1841 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nen, die als Lastträger oder Tageloͤhner in Algier untergekommen sind, gendthigt gesehen, sich Abdel⸗Kader zu Fuͤtzen zu werfen, und bie um Brod anzuflehen, welche ihre Bruͤder erwürgt hatten.“

tt Paris, 20. Juli. Die Idee eines Franzdsisch⸗Belgi⸗ schen Zoll⸗ Vereins wird hier allerdings vorlaufig sehr günstig aufgenommen, allein ihrer Realisirung stehen gleichwohl zahlreiche Interessen entgegen, die nicht ermangeln werden, ihre Stimmen und ihren mächtigen Einfluß geltend zu machen, sobald die Sache eine einigermaßen ernstliche Wendung nimmt. Man darf sich nur daran erinnern, daß unter den Gruͤnden, welche die politische Vereinigung Belgiens mit Frankreich in Folge der September— Revolution verhinderten, die Eifersucht der Franzoͤsischen gegen die Belgische Industrie einen der wichtigsten Plaͤtze einnahm, man darf sich nur an diese anerkannte Thatsache erinnern, um die Größe der Schwierigkeiten zu erkennen, welche heut zu Tage dem Anschlusse Belgiens an das Franzbösische Zoll-System im Wege stehen. Die Franzoͤsischen Tuch-Manufakturen, die Eisen— hatten, die Steinkohlen⸗Bergwerke, der Maschinenbau, mit einem Worte die wichtigsten Indusfriezweige Frankreichs, wurden in der Belgischen Konkurrenz ihren Untergang sehen, und sich mit ihrem ganzen Gewichte gegen deren Erdͤffnung anstemmen. Gemein— schaftliche Sache mit ihnen wird der Handel von Havre machen, der schon aber die Erbffnung des Rheins durch den Handels— Vertrag mit Holland so viel Larm gemacht hat, und welcher durch die Konkurrenz Antwerpens fuͤr die nördlichen Provinzen Frankreichs allerdings schwer zu leiden haben wurde.

Auf der andern Seite wuͤrde sich Belgien gewiß nur schwer dazu verstehen, dem Franzoͤsischen Zoll-Vereine seinen eintraͤglichen Nachdruck zum Opfer zu bringen, oder es wurde doch wenigstens seinen in dieser Hinsicht zu uͤbernehmenden Verpflichtungen nicht mit dem Eifer und mit dem Erfolge nachkommen, die Frankreich zu fordern berechtigt waͤre.

Aus allen diesen Ruͤcksichten ergiebt sich, daß das Projekt ei— ner Zoll-Vereinigung zwischen Frankreich und Belgien weder der Natur der Verhaͤltnisse so vollkommen entspricht, noch so leicht ausführbar ist, als man von manchen Seiten glauben machen mochte. Die Frage, ob Belgien durch seine historisch gegebenen Zustaͤnde mehr zum Anschlusse an Frankreich als zur Verbindung mit Deutschland angewiesen sey, ist noch keineswegs so völlig er— ledigt, wie die Franzoͤsische Publizistik annimmt, und wie man sich auch die Meinung in Deutschland gebildet zu haben scheint.

Endlich hat sich die Regierung dazu entschlossen, auch Herrn Plougoulm das Schicksal des Herrn Mahul und des Generals Saint-Michel theilen zu lassen. Es wird versichert, daß man im Ministerium nicht eher an die Aechtheit seiner Unterschrift unter der Proclamation vom 13ᷣten glauben wollte, bis er dieselbe in seinem eigenen Berichte anerkannt hatte. Herr Plougeulm hat übrigens allen Nachrichten, und selbst den Angaben der ihm feind— seligsten Toulouser Blatter zufolge, einen hoͤchst ehrenvollen, per— sonlichen Muth bewährt, mit dem die von Herrn Mahul ange— nommene Haltung in auffallendem Kontraste steht. Er versuchte es, die tobende Emeute durch seine Gegenwart, durch sein Wort zu bändigen, und als Alles vergebens war, als er von dem er— bitterten Volke in seinem Hause belagert und sein Leben in der drohendsten Gefahr sah, weigerte er sich gleichwohl, seine Ret— tung einer Verkleidung als National-Gardist zu verdanken, „um die Ehre seines Amtes nicht zu vergeben.“

Den beruhigenden Versicherungen des Telegraphen zum Trotz, sind doch am 16ten Abends neue Stoͤrungen vorgekommen, an denen jedoch die Bevblkerung von Toulouse unschuldig zu seyn scheint. Eine große Zahl von Unteroffizieren, die in einem Kaf— feehause versammelt war, reizte das Volk durch beleidigend es Ge— schrei, so daß die Dazwischenkunft der National⸗Garde nöthig wurde. Die Unteroffiziere wurden nach ihren Kasernen gefuͤhrt, was indessen nicht ohne einige stuͤrmische Scenen und die Ver— wundung mehrerer National-Gardisten abging. Vorzuͤglich un— baͤndig zeigten sich die Jager von Vincennes, so daß die Offiziere dieser Truppe es fuͤr rathsam erachteten, alle in ihrer Kaserne be— findlichen geladenen Buͤchsen in die Luft abfeuern zu lassen, um üngluͤck zu verhuͤten. Am Abend des bezeichneten Tages war die aͤußere Ruhe wiederhergestellt.

Xx Paris, 19. Juli. Es ist heute der sechste Tag, daß die Unterzeichnung der letzten Londoner Protokolle hier bekannt ist. Die Presse hat sich daruͤber schon aus sprechen muͤssen, so sehr ein großer Theil derselben auch damit zögerte. Die Vernuͤnftige— ren wollen dem Kabinet nicht die Anerkennung des Verdienstes versagen, welches es sich durch dieses Friedenswerk unter den ge— genwaͤrtig obwaltenden Umstaͤnden um die innere Befriedigung, wie um die politischen Gesammt-Interessen Europas erworben hat. Zum Beweise dafuͤr werden die dahin einschlagenden Dokumente dienen, die natuͤrlich bei der nächstfolgenden Adreß-Diskussion der Kammer vorgelegt werden. Einige sind jetzt schon hochgestellten Maͤnnern nicht vorenthalten worden, und besonders diejenigen, welche sich gerade auf den delikatesten Theil der Stellung des Ka— binets, den Parteien gegenuͤber, beziehen. ;

