1841 / 210 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Muselmaͤnner, meine Bruͤder, wenn Ihr leidet, so leide ich mit Euch, wenn Ibr kaͤmpfen müßt, so lmpf ich mit Euch; ich habe diefelbe Kleidung, dieselben Nahrungsmittel, wie der Geringste unter Euch; Euer Blut ist das meinige, Euer Leben ist mein Le⸗ ben, Euer Glaube ist mein Glaube. Ich bin mit Euch und Ihr seyd mit mir. Lowen der Wüste keiner von Euch wird sich mit bem Eber verbinden, um den Lowen zu bekaͤmpfen, aber, vereint in den Prüfungen des Lebens wie in den Freuden der Ewigkeit, werden wir bald jenen elenden Haufen Verfluchter in das Meer fuͤrzen.

Gegeben im Lager der Hadschem, am 25sten Tage des Monats

Schea Mulod, im 1257sten Fahre der Hedschra.“

2 Schreiben Abdel⸗Kader's an Milud ben Arasch.

„Ruhm sey Gott? Von ihm allein kommt Alles Heil, von ihm allein kommt die Macht!“

„Hadsch Abdel Kader, Emir der Glaͤubigen, gruͤßt den Agha Milud ben Arasch.“

„Ich liebe Dich, wie das Auge meines Vaters, ich zaͤhle auf Dich, wie auf meine rechte Handz aber das Auge sieht nur, die Rechte handelt nur, wenn der Wille zu sehen und zu handeln gebietet; ver⸗ nimm daher mein Wort: . v

Die Franzosen sind eine maͤchtige Nation; das weißt Du besser, als jeder Andere. Sie haben den Weg der Herrschaft betreten und bie Araber wanken. Wenn sie in Maskara eine Armee aufstellen, um sich von da aus auf die Staͤmme zu stuͤrzen, so wird es nur noch von Westen her möglich seyn, ihnen Widerstand zu leisten; aber das Beispiel ihrer Erfolge wird sie in diesem Herbst nach Tlemcen, dem letzten Zusluchtsorte unserer Macht, rufen und die Tage unserer Herr schaft werden gejaͤhlt seyn, denn von da wuͤrden sie uns zwingen, uns in dem Sande der Wuͤste zu verbergen, oder eine Zuflucht bei Mulch Abdherraman zu erbetieln. Diesemm Ungluͤck muß man vor⸗ beugen. Es steht geschrieben, daß der Kluge selbst in den widerwaͤr tigen Ereignissen die Elemente zu einer groͤßeren Wohlfahrt findet.

Unsere erste Sorge muß diese seyn, ich kann es nicht genug wiederholen, nicht die Stamme kaͤmpfen zu lassen, sondern ssie zu entfernen. Ohne ihren Beistand ist es mit der Herrschaft unseres Feindes vorbei, und er kann nur durch die ruinirenden Zuführen aber das Meer bestehen, ein Weg, den ihm die Englaͤnder in eini gen Tagen sperren werden.

Es ist ein Gluͤck, daß diese wilden Hunde, wenn sie auch an fangen, das Jagen zu verstehen doch nichts von der Bewachung

der Heerde wissen. Sie haben stets den Muselmann gebissen und der arbeitfame Fellah ihres eigenen Blutes ist nicht mehr verschont worden. Die Franzosen können zerstören, aber nicht aufbauen. Und besonders, seit dem ich sie alle Elemente der Nuͤtzlichkeit und der Production vernichten sah, habe ich den Finger Gottes erkannt, der mir den endlichen Triumph unserer heiligen Sache zeigte.

Es hat sich in dieser Beziehung nichts geändert, ünd was wir auf der einen Seite verloren, haben wir vielleicht auf der anderen Seite gewonnen. Die Bedingungen, welche die Franzosen fuͤr die Unterwerfung der Stämme aufstellen, machen dieselbe fast unmög— lich, und das fruͤhere Benehmen der Christen beunruhigt die Araber noch mehr, als die neueren Erfolge ihrer Waffen und ihre unerwar— tete Kuͤhnheit.

Richte alle Deine Sorge darauf, jede Annaͤherung zu verhindern. Zu diesem Zwecke habe ich die Proctamation untersiegelt, die ich Dir schicke. Möge Deine Stimmt und die aller Getreuen sie bekannt machen. Die Franzosen müssen auf ihre eigenen Huͤlfsmittel be schräͤnkt werden, und sie werden umkommen.

Du weißt übrigens, daß sie in keiner Sache Ausdauer besitzen. Wenn es ihrer Armee in Maztgra an Subsistenz⸗-Mitteln fehlt, oder wenn ste dieselben, was das Naͤmliche ist, nur übers Meer erhalten konnen, so werden sie es verlgssen, und ihr General wird verspottet werden. Da hast mir gemeldet, wie viele Feinde er in dem Divan seines Landes hatte, und wie sehr Frankeeich durch so viele Ausgaben rmndet, wenn nicht erschdͤpft ist. Die Zeitüngen, diese wahren Sul⸗ tane der Franzosen, werden sich gegen dies Kriegs- System erheben. Ich habe selbst in Algier eine maͤchlige Stuͤtze. Wir muͤssen Zeit ge spinnen, und Alles ist gerettet.

Wende daher Dein ganzes Ansehen, wofür ich, als ein Ge⸗ schenk des Himmels, Gott danke, nicht gegen die Franzosen, jondern gegen die Araber an. Spare weder Versprechungen, noch Drohungen noch Kunstgriffe. Wenn ein Stamm sich dem Verrath hingiebt, so zuͤchtige ihn ohne Nachsicht, Schonung waͤre Verbrechen. Dies wird Bir leicht seyn, dennn die Franzoͤsische Armer wird sich niemals herablassen, einen mit ihr verbuͤndeten Stamm zu beschuͤtzen.

Bewahre daher guten Muth und gute Hoffnung. Dein Glück und das meinige sind noch ungngetastet. Der Hatagan und die Ku gel sind durch den Burnus gedrungen, aber der Korper und die Kraft sind noch unverletzt und der brutale Eigenduͤnkel der Franzosen schuͤtzt uns vor jedem Angriffe.“

„Wir kennen die Authenticität dieser Aktenstuͤcke nicht“ fuͤgt das Blatt bei, dem wir sie entnehmen, „allein wenn sie auch apo— kryphisch seyn sollten, so verdienten sie doch nichtsdestoweniger un— ser Nachdenken; denn sie enthalten Lehren, die man sich auf ver⸗ schiedenen Seiten zu Herzen nehmen kann.“ Zu laͤugnen ist al— lerdings nicht, daß der darin herrschende occidentalische Opposi— tionsgeist, welcher selbst durch die stark aufgetragene orientalische Farbung nicht ganz verhüllt werden kann, wohl einige Zweifel an ihrer Echtheit erlauben duͤrfte.

