1841 / 234 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

des Kolonial-Raths eröffnet hat. In diesem Dokumente ist gar nicht mehr die Rede von der Emancipatien, gleichsam als fuͤrchtete man sich, schon zuviel gesagt, schon zu bestimmte Verpflichtungen übernommen zu haben, und als gehe man darauf aus, den durch frühere Tendenz - Erklärungen hervorgebrachten Ein⸗ druck wieder ßu verwischen. Daß die Emancipation in der gegenwaͤrtigen Lage der Franzoͤsischen Finanzen denn der Grundsaßz der vorgängigen Entschaͤdigung laßt sich nicht umgehen ihre Schwierigkeiten habe, wird Jedermann gern eingestehen allein auf der anderen Seite ist die Fortdauer der Sklaverei m jedem Anspruch auf wahre Volksehre fortan unvereinbar, ung außerdem liegt es auf der Hand, daß bei der ersten kriegerischen Wendung der Staaten-Verhaͤltnisse nicht allein der Besitz, sonder vielleicht selbst die Existenz der Franzoͤsischen Kolonieen von de zeitigen Lösung der Sklavenfrage abhaͤngt. Denn es ist freilich nicht zweifelhaft, daß England in einem solchen Falle die Vortheile geltend machen werde, welche ihm die durch so ungeheuere Opfer erkaufte Freiheit seiner Schwarzen fuͤr jedes feindliche Zusammen— treffen mit einem Sklavenstaate oder einer Sklaven-Kolonie darbietet. Wenn dagegen die Englische Emancipation von hier aus fuͤr ein Werk des gemeinen Egoismus oder kom— merzieller Speculation ausgegeben wird, so giebt sich in diesen ohnmächtigen Beschuldigungen nur die tiefe Beschaͤ— mung daruber kund, den verschrleenen Briten in einer der heilig— sten menschheitlichen Angelegenheiten so weit nachzustehen. Wel⸗ che Huͤlssgruͤnde auch vielleicht das Kabinet von St. James und das Parlament mit bestimmt haben moͤgen, dem lauten Rufe des offentlichen Gewissens in England zu folgen, es ist gewiß, daß jene große Maßregel ihren Ursprung in dem Moralgefuͤhle der nicht kalkulirenden Masse des Englischen Volkes hat, und alle Verdaäͤch— tigungen der Schaam und des Neides werden es nicht dahin bringen, der „Kraͤmer-Nation“ jenseits des Kanals den Ruhm je— nes Opfers auf dem Altare des Menschenrechts streitig zu ma— chen oder auch nur zu schmälern. Die hiesigen Blatter klagen bitter uͤber die Undankbarkeit der Spanischen Regierung, weil diese den Kontrakt aufgekuͤndigt, kraft dessen Frankreich auf der Insel del Rey bei Mahon ein Spital unterhaͤlt. Wenn man in— dessen die Art und Weise kennt, in welcher die Fraͤnzosen von der Zukunft der Belearischen Inseln zu reden pflegen, so wird man sich weder daruͤber wundern, noch es mißbillgen, daß die Spanier es nicht für gut finden, ihren ehrgeizigen Nachbarn einen, wenn auch noch so unbedeutenden, Stuͤkpunkt im Bereiche dieser In⸗ seln zu lassen. Es ist eine im Publikum allgemein verbreitete An— sicht, daß die Balearen Frankreich unentbehrlich sind, seitdem sich dieses in Afrika festgesekßt. Nicht allein die Zeitungen machen sich zu Organen dieser Meinung, wie denn auch neulich der Sirele den Spaniern hundert Millionen fuͤr diese Inseln bot, die es ja doch nicht zu benutzen wisse, sondern sogar auf der Rednerb ühne der Deputirten-Kammer hat ein Mitglied des vorigen Kabinets, der Graf Jaubert, die Absichten der Regierung auf Majorka und Minorka, oder doch wenigstens eine von bei⸗ den, eingestanden. Wie koͤnnte man es also den Spaniern ver- argen, wenn sie sich im Besitze jener Perlen des Mittelländischen Meeres bedroht glauben, und wenn sie sich durch das moglich te Fernhalten der Franzosen sicher zu stellen suchen!

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4 Paris, 18. Aug. Die vom General Tempoure mit den Arabern am untern Schelif gepflogenen Unterhandlungen, ven denen man sich Wunderdinge zu versprechen schien, und die fuͤr wichtig genug gehalten wurden, um den Gouverneur von Algerien zu einer schleunigen Reise nach Mostaganem zu veranlassen, ha⸗ ben als ganzes Resultat die Unterwerfung eines Stammes her— beigefuͤhrt, der achthundert Kopfe zaͤhlt und sechzig Reiter ins Feld stellt. Dieser Vortheil ist, wie man sieht, so unbedeutend, daß man nicht wohl begreift, wie davon so viel Wesens gemacht werden konnte, es sey denn, daß man ihn als einen Glücksfall ansieht, auf den die Franzosen weit entfernt waren zu rechnen, der sie selbst vielmehr in der allgemeinen Lage ihrer Angelegen— heiten in Afrika uͤberrascht hat. Daß dem so seyn möge, wird durch eine Menge kleiner Thatsachen wahrscheinlich, welche von dem geringen Erfolge des diesjährigen mit einer so gewaltigen Truppenmacht unternommenen Feldzuges zeugen. Das Afrika- nische Heer ist bei aller seiner Stärke auf ein groͤßeres Ge- biet vertheilt, als es vertheidigen kann, was sich be- sonders jetzt fuͤhlbar macht, wo die periodischen Fieber eine große Zahl von Soldaten dienstunfähig gemacht haben. So ist es z. B. moglich, daß sich im Sahel, im Angesichte von Algier, / eine Arabische Guerills von acht oder zehn Mann haͤlt, welche heute einige Schnitter wegfuͤhrt, morgen ein paar Soldaten auf- hebt und übermorgen eine Patrouille niedermacht. Gegen solche kleine Neckereien wird nun allerdings das Gebiet gesichert wer— den, welches man jetzt mit Wall und Graben einzufassen eifrig beschaͤftigt ist, allein bei ernstlichen Feindseligkeiten wird sich ein solches Sicherheitsmittel gewiß nicht bewahren.

General Bugeaud faͤngt an, auch bei der buͤrgerlichen Bevbl— kerung von Algerien in Gunst zu kommen, wie er denn in der Armee laäͤngst einer der beliebtesten Offiziere ist. Er hat den Grundsatz, uͤberall mit eigenen Augen sehen zu wollen, mit den Vertretern der verschiedenen seiner Obhut anvertrauten Interessen bestaͤndig in unmittelbarem Verkehre zu bleiben und alle Meinun— gen und Wuͤnsche anzuhbren. Bei einem solchen Systeme mußte der neue General-Gouverneur von Algier natuͤrlich bald die ge— gen ihn vorherrschende Abneigung überwinden; denn sein Versah- ren ist durchaus geeignet, Hoffnungen anzuregen und ihn popular zu machen. Der schwierige Punkt ist nur ob General Bugeaud Mittel und Krafte haben wird, die erregten Erwartungen zu be- friedigen, ehe den Franzosen in Afrika die Geduld wieder ausgeht.

