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b ihn nach Deutschland ab. Man spricht davon, nächstens einen Nachtdienst zu organisiren. = .
; Das unh enn ich zu Antwerpen hat beschlossen, seine Debatten in Flamändischer Sprache zu fuͤhren, wie dies schon lange zu Gent geschieht.
Dane mar k.
Kiel, 21. Okt. (8. A. 3.) Die Schleswig ⸗Holsteinische Da tei, welche jetzt in der eb n versammelten Schleswigschen Et inde ; Versammlung praͤdominirt, geht in ihrer allerdings durch die Umstaͤnde hervorgerufenen Animositäat um Vieles weiter, als die nämliche Partei in der eben beendigten Stande Versammlung des Herzogthums Holstein. Sie zeigt sich als durchaus anti— Danisch.‘ Die Mitglieder der Roestilder, desgleichen der Jut⸗ landischen Staͤnde⸗Versammlung sollen kein Exemplar der Ver⸗ handlungen zugesendet erhalten; jene vermuthlich nicht, weil dort von Vereinigung sammtlicher Danischen Stande Versammlungen die Rede war, weil man das Herzogthum Schleswig Suͤd Juͤt⸗ land genannt hat. Auch wird neuerdings der Antrag auf Ver⸗ einigung der Holsteinischen Stande Versammlung mit der Schles⸗ wigschen gestellt werden. Endlich will man um Aufhebung der Verordnung in Betreff der Dänischen Gerichtslprache petitio niren.
Deutsche Bundes staaten.
Hannover, 29. Okt. (Hann. 3.) Se. Majsestät der König haben den General Lieutenant Grafen pon Kielmansegge zum Staats, und Kriegs-Minister, unter Beibehaltung seines bisheri= gen Ranges in der Armee ernannt.
Frankfurt a. M., 26. Okt. (Köln. 3. Zu den fruheren Ver⸗ haftungen sind gestern abermals einige hinzugekommen. Obschon mehrere der Inhaftirten wieder auf freien Fuß gesetzt worden, sollen sich doch nicht weniger als 27 noch in gefanglicher Haft befinden. Dem Vernehmen nach sind eine geheime Presse, Pro⸗ clamationen, viele Schriften, welche die Anschuldigung unter— stuͤtzen warden, und bei einem der eingezogenen Individuen auch eine Quantität Pulver vorgefunden worden. Es heißt, bei die⸗ ser verbotenen Ge nellschaft sey auch das Prinzip der Guͤterge⸗ meinschaft anerkannt gewesen; ob auch in Ausfuhrung, das fraat sich; berhaupt soll bei der ganzen Geschichte viel St. Simonisti⸗ scher Unsinn mit unterlaufen. — Der altere regierende Herr Buͤr—⸗ germeister stattete gestern und heute Sr. ,, dem Kaiserl. König Oesterreichtschen Bundespraͤsidial⸗Gesandten Grafen Muͤnch⸗ Bellinghausen Besuche ab, die jedesmal sehr lange währten.
Frankfurt a. M., 29. Ott. (Frankf. Bl) Heute Morgen zwschen 9 und 10 Uhr starb dahier nach einer langen und schmerz⸗ haften Krankheit Se. Excellenz der Herr von Schöler, Genergl der Infanterie, bevollmächtigter Minister Sr. Majestäͤt des Koͤ⸗ nigs von Preußen bei der hohen Deutschen Bundes versammlung in einem Alter von 68 Jahren. Algemein wird der Tod dieses in jeder Hinsicht ausgezeichneten Mannes betrauert.
Oe st erreich.
— — Wien, 25. Okt. Gestern Abends 11 Uhr wurde Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Erzherzogin Sophie von einem toödten Prinzen entbunden. Die hohe Wöchnerin befindet sich übrizens den Umstäͤnden geinäß, indem die Entbindung ohne Un— fall vor sich gegangen war.
Se. Masestät der Kaiser haben dem Erzherzoge Friedrich in Anerkennung des ruhmvollen und entscheidenden Antheils, den Se. Kalserl. Hoheit an der Erstürmung von Salda nahm und seiner dabei an den Tag gelegten persönlichen Tapferkeit, das Ritterkreuz des militalrischen Theresien, Ordens zu verleihen geruht.
Fuͤrst Eilgenen schickt sich an, Wien unverzuͤglich zu ver las⸗ sen. Auch Graf kuͤtzow wird demnächst auf seinen Posten in Rom zurückkehren. Der Courier⸗Wechsel mit Petersburg, Ber— lin, Paris und London ist ungemein lebhaft. Mehrere Couriere der Sesterceichischen Staats- Kanzlei sind in diesen Tagen adbge— fertigt worden.
Eine uber Triest eingelaufene Schiffer ⸗Nachricht läßt die Insel Kandien in die Gewalt des Sultans übergegangen seyn, doch bedarf dies noch sehr der Bestaͤtigung.
Sch. welz.
