1841 / 230 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der einen Räumung nicht selten eine ganze Reihe von Haushal— tungen, deren Umzug durch den der ersten bedingt wird, in Verlegenheit gerathe. Die Versammlung entscheidet darauf in überwiegender Majorität fuͤr den obigen Zusatz ad 1. Ad 2. schlaͤgt der Ausschuß den ferneren Zusatz vor, auch Theilungs— Klagen uͤber Gegenstaͤnde, deren Werth unter Beruͤcksichtigung der Kataster-Reinertraͤge 400 Rthlr. nicht ubersteige, zwischen Mitberechtigten, deren gegenseitige Gerechtsame feststehen, den Friedens⸗Gerichten zu übertragen. Auch uͤber diesen Zusatz trägt Referent die in dem Berichte des Ausschusses des Weiteren ent⸗ haltenen Gruͤnde vor und bemerkt, es sey nicht wohl einzusehen, warum bei solchen Theilungen, über welche in der Regel kein Streit bestehe, sondern nur die Einwilligung der Betheiligten er— forderlich sey, insofern weder Minderjährige, noch Interdizirte u. s. w. konkurrirten, nicht das Verfahren dem Friedens-Gerichte uͤber⸗ lassen und so die weit kostspieligere Prozedur bei den Landgerichten solle vermieden werden kbnen. Dieser Zu— satz wurde ebenfalls mit bedeutender Stimmen Mehrheit genehmigt. Ad 3. geht der Vorschlag des Ausschusses dahin:

den am Friedensgerichte bei Suͤhneversüchen abgeschlossenen Ver

gleichen die Vollstreckbarkeit der Urtheile zu geben. gegen bemerkt, daß es ja dem Friedensrichter unbenommen se y. solchen Vergleichen die Form eines Urtheils zu geben, wo es alse dann dieses Zusatzes nicht beduͤrfe. Referent erwidert aber, alle Umgehung geseßzlicher Bestimmungen sey bedenklich. Ueberdies betreffen solche Vergleiche ja nicht blos persoͤnliche, sondern sehr oft auch dingliche Klagen, worin die Kompetenz des Friedensrich⸗ ters nicht ausreiche, und somit scheine der Zusatz von Wichtig⸗ keit. Der Abgeordnete des dritten Standes bezieht sich auf sein obiges ausfuͤhrliches Votum und empfiehlt der Ver⸗ sammlung nochmals ganz besondere Vorsicht bei der Ent⸗ scheidung uber diesen Vorschlag, dessen Annahme sogar Rei— bungen zwischen den Friedensrichtern und den Notarien zur Folge haben wuͤrde. Auch von anderen Abgeordneten wird be— merklich gemacht, daß, da bei Vergleichen die Friedensrichter an keine Kompetenz-Bestimmung gebunden seyen, es bedenklich seyn werde, solchen Vergleichen exekutorische Kraft beizulegen, welche doch eigentlich nur die Natur von Kompromissen haben. Nach längerer Berathung wird dieser zuletzt in Vorschlag ge— brachte Zusatz von der Majoritaͤt der Versammlung abgelehnt. Von einem außerdem noch demselben Ausschusse zur Begutach— tung zugewiesenen Antrage, die Kompetenz der Friedensgerichte betreffend, hat demselben nur der eine Punkt berüͤcksichtigungs⸗ werth geschienen, welcher beabsichtigt⸗ daß in allen Faͤllen, wo der Familienrath auf Verkauf, von Muͤndelguͤtern antrage, der Be⸗ schluß, sowie bei Notorietaͤtsakten, im Original an den betreffen⸗ ben Ober-Prokurator zur Homologation eingesandt werden moge. Dieser haͤtte denselben zur Berathung des Landgerichts zu brin⸗ gen und ihn auf der Urschrift entweder zu bestaͤtigen oder zu ver⸗ werfen, ohne weitere Dazwischenkunft von Advokaten und ohne Kostenaufwand. Die Versammlung tritt diesem Antrage bei und gibt dem Ausschusse anheim, denselben bei der Adresse uͤber den obigen Gesetzentwurf an schicklicher Stelle anzuschließen.

Zeitungs -Machrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, den 14. Aug. Das neue Cirkular, welches der Fi— nanz⸗Minister an die Praͤfekten der Departements gesandt hat, wird nunmehr in den hiesigen Blaͤttern veröffentlicht. Herr Hu— mann bletet in diesem Aktenstuͤcke seine ganze Beredtsamkeit auf, um die Steuerpflichtigen mit den Maßregeln, die er in Bezug

auf die Zaͤhlung angeordnet hat, auszusoͤhnen; ler bezieht sich auf

die Geseßesstellen, welche den Modus der e n, gen ,. gen, und erklart von neuem, daß es nicht auf ö. Vermehrung der Abgaben, sondern nur auf eine gleichmaßige Vertheilung der⸗ selben abgesehen sey. Er empfiehlt den Praͤfekten, ieren, n Punkt den Einwohnern besonders deutlich zu machen. An den fruͤher vorgeschriebenen Maßregeln wird uͤbrigens nicht das Min⸗ deste geandert. . , ; ö

Der Moniteur parisien ertheilt auf das gestrige Schrei⸗ ben des Marquis von Pastoret folgende Antwort: „Wir wuͤn— schen, daß der Marquis von Pastoret sich in seinen Vermuthun⸗ gen nicht taͤuschen moͤge; jedenfalls aber können wir sein Schrei⸗ ben nicht als eine Berichtigung annehmen, denn der Korre⸗ spondent, von dem wir die von uns mitgetheilten Notizen erhiel⸗ ten, ist im Stande, sich vollkommen richtige Nachrichten zu, ver⸗ schaffen, und hat eben so wenig Interesse dabei, uͤber die Wahr⸗ heit hinauszugehen, als sie zu verheimlichen. Seine Stellung bie— tet in dieser Hinsicht nicht weniger Buͤrgschaften dar, als sein Charakter. Heute uͤbersendete uns dieser Korrespondent einige nicht uninteressante Details üͤher den Aufenthalt der Mutter de Herzogs von Vordeaux in Wien. Die Graͤfin Luechesi⸗J alli langte einige Tage vor. dem ihrem Sehne ber essen n Unfall in jener Hauptstadt an; sie kam von Graͤk. Am 29. Juli wohnte sie mit dem Kaiser und den Erzherzoͤgen einem Feste bei, welches in dem Schlosse und in dem Parke von Laxsenburg gegeben wurde. Man hat bemerkt, daß sie beständig von ihrem Gemahl

begleitet wurde, der auch mit ihr an der Tafel des Kaisers speiste.