Es sind dies die Dokumente, welche die von unserem Kabinet in

Alexandrien gethanen Schritte betreffen, um die aufrichtigen Bemuͤhun— gen mehrerer anderer Großmächte zu dem Zwecke zu unterstůtzen, von Seiten des Vice-Koͤnigs jede Schwierigkeit aus dem Wege zu raumen. So spricht man besonders von einer Depesche, die unter dem 17. Juni, nach Erlassung des zweiten Investitur-Fir— mans, an Herrn von Rohan Chabot ergangen war, in welcher dieser Diplomat angewiesen wurde, dem Vice-König auf das be— stimmteste zu erklären, daß er alles erhalten, was nur irgend bil— lig und vernünftig gewesen, und bei weitem mehr, als er haͤtte erwarten konnen. Sollte er sich aber weigern, dies anzunehmen, so wurde Frankreich seine Sache fuͤr vollkommen been— digt ansehen und darauf hin neue Akte mit den üͤbri— gen Großmaͤchten eingehen; denn es wolle nicht laͤnger die Opfer tragen, die es in den enormen Kosten seiner Bewaffnung fur ihn gebracht habe. Es rathe ihm sogar, den geforderten Tribut zu zahlen, selbst wenn die Ertheilung der Erb— lichkeit von der Leistung dieses Tributs abhangig gemacht wurde, denn man wußte, daß Aegypten wohl im Stande sey, ihn zu zahlen. In diesem Geiste soll die Haltung uͤberhaupt' gewesen seyn, welche das Kabinet dem Pascha gegenliber behauptet hat.

Die neue Lage nun, welche durch diesen Vertrag herbeigeführt

worden ist, wirkt selbst entschieden auf die Oppositlons Presse. Denn da das Publikum die Nachricht von den Londoner Ab— schluß im Ganzen sehr guͤnstig aufnahm, so sah man ihr die Ver— legenheit, in der sie sich befand, offen an, und, mehrere Journale warteten lange, ehe sie es wagten, jene Nachricht zu besprechen; es schlen, als wollten sie sich besinnen, wohin sie ihren. Tadei richten und wie sie ihn einkleiden sollten. Diejenigen, welche die se Erscheinung auf das Beste auslegen, finden als chärakteristisch fuͤr den Stand der Dinge, daß die Presse jetzt anfaͤngt, vorsichtig vor⸗ er auf, die Stimmung den Püblikums zu achten, waͤhrend sie ruͤher gleich mit ihren Schlagworte berfit war,

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Paris, 20. Juli. Das Ministerium hat beschlos— sen die Toulouser National-Garde aufzuldsen. Bestimmte Befehle sind deshalb an den Königlichen Kommissarius Baron Maurice Duval ergangen, nur soll demselben vorgeschrieben seyn, bei der Anwendung dieser Maßregel vorsichtig zu Werke zu gehen und sie erst alsdann zu vollziehen, wenn er durch Herbeiziehung der Truppen und gehörige Sondirung des Terrains Herr und Meister der Stadt geworden. Daß diese ministerielle Sntschei⸗ dung eine neue Polemik und wie einst unter Casimir Perrier in Lyon, so jetzt fuͤr langere Zeit in Toulouse, großes Mißtrauen und Unzufriedenheit hervorrufen wird, versteht sich von selbst. Es bleibt jedoch der Regierung kein anderes Mittel uͤbrig, um wieder in Besitz der Gewalt zu gelangen; denn bis jetzt herrschte seit den letzten Unruhen in Toulbuse nicht etwa die Regierung, sondern die National-Garde und die Munizipalitaͤt. Der neue General— Prokurator Herr Gaillard ist bereits nach Toulouse abgegangen. Die Untersuchung gegen die Unruhestifter soll sofort begonnen werden, noch hat jedoch die Regierung nicht entschieden, ob die gefaͤnglich Einzuziehenden und durch den proviso⸗ rischen Maire auf Kauzion Entlassenen in Toulouse selbst oder, um Kollisionen zu vermeiden, in einer anderen Stadt vor Gericht erscheinen sollen. Unter diesen Umstaͤnden kann von einer Reise dieses oder jenes Mitgliedes der Königlichen Familie nach dem Suͤden Frankreichs nicht mehr die Rede seyn, wie es vor einiger Zeit in höheren Zirkeln beabsichtigt war.

Wie koͤnnen aus guter Quelle versichern, daß man hiesigen Orts noch immer Hoffnungen uber die Moglichkeit einer Verbindung zwischen dem Prinzen von Joinville und einer jungen Fuͤrstin aus dem Hause Oranien hegt, obgleich von andern Seiten solche Ge— ruͤchte widerlegt werden. Daß Herr Thiers waͤhrend seines Aufenthalts in Holland deshalb einige Besprechungen gehabt, unterliegt keinem Zweifel; ebenso, daß der Prinz vön Joinville sich bei seiner juͤngsten Reise nach Holland perfoͤnlich bekannt machen wollte. Ihr namhaft gemachter Zweck, die interessanten Hollaͤndischen Schiffswerfte und andere Marine-Sehenswuͤrdig— keiten in Augenschein zu nehmen, war wohl nur ein geschickter Vorwand. .

An der Hauptfronte des Palastes der Deputirten-Kammer ist seit einigen Tagen das Bretter-Geruͤst groͤßtentheils weggebro— chen, so daß man das neue Basrelief am Giebelfelde betrachten kann. Zur Feier der Juli-Tage sollen saͤmmtliche Geruͤste fort— geschafft seyn. Kenner setzen diese Arbeit keinem Vergleiche mit dem Giebelfelde an der Magdalenen-Kirche aus.

Briefe, welche gestern aus Lille von Herrn Thiers an einen seiner hiesigen Freunde und Anhaͤnger hier angelangt sind, ent— halten die bestimmte Versicherung, daß derselbe seine Reise nach Deutschland im August antreten werde, da er nicht von Holland aus, gewisse Theile von Deutschland besichtigen konnte, wie sein jetziger Reiseplan beabsichtigt.

Zwischen der Koͤnigin Christine von Spanien und ihrer Schwester der Herzogin von Berry hat seit Kurzem eine Aus— sohnung stattgefunden. Diesem Umstande ist es auch zuzuschrei— ben, daß der Graf von Mesnard, der die Herzogin von Berry in der Vendée begleitete, jetzt bei Besichtigung von eini— gen Pariser Kuriositaͤten in der Naͤhe der Koͤnigin Christine be— merkt wird. Die Herzogin von Berry richtete, um Herrn von Mesnard hierzu aufzufordern, ein eigenhaͤndiges Schreiben an denselben.

