1841 / 206 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Justiz-⸗Ministers vom 22. Dezember 1833 ausgedrückte Satz, daß die Urtheile der Gerichte bloß als Gutachten zu betrachten und erst durch ministerielle Bestäͤtigung die Kraft von Urtheilen er— hielten, widerspreche der Rheinischen Rechts- Theorie und gericht⸗ lichen Praxis und scheine um so weniger Beduͤrfniß, da das bͤf— fentliche Ministerium die Rechte der Staatsgewalt stets auf dem Wege der Appellation zu wahren im Stande sey. Der Antrag des Ausschusses gehe demnach dahin, daß Se. Majestaäͤt der Konig gebeten werden moͤge, mit Aufhebung der Allgemeinen Kabinets— Ordres vom 6. Maͤrz 1821 und 25. April 1835 (insoweit erstere das Staats⸗Verbrechen der beleidigten Majestaäͤt im enge— ren Sinne begreift), die Abrogation der auf den Gegenstand der besagten Kabinets-Ordre vom 6. Maͤrz 1821 bezughabenden Ge⸗ setze und Verordnungen vom 3. Februar 1833, vom 2. August 1834, vom 30. September 1836, so wie der Ministerial-Reskripte vom 7. Mai 1821, vom 6. April 1822 und vom 18. Maͤrz, 1. November und 22. Dezember 1833, Allergnädigst auszusprechen und zu befehlen, daß in Ansehung der Verfolgüng und Bestra— fung der in den allegirten Gesetzen und Reskripten bezeichneten Ver⸗ brechen und Vergehen die Rheinische Kriminal-Prozedur wieder ins Leben trete und hinsichtlich der Dienstvergehen der Beamten, wenn auch etwa die Anwendung des Rheinischen Strafgesetzbuchs dabei nicht zulaͤssig scheinen mochte, doch wenigstens das offent— liche und mündliche Berfahren wieder hergestellt werde.

Der Herr Antragsteller erklart sich mit den Beschraͤnkungen, welchen nach dem Gutachten des Ausschusses der urspruͤngliche Antrag zu unterwerfen sey, und namentlich damit nicht einver— standen, daß bei den genannten drei Kapitalverbrechen die Einheit der Gesetzgebung eine Nothwendigkeit und die Wiedereinführung des bffentlichen und muͤndlichen Verfahrens nicht wohl zulaͤssig erscheine. Er beruft sich dabei auf die Meinung ausgezeichneter Juristen und auf den Umstand, daß die Zeiten, welche solche Excep— tionen herbeigefuͤhrt und vielleicht nothwendig gemacht, voruͤber und deren Rückkehr nicht zu befuͤrchten sey. Ein Artikel aus Berlin vom 24sten v. M. (Augsburger Allg. Zeitung Nr. 182) gebe uͤberdies um so mehr Hoffnung, daß des Kbnigs Majestaͤt den gestellten Antrag der Rheinischen Staͤnde vollstaͤndig zu ge— waͤhren nicht abgeneigt seyn duͤrfte, da dies fuͤr die Provinz Neu⸗ Vorpommern, fuͤr welche dieselben Verordnungen bestanden, bereits vor zwei Jahren geschehen sey. Dieser Ansicht traten mehrere der Herren Abgeordneten bei. .

Referent resumirt kurz die bereits angegebenen Gruͤnde, welche den Ausschuß geleitet, namentlich, daß in Beziehung auf die drei Hauptverbrechen er die Anspruͤche des Staats auf Rechts⸗ Einheit, ungeachtet aller entgegenstehenden Liebe und Anhaͤnglich— keit an die Rheinische Gesetzgebung, nicht habe verkennen duͤrfen. Allerdings seyen die Zeiten, welche die Exception herbei⸗ gefuhrt, vorüber und deren Ruͤckkehr nicht leicht zu befuͤrch— ken; allein Gleichmäßigkeit des gegen die verzeichneten Verbrechen einzuleltenden Verfahrens und der dagegen zu verhaͤngenden Strafen rechtfertigen das Bestehen eines Central-Gerichtshofes, vor den sie gezogen werden, und welcher auch der Rheinischen Gesetzgebung und Verfassung nicht fremd sey. Nicht sowohl in den Staatsanordnungen hinsichtlich der erwahnten Verbrechen, als in der . welche diesen Anordnungen spaͤter gegeben worden, liege das Uebel, welches dadurch herbeigeführt worden. Die Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit des Verfahrens, da wo dessen Beibehaltung in der noch bestehenden Justizorganisation eine Möglichkeit sey, habe der Ausschuß aber nach Kraͤften vindiciren zu muͤssen geglaubt. . .

Der Herr Antragsteller schließt sich den Ansichten des Aus— schusses wenigstens insoweit, als es sich von Verbrechen handle, welche ihre Verzweigungen durch den ganzen Staat oder gar bis ins Ausland haben, an, bedauert aber stets, daß übrigens sein Antrag nicht in seiner ganzen Ausdehnung die Unterstuͤtzung des Ausschusses gefunden. ö

Die Bemerkung eines Abgeordneten, daß der Ausschuß auch das Gerichtsverfahren im Militairstande in seiner Begutachtung hatte beruͤhren sollen, wird von dem Referenten dahin widerlegt, Faß der Antrag zu einer desfallsigen Aeußerung keine Veranlassung gegeben, auch wird noch angefuͤhrt, daß der Militairstand stets und uͤberall einen separirten Gerichtsstand und besonderes Ver— fahren in Strafsachen gehabt, und daß der Soldat uͤberhaupt nicht der Civilgesetzgebung der Provinz, in welcher er zufaͤllig steht, untergeben, sondern nach den Militairgesetzen zu beurtheilen sey. Hierauf wird der Antrag des Ausschusses zur Abstimmung gebracht und mit 65 Simmen gegen 10 angenommen.

Zeitungs- Uachrichten.

Ausland.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 20. Juli. Die hiesigen Zeitungen pu— bliziren folgendes Kaiserliches Reskript:::

„Unserem General-⸗Major Abu⸗Mußelim Chan, Schamchal von Tarki, Beherrscher von Buingk, Wali von Daghestan.

Zur Belohnung des ausgezeichneten Eifers, den Sie in den Ge fechten gegen die Gebirgsvoͤlker am 14. Sept. 1840 bei dem Dorfe Gimrst bewiesen, wo Sie mit der Reiterei Ihrer Untergebenen dem Feinde eine starke Niederlage beigebracht und zur Einnahme des befestigten Dorfes Gimry beigetragen haben, ernennen Wir Sie Allergnaͤdigst zum Ritter Unseres Kaiserlich⸗Koͤniglichen St. Sta nislaus-Ordens 1ster Klasse, dessen Insignien Wir Ihnen hierbei uͤbersenden und mit Unserer Kaiserlichen Gnade wohlgewogen bleiben.

