1841 / 239 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

gistrirten Gemeinden anzuwenden, und fuͤr die anderen den gegen⸗ wärtigen Zustand der Dinge beizubehalten.“ ;

Im Moniteur parisien liest man: „Wir erfahren, daß der Temps und die Journale, welche seinen Artikel aufgenom⸗ men haben, auf der Post in Beschlag genommen worden sind.

In Lille ist es am Freitag Abend zu ernsten Unruhen ge— kommen. Zuverlaͤssige Mittheilungen hatten die Behörde in Kenntniß gesetzt, daß es die Absicht der Ruhestöͤrer sey, das Praͤ⸗ sektur⸗Gebäude und den Telegraphen anzugreifen. Wirklich er— schienen ansehnliche Volkshaufen vor der Praͤfektur, stießen Ge⸗ schrei und Drohungen aus, warfen mit Steinen und zertruͤmmer— ten die Fenster. Sie forderten mit Ungestuͤm die Freilassung der gefaͤnglich eingezogenen Personen. Nachdem Militair und Natio— nalgarde angelangt waren, um das Praͤfektur⸗Gebaͤude zu shůͤßen, zogen die Haufen nach dem Exerzlerplatze. Dort wurden die Auf— tritte stuͤrmischer und der Widerstand lebhafter. Man errichtete eine Barrikade, die aber durch eine Compagnie Voltigeurs bald genommen und zerstoͤrt wurde. Tages darguf ergriff die Be⸗ hörde so energische Maßregeln, daß man die Ordnung nicht wie— der zu stören wagte. Einige der Hauptraͤdelsfüährer wurden ver— haftet. ö Eine telegraphische Depesche aus Bordeaux meldet, daß dort und in der Umgegend Alles ruhig sey, und daß die begon⸗ nene Registrirung ohne Widerstand fortgesetzt werde.

Dem Constitutionnel wird aus Gran vom 12ten d. ge⸗ schrieben: „Abd el Kader befindet sich in diesem Augenblicke in Biskranah; er will die Ruhe, die wir ihm lassen, benutzen, um seine regulairen Truppen, deren er mehr als jemals bedarf, zu verstaͤrken. Die Chefs von Scheurg haben sich in den ersten Ta— gen dieses Monats versammelt, um dieser neuen Rekrutirung Wi⸗ derstand zu leisten. Man klagt in dieser Versammlung den Emir laut der Usurpation an, und es kam ein ernstes Buͤndniß gegen ihn zu Stande. Es war ein Tag angesetzt, wo alle Mitglieder die— ser Versammlung einen Eid leisten sollten, und man Patte meh— rere entferntere Staͤmme aufgefordert, sich dazu einzufinden; es bereitete sich auf diese Weise eines jener großen Erxeignisse vor, die so oft die Regierungsform jener Provinzen veraͤndert haben, als plotzlich die rothe Kavallerie Abd el Kaders die Versammlung uͤberfiel und alle Verschworenen in die Flucht trieb. Statt jeder Strafe verordnete der Emir eine außerordentliche Aushebung von Infanterie in der Provinz, welche den Empoͤrern zum Sammel— punkte gedient hatte. Der General Bugeaud hat sich nur sehr kurze Zeit in Mostaganem aufgehalten; die Unterhandlungen, welche man mit den Stämmen, die sich unterwerfen wollten, angeknuͤpft hatte, haben zu keinem Resultate gefuhrt, da man sich uͤber die Bedingungen nicht verstaͤndigen konnte. Unsere Hospitaͤler sind bei der unertraͤglichen Hitze, die jetzt hier herrscht, mit Kranken überfüllt.“ ; . ; .

Nachrichten aus Marseille zufolge ist der General Bugeaud am 14ten Abends wieder in Algier eingetroffen. Er brachte den Aga von Mascara mit, der sich der Franzoͤsischen Herrschaft un— terworfen hat. .

Boͤrse vom 23. August. Die offizielle Widerlegung der von dem Temps verbreiteten Nachricht fand an der Boöͤrse kei nen unbedingten Glauben, und mißbilligend ward die Anzeige aufgenommen, daß man die Journale wegen Mittheilung eines solchen Geruͤchtes mit Beschlag belegt habe. Es hieß heute, die Herausgeber jener Journale seyen zusammengetreten, um eine Protestation abzuwarten; auch war an der Boͤrse das Geruͤcht von ernsten Unruhen, die zu Niort ausgebrochen waͤren, ver⸗ breitet. Dies Alles wirkte nachtheilig auf die Course der Renten und die 3proc, schloß zu 77. 30.

Ft Paris, 23. Aug. Der gewohnlich gut unten y ichtete Temps gab gestern zur Bestuͤrzung der Freunde des in, . riums, zum Jubel seiner Gegner, und zum Erstaunen aller Welt, die Versicherung, daß Herr Humann sich gendthigt geglaubt, den Census, wenigstens so weit er auf das Patentwesen Bezug habe, einzustellen. Die Quelle, aus welcher diese Nachricht kam, war um so weniger verdächtig, als der Temps, obgleich kein ministe⸗ rlelles Blatt, die von Herrn Humann angeordneten Maßregeln von Anfang an gebilligt, ja mit außerordentlicher Warme verfoch— ten hatte. Gleichwohl stieß jene Angabe so hart gehen die Illge⸗ mein herrschende Meinung von der Festigkeit des Kabinets Aber⸗ haupt und namentlich des Finanz⸗Ministers an, . . die Zwei⸗ fel selbst Derjenigen erregte, welche sie als die Botschaft des Triumphs ihrer Ansichten und ihrer Besirebungen ansehen konnten. Das offizielle Abendblatt hat diese Zweisel bestã⸗ tigt, indem es die Angabe des Temps dahin berichtigt, daß der Census der Patentpflichtigen keinesweges eingessellt, daß viel⸗ mehr nur seine fiskalischen Wirkungen auf das Jahr 1843 hin⸗ ausgeschoben seyen, weil man nicht frůͤhe genug mit den noͤthigen Verarbeiten fertig werden koͤnne, um jene Wirkungen schon fuͤr das naͤchste Steuerjahr eintreten lassen zu konnen. Mehrere Journale wollen freilich diese Verfugung fuͤr gleichbedeutend mit einem foͤrmlichen Fallenlassen des Census ausgeben; allein sie sind offenbar nicht guten Glaubens bei dieser unhaltbaren Vehauptung, Der Temps und, sieben andere Journale, welche seine Nachricht in ihre Ausgabe fuͤr die Provinz aufgenommen hatten, sind auf der Post mit Beschlag belegt worden. Diese Maßregel hat hren Grund nicht sowohl in gesetzlichen Ruͤcksichten, denn es ist keine Anklage irgend einer Art wegen sener falschen Angabe denkbar, als in der gewiß rechtmäßigen Befuͤrchtung, daß jenes Geruͤcht, wenn es vierundzwanzig Stunden vor der amtlichen Widerlegung in der Provinz verbreitet worden ware, dem Widerstande gegen den Census einen bedeutenden Vorschub geleistet haben wurde. Es ist demnach zu erwarten, daß die fraglichen Journale ohne weiteres gerichtliches Verfahren wieder freigegeben werden. Ue— brigens ist es seit 1830 das erste Mal, daß eine so große Zahl von Blaͤttern gleichzeitig mit Beschlag belegt worden ist.

