1841 / 170 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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reichs bietet diesem Streben zahllose Hindernisse dar. Haben doch jetzt eben die Beduͤrfnisse des Schatzes Herrn Humann, gewiß zum großen Leidwesen der Regierung, gezwungen, die geist— lichen Kommunitaäͤten zur Steuerpflicht herbeizuziehen, von der sie bisher faktisch verschont waren und dadurch schweres Mißver— anagen in dem kirchlichen Lager zu erregen! Auf der anderen

Seite beklagt man sich taglich bitterer, daß die bürgerlichen Be⸗

hörden immer nachsichtiger gegen die oͤffentlichen Prozessionen

werden, welche, sogar laut Konkordats, an allen Orten, wo sich

Gotteshäuser verschiedener Konfessionen befinden, verboten sind. In Rouen haben die Prozessionen des Frohnleichnamsfestes eine Art Emeute gegen den Erzbischof bewirkt, der nur durch das nachdruͤckliche Einschreiten der Polizei vor einem entsetzlichen Cha— rivari geschuͤtzt wurde. Diese Erscheinung in der ehemals so streng katholischen Hauptstadt dar orthodoxen Normandie ist ein unguͤnstiges Zeichen fuͤr die Hoffnungen der Kirche, und zugleich ein thatsäͤchliches Argument gegen den Traum einer religiöͤsen Wiedergeburt Frankreichs, mit welchem man sich seit einiger Zeit hier und da einwiegt.

fx Paris, 15. Juni. Ich wuͤrde mir uͤber mein lan ges Schweigen Vorwürfe machen muͤssen, wenn nicht eine lange Abwesenheit mir zur Entschuldigung dienen konnte. Denn ich wuͤßte wahrlich nicht, was ich Ihnen aus dem Innern der Nor— mandie hätte melden sollen, das für Sie von Interesse gewesen ware. gegenwartig mit bewunderungswuͤrdigen und sehr nützlichen Ar— beiten, mit Anlegung von Vicinal, und großen Communications Wegen, mit der Reinigung der Fluͤsse, mit der Aerndte, die in diesem Jahre ungewöhnlich ergiebig zu werden verspricht, mit der Räumung und Erweiterung unserer Hafen, die fuͤr die Be duͤrfnisse unseres Handels nicht mehr ausreichen, mit der Schlacht— vieh, und Pferdezucht, die seit zehn Jahren außerordentliche Fortschritte gemacht haben. Von Politik dagegen im gewoͤhn— lichen Sinne spricht man hier sehr wenig. Gott weiß, wie viele Leute in diesem glücklichen Lande noch his jetzt den Namen jenes Ministers der auswärtigen Angelegenheiten nicht kennen, der, wie der „National“ sagt, „sich damit beschaͤftigt, unsere Schande vor den Augen von ganz Europa zu tragen und Frankreich an unsere Feinde zu verkaufen.“ ;

Uebrigens wuͤrde es mir auch in Paris in der letzten Zeit ziemlich schwer geworden seyn, Ihnen viel Neues zu schreiben.

Die Session näherte sich ihrem Ende, die Majoritäts-Frage war

schon seit langer Zeit bei mehreren aufeinander folgenden Gele— genheiten mit solcher Bestimmtheit entschieden worden, daß Nie mand mehr daran dachte, sie noch einmal zur Sprache zu brin— gen, indem Jedermann uͤberzeugt war, daß, um mich der Sprache unserer Politiker zu bedienen, außer dem Ministerium vom 29. Oktober kein anderes moöͤglich sey.

geeignet, einige Bewegung in die hiesigen Angelegenheiten zu bringen, daß es in der That schwer gewesen seyn wurde, nicht in häufige Wiederholungen zu verfallen.

Bei meiner Ruͤckkehr fand ich die Dinge fast in demselben Zustande. In unserem diplomatischen Corps und in dem Perso nal der Verwaltung wird zwar bald einige Bewegung eintreten, aber es ist in Wahrheit nichts Großes im Werke, es wird keine große Intrigue angezettelt, woraus man auf etwas Neues fur die nächste Session schließen konnte. Die Opposition der Linken ist durch die eklatante Niederlage, welche sie in diesem Jahre erlit— ten, und durch einige Desertionen, die in ihren Reihen stattge— funden, etwas demoralisirt, indeß affektirt sie noch immer dieselbe Zuversicht. Die Herren Dufaure und Passy halten sich noch

In diesem reichen und schoͤnen Lande beschäftigt man sich

Und auch die aus dem Auslande eingehenden Nachrichten waren in dieser Zeit so wenig

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] bezieht.

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nieder lagen, haben sich wieder gehoben und die Fonds halten

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sischen Diplomaten gilt. Den Nachfolger des Marquis von Dalmatien am Turiner Hofe kennt man noch nicht.

Sonst leben wir in einem Zustande vollkommener Ruhe; die Geschäfte, die während der Verwaltung des Herrn Thiers dar—

sich sehr fest, obgleich der Finanz ⸗Minister bald einen Aufruf an die Kapitalisten wird ergehen lassen. Es liegt jetzt keine große Frage vor, und die Aufregung von 1840 ist schon weit hinter uns. Das Land will nichts mehr von politischen und Wahlrech— ten wissen, und es wird noch viel Zeit hingehen, ehe die von der Qpposition ausposaunte Wahlreform als wirkliches Beduͤrfniß ge⸗ fühlt werden wird. Alle in der Charte von 1830 verhießenen Gesetze sind jetzt votirt und in der Ausfuͤhrung begriffen; etwa mit Ausnahme dessen, welches sich auf die Freiheit des Unterrichts Es laßt sich also annehmen, daß einige Zeit hingehen

ö ehe die vollständige Befriedigung der Beduͤrfnisse, fuͤr welche

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immer in derselben Entfernung vom Ministerium und man faͤngt

daß sie an die Bildung des Kabinets denken,

an, zu glauben, 16. ö Die Herren

welches dereinst dem gegenwartigen folgen duͤrfte. Thiers und Mols spielen ihre Rollen fort als Parteichefs, aber man konnte sagen es geschehe mehr, um nicht vergessen zu wer— den, als in der Hoffnung, in kurzem die Leitung der Angelegen⸗ heiten wieder zu erhalten. Mit einem Worte, seit drei Mona ten hat Jeder seine Stellung behauptet, und Alles, was ich Ih— nen heute melden kann, ist mehr eine allgemeine Uebersicht, als eigentlich Neues.