Die Abreise des Herrn von Saint Aulaire nach London wird binnen kurzem stattfinden. Herr von Bourqueney wird den Gesandtschafts-Posten in Dresden an die Stelle des Herrn von Bussieres erhalten. Dieser wird Herrn Bois le Comte iin Haag ersetzen. Herr Bois le Comte geht nach Bern an die Stelle des Baron Mortier. Dieser nach Turin an die Stelle des Marquis von Dalmatien. Spaͤter wird der Sohn des Mar⸗

schalls Soult vielleicht den Posten in Berlin erhalten und Graf

Bresson die Wiener Gesandtschaft. Marquis de la Tour Mau— bourg wuͤnscht in Rom zu bleiben, Marquis von Rumigny bleibt in Bruͤssel und Herr von Barante wird aus St. Petersburg mit Urlaub erwartet. Spaͤter auch Herr von Pontois. Man spricht noch immer von der Sendung des Grafen Flahault nach Madrid.

Großbritanien und Irland.

London, 20. Juli. Man will wissen, daß Ihre Majestaͤt die Königin dem Premier⸗-Minister wiederholentlich angeboten habe, zu einer zweiten Auflsung des Parlaments zu schreiten; Lord Melbourne soll aber diesen Vorschlag entschieden abgelehnt haben. .

Die Toryblaͤtter versprechen ihrer Partei im neuen Parla— mente ein baldiges Anwachsen der sich aus den Wahlen nach der bisherigen politischen Farbe der Gewaͤhlten ergebenden Masjoritaͤt von 78 Stimmen auf 9h, indem sie auf eine Anzahl schwankender Mitglieder rechnen, die sich binnen kurzem den Machthabern an— schließen durften. Was nun in der naͤchsten Folgezeit geschehen wird, daruͤber herrscht noch völliges Dunkel. Aus einem langen Artikel des heutigen Standard scheint hervorzugehen, daß man den Ministern die Absicht zuschreibt, ihre Aemter, troßz der Ge— wißheit, daß sie in der entschiedensten Minoritaͤt sind, bis zur Zusammenkunft des Parlaments zu behaupten, ein Entschluß, dessen Verfassungswidrigkeit der „Standard“ darzuthun sucht. Zugleich widerspricht dieses Tory-Blatt der Behauptung, daß Sir Robert Peel der Königin persoͤnlich unangenehm sey, was bekanntlich unter Anderem auch zu dem Gerüchte die Veranlas— sung gab, daß nicht Sir Robert Peel mit der Bildung des neuen Ministeriums beauftragt werden oder an dessen Spitze treten werde, sondern der Graf Aberdeen, der unter fruheren Tory-Ministerien die auswaͤrtigen Angelegenheiten geleitet hat. Der „Standard“ wi— derspricht bei dieser Gelegenheit auch einem vom „Globe“ mitge— theilten Geruͤcht, dem zufolge Sir Robert Peel sich geruͤhmt haben sollte, er werde, wenn er zur Regierung gelange die Köͤ⸗ nigin in sechs Wochen in eine Konservative umwandeln, eine Erklarung, die neues Mißfallen bei der Königin erregt hätte. Mini— sterielle Blatter behaupten, die Tories seen entschlossen, dem bisheri⸗ gen Sprecher des Ünterhguses, Herrn Shaw Lefebvre, se ne Wieder⸗ erwaͤhlung streitig zu machen, und sie finden dies in der Times be— kraͤftigt, die Herten Goulburn und Herrn C. W. Wynn als die Kandidaten fuͤr den Sprecherstuhl bezeichnet und die Wahl des Letzteren fuͤr das Wahrscheinlichste haͤlt. Ein dem Standard eingesandter Artikel aber, dem dieses Blatt eine ausgezeichnete Stelle, vor seinen eigenen leitenden Artikeln, eimaumt, erklaͤrt diese Behauptung für unbegründet, da noch kein definitiver Be⸗ schluß über diesen wichtigen Punkt gefaßt worden sey. Eine bloße Muthmaßung ist auch das Geruͤcht, Sir R. Peel würde, falls ran die Spitze des Ministeriums gelangte, sich von dem neuen Parlament eine vorlaͤufige Geldbewllligung, als ein Zeichen des Vertrauens, votiren lassen und dann das Parlament prorogiren, um Zeit zur Prüfung der Umstaͤnde und der zu ergreifenden Maaßregeln zu gewinnen. x

Der heücg: Gebe beginnt einen seiner leitenden Artikel

mit felgenden Worten; „Der Kampf fuͤr ein liberales Ministe—

rium, so wie fuͤr die Maßregeln, zu denen es sich verpflichtet hatte, ist ausgefochten und verloren. Es hilft zu nichts, die That— sache zu verkleinern, daß eine bedeutende Mehrheit unserer Gegner durch die neuen Wahlen ins Parlament gewaͤhlt ist; doch giebt es viele Gruͤnde, weshalb diese Entscheidung des Landes wahr— scheinlich nicht eine schließliche und bleibende seyn duͤrfte.“ Das genannte Blatt aͤußert sodann die Hoffnung, daß Zeit und Erfah— rung uͤber die seiner Meinung nach irrigen Grundsaͤtze siegen wurden, und zaͤhlt einige temporaͤre Einfluͤsse auf, welche auf die Wahlen zum Nachtheil der liberalen Partei gewirkt hatten, naͤm— lich Vorurtheile gegen die Armengesetze, Chartistische Dogmen und Saumseligkeit von Seiten der Liberalen hinsichtlich der Re— gistrirung der Waͤhler, worauf die Tories große Sorgfalt ver— wendet haben sollen; vor Allem aber, meint der „Globe“ doch, sey es der von den Tories uͤber ihre Paͤchter und Untergehoͤrigen benutzte Einfluß des Grund⸗Eigenthnms, der den Kampf zu ihrem Vortheile entschieden habe. Seine Meinung von dem Nicht— bestande einer Tory-Regierung stuͤtzt der „Globe“ nicht auf die Annahme, daß eine ploͤtzliche Unzufriedenheit mit derselben unter dem Volke ausbrechen werde, etwas, was weder wahrscheinlich noch wuͤnschenswerth sey. Nein, so schnell wie sie entstanden, verde die gegenwartige Majoritaͤt nicht wieder verschwinden; wenn man aber die Konjunkturen von Umstaänden, denen sie ihr Entstehen verdanke, einen fast gaͤnzlichen Bruch zwischen der Whig-⸗Regierung und dem Interesse der Grundbesitzer, große vor— hergegangene Apathie unter den liberalen Waͤhlern, wie dies die Verabsaͤumung der Registrirung von ihrer Seite beweise, die Un— zufriedenheit unter Vielen, welche gegen das Armengesetz oder fuͤr den Thartismus stimmten und die unter einer Tory⸗Regierung die ge— wünschte Erleichterung nicht finden wurden, wenn man dies Alles in Erwägung ziehe und dazu noch die Unzufriedenheit, welche uͤber— haupt jede Regierung als eine solche errege, hinzurechne, so habe man Gruͤnde genug, von denen die Entfernung eines einzigen hin— reichen werde, um das Tory-Gebaͤude zu erschuͤttern, welches sich nun so stattlich aus dem Rauch und Tumult einer allgemeinen Wahl erhebe. Dann wirft der „Globe“ die Frage auf, ob die Grundbesitzer die Handlungen des neuen Ministeriums mit ihren Wuͤnschen uͤbereinstimmend oder, wenn dies Opfer gebracht wurde, wie dann die Chartisten unter dem neuen Regimente die Erfuͤl— lung ihrer Hoffnungen finden würden? Die ersten verantwortli— chen Handlungen einer Tory⸗Verwaltung wuͤrden also wohl dahin wirken, daß die Parteien zu ihrem fruͤheren Gleichgewicht wür— den zuruͤckgebracht werden, und daher seyen ohne Zwetlfel alle Aussichten fuͤr die Zukunft den Liberalen guͤnstig. „Wir haben“, sagt das genannte Blatt, viel bei der Verletzung eines großen Grundsatzes gewagt; unser Schiff hat in der That von den Wellen der Faction harte Stoͤße erhalten, aber das Vorgebirge ist umsegelt, und in Zukunft werden wir an Staͤrke zunehmen, so wie unsere Gegner davon einbuͤßen werden.“ Am Schlusse seines Artikels warnt zwar der „Globe“ die Liberalen vor der Idee, daß ein Ausbruch des Volks— Unwillens die Wahl-Resultate plotzlich vernichten werde, meint aber doch, daß es auch von der anderen Seite Thorheit seyn wuͤrde, auf die Geduld des Englischen Volks so sehr zu rechnen, daß man sich einer unterdruͤckenden Politik uͤberlasse. Wenn die

