1841 / 68 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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dadurch, daß er Sr. jetzt regierenden Majestät, dem damaligen Kronprinzen, als Begleiter beigegeben wurde, in welcher Function er nach Frankreich zuruͤckkehrte. ̃ ;

Nach Abschluß des . Pariser Friedens kehrte er nach

Berlin zuruͤck und war feinen geschwaͤchten Gesundheit wegen ge⸗ noͤthigt, nochmals seine Entlassung aus dem aktiven Militairdienst nachzusuchen, welche ihm unter dem 21. November 1816 mit dem Vorbehalte, ihn bei dem zu bildenden Staatsrathe zu be— schäftigen, bewilligt wurde. Schon im Marz 1817 wurde ihm der Vorsitz in der Finanz⸗Abtheilung des Staatsraths uͤbertragen und ihm auch sodann die einstweilige Verwaltung des Ministe— riums der auswaͤrtigen Angelegenheiten bis zum Eintritte des Grafen von Bernstorff im Jahre 1818 anvertraut. Indessen hatte Alles, was der Graf Lottum in seinen fruͤheren Stellungen Bedeutendes geleistet, die Blicke des Staats Kanzlers Fuͤrsten von Hardenberg auf ihn gelenkt, welcher die Liebe und den Eifer, die er dem Dienste des Koöͤnigs uud des Staates gewidmet hatte, jetzt, ins hoͤhere Alter getreten, auch dadurch bewies, daß er vor— sorglich sich bemuͤhte, seinen dereinstigen Abgang minder fuͤhlbar zu machen. Der Brief, welchen derselbe dieses Gegenstandes wegen an den Grafen von Lottum schrieb, ist ein so wichtiges Dokument fuͤr die innere Geschichte des Preußischen Staats, und so geeignet, vier edle Abgeschiedene, einen der trefflichsten Könige und drei seiner wichtigsten Diener zu ehren, daß wir ihn nach— folgend mit Weglassung des Eingangs woͤrtlich mittheilen:

„Ich bin 68 Jahre alt und der Gedanke, daß Gott schnell uͤber mich gebieten kann, ist oft und sehr lebhaft in meiner Seele. Daher der sehnliche Wunsch, noch bei meinem Leben es dahin einzuleiten, daß der König mit ein paar Männern umgeben werde, die Ihm ganz konveniren und mich dereinst ersetzen konnen, von denen ich, so lange ich die Geschaͤfte zu leiten habe, Huͤlfe zu erwarten im Stande sey. Ich habe hieruͤber mein 8 gegen Se. Majestät freimuͤthig ausgeschuͤttet und in dem

einigen die gnaͤdigste Theilnahme, Wuͤrdigung meiner Ansicht und vollkommenste Genehmigung meiner Anträge zu finden das Gluͤck gehabt. Ich habe dem Koͤnige zwei Männer vorgeschla— gen, die sich, wie ich uͤberzeugt bin, ganz vorzuͤglich zu dem Ver— hältniß mit Sr. Majestaäͤt schicken, fuͤr die meine auf Erfahrung gegruͤndete hohe Achtung laut spricht, und der Koͤnig hat meine Ueberzeugung ganz getheilt. Ew. Excellenz wissen, daß außer anderen n af ie besonders ein offener, gerader, sanfter Cha— rakter Sr. Majestaͤt besonders gefaͤllt. Hoͤchstdieselben werden nur einem solchen volles Vertrauen goͤnnen. Wenn ich einst nicht mehr seyn werde, wuͤrden fuͤr die Civil⸗Angelegenheiten zwei Mi— nister, einer fuͤr die Finanz- und inneren Gegenstände, einer fuͤr die auswärtigen Angelegenheiten nebst dem Geheimen Kabinets— Rathe fuͤr die Vortraͤge genuͤgen. Die verwaltenden Ministe— rien wurden überdies im Gange bleiben. Se. Koͤnigl. Majestaͤt wollen zu Ersteren Ew. Excellenz und den Herrn Grafen von Bernstorf, jetzt Koͤnigl. Daͤnischen Gesandten, erwählen, Sie an die Spitze der General-Kontrolle und des Schatz-Ministeriums, den Herrn Grafen an die des auswärtigen Departements setzen, so lange ich noch seyn werde naͤchst mir. Ich wuͤrde mir ange— legen . lassen, das vertraulichste und angenehmste Verhaͤltniß mit Ihnen Beiden zu unterhalten, Ihnen die Leitung der De— partements uͤberlassen und mir nur vorbehalten, von den wichtig— sten Sachen und dem Gange des Ganzen Kenntniß zu nehmen.

Ew. Excellenz haben in so vielen . die ruͤhmlichsten Proben von Geschäfts-Kenntniß und Talent abgelegt. Ich darf hoffen, daß der Sie beseelende Patriotismus Sie bewegen wird, Sich einem Berufe zu unterziehen, der Ihnen ein Beweis des besonderen persoͤnlichen Vertrauens Sr. Majestaͤt seyn muß.

„Wegen des Herrn Grafen von Bernstorf hat der König an den König von Daͤnemark geschrieben und auch schon eine bei— fällige Antwort erhalten. Ich werde die Ihrige mit Sehnsucht erwarten und dann es dahin einleiten, daß die Ausfuͤhrung des ganzen Planes auf einmal erfolge. Bis dahin scheint mir das Geheimniß sehr noͤthig.

Mit ausgezeichnetster harre ich

Hochachtung und Freundschaft be— Ew. Excellenz gehorsamst ergebenster Diener Hardenberg. Duͤsseldorf, den 28. Juli 1818.

