1841 / 240 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

gestern eingetroffene telegraphische Depesche aus Lille meldet, daß der Abend des Sonntag vollkommen friedlich war.“ In einem Schreiben aus Lille heißt es: „Die Beschaͤdigungen sind noch nicht abgeschaäͤtzt; es ist aber eine große Anzahl Laternen zerbrochen, Scheiben an Ateliers und Spiegel in Boutiquen zer⸗ trůmmert, man wollte, durch Einwerfung der Scheiben an den Ateliers, die Werkstuͤhle beschaͤdigen und dadurch die Arbeit sus— pendiren; es gelang dies aber blos bei zwei Fabriken.“

Die Gazette des Tribunaux enthaͤlt Tolgendes: „In einem unserer sruͤheren Blaͤtter haben wir den Text der Prote⸗ statien gegeben, welche Marie Cappelle dem offentlichen Ministe— rium und der Civil-Partei durch einen Huissier hat notisiziren lassen. Diese Protestation war damals wirklich durch einen Huissier un— terzeichnet worden; derselbe hat aber nachtraͤglich seine Unterschrift wieder geloͤscht, und es durfte sich kein zweiter sinden, der seinen Namen zu einem solchen Akt wieder hergäbe.“ Nach allen Be— richten aus Tulle zu urtheilen, hat Madame Laffarge durch ihre beständigen Ausfluͤchte und durch die beharrliche Weigerung, sich in die kontradikterische Debatte einzulassen, fast alle ihre Anhän“ ger verloren, und die öffentliche Meinung scheint sich voͤllig von ihr abgewendet zu haben.

Dem Ministerium sind diesen Morgen Depeschen aus Tou— lon zugekommen, welche melden, daß sich wieder mehrere Stamme dem General Bugeaud unterworfen haben.

Die Hoffnung, die man noch immer hegte, das Wasser des artesischen Brunnens zu Grenelle mit der Zeit klar werden zu sehen, schwindet immer mehr und mehr. Das Wasser ist jetzt noch eben so trübe und schmutzig, wie am ersten Tage. Es wur— den gestern in Gegenwart der Herren Alexander von Humboldt und Arago verschiedene Experimente in Bezug auf die S teigkraft jenes Brunnens angestellt. Man überzeugte sich, daß der Brun— nen, nachdem er 30 Metres über der Erdoberflaͤche geleitet war, noch immer in einer Minute 2000 Litres Wasser gab, und man stellte danach fest, daß auf jedem Punkt des Seine⸗Bassins, selbst wenn es 30 Metres hoͤher liegt, als der Schlachthof von Gre— nelle, ein artesischer Brunnen gebohrt werden kann.

Böͤrse vom 24. August. Der gedruͤckte Zustand der Franzoͤsischen Renten dauert heute, bei anhaltender Geschaͤftsstille und gaͤnzlichem Mangel an Kauflust, fort.

Grosibritanien und Irland.

London, 21. Aug. Nach Verlesung der Thron-Rede wurde heute in beiden Haäͤusern noch eine Anzahl von Mitgliedern ver— . eidigt, worauf um 4 Uhr die Adreß-Debatten begannen. Die Thron-Rede war, wie dies stets zu geschehen pflegt, den ministe⸗ riellen Mitgliedern beider Häuser schon gestern mitgetheilt wor den, denen des Oberhauses durch Lord Melbourne, denen des lin terhauses durch Lord John Russell. Letzterer vertheidigte bei die ser Gelegenheit den Entschluß der Minister, dieses mal ausnahms weise das Haupt-Prinzip der minisieriellen Politik in Bezug auf die inneren Verhaͤltnisse auf eine Weise zur Sprache zu bringen, daß eine ausführliche Debatte über diese Politik in ihrer ganzen Ausdehnung nicht werde umgangen werden koͤnnen, und daß eine Entscheidung des Hauses daruber werde erfolgen müssen. „Es jist üͤblich“ sagte der Minister, „in der Thron⸗-Nede, bei Eroͤffnung einer Session des Parlaments, so viel als moglich alle Gegenstände aufregen⸗ der Art, oder solche, die dazu geeignet seyn durften, Meinungsverschie— denheiten hervorzurufen, zu vermeiden. Ich halte es aber fur meine Pflicht, die Anwesenden zu benachrichtigen, daß es, in Be— tracht der besonderen, mit der gegenwaͤrtigen Susammenkunft des Parlaments in Verbindung steßenden Umstaͤnde, die Absicht des Ministeriums ist, bei dieser Gelegenheit von dem gewohnlichen Verfahren abzugehen und in der Königlichen Rede Gegenstaͤnde zu berühren, welche vollkommen die Politik darlegen werden, die wir zu verfolgen beschlossen haben, und die unvermeidlich zu einer vollstaͤndigen Diskussion dieser Politik fuͤhren muͤssen. Von dle⸗ ser Diskussion sind wir nicht abzustehen entschlossen, und die Rede t so redigirt; daß sie jedem Mitgliede, seine Meinung über unsere Politik zu aͤußern, so wie dem Hause, des— sen Meinung zu Protokoll zu bringen, Gelegenheit giebt. Die, Nede wird die gewohnlichen Gegenstände enthalten, hinsichtlich welcher das Ministerium mit Genugthuung auf manche Theile seiner Politik hinweisen kann. Hinsichtlich derjeni⸗ gen Theile der Rede, welche hoͤchst wahrscheinlich eine Meinungs— Verschledenheit veranlassen werden, wollen wir die Meinung des Hauses zu Nathe ziehen. Wenn dann der Ausspruch de selben erfolgt ist, und wenn er, wie ich erwarten muß, unguͤnstig fuͤr uns ausfäͤllt, so hegen meine Kollegen und ich die lieberzeugung, daß es verfassungswidrig seyn wurde, wenn wir noch laͤnger im Amt verbleiben wollten. Ich verhehle es nicht, daß ich glaube, es werde ein Amendement zur Adresse beantragt und mit bedeutender Ma⸗ soritaͤt angenommen werden. Aber wenn ich auch uͤberzeugt bin, daß dies die letzte Gelegenheit seyn wird, wo wir als Partei im Machtbesitze uns vereinigt finden, so kann ich doch auch nicht um⸗ hin, die Ueberzeugung auszusprechen, daß die politischen Prinzi⸗ pien, welche uns mit einander verknuͤpfen, weise und gerecht; sind, und daß sie, welche Haͤnde auch die Zügel der Regierung suͤhren moͤgen, endlich den Sieg davontragen muͤssen.“ Diese Rede er⸗ hielt lauten Beifall, und die Versammlung trennte sich ohne wel— tere Diskussion.

