1841 / 86 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 27 Mar 1841 18:00:01 GMT) scan diff

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Summe von 154

wird, wie es heißt, leich nach k He herr in London, als Hera f e

. , f ch auf den Rath seiner Aerzte sofort nach einem der Pyrenäenbaͤder begeben haben.

. (s,. 21. März. Das sichtbarste Zeichen der hiesigen

full , Gini lin diesem Augenblicke eine * , .

uche Gleichguͤltigkeit und Abspannung in politischen Dingen. Mit Ausnahme der bei ministeriellen Wechseln Betheiligten zeigt sich Alles lässig, enttäuscht und beinahe angeekelt von dem Hin, und Herzerren der Parteien und Cotterieen. Jeder sieht die Fehler der Gegner durch ein Vergroßerungsglas, Niemand opfert den innersten Ehrgeiz einer Unterordnung in eine gewisse Disziplin, ohne welche Regierungen und Parteien in sich zerfallen und Opfer der Zufälligkeiten werden. Fast keine Partei hat Kraft und Einfluß genug, um offentliche Theilnahme zu erregen: mehr oder weniger sind alle selbst in ihrem Glauben an ihre eigene Unfehlbarkeit und Tuͤchtigkeit wankend gemacht. Die Radikalen sind gespalten und ohne geachtetes Oberhaupt. Seit Carrel, ber ebenfalls von Unter⸗Abiheilungen seiner Partei zu seinen Leb⸗ eiten oft mißhandelt und angegriffen wurde, erschien kein oͤffent— 1 imponirender Charakter in der republikanischen Partei. Es giebt in ihr wohl einige von Bedeutung, aber keinen Fahnen traͤger, um den sich eine treue, ergebene Schaar sammeln moͤchte. Cammennais ist kraͤnklich, koͤrperlich schwach, Leinahe vergessen und verlassen in feinem Gefängniß, war uͤberdem nie ein Geist der Handlung, sondern nur eine Intelligenz der Schrift. Cor⸗ menkn ist ein kuͤhner Pamphjetist, aber unfaͤhig, je handelnd an die Spitze einer Partei zu treten. Cavaignac, der fruͤ— her eine Rolle in den republikanischen Bewegungen spielte, lebt jetzt zuruͤckgedraͤngt und beinahe vergessen, auch koͤrperlich krän⸗ keind in Paris und nur wenig beim Journal du peuple beschaͤf⸗ tigt, uͤbrigens von den Ansichten des National weit entfernt, aber persönlich ein Mann von Muth, Uneigennuͤtzigkeit und Ehre, aber voll utopischer Hirngespinnste, dabei krankhaft aufgereizt und erbittert. Der National hat in Marast einen gewandten Sty— listen, den jedoch die Partei nicht ohne Mißtrauen beobachtet und beurtheilt. Gewisse Verbindungen zwischen ihm und Thiers, als derselbe Praͤsident des letzten Ministeriums war, sind durch die Art und Weise, wie der National die Befestigung von Pa— ris vertheidigte, sichtbar geworden, und es bleibt unleugbar, daß Besprechungen zwischen beiden stattfanden. Lafitte, der zu den gemäßigteren Repubtikanern gehort, ist, was der Franzose ust nennt, namlich eine veraltete Reputation.

Arago bleibt immer in seiner Spezialität sehr hoch, sein po—

litischer Einfluß ist aber keineswegs in den letzten Jahren gestiegen. Seine Rundreise durch Frankreich hat ihm selbst manche Enttaͤu⸗ schung bereitet und bewiesen, wie schwer es ist, zu diszipliniren, was sich aller Bande und Autorität entäußern will. Die Deputirten⸗Kam⸗ mer selbst hat Herrn Arago in der Befestigungsfrage sehr unguͤnstig behandelt, in der offentlichen Meinung aber stellt man die politischen Eigenschaften des großen Gelehrten weit unter seine wissenschaftlichen Leistungen, wenn auch Arago selbst seine Fähigkeiten ganz anders beurtheilt. Garnier Pages ist ein sehr gewandter Geschaͤfts⸗ mann und geschickter Redner, zwischen Talent und Genie ist aber ein großer Ünterschied. Hervorragende Maͤnner fehlen also der Franzoͤsischen Demokratie, und nirgends ist jetzt eine Fahne zu finden, wie einst unter der Restauration Lafayette, dem noch zu— letzt die Juli- Revolution und deren Folgen manche Perle aus seiner Popularitaͤts⸗ Krone zerbrechen mußte. Wollen wir jetzt die uͤbrigen Parteien ebenfalls analysiren, so fehlen da ebenfalls die hervorragenden Persöͤnlichkeiten, welche ein allgemeines oͤffentliches Zutrauen einfloͤßen konnten. Odil— lon Barrot, lange Zeit als Haupt der Linken anerkannt und als Privatmann ehrenwerth, hat von seinem Einfluß bedeutend eingebuͤßt. Sein Talent ist mehr rhetoris ch und didaktisch als praktisch und gewandt. . und da schwuͤlstig und pomphaft, ist die Einfassung seiner Reden reicher als der Inhalt. In der auswärtigen Politik will Herr Mauguin eine bedeutende Stel⸗ lung einnehmen, ohne jedoch in der Kammer großen Einfluß und in den öffentlichen Meinung eine unangefochtene Glaubwuͤrdigkeit u finden. Herr Mauguin predigt seit Kurzem eine Russische lllianz; kann aber dafuͤr keinen Anklang finden.

6 Thiers hat sich vielleicht unter allen politischen Maͤn⸗ nern Frankreichs, trotz seiner vielfach angefochtenen Politik, die be⸗ deutendste Stellung zu verschaffen gewußt. Von dem Staatsruder entfernt, ist er dessenungeachtet noch immer nicht abgenutzt. Mit 6 Gewandheit lavirt er durch die Klippen der parlamentari— chen Debatte, ohne ganzlich mit dem Hofe zu brechen, ohne gaͤnzlich mit der Linken zu marschiren. Die Art und Weise, wie Herr Thiers mit steter Geistesgegenwart und trotz seiner augen⸗ blicklichen und oftmaligen Inkonsequenzen, einer Folge seiner Suͤd⸗ Franzoͤsischen Natur, stets die oͤffentliche Aufmerksamkeit fesselt, einen dauernden Einfluß in der Presse behauptet, ohne lonls secrets von 4— 5 Journalen unterstuͤtzt wird, die Art und Weise, wie er ungeachtet der oft gegruͤndeten Vorwuͤrfe der Konservativen ihnen dennoch die Stirn bietet, ist jedenfalls nicht das Resultat einer gemeinen Natur, unmoglich die Mitgift einer gewohnlichen Organisation.