Den amtlichen Verhandlungen uͤber den projektirten Franzoͤ— sisch⸗Belgischen Handelsvertrag scheinen persbnliche Konferenzen der Könige Louis Philipp und Leopeld in Eu uͤber diefen Ge— genstand vorhergehen zu sollen. Ob diese Negotiationen eine be— deutende Modifizirung der Handels-Verhaͤltnisse zwischen Frank— reich und Belgien zur Folge haben werden, gilt, bei allen sich in diesem Sinne aus sprechenden Wüͤnschen, gewisser legislativer Schwierigkeiten halber, fuͤr zweifelhaft. ; ;

Als Grund der Räumung der Insel al Rast wird von den Freunden des Ministeriums angegeben, daß Epanien sich gewei⸗ gert habe, den Pachtkontrakt auf eine gewisse Reihe von Jahren zu verlängern, während die Aussicht auf eine moglicherweise nach Jahresfrist erfelgende Kündigung der Franzoͤsischen Regierung nicht erlaube, die Bauten und sonstigen Anlagen zu machen, welche der Zweck der Niederlassung erfordere. Demnach waͤre es also doch die Madrider Regierung, welche jene Maßregel nothwendig gemacht haͤtte. Damit ist aber freilich nicht gesagt, daß Dranien nicht die besten Gründe fur seine Weigerung gehabt haben koͤnne. Die Flotte des Admiral Hugon soll be nt seyn, gemein⸗

aftlich mit einer gleichen Zahl Englischer Schiffe, in den Levan—

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lischen Gewaͤssern den fuͤr unvermeidlich und ganz nahe bevorste⸗ hend gehaltenen Tod des Sultans Abdul Medschid abzuwarten, um für alle Ereignisse berest zu seyn, zu denen der Thronwechsel in Konstantinopel Vorwand oder Veranlassnng werden könnte.

Die an den Abfall des kleinen Stamms' der Medscher am unteren Schelif geknuͤpften Hoffnungen einiger sanguinischen Al— Zierer Korrespondenten haben sich, wie voraüszusehen war, nicht bewahrt, Man hat vergebens versucht, mit den übrigen Stam men in der Naͤhe von Mostaganem Vertraͤge abzuschüseßen; alle Unterhandlungen sind bereits wieder abgebrochen, und die Vorbe— reitungen zu dem Herbst-Feldzuge werden mit verdoppelter Thaͤ— tigkeit betrieben.

Großbritanien und Irland.

London, 21. Aug. Heute versammelte sich das Oberhaus um halb 3, das Unterhaus um 11 Uhr, und es wurde in beiden die Vereidigung der Mitglieder fortgesetzt.

Die schon erwaͤhnte Erklarung der Times uͤber die Korn— gesetz⸗Frage ist unter den gegenwartigen Umstaͤnden, und da die—

ses Blatt, vermoͤge seiner großen Verbreitung und Autorität un— ter allen Klassen des Englischen Volks zu jeder Zeit und in jeder Beziehung einen bedeutenden Einfluß auf die dͤffentliche Meinung ausuͤbt, gewiß von nicht geringem Gewicht, und es duͤrfte daher eine ausfuͤhrlichere Mittheilung ihres Inhalts angemessen seyn. Dieses konservative Organ aͤußert sich nun hierüber in folgender Weise:

„Mehrere unserer Kollegen von der Presse zeigen eine fuͤr uns hoͤchst schmeichelhafte Bemuͤhung, zu errathen, wäs wir wohl von den Korngesetzen denken und wie wir uns, wenn nun im Parla⸗ ment die Sprache darauf kommen wird, zu verhalten Willens sind. Obschon wir nun in beiden Beziehungen auf fruͤhere Aeußerungen und das bisher befolgte Verfahren unz berufen koͤnnten, so ist es uns nicht eben ungelegen, den Anlaß zu ergreifen, um jenen Neu gierigen die Muͤhe und Unsicherheit weiterer Vermuthungen zu er⸗ sparen, indem wir unsere Ansichten in so unzweideutigen Ausdrücken, als nur möglich, darlegen.“

Nun denn, in der Theorie sind wir gegen den beschraͤnkenden Charakter der bestehenden Korngesetze. Wir betrachten es als eine ausgemachte Sache, daß die aüf und ab schwankende Skala beein traͤchtigend gewirkt und Gelegenheit zu vielfachem Betrug gegeben hat. Gerade das Wagniß und die Ausdehnung der dabei vorkom menden Schliche und Kniffe haben ben Erfolg derselben gefoͤcdert. So traurig indeß das Gestandniß seyn mag, so fuͤrchten wir doch, daß die Erfindsamkeit der Staatsmänner niht im Stande seyn duͤrfte, einen Plan auszukluͤgeln, der dem Scharfsinn und der Erfahrung des Kornspekulanten gewachsen ware; und wir glauben daher leider, An zeichen zu bemerken, daß man die Absicht hegt, eine Einrichtung bei zubehalten, die nach unserer leberzeugung stets unwirksam bleiben muß. Dabei aber halten wir es für dringende Pflicht, jedem Vor schlag zu einer Maßregel, wodurch die schwankende Skala von den Nachtheilen, welche ihr anhaͤngen, befreit werden koͤnnte, eine reifliche und aufeichtige Pruͤfung angedeihen zu lassen. Sollte, ganz ge gen unsere Ecwartungen, irgend ein derartiges Projekt, dem Zwecke entsprechend, vorgebracht werden, so werden wir gern bereit seyn, das Verdienstliche desselben anzuerkennen.“

„Zur Haupt Frage kommend, mag es nochmals hier stehen: ab— strakt genommen, im Prinzip, oder wie man es sonst nennen mag, sind wir gegen die bestehenden Beschraͤnkungen. Warum also gehen wir nicht sogleich ans Werk, dieselben mit unserer Feder zu stuͤrzen?“