Peterhof, 144. (26. ) Juni isat. (gez) Nikolaus.“

Der General-Lieutenant Tesleff ist zum General der Infan

terie und der General-Major Fuͤrst Tschewtschewadze zum Gene-

ral-Lieutenant befördert.

Frankreich.

Paris, 21. Juli. troffene telegraphische Depesche meldet, daß dort und in den be— nachbarten Departements fortwährend Alles ruhig sey.

Im Moniteur Parisien liest man: „Gestern konnte we— gen der unguͤnstigen Witterung nur Eine Depesche hierher gelan— gen. Sie meldet, daß Herr Moritz Duval am Tage nach peiner Ankunft, da er von der Abberufung des Herrn Plougouim noch

E err einen braven und vernuͤnftigen Mann!

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Außer den 15,000 Mann, die in Toulouse selbst zusammen—

gezogen werden, sellen noch weitere ansehnliche Streitkraͤfte fuͤr

gewisse Eventualitäten in Bereitschaft gehalten werden. Der Kriegs-Minister hat den die Tte, Ste, Ote und 11te Militair⸗Di— vision kommandirenden General-Lieutenants den Befehl zugeschickt, die Haͤlfte der zu ihrer Verfuͤgung stehenden Truppen in der Rich— tung von Toulouse zu echeloniren, so daß uͤber 30 000 Mann in der 10ten Militair-Division konzentrirt werden können, falls die Maßregeln, welche Herr Moritz Duval ergreifen duͤrfte, neue Un— ruhen hervorrufen sollten.

Die heute hier eingetroffenen Privatbriefe aus Toulouse ent—⸗ halten nichts Mittheilenswerthes. Sie druͤcken theilweise die Hoff— nung aus, daß die Unruhen sich nicht wiederholen wurden.

Die (gestern mitgetheilten) Erklaͤrungen des Herrn Mahul sind von dem „Journal des Debats“ ohne Kommentar mitge⸗— theilt worden. Dieses nachsichtige Stillschweigen wird von den uͤbrigen Blattern nicht beobachtet. Die Presse wirft dem Ex— Praͤfekten vor, daß die Gruͤnde, die ihn zur Zusammenberufung der National-Garde veranlaßt hatten, eben so unhaltbar als be— klagenswerth wären. Er sey als Praͤfekt durchaus nicht gesetzlich gezwungen gewesen, in jene Zusammenberufung zu willigen; und da er selbst einraͤume, daß er die Gefahr einer solchen Maßregel vorausgesehen habe, so sey es seine Pflicht gewesen, sich derselber um jeden Preis zu widersetzen. Den General-Lieutenant St. Michel haͤlt das genannte Blatt fuͤr so strafbar, daß es ihn vor ein Kriegsgericht gestellt zu sehen verlangt. Die Oppo— sitions-Journale greifen die Erklaͤrung des Herrn Mahul von einer anderen Geite an. „Wir wollen nicht be⸗— haupten“, sagt der Constitutionnel, „daß Herr Mahul Unrecht daran gethan haͤtte, die Erlaubniß zur Zusammenberu⸗ fung der National-Garde zu ertheilen. Er sagt aber nicht, daß er diese Erlaubniß vorher verweigert hatte. Daher die Aufre— gung; er mußte von zwei Dingen eins thun: entweder die Er⸗ faubniß augenblicklich, eder gar nicht ercheilen; denn die erste Weigerung hat einen fuͤr ihn unguͤnstigen Eindruck bei der Na— tional-Garde hervorgebracht. Herr Mahul hat indeß bis zum letzten Augenblick das Einschreiten der militairischen Streitkraͤfte verlangt; aber der General erklaͤrte ihm, daß dies bei der Ver— mischung der National-Garde mit den Linientruppen unmöglich sey. Dies ist eine Incrimination gegen den böosen Willen oder gegen die Ungeschicklichkeit des kommandirenden Generals; ihm steht es zu sich zu yertheidigen. Wir begreifen, daß dem Herrn Mahul daran liegt, darzuthun, daß er bis zum letzten Augenblick das Gesetz und das Ansehen der Regierung habe mit Festigkeit verthei— digen wollen. Aber, großer Gott! welcher Ausdruͤcke wagt er sich zu bedienen? Er ist nicht vor dem Blutvergießen zuruͤck— geschreckt, sagt er! Das Vergießen des Blutes der Aufruͤhrer sey sein Recht und seine Pflicht gewesen! Einer solchen Sprache bedient sich Herr Mahul, und erklaͤrt sich doch selbst fur Ein vernünftiger Mann schreibt nicht solche Dinge; und wenn ein hochgestellter Beamter so wenig Maß in seinen Worten zu halten weiß, so ist man be— rechtigt zu glauben, daß er in seinen Handlungen eben so wenig Maß zu beobachten weiß, und daß er die Regierung durch sein Benehmen, wie sich selbst durch seine Sprache kompromittirt. Wenn er in solcher Weise zu der Bevoͤlkerung von Toulouse ge— sprochen hat, dann kann man sich freilich uͤber die Erbitterung. die gegen ihn laut geworden ist, nicht mehr wundern.“

Herr Bocher, der einige Tage lang provisorischer Praͤfekt in Toulouse war, ist zum außerordentlichen Requetenmeister im Staats— rathe ernannt worden.

Der Moniteur Algérien vom 13ten d. meldet, daß der General-Gouverneur in Begleitung seiner Ordonnanz-Offsiziere am 10ten d. wieder in Algier eingetroffen sey und sich sogleich zu dem Herzog von Aumale begeben habe, der sich vollig in der Besserung befinde.

