1841 / 198 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nous, Dessaulsays, Leblanc und Lalande; zu Contre⸗Admiralen: die Linien fchiffs⸗ Capitaine Gautier, Rigodit, Geurbeyre, Ker⸗ drain und Laplace. Durch Königliche Ordonnanz vom nämlichen Tage ist der Vice⸗Admiral Baudin zum Praͤfekten des 5ten See⸗ Arrondissements zu Toulon ernannt worden.

Ein Journal theilt folgendes Beispiel der in Folge der Be⸗ festigung von Paris eingetretenen Entwerthung des Grundeigen⸗ thums mit. Zu St. Denis bot man vor einem Jahre fuͤr ein Landgut 85. 0) Fr. dieses nämliche Landgut ist in den letzten Tagen fuͤr 217,500 Frs. verkauft worden. ;

Börse vom 13. Juli. Die Franzoͤsischen Renten waren heute abermals schwach. Doch machte die Baisse keine besonde— ren Fortschritte. Der Umsatz war sehr gering.

= Paris, 13. Juli. Es ist jetzt wiederum die Rede von der RKealisation der Anleihe von 450 Millionen, welche die Kam— mern in der letzten Session bewilligt haben, indem sie dem Finanz⸗Minister die Freiheit ließen, die Zeit der Emission und den Zinsfuß zu bestimmen. Herr Humann hatte sich gleich an Herrn von Rothschild gewendet, aber dieser hatte zu harte Bedingungen gestellt. Ueberdies hatte derselbe durch seine Einwirkung auf die Böbrse die 3 pCt. Rente, zu welchem Zinsfuße die neue Anleihe ausgegeben werden soll, so sehr herabgedruͤckt, daß nach den Grund⸗ saͤtzen eines vernünftigen Staats⸗-Haushalts der Abschluß dieser Operatien verzögert werden mußte. Vor kurzer Zeit sind indeß die Unterhandlungen wieder aufgenommen worden, obschon mit nicht mehr Erfolg. Herr von Rothschild ware nicht einmal ge— neigt, zum gegenwartigen Course der 3 pCt. Rente, d. h. zu etwa 76 Fr. 80 Ce, abzuschließen; waͤhrend Herr Humann einen hoͤheren Satz als den jetzigen Cours zu erlangen hofft. Er gruͤndet seine Ansicht darauf, daß die Zproc. Rente durch die Agbtage außerordentlich herabgedruͤckt ist, und daß dieser niedrige Stand von dem Tage des Abschlusses der Anleihe an aufhoͤren werde. Diese Annahme hat Manches fuͤr sich. Denn im vorigen Jahre um dieselbe Zeit, d. h. bevor der Abschluß des Juli-Traktats be⸗ kannt wurde, stand die 3proc. Rente um 9— 19 Fr. hoͤher als gegenwaͤrtig, waͤhrend die 5proc. Rente bis auf 3 oder Fr. wieder ihren damaligen Cours erreicht hat. Diese Differenz ruͤhrt daher, daß die proc. Rente der Agiotage weniger unter⸗ worfen ist, weil sie ein schwereres, durch ihre Masse gewichtigeres Papier ist, als die 3 proc. Rente, die immer Gegenstand der gro— ßen Speculationen war. Es giebt 147 Millionen der Hproc. und nur 5 Millionen der 3proc. Rente; und noch dazu befindet sich die letztere theilweise in den Haͤnden verschiedener Anstalten oder ist sonst in festen Besitz übergegangen, so daß eine verhaͤltnißmaͤßig nur schwache Summe ins Boͤrsenspiel kommt. Man kann sich also leicht denken, welchen Einfluß ein so kolossales Banquierhaus, wie das Rothschildsche, auf ein Papier haben muß, welches an und fuͤr sich keinen Widerstand leisten kann und welches von kei— nem der Regierung befreundeten Interesse unterstuͤtzt wird.

Ware nur von einem Anleihen von 80 10) Millionen die Rede, so wuͤrde die Schwierigkeit bei weitem geringer seyn; denn in diesem Falle wuͤrde man zum bffentlichen Ausgebote seine Zu⸗ flucht nehmen können, und es wuͤrden auch minder bedeutende Haͤuser in die Reihen treten können, Aber 450 Millionen, selbst wenn sie in zwei Theile getheilt wurden, selbst wenn monatliche Einschuͤsse von 26 Millionen bewilligt wurden, übersteigen die Kraͤfte jedes anderen Hauses, als die des Rothschildschen. Dennoch scheint Herr Humann sich diesem gewaltigen Bangquier nicht in die Hande liefern zu wollen, Einstweilen vertagt er, die Opera⸗ tion und befriedigt die Beduͤrfnisse des Schatzes durch die Aus⸗ gabe von Khbͤniglichen Bons, welche die Kammern ebenfalls in der letzten Session genehmigt haben. Diese Huͤlfsquelle reicht al⸗ lerdings füͤr die Gegenwart aus, da aber die Bons einen he— stimmiten Ver fallstern min haben, und da die Summe, welche sie repräsentiren, beschränkt ist, so kann der Zeitpunkt. nicht aus⸗ bleiben, wo die Anleihe als eine Nothwendigkeit, eintritt.

Der Finanz⸗Minister hofft, daß in einiger Zeit die 3 proc. Rente wieder eine steigende Bewegung erhalten und es den auf ihr Sinken spekulirenden Bbrsenspielern nicht gelingen wird, sie quf ihrem jetzigen Stande zu erhalten. In diesem Falle, und, 8 ware moͤglich, daß diese Annahme sich in Zeit von Ringen Monaten verwirklichte, wuͤrde Herr von Rothschild seine Forderungen her⸗ abstimmen mussen; denn der Cours der Rente bestimmt gewoͤhn— lich den Emissions-Préis einer Anleihe. Sollten sich die Sachen anders gestalten, so wuͤrde man fuͤr einen Theil der Rente andere Banquiers und die General⸗Einnehmer, in An spruch nehmen. Schon hat Herr Humann uͤber die Geneigtheit der Letzteren Er⸗ kundigungen einziehen lassen, und wir glauhen, daß sie gern an der beabsichtigten Operation Theil nehmen wurden. Es soll sogar im Werke seyn, das Syndikat der General-Einnehmer wiederher⸗ zustellen, um ihre Mitwirkung bei dem Unternehmen zu erleich⸗ ern und zu vereinfachen; wir wissen indeß nicht, wie weit diese Annahme gegruͤndet ist. . .