Dieser Plan des Staats⸗Kanzlers trat durch die Kabinets— Ordre vom 165. September 1818, durch welche der Graf von Lottum zum Staats-Minister ernannt wurde, ins Leben. Aber schon wenige Jahre darauf wurde die Wirksamkeit desselben zu weit hoͤherer Wichtigkeit erhoben, als ihm nach dem Ableben des Staats-Kanzlers sowohl, als des Staats-⸗Ministers von Voß mit— telst Allerhoͤchster Kabinets⸗-Ordre vom 29. April 1823 der unmit— telbare Vortrag der allgemeinen Landes⸗Angelegenheiten im Kabi— net uͤbertragen und er hierdurch in das naͤchste persöͤnliche Geschaͤfts-Verhaͤltniß zum Koͤnige gesetzt wurde. Daß dem edlen Monarchen ein so edler tadelloser Rathgeber zur Seite stand, konnte nur zur Beruhigung aller derjenigen Preußischen Staatsangehoͤrigen gereichen, welche in den ruhigen Pulsschlaͤgen des Staatakoͤrpers dessen fortwährende ungestörte Gesundheit wahrnahmen. Noch nie vielleicht hat sich ein Staats-Minister in solcher persoͤnlichen Stellung zum Monarchen so wenig Tadel, selbst von Seiten der Mißguͤnstigen, zugezogen, als der Graf von Lottum in seinem eben so wichtigen als prunk- und anspruchs⸗ losen Wirken, dessen große Bedeutung eben jetzt, wo durch das den Ständen wegen eines Steuererlasses vorgelegte Allerhoͤchste Propositions-Dekret dasjenige, was seit jener Zeit fuͤr das Land geschehen, entschleiert worden ist, in vollem Glanze hervortritt. Nur Freude erregte es, welche selbst der Neid nicht zu stoͤren wagte, daß er am 3. August 1828, dem Koͤnigl. Geburtstage,

um General der Infanterie ernannt und fortwährend durch das oͤchste, nie gelhern Vertrauen geehrt wurde, das sich auch bei seinem am 9. April 1833 unter allgemeiner Theiinahme begange— nen Amts⸗Juhelfeste durch neue Gnadenbeweiss kundthat. Auch nach dieser Zeit blieb der Graf von Lotrtum' noch sechs und ein halbes Jahr in dieser Stellung, obwohl seine von jeher sehr zarte Gesundheit hei der Bürde des, wenn auchnoch butt gen Alters, ihm, die Erfüllung, seiner wichtigen und schwierigen Pflichten, besonders die regelmäßigen Vorträge beim Koͤnige, täg⸗ sich schwerer machen mußte. Nach völliger Besrledlent ne, ach Ansprüche, welche der Ehrgeiz nur machen kann, bei einer unab— dan e Vermögens, Lage und der ihm eigenthumlichen großen nspruchslosigkeit würde die Ruhe für ihn das größte Bedürfatß gewesen seyn, wenn nicht die innige Liebe und Anhänglichkeit für den König und das Bewußtseyn, daß diesem sein Ruͤcktritt aus dem Dienste ein schmerzlicher Verlust seyn wuͤrde, ihn diese Ruhe u suchen abgehalten hätten. Da mußte er den Schmerz erle= 6. den König, der, fast um drei Jahre juͤnger, bis vor kurzer Zeit weit ruͤstiger und kraͤftiger als er, gewesen war, am 7. Juni ISä0 hinscheiden und in ihm sich den verehrten Gebieter und den geliebten Freund entrissen zu sehen. So erschuͤtternd aber

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auch auf Korper und Geist dieser schmerzliche Verlust wirken mußte, so konnte er doch nicht es uͤber sich gewinnen, dem erha— benen Nachfolger im Besitze der Krone, der auch der Nachfolger des Vaters im Besitze der Liebe des treuen Dieners und in dem demselben vom Vater geschenkten Vertrauen war, seine Dienste gaͤnzlich zu entziehen. Wohl aber fand er sich im Bewußtseyn, daß er bei zunehmender Kraͤnklichkeit und Koͤrperschwaͤche seinen Pflichten nicht mehr im vollen Umfange zu genuͤgen vermoͤge, bewogen, ja verpflichtet, Se. Majestaͤt den jetztregierenden Koͤnig um Erleichterung durch Abnahme eines Theiles der ihm uͤber— tragenen Geschaͤfte zu bitten. In welchem Maaße und in wel— cher Weise diese zugestanden wurde, besagt die nachstehende Aller— hoͤchste Kabinets⸗Ordre:

„Mit schmerzlichem Gefuͤhl und innigem Bedauern habe Ich von Ihnen vernommen, daß Sie es fuͤr noͤthig ge— funden haben, Ihrer Gesundheit wegen eine Erleichterung in Ihrer Geschaͤfis-Thaͤtigkeit eintreten zu lassen. Sie wissen, welchen hohen Werth Ich auf Ihre Geschaͤfts— Erfahrung setze, wie nothwendig sie Mir gerade in der jetzigen Zeit ist und wie theuer Mir der Mann seyn muß, der eine lange Zeit hindurch unter Meinem hochseligen Vater, an der Spitze der Geschaͤfte stehend, die wichtigsten Dienste in seinem hohen Berufe geleistet und Seines unbedingten Vertrauens ge— nossen hat. Nicht bloß Erbe eines Vertrauens, welches Ihnen schon seit Meiner fruͤhesten Lebenszeit gewidmet war, wird es Mir schwer, Sie in den wichtigsten Theilen Ihres bisherigen Berufs entbehren zu muͤssen. Doch dient es Mir zur Beruhi— gung, daß Sie nicht ganz aus den Geschaften ausscheiden wollen, daß eine Erleichterung nur dozu beitragen kann, Ihre Lebenstage zu verlängern, und daß Mir dadurch der Vortheil entsteht, Mich Ihres Raths, wie Sie es Mir zugesagt haben, noch fernerhin in wichtigen Angelegenheiten bedienen zu konnen. Auf Ihr Ver— langen dispensire ich Sie daher von der regelmäßigen Form in Ihrem bisherigen Geschaͤft, den Immediat-Vorträgen, der Staats— Buchhalterei und der damit im Zusammenhange stehenden Kassen— Verwaltung, wogegen die Verwaltung des Staatsschatzes und der Münzen Ihnen ausschließlich verbleibt. Ich autorisire Sie, die von Ihnen abgegebenen Geschaͤfte dem General-Lieutenant und General-Adjutant von Thiele zu uͤbergeben, welcher sich au— ßer dem Vortrage bei Mir der Leitung der Staats-Buchhalterei neben dem Grafen von Alvensleben zu unterziehen hat. Die Leitung und Verrechnung Meines Dispositions- Fonds geht auf den General-Lieutenant von Thiele uͤber, weil derselbe mit den Immediat-Vortraͤgen in Verbindung steht, wenngleich die Kas— sen-Verwaltung bei der Rendantur des Staatsschatzes bleibt, so wie der sogenannte Geheime Fonds, welcher bei der Buͤreau— Kasse des Staats⸗Ministeriums verwaltet wird.