Auch die Hauptfuͤhrer der konservativen Partei haben am Soantage eine Versammlung gehalten, in welcher uber das bei der Eroffnung dieser ersten Session des neuen Parlaments zu beob— achtende Verfahren und uͤber die Mittheilungen von Seiten der Krone debatiirt und entschieden wurde. Aus einem leitenden Arti— kel der heutigen Times, dessen Inhalt auch in dem heutigen Abendblatte des Standard bestaͤtigt wird, geht hervor, daß die Tories nicht die Absicht hegen, den Ministern zu Willen zu seyn und bei Gelegenheit der Debatte über die Antworts-Adresse auf die Thron-Rede jene von Lord John Russell angedeuteten Gegen— stände insofern zum Thema der Digkussion zu machen, daß sie jekt endlich mit ihren Absichten in Betreff del nöthigen Umwand. lung des Britischen Handels-Systems hervorträten, sondern daß sie vielmehr entschlossen sind, ihre Absichten nach wie vor dahin“

gestellt seyn zu lassen und daher der in der Thron-⸗Rede liegenden

Aufferderung auszuweichen. Jene Blaͤtter berichten nämlich, das Resultat der Konferenz der Konservagtiven sey gewesen, daß ein Amendement zu der Antworts-AUdresse vorgeschlagen werde solle, im Oberhause durch Lord Ripon, im Unterhaufe durch Herrn Worsley, welches ganz einfach erklären werde, die Minister be— saͤßen das Vertrauen des Landes nicht. Mangel an Vertrauen aber“, sagt die Time s, „Mangel an Vertrauen ist eine genü⸗ gende Antwort auf Alles, was die Minister vorbringen können. Wie lange ein Miniserium bestehen kann, was fuͤr Plaͤne es auch gefaßt, was fuͤr Vorschlaͤge es auch zu machen gehabt, wenn ihm das Vertrauen der Pairs sowohl als der Gemelnen sehlt, ist nicht schwer zu beurthellen. Jedes Haus wird seine Meinung aussprechen, und Ihre Majestaͤt wird, nach den wahren constitu⸗ tionellen Grundsaͤtzen, die von je die Eigenschaft ihre Fami⸗ lie waren, sich zu ihrem Bolke wenden und seiner Stimme,

*

1063

welche seine einzig gesetzlichen Organe, die beiden Haͤuser des Parlaments, aus sprechen, Gehör geben. Nach dem im sogenann⸗ ten Programm Lord Russell s niedergelegten Plane werden die Minister abtreten, und dies erste Ereignitz eines konstitutionellen Wechsels in diesem großen Lande wird wahrscheinlich vor Ende naͤchster Woche eintreten. Sir Robert Peel hat mittlerweile Zeit gehabt, seine Pläne zu ordnen und die Personen, welche mit ihm die Verwaltung übernehmen sollen, zu bestimmen; der Herzog ven Willingten wird, in welcher Stellung, das ist ziemlich gleich⸗ guͤltig, den Glanz seines Namens uͤber die ganze Combination verbreiten, Graf Aberdeen wird das auswaͤrtige Departement übernehmen, wozu ihn seine natuͤrlichen Talente und seine Erfah— rung so sehr befähigen; Lord Stanley wird in das Kolonial-De— partement eintreten, Lord Lyndhurst naturlich Lord⸗-Kanzler werden; die uͤbrigen Posten werden leicht ihre geeigneten Vertreter finden, doch moͤchten bei naͤheren Angaben der designirten Personen einige Irrthuͤ⸗ mer jetzt noch wohl nicht vermieden werden koͤnnen. Man erwartet nicht, daß die Minister irgend einen Widerstand leisten werden. Sie haben in der That den fuͤr sie angemessenen Weg erkannt, sie tre— ten ab. Lord J. Russell hat erklaͤrt, daß ihre Pflicht jetzt seyn werde, das Verfahren ihrer Nachfolger zu uͤberwachen und sie zu hindern, Unheil anzurichten oder zu weit zu gehen. Wenn er und seine Kollegen selbst nicht so uͤberwacht und beaufsichtigt und daher verhindert waren, Unheil zu thun, so wurde der Zustand des Lan⸗ des, so verworren und ungluͤcklich er auch ist, noch viel schlimmer seyn. Wir haben nichts gegen eine auf gute, alte constitutionelle Prinzipien begruͤndete Opposition einzuwenden, welche die Hand⸗ lungen der Macht-Inhaber überwacht. Vielleicht verdanken wir einige der schlechtesten Gesetze unseren Statuten einer Vereinigung beider Parteien.“

Der Standard erklart die Ansicht fuͤr unbegruͤndet, als werde sich die Adreß-Debatte sehr in die Laͤnge ziehen; jedenfalls, meint er, würden nur drei oder vier Mitglieder der Tory⸗-Partei es fur noͤthig halten, das Wort zu nehmen. Die von der Times erwähnten Beschluͤsse der Fuhrer der Tory Partei sind, nach Be— richten des Standard, den Mitgliedern dieser Partei selbst erst in einer heute Mittag nach Verlesung der Thron-Rede gehaltenen Versammlung mitgetheilt worden.

Der ebenfalls konservative Courier bemerkt uͤber die mit dem bevorstehenden Ministerwechsel verknüpfte Hofstaats⸗Frage: Ihre Majestaͤt ist nicht allein mit Freuden entschlossen, ihre Ver— waltung seit der entschiedenen T arlegung der Wuͤnsche ihres Vol— kes, an welches sie zum zweitenmale zu appelliren erlaubté, zu àn— dern, sondern sie soll uͤberdies erklärt haben, daß sie nicht nur die sie umgebenden Hofdamen entlassen, sondern daß sie in Zukunft gar keine politischen Damen um ihre Königliche Person haben wolle, geschweige die Gattin und die Schwester eines Ministers, wie es nach der verderbten whigistischradikalen Weise ihres gegen⸗ waͤrtigen Kabhinets bisher stattfand. Folgendes ist die Liste des neuen Koͤniglichen Hofstaats: Lord Haus⸗Hofmeister, Graf Wil—⸗ ton; Lord Kammerherr, Herzog von Montrose; Oberstalmeister, Herzog von Beaufort; Haͤuptmann der Yeomen, Viscount Rane— laggsz Hauptmann der Pensionairs, Graf Chesterfield; Ober— Jaͤgermeister, Graf Pembroke; Haus- chatzmeister, Graf Castle— reagh und Viscount Maidstone; Vice-Kammerherr, Viscount Ingestrie; dienstthuende Lords oder Kammerherren, die Grafen Enniskillen, Coventry, Charleville, Glengall, Clanwilliam, Harbo— rough und die Lords Forester und Alvanley; S tallmeister, Oberst Sibthorp.“

Dasselbe Blatt bezeichnet Sir James Graham als Mi— nister des Innern und Sir Sidney Herbert oder Lord Elliot als Secretair fuͤr Irland.

