1841 / 246 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

batte, so wurde er vielleicht nicht all' die Fehler begangen haben, die man seiner letzten Verwaltung mit Recht vorwirft.“

J Der König und die Königliche Familie sind gestern wieder in St. Cloud eingetroffen. Der Herzog von Nemours hat sich gestern Abend nach dem Lager von Campiegne begeben, uͤber welches er den Oberbefehl fuhren wird.

Gestern ging ein Adjutant des Marschalls Soult mit neuen Instructionen fuͤr den General Bugeaud nach Algler ab. Es heißt, der General-Gouverneur, welcher im September abermals eine Expedition nach Mascara unternehmen will, habe verlangt, daß man ihm einige Truppen, Verstärkungen und namentlich die neu gebildeten Bataillone der Tirailleurs von Vincennes schicke, Der Kriegs-Minister aber haͤtte auf dieses Gesuch erwiedert, daß er in diesem Augenblicke alle Truppen im Innern Frankreichs be⸗ halten müͤsse, um die Ruhestbrer im Zaum zu halten. Doch soll er eingewilligt haben, einige der in Afrika befindlichen Regimenter durch frische Mannschaften zu ersetzen. ; z

In der großen Oper wird jet, der Maltheserritter“ von George Sand, Musik von Halévy, einstudirt.

* orse am 30. Aug u st. Die hoͤhere Notirung der Kon— sols aus London veranlaßte heute an der hiesigen Börse eine siei— gende Bewegung, sowohl in den Franzoͤsischen Renten als in allen anderen Fonds.

Vom Französischen Oberrheine, 30. Aug. (F. J.) Binnen wenigen Wochen wird nunmehr das Europaͤische Gleich— gewicht in den diplomatischen Verhandlungen vollig wiederherge— stellt seyn. Frankreich ist wieder in den Bund der Großmaͤchte eingetreten und wird alsbald die Entwaffnung vornehmen, die mit so vielem Rechte von so vielen Seiten begehrt wird. Hoffentlich wird auch der Kampf im Innern des Landes bald sein Ende er— reicht haben, so wie das nach Außen hin der Fall ist. Die Census-Frage wird gewiß ihre praktische Loͤsung erhalten, wenn das Ministerium in kräftiger Weise so fortfaͤhrt, wie es begonnen. Die Stimmung unserer Provinzen ist durchaus nicht gegen eine Maßregel, die eine gleichmaͤ— ßige Vertheilung der Steuern und Auflagen bezweckt. Das Leben und die Regsamkeit in unseren Departementen vermehrt sich von Tag zu Tag, seitdem unsere Eisenbahn dem allgemeinen Verkehre Preis gegeben. Die Schweizer machen nunmehr Spa zierfahrten zu uns, wie wir zu ihnen, und wir durcheilen ein Terrain von 17 Deutschen Meilen in wenigen Stunden. Man haͤtte glauben sollen, die Dampfschifffahrt leide durch dieses neue Unternehmen; dem ist aber nicht so, denn in dem Maße, als sich Dl 1

die Frequenz auf der Eisenbahn vermehrt, nimmt dieselbe auch bei den Fahrten auf dem lieblichen Rheinstrome zu.

bt Paris, 30. Aug. Indem die Englische Presse der in Lisieux gehaltenen Rede des Herrn Guizot den vollslen Beifall zollt, giebt sie nur den Eindruck wieder, den jene neue Kundge— bung der die Politik des jetzigen Ministeriums leitenden Grund— säͤtze auf jeden einigermaßen verstaͤndigen Sinn, auf eden durch Par teileidenschaft und politisches Vorurtheil nicht gaͤnzlich geblendeten Geist gemacht hat. Gleichwohl wollen die systematischen Gegner der Regierung in dem Britischen Beisalle nur einen neuen Be— weis der Unwuͤrdigkeit und des antinationalen Charakters des Ministeriums sehen. Herr Guizot arndtet das Lob der Englaͤn— der, rufen sie aus, weil er die Verwunschungen Frankreichs ver— dient. Diese Folgerung haͤngt mit dem falschen Nationgl-In— stinkte zusammen, welcher die Franzosen in allem fremden Gedei— hen eine Beeinträchtigung des eigenen Staatswohls befürchten laßt, als ob Macht, Wohlstand, inneres Wachsthum nicht meh⸗ reren Ländern zugleich beschieden seyn koͤnnten. Dieses mehr oder weniger stark in dem gesammten Natisnal⸗Bewußtseyn wallende Voruͤrtheil macht es der gemeinen Meinung wirklich fast un— möglich, eine Politik zu begreifen, welche fur sich nicht mehr fordert, als sie den Andern zugesteht, welche an die Versoͤhn⸗ barkeit der verschiedenen Europäischen S tagts⸗Interessen glauht, welche die politischen Verhaͤltnisse, die gewöhnlich durch die sie— gende Gewalt oder Intrigue bestimmt werden, nach einem Ge— setze der inneren Harmonie ordnen mochte. Es wird leider wohl noch lange dauern, bis die Franzosen in Masse es sich abgewöh⸗ nen, eine solche Politik fr einen Verrath am Vaterlande nicht allein auszugehen, sondern auch, was weit schlimmer ist, sie guten Glaubens dafuͤr zu halten. Daß nichts desto weniger eine in jenem Sinne aufgefaßte Politik sich mit wenigen Unterbrechun— gen seit einer ziemlichen Reihe von Jahren an der Spitze des Franzoͤsischen Staats-Wesens gehalten und ungeachtet der wilde⸗ sten Aufregung der ehrgeizigen Volksleidenschaften ihre Richtung im Großen immer behauptet hat, das ist eine Erscheinung, deren Große wenigstens bei der Zukunft Anerkennung sinden wird.