In allen Ihren Verhaͤltnissen wird sonst nichts geaͤndert, und wuͤnsche Ich herzlich, daß diese Erleichterung dazu beitragen moge, Sie noch lange Mir und dem Staate zu erhalten, welche mit Dankbarkeit auf Ihre bisherige Verdienste zuruͤckblicken und sich auch von der Zukunft noch segensreiche Erfolge Ihrer Er— fahrung und Ihrer Anhaͤnglichkeit an Koͤnig und Vaterland ver— sprechen.

Berlin, den 26. Oktober 1840.

gez. Friederich Wilhelm.“

Aber auch diese so huldreiche zugestandene Erleichterung ver— mochte nicht, seine gesunkenen Krafte wieder zu heben. Von Woche zu Woche vermehrte sich seine Schwaͤche und that sich in den zitternden Zuͤgen seiner vorher so leichten und festen Hand— schrift kund, mit welcher er, seiner Kraftlosigkeit ungeachtet, noch an den Geschaͤften Theil nehmend, seinen Namen unterzeichnete. Im Januar d. J. mußte die Hoffnung, ihn laͤnger zu erhalten, aufgegeben werden. Die Sorge um ihn hatte seine Gemahlin, eine geborne von Lamprecht, mit welcher er 15 Jahr lang in gluͤcklichster Ehe gelebt, aufs Krankenlager geworfen, und acht Tage vor seinem Tode hatte er sollen wir sagen, den Schmerz, oder bei dem Vorgefuͤhle des eigenen nahen Abscheidens, den Tro st? sie sich vorausgehen zu sehen. Da er selbst in hoͤch— ster Schwache lag, so wagte man ihm die Todesnachricht erst am folgenden Tage zu entdecken, als die Kraͤfte sich etwas ge— hoben hatten. Die tiefe Erschütterung, welche sie ihm verur sachte, bedarf keiner Beschreibung. Spaͤter aͤußerte er zu seinem suͤngeren Sohne: Er erkenne seine Schwaͤche daran, daß ihm diese Nachricht nicht den Tod gegeben habe.

Ruhig, ergeben, die Wirkungen echten christlichen Sinnes durch sein ganzes Wesen bekundend, ohne sie in Worten zu aͤußern, verlebte er die ihm uͤbrigen Tage. Am 14. Februar war er noch bis in die elfte Vormittags-Stunde geistesklar und voll Theilnahme fuͤr die schwebenden Geschaͤfte, wie fuͤr die Er— eignisse der Zeit. Nachmittags 3!„ Uhr hatte er sein ruhm— volles, nuͤtzliches und fleckenloses Erdenleben beendet.

Schon aus obigen fluͤchtigen Umrissen des äußern Lebens wird man sich ein Bild des innern Wesens dieses wuͤrdigen Mannes in allgemeinen Zuͤgen zu entwerfen vermoͤgen. Wohlwollen des Gemuͤths, feste Redlichkeit des Willens, Klarheit des Verstandes und große Ruhe bei regem Streben nach mehrfachen Richtungen hin, bildeten die Grundlage, auf welcher sein ganzes moralisches Seyn beruhte. Aus ihr entsproß die durchaus edle Gesinnung, welche alles Gemeine, als ihr voͤllig fremdartig unbedingt ablehnte; die Anspruchslosigkeit im Leben, die der Wuͤrde nie Eintrag that; die heitere Milde, die ihn nicht hinderte, Kraft zu entwickeln, wo sie noͤthig war; die schnelle und richtige Auffassung der Dinge durch den klaren Verstand und ihre Behandlung durch diesen und durch den oft sicherer zum Rechten leitenden Takt bes Gemuͤths; und seine Faͤ⸗ higkeit aus dem Kleinen und Einzelnen auf das Große und Ganze rich⸗ tig zu folgern. Gleich seinem edlen Gebieter und Freunde, war er den Extremen des Parteiwesens abgeneigt und unterstuͤtzte seinen Konig standhaft in dem Bemuͤhen, es nirgends aufkommen zu lassen. Gleich ihm suchte er in ruhiger, fortschreitei. der Entwicke⸗— lung, aus der tiefen eigenthuͤmlichen Wurzel des Daseyns des Einzelnen und der Siaaten das wirkliche Gluͤck, nicht getaͤuscht von den Trugbildern des schnell verschwundenen Glanzes, die nach anderen Wegen hin den Leichtglaͤubigen zu verlocken trachten. Was aber jene Entwickelung foͤrdern konnte, das foͤrderte auch Er ruhig, ohne Prunk, aber fest und standhaft so die Wissen⸗ schaft und Kunst. Als er im Jahre 1794 in Berlin angestellt ward, benutze er in den Jahren seines hiesigen Aufenthalts sorg— faͤltig die ihm hier sich darbietende Gelegenheit zu weiterer wissen— schaftlicher Ausbildung und studirte besonders Physik, Chemie und Botanik, so wie neuere Sprachen und Literatur. Mit den damals in Berlin sich auszeichnenden Gelehrten und Schriftstellern der verschiedensten Fächer, Ramler, Engel, Gedike, Nikolai, Biester, Spalding, Klein, Marcus Herz u. A. trat er in freund⸗ liche Verbindung und erfreute sich ihres Unigangs. So entwickelte und nährte er in sich jenen hoheren, nicht allen Geschaftsmaͤnnern eigenthuͤm⸗ lichen wissenschaftlichen Sinn, den nicht Alles schreckt, was eine Tiefe hat, die noch etwas Anderes als Geschaͤftskenntniß und Routine verbirgt. Dies beweist sein inniges, bis an den Tod