Einige Personen haben. geglaubt, daß ein gewisser Betrag der Renten direkt und allmaͤlig, bis man die ganze Anleihe un⸗ tergebracht hätte, verkauft werden koͤnnte. Dieser Plan wuͤrde den Schatz vor den lästigen Bedingungen bewahren, welche die Banquiers unter dem Namen von Kommissions-Gebuͤhren u. s. w. dem Staate immer auferlegen. Und um diesem Vorschlage ein größeres Gewicht zu geben, fügt man hinzu, daß, da die Masse Fer Kapitalisten am Ende doch immer das Geld zu den Anleihen hergebe, auf diesem Wege ganz einfach eine sehr kostbare Ver— mittelung vermieden werden koͤnne. Das ist wahr, und es sollte dieses Prinzip bei allen Staats-Anleihen befolgt werden. Auch verfuhr man sonst auf diese Weise in Frankreich und bei unsern Nachbarn, bevor Pitt ans Ruder kam. Bei allen Anleihen, welche das Parlament genehmigt hatte, brachten die Kapitalisten ihr Geld dem Staate direkt und ohne Mittelpersonen zu. Allein bei den, Boͤrsengewohnheiten, die seit dreißig Jahren bei uns einge- führt sind, würde die Sache nicht ohne Uicbelstände sein. Zunaächst wurde die Regierung nicht auf regelmaͤßige und perio— dische Zahlungen rechnen koͤnnen, und dann könnte jedes Ereig— niß die Sperätionen sibren, da es die Kapitalisten schwigriger mä—

en könnte; endlich gewaͤhrt auch dieses System dem Bbrsenspiel mehr. Spielraum, da Pie gausgeschlo fenen Banquiers sich be⸗ mühen würden, an der Boͤrse das Scheitern der Operation her— beizufüͤhren. z

Wir sind uͤbrigens überzeugt, daß Herr Humgnn die geeig— netsten Mittel wählen wird, mit dem Staate die guͤnstigsten Be— dingungen zu erwirken. 30 seiner Geschicklichkeit gegeben, und Ordnung in die Finanzen ge— bracht. h Mittel rasch und energisch, seine Oekonomie beruht auf ver— nänftigen Grundsätzen, und mit etwas weniger siskalischem We⸗ sen würde er ein fast tadelloser Finanzmann seyn. Ex ist aus der Schule des Barons Louis hervorgegangen, der ihm jedenfalls an Ideen überlegen war, und in der Ausführung finanzieller Kem—

binationen ihm wenigstens gleichstand.

Schon einmal seit 1830 hat er Beweise

Seine Operationen sind gewöhnlich richtig und einfach,

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Grosibritanien und Irland.

London, 13. Juli. Der Hof wird bis kurz vor Eröffnung des neuen Parlaments in Windser bleiben. Der Koͤnig und die Königin der Belgier, für die am Freitag schen ein Regierungs— Dampfboot in Woelwich bereitlag, um sie nach Ostende zu brin— gen (wo Ihre Majestaͤten, nach einer irrigen Angabe des „Mo⸗ niteur Belge“, schon am 12ten, Montags, eingetroffen seyn soll⸗ ten), haben ihre Abreise wegen einer Unpaͤßlichkeit ihres Sohnes, des jungen Herzogs von Brabant, bis üͤbermor zen, Donnerstag, auf⸗ schieben muͤssen. Die Einrichtungen sind so getroffen, daß Ihre Majestaͤten dann die Reise von Woolwich bis Bruͤssel in sechszehn Stunden machen koͤnnen.

Das Ergebniß der Wahlen, wie es sich bis heute stellt, ist so entschieden gunstig fuͤr die Tories, daß die jetzigen Minister alle Aussicht verloren haben, das Staatsruder noch laͤnger in Haͤnden zu behalten. Selbst die ministerielle Morning Chro⸗ nicle giebt heute zu, daß die Tories bis jetzt eine Majoritaäͤt von 80 Stimmen bei 594 Wahlen erhalten haben, indem 337 Tories und 257 Liberale gewahlt sind. Die noch im Ruͤckstande befind⸗ lichen Wahlen, von denen 13 auf England, 43 auf Irland und 8 auf Schottland kommen, werden jene Majoritaͤt schwerlich so bedeutend reduziren, daß sie unter 60 Stimmen herabsaͤnke, eine Majeritaͤt, die bekanntlich eines der bedeutenderen Tory⸗Blaͤtter, der Standard, neulich als das Quantum bezeichnet, welches noͤthig ware, um das Raͤderwerk der Staats⸗-Maschine unter der Leitung Sir Robert Peels in geregeltem Gange zu erhalten. Die Morning Ehroniele gesteht dann auch offen die Nieder⸗ lage der ministeriellen Partei an, sucht sich indeß dadurch zu troͤ— sten, daß die Tories, ungeachtet ihres Sieges bei den jetzigen Wahlen einen harten Stand haben wärden, da sie fortan auf einem ganz anderen Felde den Kampf zi bestehen haͤtten; bisher namlich sey von ihnen nur um Erhaltung und Foͤrderung ihres Partei⸗Interesses gekaͤmpft worden, jetzt aber werde es gelten, ihre Prinzipien durchzufechten und dem Volke annehmbar zu machen. Diese Prinzipien aber seyen identifizirt mit dem Mo⸗ nopolsystem, als dessen Vertreter die Tories sich noch in dem letz— ten Parlamente so unverhohlen gezeigt hätten, und der Sieg der Tories koͤnne daher nicht von langer Dauer seyn, denn der Widerwille gegen das Monopolwesen lebe auch jetzt noch mit unverminderter Kraft unter dem Volke. In den Staͤdten und Flecken Englends haben auch wirklich die Antimonopolisten den Sieg davongetragen, denn von 340 gewaͤhlten Mitgliedern sind hier 155 Konservgtive und 175 Whigs; eben so haben die Liberalen bis jetzt in Schottland und Irland eine Majoritaͤt, indem nach der Times in Schottland 3 Konservative und 26 Liberale, in Irland 28 Konservative und 32 Liberale gewaͤhlt sind, aber die Englischen Grafschafts⸗ Wahlen haben diese geringen Majoritaͤten bei weitem uͤberwogen, da in England und Wales, Staͤdte und Grafschaften zusammen— genommen, 287 Konservative und nur 194 Liberale gewaͤhlt sind.