Dasselbe Blatt enthaͤlt einen Tagesbefehl des General Baraguay⸗d'Hilliers, in welchem es heißt: „Soldaten, Eurem Eifer, Eurem Muthe verdanke ich es, daß ich die mir von dem General-Gouverneur anvertraute Mission ausfuͤhren konnte. Ihr habt der Erwartung Frankreichs entsprochen. Ihr habt die mi— litairischen Posten der Feinde erobert, ihre Frauen, Kinder und Heerden weggefuͤhrt, ihre Wohnsitze zerstoͤrt, ihre Erndten nie dergebrannt. Empfangt meinen Dank fuͤr Euer Vertrauen. Wir wuͤrden gluͤcklicher gewesen seyn, hatten die Araber statt zu fliehen, Stand gehalten; denn mit Euch war ich des Sieges gewiß.“

In demselben Blatte befindet sich eine Uebersicht der Resul— tate des letzten Feldzuges, die als sehr glaͤnzend geschildert werden. Am Schlusse heißt es jedoch: „Man kann indeß nicht sagen, daß die Macht Abdel-Kaders ganzlich vernichtet worden wäre. Die haͤrtesten Streiche sind ihm versetzt worden; das Meiste ist ge— than, wenigstens deutet Alles darauf hin; aber jene Macht hat nichts destoweniger Wurzeln, die aufs neue ausschlagen koͤnnen, und die man gaͤnzlich ausrotten muß. Deshalb ist Ausdauer nö— thig; denn durch diese allein kann das Werk zu Stande gebracht werden.“

Ueber die Geruͤchte wegen eines zwischen Frankreich und Bel— gien abzuschließenden Zoll-Verbandes bemerkt der Constitu— tionnel: „Wir koͤnnen versichern, daß ein solches Vorhaben kein Ministerium jemals ernstlich beschaͤftigt hat. Ein Vertrag der Art wuͤrde unfehlbar die traurigsten Verwirrungen in den Haupt-Industrie-Zweigen der Nord-Departements bringen, da die— selben die Konkurrenz mit Belgien nicht aushalten können. Keine Franzoͤsische Kammer wuͤrde uͤbrigens einen Traktat genehmigen, der auf so laͤstigen Grundlagen fuͤr unseren Handel beruhte.“

Gestern um 2 Uhr ward in Neuilly Minister-Rath gehalten. Den ganzen Tag uͤber zeigte sich viel Bewegung in den offiziellen Kreisen. Um Mittag war der Admiralitaäͤts-Rath im See-Mini— sterium versammelt. Es heißt, daß sehr dringende Befehle abge— sandt worden waren, um die Bauten auf saͤmmtlichen Königlichen

Werften zu beschleunigen. Alle an aktive Marine-Offiziere ertheil—

ten Urlaube sind zurückgenommen worden., 4 Im Finanz-Ministerium scheint man uͤberzeugt, daß die neue

Eine gestern fruͤh aus Toulouse einge- Anleshe nicht vor Ende Oktober oder, Anfang November negoziirt

Herr Humann hat uͤbrigens seine haͤufigen Kon— ferenzen mit den großen Banquiers und Kapitalisten von Paris eingestellt. ö. 7 ;

Der Marschall Soult ist von seinem letzten Unwohlseyn voͤl— lig wiederhergestellt. Jeden Morgen, schon um 64 Uhr, laͤßt er mehrere Abtheilungs-Chefs seines Departements vor, um ihnen

werden wird.

keine Kenntniß hatte, denselben in seine Functienen wieder einsetzte. Befehle zu ertheilen ober Verordnungen zu unterzeichnen. In

Heute war hier das Gerücht im Umlauf, die Auflbsung der National- Garde von Toulouse waͤre ausgesprochen worden. Die Nachricht ist indeß wahrscheinlich voreilig, da noch keine Depesche sie ge— meldet hat. Es ist allerdings wahr, daß Herr Duval, außer an⸗ deren Vollmachten, auch. die erhalten hat, die National⸗ Garde auf⸗ zuldsen, falls es die Umstaͤnde erheischen sollten. Es hat sich ferner bas Gerücht verbreitet, daß die Haupt-Redacteuts der s Enlanei⸗ ation“ und des „Utilitaire“ verhaftet worden wären. Wir wissen

166 jeßt nicht, in wie weit dasselbe gegrůndet ist.“

den Bureaus des Kriegs-Ministeriums herrscht seit den Toulou— ser Unruhen eine sehr große Thätigkeit. ;

Börse vom 21. Juli. Die Franzöͤsischen Renten waren heute bei Eröffnung der Boöͤrse fest. Allein von 2 Uhr an wur⸗ gen die Course durch starke Verkaufe gedruͤckt, und da letztere durch angesehene Kapitalisten bewerkstelligt wurden, so verbreitete man das Gerücht, es seyen schlimme Nachrichten aus Toulouse angekommen; es habe in Folge einer Verfuͤgung des Herrn Duval

wegen Aufloͤsung der National-Garde eine ernste Emeute stattgehabt.

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X Paris, 20. Juni. Vorfaͤllen die groͤßtmoͤglichste Energie entgegen zu setzen, und man sieht als einen neuen Beweis derselben die Absetzung des Herrn Ploug oulm an. ö ö i830 der Partei der Ordnung uͤberaus wichtige Dienste geleistet und sich dabei den Haß der Parteien zugezogen; denn er galt als ein Mann, dessen Existenz am sichersten begruͤndet war. Seine Ab— setzung wurde von Herrn Martin du Nord veranlaßt, waͤhrend die des Militair-Kommandanten vom Marschall Soult ausging. Beide hatten insgesammt die unbegreifliche Proclamation unter— zeichnet, welche den aufruͤhrerischen Einwohnern von Toulouse die auf gewaltsamen Wege verlangte Abreise ihres Präfekten in der Weise ankuͤndigte, daß mit ihr alle Ursache zur Unordnung weggeräumt sei und sie diese daher vollkommen zufrieden stellen

*57 * * 12 so 2 27 * 2 2 muͤsse. Aus diesem Schritt von Seiten des Kabinets und daraus,

daß auch Herr Duchatel bereits zwei Praͤfekten dieser Sache we⸗ gen abgesetzt hat, schließt man hier, daß das Kabinet in sich voll— kommen einig seyn muͤsse. Es hat uberhaupt in dieser Toulou— ser Angelegenheit die Probe von der Faͤhigkeit seiner Fortdauer bestanden, da man wußte, daß in der That unter den Mitgliedern desselben abweichende Ansichten uber das Zweckmaͤßige des Zeit— punkts wie der Mittel in der von Herrn Humann veranlaßten Steuer-Revision herrscht. Auch wirkt die öffentliche Stimmung von Tag zu Tag entschiedener auf die Presse, und selbst die Op— positions-Journale benutzen weit weniger als man erwarten konnte, die Toulouser Angelegenheit zu Angriffen auf die Regie rung. Im Gegentheil, jedes Organ der Parteien, welche bestän— dig hoffen, ihren Chef eines Tages wieder in der Gewalt zu sehen,

glauben der Regierung ihren Beistand nicht versagen zu durfen,

wenn es sich darum handelt, das Gesetz aufrecht zu erhalten. Auch ist es interessant zu bemerken, durch welche Vorgänge gerade der „Constitutioönnel“ sich gleichsam gebunden sieht' die Regierung gegen die Toulouser auf das energischeste zu unterstätzen. Es befindet sich namlich unter den Depeschen, die Herr Thlers als Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten an Herrn Guizot, den damaligen Französischen Gesandten in London, geschickt, eine, die schen früher in den Salons viel besprochen wurde und die jeßt wieder in Erinnerung gebracht wird. In dieser Depesche sucht Herr Thiers den Gesandten uͤber die revolutiongire Aufre gung, die sich unmittelbar nach dem Vertrage vom 15. Juli kund gab, zu beruhigen und äußert sich in derselben, daß er eher zehn Staͤdte in Asche verwandeln wurde, als zugeben, daß diefe Bewe— gung die Oberhand uͤber das Gesetz und dle Regierung gewinne.

