1841 / 199 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

874 habe, und bei denen es durchaus unmöglich sey, daß das zu bildende Ministerium sich lange werde halten koͤnnen.

Der Morning-Herald behauptet, die Koͤnigin sey uͤber den Gebrauch, den mehrere Hof-Beamten bei den Wahlen von ihrem Namen gemacht, hoͤchst aufgebracht und habe ausdrͤͤcklich erklaͤrt, solchen Handwerkern und Geschaͤftsleuten in Windsor, welche fuͤr die konservative Kandidaten gestimmt, ihre Kundschaft nicht ent— ziehen zu wollen.

Bei der Wahl in Dublin ist es sehr unruhig hergegangen. Mehrere Personen, worunter ein geachteter Advokat, Namens Gorman, sind schwer verwundet worden. Einen Offizier auf hal— ben Sold haben die Kohlentraͤger in seinem Bette gemißhandelt. Achtbare Leute wurden aus ihren Hausern, ja aus ihren Betten mit Gewalt abgeholt, damit sie stimmen sollten. In allen Stra— ßen Dublins waren Plakate angeschlagen, worin es hieß, die schaͤndliche Orangisten-Faction habe durch Bestechung ihr Werk durchgesetzt, das aber werde der Repealsache nur neuen Vorschub leisten; auch solle dafuͤr gesorgt werden, durch eine Petition die Vertilger der katholischen Religion aus dem Parlament zu ver— treiben.

Zu Hammond's March hat ein furchtbarer Wahl-Tumult stattgehabt. Ein Haus wurde von den Volksmassen bis auf den Grund demolirt. Zahlreiche Truppen-Abtheilungen ruͤckten in die Stadt ein, um die Ordnung wiederherzustellen.

Die Toryblaͤtter sprechen in ihren Berichten aus Irland sehr entruͤstet uͤber den ungebuͤhrlichen Einfluß, welchen, nach ihrer Be— hauptung, die katholischen Geistlichen auf die dortigen Wahlen ausüben. Der Globe erklaͤrt, diese unpassende Einmischung we— der leugnen noch rechtfertigen zu wollen, bemerkt jedoch, daß die darauf begruͤndeten Vorwuͤrfe der protestantischen Geistlichkeit in Großbritanien und Irland aus gleichem Grunde und mit noch weit stäͤrkerem Rechte gemacht werden koͤnnten.

Admiral Stopford ist bereits in London angekommen.

Nach einem auf Befehl des letzten Unterhauses gedruckten Berichte haben sich die Gefammtbetraͤge der als Unterstuͤtzungen verausgabten Gelder fuͤr die Spanischen Fluͤchtlinge vom Jahre 1827 bis 1840 auf 131,493, und fuͤr die Polnischen Fluͤchtlinge von 1831 bis 1840 auf 74,712 Pf. St. belaufen. .

Zwischen der Regierung von Texas und dem Franzboͤsischen Geschäftstraͤger Saligny soll es zu Reibungen gekommen seyn, in deren Folge Letzterer allen diplomatischen Verkehr eingestellt hat.

Die Nachrichten aus den Fabrikdistriken uͤber den Zustand

Handels lauten im Ganzen unguͤnstig, und allgemein wird

den Mangel an Bestellung und Verdienst geklagt.

Das Britische Kriegsschiff „Vizard“ hat auf der Fahrt von Afrika nach Rio Janeiro wieder zwei Sklavenschiffe genommen.

Den letzten Nachrichten aus Lissabon zufolge, ist dort der Verkehr mit dem Paͤpstlichen Hofe wieder vollkommen hergestellt, und die Kbͤnigin hatte deshalb ein Cirkular an die geistlichen Be—

Maͤnner, die ihn in den Stand gesetzt haben, Herrn Perr ée seine Schuld von 180 000 Fr. abzutragen.

aris, 11. Juli. Herr Humann ist in diesem Augen⸗ blicke mit der Pruͤfung eines Verschlages in Bezug auf die beab⸗ sichtigte Anleihe beschaͤftigt, welche von dem als Schriftsteller üuͤber Finanzwesen ruͤhmlich bekannten Baron Co rvaja herruhrt, und der in seiner originellen Einfachheit der höͤchsten Aufmerk samkeit werth scheint. Herr Torvaja schlaͤgt der Regierung vor, die neue Anleihe in der Gestalt eines verzinslichen Papiergeldes zu emittiren, und auf diese Weise die kostspielige Huͤlfe der Kapitali—⸗ sten ganz zu umgehen. Sein Projekt geht dahin, daß man die Schuldscheine im Betrage von 2 bis 1000 Franken auf den Inhaber, und die zu hoͤherem Betrage zwar guf den Namen des Gläubigers ausstelle, aber durch einfache Indossirung uͤber— tragbar mache. Die alle drei Monate faͤlligen vierprocentigen Zinsen wuͤrden in beiden Faͤllen dem Inhaber der Coupons gezahlt.

Die bedeutenden Vortheile, welche dieses System darbietet, sind augenfallig Dasselbe macht, wie schon erwähnt, die Eia— mischung der Bank in die ganze Operation uͤberflüssig, denn es wuͤrde ausreichen, die neuen Schuldscheine dem großen Publikum durch alle oͤffentlichen Kassen anbieten zu lassen. Ferner würde diese Rente, indem sie als Papiergeld umliefe, außerhalb des Be— reichs der Agiotage bleiben, und uͤberdies sich dergestalt auf die ganze Masse der Bevolkerung vertheilen, daß sie die Zahl derer, welche bei der Aufrechterhaltung der oͤffentlichen Ordnung materiell und unmittelbar betheiligt sind, um ein Bedeutendes vermehrt. Die Idee des Herr Corvaja, sollte sie sich auch nicht in ihrem enen Umsange als praktisch erweisen, stellt doch jedenfalls eine Verbesserung des Verhaͤltnisses des Staats zu seinen Glaͤubigern, und eine wohlthaͤtige Reform des oͤffentlichen Schuldenwesens als moͤglich in Aussicht.

Die hiesigen Blaͤtter wissen ihren Zorn uͤber die von Lord Palmerston zu Tiverton gehaltenen Rede nicht stark genug aus— zudruͤcken. Sie finden zum Theil in derselben ein ausweichendes Argument gegen die, wie man glaubt, auf morgen, den Jahrestag des Quadrupel-Traktats bevorstehende Mitunterzeichnung des die Dardanellen-Scifffahrt betreffenden Vertrags der fuͤnf Maͤchte. Nun scheint es freilich, daß Lord Palmerston's ministerielle Stel— lung ihm gewisse Ruͤcksichten in seinen Aeußerungen uͤber Frank— reich auferlegte, vor welchen selbst die historische, die offiziell aner— kannte Wahrheit haͤtte schweigen sollen; aber etwas Anderes als einen Verstoß gegen die politische Etikette kann man ihm wahrlich nicht mit Recht vorwerfen. „Schaͤndliche Beschuldigungen“, Ver— laumdungen“, „gehaͤssige Lͤgen“ kann kein Mensch in der Rede des edlen Lords finden, so weit sie auf das Afrikanische Kriegs— System Frankreichs bezuͤglich ist, wenn er sie nur mit dem In— halte der zwei oder drei letzten Operations-Berichte des Generals Bugeaud vergleicht. hoͤrden erlassen.