Nachdem die gegen den Census gerichtete Opposition einige eben so ungluͤckliche als ungeschickte Versuche gemacht hat, die ein⸗ muͤthige Billigung der Reglerungs-Maßregeln durch die General— Tonfells hinwegzulaugnen, haͤlt sie es fr das Gerathenste, sich in ein kluges Schweigen über jene schlagenden Zeugnisse zu Gun— sten des Herrn Huͤmann zurückziehen, Es versteht sich von selbst, daß sie darum nicht aufhört, den Census eben so unbedingt zu verdammen als vorher, und ihr Hauptargument: daß derselbe auf eine Erhoͤhung der Steuern hinauslaufen werde, mit unerschuͤtter⸗ licher Zuversicht auf dessen unwiderstehliche Kraft aber und aber zu wiederholen. In der That, das Ministerium ist sehr strafbar, Angesichts des von der kriegerischen Opposition theils erzwunge— nen, theils wenigstens beklatschten Defizits, an eine Permehrung der offentlichen Einnahmen zu denken. Gegen die Gultigkeit der von Amtswegen angestellten Schaͤtzungen, an den Orten, wo die Zaͤhlungen wegen des Widerstandes der Einwohner nicht vollzogen werden konnten, walten große Zweifel ob. Durch eine gesekliche Beslimmung scheinen dieselben nicht gerechtfertigt wer— ben zu koͤnnen, und daß sie in den discretionairen Befuügnissen der Steuer-Verwaltung liegen, wird stark bestritten. Diese Frage wird im weiteren Verlaufe der Sache ganz gewiß vor die Tri— bunale oder vor den Staats-Rath gebracht werden, deren Aus- spruch möglicher Weise die ganze fiskalische Operation in ihren Wirkungen vernichten kann. Leider läßt es sich nicht bezweifeln, daß die Beamten des Fiskus an manchen Orten uͤbertriebene An—

schlage, namentlich des Miethwerthes der Wohnungen, machen. Angaben, die aus unverdachtiger Quelle kommen, versichern, daß die Steuer-Verwaltung, Überzeugt, daß die bisherigen An— schlaͤße im Allgemeinen weit unter dem wirklichen Werthe sind,“ ihren Agenten ünter Drohungen auferlegt hat, durch ihre dies jäh rigen Arbeiten ein der Wahrheit besser entsprechendes Resultat, das heißt hoͤhere Zahlen, zu liefern. Die Folge einer solchen Ein— schuchterung mußte denn freilich wohl seyn, daß die Unterbegmten vielmehr über den wirklichen Werth der zu schaͤtzenden Gebäude hinausgehen, als unter demselben bleiben. aan gn

Die Reise des Bischefs von Algier nach Frankreich ist wohl nur eine halb freiwillige Selbstverbannung dieses Prälaten, dessen Einmischung in die weltlichen Angelegenheiten des eroberten Lan⸗ des anfing, dem General-Gouverneür laͤstig zu werden. Es scheint

1094

namlich, daß Abd el Kader seine Unterhandlungen mit dem Bi— schof zur Auswechselung der Gefangenen, nicht allein seinem Volke gegenuber mit großem Erfolge ausgebeutet, sondern daß er auch von dem Chef der Alaierischen Kirche Versprechun— gen erhalten hat, die dieser nicht die Macht hatte, zu erfuͤllen, die aber gleichwohl die Franzoͤsische Autoritaͤt uͤberhaupt in ihren Verhaͤltnissen zu den Arabern kompromittirten. In dieser Lage der Sachen hat der General Bugeaud auf die temporaire Entfer— nung des Bischofs gedrungen, und dieser hat eingewilligt, auf einige Menate ins Bad nach Cauterets zu reisen, wo ihn wenig— stens die Mahnungen und Verwuͤrfe Abd el Kader's nicht errei— chen werden. Ein mit Aufträgen an den Praͤlaten versehener Agent des Emirs befindet sich in Algier, wo man ihn mit Beru— sung auf die Abwesenheit des Bischofs abzufertigen sucht. Der General-Gouverneuer soll entschlossen seyn, kuͤnftig keine Gefan— genen mehr auswechseln zu lassen.

X Paris, 30. Aug. Die Art und Weise, wie das oͤffentliche Halten, der Gazette de France in den Kirchenstaaten von der Papstlichen Regierung untersagt wurde, war von dem Augenblicke an vorauszusehen, als der jetzige Erzbischof von Paris Herrn von Genoude die Kanzel verboten hatte. Bei der letzten Reise, . . Abbe de Genoude in kirchlichen und politischen Ange SYenheltzn nach Rom machte, wurde demselben bereits von dem Kardinal -Staats-Secretair erdosfnet, daß ein Verbot gegen die Gazette d France bevorstehe und zur öffentlichen Kenntniß ge— bracht werden muͤsse, wenn sich der Ton und die Te ndenz des Blattes nicht in kurzem andere. Die Einwendungen, welche Herr von Genoude dagegen machte, verfehlten jedoch ihren Zweck. Namentlich fand die Paͤpstliche Regierung das rein Gallikanische Syssem des Ober-Redac— teurs der Gazette de France fur den Römischen Stuhl beun— ruhigend, während die politische Farbe der Gazette nicht wegen ihrer monarchischen Grundsaͤtze, sondern wegen der revolu— tionairen Mittel zu deren Aufrechthaltung, wie z. B. des allgemei nen Wahlrechtes u. s. w. getadelt wurde. Den Freunden des Herrn von Genoude gelang es, in Rom vergangenes Jahr das Verbot noch verzoͤgern zu lassen, da jedoch die Gazette de France von der einmal betretenen Bahn nicht mehr zurüͤck— treten kann, da sie solche fuͤr die Kluͤgste halt, um zu ihrer Zwecken zu gelangen, so fuhr dieses Blatt fort, Gallikanisches Kirchenrecht und allgemeines Stimmrecht zu predigen, wurde des— halb also auch vor kurzem von dem Erzbischofe von Paris ossiziell benachrichtigt, der Roͤmische Stuhl werde den Eingang der Ga— zette in die Roömischen Staaten nicht ferner gestatten. Mit be— sonderer Bewilligung konnen einzelne Personen die Gazette fer ner beziehen, oͤffentliche Orte duͤrfen auslegen.

Insosern ist das Verbot bedeutsam, als die Gazette sich dadurch immer mehr der Sprachweise der Franzoͤsischen Linken naͤhert und Rom in Sachen des allgemeinen religidsen Dogma's nicht mehr zur Seite stehen wird. Die Ga⸗ zette kann durch dies Verbot einige Leser verlieren und bei den Orthodoxen allerdings auch an Kredit einbüßen, dagegen wird zu den Zwecken, welche die Gazette de France befolgt, dieses Verbot in Frankreich auf die Massen eher vortheil⸗ haft als nachtheilig fr Herrn von Genoude wirken. Daß die Regierung das Verbot der Gazette nicht ungern sieht, ist nicht unwahrscheinlich. Man wuͤnschte hier vielleicht, daß Herr von Genoude sich zu einem offenen Schisma gegen Rom hinreißen lassen moͤge; indeß ist er dazu viel zu vorsichtig, und das traurige Beispiel des Herrn von Lammennais liegt ihm hier viel zu nahe vor Augen, um zu solchen Mißgriffen offener Em— pöͤrung seine Zuflucht zu nehmen. ;

Herr von Genoude hat im Gegentheil bereits ein Schreiben an den Papst gerichtet, worin er sich mit der größten Unterwuͤr sigkeit ausspricht, seine Grundsaͤtze aber zu rechtfertigen sucht. Gedruckt wird es schwerlich werden.

aber dieselbe nicht mehr

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 30. August. Tiefe Stille trat ein, als Lord Melbourne sich erhob und Folgendes erklärte: „Mylords, es ist nun meine Pflicht, Ew. Herrlichkeiten anzuzeigen, daß in Folge des Votums, welches das andere Parlamentsöhaus am Sonnabend Morgen ab— gegeben, und das ganz gleichlautend war mit dem, welches Ew. Herrlichkeiten schon zu Anfang der Woche abgegeben hatten, ich in dem Namen meiner Kollegen und in dem meinigen Ihre Ma— jestaͤt um die Entlassung von den Aemtern ersucht habe, welche wir einnahmen und daß Ihre Majestaät diese Entlassung anzuneh men geruht hat; wir haben daher jetzt diese Aemter nur noch so lange inne, bis unsere Nachfolger ernannt seyn werden.“ Das Haus vertagte sich dann auf den Antrag der Minister bis zum naͤchsten Montage.

