1841 / 231 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Beklagte sich als Eigenthuͤmer an, so solle der Polizei-Richter ihn entlassen; er verlange dasselbe fuͤr den Berechtigten. Der Eine wie der Andere habe nur die Wahrscheinlichkeit seiner Angabe mit Gruͤnden zu unterstuͤtzen; mehr könne man von ihnen nicht verlangen. Der Reserent wiederhelt

seine Warnung und bemerkt, das Rechtsprinzip sey wich⸗

tig, der rechtliche Besitzer habe doch stets die Vermuthung fuͤr sich. Der Gesetzgeber koͤnne in die merita causae nicht eingehen, sondern den Frevler nur an den zuständigen Richter verweisen, wie dies auch im Sinne des Franzoͤsischen Gesetzes liege, welches dasselbe enthalte. Ein Abgeordneter des zweiten Standes hält ebenfalls die Besorgnisse des Herrn Opponenten fuͤr unbegruͤn⸗ det, da die von ihm vorausgesetzten Falle, namentlich der, wo der Eigenthüͤmer, welcher sein Grundstuͤck benutze, als Frevler ange⸗ zeigt werde, nur aäußerst selten vorkommen; wo dies geschehe, wurde der Beweis des Gegentheils leicht zu führen seyn. Er muͤsse daher der Behauptung des Referenten beipflichten, daß der welcher die Wahrscheinlichkeit des Besitzes fuͤr sich habe, auch naͤchst den Schutz des Gesetzes fuͤr sich in Anspruch nehmen kön —— Die demnach in dem Sinne des Ausschusses gestellte Frage wird mit großer Majoritaͤt bejaht und die sofort verlesene Adresse genehmigt.

1 zu⸗ ne.

Zeitung⸗ Ausland. RNusiland und Polen.

St. Petersburg, 11. Aug. Unter der hiesigen Einwoh— nerschaft Griechisch⸗Russischen Glaubens kamen im vorigen Jahre 17, 363 Sterbefaͤlle vor, davon gehoͤrten 11,33 dem mannlichen und 5430 dem weiblichen Geschlecht an. Geboren wurden 11,670 Kinder (5919 Knaben und 5751 Maͤdchen), worunter 2868 un— ehelich waren und 22 als ausgesetzte Kinder gefunden wurden. In demselben Zeitraume wurden in der Griechisch-Russischen Kirche 2075 Ehen geschlossen.

Frankreich.

Paris, 15. Aug. In Folge einiger Unordnungen, die in Saint-Livrade, einer Landgemeinde des Departements Lot und Garonne, stattgefunden hatten, brach eine Empörung in Ville⸗ neuve⸗d'Agen aus und fuhrte ernste Unordnungen herbei. Die Mallepost wurde angehalten und gepluͤndert. Da der Unterpraͤ—⸗ sekt keine anderen Streitkraͤfte als die Gendarmerie zu seiner Verfuͤgung hatte, so fluͤchtete er sich in das Central Gefaͤngniß von Eysses. Auf der Brucke, die nach Villeneuve fuͤhrt, ward eine Barrikade errichtet und die Verbindung zwischen den beiden Ufern des Lot auf eine Zeit lang unterbrochen. „Es sind“, sagt der Messager, „sogleich Befehle ertheilt werden, um hinreichende Streitkräfte nach Villeneuve zu senden; aber die Regierung hat heute durch den Telegraphen erfahren, daß die Einwohner jener Stadt den ganzen Umfang ihres Fehlers bald eingesehen haben. Es hat sich eine Deputation zu dem Präfekten begeben, um die Gnade der Behoͤrden anzusprechen. Die Barrikade ist hinwegge— räumt worden, und die Circulation wieder hergestellt. Der Kb— nigliche Gerichtshof von Agen hat eine Untersuchung eingeleitet.“

Der Courrier fran dais enthaͤlt in Bezug auf die Ver— haͤltmisse zwischen Spanien und Frankreich Folgendes: „Die Be— weise der seindseligen Stimmung der S panischen Regierung 9ge⸗ gen Frankreich vermehren sich auf eine seltsame Weise. Sie wird bald einen Zoll-Tarif in Ausfuͤhrung bringen, der die schon bestehenden Verträge zwischen Frankreich und Spanien zum Vor— theil Englands beeintraͤchtigt, und gegen welchen unser Geschaͤfts⸗ traͤger in Madrid auf energische Weise protestirt hat. Aber die— ser Akt der Feindseligkeit ist nichts im Vergleich zu der Erklaͤ⸗ rung, welche das Madrider Kabinet an Herrn Guizot gerichtet hat, und worin es Frankreich notisizirt, daß der Kontrakt wegen des Hospitals auf Mahon nicht erneuert werden wurde. Dies ereignet sich in dem Augenblick, wo dasselbe Kabinet den Cortes vorschlaͤgt, England zwel Inseln zu uͤberlassen, welche die Muͤn— dung des Niger beherrschen, und welche an Umfang einem Fran— zbsischen Departement gleichkommen. Anstatt bei der Spani— schen Regierung die Dankbarkeit und das Wohlwollen anzutreffen, auf welche Frankreich Anspruch machen konnte, werden wir nicht einmal auf unparteiische Weise behandelt. Es ist nur zu augen— scheinlich, daß England die Note diktirt hat, die Espartero an Frankreich gerichtet. Lord Palmerston hofft auf diese Weise zwi— schen den beiden Voͤlkern Saamen der Zwietracht auszustreuen, welche die Englische Politik spaäͤter zum Vortheil ihrer Interessen auszubeuten wissen wird. Frankreich ist groß genug, um ein sol⸗ ches Benehmen zu verachten; aber nichts destoweniger muß es sich dasselbe als Lehre dienen lassen. Espartero und die Partei, auf welche er sich stuͤtzt, sind den Englaͤndern weit mehr ergeben, als ihrem eigenen Lande. Wenden wir die Gefuͤhle, welche die gegenwartigen Beherrscher Spaniens in uns erregen, nicht auf das Land felbst an; die Natur hat jenes Volk zu unseren natuͤr⸗ lichen Verbuͤndeten gemacht. Man kann wohl einen Augenblick lang Sympathieen unterbrechen, die die doppelte Kraft der ge⸗ genseitigen Neigung und der Tradition haben, aber wir zweifeln nicht, daß sie bald uͤber jene ephemeren Intriguen triumphiren werden.“

Die ministeriellen Blätter enthalten fortlaufende Verzeichnisse derjenigen Munizipal-Conseils, welche sich mit der Negistrirungs— Maßregel einverstanden erklaren; während die Oppositions-Jour— nale diejenigen Conseils herausheben, die sich uͤber jene Maßregel im Widerspruch mit der Regierung besinden.

