1841 / 244 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

30. Aug. (Bresl. Ztg.) Gestern und heute fruͤh ö r de en le his Bafaillen die 2Zte Schuͤen⸗ Abtheilung und 6te Artillerie- Brigade von Breslau ausgeruͤckt, um Kantonnirungen bei Kaps dorf zu . Das 6te Armee⸗ Corps wird nun daselbst ganz vereinigt seyn. Achtzehn Bataillone Infanterie ruͤcken heute in das Zeltlager bei Beilau. Morgen ist Ruhetag, den 1. September große Parade, den 2ten Mandver mit markirtem Feinde bei Borganie, den 3Zten ebenfalls Mandver in derselben Gegend mit markirtem Feind, bei welchem Manbver Se. Majestaͤt der Konig vom Iten Armem⸗Corps erwartet werden.

Berlin, 31. Aug. Durch wiederholte dringende Aufforde— rung des Institut de France, seinen statutenmaͤßigen Obliegenhei— ten zu genuͤgen, hat sich der Königliche General-Musik-Direktor Spontini veranlaßt gesehen, nach Paris zu reisen, ist demzufolge heute dahin abgegangen und wird im November d. J. auf seinen Posten zuruͤckkehren.

Ueber die Erziehung der Armenkinder in England. Erster Artikel. Einleitung. Die neuesten Reports der Britischen Armengesetz-Kommission über diesen Gegenstand.

Es ist eine der hervorstechendsten Eigenthuͤmlichkeiten hoͤherer Entwickelungsstufen der Nationen, sowie der aus denselben her— vorgehenden und mit denselben zusammenhaͤngenden komplizirten sozialen Zustaͤnde, datz, wenn auch in Folge derselben im Allge— meinen sich ein hoͤherer Grad geistigen Lebens und physischen Wohlseyns unter der Bevölkerung verbreitet, als in Laͤndern, de— ren Pepulation noch im Naturzustande verharrt, doch zugleich dort die Gegensaͤtze in allen Kreisen des Daseyns mehr her— vortreten, als hier. Es erklaͤrt sich dies Phaͤnomen ganz natuͤr— lich dadurch, daß, wo viele und bereits entfaltete Kraͤfte sich frei und ungehindert einem hoheren Ziele entgegenbewegen durfen, we— gen der stets mehr oder minder vorhandenen Ungleichheit der Kraͤfte ein Ueberreiz und ein Ueberfluͤgeln auf der einen, ein Er— schlaffen und Nachbleiben auf der anderen Seite eintritt, waͤh— rend bei Natur⸗-Voͤlkern die noch ruhig verharrenden und wenig entwickelten Kraͤfte nur langsam und ziemlich gleichmaͤßig sich vorwärts bewegen.

Die eben erwaͤhnten, aus hoheren Civilisations-Zustaͤnden er— wachsenden Gegensaͤtze im Leben der Volker treten besonders scharf in den konomischen Verhaäͤltnissen der Gesellschaft hervor, und da die letzteren stets einen so großen Einfluß auf den sittlichen Zustand der Bevoͤlkerung ausuͤben, so ist es in neuerer Zeit häufig zur Betrachtungsweise wohlmeinender Gemuͤ⸗ ther geworden, die Eivilisation uberhaupt als ein fluchwuͤr— diges Geschenk anzusehen, und den großen Hebel des Indu stria— lismus als die Ursache alles Elends der modernen Zeit zu ver— dammen. Und doch ist es gerade dieser Hebel, dem wir fast al— les Gute und Große verdanken, das unsere Zeit vor der Vergan— genheit auszeichnet, durch den die Gegenwart im Allgemeinen gebildeter, besser und gluͤcklicher geworden ist, als die Vergan— genheit.

Nichtsdestoweniger koͤnnen die großen Uebel nicht hinwegge— leugnet werden, die aus dem Vorhandenseyn jener Gegensaͤtze er— wachsen, und keine wohlgeordnete Regierung, die ihrer Bestim— mung und ihrer Pflichten eingedenk ist, wird dieselben uͤber sehen, oder mit Gleichguͤltigkeit ignoriren, vielmehr wird sie es als eine heilige Obliegenheit anerkennen, dahin zu streben, daß die schlimmen Wirkungen jener Gegensaͤze möglichst, aufgehoben und eine harmonische Entwickelung aller Kraͤfte moͤglichst bef⸗ werde.

Das aber kann und wird nicht durch ein direktes und gewaltsames Einschreiten gegen so viele zu Tage liegende traurige Erscheinungen geschehen, sondern allein durch ein Auf⸗— fuchen des Grundes derselben, und durch ein von Einsicht, WKWehlwollen und Energie geleitetes Bestreben, die sen Grund zu beseitigen und die Wurzel zu vernichten,.

