinen erlautern zu duͤrfen. Die Hoͤch⸗ sten Herrschaften verweilten auch in den drei Saͤlen, welche die Ausstel⸗ lung der Inkunabeln, der vorzuͤglichsten Drucke aus den vierhundert Jahren der Erfindung, so wie die typographischen Leistungen des ge⸗ enwärtigen Berlins und die Saͤkular⸗Schriften und Blatter ent— alten. Der Buchhändler Herr Enslin richtete darauf an Ihre Masestaͤt die unterthaͤnigste Bitte, das fuͤr die Feier bestimmte Abum mit Allerhöͤchstihrem Namen zu schmuͤcken, welches Ihre Masestaͤt zu thun geruhten und worin die übrigen erlauchten Gaͤste nachfolgten. Heute erfreueten Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzeffln von Preußen eben diese typographische Ausstellung mit Ihrer Anwesenheit, und nah⸗ men auf das leutseligste von den vielen seltenen und gewahlten Gegenstaͤnden der typographischen Ausstellung huldreiche Kenniniß.
Ausstellung auf der Königlichen Akademie der Kuͤnste.
Am 20. September wurde in den Sälen der Afademie die große Augsstellung der Künste eröffnet; allein sie fand in der ersten Woche durchaus nicht den Vesuch, dessen sie sich sonst zu erfreuen pflegt, und Alles fehlte an dem freudigen Enthusiasmüs, mit welchem das hiesige, so emtfängliche Publikum schen est diese Aerndten so reicher geistiger Bestrebungen begrüßt hat. Den Grund davon dürfen wir weder in einer Abnahme des Interesses beim Publikum, noch in einem auffal⸗ lenden Zurückbleiben von Seiten der Künstler finden, sondern er liegt hauptsächlich in den Fesilichkeiten, welche die vergangene Woche so un—⸗ gewöhnlich verherrlicht und Aller Aufmerksamkeit ganz wo anders hin— gejogen haben Schon an dem Tage nach ihrer Eröffnung wurde die Ausstellung wieder geschlossen wegen der feierlichen Einholung Ihrer Majestäten, und wenn am 28sten die Säkular- Feier der Erfindung der Buchdruckertunst folgte, so hat diese, wenn auch nicht viel, so doch sicherlich einigen Abbruch gethan.
Der Katalog enthält 1235 Nummern und besitzt, seinem Volumen nach, ungefähr dieselbe Stärke, wie in früheren Jahren; aber hat er auch denselben Inhalt, macht er auch dieselben Versprechungen? Das ist jetzt, seit das Publikum sich in den letzten Tagen mehr und mehr der infa zugewandt hat, die allgemeine Frage, und viele sind
eneigt, sse nicht vortheilhaft zu beantworten. Zuerst aber darf man ch nicht verwundern, daß, trotz aller wiederholten Mahnungen der Akademie an die Künstler, ihre Werke rechtjeitig einzuschicken, bei Strafe des gänzlichen Ausschlusses, dennoch Katalog und Ausstellung jetzt anfänglich noch eine große Differenz erkennen lassen; es war nie?