Man sagte in Wien, es sey dies das erste Mal, daß der Graf Lucchesi-Palli in den engeren Kreis der Kaiserlichen Familie auf⸗ genommen worden ware.“

Herr Ledru-Rollin ward vorgestern von einem der ,, structiensrichters des hiesigen Gerichtshofes verhoͤrt. Die Frage, ob er die von dem „Courrier de la Sarthe“ in dessen Nummer vom 25. Januar verdffentlichte Rede gehalten habe, beantwortete er bejahend. Dann erklaͤrte er, daß er auf keine andere Frage antworten wurde, und begründete feine Weigerung in folgender Weise: „In meinen Augen ist der Kandidat, der sich den Waͤh⸗ lern gegenuͤberstellt, immer die volle Wahrheit schuldig, wenn er nicht ein unredlicher Mann seyn will, denn nur nach Darlegung seiner Grundsaͤtze, mögen dieselben nun fuͤr gut oder schlecht gehalten werden, koͤnnen sie ihn beurtheilen, waͤhlen oder verwerfen. Wenn man

die Stellung eines Kandidaten anders betrachtet, so verseßt man ihn zwischen die Furcht vor einer S trafe mit den Anteicben seines Geewissen. Die etzt eingeleitete gerichtliche Verfolgung hat zum Zweck, den Deputirten auf direkte und das Wahlkollegium auf indirekte Weise vor die Jury zu stellen, weil sie beide eine Pfüccht erfüllt, ein Recht ausgenbt haben. Diese Maßregel ersetzt meines Erachtens das konstitutionelle Prinzip der Wahllsouverginetat. Ich bin dar her gezwungen, gegen diefe Verfolgung im Namen gller Wähler Frankreichs, im Namen aller Kandidaten welcher Meinung sie auch angehören mbgen, zu protestiren und zu erklären, daß ich auf keine Weise von den an mich gestellten Fragen antworten kann, ohne Prinzipien antasten zu lassen, welche in Frage zu stel—

len Niemand das Recht hat.“

1020

Der Sentimelle von Toulon zufolge waͤre der Admiral de la Susse angewiesen worden, sein Geschwader zur Verfugung des Herrn Piscatory zu stellen, der sich bekanntlich mit einer au⸗ ßerordentlichen Mission in Griechenland befindet.

Böͤrse vom 14. Aug. Heute waren während der ganzen Boͤrse die Franzoͤsischen Renten gefragt, und die Course derselben hoben sich um etwa 20 Centimen.

* Paris, 114. Aug. Bekanntlich hatte schon wahrend der letzten Kammer-⸗Sitzung der Marschall Soult ein neues Organisa— tiöns-Projekt zur Bildung einer Franzoͤsischen regelmaͤßigen Kriegs—⸗

Reserve in den Bureaus des Kriegs-Ministeriums ausarbeiten lassen. Dieses Projekt sollte in Form eines Gesetz-Vorschlags den Kammern vorgelegt werden. Die Umstaͤnde zeigten sich jedoch die— ser Absicht wenig guͤnstig. Einerseits herrschte in einem großen Theile der Deputirten-Kammer ein bedeutendes Mißtrauen gegen jede Maßregel, die auch nur von ferne einem Entwaffnungs-Vor— haben aͤhneln mochte, andererseits mußten erst mannigfache äußere Fragen beseitigt werden, ehe mit Vortheil das Reserve-Projekt ins

Leben gerufen werden konnte. Die ursprungliche Absicht des

*

( M Es wird da Marschalls Soult, der Franzoͤsischen Armee eine Reserve zu geben,

hatte naturlich eine Total-Aenderung in der ganzen hiesigen Armee⸗ bildung hervorgerufen. An eine so durchgreifende Aenderung ist wohl also jetzt nicht zu denken. Gleichwohl werden die Wuͤnsche, daß man dem bis jetzt noch fortdauernden Bewaffnungszustande ein Ende und dem Schatze eine Erleichterung moglich mache, immer lauter. Dieses Problem sucht nun der jetzige Kriegs-Meinister zu errei— chen, ohne sich jedoch beider kuͤnftigen Kammer-Sitzung dem Vorwurfe, vorschnell entwaffnet zu haben, aussetzen zu wollen. Der Mar— schall hat namlich die Absicht, von jedem Bataillon zwei Compagnieen zu entlassen; dies wuͤrde 600 Compagnieen für die ganze Armee betragen und allerdings eine große Oekonomie seyn. Dagegen er— hebt sich aber nicht bloß in der Armee, sondern auch in dem Lande eine bedeutende Spposition, und es ist daher vorauszusehen, daß die Ersparniß-Versuche des Marschalls in einer Art ins Leben treten werden, welche eine minder große Anzahl im Personal des Heeres beeintraͤchtigt. Wahrscheinlich wird er sich dafür entscheiden, die Mannschaften eines gewissen Theils von Com— pagnieen zu entlassen, die Cadres aber der Offiziere und Unter— offiziere beizubehalten, und spaͤter den Kammern ein praktisches, wohlüberlegtes, durchgreifendes Reserve⸗-Gesetz vorzulegen. Auch mst der Bekleidung des Heeres sind die Bureaus in dem Kriegs⸗Ministerium eifrig beschaͤftigt, indem die Vortheile der kurzen Kütka, wie sie die Vincenner Schuͤtzen-Bataillone erhalten, bei Kennern als bequem und praktisch Beifall gefunden haben. Man hat den Plan, die ganze Franzoöͤsische Infanterie, die Artil— rie und das Genie-Corps mit ähnlichen Kutkas zu bekleiden, wie die neuen S chuͤtzen Bataillone. Auch uber die Ausdehnung der— selben Tracht alif die Kavallerie haben sich einige Stimmen ver⸗

nehmen lassen. Der Rapport uber diese Kleidungs-Veraͤnderung hebt namentlich die Vereinfachung der Soldatentracht hervor, ferner die gaͤnzliche Uebereinstimmung in der Bekleidung der gan— zen Armee, und den geringen Nutzen der Uniformen, die weder waͤrmen noch schuͤtzen. Vlelleicht wird bei dem so eben aus Al— ier zurückgekehrten 17ten leichten Jufanterie-Regimente mit der neuen Bekleidung ein Versuch gemacht.