Viscount Melbourne gab gestern eine große Soiree, bei wel— cher der Marquis von Clanricarde und der Graf Spencer, so wie eine große Anzahl anderer Pairs zugegen waren, Lord John Russell seinerseits gab, als Fuhrer der ministerlellen Partei im Unterhause, gestern ebenfalls einem zahlreichen Kreise seiner Freunde in seiner Amtswohnung in Downing street ein Mittagsessen, bei welchem die Thron⸗Rede verlesen wurde. Auch der Herzog von Wellington gab gestern Abend ein großes Gasimahl, an welchem ungefaͤhr sechzig feiner Anhaͤnger aus dem Oberhause Theil nahmen.

Die wichtigste Nachricht, welche mit dem Schiffe „Akbar“ aus Canton uber New-York eingegangen ist, wenn sie sich als authentisch erweist, wäre die, daß Capitain Elliot mit Yang, dem Nachfolger Kischia's, einen provisorischen Waffenstillstand abge⸗ schlossen hat, in Felge dessen der Handel einstweilen gegen Erle— gung der bisher uͤblichen Abgaben wieder eröffnet werden sollte, bis die Haupt-Fragen zwischen den beiden Regierungen desinitiv geordnet waren. In Folge dessen sollen sogleich allen Schiffen Lootsen-Tschops bewilligt worden und die Einwohner von Canton, welche nach der Einnahme der Forts mit ihren Waaren ins In nere geflohen waren, mit Seide und Thee zuruͤckgekehrt seyn. Es wären darauf, wie hinzugefuͤgt wird, bereits drei Amerikanische Schiffe mit Thee Ladungen abgegangen, und andere hätten noch Ladungen eingenommen, aber zu hohen Preisen, etwa 30 pCt. höͤ⸗ her als in der letzten Saison; fuͤr die geringsten Sorten forderte man angeblich 25 Taels und Z6 bis 8 fuͤr die besten gruͤnen Theesorten. Die Hong⸗-Kaufleute wollten nur gegen bares Geld und Borausbezahlung fich auf Geschäfte einlassen.

Aus Lissabon hat man Nachrichten bis zum 16ten d., die

aber nichts Neues hinsichtlich der Finanzen bringen. Das Mini— terium schien geneigt, redlich gegen Portugal's auswärtige Glaͤu— biger zu handeln, sand es aber unmoglich, in diesem Augenblick die Mittel zu ihrer Befriedigung aufzubringen, ohne zu neuen Anleihen seine Zuflucht zu nehmen. Die Guerillas im Suden Portugal's sind neuerdings wieder sehr kuͤhn geworden.

Der bekannte Chartist O'Connér wird am Ihsten in Folge eines ärztlichen Attestes uͤber seinen schlechten Gesundheitszustand aus dem Schlosse zu York, wo er bis jetzt gefangen gehalten wird, freigelassen werden. ;

Aus Liverpool wird gemeldet, daß ein Ungewitter in dortiger Gegend am vorigen Freitage große Verwuͤstungen angerichtet hat.

Gestern war bedeutende Zufuhr von altem Weizen am Markte, die zu Preisen vom letzten Montage schnell abging; auch neuer Weizen von nicht befonderer Qualität wurde zuin Verkauf ge— bracht. Verzollter fremder ging nur langsam ab, unverzollter war 3 bis 4 Sh. wohlfeiler, bei geringem Umsatz.

London, 25. Aug. (B. H.) Im Unterhau se erhob sich gestern, nachdem der Sprecher die Thron-Rede nochmals / verlesen hatte, Herr Mark Philipps, um die den Widerhall derselben enthaltende Antworts-Adresse zu beantragen, wobel er die Politik der jetzigen Minister, besonders so weit ihr Handels- System in Betracht kommt, im Allgemeinen und Einzelnen sehr belobte. Lord Ebrin gton, der aͤlteste Sohn des jetzigen Lord— Lieutenants von Irland, unterstuͤtzte den Antrag, dem von Sei— ten der Tories Herr Stuart Worsley mit dem von den Ko⸗

ryphaͤen seiner Partei beschlossenen Amendement entgegentrat. Er

berief sich darauf, daß die Veinister selbst durch Aufloͤsung des

Parlaments die Berufung an das Land uͤber die Frage haͤtten

ergehen lassen, ob sie das Vertrauen desselben besaͤßen oder nicht, und folgerte daraus, daß es ihnen jetzt, da das Land geantwortet habe, nicht zustehe, andere Fragen wieder vorzu⸗ bringen, sondern einzig und allein, den wahren Inhalt der vom Lande ertheilten Antwort zu konstatiren. Diese Antwort muͤsse durch ein Votum des Parlaments klar gemacht werden, und da— her stelle er sein Amendement. Dieses Amendement weist auf den unmer zunehmenden Mehrbetrag der Staats-Ausgaben üͤber den Belauf der Einnahmen hin, so wie auf die zunehmende Bedraͤng⸗ . und der Industrie, und fuͤgt hinzu, daß bei allem Eifer des Parlaments, Mittel der Abhuͤlfe darzubieten, dieselben doch von keinem Erfolge seyn koͤnnten, so lange ein Ministerium die Geschaͤfte leite, welches das Vertrauen des Hauses und des Landes nicht besitze., Lord B ruce unterstuͤtzte dieses Amendement, welches von Herrn Labouchæ re, dem Handels⸗Miniffer, bestritten wurde, der es sich besonders angelegen seyn ließ, die dringende Noth— wendigkeit einer A enderung des kommerziellen Sy stems hervorzuheb en, und der daraus deduzirte, wie wenig das Land sich befriedigt finden werde, wenn diejenigen, welche sich als die designirten Lenker sei— nes Geschickes betrachteten, die gegenwärtige Gelegenheit und Ver⸗ anlassung, sich uͤber ihr in sener Hinsicht zu befolgendes System auszusprechen, nicht etwa nur ungenutzt voruͤbergehen ließen, son— dern absichtlich vernachlaͤssigten und durch Vorwaͤnde zu beseiti⸗ gen suchten. Nach diesem Minister sprachen Herr d' Israeli im Interesse der Tories, Herr Bernal der Juͤngere, Commo dore Napier und Herr Roeb'uck im Interesse der Minister. Letzterer, ein bekannter Radikaler, erklärte indeß, daß er nur des halb die jetzigen Minister einem Peel'schen Meinisterium vorziehe, weil er von diesem noch weniger erwarte als von senen. Nach dem noch Herr Muntz gesprochen hatte, beantragte Herr Ewa rt die Vertagung der Debatte, die auch nach einigem Widerspruche genehmigt wurde. J