Diese Ansicht, diese feste Ueberzeugung hat sich in neuester Zeit auch in Großbritanien Bahn gebrochen, jenem Lande, das durch seinen Reichthum, seine politische Macht und seinen Unternehmungsgeist fast alle ubrigen Voͤlker im letzten Jahrhun— dert uͤberfluͤgelt, und dabei doch so mannigfachen Krankheitsstoff, so viel Elend und Noth im Innersten seines Nationallebens aufzu— weisen hat. Mit anderen Worten, man hat sich neuerdings in England fast durchweg von den Unzweckmaßigkeit der fruheren Verwaltung des Armenwesens überzeugt, man hat einsehen ge— lernt, daß durch maßlose und planlose Unterstuͤtzungen das vor— handene Elend der niederen Volksklassen nicht allein nicht be— schwichtigt oder getilgt, sondern vielmehr nur noch vermehrt wor— den sey, daß das einzig wirksame Mittel zur Beseiti⸗ gung der künstlich en, Verarmung allein in der Fur forge fuüͤr eine ver nuͤnftige und angemessene Erzie⸗ hung des aufkeimenden Geschlechts beruhe. 4

In dieser Beziehung sind von dem hoͤchsten Interesse und gewaͤhren den groͤßten Grad von Belehrung die verschiedenen, jn der neueren Zeit von der fuͤr den Zweck der Verbesserung der Armen-Gesetzgebung niedergesetzten Parlaments-Kommissson er— statteten Berichte, namentlich der letzte, erst vor kurzem publizirte:

Report io the secretary of the State sor the llome Deparl- ment, from the Poor Law Commissioners, on the Training of bauper Children, with Appendices. London. 1841. 8.

Allgemeiner Anzeiger für

Bekanntmachu Kaiser Franz Grenadier-Regiment in Berlin gewe⸗

n gen. sene Unteroffizier Ernst August . in auf⸗ O Wilhe 5 ö, geboten, sich bei Vermeidung der Praͤklusion spaͤ⸗ Der Dekon em Kilhelm von ioc aus Schmeͤllen kestens in diesem Termine zu inelden

Gollnow, den 11. August 1841.

Bekannt m ach un sene

bei Zuͤllichau ist durch das rechtskräftige Erkenntniß des unterzeichneten Gerichts vom 24. Mat is4t dez Adels verlustig erklart worden. Birnbaum, den 18. August 1816. Königl. Land⸗ und Stadtgericht. Nothwendige Subhastation. Von dem Königlichen Land- und Stadtgerichte zu aufgehoben. Gollnow soll das den Erben des Scheerenschseifers Worms georg; Haus Nr. 170 Stadt, taxirt zu

oͤrdert

1084

Da die in diesem Report niedergelegten Beobachtungen und Untersuchungen auch fuͤr Deutschland kein geringes . haben, so wollen wir versuchen, den Hauptinhalt und die wichtig⸗ sten Resultate jener Schrift in gedraͤngter Kurze unseren Lesern vorzulegen.

Der dem Buche vorgedruckte und den mitgetheilten Beob— achtungen gewissermaßen als Einleitung dienende Bericht der Poor Law Kommission an den Minister des Innern, Marquis of Nermanby, ist datirt vom 21. Januar 1841. In demselben wird als der höͤchste und Haupt-Zweck, mit dessen Realisirung sich die Armen-Gesetz—⸗ gebung zu beschaͤftigen habe, eine zweckmäßige und sorgsame re— ligiose, sittliche und industrielle Erziehung der Ar— menkinder angegeben, weil durch dieselbe allein die Mittel ge— geben seyen, einer Ausdehnung des Pauperismus vorzubeugen, weil nur durch dieselbe die Folgen der Abstammung jener Kinder von lasterhaften Eitern, und die Wirkungen der Verkuͤmmerung in der sie bei den traurigen haͤuslichen Verhaͤltnissen der Ihrigen bisher gelebt, aufgehoben wuͤrden. ö

Ein großer Theil solcher Armenkinder fand bisher Aufnahme und Erziehung in den Arbeitshäusern (workhouses), die in den einzelnen Kirchspielen existiren, um den erwachsenen Armen gezwungen oder ungezwungen Beschaͤftigung und Erwerb zu ge— ben. Die Gesammtzahl aller dergestalt in den Arbeitshäͤusern von England und Wales befindlichen Kinder, von dem fruͤhesten Alter bis zum vollendeten 16ten Jahre, wird auf 50 60,009 geschaͤtzt. Es sind meistentheils Waisen, uneheliche oder von ihren Eltern verlassene Kinder, oder endlich Abkoͤmmlinge von solchen Vaͤtern oder Muͤttern, die physisch oder moralisch unfaͤhig er— scheinen, ihre Elternpflichten zu erfuͤllen.

Ueber die Zweckmäßigkeit des Verfahrens, dergleichen un— gluͤckliche Kinder in den Arbeitshäusern unterzubringen, haben sich nun in der neueren Zeit in England selbst viele Zweifel erhoben, und es hat allmaͤlig auch dort die Ansicht Raum gewonnen, daß von Seiten der Behörden und des Publikums eine angemessenere Fuͤrsorge fuͤr dieselben getroffen werden muͤsse. Um nun ein rich— tiges und unbestochenes Urtheil uͤber die Wirkungen des bisheri— gen Verfahrens zu erlangen, und zugleich sich uͤber die besten Mit— tel zur Abaͤnderung der vorhandenen Uebel unterrichten zu koͤnnen, erließ schon im Anfange des verwichenen Jahres (1810) das Par— laments-Comitèé fuͤr die Armen-Gesetzgebung Cirkulare an saͤmmt— liche Armen-Kommissionen der einzelnen Kirchspiele, um von den— selben das noͤthige Material zu erhalten. Es wurde denselben in jenen Cirkularen ans Herz gelegt, vor allen Dingen auf dreierlei ihr Augenmerk zu richten:

1) Bericht zu erstatten uͤber den Zustand des Armen-Schul— wesens vor der Erlassung des neuen Armen-Gesetzes (Poor Law Amendment Ach;