Die Regierung hat, wie es heißt, gestern wichtige Mitthei— lungen vom Grafen Pontois erhalten. Von dem Vorhaben die⸗ ses Diplomaten, eine Urlaubsreise nach Frankreich anzutreten, ist es im Augenblick wieder ganz siill. Auch Lord Ponsonby hat, wie es scheint, auf seine beabsichtigte Reise nach London wieder verzichtet.

Herr Decazes, Sohn, ist in der Nacht zum 24. d. auf dem Dampfschiffe „le Tage“ von St. Petersburg in Havre eingetrof— fen. Das Journäl du Havre berichtet, daß er ohne Verzug nich Paris abgereist sey, und sehr dringende Depeschen fuüͤr die Franzbsische Regierung uͤberbringe⸗

Einem Befehle des Kriegs-Ministers zufolge, sind alle Se— mester⸗Beurlgubungen zurückßhenommen worden.

Der bekannte geistvolle Publizist, Herr Henri Fonfrede, der im „Memorial bordelais“ die streng monarchischen, aber nicht immer die ministeriellen Grundsaͤtze vertheidigte und dessen Artikel in Paris stets mit Interesse gelesen wurden, ist vor einigen Tagen

in Bordeaux mit Tode abgegangen.

In den ersten 0 Monaten d. J. sind in Paris 3152 Buͤcher in verschiedenen Sprachen gedruckt worden.

X Paris, 24. Juli. Der Danksagungs-Brief Lord John Russell's an seine Whler bestatigt r, n, ö. eie J. einiger Zeit gemeldet haben, daß das jetzige Englische Ministerium den Zusammentritt des Parlaments und ein entscheidendes Votum desselben abwarten wird, ehe es sich zurkckzieht. Die hiesigen Blätter konnen nun nicht begreifen, wie eine so lange Verzöͤge— rung der Aenderung des Regierungs- Sostems von der siegenden Partei und dem Lande uͤberhaupt so rühig gelitten wird. Doch sie verwechseln dabei wieder die Englische Verwaltungsweise mit der Franzbͤsischen, und vergessen, daß in Frankreich keine Cen⸗ tral-Verwaltung, ja kaum ein von den Ministern abhängiger Be—

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Wurde nicht statchaben werde. Von diesem Ereigniß und auch dem Ab fall des Herrn Piscatory will man auf eine foͤrmliche Auflbsung der Partei Thiers schließen, was sehr viel Sensation macht. Denn es ist hier allgemein bekannt, daß zwischen beiden Männern ein intimes Verhältniß statt— sand, weit intimer noch, als das, welches zwischen Herrn e iers und Herrn Dufaure bestand, und daß Ersterer seinen lan⸗ 7 Feldzug gegen den Hof hauptsaͤchlich mit den Subsidien des Herrn Mathieu de la Redorte bestritten hatte. Es ist daher bomisch. wie heute das Journal „le Siscle“, ein Blatt des Herrn Thiers, diesen Schlag, der seinen Chef getroffen, aufnimmt, indem es die Verdienste des Herrn Mathieu de la Redorte um

den Staat hervorhebt und dem Chef des gegenwartigen Kabinets

amtenstand existirt. Hier bleibt das Verwaltungs⸗System immer

dasselbe, welche Partes auch zur Macht gelangen määge.

4. Die 33 Presse ist in dem Au enblick üblen Humors; denn sie hatte! bisher immer noch gehofftz, daß der Abfall des Herrn Mathlen de la Redorte durch seine Annahme der Pairs⸗

. Das Lob ertheilt, daß er verstuͤnde, die Mitwirkung aller Talente, ie sich dem Staate anbieten, ohne Ruͤcksicht auf die Vergangen⸗ heit, fuͤr sich zu gewinnen. . 3 X Paris, 25. Juli. Die Ankunft des Textes der Dar⸗ danellen⸗ Convention hat, wie voraus zu sehen war, der Opposi⸗ ons⸗Presse Gelegenheit gegeben, sich tadelnd daruͤber auszuspre⸗ chen und den Akt als ganz unbedeutend darzustellen. Dies ist um so begreiflicher, als man auffallender Weise nicht fuͤr gut ge— 83 hat, zugleich den Text des Londoner Schluß⸗Protokolles er Aegyptischen Frage mitzutheilen. Aber selbst Blaͤtter, die sich das Ansehen tieferer Verstaͤndniß der auswaͤrtigen Politik geben, zeigen, wie sie zuweilen die von Frankreich behauptete Stellung in dieser Angelegenheit verkennen. So behauptet das Journal „le Temps“, das Organ des Herrn Passy, der in diesem Augenblick auf das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten spekuliren soll, es sey unrecht, daß in der fraglichen Convention das Kabinet nicht wenigstens die Räumung von St. Jean d'Akre durch die Eng— laͤnder stipulirt habe. Doch setzt man diesem entgegen, daß das eine Intervention in den speziellen durch den Vertrag vom 15. Juli behandelten Gegenstand gewesen ware, und man haͤtte alsdann dem Kabinet vorwerfen konnen, daß es durch diese Intervention in Bezug auf Beirut und St. Jean d' Acre alles Uebrige gut— geheißen hatte, was in Folge des Vertrages vom 15. Juli gegen den Pascha beschlossen und ausgeführt wörden war, und daß es mithin fich von der in Bezug auf diese Gegenstaͤnde von der Kam— mer ihm auferlegten Isolirungs-Politik entfernt hatte. Gleichzeitig fuͤhren die Oppositions⸗Blaͤtter verschiedener Nuan⸗ cen einen Streit ber die Frage, ob der Finanz⸗Minister die beschlossene Anleihe noch verschieben, um bessere Bedingungen von den Ka— pitalisten spaͤter zu erlangen, oder ob er sogleich abschließen solle. Die Kapitalisten' thun namlich alles Mbgliche, um die 3 pro Ct. Rente, wenn nicht noch mehr herabzudruͤcken, doch ihr Steigen im Verhaͤltniß zum Standpunkt der 5 pro Ct. Rente zu hindern. Sie verkaufen daher unaufhörlich die in ihrem Besitze befindlichen Pa⸗ piere, die Herr Humann nicht in 5 pro Ct. sondern in 3 pro Ct. anlegen will. Dieser ist bekanntlich der entschiedenste Anhänger der Renten-Konversion, wegen deren Verweigerung er sruͤher ein⸗ mal aus dem Ministerium getreten ist. Jetzt ist seine Ab— sicht zu warten; denn er rechnet darauf, daß die Kapita— listen nicht lange mit dem Verkaufen fortfahren kbnnen also fruͤher oder später wieder kaufen muͤssen, zumal da er durch geschickte Combinationen den Schatz in den Stand gesetzt habe, die Beduͤrfnisse des Staates auf lange hin zu bestreiten. Nun rathen die verschiedenen Journale, je nach ihren eigenen Interessen, zu einem schleunigen Abschluß der Anleihe oder zu einem Zögern. Die Journale des Herrn Thiers wollen einen schleunigen Abschluß, weil das Produkt der Anleihe zur Aufnahme jener bffentli⸗ chen Arbeiten bestimmt ist, die in Folge des Defizits aufge— schoben sind, welches durch die Politik des Kabinets vom J. März entstanden seyn soll. So lange man also die Ausfuͤhrung dersel— ben aufschiebt, wird natuͤrlich der Tadel, den das Land in dieser Beziehung gegen jene Polik erhebt, dauern. Das Journal „le Temps“ dagegen fordert Herrn Humann zum Zoͤgern auf; denn Herr Passy hat die Absicht, wenn er erst Minister des Aeußern seyn wird, Herrn Humann ebenfalls zum Finanz⸗Minister zu waͤh— len, und dann erst die Anleihe zu machen. Im Grunde soll Herr Passy der Urheber der jet ausgefuͤhrten Steuer-Revision seyn. Auch ist der Franzoͤsische Handelsstand in einiger Bewegung wegen einer ihm von Nord-Amerika her drohenden Gefahr. Denn un den dortigen Finanz-Angelegenheiten aufzuhelfen, soll bekannt⸗ lich der Tarif auf Franzbsische Produkte vermehrt werden. Es bliebe nun Frankreich keine andere Repressalie aͤbrig, als seinerseits eine Modification der Reziprozitaͤt, die in den Schiffs-Vertraͤgen zwischen beiden Landern festgesetzt worden ist. Durch diese haben bie Amerikaner fast ausschließlich den Ausfuͤhrungs- und Einfuͤh— rungs⸗-Transport zwischen Frankreich und Amerika er⸗ langt. Nach Herrn von Tocqueville, der in seinem Buche diefen Gegenstand sehr anschaulich behandelt hat, ist dies geschehen in Folge ihrer Ueberlegenheit in der schnellen und wohlfellen Schifffahrt. Nun verlangt namentlich der Handelsstand von Havre, daß die Regierung mit dieser Repressalie drohe. Doch es