mals anders, und es fragt sich, oh in Deutschland hierin viel mehr zu
erreichen ist, zumal da die Ansführung der Strafe eben so fehr und noch mehr die Akademie selbst und das Publikum trifft, als die Künst⸗ ler. Die Kunst und der Künstler, die oft so wenig äußeren Lohn fin⸗ den, wollen zugleich mit der Ehre bejahlt seyn, und mit dieser wäre zu Gunsten der Ausstellung gewiß mehr zu erreichen, als mit Drohung und Strenge. Man spricht, daß die Spaltung zwischen der Düsseldor“ fer und der hiesigen Akademie, indem jene sich von dieser für vernach¶ lässigt halte, noch fortdauere, und daß der angebliche Ausfall der Aus—
stellung sich eben daher schreibe: wir können dem Publikum die beru—
igende Versicherung von dem Ungrund dieses verbreileten Gerüchts
. 2 so wie wir denn dasselbe auch schon bei früheren Gelegenheiten
ekämpft haben. Sicherlich wäre eine solche Spaltung zwischen Düs— seldorf und Berlin in hohem Grade bellagenswerth; die Düsseldorfer Künstler, zum größten Theil selbst aus Berlin herstammend und jeden⸗ falls ihrer Richtung nach aus hiesigem Geist entsprungen, haben in früheren Jahren unseren Ausstellungen einen vorzüglichen Glanz ver⸗ liehen, sie waren derselben damals unentbehrlich und haben über aupt viel dazu beigetragen, die Kunstliebhaberei des hiesigen Publikums * einem so erfreulichen Grade zu steigern; andererfeits aber ist ie Achtung, welche die Düsseldorfer Künstler jetzt in Deutschland und vielleicht auch im Auslande genießen, hauptsächlich und unzweifelhaft von Berlin ausgegangen, hier hatte sich eine so warme und so allgemeine Theilnahme für ihre Werke gebildet, welche fort⸗ zündend und ansteckend weiter gewirft hat. Und diese Bande der Elsten Wechselwirknng sollten nun gelockert und zerrsssen seyn! Ge⸗ es sey ein gerechter Stolz hier und da verletzi worden, gesetzt, es ten Vernachlässigungen stattgefunden, so weit durfte die Wirlung ausgedebnt werden. Daß aber unterdessen auch die Berlinet
stler vorgeschritten sind, daß unser Publikum sich mannigfach gebil⸗
't hat, daß es mancherlei Anderes gesehen, daß ihm die Werfe des
usschlleßlich auf die Geinälde aus Düsselderf angewiesen ist, dies urfie am allerwenigsten eine Entfremdung herbeiführen, und wahrlich mußte jenen Künstlern Vergleich und Kenkurrenz, wenn sie anders ihr wahres Interesse fennen, vielmehr er⸗ wünscht sfeyn. Die einfache Antwort auf alle diese Betrachtungen
„Merstens, daß der Katalog uns ein großes und sicherlich meisterhaftes
d den dem Seupt der Disffeldorfer Schule, von Lessing, ankün⸗ digt; auch Theodor Hildebrandt dessen bedrohte Königs⸗ Sohne nach allem Diessgen in lebhaftem Geßächtuiß sind, wird ni hr an,.
n
d
. mehr bekannt geworden sind, kurz, daß es nicht mehr fo 9
di
aus Dramen gewählt,
1093
weiten, daß gdnard Ben dem ann, der in Dresden Fresco malt, n, entschuldigt ist, wahrscheinlich in ähnlicher Wesse auch Ju— lius Hübner, wogegen die Ausstellung schen jetzt ein, wenn anch nicht großes, so doch reiches und allerliebstes Bisd von Stesnbric besitzt; drittens aber haben wir hauptsächlich die Ausstellung in Aachen anjnklagen, welche uns die Dauptmasse der Düsselderfer Bilder entzogen hat und, im günstigsien Fall, sie erst anfangs November herausgeben wird. Ohne Zweifel wird die hiesige Akademie dafür sorgen, daß eine so gefährliche Kollision in Zukunft unsere Ausstellungen nicht mehr bedreht Wir werden also auch in diesem Jahre, und noch mehr wie sonst, erst gegen den Schluß hin die Ausstellüng volljähltg sehen. Wenn es allerdings nicht unerwünscht ist, daß durch jmmer neue Antémm— linge das Interesse des Publikums ven Woche zu Woche nen aufge⸗ frischt und gesteigert wird, so hat dies sreilich doch seine Gränze, und gegen Ende Novembers pflegen die Tage schon so dunfel und die Räume so kalt zu werden, daß auch das Beste alsbaun nur halb ge⸗ nossen wird.