Im Oberhause ist die Adreß-Debatte in einer Sitzung ge schlossen und, wie zu erwarten stand, das von dem Grafen R spon beantragte, mit dem im Unterhause vorgeschlagenen uͤbereinstim— mende Amendement mit großer Majoritaͤt angenommen worden. Fuͤr die von dem Grafen Spencer vorgeschlagene ministerielle Adresse erklaͤrten sich namlich nur 96, fuͤr das Amendeme nt 168 Stimmen, letzteres erhielt also eine Majoritât von 72 Stimmen. Das Oberhaus vertagte sich dann bis zum 27sten dieses Monats. .

Die gestrige Hof— Zeitung enthaͤlt die Ernennung von drei zehn neuen Baronets, unter denen sich die Herren Larpent, Le Marchant und Isaac Lyon Goldsmid befinden. Sir Eharses Edward Grey ist zum Gouverneur von Barbadoes, St. Vincent, Tabago, Trinidad und St. Lucia und ihren Dependenzien ernannt worden.

II London, 21. Aug. Die oͤffentliche Aufmerksamkeit ist waͤhrend der letzten Woche mit S pannung guf die Versammlung des Parlaments gerichtet gewesen. Das Resultat der Wahlen ließ keinen Zweifel uͤber die Frage wegen des kuͤnftigen Ministe— riums: das Spiel ist eine Zeit lang gespielt und von den Kon servativen gewonnen worden aber nachdem die Whigs dafuͤr ge sorgt, daß sie wenigstens eine starke Opposition hatten, wenn fie vom Amte abtreten mußten, erwarteten sie diesen Zeitpunkt mit der großen Genugthuung, Zeuge der Schwierigkeiten zu seyn, wo mit, wie wohl bekannt, die Bildung eines neuen Ministeriums verbunden seyn muß. Bei den letzten Wahlen nahmen sie die Frage uͤber den freien Handel zur Grundlage ihrer Berufung am das Land; dies war das Terrain, auf dem ssie sich aufstellten, und auf diesen :

r Terrain wurden sie entschieden geschlagen. Eine Frage von solcher Wichtigkeit und Große, die das Königreich von einem Ende bis zum anderen aufgeregt hat, kann indeß nicht so leicht bei Seite geschoben werden; die oͤffentliche Aufmerksamkeit ist ange und lebhaft darauf gerichtet gewesen, wie die Ereignisse der letzten Tage dies deutlich beweisen. In Manchester hat eine Ver— sammlung von 690 bis 700 Geistlichen der verschiedenen christli— chen Sekten stattgefunden, bei welcher Gelegenheit in einer leb— haften, nachdruͤcklschen, aber gemaͤßigten Sprache die Aufhebung der Korngesetze verlangt wurde, well dieselben die Quelle großer moralischer und physischer Uebel für das Land seyen. ö

Ueber die bei der Versammlung des Parlaments von den Ministern zu beobachtende Taktit wurden verschiedene Muthma—⸗ ßungen aufgestellt. Beide Haäuser versammelten sich am vergan genen Donnerstag: das Unterhaus schritt zur Wahl seines Spre chers, und Herr Shaw Lefevre wunde ohne O zposition wieder gewahlt. Sir Robert Peel hatte fruͤher seine angesehensten An hänger im Unterhause daruber zu Rathe gezogen, ob sie sich der Wiedererwaͤhlung des S prechers widersetzen sollten; allein man erklarte sich allgemein gegen alle Opposition. Die Tory-Blaͤtter waren uͤber diesen Punkt verschiedener Meinung, und die Times protestirte gegen Sir Robert Peel's Entscheidung.

Der wichtigste Gegenstand der offentlichen Aufmerksamkeit war indeß die Thronrede, die bereits im voraus in den Blaͤttern gepruͤft und, diskutirt worden ist. Man glaubte allgemein, die Minister wuͤrden in derselben die Frage wegen des freien Handels dem Hause auf so dringende Weise anempfehlen, daß ihre Nachfolger im Amte dadurch, der Koͤnigin gegenuͤber, in Ver— legenheit gesckt werden muͤßten Und eine Diskussion herbeigeführt vürde, die Sir Robert Peel zwaͤnge, sich noch vor seinem Ein tritte ins Amt uͤber das Budget und die Korngesetze auszuspre— chen. Die Thronrede ist heute von dem Lord-Kanzler verlesen worden, da die Königin auf den Nath ihres Arztes nicht person⸗ lich im Parlamente erschien. Nachdem in den gewohnlichen Aus— druͤcken die Verhaͤltnisse Großbritantens zu den auswaͤrtigen Maͤch— ten beruüͤhrt worden sind, spricht die Koͤnigin ihre Wuͤnsche in Bezug auf die wichtigsten inneren Intereffen des Landes aus. (Siehe die im gestrigen Blatte der Staats-Zeitung mitgetheilte Thronrede.)

ar m äaͤchste Geschaͤft des Parlaments ist nun die Beantra⸗ gung der Adresse, die nothwendig zur Diskussion der in der Thron—⸗ rede dem Hause empfohlenen Fragen fuhren muß. Dies war offenbar die Absicht der Minister, als Lord John Russell in einer großen Versammlung aller Anhaͤnger der Minister im Unterhause erklaͤrte, daß „in Betracht der eigenthüuͤmlichen Umstäͤnde, unter denen die Versammlung des gegenwartigen Parlaments stattfinde die Minister Ihrer Majestat bei dieser Gelegenheit von dem ge⸗ wöhnlichen Verfahren abweichen und in die Thronrede diejenigen Gegenslaͤnde aufnehmen wollten, welche die Polit k, die sie zu befol⸗ gen beschlossen haͤtten, vollstaͤndig darlegen würden und die nothwen— dig zu einer ausführlichen Erbrterung derselben fuhren mußten.“

ö Am vorigen Freitag fand die halbjaͤhrliche Versammlung der Eigenthuͤmer der Londen-Birminghamer Eisenbahn statt. Aus dem Verichte der Direktoren ergiebt sich die Einnahme fuͤr das halbe Jahr zu 833,017, die Ausgabe zu 526,778 Pfd., also ein lleberschuß von 306,239 Pfd. Die Zahl der Reisenden betrug im Durchschnitt taͤ lich 1957 Personen.