2) Nachricht zu geben uͤber die Verbesserungen, welche in den Armenschulen seit der Publizirung jener Akte eingefuhrt seyen;

3) sich uͤber die wuͤnschenswerthen Verbesserungen, die in der Einrichtung jener Schulen angebracht werden koͤnnten, so wie uͤber die Hindernisse auszulassen, welche sich der Ausfuhrung solcher Verbesserungen entgegenstellten. Sodann wurden jene Kommissionen noch ersucht, vornehm—

lich auf die Beantwortung folgender Fragen Bedacht zu nehmen:

Ob und welche Mittel, vor der in neuerer Zeit entstandenen Bildung von Vereinen fuͤr das Armen-Vildungswesen, von Sei— ten der Kirchspiels- und ubrigen Behoͤrden ängewandt worden seyen, die zum Behuf ihrer Erziehung in die Arbeitshäuser der Parochieen und Corporationen aufgenommenen Kinder von den

Erwachsenen zu trennen? ob dieselben in diesem Falle so scharf 5 ' ö . * 32 ö

von einander geschieden seyen, daß durch das uͤble Beispiel der er-

mit den

wachsenen Hausgenossen oder durch die Unterhaltung letzteren kein nachtheiliger Einfluß auf sie habe ausgeübt werden *. . d 4 9.4. . 5

koͤnnen, und ob außerdem noch Verhaͤltnisse in den Arbeitshaͤu—

sern existirten, die der sittlichen Ausbildung der Kinder Hindernisse in den Weg legten? ob sich wohl bei tuͤchtigen. gebildeten Lehrern

Bereitwilligkeit zeige, den Unterricht in den Arbeitshäusern zu uͤbernehmen, und ob das Subordinations-Verhältniß, in welchem ein solcher Lehrer dem Vorsteher des Werkhauses gegenuͤber stehe, ein gutes Verstaͤndniß zwischen beiden zulasse? Welches die durch—

schnittliche Anzahl der Kinder zwischen 3—14 Jahren in den Di⸗

strikts-Arbeitshäͤusern sey? wie hoch ungefahr sich durchschnittlich

die Besoldung eines Lehrers oder einer Lehrerin in einem solchen

Hause belaufe? welches etwa die Lebensweise der letzteren sey, und worin die hauptsaͤchlichsten Anordnungen bestaäͤnden, ihre Arbeit erfolgreich zu machen? Sodann wird Auskunft uber

Alter, Beschaͤftigung, Qualification, Charakter. und Betragen

des angestellten Lehrpersonals gewuͤnscht, so wie uͤber Umfang und Qualitat des von demselben ertheilten Unterrichts, uber die ubliche Methode und die eingefuͤhrten Schulbuͤcher, uͤber die Aus— dehnung, in welcher Knaben wie Maͤdchen zum Gewerbfleiße an— geleitet wurden, uͤber die Anstalten zur Erhaltung und Befoͤrde— rung der Gesundheit und des Frohsinns der Jugend, uͤber den Charakter der Schul-Disziplin, uͤber die ertheilten Auszeichnun— gen, und ob dieselben allein bei intellektuellen Fortschritten, oder nur bei einer Vereinigung intellektueller und moralischer, oder le— diglich bei sittlichem Verhalten gewaͤhrt wuͤrden? ob koͤrperliche

Zuͤchtigungen sich als noͤthig erwiesen, ob Belohnungen ertheilt

Bekanntmachung. ö.

Der auf den 2. September er,. anberaumte Liei⸗ tations-Termin zum Verkauf der Fuͤrstlich von Schoͤn⸗ burgschen Bauerguͤter

Berlin, den 31. August 1841. Kdͤnigliches Landgericht.

worden seyen, und ob man Huͤlfsmittel zur Anwendung gebracht habe, um die moralische Erziehung der Kinder zu foͤrdern? end— lich daruͤber: wann die Kinder in der Regel die Anstalt verließen und ob der Fall sich haufig ereigne, daß sie zuruͤckkehrten?

Zur Beantwortung dieser verschiedenen, in dem angefuͤhrten Cirkular vorgelegten Fragen sind nun zahlreiche Berichte von den

übergeben. bei Herrn Wendland.

Vorstehern der einzelnen Armen⸗Kommissionen eingelaufen, vo denen die wichtigsten, durch welche man eine klare Anschaunn von der eigenthůmlichen Einrichtung der Arbeits hausschulen, und de Einwirkungen derselben ouf die Erziehung der Armen-Kinder er— langt, in dem vorliegenden Werke abgedruckt sind. Als Resul⸗ tat der Untersuchungen, welche sich auf diese Berichte stuͤtzen wird die Verwerflichkeit der Unterbringung solcher un⸗ gluͤcklichen Kinder in den Werkhäusern hingestellt, und dagegen die hohe Wichtigkeit der Errichtung von beson— deren Distrikts-Schulen fuͤr diesen Theil der Britischen Jugend hervorgehoben. Es wird auf einleuchtende Weise dar— gethan, daß die moralische und religibse Erziehung in den Ar— beitshaäͤusern nicht so gut gefoͤrdert werden koͤnne, wie in Distrikts— Schulen; es sey nicht moglich, fuͤr jene die noͤthige Anzahl guter und tuͤchtiger Lehrer aufzufinden; auch sey die Verfuͤhrung der Kinder durch die Erwachsenen in den Arbeitshaäͤusern zu leicht moͤglich. Dergleichen Maͤngel und unangenehme Möglichkeiten habe man von den Distrikts-Schulen nicht zu befuͤrchten; vielmehr werde in denselben guten Lehrern und Lehrerinnen wel sentlich die Loͤsung der schwierigen Aufgabe erleichtert, an den in dieselben aufgenommenen verwaiseten, unehelichen. verlassenen und verwahrloseten Kindern die Aeltern-Pflichten zu erfuͤllen. Aus diesem Grunde empfiehlt das Comité dringend die Errichtung be— sonderer Vereine für die Errichtung solcher Distrikts— Schulen. Nur dadurch wuͤrden die Anstrengungen der Ver— waltung: die unglücklichen Kinder in eine Laufbahn tugendhafter und erfolgreicher Thätigkeit zu leiten wirksam gemacht werden. j