ungestortes Verhältniß zu dem genialen, als Dichter und Staats- mann ausgezeichneten Stäͤgemann, weicher ihm in seiner letzten hohen Stelle als Rathgeber und Gehuͤlfe beigegeben war. Ebenso zeugt dafuͤr sein Verhältniß zu den beruͤhmten Bruͤdern Wilhelm und Alexander von Humboldt, mit welchen er von Jugend auf bis in das spaäͤte Alter in freundschaftlichster Verbindung blieb. Wer mit ihm in nahere Beruͤhrung kam, im Geschaͤft oder im heitern geselligen Kreise, fand ihn einheimisch in Allem, was dem tiefer gebildeten Manne zu wissen ziemt, und empfaͤnglich fuͤr die verschiedenartigsten Anklaͤnge. Hierbei wurde er unterstüͤtzt durch ein sehr treues Gedächtniß, welches das Gelesene und Erfahrene mit den kleinsten Nebenumständen viele Jahre lang bewahrte. Sein muͤndlicher und schriftlicher Vortrag war klar, bestimmt und kurz, uͤber das Wesentliche helles Licht verbreitend, das Un— wesentliche beseitigend. Fern von aller Pedanterie, zeichnete er sich durch weise Sparsamkeit in Verwendung und Eintheilung der Zeit, durch Ordnung, Puͤnktlichkeit und Zuverlaͤssigkeit aus, welche, je hoher die Stellung, desto nothwendiger sind, da, je weiter der Wirkungskreis, um so empfindlicher die Storungen seyn muͤssen, welche der Mangel dieser Eigenschaften hervorbringt, so daß durch solchen wohl auch der Geistvollste, Redlichste und Thaͤtigste um den groͤßern Theil seiner Wirksamkeit sich selbst be— truͤgt. In seiner aͤußeren Sitte zeigte er, auf der Grundlage des Ernstes, Heiterkeit und Milde, und blieb fern von der sich selbst herabwuͤrdigenden Demuth gegen Hoͤhere, wie von der die Anderen herabwurdigenden vornehmen Herablassung gegen Ge— ringern, mit Beiden, ohne zu suchen, denjenigen Ton findend, welcher dem Verhaͤltnisse und echter Humanitaͤt angemessen war. So gewann er bei dem ersten Gespraͤche Zuneigung und ein Vertrauen, das bei naͤherer Bekanntschaft nie getaͤuscht, sondern nur fester begruͤndet wurde. Immer freundlich und mild, Je— dem zugaͤnglich, selbst die Bitterkeit des abschlaͤgigen Bescheides durch Schonung mildernd, alle Tuͤchtigen und Wackern mit herz— licher Gunst foͤrdernd, hatte er doch nie einen Guͤnstling, welchem er gestattet haͤtte, seinen Willen zu unterjochen und be— wahrte sich, ungeachtet seine große Sanftheit Manchen bei der ersten Bekanntschaft weiche Nachgiebigkeit vermuthen lassen mochte, mit Kraft die Freiheit seines Urtheils und seiner Handlungsweise. Diese Kraft setzte er auch den koͤrperlichen Uebeln entgegen, welche seine von jeher sehr zarte Koͤrperbeschaffenheit ihn haͤufig aussetzte. So lange sie nicht ihn niederwarfen, wollte er sie nicht bemerken, und ließ sich von ihnen nicht in der Erfuͤllung seiner Pflichten stoͤren, nicht dazu hinreißen, durch schmerzliche Klagen, Eigensinn und Verdrießlichkeit die Seinigen oder seine Untergebenen zu plagen. Große Maͤßigkeit und Regelmäßigkeit der Lebensweise, vorzuͤglich die Ruhe und Leidenschaftslosigkeit, die ihn auszeichnete, machten es allein moglich, einen Korper, welcher von der Natur zu keiner langer Dauer bestimmt schien, bis in das vier und siebenzigste Jahr zu erhalten. Bis zu seinem Tod blieb er seinem Charakter treu, welchen wir oben geschildert haben. Viele Orden, wie sie nur denen zu Theil werden, welche im Staate am hoͤchsten ragen, schmuͤckten seine Brust. Der schoͤnste Schmuck derselben blieb aber das Herz, das in ihr schlug. Es verschaffte ihm das seltene Gluͤck, mit der Ueberzeugung zu sterben, daß er auf Erden keinen Feind hinterlassen.

Wir koͤnnen diese Darstellung nicht wuͤrdiger schließen, als indem wir die eigenhaͤndigen Zeilen mittheilen, in welchen Se. Ma— sestaͤt der Konig, als er das Abscheiden des treuen Dieners erfahren, den beiden hinterlassenen Soͤhnen desselben, deren aͤltester, Sroß Friedrich, als Koͤniglicher Gesandter im Haag, der juͤngste, Graf Herrmann, als Rittmeister außer Diensten in Berlin lebt, Seine Theilnahme an diesem Ereignisse zu erkennen gab:

. „An Graf Herrmann Lottum.

Ich sage Ihnen mein tiefgefuͤhltes Beileid bei dem so schnell

hintereinander erfolgten Tode Ihrer vortrefflichen Eltern.

Ihres theuern, verehrten Vaters Tod, obgleich wir darauf

vorbereitet seyn mußten, erschuͤttert mich dennoch. Ich zaͤhlte

ihn unter meine liebsten und sichersten Freunde. Land und

Krone werden die eminenten Dienste nie vergessen, die er

nie ermuͤdend leistete. Des theuern seeligen Königs Hoch—

schaͤtzung fuͤr ihn ist bekannt. Mein Vertrauch zu ihm war unbe— grenzt. Es ist mir ein Herzensbeduͤrfniß, diese meine Dank— barkeit gegen den Vater vor den Soͤhnen auszusprechen.

Darum bitte ich Sie, Graf Herrmann, und Ihren Bruder

diese Zeilen als an Sie gemeinschaftlich gerichtet zu betrach—

ten und in denselben den schwachen Ausdruck eines star—

ken Gefuͤhls zu uͤbersehen. Berlin, den 14. Februar 1841.