Grosßtbritanien und Irland.

. London, 21. Juli. Es heißt, daß, sobald das jetzige Mi nisterium zuruͤcktritt, sammtliche Frauen, Schwestern und Muh— men der, Minister, um der Koͤnigln die Kränkung einer aberma— ligen Diskussion uber die Palast-Damen zu ersparen, ihre Entlas— sung einsenden und sofort durch die Herzogin von Northumber— land, Lady Jenkinson und andere Toryistische Damen ersetzt wer⸗ den. Der Graf von Liverpool, heißt es ferner, werde Oberhof— meister, der Herzog von Beaufort Lord-Oberkaͤmmerer und ver— muthlich Lord Castlereagh wieder Vicekaͤmmerer werden. Beson— ders viel diskutirt wird die Frage, ob des Prinzen Albrecht Hof— haltung als politischer Natur zu betrachten sey. „Die Whigs naturlich“, sagt der Standard, „wurden einen Versuch, sie so zu behandeln, fuͤr das schaͤndlichste, grausamste, ungerechteste, verfassungswidrigste Ansinnen in der Welt erklaren; wie nun aber, wenn die Tories thun wollten, was die Whigs, mit Graf Grey lan der Spitze, vor ihnen gethan haben? Lord Grey mengte sich, gegen den Willen Wilhelms 1v. und der Königin Adelheid zum Trotz, stoͤrend in die Hofhaltung ber Königlichen Gemahlin und nöͤthigte sie, ihren Kaͤmmerer zu ent— lassen. Vergebens appellirte die Königin an den Koͤnig; der Minister war der Krone zu maͤchtig, und Koͤnig und Königin mußten sich fuͤgen, wiewohl Adelheid diese Einmischung so tief empfand, daß sie sich lieber ohne Kaͤmmerer behelfen, als den von dem Premier-Minister ihr aufgedrungenen annehmen wollte.“

Die von der konservativen Presse so belobte Rede, mit wel rd Morpeth von seinen bisherigen Kommittenten im West von Yorkshire Abschied nahm, lautett folgendermaßen:

„Maͤnner von West-Horkshire! Ich erscheine noch einmal vor

Euch, und zwar nach der mir angewiesenen Ordnung, als der Letzte auf der Stimmliste. . Ich habe nicht entfernt die Absicht, die Größe des Sieges, den unser Gegner uns entrissen haben, zu verhehlen. Im Gegentheil, ich gestehe, es ist der glaͤnzendste, entschierenste Sieg, der sich noch je an den Triumphwggen Toryistischer Regetion gehef tet hat. (Eine Stimme: „Es soll nicht lange so bleiben!“ * Ein Trost im Leide ist es mir, daß ich meine Repraͤsentation dieser Graf schaft an Herrn Wortley uͤbergebe. Wir kennen uns, ich bin ihm auf diesem Wahl -Geruͤst schon zweimal in nicht unruͤhmli— chem Kampfe begegnet, aber wir sind Freunde nnd ch wuͤßte fast keinen Mann, dem ich lieber den Platz raͤumte als ihm. Großer. Beifall, Zugleich verhehle ich mir aber nicht die Schwere meines Verlustes, denn ich war zu stolz auf meine Stel lung, alz daß ich sie ohne das schmerzlichste Bedauern missen sollte Auch fuͤhle ich tief, welchen Einfluß die Entscheidung dieser so zahl— reichen Waͤhlerschaft unter den jetzigen Konjunkturen auf die hoch wichtigen Gewerbs⸗, Handels- und Finanz Fragen uͤben kann. Richt, meine Herren, daß ich den endlichen Sieg der Prinzipien, an welche die jetzige Verwaltung ihre Ehre gesetzt und, wie es scheint, ihren Fortbestand dadurch gefaͤhrdet hat, entfernt bezweifelte, oder wegen unseres jetzigen Ungluͤcks verzagt in die Zukunft blickte, nein, meine Herren, von dem Siege dieser Prinzipien bin ich heute, am Tage meiner Niederlage, so fest und heiteren Muthes uͤberzeugt wie am vorigen Montag, wo ich mit gluͤckweissagenden Erwartungen hier vor Ihnen stand. Was ich fuͤrchte, ist, daß die jetzige Entscheidung dieser großen Grafschaft und der in ihr gelegenen Städte ben Er folg der guten Sache allzulange hinausschieben, die Bürden des Tages allzusehr erschweren durfte. Die Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit wird aber obsiegen, sie liege auf welcher Seite sie wolle. Wenn es irgend einen Gegenstand giebt, hinsichtlich dessen eine Nation vor Allem Recht und Gerechtigkeit fordern darf, so ist es die Nahrung, das taͤgliche Brod. (Hört!) Doch, meine Her ren, ich fuͤhle, meine Stellung ist nicht mehr von der Art, daß ich lange uͤber Fhre Angelegenheiten zu Ihnen sprechen duͤrfte. (Man ruft: „Fahren Sie fort!“). Wohlan, so erlauben Sie mir, mit Ruͤcksicht auf unsere durch eilf Jahre bestandene Verbindung, noch ein paar Worte, die mich selbst betreffen. Ich schmeichke mir mit der Hoffnung, daß ich, indem ich von Ihnen scheide, auch meinen politischen Gegnern keine andere Mißstimmung gegen mich als eine politische hinterlasse (allgemeiner Beifall,, daß wih uns ohne Groll und Uebelwollen trennen. (Beifall von Seiten der Tories.) Ihnen aber, mit denen ich so viele Jahre lang so gern überein stimmte wie vermochte ich Ihnen auszudruͤcken, was ich in diesem Angenblick fuͤhle, wo die Erinnerung an all Ihre Güte und Freund lichkeit gegen mich, an Ihren uneigennuͤtzigen Eifer, Ihre edelmnüthige Nachsicht und unsere gemeinsamen Kampfe nnd Siege meine Scele bestürmt! Doch ich hoffe, auf den mancherlei Bahnen des Lebens soll mir künftig die Gelegenheit nicht fehlen, Ihnen meine Dankbar keit irgendwie durch die That auszudrucken. Mit dem Gedanken aber, fürs erste einen anderen Sitz einzunehmen, eine andere Wähler— schaft im Parlament zu vertreten, kann ich mich in der That nicht versdhnen.“ (Hört)