Die Zahlungen haben in Toulouse wieder angefangen, aber

nicht ohne auf jenen passiven Widerstand zu stoßen, auf welchen

sich die Regierung nach unverholenen Ankündigungen der einfluß—

reichsten Blatter der Stadt gefaßt halten mußte. Die Bürger

verschließen ihre k. wenn die Agenten des Fiskus kom—

men und warten ab, daß man Gewalt gebrauche, um zu ihnen einzudringen. Ein spezieller Grund, weshalb fich Toulduse so

ganz besonders hartnäckig gegen die Humannschen Maßregeln

straͤubt, liegt in dem Umstande, daß es bei der Vornahme des letz⸗

ten Census nur 56,000 Einwohner zählte, inzwischen aber seine

Volkszahl sehr bedeutend gestiegen ist, so daß mon dieselbe auf 9g 006 Köpfe schaͤtzen zu durfen glaubt. Hiernach würde denn

der auf Toulouse fallende Antheil des von dem Departement der oberen Garonne zu zahlenden Steuer-Quantums in Folge der neuen Zahlungen plötzlich um ein Bedeutendes erhoͤht werden, da naturlich die Bevölkerung des ganzen Departements nicht in dem— selben Verhaͤltnisse gestiegen ist, wie die der Hauptstadt.

Es wird immer wahrscheinlicher, daß Herr Humann die pro— jektirte Anleihe entweder ganz fallen lassen oder sie dach bis zur Eröffnung r , , . Kammer⸗-Session verschieben werde. Im ersten Falle 1 er dem Staatsschaße einen Verlust von allermindestens 12 bis 15 Millionen, der sich uͤbrigens verdoppelt

Calvados

haben wurde, wenn der Minister den pairiotischen Eingebungen,

1012 Anklagen und Drohungen des Courrier frangais und einiger in dasselbe Horn blasenden Blatter Gehör geschenkt und die An— leihe in dem Augenblicke abgeschlossen hatte, wo das Spiel à la haisse sein glaͤnzendstes Refultat erreicht hatte.

Paris, 18. Aug. Der General⸗Lieutenant Theodor von Rumigny, Adjutant des Königs der Franzosen, ist bereits am 13ten d. M. nach Berlin abgereist, um den dortigen und spaͤteren Schle— sischen Militair-Uebungen beizuwohnen. General Rumigny ist der Bruder des Franzoͤsischen Gesandten in Belgien, war fruͤher Ordonnanz⸗Offizier Napoleon's und gehoͤrte seit der Restauration zu der militairischen Begleitung des damaligen Herzogs von Or— leans, des jetzigen Königs der Franzosen. General Rumigny war bei den Feidzüzen von 1806, 1807 und 1868 zugegen und ist mit der Deutschen Sprache ziemlich vertraut. Er gehört zu der naͤch— sten Umgebung des Königs, ist sein erster General-Adjutant und nach dem Baron Athalin zu dem enasten Familien-Kreise zu rech— nen. Im Jahre 1840 machte er den Feldzug in Afrika mit und wurde dort verwundet. Er gehort zu den aufrichtigsten Anhaͤn— gern der Familie Orleans.

Herr Guizot wird nur wenige Tage im Departement du zubringen, wo er bekanntlich einen kleinen Landsitz u Val⸗Richer hat, da ihn hier die Veraäͤnderungen im diplo?

matischen Corps in Anspruch nehmen, welche gerade jeßt im

Werke sind. Daß bei diesen Ernennungen sehr dene Kandidaten ihre Anspruͤche und Verdienste geltend zu machen suchen, versteht sich von selbst. Da Herr von Bour— queney, der bisherige Geschaͤstsfuͤhrer in London, ein Avancement auf dem Continente erhaͤlt, so wird auch die Stelle eines ersten Gesandschafts-Secretairs in London neu besetzt werden. von Bourqueney war bekanntlich fruͤher Redacteur des Journal des Däbats. Jetzt soll Graf d'ossonville den Herrn von St. Aulaire als erster Gesandschafts-Secretair nach London begleiten. Unter den jungen Leuten, welche fruͤher einer Mission nach Per— sien angehörten, werden auch einige Ernennungen stattfinden; so soll der Marquis de Lavalette der Gesandschaft in Madrid beigegeben werden.

Die neu gebildeten Infanterie- und Kavallerie-Regimenter, welche im Lager von Compiegne anfangs September zusammen exerziren sollen, werden daselbst nach einer neuen Bestimmung ihre Fahnen und Standarten erhalten und dann groͤßtentheils in und bei Paris Garnison halten. Man hofft zur Lagerzeit und im Herbste auf ein günstiges Wetter, da bisher die Sommertage so unleidlich waren. Daß die Fahnenverleihung in Compiegne in Ge— genwart des Königs und der Königlichen Familie stattfinden wird, unterliegt keinem Zweifel, da bereits im Schlosse von Compiegne die Wohnungs-Vorbereitungen getroffen sind. Das Schloß Eu wird gegen Ende des Monats verlassen. Den ubrigen Theil der guten Jahreszeit wird der Hof im Schlosse von Saint Cloud zu— bringen. Der groͤßte Theil der Legitimisten ist in diesem Augen— blicke von Paris abwesend, nichtsdestoweniger wohnten einer feier— lichen Messe, welche wegen der Genesung des Herzogs von Bor— deaux in der Kirche des petits päres stattfand, gegen 800 Per— sonen verschiedenen Standes bei. Odilon-Barrot und Herr Berryer haben Besprechungen sowohl wegen des Syrischen Comité's als

verschie⸗

wegen einer Protestation gegen den Prozeß Ledru-Rollin. Der

Herzog von Pelignac ist in Begleitung des Herrn Lubis, ersten Redacteurs eines hiesigen legitimistischen Journals, von Munchen nach Kirchberg abgereist und hat von dort bereits be— ruhigende Nachrichten über den Zustand des jungen Prinzen ge— sandt. Chateaubriand soll vom Bade Neris aus ein überaus

interessantes Schreiben an denselben gerichtet haben, welches jetzt

hier in vielen Abschriften kursirt.

Grossbritanien und Irland.