Eine der bedeutendsten Niederlagen, welche die Minister er— litten haben, ist der Ausfall der Wahl von Dublin, wo die Kan— didaten der liberalen Partei, O'Connell und Hutton den Tories West und Grogan unterlegen sind. Gleich nach Beendigung die⸗ ser Wahl vom 13ten richtete O'Connell ein Schreiben an die Wähler Dublin's, worin er sagt: „Die Feinde Irlands haben trlumphirt, doch seyd unverzagt, meine Freunde; Eure und Eurer

heiligen Religion Feinde sollen schon von ihren usurpirten Sitzen

im Parlamente vertrieben werden. Irland kann meine Abwesen— heit im Parlamente in einer so wichtigen Krisis nicht fuͤr einen Augenblick entbehren.“ O'Connell hat sich darauf in der Grafschaft Meath wählen lassen. In Belfast einer anderen Irlaͤndischen Stadt, hat der liberale Lord Belfast dem Tory, Herrn Tennent, weichen muͤs— sen. Ein anderer bedeutender Verlust fuͤr die Minister ist in dem west— lichen Theile von Yorkshire eingetreten, wo die Herren Stuart Wortley, mit 13,165 Stimmen, und Denison, mit 12,80 Stim⸗ men, uͤber die minisseriellen Kandidaten Lord Milton, mit 12080 Stimmen, und Lord Morpeth, mit 125531 Stimmen, den Sieg davongetragen haben, wiewohl besonders der Erstere der

beiden Leßtgenannten durch den Einfluß seiner in der Grafsschaft

reich begüterten Familie maͤchtig unterstuͤtz; wurde. In seiner

Abschiedsrede an die Waͤhler sprach Lord Milton, Sohn des

Grafen Fitzwilliam, besonders lebhaft seine Ueberzeugung aus, daß

die Dauer des Triumphs der Tories nur sehr kurz seyn koͤnne;

man werde sich auf neue Steuern gefaßt machen muͤssen und in Folge des zu erwartenden Umsturzes der neuen

Armengesetze, noch uͤberdies eine Masse von Armen zu er— nähren? haben. Dann wuͤrden die Tories auch genbthigt seyn,

Irland mit der Schaͤrfe des Schwerdtes zu regieren, und schon

stuͤrhen, wenn auch der inner

lese Nothwendigkeit muͤsse sie

Zwiespalt der Partei selbst ihnen nicht ein sehleuniges Ende he⸗

reite. Lord Morpeth, der in seiner Rede von den Waͤhlern von West-Horkshire Abschied nahm, welche er seit eil Jahren und

in fuͤnf Parlamenten vertreten hat, aͤußerte die Ueberzeugung, daß

die von den Ministern vorgeschlagenen Maßregeln, der ihnen inne— wohnenden Nothwendigkelt wegen, sich uͤber kurz oder lang Bahn brechen wurden; er erklaͤrte zugleich, daß er sich fuͤr jetzt nicht entschließen könne, sich um die Vertretung eines ande— ren Wahlortes oder einer anderen Graͤfschast im Parlamente zu bewerben, eine Erklaͤrung, aus welcher man abnehmen will, daß die Minister bereits fest entschlossen seyen, ihre Entlassung einzureichen. Auch der ehemalige Kriegs-Secretair, Viscount Howick, aͤltester Sohn des Grafen Grey, ist in Northumberland durchgefallen; an seine Stelle ist ein Tory, Herr Creßwell, gewahlt worden. Lord Worsley, ein Whig, der zwar gegen den ministe— riellen Vorschlag wegen Reduction der Zucker- Zölle, aber auch gegen die bekannte Motive Sir Robert Peel's stimmte, welche das Ministerium des Vertrauens des Unterhauses fuͤr verlustig erklaͤrte, ist in Lincolnshire mit bedeutender Majoritaͤt gewaͤhlt worden, hat aber einen Tory, Herrn Christopher, zum Kollegen erhalten. In Nord-Chestershire ist Herr E. J. Stanley, der jetzige Kriegs-Zahlmeister, von einem Tory, Herrn Legh, geschla— gen worden. ; Herr Hume scheint in Leeds dadurch unterlegen 3u seyn, daß die Chartisten dieser Stadt in der Person eines Herrn Williams einen eigenen Kandidaten aufgestellt hatten und so das libe— rale Interesse spalteten. Umsonst versuchte er diese Partei zu versoͤhnen, indem er in seiner Rede daran erinnerte, daß er jeder⸗ zeit fur Erweiterung des Wahlrechts, wenn auch nur für allmaͤ⸗ liche Erweiterung gesprochen habe. Er erinnerte er ner an seine vielsahrige Wachsamkeit, auf das den Taschen des Volks nhcht zu viel zugemuthet werbe, und vertheidigt die Whigs durch Gegen— äberstellung desjenigen, was sig in den letzten zehn Jahren gell stet und desjenigen, was die Tories in funfzig Jahren . „Die Whigs, fagte er unter Anderem, haben der Stat Leeds selbst durch die Reformbill erst ihre politische Existenz gegeben. Die To⸗ ries haben die Steuern um 20 Million Pfd. St. vermehrt, die Whigs nicht um einen Heller. Im Jahre 1792 betrug, die National⸗ Schuls, in runder Sum me 259 Millionen, im Jahre 1830 dage⸗ gen 85) Millionen, und waͤren die Stagts-Pensionen voll bezahlt

worden, so waͤre sie auf eine Milliarde gestiegen. Wer hat diese enorme Ueberschuldung verschuldet? Die Tories, denn, eine kurze Frist im Jahre 1807 ausgenommen, regierten sie jene ganze Zeit über. Die Königin bittet Euch nun, ihr Maͤnner von Leeds, ein den Prinzipien des freien Handels guͤnstiges Unterhaus zu wäh— len.“ Dies half aber Alles nichts; Herr Hume fiel durch; indessen hatten die beiden Gewählten, der Tory Beckett und der Whig Aldam, nur wenig Stimmen mehr als Herr Hume. Mit diesem unterlag in Leeds auch der durch seine Theilnahme an der Expe— dition nach China und die von ihm uͤber dieselbe publizirten Mit— theilungen bekannte Tory, Lord Jocelyn, der indeß spaäͤter an ei⸗ nem anderen Ort gewaͤhlt wurde.

Die Wahlrede Sir F. L. Bulwer's, der in Linkoln durchgefal⸗ len ist, findet selbst bei den liberalen Blaͤttern wenig Beifall; man wirft ihr vor, sie sey viel zu geleckt und buchmaͤßig gewesen und habe stark nach der Studirlampe gerochen. Er stellte sich als ei⸗ nen solchen dar, der die Aenderungen in den Staats-Institutionen nicht um ihrer selbst willen liebe, sondern weil sie aus den fort— schreitenden Zustaͤnden der Gesellschaft nothwendig hervorgingen.

David Urquhart, der bekannte Gegner Lord Palmer⸗ ston's, der als Radikaler in der auswärtigen Politik oft den To⸗ ries in die Hände arbeitete, trat zuerst in Birmingham und, da er hier kein Terrain fuͤr sich fand, spaͤter in Sheffield als Parla— ments-Kandidat auf. An letzterem Ort versprach er, Lord Palmer— ston wegen seiner orientalischen Politik des Hochverraths anklagen zu wollen, wenn er gewählt wuͤrde; er mußte aber den beiden fruͤhe— ren liberalen Repraͤsentanten dieses Ortes weichen.

