1841 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

: assenderes Regulativ dem naäͤchsten Land— * am m,, IH. ö auf Ch aussse⸗ Bauten tage vorgeleg, were sseitig' Debatte, führten aber zu keinem Be, 2 * mehrerer noch zu erwaͤgender Bedenken diese kenne an chen Ausschusse zur weiteren Erörterung zugewiesen werden mußten Si iundzwanzigsten Plenar⸗Sitzung kam nach Vorlesung Qn Ber, nnr, ten die Begutachtung des Gesetz⸗ Entwurfs, 2 Diebstahl an Holz und anderen Wald Produkten pen effens (Nr. 79 der St. 3.) zum Vortrage. Unter mehreren Zusaͤtzen wurde wesentlich auch der, daß zum Schutze der Privat⸗ Raldungen der Aussage ihrer vereideten nicht lebenslänglich an— estellten Forstbeamten, wenn sie keinen Denunzianten⸗Antheil er⸗ gelen die Gültigkeit einer Zeugen⸗Aussage beizulegen, wie auch der Zusatz, das Orts-Behoͤrden in eine Strafe von 2 bis 10 Rthlrn. verfallen, wenn sie den Aufforderungen der Forst Beamten in Verfolgung des Holzdiebstahls nicht sogleich nachkommen, von der Versammlung angenommen. Der Landtag nahm schließlich das Gesetz, zumal mit den beantragten Zusätzen im Anerkenntniß, daß durch dasselbe einem lange gefuͤhlten Beduͤrfnisse abgeholfen werde, in ehrfurchtsvollstem Danke an. Bei der darauf erfolgten Be— gutachtung des Gesetz⸗ Entwurfes uͤber die Jag d⸗Vergehen Nr. S0 der St. tg.) wurde der 5. 17, wonach derjenige, der auch ohne mit Werkzeugen zur Toͤdtung und Einfangung des Wildes betroffen zu werden, Wild in fremden Jagd⸗Revieren an sich nimmt, ohne Widerrede die Strafe gemeinen Diebstahls verwirkt haben soll, nicht angemessen befunden, uͤberhaupt aber die zhe der in dem Gesetze enthaltenen Strafen in Erwaͤgung gezogen. Zu strenge Bestrafungen verlͤͤren durch das Mitleiden, das sie fuͤr den Thaͤter erweckten, groͤßtentheils ihre Wirksamkeit und deuteten auf eine alten Vorrechten und Lieblings⸗-Neigungen erzeigte Gunst mehr, als auf das einfache Rechts⸗Prinzip hin, Jedermann in seinem Eigenthum zu schuͤtzen. Dagegen wurde auf die Schwierigkeit, einen Wilddieb auf der That zu ertappen, hingewiesen, und daß Vergehen aus Uebermuth veruͤbt, strenger bestraft werden muß— ten, als zu welchen die Entbehrung der ersten Lebens-Beduͤrfnisse anreize. Es wurde hierauf der Antrag auf eine wesentliche Er— mäßigung der im Gesetz uͤberhaupt festgesetzten Strafen beschlossen. Die übrige Zeit der Sitzung wurde durch die Vollziehung der Wahl neuer Mitglieder für die Westpreußische Land⸗Armen⸗Kom⸗ mission und die Beseitigung mehrerer durch fruͤhere Beschluͤsse erledigter Petitionen in Anspruch genommen.

Provinz Westphalen.

Muͤnster, 31. Maͤrz. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben ge— ruht, in der 15ten Allerhoͤchsten Proposition uͤber die Abwickelung der Sozietaͤts⸗Verpflichtungen aus den fruͤher bestandenen Feuer⸗ Sozietäten in der Provinz von den Staͤnden eine gutachtliche Aeußerung Allergnaͤdigst zu fordern. Der uͤber diesen Gegenstand von dem Wirklichen Geheimen Rath und Ober-Praͤsidenten der Provinz Westphalen den 298. November v. J. an den Herrn Minister des Innern und der Polizei erstattete Bericht hat die erforderliche Aufklärung uͤber den gegenwärtigen Zustand der ver— schiedenen Sozietaäͤten geliefert.

Die Verordnung wegen Aufloͤsung der bisherigen Feuer-So— zietaͤten in der Provinz Westphalen und Ausführung des Pro— vinzial⸗Feuer⸗Sozietäts⸗Reglements vom 5. Januar 1836 schreibt zwar vor, daß die vorhandenen Bestände der aufgelssten Feuer⸗ Sozietaͤten auf die einzelnen Interessenten vertheilt werden sol⸗ len. Die Stände mußten indeß, der in dem Bericht des Herrn Ober⸗Praͤsidenten entwickelten Ausfuͤhrung, wonach eine Verthei— lung beziehungsweise Gutschreibung auf die einzelnen Sozietaͤts—⸗ Interessenten nach Verlauf einer so geraumen Zeit, wenn auch nicht fuͤr unausfuͤhrbar, doch mit unverhaͤltnißmaͤßigen Schwierigkeiten verbunden, erachtet wird, voͤllig beistimmen, und, von dieser Ansicht geleitet, konnten sie auch der beantragten Vertheilung der Bestaͤnde an die einzelnen Inter— essenten bei den Sozietaͤten der Staͤdte der Grafschaft Mark und der Minden Ravensbergschen Städte ihren Bei— fall nicht versagen. Es wurde demnach in der eilften Plenar— Versammlung beschlossen, Se. Majestaͤt um den Erlaß einer Al— lerhöchsten Entscheidung dahin unterthaͤnigst zu bitten, daß 1) alle Bestände ohne Unterschied den betreffenden Kreisen zur Disposition der Kreisstaͤnde zu uͤberweisen, mit dem Unterschiede jedoch, daß der Bestand der Staͤdte der Grafschaft Mark und des Minden⸗Ravens bergschen weil solche eine von dem platten Lande ge⸗ trennte Sozietät bildeten —ausschließlich den betheiligten Städten zu uͤberweisen, mithin auch den städtischen Behoͤrden die Beschluß— nahme uber dieselben zu uͤberlassen sey; 2) daß es der staäͤdtischen Feuer⸗Sozietaͤts⸗Kasse der Grafschaft Mark, in Ansehung des an die Feuer⸗Sozietäts-Kasse des platten Landes geleisteten und von dieser noch nicht voͤllig erstatteten Vorschusses, uͤberlassen werden muͤsse, ihre Gerechtsame wegen dieses Anspruchs, der auf einen speziellen Rechtsgrund basirt sey, wahrzunehmen, weshalb dann auch die Auflösung beider , bis nach erfolgter vollstän—⸗ diger Abwickelung dieser Angelegenheit hinauszuschieben, um im Falle eines Rechtsstreits die Aktiv- so wenig wie die Passiv-Legi— timation erschwert zu sehen.