Schon jetzt enthält die Ausstellung manches Interessante und Werthvolle, ja sie besitzt sogar Erscheinungen, welche ihr ein leberge⸗ wicht vor früheren sichern. Dies geschieht hauptsächlich durch zwei ko⸗ lossale Bildwerke unseres großen Meisters Ranch. Beide Werke ond uns nicht neu, aber auf das gelungenste in Bronzeguß qusgeführt, treten sie 1 erst mit der ganjen Kraft ihrer impofanten Erfindung entgegen. ie Gruppe der beiden ersten christlichen Könige Polens in goldglänzender, blanker Bronze aufgestellt, vrägen ihre erhaben Lebendigkeit und die wundervolle Schönheit ihrer Ausführung allen Beschauern unvergeßllch ein und scheinen neue, größere Zeil mn des heimischen Kunst⸗ lebens zu versprechen. Groß lebendig und herrlich ist auch die geflü⸗ gelte, mächtig ausschreitende Viktoria, der der ganze jugendliche Enthu— siasmus des gereiften Künstlers aufgedrückt ist. Der ersie Historlen⸗ Maler Frankreichs hat uns mit höchst interessanten Werken feiner Hand bedacht: die Ausstellung besitzt zwei der berühmtesten Bilder von Paul Delaroche. Sonst findet sich für jetzt besonders in der Landschaft viel höchst Vorzügliches. Gr.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Ein interessanter scenischer Versuch, zuerst von dem Thea⸗ ter zu Leipzig bei Gelegenheit der dortigen Skular⸗-Feier der Buch⸗ druckerkunst ausgegangen und jetzt zur hiesigen Begehung dieses Festes am Vorabend deselben auf der Bühne der Kö nigsstadt wiederhost, ist die Aufführung einer Reihe von Proben aus den Werken der heden⸗ tendsten dramatischen Dichter Deutschlands von den ersten Anfängen des Theaters his auf die neueste Zeit. Das Zusammentreffen der Entwiche— lung des Drama's aus den Rysterlen und Moralitäten mit der Ersin⸗ dung der Buchdruckerkunst mag den nächsten Anlaß dazn gegeben ba⸗ ben, beim Gutenßergs-Feste auch das Andenken an Deut— sche Dramatiker früherer Jahrhunderte aufzufrischen, an Dichter, welche die Menge jetzt fauni noch dem Namen nach kennt, geschweige daß sie von ihren Werken etwas wüßte. Um so Überraschender wird es für den größten Theil der Zuschauer gewesen seyn, sich durch die Dar⸗ stellung jener alten Komödsen theilweise noch so lebhaft angeregt und unterhalten zu finden. Am meisten belustigten die Stücke von Hans Sachs und Gryphius; doch auch dem ältesten, noch ganz rehen und steifen Fastnachtsspiel von Rosenplüt fehlte es nicht an Beifall, und die naive, drollige Unbeholfenheit selbß reizt schon zum Lachen, zumal wenn eine so in den Geist der Zeit eingehende Aufführung hinzukömmt, wie es ven der des Königsstädtischen Theaters in der That gerühmt werden kann. Der Regissenr, Herr Wesff, scheint sich der Sache mit großem Eifer angenommen zu haben, und die Schauspieler thaten fast ohne Ausnahme ihr Möglichstes, um durch humoristische Würze t alte Kost nicht nur genießbar, sondern genußreich zu machen. Die Wahl der Stücke war so getroffen, daß die älteren ungefähr immer ein Jahrhundert auscinanderlagen; nur aus der neueren Zeit, von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, hatte man mehrere Fragmente , die in kürzeren Perioden auf einander folgten.
diese neuere Reihefolge begann mit Gellert und schloß mit Schiller.