London, 18. Aug. Sir R. Peel wird heute von seinem Landsitz in der Stadt erwartet, um bei der morgen stattfindenden Versammlung des Parlaments zugegen zu seyn. Seine Familie wird ihm wahrscheinlich erst in einigen Tagen folgen. Der Mar— quis von Lansdowne ist gestern vom Kontinent und Lord Morpeth

von Dublin hierher zuruͤckgekehrt. Auch der bisherige Sprecher

des Unterhauses, Herr Shaw Lefebvre, ist schon hier eingetroffen. Lord John Russell wird am 23sten d. M. im auswaͤrtigen Amte ein parlamentarisches Diner geben. Morgen wird zuerst zur Sprecherwahl im Unterhause geschritten werden, und die Thronrede soll erst am 24sten d. durch eine Kommission im Par— lamente verlesen werden.

Nach den uͤbereinstimmenden Angaben der ministeriellen Blaͤt— ter, sovohl des Globe als der Morning Chroniele, beab— sichtigen die Minister, dem neuen Parlament ihr von dem vorigen verworfenes Budget und demnach auch die mit demselben eng zu— sammenhaͤngenden Antraͤge auf Zoll- und Handels-Reformen noch— mals vorzulegen, nach dem Eingestaͤndniß jener Blaͤtter in der Ab— sicht, Sir Robert Peel zu entschiedenen Erklärungen uͤber seine Politik in jenen Beziehungen zu zwingen, und nach den Toryblaͤt— tern in der Hoffnung, sich aus der schwierigen Lage, in welche sie den designirten Premier-Minister dadurch zu versetzen gedaͤchten, neue Aussichten zur Verlangerung der Dauer ihrer eigenen Amts⸗ gewalt zu verschaffen. Die Tories sollen nun, um diese Hoffnun— gen der Minister zu vereiteln, einem Geruͤchte zufolge, ihre Ma— soritat in dem neuen Unterhause dazu benutzen wollen, jede Debatte uber jene Gegenstaͤnde gleich im Keime zu ersticken. Mittlerweile suchen die Tory⸗Blaͤtter darzuthun, daß die Minister verfassungs— widrig handelten, wenn sie einen solchen Weg einschluͤgen, wie ihre Organe ihn angeben. Die Tim es sagt, die Nachfolger eines Mi— nisteriums, welches das Vertrauen des Landes eingebüßt habe, seyen berechtigt, zu erwarten, daß der Souvergin von den Maß— regeln ablasse, um deretwillen das abtretende Ministerium gestuͤrzt worden sey. Die Morning Post erklart die Sache schon durch die Wahlen erledigt, die ja eigends dazu angestellt seyen, zu ent— scheiden, ob das Land fuͤr oder gegen die Vorschlaͤge der Meinister sey, und sie spricht den Letzteren aus diesem Grunde das Recht ab, sie nochmals vor das Parlament zu bringen. Eben so der Standard, welcher besonders darauf hinweist, daß die Minister selbst die Wahl-Kollegien fur das Geschwornen-Gericht erklaͤrt

hätten, vor dem sie ihre Sache entschieden wissen wollten. Der

Globe macht gegen diese Behauptungen geltend, daß der Spruch nicht eher als erfolgt angesehen werden könne, als bis das neue Parlament, der Repraͤsentant jener Wahl⸗Kollegien, seine Entschei⸗ dung abgegeben habe, und daß eben deshalb das, was in einem fruͤheren Parlamente entschieden worden sey, jetzt gar nicht mehr in Betracht kommen konne. Ausfuͤhrlicher noch wird diese Strelt— frage in der Morning Chronlele behandelt, indem dieses Blatt sagt:

Jaa“ Welchen moglichen Einwand konnen die Pories nach einer Wahl, die ihrer einstimmigen Versicherung zufolge, ein wohluͤber⸗ legtez Verdikt des Landes gegen das Whig Ministerium, gegen das auf freien Handel gegründet? Budget und zu Gunsten der konser⸗ vativen Prinzipien seyn sost, welchen möglichen Einwand können sie unter solchen ümsanden dagegen erheben, sich, durch Debatte und Abstimmung fest an eine Sache zu knüpfen, welche, ihrer Aus— legung zufolge, so eben einen so . Sieg davongetragen

Herr

hat? Wenn es wahr ist, daß eine uͤberwiegende Mehrheit der Nation die Maßregel und die Politik Sir Robert Peel's denen Lord John Russell's vorzieht, welch moͤglicher Nachtheil kann dann aus einem Verfahren entstehen, dessen einzige Wirkung darin bestehen wuͤrde, jene Maßnahmen und jene Politik auf eine klare, bestimmte und unzweideutige Grundlage zu stellen? Und daß dennoch die Tories sehr wesentlichen Schaden befürchten von Allem und Jedem, was sie zwingt, ihre Ansicht offen auszuspreben und die Maske abzu⸗ werfen, geht klar aus dem Zorn hervor, den sie bei dem Gedanken daran empfinden, daß die Thron⸗Rede auf die großen Handels- und Finanz-Fragen hindeuten moͤchte, welche fortan die Graͤnzscheide zwi schen den beiden großen Parteien bilden muͤssen. Laͤcherlich ist es, sich daruͤber verwundert zu stellen, daß die Minister daran denken koͤnn

ten, einen solchen Weg einzuschlagen. Einem Jeden, der gesunden Menschen⸗Verstand hat, muß es einleuchten, daß das Benehmen Sir Robert Peel's ihnen keine andere Alternative gelassen hat. Ist nicht, um sein Lieblings- Gleichniß zu gebrauchen, der Patient berechtigt, von dem neuen Arzte, den er zu sich berufen will, eine allgemeine An— gabe des von ihm zu befolgenden Verfahrens zu verlangen? Daß keine solche Angabe dem Lande bei der letzten Parlaments⸗Wahl vor

lag, geht daraus deutlich hervor, daß in Bezug auf die wichtige Korn

fräge die eine Haͤlfte der konservaliven Partei ganz offen 36. Hoff⸗ nung und Erwartung ausspricht, Sir Robert Peel beabsichtige etwas zu ihun, die andere Haͤlfte dagegen, er beabsichtige nichts zu thun. Soll das Land unter den gegenwartigen keltischen Ver— haͤltnissen, in welchen sich der Handel befindet, und besonders bei der mißlichen Aerndte⸗Aussicht, bis zum Februar, oder wann es Sir Ro

bert Peel belieben mag, zu einem Entschlusse zu kommen, in diesem Zustande der Ungewißheit verbleiben? Auf den jetzigen Rathgebern der Krone wird eine solche Verantwortlichkeit nicht lästen. Sie zum wenigsten wissen, waz sie wollen; sie zum wenigsten haben keine Ver

anlassung, ihre Absichten zu verheimlichen. Sie hegen nicht den Wunsch, ihre amtliche Existenz zu verlaͤngern, nicht den Wunsch, den augenfaͤlligen Folgen der letzten Parlaments-Wahl auszuweichen, nicht den Wunsch, eine abermalige Aufloͤsung des Par— laments oder irgend einen anderen von den Staats