Sir W. Molesworth, einer der bedeutendsten Radikalen, der im vorigen Parlamente die Stadt Leeds repraͤsentirte, ist diesmal freiwillig von der Wahl zuruͤckgetreten.

Der Globe hebt hervor, daß die Häupter der konservativen Partei in allen ihren Reden an die Waͤhler auch nicht ein Wort gesagt hatten, woraus die Nation schließen koͤnne, in welcher Weise sie die Leitung der Staats-Angelegenheiten, falls diese in ihre. Haͤnde gerathen sollte, zu fuͤhren gedachten. Sie hätten zwar erklart, daß sie die Maßregeln der Whigs umstoßen und verwer— sen wurden, ohne jedoch, was das Land doch wohl mit Recht haͤtte erwarten durfen, irgend sich daruber auszusprechen, welche Maßregeln sie vorzuschlagen und welche Politik sie zu befolgen Willens seyen. e

Der Standard sucht die Franzoͤsische Presse wegen der Bemerkungen Sir R. Peel's uͤber die Juli-Revolution zu be⸗ schwichtigen, indem er den Aeußerungen des Baronets die Wen⸗ dung giebt, als hatten sie nicht einen Tadel jener Begebenheit aussprechen, sondern nur die Nachahmung derselben in anderen Laͤndern, deren Verhaͤltnisse dergleichen Gewaltmittel nicht erheisch— ten, als beklagenswerth und verwerflich bezeichnen sollen. „Man zuͤrnt in Frankreich auf Sir R. Peel“, sagt dieses Blatt, „weil er in Tamworth gesagt habe, die Juli-Revolution habe auch in England die Neuerungs-Sucht geweckt, als lage in diesen Wor— ten ein Tadel jener Revolution; das ist aber eine sehr ungerechte Folgerung. Einmal glauben wir fuͤr unseren Theil Calso eine Abweichung des „Standard“ von Sir R. Peel's Ansichten), daß die Begierde nach politischen Aenderungen in England nicht bloß die Wirkung der Franzbsischen Revolution war, sondern mit aus anderen, aͤlteren Ursachen entsprang, und dann mag, was an einem Orte gut ist, in der Nachahmung an einem anderen Orte schlecht seyn. Die Franzoͤsische Revolu⸗ tion von 1830 war ein rechtmäßiges Geltendmachen des Geseßkzes und der Verfassung durch Mittel, deren Anwendung der Drang der Noth rechtfertigte. Ein Anderes würde die Anwendung der— selben Mittel in England seyn, wo es kein verletztes Geseß, keine umgestoßene Verfassung zu rächen giebt, und wo also die recht— fertigenden Gruͤnde fehlen wurden, welche die Revolution von 1836 heiligten. Indessen nicht nach erzwungenen Schlußfolge— rungen aus seinen Reden, sondern nach seinen Handlungen wird das Franzoͤsische Volk Sir Robert Peel beurtheilen; es kann nicht vergessen, daß die Regierung, zu welcher Sir Robert ge— horte, die erste in Europa war, welche die Monarchie der Barri⸗ kaden anerkannte. Und von Sir R. Peel, dem ersten Manne der konservativen Partei, herunter bis zu dem geringsten Manne derselben, freut sich jeder Englische Konservative der Ehre und des Gluͤcks, welches die Franzosen errangen, als sie Ludwig Phi— lipp auf den Thron setzten.“ .

In Edinburg, wo seit langer Zeit die Whigs das Ueberge⸗— wicht haben, sind auch bei den jetzigen Wahlen die beiden libera⸗ len Kandidaten ohne Opposition gewählt worden. Der eine der— selben, der Kriegs-Secretair Macaulahy, beruͤhrte in seiner Wahl— Rede auch die Schoͤttische Kirchenfrage und erklaͤrte sich, auf die Gefahr hin, an Popularitaͤt dadurch einzubüßen, fuͤr Aufrecht— erhaltung der bestehenden Gesetze durch den Staat, der Schotti— schen General-Kirchen-Versammlung gegenuͤber. Der Minister sagte in dieser Hinsicht:

„Ich mißbillige zwar jede unbeson nene Einmischung der Stagts gewall in Kirchen Angelegenheiten. Auf jede Zumuthüng, dem Ge— wissen eines Menschen zwang anzuthun, wurde ich antworten: Gott behuͤte mich, das zu thun; wohl aber würde ich kein Bedenken tra⸗ gen, einem Geistlichen zu sagen: wenn di die Pfarrei nicht unter den von uns geforderten Bedingungen annehmen willst oder kannst, fo mußt du dich nach einer anderen Stelle umsehen. Ich glaube da⸗— mit keine Gewissensfreiheit zu verletzen. Ich, setze den Fall, der Sberst eines Regiments kaͤme und spraͤche; mein Gewissen verbietet mir, in den Krieg zu ziehen, so zwingt mich nicht dazu. Ich, wuͤrde antworten; bewahre Goft! Wenn er hun aber foörtfuͤhre; ich bin ein Quaker und fpreche als solcher Freiheit vom Kriegsdienst an, meinen Soerstensold aber will ich fortbeziehen, dann wuͤcde ich antworten: lieber Heer, fern fey es von mir, Enrer eligidsen Ueberzeugung Zwang an— zuthun, aber wenn Ihr den Felddienst verweigert, muͤßt Ihr den Dienst quittiren. Um es kurz zu sagen, ich wuͤnsche eine Maßregel ns Parlament gebracht zu fehen, welche dem Volk einige Freiheit in der Wahl feiner geistlichen Hirten gebe, zugleich aber werde ich nimmermehr einwilligen, daß die kirchtiche Gewalt über die Civil⸗ Gewalt gesetzt werde,. (Eine Stimme: „Will Herr Margulgz die Givil-Geldalt über die kirchliche setz en Nein, da h. nicht bis zu dem Grabe, daß die Gewissensfreiheit beeinträchtigt werde, die ich als ein heiliges Recht achte. Wenn aher der Staat einem Manne gewisse zeitliche Vortheile fur die Leistung gewisser Verrichtungen anbietet, so ist es die Sache dieses Mannes, sich zu entscheiden, ob er das Verlangte leisten oder auf jene Vortheile verzichten will.“

Der Vice-Admiral Sir William Parker, der nach China ge— sandt ist, soll die Instruction erhalten haben, daß er sich ganz den Anordnungen des an Capitain Elliot's Stelle tretenden Bevoll⸗ maͤchtigten, Oberst Sir Henry Pottinger, fuͤgen solle, und daß überdies die gesammte Seenlacht in China zur Verfügung des General-Gouverneurs von 9stindien gestellt seh. Das Linienschiff „Tornwallis“, von 72 Kanonen, welches dem Admiral zum Flag⸗ genschiffe dienen soll, ist bereits von Plymouth nach Ching abge⸗ gangen.