Die von dem Courrier Belge veroffentlichte Gegenpro— Lord J. Russell befindet sich jetzt auf dem Landsitze seines lamation der Kretenser gegen die Aufrufe der christlichen Kon- kuͤnftigen Schwiegervaters, des Grafen Minto; seine Vermählung sule wird hier allgemein fuͤr unacht gehalten. Wie es aber auch wird noch vor dem Zusammentritte des Parlaments stattsinden. mit dem Ursprunge dieses Dokuments sey, man muß gestehen, Man spricht neuerdings von der Abberufung Lord Ponson—

daß das darin enthaltene Raisonnement zinen gewissen Werth hat. bs von seinem Botschafterposten in Konstantinopel. Als sein Hier in Paris hat man wohl gute Wunsche für die Sache der Nachfolger wird ein anderer gemaͤßigter Whig bezeichnet. Kretenser, aber keinen Thateifer. Nach dem Globe ist der Umsatz an der Boͤrse gegenwärtig

Die Ansicht, daß sich Frankreich fur die noch schwebenden sehr gering; die Spekulanten wollen, bevor sie sich in neue Ope— orientalischen Fragen, den Mittel-Europaͤischen Maͤchten anschließen rationen einlassen, die Wiederkehr allgemeineren Vertrauens ab— müässe, um der etwaigen gemeinschaftlichen Politik Englands und warten. Man hat die besorglichsten Gerüchte über die Lage meh— Rußlands die Wage halten zu tonnen, gewinnt sichtlich Boden. rerer der angesehensten hiesigen Handelshäuser in Umlauf gebracht; Aus der eigentlich politischen Sphaͤre ist sie bereits in die Kolon- das genannte Blatt versichert zwar, es wuͤrden diese Gerüchte nen des „Siecle“ und selbst des „National“ hinabgestiegen. nur von solchen Personen verbreitet, die es darauf abgesehen haͤt—

ten, daß Mißtrauen und die Verwirrung, die durch die letzte Fal— z r oO bBx r n. z lissements veranlaßt worden, noch zu steigern; es ist jedoch dadurch Großbritanien und Irland. ein allgemeiner Allarm an der Boͤrse und in der City entstanden.

London, 14. Juli. Die Koͤnigin und Prinz Albrecht werden im Laufe dieser und der naͤchsten Woche den Grafen Cowper, den Herzog von Bedford und den Marquis von West— minster auf deren Landsitzen mit ihrem Besuche beehren. Der? 1 Herzog von Bedford, wo die Königin mehrere Tage verweilen wird, keit des Herzogs von Brabant veranlaßt. .

trifft bereits Anstalten zu glaͤnzenden Festen. Vorgestern fand ein grotzes Wettfliegen zwischen den Tauben

Gestern traf ein Stallmeister des Königs von Preußen mit aller Liebhaber in und um Antwerpen statt. 219 Tauben wur— einem Paar schoͤnen Rappen, einem Hengst und einer Stute, die den des Morgens zu Orleans in Frankreich abgesandt, und es Seine Majestaͤt dem Prinzen Albrecht als Geschenk uͤbersenden, waren die drei ersten derselben, der unguͤnstigen Witterung unge⸗ in Schloß Windsor ein. Sie stammen aus dem Gestuͤt von achtet, schon in einer Stunde 45 Minuter zuruck. 31 Preise Trakehnen her und sind von außerordentlich symmetrischen Wau wurden ertheilt. und ausgezeichneter Schoͤnheit und. Kraft. Der Prinz nahm dieselben fogleich in Augenschein, äußerte sich sehr erfreut daruber und ließ sie in den neuen Marstall zu Cumberland Lodge brin— gen, wo sie mit der aufmerksamsten Pflege behandelt werden sol— fen. Se. Koͤnigliche Hoheit ist naͤmlich seit einiger Zeit damit beschäftlgt, die schonsten Pferde von allen Racen fur sein dortiges Gestuͤt zu gewinnen, und die hiesigen Blaͤtter erzählen, Se. Ma⸗ jestst der König von Preußen habe auf die Nachricht, daß der Prinz zu diesem Zweck auch Auftrage zu Ankäufen in Preußi— schen Gestuͤten ertheilt, sogleich zwei der edelsten Pferde auszusu— chen und Sr. Königlichen Hoheit zu uͤbersenden befohlen.

Obgleich der Globe gleich den anderen ministeriellen Blaͤt⸗ tern eingestehen, daß das Resultat der allgemeinen Wahlen, die

Minister im Unterhause noch viel schwächer machen werde, als sie es vor der Aufloͤsung waren, so will er doch nicht zugeben, daß die von ihnen vorgeschlagenen Maßregeln von der Nation uberhaupt, oder auch nur von denjenigen unter den Waͤhlern selbst gemißbilligt wuͤrden, welche als willenlose Werkzeuge gedient haͤtten, eine den Ministern feindliche Majoritaͤt ins Parlament zu bringen. „Die von der Tory-Partei, direkt und indirekt, zur Einwirkung auf die Ausübung des Wahlrechts aufgebotenen Mit— tel,“ sagt das genannt; Blatt, „waren zu gewaltig, als daß sie nicht unwiderstehlich fur Leute hatten seyn imüssen, welche nicht die Charakterfestigkeit besaßen, eine öffentliche Pflicht fuͤr das all— gemeine Beste und auf Kösten ihrer Privat-Interessen zu erfuͤl— len. Es ist wohlbekannt, daß die konservativen Kunden von Ge— werbsleuten und Kraͤmern diese mit dem Verluste ihrer ein— träglichen Kundschaft bedroht haben, falls sie fuͤr die Whigs stimmen wurden; doch nur in sehr wenigen Faͤllen sind die aus solchem Grunde eingeforderten Rechnungen auch wirklich bezahlt

Belgien . 25 * * Brüssel, 13. Juli. Der König wird erst Donnerstag in Ostende erwartet. Dieser neue Aufschub ist durch die Unpaͤßlich—

Antwerpen, 11. Juli. Eine Belgische Goelette wird bin— hen wenigen Tagen nach Alexandrien, in Aegypten, abgehen. Sie hat 12 Kanonen à la Paixhaus, die zu Luͤttich gegossen wurden, und 2000 Bomben geladen.