Interessen der Massen den Partikular-Interessen geopfert wuͤr— den, so wuͤrde der Tag der Abrechnung, wenn auch langsam, doch gewiß erscheinen, und wenn das neue Ministerium bei dem alten Ausschließungs-System beharre, welches den Erinnerungen der Tories so theuer sey, so wurde sein Urtheil ohne Appellation ge—

Bei dieser Veranlassung erwaͤhnt der „Globe“ der ö ? 5

sprochen seyn. Korngesetze und der Verwaltung Irlands, als der Haupt-Schwie— rigkeiten fuͤr das neue Ministerlum, die sich nicht von den Whigs, sondern von den verwickelten Verhaͤltnissen des Britischen Reiches herschrieben.

Die Berichte uͤber die Wahlen in Irland sind voll von Schil— derungen gewaltsamer Auftritte, welche an den meisten Orten erst nach dem Einschreiten des Militairs ihr Ende fanden. Fast uͤber— all durchstreiften große Haufen von Landleuten die Straßen der Staͤdte, in denen die Grasschafts-Wahlen abgehalten wurden, und oft konnten die Toryistischen Wähler nur unter Eskorte von Militair und Polizei zu den Wahl-Buden gelangen, um ihre Stimme abzugeben. In Lork waren nach Toryistischen Berich— ten die Torles endlich genoͤthigt, das Stimmen ganz aufzugeben, weil ihnen unuͤberwindliche Schwierigkeiten in den Weg gelegt wurden; in Clonmel, wo die Wahl ffuͤr die Grafschaft Tippe— rary vorgenommen wurde, erlangten die Haufen des Land— volks unbeschrankten Besitz der Stadt und hinderten durch Barrikaden die vom Lande hereinkommenden Waͤhler, die ihrer Partei nicht angehoͤrten, die Stimmbuden zu erreichen. Ein dor— tiges Blatt erzaͤhlt, daß seit dem Beginne der Wahlen nicht we— niger als siebzehnmal Todtenschau gehalten worden uͤber Leichen von Leuten, die bei den Wahlkaͤmpfen in der Grafschaft Tippe— rary umgekommen. In Ennis, wo der Tory-Kandidat Herr Vandeleur selbst durch einen Steinwurf verwundet wurde, ist zu gleicher Zeit ein Paͤchter, Namens Eustace, erschlagen worden, und die Umstaͤnde der That scheinen so außerordentlicher Art gewesen zu seyn, daß der Lord-Lieutenant von Irland sich veranlaßt gese— hen hat, einen Preis von 100 Pfd. auf Angebung des Thaͤters auszusetzen.

Der Zustand Irlands wird bei Gelegenheit der Wahlen von der Times wieder sehr ausfuͤhrlich besprochen und eine Verän— derung der dortigen Verhaͤltnisse, namentlich was die Einmischung des Klerus in dle Politik betrifft, als dringend nothwendig dar— gestellt. „Ju diesem Lande der Priester-Herrschaft“, sagt das ge⸗ nannte Blatt, „handelt es sich nicht um Getraide, Zucker oder Bauholz; von keinem dieser Dinge werden die armen kartoffel— essenden Irlaͤnder in Tipperary oder Carlow auch nur im mindesten beruͤhrt, da sie weder etwas davon genießen, noch Handel damit treiben. Noch weniger handelt es sich um die Deckung eines Defizits in den Staats-Einnahmen durch eine Steigerung der Grundsteuer, denn davon ist Irland frei. Es handelt sich bloß darum, ob die Protestanten und die pro— testantische Kirche fortbestehen oder von der Uebermacht des Papst— thums erdruͤckt und vernichtet werden sollen. In Irland wird der Kampf durch die Mittel gefuͤhrt, welches das Papstthum so gern anwendet: durch physische Gewalt und aberglaͤubische Furcht, durch Einschuͤchterung auf dem Felde, auf dem Markt und in der Kapelle, durch körperliche und geistige Einschuͤchterung.“ Hierauf fuͤhrt die „Times“ aus dem Bericht des Unterhaus-A1Ausschusses über Bestechung und Einschuͤchterung eine Menge solcher Faͤlle an, namentlich von Verweigerung der Absolution, von Androhung kirchlicher Strafen und ewiger Verdammniß, wenn die Waͤhler nicht nach den Vorschriften des Klerus ihre Stimmen abgaͤben. „Nicht fur religibse Duldung“, heißt es dann weiter, „nicht fuͤr politische Gleichheit, denn diese sind den katholischen Geistlichen und Laien längst gesichert, sondern fuͤr die weltliche Ge⸗— walt der Paͤpstlichen Hierarchie wird dort gekämpft. Als die bürgerliche Emancipation in Irland vollkommen erreicht war, begann daselbst ein neuer Kampf, um den Priestern allein, mit Ausschluß jedes weltlichen Einflusses, die gaͤnzliche und un—