Großbritanien und Irland.

London, 14. Aug. Gestern war der Geburtstag der ver— wittweten Königin Adelaide. Der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cambridge begaben sich von Kew nach Bushy Park, um ihre erlauchte Verwandte zu beglüͤckwuüͤnschen.

Der Morningcherald versichert, gegen die in der Times und im Eourier enthaltenen Behauptungen, es sey ungegruͤndet, daß sich der König der Franzosen fuͤr eine Contre-Revolution in Spanien interessire, vielmehr biete Ludwig Philipp seinen ganzen Einfluß bei Oesterreich auf, um dieses Reich zur Anerkennung der Koöͤnõigin Isabella zu bewegen.

Der Globe sagt in seinem Boöͤrsen-Bericht: „Wie es scheint, uͤberschreiten alle großen Europaͤischen Staaten ihr Einkommen und sind gendthigt, zu Anleihen ihre Zuflucht zu nehmen, Preu— ßen viellelcht ausgenommen, welches seine oͤffentliche Schuld mit raschen Schritten tilgt. Ohne Zweifel lag die unmittelbare Ursache dieser Mehrausgaben in den verstaͤrkten Ruͤstungen, welche Frank⸗ reichs drohende Politik voriges Jahr den anderen Laͤndern auf—

zwang. Dennoch aber muß es den Kredit der Staaten schwaͤchen,

wenn man wahrnimmt, daß nach einer langen Friedenszeit ihre

Schulden, statt abzunehmen, sich vermehren, während es ihnen im

Fall des Ausbruchs eines Krieges unmöglich seyn, wurde, sich auch

nur zu ruͤhren, ohne zuvor vom Volke unverzuͤgliche und große

Beisteuern zu erheben. Es wurde sich dann fragen, wie man

für die alten Schulden Vorsorge treffen solle. Herr Humann verschiebt den Abschluß seiner großen Anleihe von Monat zu Mo— nat, und am Ende duͤrsen wir erwarten, den Englischen Minister gleichzeitig mit ihm als Borger auf dem Markt erscheinen zu

1 .

Commodore Napier und Capitain Berckeley haben, um ihre parlamentarischen Obliegenheiten ungestoͤrt erfuͤllen zu koͤnnen,

hre Kommandos in der Marine, der Erste über den „Powerful“

der Letztere uͤber den „Thunderer“, niedergelegt.

Pater Mathew, der Maͤßigkeits-Apostel, predigt gegenwartig in Nord-Irland und nimmt auch dort Tausenden das Maͤßig⸗ keits-Geluͤbde ab. Dr. Mac Hale, der katholische Erzbischof von

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Tuam, hat indeß seine Unzufriedenheit uͤber das Treiben des

Paters ausgedruckt. Er ist ungehalten daruͤber daß dieser sich

in seinen erzbischoͤflichen Sprengel eindraͤngt. Seiner Geistlich⸗

keit hat er verboten, mit der Maͤßigkeits-Gesellschaft in irgend eine Verbindung zu treten.

Frost, der bei dem Chartisten-Ueberfall in Newport der An⸗ fuͤhrer war und dessen Todes-Urtheil in lebenslaͤngliche Deporta— tion verwandelt ist, wurde bald nach seiner Ankunft in Australien

wegen seiner Brauchbarkeit und guten Betragens als ein Aufse— her uber andere Straͤflinge verwendet. Einige Monate versah er diese Stelle, als er mit mehreren Anderen eines. Tages ver⸗ schwunden war. Sie hatten sich eines zum Wallfischfang be⸗ stimmten Fahrzeuges bemächtigt und hofften, auf demselben ein Handelsschiff zu erreichen, daß sie nach Europa oder Amerika mit⸗ nehmen wurde. In ihrer Hoffnung betrogen, kehrten sie, nach zwanzigtaͤgigem Umherirren an der Kuͤste, und nachdem sie die grausamsten Entbehrungen erlitten, nach Hoharttown um und Überlieferten sich den Behoͤrden. Vergebens fuͤhrte Frost zu sei⸗ ner Vertheidigung an, seine Kameraden haͤtten ihn gezwungen, sich mit ihnen einzuschiffen; man wollte ihm nicht glauben, be⸗ trachtete ihn vielmehr als den Raͤdelsfůüͤhrer des Kemplotts und schickte ihn nach dem strengeren Straforte Port⸗ Arthur. . Die Morning Chroniele enthält einen scharfen Artikel gegen Sir Robert Peel, dem sie vorwirft, daß er ch der. Königin wider ihren bekannten Wunsch als Premier- Minister aufzudrangen suche. Die Tory-Blaͤtter dagegen erklaren dies fuͤr einen Mißbrauch des Königlichen Namens und erinnern daran,

wie sich Lord Melbourne und Lord John Russell im Jahre 1835 vielmehr in der That dem Koͤnige Wilhelm IV. aufgedraͤngt haͤtten. * O'Connell halt fortwährend Repeal-Versammlungen zu Du— blin. Borigen Montag reichte er ein Pfd. St. ein, als Beitrag seines juͤngsten Enkels, James John O'Connell, der vier Tage alt war und fuͤr den er um Aufnahme in den Verein bat.

Herr Green hat am ten um 17 Uhr Abends zum ersten— male mit seinem Rassau-Ballon eine Nachtfahrt gewagt, welche er im Globe ausfuhrlich beschreibt. Ohne den eintretenden stuͤr mischen Wind haͤtte er dieselbe bis zum Morgen festgesetzt, er fand es aber unter diesen Umständen rathsamer, sich nach einer Fahrt uͤber Londen und die Themse auf einer Wiese in Essex so zeitig niederzulassen, daß er um 3 Uhr wieder im Vauxhallgarten bei den ihn erwartenden Freunden anlangte.

Die neuesten Berichte aus Neu-Seeland sind vom 24. April. Man ist in Port Nicholson mit den Fortschritten der Kolonie nicht zufrieden. Die Eingeborenen machen oft raͤuberische Linfaͤlle in die Besitzungen der Kolonisten. In der Evans-Bay soll man ansehnliche Steinkohlenfloͤtze entdeckt haben.

Niederlande.

Aus dem Haag, 14. Aug. In Mastricht ist es der Po lizei und den Gerichts-Beamten gelungen, zwei Lithographen, Deutsche von Geburt, ausfindig zu machen und zu verhaften, di sich mit der Nachmachung auclaͤndischen Papiergeldes beschaͤf tigten.