Das Einzige, was ich hervorheben moͤchte, ist der hochmuͤ— thige Ton, die triumphirende Miene, welche die legitimistische Partei affektirt. Weshalb, weiß ich wahrhaftig nicht. Uebrigens melde ich Ihnen dies keineswegs als eine Neuigkeit, denn seit vierzig Jahren ist nichts so gewohnlich, als diese Partei plotzlich, ohne daß man begreift, warum? sich exaltiren, schreien, laͤrmen, den Degen ziehen und darauf eben so ploͤtzlich wieder in sich selbst zurücksinken zu sehen, ohne daß sie etwas dadurch bewirkt hatte, wenn nicht eine große Ungeschicklichkeit, wie der Staats— streich im Juli 1830, oder einen großen Skandal, wie den, der auf den ungluͤcklichen Feldzug von 1832 in der Vendée folgte. Wenn man nun setzt die Legitimisten eine stolze Miene gegen Jedermann annehmen sieht, so haͤtte man fast Grund zu fürch— ten, daß sie damit umgingen, sich einen ähnlichen Unfall zu be— reiten.

Die orientalischen Angelegenheiten werden fur vollkommen erledigt gehalten, wenigstens so weit dies von der Diplomatie ab— hängt. Das Kabinet scheint sehr zufrieden mit den großen Maͤch— ten und mit dem guten Willen derselben, diese Angelegenheit auf eine freundschaftliche und für Alle ehrenwerthe Weise zu beendi— gen; vorzuͤglich aber wegen der Ruͤcksichten, die Frankreich, das sich anfangs so gereizt zeigte, bewiesen wurden. Die Bedingun gen, unter welchen gra ch wieder zur Uebereinstimmung mit den großen Mächten zurückgekehrt ist, oder doch in Kurzem zurüͤck— kehren wird, werden noch nicht angegeben; doch haͤlt man sie fuͤr so guͤnstig, daß man vorzüglich hierauf die Hoffnung fur die nächste Session gruͤndet, und nicht eher zu neuen Wahlen schrei— ten will, als bis die Erörterungen in den Kammern eine bedeu— tende Wirkung hervorgebracht haben werden. So ist man doch von der Auflösung der Kammer zurückgekommen, welche, dem , nach, im vergangenen Februar entschieden war.

er einzige Gegenstand, der in der letzten Zeit eigentlich wahrhaftes Interesse ö hat, sind die Bewegungen im diplo— matischen Corps und die Veränderungen, welche das Ministerium in den höͤhern Regionen der Verwaltung einzuführen bemuͤht ist. Alles, was sich mit Sicherheit daruͤber sagen läßt, ist, daß der Marquis von Dalmatien, in Folge der seinem Vater, dem Marschall Soult, gemachten Zugestandnisse, von Turin nach Wien geht und der Graf von St. Aulaire von Wien nach London. Herr von Barante bleibt auf seinem Pesten; eben so wie der Graf Bresson, dem die Gesandtschaft in Wien fast ver— sprochen gewesen zu seyn scheint. Die Gesandtschaft in Madrid war Herrn von Salvandy angetragen worden, der sie ausge— schlagen hat. Von einigen Seiten wird. hehauptet, die Wahl wäre in Folge dessen auf Herrn Bois ⸗le-⸗Comte gefallen, der jetzt m Haag verwessft, und für einen der ausgezeichnetsten Franz—

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dies der Orient.

. die Gesetze sorgen sollen, in der Gesellschaft, oder in den Inter essen neue Bestrebungen hervorrufen wird, welche neue Maßregeln

wuͤnschenswerth machen sollten.

Indeß bleibt doch immer noch ein Punkt, auf welchen die Augen unserer Staatsmaͤnner mit einiger Besorgniß gerichtet sind; es ist Denn obgleich, wie gesagt, die Diplomatie, so weit es von ihr abhing, Alles freundschaftlich beigelegt hat, so muß man doch darauf gefaßt seyn, daß die Insurrection, von der das Osmanische Reich unterwühlt wird, neue Verwickelun— gen herbeifuͤhren werde. Hier sind die Thatsachen stärker als die Diplomatie, und wenn dieser Zustand noch lange fortdauert, so wird vielleicht der gute Wille der Mächte nichts mehr vermögen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß, wenn die Insurrectionen der Rajahs einen ernsteren Charakter annehmen sollten, die oͤffentliche Meinung in Frankreich fuͤr sie Partei nehmen und der Regie rung die Hande binden wird. keinen denen man sich eine Zeitlang blenden ließ.

den, welche vermoͤge der Dampfschifffahrts-Verbindung mit

! In Frankreich uͤberlaͤßt man sich Taäͤuschungen mehr uͤber die vermeinten Reformen, von

Die vielen Reifen! zum Vertheidiger Mac Leod's bestellt habe, als unwahr zuruͤck⸗

dem Orient diese Gegenden jährlich besuchen, haben manche

neue Nachrichten mitgebracht über den Druck, immer noch auf den dortigen Christen lastet. wird hier nicht 20 Personen finden, welche an die Mystification

welcher

Man

von Gülhané glauben und es darf kaum bezweifelt werden, daß,

wenn hier die Nachricht eingehen sollte, die christlichen Bevoͤlke—

rungen im Orient hatten sich erhoben, um nach 300 jahriger Un⸗ terdruͤckung das Vermsgen, die Freiheit und die Ehre ihrer

Frauen und Kinder zu vertheidigen, hier Gefuͤhle an den Tag gelegt werden wurden, durfte. ner von Thatkraft und festem Willen muthig entgegengehen, denn sie zeigt uns, daß mehrere Millionen Christen, welche Jahrhun- derte lang erniedrigt, unter dem Drucke einer schwachen Regie- rung dahinlebten, wieder Lebenszeichen von sich geben.

