1841 / 240 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

en Malerei Belgiens die Linie vorgezeichnet, auf der ö scheint, zu halten hat. Es ist dies diejenige, welche das Gebiet der tüchtigen und ausdrucksvollen Wirklichkeit umschreibt, welche gleich weit von der kalten und affektirten Eleganz Französt⸗ scher Formen, als von der übertriebenen Derbheit und wilden Ge— nialitaͤt so mancher aus Rubens Werkstatt hervorgegangenen Pro⸗ duktionen entfernt ist. Manche wollen dem von Wappers begrün⸗ deten Style aus dem Glanz und dem Luxus heiterer Farben einen Vorwurf machen. Man kann aber die helle Faͤrbung als einen durchgreifenden Zug der Flamaͤndischen Malerei ansehen, welcher im Volksgeschmack begruͤndet ist. Der truͤbe nordische Himmel ver langt es, daß der Maler das Licht, worin sein Bild erscheinen soll, da es von außen fehlt, auf die Leinwand selber trage. Ueberdem ist ja auch alle Kunst, in gewisser Art, heiter; und wie die erschuͤtternd⸗ sten Scenen einer tragischen Katastrophe durch die Freiheit und den Wohllaut des Wortes gleichsam gelichtet werden, ebenso duͤrfen wir es auch dem Maler danken, wenn er durch die Kraft und Harmo nie der Lichttone uns von dem engenden Gefuͤhl einer bloß natur⸗ gerechten Darstellung befreit. Doch beobachtet Wappers auch in diesem Stucke das besonnene Maß und jene richtige Wahl, welche diesem denkenden Kuͤnstler ein so großes nNebergewicht uͤber die Menge Derer giebt, welche blos nach dem Effekt, nach dem Reiz voruͤbergehender Aufregung haschen. Die Fuͤlle und die Waͤrme ei—= ner bluͤhenden Farbe hat er besonders in dem iuüͤngsten Bilde, „die Himmelfahrt Maria“ vorstellend (ein Bild in sehr großem Maß⸗ stabe, in der Jesuiten-Kirche zu Antwerpen befindlich), angewandt, und er hat dadurch, nicht minder als durch die Reinheit und den Adel der Formen, Leben und Gefuͤhl in einen Gegenstand gebracht, welcher heutzutage nur zu oft einer blos traditionellen Behandlungs weise unterliegt. Wappers versteht auch die seltene Kunst, eine große und ausgedehnte Begebenheit in einer einfachen Composition, als wahrhaft individuelle Handlung erscheinen zu lassen; er liebt es, den schlagenden Moment einer Begebenheit in' dem Angesichte eines Einzelnen, oder in der Gruppe weniger Figuren, wie in ihrem Brennpunkte, spielen zu lassen. Von dieser Rrt ist die Darstellung „Karls von Frankreich nach der Bartholomaͤusnacht“ und die „des Englischen Königs Karl im Gefaͤngnisse“, wie er Abschied von sei nen Kindern ninmt. Wapperz ist das Haupt einer zahlreichen Schule, in welcher mehrere ausgezeichnete Talente die Kunst des Kolorits und der genauen Ausfuͤhrüng bewaͤhrt haben.

Unter den juͤngeren Kuͤnstlern, welche die von Wa ppers ange bahnte Richtung auf originelle Weise verfolgt haben, ist einer der ausgezeichnetsten de Keyfer, dessen Name besonders durch zwei Gemaͤlde bekannt geworden ist, welche beide intereffanse Stoffe Aus der Landes⸗Geschichte behandeln. Das erste, die „Sporenschlacht“, eine Zierde der Ausstellung von 1836 zu Bruͤssel, von der Stadt Courtray angekauft, wo es gegenwaͤrtig festlich aufgestellt wird, gilt immer noch als das Hauptwerk de Key ser's. Lebendige Grup pirung, rascher und sprechender Ausdruck in der Gesammthandlung, nebst Fleiß bis ins Deiail sind die Vorzuͤge dieses Bildes. De Key ser hat den Farbenglanz des Wapperschen Styles nicht erreicht; aber er kommt demselben in Wahl und kunstvoller Anordnung der Gegen— staͤnde gleich. Das genannte Werk giebt uns eine lebhafte Vorstellung von der trotzigen und wehrhaften Natur der alten Flandrer. Wir sehen sie, eine in der Eile versammelte Schaar im Siege uͤber die wohlgeruͤstete Armee des Grafen von Artois, des Heerfuͤhrers, welcher dem Arme einez Laienbruders und den Streichen eines Metzgers von Bruͤgge unterliegt. Das zweite Werk de Keyfer's: „Die Schlacht von Woͤringen“, behandelt, wie dort die Riederlage eines Feanzdsi schen Herzogs, so hier den Sieg uͤber einen Deutschen Eczbischof. Man vermißt jedoch darin jenes Feuer, jene Bewegung, wodurch das erstere Gemälde, dem Kuͤnstler cinen fruhen Namen erworben. Die Schlacht von Woͤringen ist ein besonnenes, edelgehaltenes, mit großem Fleiß gearbeitetes Stuͤck; doch fuͤhlt man darin das Gewicht keines wegs, welches das Ereigniß in der Geschichte gehabt hat. Die Cha raktere sind zu allgemein ausgefallen. Dieses Bild, so wie eine „Scene aus der Belgischen Revolution“ von Wappe rs, ist bestimmt, das Staͤndehaus zu Bruͤssel zu zieren.

Wir sehen in der letzterwaͤhnten Arbeit de Keyser's eine Nei gung zum Einfachern und Ruhigern. Eine entgegengesetzte Nichtung giebt sich in dem bekannten Sluͤcke von Wiertz in Luͤttich zu er— kennen, dessen Vorwurf „der Kampf um den Leichnam des Patroklus“ it,. Dies Gemaͤlde sol' von seinem jetzigen Besitz er naͤchsten Winter in Bruͤssel verloost werden. Wiertz ist ohne Zweifel einer der originellsten Maler des Landes: er ist ein gruͤndlicher Kenner der Rubensschen Manier, Er liebt das Gewaltige, fuͤhrt einen kuͤhnen Pinsel, und ist gluͤcklich in der Darstellung des Nackten. Eine Hin neigung zu antiken Stoffen und zu Michel Angelo's gewaltsamer Manier ist bei ihm sichtbar; er hält sich dadurch entschieden vom Genre entfernt, doch verfaͤllt er andererseits mannichfach in das Un geheure und Gezwungene. Der Enthusiasmus fuͤr die Kunst, scheint bei diesem talentvollen Maler noch die durchgebildete Reife zu er warten.

