1841 / 235 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Minderjaͤhrige bei der Consolidation betheiligt, so laßt sie sich gar nicht vornehmen, ohne die vielen in den Rheinischen Gesetzen für Minderjährige vorgeschriebenen Förmlichkeiten zu erfüllen. 3 Noch chwieriger würde es seyn, die Uebertragung der Hypotheken von ei— nem Gute auf das andere zu bewirken. Gesetzlich kann auf einem Immoͤbel haften: a) ein Privilegium; H) eine gesetz liche, eing gericht⸗ siche oder eine vertragz mäßige Hypothek; „) endlich sKteht dem urfyrünglichen Verkanfer, so lange der stipulirte BVerkaufs⸗ Preis nicht ausgezahlt ist, das Recht zu, auf Aufldsung des Kauf- Vertrages zu klagen, und durch Aussprechung Auflösung sein Eigenthum wieder zu erwerben. 4) Ist der Fall moglich, daß durch die Konsolidirung eine Hypothek geringere Sicherheit gewahrt, als die urspruͤngliche, weil in vielen Gegenden die kleinen Parzellen, durch die Konkurrenz der vielen Nachbarn, im Verkaufe mehr Werth haben, als großere Komylexe. 5) Wenn auch der 8. 8. zu allen durch vorliegendes Gesetz herbeigefuͤhrten Verhandlungen Stempel und Sportel⸗-Freiheit verheißt, so konnen doch die großen Kosten nicht uͤbersehen werden, welche aus der gänzlichen Umanderung des Katasters, der Hppothekenbuͤcher und aller einschlagenden Nationalakten nothwendig hevorgehen muͤssen. Nach Art. 2157 und 2168 des Civilgesetes konnen Hyporhekar⸗ In= scrivtionen nur in Folge eines Notarial-Akten, wodurch der Höpo— thekar-Glaͤubiger in die Loͤschung einwilligt, oder, desfallsigen Verweigerung in Folge eines Urtheils Alle diese Falle waͤren bei Erlassung eines Reglements, s 6 es verheißt, zu berücksichtigen und durfte zur Konsolidirung nicht allein die Zustimmung der Betheiligten, sondern auch jene der Real⸗ berechtigten erforderlich seyn. Der Ausschuß haͤlt die Beseitigung der heregten Hindernisse fur so außerordentlich schwierig, daß, so wün schenswerth er auch die beabsichtigte zusammenlegung findet, eine Aus führung ihm unmsglich scheint. So schwer auch diese zu erlangen, so schwierig die Beseitigung der angegebenen Behinderungsfaͤlle, so vertraut dennoch Referent der hohen Einsicht unserer Regierung, daß es ihr gelingen werde, in dem zu 8. 6 verheißenen Reglement alle zu beseitigen und traͤgt darauf an, die ss. 5— 9 anzunehmen, unter dein Vorbehalt, daß das zu §. 6 verheißene Reglement die beregten Hin dernisst im Einklange mit unserem Gesetz-Entwurfe beseitigte. Um aber, wenn auch nicht ganzen Gemeinden, doch Einzelnen die Konsolidirung zu leichtern, so waren Se. Majestaͤt alle sinfershanigst zu bitten, daß auch fur einzelne Grundbesttzer, welche Behufs Kon solidirung einzelne ihrer Grundstuͤcke austguschen wollen, Sporlel- und Stempelfreiheit gewaͤhrt werde. Schließlich bemerkt der Ausschuß noch, daß die Kreise Rees und Duisburg von dem beabsichtig tent Ge setze nicht ausgenommen werden durften, obschon in ihnen das Pren⸗ Fische Landrecht gilt, da auch in anderen Fallen dies nicht hinderte, dieselben an beabsichtigten Vortheilen theilnehmen zu lassen, berhaupt aber das, was in den uͤbrigen Theilen der Provinz nützlich erachtet werden durfte, dort nicht schadlich seyn würde. Fassung und Fuhalt des Restripts geben dies auch zu, deuten sogar darauf hin, daß man beabsichtige, dort die Parzellirung noch mehr zu beschraͤnken (Fortsetzung folgt.

erfolgen

Zeilungs Nachrichten. Ausland.

Rußland und Polen.

Warschanu, 20. Aug. Der Corps-⸗Commandeur General Ruͤdiger und der Vice⸗-Admiral Kolsakoff sind hier angekommen.

Vorgestern wurde hier der Grundstein zu einer neuen katho— lischen, dem heiligen Karl Boromaͤus geweihten Kirche gelegt, die auf Befehl der Regierung aus einem zu diesem Zweck von Sr. Majestät angewiesenen Fonds und einem bedeutenden Geschenk der Gräfin Malachowska, gebornen Fuͤrstin Lubartowicz San⸗ guszko, erbaut werden soll. Der Fuͤrst Statthalter, der mit einem zuhlreichen Gefolge und saͤmmtlichen hohen Regierungs-Mitgliedern dieser Ceremonie beiwohnte, fuͤhrte den ersten Hammerschiag auf den Stein, und der Bischof Chmieleweki, Suffragan und Admi— nistrator der Warschauer Erz⸗Diobzese, sprach den Segen daruͤber, worauf der Dekan Kotowski eine Rede hielt, in welcher er eine historische Uebersicht von dem Entstehen der einzelnen Warschauer Parochial; Kirchen gab, deren Zahl sich jetzt, mit Einschluß der eben begruͤndeten, auf 7 belaͤuft. Die neue Kirche wird in der Form des Lateinischen Kreuzes, mit einem dreifachen Schiff, dessen Mitte auf Säulen ruht, nach dem Plan des Architekten Marconi, im Stil des 15ten und 16ten Jahrhunderts und im Italienischen Geschmack Bramante's gebaut; ihre Laͤnge soll 72, ihre Breite 35 Ellen betragen, und zwei Thuͤrme werden dieselbe zieren. In zwei Jahren soll der Bau vollendet seyn.

Frankreich.