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G roßbritgnien und reland

Parlaments Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 14. Juni. Das Haus beschäftigte sich an diesem Abend im Ausschusse mit der Bill über die Beschrankung der Todesstrafe. Lord Wynford schlug als Amendement vor, daß die Brandstiftung in Gotteshäusern als Kapital⸗Verbrechen beibe— halten werden solle, dies Amendement wurde aber vom Marquis von Normanby und von Lord Brougham bekaͤmpft, weil es die öffentliche Meinung gegen sich haben wuͤrde, und fiel ohne Ab— stimmung durch. Bei der dritten Klausel widersetzte sich der Marquis von Westmeath demjenigen Theil derselben, wonach das Verbrechen der gewaltsamen der Tobesstrafe befreit werden soll. „Wenn Ew. lichkeiten“, sagte der Lord, „diesen Theil auch fuͤr England gelten lassen wollten, obgleich mir dies eben falls als Unvernunft erscheint, so fordere ich Sie doch auf, wohl zuzusehen, ehe Sie dieselbe Bestimmung auf Irland ausdehnen, denn aus authentischen Berichten geht hervor, daß im Jahre 1840 in England bei einer Bevoͤlkerung von 14 Millionen, doch nur 169 solche Attentate gegen Frauenzimmer stattgefunden haben, während in Irland bei einer Bevoͤlkerung von 8 Millionen 173 dergleichen Falle vorkamen.“ Auch Graf Mounteashel war der Meinung, daß das Haus seinem Rufe schaden wuͤrde, wenn es diese Klausel annähme. Der Minister des Innern aber vertheidigte sie, weil er glaubte, daß auch dieses Verbrechen durch die Aufhebung der setzt darauf stehenden Todesstrafe sehr wuͤrde vermindert werden, wie es sich bei allen anderen Verbrechen gezeigt habe, wo die Todesstrafe schon abgeschafft sey. Lord Abinger (der ehemalige Sir J. Scarlett, ein bedeutender To ryistischer Rechtsgelehrter) stimmte dieser Ansicht bei, denn jetzt, sagte er, waren die Geschworenen-Gerichte weit weniger geneigt, in einem solchen Fall auf die bloße Aussage der Entehrten das Schuldig auszusprechen, weil sie wuͤßten, daß ihr Verdikt die Todesstrafe zur Folge habe, wogegen sie gewiß bei einer milderen Strafe nicht so bedenklich seyn und daher durch häufigere Ver— urtheilung von dem Begehen dieses Verbrechens mehr abschrek— ken wurden. Der Lord-Kanzler fuͤhrte zur Unterstuͤtzung die— ses Arguments an, daß in einem Jahre unter 56 der wirklich veruͤbten Nothzucht angeklagten Individuen nur 18, dagegen von 106, die bloß der beabsichtigten Nothzucht angeklagt gewesen, worauf nicht die Todesstrafe stehe, 74 verurtheilt worden seyen. Bei der Abstimmung wurde denn auch das Amendement mit 12 gegen 38 Stinimen verworfen, und die Bill ging dann durch den Ausschuß.

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Unterhaus. Sitzung vom 14. Juni. Im Unterhause wurde an diesem Abend nichts von allgemeinerem Interesse ver— handelt. Nach Ueberreichung mehrerer Bittschriften fuͤr und ge— gen die Korngesetze, bei welcher Gelegenheit Herr H ume äußerte, daß auch der vorgeschlagene feste Weizen Zoll von 8 Sh. von der großen Masse des Volks noch immer als ein zu hoher Schutz⸗ Zoll zu Gunsten des Grundbesitzers würde angesehen werden, kon⸗ stituikte sich das Haus zum Ausschuß über die Peelssche Bill hin— sichtlich der Entscheidung streitiger Wahlen, in welcher Sir R. Peel einige durch die Erfahrung an die Hand gegebene Verbesse— rungen vorschlug, die auch sämmtlich angenommen wurden.

London, 15. Juni. Der Tag der Parlaments- Prorogation, der die Auflösung auf dem Fuße folgen wird, ist noch immer nicht bestimmt. Die Minister scheinen diese Maßregel von der Erledigung der dem Parlament noch vorliegenden dringendsten Verwaltungs-Angelegenheiten abhaͤngig machen zu wollen, und man glaubt, daß die Auflösung in keinem Fall vor dem 22sten d. M. stattfinden wird. Die ministeriellen Vlaͤtter rechnen sehr sanguinisch auf eine Masorität von 50 bis 1009 Stimmen fuͤr ihre Partei in dem neuen Parlamente; die Toryblatter hoffen gerade das Umgekehrte, und es ist daher fuͤr jetzt auf alle diese

Berechnungen noch gar nichts zu geben.

denen die Regierung kaum widerstehen Hier liegt die Gefahr, aber dieser Gefahr sollten Män—

der Klausel

Entehrung von

Der Globe meint, es werde in Betreff der Korngesetzfrage

wohl, ungeachtet des von Herrn Hindley angezeigten Antrages, keine regelmäßige Diskussion vor dem Schlusse des gegenwartigen Parlaments stattfinden. Lord Fitzwilliam hat gestern auch im Oberhause seinen Antrag in Betreff der Korngesetze ausgesetzt.

Heute Nachmittags findet in der London-Tavern eine große von etwa 3000 Reformern besuchte Versammlung statt, in wel— cher sich Lord John Russell den Wählern drr City von London als Kandidat fuͤr die bevorstehende Wahl vorstellt Außer ihm haben die Reformer noch den Alderman Ward, Herrn Pattison und Herrn Crawfurd zu Kandidaten fuͤr die Wahl in der City ernannt. Lord Palmerston wird vermuthlich in Liverpool als Kandidat auftreten, von woher eine Einladung der Reformer an ihn ergangen ist.

Nach dem Berichte eines ministeriellen Blattes hat Graf Granville auf Anlaß seiner schwachen Gesundheit um Zuruͤckbe— rufung von seinem Posten als Botschafter in Paris nachgesucht. Dem Gesuche scheint zwar vorlaufig nicht gewillfahrt worden zu seyn, indeß wird der Graf im September auf Urlaub nach Eng land kommen.