„Der gegenwartig hier am Markte befindliche Thee⸗Vorrath belaͤuft sich auf 27, 047, 661 Pfund, das ist auf 140 Milllonen Pfund weniger, als er vor einem Jahre um dieselbe Zeit betrug, Die ansaͤngliche schwindelhafte Speculation in diesem Artikel hat nach

herben Verlusten wieder einem ordentlichen Geschaͤftsgange Platz emacht.

. w Blaͤtter vom 26. Februar melden daß ein Franzoͤsisches Schiff, die „Stadt Bordeaux, in Holdfast. Vai von Zoll-Beamten angehalten worden, aber mit diesen a4 Bord in See gegangen, daß es indes gelungen sey, spaͤter den Capitain des Schlffes vor Gericht zu ziehen, wo man ihn freigesprochen habe. Es wurde behauptet, das Schiff habe falsche Papiere, und man glaubt, die Sache werde ein Gegenstand von Verhandlungen mit der Franzoͤsischen Regierung werden,

Aus den Kanadischen Blaͤttern ersieht man, daß im Parla⸗ mente zu Kingsten ein Amendement zu der Adresse an den Gouverneur Lord Sydenham beantragt worden war, welches ei⸗ nen Protest gegen die Uinien enthielt; eine bedeutende. Debatte war die Felge dieses Amendements, es wurde aber nichts ent⸗

schieden.

London, 11. Juli. (B. H.) Bis heute fruͤch sind 259 Wahlen bekannt, welche zu Gunsten der Liberalen, und l welche zu Gunsten der Tories ausgefallen, so daß die Majoritaͤt der Tories schon auf 86 Stimmen gestiegen ist. Es sind jetzt nur noch 51 Wahlen im Rüäckstande; wenn also auch diese saͤmmtlich

fuͤr die liberale Partei aussielen, so wuͤrde ein Tory⸗Ministerium Stimmen im neuen

ĩ 9 . 2 doch immer noch eine Majoritäͤt von 32

Parlamente haben. Die heutige Morning

Chroniele enthält folgende An⸗ zeige: „Gestern Nachmittag ist im auswaͤrtigen Amte von den Bevollmaͤchtigten Oesterreichs, Frankreichs, Großbritaniens, Preu⸗ ßens, Rußlands und der Tuͤrkei die Convention wegen der Meerengen der Dardanellen und des Bosporus unterzeichnet worden, welche so lange abgeschlossen und paraphirt gewesen ist, deren Unterzeichnung aber bis zu dem Mo⸗ mente aufgeschoben wurde, wo die Annahme des Großherrlichen Don Seiten Mehmed Alt's bekannt war. Die Un—

beendet das Schisma zwischen Frankreich, und den vier Mächten, welches aus der Verschiedenartigkeit der Meinung Frankreichs und jener vier Maͤchte in Betreff der Maßnahmen entstanden war, durch welche die allge⸗ meinen, der Theorie nach von Frankreich und den vier Maͤchten gleichmäßig behaupteten Prinzipien ins Werk gesetzt werden fönn⸗ ten; und es ist auf diese Weife eine neue Garantie fur die Fort⸗

dauer des Friedenszustandes gegeben, bei dessen Erhaltung jede Europäische Macht so erastlich

interessirt ist. Die Ratisicationen werden ausgewechselt werden, sobald sie von den respectiven d= fen eintreffen. Der Zweck der Convention ist, auf alle funf Maͤchte die Vereinbarung auszudehnen, welche, dem 11. Artikel des Traktats von 1809 gemäß, zwischen Großbritanien und der Tuͤrkei besteht und durch welche der. Sultan erklaͤrt, die beiden Meerengen den Kriegsschiffen aller Nationen verschließen zu wol— len, so lange sich die Tuͤrkei im Friedenszustande befindet.“

Fermans terzeichnung

Schweden und Norwegen.

CEhristiania, 28. Juni,. (L. A. Ztg.) Die Feuersbrunst, welche den reichsten und bevoͤlkersten Theil Drontheims in Asche legte, zeigt sich bei dem Drucke der Zeiten, da die Gewerbe sich nicht heben wollen, als ein wahres National-Ungluͤck. Fast uner⸗ schwinglich ist die von den Norwegischen Staͤdten, kraft der Brand⸗ Assekuranz⸗Verordnung, geforderte Beisteuer zum Wiederaufbau jener Stadt, und als unbillig erscheint es, daß Christiania, welches wegen seiner gemauerten oder aus Fachwerk bestehenden Gebaͤude, ingleichen seiner vortrefflichen Feuer- und RNettungs znstalten moöͤglichst gesichert ist, und ein Jahrzehend, 1839 bis 1810, allein in einer Ausbeute die übrigen Städte und Land-Distrikte mit 120 000 Spthlrn. unterstuͤtzt hat, jetzt in unverhaͤltnißmäßige, den Wohlstand vieler Haus-Besitzer untergrabende Unkosten gesetzt werde! Die Brand-Assekuranz-Verordnung leidet, wie dies ge⸗ wohnlich mit allen alten Verordnungen der Fall ist, an wesentli⸗ chen Maͤngeln, zu deren Abstellung setzt endlich von der Regierung eine Kommission niedergesetzt worden sst. Unggachtet dieses Noth⸗ standes sind die milden Beitrage, die fuͤr die Verungluͤckten nach Drontheim aus den uͤbrigen Staͤdten eingesendet worden, nichts weniger als unbedeutend gewesen. ö .

Es muß als eine merkwuͤrdige Konzession des Kbaigs er⸗ scheinen, daß dieser bei der Ernennung zu bischoflichen Wurden hinfort saͤmmtlichen dienstthuenden Kirchenpröpsten des Landes das Recht eingeraͤumt hat, drei Waͤhlhare vorzuschlagen. Die Kongsberger Silbergruben lieferten im sechsten Bergmonat 1698 Mark 4 Loth gediegenes Silber.

Mit der Anlage eines magnetischen Observatoriums zu merfest hat es sich Norwegischerseits verzögert, und zwar gan; ohne Schuld unserer Regierung, denn gerade als diese zur Er: fuͤllung ihres der Englischen Regierung desfalls geleisteten Ver— sprechens schreiten wollte, ward ihr kundgethan, daß bereits von Seiten Frankreichs zu Alten Einrichtungen zur Anstellung korre— spondirender magnetsscher Beobachtungen getroffen worden seyen, welche indessen auf mancherlei von Frankreich selbst herruͤhrende Hindernisse gestoßen sind. Auch in diesem Punkte wird Norwe— gen seinen Verpflichtungen treulich nachkommen, sobald es Noth thut.