Die Kammer ist ohne feste Grundsätze, ohne Stauͤtzen, sie schwankt bald hier bald dorthin, von der Furcht vor dem Kriege, zu den Wunschen eines dauernden Friedens. Die Presse folgt diesem U Zerwürfniß ohne irgend eine energische Wahrheit zu

o enbaren und fast immer im Dienste der Personen, aber noch immer eine zweischneidige gefährliche Waffe. Daß solche Zu— staͤnde sich nicht in einem Tage ändern können, versteht sich von selbst, noch lange Zeit wird sich ein gleiches Zerwürfniß fortschlep— hen,. sich eine bestimmte, mächtige, oͤffentliche Ueberzeugung ildet. .

Paris, 21. Marz. (Das Budget far 1842.) Seit dem Jahre 1815 hatten sich die finanziellen Beduͤrfnisse rh reichs noch nie auf eine so beträchtliche Summe erhoben, wie die in dem fur das Jahr 1842 vorgelegten Budget ist. Die muthmaß—˖ lichen , belaufen sich auf die Summe von 1,5316,B 592,620 Fr. Den Erklärungen des Finanz ⸗Ministers zufolge kann dieses Budget als die getreue und vollstaͤndige Darstellung der gewoͤhn⸗ sichen Bedurfnisse des Staates betrachtet werden, so daß außer— halb desselben keine Ausgabe mehr stattfinden wuͤrde. Dergleichen BVersicherungen begleiten gewohnlich die Vorlegungen aller Bud⸗ ets, und seit 1830 hat kein Minister eine andere Sprache ge⸗ ö. rt. Leider aber strafen die Thatsachen jene Voraussetzungen

) immer Lägen und meistentheils sind die Budgets nicht gin. mal annähernde Schätzungen der Ausgaben. Das Jahr 1840 war dafür ünter Anderem ein schlagender Beweis; denn die Kam mer hat, um die 2 des vergangenen Jahres zu decken, die ll. Fr. bewilligt. .

Zwei Ursachen haben seit 12 Jahren dazu beigetragen, die Lage unserer Finanzen zu verschlimmern: Die Ruͤstungen in den

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Jahren 1830 bis 1831 und die, welche seit S Monaten angeord⸗ net wurden; dann aber auch die große Ausdehnung, welche man den öffentlichen Bauten gab. Man mußte fuͤr dieselben außeror⸗ dentliche Huͤlfsquellen eröffnen und außerdem haben sie auch noch die Reserven des Amortisations/Fonds gänzlich erschoͤpft.

Der öffentliche Kredit ist gegenwärtig ohne Vergleich fester und solider in Frankreich, als er es vor 10 Jahren war; aber Alles in Allem gerechnet, ist die finanzielle Lage, in sofern sie die wirklichen und dauernden Hulfsquellen, d. h. die, welche aus den Abgaben herfließen, betrifft, nicht viel besser; denn fuͤr das Jahr 18352 uͤbersteigt die muthmaßliche Ausgabe die muthmaßliche Ein⸗ nahme um 155 Millionen. Die Differenz ist niemals so stark gewesen. Die Ausgaben lassen sich auf folgende Weise spezifi⸗

ziren: J. Oeffentliche Schuld. 1) Konsolidirte Schuld und Amortis⸗ Fr. Fr. sement 253,590, 290 2) Besondere Anleihe fuͤr die Kanaͤle 109, 25,0090 3) Zinsen fuͤr ruͤckzahlbare Kapitalien 25,250,000 ) Lebenslaͤngliche Schuld 63, 585, 000

z83, 950, 290 Dotationen. 14 000ů000 720,000 7ol, 100 S0 d 000

1) Civilliste

2) Pairs Kammer

3) Deputirten ⸗Kammer 4) Ehren ⸗Legion

16,225, 100 III. Kredite fuüͤr die Ministerien, 1) Justiz⸗Ministerium 56,571, 169 25 Auswaͤrtige Angelegenheiten. 7, 952.291 3) Oeffentlicher Unterricht 16, 946, 659 4 Ministerium des Innern 95, 671,572 5) Ackerbau und Handel 12, 847, 077 6) Oeffentliche Bauten 53,437,500 I) Kriegs ⸗Ministerium 364, 718, 89 Ss) Seewesen und Kolonieen 127, 290, 400 9) Finanzen 19, 733, 096

4248. 655 4, 248, 655 1.

7 131,736, 61

5 I. Regiekosten, Erhebungskosten u. s. w. 13 V. Prämien, Restitutionen, Non⸗Valeurs

61,311, 93! Total- Summe der Ausgaben fuͤr 1842 1,316,592, 626

Die muthmaßlichen gewohnlichen Einnahmen fuͤr das Jahr

1842 lassen sich in folgender Weise klassifiziren:

Fr. z96, v5 n, 510

1) Grundsteuer 233, 089, 500

2) Einregistrirung 3) Ertrag der Staatswaldungen und des Fisch— fangs 34, 700,000

4) Douanen und Salz 181,000,000

5) Indirekte Steuern 239, 687, 000

6) Post⸗Einnahme 47,025,500

7) Ertrag der Universitats-Abgaben 3, 349, 082

8) Verschiedene Einnahmen, aus Algier u. s. w.

9) Ertrag von verschiedenen Staats- Anstalten (polytechnische Schule, Militair⸗Schulen u. s. w.) und den Bergwerken

Total-Summe der muthmaßlichen Einnahmen

12, 312, 150

1,116,838, 142

In dem Ausgabe⸗Budget sind die fuͤr die außerordentlichen offentlichen Bauten bewilligten Fonds, welche sich fuͤr das Jahr 1842 auf 33,700,009 Fr. belaufen, nicht mit einbegriffen; eben so wenig die Kredite fuͤr die Befestigung von Paris.