Zeitungs-Nachrichten. ü l gm d.

Frankreich.

Deputirten⸗ Kammer Sitz un 5 ĩ ; g vom 5. April. An der Tagesordnung war heute die Erörterung über den Vorschlag der Herren Mauguin und reiß

Pages (vom Arriege⸗Departementh. Herr Pages nahm zuerst daz Wort und entwickelte den Vorschla in folgender Weise: „Die Pflichten sind oft peinlich zu erfuͤll 3 und nicht ohne Betrübniß rege ich diese L,, 39 z M z 6 mich niemals in Partei⸗Intriguen oder in jene Umtriebe ö 1 kelt gesehen, die den Sturz eines Ministeriums, das . —; beerben will, zum Zweck haben. Ich habe stets laut und fest in Eifer, den Kenntnissen, und den Diensten der Beamten⸗Be 3. ; ten Gerechtigkeit widerfahren lassen, und sie selbst , ö. das Zeugniß ertheilen muͤssen, daß sie mir niemals auf der . begegnet sind, die zu Ansehen und Gunst fuͤhrt. Der Vorschlag den ich gemeinschaftlich mit Herrn Mauguin der Kammer vorgelegt habe, ist ebenfalls ein gewissenhaftes Werk, eine gebieterische Pflicht meiner Ueberzeugung. Derjenige, welcher von Niemandem etwas verlangt, hat das Recht, uber alle Welt und uͤber alle Dinge die Wahrheit zu sagen; aber diese Wahrheit kann und soll nicht verletzen. as verlangen wir? Die Unabhaͤngigkeit und die Würde der politischen Körperschaften. Ich weiß, daß der Ehrgeiz allen Gesetzen entschluͤpft, daß er sich unter allen Gestalten vervielfältigt, und es wurde ein vergebliches Bestreben

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seyn, ihn aus der menschlichen Natur verbannen zu wollen. Daß jeder Buͤrger des Staats den Ehrgeiz besitzt, ein Mitglied dieser Versammlung zu werden, finden wir begreiflich und sind weit entfernt, irgend Jemand einen Vorwurf daraus zu machen; ob aber auch die Befriedigung dieses Ehrgeizes sich in Betreff der Beamten mit der Unabhängigkeit der Kammer vertraͤgt, das ist hier die Frage. Die Regierung muß allerdings vertheidigt wer— den, und vielleicht zu keiner Zeit waren ihr Vertheidiger noth— wendiger als jetzt; aber wir wunschen der Regierung loyale, un— abhängige, uneigennuͤtzige Stuͤtzen; wir wollen sie erheben, veredeln und mit der Freiheit auf gleiche moralische Höhe stellen. Ich werde also ohne Parteigeist reden, und ich hoffe, daß die Antworten und die Voten nicht durch Interesse und Eigennutz diktirt seyn werden. Was die parlamentarischen Vorgaͤnge in Bezug auf die vorliegende Frage betrifft, so sind dieselben folgende: 19. April 1831 Gesetz uber die Wahlen; 3. September 1831 Vorschlag des Herrn Blondeau uͤber die Beamten in der Kammer; 19. September 1831 Bericht des Herrn Dollry uͤber den Vorschlag des Herrn Blondeau; von 1832 bis 1839 neun Vorschlaͤge des Herrn Gauguier, der Letzte wird in Ueberlegung genommen; 20. Juli 1839 Bericht des Herrn von Rémusat über den Vorschlag des Herrn Gauguier; 24. April 1840 Vorschlag des Herren Remilly, welcher in Ueberlegung genommen wird; 15. Juni 1840 Bericht des Herrn Maurat-Ballange uͤber den Vorschlag des Herrn Remilly; 11. März 1811 Vorlegung der jetzigen Proposition. So sind also seit dem Gesetze uͤber die Wahlen, wenn auch ohnmächtige, doch unauf— hoͤrliche Anstrengungen gemacht worden, um jenes Gesetz zu verbessern, und es hat sich eine zunehmende Neigung fuͤr jene Verbesserung in der Kammer kund gegeben. Seit dem Kabinette vom 12. Mai haben alle Ministerien eingeräumt, daß etwas in dieser Sache zu thun sey. Aber immer sucht man Gruͤnde hervor, um die fast allgemein als nothwendig anerkannte Verbesserung zu verschieben. Ein solcher Weg ist geeignet, die Hindernisse zu ver— mehren, und die Beamten in dieser Kammer in eine falsche und peinliche Stellung zu versetzen. Außerhalb der Kammer haben sich die Parteien dieser Fragen bemaͤchtigt, und sie verlangen eine radikale Reform, weil sie an dem Willen oder an der Macht der Deputirten, eine parlamentarische Reform zu erlangen, ver⸗ zweifeln. Die Zahl der Beamten in der Kammer waͤchst bei jeder neuen Wahl und wenn nicht Graͤnzen gezogen wer— den, so duͤrften dieselben bald die Majoritaͤt bilden; dann ist keine Moͤglichkeit mehr vorhanden, eine so nothwendige Reform durchzusetzen, und die Repraͤsentativ-Regierung laͤuft Gefahr, in ihren Grundlagen erschuͤttert zu werden. Die Loͤsung der vorliegenden Frage muß bald erfolgen, oder sie erfolgt nie.“ Herr Mau guin erklaͤrte, daß er nach der Er— oͤrterung das Wort nehmen werde, um dieselbe zu resumiren. Herr von Liadières, der hierauf die Rednerbuͤhne bestieg, sagte im Wesentlichen: „Um an den Erfolg der vorliegenden Pro— position zu glauben, muͤßte man ein ernstliches Vertrauen zu der— selben haben . . .“ Herr Gauguier: „Das haben wir!“