beschräͤnkte Leitung des Volkswahlrechts zu sichern. Unter der

alten Verfassung dieses Königreichs wuͤrde ein solcher Kampf

) 935 ; * wahrscheinlich erfolglos gewesen seyn; aber die Rel erg, m ls kr England, Schottland und Irland. welcher der r , er Katholiken folgten, haben die Moglichkeit einen üblen Wi ung zum Vorschein gebracht, da sie den alten Einfluß laͤhmten, der die Bemühungen des Priester-Ehrgeizes haͤtte zuruͤckhalten oder neutralisiren können. Vor den Angriffen gegen die Seele kann die Wähler nichts schuͤtzen, keine Polizei schirmen. Das einzige Mittel, diese geheimen Mißbraͤuche der Religion niederzuhalten, be⸗ steht darin, die Zahl der Waͤhler, welche solchem furchtbaren Ein⸗ fluß ausgesetzt sind, auf den im bglichst geringen Vela us h r abzu se zen. (Dies scheint eine Hindeutung guf Lord Stanley 3Ir⸗ landische Wahlerregistrirungs⸗Bill zu seyn;) Jene Uebertretung seines heiligen Amtes hingegen, welche der Priester öffentlich begeht, die Bannflüäche, die er von dem Altare gegen eine versammelte Menge schleudert, scheinen leichter unterdruͤckt werden zu koͤnnen. Ein Priester hat, wie jeder andere freie Mann, wenn er eine Versammlung von Zuhörern auf einem Felde oder in dem Hofe eines Wirthshauses zusammenbringen kann, das Recht, uber Politik eine Anrede an sie zu halten. Aber er hat kein Recht, For einer kirchlichen Versammlung beim Gottesdienst von Politik zu sprechen. Wir konnen jedem Prediger und seiner Gemeinde den ungestöͤrten Genuß ihrer kirchlichen Uebungen sichern, aber wir sind nicht verpflichtet, Kirchen-Agitation und politische Be⸗ schwoͤrungen vom Altar aus zu gestatten, noch sene schrecklichen Gebraͤuche geistlicher Einschuͤchterung zu dulden, durch welche die Freiheit selbst ertödtet und vernichtet wird.“ .

O'Connell erklaͤrt in einem Schreiben, er werde seinen Par— lamentsfitz fuͤr die Grafschaft Meath an einen Anderen abtreten. Durch feine Erwaͤhlung fuͤr eine so bedeutende Grafschaft wie Tork, findet er die in Dublin ihm widerfahrene Niederlage zum Theil aufgewogen und spricht uͤberdies die Ansicht aus, daß er obald ĩ ö

spaͤter jedenfalls wieder in Dublin werde gewaͤhlt werden, f nun erst die Reform der Stadtverwaltung, die dort in d Herbst eintreten wird, die Macht der Tories gebrochen hahe. Aus einem Artikel der Morning-Chroniele geht hervor, daß die Londoner Konferenz die drei Bedingungen Frankreichs vor dessen Beitritt zu dem neuen Traktat, naͤmlich nicht seinen Beitritt zum Traktat vom 15. Juli v. J., ferner nicht seine Ent⸗ waffnung zu verlangen und endlich ihm mit der Aufforderung zum Beitritt zu dem neuen Traktat vom 13. Juli d. J. entge— zukommen, bewilligt hatte. -

Ueber den angeblichen Zweck der letzten Reise des Koͤnigs der Belgier nach England, die Belgischen Graͤnz-Festungen betreffend, sagt der Courier, bekanntlich jetzt ein Organ der konservativen Pa tei:

„Die Uebereinkunft, welche den Koͤnig Leopold auf den Thron von Belgien setzte, enthielt Bestimmungen zwischen den Vertrags Maͤchten, von denen er und der Koͤnig der Franzosen natuͤrlich zwei der hauptsaͤchlichsten sind, welche besagten, daß die Festungswerke der Belgischen Graͤnzstaͤdte geschleift werden sollten. Die Gruͤnde fur diese Maßnahmen waren offenbar vernuͤnftig, da jene Festungen in den Händen der Belgischen Regierung als eine Schranke wider moͤg liche Angriffe von Seiten Frankreichs ohne allen Nutzen und daher im Sinne jener indirekten Buͤrgschaft fuͤr den allgemeinen Frie— den und die Sicherheit, welche ihre frühere Erhaltung unter einem verschiedenen Stand der Dinge erheischte, schlimmer als nutzlos wa ren. Als Belgien und Holland unter dem Namen der Niederlande Einen Staat bildeten, war die Unterhaltung und hinlaͤngliche Besetzung der ausgedehnten und wichtigen Werke der befestigten Plaͤtze Belgiens eine Aufgabe, welche die Bevoͤlkerung und die Huͤlfsquellen des ver einigten Königreichs nicht uͤberschritt, daher sie auch ein Element seiner Staͤrke ebensowohl, als der Wirksamkeit fuͤr die von dem Wiener Kongreß im Interesse des Europaäͤischen Gemeinwohls vorge⸗ schlagenen friedlichen Zwecke, waren. Die Trennung Belgiens von Holland änderte die Ordnung der Dinge; denn allein war erjteres Land, mit einer Bevölkerung von wenig mehr als vier Millionen ünd mit mehr als verhältnißmaäßig verminderten Huülfsquellen , der gehoͤrigen Unterhaltung und dem Militairdienst so ausgedehnter Festungen, die in

( esen

Kriegszeiten Armeen zu Besatzungen erfordern, offenbar nicht gewachsen. Sonach ward die vertragsmaͤßig festgesetzte Demolirung derselben allerseits als eine angenehme Erleichterung fur das junge Königreich betrachtet, wahrend sie gleichzeitig darauf be rechnet war, alle Besorgniß zu entfernen, als koͤnnten diese starken Plätze eine Lockspeise fuͤr Frankreichs Ehrgeiz und eine Aufforderung feyn, sie durch einen Ueberfall zu besetzen und sie so in ein mächtiges Werkzeug fuͤr fernere Angriffs und Vergroͤßerungs-Plaͤne beim Eintritt iegend einer wirklichen oder eingebildeten Kollision mit anderen Kontinental⸗Maͤchten zu verwandeln. Von der Regierung Frankreichs, wie sie jetzt zusammengesetzt ist, hat man vielleicht keine ungerechte Politik dieser Art zu befuͤrchten, allein es ist Großbrita niens und aller anderen Lander Pflicht, gegen alle kuͤnftig etwa moͤg lichen Ereignisse, z. B. die Wiedererscheinung eiges Franzoͤsischen Ministers wie Herr Thiers oder anderer revolutionaͤrer Charaktere, auf der Hut zu seyn. Koͤnig Leopold kam, wie man sagt, mehr auf den Wunsch Ludwig Philipp's, als aus eigenem freien Willen hier⸗ her, um dahin zu wirken, daß man nicht auf der vertragsmaͤßig stipu— lirten Schleifung der Fortificationen seiner festen Plaͤtze bestehe, wo mit man, wie es scheint, noch nicht einmal angefangen hat.“