Ham⸗

Deutsche Bundesstaaten.

München, 12. Juli. (Allg. Ztg.) Geheime Rath von Schelling hat von Sr. Majestät dem Köͤnig den fuͤr seine Wirk— famkeit in Berlin ihm gestatteten Urlaub in der Art erhalten, daß derselbe vom 1sten November d. J. an gerechnet werden soll; indeß wird Hr. v. Schelling schon naͤchster Tage unsere Stadt ver— lassen, um sich zum Gebrauche der Brunnenkür nach Karlsbad zu begeben. Er wird von da in Familien-Angelegenheiten erst nach Muͤnchen zurückkehren, ehe er die Reise nach Berlin antritt. Bis dahin wird Hofrath Thiersch, als aͤltester Classen-Secretair, die Geschaͤfte des Vorstandes der Akademie fuͤhren. Eben dem— selben ist, wie wir hoͤren, durch Se. Masestaͤt fuͤr diese Zeit das General-Konservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates uͤbertragen worden.

Der Bischof von Regensburg ist am 12ten d. Morgens mit Tode abgegangen.

36 München, 13. Juli. Der Landraths-Abschied für Ober— k 26 in dem besonderen Protokolle niedergeleg⸗ 2 che un ntroͤ Andere en! dönialiche de, ., rage unter Anderem folgende Königliche Mit richtigem Blick hat der Land-Rath von Ober Bayern i auf den Zustand der, Sittlichkeit sich ö de bestehe nen Uebels und das Miitel der Heilung erkannt und be⸗ seichn et; Die Wahzheit, die er offen gusgesprochen, wird in den Her⸗ hen Unserer treuen Bayern frendig Wiederhall sinden, und der oßene Ausspruch derselben ihm selbst ein ehrendes Benkimal setzen. Ver⸗ trauend auf den Beistand von Qben und auf die ns ber an nte Ge⸗ sinnung Unseres biederen Volkes, werden Wir dem Scheme und der Förderung der Religion, als der elnzigen Grundlage al les dauernden Gluͤckes, alle Unsere Bemühungen m genden,

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nicht ermuͤden. Was insbesondere di sittlich religiöse Besserung der laden Gefgngniffen und Strgf Anstalten verwaßren Individuen, dann die Fürsorge für die Entlassenen betrifft, so haben Wir bereits die her sfelung der zur Bereifung der von Uns begbsichteten Anord⸗ nungen nöͤthigen Vorarbeilen angeordnet. Es ist uunser ernster Wille, daß die bestehenden Dienstboten Ordnungen aller Orten genau und nalhdräcklich vollzogen und gehandhabt werden, Unsere, Regierung von' Ober- Bayern hat nach den gemgchten Vorlagen diesem wich⸗ ligen Gegenstande bereits ihre besonder Aufmerksamkeit zuge⸗ wendet. Wir vertrauen, daß dieselbe gleich den ihr untergebe nen Behörden hierin beharrlich fortfahren und insbesondere die Wahrhaftigkeit der Dienstzengiisse überwachen, dann gegen die mit Bermeldung eines ordentlichen Dienstes in Taglohn arbei⸗ tenden Dienstboten mit aller Strenge einschreiten und das dies⸗ fallsige Verbot durch Einfuhrung einer zweckmaͤßigen Kontrolle mit Vermeidung unnöthiger Schreiberei zu handhaben, wissen werde. unfere Kreis-Regierung von Ober⸗Bayern wird sich mit den bischsfli⸗ chen Stellen in Benehmen setzen, damit bei den zur Gottesvereh⸗ rung und Andachtsübung veranstalteten offentlichen Bittgangen durch Begleitung des Seelsorgerz oder eines andern HYriesters jeder Unordnung und Stdrung möͤglichst begegnet werde. Auch ist Unser Wille, daß die oͤrtlichen und Distrikts⸗Polizeibehorden zu die sem Zwecke thaͤrtig mitwirken. Die Anträge wegen Wiedereinführung der fruͤ heren' Gewerbsvereine nach der Gleichheit der Gewerbe und wegen Uebertragung der Pruͤfungsbefugniß an dieselben, werden bei der Revision der Instrüction zum Vollzuge des Gewerbsgesetzes naäͤhe⸗ rer Erwaͤgung unterstellt werden.“

Aus dem Abschied fuͤr den Land⸗Rath von Nieder⸗-Bayern ist, als von allgemeinem Interesse, folgende Stelle auszuheben: „Wir haben durch die wiederholte Bewilligung außerordentlicher Zu— schuͤsse zur Wiederherstellung der Staatsstraßen Unsere Ge— neigtheit zu Gewaͤhrung der fuͤr die Befriedigung wahrer Be— därfnisse erforderlichen Mittel bethaͤtigt, können Uns aber bei dem dadurch erzielten Zustande der Straßen um so weniger der— malen veranlaßt finden, weitere außerordentliche Zuschuͤsse fuͤr die Staatsstraßen zu bewilligen, als die Einfuͤhrung der breiten Rad—⸗ felgen einen guͤnstigen Einfluß auf deren Erhaltung aͤußert und die verfugbaren Staats-Fonds fuͤr andere wichtige, dem Nutzen des Landes und dem Wohle Unserer Unterthanen förderliche Un—

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ternehmungen in Anspruch genommen sind.“

Karlsruhe, 13. Juli. (Oberd. 3.) In der Abgeordne— ten-Kammer erstattete heute Herr Bader den Commissions⸗Be⸗ richt in Betreff der Urlaubsfrage. Der Bericht stuͤtzt sich auf die bekannten fruͤher geltend gemachten Argumente, hebt aber be— sonders das eine hervor, daß der Regierung das Recht der Ur—⸗ laubsverweigerung zwar nicht abgesprochen werde, daß aber in Bezug auf den hier in Rede stehenden Fall die Regierung keinen Gebrauch davon machen duͤrfe, sondern den Urlaub ertheilen m ü sse, weil ihr nicht das Recht zustehe, den verfassungsmaͤßigen Bestand der Kammer (die Vollzah!l von 63 Mitgliedern) zu schmaͤlern oder zu behindern. Der Schlußantrag der Commission geht auf solgende Verwahrung zu Protpkoll: „Die Kammer, ihre Rechte fuͤr die Zukunft verwahrend, erklart: daß sie an der in den Beschlüs⸗ sen vom 7. und 253. Mai ausgesprochenen Rechts-Ueberzeugung festhalte, die Ausschließung der Abgeordneten Aschbach und Peter vom Besuche des Landtags als den verfassungsmaͤßigen Bestand der Kammer verletzend betrachte, und neue Wahlen im Iten und im 16ten Wahl-Bezirke, so lange deren Deputirten-Stellen nicht verfassungsmaͤßig erledigt sind, nicht als guͤltig zu erkennen ver— mochte. Sie beklagt dabei tief, daß unter dem Zerwuͤrfnisse, wel⸗ ches die durch Urlaubs-Verweigerungen veranlaßte Unvollstaͤndig⸗ keit der Bolks-Vertretung hervorgerufen hat, der gedeihliche Gang der Landtags-Geschaͤfte selbst leidet; sie findet aber ihre Beruhi— gung in der Ueberzeugung, daß es ihre Pflicht war, die zur Ab— wehr des gegen sie gerichteten Angriffs nothwendigen verfassungs— mäßigen Schritte zu thun, daß sie also an dem Zerwuͤrfniß und deffen Folgen keine Schuld trage.“

Am 1H. Juli starb zu Karlsruhe der Großherzoglich-Badische

General-Majer von Seutter, in einem Alter von 63 Jahren.