Herr Pages: „Wir haben Vertrauen und Uneigennuͤtzigkeit!“

Herr von Liadieres: „Wenn man Vertrauen zu dem Vor—

schlage, und wenn man den Muth seiner Meinung haͤtte, so

muͤßte man erklaͤren, daß eine Wahlreform nothwendig sey, daß der Wahlcensus herabgesetzt, und der Waͤhlbarkeitscensus ganz abgeschafft werden muͤßte. Ich begreife den Libe— ralismus, der die Rechte und die Freiheiten ausdehnt, aber nicht den Liberalismus, der sie beschraͤnkt und der Ausschlie— ßungen verlangt, und dieser Liberalismus ist der Eurige. (Mur— ren zur Linken.) Euer Vorschlag ist anti⸗liberal; er sollte, meines Erachtens, nicht von der Initiative der Kammer ausgehen. Sagt Euch Euer Gewissen denn nicht, wie anmaßend und thoͤrigt Ihr handelt, wenn Ihr zu Euren Kollegen sagt: Ich bin wuͤrdig, das Land zu repraͤsentiren, aber Du bist es nicht. (Murren zur Linken. Ich weiß wohl, daß Ihr Anspruch darauf macht, mehr Moralität und mehr Unabhaͤngigkeit zu besitzen, als wir; aber ich bestreite auch dieses Privilegium, und lasse Euer eigenes Zeug— niß in Eurer eigenen Sache nicht gelten.“ (Bei Abgang der 3 hh sich Herr von Liadieres noch auf der Redner— ne.

Paris, 5. April. Ueber den in London angeblich entwor— fenen neuen Traktat haben die hiesigen Blätter seit einigen Ta— gen voͤlliges Stillschweigen beobachtet, woraus man schließen will, daß sich den Ratificationen noch mancherlei Hindernisse entgegen stellen. Ein hiesiges Journal äußert sich heute uber diesen Ge— genstand in folgender Weise: „Alle Englischen Blaͤtter haben eines nach dem anderen mit Bestimmtheit behauptet, daß das Franzoͤsische Kabinet den kürzlich in London entworfenen Traktat, der die Schließung des Bosporus fuͤr alle Europäischen Kriegs— schiffe zum Zweck habe, mit unterzeichnet haͤtte. Es mußte ihnen natuͤrlich von großer Wichtigkeit seyn, diese Frage fuͤr erledigt zu halten; denn indem Frankreich jene Convention unterzeichnete, kehrte es in den Europäischen Rath zuruck und annullirte ge— wissermaßen die Protestationen, die es bei Gelegenheit des Trak⸗ tats vom 15. Juli hatte laut werden lassen. Man kann in der That nicht daran zweifeln, daß Herr Guizot sehnlichst wuͤnscht, seine Unterschrift zu ertheilen und so das Wohlwollen Englands wieder zu erkaufen. Indeß ist er genoͤthigt worden, den Bemerkun— gen der Majoritaͤt des Kabinets nachzugeben und seine Unterschrift so lange zu verweigern, bis die letzten Schwierigkeiten zwischen der Pforte und dem Pascha von Aegypten beseitigt sind. Indeß soll die Unterschrift des Herrn Guizot nicht die einzige seyn, die jenem Protokolle fehlt. Der Russische Botschafter in London hätte die Unterzeichnung desselben nicht auf eigene Verantwortlichkeit uͤber⸗ nehmen wollen, und erklärt, daß er zuvoͤrderst daruber an seinen Hof berichten muͤsse. Erst vor 14 Tagen hat er neue Instructionen von St. Petersburg verlangt, und die Antwort auf seine De— peschen kann nicht vor Ende dieses Monats in London eintressen. Viele Personen zweifeln sogar daran, daß der Kaiser Nicolaus in die Schließung des Bosporus fuͤr seine Schiffe willigen wurde. Er hat wohl einen Augenblick lang auf den Traktat von Unkiar⸗Ske⸗— lessi 6, koͤnnen, als er wuͤnschte, England zu einem Bunde gegen Mehmed Ali zu veranlassen. Aber nachdem dieser Zweck erreicht ist, und England die Gelegenheit benutzt hat, seinen Ein— fluß im Orient bedeutend zu vermehren, muß die Russische Po— litik darin bestehen, die Schiffe der anderen Mächte von dem Bosporus auszuschließen, und ihr Privilegium fur die Schiff— fahrt in jenen Gewaͤssern zu erneuern.“

Eine telegraphische Depesche aus Algier vom 29. Marz meldet den Abmarsch der mit der Verproviantirung Medeahs und Miliana s beauftragten Expedition. Der Herzog von Aumale nn Dlidah. Heneral Dugeaud sollte an folgenden Tage ab⸗

Der König und di n der Belgier werden zum 15ten d. in Paris a er en ,. erst dem Namensfeste des Königs und der Taufe des Grafen von Paris nach Bruͤssel zuruͤckkehren.

Das Commerce fuͤllt heute fast sein ganzes Blatt mit ei— nem Verzeichnisse der Mitglieder der Deputirten⸗Kammer an, und bezeichnet bei jedem Namen das Amt oder das Geschaͤft des Deputirten, um mittelst dieses Nachweises den Vorschlag der Herren Mauguin und Pages zu unterstuͤtzen.

Das „Journal du Havre“ meldet die dort erfolgte Ankunft des bisherigen Franzoͤsischen Konsuls zu Campeche, Herrn Fare⸗ mond, und seine Abreise nach Paris, wo er die Anstellung als Konsul zu Sidney in New-South-Wales empfangen soll. Das genannte Blatt fuͤgt dieser Rachricht Folgendes hinzu: „Das Kon— sulat, wohin Herr Faremond gesandt werden soll, in einem Lande, wo Frankreich bis jetzt durchaus keinen Vertreter hatte, wird wahrscheinlich den zahlreichen Franzoͤsischen Wallfischfaͤn— gern, welche in neuerer Zeit die Australischen Meere besucht haben, von wesentlilichem Nutzen seyn. Umsichtig waͤre es von unserer Regierung gewesen, wenn sie schon laͤngst Konsuln in diese Erdge— genden gesendet haͤtte, wo die Englaͤnder eine Herrschaft begruͤndet haben, die wir ihnen jetzt nicht mehr streitig machen koͤnnen.

Gestern ist die Ausschmuͤckung der Hieronymus-Kapelle, in welcher sich jetzt provisorisch der Sarg mit der Leiche Napoleon's befindet, beendigt worden. Die Hieronymus-Kapelle ist eine der vier Kapellen, welche Mansard in der Invaliden-Kirche erbaut hat; sie liegt in der suͤdwestlichen Ecke zwischen dem großen Ein⸗ gange zum Dom und dem Grabmal Turenne's. Die Kapelle ist in einem einfachen aber grandiosen Styl verziert worden. Der Sarg des Kaisers steht auf einer kleinen Erhöhung und ist mit einer Sammtdecke voll reicher Stickerei verhuͤllt. Mitten auf dem Sarge liegt die Krone Karl's der Großen; neben der— selben der Degen von Austerlitz und das Scepter; am Kopfende des Sarges bilden 40 eroberte Fahnen eine Art von Dach. Am kuͤnftigen Mittwoch wird die Kapelle dem Publikum ge— oͤffnet werden. ;

Im naͤchsten Monat wird ein neues Journal unter dem Titel „le Patriot“ als Organ der aäußersten Linken und unter den Auspizien des Herrn Garnier Pages erscheinen.