ter all' diesen Darstellungen erregte nur eine einzige wirflich Lange⸗ weile; es war die des Gellertschen Schäferspiels Splvia“; man fand sich in dem alten derben Witz und Humor des 15ten, des 16ten und des 17ten Jahrhunderts mehr zu Hause, als in dieser blassen Nachah⸗ mung der halb prüden, halb galanten Pastoral-Komöd len der Höfe Ludwig 's XIV. und XV.; aber in literar⸗historischer Hinsicht hatte auch die Aufführung dieses Stücks ihr Interesse; denn auf die feinere Aus— bildung der Dentschen Sprache übte Gellert allerdings einen nicht un— bedeutenden Einfluß aus; er bahnte in dieser Be iehung für das Deut⸗ sche Theater den Weg zu einer fünsilerischen ö,, die dann von Lessing der Vollendung entgegengeführt wurde, welche fie in Goethe und Schiller erreichte. Sehr passend wurde daher auch ferner ein Bruchstück aus Lessing's „Minna von Barnhelm“ und ein anderes aus Goethe's „Mitschuldiger“ aufgeführt. Aus dieser Zusammen siellung trat es recht klar hervor, wie doch erst Goethe wieder die echte Naivetãat der Empfindung und jenen alten kerngesunden Deutschen Humor auf das Theater zurückbrachte, den wir bei Hans Sachs und Gryphius fin⸗ den, wogegen selbst Lessing, bei all seiner Witzesschärfe und geistigen Klarheit, sich noch von einer gewissen Peinlichkeit und Sentimentalität der Stimmungnicht ganz frei zu machen vermag. Aus Schiller's Werken hätte man zum Schluß dieser bistorischen Theaterschau vielleicht eine angemessenere und erhebendere Scene wählen können, als die der Ge— fangennehmung Tell's durch Geßler nach dem Apfelschusse; überdies war dies auch die von Seiten der Schauspieler am mindesten gelun⸗ gene Darstellung. Zuletzt wurde noch ein Epilog zu Ehren Gutten— berg s gesprochen und die Statue des Gefeierten unter aussteigendem Weihrauchsdampf bekränzt. Gewiß haben nur Wenige an diesem Abend das Haus unbefriedigt verlaffen, und es ist zu erwarten, daß diese Vorstellung bei Wiederholung derselben noch mehrmals ein zahl⸗ reiches Publikum anziehen wird. ö
Leipzig. Der Apotheker-Verein in Nord ⸗Deutschland hielt am
8, und 9. September seine General ⸗Versammlung zu Leipzig, die zu— gleich der Feier Alexanders von Humboldt gewidmet war, dessen Bildniß, unter Kränjen und Blumengewinden über eine Erdkugel auf⸗ gestellt, den Versammlungs⸗Saal zierte Eine reiche Ausstellung von Dro⸗ guen und Apparaten, von physikalischen und chemischen Instrumenten, durch die Handlungshäuser Brückner und Lampe in Leipzig und Gehe und Comp. in Dresden ausgeführt, bot eine höchst interessante Reihe lehrreicher Gegenstände dar. Die Vorsteher der naturwissenschaftlichen Institute der Universität hatten mit ihrer bekannten Liberalität diese den Mit⸗ gliedern der Bersammlung in bestimmten Stunden geöffnet und mach⸗ len sie mit den interessantesten Schätzen ihrer Ansialt bekannt. Die öffentliche Bersammlung am Sten zählte über z06 Theilnehmer an wirk⸗ lichen Mitgliedern, Ehren⸗Mitgliedern, Gönnern und Freunden der Anstalt. Sie wurde vom Ober-Direktor des Vereins, Herrn Hofrath Dr. Brandes, mit der Feser⸗Rede und einen Bericht über den erfren lichen Zustand des Vereins, der jetzt nahe an jugh wirkliche Mitglieder ählt, eröffnet. Am Schlusse seines Vortrages drückte er die tiefe rauer aus über den Tod des Proteltors desseiben, des weiland Herrn Geheimen Staats- Ministers ven Altenstein, der seit 20 Jahren, seit dem Beginn der Anstalt, derselben se viele Vewesse fordernder Theil⸗ nahme geschenft habe. Herr Hofrath De. Reichenbach von Dresden sprach über das natürliche Pflanzen⸗System in Beziehung der Familien desselben zu den chemischen Bestandtheilen; Herr Prof. Dr. Kühn von Leipüg über die Einrichtung einer allgemeinen Pharmacopẽe; err Dr. Marchand von Berlin über die Analpse organischer Körper; err Prof. Dr. Erdmann von Leipzig über die durch Einwirkung der chwefelscure auf Alkohol entstehende schwarze Subsianz, die eine es⸗ genthümliche Säure sst (Thiomelan- Säure); Herr Hofrath Hr. Du Men il über die Anwendung des Kautschnls als lleherzug auf Lein⸗ wand; Ser Hofrath br. Bran des über die Zersetzungz⸗ rodufte, welche
durch die Reaction der Salpetersäure auf Draͤchenbint entstehen D Bley von Bernburg über das Fermentol der i ll Fern h.
