1841 / 106 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Frankreich. ; Ayril, Gestern Nachmittag nahm der Konig en * 22 im nr von Veuilly und im Bou die Vesest guns. Augenschein. In der Suite des Koͤnigs be— . 6h hand ai Soult, der General Daude de la Bru⸗ fanden c x6 ten und seine Ordonnanz⸗Offiziere. Der Oberst⸗ nerie, eint n der mit der Leitung der Arbeiten zwi⸗ Veauienant ene von St. Denys und der niederen Seine beauf⸗ e. e artere Se. Majestät in Neuilly. Der Koͤnig fand 22 ganzen Länge, die er besichtigte, die Arbeiten unterbrochen. 2 dieser Unterbrechung ist ein Konflikt Schuld, der sich zwischen ber Verwaltung des Brücken und Chausseebaues und dem Kriegs— Ministerium erhoben hat, dessen Beilegung aber in diesen Tagen u erwarten ist. Se. Masestät hat in moglichster Schnelle die Kier eraufnahme der Arbeiten befohlen; die im Boulogner Ge⸗ hoͤlz wer den zuerst vollendet werden. Man versichert auch, es sey beschlossen worden, daß an allen Punkten der Ringmauer zu gleicher Zeit gearbeitet werden solle. In der That muͤssen die Arbeiten mit außerordentlicher. Thaͤtigkeit betrieben werden, wenn man die fuͤr dieses Jahr votirten 12 Millionen noch verausga— zen will. n Alle Truppen, welche bei den Befestigungs-Arbeiten beschaͤf⸗ tigt werden sollen, werden bis zum i. Mai in und um Paris eingetroffen seyn. Das 4te Linien⸗Regiment, welches seit einem Monat im Fort von Vincennes liegt, ist fuͤr das Lager bei Ro— mainville bestimmt. Es wird gleich nach Ankunft der Bataillone,

die man taglich von St. Omer erwartet, dorthin abgehen. In den Lagern von Romainville, von Ruel, von Ivry, von Mont reuil und von St. Denys herrscht die groͤßte Thätigkeit, und dieselben werden bald vollstaͤndig eingerichtet seyn. Seit einiger Zeit werden die Arbeiten an dem Fort des Mont Valerien nur Don Militair⸗Ingenieuren fortgesetzt; aber in wenigen Tagen sol— len 2000 Civil Arbeiter an diesem Werke, welches 10,000 Metres im Umfange haben wird, beschaͤftigt werden. An dem Fort von Alfort, welches hinter der Veterinair⸗Schule liegt, arbeiten beständig öl Eivil⸗Arbeiter und 50 Soldaten des Ingenieur-Corps. Die 5 Bastionen, die dieses Fort haben wird, sind bereits beinahe acht Metres uber die Erde heraus gearbeitet, und der breite Graben, der sie umgiebt, hat schon die vorgeschriebene Tiefe. Da dieser Theil des Terrassements seiner Beendigung nghe ist, so faͤngt man auf einigen Punkten mit der Eskarpe der Graben und mit den äußeren Glacis an, die durch einen zweiten Graben begraͤnzt seyn werden. Die Kasematten, welche man in jeder der Courti⸗ nen, die sich den Flanken der Bastionen anschließen, errichten wird, sind gleichfalls begonnen. In 14 Tagen wird man mit der Bekleidung der Bastionen und Courtinen beginnen.

In einem hiesigen Oppositions-Journale liest man „Alle unabhängigen Journale fordern das Ministerium dringend auf, seine Absichten in Bezug auf die Aufloͤsung der Kammern auszusprechen. Es ware in der That wohl Zeit, daß die Regie rung aufhörte, ihre Plane, die für Niemanden mehr ein Ge⸗ heimniß sind, zu verheimlichen. Indessen zoͤgern die ministeriel len Journale noch, jene Absicht einzugestehen, sie erklären sogar, obgleich in zweideutigen Ausdruͤcken, daß die Regierung nicht die Absicht habe, die Kammern aufzuldsen. Zu gleicher Zeit aber er klaren die Provinzial⸗Zeitungen, die unter ministeriellem Einflusse schreiben, ganz laut, daß die Aufloͤsung nothwendig sey. Sie scheinen beauftragt zu seyn, die Gemuͤther der Wähler vorzube— reiten, während man in Paris jeden Gedanken an Aufloͤsung von den Deputirten fern zu halten sucht, um nicht Gefuͤhle der Un, abhaͤngigkeit in ihnen zu erwecken, die die Majoritaät schwäͤchen könnten. Uebrigens fuͤrchtet das Ministerium so sehr, daß die mit so vieler Muhe erlangte kuͤnstliche Majoritaͤt ihm noch vor dem Ende der Session entschluͤpfen konnte, daß es dieselbe so bald als moglich geschlossen zu sehen wuͤnscht. Es hat schon anzeigen lassen, daß kein Gesetz⸗-Entwurf von einiger Wichtigkeit mehr vor— gelegt werden wurde, und andererseits wissen wir, daß man die Berichterstatter der noch vorliegenden Gesetz-Entwuͤrse und des Budgets aufgefordert hat, sich mit Abstattung ihrer Berichte so viel als möglich zu beeilen. Man möoͤchte die Session in den ersten Tagen des Juni schließen koͤnnen.“

Aus Vona schreibt man vom 16ten v. M. „Heute ist bei der Behoͤrde der Befehl eingegangen, die noͤthigen Maßregeln zu treffen, um alle auf der Straße nach Konstantine belegenen Lager aufzuheben. Man behalt nur das Lager von Ghelma bei, das eine starke Garnison haben wird. Die kleineren Lager werden am 18ten d. geräumt. Nichts hat die von einem durch den Ge— neral Lamoriciere in der Provinz Oran erfochtenen Vortheil verbreitete Nachricht bestätigt. Briefe aus dieser Stadt vom 25sten Marz berichten nur Folgendes; Der Oberst Tempourre vom 15ten leichten Regiment, Ober-Kommandant von Mostaga⸗ nem, ist am 16ten mit einer Kolonne von 10090 Mann aus dieser Stadt nach dem Cheliff aufgebrochen. Man zog gegen den Stamm der Maggiers, um eine Razzie zu machen, allein 7 Meilen von Mostaganem angekommen, sah die Kolonne sich plöoͤtzlich von einer be— deutenden Anzahl Araber, worunter 600 Mann regulaire Kavallerie, umringt, und man mußte sich einen Weg bahnen, um nach Mostaga⸗ nem zuruͤckzukehren. Man schlug sich wahrend 5 Stunden; un— sere Truppen waren nicht unschluͤssig und haben bestaͤndig den Feind zurückgeworfen. Ein Tagesbefehl des Obersten giebt den Verlust des 15ten Regimentes auf 2 Getödtete und 16 Verwun— dete an. Die nach Mostaganem gekommenen Araber versichern, daß der Feind mehr als 1060 Mann verloren habe. Zwei feind liche Fähnriche und der Aga der Maggiers sind getödtet, der Chef der regulirten Kavallerie ist gefangen worden. Jetzt verbreitet sich das Geruͤcht, der Kalifa Hadgi Mustapha habe seine Streit⸗ kraͤfte zwischen dem Sig und dem Habra zusammengezogen.

