1841 / 207 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

den General⸗Gouverneur, seinen hiesigen Aufenthalt zu verlaͤngern. Vor einigen Tagen traf in der That das Oberhaupt einer der Stämme des Unteren-Chelif's hier ein, der, wie er sagte, den Auf— trag habe, der Franzoͤsischen Behörde Eroͤffnungen zu machen. Nach einigen Unterhandlungen entschloß sich der General⸗Gouver⸗ neur, dem Rathe des Arabischen Chefs zu folgen, und sandte eine Kolonne von 1600 Mann, unter dem Befehle des Obersten Tam⸗ pourre, nach dem bezeichneten Orte. Der Arabische Chef, der die Expedition begleitet hatte, setzte sich sogleich mit einigen Scheiks in Verbindung; da er aber sah, daß er sich uͤber die Gesinnungen seiner Landsleute getaͤuscht hatte, so beeilte er sich, den Franzbsi⸗ schen Commandeur von der geringen Hoffnung, die ihm uͤbrig bliebe, die Unterwerfung zu Stande zu bringen, und benachrich— tigte ihn sogar, daß Abdel-Kader bedeutende Streitkraͤfte nach je⸗ nem Punkt hin richtete, die schon in der Naͤhe seyn müßten. Un⸗ ter diesen Umstaͤnden hielt es der Oberst Tampourre fuͤr gerathen, nach Mostaganem zuruͤckzukehren; aber der Befehl zum Ruͤckmar⸗ sche war kaum gegeben, als zahlreiche Reiterhaufen die Kolonne angriffen. Es entspann sich ein hitziges Gefecht, und der Feind erlitt einen großen Verlust an Todten, waren uns, nur 10 bis 12 Mann getöͤdtet und 30 verwundet worden. Leider war die Kolonne nicht stark genug, um die Streitkraͤfte des Emir zu er— warten.“

Herrn von Vandeuil, Attaché bei der Franzoͤsischen Botschaft in London, war es, der die von den Großmaͤchten unterzeichnete Convention der Regierung uͤberbrachte. Er ist vorgestern mit der von Herrn Guizot unterzeichneten Ratification wieder nach Lon— don zuruͤckgekehrt.

Im Moniteur parisien liest man: Die Flotte des Ad⸗— miral Hugon ist damit beschaͤftigt, fuͤr vier Monate Lebensmittel einzunehmen. Es heißt, sie werde unverzuͤglich wieder in See gehen. Ueber den Ort ihrer Bestimmung hat noch nichts ver— lautet.“

Die Fortifications-Arbeiten um Paris sind fuͤr den Augen— blick fast uͤberall suspendirt, theils wegen des schlechten Wetters, theils wegen einiger Differenzen zwischen den Soldaten und den Entrepreneurs.

Der König hat gestern im Hofe der Tuilerieen und auf dem Caroussel-Platze uͤber mehrere Regimenter der hiesigen Garnison Musterung gehalten. In der Begleitung des Koͤnigs befanden sich die Herzoge von Orleans und von Nemours und die Mar— schälle Soult und Gérard. )

Die Abreise des Herrn Thiers nach Deutschland ist jetzt auf die letzten Tage des Juli festgesetzt.

Die Wittwe Schwartz, Mutter des Darmes, ist hochbejahrt und von allen Existenzmitteln entblößt. Auf eine dem Könige von dem Advokaten Pinede uͤberreichte Darlegung dieser Lage hat Se. Majestaͤt der Wittwe Schwartz eine Unterstuͤtzung von 399 Fr. zugeschickt, und außerdem den Befehl ertheilt, daß sie sofort in einer öffentlichen Anstalt untergebracht werde. .

Seit einigen Tagen beschaͤftigt man sich in den Elisaischen Feldern thaäͤtig mit den Zurkstungen zu den Juli-Feierlichkeiten.

An der Boͤrse herrschte bei unveränderten Coursen die größte Stille in den Geschaͤften.

Xx Paris,

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22. Juli. Ein Brief, welchen der Marschall Soult an den General von St. Michel, Kommandanten der Mi— lstair-Division in Toulouse, geschrieben, war dieser Tage in den hoheren gesellschaftlichen Kreisen ein besonderer Gegenstand des Gespraͤchs. Der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten hat von diesem Briefe eine Abschrift an alle seine Kollegen geschickt, auf welche der Inhalt und die Energie des Ausdrucks, die in demselben herrscht, einen großen Eindruck gemacht haben

soll. In dieser Hinsicht zitirt man besonders drei Stellen, welche hinreichend sind, um auf

f den Charakter des Uebrtgen zu schließen. In der ersten sagt der Marschall: „Waͤhrend meiner ganzen mi⸗ sstairischen Laufbahn, General, ist mir nie ein solcher Schimpf (affroni) widerfahren, ich habe Schlachten verloren, aber ich habe sie geliefert: Sie haben die Ihre verloren, ohne auch nur ein Gefecht zu wagen.“ Die zweite Stelle lautet: „Sie bezeichnen mir ein Regiment, das Sie in die Kaserne eingeschlossen haben, weil es zu aufgebracht gegen das Volk gewesen, und zu entschie⸗ den auf dieses eingedrungen ware. Ich befehle Ihnen aus der Mitte dieses Regiments eine Ehrenwache aus zuwaͤhlen und sie vor die Thuͤre des neuen Praͤsekten zu stellen.“ Endlich schließt der Brief: „Fruͤher schon habe ich vortheilhaft uͤber Sie an den Koͤnig berichtet, es thut mir aber jetzt leid; denn, General, Sie sind ein schlechter Soldat.“ ;

Der Zorn des Marschalls wird durch die neuesten Berichte von Toulouse hinlänglich motivirt, denn so wie ein energischer Mann dort erschien, sank den aufgeregten Toulousern der Muth, und man behauptet daher, daß eine einzige Compagnie, die ener— gisch aufgetreten, hingereicht hätte, die Ordnung zu behaupten.