„Wir schaͤmen uns unserer Gruͤnde nicht und wollen sie rund heraussagen.“

„Zuerst, so wird sich jeder rechtliche Mann mit nicht geringem Widerwillen in eine Sache mischen, die durch alle moͤglichen Schwin« deleien der Minister (wir haͤtten fast gesagt, der vorigen Minister beschmutzt ist, und namentlich durch jene höoͤchst unverschaͤmte Gauke— lei, durch das Gescheei nach wohlfeilem Brod fuͤr den Arbeiter un terstuͤtzt wird, ein Geschrei, worguf die Antwort so nahe liegt und so oft ert heilt worden ist, daß die Naͤchstenliebe felbst nich: glauben mag, es sey den Anstiftern um etwas Anderes als um Betrug zu thun, wenn stie sich eines Losungswortes bedienen, dessen Unwahrheit sie in ihrem Herzen nicht leugnen konnen, um, fo wet sie es vermögen, den unwissenden Armen gegen den Reichen aufzuhetzen, den Fabkikanten gegen den Agrikulturisten, und Alles, dessen fie habhaft werden koͤn⸗ nen, gegen eine konservative Regierung. Sie muͤssen es aber so gut wissen, als wir es ihnen sagen können daß der behagliche Zustand des Arbeiters nicht von dem Durchschnittspreise des Brodtes ab= haͤngt, sondern von dem Lohn, den er von seinem Brodtherrn zu erhalten vermag. Wenn auch der Durchschnittspreis der Leben; mittel faͤllt, so ist er doch nur so lange besser daran, als nicht der Durchschnitt des Lohns auf das nene Niveau herabgesunken ist; dann aber findet er sich, eben so wie vorher, in behaglichem oder jammervollem Zustande, je nachdem er viel oder wenig Arbeit hat. Staͤtigkeit im Preise der Lebensmittel konnen allerdings sowohl Brodherr wie Arbeiter mit Recht begehren; was jedoch Wohlfeil⸗ heit anbelangt, so gestehen die Fabrikherren selbst, daß sie wohlfei les Brod wuͤnschen, weil es sie in den Stand setzen wuͤrde, billiger als ihre auswärtigen Konkurrenten zu ver— kglfeh. Wie so? Durch Heruntersetzung des Arbeits— lohns. So viel in Betreff der Aussichten für die Arbeiter. Und doch setzen dte Mitgilieder des Vereins gegen die Korngesetze ihr Geschäft fort, ein Geschrei unter den Arbeitern zu erheben, welches bekantlich in der Geschichte mehr als jedes andere stets der Vor⸗ laͤufer von Blut und Tumult war, und welches reden muß, wie es beginnt, mit bloßer Aufceizung der Armen, entweder durch vermeint—⸗ liche Bedrückung, wenn es fehlschlagt, oder durch wirkliche Ent taͤuschung, wenn es gelingt.“

„Dies waͤre indeß, wiewohl es ein uns vorweg einnehmender Grund seyn konnte, doch natuͤrlich an sich kein hinreichender Grund für unser verhaältnißmaͤßiges Stillschweigen. Ein solcher Grund aber findet sich in dem jetzigen Zustande Englands. Wir betrachten es gal höchst wuͤnschenswerth fuͤr das Gedeihen des Englischen Handels, folglich auch Englands, daß die Beschränkungen der Getraide⸗ Ein fuhr allmaäͤlig aufgehoben werden. Doch fuͤr eben so unrecht wurden wir es halten, uns ohne lange vorhergegangene Ankuͤndigung und all maͤlige Vorbereitung selbst in denenigen Zustand der Dinge zu stuͤr zen, den wir, abstrakt genommen,“ für den besten halten. Ar beit und Speculation muͤssen nach und nach in ihre nen Kanaͤle geleitet werden; auf der einen Seite darf die acker— bguende Bevdblkerung sich nicht plötzlich ihrer Untechaltsmittel beraubt sehen; auf der anderen Seite ist dem blinden ungestüͤmen Hin— strmen nach den Manufakturen, welches gewiß eintreten wurde, so bald die gegenwartigen Hemmungen wegfallen, ernstlich vorzubeugen.

Endlich, so muß auch vermieden werden, daß die Getraide- Einfuhr

allzu rasch zunehme und der Begehr nach unseren Manufaktur Wag⸗ en. welche als Zahlungsmitsel gebraucht werden follen, uͤberfluͤgele. Unser Goldvorzath kann einen ziemlichen Abfluß vertragen; aber auch hier giebt es GeKnzen, die nicht ungestraft überschritten werden.“ Und nun laßt unz zuschen, welches der Stand der Parteien ist in Bezug auf, die Korngesetz Frage. Ein Minssterium teift ab, wel⸗ ces wir in Verdacht haben, es würde, wenn es am Ruder geblieben ware, zu viel haben thun wollen, während es unfaͤhig gewesen, irgend iwas zu Stande zu bringen. Es würde, wenn es gekonnt haͤtte zu viel gethan haben, denn seine ganze Staͤcke beruht ja auf derjenigen Partei im Lande, die eine ploͤtzliche und gaͤnzliche Aufhebung der Korngesetze fordert. Dieser Partei haben sich die Whig Minister in die Arme geworfen; durch diese Partei haben sie versuͤcht, die Na⸗ ion aufzuregen; eine elfisaͤhrige abschreckende Erfahrung hat uns be⸗ lehrt, daß sie dieser Partei Alles zugestehen würden, was sie uͤberhaupt zugestehen konnten. AÄndererseits ist e aber bekannt, daß auch die wohl⸗ äberda btesten Maßregeln, sobald? ste von den Whig ⸗Ministern in Vorschlag gebracht werden, guf große Hindern iss' soß n. Dit gen!

ö

.

gelten fuͤr so handgelenkig und singerfertig, daß das Publikum, als ein vorsichtiger Hausherr, ihnen das Silbergeschirr nicht einmal zum Reinigen anvertrauen kann. Diese Whig⸗Minister nun, zugleich gefaͤhrlich und unwirksam, treten jetzt vom Staats⸗Ruder ab, und es kommt, wie wir annehmen durfen, ein Minister an ihre Stell e, der ganz besonders befaͤhigt ist, die obschwebende Frage aufzuneh— men und diejenigen Konzessionen, welche er den Gegnern der ge—⸗ genwaͤrtigen Beschraͤnkungen mit weiser Berathung der Umstaͤnde etwa machen will, auch durchzusetzen; ein Minister, nicht person⸗ lich dem Interesse der Grundbesitzer verschrieben und doch als Haupt der konservativen Partei politisch in gutem Vernehmen mit ihnen, allein eben darum auch besorgt, nicht barsch und gewaltsam gegen sie vorzu⸗ schreiten. Was Sir Robert Peel's aͤußerste Ansichten feyn mö— gen, koͤnnen wir nicht wissen; aber wir haben einige Anzeichen be— obachtet, die auf eine bedeutende und nicht sehr ferne in. in dem jetzigen System deuten. Wenn nun dieser Fall eintritt, so ist gewiß Sir Robert Peel, sollten wir auch in einzelnen Punkten seinem Urtheil nicht ganz trauen, der Mann, von dem wir, da er durch Kenntniß der verschiedenen Interessen des Landes, durch Vor— sicht und Erfahrung sich auszeichnet, mehr als von irgend einem Anderen eine zugleich sichere und wirksame Maßregel erwarten duͤr— fen. Grund genug, zu zögern, bevor man den Gegenstand in laͤr⸗ mend deklamatorische Behandlung nimmt. Wollten wir anders zu Werke gehen, wir wurden der Partei, die das Land in Leidenschaf ten zu entflammen bemuͤht ist und doch nichts Wirksames zu Stande bringen wird, in die Haͤnde arbeiten.“