Vom Genfer See, 1. Ott. (A. 3. Der als Offizier wie als politischer Schriftsteller gleich sehr ausgezeichnete Schwei—⸗ zerische Oberst Rilliet in Genf hat sich dort vor kurzem tůüchtia äber die neutrale Stellung und Vertheidigung der Schweiz im Fall eines Krieges ausgesprochen, und es wäre sehr zu wuͤnschen, daß seine Stimme gehört werde, wenn er sagt: „Wir haben weder die Narseillaife noch das Rule Britannia zu singen; der einzige Ton, der uns ansprechen und ruͤhren soll, ist das große . — mit dem unsere Vorfahren gestegt haben. Die erste und unerläßliche Bedingung unserer Existen ist, daß wir Europa beweisen, daß unsere Neutralität kein leerer Buchstabe, sondern daß sie unsere einzige Politik, unser einziger Gedanke ist. Wir muͤssen dann dem Auslan) auch auf das unzweideutigste beweisen, daß wir sest entschloffn sind, diese Neutralität zu behaupten. Um ihm des gliuhsich zu machen, braucht es wenig Worte, aber ziel Tha« Zuerst' müssen wir vor Europa hintreten mit einer Re gierung, die fähig ist, im Namen der Schweiz zu sprechen und ju handeln.. Ferner mussen wir darthun, daß sich der Geist der Zwietracht in der Schweiz nur bei einigen Alten, Unver bes⸗ serlichen erhalten hat, daß die zweiundzwanzig Fahnen, die neulich
auf dem Solothurner Schuͤtzenfest zusammenstanden, sich auch
künftig nicht mehr trennen werden. Drittens muͤssen wir unsere Neutralität auf wirkliche Maßregeln staͤtzen und granden. Diese Maßregeln sind doppelter Narur, finanzieller und militairischer. Eestere sind am wichtigsten. Denn es ist bekannt, daß die Schweiß eine Pflanzschule von guten Soldaten ist. Aber man weiß auch, daß ünser Land keine Finanzen hat; man meint also leicht mit ihm fertig zu werden, wenn man seinen schwachen Schatz erschöoft. Beweisen wir, daß diese Meinung trrig ist. Deshalb ist vielerlei zu thun, und es muß gleich geschehen. Far erste mässen wir uns versichern, daß alle unsere ausgeliehenen Schweizerischen Fonds sogleich eingezogen werden können. Ferner muß ungesäumt ein Aufruf an alle Kantons ergehen, wenigslens sechs Geld-Kontin⸗ gente zu stellen, damit jene Summe verdoppelt werden kann. Diese Kontingente sollen zuruͤckgezahlt werden, wenn die Gefahr an unseren Bergen vorüberzieht. Ferner muß für den Kriegs fall ein Anlehen im Lande selbst gemacht und von der Conföde⸗ ration und den Kantonal⸗Regierungen verbargt werden. Wenn dies Anlehen nicht sogleich zu Stande käme, müßte man fuͤr immer an dem Schweiger Patriotis nus verzweifeln. Endlich muß ein allgemeiner Aufruf an den Patriotismus gemacht, und ede seiner Gaben mit Dank angenommen werden. Wenn so, wie ich nicht zweifle, die Armee auf ihren Sold verzichtet, n so weit er nicht sur ihren Unterhalt nö. hig ist, so
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muß dies angenommen werden. .. Fuͤr die Armee selbst mußten folgende Grundsaͤtze aufgestellt werden: Die Graänzen miuͤssen freigelassen werden mit Verzichtleistung auf das System von Cor⸗ dons oder Observations⸗Armeen; nur einige Polizei⸗ Posten konnen da aufgestellt werden, um die ,. zu bezeichnen und Irr, thuͤmer zo verhindern. Die ganze chweizer“ Armee muß zwei große Corps bilden, jedes zu 2, 000 Mann, unter einem Gene— ral en chef. Ein Corps wuͤrde in dem Innern der kstlichen Schweiz aufgestellt, das andere in der wesilichen.
ihren Posten seyn. Im Fall der Noth muß jedes Corps in höchstens acht Tagen gebildet werden können. Wenn diese Maßregeln ergriffen sind, aber nicht sruͤher, muß die Schweiz zu den Eurepfuschen Mächten sprechen, um ihnen zu erklzren, daß sie ihr Gebiet und ihre Neutralität Au verthyeidigen gesonnen ist; sie muß erklaren, daß, wenn diese Neutralität ab— sichtlich, wenn auch nur fuͤr Einen Tag, verletzt wird, sechszig⸗ tausend' Schweizer gegen den Angreifer marschiren, und Als des⸗ sen Feinde auftreten werden, daß sie eine gleich starke Reserve haben, und sich überdies auf die ganze männliche Vevdlkerun des Landes stuͤtzen. Diese Sprache wird Europa verstehen; wird sich aber die Schweiz Jo aussprechen?“ — Was Deutschland und die Deutschen Mächte betrifft, so wurde ihnen im Kriegsfall diese Achtung gebietende Stellung der Schweiz willkommen und erfreu⸗ lich seyn, denn Niemand denkt dort daran, das stammver wandte Nachbarvolk anzugreifen, zu erobern und zu unterwerfen, wie der Obrist Rilliet zu glauben scheint.
Spanien.
Madrid, 19. Okt. Die Ruhe der Hauptstadt ist nicht gestoͤrt worden, aber die Autwanderung währt noch immer sort.
Dem Vernehmen nach wird die Koͤnigin Ijsabella und die provisorische Regenischaft am 2bsten von Valencia abreisen, und es fehlt natuͤrlich nicht an den verschiedensten Geruͤchten uͤber die Absichten der neuen Regierung. Man versichert unter Anderem, daß der Herzog von Vitoria auf alle Titel und Wurden verzich— ten, und, zufrieden mit dem Ehrennamen eines Friedenstiftere, sich in die Stille des Privatlebens zuruͤckziehen werde. Man fügt hinzu, daß uͤberhaupt die hoͤheren Klassen dem Prinzip der Gleichheit huldigen und alle aristokratische Titel und Wuͤrden ab— schaffen wollten, um die Lasten des Staates zu erleichtern. Aua, soll die Armee eine mehr oͤkonomische Organssation erhalten.
Die hiesigen Blätter billigen im Allgemeinen die Abdankung der Koͤnigin. Das „Eco del Comercis““ Organ der eraltirten Partei, empfiehlt dringend, den Infanten Don Francieco de Paula und seine Familie nicht zurũckzurufen. „Ihre Entfer— nung“, sagt das genannte Blatt, „war nicht nothwendig, ihre Ruͤckkehr waͤre ein Unaluͤck fuͤr das Land. Eine Kamarilla hat man gestuͤrzt, man bilde nun nicht eine zweite.“ Schließlich wuͤnscht das Blatt dem Lande zu dem gegenwärtigen Zustande Giuck und hofft, daß sich Alles zum Guten wenden werde.
Türkei
Konstantinopel, 6. Okt. (Réêforme de Smyrne.) Am Bord des am Iten hier angekommenen Dampfbootes „Fer⸗ dinand“ befanden sich Nuri Bei, Kapu Kiaia Mustapha, Pa⸗ scha's von Kandien, und die Offiziere einer von dem verbuͤndeten Geschwader genommenen Aeguptischen Fregatte. Dasselbe Boot hat die Nachricht uͤberbracht, daß Lie Aegypter bei jedem Zu— sa umentreffen mit den gelandeten Truppen geschlagen worden sind, und daß die Englischen, Oesterreichischen und Tuͤrkischen Soldaten aun Tapferkeit mit einander gewetteisert haben. Bei dem Angriff auf Salda zeichnete sich bekanntlich der Erzherzog Friedrich sehr aus. Es wurde ein Offizier an seiner Seite ge⸗ töbtet und in dem Augenblick, als er in die Festung eindrang, fiel ein Theil einer Mauer um und begrub ihn fast unter dem Schutt; er setzte jedoch, mit Staub bedeckt und den Degen in der Hand, seinen Weg fort, indem er durch Zuruf und Beisr iel seine Leute anfeuerte, die ihm mit dem groͤßten Enthusias mus antworteten. Man konnte sich leicht überzeugen, daß das Blut des Erzherzogs Karl, den Napoleon den geschicktesten General und unerschrockensten Soldaten Oesterreichs nannte, in den Adern dieses jungen Prinzen rollt, der dort auf die ruhmvollste Weise seine Bluttaufe empfing.