Ueber den Inhalt mehrerer der bedeutendsten und interessan⸗ testen Berichte selbst werden wir bald das Naͤhere mittheilen.

29

Dauer der Eisenbahntahrten am 31. August 1841.

AbS ans Abgang

Von Pots dam.

Zeitdauer Zeitdauer

M. 412 406 42

Nachmittags 40 Abends... 17

Abends... 54

70 Berlin.

8 Ubr Morgens. .. 1

Um 63

z Uhr Martens. Vormittags. = 9 1

Vormittags. Nachmittags Nachmittags Nachmittags Abends . . ..

Abends . . ..

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 28. Juli. Kanz. Bill. 25 55. 55 Span. 18 J Präm. Sch. —.

Niederl. wirkl. Schuld 51115.

Passive. —.

53 do. 100.

Ausz. —. Zins. —. Preuas.

Pol. —. Oesterr. —. Hambu r 8, 30. Aus. Bank- Actien 1615. Engl. Russ. 1083. Lo n do n, 27. Aug. Cons. 35 89. Belgs. 102. Neue Anl. 201. Passive 4. 6 Seh. 10. 233 IIoll. 515. 53 Fort. 293. 33 18. Engl. Russ. 1143. Bras. 67. Columb. 203. Mex. 26. Peru 16. Chili 76. P aris, . Aug. 5* Rente sin eour. II6. 15. . 5. 59 Neapl. fin our. 104. 30. 3* Port. —. Petersburg, 24. Aus. Lond. 3 Met. 399. Namb. 315. Poln. à Par. 300 FI. 70. do. 500 FI. 73. do. 200 FI. 253. Wien, 25. Au. 53 mer. Ja 3. 13 97.

365 Rente fin eour. 50. 8 2 55 Span. Rente 2IZ. Passive 47.

Paris —.

Rönigliche Schauspiele.

Donnerstag, ö Sept. Im Schauspielhause. Zum ersten⸗ male: Aelternliebe, Drama in 2 Akten, nach dem Franzöͤsischen des Bayard. Hierauf: Der Heirathsantrag auf Helgoland, lebendes Bild in 2 Abth., von L. Schneider.

Freitag, 3. Sept. Im Opernhause: Euryanthe, große ro— mantische Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von C. M. von We— ber. (Mad. Fischer⸗Schwarzboͤck, vom Großherzogl. Badischen Hoftheater zu Karlsruhe: Euryanthe, als letzte Gastrolle.)

Königsstädtiches Theater.

Donnerstag, 2. Sept. Julerl, die Putzmacherin. Parodi— rende Posse mit Gesang in 2 Akten, von C. Meisl. (Herr Plock vom Stadttheater zu Hamburg: Cinnerl, als Gast.) ö

Freitag, 3. Sept. Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten. Posse in 5 Akten, von L. Angely. (Herr Plock, Brennicke, als vorletzte Gastrolle.) .

Sonnabend, 4. erstenmale: Torquato Lasso. Sgr. Giacopo Ferretti. nizetti.

Preise der Plätze: Ein Platz in der Orchester-Loge 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten . 1 Rthlr. u. s. w.

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Sept. (Italienische Hpern⸗Vorstellung) Zum Opera in 3 Atti. Pocsia del Musica del Maestro Gaetano Do-

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

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gr. 8. geh.

Ordens-Kapitel in jenem Saale

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitt

Inhalt.

Amtliche Nachrichten. . ;

2 und Polen. St. Petersburg. Einsturz des in,, Saales im Kasserlichen Winter⸗Palais. Wa r sch an, Durch reise des Erbgroßherzogs von Sachsen⸗ Weimar und Abreise des Fuͤrsten S alter.

,. ris. Marschall Soult und DRerr Eumgnn, . Guizot und das Journal des Debats. „Der Prozeß Ledru⸗ Rollln. Algier: Vorbereitungen zur Herbst⸗-Campagne. Ver⸗ mischtes. .

Gier tanien und Irland. Parl. Verh., Ober h. Antwort der Königin auf die Rdreffe. ü nt erh. Schluß der s desß De⸗ batten! X Lo md on. Lebewohl der Tim es an die Minister.!— Geheimeraths-Befehl hinsichtlich der Ausfuͤhrung des Vertrages mit Preußen und den uͤbrigen Zoll⸗Vereins⸗Staaten. Schiffs⸗ bau. Kriegszustand am La Plata. Getraide- und Geldmarkt. Rauferei zwischen Parlaments-Kandidaten. Vermischtes.

Niederlande. Hang. Die Generalstaaten und das Vudget.