Der Herzog von Nemours hat sich am 8. d. auf dem Dampfschiffe „e Grondeur“ von Toulon aus nach Algier einge schifft. Das Dampfschiff „Papin“ begleitet den „Grondeur““

Das Journa! des Debats meldet, daß die Reise der Belgischen Majestaäͤten nach Paris auf unbestimmte Zeit verscho ben worden sey, und daß der Prinz von Joinville in diesen Ta— gen nach Bruͤssel abgehen werde.

Der Abbe Coquerequ, der als Almosenier der „belle Poule“

die Expedition nach St. Heleng mitgemacht hat, und der gester ; 9 . gestern in der Kirche St. Noch predigte, hatte eine fo große Menge von Zuhoͤrern herbeigelockt, daß einige Abtheilungen Stadt- Sergean— ten nothwendig waren, um die Ordnung aufrecht zu erhalten lieberhaupt sind in diesen Tagen alle Kirchen der Hauptstadt so nberfüllt gewesen, wie noch nie. . ;

Der Bischof von Evreur ist am Sten d. M in Evreuy mit

Tode abgegangen. ͤ

Ein Student, Namens Dorch, der leidenschaftlich in eine junge Spanierin, Namens Soledat, verliebt war, ohne seine Neigung erwiedert zu sehen, drang gestern fruuͤh in das Zimmer der jungen Dame, und als dieselbe nach Huͤlfe rief, schoß er ein Pistol auf sie ab, und jagte sich gleich darauf eine Kugel durch zen Kopf. Die schnell herbeigerufenen Aerzte und Polizei⸗Beam—

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ten fanden zwei Leichen. Der Mörder war 20 Jahr alt, das junge Mädchen kaum 16. Es heißt jetzt, der Graf Bresson werde in den ersten Tagen

der kuͤnftigen Woche auf seinen Posten nach Berlin zuruͤckkehren.

Großbritanien und Irland.

London, 19. April. Der Hof wird bis zum 20. d. M. in Schloß Windsor verweilen, wohin sich auch die verwittwete Koͤnigin und die Herzogin von Kent begeben haben. Die Mi— nister Lord Melbourne und Lord Normanby, der Herzog von Wellington und Sir R. Peel sind fuͤr einige Zeit auf ihre Land— sitze abgereist. Der Antrag des Herrn Scholefield im Unterhause auf Er setzung eines Theiles der Zoll⸗ und Aceise⸗Abgaben durch eine di— rekte oder Vermoͤgens⸗Steuer wurde bekanntlich vom Kanzler der Schatzkammer im Namen der Regierung bekampft. Indessen scheint der ministerielle Globe jenen Antrag nicht unbillig zu fin den. Er giebt nämlich eine Tabelle der Englischen Staats - Ein⸗ kuͤnfte, woraus erhellt, daß von der 7,133, 159 Pf. St. betragen— den Rein-Einnahme des Jahres 1838 nicht weniger als 20,8 16, 246 Pf. St. auf die Zoͤlle und 13,632,171 Pf. auf die Accise trafen, wogegen die direkten Steuern nur 3,905,085 Pf. betrugen, da von die Fenster-Steuer 1,262,551, die Abgabe von Equipagen und Pferden 820, 231, die fuͤr Dienerschaft 201,018, die Hunde, Steuer 156,200 und die eigentliche Grund⸗Steuer nur 1.1841, 836 Pf. Der Globe macht bemerklich, daß jene Haupt-Rubriken, Zoͤlle und Accise, groͤßtentheils durch die Consumtion der mittleren und arbeitenden Klassen gefüllt wurden, zu deren Besteuerung die auf die Grundbesitzer fallenden Lasten in einem schreienden Mißverhaͤltniß staͤnden, und folgert daraus, daß wenigstens der Getraide-Zoll abgeschafft oder sehr ermäßigt werden muͤsse. unermeßliche Reichthum des Grund besitzes“, sagt dieses Blatt, „zahlt wenig mehr als 2 pCt. der Abgaben Summe, die von allen Ein wohner ⸗Klassen, reichen und armen, an den Staat entrichtet wird. Zum Entgelt zahlen die Konsumenten, in Folge der Beschraän kungen und Verbote, viele Millionen jahrlich an die Landeigen thuͤmer. Eben so ziehen die Landeigenthuͤmer in unseren Kolo nieen gleichfalls aus Handels-Beschraͤnkungen und Prohibitiv⸗ Zoͤllen auf Kosten der Konsumenten, des Handels und der In⸗ dustrie jahrlich mehrere Millionen. Ein solcher Stand der Dinge konnte bis jetzt nur geduldet werden, weil unter zehntausend Menschen kaum einer in diesen Dingen hinlaͤnglich unterrichtet ist und viele in dem Irrglauben befangen sind, daß die 50 oder 60 Millionen, welche die Konsumenten fuͤr ihr Brod jaͤhrlich an die Landeigenthuͤmer bezahlen, den Reichthum, die Macht und Wohl— fahrt der Nation vermehren huͤlfen. Die Veroffentlichung der Akten des parlamentarischen Untersuchungs-Ausschusses über die Eingangs-Zoöoͤlle wird ohne Zweifel das Publikum enttaͤuschen.“

Ueber die Inaugurations-Adresse des neuen Praͤsidenten der Vereinigten Staaten spricht der ministerielle Glo be jetzt folgendes Urtheil aus: „Diejenigen, welche sich um die Vereinigten Staa ten nur dann kuͤmmern, wenn die Regierung derselben unsere eigene Politik oder unseren Handel beruͤhrt, werden keine große Lust haben, die Antritts-Rede des neuen Praͤsidenten aufmerksam durchzulesen, während von denen, welche ohne Vorurtheil oder leidenschaftliches Parteigefuͤhl die Stellung der Vereinigten Stag ten und den Einfluß betrachten, den dieselben auf das allgemeine Geschick des Menschengeschlechtes ausuͤben, jenes Dokument als