Das Dampfboot „Euphrat, welches Toulon am 21. Sep- tember verließ, ist am Iten 8. M. hier eingelaufen und soll Vor⸗ schläge zu einer Vermittelung zu Gunsten Mehmed Alus uͤber⸗ bringen, über die indeß noch nichts Naheres verlautet.
Das Dampfschiff „Tahiri Bahri“ ist am Usten mit. 1009 Mann von hier nach Syrien abgegangen, und die Regierung hat Kauffahrtei⸗ Schiffe gemiethet, um auch die noch ubrigen Truppen eben dorthin zu transportixen. ; ; .
Es finden täglich Harn, n statt zwischen Reschid Pascha, Lord Ponsonby und dem Oesterreichischen Internuntius In Folge einer langen Unterredung, die der Letztere am 29sten mit Reschid Pascha hatte, hielten am nächsten Tage lämmtliche hohe Würdenträger der Pforte eine außerordentliche Berathung, die den gegenwärtigen Zustand der Angelegenheiten betraf.
Talat Efendi, der das Amt eines Amedschi im Divan be— kleidet und lange Zeit Gesandter des Sultans in Paris war, ist zum Muhassil von Cypern ernannt worden und wird unverzuͤg⸗ lich auf seinen Posten abgehen. .
Die Regierung will zur Erinnerung an die neuerdings in die Verwaltung eingefuͤhrlen Reformen und namenilich an die heilsamen Maßregeln in Betreff der allgemeinen Verpachtungen, auf cem großen Platze Salltan Bajased s eine hohe Marmor⸗ aule errichten lassen. 23 ü .
Fethi Pascha und Said Pascha sind in einem Regierunge— ampfboote nach der Kuͤste von Karaburun abgegangen, um die uerdings in jener Gegend entdeckten Kohlenminen zu unter⸗ chen. ;
Das Portofoglie Malte se meldet aus Konstanti⸗ opel, vom Pine „Die Mission des Grafen Valens ty be⸗ and darin, die Pforte zur Annahme der Vermittelung Frankreichs bewegen! Es scheint, als ob er iheilwerse einen Zweck erreicht te, indem die Pforte, wie es heißt, die Vermittelung Frank ichs hinsichtlich Aegyptens annimmt, sedoch hin sich tlich vriens dieselbe zurückweist. Vorgestern ist der Graf nach lcxandrien abgereist, um dem Pascha diesen Cntschluß der Pforte tzutheilen⸗ ö — Die Marseiller Blätter melden nun ebenfalls, daß mer mehr ausbreite, was sie
beimessen. Letz⸗
yrischen Kuͤste naturlich nicht zu ver⸗ den, daß die Tarkische Soldateska, ihren Gewohnheiten sol⸗ d, durch Plaͤnderungen ihre Tapferkeit zu belohnen sucht;
direkte Berichte stimmen jedoch darin überein, daß die Eng⸗
Die General⸗ stäbe und die Offiziere des Kriegs, Kommissariats muͤssen auf
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länder diesem Unwesen so viel als möglich entgegen arbeiten und die Manngzucht uberall aufrecht zu erhalten suchen. ᷓ
Aegypten.
Alexandrien, 5. Okt. . 3) Der Abbsé Etienne, Prior der Lazaristen, ist am 22. September von hier nach Saida auf dem Franzoͤsischen Dampfboot „Castor“ abgegangen. Er hatte die Mission, den Maloniten des Libanon Frieden zu pre— digen, sie zu ermahnen, daß sie bei deni bevorstehenden Kampfe zwischen den gelandeten Englisch ⸗ Tuͤrkischen Truppen und der Ar⸗ mee Ibrahims ruhig auf ihren Bergen bleiben möchten. Am 21. Sept. stiegen Herr Etienne und der Kommandant des „Castor“ in Salda ans Laud und begaben sich zu dem dortigen Fran ʒöͤsl⸗ schen Konsul. Tags zuvor harten einige Enalische Dam pfbte mehrerere Kanonenschuͤsse auf die Stadt abgefeuert. Das Fran⸗ zoͤs che Dampfboot wurde als daun an den Admiral Stopford ab— ge chickt, um ihn zu ersuchen, daß er dem Kommandanten erlaube, Beirut und andere Kuͤstenpunkte zu veireten. Letzterer wollte S olu⸗
man Poscha aufsuchen, um den Abbe Etienne ihm vorzustellen.