Es ist klar, daß Angesichts dieses bedeutenden Defizits, welches sich auch fuͤr die Jahre 18410 und 1841 kundgiebt, der Finanz-Minister auf die Benutzung neuer Huͤlfsquellen hat be— dacht seyn muͤssen. Die Neserve des Amortisations-Fonds ist die außerordentlichen durch oͤffentlichen Bauten gaͤnzlich absorbirt worden. Die für das Jahr 1840 verlangten Supplementar— Kredite belaufen sich auf 155 Millionen Fr. und die fuͤr 1841 verlangten Supplementar-Kredite auf 206 Millionen Fr.; diese zu dem obenangefuͤhrten Defizit hinzugerechnet, ergeben also fuͤr die Jahre 18406, 1841 und 1812 ein Defizit von 515 Millionen; wenn man dann noch die Ausgaben fuͤr die projektirten Festungs— werke um die Hauptstadt und an den Graͤnzen (140 Millionen fuͤr die Ersteren und 77 Millionen fuͤr die Letzteren) hinzufuͤgt, so belaͤuft sich das Defezit fur die 3 Jahre auf mehr als 750 Millionen Fr. Unter diesen Umstaͤnden schlaͤgt der Finanz ⸗/Mi⸗ nister vor, die Reserven des Amortisations-Fonds in Zukunft zur Beseitigung der Defizits von 1840 und 184 zu verwenden, und fuͤr die Fortsetzung der außerordentlichen offentlichen Bauten eine Anleihe von 450 Millionen abzuschließen. Man weiß, daß die jaͤhrliche Dotation fuͤr die Amortisirung der 5proc. Rente (welche zur Reserve geschlagen wird, da jene Rente uͤber par steht) sich auf 1ä, ob, Fr. beläuft. Man wird. daher, mehr als Jahr brauchen, um mittelst dieser Huͤlfsquelle die Defizits fuͤr 1840 und 1841 zu decken, ohne daß dabei von der Deckung des De⸗ fizits fuͤr 1842, welches sich, wie oben dargethan, auf 155 Mil— lionen Fr. belaͤuft, oder von den fuͤr die Festungswerke noͤthigen Fonds die Rede seyn kann.

Der Finanz-Minister hat von den Kammern die Erlaubniß erhalten, vorläufig fuͤr 250 Millionen Fr. Bons auszugeben, um den günstigsten Monient zum Abschluß der Anleihe von 430 Mil⸗ lionen Fr. abwarten zu konnen. Eine so beträchtliche Ausgabe sener Bons scheint uns um so weniger geeignet, den Kredit zu befestigen, als das in den ersten Jahren nach der Juli Revolution entstandene Defizit von 256 Millionen in der schwebenden Schuld sigurirt, deren Zinsen sich fuͤr das Jahr 1842 auf 16 Mihlis, nen Fr, belaufen Dieselben Zinsen betrugen im Jahren 1830 an 9 Millionen Fr. und repraͤsentirten daher ein Kapital von mehr als 366 Millionen Fr. Wenn man die schwebende Schuld durch eine neue Ausgebung von Schatzscheinen ungefahr verdop⸗ pelt, so setzt man sich Verlegenheiten aus, die mit Ruͤckzah— lungen zu bestimmten Verfallzeiten unvermeidlich verknäpft sind. Schon jetzt wird es dem Schatze weit schwieriger, sene Bons unterzubringen, und je mehr man den Be⸗ trag derselben vermehrt, um so höhere Zinsen wird man bezahlen muͤsfen. Der Finanz Minister Herr Humagnn glaubt auch, in einer strengeren Anwendung der Gösetze und Vorschriften fuͤr die Erhebung der Steuern eine neue Huͤlfsquelle zu finden. Zu diesem Zwecke ist eine allgemeine Abschaͤtzung in den Ge⸗ meinden des Königreiches anbefohlen worden, Diese Abschaͤtzung wird sich auf das bauliche Eigenthum, auf Thüren und Fenstern und auf diejenigen Individuen erstrecken, die der Personen, Pa⸗ tent⸗ und Mieths⸗Steuer unterworfen sind, die als Basis fuͤr die verhältnißmaͤßige Vertheilung der Abgaben dienen muͤssen. Diese

Maßregel, welche Übrigens eine gute Verwaltungs⸗Maßregel ist,

13,590, 000

wird indeß keine große Resultate zur Folge haben; denn man begreift, daß in einem Lande, dessen Besteuerungs⸗System gleich= förmig und sehr einfach ist, wenig Gegenstande der Erhebung entgehen, namentlich bei den direkten Steuern, und so kann man annehmen, daß auch die strengsten Rachforschungen die Einnahme nicht merklich erhoͤhen werden.

Wenn man einen Blick auf die verschiedenen öffentlichen Dienstzweige wirft, so ergiebt es sich, daß die Vermehrung der Ausgabe hauptsachlich drei Ministerien trifft, nämlich die des Krieges, des Seewesens und der oͤffentlichen Bauten. Das Bud⸗ get für 1829 belief sich auf 1920 Millionen, und war also um 296 Millionen niedriger, als das fuͤr 1812; aber zu jener Zeit betrugen auch die Kredite fuͤr das Kriegs-Ministerium nur 214 Millionen, waͤhrend es sich im Jahre 1842 auf 365 Millionen belief. Im Jahre 1829 kostete die Marine 72 Millionen; im Jahre 1812 verlangt man fuͤr dieselbe 127 Millionen. Diese

Feiden Artikel ergeben also schon einen Unterschied von 216 Mil—

lionen. Das Budget fuͤr die oͤffentlichen Bauten war ebenfalls

niedriger und das fuͤr die außerordentlichen offentlichen Bauten existirte gar nicht.

Wenn man die Ausgaben fuͤr jene drei Ministerlen auf einen Normal-Zustand zuruͤckfuͤhren

konnte, und dies scheint uns nicht unmoglich, so wuͤrde man bei— nahe auf die Summen der Budgets der Restauration zuruͤck⸗ kommen koͤnnen, Summen, die zu ihrer Zeit auf das Bitterste getadelt wurden, die aber doch, wie man sich jetzt überzeugt, in einem ziemlich richtigen Verhaͤltniß zu dem öffentlichen Reichthum

standen.! Damit soll gar nicht etwa gesagt seyn, daß wir nicht im Stande waren, die Summe aufzubringen, welche fuͤr das Budget von 1842 verlangt wird; man konnte sie gewiß durch neue Auflagen decken. Allein dazu mußte man neue fiskalische Gesetze machen und dies wuͤrde von allen Seiten den lebhaf⸗ testen Widerstand finden. Auf der anderen Seite darf man Anleihen nur in außerordentlichen Faͤllen zu den Huͤlfs⸗ quellen des Schatzes rechnen und folglich nie als regelmaͤßige Mit⸗ tel der Einnahme betrachten. Bei diesen obwaltenden Schwierig- keiten waren Verminderungen in den Ausgaben der Departements

des Krieges und der Marine jedenfalls das Vernuͤnftigste und und den wahren Prinzipien der Finanz⸗Verwaltung am meisten

angemessen, zumal da Ausgaben dieser Art nichts Produktives haben und nur auf dem großen Buche der Nationalschuld ihre Spuren zuruͤcklassen.