Eins der bedeutendsten Talente hat sich in Gallait aus Tour⸗ may, besonders bei der gegenwartigen Ausstellung bekundet. Ee ist ein Zögling des Franzdͤsischen Malers Hennequin, eines der besten Schuͤler von David. Seit 1834 malt er in Paris, wo er sich be sonders durch Studien im Spanischen Museum ausgebildet hat. Von fruͤhern Werken ist bekannt: ein „Hiob“, der „Besuch Mon taigne s bei Tasso“, ein „Armenvoigt.“ Die kraftige Faͤrbung, welche dieser Meister sich angeeignet, erinnert zugleich an Rembrandt und an die Spanier. Sein Hauptwerk, die „Abdankung Karls V.“ wird in einem folgenden Artikel besprochen werden, wo wir auch noch ei⸗ nige Arbeiten von Wiertz zu betrachten haben. In Pgris lebt auch Drecaisne, ein Landsmann von Gallait. De? Einfluß der Fran⸗ zoͤsischen Schule spricht sich in seinem etwas weichen Kolorit aus. ö historische Zusammenstellung der „beruͤhmten Personen der Belgischen Geschichte,“ war eins der vorzuͤglichsten Werke des Bruͤsseler Salons von 1839.

Neben den bisher genannten, zeigen sich noch andere Meister, die, mehr oder minder, eine unabhängige Kunstweise befolgen. De⸗ biefve zu Bruͤssel wird noch spaͤfen besonders erwahnt werden. Mathieu zu Lowen („Scene aus der Fluth“) und Wonters zu Mecheln (Hinrichtung von Hugonet und Imbrecourt““, obwohl in

einzelnen Partieen vortrefflich, zeigen doch keinen durchgebilbeten Charakter. Sie verfallen in jen? Abart'dez Romantischen, welches in bunten und in unruhigen Kontrasten sich gefaͤllt. Und damit die , , . ans vollstaͤndig seyen, so begegnen wir in ö 6 dung der alten Davidschen Schule, welche von

awäe ße und, fenen zahlreichen Schülern, wor inter d. a“ Eycken zu merten, repꝛaͤsentirt wird. Aeußere Eleganz laßt sich den Arbeiten dieser Maler nicht absprechen. Das Kolorit ist milde aber oft ton⸗ los und ohne Lokal⸗Wahrheit; das Helldunkel ist flach ber andelt; da—⸗ bei ist jedoch der Fleiß in der Zeichnum— scha handelt; da⸗

ö. 66. i. ug zu schaͤtzen. Doch erscheint die Malerei mehr wie eine Zierrath, und nicht wie eine von innen heraus wir⸗ kende Kunst. Einer der großen Maler, wöe Gallait eie, . ser, würde in der Hauptstadt, dem Mittelpunkt der soreialen Dildunj, einen tuͤchtigen Geschmack befoͤrdern konnen. g/ Die Genre- Malerei hat jene schon oben im 2 ; gedeutet, Umwandlung erfahren; sie erreicht daz Gian fer gen 6 Lebenvolle, ohne, wie sonst so haufig, ins Gemeine oder Alltägliche zu verfallen. Nicht, als , . der letzteren Art zu den Seltenheiten gehörten; aber sie sind dos größeren Meister in den Hintergrund geschoben worden. Dadurch tritt denn dieser Zweig der Malerei dem Geschmacke unserer Tage naher. Ohne Einfluß auf diese edler und mehr staͤptische Ausbilbung dez Gent ist es gewiß nicht gewesen, daß einige namhafte Historien⸗Mgler sich dieser Gattung zugewendet haben. Dahin gehoͤrt Leys aus Antwer⸗ pen, ein großer Kolorist und reich an Erfindung, im Historienfach bekannt geworden durch die „Ermordung der Magistrats Personen in Lbwen.“ Zum Bruͤsseler Salon von 1839 lieferte er ein sehr liebli ches Bild, eine „Hochzeit im 15ten Jahrhundert“ vorstellend. In dieselbe Reihe rechnen wir auch Braekeleer, de Eremer und

durch die edlere Manier der

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begeben hat. Doch gehört der erste Platz der Genre⸗Malerei in Ant— werpen gegenwartig Dyckm ans, aus Licrre bei Antwerpen, einem Zögling von Wappers. Sehr geschaͤtzt sind seine Familienstuͤcke; sein „Markt von Antwerpen“, in der Ausstellung von 1810 uͤbertrifft alle Leistungen, die Belgien im modernen Genre aufzuweisen hat. Dyck⸗ manz ist originell in der Erfindung;: Kolorit und Manier hat er von Wappers uͤberkommen; seine Zeichnung verdient das groͤßte Lob desgleichen die forgfältige Vollendung, worin die Antwerpener Akademie sich im Allgemeinen auszeichnet. Ein anderer Zoͤgling von Wappers, Block, ist Meister in der feineren Ausfuͤhrung und beson ders geschaͤtzt im Portraitfach. Einen guten Namen haben auch die Stuͤcke von u lain, einem unabhängigen Maler dieser Reihe.