Dies ist jedoch noch nicht Alles. Wir haben bis hierher so ge sprochen, als sey die Korngesetz⸗Frage der Wendepunkt der ministe⸗ riellen Politik. Wenn uns nun ihn Bezug auf diese Frage eine ge— maͤßigte Darlegung unserer Ansichten am geeignetsten ünd zwerh⸗ dien lichten scheint, so müssen wir uns um ou! mehr huͤten, durch unvorsichtige Reden die Wirkfamkeit der Unterstuͤtzung zu schwaͤchen, die wir der kommenden konservativen Regierun zu ge⸗ ben verpflichtet sind, einer Regierung, die, sie mag volfkomnken seyn oder nicht, gegenwartig der Repraͤsentant und Beschuͤtzer der vogn uns verehrten Prinzipien in Staat und Kirche ist. Wir muͤssen erst zusehen, wie sie in dieser großen Stellung verfahren wird, be⸗ vor wir mit Meinungsverschiedenheiten auftreten, die an sich wohl bedeutend, doch nicht alluͤberwiegend sind. Die Handelsweise der neuen Minister in Bezug auf andere und hoͤhere Fragen wird auf die unsrige in Bezug auf die Korngesetzfrage nicht wenig einwirken.“

Sir Howard Douglas, der bisherige Britische Lord Ober— Tommissair der Jonischen Inseln ist, vön Korfu zuruͤckkehrend, hier eingetroffen.

Im politechnischen Institut zu London hat man Versuche mit einem elektromagnetischen Drucktelegraphen angestellt, die nichts zu wuͤnschen uͤbrig lassen sollen. Ersinder ist Alexander Bain, schon berüͤhmt als Verfertiger guter Chronometer. Der neue Te— legraph setzt eine Person in Stand, mit einer andern in beliebi— ger Entfernung und zwar so zu korrespondiren, daß Alles, was Einer dem Andern zu sagen hat, sogleich gedruckt zu lesen ist, und zwar so schnell, daß man von London nach Woolwich in einer Stunde korrespondirt. Das Prinzip soll dasselbe seyn, wie bei den elektrischen Glocken und dem Elektro⸗Telegraphen, von denen es aber wieder ziemlich still geworden.

Auf dem Markte zu Stafford erschien am 13ten ein lieder— licher Arbeiter aus Donstone und verkaufte seine Frau, die er an einer Halfer um den Leib zweimal rings um den Markt führte und laut feilbot, an ein Individuum ähnlichen Gelichters fuͤr 18 Penge und ein Quart Ale. Die Frau wurde hierauf dem Kaͤu— fer uͤberliefert, und die drei Betheiligten verfuͤgten sich, von einer Masse Volks begleitet, nach einem Wirthshause, um den geschlos⸗ senen Vertrag beim Glase zu ratifiziren. ?

Aus St. Helena erhaͤlt man die Nachricht, daß dort im Juni 8 bis 10 Portugisische Sklaven⸗Schiffe eingebracht und zur Consiscation verurtheilt worden seyen. ö

London, 24. Aug. Die Thron-Rede ist gestern im Ober hause durch den Lord⸗Kanzler im Namen der Koͤnigin verlesen

worden; sie lautet folgendermaßen:

—Mylords und Herren!

„Es ist uns von Ihrer Majestaͤt befohlen worden, Ihnen an— zuzeigen, daß Ihre Majestaͤt sich der fruͤhsten Gelegenheit nach der Aufloͤsung des letzten Parlamentes bedient hat, um sich an Ihren Rath und Beistand zu wenden.“

„„Ihre Majestaͤt erhaͤlt' von den auswärtigen Maͤchten fort— wahrend erfreuliche Versicherungen ihres Wunsches, die freund— schaftlichsten Verhaͤltnisse zu Ihrer Majestaͤt aufrecht zu erhalten.“

„Ihre Majestaͤt hat dse Genugthuung, Ihnen mitzutheilen, daß die Zwecke, um deren willen der Trakt vom 15. Juli 1846 zwischen Ihrer Majestaͤt, dem Kaiser von Oesterreich, dem Koͤ— nige von Preußen, dem Kaiser von Rußland und dem Sultan abgeschlossen wurde, vollstaͤndig erreicht sind, und es ist Ihrer Majestaͤt erfreulich, erklaren zu köͤnnen, daß die vorübergehende Trennung, welche die in Verfolg jenes Traktats ergriffenen Maß— regeln zwischen den kontrahirenden Theilen und Frankreich ver— ursachten, jetzt aufgehört hat.“

„Ihre Majestaͤt hofft zuversichtlich, daß die Einigkeit der Hauptmaͤchte uͤber alle Angelegenheiten, welche die großen Interes⸗ sen Europa's betreffen, eine sichere Gewaͤhr fuͤr die Erhaltung des Friedens darbieten wird.“

„Ihre Majestaͤt freut sich Ihnen anzeigen zu können, daß in Folge der Raͤumung Ghorian's durch die Persischen Truppen Ihre Majestaͤt Ihrem Botschafter vom Persischen Hofe befoh⸗ len hat, nach Teheran zuruͤckzukehren.“

„Ihre Maßjestät bedauert, daß die Verhandlungen zwischen Ihren Bevollmächtigten in Ehing' und der Chinesischen Regie— rung noch nicht zu einem zufriedenstellenden End. haben gebracht werden koͤnnen, und daß es nothwendig geworden ist, die Streit⸗ kraͤfte, welche Ihre Majestaͤt in die Chinesischen Gewässer gesandt hat zur Handlung zu bringen; indessen hofft Ihre Majestät noch immer, daß der Kaiser von China die Gerechtigkeit der Forde— rungen erkennen wird, welche Ihrer Majestaͤt Bevollmaͤchtigte zu machen angewiesen worden sind.“

Ihre Majestaͤt wuͤnscht sich Gluͤck, Ihnen zu melden, daß die Streitigkeiten, welche zwischen Spanien und Portugal wegen der Ausfuhrung eines zwischen diesen Maͤchten im Jahre 1836 geschlossenen Vertrages uͤber die Regulirung der Schifffahrt au dem Duero entstanden waren, durch Vermittelung Ihrer Maßjestat und zur Ehre beider Theile freundschaftlich beigeleg? worden sind.“

„Die Schuld, welche das gesetzgebende Cörps von Ober? Ka⸗ nada fuͤr öffentliche Arbeiten auf sich geladen hat, ist ein ernstes Hinderniß weiterer Fortschritte, welche dem Wohle der Vereinig—

ten Provinz wesentlich sind. Ihre Majestaͤt hat den General⸗

Gouverneur ermächtigt, Kͤber diesen Gegenstand dem Rath und dem Versammlungshause von Kanada eine Mittheilung zu ma— chen. Ihre Majestaͤt wird Ihnen die betreffenden Papiere vorle⸗ gen lassen und hegt das Vertrguen, daß Sie Dingen, welche das « Wohlseyn Kanadas und di Starke des Reichs so wesentlich be⸗ ruͤhren, mit vollem Ernste Ihre Aufmerksamkeit widmen werde.“ „Herren vom Hause der Gemeinen!