Eine aus Eu vom 121en d. datirte Koͤnigliche Ordonnanz er— nennt eins Kemmissiöon des Staatsraths, welche waͤhrend der Fe— rien desselben über die ihm vorgelegten administrativen Angelegen— heiten, die einer sofgrtigen Loͤsüng bedürfen, berathen soll. Zum Praͤsidenten dieser Kommission ist der Vicomte Siméon ernannt.

ö Lyon bereitet man dem Herzoge von Aumale und dem 17ten Regiment einen glanzenden Empfang vor. Die Stadt wird ihnen ein Fest geben, fuͤr welches der Munizipal-Rath eine Summe von 10000 Fr. bewilligt hat.

Heute, als am Namenstage Napoleons, draͤngte sich die Menge nach dem Dem der Invaliden, um das Grabmal des Kaisers mit Immortellen-Kraänzen zu schmücken. Auch die Saule auf dem Vendome⸗Platze war den ganzen Tag über von Anhan⸗ gern Napoleons umringt. In Boulogne wird heute die zum Andenken des Kaisers und der Armee errichtete Saule eingeweiht werden. j

X Paris, 14. Aug. Unter den letzten Bewegungen in den Franzbsischen Munizipalitäten verdient der Beschluß des Munizi— rg . von Lille einer besonderen Beachtung. Man kann ihn

jn gewisser Beziehung dem Verfahren des Königlichen Gerichte⸗

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hofes von Angers zur Seite setzen. Denn er beweist, wie die Gouꝝernemental⸗ Ideen auch hier durchgedrungen sind. Aus die— ser fur die Regierung in diesem Punkte gluͤcklichen Wendung der Dinge erklärte das Journal l' Univers mit Recht eine Reaction, welche sich in Frankreich gegen die revolutionairen Ideen und ge— gen das System der S elbsthüͤlfe sichtbar hervorbilde. Der Munizipal⸗Rath von Lille theilte die Unzufriedenheit uber die Art der Ausfuhrung der Steuer-Revision, er sah Illegalitäten darin, beschloß aber dennoch, sich der exekutiven Gewalt in der Ausfuͤh— rung derselben nicht zu widersetzen. Er will dagegen in einer Reckamation an die Kammer dieser die authentische Interpreta— tion des Gesetzes und die Modifizirung der Auflagen anheimstel— len. Dieses Verfahren findet allgemeinen Beifall; man wuͤnscht, daß sich eine Bewegung der Art uͤberall konsolidire, da sie gerade am meisten dazu beitragen kann, den Kammern die noͤthigé Ach— tung zu bewahren. .

Bei dieser Gelegenheit hoͤrte man haͤufig die Bemerkung ma— chen, daß der Osten und Norden von Frankreich eine ganz andere Haltung annimmt, als der Süden. Hier werden von den klein— sten Lokalitäten die Widersetzlichkeiten, wie sie in Toulouse am of— fensten hervortraten, mit einem gewissen Uebermuthe nachgeahmt. Man schließt hieraus, daß im Allgemeinen die politische Bildung im nördlichen und bstlichen Frankreich konsistenter sey, als in dem suͤdlichen. Mit Unrecht schreibt daher der Constitutionnel diesen Unterschied der Geisilich keit, welche im Suͤden einen so be— deutenden Einfluß ausuͤbt, allein zu. Denn es mag wohl xichtiger seyn, wenn man behauptet, daß der Einfluß der Geistlichkeit auch wieder bedingt sey von dem des Suͤdens uberhaupt, wo der Man gel an positiver Bildung ein allgemeiner ist. Dem Elsaß hinge— gen wird großes Lob gespendet, wegen seines Festhaltens an stren⸗ ger Gesetzlichkeit, und selbst die Oppositions-Journale stimmen in dieses Lob ein. e

Herr Humann hat indessen ein sehr ausfuͤhrliches Cirkular über diesen Gegenstand an die Präfekten zur Mittheilung dessel— ben an die Departemental-Conseils erlassen. Man sieht daraus, daß das Kabinet, wie bereits hier fruͤher erwaͤhnt wurde, in sei— nen Ansichten uͤber die Zweckmaͤßigkeit dieser Maßregel getheilt ist. Es uäͤberlaͤßt diese Sache fortwährend ausschließlich dem Finanz-⸗Minister, und es scheint nicht undeutlich die Absicht dar— aus hervorzugehen, als wolle es die Folgen derselben, wenn etwa in der naͤchsten Session die Kammer sich dagegen erklaren sollte, auf ihn allein fallen lassen. Demnach wuͤrde diese Angelegen— heit selbst im schlimmsten Fall nicht der Grund zu einer foͤrm— lichen Aufloͤsung des Kabinets werden, sondern sie koͤnnte allen falls eine Modffication in demselben veranlassen, ohne gerade seine

ganze Existenz zu gefaͤhrden.

4 Paris, 15. Aug. Die allgemeine Sitzung der General—

Conseils ist vor der Thuͤr, und die Regierung beabsichtigt, dieselbe

zur weiteren Beruhigung der durch den Census aufgeregten Lan— destheile zu benutzen. Neben anderen administrativen Befugnissen haben die Departemental-Versammlungen auch die Aufgabe, die Hon den Kammern in runden Summen votirten und von der

Regierung auf die Departements vertheilten direkten Steuern

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weiter auf die einzelnen Verwaltungs-Bezirke jedes Departements zu vertheilen. Hiernach ist eine Beiziehung derselben zu den srag— lichen Maßregeln der Steuer-Verwaltung ziemlich nahe liegend, und das Ministerlum hat diese insofern verfuͤgt, als es die Autorität der General-Conseils indirekt zur Bestäͤtigung der Recht- und Zweckmaͤßigkeit seiner Verfuͤgungen anruft.