Paris, 19. Aug. Die Presse enthaͤlt heute uͤber die diesjährige Getraide-Aerndte den nachstehenden Artikel: „Mehrere Journale haͤ— benlsich schön mit diesem Gegenstande beschaͤftigt und ihn auf eine Weise behandelt, die mehr geeignet war, Besorgniß zu erregen, als die Gemuͤther zu berühigen. Bevor jene Besorgnisse sich zu sehr verbreiten und Uebelwollenden Anlaß zu Unordnung darble— ten, ist es nothwendig, den wirklichen Zustand der Dinge zur oͤf— fentlichen Kenntniß zu bringen. Wir haben die Regierung geta— delt, daß sie nicht bei Gelegenheit der Registrirungs-Frage von Anfang an offene und bestimmte Erklaͤrungen abgab und so den geheimen Machinationen der Parteien entgegen arbeitete. Wir un: sererseits wollen nicht, daß man uns ein ähnliches Unrecht in Bezug auf die Getraide-Frage vorwerfe, welche die Interessen der Massen noch weit mehr berührt, und seit 40 Jahren weit mehr als jede Andere Frage zu Aufruhr und Empörung Anlaß gegeben hat. Nachstehendes ist daher das aufrichtige und gewissenhafte

Nesultat der Erkundigungen, die wir eingezogen haben und auf k den bracht l ter lea d. J. kündigte sich die Aerndte unter fallen zu woll , pbizien an. Sie schien noch reichlicher aus— 3 hen, als die von 1840, welche alle Hoffnungen uͤber⸗ stiegen hatte; leider trat sehr unguͤnstiges Wetter 6 . . ges Wetter ein, wel- ches jenen Zustand der inge modifizirte * wirke dies guf die Qetraide-Preise, namentlich (uke en der ug. 5 oͤstlichen Departements, wo . . n 6. ; re we Zu Anfang Juli der Hectoli— tre Weizen um 2 bis 3 Fr. stieg. Aber diese , rung, an der die regnigte Witterung nicht allein sch 6 . wie wir sogleich erklaren werden, hielt nicht lan ö a i ö. der zweiten, Haͤlfte des Monats Juli gingen ** ö wieder zuruͤck, und die Steigerung betrug im . noch 1 Fr. 16 Cent. Dieses Resustat hat, wie man n 3. wird, eben nichts sehr Beunruhigendes. Bemerkt muß . den, daß man sich täuschen wurde, wenn man sie durch ieh ih dem Einflusse des schlechten Wetters zuschriebe. Es tritt ai h lich zu derselben Zeit eine gewisse Steigerung auf allen Maͤrkten . es der Augenblick ist, wo die Landleute auf dem Felde oder in den Echen⸗ nen beschaͤftigt sind, und sich daher nicht in so großer Menge an den Orten einfinden können, wo die Getraide-Verkaͤufe gewöhnlich stattfinden. Nach beendigter ⸗Aerndte pflegt sodann auch ein verhaͤltnißmaͤßi⸗ ges Sinken der Getraide⸗Preise einzutreten. Wenn man diesen Ümstand beruͤcksichtigt und außerdem bedenkt, daß die Specula⸗ tion ihrerseits einen solchen Zeitpunkt benutzt, um die Preise zu

dieser

im Falle einer

wie der

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heben, so wird man noch besser einsehen, wie Unrecht man hat,

sich uber eine augenblickliche Steigerung von 1 Fr. 16 Cent. pro

SHectolitre zu beunruhigen. In einigen Departements sind jetzt

schon die Getraide⸗Preise bedeutend gesunken. Alle an den besten

Quellen geschoͤpften Erkundigungen stimmen darin uͤberein, daß

die Weizen⸗ und Roggen-erndte, obgleich in einigen Distrikten

gehemmt, in der Quantität einem gewöhnlichen Jahre mindestens

Aeich seyn wird. Die Qualität allein wird an den Orten, die der

Feuchtigkeit am meisten ausgesetzt gewesen sind, manches zu wuͤn⸗

schen uͤbrig lassen. Aber selbst wenn es wahr seyn sollte, daß die

Alerndte in gewissen Gegenden ein Defizit ergäbe, so wuͤrde das noch durchaus kein Grund zu Besorgnissen seyn. vergessen, daß das vorige Jahr eines der fruchtbarsten war, die

man seit langer Zeit gesehen hatte, daß es Ueberschuͤsse, Reserven

zuruͤckgelassen hat, die jenes Defizit vollkommen decken würden.

Unsere eigenen Huͤlfsquellen werden also fuͤr alle Bedurf— nisse vollkommen ausreichen. Vergessen darf man aber

nicht, daß, wenn gegen alles Erwarten die

Punkt üͤberstiegen, der aus waͤrtige Handel uns alsbald mit Ge— traide aus Italien, aus Sicilien Und vom Schwarzen Meere uͤber—

schütten wuͤrde. Es ist also nicht der geringste Grund zur Be—

sorgniß vorhanden, und wir hoffen demnach, daß man wenigstens oͤffentlich nicht mehr wagen wird, ein Mißtrauen zu verbreiten welches durch den gegenwartigen Zustand der Dinge so wenig ge⸗

rechtfertigt wird.“ j

. Constitution nel enthalt nachstehendes Schreiben aus

Tunis vom 18. Juli: „Die Ankunft der Linienschiffe „Nep—

tune“ und „Montebello“ auf unserer Rhede haben einen guten

Eindruck auf die Gemuͤther der Eingeborenen sowohl, als der Europaͤer, hervorgebracht. Inmitten der sich allgemein verbreiten— den Geruͤchte uͤber einen bevorstehenden Angriff der Tuͤrken auf diese Regentschaft, beruhigt man sich bei dem Gedanken, daß die Franzobsische Regierung die Nothwendigkeit einge— sehen habe, den Bei gegen eine Landung der Türken zu schuͤßhen. Gleich nach der Ankunft der Linienschiffe

Herr Leray, Capitain des „Montebello“, eine dreistuͤndige

Konferenz mit dem Bai und gleich darauf ward die Garnison der Goulette von 1200 Mann auf 6000 gebracht. Es ist gewitz, daß, wenn der Bai von der Franzoͤsischen Regierung unterstuäͤtzt wurde, er kräftigen Widerstand leisten und den Tuͤrken die Landung un— möglich machen koͤnnte. Die Goulette ist gut befestigt; der Bai hat 16,00 Mann regulgirer Truppen, die auf Europassche Weise gekleidet und eingeuͤbt sind, eine gute Artillerie, und außerdem kann er binnen 3 Tagen die Kuͤste durch eine sehr große Anzahl bewaffneter Beduinen decken.“ ; J

Gestern Abend war der Ministerrath bis gegen Mitter— nacht im Kriegs-⸗Minisferium unter dem Vorsitze des Marschalls

Soult versammelt. Es sollen Berathungen uͤber die Verringerung der Armee stattgefunden haben. Man versichert, daß der Marschall Soult sich weigere, eine so vollständige Ent⸗ waffnung eintreten zu lassen, wie mehrere seiner Kollegen si— wuͤnschen.