streichen zu versuchen, die ihnen so laͤcherlicher Weise unter

gelegt werden. Was sie aber wünschen, ist dies: daß die In— teressen des Landes nicht langer dem Gauklerspiel ge

opfert werden, welches bei der letzten PßaEQtsaments-Wahl ausgefuͤhrt worden ist. Die Times schwatzt von Kompromit— tirung der Konsequenz der Krone. Das ist rein laͤcherlich. Man weiß, daß, wenn die persoͤnlichen Ueberzeugungen der Souverainin zu entscheiden hatten, an Inkonsequenz wenig zu denken seyn wuͤrde, Sir R. Peel kann sich darauf verlassen, daß jene erhabene Person jetzt ihre personliche Konsequenz eben so wenig kompromlttiren wird, wie sie vor zwei Jahren dazu geneigt war, als er sie zu einer personlichen Demonstration bewegen wollte, um der Nation vorzuspiegeln, daß die Souverainin auf ihn und seine Verwaltung mit einem gewissen Grade von personlicher Achtung und Zuver

sicht blicke, was nicht der Fall war. Aber es handelt sich nicht von den versoͤnlichen Gefuͤhlen und Ueberzeugungen der Souperainin, Sie hat eine eonstitutionelle Pflicht zu erfuͤllen, und fie wird die

selbe ohne Zweifel in allen Beziehungen so erfuͤllen, wie es ei

ner (onstitütionellen Souverainin geziemt. Wollten wir uns aufs Prophezeien legen, so wurden wir sagen, daß Sir R. Peel, wenn an ihn die Reihe kommen wird, eine Thron⸗Rede zu entwerfen, nur zu sehr darauf zu sehen haben duͤrfte, eine Kompeomittirung seiner eigenen Konsequenz zu vermeiden, als daß er sich mit unndthigen Bedenklichkeiten uber die Konsequenz der Krone zu schaffen machen sollte. Mit Einem Wort: entweder die freien Handels Prinzipien, welche die liberale Partei zu den ihrigen gemacht hat, sind gut, oder sie sind schlecht. Sind sie schlecht, so stehen fich die Tories um so besser, je feierlicher und fester sich die Whigs verpflichten, an dem freien Handel festzuhalten. Sie sollten, statt zu klagen, sich uͤber den falschen Schritt freuen, durch welchen sich Lord John Nussell und Lord. Melbourne noch inniger alz zuvor an Geundfaͤtze anschließen, welche ihnen ja so unhaltbar erscheinen. Sind sie aber gut, und be

weisen die Leute, welche das Ministertum stürzen wollen, well dasselbe lie in Vorschlag bringt, daß sie gut sind, dann behaupten wir, daß die Königin und die Nation das Recht haben, zu erfahren, und zwar offen und unzweideutig, warum sie denfelben entgeg entre

ten und was sie selbst zu thun beabsichtigen.“ f

Die Hof-Zeitung enthalt die offizielle Anzeige folgender Ernennungen: „Sir Henry Pottinger zum Ober-Intendanten 36 Britischen Handels in China; W. Pitt Adams, bisheriger Legations-Secretair in Bogota, zum Legations-Secretäir in Mexiko; Charles Lander zum Konsul in den Dardanellen; Robert Steugrt zum Geschaͤftstraͤger und General-Konsul bei der Repu⸗ blik Neu⸗Granada; A. Septimus Walne zum Konsul in Kahira, Robert Taylor zum Konsul in Bagdad; E. Thompson Curry zum Konsul in Ostende; Richard Rian zum Konsuͤl in Para.

Sir John Harvey, der im Begriff steht, als Gouverneur nach der Kolonie Neufundland abzugehen, hatte gestern seine Ab— schieds-Konferenz mit dem Kolonial-Minister Lord J. Russell.

Aus Kanada wird gemeldet, daß Lord Sydenham, der Ge— neral-Gouverneur, am 14. Juli eine Depesche von Lord John Russell empfangen habe, welche den festen Entschluß der Konigin zu erkennen gebe, ihre Königliche Autoritaͤt in Kanada, es koste, was es wolle, zu behaupten, wenngleich dies bei der Ausgedehnt— heit der Graͤnzen von Kanada und bei der Nachbarschaft eines so maͤchtigen Landes, wie die Vereinigten Staaten, nichts Leichtes seyn durfte. Die Schuld der Provinz wird zu 1 Millionen Pfd. St. angegeben, die zur Bestreitung der Ausgaben fur öffentliche Arbeiten mit inbegriffen. Die Regierung des Mutterlandes erbje— tet sich, beim Parlament die Uebernahme der Bärgschaft fuͤr eine Anleihe zu beantragen, wodurch der zuruͤckzuzahlende Theil jener Schuld berichtigt werden soll. Die Vertheidigung des Landes wird in dieser Depesche aufs angelegentlichste empfohlen und die Meinung geaͤußert, daß außer den gewohnlichen Veranschlagungen 100, )) Pfd. St. jährlich dazu verwandt werden muͤßten. Die Depesche empfiehlt auch die Erneuerung der Auswanderer-Abgabe.

Das Paketschiff Pandora“ ist mit Nachrichten aus West— indien, die aus St. Thomas bis zum 22. Juli reichen, hier ein— getrossen. Das Bedeutendste, was sie enthalten, ist, daß der Gene— ral-Lapitain von Cuba einen Erlaß publizirt hat, demzufolge fort— an keine Schiffe mehr nach der Afrikanischen Kuüste ausklariren durfen, wodurch dem Sklavenhandel gewehrt werden soll. Nach⸗ richten aus Jamaika vom 14. Juli scheinen anzudeuten, daß die Handelskrisis, welche dort stattfand, ihrem Endenahe ist. Auch hinsichtlich der Erwartungen, die man von der Aerndté in den Westindischen Kolonieen hegt, lauten die Berichte guͤnstiger.

Central-Amerika loöͤst sich in einzelne Staaten auf; be⸗ reits haben sich Panama und Veragua zusammen als eine Repullik, San Salvador ebenfalls als eine solche konstituirt, und wahrscheinlich werden Nicaragua und Honduras diesem Beispiel folgen.

Es bestaͤtigt sich, daß in Bolivien eine neué Revolution ausgebrochen und daß Santa-Cruz wieder zum Protektor dieser Republik proklamirt worden ist.