Del „D 1

Kritik der Amerikanischen Constitution von einen Manne, welcher das

höchste Amt zu bekleiden berufen ist, mit hohem Interesse gelesen werden wird. Wir halten die Botschaft des Generals Harrison fuͤr ein gemaͤßig— tes und männliches Dokument, wenn wir die unvermeidliche Schmei chelei gegen diejenigen in Anschlag bringen, welche sie anhoͤren

sollten, und unter denen sich die Repraäͤsentanten der herrschenden

Mehrheit befinden. Wir bewundern die Constitution der Ver⸗ einigten Staaten keinesweges durchgängig in der Theorie oder in ihrer praktischen Wirkung; ja wenn sie auch noch viel vollkom— mener waͤre, als sie es ist, würde sie doch nicht minder unanwen bar auf einen alten monarchischen Staat seyn, wie der unsrige ist, in welchem man, ehe man pflanzt, ausrotten mußte. groß mag, so koͤnnen wir doch der Ansicht nicht beitreten, die 15 Mil lionen Bewohner dieser großen Republik waren eine Last für die alten Regierungen Europa's oder ein Fluch fuͤr die Menschheit im All gemeinen. Wir stimmen auch mit dem „Standard“ nicht darin uͤher ein, daß der geistige Zustand der gegenwartigen Generation in Ame rika ein so trauriger sey, daß er den Augen Europa's nur Veraͤcht liches darbiete. Amerika besitzt manche Buͤrger von hoher, viel umfassender Geisteskraft, und die Botschaft des neuen Praͤsiden

ten kann von keinem gewohnlichen Talente verfaßt seyn“ Als

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besonders interessant hebt dann der „Globe“ die über das Veto des Praͤsidenten handelnde Stelle der Botschaft hervor und be bemerkt: „Das Veto, durch welches der Praͤsident Bills verwer fen kann, welche durch den Kongreß gegangen sind, wird vom

General Harrison ziemlich ausfuhrlich vertheidigt, und er befin⸗ det sich in einer schwierigen Stellung bei seiner Vertheidigung

eines monarchischen Gegengewichts in einer republikanischen Con— stitution, einer Versammlung von Republikanern gegenuͤber. Seine Gruͤnde sind: die Befugniß des Kongresses, durch eine Mehrheit von zwei Drittheilen dieses Veto unwirksam zu machen; die Mäßigung, mit welcher es wirklich zur Anwendung gebracht worden ist, da von den ersten sechs Praͤsidenten keine Bill ver— worfen worden, außer wenn sie mit der Constitution nicht in Uebereinstimmung gewesen sey oder wirkliche Versehen in Folge abereilter Berathungen enthalten habe, und endlich die dadurch gegebene Moͤglichkeit, die Interessen der Minderheit der Burger gegen die Uebergriffe der Mehrheit zu schuͤtzen, in welchem Falle die vollziehende Gewalt gleichsam als Schiedsrichter zwischen den Parteien angesehen werden konne.“

Einem am 9. Februar gefaßten Beschlusse gemäß, ist etzt ein umfassender Bericht uͤber den in dem Indianischen Wall— fahrts⸗Tempel des Dschaggernaut stattfindenden Götzendienst vor— bereitet, um dem Oberhause vorgelegt zu werden. Er enthalt namentlich den Befehl des General- Gouverneurs von FZudien wegen Abschaffung der Pilgertaxe in der Praͤsidentschaft Benga⸗ len. Diesem Dokumente zufolge, sind bei jenem großen Tempel nicht weniger als 641 Priester und Diener angestellt, denen zum Theil die sonderbarsten Verrichtungen obliegen; darunter sind z. B. 20 Garderobe⸗Aufseher fuͤr den Götzen, 10 Diener, die ihn anzu⸗ kleiden und zu parfümiren haben, drei, die ihm das Gesicht be— malen, 300 Koche fuͤr den Gott und seinen Hofstaat, ein Priester, genannt Talcho Mahapatur, der am großen Tempelthore, waͤh⸗ rend der Gott schlaͤft, Wache hält und das Thor versiegelt, und dergleichen mehr. „Keine uͤble Maschinerie einer herrschenden Kirche“, bemerkt der Globe, der einen Auszug aus dem Be— richte mittheilt.

Das Dampfschiff „India“, welches am 5. Oktober aus Hlem ii. und am Ib. Dezember vom Cap abfuhr, traf nach

er Fahrt von 124 Tagen, von denen es aber J zu St. Vin—

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ent, 15 am Cap und T bei Ceylon zubrachte, in Madras ein.

Wie

aber auch die unbestaͤndige Gewalt der Demokratie seyn

Die eigentliche Fahrt dauerte also 100 Tage, von denen an 31 Dampf und an 46 Segel benutzt wurden. Im Ganzen scheint der Versuch nicht gelungen zu seyn, denn ein Segelschiff, welches am 20. Oktober aus Plymouth abging, traf schon am 27. Januar in Madras ein und brauchte also nur 99 Tage, weil es unter— weges nicht so oft und so lange anzuhalten noͤthig hatte, wie das Dampfboot, um Kohlen einzunehmen.

In den letzten drei Wochen sind bei fortdauernden heftigen Stuͤrmen mehrere Schiffe an den Kuͤsten von England verungluͤckt und auch einige Menschen dabei ums Leben getommen. Der Schaden an verlornem Gut wird auf 100,000 Pfd. St. geschaͤtzt. Wenn das Dampfschiff „Präsident“ nicht etwa unterweges um gekehrt und nach New-Hork zuruͤckgefahren ist, so befuͤrchtet man, daß dieses große Fahrzeug mit all' seinen Passagieren ebenfalls ein Raub der Wellen geworden, da nun schon zwei Paketboͤte, die nach demselben von Amerika abgingen, in England eingetroffen sind, und uͤber jenes Schiff noch alle Kunde fehlt.

Der Dubliner konservative Verein hat eine Adresse an die Königin eingesandt, worin derselbe versichert, daß solchen Macht nationen gegenuber, wie die des Herrn O Connell, Ihre Mase— staͤt im Fall eines Krieges mit vollem Vertrauen auf die Treue ihrer protestanischen Unterthanen in Irland bauen konne.

Vor kurzem ist zum erstenmale seit der Reformation ein ka— tholischer Arzt, der Ir. Knight, zum Baronet erhoben worden.