Zwar bewilligte der Admiral das Geluch, bemerke dem Lommandan⸗ sen aber, daß die Wege durch Rauber unsicher gemacht seyen. Dleser kehrte' hierauf nach Sarda zuruck, da er auch ersahren hatte, daß Soliman Pascha nicht in der Nahe sey. Am 2usten erschienen vier Englische Kriegeschiffe, welche ven eben so vielen Dampfböten am Schlepptau genommen waren vor Saida. Der Kommandant des „Castor“ begab sich, ein Bombardement dorausschend, zum Enzlischen Commodore und verlangte von ihm die noͤthige Frist, um alle in Sanda ansässigen Franzosen und übrigen Eurbpäct, welche sich auf sein Schiff zu flüchten wuͤnschten, an Bord zu nehmen. Der Cemmodore bewilligte bloß ene Stunde. Wahrend dieser Zeit wurden gegen lunszehn Familien gluͤcklich aufs Sranbssche Dampfboot gebracht; dar— unter die Familie Soliman Pascha's. Um !! Uhr siel der erste Kanoncnschuß, welchem ein sehr lebhaftes Fuer aller Englischen Schiffe folgte. Die Stadt, welche keine Batterie hatte, ant⸗ wortete nicht. Neunhundert Tuͤrken und dreihundert Englische Marine ⸗Soldaten landeten und nahmen die Stadt ein, erlitten aber einigen Verlust, denn die Aegyptier empfingen sie mit einem lebhaften Flintenfeuer. Der Aegyptische Oberst wurde in diesem Gefecht durch einen Englischen Matrosen geiddtet. Sein Tod brachte eine gänzliche Muthlosigkeit unter seins Soldaten, von welchen viele gefangen genommen wurden. Tags darauf war Alles ruhig, und sammtliche Familien, welche sich auf das Franzoͤsische Dampfboot gefluͤchtet hatten, kehrten nach Saida zurück, wo sie ihre Häuser mehr oder minder beschädigt fanden. Am mieisten gelitten hatten die Haͤuser Soltman Pascha's und des Oesterreichischen Konsuls. Der Englische Commodore machte der Familie Soliman Pascha's einen Besuch und entschuldigte sich, daß er der Plünderung ihrer Wehnung durch die Turki⸗ schen Truppen nicht habe Einhalt thun können. Der Französische Ko isul und der Abbé Etienne hatten sich während des Bom, bardements eine Stunde weit ins Gebirge zurückgezogen. Letzt terer kehrte auf dem „Castor“ wieder nach Alexandrien zuruck, da er erfahren, daß das Gelingen seiner Mission nicht mehr moöͤg⸗ lich sey, denn der ganze Libanon befand sich in furchtbarer Auf— regung. Seine Bewohner, welche vom Hungertode bedroht sind, hatten sich erhoben, und alle Wege waren mit Räubern bedeckt, welche pluͤnderten und mordeten. Der Emir Vesck ir wird ver— abscheut, denn ihm hauptsächlich schreibt man das Elend der Be— voͤlkerung zu; er erhob jahrlich 26 — 30, 000 Beutel an Abga⸗ ben, während Mehmed Ali davon nur 2560 Beutel erhielt. Der Abbé Etienne hat über das Benehmen des Emirs dem Vice⸗König Bericht erstattet. Dieser antwortete, es seo unmdͤg⸗ lich fuͤr den Augenblick, die Sache zu andern. Ibrahim und Soliman sollen mit 1,00 Mann (7) um Veirut stehen. Die Engländer haben folgende Punkte besetzt; das Vorgebirge bei Bei⸗ jut, Kanffa, Sarda, Zur (Tyrus), Jaffa und wahrscheinlich ste⸗ hen sie in diesem Augenblick vor Tripolis. Von den 15,000 Flinten, welche die Engländer vertheilt haben, sind viele Ibrahim Pascha gebracht worden. Sechs christliche Döͤrser wollten aber die ihrigen nicht ausliesern, und wurden deshalb auf Befehl Ibra⸗ him's verbrannt. Es ware nicht zu verwundern, wenn bald ein allgemeiner Aufstand ausbräche, denn allenthalben herrscht in Sy⸗ rien Hungersnoth. Nachschrift. So eben trifft ein Courier aus Syrien ein, welcher meldet, daß 20,0900 Maroniten zu den Waffen gegriffen haben. Abrahim hat sich an die Spitze der Drusen gestellt, um gegen die Maroniten zu marschiren. Alle, welche sich ihm anschließen, erhalten die schriftliche Versicherung, daß sie und ihre Familien kuͤnftig steuerfrei seyen.
Nachrichten aus Alexandrien bis zum 7. und aus Malta bis um 15. Oktober zufolge haben die Engländer schon am Gren die Eletad⸗ Alexandriens angefangen, die erst am 1Gten beginnen sollte, doch duͤrften die Franzoͤsischen Dampfbste ihre Fahrien ngehin⸗ dert fortsetzen. Die Englander hatten Beirut wieder verlassen und Soliman Pascha die Statt besetzt; durch die Eroberung von Salda gerieth derselbe aber in eine kritische Lage, wesha b man glaubt, er werde es ebenfalls wieder räumen, wie denn überhaupt die Lage der Aegyptischen Armee n Syrien nichis weniger als erfrenlich seyn soll. Mehmed Alt war auf einige Tage nach Kahira gegangen, um, wie er sagte, seine Tochter zu beruhigen, die über seine kurzlich user stan⸗ dene Unpaßlichkeit in Sorge war. Seine moralische Kraft sell durch die neuesten Ereignisse ziemlich erschüttert seyn. Vor seiner Abreise hatte er eine Menge Kamerle zu am, mentreiben lassen, um Vorraäͤthe zu Lande nach Syrien zu schaffen. In Malta war seit zwanzig Tagen kein Damofoot aus Syrien angelangt, und man war ohne direkte Nachrichten von Stopford. Das oOstindische Felleisen mit dem Dampfboot „Liverpool“ von England angekommen, ward deshald zuruͤckgehalten. Das Dampfboot selbst ging inzwischen mit den Passagieren nach Nerandrien ab, indem es diesen zusicherte, falls sie nicht durch⸗ gelassen wurden, sie unentgel lich wieder nach Malta zu bringen. Herr von Walewsky war aus Konstantinopel wieder in Alexan— drien eingetreffen. Die meisten Europaischen Familien haben Alcxandrien verlassen oder schicken sich zur Abreise an, so daß man in den Straßen selten mehr einem Europäer begegnet.
Alexandrien, S. Okt. (Malta Times.) Der Pascha ist gestern nach Kahira abgzereist und hat Herrn Larking nochmals die Versicherung gegeben, daß die Indische Post wie gewohnlich ungehindert durch Aegypten passiren könne.
Der Capitam Fisher, welcher das Britische Geschwader vor Alexandrien kommandirt, hat am 6. Owtteber nachstehende Ve⸗ kanntmachung in Bezug auf die Blokirung der Aegpptischen und Syrischen Kuͤsten erlassen.
Ter chreuwerikbe Admiral Sir Rebert Sterferde Oberbefebleba⸗ ber der Schiffe im Mittesimcere, bat ven dem Britischen Reischafter n Kenssantinercl die Mitteilung erbalten, daß der Sultan die Aus⸗ führung ciner sirengen Rlefade an den Küsten ven Syrien und Ae⸗ gypten anbefehlen habe. Den Instructionen des Admirals gemäß, zeig⸗
ch daher Mehmed Ali hiermit an, daß mit dem Tage, an dem diese
. erlassen werden, eine sirenze Blolirung der fen a. Küsten Spriens und Aegpptens auch in Bejuz auf Handels chiffe beginnt.“
Inland
Berlin, 31. Okt. In Tasdorf (31 3 Meile von hier) im Wirthehause des Gastwirihs Finger krach in der Nacht vom 29sten zum 0sten d. M in einem Stalle Feuer aus. Es brann— ten nicht allein sammiliche Gebaude dieser Wirthschaft ab, so daß der Gastwirth nur das nackte Leben reitete, sondern auch 3 mit Meuqutern beladene Frachtwagen, welche vor dem Wirthe hause still bielten. Gleichzeitig sind ig — 20 Pferde verbrannt. Men⸗
schen sind nicht zu chaden gekommen.