Eine gestern hier eingetroffene telegraphische daß in Bordeaux fortwaͤhrend Alles ruhig sey.

In Ceret, Departement der Ost-⸗Pyrenäen, haben am 12ten

d. bei Gelegenheit der Registrirung ebenfalls Unruhen stattge— funden. Die bewaffnete Macht mußte einschreiten; es wurden mehrere Personen verwundet, und zahlreiche Verhaftungen fan—

den statt. . ;

Der Bischof von Algier befindet sich in diesem Augenblick zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in den Baͤdern von Cauterets.

/ Böoͤrse vom 19. August.

ziemlich unverandert; ein, denen aber durch Spekulanten a la hausse das Gleichgewicht gehalten wurde.

Paxis, 19. Aug. Das Journal la Presse behauptete vor einiger Zeit, daß den verschiedenen Kommunen von mehreren

Seiten foͤrmliche Schemata zugesendet worden, in denen sie ihre

Depesche meldet,

Abposition gegen die Regierung in Bezug auf die finanziellen

Maßregeln aussprechen sollten. Auf diese Weise will man den Beschluß des Munizipal-Kathes von Paris erklaͤren, welcher, nach der ersten Bekanntmachung durch den National, der Steuer- Revisions-Angelegenheit in einigen Punkten widersprach, ohne dabei gerade gegen die ganze Maßregel des Finanz⸗Ministers sich auf— zulehnen. Nach genauerer Prufung dieses Beschlusses erwies es sich, daß er nichts anderes enthalte, als die Wiederholung eines Amendements, welches der Deputirte Herr Galis, einer der Maires von Paris, gegen Ende der Session zu dem Finanz⸗Gesetz vorschlug. Da dieses Amendement aber damals von Herrn Hu⸗— mann bekämpft und von der Kammer verworfen wurde, so ergiebt sich daraus, daß der Beschluß des Munizipal-Rathes von Paris gewissermaßen in Widerspruch mit dem Beschluß' der Kammer gerathen ist. Auch erinnern sich Diejenigen, die gerade der Kam- mer-Sitzung, in welcher der fragliche Gegenstand vorkam, bei— wohnten, mit wie großem Eifer Herr Galis seine Sache verfocht und wie er am Ende sogar die Drohung ausstieß, man wurde bald die Folgen der Verwerfung seines Amendements erfahren. Indeß votirte die gesammte Linke gegen dieses Amendement, ob— gleich Herr Galis zur Partei des Herrn Thiers folgenden linken Centrums gehört: denn die Linke, so erklaͤrte man fich dieses Ver⸗ fahren, habe zu diesem Mittel gegriffen, weil Herr Antoine Passy nachgewiesen, daß durch die Maßregel des Herrn Humann die Zahl der Wähler in Paris um 4 bis 5000 vermehrt werden wurde. ö

Der angebliche Abschluß einer Handels-Verbindung zwischen Frankreich und Belgien, den die hiesigen Blaͤtter zu wiederholten Malen vorbrachten, gab dem Journal le Commerce Anlaß, die Verhaͤltnisse Frankreichs zu Belgien uͤberhaupt zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit erwähnt dieses Blatt einer geheimen Klausel, die, bei der Convention uͤber die Demolirung der Belgischen Festun⸗ gen, Belgien, im Fall eines Krieges, die Verpflichtung auferlegt haben soll, Garnisonen der vier großen Maͤchte in die ihnen ver— bleibenden Festungen aufzunehmen. Nun fragt man, woher moöͤ— gen diesem Journale die in jenem Artikel angefuͤhrten Daten ge— kommen seyn, und welche Absicht mag man gehabt haben, diesen Gegenstand gerade in diesem Augenblicke anzuregen? Einige wol— len zur Beantwortung dieser Fragen auf die Relationen hinwei—

Man darf nicht

n auch Preise einen gewissen

hatte

zulaͤssige

g Die Course hielten sich heute es fanden sich zwar zahlreiche Verkäufer

sen, welche der Patron dieses Blattes vor kurzem angeknuͤpft und in welchen er der Nation in seinem beredten Discours so viel Heil verheißt. . . dierzu kommt, daß gleichzeitig eine Broschuͤre don dem bekannten Herrn Stourtza angekuͤndigt wird, welche sich bemuͤht zu zeigen, daß eine Allian; zwischen Rußland und Frank⸗ veich wohl im Stande seyn moͤchte, die orientalischen Wirren zu beendigen. Doch wer die gegenwaͤrtige hier allgemein herrschende Stimmung kennt, ist vollksmmen uͤberzeugt, daß Bemuͤhungen der Art keinen Anklang mehr finden.

Großbritanien und Irland. ondon, 16. Aug. Heute versammfst sich das Ministersum

im auswaͤrtigen Amte zu einer Kabinets-Berathung uͤber die Er— oͤffnung des Parlaments.

/ Die Times verlangt, daß das der herrschenden Kirche Dienste besonders P

daß konservative Ministerium sich fuͤr die dem Konservatismus gjeleisteten t durch zwei Dinge dankbar bezeigen solle, erstens dadurch, daß es in Indien alle bisherige unmittelbare oder mit— telbare Ermunterung des dortigen Goͤtzendienstes aufhoͤren lasse, und zweitens dadurch, daß es den Brilischen Einfluß beim Sul— tan benutze, um den Christen im Brient' ein besseres Daseyn zu sichern. Im Ganzen beobachtet diefes Blatt mit Hinsicht auf die Kirchen⸗Frage, so wie in Ansehung der Korngesetze, uͤber die es fast nur eingesandte Artikel gebracht hat, eine große Zuruͤckhal— tung. Nur die Irlaͤndischen Verhaͤltnisse werden von der Tim es mit der gewohnten Heftigkeit gesprochen, worin sie der Aus— drucksweise O'Connellis wenig nachgiebt. Die Dubliner Eve⸗ ning Post antwortet darauf: „Es ist unuͤberlegt von der Times, Irland mit Truppen zu drohen, während in England selbst die Truppen dringend genug werden gebraucht werden, um dort die äußere Ruhe nothduͤrftig aufrecht zu erhalten.“