Auch die Morning Chroniele äußert sich, eben so wie die „Times“, sehr bitter daruͤber, daß die Post, welche die Aegypti⸗ schen und Ostindischen Nachrichten uͤberbringe, von den Franzoͤst schen Post-Behoͤrden aufgehalten worden sey. „Dieses Volk“ sagt das genannte ministerielle Blatt, „hat schon die offiziellen Korrespondenzen der Englischen Regierung angehalten, und es bleibt kein anderes Huülfsmittel übrig, als die Briespost ihren Weg uͤber Malta und Spanien nehmen zu lassen. Wir hoffen,

daß die Briefe uͤber Valencia und St. Sebastian eher befördert

werden koͤnnen, als durch Vermittelung der amtlichen Franzoͤsi schen Harpyen.“

Der Fourierismus hat sich ein neues Organ in London ge bildet, das als Wochenblatt unter dem Titel: „Der London Pha lan“ am 3. April zum erstenmal erschienen ist.

Die vornehme Welt der Stadt Dublin ist, der Morning Post zufolge, auf ein eigenthuͤmliches Mittel verfallen, sich den wohlfellen Genuß einer Irlaäͤndisch⸗-Italiänischen Oper zu verschaf⸗ fen. Im Hause der Lady Clarke hat man namlich eine Buͤhne aufgeschlagen, auf welcher große Puppen in Bewegung gesetzt werden, die den Saͤngern und Saͤngerinnen der Italiänischen Oper in London, Rubini, Lablache, Tamburini, Grisi und Albertazzi taͤuschend ähnlich sehen sollen. Hinter der Scene aber singen Di settanten und Dilettantinnen den Italiänischen Operntext.

Belgien.

Bruͤssel, 12. April. Der hiesige Gemeinderath hielt vor— gestern eine Sitzung, in welcher der Antrag gemacht wurde, an den Koͤnig eine Bittschrift um Beibehaltung der gegenwaͤrtigen Minister ünd um Aufloͤsung des Senats zu richten. Dieser An trag gab zu sehr lebhaften Debatten Anlaß. Vor Allen sprach Herr Gendebien fuͤr denselben, indem er sich auf mehrere fruͤhere Beispiele dieser Art berief. Herr van Volxem,; Buͤrgermeister

von Bruͤssel, war jedoch der Ansicht, daß es unpassend seyn wuͤrde,

dem Köͤnige in der Ausuͤbung seiner verfassungsmäßigen Gerecht— same irgendwie vorzugreifen, und dieser Ansicht schloß sich die Mehrheit der Versammlung an, so daß der Antrag von 15 gegen 9 Stimmen v erworfen wurde. Nachdem das Resultat dieser Gemeinderaths-Sitzung bekannt geworden war, stroͤmte eine große Anzahl von Buͤrgern in das Buͤreau des O bservateur, um daselbst eine an den Koͤnig gerichtete Privat-Bittschrift in jenem Sinne zu unterzeichnen

Man zweifelt immer weniger daran, daß das bevorstehende neue Kabinet ein bloß transitorisches seyn werde. Herr Nothomb hat, wie man vernimmt, das Departement der oͤffent lichen Arbeiten, das er fruͤher leitete, abgelehnt, um nicht in Widerspruch mit den in diesem Departement von seinem Nachfol ger, Herrn Rogier, eingefuͤhrten Grundsaͤtzen, die er nicht theilt, zu gerathen. Es ist dieses Departement deshalb dem Oberst Depuydt an getragen worden, welcher, als Freimaurer, nichts weniger als ein enra girter Katholik ist, und will man auch aus dieser Ernennung auf den transitorischen Charakter des neuen Kabinettes schließen. Es soll durch dasselbe bloß dem Ausscheiden der Herren Lebeau und Ro— gier ein Weg gebahnt werden, wahrend das Ministerium gleich⸗ wohl im Wesentlichen liberal bleibt. Die Absicht des Koͤnigs, dieses Uebergangs-Kabinet als unparteiliches Organ bei den be— vorstehenden Wahlen wirken zu lassen, wird von vielen Seiten als uͤberaus weise und im hoͤchsten Grade rechtlich bezeichnet Vergl. die telegr. Depesch e.)

Deutsche Bundesstaaten.

spielhauses mit Goethe's

von Theodor Hell statt.

Liebe, den Glauben, die

einem Hirtenmaͤdchen gefuͤhrtes Kind), die Romanze und den Dichter redend auf und stellt diese Personen in Bezug zu dem vom Professor Hubner nach der Idee des Vorspiels zu Tieck's „Octavian“ gemalten Hauptvorhang. Nach dem Prologe wurde dem Könige Und dem Königlichen Hause ein tausendstimmiges don— nerndes Lebehoch gebracht und sofort C. M. von Weber's Jubel Ouvertüre aufgefuͤhrt, worauf dann die Vorstellung des Tasso folgte Die ganze Feier ging ohne die mindeste Stoͤrung auf das erfreulichste von statten und Kapelle wie Schauspieler boten dazu alle ihre Virtuositaͤt auf. Nichts desto weniger aber blieb der Anblick des neuen Hauses bei weitem die schoͤnste Feier der Ersssnung und mehr als ein viel gereister Zuschauer faͤllte daruͤber den zuversicht— lichen Ausspruch, daß das neue Dresdner Schauspielhaus wohl das schoͤnste von Europa zu nennen sey. Es ist im gewaͤhltesten Rococostyl eben so prächtig als geschmackvoll ausgeschmuͤckt, und da bei alle dem keine Spur von Ueberladung sichtbar ist, so macht es durchweg einen eben so behaglichen und wohlthuenden als großartig schoönen Eindruck, der den Tausenden festlich geschmuͤck— ter Zuschauer, die es gestern erfuͤllten, gewiß immer unvergeßlich bleiben wird. Die naäaͤchsten Vorstellungen werden naturlich nu die ersten Meisterwerke des Schauspiels und der Oper seyn.

14. April. Die Hamb. Boͤrsenhalle meldet aus Heide: Von dem Prokurator der Landschaft Norderdith— marschen in Frankfurt a. M. Hr. v. Guaita, ist mittelst Schrei—⸗ bens vom 24. Maͤrz der nachstehende Bundes-Beschluß hierher eingesandt: Auszug des Protokolls der dritten Sitzung der Deutschen Bundes-Versammlung vom 11. Februar 1841. Beschwerde der Landschaft Norderdithmarschen wegen

Altona,

§. 4.

versagter Rechtshuͤlfe in Betreff der Aufhebung ihrer bisherigen Zollfreiheit. .