Unter den verschiedenen Privatvorschlägen in Betreff Palaͤ— stina's befindet sich auch der des Englischen Oberstlieutenants Sir J. Carmichael Smyth, den sein Rückweg aus Indien nach Eng— land durch jenes Land gefuͤhrt hat. In einem offenen Send— schreiben fordert er die Christen aller Konfessionen auf, ihre Re— gierungen zu ersuchen, sie moͤchten bei der Pforte dahin wirken, daß Palaͤstina unter dem Schutz der christlichen Fuͤrsten Asiens und Europa's zu einem unabhaͤngigen Staat erhoben und dessen Regierung einem eingeborenen Fuͤrsten Syriens uͤbertragen wer— den, jedoch so, daß keine christliche Macht ein ausschließliches Pro— tektorat auszuuͤben habe.

Nach Berichten aus Malta vom 5. Jult waren die Eng— lischen Schiffe Vanguard,“ „Kalkutta“ und, Cambridge“ am 4ten von da nach der Levante unter Segel gegangen. Das Linienschiff „Ganges“ war nach den Baleaxischen Inseln abgefertigt worden, um die Bewegungen der Franzoͤsischen Flotte in jenen Gewaͤssern zu beobachten.

Die der Reform-Partei angehoͤrenden Waͤhler von Maryle— bone haben gestern ein großes Banket gehalten, um den Sieg zu . den sie durch Erwählung Sir Benjamin Hall's und Sir Gharles Napier's zu ihren Repraͤsentanten im Parlamente uͤber die Tories davongetragen haben. Commodore Napier hielt bei disen Gelegenheit wießer eine Rede, in welcher er den Ministern . irn, sie, gro mancher Schwachen, doch im 9. Rif „en seyen, ihr Versprechen zu halten, naͤmlich dem , n gehen, Ersparnisse einzuführen und den Frie— den zu erhalten. Er äußerte sich zugleich uber die Schwierig— keiten, welche Sir Robert Peel besonders in finan leller Hinfl

; Al besonders in finanzieller Hinsicht und in Betreff Irlands zu besiegen haben werde. h Aus Monttose wird gemeldet, der für diesen Ort gewaͤhlte Herr Chalmers beabsichtigte, seinen Parlamentssitz dem in Leeds purchgefallenen Herr Hume zu überlassen, der aus Montrofe ge⸗ , Und dasselbe schon von 1815 bis 18390 im Parlamente

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Die Morning Chroniele meldet, daß Lord Palmerston einer Deputation der Offfziere der ehemaligen Britischen Huͤ lfs⸗ Legion die beruhigendsten Bersicherungen in Bezug auf die nicht erfolgte Auszahlung des dritten e Hine der von der Spanischen Regierung zu zahlenden Sold-⸗Ruckstandz ertheilt und zugleich er— klaͤrt habe, der Britische Gesandte in Madrid sey weiter beauf— tragt, noöͤchigenfalls die in seinen Händen als Garantie besind— lichen Spanischen Obligationen zu veraäͤußern. .

In Kanada ist ein neues Regiment errichtet worden, dessen Zusammensetzung die „Hofzeitung“ amtlich mittheilt. Es fuͤhrt den Namen „Kbniglich Kanadisches Regiment“, ist zum Dienste in den Kanadischen Kolonieen bestimmt und wird meistens von Of— sizieren, die bie her auf Halb sold standen, befehligt.

Nach dem Boͤrsen-Berichte des „Standard“ verlieren zwei Londener Haͤuser, das eine 25 (0 Pfd., das andere 30,000 Pfd., bei dem Fallissement von Geymuͤller. 0

Nach amtlichen Berichten hat im vereinigten Königreiche der Zucker-Verbrauch, der sich in dem am 5. Juli 1819 abgelaufenen Finanzjahre auf 187 Millionen Tonnen belief, in dem letzten Fi⸗ nanzjahre nur 155 Milllonen Tonnen betragen. .

Die Koͤnigin der Belgier ist noch nicht abgereist; mit dem Befinden des Herzogs von Brabant bessert es sich.

Die Mitgift der aͤltesten Tochter Sir Robert Peel's, die vor kurzem an den Viscount Villiers verheirathet worden ist, betragt, wie es heißt, 150,000 Pfd. St.

Der heutige Tag ist zur Feier der Vermaͤhlung Lord Russell's mit Lady Fanny Elliot, Tochter des Grafen Minto, bestimmt. . ;

Am 12. Juli feierte die Wittwe des beruͤhmten Fox ihren

John

96sten Geburtstag; die alte Dame erfreut sich noch einer sehr

guten Gesundheit und heiterer Laune.

Dlle. Rachel ist nach Boulogne abgereist und wird sich nach

. . 7 14 ͤ Fuͤr ihre zahlreichen hiesigen Verehrer hat sie ihr Bildniß zuruͤckgelassen, welches sofort in Kupfer gestochen

Bordeaux begeben.

werden soll.

Am Sonntag hat ein nent wüͤthete) im Kanal an angerichtet.

an (derselbe, der auf dem Konti— en Schiffen bedeutenden Schaden

II London, 20. Juli. Das Resultat der Parlaments-Wah— len in Großbritanien hat die Erwartungen der Konservativen ü ber⸗ trossen und meine Vorhersagungen mehr als erfuͤllt. Die Majo— ritaͤt der Konservativen im neuen Parlamente wird etwa 78 Stim⸗ men betragen. Als die Wahlen begannen, schaͤtzte ich dieselbe auf 68 Stimmen, aber ich hatte freilich nicht die starke Reaction, welche in Irland gegen O'Connell und die liberale Partei statt— gefunden, in Betracht gezogen. In Dublin selbst hat der „Be— freier“ nebst seinem Whigistischen Kollegen, Herrn Hutton, einem achtbaren Presbyterianer und ehemaligen Wagenbauer, eine Nie⸗ derlage erlitten. In Waterford hat Herr Wyse, ein Katholik, Lord des Schatzes und eifriger Freund des Volks-Unterrichts, sei⸗ nen Sitz verloren. Im ganzen Lande haben sich unzweideutige Zeichen einer Auflöͤsung der unheiligen Allianz zwischen den Meinungen der demokratischen Partei und dem Glauben der katholischen Kirche

muͤssen nun erst noch erfahren, wer sich im Unterhause als Kan⸗ didat zu einer politisch bedeutenden Rolle hervorthum wird. Ein Mitglied wenigstens, Herr Sombre, ist dadurch daß Indisches Blut in seinen Adern fließt; denn seine A utter war ine Begum- oder Hindu⸗Dame von Rang, uͤnd sein Name ist nicht unpassend fuͤr seine Gesichtsfarbe.