Belgien. Brüssel, 11. Aug. Der Koöͤnig besuchte gestern die hiesige Gewerbe⸗Ausstellung und verweilte daselbst an fuͤnf Stunden, in— dem er saͤmmtliche funfzehn Säle in Augenschein nahm und mit beinahe 500 Fabrik-Inhabern und Industriellen, die daselbst ver sammelt waren, sich unterhalten hat.

Flamaͤndische Blaͤtter behaupten, die Ausscheidung des Gra— fen von Muelengere aus dem Ministerium habe nur deshalb statt— gefunden, weil er in demselben keine Unterstuͤtzung fuͤr seinen Plan eines Zoll-Vereines zwischen Frankreich und Belgien gefunden habe.

Der Khöͤnig, die Königin und der junge Herzog von Brabant

sind heute uͤber Gent nach Ostende abgereist. Lüttich, 11. Aug. Der Appellhof hat gestern sein Urtheil in der Tilffer Angelegenheit gesprochen. Er hat anerkannt, daß die Kirchhoͤfe den Gemeinden gehoͤren. Obgleich die buͤrgerlichen Autoritäten nicht die Ausuͤbung religioͤser Ceremonien darauf ver hindern koͤnnen, so sollen sie doch die Ober-Aufsicht und die Po zei derselben fuüͤhren. Die Missionare sind daher verurtheilt worden, die Materialien, welche sie zur Errichtung eines Kreuzes auf dem Tilffer Kirchhofe deponirt, hinwegzunehmen. Dagegen sst die klagende Gemeinde mit ihren Ansprüͤchen auf Schadenersatz abgewiesen worden, da sie keinen Nachtheil erlitten habe. Da jede Partei in einigen Theilen unterliegt, so ist das Urtheil erster Instanz theilweise reformirt, theilweise bestätigt, und die Kosten sind kompensirt worden.

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 11. Aug. (Schles. 3.) Die Deutsche evange

lische Gemeine zu Prag, seit 1791 bestehend, laßt eine Bitte um Unterstuͤtzung an ihre auswaͤrtigen Glaubensgenossen auch in Sachsen ergehen, nachdem sie hier zu einer S ammlung von Bei— tragen die Genehmigung der hohen Ministerien des Innern und des Kultus erlangt hat. Es soll namlich ein dem wachsenden Beduͤrfnisse mehr angemessenes Schulgebaͤude in Prag aufgefuͤhrt werden, wozu die Kosten auf 15,900 Fl. C. M. veranschlagt sind. Bereits sind zu diesem Zwecke unter den protestantischen Glau bensgenossen zu Prag selbst 5000 Fl. C. M. zusammengebracht, und es wird nun von dem christlichen Gemeinsinn der Protestan— ten in den uͤbrigen Oesterreichischen Staaten, so wie im Auslande der fehlende Theil der Kosten als Beisteuer gehofft. In solcher Angelegenheit wird unser Sachsen auch gewiß nicht fruchtlos an— gegangen. Hannover, 16. Aug. Die Zuführen zu dem diesjaͤhri gen, am 5. 6. und 7. Juli abgehaltenen Wollmarkte zu Hanno ver waren betraͤchtlicher als die bei den früheren Maͤrkten statt gefundenen. Der Gesammtbetrag der zum Verkaufe an den Markt gebrachten Wolle erreichte gegen 4000 Zentner, von denen fast 2006 Zentner im Packofs-Lokale hinterlegt und gewogen sind, das Uebrige aber am Markte ausgestellt wurde. Saͤmmtliche an den Markt gebrachte Wolle wurde sehr schnell und mit einer Preis-Erhoͤhung von 5 bis 10 Thlr. gegen voriges Jahr verkauft. Auch die Feinheit und Qualitaͤt der Wollen, namentlich der von der Domaine Grohnde, vom Gute Reden und aus dem Goͤttin genschen gebrachten, fand verdiente Anerkennung, so wie auch die neue verbesserte Einrichtung des Niederlage-Lokals allgemeine Zu⸗ friedenheit erweckte. Die Preise der Wollen stellten sich gegen das Jahr 1840 um 8 bis 9 Prozent guͤnstiger, namlich folgen— dermaßen: Feine Wolle 70 bis 860 Thlr., mittelfeine Wolle 60 bis 70 Thlr., Mittelwolle 50 bis 69 Thlr., ordinaire Wolle 10 bis 5 Thlr., ordinaire Landwolle 26 bis 36 Thlr.

Kassel, 14. Aug. (L. A. 3.). Die Stadt Kassel hat die Aussicht, daß ihr das Gluͤck zu Theil werde, der Mittelpunkt einer großen Eisenbahnverbindung in mehrfachen Richtungen zu werden. Denn waͤhrend einerseits, in Folge der mit dem Groß— herzogthum Hessen und der freien Stadt Frankfurt am 17. Juli d. 83 zu Stande gekommenen Uebereinkunft, eine unmittelbare Verbindung durch Oberhessen mit den Majingegenden und durch die von Frankfurt nach Mainz gefuͤhrte Eisenbahnstraße mit den Rheingegenden erzielt werden wird, hat jetzt Kassel andererseits zugleich eine zweite Verbindung mit dem Rhein. mittelst der durch Westphalen nach Lippstadt anzulegenden Eisenbahn zu hoffen und außerdem wird unserer Stadt auch noch eine direkte Communi— ation mittelst Eisenbahnstraßen durch die Saͤchsischen Herzogthuͤ⸗ mer mit Halle und von da mit Leipzig und Berlin eroͤffnet werden.

Italien.