Der Charakter des Herrn Maurice Duval und die Instruc⸗ tionen, die er nach Toulouse mitbringt, sind von der Art, daß man hier uͤberzeugt ist, daß er sich bei aller Festigkeit doch der groͤßten Maͤßigung und Schonung befleißigen wird. Was die Abberufung des Herrn Plougoulm betrifft, so behauptet man, daß die Regierung nicht ungern sein Verfahren in der Unterzeich⸗ nung der erwaͤhnten Proclamation benutzt hat, um diesen Mann, gegen den einmal seit lange eine so große Erbitterung stattfindet, Definitiv aus Toulouse zu entfernen, ohne den Anschein zu haben, als gebe man darin den ungebührlichen Forderungen der Bevoͤl— kerung nach.

s Ft. Paris, 22. Juli. Die Toulouser Unruhen galten ur— spruͤnglich fuͤr nichts Anderes, als eine gegen unpopulaire Staats⸗ Beanite und verhaßte siskalische Maßregeln gerichtete Demonstra— tion, und sie wurden als solche von allen Gegnern der Regierung, wenn nicht laut beklgtscht, doch mit schlecht verhehlter Freude ge— sehen. Allein jetzt faͤngt man an, der Sache eine andere Seite abzugewinnen, von welcher sie sich in bedenklicherer Gestalt dar— stellt, und die Schadenfreude der systematischen Opposition wird von Tage zu Tage kleinlauter. Die Komment re, welche die Toulouser und uberhaupt die Süd-Franzoͤsischen Blaͤtter zu jenen Ereignissen liefern, geben denselben den Charakter einer Reaction des Provinzialf⸗Geistes gegen die Central-Ge— walt, und dadurch wird denn natürlich die Sympathle der Parteien bedeutend herabgestimmt, welche, mit Aus— nahme der Legitimisten, alle daruber einverstanden sind, daß die heutige Centralisation Frankreichs in ihrer ganzen Strenge guf— recht erhalten, wenn nicht gar noch gesteigert werden musse. Von einem selb ststaͤndigen Gemeindeleben, von einer billigen Erweite⸗ rung der Befugnisse der Departemental⸗Raͤthe wollen die Repu— blikaner und die Anhänger der Guͤtergemeinschaft eben so wenig reden hoͤren, als die verschiedenen Abstufungen der parlamentarischen Opposition, oder die Männer der jeßigen Regierung selbst. Die Teglitimisten ihrerseits sprechen van der Einfuͤhrung von Provin⸗ . Her ungen u. s. w., weil sie darin eine Wieder⸗Annaäͤherung

an die bssentichen Zustände des alten Regime sehen, und weil

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es ihnen außerdem allerdings darum zu thun ist, das Uebergewicht der Hauptstadt, dieses regen Heerdes der Revolution, uͤber das Land zu schwächen. J -

Es ist unverkennbar, daß das Beduͤrfniß einer theilweisen Emancipation von der in Paris thronenden absoluten Centralge⸗ walt immer deutlicher zu dem Bewußtseyn der Provinz kommt. Vorzuͤglich der Suͤden beginnt, sich in diesem Sinne zu regen, um so mehr, als er sich bei jeder Gelegenheit hinter dem Norden zuruͤckgesetzt glaubt. So ist es denn schon an sich nicht unwahr— scheinllch, daß sich die Toulouser Bevölkerung nicht bloß gegen die Verfuͤgungen des Finanz-Ministers, gegen einen verhaßten Praͤ— fekten und gegen einen ungern gesehenen General-Prokurator, sondern zugleich, wenn auch ohne sich dessen deutlich bewußt zu seyn, gegen die verfassungsmaͤßige Steuergewalt des Staates selbst aufgelehnt habe. Der Geist und der Ton der Provinzial-Presse machen diese Annahme beinahe zur Gewißheit. Man beklagt sich bitter nicht etwa nur uber den immer wachsenden Umfang der Staatslasten, sondern auch uͤber den geringen Antheil, welchen die suͤdlichen Departements an der Vertheilung verschiedener Zweige des Budgets habe, uͤber die Vernachlaͤssigung der von dem Suden seit Jahren verlangten Bauten und sonstigen Anla— gen zum oͤffentlichen Nutzen, uber die Bevormundung der Ge— meinden durch den Staat selbst in den geringfuͤgigsten Angelegen⸗ heiten u. s. w. Beschwerden dieser Art konnen natuͤrlich in Paris keine willigen Ohren finden, selbst nicht bei denen, welchen sonst jeder Vorwand zum Angriffe gegen die Regierung will⸗ kommen ist. Darum verstummt denn auch ein Organ der Presse nach dem anderen über jene Ereignisse, an denen der ganze Journalismus anfangs einen s lebhaften Antheil nahm, und nur die legitimistischen Blaͤtter begruͤßen dieselben nach wie vor als ein guͤnstiges Zeichen der Zeit, als einen ersten Schritt auf dem Wege der Steuer-Verweigerung, auf welchem die „Gazette de France“ das Land zur Ordnung, zur Ruhe und zur allgemeinen Zufrie⸗ denheit und zum allgemeinen Wohlseyn zu fuͤhren verspricht,

Das von Herrn Mahul in dem „Journal des Débats“ verbͤffentliche Rechtfertigungs⸗-Schreiben findet uͤberall die ent— schiedenste Mißbilligung. Niemand wagt es, die von dem Sxpraͤ— fekten von Toulouse aufgestellte Theorie des „Blutvergießens“ zu billigen oder auch nur zu entschuldigen, und es sind in der Regie—⸗ rungssphäre Stimmen der ernstlichen Unzufriedenheit daruber laut geworden, daß das „Journal des jenes Manifest auf— genommen und ihm dadurch in den Augen des Publikums eine Art offizieller Sanction gegeben habe. Herr Mahul hat Paris schon wieder verlassen, um sich auf das Land zu begeben, wo sein ganzer kuͤnftiger Ehrgeiz hoffentlich darauf gerichtet seyn wird, fich wo moͤglich in die tiefste Vergessenheit zu bringen.

Débats“

Großbritanien und Irland.

London, 21. Juli. O'Connell hat in einer zu Cork an seine Waͤhler gehaltenen Rede erklart, er werde in Zukunft keine Verwaltung untersfuͤtzen, moͤge sie heißen, wie sie wolle, die nicht die Frage der Aufloͤsung der Union mit England als eine offene betrachte. ;

Die letzte General-Versammlung der presbyterianischen Kirche in Schottland hat wegen des jetzigen Zustandes der Schottischen Kirche, die sich durch die weltliche Gewalt beeintraͤchtigt glaubt, auf Donnerstag den 22. August einen allgemeinen Buß- und Bet⸗ tag angesetzt.