Es ist die Rede davon, daß alle Direktoren der Pariser Theater sich vereinigen wollen, um ein Maximum der an die ersten Talente zu zahlenden Gehalte festzusetzen. Jeder Direktor ö sich schriftlich verpflichten, dieses Maximum nicht zu uͤber— eigen.

Böͤrse vom 5. April. Da die Course aus London aber— mals hoͤher kommen, so waren heute zu Anfang der Boͤrse die Renten sehr gesucht. Die 3pCt. stieg bis auf 7J8. 80. Da aber spaͤter einige Gewinn⸗Realisationen stattfanden, so trat eine ruͤck— gaͤngige Bewegung ein, welche die Course wieder auf ihren vor— gestrigen Standpunkt zuruͤckbrachte. Die Franzoͤsischen Bank— actien waren heute zum Course von z175 und die Belgischen Bankactien zu 790 sehr gesucht. In den Eisenbahn⸗Actien ist seit langer Hit wenig Umsatz. Man spricht davon, daß die Eisenbahn von Paris nach Versailles (linkes Ufer), deren Actien 275 stehen, nicht laͤnger werde fortbestehen koͤnnen, und es soll sich darum handeln, die beiden Versailler Bahnen in die Hände einer Compagnie zu bringen.

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London, 6. April. Mit dem Paketboot „North Ameri— can“ sind Nachrichten aus New-HYork vom 20sten v. M. hier eingetroffen, die also fuͤnf Tage weiter reichen als die letzten. Die Differenz mit England war noch immer unentschieden, doch hatte der Britische Gesandte, Herr Fox, Wasphington nicht verlassen. Der Prozeß des Herrn Mac Leod sollte am 22sten zu Lockport, nicht zu Albany, beginnen, und der General⸗Prokurator der Ver— einigten Staaten war auf Befehl der Central-Regierung dorthin abgereist, um uͤber das Verfahren der Behoͤrden des Staates New-⸗York zu wachen. Der Inhalt aller Briefe und Zeitungen, welche der „North American“ mitgebracht hat, ist uͤbrigens von der Art, daß man in der Ueberzeugung immer mehr bestaͤrkt wird, der Friede zwischen den beiden Laͤndern werde weder durch die Mac Leodsche Angelegenheit, noch durch die Graͤnzfrage ge— stoͤrt werden. Die Finanz-Verlegenheiten der Amerikanischen Union nehmen die Aufmerksamkeit der neuen Verwaltung ganz beson— ders in Anspruch. Der Praͤsident hat daher eine Proclamation erlassen, worin er den Kongreß zu einer außerordentlichen Session einberuft, um verschiedene wichtige und bedeutende Angelegenhei— ten, die hauptsaͤchlich aus dem Zustande der Einkuͤnfte und Finan— zen des Landes entspringen, in Erwaͤgung zu ö Man glaubt, daß der Grund zu dieser Extra⸗Session deshalb so deutlich angegeben ist, um nicht irrige Muthmaßungen uͤber den Zweck derselben aufkom— men zu lassen, als ob etwa der Stand der Unterhanlungen mit England eine solche Berufung an die Repraͤsentanten des Volks noͤthig mache. Was das Verfahren der Central⸗Regierung in der Angelegenheit des Herrn Mac Leod betrifft, so bleiben die hiesigen ministeriellen Blaͤtter bei der zuversichtlichen Erwartung, daß der General— Prokurator, Herr Crittenden, zu Lockport auf Freilassung des Herrn Mac Leod und, wenn der Gerichtshof dies verweigere, auf Ueberweisung der Sache an das Bundes-Gericht antragen werde, und daß dieser letztere Antrag in keinem Falle abgelehnt werden koͤnne; vor dem Bundes-Gericht werde Herr Crittenden dann beantragen, daß man den Prozeß fallen lassen solle.

Der am' I5. v. M. von den Bevollmächtigten der fuͤnf Eu— ropäischen Großmaͤchte und dem Tuͤrkischen Botschafter paraphirte Traktat enthaͤlt, der Morning-Post zufolge, deren Angaben auch vom ministeriellen „Globe“ aufgenommem werden, zuvöͤr— derst eine ziemlich lange Einleitung, worin die Rechte der Pforte, als einer in ihren Beziehungen zu den anderen Europaischen Maͤchten unabhängigen Macht, anerkannt werden. Die Artikel fund 2 stipuliren die Schließung der Dardanellen gegen alle fremde Krlegsschiffe ohne Ausnahme. Der dritte Artikel besteht in einer Aufforderung an alle befreundeten Maͤchte, welche nicht Mitkontrahenten des Traktats sind, demselben beizutreten, und der vierte Artikel bezieht sich bloß auf die binnen einer gebissen Zeit zu bewerkstelligende Austauschung der Ratisichtionen; „Dies, fügt die Post hinzu, „ist der ganze Inhalt ee er echt gen Convention. Es war urspruͤnglich die Absicht, daß dis soͤrmliche Unterzeichnung dieser Convention von Seiten der sechs Maͤchte bis nach Empfang der offiziellen Nachricht aus Konstantinopel von der huldvollen und fürltwilligen Cinwistigusz der Pforte in Oie anterthan ge unh pflichtschuldige Bitte des Pascha s um eine Modification des auf ble Vererbung des Paschaliks in der Familie Sr. Hoheit bezuͤg⸗ lichen Theiles des Fermans verschoben werden sollte. Spater jedoch gab Frankreich, auf dessen Wunsch dieser Aufschub statt— finden sollte, seine Bereitwilligkeit kund, die Sache schon vorher zu erledigen, in Ruͤcksicht seines vollkommenen Vertrauens, daß die Bevollmächtigten Großbritaniens, Oesterreichs, Rußlands und Preußens, die Weisung erhalten wurden, der Pforte im Namen ihrer respektiven Regierungen den aufrichtigen und ernstlichen Rath zu ertheilen, daß sie das billige Gesuch Mehmed Ali's nicht zu— ruückweisen moͤge, und in Ruͤcksicht der natuͤrlich gehegten Ueber— eu gung, daß dieser Rath nicht fruchtlos seyn werde. Wir glau— en nun fast mit Gewißheit versichern zu koͤnnen, daß, wenn diese