Sehweden und Norwegen.

Stockholm, 13. Juli. Der Preußische Gesandte am hie— sigen Hofe, Freiherr von Brockhausen, ist mit dem Dampfschiffe „Gauthiod“ hier wieder eingetroffen.

General Graf Tawast ist im 78sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

Die Staäts-Tidning enthaͤlt eine Königliche Verordnung vom 19. v. M., wodurch in Uebereinstimmung mit einem Reichs— tags-Beschluß die Stockpruͤgel als Strafe fuͤr Vergehungen abge— schafft werden.

Dänemark. Kopenhagen, 14. Juli. Mit Freuden ist zu berichten,

verletzung jetzt so weit gediehen ist, daß die Bulletins nur noch jeden Montag werden ausgegeben werden.

Schwerin den Elephanten-Orden ertheilt.

Dentsche Bundesstaaten.

Majoritäͤt der Tories im Unterhause auf weniger als 49 Säim— men, wovon zum mindesten noch 19 Stimmen den Liberalen, in Folge von Petitionen, wieder zufallen warden; die liberale Oppo— sitionsphalans dagegen schaͤtzt der „Globe“ auf 300. An haͤufi— gen Petitionen des Volkes zu Gunsten der von den Liberalen ver— theidigten Maßregeln, meint er, werde es nicht fehlen, kurz der begab sich mit dem feierlichen Zuge, nach den Ruinen der Mangel an Zusammenhang in dem neuen Kabinet die Elemente Salzburg, und legte den Grundstein zur Erneuerung der von Üneinigkeit, die bekanntlich unter vielen seiner Anhänger vor⸗ Burg-Kapelle. Eine predigt des Herrn Bischofs von Fulda schloß handen seyen, der ziemlich allgemein bekannte Vorzug, den die Königin das Fest. Das Hochamt wurde wegen der ungünstigen Witte⸗ ben verdrängten Ministern einräume, Alles biete dem zu erwar- rung auß den konmenden Tag verschöben. In dem Schlosse des tenden Ministerium eine Zusammenhaͤufung von Schwierigkeiten f

8 u Herrn Grafen von Haxthaufen nahm S. Majestaͤt der Koͤnig dar, wie sie nie zuvor eine ins Amt tretende Partei vorgefunden das Mittags mahl; während der Tafel produzirte sich die studirende

begeben.

; Das Fest auf der Salzburg ist am 12. Juli nach der im Pro— gramm angegebenen Weise begangen worden. Troß des Regen⸗ wetters hatte sich eine große Zuschauermenge gesammelt. Se. Ma⸗ jestat der König traf gegen 12 Uhr Mittags in Neustadt ein,

daß es mit der Wiederherstellung des Koͤnigs von dessen Bein⸗—

Se. Maßjestaͤt haben dem Herzoge Gustav von Mecklenburg-

München, 14. Juli. (Nuͤrnb. Korr.) Wie man vers nimmt, wird Se. Koͤnigliche Hoheit Prinz Karl von Bayern in Begleitung des Kuͤrassier-berstlieutenants von Parsevat und des . ö Majors von der Mark vom General-Quartiermeisterstabe, sich in worden.“ Dasselbe Blatt veranschlagt auch die zu erwartende das demnaͤchst in Schlesien stattsindende Preußische Uebungslager

Jugend Wuͤrzburgs mit mehreren musikalischen Piecen, woruͤber der Konig gegen den Vorstand und mehrere Professoren seine hohe Zufriedenheit aussprach. Nach Besichtigung der Kirche zu Neustadt setzte Se. Majestaͤt die Reise nach Brückenau fort.

München, 14. Juli. (Munch. polit. Ztg.) Thorwaldsen ist gestern Nachmittags uͤber Augsburg, wo er die Gallerie und einige Kirchen besuchte, hier angekommen. Der geseierte Kuͤnstler besichtigte sogleich das eherne Reiterbild des Kurfuͤrsten Maximilian's auf dem Wittelsbacher Platze, eines der schoͤnsten

Werke seiner Hand. Wie man vernimmt, gedenkt er nur wenige.

Tage hier zu verweilen, da er seine Ruͤckreife nach Rom möͤglichst beschleunigen will. Seine Ankunft hat in der hiesigen Kuͤnstler— welt eine um so freudigere Sensation verursacht, da man schon glaubte, darauf verzichten zu muͤssen, den verehrten Meister hier zu sehen, und es fuͤr bestimmt hieß, er wende sich von Stuttgard aus unmittelbar durch die Schweiz Italien zu. Schon hoͤrt man von verschiedenen Huldigungen, die dem Meister die hohe Vereh— rung bezeugen sollen, die man ihm, wie allenthalben, so auch hier in dem Mittelpunkte der Suͤd-Deutschen Kunstthaͤtigkeit, der ei⸗ nige der groͤßten Meisterwerke Thorwaldsen's aufzuweisen hat.

Karlsruhe, 15. Juli. (K. 3.) Nachstehendes ist der Gesetz Entwurf in Betreff der jeweiligen theilweisen Erneuerung der Staäͤnde-Versammlung in beiden Kammern, den der Praͤsi— dent des Ministeriums des Innern, Freiherr von Ruͤdt, am 12ten d. M. der zweiten Kammer übergeben hat:

„Leopold von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Her zog von Zaͤhringen. Wir haben mit Zustimmung Unserer getreuen Staͤnde beschlossen und verordnen, wie folgt: S. 1. Das Gesetz vom 28. Dezember 1831, die jeweilige theilweise Erneuerung der Staͤnde⸗ Verfammlung in beiden Kammern betreffend, wird aufgehoben, und durch nachstehende Bestimmungen ersetzt: 5. 2. Der 8. 31 der Ver⸗ faffungs ürkunde, lautend: „Jede der beiden Landes⸗-Universitaͤten wahlt ihren Abgeordneten auf 4 Jahre, aus der Mitte der Pro⸗ fessoren oder aus der Zahl der Gelehrten oder Staats-Diener des Landes, nach Willkuͤr. Nur die ordentlichen Professoren sind stimm⸗— faͤhig“; erhaͤlt den erlaͤuternden Zusgtz: „Beide Abgeordneten der Uni⸗ versttaͤten, sie moͤgen die zunaäͤchst Gewählten, oder wegen deren Austritts vor dem Zeitpunkt der regelmäßigen Erneuerung an deren Stelle gewaͤhlt worden seyn, treten mit der Hälfte der grundherrlichen Abgeordneten gleichzeitig aus.“ S. 3. Der 8. 79 der Verfassungs Urkunde, lautend: „Die Reihenfolge, wonach die Abgeordneten der Grundher ren und der Staͤdte und Aemter aus der Versammlung austreten, wird auf dem ersten Landtage fuͤr die einzelnen Wahlbezirke ein fuͤr allemal durch das Loos bestimmt. Die Haͤlfte der grundherrlichen Abgeordneten tritt im Jahre 1823 aus. Im Jahre 1s82t tritt ein Viertel der Abgeordneten der Staͤdte und Aemter, und dann alle zwei Jahre wieder ein Viertel aus,“ wird durch folgende Bestimmung er—⸗ fetzt: „Nach jeder Gesammt Erneuerung der Kammern im Fall des 8. 43 der Verfassungs Urkunde wird auf dem ersten Landtage die Rei— henfolge des regelmäßigen Austritts der Abgeordneten der Grundher— ren, Staͤdte und Aemter durch das Loos ein fuͤr allemal bis zu einer wieder eintretenden Gesammt Erneuerung bestimmt. Von den Abge ordneten der Staͤdte und Aemter sollen erstmals nur fünfzehn, und in den drei folgenden Perioden jedesmal sechszehn Mitglieder austresen. Die theilweise Erneuerung geschieht jeweils am 1. Juli des 2ten Jahres einer Budget⸗Periode, und nach einer Gesammt-⸗Erneuerung der Kammern der erste theilweise Austritt der grundherrlichen Abge ordneten am 1. Juli des vierten, der erste theilweise Austritt der Abgeordneten der Staͤdte und Aemter aber am 1. Juli des zweiten Jahres, uͤberall unter der Voraussetzung, daß an diesem Tage die Kammern weder zu einem ordentlichen noch zu einem außerordentli— chen Landtage versammelt sind. Niemals jedoch darf ein solcher, noch der vorigen Periode angehdeiger Landtag das Budget auch fuͤr die folgende votiren, sondern es muß hierzu der regelmäßig zu ein Viertel erneuerte berufen werden. Findet die Aufloͤsung einer Staͤnde-Versammlung vor Bewilligung des der laufenden Landtags— Periode angehdͤrigen Budgets statt, so wird die Dauer ihrer Stz⸗ zung dem neu einzuberufenden Landtage eingerechnet, so, daß das erste Viertel der Deputiecten zur zweiten Kammer (und beziehungs— weise die erste Haͤlfte der grundherrlichen Abgeordneten) mit dem 20. Juni des naͤmlichen Jahres gustritt, an welchem das betref— fende Viertheil (oder die betreffende Haͤlfte) der Mitglieder der aufgelosten Kammer haͤtte austreten muͤssen. Findet dagegen die Auflosung erst nach Bewilligung des betreffenden Budgets statt, so wird die bis zur regelmäßigen naͤchsten Erneuerung noch verlaufende Zeit der neu einzuberufenden Staͤnde-Versammlung nicht eingerechnet, fondern es dauert die Vollmacht der Letzteren so lange fort, als waͤre sie erst im Zettpunkt jener regelmaͤßtgen (theilweisen) Erneue⸗ rung berufen worden.“ S, 4, Diejenigen Mitglieder der Stäͤnde⸗ Versammlung, welche nach dem 8. 2 des Gesetzes uͤber die theil⸗ weise Erneuerung der Kammern am 31. Dezember 18412 auszutreten haͤtten, treten nun erst mit dem 39. Juni 1813 aus, sofort die, velche am 31. Dezember 1844, 1846 und 1848 auszutreten hatten“ am 30. Juni 1845, 1847 und 1849. Gegeben zu Karlsruhe in un— serem Staats-Ministerium, den 11. Juli 1841. Zur Beglaubigung Buͤchler.““ ĩ ;

Oesterreich.

Wien, 11. Juli. Ueber das neue Oesterreichische Anlehn giebt ein aus scheinbar sehr guter Quelle kommender Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung folgende Notizen als Berlchtigung fruͤherer Angaben einer anderen Zeitung: „Die An⸗— leihe ist nicht zu 103, sie ist nominell zu 104 kontrahirt, und 102 muͤssen baar eingezahlt werden; der Betrag derselben ist 40, und nicht 50 Millionen; von weiteren 30 Millionen ist nirgends ein Wort stipulirt; und endlich sind die an die Bank zu erstattenden Summen nicht im Jahre 1840, sondern im Jahre 1830 aufge— nommen worden.“

Derselbe Artikel fügt unterm 11. Juli (an welchem Tage

bekanntlich die großen Bankerotte in Wien bereits ausgebrochen waren) Folgendes uber den gegenwartigen Finanz-Zustand dieses

Platzes hinzu: Der baare Bank-Schaß, d. h. die Vorraäͤthe an Gold und Silher, wurden in letzter Zeit durch die immer gestei⸗ gerteren Anspruͤche, die der Merkantil-Kredit an die Bank machte, in ein bedeutendes und taͤglich zunehmendes Mißverhaͤltniß zu den in ihr niedergelegten Papier-Effekten gebracht. Dieses Mißver⸗ haͤltniß hielt die Regierung für gefaͤhrlich und sich verpflichtet, ihm entgegenzutreten. Sie that es, indem sie dem schrankenlosen Kredit Einhalt that. Die Rückwirkung blieb nicht aus. Die spekulative Industrie, die ihrer Natur nach Verhaͤltnisse anticspirt, die noch nicht sind, muß nothwendigerweise wesentlich erschuͤttert werden, sobald ein auf singirte Werthe basirter Kredit verloren geht. Man muß Zeuge von den Jobberien gewesen seyn, die auf dem hle— sigen Platze mit sogenannten industriellen Papieren, namentlich mit den Eisenbahn-Actien, getrieben worden, um die gegenwaͤrtige eben so unmotivirte Angst zu begreifen. Natuͤrlich traf die Rege— tion auch allmaäͤlig die produktive Industrie, und nicht unbe⸗ deutende Verluste wurden erlitten. Diesen Wirkungen zu begeg— nen, hat die Regierung im Einverstaͤndniß mit einigen ersten Han— delshaͤusern reichliche Fonds bestimmt, um augenblickliche Stok⸗ kungen zu beseitigen, und die natuͤrlichen fuͤr den Moment zuruͤckgehaltenen Quellen wieder fließend zu machen. Diese Stagnation fangt bereits an zu schwinden und wird in kurzester Zeit gaͤnzlich schwinden, die erreichte solide Stellung der Bank aber wird bleiben. In dem neu kreirten 5proc, Papier ist gleich er⸗

weise ein solides Circulationsmittel erschaffen, das mehr als andere Papiere geeignet ist, in stabilen Haͤnden zu bleiben, und das we⸗ niger den Fluctuationen der Agiotage ausgesetzt seyn wird, als unsere 1, 2, 24, 3 und proc. Effekten, die nur scheinbar bei ihrer Kreirung eine Zinsen⸗-Ersparung in Aussicht stellten, da der Zins⸗ ausdruck, wie wir wissen, nicht den eigentlichen Zinsfuß ausmacht, und dieser sich einzig nach den BVaarein zahlungen des Kapitals regulirt. Wir sind vollkommen überzeugt, daß durch die genom— menen Maßregeln dem Schwindel in Geschaͤften wirksam ge⸗ steuert worden, wahrend dem seliden Verkehr voll? Bewegung gelassen ist, die Soliditaͤt des Staats⸗ Kredits aber findet in ihnen noch eine neue Verstaͤrkung und Kraͤftigung ihrer Grund⸗ lagen.“