Sir Peter Laurie hat, nach dem Bericht hiesiger Blatter, vor einigen Tagen im Manfionhouse mit großer Freude angezeigt, daß das Straf⸗System, welches in dem nach Bentham's sehr modꝛsi⸗ zirtem Vorschlage in London angelegten Zucht- und Besserungs⸗ hause fuͤr Verbrecher, deren Strafzeit nicht fuͤnf Jahre uͤbersteigt, dem sogenannten Penitentiary, befolgt wird und das von Men⸗ schenfreunden sehr getadelt worden ist, nächstens ganz werde um— geändert werden. Er wisse, sagte er, aus ganz sicherer Quelle, daß man nach dem Versuch, der in jener Straf⸗Anstalt mit dem System der einsamen und mit dem Verbot des Sprechens ver— knuͤpften Einsperrung gemacht worden, endlich zu der lleberzeu— gung gekommen sey, daß die grausame Haͤrte dieses Planes vie von demselben erwartete gute Wirkung nicht gehabt, sondern statt

eine moralische Besserung der Straͤflinge zu bewirken, mehrere derselben des Gebrauchs lhrer Vernunft gaͤnzlich beraubt habe, so daß die Regierung jetzt eine Reform der Disziplin in dem besag⸗ ten Gefaͤngnisse fuͤr durchaus nothwendig halte.

Der Morning Herald empfiehlt eine Britische Vermitte— lung zwischen Buenos-Ayres und Montevideo, wo 6060 Britische Unterthanen ansaͤssig sind und wo der Britische Handel durch die Freignisse der letzten Jahre eine Million Pfd. St. Schaden er— litten hat. England, meint dieses Blatt, sey zu einer solchen Ver— mittelung auch durch den von ihm garantirten Friedens⸗-Vertrag von 1828 zwischen Buenos-Ayres und Brasilien, welcher die freie Beschiffung des La Plata auf 15 Jahre stipulirte, verpflichtet.

Unter den Argumenten, die fuͤr die Ausdehnung des Brltischen

Handels dahin angefuͤhrt werden, befindet sich auch der Umstand,

daß England alsdann keine Häute und Talg mehr aus Rußland zu holen brauchte, da die Handels-Bilanz mit Rußland drei Mil lionen Pfd. zu Englands Nachtheil ergebe und an eine Modifi⸗ ation des Russischen Tarifs nicht zu denken sey. Lord Palmer— ston wird getadelt, daß er, obwohl oͤfters dazu aufgefordert, seine Vermittelung in jenen Streitigkelten noch vorenthalten habe. Der Scotsman sagt uͤber den gegenwartigen Zustand des Landes: „Geringe ieberlegung muß Jedem zeigen. daß die Krisis für das Land jetzt eist beginnt, und daß, wenn die Tory⸗Herrschaft nicht sehr kurz ist, diese Krisis in sich die hoͤchsten Gefahren fůr den Frieden, die Wohlfahrt, ja sogar die Freiheit des Reiches birgt. S n , die duͤsteren Wolken von 1830 an dem Rand? es politischen Horizontes aufzusteigen. Sollte jene denkiysr dis? Zeit y vergẽssen . e i, n e rie Es heißt, daß Sir R. Stepford in der naͤchsten Woche seine Stelle als Gouverneur des Greenwich⸗Hospitals antreten wird In Portsmouth werden eine Anzahl Fregatten ausgerůstet Der Vice-Admiral Sir Charles Adams wird am J. September am Bord des Linienschiffes „Illustrious“ von 72 Kanonen en ic der Westindischen Station abgehen. ö.

Belgien.

Brüssel, 19. Aug. Die letzteren Nummern des Offiziellen Bulletin enthalten unter Anderem einen Königlichen Beschluß welcher also lautet: „Da Wir einen eklatanten Beweis von den lebhaften freundschaftlichen Gesinnungen, die Wir fur Unseren

Bruder und Vetter, Se. Majestaͤt den König von Griechenland hegen, geben wollen, so haben Wir beschlossen und beschließen: . Majestaͤt Otto J.,

König von Griechenland, ist zum Groß-Kordon unseres Ordens ernannt. Se. Majestät wird von diesem Tage an Rang und Orden nehmen und die Militair⸗ Decoration tragen .

Der Belgische Konsul am Kap der guten Hoffnung macht heute in den Zeitungen eine Koͤnigliche Verfugung bekannt, wöo— durch eine Schiffs-Bemannung von der Kbͤniglichen Marine zu seiner Verfugung gestellt wird, um eine Handels-Expedition nach Ostindien zu unternehmen, an welcher alle Belgische Kaufleute die fuͤr einheimische Erzeugnisse neue Abzugsquellen aufsuchen wollen, Theil nehmen konnen. Der gedachte Konsul ist zum Di— rektor des Unternehmens ernannt und wird hauptsaͤchlich diejeni⸗ gen Kuͤsten und Haͤsen aufsuchen, mit denen Belgien noch nicht in Handels⸗Verbindungen steht. Das Schiff wird den Namen „Leopold“ fuͤhren und ausschließlich nur solche Artikel aufnehmen die Belgischen Ursprungs sind. Diejenigen, die sich bei dem Un? ternehmen betheiligen wollen, haben zu diesem Zwecke ein vorge— schriebenes Kontrakt-Formular zu unterzeichnen. —⸗ Elf große Kisten, die Archive des Landes enthaltend, sind in diesen Tagen aus Holland hier eingetroffen und im Ju stiz⸗ Palais aufgestellt, wo sie in Gegenwart delegirter Kommissarien eröffnet werden sollen.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 17. August. (Nuͤrnb. K.) Wie man ver— nimmt, hat unsere Regierüng den Professor Hr. Hermann als Berichterstatter uͤber die Belgische Industrie-Ausstellung nach Bruͤssel geschickt.

Dem Direktor Cornelius ist nun auch einer Schwuler, Hermann aus Dresden, von dem schaͤtzbare Arbeiten besitzen, nach Berlin gefolgt.