Linz, 26. Okt. Während von anderen Wein-Geagenden äber das günzliche Mißrathen der dies ährigen Wein⸗-Aerndte laute Kla— gen erschallen, auch von der Mos:l aus gemelder wird, daß in Folge der diesjährigen schlechten Lese die 3 ger Beine bis 2 pCt. in die Höhe gegangen, fuͤhlt sich der hiesige Winzer bei seinem Herbstsegen noch ganz behaglich, indem der Wein dem vorjähri— gen an Gute nicht nur fast, völlig aleichkommt, — ( Mostgewicht des vorjäbrigen S7, tes diessährigen 830), — songern auch die Quantität die vom vorigen Jahre uͤbertrisft und, bei nunmehr emngerretener Lese, der Ertrag die ungefähre Schätzung weit ubersteigt.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. In der letzten Zeit, die uns in der Wirklichleit so Großes erleben ließ, hat sich in diesen Blätiern weniger Raum zu Be richten über die Erscheinungen in der Kunstwelt gefunden; namentlich werden noch einige Rückblicke auf die Vorstellungen der hiesiegen Thea⸗ ter zu werfen seyn, wenn keine Lücke in unseren chronißstischen Uebersich⸗ ien entstehen solk=. Die vergleichende Zihlung der verschiez enen Arten von Stücken, mit Hervorhebung der am häusizsten aufgeführten, be⸗ hallen wir uns inden bis zum Schlusse des Jahres ver, da sich in den kursen Zeiträumen eines Monats doch fein bestimmtes Mesultat aus soichen Angaben n,. läßt. Es können momentane Verhäaltnisse zuweilen eine Beschräͤnkung des Repertoirs oder eine Wiederholung einzelner Stücke veranlaßt haben, und man würde dann irren, wollte man daraus auf die vorherrschende Richtung in dem Geschmack des Publikum? schließen, dem sich mehr oder weniger am Ende dech jede Bühnen-Direction anbequemt, während sie allerdings auch Manches dajn thun kann, ihn ja leiten, wiewehl dies mehr die Aufgabe der für die Bühne produzirenden Kräfte ist. Wenn dramatische Dichter und Komponisten wahrhaft Bedeutendes schaffen, wird gewiß jedes Theater sich beeifern, ihre Werke zur Darstellung zu bringen. Liegt aber die poetische Produttivität nicht im Gesste der Zeit, so sind alle Klagen über den Mangel au großen erhebenden Eindrilcken auf der Bühne vergeb⸗ lich, oder man muß steis wieder zu den Werken der Pergangenheit zurückkehren, die immer noch eine sehr reiche Fundgrube darbietet. Aber es macht sich andererseits auch das Verlangen fühlbar, das Neue kennen zu lernen, was die Gegenwart liefert, und das Pubtikum würde wenig zufrieden seyn, wollte man ihm nur ältere Werke vorführen. Findet man sich durch dies Nene nicht befriedigt, so ist es schlimm für Puli ln und Theater, aber die Abhülte muß doch bauptsächlich ven den Dichtern und Komponisten ausgehen. Daß ilalentvelle, einheimische Peeductisnen nicht unbeachtet bleiben, davon haben uns die biesigen Bübnen fort— während Beispiele gegeben, und sie, werden gewiß damit forifahren; aber man wird zuzleich einräumen müssen daß, wenn auch in der drama⸗ tischen Dichifunst seit einiger Zit in unserem Vaterland wieder mehr Regamfen sich zeigt, doch die Denischt Oper wenig Neues von einiger Bedeutung hervorbringt, so daß die Bühnen sich genöihigt sehen hier öfter zu ausländischen Erzeugnissen ihre Zuflucht zu nehmen. Indeß sind die einheimischen Komponisten desbkalb nicht zurückgesetzt worden; wir haben die besten Werke Spehi's, Marschner s, Lortzing's auf der Königlichen Bilbne, wir haben Opern von C. Kreutzer, Gläser, Benedikt auf der Königstädtischen zu hören bekemmen; auch die ersten Versuche junger Talente, wie C. Eckeri's und Schäffer's, sind auf beiden Theatern in Scene gegangen. Wellte man uns aber nich auch mit den neuen Französischen und Italidnischen Opern bekannt machen, die auf den Bühnen des Auslandes, beionders denen von
aris, am meisten gefallen, und auf die das Pubiikum durch Zeitungs⸗ erichte neugierig wird, so würde sich sicherlich Unjufciedenhen darüber äußern. Wenn man also nur nicht versäumt, das Gute, was das Vaterland an neuen Werken darbietet, zur Darstellung zu bringen, und daneben abwechselnd eine der gediegenen, nicht veralteten Opern frühe. rer Zeit wieder in Scene zu seßen, wie es lürjlich mit Titus“ und Ricard Löwenherz gescheben, so werden auch Werke, wie Auber's Feensee und Mercadante's Bravo, nicht zu verschmähen seyn, zi— uns doch au fait erhalten mit den musitalischen Leinungen des Aus— landes und insefern immer Interesse genug darbieten wie gering auch ihr innerer Kunstwerih sern mag. Die erstere dieser Doern könnte man eigentlich ein Decgrationsstück mit Musik nennen, so Überwiegend ist darin der Reij der dußeren Ausstaltung, der scenischen Effekte im Vergleich zu dem mußsikalischen Gehalt. Maschinerie und Malerei ha— ben am Schluß der Oper, der wohl jebn Minuten lang nur noch in Bewegung von Decoratienen u ter Ordester-Begleitung besteht, das Wunderbarste geleistet, was wir bis jetzt hier in diefer Art gesehen. Der Eindruck ist in der That so ützerraschend und zauberisch, daß er er