1841 / 246 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

das Lager bei Kapsdorf und die Kavallerie in ihre Kantonnirun— gen wieder eingeruͤcht., Die Haltung und das Ansehen der Trup— pen haben sich die höͤchsie Zufriedenheit erworben.

Kapsdorf (bei Liegnitz, 31. Aug. (Schles. 3) Das große Zelt von Gußeisen, welches von Berlin aus nach Kapsdorf gebracht worden, und worin des Kbnigs Majestaͤt Tafel geben werden, ist bereits aufgesetzt und dekorirt. Es enthaͤlt Raum fur 300 Personen und ist sehr sorgsam gearbeitet, der Art, daß es mit leichter Muͤhe von Einem Sachverstaͤndigen, jedoch mit Zu— ziehung einer großen Anzahl von Gehuͤlfen, aufgesetzt werden kann. Dasselbe ist sauber gedielt und wird mit einer figurirten Tafel versehen. Wie es heißt, werden des Koͤnigs Majestaͤt am 3. und 13. September hierselbst große Tafel geben, wozu bereits Anstal— ten getroffen werden. Das Zelt ist innerlich mit den Wappen der Provinzen der Staaten Sr. Majestaͤt des Königs geziert und hat eine große Anzahl Fenster, damit nach Umstaͤnden geluͤftet werden kann. Ein verdeckter Gang aus dem Schlosse der Frau Baronin von Zedlitz, in welchem Se. Majestaͤt wohnen werden, fuͤhrt nach dem Saale, der sich im Garten nahe am Schlosse befindet. Auch aͤu— ßerlich ist das Zelt geschmackvoll dekorirt und gewahrt den groß— artigsten Anblick. Ein Stallgebaͤude fuͤr 75 Pferde und eine Wa— genremise fuͤr 30 Wagen, so wie eine große Kuͤche, sind bereits errichtet und zum Theil im Gebrauch, da schon eine Anzahl sehr schoͤner Koͤniglicher Pferde eingetroffen ist.

Das schoͤn gelegene Schloß in Domanze, dem kommandi— renden General, General-Lieutenant Grafen von Brandenburg Excellenz gehörig, wird zur Aufnahme Ihrer Masestät der Koͤnigin eingerichtet; auch wird des Koöͤnigs Majestaäͤt dort selbst erwartet, und saͤmmtliche Einrichtungen lassen schließen, daß auch diese Ge— gend die Freude genießen wird, Ihre Majestäaͤten einige Zeit zu besitzen. Eine große Anzahl von Personen aus der Allerhoͤchsten Umgebung findet in dem freundlich gelegenen Dorfe Unterkommen. In der Nahe von Domanze, und zwar in Frauenhain, wird der Bruder Ihrer Majestaͤt, Prinz Karl von Bayern Koͤnigl. Hoheit, Quartier nehmen, um moͤglichst in der Naͤhe Ihrer Masestaͤt der Königin verweilen zu koͤnnen, und in dem unfern gelegenen Con— radswaldau, der Frau Landgraͤfin zu Fuͤrstenberg gehörig, wo auch des hochseligen Koͤnigs Majestaͤt mehreremale wohnten, logiren Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand und Ihre Kaiserl. Hoheiten die Erzherzoge Ferdinand, Maximilian und Fer— dinand der juͤngere mit Gefolge.

Eine Meile von Liegnitz, in oͤstlicher Richtung entfernt, hin— ter dem Dorfe Koischwitz, rechts an der Straße nach Klemmer— witz, steht das Lager des sten Armee-Corps von ersterem bis zu letzterem Dorfe ausgebreitet; es besteht aus 40 laͤngs der Straße querlaufenden Zeltreihen, von denen 2 Reihen eine Gasse bilden; es lagern in jeder Reihe 2 Compagnieen und sonach in jeder Gasse ein Bataillon eines Linien- oder Landwehr-Regiments. Jede Zeltreihe enthalt 34 Zelte, und zwar hat jede Compagnie 2 Offi— zier-Zelte, 12 Gemeinen-Zelte und 3 Gewehr-Zelte. Das ganze Lager besteht aus 1500 Zelten und ist zur Aufnahme von 20 Ba— taillonen Infanterie (das Bataillon zu 640 Mann gerechnet) ein— gerichtet.

Breslau, 1. Sept. Am heutigen Tage fand die feierliche Einweihung des Antonien-Straße Nr. 6 belegenen neu erbauten „Fränkelschen Hospitals“ statt, zu welcher Feier der Vorstand der hiesigen israelitischen Gemeinde, die Koͤnigl. und staͤdtischen Be— hörden, so wie viele Andere, welche sich fuͤr die großartige Anstalt interessirten, eingeladen hatte. Die Feierlichkeit begann nach einem einleitenden Gesange mit der Uebergabe der Urkunde durch Herrn Kaufmann Jonas Fraͤnkel, der alle Anwesenden durch die Mit— theilung uͤberraschte, daß er seine bereits 75,900 Rthlr. betragende Schenkung auf 106006 Rthlr. erhohen zu wollen erklaͤrte, welche ergaͤnzende Summe er der hiesigen israelitischen Gemeinde über—⸗ eignete, waͤhrend er deren Verwaltung der Kuratel des juͤdischen Ober-BVorsteher-Kollegiums überwies und den Genuß der Zinsen zur Verwendung der erwahnten beiden Institute, so wie zu mil⸗ den Zwecken, bestimmte. Auch hat Herr Kaufmann Fränkel die Feier des heutigen Tages dadurch erhoht, daß er dem hiesigen Magistrate zur Verwendung fuͤr einige Institute unserer Stadt o)) Rthlr. zugestellt hat, und zwar fuͤr das Hospital der barm— herzigen Brüder, der Elisabethinerinnen, des Blinden-Instituts, der Taubstummen-Anstalt, des Hausarmen-Medizinal-Instituts und Ges Allerheiligen-Hospitals.