8 Statt des einen Dampfschiffes, das bisher monatlich nach Alexandrien abging, sollen deren kuͤnftig zwei von vierzehn zu vier zehn Tagen dahin abfahren, und umgekehrt. Auch die Dampf— schifffahrt auf dem Nil soll angemessen erweitert und durch zweit Dampfschiffe versehen werden, wovan eines zu Bulac, dem Ha— fen von Kahira, und das andere zu Atfe, dem Vereinigungspunkte bes Rils mit dem Kanal Mahmudie, vor Anker liegen wird, ersteres soll die aus Ostindien kommenden Reisenden den Nil ab— warts, letzteres andere Reisende den Nil aufwaͤrts bringen. Zu— gleich soll'n auch kuͤnftig alle vierzehn Tage Dampfschiffe von Malta nach Athen, Smyrna, Konstantinopel und Trapezunt ab⸗ gehen, und auf dem naͤmlichen Wege in der Art zuruͤckkehren, daß sie jedesmal mit den Dampfbooten auf der großen Linie zwi— schen England und Alexandrien zusammentreffen.

Ueber den hiesigen Geldmarkt und die Umstaͤnde, welche in diesem Augenblicke auf denselben besonders einwirken, heißt es im gestrigen Globe: „Der Wechsel-Cours nach dem Auslande war Horigen Freitag etwas im Sinken, da der Vorrath der zum Ver— kaufe angebotenen Wechsel beschraͤnkt war und die Nachfrage fuͤr Geldsendungen nach dem Kontinent sehr dringend schien. Diese Bemerkung fand vorzuͤglich auf den tand des Wechsel-CEourses nach Hamburg und nach dem Norden, von Europa. An— wendung, die von den Witterungs-Verhaͤltnisien, welche auf unseren Getraidemarkt einwirken, beruͤhrt werden. Aus diesen Borgaͤngen glauben wir schließen zu durfen, daß einige bedeutende Aufträge zum Ankauf von fremdem Getraide gegeben worden sind, und zwar in der Ansicht, daß unsere eigene Weizen-Aerndte in Quantitaͤt oder Qualitat mangelhaft ausfallen werde. Es ist wahr— scheinlich, daß in den naͤchsten vier bis sechs Wochen unser Ge— traidemarkt ganz unter dem Einflusse des Wetters stehen und, so wie der Stand des Barometers sich aͤndert, sieigen und sinken werde. Das Fallissement von Geymuͤller und Kompagniein Wien tritt zu einer ungluͤcklichen Zeit ein, da es dazu dient, die Unruhe und das Miß— trauen, welches jetzt die Handelsgeschaͤfte daniederdruͤckt, zu ver— laͤngern. Indeß ist es un⸗ mittelbare Wirkung daven hier in England weniger empfunden werden wird, als auf dem Kontinent, indem jenes Haus hier nur wenige Korrespondenten hatte, und diese nur unter unseren Haͤu— sern ersten Ranges, welche durch den Verlust, den sie durch die— ses Fallissement erfahren, nicht in Verlegenheit gerathen werden.“

doch befriedigend, zu erfahren, daß die

London, 23. Juli. Lord John Russell hat eine Adresse an seine Konstituenten gerichtet, aus welcher hervorgeht, daß die Minister nicht vor Erbffnung des Parlaments. ihre Entlassung nehmen, sondern diesem erst noch einmal gegenuͤbertreten wollen. „Sobald das neue Parlament zusammenkommt, sagt der Minister, „werden wir die erste Gelegenheit ergreifen, um ein deutliches und entschiedenes Urtheil uͤber die von uns vorgeschlagene Politik her⸗ vorzurufen. Das Resultat elner. solchen Appellation laͤßt sich letzt leicht vorhersehen. . . . . Da Minister der Krone ohne das Ver⸗ trauen des Unterhauses sich nicht behaupten koͤnnen, so wird un⸗ sere Resignation unmittelbar auf die Verurtheilung unserer Poli⸗ tik folgen.“ Der Minister spricht schließlich wiederholt die Ueber= zeugung aus, daß die empfohlenen Handels-Reformen am Ende doch durchgehen mußten.

Belgien. / Brüssel, 22. Juli. Gestern, am zehnten Jahrestage der Thronbestelgung des Rönigs, ist in der St., Gudulg-Kirchs Lin felerliches Tedeüm gesungen worden, dem die höͤchsten Behbrden und das diplomatische Corps beiwohnten.

Der Koͤnig ist nach dem Lager von. Beverloo abgereist.

Man glaubt, der Koͤnig werde naͤchstens wieder eine Reise nach Paris antreten und zwar um dort nähere Verhandlungen uͤber das Projekt eines Zoll-Vereins zwischen Frankreich und Bel— gien einzuleiten.

Dänemark.

Kopenhagen, 21. Juli. Die Koͤnigliche Gesellschaft fuͤr Nordische Alterthums-Schriften hielt am 19. d. ihre dritte Quar⸗ tals-Versammlung, in welcher unter andern Mehreres vorkam, was auf die Entdeckung Amerika's durch die Skandinavier Bezug hat. Auch hatten Se. Majestaͤt der König am 1. Mai d. J. der Gesellschaft eine neue Senduug von den durch Professor Voigt in Köoͤnigsberg besorgten Abschriften von im dortigen Archiv aufbewahrten Diplomen in Betreff der Geschichte des Nordens zustellen lassen. Zu neuen. Mitgliedern der Gesellschaft wurden aufgenommen: Se. Majestaͤt der Kaiser von Rußland, Nicolaus J. und' Se. Majestaͤt der Koͤnig von Preußen, Friedrich Wilhelm 19 3 ferner Se. Durchlaucht Adolph, regierender Herzog von Nassau und Se. Excellenz Don Joaquim Prieto, Praͤsident der Repu⸗— blik Chili. ; . p

Eine neue Erderschuͤtterung, heißt es in „Foedrel.“, ist am Donnerstag den 15ten d,, Nachmittags zwischen 4 bis 5 Uhr, an mehreren Stellen im Amte Holbeck wahrgenommen worden, wo man zu Anfang der ersten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts eine ahnliche erlebt hatte. Man hörte einen droͤhnenden Schall in der Luft wie von fernen Kanonen-Schuͤssen, die Haͤuser wur⸗ den erschüttert, der Kalk viel von den Waͤnden, Sachen, die auf Borten standen, fielen herab, ja dem Geruͤchte zufolge sollen selbst die Mauern an einigen Stellen geborsten seyn.