In einem an die Präfekten gerichteten Rundschreiben nimmt der Finanz-Minister an, daß die General-Conseils das Verlangen zu erkennen geben werden, die bisherigen Ergebnisse der angestell ten Zaͤhlungen kennen zu lernen, und er benachrichtigt die hoͤchste Departemental⸗Behoͤrde, daß er fuͤr jenen Fall die Steuer-Direk—⸗ toren ermaͤchtigt habe, den Departemental-Versammlungen alle Mittheilungen zu machen, welche dieselben wuͤnschen konnen. Herr Humann druͤckt zu gleicher Zeit die vollste Bereitwilligkeit aus, die etwaigen Wuͤnsche und Bemerkungen der General ⸗-Conseils uͤber die Steuer-Vertheilung selbst entgegenzunehmen, und diesel— ben fuͤr die Losung der der nächsten Kammer-Sitzung obliegenden Finanz-Geschaͤfte zu benutzen. Weiter kommt Herr Humann nochmals darauf zuruͤck, daß die vorgenommenen Zaͤhlungen keines— weges den Zweck haben, die Steuern im Ganzen unmittelbar zu erhoͤhen, weil dies nur in Folge eines Gesetzes geschehen könne, daß sie vielmehr nur darauf berechnet seyen, das steuerpflichtige Vermbgen in Masse und seinen einzelnen Elementen nach zu kon— statiren und dadurch eine sichere Basis fuͤr die direkte Besteuerung uͤber⸗ haupt zu liefern. Selbst die Patent:-Steuer, der bisher eine außer— ordentlich große Zahl von Gewerbsleuten zu entgehen wußten, soll in Folge der angestellten Untersuchungen nicht sofort nach der ganzen Strenge des Gesetzes erhoben werden, sondern das Mi—⸗ nisterium will das Zusammentreten der Kammern abwarten, um sich mit ihnen uͤber ein Prinzip zu verstaͤndigen, welches auf der einen Seite die Interessen des Schatzes und der Steuerpflichti⸗ gen in Masse sicher stelle und auf der anderen die kleine Indu⸗ strie ohne eine unbillige Haͤrte zu behandeln erlaube. Die G ral-Conseils werden sich den ihnen in diesem ministeriellen Rund⸗ schreiben gemachten Zumuthungen um so weniger entziehen, als sie durch das Eingehen auf dieselben ihren allzu beschraäͤnkten Attri— buten einige Ausdehnung auf Gegenstaͤnde geben können, die dem Buchstaben des Gesetes nach, nicht gerade unmittelbar ihrer Kompetenz angehören.

Der gegen Herrn Ledru-Rollin eingeleitete Prozeß wird ziem— lich allgemein, selbst von den Anhängern der Regierung gemißbil⸗ ligt und als eine Quelle unnbthiger Reibungen und vielleicht selbst der unangenehmsten Verlegenheiten angesehen. Es bestaͤtigt sich aͤbrigens, daß das Minisferium dieser gerichtlichen Verfolgung nicht allein fremd ist, sondern daß es auch auf die ihm vom Ge— neral-Prokurator in Angers gemachte Anzeige, daß sich der Köͤ— nigliche Gerichtshof des genannten Orts mit dieser Sache beschaͤf— tige, seine Ansicht dahin aussprach, die Justiz habe sich des Ein— schreitens zu enthalten. Obgleich diese Antwortz durch den Vele⸗ graphen abgesendet wurde, kam sie doch zu spät, das Tribunal hatte bereits seinen Beschluß gefaßt, und die Regierung glaubte nun nicht mehr positiv hemmend dazwischentreten zu durfen.

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Großbritanien und Irland.

London, 14. Aug. Am Mittwoch hielt die Koͤnigin in Windsor eine Geheimeraths-Sitzung, in welcher Herr F. Stan— ley als Mitglied des Geheimen Raths vereidigt wurde.

Der Globe sagt: „Der schwlerige Zusfand der öffentlichen Meinung in Irland, der durch die Aussicht auf eine Tor g- Ver⸗ waltung hervorgerufen ist, hat den Lord-Lieutengnt von . bewogen, zu empfehlen, daß die Militair-Macht in jenem Lande

vermehrt werden möge. Wir hatten in den letzten Jahren die Freude, Verminderungen in der dort. liegenden Armee melden zu koͤnnen; jetzt haben wir die unangenehme Pflicht, zu melden, daß ein Regiment Kavallerie den Befehl erhalten hat, sich sofort nach