Die Koͤniglichen Pagen werden in den Herbst-Ferien eine Reise durch Böhmen und Sachsen nach Preußen antreten.

er seiner besten wir mehrere sehr

1 Dres den, 21. Aug. Leipz. 3.) Gestern Abend ist Herr Thiers aus Berlin hier angekommen und sim Hotel de Saxe ab— gLestiegen. Seine Gemahlin ist sehr krank und bettlãgerig; Herr Thiers wird deshalb langere Zeit hier verweilen muͤssen, als in seinem Plane lag, denn Hr. Hedenus, der Arzt seiner Gemahlin, iht wenig Hoffnung, daß sie unter neun Tagen abreisen konne. . an der Madame Thiers leidet, ist ein gastrisches

Frankfurt a. M., 21. Aug. Gestern Abend kam

der Herr Fuͤrst von Metternsch, in Begleitung seiner Familie, in unserer Stadt an und stieg

lieg im Römischen Kasser“ ab, wo als— bald zwei Ehrenposten hiesigen Militairs aufgestellt wurden. Se

Durchlaucht nahm heute Vormittag die Aufwartung verschiedener diplomatischen und anderen distinguirten Personen, auch den e zierenden Värgermeistet unseter Stadt an und dann mehren Se⸗ henswärdigkeiten, namentlich den Taunus⸗Eisenbahnhof. in Augen⸗ schein, dinirte bei dem Bundes-Praͤsidial⸗Gesandten, Herrn Gra⸗ fen von Münch-Bellinghausen, und seßte darauf auf der Taunutz⸗ Eisenbahn die Reise nach Wiesbaden und dem Johannisberg wei⸗ ter fort. Bis jetzt soll der 20. September zur Ruüͤckreise Sr. Durchlaucht nach Wien bestimmt seyn. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von Bayern wird in den naͤchsten Tagen wieder in unserer Stadt erwartet.

Oesterreich.

Triest, 13. Aug. Ueber die bei unserm Jubernium haͤufig vorkommenden Verhandlungen, die Verlassenschaften Tarkischer Unterthanen betreffend, sind von der Wiener Hofstelle neuer— lich folgende Anordnungen getroffen worden: Wenn Desterreichische Unterthanen durch leßtwillige Anordnungen oder durch die beste— henden“ Gesetze zu Verlassenschaften Tuͤrkischer Unterthanen in den Oesterreichischen Staaten berufen werden, oder zu theilweisen Vermächtnissen, die in beweglichen Guͤtern Pestehen, so haben die Oesterreichischen Gerichts Behörden dafuͤr zu sorgen, daß den diesseitigen Unterthanen jenes Vermögen uͤbergeben werde, welches ihnen nach den Osmanischen Gesetzen zukemmen. würde, wenn sie Tuͤrkische Unterthanen wären. Vei jenen Verlassenschaf⸗ ten aber, auf welche Desterreichische Unterthanen keinen gesetzlichen Anspruch haben, muͤssen die Gerichts-Behoͤrden fuͤr die einstwei— lige sichere Verwahrung derselben Sorge tragen und sie im ge— hoͤrigen Wege der Osmanischen Gesandtschaft oder dem naͤchsten Turkischen Konsulat uͤbergeben. Es kann daher der Fall, der Ein— ziehung einer solchen Verlassenschaft, als erblos, durch den Dester⸗ reichischen Fiskus nur dann eintreten, wenn die oben erwaͤhnten Osmanischen Behörden den Nachlaß nicht uͤbernehmen, und auch sonst Niemand darauf ein Recht als Erbe oder als Legatar aus⸗ weisen sollte. Vom Besitz und Eigenthum unbeweglicher Guͤter in den Oesterreichischen Staaten sind die Tuͤrkischen Unterthanen jeden Religions⸗Bekenntnisses seit dem Jahre 1765 ausgeschlossen, und bleiben dieses auch ferner als Reziprozitaͤt gegen den Ferman der Pforte vom Jahre 1764.

Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung berichtet unterm 30. Juli aus Athen, daß der ehemalige Kriegs-Minister General von Schmaltz am 12. Juli aus Griechenland abgereist sey. „Unsere Journalistik, heißt es weiter, glaubt in dem Abgange des Generals einen Sieg zu feiern und fahrt fort in Schmaͤhungen gegen alle Deutschen Offiziere, besonders solche, die noch im Bayerischen Dienste stehen. Darf man sich wundern, wenn die Griechen ge⸗ gen alle Fremden schreiben, wenn man den Aeon liest, welcher verlangt, daß selbst die Griechen aus dem Staatsdienst entfernt werden, die nicht Eingeborene des Königreichs sind? Diese Herren scheinen gaͤnzlich vergessen zu haben, daß Epirus, Thessalien, Ma⸗ cedonien, Thracien, die Wallachei, die Moldau, Konstantinopel, Smyrna, Cypern, Rhodus, Kreta, Samos, Chios, Ipsara ꝛc. ihre Huͤlfe schickten zum großen Werke der Befreiung! Von der Graͤnze bei Lamia hat die Regierung die Nachricht erhalten, daß dort der ehemalige Phalangiten-Major Velentzas mit seinem Corps wieder das Griechische Gebiet uͤberschritten habe und viel Unheil befürchten lasse. Es ist daher am 25. Juli eine Eskadron Lan— zenreiter von hier abgegangen und auch aus andern Garnisonen wurden Abtheilungen dahin beordert, um Ruhestbͤrungen zu ver— hindern. Fuͤr Kandia hat man hier zuletzt ganz bffentlich ge— worben. Noch vorgestern Abend versammelten sich auf einem Platze vor der Stadt 350 bewaffnete Leute und zogen dann mit klingendem Spiele (denn sie hatten Trompeten an ihrer Spitze) und einigen Fahnen nach dem Phalerus, wo sie von kleinen Fahr— zeugen erwartet wurden, um nach Kandia gebracht zu werden. Diese Expedition, die nun durch die Ereignisse in Kandia ruͤck⸗ gaͤngig geworden ist, hatte den Vortheil gehabt, daß wir von ei— nem Haufen muͤßiger Leute, deren Daseyn stets die bffentliche Sicherheit gefaͤhrdet, befreit worden waͤren.“

Türkei.

Konstantinopel, 4. Aug. (A. 3.) Unter den zu Scu⸗ tari lagernden Truppen hat man eine weit verzweigte Verschwö— rung entdeckt, die zum Zweck hatte, in der Nacht plotzlich die Waffen zu ergreifen, die Wachen zu uͤberrumpeln und dann ge⸗ waltsam auszureißen und nach Hause zu gehen. Durch die Klug⸗ heit und Unerschrockenheit Reschid Pascha's, des Divisions-Generals und Lager-Kommandanten, wurden aber die Raͤdelsfuͤhrer, ehe sie ihre Absicht ausfuͤhren konnten, gefangen genommen, die am schwersten Kompromittirten zu 500 Stockstreichen verurtheilt, an deren Folgen die meisten den Geist aufgaben. Schon beginnen sich die Truppen des Lagers zu vermehren. Bereits sind die Landwehr-Regimenter von Bolo, Ismid und Brussa angekommen.