letztere Absicht nicht in dem Augenblick, wo man es erwartete, schon ausgeführt wurde, der Aufschluß weder aus einem Zweifel an der Redlichkeit, womit der Rath der vier Machte dem Sul⸗ tan ertheilt worden, noch an der am Ende gewiß zu erwartenden Wirksamkeit dieses Raths entsprungen ist, sondern daraus, daß man glaubt, das neue von dem Aegyptischen Pascha eingereichte Gesuch werde erst noch abgeaͤndert werden muͤssen, ehe eine ent⸗ scheidende Antwort darauf ertheilt werden könne, da verschiedene darin erbetene Modificationen des Hattischerifs von der Art sind, wie sie von keiner der Maͤchte, welche die Convention vom 15ten v. M. paraphirt haben, jemals beabsichtigt worden.“ . Nach der Jamaica Royal Gazette vom 6. Maͤrz ist es doch gegruͤndet, daß bei Martinique ein Franzoͤsisches Geschwa⸗ der von 26 Segein erschienen war; nur macht sich dieses Vlatt, welches damals die veränderte Stimmung zwischen Frankreich und England noch nicht kannte, sondern beide Länder noch am Vorabende eines Krieges glaubte, leere Besorgnisse wegen dieser Flotte, die keine andere als die von Buenos⸗Ayres zuruͤckkehrende gewesen zu seyn scheint. . Die gestrigen Parlaments-Verhandlungen boten wenig In— teressantes für das Ausland dar, mit Ausnahme der auf die Zoͤlle von fremder Einfuhr in die Britischen Kolonieen Westindiens und Rord⸗Amerikas vom Praͤsidenten der Handels-Kammer, sei— ner fruheren Anzeige gemäß, beantragten Reductionen, deren we— sentliche Punkte bereits mitgetheilt worden. Die Beschluͤsse, welche der Minister im Ausschusse des Hauses vorschlug, wur— den nach einigen Debatten sämmtlich genehmigt. Der Haupt— Resolution zufolge, sollen die Einfuhr-Soͤlle von 7! /n, 15, 20, und 30 pCt. von fremden Waaren in jenen Britischen Besitzungen, auf 7 pCt. uͤber die von Britischen Waaren derfelben Art dort erhobenen Zoͤlle herabgesetzt werden, so daß diefe Waaren immer noch den Vortheil eines Differenz-Zolls von 7pCt. haben wuͤrden, der sich, wie Herr Labouchere bemerkte, am Eap als vollkommen hinreichend erwiesen hat. Der Minister setzte auseinander, welchen großen Nutzen dies fuͤr die Westindischen Inseln, besonders fuͤr Trinidad haben wuͤrde, da diese Insel in

. * 6 Folge dessen einen bedeutenden Theil des Handels von St. Tho—

mas an sich ziehen muͤßte. Der Eintritt dieser Zoll⸗Reductionen soll in der einzubringenden Bill auf den 1. Januar 1842 festge— setzt werden.

Heute ist der Vierteljahrs-Bericht uͤber die Staats-Einnahme erschienen, der nur einen geringen Ausfall im Vergleiche mit den Einkuͤnften des entsprechenden Quartals von 1840 ergiebt; wenig— stens hatten die Toryblätter ein viel bedeutenderes Defizit ver— kuͤndigt; und auch diesen unbedeutenden Ausfall hoffen die mini— steriellen Blatter sehr bald gedeckt zu sehen, namlich durch den Ertrag der Zöoͤlle von Waaren, welche jetzt in den Magazinen un— ter Schloß liegen und nur auf den neuen Tarif warten, der in Folge des Handelstraktats mit Frankreich, dessen offizieller Ratification man taͤglich entgegen sieht, eintre— ten wird. Das Verhaͤltniß der Staats -Einnahme in dem mit dem 5. April 1841 abschließenden Quartal und Rechnungsjahr stellt sich gegen die entsprechenden Zeiträume bis zum 5. April 1840 folgendermaßen: Quartal-Einnahme des vo—

rigen Jahres 8,679,714, des jetzigen 8,609,200, Ausfall 70,514 Pfd.; Einnahme des ganzen vorigen Jahres 14, 985,1 66 des ganzen Jahres 4*,675,üoS 86, Ausfall 309, 280 Pfd. Dieser Ausfall entspringt hauptsächlich aus der Abnahme in den Post⸗ und Zoll⸗Revenuͤen; die er⸗ steren haben sich im ganzen Jahre gegen das vorhergehende um 833, 000 Pfd., die letzteren um 301,042 Pfd. vermindert. Dagegen hat sich die Accise⸗Einnahme um 89,299 Pfd., die Stempel⸗Ein⸗ nahme um 162,722 Pfd. und die von den direkten Steuern um 275,019 Pfd. vermehrt. Auf das Quartal ergiebt sich in den Zoͤllen ein Ausfall von 54,115, in der Accise von 44,526, in der Post von 27,060 Pfd., dagegen in den Stempeln eine Zunghme von 19,216 und in den direkten Steuern von 42,987 Pfd. Ware nicht der Ausfall in der Post durch die Herabsetzung des Brief— porto's eingetreten, so wuͤrde sich sogar die Staats⸗Einnahme im ganzen Jahre um 520,000 Pfd. gegen das vorhergehende ver— mehrt haben, und ohne die hohen Preise der Westindischen Pro— dukte und die Unterbrechung des Handels mit China wuͤrde die Ein nahme noch bedeutender gewesen seyn.