Irland zu begeben, und daß zwei Regimenter Infanterie ihm folgen sollen. 3

Die Times faßt die Ergebnisse der Englischen Unternehmun— gen in Mittel-Asien in einer beurtheilenden Uebersicht folgender— maßen zusammen: „Der erste Feldzug, worunter wir Alles ver— stehen, was zwischen der Ankunft der Bombayschen Armee zu Kuradschi im November 1833 und der Zurüͤckziehung der Trup— pen im Januar 1840 geschah, ward von dem glaͤnzendsten, unbe— streitbarssen Erfolge gekrönt. Schach Sudscha wurde wieder auf den Thron von Kabul gesetzt, die Verbuͤndung der Sirdars von Kandahar wurde aufgelbst, und die großen Festungen von Gisni und Kelat wurden genommen; der Verlust der Britischen Armee ward auf weniger als 109 Mann angeschlagen, der Durani-Orden und die wesentlicheren Belohnungen der Pairschaft und einer Pension wurden den gluͤcklichen Generalen jener unblutigen Expe— dition ertheilt, welche dem Schatz der Ostindischen Compagnie eine Schuldenlaß von Millionen Pfd. verursachte und einen jammer lichen Tyrannen auf den Thren von Kabul brachte. Die darauf folgenden Ereignisse der zweiten Expedition haben einen sehr ver— schiedenen Charakter gehabt. Vom Anfang 1840 an bis zum März d. J. sind unsere Truppen in 23 Gefechten, meistens mit den raäͤuberischen eingeborenen Staͤmmen, begriffen gewesen. Wir haben 13 Niederlagen in den Gebirgen oder vor ihren natuͤr— lichen Festungen erlitten. Wir haben 1100 Mann und 17 Euro— paͤische Ofsiziere verleren, und der Dienst, zu welchem die Briti— sche Armee bei einer jährlichen Ausgabe von 3 bis 4 Millionen Pfund gendthigt ist, wird fuͤr einen unausgesetzten verschieden— artig zu führenden Krieg in Anspruch genommen, um einem un zuverlässigen Alliirten, dem schwachen und verabscheuten Herrscher über ein wildes und unabhängiges Volk, seine Autorität und seine Einkuͤnfte zu erhalten. Das Reich Afghanistan erstreckt sich vom Indischen Meere bis zu den Tartarischen Gebirgen und vom Indus bis zu den Graͤnzen Persiens ungefahr uͤher 13 Laͤngen- und 13 Breitengrade; indessen hat der Hof von Kabul, uͤber die Gebirgs-Vöͤlker, welche jene ausge dehnte Wuͤstenei bewoehnen, nicht mehr Macht als uͤber die Wellen des Persischen Meerbusens. Dessenungeachtet aber sind die Britischen Truppen bestaͤndig beschaͤftigt, den Tribut von den Staͤmmen einzutreiben, die kaum dem Koͤnige gehuldigt ha ben, oder Freibeuter aus den festen Schlupfwinkeln zu vertreiben, in welchen sie seiner Autorität spotten. Die Folge davon ist, daß die Britische Intervention von der stolzen Aristokratie jenes Lan des und ihrem Anhang verwuͤnscht wird. Die Beludschis, die Murris, die Kudschucks, die Brahos und nicht weniger Volker schaften, als die Kinder Israel von Dan bis Berseba unterjochten, sind entschiedent Feinde Englands geworden, ohne daß sie wirk liche Unterthanen seines Alliirten geworden wären.“ Das genannte Blatt tadelt dann die Handlungsweise, welche sich mehrere Bri tische Agenten gegen diese wilden Stämme haͤtten zu Schulden kommen lassen, um von denselben die Steuern beizutreiben, und suͤhrt unter Anderem einen Fall an, wo Herr Bell, der gleichsam die Rolle eines Vice-Köͤnigs übernommen, einen der Anfuͤhrer der Ge birgsstamme, Namens Bijar Chan, von seinen Bergen herabgelockt und ihn dann als Gefangenen nach Bukkur habe wegfuͤhren las sen. Ferner erwaͤhnt dieses Blatt, daß Herr Bell in Kutschi die Administration dem Mahomet Schurreff, einem Manne vom schlech testen Charakter, uͤbergeben habe, der die Regierung hintergangen und das Volk unterdrückt zu haben scheine. Am aͤrgsten habe es dieser Mahomet Schurreff nebst seinem Gehuͤlfen Bell in Kud— schuck gemacht. Dessen Einwohner haͤtten sich bereit erklärt, die Abgaben zu bezahlen, als sie aber die Englischen Truppen und Kanonen auf sich anruͤcken gesehen, haͤtten sie uͤber Verrath ge schrieen; Kudschuck sey hierauf von den Englischen Truppen ein genommen und gepluͤndert, die Felder von den Kameelen und Ochsen der Armee niedergetreten worden; ja, noch mehr, die Stadt sey auf Bell's Befehl geschleift und den Einwohnern verboten worden, sie jemals wieder zu bewohnen, worauf denn diese, in die heißesten Ebenen von Kutschi heimathslos und verhungert hinaus gestoßen, ein Verbrechen buͤßen muͤßten, welches sie nie begangen haͤtten.

Deutsche Bundesstaaten.

Neu⸗Strelitz, 13. Aug. (L. A. 3.) Der gestrige Tag brachte unserem Lande ein eben so komplizirtes als schoͤnes Fest zu Neu-Brandenburg. Der diesmalige Geburtstag des Groß herzogs war zugleich der Tag, an welchem derselbe vor einem halben Jahrhunderte zuerst das hiesige Land betrat. Welch ein Ruͤckblick! Eine Weltgeschichte ist seitdem erlebt. Noch einige Monate und unser Großherzog wird 25 Jahre regiert haben.

Der Tag war sinnig gewahlt, um eine fuͤr Mecklenburg denk wuͤrdige Kunstfeier zu begehen. Die von Buttel, einem durch gebildeten und vom Geiste der Schoͤnheit wahrhaft erfuͤllten Bau meister, im reinen Gothischen Style äußerlich und innerlich wie— derhergestellte Marien-Kirche zu Neu-Brandenburg (die Arbeiten haben neun Jahre gedauert) wurde durch feierliche Einweihung und eine ungemein zahlreiche Versammlung dem Gottesdienste zuruͤckgegeben. Die Marien-Kirche in ihrer jetzigen Gestalt ist ein schoͤnes Werk der Kunst; ihr edler Styl erhebt sie zur ersten weit und breit. Lebhafte Aufmerksamkeit hatte das Gebaͤude bei dem durchreisenden Thorwaldsen erregt.

Pyrmont, 13. Aug. Heute traf Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern in unserem Badeort ein. Wie verlautet, wird der hohe Gast einige Zeit bei uns verweilen.

Frankfurt a. M., 17. Aug. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Metternich wird uͤbermorgen in unserer Stadt eintref sih, aber ohne langeren Aufenthalt die Reise fortsetzen und noch 4h demselben Tage auf dem Johannisberg aukommen. Erst auf Der Ruͤckreise wird der Fuͤrst in unserer Stadt mehrere Tage ver— weilen, wahrend seines Aufenthaltes auf dem Johannesberg aber, tie man hort, einige Höͤfe besuchen. Der Kaiserliche Oester— reichische Gesandte am Königlich Württemhergischen Hofe, Herr Graf von Buol-Schauenstein, kam vorgeslern hier an. Der Kaiserlich Russische Gesandte, Herr von Oubril, ist von seiner PVade⸗Reise zurfickgekehrt. Zufolge größter Geld⸗Abondan; haben ssch die Boͤrsen⸗Geschafte lebhafter gestaltet, die Fonds allgemein im Course gebessert.