gtei⸗ sender wirt, als legend ein Moment der Oper selbst. Auch der Kar— neval in Köln im dritten Aft gewäbrt ein reizend bewegtes Bild wenn gleich der Aufsug der Gewerse, dem gegenüber, welchen wir tür nich hier im wirflichen Leben gesehen, in seiner Wirkung eiwas geschwůcht werden mußte. In musikalischer Hinsicht nimmt diese Dper wie ge⸗ sagt, selbst im Vergleich zu Auber's anderen Werlen, einen nur niedri— gen Standpunkt ein. Es ist wehl bier und da ein Anflag von hüb— scher Melodie, aber es bleibt auch bei dem bloßen Anslug; eine oder zwei kurze melodische Zeilen, und dann gleich wieder ein messten helle kaltes und mattes Gemisch hohler Phrasen. Die beiden mit einander ab— wechselnden Feen⸗Chöre, die in der Oper öfter wiederfebren, sind nicht durch sich selbst, sendern nur durch die Art, wie sie eintreten, durch den Kontrast, ven einiger musikalischer Wirkung. Eiwas iber 3 Nreau der übrigen Musik erbeben sich ein Dueit zwischen dem Siu— denten Albert und der Fee Zeila am Anfang des dritten Altes und ein Duartei im vierten AÄkt; das erstere besonders iss nicht Cone Poesie und zeigt, was Auber noch vermöchte, wenn er seine Kunsi nicht i den letzten Jahren zu einer Fabrik-Arbeit gemacht hütte; eine in!! niscen; an. Amfange dieses Dueiiz an das berannie Dentsche Lied: Willkommen, o seliger Abend“, so wie in der folgenden 2. tine ant Du, du, lieast mir am Herzen., mag zufällig seyn. doch ist es auch imöalich, daß der Komponist sich wirklich nach ein paar . schen Bolfe⸗Meiodieen umgeseben hat, um rer in Deutschland sptelen⸗ den Handlung doch etwas Natienales einzumischen. Was nun die an— dere der obengenannten Opern, den Bräpo“ ven Mercadante anbe⸗ langt, so ist nicht zu leugnen, daß si viel mebr schöne Gesangsftellen und auch 'in ö s i , . . ine reichere, est ausgejeihnete Instrumentatien enthält;
aber eigentlich ergreifende Memente finden ssch in ihr eben so wenia nnd die ziemsich bewegie Handiung leidet an dem Uebelstande, daß sie ö früberen Verfällen wurselt, mit denen uns ein Vorwort zu dem ertbuch erst dekannt machen muß, am uns nur einigermaßen für die auftretenden Personen ju snteressiren und über ibr dunties Verhãlmniß 3 einander aufjußlären. Für die leidenschaftlichen Scenen der Fandlung at der Komponist, woran es den Italiänern gewöhnlich mangelt, nicht En Tiefe des Gefühls besesse:; dagegen sind ihm die ele zischen — 2 ebr gelungen; ein paar Kavatinen, ein Duett u' d ein größeres usemble⸗ Ei ck des letzien Altes zeichnen sich vorzüglich durch
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schöne Cantilene und wohlklingende Harmenicen aus. Mit Bergnilgen fah man auch eines der besten Werke Rossinis, seine Belagerung von Korinth, die lange zurückgelegt war, fürtlich auf der Königlichen Bühne wieder erscheinen, cin Wer, das sich dem Othello, und dem Bar⸗ bier von Seyllla“ zur Seite stellen darf, und dem sich nur noch eine von den späteren Opern desselben Komponisten, sein Wilhelm Tell“ in gleich würdiger Weise anschließt; dramatisches Feuer und seelenvelle Me⸗ sediecn, feiten ven dem frivolen Geiündel anderer Rossini⸗ scher Cempesstionen unterbrochen, vereinigen sich darin zur schönsten Wirkung. Möchie nun auch manches andere ältere Werk, welchen wir lange entbehrt haben, wieder ins Leben ge— rufen werden; es würde zu weit führen, hier auf mehrere dieser älte⸗ ren Opern aufmeiksam zu machen; wir brauchen nur die Namen Mozart, Cherubin i, Gretry, Mehul, Salieri, Sac cini, Pzesiello, Ci⸗ marbfa, Spohr, Ries zu nennen, und jetem Mrsiifreunde werden Opern genug ins G dä niß kommen, die er wiedererwegt sehen möchte. Eines jedoch können wir nicht umhin besenders anzuführen, da es färzlich auf einem auswärtigen Theater mit dem gläusendsten, fast un⸗ erwarteten Erfolg, zu Frankfurt am Main, auf die Bähne gebracht wor en: Glücks „Jphigenia in Aulis. Es feierte in diesen Tagen“, sagt ein dortiges Blatt, der wahrhaft gehildete Geschmack in den Hal⸗ len unseres Ebeater- einen kaum zu ahnenden Triumph. Gluchs Iphigenia in Aulis wurde mit einer Vollendung ohne gleichen gege⸗ den, denn was auch seither Schünes und Treffliches im Gebiete der Dyer auf unserer Bühne geleistet worden, so gebührt dech dieser Auf⸗ führung die Palme. Es war für uns ein winkliches Ereigniß- daß sich die vorhergegangene Spannung wegen Ter Aufnahme di ses Wer⸗ fes in eine wahrhaft musikalische Wonne aufläste.. Das Haus war bei der dritten Vorstellung überfüllt, und Alles staunte, wie mit se einfachen Miteln so Außerordentliches, so tief und mächtig Ergreifen des bewirkt werden könne. 10.
Versuch einer medizinischen Topographie und Sratistik der Haupt“ und Residenzstadt Dres— den Von br. Ernst Julius . Meyer, praktischem Arzte ꝛc. fruͤher zu Berlin, jetzt zu Dres den. Nebst einem Grundrisse von Dresden und drei Tafeln mit graphischen Darstellungen. Stolberg am Harz und Leipzig. 1840.
In gr. 4.