Großbritanien und Irland.

London, 20. Marz. Die von dem Ministerium dem Un⸗— terhause vorgelegte Bill zur Errichtung von Distrikts⸗ Gerichten in den Englischen Grafschaften ist von großer Wichtigkeit fuͤr die Verbesserung der Rechtspflege. Bis jetzt namlich war man im ganzen Lande gendthigt, die meisten Civil-Prozesse bei den Ge⸗— richkshoͤfen von Westminster in der Hauptstadt anhängig zu machen, da die hier und da bestehenden Lokal-Gerichte, deren Mitglieder aus den staäͤdtischen Beamten gewaͤhlt werden, wegen ihrer Par⸗ teilichkeit verrufen sind und auch die Form der Rechtspflege bei ihnen sehr schwankend und ungleich ist. Ein Prozeß in West— minster ist aber mit großen Kosten verknuͤpft und fuͤr die Bewoh⸗ ner der Grafschaften naturlich auch sehr weitlaͤuftig. Wenn es sich daher um geringe Summen handelt, so ist der Schaden selbst nach gewonnenem Prozesse groͤßer, als wenn man die Sache ohne Weiteres verloren giebt. Diesem Uebelstande will nun das Mi⸗ nisterium durch jene Distrikts- Gerichte abhelfen, an denen die Richter auf Lebenszeit von der Regierung angestellt werden sol— len. An Opposition von Seiten der Tories fehlt es auch hier nicht, weil man nicht geneigt ist, der Regierung noch mehr Pa— tronat in die Haͤnde zu geben, und weil man in keiner Hinsicht gern von dem alten Herkommen laͤßt.

O'Connell befindet sich wieder in Irland. Bei einem oͤffent— lichen Diner, welches ihm zu Ehren am 14ten d. dort gegeben wurde, hielt er eine sehr heftige Rede, worin er erklärte, daß England, bevor es mit China, Frankreich oder Nord-Amerika einen Krieg beginnen koͤnne, mit Irland erst im Frieden seyn muͤsse, und wie immer, werde England auch jetzt nur durch Furcht gedraͤngt werden koͤnnen, Irland Zugestaͤndnisse zu machen.

Die Zeitungen von Havann melden, daß ein Englisches Kriegsschiff zwei Spanische Faktoreien an der Afrikanischen Kuͤste angegriffen und zerstoͤrt haͤtte; 15090 Neger, welche diesen Fakto— reien gehoͤrten, haͤtten den Angriff zur Flucht benutzt, und der Schaden werde auf 500,000 Piaster geschäͤtzt. In Havana hatte diese Nachricht eine gewaltige Aufregung verursacht. Als Grund des Angriffs follen die Englaͤnder angegeben haben, daß jene Fak⸗ toreien Sklaven ⸗Lomptoire seyen.

Das Oberhaus beschaͤftigt sich schon seit einigen Tagen mit Abhoͤrung von Zeugen uͤber die Wirkungen des neuen Irlaͤndi⸗ schen Armen⸗Gesetzes.

Im Unterhause ist die Erlaubniß zur Einbringung einer Bill sertheilt worden, um Sir Walter Scott in Edinburg ein Denkmal zu errichten.

Ungeachtet der Vereinigung der deiden Kanadischen Provinzen hat Sir George Arthur doch einstweilen seine Functionen als Unter Statthalter in dem bisherigen Ober-Kanada noch beibe⸗ hälten, wird jedoch naͤchstens in England zuruͤck erwartet.

Rach Berichten von den Falklands-Inseln war am 15. De— zember vorigen Jahres dort der erste Zug Britischer Ansiedler eingetroffen.

Als bemerkenswerth bezeichnet die Times den Betrag der Zoll⸗Einnahmen von einem so unbedeutenden Artikel wie Taback. Großbritanien erhob im Jahre 1840 von demselben fast 2, 830 000 Pfd. St., wozu England 1,973,000, Irland 613,000, Schott⸗ land 273,900 Pfd. St. beitrug.

In der vorgestern gehaltenen Halbjahrs⸗Versammlung der Actionaire der Englischen Bank wurde auf den Bericht und An⸗ trag des Gouverncurs der Bank die Dividende für das am Sten April ablaufende halbe Jahr auf 3ise pCt. festgesetzt,

Der Globe 'enthäst eine lange Uebersicht der Verletzungen fremder Gebiete, welche sich die Vereinigten Staaten bei Ver⸗ folgung von Verbrechen haben zu Schulden kommen lassen. Es soll dadurch gezeigt werden, wie ungerecht das Verfahren der Amerikaner gegen Herrn Mac Leod sey, und wie England sich wegen Zerstoͤrung der „Caroline, rechtfertigen koͤnne,

Am Dienstag Abends brach auf der hiesigen End-Station der suͤdwestlichen Eisenbahn unweit des Vauxhall im linken Fluͤ— gel der großen Lager- Gebäude, wo auch die Lokomotiven stehen, und zwar in einem Zimmer, wo Terpentin und Oel aufbewahrt wird, ein furchtbares Feuer durch Unvorsichtigkeit einiger Arbei— ter aus, welche, um den Leck einiger Faͤsser nachzusehen, dem Terpentin mit einem Lichte zu nahe kamen und ihn enizuͤndeten. Trotz der schnell herbeieilenden Loͤschmannschaften war bei der Menge von Brennstoff das Feuer lange nicht zu bewältigen, und ein großer Theil des Gebäudes mit dem ganzen Inhalte, worun⸗ ter auch eine Anzahl Maschinen der Gesellschaft waren, brannte nieder. Der Schaden wird auf 30,000 Pfd. St. geschaätzt, wo⸗ von etwa fuͤr 9000 Pfd. St. versichert war.

Auf der Hoͤhe von Cork fand dieser Tage bei dichtem Ne⸗ bel wieder ein furchtbares Zusammenstoßen zwischen einem Schiffe mit Auswanderern, das nach Port Philipp segelte, und einem Kohlenschiffe statt; ersteres entkam unbeschadigt; letzteres sank, doch wurde die Bemannung gerettet. .