„Wir haben Ihnen die Versicherung zu geben, daß Ihre Najestaͤg mit völligem Vertrauen auf Ihre Loyalitaͤt und auf Ihren Eifer sich verläßt, geeignete Fuͤrsorge für den öffentlichen

Dienst zu treffen, so wie auch fuͤr die fernere Verwendung der von dem letzten Parlament bewilligten Summen. Mylords und Herren!

wi e, noch besonders den Befehl erhalten, Ihnen zu er⸗ klaͤren, daß die außerordentlichen Ausgaben, welche die Ereignisse in Kanada, China und im Mittellaͤndischen Meere verursacht ha⸗ ben, und die Nothwendigkeit eine ,, . unserer ausgedehn⸗ ten Besitzungen entsprechende bewaffnete Macht auf echt u erhalten, es noͤthig gemacht haben, die Mittel die, offentlichen Einkünfte zu d. . . auf eine Weise geschehe, welche Ihrem Volke am wenigsten lästig wird, und Ihre Majestaͤt ist nach reifer Ueberle⸗ gung der Meinung, daß Sie unter diesen Umstaͤnden am fuͤglich⸗ sten ihre Aufmerksamkeit auf eine Revision der auf auslaͤndischen Produkten lastenden Zölle lenken mochten. Sie wuͤrden zu erwaͤ⸗ gen haben, ob einige dieser Zoͤlle, ihrem Betrage nach nicht so Jering sind, daß sie dem Schatze keinen Gewinn bringen, waͤh⸗ rend fie doch fuͤr den Handel belaͤstigend wird. Sie moͤgen ferner pruͤfen, ob das Prinzip des Schukes, auf welchem andere dieser Zoͤlle beruhen, nicht in einer Ausdehnung in Anwendung gekom— men ist, welche dem Staats- Einkommen und den Interessen des Volkes auf gleiche Weise nachtheilig seyn , .

„Ihre Masestaͤt wuͤnscht, daß Sie die Gesetze in Erwaͤgung ziehen, welche den Getraide⸗Handel reguliren. Sache seyn, daruͤber zu entscheiden, ob diese Gesetze nicht die na—

tuͤrlichen Schwankungen in der Zufuhr verschlimmern, ob sie nicht

den Handel hemmen, Störungen im Geldwesen verursachen und durch ihre Wirkung die Behaglichkeiten der großen Masse des Gemeinwesens vermindern und deren Entbehrungen vermehren.“

„Ihre Majestaͤt hegt das innigste Mitgefühl fuͤr diejenigen ihrer Unterthanen, die jetzt durch Noth und durch Mangel an Beschäftigung zu leiden haͤben, und es ist daher Ihr eifrigstes Ge— bet, daß alle Ihre Berathungen von Weisheit geleitet seyn und zur Wohlfahrt Ihres geliebten Volkes beitragen mbgen.“

Belgien.

Brüssel, 23. Aug. Der König und die Königin sind heute fruͤh von Ostende nach Paris abgereist. Der Köͤnig will, wie es heißt, in der Franzoͤsischen Hauptstadt die Bemuͤhungen der Bel— gischen Kommissarien zur Abschließung eines Handels⸗Traktats ünterstuͤtzen. Ein ministerielles Journal versichert, man könne mit Gewißheit einem positiven Erfolg der jetzt in Paris stattfin⸗ denden Unterhandlungen bald entgegensehen, und zwar wurde die— ser Erfolg guͤnstiger feyn, als der der meisten diplomatischen Feld— zuͤge, mit denen sich unsere Presse in der neueren Zeit besch aͤf⸗ tigt habe.

Dänemark.

Kwpenhagen, 23. Aug. Dem Vernehmen nach, berichten hiesige Blätter, kann man erwarten, daß die Reue Landkommunal— Ordnung sehr bald publizirt werden wird.

Die Aerndte ist jetzt in allen Theilen des Landes in vollem Gange, von Roggen ist schon viel eingefahren und das schöͤne Wetter, welches wir haben, beguͤnstigt auch das Einärndten der übrigen Korngrten. Üleber das Resuͤltat der Aerndte in Seeland liet man in Dagen, daß Roggen nur eine maͤßige Ausbeute zu liefern verspricht, Waizen weniger als voriges Jahr vom Rost ge— litten zu haben scheint, Gerste Und Hafer eine eben so gute Aus—⸗ beute als im vorigen Jahre, Erbsen nur eine Mittelarndte geben werden. Mit der Rapszaͤrndte ist man dagegen sehr zufrieden.

In den ersten 7 Monaten des Jahres sind hier in Kopen— hagen im Ganzen 385.000 Tonnen Getraide eingefuͤhrt, ein Quan— tum, welches den Verbrauch der Stadt bei Weitem uͤbersteigt.

Ueber die Expedition auf der Fregatte „Bellona“ liest man Nachstehendes in der Handels-Zeitu ng: „Die Fregatte „Bel⸗ lang, gist jckt nach ein jähriger Abmwesenhrit von ihrer Reise nach Suͤd-Amerika zuruͤckgekehrt. Einer der Hauptzwecke dieser Expe— dition war, wie bekannt, den Daͤnischen Handel und die Daͤnische Schifffahrt in den Suͤd-Amerikanischen Staaten durch Einleitung diplomatischer Verbindungen mit denselben zu sichern, und zugleich einen pon unseren Schiffs⸗Rhedereien geaußerten Wunsch zu erfuͤllen, daß naͤmlich in den Gewaͤssern, in welchen die Handels⸗Marine eine be⸗ deutende und einträgliche Frachtfahrt treibt, die DaͤnischeHandelsflagge durch eine Kriegs-Marine beschützt werde. Der Chef der Expe— dition, Kammerherr, Commandeuͤr Wulff, hat deshalb sich an verschiedenen Stellen sofort mit den respektiven Regierungen in Verbindung gesetzt, und bei allen hat er theils einlestende S chritte gethan, um traktatmaäßige Verbindungen anzuknüpfen, theils die beruhigendsten Bersicherungen in Betreff der Beschuͤtzung des Daͤnischen Handels und der Daͤnischen Schifffahrt in ihren Staa— ten empfangen. Mit den Regierungen der Republik Uruguay und der Argentinischen Conföͤderation sind solchergestalt Unterhandlun⸗ gen eingeleitet, und von beiden hat man die Zusage erhalten, daß Daͤ⸗ nische Schiffe und Unterthanen auf demselben Fuß wie die der uͤbrigen Europaͤischen Volker behandelt werden sollen, wie denn auch, wie schon gemeldet, Daͤnische Konsulate sowohl in Monte— video als in Buenos-Ayres errichtet worden sind. Auch hat sich der Commandeur Wulff, gleich nach Ankunft der Fregatte zu Valparaiso, an welchem Platze schon zuvor ein Daͤnischer Konsul angesetzt worden war, nach der Hauptstadt von Chili, St. Jago, begeben, wo der Praͤsident der Republik sich sofort erbot, uͤber den Abschluß eines Handels-Traktats zu unterhandeln; da aber der Zweck der Expedition es nicht gestattete, die Zeit abzuwarten, wo die Sache dem Senat vorgelegt werden konnle, so ward aus⸗ gemacht, daß die Unterhandlungen durch die diplomatischen Agen— ten der kontrahirenden Maͤchte bei einem der Europäischen Hofe beendigt werden sollten, und der Commandeur erhlelt außerdem das schriftliche Versprechen, daß der Daͤnische Handel und die Königlichen Unterthanen inzwischen, unter Voraussetzung von Re— ciprozitàat, auf dem Gebiete der Republik allen Schutz und alle Vortheille genießen sollten, die jetzt und in Zukunft der am mei— sten beguͤnstigten fremden Nation zugestanden werden. In Lima, wo der Commandeur Wulff zu Anfang Mai eintraf, trat er sogleich mit dem Präsidenten der Republik Perm in Verbindung. Dieser erklaͤrte ihm, daß ausdrkckliche Bestimmungen im Grundgesetze soͤrmliche Handels⸗Stipulationen einzugehen verboten, fuͤgte aber im Namen der Regierung hinzu, daß er dergleichen Stipulationen als unndthig ansehe, und daß der Daͤnische Handel und die Daͤ— nischen Unterthanen, kraft der Gesetze der Republik und der in derselben geltenden Prinzipien, stets in Peru allen den Schutz, alle die Sicherheit uud alle die Vortheile finden wurden, welche die gegenseitigen Handels-Verbindungen wüänschenswerth machen durften. Ai ßer dem hat die Regierung der Republik dem vom Commanden l als Daͤnischen Konsnl ad interim angestellten Kaufmann H. Witt in Lima das erforderliche Exequatur verliehen. Da eine Reise nach