Was die uͤbrigen Zweige der Malerei, La ndschaft, Marine und das Thier stuüͤck, anbelangt, so werden sie, wie zu erwarten steht, ebenfalls mit Erfolg kultivirt. Doch sehen wir darin mehr eine Fort⸗ setzung der uͤberlieferten Fertigkest; eine neue Richtung ist darin nicht bemerkbar. De Jonghe aus Eourtray, Schuͤler von Ommegank, liefert naturgetreue Darstellungen der Niederlaͤndischen Landschaft; mit Vergnuͤgen ruht das Auge‘ auf dem wohlgesaͤttigten Gruͤne der Baume ünd Aenger. Die frischen, grünen Bisber von van Assche aus Bruͤssel, einem Schuͤler von Roy, finden gebuͤhrenden Beifall. Im Allgemeinen ist dies Fach, wie das Genre, beliebt; es ist nicht leicht eine Ausstellung, selbst in den kleineren Akademicen, wo sich nicht, ein gluͤckliches Talent dafuͤr ankuͤndigte. Die umgebende Na⸗ tur liefert natuͤrlich dazu den meisten Stoff; und welche Landschaft konnte auch wohl der Kuͤnstler besser darstellen, als diejenige, in welche er sich durch taglichen Anblick eingewohnt hat? Von ' den Flaͤchen um Antwerpen und in Flandern, welche dem langgedehnten Plane einer ruhigen von Daͤmmerungabedruͤckten See gleichen, durch die rei jenden Huͤgel und Waldzuͤge võn Brabant, bis an die romantischen Ufer der Maas und auf die einsamen Ardennen, beutet der fleißige Landschaftsmaler den auch fuͤr ihn nicht unergiebigen Boden und die Jah rezzeit aus. Der Rhein, wie uͤberall, streut auch fur ihn fein un erschoͤpflichen Schaͤtze aus; selbst von jenseits der Alpen sehen wir eine Anzahl Landschaftsstuͤcke, wie Wanderer in fremdartiger Tracht, her überkommen. Es ist aber schwer, die Natur eines so ganz verschie dengrtigen Landes, wie der Suͤden ist, darzustellen. Der nordische Maler bildet sie meistens nur nach, er portraitirt ste; es gelingt ihm nicht leicht, sie neu und lebendig wiederzugeben; sie ist ihm wie eine erlernte Sprache, von der man wohl alles Aeußerliche, aber kaum die innere Bildungskraft erfaßt. Auffallend ist es, wie sellen in den df fentlichen Sammlungen Belgiens die Musterwerke eines Ruysdael anzutreffen sind. Ein Stuͤck, wie die Ruysdaelsche „Jagd“ in Dres den, wurde vielleicht manchen jungen Maler zum tieferen Verstaͤnd niß des milden, durch das dunkele Gewehe der Waldbaͤume fallenden, feuchten Lichtes fuuͤhren, welches den zarteren Reiz der hiesigen Gegen⸗ den ausmacht. .

Die Thier-Malerei wird auf eine ruͤhmliche Weise durch Verbsckhoven in Bruͤsel und Robbe vAaus 7 Fonrtray Cin Bruͤssel wohnhaft) vertreten. Bon Robb'e ist die meisterhafte Darstellung von „Ochsenheerden“ zu erwähnen; er hat einen Vorzug vor Verbocckhoven in der Ausfuͤhrung der Aecessoirs, waͤhrend dieser ihm in getreuer Abbildung der Thiere vorangeht. Verboeckhoven hat eine seltene Meisterschaft in Vorstellung von Schaafheerden“ erlangt; er hat die Sitten und Gebraͤuche dieser idyllischen Thiere aufs Gruͤndlichste inne; er weiß ihren Instinkt in der ihnen eigenen Gruppirung aufs treffendste zu versinnlichen, und versteht es vollkommen, alle Farbentoͤne von dem wolligen Weiß durch alle feinern Aetzungen ihrer weichen Bekleidung wiederzugeben und zu verschmelzen.

Blicken wir noch einmal auf den Gesammt-Zustand der Male—

rei in Belgien hin, so tritt uns vor Allem der Geist der Mannig⸗

falt und des regsamen Fleißes in allen Gattungen entgegen; so⸗ dann eine besonnenere Maͤßigung verbunden mit dem Streben nach eigenthuͤmlicher Reproduction des wirklichen Lebens nach allen seinen Gebieten und Stufen. Das reinere Maaß, welches die wahre Grund⸗ lage des klaren, charaktervollen Ausdrucks ist, stellt sich in der hoͤh eren Heschichts Malerei nicht minder als im Genre dar. Die ausschwei⸗ fenden, zerstuͤckten, in jeder Einzelheit der Form und Farbe sich ver⸗ lierenden Produktionen, deren man freilich eine Menge antrifft,

koͤnnen als eine durch den Geschmackh des gebildeten Publikums fast

abgewiesene Abart angesehen werden.

Bezeichnend fuͤr den Geist des gesammten Niederlaͤndischen Lebens ist ein Zug des ortrgithaften, welcher sich in den bedeutenderen Historien stuͤ? ken ausspricht. Die geschichtlichen Personen leben im Gedaͤchtnisse der Ein⸗ wohner wie Haus-Bekannte, und felbst bei den Begebenheiten, welche der allgemeinen Geschichte angehdoren, sieht man streng darauf, daß Ort, Zeit, Gesichts-Bildungen, wenn es seyn kann, moͤglichst treu wiederzuer“ kennen seyen. De Keyser benutzte wirklich zu seiner „Sporenschlacht“ den einen in Courtrai noch vorhandenen Goldsporen,—=— Zu dem Ge— brauche der historischen Bildnisse und Antiquitäten, die wohl nicht leicht ein hiesiger Maler sich entgehen lassen darf, kommt dann noch die vielleicht zu wenig freie Benützung des Modells und der Formen,

welche der Maler aus dem aͤußeren Leben schoͤpfen kann. Das offene

Antlitz eines Egmont, das verschlossene, aber zuverlaͤssige eines Wil⸗ helm von Oranien sind mehr oder minder feste Typen geworden. Die Bilder bekommen dadurch etwas Heimathliches, sie gewinnen den Ausdruck der Gegenwaͤrtigkeit. Doch bezeichnet dies eben auch die Stufe auf welcher die Belgische Malerei sich zu halten scheint. Eine freie und urspruͤngliche Schöpfung wird im Portrait immer nur ein

Mittel zum Ausdruck, nicht den Ausdruck selber sinden; sie wird die

uͤberlieferten zuͤge nur gls Stoff, nicht als Kunstzweck ansehen. Die wahre Historie erhebt sich, aus jeder Art der Empirie, zum Ideal,

welches nicht das bloß Allgemeine, sondern die Fülle des Charakters rlauben eine mannigfache Auf⸗ fassung, von der Chronik bis zum Epos liegen ihre Graͤnzen und Arten.