Das Wetter hat sich wieder etwas gebessert; es wurde daher am vorgestrigen Markte in fremdem unverzollten Weizen nur wenig umgesez, die Preise behaupteten sich aber auf dem Stand— punkt vom Freitage. Auch von neuem inländischen Weizen sind schon Proben an den Markt gekommen, die aber von schlechter Qualitaͤt und leichtem Gewicht waren. 66 Der Globe meint in seinem Boͤrsen-⸗Bericht, der Geldmarkt in den Vereinigten Staaten scheine wieder ein guaͤnstigeres An—

D und die Amerikaner wuͤrden sich wohl stand— . kae mn lara m. durch ihre Geld. T rlegen peiten durch arbeiten. Zugleich hofft man hier in England, daß, wenn der Handel erst wieder zu einiger Lebhaftigkeit gelangt und das Ver⸗ trauen hergestellt seyn werde, die Amerikaner nicht mehr Sire fula⸗ tionen ins Blaue hinein, wie fruͤher machen warden. Fuͤr Eng—⸗ land sey es eine Lebens-Frage, daß der Handel zwischen den bei— den Laͤndern auf eine solide Basis gestellt werde,. damit die Eng⸗ lischen Fabriken wieder mehr nach Amerika ausführen könnten.

Hier in London hat es zwar seit 2 Tagen wenig oder gar nicht geregnet; aber. es sieht aus, al wenn es jeden. a, . 06 6 . weh, scBßeinliche Res er Aerndte i fft, ) eses 9 ch eee, =, schwer zu ermitteln; aber dieses Jahr ist es ganz unmoͤglich, indem so mannigfache politische Interessen thaͤtig sind, Thatsachen zu entstellen , . zu erfinden. In— zwischen wagt es doch selbst der blindeste Anhänger am jetzigen Tarif nicht, zu leugnen, daß man, zum wenigen eine en. Quarter Weijen wird einführen muͤssen. Dafuͤr werden wieder (ewa 2! Millionen Pfd. St. baares Geld und , . . Ausland wandern. Kaufleute die es mit den Whigs hal⸗ ten, versichern nun, es werde Alles baar Gelz seyn, und da e halb Millionen bei weitem nicht hin reichen würden und die Bank von England kaum 6 Millionen Baarschaft oder Barren in Haͤn⸗ den habe, so koͤnnte es zu den furchtbarsten Resultaten führen; besonders wenn (wie kaum anders zu erwarten stande) die Fran⸗ zoͤsische Bank sich diesmal weigern sollte, Vorschü se zu machen. Toryistische Kaufleute sehen dagegen die Sache in hellerem Lichte. Sie meinen, der groͤßte Theil des auswaͤrtigen Getraides werde in Waaren bezahlt werden, namentlich in Schnitt wagren, wo⸗ von bekanntlich seit kurzem große Massen nach Deutschland konsignirt worden, und in Schienen fuͤr Eisenbahnen; auch seyen

Z London, 17. Aug.

ss * 554 6 . 8 9 5 1 seit einiger Zeit viele Bestellungen von dorther fuͤr den Ankauf

von Actlen heruͤbergekommen, die man statt Geldes senden werde, und die Bank von Frankreich und andere Kontinental-Banken würden keinen Anstand nehmen, gegen gute Staats⸗Papiere und Zinsen uns einen Theil von ihrem verschlossenen Kapital zu leihen. Da inzwischen die Ueberzeugung bei allen Denkenden immer lebhafter wird, daß eine bestimmte Abgabe statt der bewe lichen Skala eingefuhrt werden muß, man aber weiß, daß die Masse der Gutsherren steif und fest am Evangelium des Herzogs von Buckingham hängt, daß selbst die geringste änderung im jetzigen Sy stem sie und alle Pa ch⸗ ter zu Grunde richten m u sse, so koͤnnte . leicht schon im Anfange der Session ein verderblicher Zwiespast in der Partei eintreten. Deswegen erheben sich eben alle konser⸗ vativen Journale, so getheilt sie auch uͤber die Wahl, des neuen Sprechers waren und es noch uber manche hoͤchst wichtige Punkte sind, einmuͤthig gegen den allgemein gemuthmaßten Ent⸗ schluß der Minister, die Vorschläge ihres Budgets, durch die Thron-Rede feierlichst zu erneuern, und somit die Gegner zu nd⸗ thigen, dieselben entweder durch ein entschiedenes. Za zu 6 gen zu machen, auf die Gefahr hin unter sich selbst zu zerfa en, und die Whigs an ihrem Posten zu lassen; oder sie zu verwer⸗ mit der Möglichkeit, dieselben nach einigen Wochen. selbst Dagegen giebt man ihnen zu bedenken, wie unanstaͤndig, ja, wie, derfassungswidrig es sey, 9. 6 narchin zu politischen Ansichten und Planen, nöthigen . wol⸗ len, deren Verwerfung von Sejten des Parlamentes ihnen im voraus bekannt wäre; wie demuͤthigend und schmerzhaft es fuͤr

K 9 8 * 9 2 die Koͤnigin seyn müsse,

sen, . erneuern zu müssen.

wenn sie nach feierlicher Aufforderung . o sor * s o ö 1 . zin ia s

des Parlaments zur Annahme diese Hor chtzge;, nach einigen Wochen in ihrem Kabinette ihre Zustimmung zu Maßregeln ganz anderer Art zu geben haͤtte. ö . , Es scheint jedoch nicht, daß die Minister sich an diese War⸗ nungen kehren werden. Egz steht vielmehr zu erwarten, daß diese einen deutlichen Ausspruch uͤber ihre Maßregeln erzwingen werden; und sobald derselbe, wie es nicht anders seyn kann, gegen sie aus⸗ efallen ist, treten sie aus. j ö. . . Man hatte anfangs geglaubt, es wuͤrde gleich nach der Bil⸗ dung des neuen Ministeriums zu anderen langen und ernsthaften Debatten kommen; aber das scheint nicht der Fall zu seyn, da ich güs sicheren Quellen weiß, daß mehrere Minister Anstalten treffen,

ehe stens nach dem Kontinent zu gehen, und dieses gewiß nicht

geschehen wurde, wenn die Häupter der Whig-Partei nit zum Entschlusse gekommen waͤren, dem nenen Minister lum obne r e, stand die zur routinemäßigen Fortführung der Verwal⸗ tung unerlaͤßliche Bewilligungen zu machen. und alle ernst⸗ gliche, systematische Opposition bis zur Wiederversammlung des Parlaments nach Weihnachten zu verschieben, en, m sie vorzuͤglich der Wunsch aller Parlagments⸗ Mitglieder ve stimmen, den Spaͤtsommer, Herbst und Winter auf dieistg oel auf dem Lande zubringen zu koͤnnen; und. vielleicht auch die Er⸗ wartung, daß inzwischen sowohl der äußere Widerstand gegen

eine Tory-Verwaltung, als der Widerstreit unter der Partei selbst /

sich mehr entwickeln und ihrer Parlaments-Opposition groͤßeres

Gewicht geben werde. —— . Indessen wird sich alles dieses bald zeigen, denn schon uͤbe