Die bekannte theologische Partei zu Oxford, an deren Spitze der Dr. Pusey steht, hat so eben eine Abhandlung herausgegeben, welche vier Vorsteher von Oxforder Kollegien zu einem oͤffentli— chen Protest veranlaßt hat, und man erwartet taͤglich eine Er⸗ klaͤrung des Senats dieser Universitaͤt gegen die unprotestantischen Gesinnungen, welche jene Schrift an den Tag legt.

In der Koͤnigin⸗Grafschaft in Irland wurde vor kurzem ein fruͤherer Geistlicher der Englischen Kirche, weil er, obgleich seines Amtes entsetzt, dennoch ein Paar getraut hatte einem Gesetze aus der Regierungszeit Georg's 1. gemäß, zum Tode verurtheilt. Die Begnadigung des Verurtheilten unterliegt natuͤrlich keinem

weifel.

Der Schornsteinfeger Jones, der jetzt zum dritten Mal in den Gemaͤchern des Koͤnigl. Palastes getroffen worden ist, war erst vor etwa vierzehn Tagen aus der Straf—⸗A,nstalt entlassen. Kurz vorher hatte man das Versprechen von ihm gefordert, daß er sich nicht wieder in den Palast einschleichen wolle; er weigerte sich aber, dies Versprechen zu geben, denn seine Neugierde sey gar zu groß. Später fragte man ihn, ob er nicht zur See gehen wolle, dazu zeigte er sich geneigt, stellte aber Bedingungen, die nicht annehm⸗ har waren. Nachdem seine Strafzeit von drei Monaten verflossen war, wurde er demgemäß seinen Aeltern uͤbergeben und diesen eine genaue Aufsicht empfohlen. Man bot auch ihnen an, ihren Sohn zur See zu senden, und sie willigten ein, verlangten aber noch einige Wochen, um ihn auszuruͤsten. Etwa vierzehn Tage lang betrug ihr Sohn sich jetzt gut, besuchte dann Methodi⸗ stenkapellen und sprach davon, er wolle das Maͤßigkeits⸗Geluͤbde ablrgen. Ploͤtzlich war er verschwunden, und mitten in der Nacht bemerkte ihn eine Polizeiwache, die seit seinem vorigen Eindrin— gen im Palast umhergehen muß. Er speiste gerade kalte Kuͤche, die er sich bereits aus der Vorrathskammer geholt hatte. Alle Fragen, wie er hineingekommen sey, waren vergeblich. Seine einzige Antwort war: „Nun, durch die Thuͤr oder durchs Fen⸗ ster!“ Als Zweck seines Eindringens bezeichnete er wieder, er möchte so gern die Koͤnigin mit Prinz Albrecht sprechen hoͤren, um dann ein Buch daruͤber zu schreiben, das gewiß mit Inter— esse wuͤrde gelesen werden. Von Jugend an soll er sehr viel ge— lesen und sich im Uebrigen gut betragen haben. Sein Alter ist 17 Jahre. Nach einem Verhoͤre im Ministerium des Innern wurde er von neuem als liederlicher Herumtreiber auf drei Monate ins Arbeitshaus geschickt.

Die ersten Sopran-Partieen in der Deutschen Opern-⸗Gesell— schaft, welche hier wieder ihre Vorstellungen begonnen hat, wer— den, so wie im vorigen Jahre, von Mad. Stoͤckl⸗Heinefetter ausgefuͤhrt.

Belgien.

Bruͤssel, 21. Marz. Die ministerielle Frage scheint erst entschieden werden zu sollen, nachdem der Senat uͤber alle ihm vorliegenden Gesetz Entwuͤrfe debattirt und entschieden haben wird. Die ministeriellen Blaͤtter sprechen sich fortwährend fuͤr die Noth⸗ wendigkeit aus, die Kammern und namentlich den Senat aufzu— loͤsen, welcher Letztere zum groͤßten Theil im Jahre 1835, also zu einer Zeit erwaͤhlt ist, wo das damalige katholische Ministe⸗ zium noch alle Gemuͤther beherrschte, während sich seitdem die Gesinnungen des Landes sehr geandert haben sollen,

Der Chef des Belgischen General-Stabes, Baron Hurel, welcher bekanntlich nach seinem Vaterlande Frankreich zuruͤckkehrt, hat das Großkreuz des Belgischen Leopold⸗Ordens erhalten.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 16. März. Das Aftonb lad meldet heute: „Se. Masjestaͤt der Koͤnig ist die vergangenen Tage her unpaͤßlich gewesen und hat sich viel zu Bett halten muͤssen.“

Die Statstidning enthalt folgenden Artikel: „Im Schrei— ben vom 6. Februar haben die jetzt versammelten Stande des Reichs, auf Anlaß einer Motion und hauptsaͤchlich aus dem Grunde, daß die Provinz Smaͤland als eine der am staͤrksten mit Soidatenstellung belastete Landschaft im Koͤnigreiche eine Er—⸗ leichterung der Militairbuͤrde genießen sollte, Sr. Majestaͤt unter— thaͤnig anheimgestellt, daß Sie, wenn Sie es angemessen faͤnden, in Gnaden zugestehen mochten, daß das Smaland⸗ sche Husaren⸗Regiment unter denselben Bedingungen und auf die Weise, wie es fruͤher mit dem Smalandschen Grena— dier⸗ Bataillon geschehen, absitzen moͤge, gegen Entrichtung von Vacanz⸗Abgabe. Beim Vortrage hieruͤber am 11Iten d. haben Se. Majestäͤt zu erklaͤren geruht, daß die gegenwaͤrtige Militgir⸗ Organisation Europa's der Willfahrung des unterthänigen Be— gehrens der Staͤnde Hindernisse in den Weg lege. Diese Orga—⸗