Die hohe Deutsche Bundes-Versammlung hat hierauf be⸗ schlossen: 1) „Die vorliegende Beschwerde, als nicht begruͤndet, zuruͤckzuweisen, indem aus dem Vorgebrachten nicht hervorgehe, daß die Rechtmäßigkeit der durch das Gesetz vom 1. Mai 1838 ausgesprochenen Aufhebung des in Rede befindlichen Zollprivilegs nach der bestehenden Landes-Verfassung und Gesetzgebung zur Cognition und Entscheidung der Gerichte gehöre, und 2) den des— fallsigen Beschluß dem Dr. Guaita hierselbst zuzufertigen.“

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Wien, 3. April. (Oberd. 3.) Der Oesterreichische Staat hat im Laufe des vergangenen Monats einen seiner aäͤltesten Orien⸗ talisten verloren durch den Tod des K. K. Raths Thomas Rit— ters von Chabert-Ostland. Derselbe war im Jahre 1766 zu Konstantinopel geboren, wurde 1779 in die K. K. orientalische Akademie aufgenommen, und übernahm 1785 an derselben die Professur der orientalischen Sprachen, welche er bis zum Jahre 18I7, also 32 Jahre hindurch bekleidete. Alle Oesterreichischen Orientalisten der neueren Zeit sind aus seiner Schule hervorgegan— gen, und was die Literatur und der Staat ihren Kenntnissen ver dankt, ist groͤßtentheils die Frucht seiner Anstrengungen.

S n .

Es fängt sich eine Partei zu bilden an, welche die Ernennung des Infanten Don Francisco de Paula zum alleinigen Regenten bewirken moͤchte. Sie soll bereits eini gen Anhang im Senat und der Deputirten-Kammer haben.

Madrid, 4. April.

Die provisorische Regentschaft hat dem obersten Gerichtshof

die in dem letzten Kardinals Kollegium vorgetragene Paͤpstliche

Allocution mitgetheilt, so weit diese die Angelegenheiten des Ge

richtshofes der rola roömana und des Vice-Muntius Ramirez be trifft, und diesen Gerichtshof beauftragt, eine motivirte, auf das Spanische Staatsrecht gegruͤndete Antwort zu verfassen.

In Segovia hat ein Geistlicher oͤffentlich einer Frau das Abendmahl verweigert, die von ihrem ersten Ehemanne ein im Jahr 1822 erkauftes Nationalgut besitzt, indem er sie wegen dieses Be⸗ sitzes fuͤr exkommunizirt erklarte. Der politische Chef hat sich dieser Angelegenheit angenommen, welche vielleicht zu einer weite ren Diskussion mit Rom Gelegenheit geben wird

ö

Von der Tuͤrkischen Gränze, Maͤrz. (A. 3.) Aus Candien hat die Pforte von dem Gouverneur dieser Insel, Mustapha Pascha, folgenden Bericht uͤber dortige Vorfaͤlle bis zum 27. Febr. erhalten. sind ein Kutter und drei Mistiks mit bewaffneten Griechischen Cretensern bei Selino gelandet. Auf die erste Anzeige hiervon ließ der Statthalter die Konsuln von England, Frankreich, Rußland, Oesterreich und Griechenland zu sich einladen, um sich uͤber die dagegen zu ergreifenden Maß— regeln zu berathen. Auf die von dem Pascha an die Eindring linge gerichtete Aufforderung hatten dieselben geantwortet, sie kommen aus Moorea, um ihre Rechte als ausgewanderte Cre— tenser zu reklamiren. Mustapha Pascha bemerkte den Konsuln,

I 95 * 56K Am 25. Febr

er koͤnne diese Rechte nicht begreifen, uͤbrigens lasse, wenn jenen J.

Leuten ja irgend ein Anspruch zustehe, es keinesfalls sich recht fertigen, daß dieselben bewaffnet erscheinen, ohne sich zuvor an ihren Souverain, den sie verleugnet, gewendet zu haben. Die Konsuln pflichteten dieser Ansicht vollkommen bei, besonders eifrig desavouirte der Griechische Konsul Namens seiner Regierung alle Wissenschaft und Theilnahme an dem Unternehmen, und stellte die dagegen zu treffenden Vorkehrungen unbedingt den Lokal⸗Auto ritaͤten anheim; ihm schloß sich der Englische, der Franzoͤsische und der Oesterreichische Konsul an; der Russische Konsul war verhin dert gewesen, zu erscheinen. Der Griechische Konsul erbot sich sogar, die Eindringlinge persoͤnlich zur Rückkehr aufzufordern. Demzufolge wurde beschlossen, sich mit denselben in eine Unter redung einzulassen, welche am 26. Februar stattfand; hierbei wurde den Capitains von Seiten der Konsuln vorgestellt, daß sie von keiner Seite auf irgend eine Unterstuͤtzung rechnen koͤnnen und also nothwendig ins Verderben rennen, wenn sie bei ihrem Vorhaben beharren, worauf die Capitains erklaͤrten, sie seyen nicht ermächtigt, einen Beschluß zu fassen, sie seyen von einer hoheren Kommission abhaͤngig, deren Gutachten sie einholen mußten, wozu ihnen sofort die Ermächtigung ertheilt ward. Allein nachdem eine geraume Frist vergeblich verstrichen war, wurde die Aufforderung, sich zu unterwerfen, wiederholt, worauf die Capitains äußerten: sie seyen von ihren Landsleuten, denen man kein Versprechen gegeben habe, zu wiederholtenma len gerufen worden, ihnen zur Erlangung ihrer Rechte beizu— stehen, dazu seyen sie nun da, und lieber werden sie alle sterben, als unverrichteter Sache zurückzukehren. Trotz dieser ernstlichen Drohung gelang es jedoch später dem vereinten Bemuͤhen der Konsuln, sie zu bewegen, vor der Hand keine Feindseligkeit zu begehen, sich nicht weiter auszubreiten, sondern sich bis auf Wei— teres ruhig ruhig zu verhalten, und zwei Geiseln als Buͤrgschaft fuͤr diese Zusage den Konsuln zu uͤbergeben. Mustapha Pascha sandte aber diese Geiseln alsbald wieder mit der wiederholten Aufforderung zuruͤck, die Insel zu verlassen oder sich zu unter werfen und die Waffen niederzulegen, indem er sonst Gewalt mit Gewalt vertreiben, und die Ungehorsamen fuͤr das vergossene Blut verantwortlich machen muͤßte. Mittlerweise sandte er 400 Mann Albaneser gegen Selino, um die Eindringlinge vorerst zu beobachten. So standen die Sachen auf Candien am 27. Februar.

5 .