Mit dem Post-Dampfsschiff „Caledonia“ ist nebst anderen Berichten aus Newa York vom 31. Mai die wichtige Nach richt hier eingegangen, daß der oberste Gerichtshof des Staates New-Hork das Urtheil in der Sache Mac Leod's bis zum näͤch—⸗ sten Gerichtstermine, d. h. auf drei Monate, ausgesetzt und mitt lerweile Mac Leod dem Gewahrsam des Ober⸗-Sheriff des Staa tes New-York uͤbergeben hat, der sich indeß weigert, diesen Auf trag zu übernehmen, so daß der Angeklagte vorläufig noch dem Gewahrsam des Sheriffs der Grafschaft Niagara, in welcher Lockport liegt, Überlassen bleibt. Zwischen dem Praͤsidenten der Vereinigten Staaten, Herrn Tyler, und dem Gouverneur des Staates New-⸗Hork, Herrn Seward, hatte eine Korrespondenz stattgehabt, in welcher Ersterer den von Letzterem der Unions Regierung gemachten Vorwurf, daß sie einen ihrer Anwalte

weist, da Herr Spencer, der Anwalt Mac Leod's, nur in seiner Eigenschaft als Privat-Anwalt aufgetreten sey; zugleich aber be— haͤlt der Praͤsident der Unions Regierung das Recht vor, alle ihr gesetzlich zu Gebote stehenden Mittel anzuwenden, um ihre voͤl— kerrechtlichen Pflichten und Obliegenheiten zu erfuͤllen. Herr Mac Leod seinerseits hat in die New-Yorker Blätter ein Schrei— ben einruͤcken lassen, in welchem er darthut, daß er bei der Zer⸗ störung der „Caroline“ gar nicht zugegen gewesen sey. Der New-YHork Herald vom 29. Mat enthaͤlt folgende Nachricht, die aber wenig Glauben fand: „Der Amerikanische Gesandte in London soll die Verantwortlichkeit auf sich genommen haben, die unmittelbare Rückkehr des Amerikanischen Geschwaders aus dem Mittelmeere anzuempfehlen, denn er hat Nachricht, daß die Briti sche Regierung dem Admiral ihrer Station in Amerika den Befehl ge geben, so wie er die authentische Nachricht von M Leod's Hinrichtung erhalte, alle Städte an der ganzen Amerikanischen Kuͤste zu zerstöͤren.“ Die Extra-Session des Kongresses sollte am 31. Mai, dem Tage des Abganges der Nachrichten, eroͤffnet werden, und das naͤchste Packetschiff wird also die Botschaft des Praͤ— sidenten uͤberbringen. Die Regierung scheint in beiden Haͤu— sern des Kongresses der Majorität ganz sicher zu seyn. Die New Yorker Handelskammer hatte ein Promemoria an den Kongreß beschlossen, in welchem derselbe um Errichtung einer National-Bank gebeten werden soll. Die Aktien der Bank der Vereinigten Staaten hatten sich etwas gehoben; sie standen auf 223, zuletzt auf 2115. a 12, und es wurde viel in ihnen um— gesetzt. Das Packetschiff „Samson“, von London nach Neu— York bestimmt, ist am 28. Mai an der Kuͤste von Neu⸗Schott— land und das Auswandererschiff „Minstrel“ von Limerick am 18. Mai an der Kanadischen Kuͤste verungluͤckt. Die am Bord des ersteren befindlichen 180 Passagiere und Matrosen sind saͤmmtlich gerettet worden, von der Besatzung des letzteren dage— gen sind 118 Personen ertrunken und nur 8 gerettet worden.

Das National⸗Theater in New⸗York ist am 29. Mai ganz abgebrannt und die daneben liegende Franzoͤsische Kirche stark beschaͤdigt worden; man hielt das Feuer fuͤr angelegt.

Das mit dramatischen Unterhaltungen verbundene Konzert, welches am 7. Juni in dem prachtvollen Palast des Herzogs von Sutherland zur Unterstuͤtzung der Polnischen Fluͤchtlinge gegeben ward, und in welchem außer der Dem. Rachel die bedeutendsten in London befindlichen Tonkuͤnstler und Kuͤnstlerinnen mitwirkten, als: Lablache, Rubini, Balfe, Dorus Gras, Szezepanowski, Vieuxtemps, Godefroid, Lißt (der mit einer Hand spielte, da er die andere wegen der erlittenen Verstauchung noch nicht ganz frei gebrauchen konnte), Benedict und Miß Adelaide Kemble, welche zum erstenmal vor einem Englischen Auditorium auftrat, und hoͤchst guͤnstig aufgenommen wurde), trug uͤber 1000 Pfd. St. ein. Die Koͤnigin hatte beizuwohnen gewuͤnscht, ließ sich aber, wie der Morning Herald sagt, durch Ruͤcksichten der Etikette abhalten, wegen der eigenthuͤmlichen politischen Stellung derjenigen, zu deren Bestem das Konzert gegeben wurde. Ge— gen 500 Personen vom hohen und hoͤchsten Adel waren anwe— send, darunter der Herzog von Sussex mit seiner Gemahlin, der Herzogin von Inverneß.

Der Kriegs-Sloop „Elektra“ ist aus Valparaiso vom 4. Maͤrz und aus Rio-Janeiro vom 18. April mit einer Million Dollars in Portsmouth angekommen.

Das in Bremen gebaute Damyschiff „Hamburg“, welches im St. Georgs-⸗Kanale von dem „Osprey“ fuͤr den „Präsident“ angesehen worden zu seyn scheint, ist am 12ten in Liverpool an— gekommen, wo es bekanntlich seine Maschine einnehmen soll.

Nach Berichten aus Lissabon vom 6. Juni war die Mi— nisterial⸗Krisis noch nicht beendet. Die nach dem „Praͤsident“ ausgesandt gewesene Britische Kriegs-Brigg „Espoir“ war am sten wieder in Lissabon eingetroffen, ohne weder in Madeira noch Teneriffa etwas von dem Schiffe erfahren zu haben. Die Lissa⸗ boner Post bringt nichts Neues in Betreff der Dividenden. Zah⸗ lungen, da das Portugiesische Ministerium noch nicht vollstandig zusammengesetzt war und die Geschaͤfte sich noch in einiger Ver— wirrung befanden. ; .

Ein zu Berwick erscheinendes Blatt erzählt von großer Auf regung, welche am 6ten d. M. im Hafen von Berwick dadurch entstanden sey, daß der Capitain Brandt, vom Schiffe „Johan— nes“, aus Kopenhagen, die Britische Flagge unter der Daͤnischen aufgezogen habe, eine Beledigung, die erst, als er von der Mannschaft eines Britischen Kriegsschiffes dazu gezwungen wor— den, durch Einziehen aller Flaggen von ihm zuruͤckgenommen worden sey.

Die Händel, welche am 11Iten zu Liverpool zwischen Schiffs— Zimmerleuten und Irlaändischen Arbeitern in der Nähe der Docks stattfanden, sind von keinen weiteren Folgen gewesen.

Das Haus Grant und Compagnie in Glasgow hat mit 180,000 Pfund fallirt.