Das Kabinet sucht den Toulouser

Dieser hatte als General-Prokurator seit

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Der Standard nennt diese Abschieds-Rede edel und mann⸗ lich und bemerkt: „Wir koͤnnen nicht umhin, dem Lord Morpeth einiges Bedauern zu schenken. Wie alt er auch . 62 Jahre), was politischen Verstand betrifft, ist er . och un Knabe, aber ein fein auffassendder, edelfuͤhlender Knabe, von we = chem sich viel Gutes hoffen läßt, wenn sein Seist. erst gereift seyn Einige Geister reifen fruher, andere 1 Pitt war ein großer Mann mit 24 Jahren, Burke ein großer Mann h seinem 50sten Jahr. Lord Morpeth kann noch ein guter Kon— servativer werden, der Stoff dazu liegt in ihm, denn 86. 1. redlicher und gutgearteter Mann, frei von Bosheit, Neid und G ackfis * ,,, wird in die ser Woche in Dublin erwartet, um seinen Posten als Secretair von Irland wieder anzutreten. Die Wähler von vier Irlaͤndischen Grafschaften hatten ihn dringend ersucht, daß er sich von ihnen zum Unterhaus-Mitgliede wahlen lassen moͤge; er hat jedoch allen vier eine unter hoͤflichem Danke ablehnende Antwort ertheilt. ; 1

Die Kornfrage wird noch immer viel besprochen, und sen Tagen ist sogar ein. Cirkular an die , g. ler Kon⸗ sessionen ergangen, um sie zu Äner gemeinsamen . bie Korngesetze zu, bewegen. Dies . erstemal, daß e. Geistlichkeit auf eine so entschiedene Weise in eine rein . . Frage n,, . es wird selbst von einem Theil der liberalen Parte emißbilligt. hart. nt, z M. wurde eine Versammlung der Inhaber Ostindischer Compagnie-Actien gehalten; um neus Aktenstucke in Bezug auf die Angelegenheit des. Radschah von Sattara in Be— trachtung zu ziehen und die noͤthigen Beschluͤsse zu fassen. Herr Lewis stellte folgenden Antrag: „Es erhelle aus den der Ver⸗ sammlung vorgelegten Papieren, wie Se, Hoheit der Nadschah von Sattara durch anonyme und parteiische Anzeigen verraͤtheri⸗ scher Absichten gegen die Britische Regierung beschuldigt worden, ohne daß ihm Gelegenheit gegeben worden, sich zu vertheidigen; wie derselbe aufgefordert worden, ein Dokument, wodurch er seine Schuld wurde bekannt haben, zu unterzeichnen, auf welche Bedingung hin allein er auf dem Thron erhalten wer— den könne; wie er diese entwuͤrdigende Zumuthung ab— gelehnt habe und darauf zur Mitternachtszeit durch Mili⸗ fair Gewalt aus seinem Palast weggefuͤhrt, seines Eigenthums beraubt und als Gefangener nach Benares gebracht worden sey; wie ein solches Verfahren bei den eingebornen Invdischen Fuͤrsten das Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Britischen Regierung zerstbren und wie deshalb die Versammlung der Actien-Inhaber bei dem Direktorium um Niedersetzung einer unparteiischen Kom— mission zur Untersuchung der gegen den Radschah von Sattara obwaltenden Anschuldigungen und, falls diese finden sollte, daß diese grundlos seyen, um Wiedereinsetzung des Radschah's in seine Rechte und Wurden einkommen muͤsse.“ Ueber diesen Antrag wurde in zwei Sitzungen vielfach hin und her debattirt und am Ende die Entscheidung noch ausgesetzt. Gestern nahm man die

wird.

Verhandlungen wieder auf, und nachdem der obige Antrag mit—

dement des Vorsitzenden, Herrn Lyall, durch, wodurch die Ansicht ausgesprochen wird, daß es unangemessen seyn wuͤrde, wenn das Direktorium der Compagnie gegen die vollziehende Regierung von Ostindien einschreiten wollte, und daß dieser die Sache uͤberlassen werden muͤsse. 4.

In einer am 17ten d. M. in der London⸗-Tavern abgehaltenen Generalversammlung der London⸗— und. Blackwall Eisenbahngesell— schaft erhob sich, nachdem die Geschaͤfte abgethan waren, um derentwillen man die Versammlung berufen hatte, Herr G. Rennie, Parlamentsmitglied, und forderte den Vorsitzenden, Herrn Nouth, auf, der Gesellschaft alle Umstäͤnde in Bezug auf die Niederlegung des Direktoriums durch Herrn Humphery mitzutheilen. ; antwortete der Vorsitzende, er habe nicht gewuͤnscht, daß die Sache zur Sprache komme; da die Frage jedoch so d sentlich gestellt worden sey, fühle er sich verpflichtet, dieselbe zu beantworten. Nachdem das Direktorium erfahren, daß eines lhrer Mitglieder, Herr Humphery, Actien verkauft habe, die er nicht besitze, sey eine Versammlung gehalten worden und die Folge davon die Resignation des Humphery gewesen. Herr Rennie sprach darauf: er konne seinen Abschen über diese Handlungsweise eines Direktors nicht stark genug aussprechen, der in Actien spekulire zum Nachtheile der Gesellschaft und zu seinem persbnlichen Gewinn, und er trug so— dann auf den Beschluß an: „Die Gesellschaft habe mit Erstaunen und Unwillen gehoͤrt, daß Herr Alderman Humphery, Parla— mentsmitglied, seine Pflicht als Direktor der Blackwall-Eisen— bahngesellschaft vergessen, dem von den Actionairen in ihn gesetz— ten Vertrauen nicht entsprochen und in Actien spekulirt habe, in der Absicht, das Eigenthum seiner Kommittenten herabzuwuͤrdigen und dadurch fuͤr sich selbst einen Gewinn zu erzielen; deshalb halte es die Versammlung fuͤr ihre Pflicht, in den staͤrksten Aus— druͤcken ihren Tadel uͤber eine so durchaus unwuͤrdige Hand— lungsweise auszusprechen.“ Ehe uͤber diesen Antrag abgestimmt wurde, wuͤnschte ein Actionair zu wissen, ob Herr Humphery einen Grund fuͤr seine Handlungsweise gegen das Direktorium angegeben habe. Der Vorsitzende antwortete: die Direktoren hätten die Verpflichtung uͤbernommen, drei Dampfschiffe zu bauen, um nach Blackwall zu fahren; der ehemalige Direktor habe ge— glaubt, durch diese Schiffe Verlust zu erleiden, und sey der Mei nung gewesen, er besitze das Recht, sich selbst zu schüͤtzen. Hier riefen einige Stimmen: „Pfui! Immer schlimmer!“ Zuletzt er— klärte der Vorsitzende, er hoffe, Herr Rennie werde auf seinem Antrage nicht bestehen. Herr Rennie erklaͤrte sich bereit, den An—

27 gegen 16 Stimmen verworfen worden war, ging ein Amen—

trag zuruͤckzunehmen, wenn man es wuͤnsche („Nein! nein!“) und wenn die Sache veroffentlicht werde. Der Antrag wurde indeß zur Abstimmung gebracht und, mit Ausnahme von 4 Stimmen, von der ubrigen Versammlung einstimmig angenommen.