Deutsche Bundesstaaten.

Karlsruhe, 22. Juli. (K. 3.) Erste Kammer. Die Ta⸗ gesordnung fuͤhrt zur Diskussion uͤber die Rechnungs-Nachwei— fungen von 1837) und 18353. In Beziehung auf die Abschnitte und II (Staats-Ministerium und Ministerium des Großh. Hau— ses und der auswaͤrtigen Angelegenheiten) werden die Kom⸗ missions-Antraͤge auf Anerkennung sämmtlicher Positionen ohne Bemerkung angenommen. Zu Abschnitt III (Justiz⸗Ministerium) wird vom Staatsrath Jolly bezuglich auf einen im Kommissions⸗ Bericht enthaltenen Wünsch bemerkt: daß bereits die Einrichtung bestehe, wonach den Straͤflingen ein verhaͤltnißmäßiger wenn auch nicht gerade bedeutender Antheil des durch bffentliche Arbei— ten erzielten Verdienstes selbst zu gut komme, und theils durch ꝑnlegung dieses Betrags in einer Sparkasse oder auf andere Weise dafuͤr gesorgt werde, daß die Straͤflinge seiner Zeit nicht ohne alle Mittel die Anstalt verlassen. General-A Auditeur Vogel empfiehlt bei dieser Helegenheit den fuͤr Besserung der Strafgefangenen bestehenden Verein der Aufmerksamkeit der h. Regierung, worauf Staatsrath Jolly, die Wichtigkeit dieses Vereines ebenfalls vollkommen aner kennend, bedauert, daß derselbe in juͤngster Zeit keine Fortschritte gemacht und sich die Theilnahme, an demselben uͤberhaupt ver mindert zu haben scheine. Er sieht eine Ursache davon nicht sowohl in dem Mangel pecunigirer Mittel, als darin, daß es man⸗ chem seiner Mitglieder an Lust, hauptsaͤchlich aber an Zeit fehle, unmittelbar zum Besten der Straͤflinge einzuschreiten; dies sey muͤhsam, beschwerlich und obendrein haͤufig ohne Resultat. Die Regierung werde indessen wahrscheinlich Gesegenheit nehmen, auch in offizielher Weise, was bisher nicht geschehen sey, zu Gunsten des Vereins thaͤtig zu seyn. Derselbe erwiedert ferner auf die Bemerkung des General-Lieutenants Freiherrn von Stockhorn, daß die Straͤflinge in ausgedehnterer Weise zu oͤffentlichen Bau ten verwendet werden mochten, als dies bis jetzt geschehen; daß es bei uns theils an geeigneten Gelegenheiten dazu mangele, eine solche Maßregel aber uberhaupt durch das System bedingt sey,

von welchem man bei Behandlung der Straͤflinge ausgehe.

Hannover, 21. Juli. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz

ist heute zum Gebrauche des Seebades nach Norderney abgereist.

Se. Majestaͤt der König haben dem Gewerbe⸗Verein fuͤr das

Königreich eröffnen lassen, daß der von Ihrer Majestät der Hoch—

seligen Königin demseiben ausgesetzte Jahres-Beitrag von der

Hand- und Chatoull-Kasse Sr. Majestäͤt uͤbernommen und auch ferner ausgezahlt werden solle.

Altenburg, 24. Juli. Bereits ist seit Einfuͤhrung der neuen Muͤnz-Einrichtung mehr als ein halbes Jahr verflessen, und die Frage uͤber den bisherigen Erfolg dieser Maßregel duͤrfte nun wohl gestattet seyn.

Von den Einsichtigen und von der weniger fuͤgsamen Menge mit Ungunst aufgenommen, hatte die neue Einrichtung in den ersten Wochen dieses Jahres bei uns vor Allem damit zu kaͤmpfen, daß sie rein ideell blieb, indem ihr das damals, bis auf eine geringe Menge neuer Scheidemuͤnzen, allein bei uns gangbare Conventions-Geld durchaus nicht entsprach. Das war wohl auch zunaͤchst der Grund, weshalb der hiesige Stadt-Rath, um die Umrechnung des Conventions—⸗ Geldes und den Uebergang ins neue System zu erleichtern, im gemeinen Verkehre den Conventions-Thaler, der im Muͤnz⸗ gesetz mit Verlust von , Pf. zu 3036 Pf. normirt war, zu Ib Pf. zu berechnen, weil man für M Rthlr. Conv. auch nach dem Münzgesetz nur 31 Pf. erhielt. Allein damit war der Ver⸗ lust oder der Widerspruch nur aus dem Bereiche von 3 Rthlr. bis zu 1 Rthlr. Conv. hinaus in das Gebiet von Rthlr. bis zu 3 Rthlr. Conv. geruͤckt, indem noch immer gesetzlich fest⸗ tand, daß 3 Rthlr. Conv. nicht 3mal 30 oder 9s Pf. sondern 935 Pf. ausmachten. Wegen dieser Widerspruͤche sank die neue Einrichtung, vom alten Schlendrian ohnehin schon laͤngst verworfen, nun auch immer mehr in den Augen derer, welche die Vorzuͤge des neuen Systems wohl anerkannten, keinesweges aber davon schon so eingenommen waren, daß sie diese auch bei dessen Anwendung auf die fast ausschließlich umlaufende Conventions—⸗ Münze hatten gelten lassen. Doch hatten nicht nur die oͤffentli⸗ chen Behörden, sondern auch die hiesigen Kaufleute die Rechnung nach dem Silber-Courant des Vierzehn-Thalerfußes, den Thaler zu 30 Ngr. gerechnet, angenommen, und das Publikum konnte demnach damit wenigstens nicht mehr ganz unbekannt bleiben,