Lord Ponsonby's Abreise aus Konstantinopel ist durch den ernsthaften Zustand der Dinge in verschiedenen Theilen des Otte. manischen Reichs verzögert worden

Nachrichten aus Buenos-Ayres vom 22. Maͤrz und aus Montevideo vom 27sten desselben Monats melden, daß man an beiden Platzen Vorbereitungen zum Kriege 44 und Schiffe zu diesem Zwecke ausruͤste. Die Provinzen im Innern, welche ihrer Verbindung mit der Argentinischen Republik beim Heran— nahen Lavalles und der Unitarier entsagt hatten, fielen wieder nach und nach von Letzteren ab und erhoben sich zu Gunsten von Buenos⸗Ayres.

London, 16. Juni. (B. H.) In einer zweiten Auflage des gestrigen „Standard“ ist ein Brief eines Herrn Buchanan von St. John's in Neu-Braunschweig an seinen Bruder in Li— verpool abgedruckt, in welchem gemeldet wird, daß ein Franzoͤ— sisches Schiff 16 Passagiere des an einem Eisberge an der Kuͤste von Neufundland verungluͤckten Dampfschiffs „Präsident“ nach dem St. Peters-Hafen gebracht habe, und daß der Rest der Passagiere ertrunken sey. Die Blaͤtter von Halifax vom 2ten d. M. bestaͤtigen die Nachricht von der erfolgten Rettung jener Passagiere, erklaren aber, daß dieselben nicht vom „Praͤsident“, sondern vom Schiffe „William Brown“ seyen, der an einen Eis— berg gestoßen war und von dessen Mannschaft ein Theil schon vor einiger Zeit in Havre angekommen ist. Zu bemerken ist in deß, daß von der Mannschaft des „William Brown“ nur acht Mann und der Capitain, welche sich in dem kleinen Boote ge— rettet haben, vermißt werden. Die Halifax-Blaͤtter geben die

Zahl der mit dem Schiffe gesunkenen Mannschaft auf 56 an

ö

Aus dem Haag, 15. Juni. Der Prinz und die Prinzes sin von Oranien sind aus Stuttgart hier wieder eingetroffen.

Der Hollaͤndische Dichter Immerzeel, bis zum vorigen Jahre Herausgeber des Niederländischen Musen-Almanachs, ist am 9ten d. M. in Amsterdam, 65 Jahr alt, mit Tode abgegangen.

Der Empfang Sr. Majestaͤt des Koͤnigs in Venloo ist ein überaus freudiger gewesen. Se. Majestaͤt haben auch durch viel fache Aeußerungen so wie durch einige Gnadenbeweise Ihre Zu— friedenheit zu erkennen gegeben. Im ganzen Niederlaͤndischen Limburg haben die Einwohner freiwillig die Orange-Flagge auf— gesteckt.

B

Bruüssel, 15. Juni. Unter den Belgischen Freimaurern scheint eine Spaltung eingetreten zu seyn. Der Independant meldet, daß der Baron von Stassart „dem großen Orient“ in Bruͤssel seine Dimission als Großmeister eingesandt habe

Deutsche Bundesstaaten. ft Dresden, 18. Juni. Heute Morgen wurde Frie

zrich Girardet, erster Pfarrer der hiesigen reformirten Ge— meinde, beerdigt. Die große Anzahl derer, welche dem Sarge solgten, unter ihnen Männer jeden Standes und jeden Alters, bewies, wie allgemein der Verlust gefuͤhlt wird, den uns der Tod dieses Edlen brachte. An der Gruft feierte der zweite lutherische Hofprediger, Konsistorial⸗Rath Dr. Käuffer, in einfachen, ergrei— fenden Worten den Entschlummerten. Girardet hat 30 Jahre hindurch als Pfarrer der reformirten Gemeinde gewirkt, und sein Wirken, welches aus reinem Herzen und dem eifrigsten Streben nach Licht und Wahrheit floß, begleitete ein hoͤherer Segen. Er gehoͤrte zu den Lehrern der Religion, welche zwar in den kuͤhnen Forschungen unserer Zeit mit vorwaͤrtsschreiten, dabei aber die Theologie als Wissenschaft mit der Religion, die den Menschen durchs Leben fuͤhrt, nicht vermischen. In einer Zeit aber, wo so Viele hier und dorthin abirren und das kirchliche Leben vor der Menge in ein zweideutiges Licht bringen, muͤssen wir tief trauern, wenn der Tod die Manner abruft, welche mit geradem Sinne den richtigen Pfad wandeln Und zu diesen Mannern zaͤhlten wir den entschlummerten Girardet.

K

Rom, 7. Juni. (A. 3.) Der Herzog von Anhalt⸗Dessau hat uns vorgestern verlassen, und sich mit seinem Gefolge nach Neapel begeben. Wie es heißt, beabsichtigt er bei seiner Zuruͤck— kunft von dort mehrere Ankaͤufe von modernen Kunstwerken zur Ausschmuͤckung seiner Residenz.

Das Konsistorium, welches war, ist wieder man sagt verschoben.

Der ausgezeichnete Bildhauer, Professor W. Wagner, hat uns vorgestern verlassen, um dem Ruf Sr. Majestaäͤt des Koͤnigs von Bahern nachzukommen, der ihn nach Muͤnchen beschieden.

Dieser Tage ist dem Hause Torlonia der Salz- und Ta— backspacht auf weitere zwoͤlff Jahre, vom 1. Juli 1843 an ge— rechnet, fuͤr die jährliche Summe von 1,355,000 Scudi zuer— kannt worden