Nom, 7. Aug. (A. 3.) Mons. Capacecini wird im naͤch⸗ sten Monat aus dem Haag zuruͤck erwartet. Dem Vernehmen nach find die Unterhandlungen wegen der kirchlichen Verhaͤltnisse Hollands so weit gediehen, daß deren Abschluß nichts im Wege slehe. Man behauptet, die Hollaͤndische Regierung habe alle For— derungen für ihre katholischen Unterthanen bewilligt und ein fruͤ⸗ heres Geruͤcht, wonach in den uber seeischen Kolonien, gleich wie im Mutterlande, Bischöͤfe statt bloßer apotolischen Vikarien er— nannt werden dürften, bestaͤtigt sich vollkommen. Von Mons. Capaccini's Reise nach Koln hoͤrt man, daß sie erst nach seiner Zurkckkunft erfolgen soll. Als Nunzius in Lissabon wird ge—

genwartig Mons. Zacchia bezeichnet und in gleicher Eigenschaft

allbeliebte Mons. Marini nach Paris bestimmt seyn. Beide sind Uditori della S. Rota. Ebenso soll Kardinal Spi⸗ nola als Legato apostoliko nach Bologna kommen, wo er fruͤher als päͤpstlicher Commissair der vier Legationen sich die allgemeine Liebe und Achtung erworben hatte. Dagegen soll der jetzige Le⸗ gat in Bologna, erst kuͤrzlich zum Bischof von Palestrina ernannt, hierher versetzt werden, um als Prefetto della Segnatura di Giustizia an die Stelle des verstorbenen Kardinals Falzacappa zu treten. Seinen bisherigen Posten als Prefetto del Coneilio wird der Kardinal Polidori übernehmen. Mons. di Pietro, Nun⸗ tius in Neapel, soll zum Leidwesen des dortigen Hofs, der diesen Praͤlaten ungern scheiden sieht, nach Wien gehen, da der gegen— waͤrtige Nuntius daselbst, Mons. Altieri, mit dem Purpur ge— schmuͤckt wird.

Overbeck hat so eben ein Madonnenbild beendigt, das zu den schoͤnsten Leistungen dieses großen Meisters gezählt wird. Die Stimmung, welche in diesem Bilde herrscht, ist uͤberaus harmo— nisch und friedenreich. Die geschmackvolle und weise Anordnung, die reine und schöne Zeichnung hat disses Werk mit andern Bil— dern dieses Meisters gemein; in der Malerei aber. will man Fort— schritte bemerken, die überraschen und auf das glänzendste befrie— digen. Dies ist das Urtheil von Kuͤnstlern und Kennern. fes herrliche Gemälde ist nach Wien bestimmt.

Türkei.

Von der Montenegrinischen Gränze, 5. Aug. Der Vladika von Montenegro hat kuͤrzlich durch ein Fiumer Hand— ungshaus bei einer bekannten Waffen-Fabrik 2000 Gewehre nach den? Muster der Kaiserlichen Oesterreichischen Jägerstutzen bestellt, und in Ankona 500 Centner Schießpulver ankaufen lassen. Man kann sich nicht erklären, welchen Zweck diese kriegerischen Vorkeh— rungen haben. Die Graͤnz-Berichtigung zwischen Dalmatien und Montenegro ist zur Zufriedenheit beider Theile beendigt.“ Zwischen dem Vladika von Montenegro und dem in Ragusa an— gekommenen Großherrlichen Commissair Selim Bei hat daselbst, und zwar in der Wohnung des, bei der Dalmatinisch Montene— grinifchen Gränz⸗Berichtigung als Commissair beordert gewesenen Kaiserlichen Russischen Hof⸗Raths Tscheffkin eine Zusammenkunft stattgefunden. Der Vladika, welcher mit großem Gefolge in Ra gusa erschien, soll die Antraͤge Selim Bei's in Bezug auf das feindselige Verhaͤltniß zwischen Herzegowina und Montenegro an genommen haben; eine foͤrmliche Convention hieruͤber duͤrfte j boch erst mit dem Wesir von Herzegowing abgeschlossen werden. Von allen Seiten wurde dem Vladika in Ragusa ehrenvolle Auf merksamkeit bewiesen; sowohl der Kaiserl. Königl. Kreis- Haupt mann, als auch der Kaiserl. Koͤnigl. Militair-Kommandant hatten zu seinen Ehren festliche Tafeln veranstaltet.

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Vereinigte Staaten von Nord-Amerifg. New⸗Pork, 24. Juli. Das Organ der Central-Regie der National Intelligen cer, und nach ihm der Cour zes Etats Unis enthalten den wichtigen Gesetz-Vorschlag Erhöhung der Zoͤlle, den der Schatz-Secretair eingereicht hat. Der kurze Termin, nach welchem, wegen,. Dringlichkeit der finanziellen Beduͤrfnisse, derselbe schon in Ausfuhrung treten soll, scheint zu beweisen, daß die Regierung von der Annahme dessel⸗ ben durch den Kongreß uͤberzeugt ist. Dieses wichtige, uͤber die naͤchstkuͤnftigen Handelsbeziehungen der Vereinigten Staaten mit den anderen Nationen entscheidende Aktenstuͤck enthaͤlt 7 Paragra— phen. Der erste bestimmt, daß von allen bisher freien oder mit gerin— geren Abgaben belegten Waaren 20 pCt. vom Werthe erhoben wer— den sollen, mit Ausnahme der in demselben Paragraphen genann⸗— ten Gegenstaͤnde. Der Paragraph 3 reduzirt die Ausfuhr-⸗Praͤ⸗ mien auf den aus fremden Rohstoffen fabrizirten Zucker und Rum. Paragraph 4 modifizirt die Zölle auf Französische, Spanische und Ungarische Weine. Paragraph 7 endlich bestimmt, daß dies Ge— setz schon mit dem 1. September. 1811 in Kraft treten soll. Diefes neue Zoll-Gesetz trifft insbesondere England schwer wegen der Belastung der Irlaͤndischen Leinewand. Der S eiden⸗Zoll wird mehr die groben Schweizer und Englischen, als die feinen Lyoner Stoffe drücken. Die Franzoͤsischen Weine werden allerdings belastet, allein diese Aenderung des mit Frankreich 1822 abgeschlossenen Tra kta s giebt die— sem das Recht, die fuͤr die Franzoͤsische Rhederei nach Nord⸗Amerika nachtheiligen Bestimmungen dieses Vertrages aufzuheben. Das Französische Ministerium soll ubrigens gegen den vorgeschlagenen Tarif schon energisch protestirt haben; der Courier des Etats Unis spricht sogar von angedrohten Feindseligkeiten und augen blicklichen Repressalien. Der Kongreß hat sich indeß bereits vom Praͤsidenten die Mittheilungen der Franzoͤsischen Gesandschaft er beten, um vor der Genehmigung des Tarifs uͤber den Rechts— punke urtheilen zu konnen.

Niederländisches Indien.