Teplitz, 15. Juli. Am 3. August d. J. wird das Denk⸗ mal enthuͤllt werden, welches die Stadt Teplitz dem Hochseligen Könige Friedrich Wilhelm III. von Preußen gesetzt hat, der hier so viele Jahre Staͤrkung und Erholung fand, aber auch ein Wohl— thäter aller Leidenden und Beduͤrftigen stets war. In Bezug auf jene Feierlichkeit ist nachstehendes Programm erschienen:

„Die Badestadt Teplitz, in dankbarer Erinnerung an den be⸗ aluͤckenden Befuch, deffen Se. Majestaͤt Friedrich Wilhelm III, König von Preußen, beinahe durch ein Bierteljahrhün derts die Thermen dieser Stadt. würdigte eingedenk der un zaͤhligen Wohl thaten, die Seine milde und großmuͤthige Hand uͤber die Stadt

und ümgegend mit wahrhaft Königlicher Huld verbreitet bat und

eingedenk des ungluͤcksschwangern Tages, als Ende August 1813 der

übermächtige Feind fast vor den Thoren der Stadt Teplitz erschien, die perstnliche Gegenwart Höchstseiner Majestaͤt aber auf den Sieg der hohen Verbuͤndeten maͤchtig einwirkte, und so ein Retter dieser Bade⸗ stadt geworden hat es fuͤr den heiligsten Akt der Pietät gehalten, dem Andenken dieses so allgemein verehrten, nunmehr in Gott ru— henden, mit unserem Allerdurchlauchtigsten Koiserhause so innig vereint gewesenen Monarchen und Königlichen Kurgastes dieser Badestadt ein nit ihren Kräften vereinbarliches Monument zu errichten. Dasselbe wird am 3. August d. J. enthuͤllt und dabei folgende Feier stattfinden: J Bei anbrechendem Morgen werden von der Anhoͤhe des hiesi⸗ gen bürgerlichen Schießhauses 101 Kanonen und Bollerschuͤsse den Bewohnern der Stadt Teplitz und der Umgegend das Fest an kundigen. 2, Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr versammeln sich am Feathhause alle bffentliche Beamte und Honoratioren. - Um dieselbe Zeit verfammelt sich vor dem Rathhause am Marktylatze die bürgerliche Schuͤtzen-Gesellschaft und die buͤrgerlichen Zuͤnfte mit ihren Fahnen. 3) um 10 Uhr wied der eigends zur Feier dieses Tages in Teplitz anlangende Kaiserl. Köͤnigl. Gubernialrath und Lestmeritzer Kreishauptmann Joseph Klezansky, Ritter des Kai serl. Russischen St. Annen-Ordens 2ter Klasse, dann der hier anwe⸗ sende Kaiferl. Königl. Kur-Inspections-Kommissar Ludwig Rich⸗ ter von Ilsenau, Ritter mehrcker Orden, von dem Magistergt auf das Rathhaus abgeholt. 4) Der festliche Zug beginnt vom Rathhause, durch die lange Gasse, uͤber den Schloßplatz, durch die Kirchengasse, längs dem Schießhause voruͤber. Denselben eroͤffnen die buͤrgerlichen Zuͤnfte, die buͤrgerliche Schuͤtzen-Gesellschaft, darauf 12 festlich ge⸗ kleidet? Teplitzer Juͤnglinge und eben so viele Jungfrauen mit Blumenkränzen. Ber Magistrat, in seiner Mitte der Kaiserl. Königl. Gubernial-Rath und Kreis-Chef, der Kaiserl. Königl. Kur⸗-Inspec tions Kommissar und die hier anwesenden Kaiserl. Königl. Offiziere und die übrigen Beamten und Honoratioren der Stadt schließen den Zug. 53) Mittlerweile hat das hier anwesende Kaiserl. Koͤnigl. Militair und die gleichfalls hier anwesende Koͤniglich, Preunßische Militair-⸗Mannschaft um das Monument ein Cgers gebildet. 6) An Felangt bei dem Mnnumente, wird dasselbe unter Abschießen der Boller und unter Musik feierlich enthüllt. 7) Der Buͤrgermeister der Stadt Teplitz wird darauf eine, die Wuͤrde und Bedeutung des Festez bezeichnende Rede halten. 8) Gleich nach derselben werden bie festlich geschmuͤckten Juͤnglinge und Jungfrauen zum Akte der Einweibung im Namen der dankbaren Stadt am Monumente ihre Blumenkraͤnze niederlegen. Waͤhreng dieses Aktes wird, unter Begleitung des Orchesters, die ganze Versammlung die Preußische Volkshymne: „Heil Dir im Siegerkranz“ absingen, . Y) Ber Rückzug geschieht in derselben Ordnung und auf demselben Wege. 10) Mittags große Tafel in dem hiestgen Fuͤrfllichen Gar⸗ tensaale, wobei die uͤblichen Toaste werden ausgebracht werden. 11 Die Königliche Preußische Militair⸗Mannschaft, wird im Saale des hiesigen Schießhauses von der buͤrgerlichen Schuͤtzen Gesellschaft zur Tafck gebeten. 123) Nachmittag nach der Tafel großes Sccheiben—⸗ schießen mit entsprechenden dekorirten Scheiben, und Kegelschießen am bürgerlichen Schicfhause. 13) Abends Theater, wobei vor Be— ginn der thegtralischen Vorstellung eine von, dem Kaiserl. Königl. Rathe, Herrn Andreas Chrysogon Eichler, Ritter des Koͤnigl. Preu Fßischen Rothen Adler-Ordens, gedichtete Kantate abgesungen wird. 14) Nach dem Theater Illumination des Rathhauses, des buͤrgerli chen Schießhauses, der Schlackenburg, dez Bergschloͤßchens und der Allee auf der Koͤnigs-Promengde, 15) Ein Feuerwerk von der An⸗ sboöhe der Koͤnigs-Promenade beschließt die Feier eines fuͤr Teplitz ewig denkwuͤrdigen Tages.“