Der ersie Anblick diefes umfassenden und einem größeren als bloß dem medisinischen Publikum sich darbieten den Wertes, das so beschei⸗ den als ‚Versuch“ fich ankündigt, hat bei Ref. einen eigenen Eindruck erzeugt, denn mit demselben beschämt die Haupistadt unseres Nachhar— landes gewissermaßen die weit größere Haupt- und Nesidenjsiadt Ber⸗ lin, die sich des Besitzes eines solchen nutzreichen Werkes noch nicht rübmen fann. Die Veranstaltungen phrsikalisch-medizinischer Topo— grapbieen lag von je her in den Planen und Wünschen der besten Airjte, weil sich aus der Zusammenstellung vieler lekaler Gegenstände medisinische Anhalts-⸗Resullate für die ganje Wissenschaft herausstellen müssen. Namentlich gilt dies von der Lehre der epidemischen und en⸗ demischen Krantheiten, von der Einwirkung des Bodens, des Klima, der Gewohnheiten, Leben gweise, Kleidung, Nahrung un s. w. auf die Kranthrits-⸗Erjeugung. Indem nämlich die Aufgabe einer solchen me⸗ dijinischen Topographie nur dadurch gelöst wird, daß sie eben nebst der Beschreibung und Angabe der herrschenden Krantheiten die totalen Me⸗ mente, welche dazu beigetragen, aufzählt, ergeben sich die wichtigsten, ätiologischen, palhologischen und paätbogenetischen Falta, deren Ver⸗ öffentlichung dann nech überdies den Nutzen für die betreffende Stadt hat, daß die Einwehner auf die Schädlichleil⸗Momente aufmerksam gemacht merden. So erfüllt denn eine gute medizinische Tepographie drei Zwecke: sie liefert Beiträge zu einer topographischen, geographi⸗ schen und ethnegraphischen Medizin, sie dien der Wissenschaft und, in größeren oder kleineren Kreisen, der ganzen Menschheit.
Tiese Zwecke finden wir denn in dem vorligaenden, böchst müh⸗ selig konstrürrten Werfe, bei welchem sein Verfasser, außer von mehre⸗ ren namhaft gemachten Behörden und gelehrten Vereinen, von nicht weniger nech als 48 Männern der Wissenschaft unterstützt werden aufs Beste ausgeführt. Der Berfasser hat ohne Aufopferung seiner Selbst⸗ ständigkeit nach dem Muster, das eine unsergr Preußischen Regierung (in Käln) im Jahre 1824 an Kreisphysiker für Topographicen gegeben, seine Beschreibüng der Stadt, welche so viel Interessantes enthält, ge— liefert, nachdem, wie Ref. aus seinem mehrmaligen längeren Aufent— halte in Dresden mit Zuverlässigkeit weiß, Eingeberne (denn der Hert Verf. ist Preuße) sich sange vergeblich darum bemüht hatten.
Um das Berdienstliche dieser Arbeit den Leser gleichsam übersehen zu lassen, bejeichnen wir in Kürze dessen reichen Inhalt, der durchaus nichts Fernliegendes oder Fremdartiges enthält, insofern das Statistische kei⸗ neswegs als 8 betrachtet werden kann, wo es sich um die Erforschung selbst von unwichtig scheinenden Dingen handelt.
Der erste Abschnitt, welcher von der Beschaffenheit der Stadt handelt, schildert in 6 Kapiteln Dresden und seine Umgebung beson⸗ ders in wissenschaftlicher Beziehung. Hier verbreitet sich der Verf. mit großer Umsicht über die Lage, Höhe, Eintheilung und Größe der Stadt, so wie über das Klima und Witterung, wodurch eine sehr interenante
usammenstellung meieorologischer Beobachtungen während eines zebn⸗ säbrigen, überall zum Grunde gelegten Zeitraums gegeben ist. Ferner wird bier Boden, Gewässer und Kultur. Verhältnisse stizzirt und nur zu ausführlich Flora, Faung und Mineralien-Produkte vorgejührt
Der zweite Abschnitt führt dem med izinischen Theile näher, in⸗ dem er über den phvsischen und moralischen Zustand (besser Eigenschaf⸗ ten der Einwohner berichtet, ersierer in nächster, letzterer in mehr ent⸗ fernter Ursache zur Krankheits-Erzeugung stchend. Insofern nun srü⸗ here Einwirkungen hieranf nicht 6hne Folgen blieben, so beginnt der Verf. mit Recht mit der Geschichte Tresdens (Kap. 7. während uns die folsenden Kapitel schen inehr zu den eigentlichen Gelegenheits-Ur⸗ sachen der Krankheiten führen, die wir nicht undentlich aus dem refe⸗ rirenden Berichte berause finden; so handelt Kap. 8 bis 26 über Weh— nung und Bauart (3abl der Häuser Etagen. Fenster, Bewohner; über Bedachung, Keller, Bücken, freie Plätze, Pflaster. öffentliche Gebüude, Kirchen, Begräbniß-Plätze), über Feurung, Feuerungs Material (be⸗ senders nachtheilig sind die Steinfehlen) und über Verbrauch und Preise des letzteren Mehr hierher gehörig, als die nächtliche Beleuch— tung (Kap. Ii) sind die folgenden Kapitel: Drucfebler statt !! u. . f.) über Lagerstellen, Kleidung, Reinlichkeit (für andere Städte berücksich⸗ tigunaswertb); Nabrungsweise (sehr speziell), Beschäftigung (sebr wich tig für die Aetiologie), Wehlstand Leibhaus Tabellen seit 683 Jahren), Vergnügungen, geistige Bildung (Schulen, Anstalten, Kunst⸗ Samm⸗ ungen, Gesellschasten. Schriftüeller, Buchhandlungen ꝛc. ; zur Erkennt⸗ niß der psphischen und moralischen Natur der Einwohner gehörte auch die firchliche und politische Verfassung, die Weblthätigteits⸗-Anstalten. die Moralität (mühsam erhaltene, aber interessante Resultate über Kri⸗ minal⸗Verbrechen, Polizei⸗Vergehungen, uneheliche Geburten, Selbst= morde) und die vhosische Constitution, Temperament und Cbarafter (Tabellen der wegen Kranfbeit für zum Militairdienst untüchtig be— fündenen Mannschaft)c— Mehr in statistischer Hinsicht wichtig sind Vellsmenge (222jähriger Zeitraum) und Feripflan zung (Zibl der Eben, Geburten nach Religion, Geschlecht). Söch⸗s interessant ist eine Uecher⸗ sicht lünstlicher Enibindungen und deren Ursachen in längeren Zeiträu⸗ men, während die Angaben üder die pbvsische Erziehung der Kinder wichtige Notisen für die Erkenntniß der ursächlichen Momente man⸗ cher Krankheiten enthalten.