Gestern ist der Rechenschafts-Bericht der Englischen Bank

fuͤr das letzte Viertehahr veroͤffentlicht worden. Vergleicht man denselben mit dem im vorigen Monat publizirten, so findet man, daß die in Umlauf befindlichen Noten der Bank sich um 165,000 Pfd., ihre Baarschaften aber um 263 000 Pfd. vermehrt haben, wogegen in den Sicherheiten eine Verminderung von 397.0900 Pfd. und in den Depositen eine Verminderung von 355,900 Pfd. stattgefunden hat. Die Bank scheint fortschreitend an Kraft zu gewinnen, und man ist mit ihrer Verwaltung jetzt sehr zu⸗ rieden. Ein Ausschuß des Unterhauses ist jetzt mit der Untersuchung beschaͤftigt, wie der Ausfuhr Englischer Maschinen vorzubeugen sey. Ueber diese Untersuchung berichtet der ministerielle Globe: „Herr Marshall, Besitzer einer großen Flachsspinnerei in Leeds, erklaͤrte neulich diesem Ausschusse, daß jede Spindel in seiner Fa— brik 4 Pfd. St. werth sey, und daß er 25,900 Spindeln besitze. Diese Fabrik verarbeitet jahrlich fuͤr 100,000 Pfd. St. Rohstoff, der dadurch 200,000 Pfd. St. werth wird. Die Spinner in Manchester sagen aus, daß sie stets sehr sorgfaͤltig daruͤber ge⸗ wacht hatten, nie einem Auslaͤnder ihre Fabriken und neuen Ma⸗ schinen zu zeigen. Jetzt ist es aber zu leicht, Maschinen auszu⸗ fuhren, als daß dies genuͤgen koͤnnte. In der Grafschaft Lan— caster sind geschickte Leute ausschließlich damit beschaäftigt, von al— len neuen Maschinen Modelle fuͤr Auslaͤnder anzufertigen. Sie stehen mit den Arbeitern in Verbindung, und noch ehe die Ma— schine selbst zusammengesetzt ist, sind schon von allen einzelnen Theilen derselben Modelle genommen. Diese werden dann außer Landes gesendet und im Ausland erhaͤlt man auf solche Weise fast gie eitig mit dem Englischen Erfinder oder Patent-Inhaber eine ahnliche Maschine.“

In der letzten Repealer-Versammlung zu Dublin griff O Connell auch den bisher stets von ihm belobten Lord-⸗Lieutenant von Irland, Lord Ebrington, an, weil derselbe sich gegen die Auflösung der Union ausgesprochen, folglich als einen Feind Ir— lands gezeigt habe.

Der Herzog von Wellington und Lord Lyndhurst sollen, wie liberale Blatter wissen wollen, die Bill wegen Zulassung der Ju— den zu staͤdtischen Aemtern, unter Befreiung derselben von der bei der Uebernahme solcher Aemter zu beschwoͤrenden christlichen Eidesformel, zu unterstuͤtzen geneigt seyn, und es duͤrfte daher diese Maßregel vielleicht doch nur geringe Opposition im Ober- hause finden; sollten sich die Bischoͤfe ihr widersetzen, so hofft der Sun, daß sie von ihren Freunden eben so, wie bei dem gegen das St. Sulpicius-Seminar zu Montreal gerichteten An— trage des Bischofs von Exeter, wuͤrden uͤber Bord geworfen werden.

Als ein Beispiel, wie man in England bei Wahlbestechungen verfahre, theilen die offentlichen Blatter die Aussage eines Schul—

TLoftus“ ist der Vorname desselben, George, weggeblieben. Vir erwaͤhnen dies nachträglich, um etwaigen Verwechselungen

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lehrers mit, der von einem Ausschusse des Unterhauses verhoͤrt wurde, weil man die rechtmäßige Erwählung des Lord Listowell zum Parlaments⸗Mitgliede bestritt und namentlich anfuͤhrte, daß Dr. Webster dieselben bestochen habe. Der Schullehrer erklärte, daß er von diesem eine Summe von 12 Pfd. St. empfangen habe, gegen das Versprechen, sich von der. Wahl fernhalten zu wollen, und der Ausschuß entschied, es liege keine Bestechung vor, weil der Schullehrer nicht bestochen worden sey, fuͤr Lord Listowell zu stimmen. .

Dle Briefpost aus Lissabon vom 30. Maͤrz bringt wenig Neues, da die Cortes bis zum Mai prorogirt sind. Die Finanz⸗ lage Portugals soll sich zu verbessern anfangen, indem die Ein— nahmen sich vermehrten und die Ausgaben eingeschraäͤnkt wurden.

Briefe aus St. Petersburg, deren Datum die hiesigen Blaͤtter nicht angeben, enthalten das Geruͤcht, es sey dort uͤber Kiachta die Nachricht von einer freundschaftlichen Ausgleichung des Streits zwischen England und China eingegangen; es ist indeß sehr moͤglich, daß sich dieses Geruͤcht nur auf die zu Peking getroffene Einleitung zu Unterhandlungen bezieht, welche in Can⸗ ton beginnen sollten, aber den letzten direkten Berichten zufolge, noch immer verzögert wurden.

Man ist noch immer ohne Nachrichten uͤber das Dampfboot „Praͤsident“; das Paketboot „Virginia“, welches New⸗York am 14. Marz, drei Tage nach der Abfahrt des „Praͤsident“, ver— lassen hatte und zu Liverpool eingetroffen ist, hatte auf seiner Fahrt einen heftigen Sturm, der drei Tage dauerte, zu bestehen. Man besorgt, daß der „Praͤsident“ einen Unfall erlitten habe.

Am Montag starb der Vice-Admiral Sir T. Dundas, der 63 Jahre in der Marine gedient hat, in sehr hohem Alter. Er war einer der Helden von Trafalgar, wo er die „Najade“ be— fehligte.

Einem Dubliner Blatte zufolge, waren eine Anzahl von Steinbrechern aus Bullock, einem Dorfe in der Naͤhe Dublins, von der Franzoͤsischen Regierung gedungen worden, um an den Befestigungswerken von Paris zu arbeiten.

Berichtigung. Bei der neulich, Nr. 95 der St. Ztg., mitgetheilten Notiz uͤber die polizeiliche Verhaftung des „Lord

Namentlich versteht es sich von selbst, daß hier nicht von Lord Augustus Loftus, Attaché bei der hiesigen Eng⸗ ischen Gesandtschaft, die Rede seyn konnte.

vorzubeugen.

G elg ien.

Bruͤssel, 6. April. Die ministerielle Krisis nähert sich, wie unsere Zeitungen versichern, ihrem Ende; inzwischen ist noch im— mer keine desinitive Entscheidung bekannt. Die letzte hier in Um— Huf gesetzte Minister / Liste kuͤndigt folgende Namen an: Herr Le—

hon, Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Herr van Praet, Minister des Innern; Herr Dumon-Dumortier, Justiz⸗Minister; Herr Desmaisteres, Finanz-Minister; General Goblet, Kriegs⸗ Minister, und Herr Rothomb, Minister der oͤffentlichen Arbeiten.