Bänemark. Kopenhagen. Mistreß Fry. Neue Uniformirung des Heeres.

Deutsche Bundesstaaten. Schreiben Versicherungs⸗Anstalt; landwirthschaftlicher protestantische Gemeinde zu Prag;? Hann oper. Reise der Koͤ⸗ nigin von Griechenland. Schreiben aus Dobberan. Bevorste⸗ hende Versammlung Deutscher Forst und Landwirthen ! 6 arls⸗ ruhe. Vereinigung zwischen Württemberg und Baden hinsicht⸗ lich der Schenkmaß⸗Gefaͤße. Detmold. Zoll⸗Angelegenheiten. Hamburg. Anwesenheit des Kronprinzen von Bayern.

Schweiz. Bafel. Eisenbahn zwischen Straßburg und Basel. Die Bas. Ztg. uͤber die Aargauische Kloster⸗Frage.

Spanien. Brief aus Madrid. (Furcht und Besorgnisse der herr⸗ schenden Partei; Auffoͤsung der Gardez du Corps; Feier des J. September. Paris. Die Cortes geschlossen.

Türkei. Konstantinopel. Vier Hinrichtungen.

Inland. Grünberg. Reise Ihrer Koͤnigl. Majestaͤten Ber⸗

„lin. Allechbchste Bestaͤtigungs Urkunde des Statuts der Ober= Schlesischen Eisenbahn. Kulm. Einweihung (iner neuen Kirche. Koblenz. Kollekte fuͤr den Dombau in Koͤln.

Schreiben aus Leipzig. (Die Feuer⸗ Verein zu Eutritzsch;

Zur Literatur uͤber die Zucker-Frage.

.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Staats— General der Infanterie, von Boyen, nach

Ab gereist: und Kriegs⸗Minister,

Liegnitz. . . Excellenz der General-Lieutenant und kommandirende

General des 2ten Armee⸗-Corps, Graf zu Dohna, nach Stettin.

Zeitungs Nachrichten. Ausland. Rußland und Polen.

St. Petersburg, 26. Aug. In dem seit anderthalb Jah—⸗ ren wieder aufgebauten Kaiserlichen Winter-Palais ist in der Tacht vom 22sten zum 23sten d. M. der große Georgen⸗ Saal, eine seiner schoͤnsten Zierden, eingestůͤrzt, wodurch die darin befind⸗ lich gewesenen kostbaren Gemaͤlde, Statuen, Vasen ꝛc. vollig ver— nichtet worden sind. Man schaͤtzt den Schaden auf mehrere Millionen Rubel. Menschenleben sind dabei gluͤcklicherweise nicht Herloren gegangen; auch ist der uͤbrige Theil des Palastes, allem Anscheine nach, unversehrt geblieben. Am Tage vorher hatte das noch eine Sitzung gehalten.

Warschau, 29. Aug. Der Erb⸗-Großherzog von Sach— sen⸗Weimar ist, von St. Petersburg zuruͤckkehrend, vorgestern in Warschau angekommen und, nachdem Hoͤchstderselbe dem Fuͤrsten Scatthalter einen Besuch abgestattet, gestern weiter gereist.

Der Fuͤrst Statthalter ist heute fruͤh von hier nach Kauen abgereist.

Frankreich.

Paris, 28. Aug. Der Conseils⸗Praͤsident, Marschall Soult, ist gestern vom Schlosse Eu wieder in. Paris eingetroffen. Er empfing gleich nach seiner Ankunft. den Finanz⸗Minister. Es heißt, man habe in Eu neue Beschluͤsse in Bezug auf die Registrirungs— Maßregel getroffen, und Marschall Soult sey beauftragt, Herrn Humann von denselben in Kenntniß zu setzen. Heute fruͤh waren saͤmmtliche in Paris anwesende Minister in dem Hotel des Kriegs— Ministeriums versammelt. .

Bei Gelegenheit der Vorfälle in Caen unter dem erneuten Angriffe der Ippositions-Journale gegen Herrn Guizot sagt das Journal des Deébats:; „Wir waren zur Zeit der Coalition mementan von Herrn Guizot getrennt; wir sind es nicht mehr, wir werden es nicht mehr seyn. Der Platz des Herrn Guizot ist unwiderruflich an der Spitze der constitutionellen und monarchi⸗ schen Partei bezeichnet. Er hat ihn wieder eingenommen, er wird ihn behalten. Seine Rolle, die Rolle, welche ihm durch die Tiefe seines Charakters und seines Talentes, durch die Erhabenheit sei— nes Geistes angewiesen wird, besteht darin, die Ordnung, das Kö⸗ nigthum, die Charte, den Frieden und die wahre Freiheit gegen die Factionen aller Art und aller Farbe zu vertheidigen.“ Zur Zeit der Coalition rief das Journal des Debats dem Herrn Buizot zu: Sie können vielleicht noch einmal unseren Belstand erlangen, aber un se re Achtung niemals! Man darf sich nicht wundern, wenn jetzt die Parteien, die Herrn Guizot gegenliberstehen, sich einer solchen üuͤbereilten Aeußerung erinnern, um sie zur Basis aller ihrer Argumentirungen gegen den Charak⸗ ter des gegenwartigen Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten

zu machen.

.