Ter dritte Abschnitt bandelt ven dem Medizinalwesen und giebt die Sächsische Medijsmal- und Sanitäts-Verf ssung mit den beireffen⸗ den Gesetzen, Berichie über die medijinischen Lehr⸗21Ahnstalten und deren Leistungen und Nachweisungen üder das medizinische Personal, die öf⸗ feniliche und Privat. Armen fleae,
Während der Verf. im früberen mehr referirend, mit Ausschluß aellt Krftit auftritt, giebt er im vierten gewissermaßen mer ijinisch praftischen Abschnitte, dem wichtiasten, über Lrantbeiis-Zustand und Mortalität der Einwohner seine selbsistäudige Meinung ab die, gestügt auf die Erfahrungen vie er Dresdner Aerzte, gewiß Beachtung verdient, um so mehr, da sie konseguent eine leitende Idee üder die Krankheits-
Entwickelung u. s. w. durchführt, wie dies aus dem Kap. 33 der An⸗ gabe der Krantheits-A Anlage hervorgeht. Der Kran heits⸗Charalter wird durch alle Monate genau entwickest. Hierauf basirt gi bt der kfenntnißreiche Auter Ausschlüsse über die endemischen Krankheiten, welche auch in weiteren Kreisen Beachtung verdienen, da sie viel RBe⸗ lehrendes und LAnregendes enibaten (Streseln, Rheumatismus). Für den medizinischen Histeriker wie für den Nosolegen und den Arjt, Tres ens insbesondere, mul die geschichtliche Entwickelung der epidemischen und ansieckenden Kranfheiten Dresdens (Kap. 35.) reiche Ausbeute gewähren, wie sie denn zuletzt auf die gegenwärtigen Kranlheiten führt. Am bewundernzwerihessen zeigt sich der greße Fleiß des Verf. in der lleber= sicht der sporadijchen Kräntheiten (Kap zo., welche eine Angabe der Krankheiten nach Geschlecht, Alter, Monaten und Mertalität von 27 067 Kranken entbält, eine Zihl, die allerdings ein Resultat zu geben im Stande seyn dürfte. Mis Recht wird hieran das 37ste Kap. über die Krankheiten der Hausihiere gekuüpst, da diese für cpidemische und sporadische Krankheiten der Menschen manchen Aufschluß geben. wie⸗ wobl sie leider in den meisten Tepegraphieen fehlen. — Nach dem be⸗ kannten Finis ere nat ainsi enthält endlich das über Mertalität han elnde zsste Kapitel die allgemein wie auch speziell mnteressantesten Notizen und Aufschlüsse, die auf manche Fragen Über Sierblichteits-Ursachen und Steib ichkeits-Verhältnisse ein helles Licht werfen
Nach Darlegung des reichen, ja überreichen Inhalts dieses auch gußerlich trefflich ausgestatteten Werkes glaubte Ref. seinerseits fein Wert des Dankes und Lobes mehr hinzufügen zu dürfen, da jeder ein⸗ de,. Leser sich schon ein Uitheil seldst daraus zu bilden im Stande seon wird.
Einer der kompetentesten Beurtheiler selcher topegraphisch⸗siatistischen Werke, Geheime Rath Kasrer in Berlin, sagt in seiner uns so eben vor Augen kommenden medizinischen Wochenschrift vom 17ten d. M. ren demlelken: „Dies ist eine Arbeit, die für ihre, nur von Kennern gan 9 würdigende Schwierigkeit, die zu llberwinden unsägliche Geduld und eltener Eifer für die Sache erforderlich sind, ihren Lohn in sich trägt.“
Schließlich sev hier nech der Wunsch ausgesprochen, daß unter den zahlreichen ärztlichen Literaten Berlins hald einige fich zu einer ähn⸗ lichen umfassenden Arbeit über die hiesige Haupt- und Residenzsiadt aufgefordert süblen mögen. Bekanntlich eristirt über Berlin nur Eine medizinische Tepographie, nämlich die vom verstorbenen Ferm av die aber jetzt nicht mehr brauchbar ist. J. J. S.
Dauer der Eisendahn-⸗Fahrten am 30. Oktober.
Abgang von n
Abgang von Potsdam.
Zeitdauer
Zeitdauer St. M.
St. M.
A7 Um 6 Uhr Morgens. —— A7
Um 8 Udr Morgens.
11 — Vormitt. . . w 2 — Nachmitt. 2 Mittags. .
6 — Uvends. ... 45 n Nachmitt. AA
10 * 2 . 858 Abends. 88
Meteorologische Beobachtungen.
Morgens Nachmittags Abends 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr.
1830. 30. Ortober.
Nach einmaliger Beo dag tuna.
Lusidrua z3 12 var. 338 & bar. 38 10 Gar. Queuwarme 7 10 &. Lustwarme 4 529 R. 10,59 R. - 0 R. Flußwärme MY R. Thauvunkt .. 4 3.27 R. 5490 R. 4 360 N. Bedenwarme 7,40 R Dunsisattigung S6 pCt. 66 v16t. S5 Ct. Ausdünstung 0, œ7“ Rh. Weiter . halktzeiter. heiter. herter. Niederschlag O. ö mme, SO SO SO. Warmewechsel⸗ 4 107
Wolk enzu a.... — SO . * 90. Tegesmirtel, 331,00“ Par. 4 72 R.. - ,I OR.. 70 pCt. Ed.
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liner Börse.
Den 31. October.
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Berl. Stadt-Obl 4 — ; 2 Elbiuger do. 11 * . n mn, 7 1071 /a Dauz do. iu T - — . 32 . Westh. HP faudhr 21 10901 gold al mareo — 2190 Grosah. Pos deo 4 1022 4 Neue Dukaten 1711, Mathkr HMfaudhr. 3 s — Friedrichud' or Poumm. d0o. a3 1011/ Aud. Goldiunüu.—
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Niederl. irkl Schul Ag. So /g do 92, Kang - Bill. 213 . de Spaun. 177 / 16. Pannive —. Ausg. — Zinal. — Preuss. Prüm. Schi. = Pol. —. Oesterr. 100.
ü Antwerpen, 26. Oetober. TZinsl. 51/7. Neue Aul. 7M. Frankfurt, a. M., 28. Oerohber.
Oeaterr. o/, Miet. ii. G6. oa. 07, G. 2 27 * R lo, 2a, Kr.“ Kank Actièn ioss 63. Bartias- bl. 13 Loose zu S0 FIL. 1323 G. Loo-e zu 1090 FI. - Hreure. iM Sch. 7729, G. do **”M Anl. 41 Br. (Koln 6 . 6 dos, Span Auf. 19. 187. 2 1.6, Holl. az 12/34 r.
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