Der Kampf zwischen dem Guͤnstling des Sultans Riza und dem abgesetzten Reis-Efendi, Reschid Pascha, ist durch die Er— nennung des Letzteren zum Botschafter am Hofe der Tuilerieen nicht beendigt. Riza scheint in der Gunst des Sultans etwas gesunken zu seyn und Reschid neuen Boden im Serai gewonnen zu haben. Als sein maͤchtiger Verbuͤndeter erscheint die Sultana Valide, eine Frau, die mit einem hellen Verstande große Ent— schlossenheit verbindet. Schon glaubt Reschid die Sache weit genug gediehen, um einen Coup zu wagen, der ihn wieder zum Vorsitz des aͤußern Departements, den gegenwartigen Reis⸗Efendi Rifaat Pascha hingegen auf den ihm selbst zugedachten Posten bringen soll. Daher alle Anstrengungen Reschid's, um seinen Auf⸗ enthalt in Konstantinopel noch zu verlaͤngern, was ihm neuer⸗ dings auf einen Zeitraum von sechs Wochen gelungen ist, wonach seine Abreise erst Anfang Septembers stattsinden sollte. Nicht ohne Spannung sieht man dem Ausgang dieses Kampfes ent⸗ gegen, von dem das ganze kuͤnftig zu befolgende Regierungs— System abhaͤngt.

Mexiko.

Tampiko, 17. Juli. Die Unzufriedenheit des Volkes mit der Verwaltung Bustamente's und der Central-Regierung hat in einigen Provinzen neue Unruhen verursacht, die jedoch in ihrem Entstehen entdeckt und verestelt wurden. Auch in der Hauptstadt Mexiks selbst soll große Aufregung herrschen.

Santana ist zum Militair-Köͤmmandanten von nannt worden.

In Texas ist man noch immer zweifelhaft daruͤber, wie die neus Anleihe in Paris warde aufgenommen werden, und der Galvesten Telegraph enthaͤlt dieserhalb eine beruhigende An— zeige des Schatz-Departements.

Peru. Lima, 27). Mai. Es herrscht hier große Aufregung, in Folge eines neuen Versuchs, die Regierung umzustoßen. General

Veracruz er⸗

Santa Cruz, vormaliger Protektor der Peruanisch-Bolivischen

vereinigen und gemeinschaftlich gegen die Insurgenten operiren

Letzteren hatte er geschlagen und nach Bolivien getrieben. Man

sammengezogen seyn und daß die Absichten des Generals Santa l Session von 1819 war das Misterium Melbourne viermal ge⸗

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CTonfoͤderation, seit ungefahr zwei Jahren nach Guayaquil ver— bannt, landete am 8. Mai mit 159 Mann in Peru und nahm Piuria in Besitz. So wie die Regierung in Lima von dieser Invasion Nachricht erhalten hatte, ließ sie 300 Mann Trup— pen in Callao einschiffen, die heute nach Lambyique, dem Seeha— sen von Truxillo, absegelten, wo sie sich mit anderen 3090 Mann

sollen. Praͤsident Gamarra ist noch nicht von Arequipa juräck— gekehrt, wohin er mit 3000 Mann abgegangen war, um die in jener Provinz von Vivanco geleitete Insurrection zu dampfen.

erwartet, daß 15606 Mann in Lambyique innerhalb 14 Tagen zu—

Cruz ganzlich scheitern werden.

Fun nd.

Erfurt, 19. Aug. Gestern feierten die Lehrer des hiesigen Gymnasiums das seltene Fest der funfzigjährig en Amts -Thäͤtigkeit ihres ruͤhmlich bekannten Direktors, des Herrn

abende des Festes den Jubilar mit einer Kantate begrüßt, zu

welcher einer von den Primanern den Text, ein Anderer die Coem⸗ position geliefert. Am eigentlichen Festtage sangen die Schuler

einen Choral zum Morgengruße, wonach das Lehrer⸗Kollegium eine Lateinische Gratulations-Schrift und ein Gedicht uͤberreichte.

Hierauf brachten Deputationen der Regierung, des evangelischen

geistlichen Ministeriums, des Stadt- und Landgerichts, der Aka—

demie gemeinnuͤtziger Wissenschaften, des Gartenbau-Vereins 2.

ihre Glüͤckwuͤnsche. Dann wurde der Jubilar in die Wohnung seines Schwiegersohnes, des Herrn Generals von Malachowsky,

abgeholt, weil der Schulsaal zur Aufnahme der Gaͤste, die sich

auch aus der Ferne sehr zahlreich gesammelt hatten, nicht aus-

reichte. Daselbst begann die Feier mit dem ersten Theile eines

Fest⸗Gesanges, den ein Lehrer des Gymnasiums mit sinnvoller

Einfachheit gedichtet und der Musik-Lehrer meisterlich komponirt hatte. Dann hielt ein anderer Lehrer die Fest-Rede, welche des Gefeierten Wirksamkeit und Geistes⸗-Richtung in kraͤftigen Zuͤgen musterhaft schilderte. Nach dem zweiten Theile des Gesanges be— stieg die hoͤchst geschmackvoll gezierte Rednerbuͤhne der Konsistorial— Rath hiesiger Regierung, Herr Superintendent Moͤller, der sein

Auftreten dadurch rechtfertigte, daß er im Namen Sr. Majestaͤt

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des Koͤnigs, nach einer höchst eindrucksvollen Einleitung, dem Ju— bilar die Insignien des Rothen Adler-Ordens 2ter Klasse uͤber— reichte. Tief ergriffen von diesem feierlichen, durch Königliche Huld veranlaßten Akte erhob sich die ganze Versammlung, um auch die herzlichen Worte des von freudiger Ruͤhrung bewegten, so hoch geehrten Greises zu vernehmen. Ein Lehrer des Gymnasiums übergab darauf das von der Universitaͤt Halle erneuerte Doktor— Diplom und viele Schreiben, die von Behoͤrden und Freunden noch nicht unmittelbar eingehändigt waren. Sechs Schuͤler, als Repraͤsentanten aller Klassen des Gymnasiums, äberreichten als— dann mit einer Lateinischen Anrede einen schoön gearbeiteten, silber— nen Pokal. Hiernach uͤbergab der Buͤrgermeister unserer Stadt mit einer herzlichen Gratulation das Diplom als Ehrenbuͤrger. Ihm folgte ein ehemaliger Schuͤler des Direktors, der Herr Buͤr— germeister von Nordhausen, um ihm gleichfalls einen solchen Ehren⸗ Buͤrgerbrief einzuhäͤndigen. beendete eine Feier, die jeden auch nicht Bethelligten ergriffen ha— ben mußte. so bei dem fröhlichen Festmahle aus, wo es an feierlichen und scherzhaften Trinkspruͤchen wie an Gesaͤngen nicht fehlte.