auf den 21sten d. anberaumt bis Mitte naͤchsten Monats

ö

O Madrid, 8. Juni. Gestern hat das Ministerium im Kongreß in einer Frage welche die Aufhebung des Retraktrechts“ betrifft, eine neue Niederlage erlitten, und Ungewitter ernsterer Natur ziehen sich gegen dasselbe zusammen. Im Kongresse kuͤn— digte vorgestern der zur republikanischen Partei gehoͤrende De— putirte Munoz Bueno an, daß er, wenn die Regierung nicht bis zum 12ten genuͤgende Aufschluͤsse uͤber die Vorfälle von Cartagena geben wuͤrde, einen Antrag in Betreff dieser Angelegenheit vorzu legen entschlossen sey. Noch immer ist von London keine Antwort auf die von dem Englischen Gesandten, Herrn Aston, dorthin gerichteten Depeschen eingegangen, und es ist wohl nicht zu ver— wundern, wenn Lord Palmerston bei der bedrängten Lage des Englischen Ministeriums kaum die Zeit findet, sich mit die— ser Angelegenheit zu beschaͤftigen. Mittlerweile hat, wenn ich gut unterrichtet bin, das diesseitige Kabinet dem Englischen Gesandten die zwischen dem Engl. Konsul in Kartagena und dem dortigen Spa— nischen Gouverneur gewechselten Noten, von denen die des Kon— hule in ungewoͤhnlich anmaßendem Ton abgefaßt seyn sollen, in Abschrift mitgetheilt, und zwar nicht die Wiederherausgabe des von den Englaͤndern gewaltsam fortgefuͤhrten Schmuggelschiffes, wohl aber die Absetzung des Konsuls Fitzgerald verlangt. Die— . , , . sehr heftigem Charakter, der fruͤherhin Offi— . i ne. Hülfslegion war, hat einen Urlaub verlangt, thlid g n . and zu begeben, und dort persoͤnlich seine Ver⸗ egen. Eee konnen. Es scheint, daß man von Englischer scuhcren Zane nm 2 Regierung bemerkbar macht, daß in einem mann Rn , ñ panische Fahrzeuge bei Nacht ein unter den ; raltar liegendes Schmuggelschiff entfuͤhrt hatten,

ebenfalls die von den Englischen B mr g id. 1. ehöͤrden verlangte Genugthuung Spanischerseits verweigert wurde. Ver e . aber 33. man

8 D. h. des Rechtes den Verkan j s ck 164 ö . 1 . 8 3 cf gang zu machen. f ererbter Güter wieder rüch

ruhr angeschlossen.

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darauf hin, daß nur in der Freigebung der Einfuhr Englischer Baumwollenwaaren ein wirksames Mittel zur Abstellung des Schleichhandels und der daraus hervorgehenden Uebelstände zu finden seyn werde. . t

Auch der Senat geht darauf aus, der Regierung Verlegen— heiten zu bereiten. Gestern machte naͤmlich Herr Carrasco, der zu den unerschuͤtterlichsten Anhängern der Koͤnigin Christine gehort, dort folgenden Antrag: Da es allgemein bekannt ist, daß der Gesundheitszustand Ihrer Majestäͤt der Königin Isabella II. Veranlassung zu Berathschlagungen ihrer Leibärzte über die Zweck⸗ maͤßigkeit oder gar uͤber die Nothwendigkeit, daß Ihre Majestäͤt Schwefelbaͤder nehme, gegeben hat, und auch dazu, daß die Re— gierung auf eine Weise in diese Angelegenheit eingeschritten ist, welche zur Beruhigung aller derjenigen Spanier betannt gemacht werden muß, die in ihrer Koͤnigin die einzige Aussicht auf ihr Glück erblicken; endlich in Betracht, daß die Vertreter der Na— tion die dringende Verpflichtung haben, durch ihren Eifer für die erlauchte Waise die einstweilige Abwesenheit ihrer erhabenen Mutter und Vormuͤnderin zu ergaͤnzen, habe ich die Ehre, dem Senate vor⸗ zuschlagen, er möoͤge beschließen, daß die Regierung. sich so bald als möglich einstelle, um uns ihr Benehmen in dieser zar— ten und wichtigen Angelegenheit darzulegen, und alle auf die in Bezug darauf von den Leibärzten Ihrer Masestät und von de nen, welche, ohne mit diesem Amte bekleidet zu seyn, auf Befehl der Regierung unsere Koͤnigin untersuchten, ausgesprochenen An sichten Bezug habenden Dokumente an das Buͤreau zu uͤberge— ben.“ Dieser Antrag wurde an die Sectionen verwiesen, welche daruͤber zu entscheiden haben, ob er zur Diskussion gestellt wer den soll, die in jeder Beziehung, sowohl wegen der den koͤrperli— chen Zustand der Koͤnigin betreffenden Eroͤrterung, als auch we gen der Verantwortlichkeit, die auf einen Theil der sie umgeben den Personen fallen duͤrfte, eine ziemlich unerfreuliche seyn wird.

Die Koͤnigin wird uͤbrigens täglich, mitunter ziemlich spaͤt Abends, bis nach eingebrochener Dunkelheit durch den Buen Retiro und im Prado spazieren gefahren. ihr mit seiner Gemahlin jeden Sonntag im Palast einen Besuch

ab. Es ist die Rede davon, die Koͤnigin und deren Schwester

die heißesten Monate in dem sich einer kuͤhleren Temperatur er freuenden Lustschlosse la Granja zubringen zu lassen, obgleich die dort vor fuͤnf Jahren empfangenen Schreckenseindruͤcke noch

immer nicht aus dem zarten Gemuͤthe Ihrer Majestaͤt ausgeloͤscht

seyn sollen.

Die von dem Kongresse niedergesetzte Kommission zur Be— gutachtung der Vormundschaftsfrage hatte gestern eine Zusammen— kunft mit dem Minister-Präsidenten und dem Justiz-Minister, und man erwartet, daß sie nunmehr ungesäumt ihren Bericht ab— statten werde. Im Senat erklärte letzthin die zu aleichem Be— huf ernannte Kommission, in Folge einer von dem Herrn Cam— puzano erhobenen Anfrage, ihre Arbeiten noch nicht beginnen zu koͤnnen, indem die Regierung ihr noch kein einziges der erforder— lichen Aktenstücke mitgetheilt habe.

Das schon erwähnte Gluͤckwuͤnschungsschreiben, welches der Infant Don Francisco de Paula an den Regenten richtete, wird hier als eine Art von Wechselbrief betrachtet, der auf die Staats— Kasse gezogen, und von dem Infanten auf den Herzog de la Victoria indossirt ist. Es ist hinlänglich bekannt, daß dem Prin— zen fast alle Geldmittel fehlen, um an der Seite seiner hohen

Verwandten in Paris nur einigermaßen mit Anstand erscheinen

zu können.