nisation ist auf ein System gebaut, das die verschiedenen Waffen

mit einander in Harmonie stellt, und Schweden darf oder kann davon nicht abweichen. Die Schwedische Kavallerie ist seit dem Jahre 1809 um 1560 Pferde vermindert worden, naͤmlich 1000 deim Westgothischen und 500 beim Smalandschen Dra— goner⸗Regiment, ungerechnet die Finnische Kavallerie. Der ungluͤckliche Feldzug, sammt dem Verluste von Finnland, gaben Anlaß zu dieser Reduction, die, unrichtig aufgefaßt und verstan⸗ den, keinen anderen Zweck hatte, als der Staats⸗-Kasse eine jaäͤhr— liche Einnahme von circa 19,060 Tonnen Getraide zu verschaf— fen. Die Provinz Westgothland hat auch längst die Wirkungen dieser Maßregel erfahren. Die Getraide-Vakanz-Abgabe ist in die Staats⸗Kasse geflossen, anstatt in der Provinz zu bleiben; die Pferde⸗Race hat sich verschlechtert und die Zahl der Pferde merk—⸗ lich abgenommen, welches alles die Lage der Landbauer geschwaͤcht hat; und der Staat hat sich gensthigt gesehen, unter der Rubrik von Unterstuͤtzungs-Darlehen und Abschreibungen der Provinz einen großen Theil von dem wiederzugeben, was an Vacanz Abgabe in die Staatskasse geflossen. Weit entfernt da— von, daß die Stärke der Kavallerie vermindert werden könne, muß dieselbe, im Fall von Krieg, wenigstens verdoppelt werden, um diese Waffe in ein angemessenes Verhältniß zu den uͤbrigen zu setzen. Aus allen diesen Gruͤnden haben Se. Majestaͤt er— achtet, dem unterthaͤnigst vorgetragenen Wunsche der Staͤnde des Reiches um Absitzung des Smaͤlandschen Husaren-Regiments nicht beipflichten zu koͤnnen.“

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover 22. Maͤrz. (Hannov. Ztg.) Bei dem all— gemeinen Interesse, welches die Eisenbahnen gegenwärtig erregen, ist es der Redaction angenehm, uͤber den jetzigen Stand der Hanno— verschen Eisenbahn⸗Angelegenheit das Folgende mittheilen zu koͤnnen: Ein vollständiges Gesetz uber die Veräͤußerungs-Verpflichtung be⸗ huf Eisenbahn⸗ Anlagen ist hinsichtlich der zunaͤchst in Betracht kommenden Richtungen, unter Vorbehalt der Ausdehnung auf andere Bahnzuͤge, am 8. September v. J. erlassen und durch

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die Gesetzsammlung verkuͤndet worden. Seine Majestaͤt der König haben auf die Antraͤge des Ministerii des Innern die Anlegung von Eisenbahnen J. von Hannover nach Celle, Hildes⸗ heim und Braunschweig, II. von Hannover nach Celle in der Richtung auf Hamburg und auf Boitzenburg, lll. von Hanno⸗ ver nach Preußisch Minden definitiv zu genehmigen geruht.

In Beziehung auf die ad 1 bemerkten Eisenbahn⸗Anlagen ist zwischen Sr. Koͤnigl. Majestaͤt und Sr, Durchlaucht dem Herzoge zu Braunschweig ein Vertrag abgeschlossen, dessen Ra—⸗ tifications⸗ Urkunden am àten d. M. ausgewechselt worden sind. Die Koͤnigl. Hannoversche und die Herzogl. Braunschweigische Regie⸗ rung verpflichten sich hiernach, innerhalb ihres Gebiets die Anlegung von Eisenbahnen zur Verbindung der Staͤdte Celle, Hannover, Hildesheim und Braunschweig zu gestatten, und zugleich dahin zu wirken, daß diese Eisenbahn⸗Anlagen baldigst zur Ausfuhrung gelangen. Kommen diese Eisenbahn⸗Anlagen zur Ausfuͤhrung, so sollen die von einer jeden der vier oben benannten Staͤdte auslaufen⸗ den Eisenbahn-Linien in moͤglichst gerader Richtung auf den un— mittelbar neben dem Dorfe Lehrte anzulegenden, fuͤr alle diese Linien gemeinschaftlich zu benutzenden Bahnhofe zusammengefuͤhrt werden“ Einer jeden der beiden Regierungen ist uͤberlassen, in⸗ nerhalb ihres Gebietes zu gestatten, daß Haupt⸗ oder Zweig⸗Bah⸗ nen an die oben bezeichneten Eisenbahn Anlagen angeschlossen, und daß diese letzteren selbst weiter fortgefuͤhrt werden. In dem Falle, daß Eisenbahn-⸗Anlagen von Hannover nach Preuß. Min— den oder nach der Unterweser zu Stande kommen sollten, wird die Stadt Braunschweig eine Eisenbahn-Verbindung mit jenen Anlagen nur auf dem Wege uͤber Hannover erhalten,

Was die Eisenbahn⸗Anlage von Hannover nach Celle in der Richtung auf Hamburg und auf Boitzenburg betrifft, so ist schon im vorigen Jahre zwischen der hiesigen und der Mecklenburgischen Regierung eine Vereinbarung geschlossen, welche die Anlegung einer Eisenbahn von Hannover in der Richtung auf Hamburg und in Verbindung mit einer von Wismar durch die Gegend von Boitzenburg nach Luͤneburg zu fuͤhrenden Eisenbahn zum Gegen⸗ stande hat. In der Absicht, diese Eisenhahn-Anlage thunlichst zu befoͤrdern, haben beide Regierungen uͤber mehrfache Erleichte⸗— rungen und Beguͤnstigungen sich vereinbart, welcher einer etwa zu konzessionirenden Actien-Gesellschaft zu bewilligen seyn moͤch— ten. Dahin gehoͤrt namentlich, daß in der ganzen Ausdehnung der Eisenbahn der Behuf ihrer Anlegung (mit Ausnahme der Bahnhoͤfe) erforderliche Grund und Boden, in so weit daruͤber von der Landesherrschaft frei verfuͤgt werden kann, unentgeltlich, unter Vorbehalt des Eigenthums, abgetreten werden soll.

Dle Eisenbahn, Anlage von Hannover nach Minden ist als ein Theil der großen Eisenbahn zu betrachten, welche den Rhein (bei Koͤln) uͤber Minden, Hannover, Magdeburg, mit Berlin

re,, so wie mit Leipzig, Dresden 2c. verbinden wird. Die Koͤnigl.

Hannoversche, Koͤnigl. Preußische und Herzogl. Braunschweigi⸗ sche Regierung haben in Beziehung auf eine Eisenbahn-Anlage von Minden über Hannover und Braunschweig nach Magdeburg

kommissarische Unterhandlungen eingeleitet, deren Ergebniß hof⸗

fentlich bald wird veroͤffentlicht werden koͤnnen. Inmittelst sind fär die Strecke von Hannover bis Minden die wesentlichsten Vorarbeiten beschafft; namentlich ist das Terrain in verschiedenen Richtungen vermessen und nivellirt; der Betrag der Anlage⸗, Be— triebs, und Unterhaltungs-Kosten einer Eisenbahn speziell veran— schlagt und der Umfang des bisherigen Personen- und Guͤter⸗Ver⸗ kehrs amtlich ermittelt worden. Die Fürstl. Schaumburg ⸗Lippe—

sche Regierung hat sich bereit erklart, zul gestatken, daß die Bahn

von Hannover ab durch das Schaumburg, Lippesche Gebiet ge—

fuͤhrt werde.