4 Bruͤssel, 4. April. Die ministerielle Krise hat noch immer keine Losung erhalten. Die Symptome, welche dieselbe durch ihre Ruͤckwirkung auf das Land hervorgerufen, werden in— zwischen in mancher Hinsicht bedenklich. Kein Tag vergeht, der uns nicht eine Adresse von der einen oder anderen Stadt des Landes um Beibehaltung des Ministeriums und um Aufloͤsung der Kam⸗ mern bringt, und bisweilen in einer heftigen Sprache, worin die katholische Opposition auf eine ungeziemende Weise charakteri— sirt wird. Wir wissen nun wohl, daß unsere Liberalen sehr reiz bar, mund und federfertig sind und gern jede einigermaßen mo⸗ tivirte Gelegenheit ergreifen, um sie auf alle Weise auszubeuten. Wir wissen ferner, daß, wie bei allen derartigen irritablen Tem— peramenten, nachher eine Erschlaffung eintritt, die von der Auf⸗ regung kaum eine Spur zuruͤckzulassen scheint; und doch darf man behaupten, wird bisweilen in solchen Momenten in den ge— sellschaftlichen Koͤrper ein Saamen niedergelegt, der noch spaͤthin Fruͤchte trägt. .

Es ist sehr zu mißbilligen, daß die Stadt-Behoͤrden als solche sich in die allgemeinen Landes-Angelegenheiten mischen; es steht ihnen constitutionell das Recht der Petition zu, dieses solle aber nur im Bereiche der staäͤdtischen Interessen ausgeuͤbt werden. Leider ist freilich unter dem fruͤheren Ministerium bei der nur zu famoͤs gewordenen Frage der 24 Artikel ein uͤbles Beispiel von Protestationen, sowie von spaͤteren durch die erste Unbesonnenheit nothwendig gemachten Palinodien gegeben wor— den. So stuͤtzen sich die jetzigen Adressen auf Vorgaͤnge, bei denen ebenfalls die Graͤnzen der staͤdtischen Verfassung uͤber— schritten wurden, ohne daß die Regierung, wie es haͤtte seyn sollen, ihre Mißbilligung zu erkennen gab.

Was nun die Thatfsache an sich betrifft, so ist es allerdings bemerkenswerth, daß Antwerpen, welches bisher der katholischen Partei sehr zugethan war (indem sich die orangistische Partei von der Theilnahme an den oͤffentlichen Angelegenheiten entfernt hielt), sich jetzt fuͤr das jetzige Ministerium ausspricht. Sogar in Löwen, dem Sitze der katholischen Universitaͤt, welche der Stadt nicht unbedeutende Erwerbsquellen eroͤffnet, petitioniren 300 notable Buͤrger fuͤr ein Ministerium, welches den Pretentionen dieser freien Universitaͤt entgegengesetzt ist. Der Stadtrath von Bruͤssel hat dagegen keine Adresse bei dem Koͤnige eingereicht, trotz der fast ausschließlich liberalen Zusammensetzung dieser Behoͤrde. Es hat dies Stillschweigen hauptsachlich in der finanziellen Lage der Stadt seinen Grund. Seit mehreren Jahrenhat die Stadt, um die bedeutenden Schulden zu decken, die besonders in Folge der mehrmaligen Pluͤnderungen auf ihr lasten, mit der Regierung Unterhandlungen uͤber die Abtretung des Museums und der Ge— maͤlde⸗Gallerie angeknuͤpft, und sie vermeidet daher alle Schritte, wodurch sie sich ohne Noth in eine unguͤnstige Stellung zu irgend einem Ministerium versetzen könnte.

Bei dieser Aufregung des Landes darf es nun aber nicht Wun— der nehmen, daß die Krone Anstand nimmt, in die Aufloͤsung der Kammern oder in die des Senats zu willigen. In einem Lande, das durch die Union zwischen Liberalen und Katholiken gebildet ist, darf es nicht auf die Niederlage des einen Theils abgesehen seyn. So stark aber die katholische Partei wirklich ist, so weiß sie es doch sehr wohl, daß sie bei einer Aufloͤsung der Kammern schwere Verluste erleiden wuͤrde, und sie wird sich daher jetzt gern, sey es auch mit einer bloßen Nominal, Veränderung, begnuͤgen. Die gegenwartigen Minister haben zuerst kollektiv und dann jeder einzeln ihre Entlassung eingereicht, falls die Koͤnigliche Praͤroga— tive nicht in die Auflösung des Senats willigt. Sollten aber die Minister, wie es den Anschein hat, bei dieser schon vor acht Tagen gestellten Alternative beharren, so duͤrfte die Entscheidung wohl nicht mehr zweifelhaft seyn.

Die Befuͤrchtungen, die ich schon in meinem vorigen Berichte in Bezug auf eine Auflösung des Senates aussprach, sind durch die letzteren Ereignisse, durchdie zahlreichen Adressen, die Polemik der

Journale und die dadurch im Lande immer mehr verbreitete Irri— n. um so bedeutender geworden, so daß sich schwerlich die Krone zu einem syolchen Schritte entschließen wird. Man redet auch seit einigen Tagen mit groͤßerer Bestimmtheit von der Bil⸗ dung eines neuen Ministeriums, wovon zwar die katholischen Parteimaͤnner ausgeschlossen sind, aber sich doch einige Namen befinden, die bei der katholischen Meinung einen besseren Klang haben. An der Spitze dieses Kabinets sollen on Staats⸗ manner stehen, die dem In und Auslande Beweise ihrer Tuͤch⸗ tigkeit gegeben haben; der eine derselben, Graf von Muelenaere, jetzt Gouverneur von West-Flandern, zeichnet sich durch seinen Scharfblick und seine administrative Umsicht aus; der andere ist der in Deutschland vielleicht noch vortheilhafter bekannte, jetzt zu Frankfurt akkreditirte Minister, Herr Nothomb. welcher schon fru⸗ her dem Departement der öffentlichen Arbeiten vorstand, und vielleicht auch jetzt dasselbe wieder übernehmen wurde; die übrigen Namen, die auf den Listen zirkuliren, scheinen uns noch sehr problematisch zu seyn; wir haben nur diejenigen Maͤnner genannt, ohne welche ein neues Ministerium schwerlich gebildet werden kann. Es ist nur zu wuͤnschen, daß diese Konstituirung so bald als moͤglich erfolge, um der immer weiter um sich grei⸗ fenden, der Industrie und dem Handel sehr nachtheiligen Aufre⸗ gung ein Ende zu machen. Daß ich mich in meinem letzten Berichte nicht ohne Grund gegen die hiesigen Fasten⸗Predigten der Jesuiten ausgesprochen, beweist die Thatsache, daß der eine von ih⸗ nen, welcher in einer der Hauptkirchen vor dem hoheren Publi⸗ kum gepredigt hatte, selbst durch seine Oberen gezwungen worden ist, am vorigen Sonntage einen offentlichen Widerruf von der Kanzel herab zu thun. Die uͤbrigen haͤtten von selbst ein Gleiches thun durfen. Die oͤffentliche Meinung erklart sich gegen sie im mer entschiedener. /