Die Whigs und die Minister-Krisis. (Nach Duvergier de Hauranne in der Revue des deur Mondes vom 1. August.)

Lord John Russel fragte letzthin seine Waͤhler: „Zu welcher Zeit sind so große und so nuͤßliche Reformen in England so fried— lich und unblutig in so wenigen Jahren durchgefuhrt worden, als unter der Herrschaft der Whigs feit Lord Grey?“ Es ist wahr, das verjuͤngte England hat seine Regeneration der Partei von Patrioten zu verdanken, deren Vaͤter einst seine Freiheit und par— lamentarischen Rechte gegen die Stuarts erkaͤmpft haben. Der edelste Sproß des edelsten Hauses Bedford hat den Schatten sei— nes gemordeten Ahnherrn nicht vergessen, er ist in seine Fuß— stapfen getreten, er hat ritterlich Theil genommen an allen Schlach— ten, deren Siege binnen der letzten 10 Jahre die Vernichtung der faulen Flecken, die Vernichtung der Sklaverei, die Mißbräuche in der Munizipal-Verwaltung bewirkt haben. Die Whigs haben durchgesetzt, was Pitt und Burke vergeblich versuchten, die Re— form der Repräsentation, Befriedigung der Religions-Parteien, Besaͤnftigung Irlands, sie haben uͤberdem binnen zehn Jahren das Uebel der alten Armen-Gesetze geheilt oder verringert, den Zehnten in eine Grund-Rente umgewandelt, die mit Blut geschrie⸗ benen Kriminal-Gesetze von England gemildert, die Klagen der Dissenters versiummen gemacht, sie haben die Moͤglichkelt einer Ausgleichung zwischen den verschiedenen Interessen und Standen des Landes herbeigefuͤhrt, die Scheidewand, die sonst Oligarchie und Buͤrgerthum trennte, liegt zertrümmert wie Old-Sarum.

Dennoch hat sich die Majorität des Volkes, troß der glaͤn—⸗ zenden auswärtigen Politik Lord Palmerston's, trotzdem, daß Eng⸗ land sich drei Großmaͤchte verband und das unpopulaͤre Frank— reich isolirte, dennoch hat sich das Volk in den Wahlen fuͤr die Tories entschieden. So wird denn jene alte Partei wieder das Stagtsschiff von England besteigen, die seit den Tagen des zweiten Pitt's fast ununterbochen bis zum Jahre 18350 das Steuer⸗Ruder gehandhabt. Merkwuͤrdige Umwandlung der oͤffentlichen Meinung; damals war es das Volk, welches Lord Grey, der Meister der Whigs, erhoh, heut ist es das Volk, wel⸗ ches eben die Juͤnger und Schuͤler Lord Grey's im Stiche laͤßt, während die Krone ihre fruͤhere Stellung verändert hat und auf die Seite der Reformer getreten ist. Ganz Europa sieht mit gespanntem Auge dem Ausgange der Krisis entgegen, der im naͤchsten Parla— mente entschieden werden muß, denn dieser Streit hat eine uni— verselle Bedeutung, keine bloß partikuläͤre, es fragt sich ob, wie in mehreren anderen Staaten, eine Verbindung und Durchdrin— gung vernuͤnftiger, liberaler und konservativer Grundsaͤtze das Re⸗ sultat desselben seyn wird. Bevor man daruͤber entscheidet, ist es noͤthig, sich in kurzen Umrissen die Stellung der Parteien zu vergegenwaͤrtigen, und diejenigen Häupter derselben kennen zu lernen, die vermuthlich die Regierung übernehmen werden. Wir waͤhlen hierzu als Fuͤhrer einen intexessanten Aufsatz in dem neue⸗ sten uns zugekommenen Hefte der Revue des deux Mondes von Duvergier de Haurgnnez „uber die letzte Sitzung des

Englischen Parlaments und uber das kuͤnftige Ministerlum?, in

Professor Dr. Straß. Die Gymnasiasten hatten schen am Vor- Römische Despotismus gleicht dem Tiger, der von seiner e le, ö. h h aus sein Schlachtopfer mit Feueraugen verfolgt und 66

Die Ahsingung des Schluß-Chors

Dieses sprach sich denn auch, wie in vielen Kreisen,

welchem der Verfasser eine gute Kenntniß . ragendsten Persoͤnlichkeiten und ein ö unbefangenes Urtheil uber That⸗ sachen zeigt, insoweit dieselben nicht e, . spezielles In⸗ teresse berühren. 26 26 ; Wer Gelegenheit gehabt hat, die politischen Ansichten gebil⸗ deter Englaͤnder aus persönlichem Umgange in den leßten Jähren kennen lernen, wer aufmerksam auch nur die Ereignisse im Parlamente verfolgt hat, wird sich nicht verhehlen koͤnnen, daß der tuͤchtige konservative Sinn, der in der Englischen Nation lebt (wir sprechen hier gar nicht von den alt⸗ toryistischen Grund⸗ saͤtzen) bedeutende Siege errungen hat. Dahin wiesen die Er⸗ gäͤnzungs⸗-Wahlen fuͤr Das Parlament selbst, dahin die Fractionen unter der Partei der Reformer, dahin die vielen Protestationen zu Gunsten der Anglikanischen Kirche. Schon waͤhrend der rischen

schlagen auf den Terrain der Registrations-Bill fur die

Waͤhler. Waͤhrend der Zwischenzeit der Sitzung 1840— 1 wur⸗ den zwei merkwuͤrdige Meetings gehalten, welche uns die Ex—

treme politischer Elemente in jenem originellen Volke vor Augen

fuhren. Das protestantische Meeting von London (gehalten bei

Gelegenheit des Jahrestages der Pulver⸗ Verschwoöͤrung vom 15. November 1605) erklärte: „Der Papst ist der Antichrist, der