Uakaquil es eben so gut wie unmöglich gemacht haben wuͤrde mit der Fregatte vor dem Eintritt des Winters zurückzukehren so hat Commandeur Wulff sich nicht mit der Republit Ecuador in direkte Verbindung seken koͤnnen, und eben so wenig mit Bo— livig, dessen Hauptsfadt Chuquisaca 40 Tagereisen vom Hafen

Betracht zu ziehen. Es liegt Ihrer Masestäͤt sehr

Es wird Ihre

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Tobija entfernt ist. Dagegen hat der Commandeur seinen Auf— enthalt iu Lima dazu benutzt, mit den Charges d'affaires der bei— den letztgenannten Republiken in jener Stadt die erforderlichen

Schritte zu ferneren Unterhandlungen einzuleiten.“

Deutsche Bundesstaaten.

München, 23. Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Vayern hat diesen Morgen unsere Stadt verlassn und be⸗ giebt sich ber Dresden und Pillnitz, wo er einige Tage zu ver— weilen gedenkt, nach Liegnitz.

Briefe aus Berchtesgaden melden die gluͤckliche Ankunft, so— wehl unseres Königs, als des Königs von Sachsen. Ihre Ma—⸗ jestaͤt die Königin von Sachsen wird bis naͤchste Woche in Bie⸗ derstein bleiben, indem ihr erlauchter Gemahl von Berchtesgaden aus noch einen botanischen Ausflug in die Salzburgschen Gebirge beabsichtigt. ; !

Griechenland.

Paris, 23. Aug. Dem Univers wird aus Athen ge— schrieben, daß das neue Griechische Ministerium sich bereits wieder in voller Auflöͤsung befinde., Maurokordato sey fest entschlossen, a. Entlassung einzureichen und in das Privatleben zuruͤckzu⸗ ehren.

Türkei.

Briefe aus Smyrna vom g. August entwerfen ein duͤsteres Bild, von der trostlosen Lage, in welche die durch den Brand ver— ungluͤckten Famillen verseßzt worden sind. Nach glaubwürdigen Angaben betragt die Zahl der in Asche gelegten Gebäude 11,B398, darunter 4780 Tuͤrkische, 1791 juͤdische, 2.3 Griechische und 17 Armenische Haͤuser, 2 Karawanserais, 2914 Kaufläden im Ba— zar und 1501 in verschiedenen anderen Stadttheilen, 10 große und kleine Moscheen, 8 Synagogen, 5 Vader und' 42 öffentliche Schulen. Das in Smyrna erscheinende Englische Journal Man— zari Shark sagt: wenn wir den Werth eines jeden Gebäudes im Durchschnitt nur mäßig zu 20,900) Piaster annehmen, so er— giebt sich ein Gesammtschaden von 227,960, 000 Piaster oder un—⸗ gefaͤhr 2 Millionen Pfd. St. Es hat sich ein Comité gebildet zur Empfangnahme der eingehenden Unterstuͤtzungen und Verthei— lung derselben unter die Verungluͤckten.

Ini an d.

Köln, 24. Aug. (K. 3.) Ueber die am Mittwoch den J. September c. bevorstehende feierliche Erbffnung der Rheinischen Eisenbahn zwischen Köln und Aachen? können wä— unseren Lesern folgende nahere Mittheilungen machen. Nach Inhalt des uns bekannt gewordenen Fest-Programms werden sich sammtliche zur Erdffnungs-Feier, eingeladene Personen am J. September Mor— gens 9 Uhr auf dem festlich geschmüͤckten Bahnhofe zu Koln ein— sinden, von wo nach begangener Inauguration die solenne Erbffnungs-Fahrt in den mit Laub und Fahnen verzier⸗ ten Wagenzuͤgen unter Geschuͤtzes-Salven und unter festlich er Musik um 10 Uhr stattfinden wird. In Duͤren wird der Festzug von den staͤdtischen Behörden bewillkommnet wer— den, und nach kurzem Aufenthalte daselbst wird er gegen 1 Uhr in Aachen eintreffen, wo die Ankommenden von einer Deputation des Stadt-⸗Rathes von Aachen und Burtscheid auf dem Sta— tionshofe empfangen werden. Gegen 2 Uhr beginnt ein solennes Festmahl fuͤr Herren auf dem großen Rathhaus⸗-Saale zu Aachen, worauf Nachmittags Reunion und Harmonie⸗Musik auf dem Louisherge foldgen. Um 5 Uhr werden auf dem neu eingerich te⸗ ten Rundplatze vor dem Belvedere auf dem Louisberge einige Volksspiele gehalten, wozu die Stadt Aachen mehrere Preise bewil⸗ ligen wird, und Abends 65 Uhr wird im Schauspielhause eine große Oper bei festlich dekorirtem und erleuchtetem Hause gegeben. Nach der Oper wird vor dem Stationsgebäude ein Feuerwerk abgebrannt. Den 2. September, Morgens 10 Uhr, ist Birut— schenfahrt zur Besichtigung der interessantesten Plaͤtze der Umge— bung von Aachen, und Dejeuner im Belvedere auf dem Louis⸗ berg. Gegen 1 Uhr Nachmittags Reunion und Harmonie⸗Musik im Burtscheider Kasino und Volksbelustigung. Abends 6 Uhr Vorstellung im Theater bei festlich beleuchtetem und geschmucktem Hause. Um 9 Uhr Bal pare im großen Redouten-Saale, wozu die Gaͤste und Notabeln von der Stadt Aachen eingeladen werden.