Durch die Bemuhungen der Behoͤrden und durch den hoͤhern Cours, welchen das neue System dem Preußischen Gelde gegen früͤher bestinimt hatte (1. Rthlr. Conv. war ehedem bei uns zu 1. Rthlr. Preußisch gerechnet worden), kam nun zwar immer mehr nach dem Vierzehnthalerfuß gepraͤgtes Geld im Umlaufe, allein zugleich machte man auch immer haufiger die Erfahrung, daß man im ganzen benachbarten Königreich Sachsen, in Leip⸗ zig so gut wie im Erzgebirge und im Voigtlande, beim gemeinen Verkehr nur nach Préußischem Courant den Thaler zu 21 Gr. rechne und nur ungern Berechnungen nach Silbercourant, den Thaler zu 30 Gr. annehme. Das brachte der guten Sache merklichen Nachtheil, und selbst solche, welche die neue Einrichtung mit Freuden begrüßt hatten, wurden nun zu Tadlern, ja oft zu

mit Freuden

Gegnern derselben, zumal da sie die durch die faktisch vorhandene Verwirrung ihnen etwa zufließenden Vortheile nur ihrem Handels⸗ HGeschicke, die etwaigen Verluste aber lediglich der neuen Muͤnz⸗ Einrichtung oder ihrer unzureichenden Durchfuhrung beimaßen.

Und so stehen die Sachen im ostlichen Theile unseres Her⸗ zogthums noch jetzt, anstatt daß im westlichen, der in seinem Ver⸗ kehr weniger mit dem Koͤnigreiche Sachsen als mit dem benach⸗ barten Thüringen zusammenhängt, sich die neue Einrichtung im⸗ mer fester begründet, je mehr sich der Vorrath der ihr entspre— chenden Mänzsorten im alltäglichen Verkehre vermehrt. F

Um sich aber unseren chaotischen Zustand hier einigermaßen vorzustellen, braucht man nur zu bedenken, daß noch immer lange nicht die Haͤlfte des bei uns umlaufenden Geldes nach dem Vier⸗ zehnthalerfuße geprägt ist, daß also auch bei mehr als der Haͤlfte der vorkommenden kleinen Geschaäͤfte die Frage entstehen kann, ob [ Rthlr. Eonv. 368 oder 306 Pf. und ob ein Gulden Conv. 2035 oder 201 Pf. betrage, je nachdem man sich nach den ur⸗ spruͤnglichen Bestimmungen der Landes-Regierung oder nach der kurz darauf erlassenen Bekanntmachung des hiesigen Stadt⸗Rathes richtet. Sind aber schon die gesetzlichen Bestimmungen nicht ganz im Einklange, so darf die Verwirrung, welche die Speculation noch außerdem im gemeinen Verkehre herbeifuͤhrt, noch weniger Wunder nehmen. So wird im groͤßern Verkehr z. B. beim Korn⸗ handel der Spezies⸗Thaler zu 1 Rthlr. 9 Gr. Preuß. Cour. d. i. zu 1 Rthlr. 11 Ngr. 3 Pf. Silberkur. ausgegeben und genem⸗— men, anstatt daß ihn das Muͤnz-Gesetz im Einzelnen zu 1 Rthlr. [1 Gr. 1 Pf. und bei großeren Zahlungen zu 1Rthlr. 11 Ngr. 1 Pf. bestimmt hat; so zahlt man 4 Zwanzigkreuzer und Preuß. Zweigroschenstuͤck als 1 Rthlr. Preuß., anstatt daß diese in der That 29 Ngr. 9 Pf. also 1 Pf. weniger betragen. Aber nicht bloß der Werth des Conventionsgeldes ist schwankend, sondern wir wissen auch jetzt nicht einmal mehr recht, welches bei uns eigentlich der herrschende Rechnungs⸗Muͤnzsuß ist. Alle Behorden und die Kaufleute rechnen nämlich, wie billig, nach dem neuen gesetzlichen Silber-Courantgelde, den Thaler zu 30 Ngr. Das benachbarte Sachsen und mit ihm der Getraide⸗, Vieh-, Holzhaͤnd—⸗ ler u. s. w. rechnen meist nach Preußischem Courant den Thaler zu 21 Gr., den Zwanzigkreuzer zu 5 Gr. 6 Pf. u. s. w. und die Marktleute auf unseren Wochenmaͤrkten konnen sich noch im⸗ mer nicht von dem alten hiesigen Courantgelde trennen, so daß bei ihnen nicht 10, sondern 12 Pf. einen Groschen und nicht 30, sondern 24 Gr. einen Thaler machen, und die einzige Aenderung, welche sie zugelassen haben, besteht darin, daß sie dem Preußischen Thaler, der fruͤher nur 6 Pf. Agio erhielt, deren jetzt 12 zugeste⸗ hen, so daß er doch wenigstens von 294 Pf. auf 300 Pf. in sei— nem Werthe erhoht worden ist, und daß sie ihre Ungunst gegen das Conventionsgeld so weit ausgedehnt haben, daß sie, wenn man nicht üuͤber 2 Gr. alt Courantgeld zu bezahlen hat, nicht mehr wie fruͤher 2 Saͤchsische Zwoͤlftelthaler zusammen fuͤr 51 Pf. sondern nur ein einzelner zu 25 Pf. rechnen und darauf zuruͤck⸗ geben.

Nach diesen Belegen kann man allerdings der Behauptung, die Verwirrung sey jetzt noch groͤßer als ehedem, kaum wider sprechen und muß nur ruhig der Zeit entgegensehen, wo das Conventionsgeld und namentlich auch die alten Saͤchsischen Sechser, Achter und Groschen vollends eingezogen und durch ei— nen hinlaͤnglichen Vorrath umlaufender Muͤnze nach dem Vier— zehnthalerfuße, so wie durch groͤßere Strenge in der Handhabung der bestehenden gesetzlichen Vorschriften das wieder gut gemacht seyn wird, was der bisherige Mangel an entsprechenden Muͤnzen und die dadurch veranlaßte Nachsicht in der Ausführung der er— lassenen Gesetze verschuldet haben. Allein kaum durfte die Rech—⸗ nung nach Preuß. Cour. vor der nach Silber-Courant, oder die Eincheilung des Thalers in 24 Gr. ver der in 30 Gr. ver⸗ schwinden, bevor nicht ein hinreichender Vorrath Sechstelthaler, an denen es ohnehin fuͤr den Einzelverkehr sehr fehlt, und zwar mit der Aufschrift 5 Gre oder auch eine hinreichende Menge Drittelthaler mit der Aufschrift 19 Gr. dem schwachen Vorstel⸗ lungs-Vermoͤgen der Menge die Eintheilung des Thalers in 30 Gr. auch von dieser Seite gehörig veranschaulicht haben wird.