scheint, daß ihr dies im Augenblick einige Verlegenheit bereite. Denn die Fränzoͤsische Politik kann nur sehr ungern zu Maßre— geln greifen, die das befreundete Verhaͤltniß mit den Bereinigten Staaten bedrohen koͤnnten, da sie, bei etwa in der Folge sich entwickelnden Complicationen zur See, die Amerikanische Marine als natuͤrliche Alliirte betrachten muß.

* Paris, 25. Juli. Die Vorbereitungen zur Feier der Julitage siud beendet. Außer einer eigenthuͤmlichen neuen Er— seuchtung eines Theils der großen Chaussee in den Elisaͤischen Fel⸗ dern ist nichts Neues in dem offiziellen Programm zu bemerken. Bereits heute Morgen ist der Hof aus Neuilly in den Tuile— rien angekommen. Alle Vorbereitungen zur Sicherheit der Stadt wahrend der Julitage sind so getroffen, daß nicht die mindeste Unordnung vorkommen kann. Wegen der Eindruͤcke, die hier und da in den Massen die Unruhen in Toulouse hinterlassen, sind die Vorsichts-Maßregeln dieses Jahr noch geschaͤrfter, wie fruͤher und ein großer Theil der Truppen wird in jeder Kaserne in Bereit— schaft gehalten.

Die Aufloͤsung der National-Garde von Toulouse ist durch Herrn Maurice Duval noch nicht vollzogen, die heute Vormittag von ihm angelangten telegraphischen Depeschen sollen den Grund angeben, warum er diese nbthige Maßregel noch verzoͤgert, bis auch jeder Keim von Unruhe in den nahellegenden Departements vertilgt ist.

Die neuerdings eingetretenen Ereignisse haben eine große Musterung verschiedener Truppengattungen wie man sie hier zum 29. Juli beabsichtigte, verhindert, Der Hof wird dagegen das unter des Herzogs von Nemours Kommando abzuhaltende Lager von Compiegne besuchen. Große Einladungen dahin werden wohl erfolgen. Am 6. August wird in der hiesigen St. Rochus Kirche der ehemalige Pfarrer dieses jetzigen Hof-Sprengels, Abbé Olivier, in Folge einer Paͤpsilichen Ernennung zum Bis⸗

thume von Epreur von dem Erzbischofe von Paris, felerlich ge⸗ weiht werden. Die Kbnigin der Franzosen und Prinzessinnen,

ö . auch die Koͤnigin Christine von Spanien werden dieser Feier—

lichkeit beiwohnen.

Großbritanien und Irland.

London, 24. Juli. Die Hof-Zeitung meldet die Er nennung der Herren T. Elli Vlllier SJ e .

g der Herren T. Elliot, Villiers und Shaw Lefebvre z Gommissarien fuͤr den Verkauf und Anbau der wuͤst liegende Laͤndereien in den Britischen Kolonieen und fuͤr die Uuebersied. lung von Auswanderern dorthin und zu Kommissarien fuͤr die Kolonisirung von Suͤd-⸗A Australien. .

ory⸗= 1 * 6 1 die . . J. Russell.s Adrese an * 9 9 ö. y sehr wohl zufrieden und behauptet, daß sie die Stellung, worin die beiden großen Parteien im Staate, wie fruher, so auch jetzt in ihrem Gegensatze sich befaͤnden, gan kj z bezeichnet habe. Am Schlusse sagt das genannte Vlart: ĩ w. J. Russell giebt das Verfahren an, welches er beim . tritt des neuen Parlaments befolgen wird, und dies eee. uns, mit gebuͤhrender Verachtung des abgeschmackten reden, zu gedenken, als ob das jetzige Ministerium, weil es jene E 2 noch im Amte abwarten will, sich verfassungswidrig 2 Was kann es denn constitutionnell von den Absichten des Pal laments wissen? Und was kann das Parlament begruͤndeter Wen von den Absichten der Minister wissen, bevor es die ganze Sach. worüber es entscheiden soll, gehoͤrt und eroͤrtert hat? Tritt ? zusammen, um nach geschehener Erwaͤgung oder ohne diefelbe 2 entscheiden? Wahrscheinlich das Letztere; aber dies darf es we nigstens nicht offen bekennen. Jedenfalls sind die Minister dahrr berechtigt und verpflichtet, seine Entscheidung abzuwarten, ehe sie die Gewalt verlassen.“ ? ;