Köln, 24. Aug. (K. ) Unterm 31. Juli hat der Koͤnig der Niederlande einen Beschluß erlassen, wonach es fortan nicht gestattet seyn soll, mit Dampfschiffen in voraus bestimmten und angekuͤndigten Fristen, oder in geregeltem Dienst, Personen oder Guter, oder Beides zusammen, von einem Orte zum anderen, sey es innerhalb des Reiches oder zwischen einer Niederlaͤndischen und auslaͤndischen Stadt, zu transportiren, oder auch Dampfboote zum Schleppen anderer Schiffe oder Fahrzeuge zwischen bestimmten Platzen, oder in einer bestimmten Nichtung in Thaͤtigkeit zu setzen, als insofern dazu nach vorheriger Berathung mit den betreffenden Provinzialstaͤnden die Genehmigung der Niederlaͤndischen Regie⸗ rung ertheilt seyn wird.

. Vissenschalt, Kunst und Literatur. eber den gegenwärtigen Zustand der Malerei in Belgien.

Allgemeine Ansicht. Wappers und seine Schule.

D Keyser. Wiertz. Gallait. Gen re⸗Malerei:

Deyk mans. Landfschaftsm alerei. Thiermaler. Schlußbemerkung.

7 Brüssel, 22. August. Die Gemaͤlde⸗ Ausstellung, welche gegenwärtig in Gent stattfindet, mag, da sie selbst nur in eüßßzelnen Punkten eine nahere Aufmerksamkeit in Anspruch nünmt,. Veranlassung seyn, einen Räckblick auf die bis.“ rige Entwickelung der neueren Belgischen Malerei zu wer— fen. Es sind ungefaͤhr eilf Jahre verstoffen, seitdem die Male⸗ rei, welche die eigentkich nationale Kunst des Landes ist, einen neuen Aufschwung gewonnen, und sich in einem eigenthümlichen Charakter auszubllden angefangen hat. Die kurze Uebersicht, weiche wir zu geben beabsichtigen, wird zeigen, mit welchem Eifer die Ma⸗ ler die Kunst namentlich in ihren höheren Theilen zu foͤrdern be— strebt sind, wie sie, den Weg der bloß nachahmenden Fortsetzung iner bestimmten Manter verlassend, dahin trachten, durch lebendige Auffassung der Stoffe, welche die Geschichte des Landes sowohl als das stdgliche Leben bietet, ihre. Werke zum Gemeingut des Volkes zu machen. Der Fortschritt der Malerei in Belgien ist ohne Widerrede eine bei weitem lebenvollere und erfolgreichere Erschein ung als die litergrischen Hestrebungen des Landes? welche, wenn auch im Einzelnen verdienstlich, doch im Ganzen bis jetzt nicht das Gepraͤge einer dem Volksgeist selost ntsprungenen Entwickelung an sich tragen. Denn die Verfuche, der Flamändischen Volkssprache, welche wenigstens in der Eentraf-Provinz und in den noͤrdlichen die groͤßeren Staͤdte enthasten den Theilen Belgtens die herrschende

ist, eine reinere Ausbildung, eine literarische Befaͤhigung zu geben, können nur als Vorbereitung angesehen werden, wiewohl fie, eben Als solche, Anerkennung und die thäͤtige Theisnahme des ublikums verdienen. Die Malerei dagegen, vtelleicht der literarischen Thä⸗

tigkeit vorancilend, hat durch wenige originale Schbyfungen, die

Fesseln des Französtschen Geschmacks abgeworfen; ste hat ihren

wahren heimathlichen Boden wiedergewonnen, und, in kurzer Zeit,

schon dem Glanze der alten Flamaͤndischen Schule sich genähert.

Nicht (als ob die Belgifchen Künstfer den Werth der Fran

schen Eleganz, die Richtigkeit der Zeichnung, wodurch die Parffer

Schule ihren Meistern, den Alten, nachstrebt, verkannt hätten; wir

werden sehen, daß diefe Elemente von ihnen auch nach Werken des

südlichen Nachbarlandes studirt werden“ Ja, es ist vielleicht der

Zeitvunkt nicht fern, wo die hiesige Kunst ganzlich aus jener ver—

engenden Fsoltrung treten wird, in der fie sich'wöhrend eines lan

gen Zeitraums beinahe verl9ren hatte.

Das Studium der Italienischen Kunstwerke ist zwar noch selten; doch haben schon mehrere Meister (de Keyser, Gallait) darin ein Beispiel gegeben. Die Spanischen Gemälde in Paris haben auch bereits eine nene Quesse des Stuptums eroffnet. Mit

Deutschland sind ein elne Verbindungen angeknüpft, und bre Nach⸗

barschaft beider Laͤnder wird, wie zu hoffen steht, die Belgische und

die Deutsche Malerei in einen fuͤr beide forderlichen Wechsel⸗Ver⸗ kehr bringen; zumal da diefe Schulen Zweige eines und desselben

Stammes, und in ihren Anfängen?“ der Hauptsache nach,

ühunterscheiddar sind. Zunaͤchst ist es zwar das Geschaͤft der

Deutschen Kuͤnstler, ihre Werke und ihre Kunstweise in dem

Nachbꝗrlande geltend zu machen, wozu ihnen alliahrlich die großen

Ausstellungen zu Gebote siehen, auf denen ihre Produkte es nicht

verschmaͤhen durften, einen edlen Wetteifer mit der ihnen ver⸗

schwistert n Nicderlaͤndischen Kunß hervorzurufen! Pie Niederlaͤn⸗ dische Schule giebt, wie es uns duͤnkt, die Malerei als solche, in ihrer reinen bestimmten Gattung, als darstelsen de Kunst; das Land ist aber bisher fast allein in diefem Kunstgebiet auf originelle Weise produktiv gewesen, waͤhrend die Deutsche uns mannigfaͤch eine ma— lende Poesie zu seyn, und in Farben⸗Musik n h saeen scheint, cin Chargkter, in dem man geiwiß, wenn er Maß halt, einen ihr eigenen Vorzug suchen darf. In Deutschland ist man mit den Er= zeugnissen der alten Niederlaͤndischen Schulen jeder Gattung, von Rubens und Rembrandt biz Teniersz und J. Sstade, von Van

Dyck bis Ruysdael vollkommen vertraut; auch mehrere der neuesten

Werke Belgischer Meister haben ihren Weg durch den Osten und

Westen von Deutschland genommen. Der Deutsche Maler, wie er

gruͤndlich ist in seinem besondern Fach, so sucht er auch vielseitig

zu seyn in seinen Studien; waͤhrend der Belgier sich bisher, in diesem Betracht, engere Graͤnzen zu ziehen pflegte. Zu einem er— sprießlichen Studium der Deuntschen Kunst in den Belgischen Aka⸗ demircen bedurfte es eines unmittelbaren Austausches der Ideen und der künstlerischen Produkte. Der Riederlnder kauft fast nur die

Erzeugnisse seiner Landesschulen, die er versteht und klebt; und für

diesen Bedarf liefern freilich die Ateliers eine uͤberreiche Fulle; ja,

ihre Produkte sind ein nicht unbetraͤchtlicher Ausfuhr⸗Artikel in die

Nachbarstaaten.