3 ten

erlin, :

In der Presse liest man: „Man hatte angezeigt, daß die Depuͤtirten der linken und rechten Seite sich versammeln wuͤr— den, um gegen die gerichtlichen Verfolgungen zu protestiren, welche gegen Herrn Ledru-Rollin eingeleitet sind. Die Ver—

sammlung hat, wie es scheint, stattgesunden, aber sie wird nicht /

die Resultate liefern, welche man sich davon versprach; man wird keine Protestation veröffentlichen. Die Deputirten der extremen Partelen sind vor der Erinnerung an das Compte-rendu zuruͤck— geschreckt. Sie haben, wie es scheint, beschlossen, daß die Ver— fassungsmäßigkeit der Frage vor die Kammern gebracht werden soll, ünd daß man sich fuͤr jetzt darauf beschraͤnken wolle, 4 De— putirte zu bezeichnen, welche dem Herrn Ledru aus dem Assisenhofe als Vertheidiger beigegeben werden sollen. Wir wissen nicht, ob diese Maßregel durch die Schwierigkeit der Vertheidigung veran— laßt worden ist. Unseres Erachtens konnte Herr Ledru sich sehr gut allein vertheidigen; aber wir beklagen uns uͤber jenen Ent— schluß nicht. Es wird pikant seyn, Herrn Berryer die Unverletz— lichkeit der Waͤhler und der Kandidaten und die Wahl-Souve— rainetaäͤt vertheidigen zu sehen; vielleicht aber werden die Verthei— diger nur thun, was alle Welt haͤtte thun koͤnnen, naͤmlich sich darauf beschraͤnken, das Unpassende jener gerichtlichen Verfolgun— gen herauszuheben, ohne die Prinzipien ins Spiel zu mischen. In diesem Falle wuͤrden wir ihnen nur beipflichten können.“ Dem CEourrier fraͤngais wird aus Oran vom 15ten d. geschrieben: „Die Vorbereitungen zur Herbst-Campagne sind schon im vollen Gange; die Division wird etwa in 14 Tagen ihren Marsch antreten. Der Krieg wird dieses Mal mit großer Ener— gie gefuhrt werden, und es ist die Rede davon, alle kleinen Posten in der Umgegend von Oran, mit Ausnahme desjenigen von Mi— serghin, einzuziehen. Den uns zugekommenen Nachrichten aus

Mostaganem zufolge, hatten nur zwei Staͤmme der Medscheher

und einige vereinzelte Familien bis zu unseren Vorposten gelangen koͤnnen. Die Flucht derselben war so eilig, daß sie einen Theil ihrer Zelte zuruͤckgelassen haben. Der Oberst Tempourre unter— handelt jetzt mit den Scheiks einiger anderen Stamme.“

Herr von Genoude, Haupt⸗-Redacteur der Gazette de

France, behauptet in einem an die hiesigen Journale gerichteten Schreiben, die Zulassung der Gazette in die Roͤmischen Staa— ten sey von der Paͤpstlichen Regierung nur aus dem Grunde un— tersagt worden, weil in diesem Journale der Grundsatz des allge⸗ meinen Stimmrechts vertheidigt werde und dieser einer Regierung

wohl habe anstoͤßig erscheinen koͤnnen, welche ihrem Volke eine

solche Freiheit nicht bewilligen koͤnne.

Böͤrfe vom 28. August. An der heutigen Boͤrse fand einiger Umsatz statt. Die Course der Renten gingen anfaͤnglich zuruck, aber gegen Ende der Boͤrse fanden sich einige Käufer, und die Rente schloß zu den gestrigen Preisen.

Grosibritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 27. August. Heute uͤberbrachte der Lord-Ober-Haushof— meister der Köoͤnigin, Graf von Erroll, die Antwort der Koͤnigin auf die Adresse des Oberhauses. Sie lautet folgendermaßen:

„Es freut Mich, zu finden, daß das Oberhaus von der Wich— tigkeit der Erwaͤgungen, auf welche Ich es mit Hinsicht auf den Handel des Landes und die den Getraidehandel regulirenden Ge— setze aufmerksam gemacht, tief durchdrungen ist, und daß es bei

der Entscheidung uͤber das Verfahren, welches zu befolgen wuüͤn⸗

schenswerth seyn möchte, sein ernstlicher Wunsch seyn wird, die

Interessen aller Klassen Meiner Unterthanen zu Rathe zu ziehen ünd deren Wohlfahrt zu befoͤrdern. Da Ich stets auf den Rath des Parlaments zu achten Willens bin, so werde Ich die ande- ren in Ihrer Adresse enthaltenen wichtigen Angelegenheiten unver-

zuͤglich in Erwaͤgung nehmen.. ; . Die letzte Aeußerung scheint sich auf die Erklaͤrung des Ober— hauses zu beziehen, daß das jetzige Ministerium nicht das Ver—

trauen des Landes besitze, und daß unter seiner Leitung daher die dem Parlament zur Erwaͤgung empfohlenen Maßregeln nicht 65 O

Im Uebrigen kam nichts von Interesse in dieser Sitzung des Ober-

mit Nutzen fuͤr das Gemeinwohl berathen werden koͤnnten. hauses vor, die nur sehr kurze Zeit dauerte.

Unterhaus. Sitzung vom e die von der Konferenz der nonkonformistischen Geistlichen zu Man—

chester angenommene Petition gegen die Korngesetze dem Hause

uͤberreicht worden war, schritt man wieder zur Debatte uͤber die Adresse, 18 : denn uͤberhaupt diese Verhandlungen sich in fortwaͤhrender Wie⸗

derholung bis zum Ueberdruß durchgesprochener Gegenstaͤnde und

Partei- Anfeindungen ergehen.