Das Refultat dieser Wahlen ist also die Niederlage der Whigs und das voͤllige Mißlingen jener Agitations-Maßregeln, wodurch sie ihrem wankenden Glüͤcke wieder arg , suchten. Obgleich alle Whig-Minister fuͤr die unter ihrer Autorität vorge⸗ schlagenen Maßregeln naturlich gemeinsam verantwortlich sind, so ist es doch billig, daß die persoͤnliche Verantwortlichkeit fuͤr die zegangenen Fehler nicht auf Alle mit gleichem Gewichte falle. Lord Melbeurne und der Marquis von Lansdowne traten den⸗ selben nur mit Widerstreben bei. Sie erwarteten nicht, daß ihre Aufforderung einen liberalen Enthusiasmus im Lande erregen werde; auch wuͤrden sie, wenn sie dies wirklich erwartet hätten, denselben nicht unterstuͤtzt haben. Lord Normanby und Herr Me⸗ caulay waren die eifrigsten Gegner des ganzen Planes; sie wider⸗ setzten sich so lange wle moͤglich einer Berufung an das Land un⸗ ter Umstaͤnden, die offenbar so unguͤnstig fur sie selbst und so nachtheilig fuͤr die Verfassung waren. Lord Clarendon und Lord John Russell suspendirten ihr Urtheil auf einige Zeit und stimm⸗ ten endlich der Maßregel bet, obgleich sie uͤber das Resultat der⸗ selben in Zweifel waren. Lord Palmerston und der Lord Kanz⸗ ler, Lord Tottenham, waren von Anfang an die eifrigsten Ver⸗ theidiger der Auflbsung des Parlaments und hofften am zuver⸗ sichtlichsten auf Erfolg. Es gelang ihnen, die uͤbrigen Mitglieder des Kabinets mit fortzureißen und die Opposition der gemäßig⸗ teren Partei zu lähnien. Diese Details waren natuͤrlich nicht geeignet durch unsere Zeitungen bekannt zu werden; indeß kann man sich auf ihre Richtigkeit verlassen. 2k London, 29. Juli. Die Wahlen sind noch guͤnstiger fuͤr die Tories ausgefallen, als sie selbst erwartet hatten, haupt⸗ saͤchlich in den Englischen Grafschaften, zum Theil selbst in Ir⸗ land, weniger aber als von ihnen erwartet wurde, in Schottland. Sie werden in das neue Parlament mit einer Majoritäͤt von mindestens 80 Stimmen treten, welche durch den ministeriellen Einfluß bei dessen Aenderung und Wechsel, auf mehr als 1090 steigen durfte. Dies ist insofern wichtig, als es Sir Robert Peel, den Leiter des kommenden Kabinets, der sonstigen Nothwendigkeit ganz uͤberhebt, das neu gewählte Parlament aufzulbsen und ein anderes unter seinem ministeriellen Einflusse gleich darnach waͤh—⸗ len zu lassen, was zwei Millionen Pfd. St. kosten, und das ganze Reich wieder aufregen wuͤrde.

Die Bildung des neuen Kabinets ist, wie es scheint, noch un—⸗ gewiß. Wenn gleich Sir Robert Peel als das geistige Haupt desselben anzusehen ist, scheint es, bei der Abneigung der Koͤnigin gegen ihn und sein persönliches Auftreten, nicht unwahrscheinlich, daß es sich mit der Kanzlerschaft des Schatzes begnügen, und Lord Aberdeen als nomineller Premier-Minister (First Lord of the Treasury) eintreten durfte. Derselbe wird auch wahrschein— lich Staats-Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten werden,

gezeigt, die so viele Jahre hindurch die Priester zu politischen Herren Sir James Graham fuͤr das Innere und Lord Stanley, naͤchst

sfhier' Gemeinden und zu den furchtbarsten Werkzeugen der yoli⸗ Der ungluͤckliche Irlaͤndische Wähler, zwischen die Drohungen seines Toryistischen Herrn von dieser Welt und die weit schrecklicheren Drohungen seines Beichtvaters fuͤr die andere Welt gestellt, proscribirt durch O'Connell und durch seine Landsleute von der einen oder der anderen Partei zur Ver— folgung und vielleicht zu einem barbarischen Tode verurtheilt, wird wenigstens einsehen, daß die sicherste Buͤrgschaft fuͤr seine Freiheit und Sicherheit die Aufrechthaltung einer starken Regle— Es ist vergleichungsweise von geringem In—

tischen Agitation machte.

rung im Lande sey. teresse fuͤr ihn, zu bestimmen, ob die herrschende Partei in England seines abstrakten politischen Rechte beschränken oder erweitern werde, wenn er erfaͤhrt, daß seine Landsleute sich verbunden haben, ihm das Leben zu nehmen. Die Frage wegen Aufhebung der Union hat auch viel dazu beigetragen, GCennells Einfluß zu schwaͤchen, indem sie die liberale Partei gegen ihn aufregte; sie hat nicht ein— mal seine Erwaͤhlung in Dublin gesichert, obgleich die Hauptstadt der Insel durch die Anwesenheit einer Aristokratie und ein loka— les Parlament offenbar am meisten gewinnen wuͤrde. Gegenwärtig ist das neue Parlament merkwuͤrdiger wegen derjenigen, die davon ausgeschlossen, als wegen derjenigen, die ge— waͤhlt worden sind. Joseph Hume istz, nachdem er dreißig Jahre lang sich der National-Oekonomie und den Volks-Interessen ge— widmet, von den Bewohnern von Leeds schmachvoll verworfen worden, und zwar hauptsaͤchlich wegen seiner angeblichen Gleich— guͤltigkeit in religibsen Dingen. Lord Howick, Sohn des Lord Grey, ist in Northumberland durchgefallen. Die Fehler seines Temperaments sollen hinlaͤnglich durch seine Talente und seine Industrie aufgewogen werden, und sein erlauchter Vater, welcher die gegenwaͤrtige Politik der Whigs verwirft und tadelt, gewaͤhrte ihm keine Unterstüͤtzung bei der Wahl, und thut, als ob er sich aus der Niederlage desselben nichts mache. Anders verhielt es sich mit der Niederlage, die Lord Morpeth erlitt, der Erbe des Hauses Carlisle, Sekretaͤr fuͤr Irland und Kandidat fuͤr den westlichen Bezirk von Yorkshire, der die wohlhabendste und zahl— reichste Waͤhlerschaft im ganzen vereinigten Königreiche enthaͤlt. Lord Morpeth und Lord Milton Erbe des Lord Fitzwilligm wurden durch die Herren Wortley und Jenison, die konser— vativen Kandidaten, geschlagen. Lord Morpeth hat das Land elf Jahre repraͤsentirt. Die Rede, womit er von den Waͤhlern Abschied nahm, als die Abstimmung bekannt gemacht wurde, ist von ganz England mit Beifall aufgenommen worden. Sie erin— nert an die edlen Streitigkeiten und die großmuͤthige Feindschaft der Helden Homer's oder der Graͤnz-Haͤuptlinge in den alten Balladen. Er sprach von dem Verluste einer Ehre, auf die er stolz gewesen, wie von einem Schlage, der nicht dadurch ausge— glichen werde, daß er sich herablasse, eine geringere Waͤhlersch aft