Es sind von der Portugisischen Finanz-Kommission einige Dokumente verbffentlicht worden, aus denen hervorgeht, daß der Betrag der schwebenden oder nicht konsolidirten Schuld Portu— gals 25, 146,738,524 Reis und die Ruͤckstaͤnde und das unver— kaufte National-Eigenthum 15,567. 645,993 Reis betragen. Die Kosten zur Abwehr Spanischer Invasion betrugen nicht mehr als 198 Kontos oder 56, 00 Pfd. St. j .

. Bei. Woolwich wurden dieser Tage im Beiseyn vieler Artil— lerie⸗ Offiziere gelungene Versuche mit? drei verschiedenen Arten von Perkussions-Bomben gemacht. ;

36 Deutsche Bundesstaaten.

; man en,, Juli. Thorwaldsen, welchem vorgestern noch ein großes Künstlerfest im Knorr-Braͤukeller gegeben wurde, gedenkt morgen Muͤnchen zu verlassen und uber Lindau nach Lu— zern, wo der große sterbende Lowe von ihm, das Denkmal erlie⸗ gender Schweizerischer Tapferkeit, aufgestellt ist, und von da über Bern, das Oberland und den Gotthard nach Mailand zu gehen Nach einem Aufenthalt von mehreren Tagen in dieser Stadt, die ihm durch alte und neue Kunst und durch ihre zahlreichen leben—

Darauf

werden. Franzoͤsische Kupferstecher, zu stechen.

tonements aus Gruͤnden der Ersparniß, da die bundesgemäͤße J standsetzung bedeutende Kosten verursachte.

ung des Zollvereins-Vertrags in Empfang zu nehmen.

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den Kuͤnstler von großer Bedeutung ist, wird er ohne große Un— terbrechung den Weg nach Rom verfolgen. 1 Das erste heliographische Atelier in Muͤnchen ist eingerichtet. Herr Isenring aus St. Gallen, der sich fruͤher schon durch seine gelungenen Lichtbilder, vornehmlich seine Stillleben, ruͤhmlich bei uns bekannt gemacht, hat sich hier eine elegante Werkstatt auf dem Maximilians⸗-Plaßz aufgerichtet, wo er eine Galerie trefflicher Lichtbilder zeigt und Bildnisse nach dem Leben aufnimmt. Nach den von ihm mit dem Daguerreschen Apparat vorgenommenen Veraäͤnderungen gelingt ihm das Bildniß in einer eine Minute langen Sitzung vollkommen; auch hat er eine sinnreiche Vorkeh⸗

rung gegen die Blendung des Sonnenlichtes getroffen, so daß dem Bildniß keinerlei Zwang anzusehen ist. Da Herr Isenring seine Preise aͤußerst maͤßig stellt (das Bildniß zwei Kronentha— ler), so findet er sehr zahlreiche Theilnahme, . . Ihre Majestaͤt die Königin von Sachsen befindet sich seit einigen Tagen hier. Ihr Durchlauchtigster Gemahl schlug von Regensburg aus, bis wohin das Königliche Paar die Reise zu— sammengemacht hatte, die Reise nach Tyrolne b

zu beruͤhren.

, Deunchen

m Dresden, 20. Juli. Eine so el

Verordnung, wonach die alten Groschen, 8Pfennig-⸗ nigstuͤcke eingezogen werden sollen, erregt einigermaßen derung. Jedenfalls kommt diese Maßregel etwas zu Neugeld doch noch zu wenig sichtbar wird. selbe nicht in einer Quantitaͤt vorhanden, welche dem alt

die Spitze zu bieten vermag, unterliegt es bei Einziehung des teren allen jenen Machinatlonen des heimlichen Wuchers, den Gesetzgebung nicht bezwingen kann, wenn nicht geeignete prakti

Jom niüßslis; Cell puüubliz

DVernrn söo Q1111 3

Maßregeln das Uebel an der Wurzel angreifen Erfreulich zeigt sich die immer wachsende Theilnahme des Publik schen Sparkassen-Anstalten. Das letzte 6

blatt brachte uns die Errichtung einer

Borna. In den verflossenen 3 Jahren

(worunter auch Chemnitz) Sparkassen⸗ Institute

tet, woran auch alle einbezirkten Ortschaften, und i

sogar alle Orte des Voigtlandes Antheil nehmen konnen. Freilich hebt die hier und da eingetretene Verbindung derselben mit Leih— anstalten den Nutzen jener wieder auf. Ob es jedoch der strengeren Kontrolle, gleichmaͤßigeren und einfacheren Verwaltung, auch der groͤßeren Garantie halber nicht besser waͤre, wenn die theils schon bestehenden, theils hier und da noch sehr noͤthi— gen Spar- und Leih-Kassen-Institute unter Konkurrenz der Kreis-Directionen und Kreis-Staͤnde, oder am besten unter die disziplinaire Oberverwaltung einer Deputation, bestehend aus den betreffenden Ministerial- und einigen landstaͤndischen Mitglie— dern gestellt wuͤrden, mag dahin gestellt bleiben.