8 Makassar (auf Celebes), 1. April. Waͤhrend die westli chen Theile des Niederlaͤndischen Indiens sich von Jahr zu Jahr vergrößern und fuͤr das Mutterland wichtiger werden, sin— det doch ein gleiches Verhaͤltniß mit dem groͤßten Theile des oͤstli chen Niederlaͤndischen Indiens, namentlich auf den, Moluckischen Inseln, den Hollandischen Besitzungen auf der Ostkuͤste Borneo's und mit denen dem Gouvernement von Batavia unterworfenen Landern auf der S ad- und Ostkuͤste von CTelebes nicht statt. Der

Handel Makassars ist sich seit den letztverflossenen 20 Jahren fast unverändert gleich geblieben; und während andere Niederlaͤndisch Indische Seceplaäͤtze, z. B. Samarang und Dijilatjap auf Java, Riauw auf Bintang, Padang, auf der Westkuͤste Sumatra's und Muͤntok auf Banka sich immer mehr erhoben, blieben die Nieder laͤndischen Seehäfen auf Celebes im Stalus du. Nur Menado auf der Nordkuͤste dieser Insel gelegen, scheint nunmehr auch ein bedeutender Handelsplatz werden zu wollen, Der dortige Resident (Regierungs⸗Praͤsident) Herr Rittermann hat naͤmlich seit einigen Jahren in der Umgegend Menado's Kaffee-Plantagen anlegen lassen, welche denen fuͤr den dortigen Kaffeebau gehegten großen Erwartungen entsprochen haben; denn die dortige Kaffee ⸗Aerndte hat im gegenwaͤrtigen Jahre, obwohl dieselbe noch immer 2 bis 3 Monate lang dauern wird, doch bereits schen uͤber 15,000 Pikol G 125 alte oder 133 neue Niederland. Pfd.) Kaffee geliefert. Der dort erbaute Kaffee kommt an Qualität dem Java⸗Kaffee vollkommen gleich, weshalb denn auch zu erwarten steht, daß die Kaffee-Plantagen sich binnen kurzem auf der Nordkuͤste von Celebes noch bedeutend vermehren werden.

Auch nimmt die Goldwaͤscherei bei Menado und auf den zu dieser Residentie (Provinz) gerechneten kleinen Inseln im exwänschten Maße zu; denn noch immer werden dort neue Goldminen entdeckt. Der dort ausgebeutete Goldstaub ist von ,, . . welcher aus den Goldminen in anderen Niederlaͤndischen Besitzungen ausgebeutet wird, und das Gouver⸗ nement bezahlt, den dasigen Geldwaͤschern 16 Fl. fuͤr die Real (die Schwere einer Spanischen Dublone) des dortigen Goldstau— bes, welches einem Drittheil von dessen Werthe gleichkommt. Wie guͤnstig nun aber die dortigen Verhaͤltnisse fuͤr die Staats-Ein—

1021 kuͤnfte des Hollaͤndischen Gouvernements auch immer seyn mögen so sindet sich bei Staats⸗Kassen in der hiesigen Regentschaft (Makassar) und zu Gorondaloe, auf der Ostküste von Celebes eben so wie bei denen auf den Moluckischen Inseln mit alles⸗ niger Ausnahme der Inseln Amboina und Banda alljaͤhrlich noch ein Defizit, und diese Besitzungen bringen daher dem Bata— viaschen Gouvernement das bei weitem noch nicht ein, was sie demselben kosten. 3 Natuͤrlich tragen die zahlreichen Staats-Beamten, welche hier keineswegs zuverlässig sind und die Regierung so viel als moglich zu bevortheilen suchen, dazu sehr viel bei; auch veranlassen die vielen kleinen Kriege, die auf Celebes gegen Bugine⸗ sische und Makasarische Raͤuber-Horden fast alle Monate zu führen, sind, unserer Regierung sehr bedeutende Ausgaben. Denn die Kommandanten der Niederlaäͤndisch-⸗Indischen Corps sind nicht selten auch zugleicher Zeit Waffen- und Munitions-Lieferanten fuͤr den Feind, und während am Tage gegen einander gefochten wird, ziehen die Heerfuͤhrer beider Parteien friedlich zusammen bei naͤchtlichen Gastmählern. Erst vom 9gten bis 16ten v. M. hat ein solcher Krieg bei Kambanang, in der von Boni, stattgefunden, und in den nächsten Tagen wird ebenfalls von hier— aus eine kleine Expedition nach Pangulang, auf der Ostkuͤste Borneos, gesendet werden, um die dort ansaͤßigen Seeraͤuber zu zuchtigen, welche im Januar und Februar d. J. einige unter Niederlaͤndischer Flagge fahrende kleine Fahrzeuge ausgepluͤndert haben. Daß die, die Privatkassen unserer Offiziere fuͤllenden haufigen Kriege, denselben nur höchst willkommen sind, kann man sich leicht denken; aber auch die kriegslustigen Eingebornen lieben dergleichen Haͤndel gar sehr; denn der Buginese und Makassar kennt keine angenehmere Beschaͤftigung als Rauben und Krieg— fuhren. Der Bewohner von Celebes ist der kriegerischeste Ostindiens; denn gleich dem Schweizer und Albanser in Europa dient et einem jeden, der Kriegfuͤhren will, gleichviel ob zu Wasser oder zu Lande; auch fragt die Buginesische Jungfrau ihren Freier, ob er schon einem Kriege beigewohnt habe, und sie giebt ihm das Jawort nicht eher, als bis dies geschehen ist. ; Die vormalige Hollaͤndische Besitzun Guineas ist nun wieder gaͤnzlich von Hollaͤndischen Beamten und ruppen verlassen worden; dieselbe bestand aus einem fort, das 1828 und du Bus genannt wurde. hatten einige Amboinesische Fischer sie huͤtten erbaut, welches denn nebst d Holländische Besitzung auf Neu-Giuinea die gewohnlich Merkuͤsort genannt wurde ausmachte. Die Lingebornen Oran Batschu genannt, waren keinesweges geneigt, mit Europäern, Chinesen oder Malayen in Handels-Verbindung zu treten, und obwohl von unserer Regierung den dortigen Häuptlin gen seit 1828 wenigstens fuͤr 50), 006 Fl. Geschenke gemacht wur den, so zeigten sie sich doch stets sehr feindselig gegen unsere Sol daten und ermordeten Jeden, den sie unbewaffnet antrafen. Uebrigens ist aber das dort so sehr ungesunde Klima daran Schuld, daß diese Kolonie nun ganzlich von Niederlaͤndischen Un terthanen verlassen worden ist.