. Bei inem Diner; welches am vorigen Freitage dem neu ge— waͤhlten Parlaments⸗Mitgliede fuͤr Bury, Herrn Walker, gegebe wurde, bemerkte Herr G. W. Wood: „Sobald e hen Russell den Artikel Getraide erwähnte, war das Sch icksat d) Ministeriums entschieden. Jener aufgeklärte Staatsmann Gn Spencer, der wegen seiner Betheiligung bei dem r esse eine gute Autoritaͤt in solchen Fragen ist, sagte in einem Ge spraͤche, mit dem er mich kuͤrzlich beehrte: jedes Ministerium th stark es auch seyn mbge, begehe einen Selbstmord, wenn es die KLorngesetze antaste.“ Dies veranlaßt den Globe zu folgenden Bemerkungen: „Lord J. Russell hat also, wenn man es so n sehen will, die Rolle des Curtius gespielt indem . r sich selbst in den Abgrund stuͤrzte, da doch ein Mini ster geopfert. werden mnßte. Und wenn Lord Spencers Meinung, wie sich jetzt kaum bezweifeln laßt, begruͤndet war, 9 konnte es nur um so besser seyn, je fruͤher ein Minister den Ball mit einem Selbstmorde eröffnete, weil es durchaus keinem Zweifel un— terliegt, daß die Korn-Geseßtze angetastet werden muͤssen. Es sst auch nicht das erstemal, daß unsere Partei auf diese Weise einen Selbstmord begangen hat. Es ist nicht das erstemal, daß 6 Mauern baute, um mit dem Kopfe dagegen zu rennen. Die Mauern sind indeß auf diese oder jene Weise stehen geblieben und haben sich so fest bewiesen, daß sich ihre Gegner die Koͤpfe daran einstießen, nachdem die Erbgquer sich blaue Flecke daran geholt hat ten. Jede der großen Maßregeln, durch welche unsere Partei aus dem Amte gekommen ist, hat dieselbe auch wieder ins Amt ge— bracht. Jede große Maßregel, welche wirklich noͤthig ist, giebt in diesem Lande unfehlbar ihren Urhebern die Macht wieder. Unser Vertrauen auf den endlichen Sieg der liberalen Grundsaͤtze der Verwaltung ist deswegen eben so stark als unser Vertrauen auf die Richtigkeit und Wahrheit dieser Grundsaͤtze.“

Ueber die Veranstaltungen, welche in Frankreich gemacht wer—⸗ ben nnn hmpathie für die Kandietischen Insurgenten zu er⸗ wecken, und ihnen Unterstüͤtzungen zukommen zu lassen, äußert die Morning Ehroniele: „Die Franzbsischen Karlisten haben ein neues politisches Steckenpferd ausfindig gemacht und die Liberalen beschwatzt, es mit ihnen zu besteigen. Dieses Steckenpferd ist die Griechische Emancipation, die Sache der Christen in Kreta und Syrien. Ein Ausschuß soll gebildet werden, in welchem Liberal, wie Lafitte, Arago u. s. w., neben Genoude und den uͤberspann testen Legitimisten zu sitzen kommen. Chateaubriand soll Praͤs dent seyn. Wir brauchen kaum zu sagen, daß die erste Folge einer solchen Verbindung seyn wird, der Franzoͤsischen Regierung die Unterstuͤtzung zu verleiden, welche sie außerdem den Kändioti— schen Griechen vielleicht angedeihen ließe. Aber es handelt sich bei jenem Unternehmen gar nicht um die Griechen. Der Zweck der Karlisten ist bloß, der Regierung damit Opposition zu ma⸗ chen. Die von dem Comité bekannt gemachten Dokumente die von Kretischen Anfuͤhrern geschrieben seyn sollen, sind augen faͤllig in Paris fabrizirt. Wir fürchten, diefe Intriguen werden mehr zur Beleuchtung der Karlissischen Mitglieder des Comité's, als zur Befreiung der Kandioten beitragen. 1

Der Sun will wissen, Lord Palmerston und Lord Ponsonby hätten eine reich mit Brillanten verzierte Ordens-Decoration, die

der Sultan fur sie bestimmt habe, mit dem Bemerken abgelehnt, daß die Koͤnigin von England deren Annahme, nach den Regeln des Staatsdienstes, nicht gestatten koͤnne. . Auf die Vorsiellung des neuen Gouverneurs von Neu-Braun— schweig, Sir W. Colebrook, hat die Regierung einen Kontrakt ab⸗ geschlossen, wonach kuͤnftig 5 Monate des Jahres hindurch woͤ— chentlich ein Dampfschiff von Liverpool nach Halifax und umge— kehrt abgehen soll. ; . Dem Argus zufolge, wollen die Irlaäͤndischen Katholiken den Papst ersuchen, daß er einen Kardinal bei ihnen residiren lasse. Am 2hsten wurde zu Chatham ein Koͤnigliches Kriegs-Dampf— schiff von 1500 Tonnenlast im Beiseyn unzaͤhllger Zuschauer vom Stapel gelassen; wenige Tage vorher war zu Woolwich ein Gi— ches mit einem anderen Kriegs-Dampfboote von gleicher Grdö⸗ geschehen. Zu einem dritten Kriegs-Dampfboote erster Kle⸗ wird naͤchsten Tage zu Chatham der Kiel gelegt werden. s

Zu Liverpool lagerten vorige Woche bloß aus Nord-Ame!

rika Rh, Joh Ballen Baumwolle; der Absaß geht ziemlich langsam, Belgien.

Brüssel, 25. Juli. Die vorgestern erwähnte Abstimmung des Provinzial-⸗Rathes von Brabant (nicht des Gemeinde⸗Rathes), wonach die hiesige freie Universitaͤt die bisherige Unterstůtzung von 10,000 Fr. jaͤhrlich nicht mehr erhalten sollte, ist, wie man setzt vernimmt, ruͤckgaͤngig gemacht worden. Dem Herrn Bar— banson gelang es naͤmlich, mit Berufung auf das Reglement, eine zweite Abstimmung zu erwirken, wobei sich eine kleine Majoritaͤt fuͤr die Bewilligung der Summe gezeigt hat.

Deutsche Bundesstaaten. Dres den 27. Juli. Das Verbot der Pferde-Ausfuhr ist im Königreiche Sachsen unterm 24. Juli wieder aufgehoben worden.

Deßau, 28. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Herzo— gin kehrte gestern Abend von Hannover, wohin Hoͤchstdieselbe am

* Mai gereiset war, und wo, Ihre Kbnigl. Hoheit von dem am 20. Juni erfolgten Hintritt Höchstihrer Mutter, der Koͤnigin von

Hannover Majestaͤt, auf das Schmerzlichste betrůbt worden, im besten Wohlseyn, mit dem Eisenbahnzuge über Cöthen zuruck, und wurde auf dem Bahnhofe von Hbchstihren Kindern, der Prin⸗ zessin Agnes, dem Erbprinzen Friedrich und der Peinzessin Marie erwartet und bewillkommnet. Wie bei der Ankunft Sr. Hoch⸗ fuͤrstl. Durchlaucht des Herzoges am Gten d. M. so hatten sich auch gestern eine große Zahl Bewohner der Stadt an dem Orte der Ankunft versammelt, die ihre freudige Theilnahme durch lau— tes Jubelrufen zu erkennen gaben.