Frankfurt a. M. , 24. Juli. Unsere gesetzgebende Ver—⸗ sammlung lehnte in ihrer heutigen Sitzung den Gesetz-Entwurf, wo⸗ nach es den hiesigen verboten werden sollte, an benachbarten bf— fentlichen Banken zu spielen, mit starker Majoritaͤt ab. Se. Ho heit, der Kurprinz-Mitregent von Hessen, ist gestern von Wiesba— den nach Wilhelmsbad zurückgekehrt. Nach den neuesten Nach— richten wird Se. Durchlaucht, der Fuͤrst von Metternich, in der Mitte des nächsten Monats hier eintreffen. .

Die Frequenz der Taunus-Eisenbahn stellt sich in diesem Monat, trotz der bestaͤndig unguͤnstigen Witterung, wieder glän— zend heraus. Die Einnahme vom 1. bis 20. Juli hat die Summe von 40,000 Fl. uͤberstiegen.

An der Boͤrse ist es stille; die Fonds halten sich zwar, aber es fehlt an Kauflust. Das baare Geld ist abondant; der Dis— konto steht kaum 3! pCt.

Desterreich.

Pesth, 17. Juli. (A. 3.) Se. Kaiserl. Königl. Hoheit der Erzherzog Palatin ist gestern Nachmittags von seiner Reise nach den untern Donau⸗Gegenden im besten Wohlseyn wieder in Ofen angekommen. Fast zu gleicher Zeit traf in Pesth Fuͤrst Nilosch ein; er ist in dem Hause des Barons Sina abgestiegen. Der Fuͤrst zeigte sich Abends auf dem Balkon dem neugierigen Publikum. Er hat das Aussehen eines Fuͤnfzigers, ist von untersetzter Statur, zeigt eine gutmuͤthige Physiognomie und traͤgt orientalisches Kostum. An dem Bau unserer Kettenbruͤcke wird jetzt eine ver— mehrte Thätigkeit wahrgenommen; man hort sogar des Nachts die Schlagwerke arbeiten. Der erste Fangdamm auf dem Pesther Ufer ist beinahe ganz vollendet, und der zweite duͤrfte es in ein Paar Mongten seyn. Da der Termin zur Einzahlung der ersten Rate der Bruͤcken⸗Actien mit Ende des vorigen Monats abge— , hne daß eine große Zahl der Subskribenten die verlangte ,. Einzahlung „ioh Fl. C. M. leistete, was der jetzt herr⸗ schenden großen Geld-Krisis zuzuschreiben ist, so blieb der größte Theil der Actien in den t f diese grandiͤse Bruͤcke ins Leben treten. net ausgefallen; wuͤnschte Lese.

Händen des Barons Sina und so duͤrfte grbßtentheils fuͤr dessen eigene Rechnung 1 Die. Aerndte ist in Ungarn meist sehr geseg⸗ der Weinstock verspricht ebenfalls eine höbchst er—

Bern. Die Tagsatz , .

. un. e Tagsatzun esc ĩ Si g auf den Antrag der e e hien Gre ,,, . 391 6 zu erwiedern, lle habe mit Befriedigung aus den Akten . men, daß die Nachbar-Staaten bereits‘ allen billi en 5 g mn entsprochen haben, also kein Grund einer . . walt . Sardinien verweigert die begehrte Aue sic eri eines Priesters, weil die Schweiz 1834 auch nicht ausgeliefert har Die welteren Verhandlungen der Tagsatzung betrafen Milltair—

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Angelegenheiten und das Zoll-Gesetz von Graubuͤnden, welches an einẽ Kommission gewiesen wurde. Der zweite Gesandte von Bern, Regierungsrath Dr. Schneider, fuhrte den Vorsitz.

Durch die Fallimente in Wien haben Privatpersonen in Bern, welche bei den betreffenden Häͤusern Depositen hatten,

große Verluste erlitten.

Tessin. (Nat. 3) Der große Rath hat sich auf unbe⸗ stimmte Zeit vertagt. In einer der letzten Sitzungen hatte ein Abt, Franchini, den Antrag gestellt, eine neue Instruction fuͤr die Tagsatzuug zu entwerfen, da Tessin mit seiner Instruction fast allein stehe. f.

Er fand jedoch keinen Anklang und erhielt von

sin schlecht anstehen, seine Instruction zu Gunsten der Kloͤster ab— zuändern, in einem Augenblicke, wo man selbst einen Aufruhr be— nommen. gemacht, der Theilnahme an daͤchtig Der

Dagegen wurde von einer Kommission der Vorschlag alle Mönche aus dem Lande zu verweisen, welche dem letzten Aufruhr schuldig oder ver— seyen. Der große Rath hat hierüber noch keinen Beschluß gefaßt. Das Standgericht hat sich nach dem Urtheil über Nessi aufgeloͤst, das Spezialgericht ist noch nicht in Thaͤtig— keit getreten. Es ist nicht wahr, was die Organe der Reaction berichtet haben, daß noch ein zweiter Rebellen-Anfuͤhrer, Raspini, hingerichtet worden; dagegen hat es sich jetzt schon herausgestellt, daß es bei dem Aufruhre auf Mord, Brand und Pluͤnderung ab— gesehen war, wozu das geworbene fremde Gesindel gern bereit war; es sollte sogar Gift gestreut werden, und man fänd solches in Menge in den meisten durchsuchten Haͤusern. In den Haupt— orten des Kantons, Bellinzona, Locarno und Lugano werden Buͤr— gerwachen aufgestellt. ;

In Luzern fielen die Gemeinde⸗Raths⸗Wahlen am 18ten 1hten zum großen Theil liberal aus; der „Eidgenosse von Sur— see“, ein Hauptblatt der Reactions-Partei, hat mit diesem Se— mester seine meisten Abonnenten verloren und muß aufhoͤren.

Italien.