ist. Geschichtliche Stoffe freilich

Anders doch verhaͤlt es sich mit der religibsen Kunst. Diese ist nichts,

wenn sie nicht Ideal ist; vermenschlicht, ist sie aber von ihrer Art

abgefallen; oder man mußte sagen, daß alle ernsten und feierlichen

Gegenstaͤnde in gewissem Maaße der religiöfen Kunstgattung ange— hoͤrten. Solch ein kühnerer Schwung des Kunstgeistes, wie ihn die hoͤhere Historte und die religioͤse Malerei uͤberhaupt erfordert, ist je⸗ doch nicht das Werk der Kuͤnstler allein; dazu muß ihnen der allge⸗ meine Geschmack, vor allem die Literatur, Wissenschaft und Poesie, zu Huͤlfe kommen.. Deutschland hat den Leben spunkt! der Kunst, die Wuͤrde des Individuellen, am tiefsten erfaßt. Es hat, durch den Goͤtheschen Faust, gesehen, welche Hoheit ind welcher Reichthum, man darf sagen, wie ganze Zeitalter in ein einziges Individuum gelegt werden koͤnnen, wenn dies Individuum ein dichterisch ge⸗ schaffenes ist. Die poetische Bildung ist der wahre Trager der Malerei und aller darstellenden Kunstarten, aber sie muß, um dies zu werden, selbst ein Gemeingut der hoheren Klassen seyn. Einsame Studien koͤnnen dem Kunstjünger nicht ersetzen, was ihm die Weit geben, was ihm die Athmosphäce selbst, unbewußt, einhauchen muß, in der er zu einstigem Wirken sich naͤhren und erstarken soll. Die Quellen der Wissenschaft und der Poesie, das ganze nationale Leben eines Volks, wie es sich in der Sprache am vollstaͤndigsten spiegelt, und wie es zugleich in derselben fortwährend sich erzeugt, müͤssen den Kuͤnstler umfl eßen; er müß diese Guͤter, da er nicht Gelehrter ist und nicht gelehrte Zwecke zu verfolgen hat, als Lebensmaͤchte aus der geistigen Geminschaft schöͤpfen, welche Abstammung, Sprache, Erin- nerung und alle naturlichen Wurzeln des menschlichen Wirkens ihm gewaͤhren. In diesem Betracht ist fuͤr die höheren Fortschritte der gan an d schen Malerei nichts hinderlicher und verkuͤmmernder, als der remde Franzosische Ueberguß, welcher durch Erziehung, durch offent⸗ liche Blatter, durch mancherlei jedes Alters sich bemachtigende Lek⸗ tüce und durch die Lust der Nachahmung einer glaͤnzenden oder doch Inspruchsvollen Auffen seite dern Zöglinge girls r Kunstschulen und 3 großen. Theile der Kunst Beförderer zufgzdrüigt wird. Die größere Perbreitung der dem, Volksgeiste verwandten Deutschen Lite— at n h lerer. net zu wahl der gediegenen und anerkannten Werke,

nur das naturliche Gegenmtte gegen diesen geistigen Zwang,

Eckhout aus Antwerpen, von denen der Letztere sich nach dem Haag sondern wörd auch an sich sesbst eine Quhll in neler Kultift seyn, so

wie der Verkehr mit den Deutschen Akademicen auf dem Gebiete der Kunst eine heilsame Anregung hervorrufen wird.

Dauer der Eisenbahntahrten am 27. August 1841.

Abgang Von

Berlin.

Zeitdauer

Abgang Von Pots dam.

Zeitdauer

St. ] M.

8 Uhr Morgens .. 11 Vormittags. Nachmittags Nachmittags Abends. ... Abends . ...

Meteoro

h Uhr Morgens. .. 9! Vormittags.

Nachmittags . Nachmittags Abends...

? 8 * Abends..

Ui

logische Beobachtungen.

1841. Morgens 27. August. 6 Uhr.

Abends 10 Uhr.

Nachmittags 2 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Luftdruck . ... 310,21 Par.

9, 99 R. 4 8,2” R.

Luftwürme . .. Thaupunkt . .. Dunstsãattigung 88 pCt. Wetter heiter. Wind SW. Wolkenzug. . .

Tas esmittel: 310,08 1

Berliner

3 10, o2* Par. 3 10,01 Par. Quellwärme 8, 9) . 419,9) R. * 13,19 R. Fluss wärme 16,27 mn. . , . R. 8,9 R. Boden wärme ö. R. 5 pCt. 78 pCt. Ausdũůustumng O, os R h. heiter. heiter. Nie ders ehlas 0.

dar. 14,3 R... 4 9, 19 R... 74 pCt. Sw.

w. Sw. Warme wechsel 20, 159. Sw. 11,120.

Börse.

Den 28. August 1841.

. Rrief.

Cour. ; Pr.

geld. Briet.

1016 10124

St. Schuld- Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Präm. Sch. der Seehandlung. 797 Kurm. Schuldyr.“ 3 102 Berl. Stadt - Obl. 103 Ellanger do. 335 100 Danz. do. in Th. 18 Westp. Pfandbr. 33 102 Grossh. Pos. do. 106 Ostpr. Pfandbr. 35 103 Pomm. do. 3 * Kur- u. Neum. do. 3 102 Sehlesische do. 37! 102

1063479 AC em. 1015 Brl. Pots. Eisenb. 1253 do. do. Prior. Act. 1 797 Med Lp. Eisenb. 11 14 102 ! do. do. Prior. Act. 103. nerl. Auh. Risenb. 101 do. do. Prior. Act. 102 Diss. Elb. Risenb. 91 z do. do. Prior. Act.

Rhein. Eisenb. 98

Gold al mareo 211 Friedrichsd'or . I 3 Andre Goldmiün- zen à 5 1h. 83 Disconto 3

12

4

y

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sr.

.

Brief. Geld.

IL C OνuYS.

Amsterdam do.

HlIamburg do.

London . ...

Augsburg

Breslau.