. 9* 1 . 6 5* ie ga morgen tritt das Parlament zusammen; und da uͤber die Wahl

eines Sprechers kein Streit erhoben werden soll, so wird . Beeidigung der Mitglieder schnell vor sich gehen. Diensteg wird auf jeden Fall die Eröffnung stattsinden, aber nicht dyn ch die 6 nigin in Köchsteigener Person. Um 3 Uhr desselben Abenzs wir

alsdann in beiden Haͤufern die Adresse vorgeschlagen, worüher die Debatten sich wahrscheinlich bis Freitag und vielleicht noch laͤn⸗ ger hinausziehen werden. Sobald die Minister . sind treten sieaus und das Haus wird vertggt, bis die neue Verwaltung ge—

ordnet ist, was wohl 19 Tage dauern durfte. Bei der Wiederversamm⸗

rb dieselbe unstreitig jeden Vorschlag vermeiden, womit sie bei e n, anstoßen konnte; denn ihr muß vor Allem daran gele⸗ gen seyn, Zeit zur Einsicht und Ueberlegung zu erlangen, ehe sie über irgend einen bedeutenden Punkt zu einem Beschlusse konnt. In dem Finanzwesen wird also vor der Hand Alles beim Alten bleiben, und jedes etwaige Defizit bis auf weiteres durch Tresor⸗ Scheine gedeckt werden. Die lange ue ir in , auch O'Connell benutzen, um den Ministern fuͤr die uhe Irlands ernstliche Besorgnisse zu erregen; und wenn die Lage der Dinge in den Fabrik-Gegenden sich nicht bald hessert und die Brod— Preise nicht fallen, so durfte es auch dortz Arbeit die Fulle geben. O'Connell schlägt ein Zusammenwirken zwischen seinen Re⸗ pealers und den Britischen Radikalen vor. Furs Erste würden diese zwar nicht darauf eingehen, weil ihnen theils O'Connelh's Thun und Treiben mißfaͤllt, theils die Klagen seiner Partei nicht gegründet genug scheinen, um ihr Streben nach der Zergliederung des Reichs zu rechtfertigen. Die Insolenz des Orangisten-Poͤbels koͤnnte es jedoch zu Liner solchen Zufanimenwirkung bringen, wenn solcher naͤmlich die Kathoilschen um thätlichen. Widerstande, reizte, und bei dem daraus entspringenden Kampfe, die ,,. fen und Greuel sich wiederholten, welche die Herrschaft der Bri⸗

1043

ten in Irland leider nur zu oft verhaßt gemacht haben. Auch wird Peel gewiß sein ure i thun, um jene seine seynwol— lenden Freunde in Schranken zu halten.

Von einer großen Verstärkung unserer Seemacht an der

Nord-Amerikanischen Kuͤste ist für den Augenblick keine Rede

mehr. Die Minister werden, wenn anders die Umstaͤnde sie nicht * . 1 j e

dazu draͤngen, in dem Augenblick, wo sie austreten zu muͤssen er—

warten, gewiß keinen Krieg anfangen wollen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 18. Aug. Se. Majestaͤt der König haben den Major Duyker zum Befehlshaber des vom Großher— zog hum Luxemburg zu stellenden Bundes-Kontingents ernannt.

Das Handelsblad sagt: „Einige der hier befindlichen er der Kommission fuͤr die Luxemburgischen Angelegen— heüfen bieten Alles auf, um die Ratifizirung des Traktats zur An⸗ schließung des Großherzogthums an den Deutschen Zoll-Verband zu hindern; man glaubt jedoch nicht, daß es ihnen gelingen werde.“ Der DOesterreichische Gesandte beim hiesigen Hofe, Graf Senfft, 3 nach Schloß Johannisberg abgereist, um daselbst mit dem Fuͤr— fen Metternich zusammenzutreffen.

F

Belgien.

3 34 ; . ; z Jin . Brüssel, 13. Aug. Herr Liedts, fruͤher Minister des In—

nern und jetzt Gouverneur der Provinz Hennegau, wird die Her— ren von Muelenagere und Deschamps nach Paris begleiten, wo *. . 2 3

uͤber einen Handels-Vertrag unterhandelt werden soll.

Deutsche Bundesstaaten.

Kassel, 20. Aug. (K. Z.) Die Standes zersammlung hielt am 19ten Abend 8 Uhr nach aufgehobener Fuͤrstlicher Tafel noch oͤffentliche Sitzung. Der Land-⸗Syndikus verlas den vom Land⸗ tags-Kommissar in zwei Exemplaren zur Unterschrift uͤbergebenen Landtags-Abschied, welcher sodann von den Staͤnde-Mitgliedern unterschrieben und untersiegelt wurde. j lenz der Herr Minister des Innern, Freiherr v. Hanstein, ein

Hierauf traten Se. Excel⸗

35 ; 3 . . v 2 . 2 und erklaͤrten nach einer kurzen Anrede die Versammlung in Hoch-

stem Auftrage fuͤr entlassen. Die Versammlung ging auseinander, nachdem sie dem Durchlauchtigsten Landesherrn ein dreimaliges Lebehoch gebracht hatte.

Der den Staͤnden jetzt vorliegende Land tags-Abschied besteht aus neun Paragraphen. In dem ersten werden die auf diesem Landtage zu Stande gebrachten und bereits in dem offsi— ziellen Gesetzblatte wahrend der Jahre 1839, 18140 und 1841 ver— oͤffentlichten Gesetze aufgezaͤhlt. Die Zahl der Gesetze, die waͤh— rend des dermaligen Landtags unter der verfassungsmäßigen Mit— wirkung der Stände-Versammlung vom Kurprinzen-Mitregenten erlassen worden sind, beläuft sich auf 19. Die vornehmsten sind: das vom 21. Dezember 1839, den abgeaͤnderten Vereins⸗-Zoll-Ta⸗ rif betreffend; vom 23. Januar 1819, über die Bestrasung der Unterschlagung der Ausgleichungs-Abgaben auf den Gränzzoll— Staͤtten; vom 24. Juni 1840, uͤber die Verwerthung der Nutzun— gen aus den Staats-Forsten; vom 25. Juni 1840, die Besteue⸗ rung des inlaͤndischen Branntweins betreffend; vom 26. Juni 18460, die Beschraͤnkung des Haltens der Hunde betreffend; vom 27. Juni 1840, die einstweilige Forterhebung der Steuern, und Abgaben enthaltend; vom 266. Juli 4840, lber die Verguͤtung der Grundlasten vom Steuer-Kapital in den nach alt- Hessischer Steuer-Verfassung veranschlagten Gebietstheilen; vom 21. Juli 1810, die Besteuernng der Gewerbe betreffend; vom 6. August 1340, die Legung der Feldruͤgehußen betreffend; vom 18. Dezem— ber 1810, das Finanz-Gesetz fuͤr die vierte Finanz, Periode von den Jahren 1810 1842; vom 20. Dezember 1840, uͤber ver⸗ schledene Gegenstaͤnde des Civilrechts; vom 18. Januar 1841, äber das Muͤnzwesen; vom 26. Februar 1841, die Stempe!— Steuer betreffend; vom 10. Juni 1841, die Fortdauer der Zoll⸗ Gesetzgebung betreffend; vom 19. Juni 1841, uͤber die Besteue⸗ rung der Fabrication des Runkelruͤben-Zuckers. Dann heißt es weiter in diesem Aktenstuͤck;