Kahira, 1. 1 3 Der Sohn des Commodore Napier, der sich seit einigen Wochen hier aufhielt, ist nach Alexan⸗ drien zuruͤckgekehrt, hoͤchst unzufrieden mit den ausweichenden Antworten uͤber die Freilassung der hier noch gefangenen Emirs des Libanon. Aus Arabien und Abyssinien laufen sehr uͤble Nachrichten ein. Im Hedschas wie in Yemen ist seit dem Ab zug der Aegyptischen Truppen alles druͤber und drunter. Die Wahabiten sind wieder auferstanden und vereinen sich zum An⸗ griff auf die heiligen Städte; die Beduinen des Hedschas halten alle Wege besetzt und sind auf Dschidda marschirt, das eng blo— kirt wird. Die beiden Europaäͤischen Konsuln daselbst, der Eng⸗ lische wie der Franzoͤsische, koͤnnen ihre Flaggen nicht mehr an ihrem Hause aufziehen, und werden wahrscheinlich in wenigen Tagen in Kahira seyn. Zwar kommandirt der Scherif Ebn Naum in Hedschas, aber seine Autorität ist voͤllig null. In Yemen, d. h. in dem fruͤher von den Aegyptischen Truppen besetzten Tehamg (Flachland langs der Kuͤste) hat sich der Sche— , von Abu-Arisch, ein wilder fanatischer und habgieriger Muselmann, installirt. Das Land wird von Raͤuberschaaren, die ihm einen Tribut von ihrem Raube zahlen, verwuͤstet, und nir— gends ist Sicherheit noch Ordnung. Mit den Englaͤndern, die er bei seinem Einzug in Mokka auf das brutalste, wie die dort anwesenden Europäer im Allgemeinen behandelte, hat er einen

Marz.

A5:

fuͤr letztere eben nicht sehr ehrenvollen Kontrakt geschlossen. Di Engländer zahlen ihm fuͤr die freie Betreibung des Handels eine

jährliche Summe von 12,000 Spanischen Thalern, duͤrfen aber

keinen Konful in Yemen halten, und sind verpflichtet, sowohl in Mokka wie in den ubrigen Staͤdten, sich niemals anders als zu Fuß oder auf einem Esel reitend zu zeigen; es ist ihnen verboten, ein Pferd zu besteigen, eine echt muselmaͤnnisch⸗fanatische Marotte, die von der Kuͤste Marokkos bis uͤber Persien hinaus überall in den Köpfen dieser Fanatiker spukt. Aus Abyssinien erfahren wir, daß der Fuͤrst Ubie von Tigre alle sich daselbst auf— haltenden Europäer, bis auf den Herrn Schimper, aus seinen Staaten verwiesen hat und Niemand mehr die Erlaubniß giebt, sie von Massaua aus zu betreten. Hieran sind die Umtriebe der Franzoͤsischen Emissaire, vor allem die Gebruͤder Abadie, schuld. Dies sind Religions-Missionaire, denen ihre angeblichen anderen Zwecke zum Deckmantel dienen. Ubie hatte ihnen viel Ver trauen geschenkt, da sie sich aber gar zu sehr angelegen seyn lie— ßen, Proselyten zu machen, zu verbreiten, und den schlauen Cha— rakter Ubie's mißkennend, sich unbedachtsamerweise in Conspira— tionen gegen ihn einließen, deren Fäden Ubie von Anfang an in seinen Händen hatte, so vertrieb er sie aus seinen Ländern und mit ihnen alle ubrigen Franzosen. Sie wissen, daß Herr Lefevre ebenfalls von seiner Regierung eine Mission in Abyssinien hat, ebenso daß er vor einem Jahre aus diesem Lande mit eini gen Abyssiniern zuruͤckkehrte, die er fuͤr Sohne mächtiger Prinzen ausgab, die aber nichts Anderes sind als Bauerjungen aus Tigre wie man sie dort auf allen Straßen aufgreifen kann. Ubie hatte das erfahren, so wie daß diese Jungen in Frankreich zuruͤckge— blieben waren, er bemächtigte sich daher der drei Franzosen, die Herr Lefevre dort zuruͤckgelassen hatte, und erklärte, diese nicht eher wieder frei zu geben, als bis ihm seine Unterthanen wieder zuruͤckgegeben seyen. Der Belgische General-Konsul in Aegyp ten, Herr Blondel, hat sich in Begleitung des zuruͤckgekehrten Lefevre nach Massaua begeben; man ist sehr neugierig, ihm gelingen wird, uͤber die Gränze der Schohos nach Habesch vordringen zu koöͤnnen Es scheint, daß auch er eine religioͤse Mission hat.