Ueber die Ausschmuͤckung der neuen Parlaments ⸗Gebaͤude wind noch immer diekutirt; es ist Fresko⸗ Malerei vorgeschlagen

worden, allein man hat dagegen den Einwurf gemacht, daß das Klima und die Lage nicht dazu geeignet seyen. Es war eine be⸗ sondere Kommission ernannt worden, um die Beförderung der schoͤnen Känste in Verbindung mit dem Wiederauftzau der Par⸗ laments- Gebaͤude in Erwägung zu ziehen. Der Vericht dieser Kommission ist ein Dokument von großem nationalen Gnteresse, weil dadurch, wie ein Englisches Blatt bemerst, das Parlament gie direkte V srderunz, der hörn en ente fär Lin, Pflicht der Legislatur erklaͤrt. Die große Schwierigkeit wird nur seyn, hier 9689 nh Kunstler zu sinden, die im Stande sind, Gemälde von lachen r , Tm etlich al sresco auszufuͤhren, worin die Eng⸗ ander noch die ersten Anfangsgruͤnde zu ernen haben. i Pflege der höheren Zweige der Kunst und Ausfuͤhrungen darin n großem Maßstabe hahen bisher kaum irgend eine Unterstuͤtzung in England gefunden. Es ist daher kein Wunder, wenn sich dem naturlichen Wunsche, den einheimischen Kuͤnstlern den Vorzug zu geben, Schwierigkeiten entgegenstellen, ; e, d, . Es wird in diesem Jahre nur Ein großes Muslkfest in Eng— land, und zwar im September zu Gloucester, stattsinden. Das so eben erschienene Programm nennt „das juͤngste Gericht“ von Spohr, „den Messigs und „die S chöͤp fung als die hauptsaͤch— lichsten der zur Aufführung kommenden Stäcke.

in Bezug auf den Tarif und die Getraidegesetze dem Unterhause vorlegten, rief man ihnen zu, warum sie solche wichtige Matzregeln fuͤr eine so späte Zeit in der Session. aufgespart? „Hattet ihr sie, wie sichs geziemte, die Monarchin vem Throne vortragen lassen, so hätten wir ihnen auch die gebuͤhrende Aufmerksamkeit geschenkt, jetzt sagen wir auch nichts weiter, als, daß wir kein Zu rauen zu euch haben, und da ihr doch das Parlament aufzu— sösen gedenkt, so laßt die Nation sprechen! Nun hat freilich die Nation gesprochen, und die Gegner der Minister rühmen sich, un— ter den neugewählten Repraͤsentanten eine Mehrheit von 76 bis 80 Stimmen zu haben. Die Minister jedoch glauben sich berech— tigt, ja gegen Nation und Koͤnigin verpflichtet, in ihren Nollen zu verharren und dem neuen Unterhause ihre Plaͤne, die sie fuͤr das Wohl der Nation fuͤr so bedeutend halten, aufs neue vorzulegen, und zwar auf die Weise, wie man ihnen gesagt, daß sie es haͤt— ten fruͤher thun sollen, in der Eröffnungsrede vom Throne. Jetzt aber nimmt man ihnen dieses übel. Es hieße, sagt man, die Monarchin ungeziemender Weise in ihre eigenen von der Nation schon verworfenen Plaͤne verwickeln; dazu setzten sie ihre Gegner in die Verlegenheit, entweder gegen ihre Ueberzeugung in diesel— ben einwilligen, oder der Monarchin entgegentreten und ihre Vor— schlaͤge ablehnen zu muͤssen.

Dieser List glauben sie nun durch eine noch groͤßere begegnen zu durfen, und die Times macht uns demnach bekannt, daß man bei einer Versammlung der Konservativen zu dem Entschluß gekommen sey, die Sache zu umgehen, und an die Stelle der Adresse, welche man von der ministeriellen Seite vorschlagen wurde, ganz einfach einen Beschluß zu bringen, daß man kein Zu— trauen zu dem Ministerium habe, und Ihre Majestat baͤte, das⸗ selbe durch ein anderes zu ersetzen, welches mit der Mehrheit des Hauses in Einklang stehe. Moglicherweise, heißt es weiter, wurde man von Seiten der Konservativen wenig sprechen, sondern wurde die sicher zu erwartende Mehrheit, die fur dieses Amendement stimmen wurde, fuͤr sie sprechen lassen. Dies waͤre freilich ein geschicktes Partei-Mandͤver von Seiten der Tories, besonders da Sir R. Peel und seine kuͤnftige Kollegen hierdurch der Noth⸗ wendigkeit entgehen, uͤber irgend einen dieser wichtigen Punkte, ehe sie ins Amt treten ihre Meinung zu erklaren und sich dadurch auf irgend eine Weise zu binden. Die Partei nimmt es auch gewiß mit Freude auf, denn fast ein Jeder unter derselben scheint der Zeit, wo Peel endlich mit seinen Planen hervortreten wird, mit Bangen entgegenzusehen. .

Daher wird er, meiner Ueberzeugung nach, gewiß nicht viele Tage nach seiner Einsetzung im Amte voruͤbergehen lassen, ehe er

7g London, 21. Augz. Als die Minister ihre Pläne

die ganze Sache selbst zur Sprache bringt, und eine Veranderung in den Getraidegesetzen vorschlaͤßt. Die Mornin g Po st, welche vorgiebt, die Absichten seines Ministeriums besser zu kennen, als irgend ein anderes Journal, erklart zwar, daß das Ober- und Un— terhaus es nimmermehr zugeben wurden, daß man die Skalg in eine bestimmte Abgabe verwandle, und ruft sogar der Times trotzig zu, sie sollte es nur versuchen, die setzigen Getraidegesetze niederzuschreiben, giebt jedoch zu, daß in der Skala selbst und in der Art und Weise, wie der jedesmalige Zoll zu bestimmen sey, einige Abänderung gemacht werden koͤnnte. Es kann also Peel gar nicht damit gedient seyn, daß durch laͤngeres Schweigen von seiner Seite, die ilngeduld des Publikums so sehr gesteigert werde, daß eine Veraͤnderung, welche seßzt noch zum Theil befriedigen koͤnnte, mit Unwillen verworfen werde. „Er muß es um so mehr, da auch die Witterung, welche fast waͤhrend der ganzen vorigen Woche schoͤn und trocken war, seit Sonntag Abend wieder ver— aͤnderlich geworden und wir seitdem sehr hestige Regenschauer ge⸗ habt haben, so daß die Preise, welche um 5 bis 67Sh. suͤr den Quarter Weizen gefallen waren, wieder im schnellen Steigen sind.