„Unsere hoͤchsten Entschließungen, hinsichtlich der den getreuen Landstaͤnden zur Bergthung mitgetheilten Entwuͤrfe zu Gesetzen: [) uͤber die Bestrafung des Gebrauchs fremder Waaren⸗ und Fabrik⸗ zeichen; 2) uͤber die Trennung der Schül⸗-Verbaͤnde, so wie uͤber die Pensionirung der Schullehrer; 3) uͤber die Zustaͤndigkeit des Krimi⸗

genen Vergehen; 4) uͤber die Bestrafung der Feld, Garten- und Hu tefrevel; 5) die Uebergangs⸗Abgaben von den der inneren Bestenerun

stal-Senats, des Ober⸗Appellationsgerichts zu Kassel in Ansehung der in den Kurhessischen und Bayrischen Kondominigts⸗Bezicken began

unterworfenen Gegenstaͤnden, den Salzpreis und die Behandlung ders (Guͤter-Transports auf dem Rhein und dessen Nebenfluͤssen betreffend und 6) über den Anschluß des Kreises Schaumburg an den großen Deutschen Zoll-Verein; desgleichen uͤber mehrere andere Gegenstaͤnde,

bei denen einverstaͤndliche Erklaͤrungen der getreuen Landstaͤnde nicht erfolgt sind, bleiben vorbehalten. Ünsere hoͤchste Sanction der Gesetz—⸗ Entwürfe: ) die Bezichung des Pfarr⸗Einkommens nach der Erledigung der Pfarreien; 2) die Gerichtsbarkeit der Landes Uniwersilat; 3) Verhü⸗ tung der Forstfrevel; 4) die polizeiliche Tare des Roggen⸗ und Wei⸗ zenbrodtes; 5 die Zusaͤß e zu dem Gesetz uͤber die Abtretungen zu offentlichen Zwecken; 6) die nöthig befundenen Abaͤnderungen in der

Zunft-Gesetzgebung; 7) die Einführung der alt⸗Hessischen Grund⸗

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steuer-Verfasfung in den Gebietstheilen, worin sie bisher nicht be⸗ standen hat, und 9) die Abstellung mehrerer in der Strafe Rechtz⸗ pflege wahrgenommenen Mangel betreffend, hat in den daruͤber ab⸗ gegebenen landstaͤndischen Erklärungen Hindernisse gefunden.

das Dienstpersonal der Landes⸗Kredit⸗Kasse, fuͤr die Physiler, Auts⸗ und Tandgerichts⸗Wundaͤrzte und fuͤr die Kanzelisten bei den Ober— Behörden, sowie uͤber mehrer Gegenstaͤnde anderer. Art, namentlich hinsichtlich der mit einigen Nachbarstagten über die Untersuchung und Bestrafung der in den gegenseitigen Gebieten verubten Verge⸗ hungen, sowie uͤber den Gerichtsstand des Gesammt⸗ Berg Amtes in Oberkirchen in der Grafschaft Schaumburg, mit dem Fuͤrstenthum Schaumburg Lippe abzuschließenden Verträge und Liber die Verein⸗ barung in Betreff der Reviston der Weser - Schifffahrts Alte vom 10. September 1823, ist Einverstaͤndniß eingetreten. Durch einige jm Laufe des Landtags von Uns erlgssen , in dis z in anz R wa in ng einschlagende Gesetze ist es Uns moglich geworden mittels Aufhe⸗ bung der Wegbau-Steuer, der Dienste zum Staats Straßenbau im Fuldaischen, der Vichsteuer, der Gendarmerie⸗-Steuer, mehrerer Ah⸗ gaben bon Konzesstonen, der Scheffelschatz Abgabe im Schaumbutgi⸗ schen und eines Sechstheils der Klassensteuer, Unseren geliebten Un⸗ terthanen vom Jahr 1841 an wesentliche Erleichterungen angedeihen zu lassen. Die Wuͤnsche der getrelen Landstaͤnde wegen 1 Ellaß des Gefetzes über Auscinauzersetzung der dehns Meiec und anderer utsherrlichen Verhältnisse; 2 Erlaß eines Wildschaden-Gesetzes; 3)

rr n mehrer Wegstrecken; 4) andere Einrichtungen, hinsichtlich

3 ehrs auf den Kunst-Straßen und der Entrichtung des Chaussee⸗= 0 1 3 einer revidirten Brandkassen⸗Ordnung; 6) Vorlage eines Gefetz Entwurfs über die Bestrafung der Ausübung der niedern Jagd wahrend der Hegezeit von Sciten, der rd, ten, sowie Föct Beschraͤnkungen der wegen der Hegezeit bestehenden Vorschriften; endlich 7) Vorlage eines (Hesetz Entwurfs wegen Ausgleichung außer⸗ ordentlicher Kriegslasten, haben Wir, zur geei neten h chsten ,. ßung entgegengenommen. Mehreren ntraͤgen d r n f andstaͤnde, unter Anderem wegen Vorlgge eines Gesetz Entwurfs über die Er⸗

weiterung der Frist für das ehüͤten der Wiesen im Fruͤhjahre, we⸗

ueber bie Erhöhung einiger Normal-Besoldungs-Etate, insbesondere uͤber

gen Veranderungen im Landwege⸗ Bauwesen und wegen vermeintlich noch zurüäckstehender Verwirklichung der Bestimmung im 8. 412 den BVerfassungs-ürkunde in den siandesherrlichen Bezirken, vermechter Bir aus den der Staͤnde⸗Versammlung eröffneten Gründen nicht zu will fahren.“