Schon im Jahr 1791 war er ins Schwaͤbische Kriegs-Regiment Prinz Ludwig von Baden getreten und kam 1302 bei der verän— derten Militair-Verfassung des Deutschen Reichs in Badische Dienste. Er wohnte vielen Feldzuͤgen ruhmvoll bei und war 1813— 1815 Chef des Generalstabes.

Karlsruhe, 12. Juli. (Oberd. 3tg.) Die heutige Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer zeichnete sich durch den kraͤf⸗ tigen vaterlaͤndischen Geist aus, der sich allseitig darin aus⸗ sprach. An der Tagesordnung war die Diskussion des Berichtes des Herrn Schaaff über die durch die außerordentlichen Ruͤstun⸗ gen entstandenen Mehrausgaben im Militair-Budget. Herr Bas⸗ fermann ergriff zuerst das Wort, sich freuend uͤber die in Deutschland zur Zeit des Thiersschen Ministeriums aufgetretene National-Gesinnung, allein zugleich beklagend, daß die Ruͤstungen erst dann getroffen worden wären, als die eigentliche Gefahr voruͤber gewesen sey; er wuͤnsche, daß man bei aͤhnlichen Ge⸗ fahren zur gehörigen Zeit fuͤr die Sscherheit des Vaterlands Vorsorge treffe. Der Minister des Ausw aͤrtigen halt den Abgeordneten Bassermann nicht fuͤr gehörig unterrichtet, wenn derfelbe glaube, daß man von Seiten der Regierungen zu spaͤt mit der dem Vaterlande drohenden Gefahr sich beschaͤftigt habe. Ein kleiner Staat, wie Baden, habe hier nicht einseitig handeln, nicht fuͤr sich allein fruͤher, als geschehen, waffnen koͤnnen. Die Maßregel sey vielmehr eine gemeinsam Deutsche, und dabei die Leitung Maͤnnern anvertraut gewesen, die, aufs innigste eingeweiht in alle Verhaͤltnisse, und zugleich sorgsam wachend fuͤr die Unverletzbarkeit des Deutschen Vaterlandes, sowohl ruͤckfichtlich der zu ergreifenden Mittel, als auch der gehdrigen Zeit dazu, Alles auf die beste Weise beriethen und anordneten. Auch komme zu bedenken, daß, abgesehen von der fruͤher wirklich nicht so nahen Gefahr, wie es dem Uneingeweihten erscheinen mochte, eine fruͤhere Bewaffnung zugleich die Kosten sehr gestei— gert haben wuͤrde. Herr von Itz stein hebt lebhaft hervor, wie das Deutsche Volk bei der juͤngsthin gebrohten Gefahr sich allgemein gegen Fremdherrschaft ünd gegen jede Verwahrlosung des Deut⸗ schen Vaterlandes ausgesprochen und freudig zur Ergreifung der Waffen bereit gewesen. Für eine solche Hingebung waͤre es wahrlich an der Zeit gewesen, einem solchen Volke auch das freie Wort zu gestatten. Dies sey jedoch nicht nur nicht geschehen, sondern man ersehe auch uͤberall Ruͤckschritte und als Folge da⸗ von Mißstimmung. Frh. von Blittersdorff sieht nichts von einer Mißstimmung in Deutschland; die sich allerwaͤrts und allgemein aussprechende National-Gesinnung, und die sich uͤberall kundgebende, mit Nachdruck den allgemeinen Interessen das Wort redende öffentliche Meinung spreche laut entgegen. Herr Christ. „Das juͤngste gegen Frankreich beobachtete Verfahren von Deutschland . Stadien; vorerst das der Ruhe und dann erst das der Thaͤtigkeit. Diese Ruhe gegenüber einer kriegerischen, unruhigen, geruͤsteten und kraͤftigen Nation war großartig, allein auch nur da möglich, wo, wie in Preußen, eine mächtige und auf jeden Wink des Fuüͤrsten schlagfertige Löndwehr neben dem stehenden Heere jede Besorgniß einer Gefahr beseitigte und jede Buͤrgschaft der Sicherheit von

Thron und Vaterland in sich vereinigte. Im Suͤden von Deutsch⸗ land war das nicht der Fall: daher trat da von ugsweise die Thätigkeit ein, um erst Sorge zu tragen für die * einem kähnen und maͤchtigen Feinde die Spiße zu bieten.“ ie Gesin⸗ nung, die sich allerwärts und allgemein so 3 65 und so kraͤftig bei diesem drohenden Angriffe ausgesprochen, habe auch ihn innig erfreut und ihn in der lleberzeugung bestaͤrkt, daß bei einer tuch⸗ tigen Bewaffllung der Landwehr und der stehenden Hecre, ver⸗ bunden mit einer aäͤcht vaterlaͤndischen Gesinnung, Deutschland in Ruhe der Zukunft entgegen blicken kͤnne. ir uͤbergehn fuͤr heute die Berathung der einzelnen Punkte des Schaaffl Be⸗ richts. Nach geschlossenen Verhandlungen wird der dem Kriegs⸗ Ministerium far die außererdentlichen Ausgaben zur Vervollstaͤndi⸗ gung des Armee-Korps erbffnete Kredit von 1,152,937 81. 11 Kr. einstimmig genehmigt. Frhr. von Blittersdorff dankt hier⸗ auf der Kammer fuͤr diese Abstimmung mit dem Bemerken, daß dieselbe beweise, daß, wenn auch die Regierung gegenwartig nech mit der Kammer ber einen einzelnen Punkt nicht gleicher An⸗ sicht sey, sie doch mit ihr da zusammentreffe, wo es sich um patriotisch-Deutsche Gesinnung handle.

Desterreich.