Aber selbst wenn dieses nicht von Dauer seyn soll, so entsteht doch jedenfalls wieder das Uebel, welches man fruͤher beobachtet hat, aber das nie dem Publikum so nahe gelegt worden ist, als es jetzt geschieht. Es ist naͤmlich eine bedeutende Quantitat Wei⸗ zen durch die Naͤsse so verdorben, daß er zwar zum Mischen mit besserem alten Weizen brauchbar, aber alle n nicht zu benutzen ist. Gerade nun in dem Verhaͤltniß, wie solcher zu schlechten Preisen verkauft werden muß, steigt der gute. Waͤhrend nun die Muller im— mer das beste Mehl und die Backer das beste Brod zu liefern vor— geben, so regelt natuͤrlich der Preis des guten Weizens die Brod— preise, die also hoch, und fuͤr den Armen besonders druͤckend wer— den muͤssen.

Inzwischen wirken die Getraidegesetze auf eine andere Seite hin verderblich. Der Tarsf wird bekanntlich nach den Durchschnittsprei⸗ sen bestimmt, und der Zoll steigt und faͤllt mit diesen. Fehlt es nun bedeutend an Getraide, so muͤssen dileselben schnell sfeigen, und

nachdem eg dem Kaufmann gelungen, zum niedrigen Zoll von einem. Shilling für den Quakter, ein Paar Millionen Quarters einzuflͤhren, muͤssen dann die Preise bald wieder fallen. Fehlt es aber, wie jetzt, nicht so sehr an Quantitaͤt als an Qualitaͤt, so dient alles schlechte Getraibe, welches auf den Markt gebracht wird, nur dazu, die Durchschnittspreise niedrig zu erhalten und somit die Einfuhr des besseren zu verhindern. So z. B. bezahlte man gestern für schlechteren säeuen Weizen 35 Shilling, wahrend guter, alter 0 bis 8e Shilling galt Die Tim es erklärt zwar, sie wollte sich selbst von der Morning Po st fuͤrs erste nicht von ihrem Entschlusse, abbringen lassen, in dieser Sache gegen das kuͤnftige Ministerium sch onen d zu verfahren, wenigstens wolle sie abwarten, was denn doch die Veranderungen seyn soll⸗ ten, welche jenes aristokratische Blatt zu versprechen schien; aber sie faͤhrt inzwischen, doch immer fort, Briefe gegen die jetzigen Geseße und Vorschlaͤge zur Veraͤnderung aufzunehmen.

Bei diesem ossenbaren Zwiespalt unter der. Partei, sah man

1069

mit Verwunderung in dem streng konservativen Standard am letzten Sonnabend einen Aufsatz, welcher die Partei dringend zur Geduld ermahnt, Geduld fuͤr den Fall, daß die Koͤnigin das jetzige Ministerium immer nicht gehen lassen wolle, und Ge— duld fuͤr den, daß Peel, wenn er ja sogleich die Verwaltung an— treten solle, nicht im Stande sey, gleich alles zu bewerkstelligen, was man von einem konservativen Minister zu erwarten berech— tigt se)y. Man meinte, die Monarchin habe zwar den redlichsten Willen, verfassungsmaͤßig zu regieren, aber man muͤsse ihr Zeit geben, bis sie gehörig belehrt worden; alles Draͤngen wurde als unanstaͤndig angesehen werden, und wurde die Reife der Birne nur verzögern. Manche glauben, der ganze Aufsatz sey listig erdacht, um hier und da einen Liberalen glauben zu machen, man wurde von Seiten der Tories der Adresse nichts entgegensetzen; wenn sie dann etwa wegblieben, so wuͤrde die Mehrheit der Konserva⸗ tiven nur um so glaͤnzender ausfallen. Auch hegt die heutige Times keinen Zweifel uͤber das unmittelbare Austreten des Ministeriums; und haͤlt es fuͤr eine Beleidigung des guten Geschmacks der Königin, wenn man daran zweifle, daß sie nicht in kurzem das wahre Gold im Tharakter der Tories, womit man sie umgeben wird, dem Rauschgold an Lord Mel⸗ bourne vorziehen wurde, welches sie nur darum geschaäͤtzt habe, weil ihr das andere verborgen war. Ich muß jedoch gestehen, jene Deu— tung genuͤgt mir nicht, und obgleich ich nicht zweifle, daß die Mi— nister gleich nach der Verwerfung ihrer Adresse austreten werden, so ist es doch ganz wahrscheinlich, daß, so wie die Sachen aus— sehen, den echten Tories vor dem Gluͤcke der Partei bange ist. Abends. In der Koͤnigl. Erd sfnungs-Rede wird in Be— zug aufs Ausland nichts erwähnt, was nicht schon laͤngst bekannt war; wegen unserer Streitigkeiten mit den Dankies wird weislich geschwiegen, doch aber von Vertheidigungsmitteln fur unsere Ka— nadischen Graͤnzen gesprochen. Desto wichtiger ist das Dokument fuͤr die innere Politik. Zur Deckung der vermehrten Aus⸗ gaben und zur Erleichterung des Handels sollen Zoͤlle theils ver— mindert, theils abgeschafft werden. Von den Getraidegesetzen aber heißt es, das Parlament solle untersuchen, ob dieselben nicht die schon von der Natur gegebenen Schwankungen in den Vorraͤthen verschlimmern, im Händel stoͤrend eingreifen, das Cirkulations— mittes verwirren, und der großen Masse der Nation ihre Genässe schmälern und ihren Druck vermehren! Wenn der Herrenstand gegen diese Kriegserklaͤrung vom Throne diese Gesetze behaupten kann, so ist er uͤbermaͤchtig. Aber die Whigs verlieren dadurch auch gewiß manche ihrer Anhänger; was sie jedoch durch den Ge—

winn an Popularitaͤt leicht verschmerzen können.

Belgien.

Brüssel, 21. Aug. Am letzten Sonnabend ist in der Naͤhe von Mecheln der Durchbruch eines Kanals erfolgt, wodurch sehr bedeutende Laͤndereien zwischen Mecheln und Termonde Kber— schwemmt wurden.