Lehmann von Leipzig über die Bestandtheile der Galle; err Dr. Steinberg aus Halle über die Nachweisung des Jods in Mineral⸗ wässern und anderen Substanzen, so auch im Leberihran, anf gasva⸗ nischem Wege; Herr Apotheler Cerutti aus Camburg über das Ber⸗ halten des Strychnins zu Jod, worauf Herr Professor lr. Kühn ein Instrument für die Bestimmung des spejifischen Gewichts fester Körper, nach Leslie, erläuterte und mit den Verhandlungen der Hagen⸗ Bucholjschen Stiftung die Sitzung geschlossen wurde. Unter den sür letztere eingesendeten Abhandlungen war der des Herrn 5. Schmidt in Bergheim bei Köln die silberne Medaille der Stiftunz zuerkannt.
Nach dem Fesimahle, an welchem gegen 209 Personen Theil nah⸗ men, wurden wiederum die Droguen⸗Ausstellungen in den anstoßenden Sälen besichtigt. Noch bis zum späten Abend waren die Mitglieder mit dieser Besichtigung beschäftigt, als der Versammlung die hohe Freude zu Theil wurde, von Sr. Königl. Hoheit dem Herzoge Johann von Sachsen auf seiner Durchreise durch Leipzig mit einem Befuche beehrt ü werden; der Erlauchte 21 ein so großer Kenner der Naturwis⸗ knn f n. widmete den Bestrebungen der Gesenlschaft und den interes⸗ santen Gegenständen der Ausstellung seine hohe Aufmerksamkeit.
In der Versammlung am 9gten wurden mehrere Vereins ⸗Angele⸗ genheiten besprochen und mehrere Vorträge rein pharmaceutischen In⸗ halts gehalten. Herr Hofrath Dr. Du Menil' sprach über die Jer⸗ setzung des Chlorsilbers nach verschiedenen Methoden; Herr Apothe⸗ fer Klaucke von Bautzen, Herr Apotheker Bärwinckel und Serr Apothefer Täschner von Leipzig und Herr Apotheker Ficinus von Dresden über die Darstellungsweisen der narfoti= hen Extrakte; Herr Apotheker Jonas von Eilenburg Über die Darstellung des Hesperidins, Herr Hofrath Dr. Brandes über die Frucht der Paradieskörner und die Darstellung des kohlensauren Eisen⸗ orvduls, Herr Apothefer Spring mühl von Meissen über einen Ap⸗ parat zur Darstellung des Aetzamoniates, Herr Apethefer Lindener aus Weissenfels über Mängel bei den Gehülfen-Eramen. Es wur⸗ den dann noch mehrere Vorträge anwesender und auswärtiger Mitglie⸗ der vorgelegt, von Herrn Hr. Meurer aus Dresden, Sof · Apothefer Hübler von Altenburg, Apotheker Reichel von Hohenstein, r. Gei⸗ seler von Königsberg i. d. Neumark, Br. Wil ling in Höxter, Hof⸗ Apotheker Dufft von Rudolstadt, Apotheker Müller von Schneeber u. A. und damit diese an Genüssen der Wissenschaft und Kollegialität so reichen Versammlung geschlessen.