O Madrid, 7. Juli. Der Senat hat in seiner Sitzung von vörgestern Abend die Diskussion uͤber die Frage, ob die Vor— mundschaft uͤber die Königin Isabells und deren Infantin Schwester erledigt sey, fuͤr beendigt erklart. Es steht nunmehr der Regierung zu, beide Kammern zur Abhaltung einer gemein— schaftlichen Sitzung einzuladen, um in ihr jene Frage durch Ab— stimmung zu entscheiden und, falls der Ausgang es erheischt, den neuen Vormund zu ernennen. Der Gang der Diskussionen im Kongresse war allerdings so verwirrt, daß man ziemlich allgemein annahm der Kongreß haͤtte die Vormundschaft hereits fuͤr erledigt er⸗ klaͤt; ein Irrthum, in den auch der hiesige Franzoͤsische Geschaͤftstraͤger gerathen war, wie sich aus dem Inhalte der von ihm nach Paris beförderten telegraphischen Depesche ergiebt. Diese hochwichtige Angelegenheit wird vermuthlich noch im Laufe dieser Woche ent— schleden werden, und Niemand zweifelt an dem endlichen Ergeb— niß. Mit desto groͤßerer Spannung sieht man indeß den Schrit— ten entgegen, welche die Königin Mutter in Folge des uͤber sie zu verhaͤngenden Urtheils zu thun geneigt seyn mochte.

Der Kongreß diskutirt jetzt die einzelnen Artikel des Bud— gets, und beschaͤftigte sich gestern mit der dem Regenten ausge— setzten jährlichen Dotation von 10,9090 Piastern. Ein Antrag des Herrn Collantes, diese Summe auf 12,90) Piaster zu beschraͤn⸗ ken, wurde von 123 Stimmen gegen 4 verworfen. Groͤßere Unter— stuͤäung fand der Antrag des Deputirten Garcia Uzal, dem Re— genten eine Dotation von 25,90 Piastern auszusetzen. Allein der Minister-Praͤsident stellte vor, daß der Regent eine große

93 . * 4 P 2 Nation zu verireten habe, und uͤberall Spuren seiner Freigebiz—

311 Da, 2 ö * / keit zurücklassen müsse. Auch nahm er Bezug darauf, daß der

hiesige Englische Gefandte einen Gehalt von 40,9009 Piastern be— ziehe (er hat nur 30 000), was denn die Erwiederung veranlaßte, England sed geich, Spanien arm. Indessen wurde der Antrag Utzahs durch ü Stimmen gegen 18 verworfen, und endlich die von ber Regierung verlangte Dokatien von 109,900 Piaster bewilligt. Der Regent scheümrh den Plan, seine bisherige Wohnung mit dem Pa— saste des Friedensfürsten zu vertauschen, wieder aufgegeben zu ha— ben. Auf der einen Seite scheut er die großen Unkosten welche die Bewohnbarmachung, desselben erheischen würde, und die man auf 50,000 Piaster schaͤtzt, und auf der anderen haͤlt er es fuͤr unpassend, die jetzt darin befindlichen Magazine, Archive und

875 Kunstsammlungen daraus zu entfernen. Da jedoch eine seinem Range entsprechende Wohnung fuͤr ihn erforderlich ist, so soll er gesonnen seyn, den großen und schoͤnen am Prado belegenen Pa— last des Herzogs von Villahermosa zu miethen.

Außer den Budgets liegen dem Kongresse noch drei andere Gesetz⸗ Entwürfe vor, deren Ausfuhrung den Grund⸗Verhaͤltnissen dieses Landes eine neue Gestalt geben werden. Das uͤber Ma⸗ jorate und Fidei-Kommisse durch den das in der Epoche von 1320 bis 23 aufgestellte System wieder in Kraft treten soll; der

äber die Einziehung und Veraͤußerung sammtlicher Guͤter der Welt⸗Geistlichkeit, und endlich der uͤber die Dotirung des Klerus. Dlesem letzteren gemaͤß soll eine besondere Kultus. Steuer einge⸗ füͤhrt werden, zu der alle Steuerpflichtige nach Verhältniß ihres Vermoͤgens beizutragen haben. Diese Steuer wird auf 13893201 Realen, die fuͤr den Kultus und die Unterhaltung der Geistlich⸗ keit erforderlichen Kosten dagegen auf 15 802,517 Realen veran—⸗ schlagt, wobei der sich fuͤr letztere ergebende Ausfall durch den Ertrag der Guter der Geistlichkeit gedeckt werden soll. Die Vertheilung dieser Steuer über die einzelnen Provinzen ist den Provinzial⸗Deputatie nen uͤberlassen. Der Entwurf des Gesetzes, kraft dessen alle Güter, Rechteanspruͤche und ausstehende Forderungen für Nationalguͤter erklart werden, bestimmt zugleich, daß deren Veraͤußerung auf dieselbe Weise vor sich gehen soll, wie die der ubrigen National⸗ gůüter. Bom 1. Oktober an, steht der Regierung die Verwaltung dieser Güter zu, die zu diesem Behuf in jeder Provinz eine Kommission niedersetzen wird. Die Kaͤufer muͤssen die Zahlung zu gleichen Theilen in vier Terminen leisten, namlich ein Viertel bei der Ausfertigung des Kauf⸗Kontraktes, ein anderes nach einem, ei⸗ nes nach zwei, und das letzte nach drei Jahren vom Datum desselben an zu rechnen. Von dem Kaufpreise sind 16 Prozent in klingender Muͤnze, 32 in konsolidirten 5 und 4prozentigen Staatspapieren, 32 in faͤlligen Zinskupons eben dieser oder der kapitalisirten 3 prozentigen Papiere, und 29 Prozent in unverzinslichen Staate— papieren zu leisten. Den Ertrag dieser Veraͤußerungen kann die Regierung zur Deckung des Defizits verwenden, welcher sich, aus dem Budget der Kosten des Kultus und Klerus, und aus de Einnahme und Ausgabe fuͤr die uͤbrigen Staatsbeduͤrfnisse ergiebt.

Die Legion von Oporto hat sich unterworfen und ihre Waffen ausgeliefert. Welchen Ausgang der Aufstand von Alhucemas ge— nommen habe, wissen wir noch nicht.