Leipzig in Courant im 14 TI. Frankfurt a. M.

Petersburg

250 FI. 250 FI. 300 M5. 300 Me. 118t. 300 Pe. 150 FI. 150 *I. 100 ThyIr. Fuss.. 100 Thlr. 100 FI.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 21. Juli. Nederl. virk. Schuld 51 1. 59 Span. 1835.

Kanz. Bill. 255. Präm. Sch. —. Pol. —. 243 55 Br. 183 2413 Be. zu 500 FI. 135. 1355. do. 45 Anl. 102 G. Poln. Holl. 50MM. 50. Eisenballn - Actien. do. linkes —. Dresden 100 .

Paris, 23. Aug.

Port. —.

Wien F 23. Aug. 5

198 —. Bank- Actien 1585.

Königliche Schauspiele. Sonntag, 29. Aug.

selbst. von Holtei. Hierauf: Ballet in 2 Abth., von Montag, 30. Aug. Trauerspiel in 5 Abth., Romeo.) Dienstag, 31. Aug.

Loose zu 1090 Fl. —.

München- Augsburg —. Köln- Aachen 1007 6. Ham burg 26. Aug. Bauk- Actien 1620 Nr. 55 Rente sin eour. 116. 30. J. 30). 58 Neapl. in Cour. 103. 36.

59 do. 100165.

Passive. —. Aue. —. Zinal. —. Preuss,

Oesterr. 105. Frankfurt a. M., 25. Aug.

0 , * Oesterr. 59 Met. 1077 6. 45 87 .

Bauk- Act. 1933. 1931. Partial Obl. —. Loose Preuss. Präm. Sch. 80 G.

59 Sban. Aul. 193. 19. 23

7 Loose 737 6. .

St. Germain —. Versailles rechtes Ufer Strassburg - Basel 215 Er. Leipzig- Enæl. Russ. 1082. 35 Rente sin cour- 55 Span. Rente 203. Passive 4.

z Met. 1063.

9 IJ 9 ö 4, 976. 334 253

u. 1 1831 131. 3. 1839 Is)?

———

Im Opernhause: Sie schreibt an sich

Lustspiel in 1 Akt, frei nach dem Franzoͤsischen, von C

Robert und Bertrand. Hoguet.

Im Schauspielhause: Romeo und Julia. von Shakespeare. (Herr von Lavallade:

Pantomimisches

Im Opernhause: Euryanthe, große ro—

mantische Oper in 3 Abth., mit Tanz, von Helming von Chezy.

Musik von C. M. von Weber.

Mad. Fischer⸗Schwarzboöck⸗

Euryanthe, als Gastrolle.) Rönigsstädticches Theater.

Sonntag, 29. Aug. Posse in 5 Akten, frei

Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten. nach dem Franzoͤsischen, von L. Angely.

Herr Plock, vom Stadt-Theater zu Hamburg: Brennicke, als

astrolle.)

Montag, 13. Aug.

Barbiere di Se viglia. Maestro Rossini. Preise der Pla 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein ersten Ranges 1 Rthlr.

Italienische Opern⸗Vorstellung) Il Opera buffa in 2 Atti. Musica del

tze; Ein Platz in der Orchester⸗Loge Piz in den Logen und im Balkon des u. s. w.

Textbuͤcher, in Italienischer und Deutscher Sprache, sind im Billet-⸗Verkaufs⸗Büäreagu und Abends an der Kasse 65 Sgr.

zu haben. Dienstag, 31. Aug.

Der Talismann. Posse mit Gesang in

3 Akten, von J. Nestroy.

Verantwortlicher Redacteur Dr. 3. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

Allgemeine

Prenßische Staats-Zeituh

Amtliche Nachrichten. .

Landtags⸗Angelegenheiten. Rhein Provinz. Fonds der Landwehr aus dem Jahre 1816. Lotterie. Lage der Wein⸗ Produzenten. Einquartirung bei Wesel und Wahn. Rhein— brügen Zoll. ; r K

Frankreich. Paris. Erklaͤrung des Moniteur parisien in Betreff der Beschlagnahme der Zeitungen. Ansichten der Ga— zette des Tribun aur uber jene Maßregel. Erdffnung der Session der General-Conseils in den Departements. Bericht aus Tulle uͤber Madame Laffarge. Experimente mit dem Artesischen Brunnen. Vermischtes. .

Großbritanien und Irland. London. Erklaͤrung Lord John Kussells über die Throön-Rede und den Entschluß der Minister.— Operations-Plan der Tories und muthmaßliche Mitglieder des neuen Ministeriums. Kuͤnftiger Hofstaat. Angebliche proviso⸗ rische Wiedereroͤffnung des Handels in Canton. Vermischtes. Adceß⸗Debatte im Unterhause. Annahme eines Amendements zur Adresse im Oberhause. Baronets⸗-Kreirung. Briefe aus Lon⸗ don. (Frage uͤber die Handels-Reformen; uber die Thron⸗Rede; Ertrgg der London-Birminghamer Eisenbahn; Parlamentsbau; Musikfest. Dyerationen der Parteien gegen einander; Kornfrage. )

Belgien. Bruͤssel. Ueberschwemmungen.

Deutsche Bundesstaaten. Munchen. Feuer in Rosenheim. Dresden. Ruͤckkehr des Königs. Behandlung von Somnam— bulen. Heidelberg. Mittermaier, Ritter der Ehrenlegion. Freiburg. Duttlinger . Schreiben aus Mainz. An⸗ wesenheit des Fursten Metternich. Bremen. Dampfschifffahrt auf der Weser. Hamburg. Prozeß wegen Sklavenhandel.

DOesterreich. Wien. Eroͤffnung der neuen Straße uͤber den Se⸗ mering. ö

Italien. Rom. Reise des Papstes. Die katholischen Abyssinier. Liguorianer in Rom.

Moldau und Wallachei. Nachrichten aus Bucharest uͤber den Ausgang der letzten Ereignisse in Braila. .

Türkei. Konstantinopel. Abreise des Englischen und Russi⸗ schen General-Konsuls nach Alexandrien. .

Juland. Posen. Kirchenbau. Chausseen im Groß⸗Herzogthume.