er großen Berlin-Anhaltschen Bahn und mit ihm die ganze ahn durch die drei Anhaltschen Herzogthuͤmer ihre Vollendung reicht. Es fand heute die feierliche Einweihung der Bahnstrecke von Deßau über Roßlau nach Koswig statt. Der Zug setzte sich von hier aus in Bewegung und nahm in schön ge⸗ muͤckten Wagen die Bevollmächtigten der Eisenbahn und die ommissarien von Coͤthen und Deßagu auf. Der eben so kühne, als solide Bau der vielen Bruͤcken uͤber Mulde, Elbe und andere kleinere Gewaͤsser, erregte Bewunderung, und eben so viel Freude gewährte die angenehme Fahrt durch das reizende Flußthal zwi⸗ schen Deßau und Roßlau. Hier wurde der Zug von den Behörden der Stadt Roßlau und der uniformirten Buͤr⸗ ger-Garde mit Musik, Anreden und donnernden Lebe⸗ hochs feierlich empfangen. Fahnen und Blumengewinde, ge⸗ schmackvoll geordnet in weiten Raͤumen, bezeichneten den festlichen Charakter und die Freude der Einwohner, mehr aber noch war diese auf den Gesichtern der vielen Tausende von Zuschauern zu lesen und aus ihren Jubelrufen zu erkennen. In Koswig, dem diesmaligen Endpunkte, obgleich die Bahn schon bis Wittenberg geführt und bis dahin als vollendet zu betrachten ist, fand gleicher enthusiastischer Empfang und Bewillkommnung durch den Ab⸗ geordneten der Herzoglich Bernburgischen Regierung statt. Hier wurden die geladenen Theilnehmer des Festes mit einem splendiden Mittagsmahle bewirthet. Erst spaͤt trat man die Ruͤckfahrt an und fand in Roßlau die noch versammelte Menge bei einem zu Ehren des Tages veranstalteten Volksfest in froͤhlicher Bewegung.

. Cöthen, 17. Aug. (Cöth. 3.) Wiederum hat ein Stuck X

Frankfurt a. M., 209. Aug. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Metternich trifft heute auf der Durchreise nach dem Johannisberg in unserer Stadt ein, setzt aber ohne langeren Auf⸗ enthalt heute noch die Reise nach dem Johannisberg fort. Die Kaiserich Russischen Botschafter an den Höfen von Wien und Paris, die Herren von Tatistscheff und Graf von Pahlen, haben uch wieder unsere Stadt verlassen. Dagegen traf gestern der FPöniglich Preußische Gesandte am Kaiserlich Oesterreichischen Hofe, Herr Graf von Maltzan, hier ein, so wie auch der Königlich Preußische General-Lieutenant und Commandeur des Sten Armee-Corps, Herr von Thile.

Die wieder eingetretene warme Witterung fuͤhrt eine Menge von Fremden durch unsere Stadt, welche die Nachkur in den Baͤdern beleben werden. Doch auch die herannahende Herbst⸗ messe bringt schon großere Lebhaftigkeit in unsere Stadt, und man uͤberlaßt sich der Hoffnung, daß bei den gesicherten Friedens-Ver⸗ haͤltnissen und dem besseren Geldstand, der sich namentlich auch auf unserem Platze wieder zu erkennen giebt, die Geschäfte, die in diesem Sommer sehr stille gingen, bald belebter werden. Un⸗ sere Boͤrse hat auch wieder in den meisten Fonds eine willigere Haltung angenommen, und besonders begehrt sind die Oesterreichischen Effekten, in welchen sich selbst zu hoͤheren Coursen wenig Abgaben zei⸗ gen. In den Hollaͤndischen Fonds erwartet man auch eine stei⸗ gende Bewegung, da die den Generalstaaten am 17ten d. gemach⸗ ten Finanz-Vorlagen dem Kredite Hollands gewiß neue Stuͤtzen verleihen werden. Die zunehmende Geld-Abondanz, welche den Diskonto wieder auf 3 pCt. zurückgedraͤngt hat, wird auch die Kauflust in den Taunus-Eisenbahn-Actien neu beleben und sie werden bereits wieder mit 368 Fl. (118 Fl. Agio) bezahlt. Die Frequenz der Taunus-Eisenbahn laͤßt nichts zu wuͤnschen uͤbrig: die Einfuͤhrung des Wagren-Transportes auf der Bahn steht aber noch der definitiven Abfindung mit der fuͤrstlich Thurn und Taxisschen Postregie entgegen.

Die auch in hiesiger Gegend steigenden Kornpreise haben eine die aͤrmeren Klassen ungngenehm beruͤhrende Erhoͤhung der Brod⸗ taxe herbeigesuͤhrt. Hoffentlich wird aber bald wieder eine Ermaͤ— ßigung eintreten, denn es sind uͤberall noch starke vorjaͤhrige Ge⸗ traide-⸗Vorraͤthe vorhanden.

Lißt ist heute hier eingetroffen und beabsichtigt sich oͤffentlich hören zu lassen, was allerdings dem Wunsche der Musikfreunde sehr entsprechend ist. ;

Unser Wagner arbeitet, wie man hoͤrt, in seiner Zuruͤckgezo⸗ genheit sehr fleißig an dem Bau seiner großen elektromagnetischen Maschine und wird ihn bald vollendet haben.

Portugal.

Lissabun, 9. Aug. Es heißt, der Marquis von Saldanha sey als Botschafter nach Wien bestimmt, er scheine aber nicht sehr geneigt, diesen Posten anzunehmen.

In Leiria haben in den Tagen vom 30. Juli bis zum 4. August vier Erdstoͤße stattgefunden, welche die Einwohner in so gro⸗ ßer Besorgniß versetzten, daß sie zur Nachtzeit ihre Haͤuser verlie⸗ ßen und sich ins Freie, auf das Campo do Rocio, begaben.

Arabien.

Die Allg. Ztg. berichtet: Nach den letzten brieflichen Nach⸗ richten aus Arabien verwickeln sich daselbst seit dem Rickzuge der Aegypter die Sachen immer mehr und zwar ungluͤcklicher für die bereits fast nur noch nominelle Herrschaft der Pforte. Osman Pascha, der Statthalter der Hedschas, in Dschedda residirend, konnte leider bis jetzt mit dem Ober-Scherif, Mohammed-Ebn— Aun, der groͤßtentheils in Mekka lebt, sich nicht verstaͤndigen. Denn man blies diesem in die Ohren, daß er den Einladungen des Pascha zu mißtrauen habe, der ihn bloß nach Dschedda locken wolle, um seiner Person habhaft zu werden und selbe uͤber Bas— sora nach Konstantinopel zu liefern, wo das Loos so mancher Vorgaͤnger seiner warte; denn es sey im Werk, den zu Konstan— tinopel befindlichen rechtmäßigen Praͤtendenten Abd ul Mottha⸗ leb an seine Stelle zu setzen. e. derlei heimlichen In⸗ sinuationen fand es nun Mohammed-Ebn⸗Aun bis jeßt freilich gerathen, anfangs ausweichend und spaͤter direkt abschläͤgig die Einla⸗ dungen des Pascha nach Dschedda zu beantworten. Wer koͤnnte das auch einem Manne verdenken, der kuͤrzlich auf solch eine feine

Velrach . ingen

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(Dan. Stg) Unser

Danzig, 20. Aug Dampf toet nich fr s⸗ sst vor igen Tagen don einer Reise nach Daß

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