Der König befuͤrchtet die zu große Verstärkung der Liberalen durch prononcirtere Demokraten bei neuen Wahlen, und wird da⸗ her nur im letzten Nothfalle einwilligen. Eine Aenderung des Ministerums scheint gewiß.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 19. Marz. (A. 3.) In der letzten Zeit hat sich hier manches Merkwuͤrdige zugetragen, das auf die Lage der Dinge ein helles Licht wirft; einer der wichtigsten Punkte ist aber der Streit, der am“ 10ten iin Buͤrgerstande vorfiel. Die Sache, interessant fuͤr sich selbst sowohl, als durch die Art des Streites, den sie rege macht, ist folgende. Es giebt hier eine besondere Kasse, welche der See- und Handels⸗Fonds heißt, aus einem Zusatz von 10 pCt. des gewöhnlichen Zolls gebildet wird, und zur Bezah⸗ lung der Tribute und Geschenke an die Barbaresken⸗Staaten diente. Da aber diese Tribute und Geschenke mit Ausnahme deren an Marokko, seit langerer Zeit aufgehört haben, so bildete sich ein jährlicher Ueberschuß von 190,000 Rthlr., also in dem Zeitraum eit dem letzten Reichstag eine halbe Million. Die Sache tam jetzt zur Sprache. Die Buͤrgerschaft, welche sie natuͤrlich zunachst anging, verlangte eine Herabsetzung des Zusatz zolls von 10 auf 62, pCt., die anderen Stande aber wollten die Erhebung der 10 pEt. fortdauern lassen, nur wollte die Ritterschaft, daß das Convoi⸗Kommissariat die Verwaltung fortsetze, die Priesterschaft verlangte, daß die Verwaltung an das Handels ⸗Kollegium uͤber⸗ gehe, und der Bauernstand, daß die Summen an den Staats—⸗ schatz bezahlt werden sollten. Der Streit uͤber den Gegenstand wurde immer lebhafter und bitterer, und es droht auch jetzt noch, eine zweite Kabinetskassen-Frage daraus zu werden, indem be⸗

hauptet wird, letztere habe in ihrer Noth manchmal aus dem See und Handelsfonds geschoͤpft und manche General⸗Konsulate, die an Leute ohne alle Handels-Kenntnisse gegeben wurden, seyen aus diesem Fonds bezahlt worden, kurz, derselbe sey der Noth⸗ pfennig der Regierung fuͤr manche Ausgabe, die man nicht offen den Staͤnden mittheilen koͤnne. Eine Einladung des Bauern⸗ standes an den Buͤrgerstand, seinem Beschlusse hinsichtlich der

Verweisung dieses Fonds an die Staatskasse beizutreten, erregte einen hitzigen Wortwechsel, weil der Sprecher des Buͤrgerstandes die Sache nicht mehr vortragen lassen wollte, indem schon drei Stande sie in gleicher Weise entschieden hätten, und somit der vierte nach dem Grundgesetz sich nicht mehr damit befassen koͤnne; dies war nun, wie aus dem Obigen erhellt, nur zum Theil rich⸗ tig, der Sprecher setzte indeß seine Ansicht mit 27 Stimmen ge— gen 26 durch.

Deutsche Bundesstaaten.

Muͤnch en, 5. April. (Munch. pol. Ztg.) Auf den Grund hoͤchster Entschließung des Koͤnigl. Ministeriums vom 18ten v. M., den Vollzug des Gesetzes vom 15. April v. J. den Schutz des Eigenthums an Erzeugnissen der Literatur und Kunst gegen Ver— oͤffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend, ist von Seiten der Königl. Regierung von Ober-Bayern an sammtliche Polizei⸗Behoͤrden der Auftrag ergangen, darauf sorgfaͤltigst zu achten, daß auch in dem Falle, wenn ein in dem Regierungs—⸗ Bezirk wohnhafter Bayer ein Erzeugniß der Literatur oder Kunst im Auslande herausgiebt oder herausgeben laßt, der Art. 5 des Gesetzes vom 15. April v. J. nach dessen unzweifelhaftem Wortlaute zum Vollzuge gebracht werde

Munchen, 5. April. (A. 3.) Se. Koͤnigl. Hoheit der Feldmarschall Prinz Karl von Bayern hat diesen Morgen unsere Stadt verlassen, um eine kleine Reise, wie es heißt auf 14 Tage, nach Suͤd⸗Tyrol und dem Oesterreichischen Italien zu unterneh— men.

Nach der neuesten, unlaͤngst vorgenommenen Volkszählung betragt die Bevoͤlkerung unserer Stadt, den Militairstand inbe— griffen, dermal 95,531, also mit der Vorstadt Au, welche uͤber [1,000 Einwohner zählt, 166,531“ Seelen; darunter befinden sich 6914 Protestanten und 1423 Juden. Seit der letzten Zahlung im Jahre 1837 hat sich die Volkszahl um 2095 Seelen vermehrt. Als eine vielleicht nicht uninteressante Thatsache fuͤge ich hier bei, daß im Jahre 1800 zum erstenmale in Muͤnchen einem Protestanten (dem Weinhändler Michl) das Buͤrgerrecht ertheilt wurde.

Nach der neuesten Volkszählung, Ende 1840, ergeben sich fuͤr nachstehende (alphabetisch gereihte) Staͤdte des Königreichs Bayern (den Militairstand mitgerechnet) folgende Seelenzahlen, und zwar fuͤr; Amberg 16, 27, Ansbach 11,939, Aschaffen burg z, 273, Augsburg 36, Si, Bamberg 20, Sᷓc3, Bayreuth aeg Dinkelsbuͤhl 5,0 19, Eichstaäͤtt 7396, Erlangen 10, 630, Ei, ä, odo, Hof 7985, Ingoistadt b, 189, Kaufbeuren bär ene, ten 7, 88, Landshut 9, z07, Lindau 3,902, Men m nen * Munchen os al, Neuburg 6, pz, Nördlingen bd dne, nn, 165, Sa 4, Passau 10,211, Regensburg 21, 42, , . Wurz Schwabach , 81, Schweinfurt J,3nm7, Straubing 8 **,

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können unseren Lesern aus guter