Unterhaus. Sitzung vom 28. August. Der Sprecher nahm um 12 Uhr seinen Stuhl ein, und Herr Stuart Wort— hey erstattete Bericht uͤber das Amendement zur Antworts-Adresse auf die Thronrede, welches bekanntlich mit dem des Oberhauses vollkommend gleichlautend ist. Herr T. Duncombe wuͤnschte zu wissen, ob es die Absicht sey, durch den letzten Satz des Amen— dements das Vorherrschen allgemeiner Noth anzuerkennen. Er war der Meinung, daß die Worte dieses Satzes nicht so ehrer— bietig gegen die Krone oder gegen das Volk seyen wie der letzte Satz der von den Ministern vorgeschlagenen Adresse. Sir R. Peel dagegen halt das Amendement sogar fur noch ehrerbietiger als die ministerielle Adresse. Hierauf erhob sich Herr Shar— man Crawford und beantragte wunderlicher Weise noch die Aufnahme eines Zusatzes in der Adresse, in welchem um Ausdehnung des Wahlrechts gebeten werden sollte. General John syon, ein anderer Radikaler, unterstützt das Amendement. Herr Ward aber, ebenfalls ein Radikaler, hielt es fur höchst un— passend, eine so wichtige Frage auf solche Weise zur Sprache zu bringen. Ihm slimmte auch Herr Noebuck bei. Es sey zwar recht und billig, daß man Sir R. Peel, der nun schon fur den Minister dieses Landes gelten könne, bald nach dem Antzätt seiner Verwaltung auf den Zahn fuͤhle, ehe er aber jetzt, am Schluß ei⸗ ner langen ermuͤdenden Debatte an der Erörterung, solcher Fra⸗ gen, wie die oben angeregte, Theil nahme, eher wuͤrden er und seine Freunde ihren Hut nehmen und das Haus verlassen. Uebri⸗ gens wolle er Sir R. Peel prophezeihen, daß derselbe nicht lange Minister seyn werde. Es nahmen hierauf wirklich mehrere Mit⸗ glieder ihren Hut und entfernten sich unter schallendem Gelaͤchter aus dem Hause. Herr T. Dun combe aber sprach fuͤr das Amendement, Auch Hr. Bowring unterstuͤtzte dasselbe. „Ich möchte gern,“ sagte er, „einen Tropfen Suͤßigkeit in den bitteren Kelch fallen lassen, der den Ministeriellen in der letzten Debatte gereicht wor— den.“ Nach einigen weiteren Bemerkungen wurde zur Abstim— mung geschritten Und das Amendement mit 283 gegen 39 Stim— men verworfen. Sir R. Peel erklaͤrte sodann, er wolle, nach dem gewohnlichen Gebrauch in Faͤllen wie der gegenwaͤrtige dar—

auf antragen, daß naͤchsten Montag die Thron-Rede in Bera— thung gezogen werde. Nach Genehmigung dieses Antrages ver— tagte sich das Haus.

Unterhaus. Sitzung vom 30. August. Das Haus war an diesem Abend sehr gefuͤllt, weil man auch hier, wie im Oberhause, eine Erklaͤrung der Minister uͤber den von ihnen ge⸗ faßten Entschluß erwartete. Nach Ueberreichung mehrerer Peti— tionen gegen Wahlen zeigte zuvoͤrderst Herr Wallace an, er wolle auf Niedersetzung einer Kommissien zur Untersuchung der Pe st⸗ Verwaltung und auf Abschaffung des Amtes eines General— Post seisters antragen, dessen Functionen fuͤglich von einer Kom— mission verwaltet werden könnten. „Diesen Antrag“, sagte er, „werde ich zu Anfang der naͤchsten Session stellen, wenn es naäͤm— lich dann ein General-Postmeister-Amt giebt.“ (Gelächter von Seiten der Tories.) Hierauf uͤbergah Lord Hill im Namen der Köoͤnigin die Antwort Ihrer Majesfaͤt auf die Adresse des Unter— hauses; sie lautete ganz eben so, wie die dem Oberhaus am Frei— tag ertheilte, nur daß sie mit den Worten schloß: „Ihre Maßjestaäͤt werde unverzuͤglich Maßregeln zur Bildung einer neuen Verwal— tung treffen.“ Jetzt nahm Lord J. Russell unter dem tiefsten Schweigen das Wort und machte ganz dieselbe Anzeige wie Lord Melbourne im Oberhause, der er noch eine kurze Rechtfertigung des Ministeriums hinzufuͤgte, indem er versicherte, daß nur die Ueberzeugung, man sey dem Volke solche Handels-Reformen schul dig, die Minister zur Anempfehlung derselben und zur Fortfuͤh— rung des Kampfes darüber bis auf diesen Augenblick veranlaßt habe. Lord Stanley beantwortete die Abschieds-Rede Lord J. Russell's und ließ demselhen und seinen Kollegen in Bezug auf ihre redlichen Absichten alle Gerechtigkeit widerfahren. Auch das Unterhaus vertagte sich dann bis zum naͤchsten Montage.“