Ein Belgisches Blatt erzählt, die Mutter des neuen Mini— sters der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Briey, sey eine Schwester des Grafen Mensdorf, der unter seinem Famillenna— men Baron Pouilly 1789 in Desterreichische Dienste trat, spaͤter in den Grafenstand erhoben wurde, und bekanntlich mit einer Prinzessin von Koburg, Schwester des Königs Leopold, ver— maͤhlt war.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 24. Aug. In der Stadt Rosenheim (auf der Straße nach Salzburg) ist am 2l sten Abends das große Salz⸗ Magazin der Königlichen Saline abgebrannt, wobei auch einige Werkstätten mit Bauholz, mehrere Brennholz-Schuppen und eine Reihe gefuͤllter Scheunen c. in Feuer aufgingen.

Dresden, 25. Aug. Se. Majestaͤt der König sind heute Morgen gegen 4 Uhr uͤber Teplitz in Pillnitz wieder eingetroffen.

Das 12e. Stuͤck des Gesetz? und V erordnungs⸗ Blattes enthaͤlt eine Verordnung des Ministeriums des Innern vom 4. August, welche Lie Anwendung des Le— bens⸗-⸗Magnetismus zu therapeutischen Zwecken schlech— kerdings nur den Aerzten anheimgiebt, namentlich infowest da— durch die Erregung eines sogenannten somnambulen Schlafs be— zweckt wird, Konzessionen fuͤr Magnetiseurs, welche sich ihrer ei— genthüͤmlichen Kraft nur zum Bestreichen und Haͤndeauflegen be— dienen, dem Ministerium vorbehaͤlt, alle Contraventionen aber, insbesondere die Verbindung solcher Personen mit Somnambulen, behufs der so oft vorgekommenen Chalatanerien, mit strenger Ahn⸗ dung bedroht.

Heidelberg, 21. Aug. Se. Masjestaͤt der König haben dem Geheimen Rath, Professor hr. Mittermaier, den Orden der Ehren-Legion verliehen.

Freiburg, 21. Aug. (Bad. B l.) Heute haben die Uni— versitaͤt und das Land einen herben Verlust erlitten. Der Ge— heime Rath Prosessor Ir. Duttlinger, Praͤsident der zweiten Kam— mer der Badischen Staͤnde, ist näch sieben wöchentlichem Kranken⸗ lager gestorben. Die tiefe Trauer, in welche die Hochschule durch das Hinscheiden dieses ausgezeichneten und beruͤhmten Man nes, der eine Zierde derselben war, versetzt ist, werden unser durch⸗ sauchtigster Großherzog, der an ihm einen treuen Diener verloren hat, und das ganze Land aufrichtig theilen.

—— Mainz, 26. Aug. Der Gouverneur unserer Bundes— festung, des Herrn Landgrafen von Hessen⸗ Homburg Durchlaucht, empfing gestern den Besuch des Herrn Fuͤrsten von Metternich. Se. Durchlaucht kehrte Mittags nach dem Johannisberg zuruck, wo auch der Bundes-Praͤsidial-Gzefandte, Herr Graf von Münch-Belling— hausen, seit mehreren Tagen und seit gestern der. Königl. Preü— ßische Bundestags-Gesandte, Herr Baron von Buͤlow, verweilen.

Bremen, 21. Aug. (Magd. 38) Es hat sich seit kurzem in Bremen eine Gesellschaft gebildet, um eine Dampfschifffahrt auf der Weser bis Minden in Gang zu bringen. Wegen der Seichtigkeit des Flußbettes sollen sehr flache Dampfschiffe mit einem kupfernen Boden erbaut werden, die nur geringe Wasser⸗ tiefe erheischen. An mehreren Stellen, die gar zu seicht sind, soll der Versandung durch eine nach einem Amerikanischen Modell konstruirte Maschine abgeholfen werden. Die Hannoversche Re⸗ gierung hat sich bereitwillig gezeigt, dieses fuͤr den Verkehr eines großen Theiles der Hannoverschen Lande so nützliche Unternehmen auf alle Weise zu beguͤnstigen.

Samburg, 27. August. Gestern nach zweitaͤgiger Ver— handlung, welche an beiden Tagen mit kaum zweistuͤndiger Un— terbrechung an jedem Tage, von 16 Uhr Morgens bis gegen l. Uhr Abends gedauert hat, ist das Plaidoyer vor dem Han⸗ dels⸗-Gerichte in dem Prozesse des als des Sklavenhandels ver— daͤchtig angehaltenen Hamburger Schiffes „Louise“ eendigt wor— den. Das Interesse des Publikums an der Sache 99 sich waͤh⸗

rend der ganzen Dauer der Verhandlungen nicht verleugnet. Das Erkenntniß wird zum 6. September erwartet.

DOesterreich.

Wien, 21. Aug. Die Wiener Ztg. meldet: Bereits vor mehreren Jahren war die dothwendigkeit des Uumbaues der Berg straße uber den Semering (bei Schettwien an der Graͤnze von Oesterreich und Steyermark), welche bei ihrem bedeutenden Ge— faͤlke nicht nur sehr erschwerende Hindernisse für den kommerziel⸗ len Verkehr herbeifuͤhrte, sondern auch den hoͤchst nachtheiligen Anlaß haͤusig wiederkehrender Unglucksfaͤlle dargeboten hat, von den administrativen und technischen Behörden einstimmig an⸗ erkannt, und es war bei der Wichtigkeit dieses, die kuͤrzeste Ver⸗ bindung mit Triest, so wie mit Tyrol und dem Lombardisch-Ve— netignischen Königreiche herstellenden Straßenzuges, uͤber den diesfalls von Allerhöchsten Ortes selbst ausgegangenen Im⸗ puls, die Aufgabe der Behoͤrden, die den Anforderungen der Zeit und dem immer steigenden Verkehre entsprechen— den Anträge zum Behuf« des erwähnten Straßen Umbaues Sr. Majestaͤt zu uͤberreichen. Nachdem nun Se. Majessaͤt im Jahre 1837 die dies faͤlligen Plane zu genehmigen, so wie die hier⸗ zu erforderliche Summe Allergnaͤdigst zu bewilligen geruhten und dieser Bau nunmehr am Ziele seiner Vollendung steht: haben Sich Ihre Masjestäten der Kaiser und die Kaiserin bei Gelegenheit Allerhochstihrer fungst angetretenen Reise nach Steyermark be— limmt gefunden, am 171en d. M. diese neue und in technischer Beziehung ausgezeichnete Kunststraße uber den Semering zu be— fahren, und somit selbe, noch vor dem naͤchstens bevorstehenden Zeitpunkte ihrer allgemeinen Benutzung, in Allerhoöͤchsteigener Person zu eröffnen.“

Italien.