Herr Hawes, der die in der vorigen Sitzung von Herrn Goul⸗ burn gehaltene Rede beantwortete, suchte besonders darzuthun, daß das Volk von den Tories nur neue Lasten zu erwarten habe, waͤhrend das jetzige Ministerium sich bemuͤht habe, die alten zu, erleichtern. Mit besonderer Animositaͤt sprach er sich gegen die Coalition zwischen Sir R. Peel und den beiden ehemaligen Whigs, Lord Stanley und

Sir J. Graham, aus, welche Letzteren uͤbrigens auffallender Weise

im Laufe diefer Debatte gar nicht das Wort genommen haben. Sir R. Peel, meinte der Redner, habe doch wenigstens seine Grundsaͤtze nicht geändert, und er wolle denselben lieber allein als Diktator er— blicken, als mit solchen Kollegen im Amte verbunden.

Herr Villiers, der bekannte Verfechter gegen die Korngesetze, schrieb das Schweigen der Tories uͤber diesen Gegenstand, welches den Haupt⸗-Angriffspunkt der ministeriellen Partei gegen sie bildet, ihrer Beforgniß zu, daß sie in diesem kritischen Augenblick durch die offene Darlegung ihrer desfallsigen Ansichten das Land gegen sich aufbringen mochten. Ihre Majoritaͤt, meinte er, hätten ste nur der einen Klasse der Volkspartei, namlich den Chartisten und den Ar⸗ men, zu verdanken, welche sich ihrer als Werkzeug bedienen woll⸗ ten, uͤm die andere Abtheilung dieser Partei zu züchtigen. Mit Herrn Roebuck war er der Meinung, daß. die Minister ihre Popu⸗ laͤritaͤt hauptsaͤchlich dadurch verloren hatten, weil sie ihre der Volkspartei gegebenen Versprechungen nicht erfuͤllt, doch glaubte er, daß von Lord Fohn Russell's unbedachter Aeußerung, die Reform⸗ Bill muͤsse als eine Schlußmaßregel betrachtet werden, doch gar zu viel Aufhebens gemacht worden sey, um so mehr, als Letzterer durch

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seine neuen Finanz⸗-Maßregeln jene Unbedachtsamkeit vollkommen

wieder gut gemacht habe. t

Lord F. Egerton wollte aus Lord Morpeth's Niederlage bet den letzten Wahlen einen besonders schlagenden Beweis dafür finden, wie verhaßt das jetzige Ministerium im Lande sey, da wedes der treff⸗ liche Peivat-Charaktec, noch das bͤffentliche Verdienst und Talent ei= nes solchen Mannes in den Augen der Waͤhler den einzigen Fehler desselben, daß er zu diesem Ministerium gehdre, habe aufwiegen kon nen. Wenn der Kanzler der Schatzkammer sich daruͤber beklage, daß die Konfervativen in dieser Debatte gar keinen Aufschluß uͤber ihre künf⸗ tige Politik geben wollten, und wenn er sage, dies heiße so viel, als die Rolle des „Hamlet“ bei der Auffuͤhrung dieser Tragödie aus. lassen, so konne man ihm darauf nur antworten, daß das Land gar nicht eher eine Vorstellung des Stuͤcks wuͤnsche, bis neue Schauspie⸗ ler da waͤren.

Nun ergrif S' Connell das Wort und praͤsentirte sich, da er bekanntlich doppest gewahlt worden, als Repraͤsentant zweier der gröͤß⸗ len Ackechau - Geafschaften Irlands, die uber eine Million Seelen zaͤhl ien und ihn mit voller Kenntniß seiner Ansichten von den Korn gefetzen gewahlt haͤtten. Er zog zunaͤchst gegen die Grundbesitzer zu Felde, dir, wie es behauptete, jene Gesetze nur um ihrer Rente willen aufrecht zu erhalten fuchten und sich dabei doch so stellten, als liege ihnen das Wohl dez Volkes am Herzen. Selbst einen festen Zoll, von 8 Shilling wollte er, nach seiner gewohnten Weise, nur als Abschlags⸗ zahlung fo lange sich gefallen lassen, bis man des ganzen Ackerbgu⸗ Schutzes los werden Fonne. Auch an Gleichnissen ließ er es nicht fehlen. So sagte er unter Andecem: „Ich hoͤrte einmal Je⸗ mand daruber klagen, daß bei seinem Pferde nichts anschlagen wolle, obgleich er es schon mit Taback und zwanzig anderen Dingen versucht habe. Ein Freund fragte ihn: Haben Sie es. denn schon mit Hafer versucht? Mochte ez doch so daz Parlament bei dem Volke inmäl mit Brod verfuchen!“ Dann ging er auf eine Veegleichung der Whigs und Tories über. Von den Exsteren ruͤhmte er, daß sie die Kriminal-Gesetze gemildert, den Stempel von Zeitungen und pe⸗ riodischen Schriften und das Briefporto herabgesetzt, die Ehen der Dissenters erleichtert, ein Viertel des. Zehnten aufgehoben, als Schritt zur gänzlichen Aufhebung desselben, wie er hoffte, die Verrottet'n Burgflecken und die sich selbst wäplenden Munizipal⸗ Corporationen vernichtet, hunderttausend Sklaven emanzivirt und Iriand durch eine bessere Verwaltung versöhnt harten. „Was haben dagegen“, rief er aus, „die Tories für ein freiheit liebendes Volk geihan? Sie waren die unveraänderlichen Gegner bürgerlicher und religidser Freiheit und die besonderen Feinde von FIelands Rechten. England rühmt sich seines Widerstandes gegen Karl l. und Jakob ll, aber die Tory-Partei war Beider Stuͤtze. Noch, aber haben sie nicht die Krone unter ihre Obhut bekommen, sie, die Erfinder so vieler Unloyalitaäͤten gegen ihre Kontgin, sie, eine Partei, die der Fluch der Menschheit ist.“ Nun kam er auf die Bestechun⸗ gen, die bei den letzten Wahlen veruͤbt worden, und die selbst die Times eingestanden habe. Einen großen Theil des Erfolges der Tories wollte er dann ihrem Haß gegen Irland zuschreiben und den Kuüͤnsten, die sie angewandt hatten, um die Paͤchter zu uͤberreden, daß ihre Interessen mit denen der Grundbesitzer eng verknüpft seyen. Er schmahte auf den Orangismus in Feland und klagte uber das unbe⸗ deutende Verhältniß der Zahl der Frlaͤndischen Wähler zu der Bevoͤlke⸗ rungszahl. „Wenn der neue Minister“, so ungefahr schloß er seine Rede, sein Patronatsrecht ehrlich au zuͤben will, so wird er seine Drangistischen Stutzen verlieren: wenn aber unredlich, so wird er eland, wo nicht verlie⸗ ren, so doch werth seyn, es zu verlieren. Indeß seine Macht duͤrfle wohl nicht von langer Dauer seyn. Die Macht ist sichon an sich unpopulaͤr, und die Millionen, die kein Wahlcecht besitzen, werden sich schon fuͤhlbar machen. Nie ist eine Parciei unter geoͤßeren Schwierigkeiten ans Ruder gekommen, und Gerechtigkeit wird man