Diesen Morgen trug ein Deputirter darauf an, daß die Guͤter des Infanten Don Francisco denselben Auflagen unter— worfen werden sollten, wie die der Privatpersonen. Obgleich Herr Olozaga dagegen bemerkte, daß die Dotation der Königlichen Familie zu Anfang der jedesmaligen Regierung ausgesetzt werden, und also keiner spaäͤteren Diskussion unterworfen seyn könne, so erklaͤrte doch der Minister-Praͤsident, er werde auch ohne die Ein— mischung der Kortes Sorge dafur tragen, daß die Guͤter des Infanten den konstitutionellen Auflagen unterworfen wuͤrden. Herr Pacheco bemerkte darauf, daß in dem Budget keine Rede von der Infantin Maria Luisa, Schwester J. M. der Königin Isabelle, sei, und sie doch auch wohl eine Dotation erhalten muͤsse. Herr Olozaga meinte, diese sey in der, der Königin Isabelle ausgesetzten einbegriffen; allein der mit Wahrnehmung der Interessen der, Krone beauftragte Mi⸗ nister-Praͤsident erklaͤrte, die Infantin duͤrfe keine Dotation er— halten, weil in Spanien den Infantinnen nie eher etwas ausge⸗ setzt worden sey, als bis sig zu einem gewissen Alter gelangt waͤ— ren. Der muthmaßliche kuͤnftige Vormund der Infantin, Herr Arguelles, bestätigte diese Angabe des Ministers. Der Kongreß votirte darauf der Königin Mutter dasjenige, was ihr kraft ihres Heiraths-Kontraktes zustaͤnde. Endlich erklärte der Minister— Praͤsident, die Regierung werde in Bezug auf das Ereigniß von Cartagena die Wärde der Nation aufrecht erhalten; wegen der Graͤnz-Streitigkeiten mit Frankreich schwebten Unterhandlungen ob, und das Geruͤcht, als ob eine fremde Macht Absichten auf die Balearischen Inseln habe, sei ungegruͤndet.

La⸗Plata⸗Staaten. Buenos⸗Ayres, 1. Mai. Don Manoel Sarratea, der zum Gesandten beim Franzoͤsischen Hofe ernannt ist, hat sich in einem Franzoͤsischen Kriegsschisse eingeschifft. Der Handel bessert sich hier, und von Krieg gegen Monte— video ist nicht mehr die Rede.

Montevideg, 21. April. Es ist hier eine Broschuͤre er— schienen, deren Zweck eine Rechtfertigung des Mackauschen Trak— tats ist; es heißt sogar, Franzoͤsische Behoͤrden hatten hierbei die Hand im Spiel, da sich in der Broschuͤre ofsizielle, an die Fran— zoͤsische Gesandtschaft gerichtete Piecen abgedruckt finden. Gegen dieses Geruͤcht protestirt der Franzoͤsische General-Konsul hierselbst, Herr Lefebvre de Bécourt, in einem hiesigen Blatte. Nebst einem Raisonnement uͤber dieselbe Angelegenheit, worin es Herrn Lefebse von jeder Theilnahme an dem zweiten Mackauschen Traktat fre— spricht, bringt dasselbe Journal die Nachricht, daß mehrere Fran— zosen zum Dienst auf den Kriegsschiffen des General Rosas ge— preßt worden seyen, und daß Herr Lefebvre de Bécourt auch hier— gegen energisch zu protestiren gedenke.

C , Köln, 16. Juli. Auch hier hat die Anwesenheit des Wirk—

lichen Geheimen Sber-Justizraths und Direktors im Justiz⸗Mi— nisterium, Herrn Pr. Ruppenthal, eben so wie in Duͤsseldorf, El— berfeld, Kleve, Krefeld und Aachen, die allgemeinste Theilnahme erweckt und zu einem solennen Festmahle Anlaß gegeben, woruͤber die „Köolnische Zeitung“ vom heutige Tage das Naͤhere enthaͤlt.

Der Pauperismus und die neuesten Systeme, ihm zu steuern. philanthropische und politische Gesichtspunkt. (Vergl. Staats⸗Ztg. No. 196.)

De G6rando de la bienfaisance publique 4 vol. Paris chez Renouard 1839.

Buret, de la misòre des classes lahorieuses en Angleterre el en France, 2 vol. Paris et Leipz., chez Renouard, 1811. 4

Kritische Darstellung der Sozial-Theorie Fou rier's von A. L. Churoa. Herausgegeben durch Dr. Gu stav Bacherer. Braunschweig b. Meyer 184.

Die hoͤhergerichteten Bemuͤhungen zu Gunsten einer ver— besserten Armenpflege, deren erste Spuren allerdings schon in die Anfaͤnge der neueren Zeit, in das 16te und 17te Jahrhundert, fallen, welche aber doch erst gegen die Mitte und zu Ende des vorigen Jahrhunderts zahlreicher und bedeutender zu werden be⸗

ginnen, sind unter sich selbst wieder nach Geist und Zweck sehr verschieden. 1

6 naͤchste Gesichtspunkt, welcher sich fur die Lbsung der Frage des Pauperismus darbot, war der philantropische. Das philantropische Prinzip liegt den vielen freien Vereinen fuͤr Ar⸗ men? und Krankenpflege, fuͤr Erziehung armer oder verwaisser. Kinder und fur allgemzine Volksbildung, zu Grunde; da elbe zeigt sich wirksam in den meisten der Bestrebungen, welche Ein⸗ zelne zur Linderung der offentlichen Noth machten. Au . Standpunkte geht man zwar auf das Wesen und die Ur sachen des Pauperismus, sowie auf dessen Zusammenhang mit anderen Verhaltnissen des sozialen Lebens, besonders mit der. bffentlichen Moral etwas tieser ein; man prüft genauer die Mittel der Ab⸗ hälfe, und nicht zufrieden, das Uebel fur den Augenblick und in dem bestimmten Falle zu heben, sucht man auch dessen Umsichgrei⸗ fen zu verhuͤten und es wo moͤglich mit der Wurzel auszurotten; allein die allgemeinen Gesetze des Besitzes und des Erwerbs, die allgemeinen Bedingungen des Verkehrs und der Guͤterverhaͤlt⸗ nisse nimmt man als gegebene und unabaͤnderliche an und sucht nur innerhalb der durch diese gezogenen Graͤnzen die einmal vor⸗ handenen Zustände moglichst zum Besten zu wenden. Wir koͤnnen diese philantropischen Bestrebungen, ihrem Zwecke oder Gegen⸗ stande nach, wieder in drei Klassen theilen. Die erste Klasse um⸗ faßt die direkten Huͤlfeleistungen bei vorhandener Noth, die Aus⸗ theilung von Nahrungsmitteln und anderen nothwendigen Lebens⸗ bedärfnissen an wirklich Hälflose, die Pflege der Kranken, die Versorgung verwaister Kinder u. s. w. Ein zweites Gebiet der Wirksamkest erbffnet sich für diese menschenfreundlichen Bemu⸗ hungen in der Sorge fuͤr Herbeischaffung von. Mitteln zur Ent⸗ fernung des Nothssandes felbst, nicht bloß für den Augenblick, sonderü auf die Tauer. Hierher gehbren die Veranstaltungen für Beschäͤftigung der Armen, fuͤr Darbietung von Gelegenheit und Mitteln zur Arbeit an solche, welche noch Eifer und Kraft ge⸗ nug zeigen, um sich bei einiger Unterstuͤtzung selbst wieder empor⸗ zuhelfen; ferner Sparkassen und aͤhnliche Einrichtungen, welche dem guten Willen der Einzelnen, durch den Ertrag der eigenen Kraft sich vor Noth zu sichern, entgegenkommen. Endlich drit⸗ tens läßt sich auch da, wo selbst dieser gute Wille mangelt, Vie⸗