zu repraͤsentiren, und er gab die Absicht zu erkennen, sich auf ei— nige Zeit aus dem Unterhause zuruͤckziehen zu wollen. Da ihm aber einmal bestimmt sey, besiegt zu werden, so gewähre ihm der Umstand wenigstens den hoͤchsten Trost, in seinem gluͤcklichen Ne— benbuhler (Herr Wortley) einen seiner liebsten Freunde zu erblik— ken und zu wissen, daß die heftigsten Parteikaͤmpfe niemals ihre wech sel⸗ seitige Freundschaft getruͤbt haͤrten. Diese aus dem Herzen gesprochenen Worte haben mehr dazu beigetragen, Lord Morpeth zu einem Lieblinge des Englischen Volks zu machen, als jahrelange Partei-Intriguen oder politische Bestrebungen vermocht haͤtten. Auch verdient er diese Gunst, und wenn Einmal die Whigs wieder ans Ruder ge— langen, so wird er unstreitig eine bedeutende Stellung im Kabi— net einnehmen. Ich könnte mein, Verzeichniß von Durchgefalle—⸗ nen noch durch eine Menge offfzieller Namen und alter parla— mentarischer Reputationen vergroͤßern. Sir George Sinclair, Herr Le Marchand, Herr J. E. Stanley, Ge dera de fm er der Armee, General Evans, Sir Edward Lytton Bulwer, Sir [l Lemon u, s, w, haben ihren Parlaments: Sitz verloren, Wi

Gnade hatte,

Sir Robert bei weitem der talentvollste unter Allen, fuͤr die Ko— lonieen. Ein auf den 26sten d. angekuͤndigter Besuch der Königin, Prinzen Albert und des Hofes, auf dem Landsitze des Her— ogs von Bedford, zeigt jedoch augenscheinlich, mit welcher Festig— eit Ihre Majestaͤt noch an ihren Whig-Verbindungen haͤngt. Die schon fruͤher von Peel geforderte Entfernung der Whiggisti⸗ schen Hofdamen, duͤrfte daher sehr große Schwierigkeiten finden. Das größte Hemmniß fuͤr den Gang des künftigen Ministeriums, liegt jedoch in der Nothwendigkeit die Abgaben zu erhoͤhen, theils in Folge des bestehenden, seit einigen Jahren gewachsenen Defi— zits, theils wegen der ungeheueren Kosten des Chinesischen Krie— ges. Trotz dieser Nachtheile, ungeachtet des durch die kalte und nasse Witterung zu befuͤrchtenden ünguͤnstigen Ausfalls der Aerndte, und daherigen Korn-Einfuhr vom Auslande, wie auch des gar uͤblen Eindruckes den der Geymuͤllersche Bankerott hier gemacht hat, haben sich die Fonds in Vertrauen auf Sir Robert Peels Einsicht.

iederlande.

Aus dem Haag, 20. Juli. Der Koͤnig hat verfuͤgt daß fuͤr die Provinzen Groͤningen, Drenthe und Overysel ein Kanal angelegt werden soll, der fuͤr dieselben eine neue Quelle des Wohlstandes werden wird.

Die acht großen Dampfmaschinen, vermittelst deren das Haar— lemer Meer trocken gelegt werden soll, sind ausschließlich in in— laͤndischen Maschinen-Fabriken bestellt worden. ; :

ö ; Belgien.

Brüssel, 20. Juli. Durch eine Koͤnigliche Verfuͤgung sind die Wasserzölle, sowohl auf Kanaͤlen als auf Fluͤssen, von allen Steinkohlen, die nach Holland ausgefuͤhrt werden, auf die Hälfte des bisherigen Tarifs herabgesetzt worden.

Schweden und Norwegen.

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Stockholm, 16. Juli. Der Koͤnig hat den Kammer— herrn, Kommerzienrath und Ritter Rosenblad und den diesseiti— gen General- Konsul in Kopenhagen, Ritter Ewerlöf zu Kom— missarien ernannt, um einer Konferenz mit Daͤnischen Bevoll— maͤchtigten beizuwehnen, die in Helsingͤr zur Ausgleichung der noch in Bezug auf den Sundzoll stattfindenden Differenzen an— beraumt ist.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 20. Juli. Diesen Morgen ward Thorwaldsen eine Ueberraschung, von der er sich hoch geehrt und geschmeichelt fuͤhlen mußte. Er erhielt nämlich von Sr. Majestät dem Koöͤ— nig ein uͤberaus huldvolles Schreiben, worin der Monarch be⸗ dauert, in diesem Augenblick nicht in Muͤnchen zu seyn, um den Kuͤnstler personlich seiner Werthschaͤtzung zu versichern, und ihm anzeigt, daß er ihn zum Großkreuz des Verdienstordens vom hei⸗ ligen Michgel ernannt habe (Thorwaldsen ist seit 1829 Comman⸗ deur des Verdienstordens der baͤierschen Krone), dessen Insignien ihm behaͤndigen zu lassen der Minister des Aeußeren den Auftrag hat. Hofrath Thiersch hat von Sr. Majestaͤt dem König Otto von Griechenland in Anerkennung feiner Verdienste um Giiechen⸗ land und seiner fortdauernden Theilnahme an der , ,

Sache das ECommandeurkreuz der, Kbnig!. Griechh sehen Erl 77 ordens erhalten, das Se. Königliche Hoheit der, 233 bie feiner Räckkehr' ans Arhen ihm persssnlsch zu äberr .