Braunschweig, 26. Juli. Die hiesigen Befoͤrderer der Eisenbahn⸗Anlagen zwischen Braunschweig und. Magdeburg haben folgende Aufforderung ergehen lassen: „Die Zeichnungen zu der Magdeburg⸗ Halberstaͤdter Bahn werden am 3 sten d. M. ge— schlossen, und es haͤngt von dem Erfolge dieser Zeichnung ab, ob unser Land mit den großen Bahnen Deutschlands in Verbindung treten, oder fuͤr langere Zeit, vielleicht fuͤr immer, davon ausge⸗ schlossen bleiben soll. Sa die bis jetzt gezeichneten Summen nicht zureichen werden, um den Bau der Bahn zu sichern, so glauben die Unterzeichneten eine Iflicht zu erfuͤllen, wenn sie alle Braunschweiger, welche die Mittel dazu besitzen, dringend auffer⸗ dern, sich in den noch übrigen wenigen Tagen nach Kraͤften bei diesem, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch fur. die Actiongixe vor— thellhaften Unternehmen zu betheiligen. Die erforderlichen Anmelde⸗ Bogen werden von den Handlungs⸗Haͤusern Gebr. Lobbecke und Fomp. und G. L. Dommerich hierselbst anf Verlangen verabfolgt. Braunschweig, den 24. Juli 1841. Unterz. Bode ꝛc.“

Se. Durchlaucht der Herzog sind nach Hamburg abgereist.

Sesterreich.

Wien, 21. Juli. (C. A. 3.) Nach einem von der Masse des Hauses Geymuͤller verbffentlichten Ausweise betragt die Buch— schuld der Glaͤubiger dieses Hauses allein 3,125,855 Fl. C.M. m 20 Fl⸗Fuß. Es giebt kein Land in Europa, welches auf die— sem Verzeichnisse nicht seinen Repräsentanten hat. Ein großer Theil des hohen Adels, worunter der Gemahl der Mutter der Erzherzogin Rainer, Fuͤrst Montleard, mit 110000 Fl., ist eben so hart mitgenommen. Nach unsern Gesetzen kommen die Buch— schulden in die vierte Klasse, folglich ist wenig zu hoffen. Von allen Seiten Deutschlands treffen bereits kaufmaͤnnische Notabi—

litaͤten ein, welche mehr oder weniger betheiligt zu seyn scheinen.

Teplitz, 25. Juli. (Magd. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist unter dem Namen eines Grafen von Lingen vorgestern hier eingetroffen.

Der hiesige Magistrat hat in diesen Tagen durch einen be⸗ sondern Abdruck die Hohen Erlasse Sr. Königl. Hoheit des Prin⸗ zen von Preußen und Ihrer Königl. Hoheiten der Prinzen Karl und Albrecht von Preußen an den Magistrat der Stadt Teplitz bekannt gemacht, welche sich auf das Koͤnigliche Geschenk von FM) Rthlr. beziehen, mit dem die genannten Prinzen unsere Stadt begluͤckt haben. Dieselben lauten:

„Eine Reihe von Jahren hindurch war Unser in Gott ruhen⸗— der Herr Vater, des Koͤnigs Majestaͤt, gewohnt, die Ihrer Oshut und Fuͤrsorge anvertraute Stadt zu besuchen, um nach den Muͤhen und Sorgen eines schweren Berufes Genesung und Erholung zu finden. Jeder Einwohner kannte Ihn und gab Ihm Beweise der Liebe, Verehrung und Theilnghme. Seine warme Anhaͤnglichkeit far Ihre Stadt galt daher nicht allein dem Quell, dem jaͤhrlich Taufende zueilen, sie galt der Liebe, mit der sie Ihm jahrlich entgegenkam. Um diese Gesinnungen zu ehren, und um Sein An denken dort in Segen fortleben zu lassen, haben Wir ein Kapital von fuͤnf Tausend Thalern bestimmt, welche in der Art zu wohlthaͤ tigen Zwechen angelegt werden sollen; daß die Zinsen davon zur intersfützunig dortiger Huͤlfsbeduͤrftiger dienen. Das lebhafteste In tereffe wird Uns zeitlebens an eine Stiftung knuͤpfen, die den er habenen Namen des Höͤchstseligen Koͤnigs tragen, und auf der Sein Segen ruhen wird. .

Wir ersuchen Sie, hieruͤber das Weitere zu vergulassen, Uns Ihre Beschlußnahme zugehen zu lassen, und demnaͤchst der Ueber weisung der oben gedachten Summe gewaͤrtiget zu seyn.“

Berlin, den 16. Maͤrz 1841. ;

Prin; von Preußen. Ka rl, Prinz von Preußen. s Albrecht, Prinz von Preußen.

Ihre Absicht, das Kapital, welches Wir der Stadt Teplitz zum And kken Ünseres jetzt in Gott ruhenden Herrn Vaters zu wohlthaͤti gen Zwecken bestimmt haben, zur Errichtung eines Armen Kranken hauses zu verwenden, hat Unseren vollen Beifall. Indem Wir Ihnen dies auf Ihr Schreiben vom z0sten v. M. hierdurch zu erkennen ge ben, sehen Wir zu seiner Zeit einer naͤheren Mittheilung uͤber die Ausfuͤhrung Ihres Vorhabens entgegen. Wir sind uͤberzeugt« daß Ane! Anstalr, welche dort den Namen des Hochseligen Königs Majestaͤt tragen soll, sich fortdauernd einer lebhaflen Theilnahme der Sigdt, zu erfreuen haben wird, und werden allzeit die Uns über ihr Gedeihen zu gehenden Nachrichten mit besonderem Interesse erhalten.

Berlin, den 13. April 1841. Prinz von Preußen. K arl, Prinz von Preußen. Albrecht, Prinz von Preußen. . Spanien.

Madrid, 18. Juli. Die „Hofzeitung“ enthaͤlt folgende Angaben über die Inseln Fernando Po (eigentlich Fernao do Po) und Annobon, welche die Spanische Regierung an die Englaäͤn— der abzutreten beabsichtigt. „Die Insel Fernando Po, im Suͤ⸗ den den kleinen Amboser-Inseln gelegen, ist 17 Leguas lang, 8 Le— guas breit und hat 25 Leguas im Umfange. Die Bewohner, deren Häuptling sich Cocoroco nennt, sind kraftige, aber von Na— tur dumme und furchtsame Neger, Sie gehen, bis auf einen schmalen Guͤrtel, vbllig nackt. Die Insel wurde unter der Re— gierung des Königs Alphons V. von Portugal durch Dom Fer— nao do Po entdeckt, der ihr seinen Namen gab. Mitten in der heißen Zone gelegen, hat sie ein Klima, welches bösartige Fieber, Entzuͤndungen und Skorbut erzeugt. Die Europaͤer haben diesen Epidemieen stets einen schweren Tribut entrichten muͤssen.