Nom, 15. Juli. (A. 3) Heute Vormittag hatte der Papst das heilige Collegium als oͤffentliches Consistoriüm versammelt, wobei der Kardinal Belli zum erstenmal in diese hohe Versamm— lung eingefuuͤhrt wurde. Nachdem die uͤblichen Ceremonien vor— uͤber waren und die anwesenden Zuschauer sich entfernt hatten, wurde ein geheimes Consistorium gehalten, in welchem nach her— gebrachtem Gebrauch das sogenannte Schließen und Oeffnen des Mundes erfolgte. Die Namen der ernannten Bischoͤfe sind bis zum Abgang dieses Briefes noch nicht veröffentlicht, doch werde ich sie in meinem naͤchsten nachliefern.

K h. ö ; ; . Graf Bruͤhl ist gestern Abend aus Preußen hier eingetroffen.

Die Oesterreichische Regierung hat vierzehn Offiziere des Ge⸗ nie-Lorps nach den Paͤpstlichen Staaten gesendet, um durch tri—

gonometrische Messungen die genauesten Orts-Bestimmungen zur

Herausgabe von geographischen Karten zu benutzen. Wenn man nach den bereits erschienenen Karten des Kaiser-Staats schließen

darf, so kann man mit Recht etwas Gediegenes von diesem Un-

ternehmen erwarten. Von der hiesigen Regierung sind den Offi— zieren alle moglichen Huͤlfsleistungen zugesichert. Auch Neapel hat ausgebreitete Messungen vornehmen lassen, welche sich den hiesigen anschließen sollen, so daß man eine gute Spezial-Karte von ganz Italien zu erwarten hat. ö

Spanien.

Madrid, 15. Juli. Man will wissen, daß Herr Arguelles,

als Vormund, der Königin Isabella und der Infantin Louise den direkten Briefwechsel mit ihrer Mutter, der Koͤnigin Christine, untersagt habe. . Der Herzog von Vitoria trifft Anstalten,

; . den schoͤnen Palast Buenavista zu beziehen.

w der im Jahre 1849 im Preußischen Staate vorgekom menen Geburten und Todesfalle.

; Nach den bei dem statistischen Bureau aͤmtlich eingegangenen Nachrichten wurden in den acht Provinzen des Preußischen Staats im Laufe des Jahres 1810 uͤberhaupt geboren 587, 275

gleichzeitig starben 118,624 SFolglich blieb Ueberschuß der Gebornen od, 55]. Diese Zahl der Gebornen ist die groͤßte, welche seit dem Jahre

1816 vorgekommen ist, Auch die Zahl der Gestorbenen sst be⸗ traͤchtlich, doch wurde sie nicht allein in den Jahren 1831, 1832 und 1837, wo die asiatische Cholera den Preußischen Staat heim— suchte, sondern auch in den Jahren 1834 und 1839 uͤbertroffen. Die Vergleichung der vorstehenden Zahlen mit den am Ende des Jahres 1840 nach aͤmtlicher Zaͤhlung vorhandenen 14,907,991 Ein— wohnern ergiebt auf hundert Tausend damals Lebende durch— schnittlich

Geborne ... 3940 Gestorbene 2808 Folglich Ueberschuß ..... ... 1132.

Der Zuwachs aus diesem Ueberschuße betraͤgt also nicht ganz,

jedoch sehr nahe 15, auf Hundert; es kam auf etwas mehr als

26 Lebende ein Geborner; und ein Gestorbener auf eine Anzahl

Lebender, welche zwischen 35 und 36, doch letzterer Zahl etwas naͤ⸗

her faͤllt. In den einzelnen Regierungsbezirken war das Verhaͤlt⸗

niß der Gebornen und Gestorbenen zu der Zahl der am Ende des

Jahres 1849 Lebenden sehr verschieden. Die hoͤchste Zahl der

Gebornen hatte Marienwerder und naͤchst diesem sehr nahe Brom—

berg, auf hundert Tausend Lebende namlich ersteres 4634, letzte⸗

res 4615. Die bei weitem niedrigste Zahl der Gebornen zeigt sich dagegen im Regierungsbezirke Muͤnster, welcher nur 3678 Ge— borne auf hundert Tausend Lebende hatte. Die verhältnißmäßig hoͤchste Zahl der Gestorbenen hatte der Regierungsbezirk Danzig, die niedrigste der Regierungsbezirk Trier, jener namlich 3346, die— ser 2300 auf hundert Tausend Lebende. Aus dem Verhaͤltnisse der Gebornen zu den Gestorbenen ergiebt sich das Verhaͤltniß des Zuwachses durch den Ueberschuß der Gebornen zu den Lebenden, welcher sich jaͤhrlich zeigt, wo nicht besondere Ungluͤcksfaͤlle die na— tuͤrliche Vermehrung des Menschengeschlechts hindere. Es scheint naturgemäß, daß dieser Ueberschuß am größten werde, wo die Be⸗ völkerung am duͤnnsten, und also dem Menschengeschlechte noch am meisten Raum gegeben ist, sich auszubreiten; hierbei ist jedoch nicht zu uͤbersehen, wie sehr die Sicherheit, Bequemlichkeit und

Annehmlichkeit des Lebens mit der Dichtheit der Bevölkerung zu—

nehmen kann, wenn die geselligen Verhaͤltnisse die Benutzung al—

ler der Mittel zur Entwickelung der geistigen und koͤrperlichen An⸗

lagen des Menschen gestatten, welche dieselbe darbeut. Auch im

Preußischen Staate mangelt es nicht an Beispielen, daß dichter bevblkerte aber gewerbreiche Gegenden schneller an Einwohnerzahl