Wa Dal

auf der Nordkuͤste Neu—

85 erbaut

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Düsseldorf, 114. Aug. Der anhaltende Regen hat die früheren Hoffnungen des Landmannes zum Theil vereitelt. Die Heu-Aerndte, welche in Quantitaͤt und Qualitaͤt den reichsten Ertrag versprach, ist in einigen Gegenden durch die Naͤsse ganz mißrathen und in anderen ruͤcksichtlich der Qualitaͤt großentheils verdorben. Was die Koͤrner-Fruͤchte betrifft, so sind Roggen und Weizen, obgleich laͤngst reif, erst theilweise geaͤrndtet, weil die Witterung entweder das Schneiden oder das Einscheuern nicht gestattete.

Die Foͤrderung auf den Kohlen-Zechen des Essen⸗Werdenschen Bergamts-Bezirks war den Verhaͤltnissen angemessen und die Kohlen-Abfuhr auf den Landdebit-Zechen schwach, auf der Ruhr aber in Folge des guten Fahrwassers um so staͤrker und lebhafter. Bis zum 24sten . M. waren auf der Ruhr schon ungefahr M00 6h Ctr. Kohlen abgefahren, so daß bis zu Ende Juli die ganze Abfuhr in runder Summe zu 10 Millionen Centner ange— nommen werden darf. Hierdurch sind die Kohlen-Niederlagen an der Ruhr fast ganz geleert worden, und die Foͤrderung auf den Ruhr-Zechen kann schwunghaft fortgesetzt werden; zu beklagen bleibt aber, daß der Kohlen-Absatz von Ruhrort aus und ganz besonders nach Holland wo die Konkurrenz mit Belgien und England immer schwieriger wird hoͤchst flau ist, weshalb sich denn auch die Vorraͤthe daselbst mehr und mehr haͤufen.

Die Arbeiten auf den Eisenhuͤtten, in den Gießereien und Maschinen-Fabriken haben im vorigen Monat einen schwunghaf— ten Fortgang gehabt. Besonders beschäftigte die Anferigung von Dampf-Maschinen viele Arbeiter, indem der Begehr darnach durch die vielen Schurf⸗ und Muthungs-Arbeiten unter dem nbrdlich gelegenen Mergel-Gebirge wo man nur mittelst Dampf⸗ Maschinen zu den erbohrten Kohlenfloͤtzen gelangen kann sehr lebhaft geworden ist. Die Fabrication in Eisen- und Stahlwaa— ren im Kreise Solingen ist noch immer ganz befriedigend, was zum Theil guͤnstigen Handels-Konsunkturen und zum Theil der fonst so unerwuͤnschten nassen Witterung zugeschrieben werden muß, indem diese es den Schleifereien von denen die ganze Fabrication abhangig ist es moͤglich gemacht hat, ihren Betrieb, der fast in jedem Sommer durch Wassermangel in Stockung ge— raͤth, ununterbrochen fortzusetzen.

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Jusel Kandia unter der Herrschaft der Venetianer.

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Spannung. Dritte Colonisation. Versuch, Kandia mit dem wiederherge— Kaiserreiche zu vereinigen. Aufstande der Cortazzi und der Familie Kalergis. Zunehmender Verfall des Venetianischen Regiments.

Fort dauernde Vergeblicher Ven stelllen Griechischen

Dem Abzuge der Flotte des Kaisers von Trapezunt folgte abermals eine kurze Epoche der Ruhe, der Entmuthigung, wenn man will, welche von den Venetianern dazu benutzt wurde, das Ünnatuͤrliche und Gewalt⸗ same, vielleicht selbst die Ohnmacht ihrer Herrschaft, mit dem truͤgerischen Schleier karger Milde zu bedecken. Noch in demsel— ben Jahre machte der neuangenommene Herzog, Angelo Grado— nico, ein Dekret des Senats bekannt, durch welches allen einhei—

mischen Lehensträgern der Republik in den Distrikten von Apano⸗ und Kato-Sivrites, welche die Waffen gegen sie erhoben hatten,

nicht nur Amnestie, sondern auch der fernere Genuß der ihnen be⸗ willigten Guter und Privilegien zugestanden wurde. Allein diese Zugeständnisse waren an Bedingungen geknüpft, welche ihren mo⸗ ralischen Werth und folglich ihre gůnstige Wirkung auf die Stim⸗ mung der Eingebornen zum größten Theile wieder vernichteten. Der Senat verlangte von den Begnadigten ausdrücklich, daß sie selbst alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel aufbieten sollten, zwei ihrer angesehensten und maͤchtigsten Raͤdels⸗Führer, Manuel und Kenstantin Drakontopulo, mit ihren unmittelbaren Anhaͤngern, le⸗ bendig oder todt in die Hände des Herzogs zu liefern, und zwei andere Archonten-Geschlechter, die Kalothetos und Anatholiki, mit ihren eigenen Waffen von der Insel zu vertreiben. Ferner wurde eine späͤter in ausgedehnterem Maße in Anwendung gebrachte Gewalt⸗Maßregel, welcher zufolge der Anbau gewisser Landstriche gaͤnzlich untersagt wurde, jetzt zum ersten Male in Bezug auf ei⸗ nige Distrikte am suͤdlichen Abhange des Idagebirgs verordnet. Man verlangte, daß die von diesem Verbote betroffenen Familien sich auf die leicht zu bewachende Ebene Messarea herabbegeben sollten, um hier fortan ihr Brod zu bauen und ihr Vieh zu wei⸗ den. Zum Unterpfande fuͤr die Erfuͤllung dieser und einiger ande⸗ ren nicht weniger laͤstigen Bedingungen mußten die Betheiligten dreißig Geißeln stellen, welche, aus den angesehensten Gliedern ihrer Familien gewaͤhlt, in den beiden Burgen Bonifacio und Belvedere in Haft gehalten und alle drei Monate gegen dreißig andere ausgewechselt wurden. Die hieruͤber ausgestellte und von ien Theilen beschworene Urkunde wurde im Oktober 1234 un⸗ terzeichnet.

Die Häupter der Familie Millesini, Nicola und Michali Se⸗ vastos, welche die Burgfeste San Nicolo noch mit Truppen des Kaisers von Trapezunt besetzt hielten, erklaͤrten hierauf, weil sie allein der Uebermacht der Venetianer nicht gewachsen waren, frei⸗ willig ihre Unterwerfung. In einer zu diesem Zwecke ausgestellten Urkunde verpflichteten sie sich, das Schloß auszuliefern; mit Vor—⸗ behalt jedoch eines jahrlichen Tributes von 600 Perpern fuͤr den zur Unterhaltung der Besatzung des Platzes zu leistenden Bei⸗ trag, und einigen anderen Vorrechten in Bezug auf die Verwal⸗ tung desselben durch einen Venetianischen Kastellan. Auch beding⸗ ten sie sich fuͤr ihre Personen freien Zutritt zu San Nicolo auf alle Zeiten aus, und verlangten, daß ihnen diese Festung, nach vorheriger Uebereinkunft mit der Signorie, jedesmal uͤberlassen wurde, wenn deren Besiß ihnen wuͤnschenswerth erscheinen sollte.