les thun, um ihn zu wecken, um die Menschen uber ihren wah⸗ ren Vortheil aufzuklaͤren und sie zu einer ruͤstigen und nußlichen Thaͤtigkeit geschickt und willig zu machen. Dies ist die wichtige Aufgabe der Erziehung, der Volksbildung, welche ganz vorzuͤglich auch dafuͤr Sorge zu tragen hat, daß die junge Generation, deren Kindheit von den niederdruͤckenden und entsittlichenden Bildern der Armuth, der Trägheit, der Ordnungs- und Zuchtlosigkeit um⸗ geben war, nicht unter der Macht dieser Einfluͤsse demselben Uebel verfallen, sondern zu einer besseren und edleren Existenz herangebildet und erhoben werde.

Rach allen diesen drei Richtungen hin ist das philantropische Prinzip der Wohlthätigkeit theils selbststandig wirksam gewesen. in den schon erwahnten Vereinen, in andern Privat⸗Anstalten fur gleiche Zwecke und in zahlreichen litexarischen Arbeiten; theils hat dasselbe sich mit der polizeilichen Thaͤtigkeit der oͤffentlichen Gewalten verbündet, diese geleitet, vergeistigt und unterstuͤtzt. Wir sehen in unseren Armen-Gesetzgebungen alle die drei aufgezaͤhlten Gesichtspunkte der Wohlthaͤtigkeit nebeneinander und in enger Verbindung mit einander bestehen, und muͤssen es als einen Fort— schritt derselben bezeichnen, daß die neuesten Umgestaltungen des Armenwesens in mehreren Staaten von dem Prinzipe ausgegan⸗ gen sind, an die Stelle direkter Unterstuͤßung der Armuth im— mer mehr die indirekte, die Verhuͤtung der Verarmung selbst zu, setzen.

Allein um diesen Zweck auch nur annaͤhernd zu erreichen, reicht der philantropisch- polizeiliche oder administrative Gesichts— punkt nicht aus. Schon laͤngst hat man erkannt, daß das Uebel tiefer liegt, daß es in unseren gesammten politischen und sozialen Verhaͤltnissen begruͤndet ist, und daß selbst die kräftigsten und um— sichtigsten Anstrengungen unvermoͤgend sind, die immer fuͤrchter⸗ licher wiedererstehende Hydra des Pauperismus zu ertoͤdten, so lange man nicht die Quellen zerstoͤrt, aus welchen derselben ihr graͤßliches Gift zufließt.

Deshalb haben auch die meisten neueren Schriftsteller, welche sich mit dem Armenwesen und dem Zustande der arbeitenden Klas— sen beschaͤftigen, die Frage unter diesem hoͤheren Gesichtspunkte aufgefaßt, sie als eine nicht bloß polizeiliche, auch nicht bloß phi⸗ lanthropische, sondern als eine politische, national-okonomische, sfo⸗ ziale betrachtet.

Auf diesem Standpunkte aber wird die Untersuchung schwie—

riger, verwickel denn hier gilt es, die Gesetze der menschlichen Natur, die Bedingungen und die Zwecke des gesellschaftlichen Zu— sammenlebens der Menschen zu erforschen und nach dieser Er— kenntniß eine fesie Ansicht daruͤber zu gewinnen, welche Reformen in den gegenwaͤrtigen politischen und sozialen Verhaͤltnissen vor sich gehen muͤssen, damit fuͤr die naturgemäͤße Entwickelung der Menschheit und fuͤr das Wohlbefinden jedes Einzelnen darin Raum werde. Hier handelt es sich auch nicht, wie auf dem philanthro⸗ pischen oder administrativen Standpunkte, um die großere oder geringere Zweckmaͤßigkeit einzelner Maßregeln und Einrichtungen, sondern um die Wahrheit oder Falschheit allgemeiner Prinzipien.

Die beiden Prinzipien, um welche hier der Streit gefuͤhrt wird, sind: das Prinzip des freien Fortschritts und das Prinzip der Begraͤnzung. Der Fortschritt ist ein Gesetz der menschlichen Natur, ein Faktum der Menschengeschichte. Durch das ihr in⸗ wohnende, treibende Prinzip des Fortschritts ist die Menschheit von den rohesten Anfaͤngen ihrer Existenz bis zu der Höhe der Kultur gelangt, auf welcher wir gegenwartig stehen; ist sie von einer Stufe der Industrie zur anderen uͤbergegangen, von der Jäͤ⸗ gerei und Fischerei zur Viehzucht und zum Ackerbau, vom Acker⸗ bau zu den Gewerben, erst zu den einfachsten, welche nur fuͤr das Nothwendige sorgen, dann zu denen, welche das gesteigerte Be⸗ düͤrfniß und der Luxus schuf; hat sie die Mittel und Wege der Production und des Austausches der Produkte ins Unendliche ver⸗ vielfaͤltigt. Aber mit diesen Fortschritten der menschlichen Gewerbs⸗ thaͤtigkelt mit denen die wissenschaftliche und die politische Ent⸗ wickelung der Menschen Hand in Hand ging haben sich frei⸗ lich auch eine Menge Uebelstaͤnde eingestellt, eine zunehmende Ungleichheit des Besitzstandes, der Bildung, des Wohlbefindens der Individuen; eine großere Reizbarkeit des gesellschaftlichen Or⸗ ganismus fuͤr aͤußere Zufaͤlligkeiten und eine stärkere Rei⸗ bung seiner innern Theile, veranlaßt durch ihr engeres Zusammen⸗ rücken und ihre beschleunigte Bewegung. Mit der Steigerung des Gewerbsfleißes und des Lebensgenusses ist die Bevblkerun in einer uͤberraschenden Progression gewachsen, und eine im glei⸗ chen Verhaͤltnisse fortgesckte Vermehrung r i laßt einen all⸗ gemeinen Mangel an den nothwendigsten Lebensbeduͤrfnissen be⸗ fuͤrchten, einen Mangel, welcher partiell y in manchen Gegenden der Erde eingetreten ist. Der sich immer mehr erweiternde fa⸗ ,,, bei ganzen Klassen von Gewerbtreibenden mit. und wir. 4 eich in den messten Fällen depravirend auf den körperlichen un sittli⸗