Friedrich Wilhelm.“

Ihm sey die Erde leicht, und Allen, die ihn gekannt und er— kannt, bleibe er fuͤr das Leben in der Familie, in der Gesellschaft und im Geschaͤft unvergessen als leuchtendes Vorbild.

Meteorologische Beobachtungen. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

1841. 6. März.

Luftdruck 332,19“ Par. 332,14“ Par. 333,11 Par. Quellwärme 6,40 R. Luftwärme ... 4 1,40 R. 4 40 R. 4 3,1 R. Flußwärme (O, 10 R. Thaupunkt 4 100 R. 4 2,20 R. 4 2,8 R. Bodenwarme 1,00 R. Dunstsättigung 96 pCt. S3 pCt. S8 pCt. Ausdünstung O0, 022“ Rh. Wetter regnig. regnig. Niederschlag O, 104“ Rh. Wind W. W. W. Wärmewechsel 4 A,5 9 Wolkenzug W. . ö Tagesmittel: 332,48“ Par. 3,00 R... R.. 89 pCt. W.

nn m hn t i ge ren Amsterdam, 3. Märæ. . Niederl. wirkl. Schuld So /s. S309 do. 9777. Kanz-chill, 221 /a. So. Span. 221/683. Passive Ausg. TZinsl. Preuss. Präm. Sch. —. Pol. 1323/5. Oesterr. 10933 /. Antwerpen, 2. Märæ. Neue Anl. 22. . Hamburg, 3. März. Engl Russ. 106! la. Paris, tz rt . ö 0 ente fin our. 118. A0. 390 Rente fin cur. 76. 90. 390 , 101. 80. 5/0 Span. Rente 25. Passive 6. 300

9 Port. ; Wien, 2. März. So / Met. 1061 4. Abso 981g. 3096 78. 2120 35. Bank- Actien 1629. Anl. de 1831 1331/3. de 1835 iosa/. 9 glich e Gch ů·ů n . Montag, 8. Maͤrz. Im Schauspielhause: Die Geschwister, Schauspiel in 5 Abth., von E. Leutner.

Königsstaädtisches Theater. Montag, 8. Maͤrz. Die schlimmen Frauen im Serail. Zauberposse mit Gesang in 2 Atten. U Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zin kei sen. Gedruckt bei A. W. Hayn.

Zinsl. 61/4.

Ban k-Actien 1615.

1950 ö

Allgemeine

Prenßische Staats-Zeitung.

M 68.

JIunhalt. Amtl. Nachr.

Zandtags⸗-Angelegenheiten. Provinz Brandenburg. Ver- zeichniß der Abgeordneten. ;

Frankr. Paris. Das „Journ. des Deb.“ gegen die Auflösung der Kammer. 2 . ,. e , über Englands Rüstungen und kriegerische Stimmung. Vermischtes.

6a . Irl. Y ecz. Schott. Kirchenstreit. Unterh. Kathol. Lehr⸗Anstalt zu Maynooth. London,. Orient. Frage. Brief- orto. Brougham's Abreise. Ankunft des neuen Spanischen Ge⸗ 2 Expedition des Capitain Roß. Handelszustand in Me⸗ xiko. Vermischtes.

Niederl. Haag. ö

Belg. Brüässel. Neuer Vorschlag in Bezug auf öffentliche Bauten.

Schwed. u. Norw. Stockh. Königl. Proposition an den Reichs⸗ tag. Die Bäckerzunft in Leipzig erhält vom König von Schweden eine neue Fahne. ; ö

Dän. Kopenh. Bevölkerung. Sklaven in den Kolonieen.

Dentsche Bundesst. Stuttgart. Kassel. Neue Art von Gas⸗ beleuchtung. Darmstadt. Wiesbaden. Kundmachung wegen der Rheinsperre. Karlsruhe. Militaria. Gotha. Münz⸗ Einziehung. Frankfurt. Privatschreiben. (Näheres über die Sperrung des Hafens von Biberich.) Samburg. Hafenbewegung während der letzten vier Jahre. . .

Oesterr. Triest. Landung des Erzherzogs Friedrich. Schreiben aus Wien. (Sammlung in den Kirchen für die Sprier.! General Campana *.) Prag. Fürstin Rohan⸗Guemen e . Preßburg. Gemischte Ehen. ö

Schweiz. Von der Schweizer Gränze. Verhalten des Französi⸗ schen Gesandten in der Angelegenheit der Aarauer Klöster. .

Italien. Rom u. von der Ftal. Gränze. Die Königin Christine und Don Carlos. Neapel. Mildthätigkeit des Königs.

Span. Madrid. Vermischtes.

Port. Nationalgarde. Finanzen. Orchilla⸗Zoll. Ueberschwem⸗ mungen.

Aeg. Alex. Uebereinkunft hinsichtl. der Syrer bei der Aeg. Armee.

Inland. Trier. Handel und Industrie.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Der bisherige Ober-Landesgerichts⸗Referendarius Luͤderitz ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Land- und Stadtgerichte zu Pasewalt bestellt worden. .

Der bisherige Ober Landesgerichts Assessor Ludwig Gruwe ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Land- und Stadigericht zu Ibbenbuͤhren und zugleich zum Notarius im Departement des Sber⸗Landesgerichts zu Muͤnster bestellt worden.

Königliche Bibliothek.

In der nächsten Woche vom 15ten bis 20sten d. M. findet dem F. XIV. des gedruckten Auszugs aus dem Reglement ge— maß, die allgemeine Zuruͤcklieferung aller entliehenen Buͤcher in die Königliche Bibliothek statt. Es werden daher alle Diejenigen, welche Buͤcher der Koͤniglichen Bibliothek in Händen haben, hier durch aufgefordert, dieselben an einem der genannten Tage, Vor⸗ mittags von 9 bis 12 Uhr, gegen Zuruͤcknahme der darüber ausgestellten Empfangscheine zuruͤckzuliefern.

Landtags-Angelegenheiten.

Provinz Brandenburg.