Annobon ist am 1. Januar 1198 (nach Anderen im Jahre 1743) durch die Portugiesen entdeckt und deshalb Annobon (gu— tes Jahr) genannt worden. Sie hat einen Umfang von 6 Le— guas. Die Bewohner leben in den Ortschaften San Juan, San Pedro und Annobon; sind unabhaͤngig und lieben die Freiheit uͤber Alles.

Durch den 13. Artikel des am 24. Maͤrz 1798 im Pardo unterzeichneten Traktats trat die Krone Portugal diese beide In— seln an Spanien ab. Der Brigadier Graf Argelejos, Anfuͤhrer et,, , n, bestehenden Expedition nahm von Fernendo Po Besitz; Annobon leistete Widerstand und die Spanische Expe⸗ dit ign segelte daher nach der Insel San Thomas, um dort neue Instructionen abzuwarten. Da wiederholte Versuche in Folge der Empbrungen der Eingeborenen mißlangen, so wurde das Pro— jekt der Kolonisirung aufgegeben. Im Jahre 826 wurden Un— terhandlungen mit England angeknüpft, welches das in 3 Leone befindliche gemischte Tribunal nach Fernando Po verle . wollten. Im Jahre ide erschien eine Englische Expedition . ter dem Befehl des Capitain Owen bei Fernando Po; allein seit—

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dem erkannte England die Rechte Spaniens auf diese Besitzungen an. Erst im Jahre 1839 machte England, dem diese Inseln seit laͤngerer Zeit angetragen worden waren, der Spanischen Regierung das Anerbieten, dieselben zu kaufen. Das Spanische Kabinet ging darauf ein und empfing im April des gegenwartigen Jahres 06969 Thaler fuͤr die Abtretung der Inseln. Spanien hat ein⸗ gesehen, daß es ungeheure Opfer bringen mußte, um auf diesen Inseln Niederlassungen zu grunden, die nicht einmal den von den Philippinen zurkckkehrenden Schiffen der Königlichen Marine als Station dienen könnten, weil zwischen dem Kap Negro und dem Kap Palmas bestaͤndig Suͤd⸗ und Sudwestwinde wehen, welche die Schifffahrt von jenen Inseln nach den Kuͤsten von Spanien sehr schwierig machen.“

Griechenland.

Athen, 12. Juli. (A. 35) Die juͤngsten Nachrichten aus Kreta berichten fast nur von den unmenschlichen Thaten, durch welche Tahir Pascha, im Auftrage seines Herrn den Weg zum Friedenswerke, zur Versoͤhnung und Unterwerfung der Kreter, anzubahnen strebt! Nicht genug, daß er schon im Mai die Christen, lange vor Ablauf des von ihm gestellten achttaͤgigen Termins, in Probalma und an andern Punkten treulos waͤh— rend des Waffenstillstands angriff, wobei er sich freilich nur blu— tige Koͤpfe geholt, hat er jetzt im Unmuth uͤber den geringen Erfolg seiner Waffen, an den Dörfern, die innerhalb seiner Linien liegen, sein Schreckens -System auszuuͤben begon— nen. Die Haͤuser wurden dem Voden gleich gemacht, die Getreide-Vorraͤthe verbrannt, die Oel- und Weinfaͤsser zerschlagen, wehrlose Maͤnner, Greise und Kinder niedergemetzelt die Kna⸗ ben aber und alle Wesen weiblichen Geschlechts, von zarten Maͤd⸗ chen bis zu bejahrten Matronen, fanden ihren Tod unter den Händen dieses brutalen Gesindels auf eine Weise, die keine Feder zu schildern vermag. Wir wuͤrden Bedenken tragen, diese Nach— richten nachzuerzäͤhlen, wenn nicht das, was erst vor wenigen Wochen an den Graͤnzen und fast unter den Augen Deutscher Staaten in Bulgarien geschehen, auch diesen Graͤßlichkeiten zur Bestaͤtigung gereichte.

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Posen, 26. Juli. Durch den Guͤter⸗Verwalter Franz Noeggerath, von welchem bereits das Braunkohlen⸗ und Alaun-Huttenwerk zu Ober-Kassel bei Bonn im Jahre 1822 eingerichtet und laͤngere Zeit hindurch geleitet worden ist, ward in diesem Fruͤhsahre in der unmittelbaren Nahe der Stadt Wronke und wenige 1090 Schritte vom linken Ufer des Warthestrems entfernt, ein bedeutendes Braunkohlen-Lager entdeckt. Diese Ent—⸗ deckung war ein Ergebniß der geognostischen Excursionen, welche Herr Noeggerath im Herbste des vorigen Jahres unternommen hatte, indem er unterhalb der Stadt Wronke mehrere Stückchen Braunkohle durch die Warthe angeschwemmt fand, und hierdurch geleitet, feine Forschungen in der Umgegend so lange fort setzte, bis er am 17. März e. durch die Tagewasser ein unbedeutendes Braunkohlenfloͤtz blosgelegt fand. Nachdem derselbe hiernaͤchst den nachgesuchten Schurfschein vom Königlichen Ober⸗Bergamt erhalten, begann er sofort weitere Bohr- und Schurfversuche, und hat seitdem das Braunkohlen-Lager bereits in einer großen Aus⸗ dehnung aufgedeckt, Nach seinen Aeußerungen ist dasselbe 20 Fuß mächtig, von vorzuͤglicher Güͤte und großer Brennkraft, und da die Braunkohle zugleich ein Alaunthonflotz mit sich fuͤhrt, und beide sehr stark mit Schwefelkies und saurer schwefelsaurer Thon⸗ erde impraͤgnirt sind, so eignet sich der gemachte Fund besonders zur Gründung eines Alaunwerks.

sseldorf, 26. Juli. (Du ss. Ztg.) Gestern, nachdem der Königl. Kommissarius, des Herrn Ober-Praͤsidenten von Bo— delschwingh Excellenz, den dies jaͤhrigen (6ten) Rheinischen Po⸗ vinzial-Landtag geschlossen hatte, verfammelte er die Herren De— putirten zu einem Festmahle im Breidenbacher Hofe. Es waren zu demselben auch die hohen Eivil- und Militair-Behoͤrden ein— geladen. Der Typus, welcher sich während des Festes von al— len Seiten kund gab, war wiederum, gleichwie bei jenem am Er⸗ bffnungstage des Landtags, ein echt vaterlaͤndischer, erhebender. Die Liebe des Rheinlaͤnders zu Preußens Koͤnige und dem gan— zen erhabenen Koͤniglichen Hause war auch heute das Centrum, nach welchem alle Gefuͤhle und Aeußerungen zielten.