Ewoudon, 31. Aug. Am Sonnabend Nachmittag versammelten sich die Minister zu einem Kabinets-Rath, in weichem dse Art und Weise, wie die amendirte Adresse des Unterhauses Ihrer Majestäͤt uͤberreicht werden soll, bestimmt und die anderen Anord— nungen, welche durch die gestrige Abstimmung noöͤthig geworden sind, getroffen wurden. Lord Melbourne begab sich nach dieser Kabinets-Versammlung zu Ihrer Majestäͤt nach Windsor, um seine und seiner Kollegen Entlassung einzureichen, und am Abend gab der Marquis von Lansdowne den anderen Ministern bereits einen Abschieds-Schmaus, welchem blos Lord Melbourne nicht bei— wohnen konnte, da der selbe bis gestern Mittag in Schloß Windsor blieb. Vorgeslern Abend nun empfing Sir R. Peel, als er gerade beim Grafen de Grey am St. James⸗Sguare zum Besuch war, durch Erxpres sen von Wzindsor eine Mittheilung der Königin, durch welche ihn Ihre Majestaͤt auf den anderen Tag zu sich beschied. Nachdem er darauf gestern in seiner Wohnung in Whitehall-Gardens eine Konferenz mit mehreren ausgezeichneten Mitgliedern der konser— vativen Partei gehabt, unter denen sich Graf Haddington, Lord Elliot, Sir Thomas Fremantle und Herr Henry Goulburn be— fanden, besuchte er noch den Herzog von Wellington in Apsley House, berieth sich uͤber eine halbe Stunde mit demselben und fuhr dann in einem Phaeton mit Postpferden nach Windsor, wo er kurz vor 4 Uhr, zwei Stunden nach Lord Melbourne's Abreise, anlangte. Es war von Ihrer Majestaͤt Befehl ertheilt, den Wa— gen Sir R. Peel's durch die große Einfahrt des Haupthofes her— einzulassen, und als Sir Robert abgestiegen war, wurde er so— gleich zur Audienz vor die Köͤnigin gefuͤhrt, Ihre Majestaͤt em— pfing den ausgezeichneten Staatsmann sehr huldreich und, wie die Tory-⸗-Blaͤtter sagen, in jeder Hinsicht auf solche Weise, daß er mit speudigem Muth und Vertrauen das ihm übertragene wichtige Amt uͤbernehmen kann. Er ist nun schon als Premier-Minister zu be— trachten, den die Koͤnigin mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt und, wie es heißt, mit den unbeschraͤnkten Vollmachten zur Erfuͤllung dieser Aufgabe versehen hat. Nachdem Sir R. Peel fast eine Stunde mit Ihrer Majestaͤt konferirt hatte, kehrte er nach London zuruͤck und hatte hier eine abermalige Zusammen— kunft mit den ausgezeichnetsten Personen, welche Mitglieder fruͤherer konservativen Meinisterien gewesen, namentlich mit dem Herzoge von Wellington, dem Grafen Aberdeen, Lord Stanley, Sir James Graham, Herrn Goulburn, dem Gra— fen Wharncliffe, Lord F. Egerton, Lord Elliot und Sir T. Fre⸗ mantle. Von dem Inhalte der Unterredung zwischen Ihrer Ma— jestaoss und Sir R. Peel verlautet nichts; eben so wenig weiß man bis jetzt etwas Bestimmtes uber die Zusammensetzung' seines Kabinets, doch glaubt man, daß die Ministerliste im Lallfe des heutigen Tages entworfen seyn und baldigst Ihrer Majestaͤt zur Genehmigung uͤbersandt werden duͤrfte. Am Freitage schon hat auch die Herzogin von Sutherland der Königin ihre Ent— lassung als Ober-Garderoben-Meisterin eingereicht, und diese ist von Ihrer Majestaͤt angenommen worden. Vermuthlich werden die anderen Hofdamen diesem Beispiele folgen, und so waͤre denn auch die Streitfrage uͤber den weiblichen Hofstaat der Königin beseitigt. Ihre Majestät hat diesmal in diesem Punkt nachgegeben, und die Toryblaͤtter melden, daß Sir R. Peel und der Herzog von Wellington die neue Königliche Hofhaltung wahr— scheinlich spaͤtestens uͤbermorgen zusammengestellt haben wuͤrden.

Der Globe behauptet, daß Sir Robert Peel bisher in sei— nen Bemuͤhungen, die verschiedenartigen Elemente, welche er als seine Partei bezeichne, in wenigstens anscheinende Uebereinstim— mung zu bringen, nicht sonderlich glücklich gewesen sey. Zuerst jabe er den Herzog von Buckingham bei Seite setzen muͤssen, weil derselbe auch von der kleinsten Abänderung der Korngesetze nichts wissen wolle. Der Herzog sey hieruͤber sehr aufgebracht und stoße laute Drohungen aus; das Anerbieten Peel's, ihm und dem Herzoge von Beaufort, der sich ebenfalls beleidigt fuͤhle, die ersten erledigten Insignien des Hosenband-Ordens zu geben, habe ihn nicht beschwichtigen können. So sey also Peel schon mit zwei Haäuptern seiner Partei zerfallen.

Die Times findet in der Thron-Rede, welche die Whig-⸗ Minister am Vorabend ihres Sturzes entworfen, zwei Punkte geradezu frevelhaft: erstens, daß sie, nachdem sie Jahre lang, als sie noch eine bedeutende Majorität gehabt, selbst nach den schlech— testen Aerndten, nicht an eine Aenderung der Horngesetze gedacht, nun gerade in dem Augenblick, wo die Ausfuhrung shrer Vor— schlaͤge als unmoͤglich erwiesen sey und die Nation bei den Wah— len sich gegen sie ausgesprochen habe, zum erstenmal den Namen der Königin mit der Anempfehlung einer solchen Maßregel in

zerbindung gebrncht; zweitens daß sie dem Privilegium des Un— terhauses vorgegriffen und die Art und Weise bezeichnet haͤtten, wiesbie Mittel zur Deckung des Defizits aufzubringen seyen. „Hat es je ein Ministerium gegeben“, sagt das genannte Blatt, „welches so ver— fahren konnte, als eben das, welches zusammengesetzt ist aus den Leuten, die 1833 dem König Wilhelm 1IV. rathen konnten, Da— niel O'Connell vom Throne aus zu denunziren, und 1835 mit eben diesem Daniel O'Eonnell einen Bund schleossen, um sich dem Souverain als Minister wieder aufzunbthigen? Wer weiß nicht, daß es dem Unterhause ausschließlich zukommt, zu beurtheilen, in welcher Weise die fuͤr den Staatsdienst erforderlichen Summen