In Saragossa erschien seit kurzer Zeit ein Tageblatt unter dem Titel: La Sensatée (die Vernunft), welches zwar keine be— stimmte politische Farbe fuͤhrte, sich aber einige Ausfaͤlle gegen den Regenten zu Schulden kommen ließ. Dieser Umstand reichte hin, um die dortigen Patrioten in Zorn zu versetzen. Nicht nur wurde das Blatt selbst und der Redacteur in eksigis oͤffentlich verbrannt, sondern letzterer auch genoͤthigt, in der Flucht sein Heil zu suchen, um nicht in Person das Schicksal seines Blattes zu theilen. Das nennt man in Spanien Preßfreiheit.

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Konstantinopel, 26. Mai. (Der Korrespondent der Allg. Zeitung, welcher derselben fruͤher die erste Mittheilung uͤber den Aufstand in Mesopotamien gemacht hatte, schreibt jetzt uͤber denselben Gegenstand): „Im Paschalik Diarbekir besteht eine von der Central-Regierung unabhaͤngige Verwaltung, und nicht etwa die Populace hat sich erhoben, auch die hoͤheren Klassen und namentlich die Ulema (die Gesetzesleute) haben sich dem Auf— Der Oberst des aus einander gejagten Mili zen-Regiments ist mit sieben Mann entronnen und in Konstean tinopel eingetroffen, wo er sich unlaängst vor einem Kriegs— gericht verantworten mußte. Auf den Vorwurf, daß er, weil sieben Mann gehorsam blieben, bei mehr Energie und Ge schicklichkeit wohl den ganzen Haufen haͤtte in Pflicht erhalten und den Aufstand uuterdruͤcken koͤnnen, entschuldigte er sich mit der Bemerkung, daß er aus Mangel an Geld schon seit laͤnge— rer Zeit den Soldaten die Löhnung schuldig geblieben sey, und deßwegen hätten sie beim ersten Anfall der Meuterer, ohne auf sein Geschrei zu hören, bis auf benannte Sieben die Waffen weggeworfen. Er selbst lebe seit drei Monaten ohne Sold und leide Mangel an den nothwendigsten Dingen. Zekeria Pascha, der gegen die Rebellen ziehen sollte, ist in seiner Eile noch im— mer nicht zum Stadtthor hinausgekommen. Er begehrte 10,000 Mann, und man konnte ihm nichts geben, weil der Zustand des Libanon und die frischen Manduvres des Friedensfuͤrsten am Nil keine Minderung der Streitkraͤfte in Syrien erlauben.

Mit welchem Eifer das hinter Diarbekir belegene Kurdengebirge

unter diesen Umstäͤnden Auflagen entrichte und Rekruten stelle, mag jeder selbst berechnen. Nur verlange man von barbarischen Tuͤrkenkoͤpfen nicht gleich in der ersten Woche Kolossales. Das Steinchen faͤngt erst zu rollen an, und Mesopotamien ist ein Binnenland, wohin Europaäische Neugierde und Ungeduld weni ger leicht als nach Aegypten dringt. Inzwischen hat sich auch das an Diarbekir stoßende Paschalik Orfa von der Pforte losge— sagt, und der Aufruhr steht an der Syrischen Gränze. Und da— mit man sich uͤber den Charakter dieser Bewegung nicht taͤusche, wurden in den insurgirten Distrikten die Christen in Masse nie, dergemetzelt.

Den im Oest. Beobachter enthaltenen neuesten Berichten aus Konstantinopel vom 2. Juni zufolge ist das seit einiger Zeit im dortigen Hafen stationirte Kaiserl. Russische Kriegsdampf— boot „Siladsch“, mit dem Chodschakian des Divans, Kemal Efendi, der beauftragt ist, den neuen, nach den Beschluͤssen der Londoner Konferenz und den Rathschlägen der Repraͤsentanten der Maͤchte, welche den Traktat vom 15. Juli v. J. unterzeich— net haben, modifizirten Ferman des Großherrn an den Statt, halter von Aegypten zu uͤberbringen, am 1. d. M. nach Alexan— drien abgegangen, wonach das lange Zerwuͤrfniß zwischen Mehe— meh Ali und der hohen Pforte als beendigt zu betrachten ist.

landesherrliche Zustimmung e nach 1 a. d. O. ertheilt worden ist, wollen Wir die Gesellschaft, welche nach der anliegenden gerichtlichen ue anne vom 26. Juni v. J. zur Erbauung und Benutzung dieser Eisen⸗ hahn untèr dem Ranlen: „Verlin-Frankfurter Eisenbahn-Gesell⸗ schaft“ zusammengetreten ist, unter Bewilligung der Rechte einer Corporation, hiermit bestaͤtigen und das in jener Urkunde enthal⸗ tene Statut hierdurch genehmigen, jedoch mit der Maßgabe; daß zu dem in den §8§. 15. und 55. gedachten Reserve⸗Fonds jährlich höchstens ein Prozent des Actien-⸗Kapitals zu nehmen ist, und der Gesammtbetrag desselben zehn Prozent dieses Kapitals nicht uͤber⸗ schreiten darf.

Der Regent stattet

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Berlin, 20. Juni. Die Allerhoͤchste Bestaͤtigungs / Urkunde

i Sesetz⸗S— uͤr die des in Nr. 9 der Gesetz-Sammlung enthaltenen Statuts fuͤr Berlin⸗Frankfurter Eisenbahn⸗Gesellschaft lautet folgendermaßen.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Konig

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von Preußen ꝛc. ꝛc.

i . dr —ĩ z 1840 die Nachdem bereits durch die Ordre vom 28. Maͤrʒ . . zur Anlage einer Eisenbahn von

Die gegenwärtige Bestaͤtigung und Genehmigung soll in Verbindunz nit der vorerwähnten Ordre vom 28. Maͤrz v. J. nebst dem Statute durch die Gesetz⸗Sammlung bekannt gemacht werden

Gegeben zu Berlin, den 15. Mai 1841.

ö 6 Friedrich Wilhelm. Graf v. Alvensleben.“

Berlin, 20. Juni. Heute feierte der Verein zur Befoͤr⸗ derung des Gartenbaues in den Preußischen Staaten sein 19tes Stiftungsfest auf die gewöhnliche Weise, indem in drei Saͤlen des Akademie-Gebäudes unter den Linden die schoͤnsten und zum Theil fur die Jahreszeit seltenen Topfgewaͤchse und Fruͤchte aus—⸗ gelegt waren. [Ein ausfuͤhrlicherer Bericht folgt naͤchstens.)

Magdeburg, 18. Juni. Se. Majestaäͤt der Koͤnig, sowie Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Preußen und Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Prinzen Karl und Albrecht, sind heute Abend nach 7 Uhr von Sommerschenburg hierher zuruͤckgekehrt. .