Zur Statistik des Koͤnigreichs Sachsen.

ö rare de e, re.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Oberst-Lieutenant a. D. Grafen von Bruͤhl, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse Al⸗ lergnaͤdigst zu verleihen geruht.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Karl ist von Neapel kom— mend in Glienicke wieder eingetroffen.

B era, n u n g. .

Das neue Preußische Post-Dampfschiff „Khbnigin Elisabeth“, mit Maschinen von 100 Pferden Kraft und fuͤr Reisende be⸗ quem eingerichtet, welches woͤchentlich einmal die Post⸗CLommuni⸗ cation zwischen Stralsund und ystadt bewirkt, wird diese Commu— nication vom 9. September c. an uͤber Istadt bis Kopenhagen ausdehnen und bis zum Schlusse des Monats Oktober , als dem Ende der diesjaͤhrigen Dampfschifffahrt, in folgender Art fahren:

aus Stralsund Donnerstag 1—2 Uhr Nachmittags

durch Istadt Donnerstag 9— 11 Abends

in Kopenhagen Freitag Morgens

aus Kopenhagen Montag 11 Uhr Vormittags?)

durch Istadt Montag 7— 9 Uhr Abends

in Stralsund Dienstag Morgens .

In Stralsund steht das Dampfschiff mit den Schnellposten nach und von Berlin und Stettin in Verbindung, so daß die Transportzeit fuͤr Korrespondenz und Reisende zwischen Berlin und Kopenhagen 14 48 Stunden, und zwischen Stettin und Kopenhagen 37 10 Stunden betragen wird.

Fuͤr die Fahrt zwischen Stralsund und Kopenhagen wird ezahlt:

; 9 den ersten Plaz pro Person mit 100 Pfd. Effekten 10

Rthlr. Preuß. Courant, . ; .

fuͤr den zweiten Platz pro Person mit 50 Pfd. Effekten 6 Rthlr.

Preuß. Courant, ; .

Für das Mehrgewicht der Effekten beträgt das Porto 6 Sil— berpfennige pro Pfund.

Berlin, 28. August 1841.

General⸗Post⸗Amt.

Bekanntmachung.

Der Unterricht bei der hiesigen Königl. Bau-Gewerkschule beginnt in diesem Jahre wiederum mit dem 165. Oktober d. J. und wird bis Mitte Maͤrz k. J. Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags en 2 bis 4 Ühr, ertheilt, werden. Diejenigen Lehrlinge und Gehuͤlfen der Baugewerbe, welche daran Theil neh⸗ men wollen und die dazu erforderlichen elementaren Vorkenntnisse ju besitzen glauben, haben sich deshalb bis zum 12. Oktober d. J. bei dem Fabriken⸗Kommissigns-Rathe Herrn Brix, Neander's Hof

r. d, von 7 bis 9 Uhr Morgens, Dlenstag und Freitag ausge— nommen, zu melden. Im Laufe des Unterrichts kann keine Auf— nahme stattfinden.

. 29. August 1841.

Beuth.

Abgereist: Se. Excellenz der General Lieutenant und Com⸗ mandeur der Garde⸗-Infanterie, von Roder, nach Putbus.

Der General Major und Cemmandeu der 1sten Garde-Ka— vallerie⸗Brigade, von Tuůmpling, nach Liegnitz.

In einigen Exemplaren der gestr. St. 3. ist in dieser Zeile,

2

statt „15 Uhr“, zu lesen 11 Uhr.

30sten

Montag den

Der Geheime Legations-Rath, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Koͤnigl. Sicilianischen Hofe, von Kuͤster, nach Halle.

Berichtigung. In einigen Exemplaren der Sta ats⸗Zei⸗ tung Nr. 231 vom 24sten d. M. ist die Ankunft des Herrn General-Majors und Commandeurs der Sten Division, von He— demann, in Berlin gemeldet, was jedoch auf einem Irrthum beruhte und hierdurch berichtigt wird.

Candtags - Angelegenheiten.

Nhein⸗Provinz. Düsseldorf, 24. Juli.

Landwehr im Jahre 1816 errungenen Fonds zum Gegenstande haben. Bei dieser Demobilmachung übernahm naͤmlich der Staat die Landwehr-Kavallerie-Pferde à 65 Rthlr. pro Stuͤck fuͤr die Linien-Kavallerie, und durch Allerhoͤchste Kabinets-Ordre vom 35. Mai 1820 wurde bestimmt, daß der Erlbs fuͤr jene Pferde, bei⸗ läufig 78,00 Rthlr., asservirt und bei einer kuͤnftigen Mobilma— chung den zu dem ehemaligen General-Gouvernement des Nieder— und Mittelrheins gehörenden Landestheilen, welche ausschließlich daran betheiligt feen, zu Gute kommen 6, Staats ⸗-Schuldscheinen angelegte Fonds habe sich in Zin— sen und Zinseszinsen seither bis auf beiläufig 2706000 Rthlr. vermehrt, und es scheine eine weitere Vermehrung desselben durch das Beduͤrfniß nicht bedingt. Die Anträge bezwecken da— her die Bitte an des Koͤnigs Majestaͤt, daß dem Landtage uͤber die Verwaltung desselben Rechnung abgelegt, die Zinfen aber fuͤr die Folge den bezeichneten, zwischen dem Rhein, der Mosel und der Belgisch-Hollaͤndischen Gränze belegenen Landestheilen der Provinz, und zwar zunaͤchst Behufs Beschaffung der zu' den sähr⸗ lichen Uebungen erforderlichen Landwehr-Kavalleriepferde, zur Ver— fuͤgung gestellt werden mogen. Die Versammlung tritt dem mit diesen Anträgen vollig uͤbereinstimmenden Gutachten des Aus— schusses bei und genehmigt den desfallsigen Adreßentwurf. Derselbe Ausschuß berichtet uͤber den das Lotterie-Wesen be— treffenden Antrag, welcher dahin geht, daß zwar in Folge einer Bitte des dritten Provinzial-Landtags die sogenannte kleine Lot— terie aufgehoben, damit aber der verderblichen Spielsucht, beson⸗ ders in den unteren Volksklassen noch keinesweges gesteuert sey, indem die Ziehung der großen Lotterie in sechs Klassen, die Thei— lung der Loose in Halbe und Viertel, die Niederlassung der Un— ter-Collecteurs in allen Gegenden und kleinsten Orten der Provsnz, der von Letzteren betriebens Hausirhandel und Verkauf der Loofe auf Kredit oder gegen woͤchentliche Abschlag⸗-Zahlungen auf die Sittlichkeit und die häuslichen Verhaͤltnisse der Einwoh— ner fortwährend auf das nachtheiligste einwirken, weshalb es an der Zeit seyn duͤrfte, die gaͤnzliche Aufhebung des Lotterie—