2 Schweiz.

Aus der Schweiz, 10. Aug. (Schwäb. M.) Die Aargauische Klosterfrage naͤhert sich nicht sowohl ihrer Aufloͤsung, als einer neuen Verwickelung, deren Ende nicht sobald abzufehen ist. Nachdem der Gesandté des Kantons Aargau (Wieland) der Tagsatzung den Beschluß vom 19. Juli über Herstellung der drei Nonnen-Kloͤster mitgetheilt und, unter Verwahrung der Soupe— raͤnetaͤt und Integritaͤt seines Standes, die Erklarung beigefügt hatte, daß diese Konzession das Aeußerste sey, wozu sich derfelbe verstehen koͤnne, entspann sich eine lange Verhandlung in der Sitzung vom 6. und 9. August. Aus den Aeußerungen der

einzelnen Gesandten ging hervor, daß der Veschluß vom 9. Juli der Mehrheit der Kantone nicht genügte, un so . , sich denn die Mehrheit uber das gewöhnliche Auskunft mitte wenn guter Rath theuer ist., namlich uͤber die 8e n n, 6. er Koͤmmission, die weitere Antraͤge bringen oll. M ver n. missions⸗ Bericht zu Staͤnde gekommen, so durfte da , gh. Kantone ohne spezielle Instruction sind, zur E nholung dersel gyn eine kurze Vertagung der Tagsatzung eintreten. Wahrend sich mehrere Stände bis jetzt fur die Herstellung sammtlicher Kloͤster ausgesprochen haben, wollen es andere wenigstens geschehen assen, daß Muri aufgehoben bleibe, und wieder andere, namentlich Waadt, erklären sich für die Restitution von saͤmmtlichen Nonnen⸗Kloͤstern und von zwei Kapuziner⸗Kloͤstern. Immer ware es jedoch mog⸗ lich, daß sich eine Mehrheit der Stande auch uber das Maß der dem Kanton Aargau angemutheten Konzessionen verstaͤndigte. Allein die Behörden dieses Kantons werden nach ihren so be⸗ stimmten Erklärungen nicht nachgeben, und so. wurde es sich end⸗ lich um das handeln, was liberhaut die schwache Seite Schweizerischen Bundes ist, um die Vollziehung der Tagsatzungs— Beschluͤsse.

Genf, 7. August. (. 3.) Dor einigen Jahren war in diesem Kanton ein Gzeist der Mäßigung in allem KRirehlichen u me der sich jetzt immer. mehr verliert, zumal seitdem die rühmen, der, er Hauptstadt einen Einfluß auf die jüngern Land— i ,. hem nnen. Diese vereinigen sich in Kongregationen, die eilte bends nach allem Gottesdienst in den Kirchen gehal⸗ ten werden.

Auch weibliche Kongregationen haben sich schon ge— bildet. Sie tragen ein Kreuz zum Abzeichen.

Beide Geschlechter zußern schon jetzt den heftigsten Sektengeist. So hat sich in Sa— ses, einem Dorfe des Greierzerlandes, die Frauen-Kongregation thätlich der Einfuhrung des neuen Pfarrers widersehzt. Aehnli— ches geschah an mehreren anderen Orten, wo diese Kongregatio— nen Unordnung, Zwist und Hader in den Familien anrichten. Man hat sich wiederholt bei dem Bischof uͤber sie be der aber eher guͤnstig fuͤr diese kirchliche Bewegung gestimn scheint. Groß ist daruͤber die Aufregung, und sie br selten eine der beabsichtigten entgegengesetzte Wirkung hervor, nam ich Gleichguͤltigkeit, Skepticismus Irreligiositaͤt und Uebertritt zum Protestantismus.

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Berlin, 19. Aug. D Ministerial-Blat ir die innere Verwaltung publizirt nachstehende zerfuͤgung, die Se.

Lecellenz der Herr Minister des Innern id der Polizei unterm

jten v. M. uͤber die Strafbarkeit boshafter und muthwilliger Thierquaͤlerci erlassen hat:

„Es sind wiederholt Faͤlle zur Sprache gekommen in denen durch boshafte oder muthwilllge Thierqualerei ein doͤffentliches Aergerniß gegeben worden, die Polizei- Behdrde aber, wegen Mangels eines ausdruͤcklichen Strafverbots einzuschreiten, Anstand genommen hat Handlungen solcher Art gehdren aber ohne Zweifel zu den groben Ünsittlichkeiten, welche 3. 183. Tit. 21. Th. I. A. 8. R,.) mit Strg fen bedroht und welche daher in dergleichen Faͤllen, innerhalb des polizeilichen Strafmaßes, von den Polizei⸗Behdrden zur Anwendung gebracht werden konnen. Wird deshalb die Frage, vb und in wel chem Umfange Strafverbote gegen Thierqualerei z erlassen seyen, erst durch die Revision der Stras Gesetzgebung ihre Erledigung fin den, so wird doch schon jetzt boshafte oder muthwillige Thtlerqugte. lei, welche durch Ort oder Art ihrer Verübung ein dfentliches Aer⸗ gerniß gegeben hat, auf Grund des angefuͤhrten Gesetzes zur Strase zu ziehen seyn. . ; ) i h. gärn gliche Regierung hat die Polizei Behdrden Ihres Be zirks hierauf aufmerksam zu machen, zugleich aber Diese ben zu erihl cen, bei Auwendung jener Strafbestimniung nut aller Bofsicht und. mit strenger Pruͤfung, ob der zur Sprache kommende. Fal e . ur Strafe angethan fey, zu verfahren, eine ungngemel ene nd wih, kürliche Anwendung jener Vorschrift aber in Rekursfällen gegen die betreffende Behoͤrde in geeigneter Weise zu rügen.

Berlin, 3. Juli 1841. ;

Der Minister des Innern und der Polizet von Rochow.

Eirkulgr

Abermals vereitelte Pläne in Bezu nisatidn von Algerie

w g auf die Colo⸗ 1.