Se. Durchlaucht der Prinz von Solms-Braunfels ist 23 Hannover hier eingetroffen und im Hotel „zur Stadt London abgestiegen. In der Magd. Ztg. liest man: Sommerschenburg, ein Ort im Kreise Neuhaldensleben des Regierungs⸗Bezirks Mag⸗ deburg, unmittelbar an der Braunschweigschen Gränze, dem in jenes Herzogthum gehörigen Staͤdtchen Schoͤningen gegenuͤber, hat durch die am 18. Juni d. J. als am Jahrestage der Schlacht von Belle⸗Alliance daselbst stattgehabte Einweihung des dem Feld⸗ marschall Grafen Gneisenau errichteten Denkmals und durch die Anwesenheit Se. Majestät des Königs eine geschichtliche Bedeut⸗ jamkeit erlangt. Früher eine Königliche Domaine, wurde Som⸗ merschenburg, das in den aͤltesten Zeiten den Titel einer Pfalz⸗ Grafschaft fuͤhrte, durch den Tilsiter Frieden ein integrirender Theil des ephemeren Köoͤnigreichs Westphalen, und Napoleon be⸗ stimmte diese ehemaligen Preußischen Kronguͤter zur Do— nation fuͤr den General Savary, Herzog von Rovigo. Nach dem ersten Pariser Frieden kamen diese Landschaften wieder an Preußen zuruck, und Konig Friedrich Wilhelm III. verlieh nach der am 3. Juni erfolgten Erhebung des Generals von Gneisenau in den Grafenstand demselben nun die Sommerschenburger Guͤ— ter. Jetzt ist diese Besitzung in der Form eines Familien⸗Ma— jorats in den Händen des aͤltesten der Soͤhne des beruͤhmten Feldmarschalls. Die Leiche des Letzteren wurde einige Zeit nach seinem Tode von Posen nach Sommerschenburg gebracht; hier wurde schon vor mehreren Jahren ein Grabmal zu bauen begon⸗ nen, das aber erst jetzt durch die neu aufgestellte Bildsaäule des Feldmarschalls seinen Hauptschmuck und seine Vollendung erhaͤlt.“

Königsberg, 17. Juni. Der ständische Ausschuß fuͤr Er⸗ richtung eines Standbildes Sr. Majestät des Koͤnigs Friedrich Wilhelm's III. hat nachstehenden Aufruf erlassen:

Durch die Kabinets-Ordre vom 24. März e., welche bereits durch die öffentlichen Blätter zur allgemeinen Kenntniß gelangt ist, haben des Königs Majestät dem Antrage der zum siebenten Provinzial⸗Land⸗ tage versammelt gewesenen Stände,

ein Standbild des in Gott ruhenden hochseligen Königs Ma—⸗

jestät in der Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Erz er— richten zu dürfen, Zustimmung ertheilt.

Mit der Ausführung der von dem Landtage gefaßten Beschlüsse beauftragt, fordern wir die Eingebornen und Bewohner der Provinz Preußen auf, Beiträge zu einem Denkmal zu zeichnen, welches eine dankbare Bevölkerung dem dahingeschiedenen Vater des Vaterlandes weihet. Was in einem fast halben Jahrhundert Friedrich Wilhelm der Dritte Preußen und Europa gewésen, wird die Geschichte nach⸗ kommenden Geschlechtern verkünden, ein hohes Bild des Rechtes und der Kraft. Wir aber, seine Zeitgenossen, die wir mit ihm getragen die Tage des Unglücks; wir, die wir mit ihm gefochten seine Siege, denen er im Unglück ein ungebeugtes Vorbild, im Glück ein kühner Führer war; wir haben ihn gesehen in den Ta⸗ gen des Falles seines Hauses und Reiches, größer als An dere auf dem Gipfel des Glücks: wir haben ihn gesehen in der Sonnenhöhe des Sieges und Ruhms, einen Herrscher gerecht und recht, dem jeder seiner Unterthanen ein ihm von Gott anvertrautes Pfand war. Stehen soll er unter uns, wie er in den Herzen lebendig lebte, auf daß der Geist, der diesen großen König und Gesetzgeber be⸗ lebt, dem sein Volk die gegenwärtige Stellung in Europa verdankt, seinen Segen spende in alle Zeit über Tod und Grab hinaus. Ein Standbild aufzurichten, das eines solchen Königs und des Landes, das es stellt, würdig ist, werden wir mit unausgesetzter und mit ganzer Hingebung bestrebt seyn, des Erfolges sicher, da wir des Beistandes eines jeden Preußen in Rath und That gewiß sind. Dieses Standbild soll nicht nur bezengen, was die Kunst zu unserer Zeit geleistet hat, es wird be⸗ zeugen, daß wir eines hochherzigen Königs werth gewesen, und daß sein hoher Sinn in den Herzen aller seiner Unterthanen Wiederhall gefunden. Damit die Namen aller derer, welche in diesem Geiste, die⸗ ses vaterländische Werk fördern, nicht der Vergessenheit verfallen, ist es die Absicht, die Original-Zeichnungs-Listen in den Archiven des Landes niederzulegen, ein dauerndes Denkmal für König und Vol. Graf zu Dohna-Schlobitten. von Auerswald⸗Rödersdorf.

Freiherr von Sanden. Graf zu Eulenburg. von Below. Schindelmeisser. H6ne. Barth. Kelch. von Lavergne⸗Pegutlhen.

In Bezug auf vorstehenden Aufruf geht heute an sämmtliche Land tags Abgeordnete, Landräthe, Domainen⸗ Beamten. Magisträte und Geisiliche der Provinz Preußen die Einladung ab, sich in ihren Krel⸗ sen den Subseriptions Sammlungen zu unterztehen. Der n Beitrag wird angenommen und es können die Beiträge auf fünf Jahre ee helf werden. Gedruckte Subscriptiongs-Listen werden in binr 26 der Anzahl vertheilt werden, und nur auf diesen zu , e. Mit Vergniülgen werden wir es wahrnehmen, wenn auch 6 ö. sonen sich der Subscriptions Sammlung inte ihn a* . auf desfallsige Mittheilung sogleich das ö en , sen. Die Vereinnahmung der e n, Beitr lr . go. ie Kbönigl, Krelasteuerkassen die Berwaltung des gesg 108