wesens bei des Königs Majestaͤt zu befuͤrworten. Der Aus—

schuß glaubt zwar, diesem so allgemein gestellten Antrage, mancher

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entgegenstehenden Ruͤcksichten wegen, noch nicht beitreten zu kön— nen, ist aber der Meinung, die Petition dahin zu stellen, daß Se. Majestät sich bewogen finden moͤge, Maßregeln zu ergrel—D fen, damit kuͤnftig a) die Lotterie nicht mehr in sechs, sondern in einer Klasse gezogen; b) keine Theilung der Loose mehr gestat⸗ tet; c) das Kollektiren, so wie das Hausiren mit den Loosen, schwer verpoͤnt und in jeder Hauptstadt des Regierungs⸗-Bezirks nur Ein Lotterie-Comtoir geduldet werden moge. Die Versamm— lung genehmigt diese Vorschlaͤge und den in deren Sinne vorge— tragenen Adreß-Entwurf. ; ; Wie auf fruheren Landtagen, so hat auch auf dem gegenwaͤr⸗ tigen die bedraͤngte Lage der Wein-Produzenten die Verwendung mehrerer Herren Abgeordneten wieder in Anspruch genommen, und ein deshalb gestellter Antrag nahm Veranlassung, nachzuwei—

sen, wie unrichtig mitunter bei Feststellung und Erhebung der

Moststeuer verfahren werde. So sey z. B. das Gesuch mehrerer Wein-Produzenten an der Mosel um Erlaß der Moststeuer fuͤr das Jahr 1838, welches unzweifelhaft zu den schlechtesten des Jahrhunderts gehört habe, von dem Königlichen Finanz-Ministe⸗ rium aus den Gruͤnden abgeschlagen worden, weil a. mehrere der Bittsteller nicht zu derjenigen Klasse der Wein⸗-Produzenten ge⸗ hoöͤren, welche der meisten Beruͤcksichtigung beduͤrfen; b. weil die geringere Menge des Ertrages sich durch die geringere

Steuerzahlung von selbst ausgleiche, und c. weil die Qualitaͤt

des Weins von 1838 sich keinesweges so herausstelle, daß ein Er—

* 1 589* ** . . , . laß der ganzen Steuer gerechtfertigt sey. Der Antrag fuͤhrt nun des Weiteren aus, wie der aa angegebene Gründ die

Steuer gegen das Prinzip des Gesetzes in eine Vermdͤgenssteuer umwandeln und, konsequent durchgefuhrt, die Ausrottung aller dor— tigen Weinberge und somit eine Entvölkerung der ganzen Gegend zur Folge haben wuͤrde. Eben so verwerflich sey der Grund adh, weil er dem Gesetze vom 6. Februar 1819 widerstrebe, dem zufolge der Erlaß der Steuer eintreten solle , wenn der Ertrag ein Sechstel eines guten Herbstes nicht erreiche. Der mit der Begutachtung des Antrages beauftragte achte Aus⸗ schuß tritt dem Vorschlage desselben bei, und diesem gemaͤß be⸗ schließt die Versammlung, eine Verwendung bei des Koöͤnigs Ma⸗ jestaͤt dahin eintreten zu lassen, daß, so lange die Moststeuer nach den jetzigen Grundsaͤtzen noch erhoben werde, eine gemischte Kom⸗ mission von Beamten und Weingutsbesitzern fuͤr jeden Regie— rungs-Bezirk ernannt werden möge, welche jedes Jahr am Ende Januar uͤber die Qualitat des im vorhergehenden Jahre gewon— nenen Weins und uͤber die Anwendbarkeit des 9. J des Gesetzes vom 25. September 1820 ein motivirtes Gutachten, mit Anfuͤh— rung der nach dem ersten Abstich sich ergebenden Weinpreise, ab⸗ zugeben und bei dem Königlichen Finanz-Ministerium einzurei⸗ chen hätten. Der diesemnach gefaßte Adreß-Entwurf wird ge⸗ nehmigt.

; lien unter den Resten fruͤherer Landtage wieder aufgenom— menen Antrag findet die Versammlung kein Bedenken dahin zu unterstüͤtzen, daß höͤchsten Orts die geeigneten Maßregeln möchten

: Der achte Ausschuß berichtet uͤber die beiden Antraͤge, welche den aus der Demobilmachung der

angeordnet werden, um die Nachbarstaaten zur Abschaffung der Besteuerung diesseitiger Handlungsreisenden zu vermögen.

Eben so tritt dieselbe dem Gutachten des 2ten Ausschusses in Betreff des Antrages bei, daß von Seiten des Preußischen Gou— vernements eine Uebereinkunft mit Frankreich zur Verhuͤtung der Forstfrevel in den Graͤnzwaldungen in aͤhnlicher Weise geschlossen werden möge, wie bereits ähnliche Vertraͤge mit anderen Nach⸗ barstaaten bestehen.