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ie Berlin-Anhaltische Eisenbahn.

Seit Erdoͤffnung der Eisenbahnfahrten zwischen Berlin und Fuͤ terbogk liest man daruͤber in offentlichen Blattern so manche Artikel, welch? zum Theil von großer Ungeduld und gaͤnzlicher Unkenniniß des Sachverhäͤltnisses, zum Theil aber auch von Uebelwollen der Ver fasser oder Berechnung auf Boͤrsen⸗Umtriebe zeugen.

Warum die Direction jener Gesellschaft auf alle diese Artikel be⸗ harrlich schweigt, kann Einsender dieses sich nicht genuͤgend erklaren, da dieses Schweigen hier und da zu der Deutung benutzt wird, als konne sie gegen jene Artikel nichts erwiedeen.

Dem geöoßen Theile des Publikums, welcher aufrichtiges Interesse an dem Eefolge eines bedeutenden vaterlaͤndischen Unternehmens nimmt, durfte daher folgende kurze Berichtigung von einem mit die ser Angelegenheit Vertrauten nicht unwillkommen seyn, welcher bereit ist, sich zu nennen, wenn auch die Verfasser der gedachten Artikel sich neunen und die unten folgenden Angaben als unrichtig anfechten solllen. . . .

Die Berlin-Anhaltische Eisenbahn wird ihre Bestimmung énst dann erfuͤllen, wenn sie in ihrer ganzen, 20 Meilen langen Ausdeh nung, also von hier bis Coͤthen, fahrbar seyn wied, wo sie in die Magdeburg Leipziger Bahn einmuͤndet und folglich den gewerblichen und geselligen Beckehr zwischen letzteren beiden Städten und Berlin unterhalten wird. .

Die streckenweise Eröffnung einer solchen Bahn, wenn die naͤch sten Stalionen keine, zur Vergnuͤgung der Fahrenden besonders geeigneten Orte sind, wurde ein verfehller Versuch seyn, wenn die Direction dabei beabsichtigt und gehofft haͤtse, gleich auf diese Strecke eine Freguenz, etwa ahnlich derienigen zwischen Berlin und Potsdam, zu ziehen. Einer solchen Taͤuschüng hat die Direction sich sicher nicht hingegeben; ihre Zwecke bei Erbffnung der Fahrten zwischen Berlin und Juͤterbogk waren vielmehr keine anderen, als die Einuͤbung ihres Belriebs Perfonalz bei Befdederung, der maͤßigen Anzahl Reisender zwischen hie? und Dresden wohin der Weg durch die Bahn boch bedeutend abgekuͤczt wird) und insbesondere der Transport des großen Bedarfs an Materialien aller Art zur Vol lendung des Oberbaues zwischen Juͤterbogk und Deßau.

Um Ru diefen Transporten die Bahn möͤglichst feet zu erhalten, mußten die beiden Fahrten für das Publikum, wie geschehen, ausein— andergelegt werden, womit übrigens auch den korrespondirenden Ein richtungen der hohen Posibehbrde genügt wurde,.

Mit den Fahrten seit 1sten bis 21sten d. M. sind täglich durchỹ schnittlich 400 Personen befördert und es ist dabei die Fahrtzeit von zwei Stunden in der Regel bis auf einige Minuten mehr oder we⸗

niger puͤnktlich eingehalten worden; eine Regelmaͤßigkeit, welche

auf allen bisher in Deutschland erüffueten Eisenbahnen in diesem Lab nicht erreicht worden. Von Güter- Transport hat bis jetzt noch nicht die Rede feyn konnen, und dennoch bat sich die in; nahme schon so gehoben, daß solche eiwa der voraus sichtlichen Betriebs kosten fr die ganze Bahulaͤnge .

Die Direction hat gleich in ihrer ersten B machung .

Erdffnung der Fahrten angedeutet, daß fuͤrs Erste nicht allen Anfor= derungen des Publikums wnrde genügt werden konnen. Die fraglie Bahn seecke wörd erst seit iwas Kber drei Wochen befahren, eine Frin, welche nicht hinreichend ist, ein nur einigermaßen richtiges Durch⸗ schnitts Verhaͤltniß derjenigen Reisenden zu geben, welche von Juü=

iche

terbogk in den verschiedenen Richtungen weiter fahren mbchten. Ist e hiernach irgend billi di wurf gegen den Gesellschafts Vorstand der Eisenbahn auszusprechen/ daß die Vorkehrungen zur Weiterbefoͤrderung der Reisenden von Juüterbogk ab. zur Zeit noch mangelhaft waren? Kang vernuͤnf⸗ figerweise hur ein zweifel obwalten, daß binnen sehr kurzer Zeit die zahlreichen Besitzer von Reisefuhrwerken, welche bisher zwischen Juͤtkrbogk und bier gefahren, sobald sie erst Gewißheit uber das Forhandene Beduͤrfniß erlangt haben, von eigenem Interesse getrie⸗ ben, bemüht seyn werden, von Juͤterbogk ab einzuholen, was ihnen von hier bis dahin entzogen ist?

oder veeständig, es als einen Vor⸗

Es hat den Unternehmern der Berlin Anhaltischen Eisenbahn wohl nie in den Sinn kommen koͤnnen, mit der Berlin⸗Potsdamer Bahn zu rivalisiren. Beide koͤnnen und werden neben einander bestehen und gedeihen, da beide auf ganz verschiedene Zwecke berech⸗ net sind. Bie eine hauptsaͤchlich auf Vergnuͤgungs - Fahrten, bie andere hauptsächlich auf gewerblichen und Guͤter⸗Ver⸗ kehr. Eine Parallele zwischen beiden, zumal schon jetzt, ist ein muͤßiges Werk. Wie auf der Berlin- Potsdamer Bahn erst lange nächher, nachdem sie sich fuͤr ihre Hauptjwecke vollstaͤndig ein⸗ gerichtet hatte, der Guͤter⸗Verkehr versucht wurde, so mag umgekehrt,; wenn die Berlin-Anhaltische Bahn ihren kommerziellen Zwecken wird genuͤgt haben, dieselbe vecsuchen, auch bloß Lustfahrende anzuziehen, was bei ihr aber immer Nebenzweck bleiben muß.