Mit welchen Gesinnungen man von beiden Seiten auf der— gleichen Vertrage eingehen mochte, lehrt die Natur der Berhaͤlt⸗ nisse, welche wir zu schildern versucht haben. War es absichtliche Saumseligkeit in der Erfüllung des abgeschlossenen Vertrages, oder ist diese Zogerung anderen zufaͤlligen Ursachen zuzuschreiben: genug die Raäͤumung der Feste San Nicolo erfolgte erst nach Verlauf von zwei Jahren, und zwar gemaͤß einer zwischen dem neuen Herzoge, Stephano Justiniani, und den Befehlshabern der Griechischen Truppen am 23. Juli 1236 abgeschlossenen Con— vention, in welcher der Herzog den Griechen sicheres Geleit nach den Schiffen, die Auslieferung sämmtlicher noch auf der Insel be⸗ findlichen Gefangenen vom Heere des Kaisers, und die freie Aus— wanderung einiger in San Nicolo ansäaßigen Kandiotischen Fa— milien zugestehen mußte. Dies war der letzte Akt in den verun— gluͤckten Befreiungs-Versuche des Kaisers Joannes Vatazes.

Im Wesentlichen wurde dadurch in der Stellung der Vene— tianer zu den alten Einwohnern nichts geandert. Diese Stellung ergiebt sich von selbst aus den erzaͤhlten Ereignissen. Haß und un⸗ versohnliche Feindschaft auf der einen Seite, ein in seinen Grund lagen verfehltes und in seiner Ausbildung noch nicht einmal zu einer bestimmten Festigkeit gediehenes Verwaltungs-System auf der anderen; hier der Stolz der Sieger und eine unbegreifliche Räcksichtslosigkeit in Bezug auf die Art und die Beduͤrfnisse des Landes, auf den Sinn und den Charakter seiner Bewohner, dort Ohnmacht, Erniedrigung, Verzweifelung der Besiegten: das sind die Elemente, die Triebfedern einer traurigen Geschichte, welche mit dem Wechsel ihrer blutigen Katastrophen und jener gehaltlo— sen Epochen eines unsicheren Friedens noch ganze Jahrhunderte ausfuͤllt. Wir haben es nicht nbthig, diese Geschichte, welche, ein abgeschlossenes Ganze, sich in ihren verschiedenen Phasen immer wieder aus sich selbst gebiert, bis ins Einzelne zu verfolgen. Wir heben fortan nur die großen Momente derselben heraus, um überhaupt eine geschichtliche Grundlage zu gewinnen, auf welche man sich mit Sicherheit stuͤtzen koͤnnen. 9

Wir rechnen hierzu zunaͤchst die Absendung einer neuen Ko⸗ lonie Venetianischer Ritter nach Kandien, welche, unter dem Do—

gen Marino Morosini, im Jahre 1252 beschlossen wurde. Die Zahl der neuzuerrichtenden Ritterlehen belief sich dieses Mal auf neunzig, wovon jedoch funfzehn zu fernerer Verfuͤgung der Repu⸗ blik felbst vorbehalten wurden. Der naͤchste Zweck dieser Kolonie war die Wiedereinnahme der in das Kap Spada auslaufenden Landzunge und der benachbarten Distrikte, welche um diese Zeit abermals von Griechen besetzt worden waren. Auch wurde den Rittern der Aufbau und die Befestigung des bei den letzten Auf— staͤnden fast gaͤnzlich zerstoͤrten Kanea oder die Anlage einer neuen Stadt in der Umgegend zur ausdruͤcklichen Bedingung gemacht. Da diese Kolonie das ihr zugestandene Land erst erobern mußte, so zog sie unter dem Oberbefehle eines Capitains der Republik aus, welchem, in Verein mit den ihm beigegebenen Raͤthen, auch zugleich die Vertheilung der neuen Lehenguͤter übertragen wurde. Sowohl die Besitznahme als auch die Vertheilung des Landes fand, wie es scheint, ohne Schwierigkeiten statt, und der Aufbau von Kanea ward unverzuͤglich begonnen.

Mehrere Jahre einer nur durch kleinere Aufstande von Zeit zu Zeit unterbrochenen Ruhe beguͤnstigte hierauf uberhaupt die festere Begrundung der Venetiansschen Herrschaft und des einmal eingeflihrten Systems der Verwaltung, wodurch man sie fuͤr die Zukunft zu sichern hoffte. Ueber manche Schwierigkeit, die man noch zu uͤberwinden hatte, half die Zeit hinweg. Mit anderen Geschlechtern lebten nach und nach auch andere Gesinnungen auf. Die Erinnerungen der ehemaligen Freiheit und Größe fingen an, sich ins Dunkel der Tradition zu verlieren. Die Meisten fuͤgten sich, weil der Kampf gegen die Nothwendigkeit einen eisernen Willen und die schwersten Opfer erheischt; und schon fehlte es hier, wie überall, nicht mehr an Solchen, welche sich in der Knecht⸗ schaft wohlgefallen, wenn sie nur mit ihren Schwaͤchen zugleich auch die Fesseln in dem weiten Gewande des Luxus und mensch— licher Eitelkeiten verbergen koͤnnen.

Niemand hat es se besser verstanden, dergleichen Stimmun⸗ gen zu benutzen, als die Republik Venedig bei dem Aufbaue des wunderbaren Gebaͤudes ihres verfeinerten Despotismus. Schon um diese Zeit war es ihr gelungen, den groͤßten Theil der kandie⸗ tischen Primaten so welt für sich zu gewinnen, daß selbst die, frei⸗ lich schwachen, Versuche, welche Michael Palaͤologus machte, nach der Wiedereinnahme von Konstantinopel 1261. auch die Kandioten wieder für die Herstellung des byzantinischen Reiches zu gewinnen, ganz ohne Erfolg blieben. Denn als er bereits im Jahre 1362 einige Schiffe nach Kandien ausschickte, welche mit leichter Muͤhe