Staatsrath Battaglini die Antwort: es wurde dem Kanton Tes⸗

kämpfen mußte, an welchem die Moͤnche so thaͤtigen Antheil ge⸗

obwohl im Allgemeinen die

16 als minder dicht bewohnte, durch den Ueberschuß

stlichen schwaͤcher bevölkerten Landestheile der Gebornen am schnellsten zunehmen. Es ist oft behauptet worden, daß von der gleich en Anzahl Menschen in gleichen Zeitraumen da die meisten stürben, wo gleichzeitig die meisten ge⸗ boren würden; und es ist in sofern auch eine wohlgegründete Ver⸗ anlassung zu dieser Behauptung vorhanden, als die Sterblichkeit in keinem Lebensalter größer ist, als in der zartesten Kindheit: indessen hangt das Verhältniß der Gestorbenen zu den Lebenden noch von so viel andern Umstäͤnden ab, daß jene Behauptung kei⸗ nesweges Überall zutrifft; und auch im Preußischen Staate sind diejenigen Landestheile, worin verhältnißmäßig die meisten Gebur⸗ ten vorkommen, nicht immer auch durch eine großere Sterblichkeit ausgezeichnet. Wie sich die sammtlichen Regierungsbezirke des Staates in Bezug auf Geburten, Todesfalle, Und den aus beider Verhältniß gegen einander sich ergebenden Zuwachs verhalten, zeigt nachsfehende Uebersicht. Verglichen mit der Anzahl der am Ende des Jahres 1840 vorgefundenen Einwohner, hatten in gedachtem Jahre auf hundert Tausend Lebende durchschnittlich

e , . Ge⸗ Also Geborene. storbene. Zuwachs. 1. Bromberg 241615 2960 1655 Oppeln , 4547 2956 13591 Marienwerder 41634 3198 14136 41385 2998 1387 4085 271 1366 4176 2857 1319 3895 2634 1261 14203 3962 1241 3662 2436 1226 4137 2919 1213 1035 2824 1211 3504 2300 1204 3936 2763 1203 3825 2625 12060 3648 2493 11565 3546 2486 1960 3749 2743 1006 3689 2692 997 36572 2675 997 4267 3346 921 3880 3036 844 3628 2861 767 3667 2904 763

1. Liegnitz 3620 2973 647

Muͤnster 3078 253 513

Die verschiedenen Jahre sind den einzelnen Regierungsbezir⸗ ken in Bezug auf den Ueberschuß der Gebornen nicht in gleichem Maaße günstig; und es sind sogar Jahre vorgekommen, worin einige Regierungsbezirke, besonders in den bͤstlichen Theilen des Staats, mehr Menschen durch Todesfalle verloren, als sie durch Neugeborne gewannen. Schluͤße auf das mittlere Verhaͤltniß der Gebornen und Gestorbenen gegeneinander, und gegen die An— zahl der gleichzeitig Lebenden, koͤnnen daher mit einiger Zuver⸗— lässigkeit nur aus Durchschnitten von einer langen Reihe auf ein— ander folgender Jahre gezogen werden. In nachstehender Ueber⸗ sicht ist die Durchschnittszahl der in den 22 Jahren 1818 bis mit 1839 mit dem arithmetischen Mittel aus den in diesem Zeitraume vorgekommenen sieben Einwohnerzaäͤhlungen verglichen, und nach— stehendes Verhaͤltniß der Gebornen, Gestorbenen und des Ueber— schusses der ersteren gegen die Anzahl der gleichzeitig Lebenden ge⸗ funden worden. Es kamen nämlich während dieses Zeitraums jaͤhrlich im Durchschnitte auf hundert Tausend Lebende

Ge⸗ Also storbene. Zuwachs. 249 1684 3642 1485

Die Regierungsbezirke.

a FR 0 d

k ö . Gumbinnen Erfurt

.Koͤnigsberg .... ... Breslau 3 Trier

Stettin. J. Arnsberg

.

Stralsund.

8 3. d .

d

Cböln

Potsdam mit Berlin 23. Achen

in den Regierungsbezirken Geborene.

Coͤslin .. Oppeln Stettin Gumbinnen ß. Trier Arnsberg. K 6 ,,, 8. Marienwerder Minden w ,, . Bromberg 12. Koͤnigsberg. . . .... , ,, Stralsund Merseburg Danzig . Duͤsseldorf. . . . .... Vr eln Potsdam mit Berlin Posen Mag deburg. .. .... Coͤln Ctagniß . Achen 25. Muͤnster Im ganzen Staate also

2575 1439 1667 3262 1415 3797 2423 1374 3768 2441 1327 3768 2484 1284 1855 3580 1275 4205 2947 1258 3831 2601 1230 4758 3518 12109 41344 3156 1188 3791 2629 1162 3608 2488 1120 3940 2838 1102 41339 3267 1082 Ka 2609 1072 3 4118 3098 1050 3853 2804 1049 1196 3155 1041 3740 2740 1000 3826 2879 917 4056 3185 871 3547 2690 857 3059 2135 515 2919 1153 Im Laufe der hier betrachteten 22 Jahre hat sich der Um— fang des Preußischen Staates nur in soweit geaͤndert, daß im Jahre 1834 noch das Fuͤrstenthum Lichtenberg durch Ankauf hin— zukam: es bildet seitdem den landraͤthlichen Kreis St. Wendel im Regierungs-Vezirke Trier. Die Grenzen der einzelnen Regierungsbezirke sind zunaͤchst dadurch veraͤndert worden, daß in den Jahren 1820 und 1821 die damals bestandenen Regierun⸗— gen zu Reichenbach, Berlin und Cleve aufgelößt, und ihre Ver— waltungsbezirke den Regierungen zu Breslau, Liegnitz, Potsdam und Duͤsseldorf zugetheilt wurden. Indem die Regierung zu Breslau den- bei weitem größten Theil des Verwaltungsbesirkes der aufgelsssten Regierung zu Reichenbach uͤbernahm, gab sie gleichzeitig den landräthlichen Kreis Kreuzburg an die Regierung zu Oppeln ab. In der vorstehenden Nachweisung ist die Rech⸗ nung so gefuͤhrt worden, als hatte die Vertheilung des Staates in Regiekungsbezirke schon vom Anfange des Jahres 18135 ab mit derselben Begrenzung bestanden, welche seit der Auflbͤsung der drei vorbenannten Regierungen eintrat. Außerdem ist seir dem Anfange des Jahres 1825 der Kreis Hoyerswerda bon Frankfurt an Liegnitz uͤbergegangen. Auch sind des Jahres 1836 die Grenjen der Regierungsbez und Frankfurt gegeneinander besonders in Bezug schaft Beeskow verändert worden. Die letzer find gegen die ganzen Massen, woraus hier di zogen wurden, nicht erheblich genug, um * Hierna stehenden Durchschnittsberechnungen wesen flich r hinrese . önnen bse vorstehen den Durchsshn ttssahlsen nrelghn