Berlin, 8. März. Zu dem gegenwartig versammelten siebenten Provinzial⸗ Landtage der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz sind hier anwesend:

A. Fur die Kurmark: K ö l 39 . x 5 a . ssen Dechant der Major

F om⸗Kapitel von Brandenburg, de . . , . Der Graf zu Solms⸗Baruih. Der Graf zu Solm s-Sonnewalde. Der Graf v. Hardenberg,

3 Hardenberg. auf Neu⸗Hardenberg Ritterschaft.

Der Landes⸗Direktor v. Kröcher, auf Vinzelberg. Der Landrath v. Knoblauch, auf Osterholi. Der Königl. Hannöversche Wirkliche Geheime Rath, Graf v. d. Schulenburg, auf Wolfsburg. (Stell⸗ vertreter des Landtags-Marschalls. Der Landrath v. d. ch ulen⸗ burg, auf Probstei Salzwedel, Der Erbjägermeister der Kurmark, Major v. Jagow, auf Rühstädt. Der Baron w. Romberg, auf Saatzke. Ser Baron v. Bredow, auf Wagenitz. Der Kammerherr, Frhr. v. d. Recke, auf Seegefeldt. Der Major 4. D. v. Schencken⸗ dorff, auf Wulkow. Der Ritterschafts⸗Raih v. Bredow, auf Wöl⸗ sickendorf. Der Ritterguts⸗Besitzer v. Treskow, auf Friedrichsfelde. Der Bürgermeister Rehfeldt, auf Golzow. Der Ritterschafts-Rath, Graf v. Häseler, auf Blankenfelde. Der Reg.⸗-Rath v. Brücken, enannt v. Fock, auf Stücken. Der Hof⸗Marschall, Major a. D. v. 1 auf Stülpe. (Landtags-⸗Marschall.) Der Landrath v. Löschebrand, auf Selchow. Der Lieutenant v. Buchholz, auf Rietz und Maltershausen. Der Landrath v. Tschirschky, auf Glien. Der Major a. D. v. Arnim, auf CEriewen. Der Kammergerichts⸗ Rath a. D. v. Winterfeld, auf Menlkin.

II. Zweiter Stand.

Der Stadtälteste, Kaufmann Knoblauch, der Stadtrath de Cuyry und der Stadtverordnete, Kaufmann Güßfeldt, für Berlin, Der Landarmen⸗ und Städte⸗Feuer⸗Societäts⸗Direktor Thiede für Bran⸗ denburg. Der Bürgermeister und Syndikus Stöpel aus Potsdam. Der Bürgermeister v. Bennigsen-Förder ans Salzwedel. Der Apotheker und Stadtverordneren⸗Vorsteher Schulze aus Perle⸗ berg. Der Kaufmann und Stadtverordneten⸗Vorsteher Saath aus Frankfurth a. O. Der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath a. D. Stadt⸗Syn⸗ dikus Müller aus Prenzlow. Der Braueigen und Stadtverordnete Beuster aus Ruppin. Der Rathmann Klein aus Stendal. Der Bürgermeister Westphal aus . Der Landarmen⸗ und Städte⸗Feuer⸗Societäts-Direktor Fröhner von hier für die Städte Beelitz, Belzig ꝛc. Der Bürgermeister Otto aus Wrietzen. Der Kommerzien⸗Raih Karl von hier, für die Städte Wend. Buchholz,

Köpnick 1c. III. Dritter Stand.

Berlin, Dien stag den gien Marz

schulz' Dan gzmann aus Dyrotz. Der Lehnschulze Ewest ausgFranzös. Buchhosß. Der Lehnschulje Schulze aus Götz. Der Erbkrüg⸗ und Bauerguts.Besitzer Pa fewaldt aus Zehlendorf. Der Bauerguts⸗Be⸗ sitzer ** eler aus Nieder⸗Finow. B. Für die Neumark.

amn n, , dehenginn nn, Labenz Der Krels⸗Justizrat redow auf Golzengut un ostergut. Der Landrath mi a. D. v. Walde w auf Fürstenau. Der Rit⸗ terschafts⸗Rath v. Witte auf Falkenwalde. Der Major und Landrath a. D. v. Schöning auf Jahnsfelde. Der Großherzogl. Mecklenburg. Rittmeister a. D. v. Zim mermg un auf Langmeil. Der Gen. Land⸗ 1 tor und Riwerschafts⸗Rath v. Zichlinsky auf

reppeln. Il. Zweiter Stand:

Der Rathmann und Apotheker Muth aus Arnswalde. Der Bür⸗ , eydel aus Soldin. Der Bürgermeister Zimmermann aus Friedeberg. Der Bürgermeister Girndt aus Bobersberg.

IlI. Dritter Stand:

Der Lehnschulze Ehlert aus Nieder⸗Wutzow. Der Rustikal⸗Suts⸗ besitzer Lansky aus Savanna.

C. Fuͤr die Nieder⸗Lausitz. J. Erster Stand:

Der Fürst Otto zu Lynar auf Drehna, für sich und die übrigen Standesherren der Nieder⸗Lausitz Der Geh. Ober Finanz⸗Rath Frhr. v. Patow auf Groß Mehsow. Der Land Syndikus, Frhr. v. Hou⸗ wald auf Neuhaus. Der Landrath, Frhr. v. Manteuffel auf n . Der Landrath, Regierungs-Rath v. Carlsburg auf Schöneich. Der Landrath, Frhr. v. Patow auf Erpitz und Scha⸗

dewitz.

—⸗ Il. Zweiter Stand:

Der Kürschnermetster 856. aus Guben. Der Rathsherr und Kaufmann Mohrstaedt aus Luckau. Der Senator und Nadlermet⸗ ster Ka estner aus Sorgu. Der Stadtverordneten⸗Vorsteher und Kauf⸗ mann Winzler aus Lübbenau.

III. Dritter Stand:

Der Amtmann Wachs aus Neu⸗Zauche, und der Gerichts⸗Schulze

Mu drack aus Velthow.