Von dem geistigen Leben Deutschlands, welches doch aller

seiner Kunst zu Grunde liegt, und worin sie allein verstaͤndlich

wird, wurde in Belgien bisher nur vereinzelt, und selten aus reiner Quelle Kenntniß genommen. Bruͤssel 2 als Centrum des Landes, macht darin eine Ausnahnie; aber die Kunst ist eben in Brüssel weniger zu Haus, sie hat, wie der Handel, ihren Mit telpunkt in Antwerpen. Zwar dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß die Werke der großen Deutschen Künstler von dem Direktot der Antwerpener Akademie vollkommen gekannt und gewuͤrdigt wor⸗ den; im Allgemeinen aber ist der Geist der von ihm ausg ehen⸗ den Schule fast ausschließlich auf das Vaterlaͤn dische gerichtet. An den Namen Rubens knuͤpfen sich alle Vorstellungen des Muster⸗ haften. Und doch war Rubens selbs, durch seine großen Reifen, mit den verschiedensten Schulen feiner Zeir vertraut. In Bezie⸗ bung zu Deutschland zeigt sich in dessen fuͤr die Belgische Kunst ein Vereinigung spunkt, welcher fuͤr den wichtigsten Ther der Malerei, fuͤr die historische, entscheidend ist. Beide Lander haben eine ge— mei nschaft liche im Bewußtseyn des Volkes lebendige Quelle des kůüͤn stlerischen Stoffes. Dle Geschichte der Niederlande ist ein Glied jetter großen Vergangenheit, in welcher auch die Deutschen Kuͤnst⸗ ler eine der gehaltreichsten Fundgruben ihrer Aufgaben zu suchen haben. Ja, selbst die Haupthandlung der Niederlaͤndischen Partl⸗ kular⸗Geschichte, die Spanischen Kriege, sind von den größten Dich- tern und Geschichtsschreiber zu einem geistigen Mitbesitze des

Deutschen Volkes gemacht. Egmont, Oranien, so dann die Wallo⸗ nen des Picolomint, sowie die Kriegszuͤge eines Tilly sind allbe= lannte Gestalten der Deutschen Poeste und Geschichte, wahrend sie, in diese fuͤr die ausführen de Kunst schon vorbereiteten Form wohl nur einer geringen Zahl hiesiger Gelehrter, und darunter vielleicht dem groͤßern Theile nach Franzoͤsischen Uebertragungen und entstel⸗ lenden Kritiken, bekannt sind. Jedenfalls wird der Ein sinß der, Kunst auf die Bildung, ja Auf die Gesittung der Be! wohner, durch eine geistreiche Darstellung der Lokalereigniffe nür um so wirksamer; und gerade diese Seite ist von den Belgi⸗ schen Malern mit Vorliebe bearbeitet worden. Aber die Wirkung der Kunst im Großen, verlangt einen Gegenstand von allgemeiner Wichtigkeit, am besten einen welthistorischen. Auch dieses höhere Febiet der, geschichtlichen Malerei i berckts von mehreren Belgi⸗ schen Meistern betreten.

Die erste Frage, welche sich darbietet, wenn man den im Gan⸗ zen bluͤhenden Zustand der hiesigen Maler- Schulen betrachtet, ist wohl die, ob der neue Aufschwung der Kunst in der volitischen Um gestaltung des Landes, mit welcher er fast gleichzeitig eintrat, sei= nen Grund habe. Allerdings hat das neuerweckte poölitische Leben, das frische Gefuͤhl der Gemeinsamkeit aller Interessen auch auf die Kunst, welche zu den allgemeinsten und bevorzugten Interessen ge⸗ hort, wohlthaͤtig eingewirkt; die neue Regierung hat nicht minder als die vorhergehende, das Kunsttalent, durch einzelne Aufmunte= rung und in 5ssentlichen Anstalten, fortwährend gepflegt und ge⸗ ehrt; jedoch vor allem hat die Malerei ihre Fortschritte den großen Talenten zu verdanken, welche sich in den letzten Jahren hervorge⸗ than, und in ihren Kreisen eine freie kunstlerische Entwigtelung be⸗ wirkt haben. In ihrer Beziehung zum Publikum, von dessen Theilnahme freilich der Erfolg der Kunstthatigkeit wesentlich abhangig ist, hat die Malerei ohne Zweifel den maͤchtigsten Antrieb in den öffentli⸗ chen Ausstellungen gefunden, welche abwechselnd eine der drei gröͤß⸗ ten Staͤdte des Königreiches zum Sammelplatze der Erzeugnisse und der Kunstfreunde des Landes machen. An diese Einrichtnug, welche das Land der fur die Volksbildung so thaäͤtigen Negterung König Wilhelms verdankt, schlicßt sich zugleich die im voran Jahre be⸗ gonnene vollstaͤndigere Organisation der Antwerpener . deren Direction Herrn Wappers, dem berüähmtesten Malk des Landes, uͤbertragen worden ist.

Mit ihm, als dem Gründer der Neu⸗Flamaͤndischen Schule, be⸗ ginnt die geschichtliche Uebersicht der neuzeitigen Belgischen Male rei. Das Epoche machende Werk von Wappers ist der „Ban⸗ derwerf“, welcher im Sommer 1830 ausgestellt wurde. Durch diese KLunstschdpfung wurde die allgemein verbreitete und auch von Van Bree, dem Lehrer von Wap pers, befolgte Franzoͤstsche Manier gestuͤrzt, und an die Stelle diefes, dem Niederlaͤndischen Sinne ganz fremdartigen Geschmackes die alte, in gutem Andenken be⸗ wahrte Ruben ssche Kunst wiedereingesetzt. Und als wenn die kuͤnstlecische Kraft des Volkes nur eines soichen kühnen 1 bedurft batte, um die Invaston der Franzöͤstschen Merhode vöhig nt . = 8 * m = an auf allen Seiten ort⸗

inale Versuche in der Malerei auftanchen.

Man lobt die Wappersschen Bilder wegen ihrer sorn faltigen Vollen dung, wegen der Schönheit und dem Reicht ö um der Farbe, wegen der ge= nauen Zeichnung und der Naturwahrheit der 3. 6 i in dem klaren und riefgefü

d ein Hauptvorzug dieses Mei 9 us a n , 21 er 2 Figuren deseelt. Wappers hat 2