Wien, 12. Juli. (8. A. 3) Der panische Schrecken un⸗ ter der Handelswest, welchen der Sturz des einst so großen Hau⸗ ses Geymüller so sehr gesteigert hatte, hat sich nur wenig ver⸗ mindert, und die Boͤrse scheint nech nicht zu Athem zu kommen. Von Seiten des Finanz-Ministeriums sind vorlaufig 5 Millionen zur Unterstuͤtzung des Handelsstandes und fuͤr industrielle Unter⸗ nehmungen zum Eskomptiren bewilligt, und dies, hofft man, wird

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als momentane Aushuͤlfe weiteren Fallissements unter den Klein⸗ haͤndlern vorbeugen. Der Eindruck, den uͤbrigens der Sturz des Hauses Geymuͤller unter allen Staͤnden machte, ist unbeschreib⸗ lich. Seit Jahren hatte der Glanz dieses Hauses die Menge gleichsam geblendet. Der größte Theil des Publikums wollte mehrere Tage die Nachricht gar nicht glauben. Bei den unge⸗ heuern Verbindungen dieses Hauses mit dem Ausland und so vie⸗ len großen Familien des Kaiserreichs läßt sich die Summe des Deftzits, welches jedenfalls Millionen betragen durfte, natuͤrlich noch nicht angeben. Es ist Niemand in der Hauptstadt, der die⸗ ses Exreigniß nicht als eine wahre Kalamitaͤt, welche dem Kredit und dem Handel in der ganzen Monarchie tiefe Wunden schlaͤgt, betrachtet. Der Widerhall wird von den großen Handelsstaͤdten der Monarchie, wie man fuͤrchtet, nicht ausbleiben. Heute sind hier mehrere Kleinhaͤndler gefallen.

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Italien.

Neapel, 30. Juni. (A. Z.) Vorige Woche kamen die in Sizilien ansäfsigen Englischen Kaufleute auf Veranlassung ihres Gesandten hierher, um die von der hiesigen Regierung heraus⸗ gepreßten Vergütungen fuͤr „nicht gemachte Geschäfte“ während der ganzen Dauer des Schwefel-Kontrakts in Empfang zu nehmen.

In der letzten Zeit war unser Land, namentlich die Provinz der Äbbruzzen, von haufigen, zum Theil ziemlich heftigen Erd⸗ erschüͤtterungen n,, . einige derselben dauerten 16 bis 22 Sekunden Und richteten vielen Schaden an; i er Gemeinde ö. , ,. zielen , an; in der Gemeinde Taranto stuͤrz zwei Haͤuser ein, allein gluͤcklicherweise hatten die

Einwohner Zeit, sich zu fluͤchten.

interessanter Prozeß, der zwischen dem Hause Odescalchi und ei⸗ nem gewissen Maler Valati obschwebte, zum Nachtheil des Letz⸗ teren entschieden worden. Es betraf derselbe eine Originalrepli der Magdalena des Correggio, welche dem beruͤhmten Bilde der Dresdener Galerie nach dem Urtheil der skeptischen Kenner in nichts nachsteht. Diese war mit Restaurations-Sudeleien äber⸗ deckt, fuͤr einen Spottpreis an besagten Herrn Vallati verkauft worden. Nachdem derselbe das Bild hatte reinigen lassen, und unter den Händen des geschickten und genialen Restaurateurs Co⸗ chetti die Urschoͤne dieses Meisterwerks in vollem Glanze hervor⸗ getreten war, wurde dasselbe als etwas um jenen Preis nicht Verwerthetes von dem Hause Odescalchi reklamirt. Es wurde ein Prozeß anhaͤngig gemacht, der dreimal zu Gunsten Vallati's entschieden worden war, der aber nun in letzter Instanz von dem getaͤuschten Verkaͤufer gewonnen worden ist. Wichtiger als die⸗ ser Prozeß, der sich indessen um eine sehr interessante Rechts⸗ frage bewegt, ist das Resultat desselben, indem somit das treff⸗ liche Meisterwerk den Kunsischaͤtzen Roms zum Schmuck erhak— ten wird.

Mon, 5. Juli. (A. 3) Gestern ist ein fuͤr die Kunstwelt

Portugal.

Lissab on, 5. Juli. Der Gesetz-Entwurf, der die Regie⸗

rung ermaͤchtigt, die Steuern vom Juli bis zum 30. September im Voraus zu erheben und schon jetzt 209 Contons de Reis dar⸗ auf anzuleihen, hat die Genehmigung der Königin erhalten. Die Königin hat der Finanz⸗Kommission angezeigt, daß sie s0 Contons (11,500 Pfd. St.) jahrlich von ihren Einkuͤnften dem Staate cedire; in gleicher Weise hat ihr Gemahl 40, die Herzogin von Braganza 3, und die fruͤhere Regentin Donna Isa⸗ belle Maria 3 Tontons jaͤhrlich aufgegeben. Die Regierung be⸗ absichtigt außerdem einige neue Abgaben und finanzielle Reformen einzufuͤhren, um die Ausgaben mit der Einnahme ins Gleichge⸗ wicht zu bringen. Zwischen dem Herzoge von Palmella und dem Ministerium scheint eine voͤllige Bersoͤhnung eingetreten zu seyn, und es heißt sogar, Ersterer werde das Finanz-Ministerium und die Conseils⸗ Praͤsidentschaft übernehmen.

Nach Berichten von der Insel Terceira haben dort vom; 12. bis zum 24. Juni anhaltende Erdstoͤße stattgefunden, durch welche fast die ganze Stadt Villa da Praya zerstöͤrt worden ist; mehr als 509 Haäͤufer sind zertruͤmmert, die Einwohner haben sich indeß noch gluͤcklich in die Gebirge und in die Staht Ayra zu retten vermocht. Es ist eine Subseription fuͤr sie eröffnet wor⸗ den, auch sind schon von San Miguel Geld und Lebensmittel zu ihrer Unterstuͤtzung unterweges. Im Tajo was das er e sch Geschwader, das den Prinzen Heinrich der Niederlande am Bord hat und aus 2 Fregatten, 2 Korvetten und einem Dampsschiffe besteht, eingetroffen. Der Prinz ist jedoch nicht ans Land gestiegen.

Der Portugiesische Kriegskutter „Adorinha“, der nach den Azoren ausgesandt worden, um das Schicksal des, Praͤsident“ zu erforschen, sst unverrichteter Sache heimgekehrt. Es hat sich er⸗ geben, daß das Dampfboot, welches der Capitgin jenes Kriegs⸗ kutters für den „Praͤsident“ hielt, das Franzoͤsische Dampfboot „Tonnerre“ gewesen, welches auch in Fayal eingelaufen ist.

Türkei. e

Die neueste nach Berlin gekommene Nummer a g re Zeitüng Tak wini Wakasi?*vom J. Dfchemast J. El. Juni enthalt folgenden Artikel:

ö ener Woche gedrückt Nummer dieser , Hg rue.