Am 19ten versammeiten sich die noch anwesenden Mitglieder in der Ausstellung und in dem Garten⸗Salon des Herrn Lampe, wo eine Reihe neuer eben aus London angekommener interessanter arzneilicher und technischer Produkte aufgestellt war, worauf Herr Lampe die Ge⸗ sellschaft zu einem Mittagsmahle einlud, und nachdem auch' die letzten Stunden des Zusammenseyns im freundschaftlichen Kreise vorllber waren, die Gesellschaft sich trennte. Diese Versammlung die des Lehr⸗ reichen und Schönen so viel geboten hatte, wird gewiß lange in der Erinnerung ihrer Theilnehmer fortleben, und für die Anstalt neue fruchtbringende Folgen haben.
Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 28. September.
A 94 ng Zeitdauer A 36 ng Berlin. St. M. Potsdam.
Zeitdauer St.
Uhr Morgens. ͤ 123 12 .
Mittags. . Nachmitt. Abends ..
Vormitt. . .. A2 Nachmitt. . A5 . 22 40 . Abends. ... A6 . 636 . 58 = *
5 Uhr Morgens .. A1 1
5 11 2 3 6 10
In der Woche vom 23. bis 28. September sind auf
lin ⸗ Potsdamer Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam 12,221, . Berlin und Steglitz 2161, zusammen 14, 382 Personen gefahren.
Meteorologische Beobachtungen. Morgen Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr Beobachtung. . 37 11M par. 33721 Dar. 337,11 Sar. Quenwarm 802 R. = 76 X. 131 R. 4 1000 R. Jlußwarme 10 3 X. * R. 82 A. 4 G40 N. Bo denmdeme II,9 . Sl oüt. 77 6t. 75 pt. Ausdünstung . 07“ Ry. halbheiter. heiter. heiter. Nieder schlag 0 28. 16. 28. 8 arne 1320 ] W. — —ᷣ *. 6, 1 u. Tage smittei; 337 1 p 4 1020. 4 6,60 R.. 78 pet. W.
1840. 28. Sept.
Lufidruct.·· Luftwarme .. Thaupunki ö 1
we,
—
*
Berliner BSrYac. . Den 29. September 1820 Amt licher fiondz- n & d. CO Zettel.
8 Fr. Tour. * Fr. Gour. 8 Priet. Gelid. * Rrlot. I Gela.
103112 Ic
St. Schuld. Seh. Er. knsi. Oos. 20. 4 19175 19126 Frů‚m. Seh. d. Seen 77 761 Kurmk. Sahle 3; 2 Neumk. Schnldv. Berl. Stadt- GObhI. Kihinger do. Dana. do. il Th. Wentp. Prandbr. Groselk. Has. 0. 1 Nene Dukaten Catpr. Pfaudhr. 2 Eriesriehnsd'or Homm. 40. 31 2 And. Goldi üu- e Nœum. dc. a ren à 3 Thr. Schlenia eke do. 323 Riscontu
Goa). . Ein Sen. d. K. u. N. — .
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Aegina. HKrl. Fats. Eienb.
los 40. do. Prior. Act. 6d Mad. Lpæ. Eisenb. i109. do. Prior. Act.
Gala ul marco
Me ch'sel- Co..
Amaterdan do. Namur do. Loudou Pari.
1359 FI. 2 Mt. 18RAhI. 2 Woch.
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Au swartige k ö r s * n. * ; Amsterdam, 25. September. NRederl. v irkl. Schuid 30. 3*/9 do. 97565. Kana Bill. 2210. 'n, Span. 201 9. Passive. Ausg. —. Zins. — Preuss Präm. Sch. — Pol. —. Qesterr. Met. 10 V. Antwerpen, 21. September.
Zinsl. 6. Neue Anl. 197.
Frankfurt a. M., 26. *
95
tember. ; Oesterr. Su. Met. 1035. G6. V, s. , D, w. * 13
2.
Loose zu 3090 EI. 1361. (G.
199 217. Br. Kank- Aetien 1989 G 4 ; z . Loose zu loo FI. — Hreuds. Pr