. Paris, 14. Aug. Es scheint entschieden, daß die R rung auf keine Weise die Colonisation von Algerien. will. Ministerium vom 1. Maͤrz hatte ernstlich daran gedacht und Monat Juli 1840 mit Herrn Stockmar, ehemaligem Mitgliede des kleinen Raths im Kanton Bern, der politischer Konflikte halber gezwungen gewesen war, sein Vaterland zu verlassen, Un terhandlungen angeknuͤpft. Das Ministerium stellte eine S umme von 3009 Franken zur Disposition des Herrn Stockmar, damit er die Afrikanische Kuüste bereisen könne, und der damalige Kriegs— Minister, Herr Cubidres, forderte all. Behörden in Algerien auf, ihn bei seinen Untersuchungen zu unterstuͤtzen. Herr Stockmar brachte, in Begleitung eines tuͤchtigen Landwirths, zwei Monate damit zu, jene Gegenden zu bereisen, und es schien ihm zulcht die von Bona zur Kolonisirung im großen Maßstabe am Man findet dort fruchtbares und unbe Wasser zur Bewaͤsserung und eine Theil von Algerien nicht vor

Umgegend besten geeignet zu seyn. bautes Land, Baumaterialien, Sicherheit, die in dem ubrigen handen ist. ( ö .

Als jedoch Herr Stockmar nach Frankreich zuruck l ehrte, war das Ministerlum verandert und die Herren Soult und Guizot standen an Die Sache war indeß keinesweges

der Spitze der Angelegenheiten. s. Direktor der Algierischen Angelegen

aufgegeben und Herr Laurence, 1g. heiten im Kriegs-Ministerium, wurde von dem C onseil Praͤsidenten beauftragt, einen Entwurf auszuarbeiten, der unverzuͤglich ausgeführt werden solle. Nachdem er zahlreiche Konserenzen mit Herrn Stockmar gehabt und die von demselben geforderte Unterstützung

6 .

auf das kleiniichste reducirt hatte, kam man überein: 1) daß der Schweizer-Kolonie in der Provinz Bona Land angewiesen und Y daß der Kolonie in dem Zeitraum von sieben Jahren (ine Summe von 2,560,000 Franken als Vorschuß ausgezahlt werden solle. Diese in 25 Jahren von den Kolonisten zurückzuzahlende Summe sollte zur Anlegung von Bewaͤsserungs-Kanaͤlen, Wegen und Wohnungen verwendet werden. Dies Alles wurde am 20. April dieses Jahres von dem Marschall Soult genehmigt und unterzeichnet, und Herr Laurence, welcher imme erder Vermittler blieb zwischen dem Ministerium und Herrn Stockmar, erbffnete dem Letzteren, daß er alle noͤthige Vorkehrungen treffen möge, damit er im Mai nach der Schweiz abreisen könne, um dort die

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mit verhaltnißmaͤßigem Gefaͤngnisse, koͤrperlicher Zuͤchtigung oder

Zuchthausstrafe belegt werden.

5 Muthwillige Buben, welche auf den Straßen oder sonst Unruhe erregen, oder grobe Unsittlichkeiten verüben, sollen

1027 ersten 300 Kolonisten anzuwerben, fur die man ein eigenes Schiff in Toulon miethen wolle. : ;

Alles war in der Schweiz vorbereitet; eine große Anzahl Kolonisten wartete nur auf die Ankunft des Herrn Stockmar; viele von ihnen hatten ihr Eigenthum verkauft, Andere, wie Herr Marchand, Inspecteur der Walder, hatten ihr Amt niedergelegt, mit einem Worte, mehr als 5M) Familien aller Klassen waren disponibel. Herr Stockmar selbst wartete nur auf Eins, nämlich auf die ofsizielle Untersuchung des Ministers oder, mit anderen Worten, auf einen ministeriellen Befehl. Der festgesetzte Termin verstrich, die Unterschrift wurde nicht gegeben unter dem Vor— wande, daß das Projekt wichtig genug ley, um dem Conseil vor— gelegt zu werden. Dies nahm endlich enn thin davon, und am 29. Mai beschloß man, daß eine Königliche Ordonanz den Colo— nisations-Plan reguliren solle. Diese Ordonanz wurde unver— zuͤglich entworfen und dem Könige zur Unterschrift legt. Zwei Monate lang waren alle Bemuhungen Herrn Stockmar, eine definitie Beendigung dieser Sache erlangen, vergeblich. Man antwortete ihm Anfangs, daß die donnanz dem Koöͤnige zur Unterzeichnung vorliege; dann, daß man sie nicht vor der Schließung der Kammern publiziren koͤnne, um nicht Interpellationen hervorzurufen, und endlich entfernte sich der Kriegs-Minister. Nach allem diesen wanderte die Ordonnanz ohne Unterschrift in das Portefeuille des Conseils Praͤsidenten zuruͤck, und man antwortete auf die dringenden Briefe des Herrn ock mar, daß sein Plan, so wie derselbe durch ihn rence entworfen und vom Kriegs-Minister genek ausgedehnt sey, daß neue Plane vorgelegt neue Unterhandlungen erbffnet werden sollten. r verzichtete natuͤrlich augenblicklich auf sein Unternehmen

ein Cirkular-Schreiben an seine Landsleute, worin er

te des vereitelten Planes auseinandersekzte.

Der Plan ist zu ausgedehnt, das sind die Worte des ters. Diese Entdeckung kommt einmal etwas spaͤt und war es Herr Laurence, welcher nach den Instructionen des

seils-Praͤsidenten dem Plan jene Ausdehnung gab. Es ist in

Angelegenheit nichts uͤbereilt worden; sie liegt seit neun Monaten im Buͤreau des Kriegs-Ministers; die Kosten waren mit der größten Genauigkeit gepruͤft und diskutirt worden; man

um jede Bewilligung gefeilscht und mehr als zehn Konfe—

stattgefunden, um die Details des Plans zu unter Bericht des Herrn Laurence an der ; Zoul aus mehr als vierzig Seiten und de

von Anfang bis zu Ende durchgelesen und ist etwas spät, wenn man heut sagt, de ehnt Feit eilf Jahren haben wir Algerien nommen und noch hat man nichts, absolut nichts nisation gethan, und gegenwartig, nachdem man im Ange Kammer Verpflichtungen eingegangen ist, schreckt man vor einem Darlehen von 23 Million auf sieben Jahre zuruͤck, denn darauf reduzirt sich zuletzt Alles. Das abgetretene Gebiet besteht aus Brachland und haͤt keinen Werth; es ist unbebaut und größten— theils Eigenthum der Domaine.