Irland am Ende doch widerfahren zu lassen gendthigt seyn.“

Sir R. Peel, der sich nach O'Connell erhob, begann seine Rede damit, daß er sich in Bezug auf die Aeußerungen des Agitators mit der Erinnerung troͤste, wie leicht und mild dessen uͤber ihn ausgeschuͤt⸗ teter Tadel, wenn derselbe an sich auch hart erscheinen koͤnnie, doch im Vergleich mit den Schmaͤhungen, die er schon auf die Whigs ge⸗— haͤuft, noch ausgefallen sey. „Der ehrenwerthe und gelehrte Herr“, sagte Sir Robert, „hat sich in eine Stellung versetzt, in welcher sein Lob und sein Tadel von gleichem Werthe sind. Wenn dies die Maͤn⸗ ner sind, welche die Angelegenheiten des Landes auf solche Weise re⸗ giert, welche zehn Jahre lang dem Lande nur Wohlfahrt und Ruhe gegeben haben, was in aller Welt berechtigte Sie dann, dieselben mit jeglicher Verleumdung zuuͤberhaͤufen? Wie, sind das Ihre niedertraͤchtigen und blutduürstigen Whigs? (Stuͤrmischer Beifall. Welches Mitglied die⸗ ses Ministeriums ist nicht mit Ihrem Tadel, mit Ihren Schmaͤhungen be⸗ ehrt worden? Warum, wenn sie Irland se viel Gutes erwiesen, sind sie die bestaͤndige Zielscheibe Ihrer Invektiven gewesen?“ Nach die⸗ sem Eingange wandte sich der Redner zu der Thron⸗Rede und nahm dieselbe Punkt fuͤr Punkt durch, nachdem er vorher vesichert hatte, daß er keine Bitterkeit gegen das Ministerium hege, und nachdem er zu⸗— gegeben, daß dessen Nachfolger mit großen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen haben wuͤrden. „Ich freue mich“ sagte er mit Hinsicht auf die auzwaͤctigen

Die ersten Redner erregten wenig Aufmerksamkeit, wie Angelegenheiten, „daß wir zu Frankreich in ein freundschaftliches, ich

hoffe in ein herzliches, Verhaͤltniß zurückgekehrt sind. Die sgt e gie Europaische Maͤchte die allgemein vorherrschende friedliche Stim⸗ mung der Zelt it Verringerung thres der ö .

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Ansichten von Handels-Freiheit und spezieller uͤber die Bauholz⸗, Zucker- und Getraide⸗ Frage erklaͤrt hatte. Ueber die letzte nament⸗ lich, hinsichtlich deren ihn die Gegenpartei besonders gern zu einer bestimmten Erklaͤrung gedraͤngt hatte, bemerkte er: „Ich habe schon erklaͤrt und wiederhole es, daß ich eine fluktuirende Skala einem festen Zolle vorziehe, daß ich mir aber das Recht vorbehalte, die Details dieser Skala zu aͤndern. Im voraus zu sagen, wie diese Details zu ordnen seyn mochten, ware sehr unpassend und linkisch gewesen. Hatte ich eigene Vorschlaͤge in dieser Hin sicht gemacht, o würde man sich allgemein bemüht haben sie bei dem olke in Mißkredit zu bringen, und ich hätte mich überdies wenn ich ins“ Amt 'eintrate, an jedes kleine Theilchen davon unwi⸗ berruflich gebunden gefehen. Schon vor den, Wahlen sagte ich dahrr, daß ich eine solche Erklarung nicht abgeben wurde, und