Nom, 16. Aug. (A. 3.) Der Papst ist, dem Vernehmen nach, gesonnen, am Jg. September eine Reise nach Loretto anzutre⸗ ten, und auf dem Ruͤckweg mehrere Andachts⸗Derter, als Assisi, Orvieto ꝛc. zu besuchen. Die Kardinaͤle Tosti, Bianchi und Mat⸗ tei, so wie mehrere Praͤlaten find bestimmt, den Papst zu beglei⸗ ten, der am 26. September hier wieder einzutreffen gedenkt. Da solche weite Reisen eines Papstes mit vielen Umstaänden verknuͤpft sind, so faͤngt man seßt schon an, alle Vorkehrungen zu dieser Pilgerfahrt zu treffen, de gewiß fur alle Ortschaften, die der hei⸗ lige Vater beruͤhrt, sehr wohlthaͤtig seyn wird. Namentlich wer⸗ den bei solcher Gelegenheit alle Straßen, die er befaͤhrt, einer Ge— neral⸗Verbesserung, so wie die Städte einer General-Reinigung Unterworfen.

Die Abyssinier wurden gestern bei dem Staats-Sekretair Kardinal Lambruschini eingefuhrt, und morgen duͤrften sie Sr. Heiligkeit vorgestellt werden Sie sind hier in dem Kollegial⸗ Kloster der Griechen untergebracht, und werden ganz auf Kosten der Propaganda unterhalten. Sie gehören nicht alle der katholischen Kirche an, sondern acht von ihnen sind Eutychianer oder Mons— physiten, die sich mit der Kirche vereinigen wollen. Es heißt, mehrere werden hier in die Prepaganda eintreten, um späͤter als Missionaire in ihr Vaterland zurückzukehren. Eine Abtheilung dieser Sekte hatte auf der Reise von dem koptischen Patriarchen in Alexan— drien sich einen Bischof ausgebeten, mit bem sie heimzogen, wahrend die uͤbrigen sich hierher begaben. lUeberhaupt scheinen ihre Be⸗ griffe von dem Verhaͤltniß der Roͤmisch⸗katholischen Kirche zu den Schismatikern nicht sonderlich geregelt zu seyn. Im Ganzen ist es ein huͤbscher Menschenschlag, wie sie uns von Dr. Ruppel beschrieben sind. Ihre gewohnte Lebensweise setzten sie hier woe zu Hause fort, und waͤhrend sie Hühner und Kalbfleisch start gebraten oder gesotten genießen, essen sie das Rind fleisch ganz roh, woruͤber die Römer sich nicht wenig entseßtzen. .

Den Ordens⸗-Mitgliedern des heiligen Liguorius hat man hien die Kirche S. Grisogno mit dem Kloster und der dazu gehörs— gen Pfarre übergeben. Die bisherigen Bewohner, die beschuhten Karmeliter, wurden in andern Klbstern ihres Ordens untergebracht.

Moldau und Wallachei.

Das Siebenbürger Wochenblatt berichtet aus Bu⸗ charest vom 23. Juli:; „In Folge des muthvollen Benehmens wodurch sich das hiesige Militair bei den letzt stattgefundenen Er eignissen in Braila ausgezeichnet hat, geruͤhte Se. Durchlaucht unser regierender Landesfürst den, mit dem Kemmando der gegen die Bulgaren detachirten Truppen-Abtheillungen beauftragt gewe⸗ senen Capitain N. Manu, zum Range eines Majors zu erheben und am vorigen Sonntage nach solenner Vorstellung vor dem saͤmmtlichen versammelten Offizier Corps denselben zur Tafel zu ziehen. Nicht minder sind aus diesem Anlasse, auch die ubrigen subalternen Offiziere jener Truppen-Abtheilung um eine Stufe im Range befoͤrdert und den Gemeinen eine dreimonatliche Gratis? Löͤhnung verliehen worden. Aus Braila lauten die ferneren Nachrichten ziemlich beruhigend. Es soll sich zwar noch ein Rest jener bewaffneten Menschen auf eir. ein im Hafen liegenden Schiffe, von der Polizei beobachtet, lfhal⸗ ken, man sieht auch wohl einige von ihnen bewaffnet in der Stadt herumwandern; da sie sich jedoch ruhig verhalten, so degnuͤgt man sich, sie unter Aufsicht zu halten, bis die Regierung einen defini⸗ tiven Entschluß gefaßt haben wild, wobei sich die öffentliche Mei⸗ nung dahin ausspricht, daß, wofern sie sich zur Niederlegung der Waffen gutwillig verstehen, man ihrem Abzuge, wohin sie wollen, nicht hinderlich seyn därfte. Indeffen scheint das Feuer der Exaltatlon ziemlich erlbschen zu wollen, denn als man Einem und dem Anderen wirklich Paͤsse nach cinem selbstbeliebigen Bestimmungs⸗-Orte verabfolgen lassen wollte, zogen sie es vor, um Erlaubniß zu bitten, ruhig da bleiben zu, dürfen. Von Moldauischer Seite ist die Miliz ebenfalls in Thaͤtigkeit gesetzt worden, und sollen vor wenigen Tagen an xn Mann nach Gaͤlatz und ringsum auf der kleinen Stracke der hier zusammenstoßenden zwei Graͤnzen konzentrirt worden seyn; wo uͤbrigens diese 2000 Mann herkommen sollen, ist ein schwer zu loͤsendes Problem, da die gesammte Moldauische Miliz etatsmaßig aus 1206 Mann besteht, welche überdies kaum komplett seyn durften. So eben sind von den Brailaer Gefangenen 35 Mann unter Eskorte hierher gebracht und einstweilen nach Dudest in die dortigen, zur Aushuͤlfe des staͤdtischen Staatsgefaͤngnisses dienen⸗ den Arreste und in die Spitals: Lokalitaten abgefuͤhrt worden.

Türkei.

Konstantinspel, 11. Aug. (Oest. B.) Heute sind der Koͤnigl. Großbritanische General ⸗Konsul in Acgypten, Oberst Barnett, und der Kaiserl. Russische General⸗Konsul daselst. Herr Krehmer, auf dem Englischen Dampf⸗Pafetboote, Polpphem.? nach Alexandrien abgegangen. de. ĩ

Die heiden Ulemanss Melek Pascha Zade dul Kadri Bei und der Wakai Nüwis (Neichs - Höstorsegrapß) Efnd fend; haben aufgehört, Mitglieder des Reichs⸗Conseiss ju seyn. Leßterem ist diz Würde eines Nakibul-eschraf oder Oberhauptes der Emine (Nachkommen des Propheten) verließen worden.