Behuf einer etwaigen Eisenbahn-Anlage von Hannover nach der Unterweser, namentlich nach Bremen, ist das Terrain bereits vollstaͤndig vermessen und nivellirt, eine spezielle Kosten-Veran— schlagung vorgenommen und die Ermittelung der Verkehrs⸗-Ver— hältnisse auf amtlichem Wege eingeleitet und vollendet. Auch ist fuͤr eine demnaͤchst etwa von Hannover nach der suͤdlichen Lan⸗ desgraͤnze anzulegende Eisenbahn eine Terrain-Untersuchung und ein Geschwind⸗Nivellement in verschiedenen Richtungen angeord- net, so wie eine Nachweisung der dabei in Betracht kom⸗ menden Verhaͤltnisse des Guͤter Verkehrs bereits ausgearbeitet worden.

Um über das Eisenbahnwesen moͤglichst zuverlaͤssige und aus— fuͤhrliche Nachrichten zu erhalten und einheimische Sachverstaͤn⸗ dige mit dem Bau und Betriebe der Eisenbahn praktisch ver— traut zu machen, hat das Ministerium des Innern im vorigen Jahre theils verschiedene Ingenieur⸗-9Offiziere nach den vorzuͤglich⸗ sten Eisenbahnen in Deutschland, Belgien und England abge— sandt, theils einige Zoͤglinge der hiesigen polytechnischen Anstalt laͤngere Zeit an Eisenbahn-Arbeiten in Deutschen Staaten per— soͤnlich Theil nehmen lassen.

Frankfurt a. M., 24. Maͤrz. (Frankf Journ ) Aus Camp im Herzogthum Nassau wird unterm 22. Maͤrz Folgen⸗ des gemeldet: „Heute fruͤh, halb sieben Uhr, erlebten wir hier bei gänzlicher Windstille und truͤbem Himmel drei Erdstöße. Sie folgten so schnell auf einander daß sie leicht fuͤr einen Stoß ge— halten werden konnten. Aus Anlaß derselben klirrten die Fenster, hängende Gegenstaͤnde bewegten sich, Tische und Stuͤhle wichen ein wenig von ihren Stellen. Nach der Beobachtung Einiger hatten die Stoͤße ihre Richtung von Suͤdwest nach Nordost. Die Seltenheit eines solchen Naturereignisses in hiesiger Gegend beschaͤftigt sehr die Propheten im Reiche des Aberglaubens, Sie weissagen daraus bald Krieg, bald ein vorzuͤgliches Weinjahr. Letzteres möge eintreten, die Wunden mancher Winzer heilend.“ Schweiz.

Bern, 19. Maͤrz. In der außerordentlichen Tagsatzung legte heute Herr Landammann Baumgartner einen Redactions— Vorschlag vor, welcher der von Seite Baselstadts angeregten, auf— zustellenden Kommission als Leitfaden in der Aargauischen Frage die⸗ nen soll. Es wird derselbe durch die Stande Zuͤrich, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus, Freiburg, Schaffhausen, St. Gallen, Appenzell J. R., Baselstadt, Graubuͤnden, Wallis, Waadt und Neuenburg (also 14 Stimmen) angenommen. Er geht im We— sentlichen dahin: daß alle auf die Ereignisse im Aargau bezuͤg—⸗ lichen Akten der Pruͤfungs-Kommission uͤberwiesen werden, und diese dann nachzusehen habe, ob Aargau seine Bundesbpflichten bewahrte oder verletzte. Im Gegensatze zu dieser Ansicht geht Genfs Antrag: lediglich sich auf die Direktorial⸗Einladung zu be— schraͤnken, ohne speziell einzutreten. Dafuͤr sprechen sich aus die Staͤnde Bern, Luzern, Solothurn, Appenzell A. R. und Basel— land, Thurgau, Tessin und Genf. Aargau will eine besondere Erklärung ins Protokoll tragen lassen. Auf Zuͤrichs Antrag wird die Zahl der Mitglieder auf 7 festgesetzt, und die Kommission be— steht aus den Herren von Muralt, Blösch, Baumgartner, Kopp,

Schmid, Druey und Deglise. Die Sitzung bleibt einige Tage

aufgehoben.

T 6rne n.

Konstantinopel, 3. März. (A. 37 Letzten Sonnabend (27. Febr.) lief (wie bereits erwähnt) der „Cyklops“ in unserem Hafen ein, und brachte Deveschen von Schekib Efendi und 5 gleich eine neue Kollektiv Note der Londoner Konferenz vom 0. Januar d. J., worin die Pforte aufgefordert wird, die direkte Tineal, Erbfolge fuͤr Mehmed Alt's Familie in dem Paschalik Aegypten zu sanctioniren. Da Sie von dem, was in der Zwi⸗ schenzeit hier in dieser Hinsicht vorgegangen, bereits unterrich⸗ tet sind, so werden sie den Eindruck, den die neue Note hervor⸗ gebracht, leicht ermessen können. Der Sultan berief die ver⸗ trautesten des Serails zu einem Tonseil, dem Reschid Pascha nicht beigewohnt haben soll. Zu welchem Resultat dies außer der Ordnung abgehaltene und in seiner Ferm ungewohnliche Con⸗ seil gefuͤhrt habe, ist unbekannt. Einige Aeußerüngen jedoch, die einige hoch in der Gunst des Sultans stehende Personen fallen ließen, berechtigen zu der Annahme, daß der Sultan sich auf jeden Fall wehren werde, den ihm von Reschid Pascha angera⸗ thenen und im Ferman aufgenommenen Vorbehalt der freien Wahl eines Nachfolgers unter den Mitgliedern der Familie Meh⸗ med Ali's aufzugeben, daß jedoch Se. Hoheit gesonnen sey, einen Mittelweg einzuschlagen. Dieser wurde nun in der Mehmed Alt gemachten Zusicherung bestehen, daß die nächte Wahl auf Ibrahim Pascha fallen solle. Man hofft im Serail, dadurch Aner abermaligen Demuͤthigung entgehen zu konnen, welche bei Aufhebung der wichtigsten Anordnung des Großherrlichen Fer⸗ mans zu auffallend ware, nachdem die Autorität der Pforte durch die Zuͤruͤcknahme so vieler Machtspruͤche, vorzuͤglich durch die neuerliche Rehabilitirung des Pascha's schon so sehr erniedrigt worden.