Herr Stockmar hatte sich verpflichtet, in sechs oder sieben zahren etwa 1900 Schweizer Familien nach Bona zu fuhren Und mittelst der ihm gewordenen Konzessionen sie dor anzusiedeln; er glaubte sogar, daß die Kolonie in 25 Jahren eine Bevölkerung von 100,009 Seelen haben konne. Diese Berechnung hat durch⸗ aus nichts Uebertriebenes, wenn man die Auswanderungen er wagt, die in jedem Jahre in der. Schweiz stattfinden. Die Stel⸗ lung des Herrn Stockmar war uͤberdies von der Art, daß sie die Auswanderungen beguͤnstigte und sein Name allein war schon eine Garantie für den Erfolg. Man weiß in der That nicht, worauf man den Ausdruck: „der Plan ist zu ausgedehnt“, anwenden soll; es scheint uns, daß wir um so mehr in Afrika gewinnen, je mehr europaͤische Kolonisten sich dort befinden; denn es ist wohl zu bemerken, daß die Vorschuͤsse der Regierung nicht mit der Zahl der Auswanderer, ja nicht einmal mit der Zahl der zu erbauenden Meiereien im Verhaͤltniß steht. Der Staat wurde

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nach dem Plane, den er jetzt verwihft, ein fuͤr allemal 2 Millio⸗ nen Franken darleihen, um die Gruͤndung der Kolonie zu beguͤn— stigen und sie verpflichtete sich nicht, sie auch fuͤr die Zukunft zu unterstüͤtzen. Man begreift hiernach, daß, je ausgedehnter das Projekt ist, d. h. je mehr Kolonisten vorhanden sind, um so größer auch der Gewinn fuͤr Frankreich seyn wird. Wenn man sagt, daß der Plan zu ausg kann auch nicht mehr von der vorzuschießenden Summe ĩ denn 2tz Millionen Fr. auf sieben bas Jahr noch nicht 106,9) Fr. Dies ist eine wahre Kleinig keit im Vergleich Jahre in Algerien fuͤr eine

genommen selbst, daß

militairische Occupation ausgeben.

Zuruͤckzahlung niemals statktfaͤnde, waͤre dies ein sehr Opfer, wenn man um diesen Preis den Anfang einer Ackerbau-Kolonie erlangen könnte.

Welche Schluͤsse soll man nun aus den Gruͤnden ziehen, die man Herrn Stockmar fuͤr die Abweisung seines Plans vorgelegt hat? Ist es nicht offenbar, daß man Algier nicht kolomsiren will? Was diese Meinung noch mehr unterstuͤtzt, ist die schlecht Aufnahme, welche andere Eroͤffnungen gefunden haben. De Pfarrer von Konstantine befindet sich seit a iger als acht Mona ten in Paris, um die Unterstuͤtzung der Regierung für ein ahn liches Unternehmen, wie d es Herrn Stockmar, nachzusuchen. Bis jetzt hat man ihm stets ausweichend geantwortet und man wird ihn zuletzt gewiß ganz ahweisen.

Die Alglerische Frage fangt jetzt an mach der Wendung, welche sie genommen, hier einen schlechten Eindruck zu machen. Der Widerstand gegen die Kolonisirung erweckt die Erinnerung

7.

V

an die fambsen Briefe, und man glaubt allgemein, daß man höhe— Ortes für die Beibehaltung unserer Eroberung nicht guͤnstig gestimmt ist. Nimmt man die Thatsachen, so wie sie sind, so wird man nothwendig darauf geführt, zu glauben, daß Algerien l Ministerium nur ein Mittel ist, den Eifer der Armeen zu erhalten und den Offizieren Gelegenheit zum Avaneiren zu verschaffen. Aber dies ist ein Vortheil. den wir etwas theuer bezahlen muͤssen, und wenn die “* Millionen Menschen, die wir in diesem Augenblicke in Afrika unterhalten, keinen anderen Zweck

1

1 7 . 2 . 4 haben, als sich in der Kriegskunst zu uͤben, so muß man geste—

ren

für das

.

hen, daß dies Verfahren eben so neu wie kostbar ist. Seitdem der General Bugeaud das Gouvernement von Algier übernommen hat, ist kein Fortschritt gemacht worden, und die Expeditionen, welche man taͤglich unternimmt, konnen kein solides Resultat

haben.

die Araber.

Rachträgliches über die Helläudischen Kolonieen

und die Handels-Ve aatschappy.

In Rr. 189 der Staats Zeitung wurde ein Artikel „uͤber die Hollaͤndischen Kolonieen und die allgemeine Handels⸗Maatschappy“

000 ackerbautreibende Kolanisten wuͤrden unserer Be—

ö s 8 se Ante ste S „vf Ber sitzung mehr Konsistenz geben, als die glaͤnzendsten Siege uͤber 24 8

mitgetheilt, welcher dem Courxrier fran gais entnommen und a n 3 nach einem Berichte des Franzbsischen Gesand⸗ ten im Haag, Herrn von Bois le Comte, zusammengestellt wor⸗ den war? Es find uns folgende Berichtigungen mehrfacher darin enthaltener falscher Angaben aus guter Quelle zugegangen, welche wir hiermit nachzutragen fuͤr unsere Pflicht halten:

1) Es ist nicht bekannt, daß die Chinesen auf der Insel

P 22 8 Sumatra sich mit dem Anbau des Pfeffers und auf der Insel

Riow mit der Kultur einer Art der zahlreichen Familie der Palme beschaͤftigen. Vielleicht ist die Liann (Vauclea ganmhbir) gemeint, aus

der das Gummi gewonnen wird, welches unter dem Namen Gambir (Terra Japonica) Gegenstand eines sehr ausgedehnten Handels in Indien ist.