Die druͤckende Last, welche die in der Naͤhe von Wesel und Wahn belegenen Ortschaften durch die wahrend sechs Wochen sährlich wiederkehrende Bequartierung der zu den Artillerie⸗Schieß⸗ uͤbungen usammengezogenen Truppen unterliegen, ist schon auf fruͤheren Landtagen der Gegenstand spezieller Antraͤge gewesen, und wenngleich in dem Allerhöchsten Landtags -A1bschiede vom Jahre 1839 eine Erleichterung in der Art gewahrt wurde, daß (ine Verguͤtung von zwei Silbergroschen fuͤr jeden Mann und Tag, mit Ausnahme des Tages des Eintretens, nicht nur den bei Wahn und Wesel, sondern auch den bei den übrigen Artillerie-Schießubungsplaͤtzen bequartierten Gemeinden als eine Gnadenbewilligung so oft gewahrt werden solle, als Mißaͤrndten oder uͤberhaupt unguͤnstige Verhaͤltnisse der Gemeinden nach dem Ermessen der Minister des Innern und der Finanzen diese Bei— huͤlfe motiviren, so wurde doch bei dem sechsten Rheinischen Pro— vinzial-Landtage ein neuer diesen Gegenstand beruͤhrender Antrag dahin eingereicht, daß entweder die Erbauung von Barakken zur Unterbringung der Mannschaft und Pferdé bei den Uebungs⸗ platzen gestattet, oder großere Geld⸗Entschaͤdigung aus den Staats— kassen, oder, wenn auch dies nicht zulässig sey, ein Zuschuß aus Provinzialsonds bewilligt werden moͤge. Die Versammlung war auf den Bericht des Ilten Ausschusses der Meinung, daß dem ersten dieser Vorschlaͤge um so eher Folge zu geben sey, als da—

durch bei diesen Uebungsplaͤtzen gegen 2000 Rthlr. an Servis er— spart werden wurde. Die in diefem Sinne entworfene Adresse an des Königs Majestaͤt wurde genehmigt. Die Beschwerde mehrerer Einwohner der Stadt Koblenz daruͤber, daß durch den letzten Tarif eine bedeutende Erhoͤhung des Bruͤckengeldes auf der Rhein⸗-Bruͤcke daselbst eingetreten, waͤh⸗ rend die Saͤtze auf der Bruͤcke bei Koln sehr herabgesetzt worden seyen, hat die Veranlassung zu einem Antrage auf Gleichstellung der Tarife sammtlicher Rhein-Bruͤcken gegeben. Es sey namlich bei Koblenz der Satz fuͤr einen zweispannigen Wagen von 5 auf 8 Sgr., fuͤr ein einspaͤnniges Kabriolet von 29 auf 6 Sgr. erhoͤht worden, waͤhrend bei! Köln von ersterem nur O, von dem anderen 3 Sgr, gezahlt wuͤrden. Es wird erwiedert, daß der ungleich hohere Ertrag der Bruͤcke bei Koͤln wahrscheinlich diese Ermäßigung herbeigeführt habe und bei dem sehr steigenden Verkehre vielleicht fuͤr die Folge noch eine bedeutendere Verminderung hoffen lasse. Dagegen wird anderer⸗ seits die Behauptung aufgestellt, daß auch die Brucke bei Koblenz ungleich mehr aufbringe, als die Verzinsung des Anlage⸗Kapitals erfordere. Der 11Ite Ausschuß erklart, datz es ihm nicht gelun— gen sey, die Gruͤnde der Verschiedenheit des Tarifs auf den ein— zelnen Rhein-Bruͤcken zu ermitteln, tragt aber darauf an, insofern nicht unbekannte Ruͤcksichten vorwalten, die Gleichstellung zu er⸗ bitten, womit auch die Plenar-Versammlung sich einverstanden erklaͤrt.

Zeitungs -Nachrichten. Ausland.

Frankreich. „Paris, 24. Aug. Die hiesigen Blatter beschaͤftigen sich heute fast ausschlleßlich mit der vorgestern stattgehabten Be—

schlagnahme des Temps, der Gazette de France, des Con— stitut ionel, des Echo Francais, des Commerce, der E sta f⸗ fette, des National und der Quotidien ne. Der Mo⸗ niteur parisien sagt in Bezug auf jene Maßregel: „Wir glau⸗ ben zu wissen, daß es sich nicht darum handelt, gerichtliche Ver⸗ folgungen gegen jene Journale einzuleiten, und daß die Beschlag⸗ nahme nur eine Maßregel der Ordnung war, da die falsche Nach⸗ richt, welche jene Blätter enthielten, geeignet war, Unruhen in einigen Departements anzufachen.“ Dle Gazette des Tri— buneaux, deren Meinung in dergleichen Dingen von großem Gewicht ist, bemerkt: „Es konnte kommen, daß die Explicationen des Moniteur parifien eine ernste Frage der Gesetzlichkeit an— regten. Die Regierung hat ohne Zweifel das Recht, alle Maßregeln zu ergreifen, die die öffentliche Ordnung zu sichern geeignet sind; aber sie muß unter allen Umstaͤnden das Gesetz respektiren. Nun ist aber die Beschlagnahme einer Zeitung eines jener Präͤ— ventiv-Mittel, die das Gesetz nur gestattet, wenn eine Anklage wegen eines Verbrechens oder eines Vergehens damit verbunden ist.“ Mehrere Journale machen den Vorschlag, eine von der ganzen Presse unterzeichnete Klage wegen jener willkuͤrlichen Be⸗ schlagnahme bei der Kammer einzureichen. Der Constitutionel druͤckt die Besorgniß aus, daß das gleichzeitige Ausbleiben von acht Pariser Journalen zu mehr Unruhe in den Departements Anlaß geben werde, als es die Nachricht des „Temps“ gethan haben wuͤrde, der die Regierung ohnehin so leicht durch den Te— legraphen hätte zuvorkommen konnen.

Der König und die Königliche Familie werden das Schloß Eu gegen Ende dieser Woche oder anfangs der naͤchsten wieder verlassen, um sich nach St. Cloud zurüͤckzjubegeben.

Gestern hatte die Eroͤffnung der Session der General-Con⸗ seils der Departements statt. ;

Das General-Conseil des Departements des Nieder⸗Rheins bat, um dem Herr Humann einen Beweis seiner Sympathie bei Gelegenheit der Angriffe zu geben, deren Gegenstand die Zaͤh⸗ lungsmaßregel war, obschon er abwesend ist, denselben zum Praͤs⸗ denten fuͤr die gegenwartige Session mit Stimmen-Einhelligkeit gewählt. Es waren 22 Mitglieder anwesend, er Mesfager enthält folgende Mittheilungen:

„Eine