Im Kunst-Vereine zog zeither die Tuͤrkische Lautenspielerin von Jacobs, Hofmaler in Gotha, aller Augen auf sich; auch eine Chiollsche Landschaft von Krause gefiel sehr, so wie zwei schoͤne männliche Koöͤpfe von Paul, einem Schuͤler des Prof. Bendemann. Von der Kunst-Ausstellung, die so eben erdͤffnet worden, und wo man vorzuͤglich die Schiller-Statue Prof. Rietschels, fuͤr eine der Nischen des neuen Theaters bestimmt, bewundert, bald ein Meh⸗ reres. Der Bildhauer Haͤhnel, ein Schuͤler Thorwaldsens, von dem mehrere sehr schoͤne Buͤsten zu demselben Zwecke herruͤhren, gehbrt mit zu den dreien, die kürzlich den Preis davontrugen unter den vielen Konkurrenten, welche fuͤr das Beethovensche Denkmal in Bonn Zeichnungen eingeschickt. Er arbeitet jetzt an Model— len. Unsere Gemaͤlde-Gallerie hat durch die Veraͤnderungen im Innern vieles gewonnen. Alle Bilder von Ruf haͤngen jetzt in besserem Lichte, doch bleibt noch viel Gutes im dunklen Hintergrunde und fuͤr die inneren Säle der Italiaͤnischen Gallerie kann gar nichts gethan werden. So erneut sich der Wunsch nach einem großen Museum mit Kuppeln, wo das Licht gleichmaͤßig hereinsiele, wie z. B. in der Muͤnchener Pinakothek, ja, es wird das zum drin— gendsten Beduͤrfnisse, wen man bedenkt, wie diese unersetzlich er Schaͤtze jener klassischen Kunslperioden bei anhaltend schlechter Be— leuchtung an inneren und aͤußeren Werth immer mehr verlieren.

Die aͤußere Vollendung des neuen Theaters, die erst mit Niederreißung des alten beginnen konnte, so wie die Aufstellune der Statken und Friese, wird bis Michaelis erfolgen, das Nie— derreißen aller die Ansicht und den Eindruck des neuen Gebaͤudes

68 hemmenden Umgebungen aber erst naͤchstes Jahr vorgenommen

Seit 14 Tagen weilt Baron Desnoyer hier, der

ein ältlicher Mann, dabei

Er besucht oft die Gallerie, und beabsichtigt saͤmmtliche Raph 3

48 2 89 ron * ar * 1 ö Die Truppen rücken dies Jahr nieht in die Ke

Karlsruhe, 21. Juli. (K. Z.) Heute um 1 Uhr Nach— mittags geruheten Se. Königliche Hoheit der Großherzog einer Deputation der zweiten Kammer Audienz zu ertheilen, um den in beiden Kammern genehmigten Gesetzentwurf wegen Verlaͤnge— ͤ Auf die Anrede des zweiten Vize-Praͤsidenten der Kammer, Dr. Bader, erwiderten Höchstdieselben: Ich zweifelte nicht, daß beide Kam

mern diese Vorlage mit Stimmen-Einhelligkeit annehmen wuͤr

den. So oft Sie Sich mit den wahren Interessen des Landes beschaͤftigen, sind Sie Meines Beifalls gewiß. Ich hege die Ueberzeugung, daß die Wohlthaten des Zollvereins sich fernerhin in erhoͤhhtem Maaße fuͤr Meine Unterthanen bewaͤhren werden. Schweiz Schweiz.

Agran, 19. Juli. (Nat. 3.) Zufolge dem Tagsatzungs— Beschluß: „Daß bis Ende Juli Aargau dafuͤr gesorgt haben muͤsse, daß der Kloster-Aufhebungs-Beschluß in Einklang mit dem §. 12. der Bundes⸗-Verfassung gebracht sey', mußte sich der große Rath heute versammeln. Die Vorschlaͤge der Regierung und der Tagsatzungs-Instructions-Kommission auf Wiedereinsetzung der vier Frauen-Kloͤster erhielten keine Mehrheit. Der Beschluß des großen Rathes, welcher mit 108 gegen 68 Stimmen ange— nommen wurde, hat im Wesentlichen folgenden Inhalt: I) saͤmmt— liche Mannsklöster und das beim Aufruhr vom 16. und 11. Januar nachgewiesenermaßen betheiligte Nonnenkloster Her— metschwyl hleiben aufgehoben. 2) Die drei ubrigen Frauen— kloͤster in Baden, Fahr und Gnadenthal werden unter Vorbehalt der noͤthigen Reformen wieder eingesekt. 3) Die Verwendung des Vermögens derr aufgehobenen Klöster wird naͤher bestimmt und das fruͤhere Dekret (daß 0,00) Fr. an die katholische Bevol— kerung vertheilt, das ebrige, nach Abzug der auf die Kloͤster ausgeschla— genen Kriegskosten, Pensionen der Klostergeistlichen und Pfarrbesol— dungen, der Staatskasse zufalle), dahin modifizirt: daß saͤmmtliches Kloster⸗Vermbͤgen nur zu Zwecken der katholischen Kirche und Schule, Krankenpflege und Armen-Erziehung verwendet werde. Die im ersten Dekret zur Vertheilung an die katholischen Gemeinden bestimmten 50600 Franken sollen vertheilt und die Kriegs⸗

kosten wie natuͤrlich nach dem Spruch der Gerichte aus dem Kloster-Vermoͤgen gedeckt werden. I Dies ist das Aeu⸗ ßerste, was der Aargau thun kann und wird; will sich mit diefem Beschluß die Mehrheit der Staͤnpe nicht begnügen, so zieht Aargau alle diese Konzessionen zuruck, und entladet sich aller Verantwortlichkeit fuͤr etwa daraus entstehende Folgen.

9e 4 M 3.

Aarau, 19. Juli. (C. A. Der heute versammelte

Aargauische große Rath hat die Wiederherstellung dreier Frauen⸗

kloͤster, unter Vorbehalt der erforderlichen Umbildungs-Bestim⸗ mungen, mit 109 gegen 68 Stimmen beschlossen. Diese Klöster 1d Fahr, Benediktiner-Ordens; Mariakrönung, Kapuziner⸗Or⸗ ins; Gnasenthal, Cistercienserordens. Der kleine Rath hatte

uch die Herstellung von Hermetschwyl, dem mit Muri kanonisch zerbundenen, beantragt; dieser Antrag blieb jedoch in der Min⸗

Spanien.