aufgebracht werden sollen, und wie die Einzelh ten der Steuer Erhebung zu reguliren sind. Die mindeste Einmischung des Sberhauses in eine Geldbill wird stets durch voöͤllige Verwerfung der betreffenden Maßregel geahndet. Wenn es nun aber unpas⸗ send ist, daß die Lords den Repraͤsentanten des Volkes etwas vorschreiben in Sachen des offentlichen Einkommens so ist es sicher noch weit verfassungswidriger fuͤr Minister, den Einfluß und das Ansehen der Krone bei solchen Gegenstäͤnden geldend machen zu wollen. Das Unterhaus erwartet ven der Regierung die Angabe der Staats⸗Beduͤrfnisse, behaͤlt sich aber vor, die Quellen der Einnahme und die Verwendung der bewil⸗ ligten Subsidien zu bezeichnen. Die Thronrede vom 24. August 18141 hat zum erstenmal, wie wir glauben, seit 1688, nach An⸗ fuͤhrung, daß die Kriege, in welche die Whig⸗Verwaltung das Land verwickelt hat, eine Vermehrung der Einkünfte erforderten, auch eine Meinung der Krone ausgesprochen uber die Art und Weise, wie der Bedarf des Stagtes aufgebracht werden soll. Die Uebereinstimmung der beiden Parlamentshaͤuser in Be⸗ zug auf die Adresse, indem bekanntlich beide ein und dasselbe Amendement annahmen, veranlaßt die Tim es, dem Lande Gluck zu wuͤnschen zur Herstellung einer einmuͤthigen Handlungsweise und eines aufrichtigen Zusammęenwirkens 3zwischen Ober- und Un⸗ terhaus, wovon man sich die gluͤcklichsten Folgen versprechen koͤnne. den auf Befehl des Unterhauses kuͤrzlich bekannt ge— uͤber die Englische Staatsschuld betrug das Kapital der fundirten Staatsschuld am im Jahre 1831:

Nach machten Berichten nicht zuruͤckgezahlte 5. Januar 1828:

. 8271 990

27,516, 8ĩ0, 27,271,650 und . Summe von ablaufenden Renten, fuͤr das ganze Leben oder auf bestimmte Jahre, 2,60 10,751, 3,297,375 und 1,1 14,021 Pfd. St. die zur Bezahlung der Zinsen und der Kosten der Verwaltung der permanenten Staatsschuld erforderliche Summe in denselben Jahren 25,779,115, 24,377,379 und 24,44 23303 Pfd. St., so wie die zur Einlͤsung und Verzinsung der Schatzkammer- Scheine noͤthige Summe 73,246, 67500 und 88049 Pfd. St. Der Betrag aller anderen Zahlungen, außer den fuͤr Zinsen und die Verwältung drr Nationalschuld und der Civilliste, aus dem konso— lidirten Fonds belief sich am J5. Januar 1828 auf 1,853,172, 1831 auf 1,9259941 und 1841 auf 2,552 791 Pfd. St. .

Der bekannte Schriftsteller Theodor Hook ist dieser Tage im 5bsten Jahre seines Alters geflorben.

BQ

Deutsche Bundesstaaten.

München, 30. Aug. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Sachsen tritt morgen die Ruͤckreise nach Dresden an, wogegen in diesen Tagen ihre Schwester, die Prinzessin Johann von E ach sen, zum Besüche der Koͤniglichen Mutter in Biederstein eintresfsen wird. Ihre Majestaͤt die verwittwete Kbnigin wird sich, wenn nicht anders verfügt wird, Mitte dieses Monats nach Tegernsee begeben, wo um dieselbe Zeit Ihre Majestaät die Koöͤnigin von Preußen erwartet wird.

Hannover, 26. Aug. (A. Z.) Gestern Mittag ist den dreizehn in die bekannte Kriminal-UUndtersuchung wegen Beleidigung der Regierung verwickelten Mitgliedern des hiesigen Magistrats das Erkenntusß von der Justiz-Kanzlei publizirt worden. Das⸗ selbe bestimmt eine kriminelle Gefaͤngniß⸗Strafe, die jedoch mit Geld zu reluiren ist, und zwar in verschiedenen Abstufungen der Schuldbarkeit. Es ist naͤmlich erkannt: 1) gegen den S tadt⸗Di⸗ rektor Rumann auf eine Gefaͤngniß-Strafe von 8 Wochen oder eine Geldstrafe von 400 Rthlrn., 2) gegen den Stadt-Synditus Evers und Stadtrichter Meyer Gefaͤngniß von 35 Wochen der Geldstrafe von 250 Rthlrn., 3) gegen den S tadtrichter Kern Gefängniß von 4 Wochen oder 225 Rthlrn., ) gegen den Stadtrichter Oeltzen und Stadt-Secretair Baldenius Gefaͤngniß von 1 Wochen oder Geldstrafe von 200 Rthlrn., 5) gegen den Stadtgerichts⸗Assessor Meißner, so wie gegen die Senatoren Deicke, Taͤnzel, Roese, Blum, Winter und Mithoff Gefängniß von vier— zehn Tagen oder 100 Rthlrn. Geldsirafe. Die Kosten sollen un— ter solidarischer Verpflichtung fuͤr das Ganze von den Einzelnen pro rata getragen werden.

Braunschweig, 31. Aug. (Magd. beendete Messe ist, wie man auch richtig im u eine sehr gute gewesen. Es waren bedeutende Lager von Tuchen und wollenen Waaren am Markte und in den beiden ersten Ta— gen des Großhandels wurde sehr bedeutend gekauft; dann aber stockte der Handel etwas, bis am Montag und Dienstag der zwei— ten Woche von den Tuchlagern viele gaͤnzlich geraͤumt wurden. Wollene und baumwollene Manufaktur- und Strumpfwaaren wurden viele abgesetzt, da einerseits die Hannoverschen Einkaͤufer den Meßrabatt noch einmal genießen wollten und andererseits die Braunschweiger der spaͤterhin bedeutenden Steuer wegen, welchen dann diese Artikel unterworfen seyn werden, sich große Vorräthe einkauften.

E —=— 3.) Unsere juͤngst voraus vermuthete,

c

Fraukfurt a. M., 1. Sept. Nach der neuesten Mittheilungen vom Johannisberg ist Se. Durchlaucht der Furst von Metternich, welcher am 27sten v. M. mit seiner Familie, dem Herrn Grafen von Muͤnch-Bellinghausen, dem Kaiserl. Russischen Gesandten am Kaiserl. Oesterreichischen Hoflager, Herrn von Tatitscheff u. s. w. eine Rhein-Reise antrat, in bestem Wohl— seyn auf den Johannisberg zurückgekehrt. Die Exscheinung des hohen Diplomaten, dessen ganzes Streben die Erhaltung des Weltfriedens, und dadurch der wahren Befoͤrderung des Gemein— wohls der Europaͤischen Voöͤlker gilt, erregte uͤberall, lebhafte Sen— satlon. Das Bad Enis wurde von dem Herrn Fuͤrsten auch be— sucht und es dürfte Se. Durchlaucht wohl diese Veranlassung be— nutzt haben, dort Sr. Majestaͤt dem Könige Ernst August aufzu— warten. Der Herr Fuͤrst wird wahrscheinlich noch den ganzen Monat auf dem Johannisberg verweilen und zuvor in Begleitung des Herrn Grafen Hon Muͤnch-Bellinghausen an einigen nahen SDbfen Besuche ablegen; wenigstens würde dies fruͤher behauptet. Der Herr Graf von Muͤnch-Bellinghausen begiebt sich im näch⸗ sten Monat, wenn nicht mit dem Herrn Fuͤrsten, auch nach Wien und die Zeit wird nun nicht mehr fern seyn, wo diesem einsichts⸗ Staatsmanne ein hoher Wirkungskreis zu Wien zu Theil wird.