Zeitungs-⸗Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 3. Marz. Man hatte bisher allgemein geglaubt, daß das Ministerium entschlossen sey, gleich nach Beendigung der jetzigen Session die Deputirten⸗ Kammer aufzulösen, und zu neuen allgemeinen Wahlen zu schreiten. Es scheint auch keinem Zweifel unterworfen, daß das Ministerium wirklich die Berichte der Praͤfekten uͤber die Stimmung der Wähler eingefordert, und ihnen angedeutet hat, sich auf die neuen Wahlen vorzubereiten. Man behauptet jetzt, daß jene Berichte nicht so guͤnstig ausgefal⸗ len wären, wie die Regierung es gehofft habe, und daß daher fuͤr jetzt der Plan, die Kammer aufzuloͤsen, aufgegeben worden sey. Das Journal des Doöbats, welches es sich angelegen seyn laßt, die Entschluͤsse der Regierung in der oͤffentlichen Mei— nung vorzubereiten, äußerte sich heute über eine Aufloͤsung der Kammer in folgender Weise: „Wir duͤrfen es uns nicht verhehlen, daß die Majoritaͤten durch die allgemei⸗ nen Wahlen fast immer erschuͤttert werden. Sie bilden sich im— mer erst wieder nach und nach durch die Erfahrung im Schooße der Kammer selbst, durch den Einfluß der Ersrterung und durch die Praxis der Geschaͤfte. Fast alle neue Kammern beginnen mit einiger Opposition; die Erfahrung, welche sie erlangen, pflegt der Ordnung, der Ruhe des Landes und der Stabilitat der Regierung immer etwas zu kosten. Jede Kammer hat ihre Jugend und ihre Reife. Die jetzige Majoritaͤt, das vergesse man nicht, ist das Produkt der Insurrectlon vom 12. Mai und der ungeheuren Fehler des vorigen Ministeriums, deren Folgen noch immer nicht erschoͤpft sind. Wenn die Opposition bei einer Aufloͤsung auch nichts anderes gewoͤnne, so wuͤrde sie doch we— nigstens Laͤrm machen, die offentliche Meinung aufregen, und alles dasjenige wieder in Frage stellen konnen, was zwei Mal, bei den Adreß Debatten und bei dem Vo— kum der geheimen Fonds gegen sie entschieden worden ist. Es giebt niemals genug Instanzen fuͤr einen Kläger, der seinen Prozeß verloren hat. Aber wir, was koͤnnen wir bei einer voreiligen Auflöͤsung gewinnen? Haben wir nicht die Majorität? Wie! die Kammer hat erst ihre dritte Session begonnen, und wir sollten sie in einem Augenblicke auflösen, wo eine Masoritaäͤt von 90 Stimmen uns ein wenig von jener so ersehnten Ruhe verspricht? Wir sollten unseren Gegnern eine neue Chance er— oͤffnen, nachdem sie durch ihre Fehler alle diejenigen verloren ha— ben, die sie in der jetzigen Kammer hatten? Wir wuͤnschten allerdings, wir haben es oft gesagt, eine homogenere Masoritaäͤt; aber es paßt sich fuͤr uns, fuͤr die konservative Partei nicht, ein gewagtes Spiel zu spielen, um etwas Besseres zu erlangen, als das jetzt vorhandene Gute! Wir wissen nicht, ob das Ministerium einen Augenblick lang den Gedanken gehabt hat, die Kammer aufzulosen; wir glauben es nicht, aber nach der Abstimmung uͤber die geheimen Fonds kann unseres Erachtens kein vernuͤnftiger Mensch mehr enen Gedanken festhalten. Man sage immerhin, daß wir uneinig waͤren, und mogen wir es noch lange in der Weise seyn, wie wir es am vergangenen Sonnabend gewesen sind! Was wollten wir? Eine Masorität, auf welche sich ein dauerhaftes Ministerium stuͤtzen koͤnnte. Wir haben eine solche Majoritaͤt. Trotz unserer angeblichen Zwistigkeiten sind wir vollkommen einig, sobald es sich darum handelt, den Frieden zu sichern und die wesentlichen Grund saͤtze der Ordnung aufrecht zu erhalten. Es kann schiedenheiten in unserer Masoritaͤt geben, aber es giebt in derselben keinen hinterlistigen Gedanken. Freimuͤthigkeit des Herrn Dufaure, der die Punkte, uͤber

welche er nicht mit uns uͤbereinstimmt, offen darlegt, tausend⸗ mal lieber, als die zweideutige Gewandtheit jener Leute,

die stets im Grunde der Seele irgend einen g

Der Schulze Sultmann aus Mellin. Der Schulze Dreß aus Behrendorf. Der Kreisschulze Heuer aus Sadenbeck. Der Kreis

behalt verschließen. Wir glauben also, wie gesagt, daß die K

1841.

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mer gut ist, und daß man sie behalten muß. Man wird sagen, daß wir das Land fürchteten, daß wir uns der öffentlichen Mei— nung nicht fuͤr sicher hielten, und die Probe der a gemeinen Wahlen scheuten. Was liegt daran? Mit diesem Raisonnement mußte man die Kammer alle Jahr auflösen, und die Charte hat nicht umsonst die ,,, festgesetzt. Wir haben die Majorltat, wir müssen fie behalten, ünd nicht wegen einer De— sorgniß, die ganz ungerechtfertigt ist, die Sache, welche wir ge wonnen haben, den Wechfeifällen einer neuen Schlacht aussetzen. Der Courrier fran gais enthält heute unter der eber⸗ schrift:; „Die Englische Regierung und die Kriegsgeruͤchte folgenden Artikel. „Die Britische Regierung hat Herrn Guizot dringend zur Entwaffnung aufgefordert. Es ist dies der Hauptgedanke ihrer Diplomatie, seit sie die Orientalische Frage beendigt ö haben glaubt. Um dieses Zugestaͤndniß auf Kosten unserer Freiheit und unserer Ehre zu erlangen, nimmt das Londoner Kabinet zu zwei sehr verschledenen Mitteln seine Zuflucht. Bald bemuͤht es sich, uns uber die Intentionen der Machte zu beruhigen, welche den Trak— tat vom J5. Juli unterzeichnet haben, und die, wenn man der Englischen Reglerung glauben sollte, aur Wohlwollen und Frie⸗ den athmen; bald giebt es sich den Anschein, unsere Plane wegen der militairischen Organisation fuͤr eine Drohung zu nehmen, und requirirt alle fan, Journale, um ein Erstau⸗ nen daruͤber auszudruͤcken, daß Frankreich eine Armee von Sho, 00 Mann auf den Beinen erhalten wolle. Diese Haltung der Englischen Regierung ist um so bemerkenswerther, se mehr sie mit ihren wirklichen Plaͤnen im Widerspruche steht. Lord Palmerston glaubt an den Krieg, und er bereitet sein Land darauf vor. Die Seeruͤstungen dauern in England noch immer fort, obgleich die Pacification des Orients jeden Vorwand f einer solchen Entwickelung der Streitkräfte raubt. Im Fruͤhjahr wird England uͤber die zahlreichste Armee und bedeutendste Flotte verfugen, die es seit dem Jahre 1815 gehabt hat. ährend also Lord , . sich ruͤstet, sucht er üns einzuschlaͤfern. Es ist dies das gewöhnliche Treiben aller Regierungen, die ihre schiechten Absichten nicht eingestehen konnen. Lord Palmerston, wohl wissend, daß er uns nicht besiegen wird, will uns äberrum⸗ peln. An uns ist es, seine Berechnungen durch das Be arren bei den Vorsichtsmaßregeln zu vereiteln, welche das ini⸗ sterium vom 1. März angeordnet und seinen Nachfolgern