MDeadrid 13. Juli. Die Cortes beschaͤftigen sich in der heutigen Sitzung mit dem Budget des Ministeriums des Innern. e glieder verlangten dle Streichung der fuͤr die Hand⸗

bffentlichen Polizei geforderten Summe. Der Mi⸗ Innern erklaͤrte, daß es in Spanien keine eigentiiche

e, indem dies Corps im Jahre 1836 durch Proklami⸗ Constitution von 1812 aufgelöst und durch die Inspek⸗ offentlichen Sicherheit ersetzt worden sey. Diese Agen⸗

ten dem Staate die gröͤßtrn Dienste geleistet; seit dem September vorigen Jahres haͤtten sie den Gersichtshoͤfen in Ma⸗ dris 265 Verbrecher überliefert, und ohne sie wurde man das Haus, worin die falschen Staats-Papiere gemacht worden, nicht aufgefunden haben. Auf den Antrag des Herrn Munoz Bueno zurde beschlossen, daß kuͤnftig die Funktionen des Intendanten chen f isse von demselben Beamten

utige Hof-Zeitung enthaͤlt eine von dem Regenten unterzeichnete Ordonnanz, wonach das Gesetz uͤber den Tarif in der moͤglich kuͤrzesten Frist auf dem Festlande von Spanien und den benachbarten Inseln, mit Ausnahme der Kanarischen Inseln, 1sgefuͤhrt werden soll. Die Regierung wird den naͤchsten Cor— tes einen Gesetz-Entwurf zur Vervollstaͤndigung des Tarifs, na— mentlich in Bezug auf Getreide und Baumwolle vorlegen. O Madrid, 14. Juli. Nachdem es die Cortes fuͤr gut befunden haben, eine so wichtige Frage, wie die Vormundschafts⸗ Angelegenheit mit Verletzung aller Gesetze und der Verfassung sel'st zu entscheiden, war es freilich nicht zu verwundern, daß sie uber einen mit jener Frage in Verbindung stehenden Punkt einen aͤhnlichen, die Vorschriften des Gesetzes verletzenden Beschluß faß⸗ ten. Herr Arguelles, so hat der Kongreß erklart, behaͤlt nicht nur seine Eigenschaft als Deputirter, sondern auch seine Wůrde als Praäͤsident der Kammer, ohne einer neuen Wahl unterworfen zu seyn. Und dennoch verfuͤgt das Wahlgesetz ausdruͤcklich, daß die hohen Beamten des Königlichen Hauses weder zu Senatoren noch zu Deputirten gewahlt werden koͤnnen. In seiner Stellung als

Vormund der Koͤnigin kann Herr Arguelles uͤber mehr als 3000 Stellen verfuͤgen, und mancher Deputirte, der bisher fuͤr einen Spartaner zu gelten suchte, macht nun den unterwuͤrfigen Schmeichler gegen einen Mann, der so fette Pfruͤnden zu ver— geben hat. Auf einigen der Wahlzettel, auf denen der Name des Herrn Arguelles erschien, war deshalb ausdruͤcklich beigefuͤgt: „Moͤge er den Palast vom Ungeziefer reinigen!“

Der außererdentliche Einfluß, den Herr Arguelles vermbge seiner doppelten Stellung als Vormund und als Praͤsident des Kon— gresses ausuͤben kann, soll selbst die Eifersucht des Regenten rege gemacht haben, und es ist wohl vorauszusehen, daß uͤber kurz oder sang eine Reibung zwischen diesen beiden hohen Wuͤrdentraͤgern eintreten wird. Manche der Personen des Palastes, die dem neuen Vormund als Ungeziefer erscheinen moͤchten, daͤrften von Seiten des Regenten und dessen in jeder Hinsicht achtungswerthen Gemahlin mit guͤnstigeren Augen betrachtet werben. Dazu kom int noch. 9 nach Spanischen r een, der Vormund das Recht hat, ein Zehntel der Einkuͤnfte seines Muͤndels fuͤr sich zu heriehen und da sich die jahrlichen Revenuͤen der 2 . Piaster belaufen, so wuͤrde Herr Arguelles, wenn er die Gruünd— sätze des Rechts in Ausfuͤhrung zu bringen geneigt seyn sollte jährlich 309,90) Piaster fuͤr sich einziehen konnen, wahrend“ dem Regenten nur 100,999 angewiesen sind. ;

Gestern stellte der Minister-Praͤsident den neuen Vormund em Regenten in dessen Wohnung vor, und jener versichert, er seh von diesem mit Herz ichkeit empfangen worden. Darauf ver⸗

igten sich der Minister-Praͤsident und Herr Arguelles in den

Koͤniglichen Palast und letzterer wurde von jenem Ihrer Majestat der Königin Isabella und deren Schwester als ihr neuer Vor⸗ mund vorgestellt. Die Koͤnigin sagte dem Herrn Arguellas, wie

as „Eco del Comercio“ von heute berichtet, sie kenne ihn bereits

dieser von der Unschuld, ausgesprochene Doppelsinn scheint

den neuen Vormund die guͤnstigste Auslegung erhalten zu

zaben. Uebrigens erklärte dieser gestern einem sesner Freunde das ihn auferlegte Amt uͤbersteige das Maß seiner Kraͤfte so ssehr d sey seiner gewohnten Lebensweise so widersprechend, daß eres ohne Bedenken ausgeschlagen haben wurde, falls es ihm von Seiten der Regierung uͤberwiesen worden ware. Da aber der Wille der Na— tion ihn zum Vormund ernenne, und es Hochverrath sey, sich der

Fouverainetaͤt des Volkes zu widersetzen, so muͤsse er sich gedul⸗ Rig unterwerfen und seine Neigungen, seine Ruhe und felbst seine Gesundheit hoheren Pflichten zum Opfer bringen. Einmal ent— schlossen, diese Pflichten zu uͤbernehmen, werde er aber auch Sorge tragen, sie zu erfüllen und vor allen Dingen die schon bezeichnete nothwendige Reinigung des Palastes in Ausfuͤhrung bringen.

ü: Um dieses um so besser vollziehen und die Königlichen Waisen stets mit Sorgfalt bewachen zu konnen, ist Herr Arguelles gesonnen, seine Wohnung im Palaste selbst zu nehmen, was schwerlich den Beifall des Regenten finden wird. Da indessen die Erfahrung zeigt, daß die raühen Gemuͤther der Personen, die in Folge der September-Erhebung den Dienst im Innern des Palastes leisten, sich auf dem glatten Boden der Köͤ⸗ niglichen Gemächer schon bemerkbar abgeschliffen haben, so ware es nicht unmoglich, daß selbst eine starke Seele, wie die des Herrn Arguelles, unter dem Einflusse der bisher nicht gewohnten Hofluft unterlaͤge.

Der neu einzurichtende Hofstaat bietet schon jetzt zu unzaͤh⸗ ligen Intriguen die Veranlassung, und der neue Vormund feht sich von einer Camarilla umgeben, die derjenigen, die der Köni⸗ gin Regentin so laut und leider nicht ganz ohne Grund zum Vorwurfe gemacht wurde, wenigstens an ümfang nichts nach lebt. Wenn indessen die Cortes bei Entscheidung der Hor mn js feh- Frage von dem Grundsaß ausgingen, allen Rücksichten . ee. * liche Gefühle zu entsagen, und nur das, was ihnen gls re. erschien, zur? Richtschnur zu nehmen, so schlägtebert. zrgue * bel Ausübung feiner vormündschaftjichen Befügnisse den entgegen