Aus ben meisten in 5ffentlichen Blattern ausgesprochenen Wuͤn⸗ schen in Beziehung auf die Berlin -Anhaltische Bahn ist im Wesent⸗ lichen noch inrmer eine verdiente Anerkennung des Verfahrens ihres Gesellschafts-Vorstandes zu entnehmen gewesen. Moͤge diefes Vertrauen durch leichtfertige, oder böswillige Insinuationen von plötzlich sich kundgebendem Eigenwillen und Ruͤcksichtslosigkeit ge⸗ gen die Wuͤnsche des Publikums ze. sich nicht erschuͤttern lassen. Die naͤchste Folge wird beweisen, daß keine Muhen ge⸗ scheut werden, alle Hindernisse zu beseitigen, welche noch bis jetzt einem bis in die letzten Details streng geordneten Betriebe und' der allmäligen Befriedigung aller billigen Anforderungen des Puhlikums entgegengestanden, Behauptungen aber, wie die: daß Zuͤge mit sechs Personen fuhren, werden freilich nie verhindert wer⸗ Fen' können, so wenig wie der Kleinmuth von Actien⸗Besitzern, welche sich durch dergleichen unwahre Berichte wollten in Verlust bringen lassen. r

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Thiers und die vrientalische Frage. La YETIité sur 12 question d' Orient et sur Mr⸗ Thiers, par le Comte d? Ange ville, ancien o fti- cier de marine, Député de P Xin, Paris, Mai 1841.

Fortsetzung. Vergl. Staats⸗Ztg. Nr. 209.)

Ueber die diplomatischen Indiscretionen, welche in den Ver— handlungen uͤber die Adresse so haufig den Ministern die Ver— haltnisse' mit den auswärtigen Maͤchten erschweren, druͤckt sich der Verfasser S. 164 folgendermaßen aus:

„Die Verhandlungen uͤber die Adresse begannen den 25. Novem ber und dauerten neun Tage, Waͤhrend dieser langen Debatten wur den alle in der Diplomatie uͤblichen Regeln verletzt, alle Staats⸗Ge heimnisse enthuͤllt. Einer der geistreichsten Minister des Kabinets Thilers ließ uns sogar, außer den Handlungen auch die nur erst ent⸗ worfenen Plane sehen, und von allen Entwuͤrfen gerade denjenigen, wel chen er, im Interesse seines Kabinets, hätte am geheimsten halten sollen. Rachdem, was wir gehort und gesehen haben, ist die erste Frage, die man fich zu stellen hat, folgende: „Wie werden wir in der Folge mit den größen Europcischen Maͤchten diplomgtischen Verkehr unterhalten? Wie wird es uns namentlich moglich seyn, Allianzen zu schließen, zu Zwecken, welche ein lange zu bewahrendes Geheimniß ndihig machen

sollten?“ Ich fuͤrchte sehr, daß unsre diplomatischen Beziehungen auf lange Zeit hinaus schwierig geworden sind. Es ist dies ein Ün⸗ gluͤck, denn seit einer Reihe von Jahren sind, gerade zum Heile der Menschheit, alle großen Schlachten nur diplomatische Schlachten,

Auf wen soll nun der einmal begangene Fehler zuruͤckfallen? Ich will an das, was geschehen ist, erinnern, und jeder wird selbst inen Schluß dgrans ziehen. Herr Thiers hatte scinen Vorgaͤngern gedroht, ihnen durch die Beibringung von Aktenstuͤcken zu beweisen, daß sie die Politik des Landes schlecht geleitet. Es ist ganz natuͤrlich, daß seine Vorgaͤnger gegen diese Drohung auf ihrer Hut feyn wollten. Das Kabinet vom 12. Mai that also und mußte thun, was man gewohnlich nicht thut: Ehe es abtrat, nahm es Ab— schriften von allen Aktenstuͤcken, die sich auf die orientalische Angele⸗ genheit bejogen. Als nun Herr Thiers in seinem Memorandum vom 3. Sktober ünd in der Diskussion die vorhergehende Verwaltung über einen Punkt (Pie Dardanellen Frage), wo es sich um die Ehre dieser Verwaltung handelte, angriff, da vertheidigte es sich und schlüg Heren Thiers. Herr Guizot war unter der Verwaltung dieses Lr teren Gefandter in London gewesen und nahm an der neuen ministe⸗ riellen Combination Antheil. Es konnte daher nicht fehlen, daß Here Thiers Herrn Guizot aus diesem doppelten Grunde angriff. Das that er auch gleich in der ersten Sitzung, indem er Auszüge aus der Korrespondenz, die er mit seinem Gesgndten führte, und aus den Antworten, die er darauf erhalten hatte, vorbrachte, Herr Gui⸗ zot mußte sich vertheidigen. Konnte er es anders machen, als die Aktenstücke ganz geben, aus denen Herr Thiers nur geschickt arran girte Auszuͤge gegeben hatte?“ ;

Die bekannte Rede des Herrn Berryer vom 1. Dezember giebt dem Berfasser, S. 181, ferner zu folgender Bemerkung Veranlassung:

Die Farm dieser Rede war noch schlechter als ihr Gehalt, und seildem ich Deputirler bin, erinnere ich mich keines Umstandes, wo bei ich fo viel gelitten hatte. Niemals habe ich mit mehr hinrei⸗ ßender Gewalt die Juli⸗-Revolntion zerreißen gehort, niemals einen keckeren und gewandteren Versuch gefehen, diese Revolution zu ernie⸗ drigen und Europa und die Welt glauben zu machen, daß sie fuͤr Frankreich uur Demuͤthigungen und Niederlagen hervorgebracht habe. Daß diese Rede von vielleicht funfzehn Mitgliedern der Kammer bis zum Uebermaß beklatscht werden würde, konnte man vorauswissen; daß aber die ganze Linke und alle Sectjonen, die auf einen aus⸗— schließlichen Patriotismus pochen, bei dieser Gelegenheit mit Handen und Fuͤßen ihren Beifall zu erkennen gaben, das war mir unbegreiflich. Was mich betrifft, so habe ich nicht erst bis auf den anderen Tag gewartet, um gegen das, was ich horte, zu protestk⸗ ren. Man hat in dem Journal „le Temps“ vom 3. Dezember ci nen Actikel fehen können, der also abgefaßt war: Gestern“, sagt der Siecie“, „während die ganze Kammer und glle Tribuͤnen die herctichen Worte des Herrn Bercyer mit Beifall uͤberschuͤtteten, hat ein Deputtfter aus dem Centrum ausgerufen; naa ell... PREloquence!“ das Wort ist historisch.“ Ich für meinen Thel 2 das nicht sagen; denn es ist der Mühe nicht werth; aber war

ae d erm, , j 1 9 neh ch habe es ausgespro= versichern kann, ist, daß es wahr ist, denn ich

2 =, e 6g wa F en,. „he mie dieses unehrerbietige chen. Ich muß selbst hinzufügen, daß ich mir ier. Kammer von Wort crlaubt habe, in dem Üugenklick, h ich i r. .

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dem Rebner am messten ergrifffn sah nch ne i Ii, 6 bdfelben, Ich kannte bie orientalische Frage, ö ha J