Meinungs Ver

Uns ist die ö st Bekanntlich erklärte man zu Anfang der Jult= * 3.

nißvollen Vor⸗

hinterlassen hat. Der innerste Gedanke des Whig⸗Kabinettes ist bei einer neuerlichen Erörterung, die bei uns zu wenig Wieder⸗ 8 gefunden hat, enthuͤllt worden. Im Jahre 1839 erklärte ord John Russell im Unterhause, daß die Reformbill als eine schließsiche Maßregel betrachtet werden muͤsse, und daß die Ne⸗ gierung sich jedem neuen Fortschritte hinsichtlich des Wahl⸗Sp⸗ stems widersetzen werde. Achtzehn Monate sind seitdem verflos⸗ sen, und dasselbe Ministerium legt demselben Unterhause eine Bill vor, durch welche der Wahl-Tensus in Irland von 19 auf 35 Pfund Sterling herabgesetzt wird. Wir wollen diese Maß— regel an sich nicht pruͤfen, sondern nur untersuchen, wie es zu— geht, daß das Londoner Kabinet, welches sich noch vor kurzem jeder Reform so eñtschieden widersetzte, in diesem Augenblick den⸗ noch mit einer solchen Maßregel hervortritt. Man weiß, daß die Englaͤnder ihre Reformbill der Juli⸗Revolution verdanken. Ein Umstand ähnlicher Art hat die Bill des Lord Morpeth hervor— gerufen; man wuͤrde niemals daran gedacht haben, sie dem Par— lamente vorzulegen, ohne die tiefe Aufregung, die durch den Juli⸗Traktat in Frankreich hervorgebracht wurde, eine Auf— regung, die den Frieden in einen Waffenstillstand verwandelt hat. Die wahrhafte Veranlassung zur Vorlegung jener Bill ist die mehr oder weniger entfernte Aussicht auf einen Krieg in Europa. Das Ministerium hat dieselbe vorgelegt, um sich die öffentliche Meinung in Irland geneigt zu machen, und um in den Tagen des Kampfes nach Gefallen aus jener Soldaten-Pepintere schoͤpfen zu koͤnnen. Die Furcht vor dem Kriege bildete das Haupt⸗Argument in der kuͤrzlich stattgehabten Erörte⸗ rung; es hat dazu beigetragen, manche Qpponenten einzu— schuͤchtern und die schwache ministerielle Majorität zu bil— den. Wenn man Irland nicht zufrieden stellt, so kann es sich in einem Augenblick der Krisis empöͤren, und dadurch die Starke des auswärtigen Feindes vermehren. Dies war das Argument, welches weder Lord Russell noch Herr Mac Aulay, noch Herr Shell, noch Herr O Connell verschmäht haben. Letzterer äußerte sich unter Anderem in folgender Weise: „Wie lange werden wir noch Frieden mit Frankreich haben? Wir befinden uns in diesem Augenblicke in einem Zustande des bewaffneten Friedens. Was 6 dies anders, als der Krieg, ohne den Ruhm der Schlachten? zlaubt man, daß eine Nation wie die Franzoͤsische, sich darauf beschraͤnken wird, ihre Ruͤstungen zu bezahlen, ohne von den selben Gebrauch machen zu wollen? Nein, die Franzosen beoh—⸗ achten uns. Vergessen wir nicht, daß sie sich fuͤr gedemuͤ— thigt halten und zwar durch uns. Wuͤrden sie nun aber bei einer eintretenden Gefahr nicht lieber Irland fuͤr, als gegen sich haben wollen?“ „Diese Worte des Herrn O Connell und ähnliche des Lord John Russell haben sicherlich die schwankenden Stimmen fuͤr die Bill gewonnen. Wir aber muͤssen die uns ge— gebenen Andeutungen benutzen. Die Englische Regierung ver= mehrt nicht allein ihre See und Land⸗-Streitkraͤfte, sondern sie sucht sich auch von den Empoöͤrungs-Elementen zu befreien, die im Fall des Krieges eine Verlegenheit und vielleicht eine Gefahr fuͤr sie werden wuͤrden. Sie bereitet sich also auf den Krieg vor, und sie glaubt daran. Moͤge die Deputirten⸗ Kammer an Eng⸗ land ein Beispiel nehmen, ünd sich der Entwaffnung widerseßen, wenn unser 2 ,, waͤre, sie zu versprechen, und feige genug, sie zu versuchen.“ 1 56 dem , la Mode liest man; „Waͤhr Zustimmung der Pairs⸗Kammer zu der dell ug zu erlangen sucht, bereitet man in der Stille ihre

Gendarmerie fuͤr immer abgeschafft, worauf man sie

unter . ö 3, . gen mit der gigen Vorsicht, daß man ihr einen Helm fart d

) gab. 6 diesem Augenblicke findet etwas