2) Nach den ofsiziellen Angaben uͤber den Handel von Java

im Jaͤhre 1839 betrug die Gesammt-Einfuhr in runder Summe 68, 65MM Fr.; davon kamen etwa

32,000,000 Fr. 8, 0M, O 706,00

aus Holland England Frankreich . Hamburg, Schweden, Daͤnemark und Bremen ; Amerika Vorgebirge der guten Hoffnung, Benga— len Und dem uͤbrigen Asien 26,000.00 ) Nach denselben Dokumenten betrug die Ausfuhr von Java zahre 1839 ungefaͤhr 120,900,000 Fr., davon gingen nach Holland ... S1, 000,00 Fr. Ene, . 1,000, 00609 « ra 1,600, 000 « emark, Schweden, Hamburg und Bremen. . Spanien, Isle de France, Bengalen, China, Japa ꝛc. 200,000 « dem Indischen Archipel. 23,000,000 « ) Offiziellen Angaben zufolge, wurden im Jahre 1839 aus—

900M 000 600000

1,200 000 «

53, 839, 1 14 23, 000,000 « 68, 144,63 ö 9, 500, 000 Indigo . . .. 588,76 ͤ 7, 50 0, 0660 , . 130000 Gewürze ... 3, 30 47700, 900 Verschiedene Artikel ö 23, 00, 000

5) Die Einfuhr der Holläaͤndischen Kolonieen in

an Werth 48,000,000 6.

Amerika! betrug im Jahre nicht über J bis 3 Millionen Fr.;

der groͤßte Theil derselben kam aus dem Mutterlande.

6) Unter den zum Handel zwischen Holland und seinen Asia— tischen Kolonieen verwendeten Schissen befinden sich nur sehr wenige, die auf Java erbaut worden sind. Dies erklaͤrt sich da⸗ durch, daß die Handels-Gesellschaft verpflichtet ist, sich nur Nie derlaͤndischer, d. h. solcher Schiffe zu bedienen, deren Papiere im Mutterlaude ausgestellt worden sind, wodurch naturlich alle die⸗ diejenigen Schiffe ausgeschlossen werden, deren Papiere in den Kölonleen ausgestellt wurden.

7) An inlaͤndischen Baumwollen⸗Waaren wurden in Java im Jahre 1839 ungefähr 15 Millionen Fr. und an Englischen Baum⸗ Wollen-Waaren etwa suͤr 5 Millionen Fr. eingefuͤhrt. Aber fast alles Garn, welches die Hollaͤndische Baumwollen⸗Industrie ver— braucht, wird aus England bezogen. Der jaͤhrliche Werth des auf diese Weise verwendeten Englischen Garns betraͤgt etwa fuͤns Millionen Fr., und diese Summe muß daher von der Einfuhr aus Holland abgezogen und der Einfuhr aus England hinzugefůͤgt werden, wodurch der Betrag einer jeden etwg auf 10 Millionen Fr. zu stehen kommt.

8) Die Angabe, daß sowohl Privat-Handlungshaͤuser, als auch die Handels-Gesellschaft, noch besonders durch den Tarif be— guͤnstigt sind, indem derselbe die auf National⸗Schiffen ausgeführten Waaren vom Zollxl befreit, ist insofern unrichtig, als diese Bestimmung nur fuͤr Zucker und Arrak be— steht. Stach dem Zoll-Tarif zahlen die anderen Kolonial⸗-Waagren, wie Kaffee, Indigo, Zinn, Gewürze, Pfeffer, Reis, Taback u. s. w. einen Ausfuhr-Zoll, der fuͤr Natlonal⸗Schiffe im Allgemeinen uni die Hälfte niedriger ist, als fuͤr Schiffe unter fremder Flagge.

9) Das von den Actionairen aufgebrachte Kapital beträgt nach der Reduction, die es erfahren hat, nur 23 Millionen Gul— den. Spaͤter wurde es durch Anleihen um dieselbe Summe ver— mehrt, so daß es gegenwartig 46 Millionen Gulden betraͤgt.

105 Die Behauptung, daß der Konig Wilhelm Friedrich

von Nassau selbst 20 Millionen Gulden von dem Kapital

Nach dem Artikel 11

1. ——

Die Jusel Kandiag unter der Herrschaft der Venetianer.

Hiß eri eee,

Vergl. w,,

Empdrung der Kandiotischen Ritter gegen die Signorie und furchibares Strafgericht über dieselben. Neuer Aufstand der Kalergis.

Im Jahre 1362 erschien Leonardo Dandolo, Sohn des beruͤhmten Chronisten Andrea Dandolo, als Herzog mit der Weifung des Senats auf der Insel, daß die Ritter zur Wieder— herstellung des Hafens von Kandia, welcher seit langer Zeit in Verfall gerathen war, einen angemessenen Beitrag leisten sollten. Man wollte sich hierzu, wie es scheint, vorzüglich deshalb nicht verstehen, weil man glaubte, daß diese Ausgabe mehr der Mut— terstadt und den Venetianischen Kaufleuten zu Gute kommen werde, als der Kolonie und den Rittern, deren ganzer Reichthum nicht auf dem Handel, sondern auf dem Anbaue von Grund und Boden beruhete. Genug, kaum war die Verordnung des Senats in Kandia bekannt gemacht, als sich die ganze Ritter—⸗ schaft, unter Anfuͤhrung von zwei der entschlossensten zänner, Tito Veniero und Tito Gradonico, zusammenrottete, in den Palast des Herzogs eindrang, ihn sabst und seine Räthe unter Miß⸗ handlungen in Fesseln warf, dann uͤber alle Venetlanifchen Edeln und Kaufleute, welche zufällig in Kandia gegenwartig waren, her—

siel, ihre Guͤter mit Beschlag belegte, und sie selbst gleichfalls in

das Gefaͤngniß schleppte. Die Schnelligkeit, mit welcher sich ähn⸗ liche Scenen in allen Hauptorten der Insel wiederholten, scheint

zu beweisen, daß diesem Aufstande ein bestimmter Plan zu Srunde

liegen mochte, ber dessen Ausfuͤhrung man sich vorlaͤufig verstän⸗ diget hatte.