Von unse rer. Herbstmesse laßt sich noch nichts sagen; es ist zwar recht lebhaft, allein es fehlt noch sehr an Käufern. Die Verkaͤufer klagen sehr.

Franz Lißt gab im hiesigen Theater zwei Konzerte, von wel— chen aber nur das erste stark besetzt war. Es bedarf nicht der Bemerkung, daß die eminente Virtuosität des großen Künstlers enthusiastischen Beifall erhaͤlt. In dem ersten Konzert wurde Lißt von der jungen Saͤngerin AWlle. Pauline Unald, welche na— mentlich im tragenden Gesang Bedeutendes leistet, im letzteren

1095

von Miß Adelaide Kem ble, einer großen Bravour-Saͤngerin, die morgen als Norma austritt, wuͤrdig unterstuͤtzt.

Hamburg, 31. Aug. (Hamb. N. 3) Herr Professor Ranke, neuernannter Histeriograph Pxeußens, ist, nachdem er hier seine gelehrten Freunde, Archivar Dr. Lappenberg und Pro⸗ fessor Altmayer aus Bruͤssel aufgesucht, mit dem Dampfboot nach Amsterdam und weiter zu seinen verdienstvollen Forschungen nach Brüssel und Mecheln abgegangen. Es war ein schoͤner Zu⸗ fall, daß Se. Königl. Hoheit, der den Wissenschaften so rastlos zugewendete Kronprinz von Bayern, verflossenen Sonntags an der Tafel seine beiden Lehrer in der Geschichte an seiner Seite hatte, den hiesigen Königlich Bayerischen Gesandten Freiherrn von Hormayr-Hortenburg und den Professor Ranke aus Berlin.

Spanien.

Madrid, 21. Aug. Die Hof⸗-Zeitung enthalt in ihrem vorgestrigen Blatte das Geseßtz über die Fueros von Navarra; es lautet folgendermaßen: ; ; ö

„Donna Isabella II., von Gottes Gnaden und kraft der Consti tution Königin von Spanien und in ihrem Königlichen Namen Don Baldomero Espartero, Herzog von Vittoria und Morella, Regent des Koͤnigreichs, unseren Gruß Allen, die dieses sehen und hören. Die Cortes haben beschlossen und wir genehmigt, wie folgt; Art. 1. Der rein militairische Ober⸗Befehl steht in Navarra, wie in den anderen Provinzen der Monarchie, einer von der Regierung ernannten Ober Behoͤrde zu, und zwar ganz mit denselben Befugnissen, wie sie die General-⸗Kommandanten der anderen Provinzen haben, ohne daß der Person des Ober-Befehlshabers jemals Titel und Befuügnisse eines Vice-Koͤnigs uͤbertragen werden konnen. Art. 2. Die Gerichts

pflege wird in Navarra in Gemaͤßheit der Spezial-⸗Gesetzgebung auf

die bisherige Weise geuͤbt, bis unter Beruͤcksichtigung der ver

schiedenen Partikular-Gesetze aller Provinzen des Reichs ein allge⸗ meines Gesetzbuch fuͤr die ganze Monarchie zu Stande gebracht seyn wird. Art. 3. Der organische Theil oder die Prozeß⸗Ordnung soll in Uebereinstimmung seyn mit dem jetzigen oder kuͤnftigen Verfahren bei den andern Gerichtshoͤfen des Koͤnigreichs. Der Sitz des Ge⸗ richts befindet sich in der Provinzial-Hauptstadt. Art. 4. Das oberste Reichs Tribunal uͤbt uͤber die Navarresischen Justizstellen, wo diese sich befinden mogen, dieselben Befugnisse und Gerichts

barkeit, wie uͤber die anderen Tribunale des Koͤnigreichs, in Gemaäß

heit der bestehenden oder zu erlassenden Gesetze. Art. 5. Die Wahl und Organisation der Orts-Behoͤrden (Ayuntamientos) sin⸗ det nach den bisherigen allgemeinen Grundsaͤtzen oder nach den spaͤter daruͤber zu erlassenden statt. Art. 6. Die Befugnisse der Munizipal-Behöoͤrden, bezuͤglich der Verwaltung des Gemeinde-Ver⸗ moͤgens, der Rechte und des Besitzthums der Einwohner, werden ausgeuͤbt unter Aufsicht der Provinzial-Deputation in Gemaͤßheit der speziellen Gesetzgebung. Art. 7. In jeder anderen Beziehung sind die Ortzbehoörden dem allgemeinen Gesetz unterworfen. Art. 8. Es wird eine Provinzial-Deputation gebildet, bestehend aus sieben durch die fuͤnf Aemter ernannten Mitgliedern, naͤmlich se eines fuͤe die drei klei

neren und zwei fuüͤr die Aemter Pamplona und Estellg, unter Vorbe

halt der Modisicationen, die spaͤter in Folge der Fustiz-Organisation der Provinz gemacht werden koͤnnten. Art. 9. Die Wahl der Mit

glieder soll vorgenommen werden in Gemäͤßheit der bestehenden Ge— setze, ohne daß sie irgend eine Gebuͤhr oder Verguͤtung fuͤr die Aus

übung ihrer Functionen anzusprechen haben. Art. 10. Bezuͤglich der Verwaltung der Erzeugnisse, Renten, Taxen und des Eigenthums der Bürger stehen der Provinzial-Deputation dieselben Befugnisse zu, die sie in Rathe von Ravarrg und in der Deputation des Königreichs hatte, uͤberdies, so weit es vertraglich, auch noch diejenigen, deren die übrigen Provinzial Deputationen genossen. Art. 11. Den Vorsitz in der Provinzial-Deputation fuͤhrt der von der Staats⸗-Regierung ernannte oberste Civil-Chef. Art. 12. Die Vice ⸗-Praͤsidentschaft gebuͤhrt dem aͤltesten Mitgliede. Art. 13. Es wird ein oberster