oͤhle

dasselbe ergreift, um sich in seinem Blute zu saͤttigen. Auf dem Meeting zu Leeds erschienen in pomphafter Menge Radi—⸗ kale und Chartisten neben einander. Diese behaupteten zuerst das Feld; „keine Ausgleichung, allgemeines Stimmrecht und die fuͤnf Artikel der Charte.“ Sie dekretirten „Verachtung gegen den verschrieensten politischen Charakter unserer Zeit, O'Connell“ und erklaͤrten: Das Ministerium Melbourne iss das grausamste, unfähigste, unbesonnenste, unmoralischste, blutdärstigste, verächt— lichste, welches seit Menschengedenken existirt hat.“ Nur durch die Protektion einiger Chartisten-Fuührer konnten sich hier die Radikalen von Herr Hume an bis zum Oberst Thomson hinauf bemerklich machen. In derselben Zwischenzeit zeigte auch Da⸗ niel, daß er sein Agitiren nicht verlernt habe. Der Traktat vom 15. Juli war geschlossen; „Irland wird England nicht unter⸗ stuͤtzen, bevor ihm nicht volle Gerechtigkeit bewilligt worden ist“, das proklamirte O'Connell mit lauter Stimme, absolute Aufhe⸗ bung der Zehnten, welche die kotholischen Iren noch heute an die Anglikanischen Beschbfe bezahlen, und getrennte Gesetzgebung, eignes PaDrlament. Sein begeisterter Ruf „Hurrah fuͤr die Tren— nung; ich werde mein Lebenlang Repealer sein,“ hallte wieder von den Gestaden der Mark Irlands bis nach Waterford, En— nis und Drogheda. Zwar fand dieser Ruf nach Trennung in der Partei der Irischen Whigs selber einen direkten Gegensatz; der Lord Ebrington, damals Vice-Köoͤnig von Irland, erklärte anf offiziellem Wege, in Zukunft hätten die Repealer nicht mehr auß die Unterstuͤtzung der Regierung zu rechnen, es formirte sich so⸗ gar zu Belfast eine eigene Assoziation fur die Aufrechthaltung des vereinigten Parlaments, die aus den ehrenwerthesten Katholiken und den protestantischen Liberalen besteht, aber der Gegensatz bei⸗ der liberalen Richtungen ist keinesweges so feindlich, daß er sich nicht zu einer vollstandigen Vereinigung gegen Orangisten und Tories umwandeln koͤnnte. Dennoch waren die Momente der Trennung bei der Er⸗ oͤffnung der letzten Parlaments⸗-Sitzung vorhanden. Die beiden großen verfassungsmäßigen Parteien der Reformer und Konser⸗ vativen mit allen ihren Nuancen maßen ihre Kräfte und suchten sich gegenseitig das Terrain abzugewinnen. Man glaubte anfaͤng⸗ lich in Frankreich, daß die Fragen der auswaͤrtigen Politik, Der Traktat vom 15. Juli, Lord Palmerston und das Whig⸗Kabinet stuͤrzen wurden; es geschah nicht, hier zeigten Wellington, Peel, Stanley und selbst Lyndhurst jenen ehrenwerthen Alt⸗Englischen Takt, sich aller Partei⸗Ruͤcksichten zu entsch lagen, wo es auf na⸗ tio nale Einigkeit und imposante Haltung, dem Auslande gegen⸗ / über, ankommt. Aber sogleich nach der Adresse entfaltete Lord Stanley seine Registrationsbill fuͤr die Irlaͤndischen Waͤhler als Pa⸗ nier seiner Schlaͤcht⸗Reihe, und am anderen Morgen antwortete Lord Morpeth der Aufforderung mit der Gegenbill der Regierung. Das Whig⸗-Ministerium wurde, trotz dieser n . in dem erneuer⸗ ten Kampfe geschlagen. Hier fand es seine Niederlage; es wird allerdings, wie auch Herr Duvergier zugesteht, nöͤthig seyn, das Dunkel der Sache, um die es sich handelte, aufzuhellen; wenn wir gleich durchaus nicht die Ansicht des Herr Duvergler theilen koͤnnen. / Irland ist durch die Reformbill, durch den Census von 10 Pfd. St. reiner Einnahme aus Grundbesitz fuͤr die Qualification der Waͤhler, keine Genuͤge gethan; es ist auch in dieser Beziehung gar kein Verhaͤltniß der Gleichheit mit England hergestellt' wenn man die Zahl der Wähler, die durch die Reformbill geschaffen / ss, ins zAluge faßt. England hat nach der Durchschnittszahl ber Listen seit 1832 etwa 800000 Waͤhler, Irland 660,000, Schott⸗ land 45,000. Vergleicht man hiermit die Einwohnerzahl der drei

Laͤnder, so ergiebt sich eine ganz unverhaͤltnißmaͤßige Mehrheit zu Gunsten Englands. Man kann anführen, daß die Zahl nicht al= kin das Prinzip der Waͤhlerschaft sey, daß das Vermögen als Buͤrgschaft fuͤr den Staat in Betracht gezogen werden muͤsse,

und uͤberall auch werde. Ganz gewiß; aber auch dies zugestan⸗

den, so bleibt doch immer die Nothwendigkeit, die Bedeutung des

/ Vermögens in verschiedenen Landern zu ergruͤnden und zu be⸗

stimmen. Reichthum gieht Macht, aber daffelbe Quantum von Geld giebt eine ganz verschiedene Macht in England und Irland. In dem xeichen England ist 19 Pfd. St. reiner Einkůnfte selbst auf dem Lande meistentheils nicht hinreichend, um nothduͤrftig le⸗ ben zu koͤnnen, in dem armen Irland aber setzt derselbe CTensus schon einen verhaͤltnißmäßig zur Gesammtheit wohlhabenden Haus⸗ stand voraus. Woher kommt dies? Es ist wohl an der Zeit, daß der Grund des Uebels in Europa laut und deutlich und mit

gebührender Wahrheit ausgesprochen werde. Irland ist ein er— öbertes Land und wird noch als ein solches seit 1649 von den

Tories behandelt. Die Englaͤnder nahmen unter Cromwell alles

Brund⸗Eigenthum, welches Katholiken gehörte, in Beschlag, und

Lord Clare, welcher 1819 Lord-Kanzler von Irland war, erklärte,

daß seit jener Epoche fuͤnfzehn Sechszehnthélle des Irlaͤndischen

Grund und Bodens nach und nach in die Haͤnde der Protestanten

gekommen seyen. So bildete sich in jenen Gegenden eine pro—

testantische Aristokratie auf dieselbe Weise uͤber der dienenden ka— tholischen Bevdlkerung, wie in denjenigen Gegenden, die im Mit— telalter von Muhamedanern erobert wurden, eine Muhameda⸗ nische über der Christlichen Bevölkerung. Aber die aufgebrachten

Irlänschen Vasallen und Pächter fuͤhrten einen Parten ingerkrieg

gegen ihre Herren, so daß diefe nicht auf ihren Besitzungen woh—