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Mace, . Jan. CA. 3. Die Einnahme der beiden Eingangs-Forts der Bocca-Tigris durch die Indo-Britischen Truppen (die Britten meist Schotten vom Cameron ⸗Regiment) war eine sehr blutige Affaire fuͤr die armen CEhinesen. Die Chi— nesen, das ist in den Englischen Berichten anerkannt, hielten sich, besonders im zweiten Fort, uͤber Erwarten tapfer, mag es nun seyn, daß sie in Verzweiflung fochten, weil sie keinen Par— don vom Feinde hofften, oder die von ihrer Regierung auf feige Flucht gesetzte Strafe fuͤrchteten, oder aber daß sie, ihren Muth mit Opium der tetéerrima causa dieses Krieges befeuert hatten, denn bei der Erstuͤrmung des Forts Tschuenpi soll man, statt anderer Beute, die nicht vorhan⸗ den war, 160 Ballen des verbotenen „fremden Rauches“ vorge—⸗ funden haben. Ein Theil der Chinesischen Besatzungen bestand aus Tartaren; ihre großen athletisch gebauten Leiber stachen un⸗ ter den Leichen der Gefallenen eigenthuͤmlich gegen die kleinen Ehinesen aus der Provinz Kwang-'tong ab. Im Fort Tykoktau hielt sich die Besatzung uͤber eine Stunde, aber ihre Tapferkeit war der von so furchtbaren Kriegsmitteln unterstutzten Europai⸗ schen nicht gewachsen, denn sie sahen sich fast ganz auf ihre Hand—⸗ waffen, Degen, Speere und Luntenflinten, beschraͤnkt, da ihre oben ein schlecht bedienten Kanonen, einige Aitspanische ausgenommen, wie in Tschusan, von der elendsten Beschaffenheit waren. Die Be— festigungsart an den Forts zeigte, daß die Chinesen keinen Vauban besitzen; doch konnte man bemerken, daß sie seit dem Kriege mit den Englaͤndern einige Fortschritte in der Fortificationskunst gemacht, denn die angelegten neueren Werke waren besser als die alteren. Auch haben sie ein gutes Material, in welches die Kugeln bloß Löcher schlagen, ohne Einsturz nachzureißen. Gleichwohl war das Feuer von den Englischen Schiffen so furchtbar, daß die seitdem der Chinesischen Regierung zuruͤckgegebenen Forts, namentlich Tschuenpi, nur noch Schutthaufen sind. Der Menschenverlust der Chinesen, mit welchem verglichen jener der Englaͤnder fast fabelhaft klein war, ist zwar nicht genau ermittelt, muß aber bei ber Einnahme der beiden Schloͤsser und der Verbrennung von 19 Kriegs? Dschunken mindestens 1200 Mann betragen haben. Bei der Erstuͤrmung von Tschuenpi blieb ein Mandarin dritter Klasse, er wurde, bereits schwer verwundet, von seinen Leuten weg— getragen, als ein Marine⸗-Corporal, dem er sich nicht ergeben wollte, ihm das Bajonnet durch den Leib rannte. Die Chinesen scheinen von der Europaͤischen Art, Pardon zu verlangen und zu gewähren, keinen Begriff zu haben, viele derselben, namlich die sich ins Wasser gefluͤchtet, feuerten, wenn sie sich zu ergeben aufgefordert wurden, noch einmal ihre Flinten ab, dann machten sie Zeichen der Unterwerfung. Die Sipahis schossen sie ohne Erbarmen nieder. Ein Mandarin, der beide Arme verloren hatte, wehrte sich gegen einen Offizier der „Modeste“ noch lange mit den Zähnen. Einen graͤßlichen Anblick beim Einscharren der Ge bliebenen boten die vielen halbversengten Leichen dar; die kattu nene und überdies mit Baumwolle gefuͤtterte, unbeholfene, ei— nem Weiberrock ähnliche Kleidung der Chinesichen Soldaten fing namlich theils durch ihr eigenes ungeschicktes Schießen mit den Luntenflinten, theils indem sie verwundet auf die Lunten niedersanken, Feuer, wodurch selbst Leichtblessirte elend ver brannten. Das Gewässer vom Fort Tschuenpi bis in die An— sons⸗Bay, wo das See-Gefecht stattgefunden, welches das einzige Dampfboot „Nemesis“ mit 12 Boͤten gegen die Chinesische Flot tille bestand, trieb mehrere Tage Schiffstruͤmmer und Leichen. Ueber eine Grube am Landungsplatze bei dem Fort Tschuenpi, in welche die Engländer einige hundert Todte zusammenwarfen, pflanzte ein leichtsinniger Englischer Matrose ein Brett mit dem Epitaphium: „Das ist der Weg zum Ruhme.“ In den fol— genden Tagen kamen viele Chinesen von Canton her auf die rau chenden Truͤmmerstätten, suchten weinend und weheklagend nach Brüdern und Verwandten, ja, gruben viele schon modernde Lei chen aus und nahmen sie mit sich, um ihnen ein ehrenvolleres Begrabniß zu bereiten. Den zahlreichen Chinesischen Verwunde— ten widmeten die Englischen Wundaͤrzte eine sorgfältige Pflege.

Eine Proclamation des Kaiserl. Commissairs Kischin in Can— ton, vom 1I. Januar, du h. von demselben Tage, an welchem Capitain Elliot seinen Landsleuten in einem Cirkular versicherte, daß die Unterhandlungen einen guͤnstigen Fortgang nahmen, lau— tet in ihrem Eingang wie folgt:

„Die Forderungen der Englischen Barbaren sind lbermäßig und ausschweifend; ihre Augen sind größer als ihre Bäuche. Am 18ten Tage dieses Mondes (7. Januar) griffen sie, ohne eine Antwort abge⸗ wartet zu haben, plötzlich Schakeo und Takeo an (andere Namen der mehrerwähnten Bocca⸗Forts). Unsere Truppen leisteten Wi— derstand, und der Sieg blieb unentschieden. Eben jetzt ringen sie wieder mit einander. Es muß aber vor Allem dafür gesorgt wer⸗ den, daß die Engländer nicht westwärts (nach Macao) gehen und Unrnhen stiften. Dagegen muß vorgesehen werden. Früher,

weil die Barbaren ihre Beschwerden auseinandersetzten und um Gnade flehten, empfing ich den Kaiserlichen Befehl, diese ihre Beschwerden zu untersuchen. Da diese allgemeine Untersuchung aber noch nicht voll⸗ endet ist, wie können jene Barbaren es wagen, sich auf solche unordent⸗ siche, wahnsinnige und ungehorsame Weise zu benehmen? Wie dürfen sie ihre Truppen zum Ungehorsam auffordern? Jetzt ist es unmöglich, ihnen den Handel mit uns wie vormals zu erlauben, da ihre ruchlose Empörung im Zunehmen ist.“

1 Canton Register theilt auch einen ausfuͤhrlichen Be⸗ richt von Elepu, dem Gouverneur der Provinz Tschekiang, mit, welcher, wie es scheint, in Kaiserlichem Auftrag inkognito die In⸗ sel Tschusan besuchen mußte, um das Verhältniß der Engländer zu den Eingebornen zu beobachten. Es erhellt aus diesem Akten. stuͤck, daß die Chinesischen Behoͤrden die Wichtigkeit jener Insel fuͤr Krieg und Handel wohl zu wuͤrdigen wissen. Der Bericht⸗ erstatter sagt der Englischen Besatzung nach, sie habe mehrere

Dörfer in der Nähe der Hauptstadt Tinghan gepluͤndert und da durch das Vertrauen der Einwohner, die ihnen anfänglich ent gegengekommen, ganz verscherzt. Die Barbaren, schließt er, durften auf keinen Fall im Besitz dieser Insel gelassen werden.

Nach dem Canton-Register hat das Englische Dampfboot „Enterprise“ einige Chinesische Ueberfahrtsboͤte aufgebracht, in deren einem sich der Franzoͤsische katholische Missionar befand, welcher im vorigen Jahre gefangen genommen wurde und nun wieder nach Macao zurückgekehrt ist.