Eivil-Chef fuͤr Navarra ernannt, mit denselben Befugnissen, die

den Civil-Chefs der anderen Provinzen zustehen, jedoch mit den in den vorhergehenden Artikeln aufgefuͤhrten Modisicationen, und ohne daß ihm ein militairisches Kommando uͤbertragen werden kann. Art. 14. Im Genuß und der Benutzung der Berge und Weiden von Cendig, Urbasa, Bardenot und anderer Plaͤtze findet keine Aende rung in dem statt, was die Gesetze von Navarka und die Vorrechte der Bewohner daruͤber bestimmen. Art. 15. Da alle Spanier ge halten sind, das Vaterland auf den ergangenen Ruf mit den Waffen zu vertheidigen, so ist auch Navarra, wie die uͤbrigen Provinzen, im Fall einer Conscription oder einer ordentlichen oder außerordentlichen Rekrutirung der Armee, zu Stellung seines Kontingents verpflichtet. Wir überlassen der Weisheit seiner Deputationen die Wahl der zweck maͤßigsten Mittel. Art. 16. Die Douanen an der Pyrenäen Graͤnze werden auf den Tarif zuruͤckgefüͤhrt, wie er bei den ubrigen Douanen des Koͤnigreichs besteht, und zwar unter folgenden Bestimmungen: 1) an der direkten Abgabe wird abgezogen und zu Verfugung der Provinzial-Deputation gestellt die erforderliche Summe zu Abzahlung der Schuld und anderen Verbindlichkeiten zu einem bestimmten jaͤhr lichen Prozent nach Maßgabe, wie sich die Einnahme aus den Regi stern der Etatsighre 13529 1833 herausstellt; 2 Johne Praͤindiz für künf tige Bestimmungen hinsichtlich der Dougnen-PVerlegung an die Kuüͤsten und Gränzen der Baskischen Provinzen sollen die Häfen von St. Seba⸗ stian und Los Passages vorlaufig fortwährend zur Ausfuhr von National Erzeugnissen ünd zur Einfuhr fremder Eczeugnisse ermaͤchtigt seyn, und zwar nach dem bestehenden Tarif; 3) die Buͤreaus der Gegenregister werden vier bis fünf Meilen von der Graͤnze angebracht, der innere Handel aber wird ganz freigegeben, ohne Aufstellung von Schutzwachen oder Fah rung von Registern, wie es dem allgemeinen Zoll-System gemaͤß ist. Art. 17. Der Tabacks⸗Vexkauf findet auf Rechnung der Regierung statt, wie in den anderen Provinzen des Koͤnigreichs. Die Provin— zial Deputation bekommt von diesem Verkauf auf Abrechnung der di rekten Steuer die jährliche Summe von 87,537 Realen. Art. 18. Da sich der freie Salzverschleiß nach Verlegung der Douanen an die Graͤnze nicht halten kann, so wird dieser Handels⸗Artikel auf Rech— nung der Regierung verkguft, welche die Navarresischen Salinen ge gen vorgusgegangeüe Entschaͤdigung der Eigenthümer übernehmen wird. Art. 19. Nach Maßgabe ihres Bedarfs wird die Regie rung den Gemeinden das Salz zu bagren Prelsen und auf deren Kosten liefern. Art. 20. Sollte der Bedarf das angewiesene Maß uͤberschreiten, so erhalten die Gemeinden das Abgehende nach den Depotpreisen in den zur Bequemlichkeit der Bevölkerung errichteten Reserve Magazinen. Art. 21. Was die Salz⸗-Ausfuhr ins Ausland betrifft, so genießt Navarrg derselben Befugnisse, wie die anderen Provinzen, gegen Unterwerfung unter die vorgeschriebenen Foͤrmlichkeiten. Art. 22. Navarra behaͤlt seine bisherige Befreiung vom Stempelpapier. Art. 23. Das Pulver- und Schwefel Depot soll seine bisherige Einrichtung behalten. Art. 24, Die, n hf, und Munizipal-Einnahmen und die, Thoörgelder sollen nicht auf Navgerg ausgedehnt werden, so lange nicht der neue Tarif eingeführt und so lange nicht beschlossen ist, daß die Verbrauchssteuer auf Waaren an der Douane erhbben wird. Art. 25. Auster den oben erwähnten Ab— gaben bezahlt Ravarra als einzige direkte Steuer die jaͤhrliche Summe von 1,806,000 Realen, davon erhält die Provinzial-Deputation, als Entschaͤdigung für die Erhebungskosten, 390,060 Regalen. Art. 26. Hie Botation des Gottesdienstes und dez Klerus in Navarrg wird in Gemaͤßheit des allgemeinen Gesetzes und der von der Regierung er— lassenen Instruetionen regulirt. So Zeschehen 3c. Madrid, 16. Aug. 1841. Der Herzog von Vittoria, Regent des Königreichs. A. M. Facundo ffn ee. .

Niederländisches Indien.

SS Eurabeyg, 2. Mai. Durch die seit einigen Jahren auf Java so sehr vermehrten Zucker-, Kaffee-, Thee, Immet⸗

und Indigo⸗Plantagen hat der Reisbau in einigen Gegenden des hiesigen Hochlandes fast ganz aufgehört, indem viele Reisfelder ausgetrocknet und anstatt mit Ress, mit Zuckerrohn⸗ Indigo⸗ oder Thee-Pflanzen bepflanzt wurden. Viele Tausend Menschen sind von den Bali⸗Inseln, von Madura und dem westlichen Theile Java's nach dem bͤstlichen Theile dieser Insel ausgewandert, und sfuchen und finden dort in den zahlreichen Plantagen ihren Unter⸗ halt. Daß durch die Einwanderung so vieler Fremden in den Re⸗ sidenzen (Regierungs⸗-Bezirken): Bagleen, Banjumaas, Surabeya⸗ Djocja, Solo, Tagal, Cheribon u. a. m. ebenso wie durch die Berminderung der Reis? und Mais-Felder die Lebensmittel be⸗ deutend im Preise gestiegen sind, ist ganz natuͤrlich, denn waͤhrend man vor zwei Jahren dort die Pikol G 125 Pfd. Reis noch fuͤr 86 Cent, Kupfer (16 Sgr.) kaufte, muß man dagegen jetzt 7 Fl. Silber fuͤr die Pikol Reis bezahlen. Allein nicht nur daß der Reis, Mais und das Cocosbl welches bei den Javanern nicht nur die Stelle des Lein-, Ruͤb- und Baumoͤls, sondern auch die der Butter und des Fetts vertreten muß seit den letztverflossenen zwei Jahren hier um 1 bis 200 pCt. theuerer geworden ist, son⸗ dern es findet doch auch ein gleiches Verhaͤltniß hinsichtlich des

Fleisches, der Fische und des Gefluͤgels statt; so daß man z. B.