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Koblenz, 22. Marz. (R. u. M. 35 Heute Morgen 61 Uhr und à Minuten mittler Zeit wurde hier eine etwa 1 Sekunde anhaltende und mit starkem Geraͤusch verbundene Erd⸗ Erschuͤtterung verspuͤrt. Der Stoß schien von Nor dosten nach Süudwesten zu gehen, und war so heftig, daß die Möoͤbel in den Zimmern erzitterten, die Fenster klirrten, an einem Hause ein Theil des Schornsteins einstuͤrzte und in mehreren Laden Sachen herunterfielen. Es herrschte gaͤnzliche Windstille, der n, war bedeckt, der Barometerstand zeigte keine auffallende Erscheinung, der Thermometerstand 8 Grad uͤber 0. Nach Berichten von der Mosel und der Lahn wurde der Erdstoß auch an diesen Fluͤssen stark verspuͤrt. Der Rudergänger des Dampfschiffs „Kronprinz, welches heute Nacht von Köͤln hier angekommen ist, will um Mitternacht in den vulkanischen Gebirgen bei Brohl eine feu⸗ rige blaͤuliche Masse gesehen haben, die einen hellen Glanz ver— breitend, bis zu einer gewissen Höhe emporgestiegen und dann an derselben Stelle sich wieder niedergelassen.

Du sseldorf, 24. Maͤrz. (Duͤsseld. 3.) Heute fruͤh um vier Uhr ist Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Adalbert mit Gefolge hier angekommen.

Das Er inn nn,. der Landwehr am IT. rz.)

Unter den vaterlaͤndischen Festen, welche der Erinnerung der denkwuͤrdigen Tage des Befreiungs⸗-Krieges gewidmet sind, er⸗ scheint das Stiftungs-Fest der Landwehr um so bedeutender, als dieselbe nicht wie die Detaschements der freiwilligen , ger nur fuͤr die Dauer des Krieges bestand, sondern noch gegen⸗ wärtig als ein wesentlicher Theil der Preußischen Heer ⸗Verfas⸗ sung in vollster Wirksamkeit ist. ; .

Zur diesjährigen Feier, welche von Offizieren, Unteroffizieren und Landwehrmaͤnnern in kameradlicher Gemeinschaft bei einem frohen Mittagsmahle im Saale des Englischen Hauses begangen wurde, hatten sich an 260 Theilnehmer eingefunden. Der Saal war in eine glaͤnzende Waffenhalle umgewandelt und mit den Gewehren geschmuͤckt, deren Kolben bei Großbeeren und Denne⸗ witz tapfer mitgefochten. Die Buͤste des hochseligen Königs mit golbenem, die des regierenden Konigs Majestaͤt mit gruͤnem Lor⸗ beer bekränzt, standen in der Mitte einer Waffen⸗Trophäe, zu beiden Seiten die Anfuͤhrer und Feldherren des Befreiungs⸗Krie⸗ ges, auf dem dahinter aufgestellten Landwehrkreuze las man die bedeutungsvollen Worte: „Mit Gott für König und Va⸗ terland!“ Als Ehrengaͤste wohnten dem Feste Se. Excellenz der General der Infanterie und Kriegs-⸗Minister Herr von Boyen, Se. Excellenz der General der Kavallerie Herr von Borsteil, Se. Durchlaucht der General⸗Major Fuͤrst Wilhelm Radziwill und der General-Major von Held bei. Der als Ehrengast geladene Minister der geistlichen, Unterrichts, und Me⸗ dizinal Angelegenheiten, Herr Eichhorn Excellenz, hatte es sich ausgebeten, als wirkliches Mitglied des Vereins, wie schon fruͤher, Theil nehmen zu duͤrfen, was mit der allgemeinsten und freudig⸗ sten Zustimmung angenommen wurde, da der Herr Minister Eichhorn im Jahre 1813 bei der Kurmaͤrkischen Landwehr gestan⸗ den, und als Ordonnanz -Offizier des Generals Blächer in der Schlacht an der Katzbach den Orden des Eisernen Kreuzes erhielt.

Der Hauptmann a. D. Kaufmann Normann leitete das Fest durch eine angemessene Rede ein, woran sich die Vorlesung der Verordnung zur Errichtung der Landwehr vom 17. Marz i813 anschloß. Fuͤr alle Zeiten werden die Worte, welche der hochselige Koͤnig damals an sein Volk richtete, ein erhebendes Zeugniß gegenseitigen Vertrauens bleiben, „Preußen, auch Ihr hegt den Wunsch von fremdem Druck Euch zu befreien. it Rührung so lautet die Verordnung werde . die Beweise davon gewahr, in dem Eifer mit welchem die Juͤnglinge aus allen Staͤn⸗ den zu den Waffen greifen und unter die Fahnen Meines SFr. res sich stellen; in der Bereitwilligkeit, mit welcher gereifte Män⸗ ner, voll Verachtung der Gefahr, sich zum Kriegsdienst er⸗ bieten, und in den Opfern, mit welchen alle Stände, Alter und Geschlechter wetteifern, ihre Vaterlandsliebe an den Tag zu legen. Ein mit Muth erfülltes Heer steht mit siegrei⸗ chen uͤnd mächtigen Bundesgenossen bereit, solche Anstrengungen zu unterstuͤtzen. Diese Krieger werden kämpfen fuͤr unsere Un. abhaͤngigkeit und fuͤr die Ehre des Volks. Gesichert aber werden beide nur werden, wenn jeder Sohn des Vaterlandes oe. Kampf fuͤr Freiheit und Ehre theilt! Preußen! zu diesem 36. . K ist es nothwendig, daß eine allgemeine Landwehr aufs 8 nigste errichtet und ein Land sturm ein eleitet . ene. fehle hiermit die Erste und werde den Lettezen anor Dr, dee, . Die 99 erlaubt nicht, mit meinen getreuen Staͤn den

eisung zur Errichtung er Berathung zu treten, aber die Ann; 9 , Landwehr ist nach den Kraͤften der Provinzen e n,,

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D. Redaet.

J

Wegen Mangel an Raum etwas verspütet.