Die hiesige Provinzial⸗Gewerbe⸗ auf Veranlassung Eines Hohen

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Danzig, 11. April schule, welche im Jahre Königl. Ministeriums des Innern fuͤr Handel und Gewerbe organisirt wurde, erfreut sich eines dauernden und kraͤftigen Ge⸗ delhens. Die Gegenstände des Unterrichts sind:; geometrisches Zeichnen, Maschinenzeichnen, Entwerfen von Baurissen, und freies Handzeichnen, sowohl nach Vorbildern als nach Gips Ab auͤssen, Mathematik und praktisches Rechnen, Physik und Chemie. Die Anzahl der Unterrichtsstunden beträgt woͤchentlich 5 . Dle Direction der Anstalt wurde nach ihrer Reorganisa tion, dem am hiesigen Gymnasium als ersten Lehrer der Mathe matik angestellten Professor Anger übertragen, welcher zugleich den mathematischen Unterricht ertheilt. Das uͤbrige Lehrer⸗Per⸗ sonal besteht aus einem Zeichnenlehrer, einem Lehrer der Physik, einem zugleich praktischen Lehrer der Chemie und einem Lehrer fuͤr das praktische Rechnen. Diesen Lehrern hat sich freiwillig ein Königl. Bau-Beamter zugesellt, welcher das Bauzeichnen zu seiten die Guͤte hat. Die Anstalt hat bereits 6 Zoͤglinge nach Berlin in das Koͤnigl. Bewerbe-Institut als Stipendiaten ent lassen, von denen 4 sogleich daselbst in die erste Klasse eintraten Das Bestreben der Direction, auch solche Schuͤler, welche auf kein Stipendium Anspruch machen, nach Berlin zu befördern und zum Besuche der genannten Central-Anstalt anzuregen, worauf es hauptsächlich anzukommen scheint, ist gegenwartig insofern gelungen, als außer den fuͤr dieses Jahr designirten Stipendiaten, noch drei Zoͤglinge der Gewerbeschule, welche die Reife fuͤr das dortige In

stitut erlangt haben, die Aufnahme nachsuchen wollen. Danzig

ist bereits so gluͤcklich, einige ehemalige Zoͤglinge des Koͤnigl. Ge werbe⸗Institus, als kenntnißreiche und geschickte Techniker in seinen

Mauern zu haben, und das Publikum erkennt immer mehr den

segensreichen Einfluß jenes Instituts, welches nicht zu den kleinster

Wohlthaten gehört, die ein hochherziger Monarch seinen Unter thanen darzubieten die Gnade hatte

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Indem wir uns einen Rückblick auf die vielfachen Kunsi⸗ leistungen im Gebiete der Musik, welche die letzte Zeit uns gebracht, noch vorbehalten, machen wir einsiweilen das Publikum auf einige Konzerte der nächsten Tage aufmerfsam. Zunächst wird man gewiß mit Vergnügen erfahren, daß wir den trefflichen Violin Virtuosen

Herrn Prume, der nun schon einige Wochen hier verweilt, onune daß er bei dem Zusammentreffen so vieler anderen Konzerte in dieser Zeit sich aufgemuüntert fühlen konnte, selbst noch ein zweites seinem ersten im Konzertsaale des Königlichen Schauspielhauses folgen zu lassen, in den ersten Tagen der kommenden Woche doch noch einmal öffentlich hören werden, und zwar im Königl. Opernhause vor einer Theater⸗Vorstellung oder in den Zwischen-Aften. Ein Virtuos von so seltenem Verein aller inneren und äußeren Mittel des Violinspiels erscheint nicht ost in unserer Mitte, und nachdem seine ausgezeichneten Leistungen überall so allgemeine Bewunderung erregt haben, darf man bei seinem zweiten bffenllichen Auftreten hierfelbst gewiß einem zahlreicheren Besuch ent gegensehen, als er dem ersten Konzert desselhen zu Theil wurde Der Künstler hat sich unterdessen auch der hohen Auszeichnung zu er⸗ freuen gehabt, von Sr. Majestät dem Könige einen kosibaren Bril lantring, in Anerkennung seiner Leistungen, zu empfangen. Eine an⸗ dere interessante musikalische Erscheinung sind die vierzig Berg sän ger aus den Französischen Pyrenäen, welche, wie aus den Zeitungen bekannt, seit ein paar Jahren ganz Europa mit ihren Gesängen durch wandern und in diesen Tagen in Berlin anlangten. Am Dienstag har ten dieselben in Potsdam ein Vokal-Konzert im dortigen Königlichen Schauspielhause veranstaltet, welches auch Ihre Majestäten mit Ihrer Gegenwart beehrten, und morgen (Sonnabend) werden diese Sänger, die ihre Lieder theils im reinen Französisch, theils im provengalischen Dialekt vortragen, im Königlichen Dpernhause auftreten. Nächsten Montag beabsichtigen sie dann noch ein geistliches Konzert in der Garnison Kirche zu veranstalten, um uns auch mit den religibsen Gesängen ihrer Heimath bekannt zu machen. Dieses Konzert wird, wie wir hören, am Abend bei Beleuchtung stattfinden und theilweise aus bloßer Vokal Musik bestehen, theilweise von der Orgel begleitet werden. 10

Karlsruhe, 10. April. Die Direction des Badischen landwirth schaftlichen Vereins macht Folgendes über die Ertheilung zweier Preise für die Lösung landwirthschaftlicher Aufgaben bekannt: Se. Köniagl Hoheit der Großherzog von Baden haben im Jahre 1837 zur Bethãtt gung Höchstihrer Theilnahme an den Bestrebungen der Versammlung Deutscher Landwirthe einen Preis von zweihundert Dukaten für das beste Werk über die „Geschichte der Deutschen Landwirthschaft“ anszu setzen geruht. Die Versammlung der Deutschen Land- und Forstwirthe in Potsdam hat diesen Preis, unter vier eingelaufenen Konkurrenz Schriften, der Arbeit mit dem Motto: „Gmnium rerum ex quihus aliquid acquiritur, nihil est agricultura melius“ zuerkannt. Erst vor Kurzem sind die betreffenden Akten in den Besitz der unterzeichneten Stelle gekommen, so daß der Name des Preisgewinners ermittelt werden konnte, es ist Herr Julius Levin Ulrich Dedefind, Herzoglich Braunschwelgifcher Hofrath und Professor am Collegio Carglihz Eben so ist der Preis, welchen Se. Hoheit der Herr Markgraf Wilhelm von Baden zu gleichem Zwecke auszusetzen geruht haben, nämlich hun dert 3 für die besie Arbeit über die Statik des Land baues, oder der Lehre von der Erschöpfung des Bodens durch den n bau verschledener Früchte, und von dem Wiederersatze der ihm * nen Fruchtbarkeit durch neue Dilngung, unter Angabe der . . Versuͤche und deren Resultaten von der gedachten bee, r, m, , sechs Konkurrenzschriften der Arbeit mit dem Motto: e g d' gleschfalla zuerkannt worden. Der Verfasser dieser dir bein sij w 6 . erst kürzlich in den * der unterzeichneten r n Herstẽ ausweisen, S aver Hlubeß, Professor d

err Dr. Fr. wirthschaftslehre a . Indem wir dies hiermit zur öffentlichen