J * J

gegenwärtig 25— 30 Cent. fur ein Huhn und 16 Cent. fur ein Pfund Karbau⸗-(Buͤffehfleisch geben muß, wahrend im Jahre 1839 ein fettes Huhn hier nur mit 8 10 Cent. (1 1 Sgr.), und das Pfund Fleisch nur mit 7— 9 Cent. bezahlt wurde. Ungeachtet nun aber die Lebensmittel so bedeutend im Preise gestiegen sind, so bekommt der Kuli (Tagloͤhner) hier doch immer nicht mehr Taglohn wie früher, und es muß derselbe immer noch fuͤr 15 bis 20 Cent. zwoͤlf Stunden lang arbeiten. Nichtsdestoweniger nimmt aber der Wohlstand unter der ärmeren Klasse der Eingebornen hier sichtbar zu, und es wuͤrde sich derselbe zweifelsohne gar bald noch vermehren, wenn unsere Obrigkeit darauf bedacht wäre, dem zuͤgellosen Hange zu Hazardspielen und Wetten, dem die Javaner sehr folgen, ein Ziel zu setzen, und die Veranlasser solcher Geld⸗ verschwendungen gesetzlich zu bestrafen. Denn fast alle Abende kann man es hier mit ansehen, wie hunderte von Kulis ihren verdienten Tagelohn in Hazardspielen und Wetten muthwillig ver— geuden.

Durch die im Februar d. J. im Padang'schen, auf der West⸗ kuͤste Sumatras, ausgebrochenen Insurection welche durch die Entschlossenheit und den Muth des Obersten Michils und unse⸗ rer Truppen in einigen Tagen unterdruͤckt worden ist aufge⸗ schreckt, laͤßt unsere Regierung an den schon seit einigen Jahren im Bau begriffenen Fortificationen auf Java jetzt mit erneuter Kraft arbeiten, denn seit 3—4 Wochen sind an den Festungs⸗ werken bei Djilatjap, Padjatang und Weinkoopersbai, an der Suͤdkuͤste Java's und an dem Fort van den Bosch, bei Ngawi, Fort Frederik bei Samarang und den Festungswerken bei Am⸗— barawa an 15 20,000 Menschen taͤglich beschäftigt.

Es hat sich hier seit kurzem eine Gesellschaft gebildet, welche auf einigen Gebirgen zwischen hier und Surakarta Klee und Eu— ropaͤische Graͤser anpflanzen zu lassen, beabsichtigt. Die Weiden sind nämlich auf Java ungeachtet daß diese Insel eines der fruchtbarsten Laͤnder der Erde ist sehr schlecht und es wachsen hier meist nur sehr trockene und duͤrre Graͤser, so daß das Rind— vieh, die Schafe und Ziegen gewohnlich sehr magere Kost be— kommen und diese Thiere deshalb gewöhnlich auch selbst sehr mager sind; denn ein Rind, welches 20 Pfund wiegt, wird hier schon fuͤr schwer und fett gehalten, und eine Melk⸗-Kuh oder Ziege giebt, selbst wenn sie täglich nur einmal gemolken wird,. nur z Quart schlechte Milch. Daher ist aber auch die Milch auf Java sehr theuer, und es kostet hier die Bouteille Sahne l. Fl. Silber. Natuͤrlich ist die hier erzeugte Butter auch sehr theuer und es kostet ein Pfund derselben gegenwartig 4 a Fl. Hoffentlich werden die mit Eurepaͤischen Graͤsern und Klee zu bepflanzenden Weiden hier recht bald gedeihen und unsere Oeko⸗ nomen dadurch in den Stand gesetzt werden, uns Butter und Milch zu billigen Preisen liefern zu können.

Von allen Seiten her, wird jetzt uͤber die Afrikanischen Sol⸗ daten dle zu Georg del Mina, in Guinea fuͤr die hiesige Armee engagirt wurden geklagt; dieselben behandeln die Malayen oft sehr groͤblich, hier auf Java, eben sowohl als auf Sumatra. Auch die bei den Afrikanischen Kompagnieen dienenden Euroͤpaͤi⸗ schen Offiziere und Unteroffiziere sind mit diesen Negern keines— weges zufrieden, denn die Afrikaner sind nicht nur dem Trumke sehr ergeben, sondern sie begehen auch oft Insubordinatior ssehler und zetteln Komplotte an, die nichts anderes bezwecken als alle Europäer zu ermorden. Unter solchen Umstaͤnden werden uns die Afrikaner hier gefährlicher als die Malayen.

ö

Jun tand.

Liegnitz, 1. Sept. Gestern gegen Abend um halb? Uhr sind Ihre Majestaͤten der Kbnig und die Koͤnigin im erwuͤnschten Wohlseyn hier eingetroffen und haben Allerhoöchstihre Wohnung im Koöͤniglichen Schlosse genommen. Ihre Masjestäten wurden in einer am Glogauer Thor errichteten Ehrenpforte von Seiten des Magistrats und der Stadtverordneten empfangen, dann von 70 Jungfrauen im Kostuͤm von Fischerinnen, Schnitterinnen, Gaͤrt— nerinnen, Kraͤuterinnen und in staͤdtischem Fest-Anzuge ehrfurchts— voll begrüßt und mit Blumengewinden umgeben. Ihre Majestaͤ— ten geruhten Allergnaͤdigst, diese Zeichen von Verehrung und Liebe huldreichst aufzunehmen und Sich daruͤber beifaͤllig auszusprechen. Bei einbrechender Dunkelheit erscheint unsere Stadt durch die herrliche Illumination im schönsten Glanze.

Noch vor Ihre Majestaͤten waren Ihre Königl. Hoheiten der Prinz von Preußen, Prinz Karl, Prinz und Prinzessin Al— brecht, so wie die Prinzen Wilhelm, Adalbert, Waldemar und August hier eingetroffen.

Se, Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand (Sohn des Erzherzogs Karl) und Ihre Kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Ferdinand, Kaiserl. General-Feldmarschall, Eivil- und Militair⸗ Gouverneur von Galizien und Erzherzog Maximilian, Hoch- und Deutschmeister, sind hier angekommen. .

Ferner sind hier eingetroffen: Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande, Prinz Karl von Bayern, der Kurprinz von Hessen, der Erb-Großherzog von Sachsen-⸗Weimar und Prinz Friedrich von Hessen.

Unter den hier anwesenden hohen Milttairs des Auslandes bemerkt man den Kaiserl. Oesterreichischen Feldmarschall-Lieute⸗ nant Grafen Desfour, den en lr Russischen General⸗-Löute⸗ nant von Mansuroff, den Königl. Franzoͤstschen General⸗Lmente⸗ nant Grafen von Rumigny, den Koͤnigl. Württembergqischen Gene⸗ ral-Lꝓieutenant Grafen von Bismark, so wie viele Britische und Deutsche Offiziere von Rang. 1

Tachdem heute fruͤh auf der Höhe von Wahlstatt eine glaͤn⸗ zende Parade vor Sr. Majestät dem Könige und den hier ver⸗ sammellen hohen Herrschaften stattgefunden, ist die Infanterie in