Düssel dorf, J. Sept. (D. 3.) Heute fand die feierliche Erbffnung der ganzen Bahnstrecke von hier bis Elberfeld statt. Unter dem Zufluß einer großen Menge von Zuschauern setzte sich der Zug um 10 Uhr in Bewegung. Es bestand der mit Laub⸗ gewinden und Fahnen prachtvoll verzierte Train aus 16 Wagen, in welchen sich das Direktorium, die Mitglieder des Verwaltungs— Rathes, so wie die eingeladenen hohen Choil- und Militgir-Behoͤr⸗ den, befanden. Dem Musik-Corps des 8ten Husaren⸗Regiments war mitten im Convoi ein eigener Wagen fuͤr die ganze Fahrt angewiesen; die froͤhliche Musik desselben erschallte weit hin, um den Beginn einer neuen Epoche fuͤr unsere Stadt zu verkuͤnden. So reichen sich denn von nun an Rhein und Wupper freundlich die Hand; moͤge diese Freundschaft dauern fort und fort! Die Fahrten für das Publikum beginnen uͤbermorgen, den 3Zten d. M.

Aachen, 31. Aug. Heute sind Herr Desmaisiers, Königl. Belgischer Minister der öffentlichen Arbeiten und Herr Masui, Direktor der Eisenbahnen in Belgien, hier angekommen, um mor— gen der Erbͤffnung der Rheinischen Eisenbahn beizuwohnen.

Paderborn, 31, Aug. Der ehrwuͤrdige Bischof von Pa— derborn, Freiherr von Ledebur-Wicheln, ist gestern Abend, zu all— gemeinem Bedauern, mit Tode abgegangen.

Noch Einiges über die Spanische Armee und Marine.

Wir haben fruͤher (Gergl. St. Ztg. Nr. 190 eine statistische Uebersicht des gegenwartigen Zustandes der Spanischen Armee gegeben. Die Reformen, welche seitdem mit derselben zum Theil schon vorgenommen worden sind, zum Theil noch beabsichtigt wer— den, durften den nachstehenden ergaͤnzenden Notizen uͤber die nu— merische Staͤrke und das Budget der Spanischen Armee fur 1841, die wir der Zeitschrift El archivo militar entnehmen, und einem Blicke auf die Marine Spaniens, ein besonderes Interesse geben.

Armee. ische Staͤrke der Armee verhaͤlt sich wie folgt: ö Offiziere Soldaten Pferde 302 18 268 7 151 328 b, 771

Garde du Corps allebardierer ; ge r g. Garde⸗Infanterie =.

Offiziere Soldaten Pferde 2,560 450

3,000 470 4,979 58,000 19.016 11,202 2.419 3,750 7,069 413,000

3,057

Koͤnigliche Garde⸗-Kavallerie 196 Koͤnigliche Garde⸗Artillerie 35 Koͤnigliche Provinzial-Garde⸗Infanterie 234 Linien-⸗Infanterie 2, S878 Leichte Infanterie 920 Artillerie 589 Genie⸗Corps (Ingenieure) 179 Linien⸗Kavallerie 270 Leichte Kavallerie ... ..... 506 Provinzial⸗Milizen 2, 064 Marine⸗Bataillone 90

Briggs und? Schooner, mit 590 Stock Geschüͤtz. Die Zahl der Offiziere, deren ein Theil Alters wegen undienstfähig war, belief sich nicht uͤber 615. Fuͤr das Jahr 1839 sind 600, G00 Pfd. St. fuͤr das Marine-⸗Budget bestimmt worden. *

Dauer der Eisenbahntkahrten am 3. Sept 1841.

Abgang , m. Abgang

von Von

Berlin. St. M. Pots dam. St. M.

Zeitdauer

163, 102

Der Sold dieser Truppen beläuft sich auf 182, 166,069 Realen (réaux de veillon), welches ungefahr 46,000, 9000 Franken betraͤgt.

Summa d. 598d

Budget des Kriegs-Ministeriums fuͤr 1841: Per sonenzahl 1) Kriegs⸗Sekretariat 66 2) Oberer Kriegs- und Marine-Rath 47 3) Inspectionen und General-Direc— tionen 4) Generalstab der Provinzen und fe— sten Plaͤtze 5) Personal der Armee, Generale, Of— fiziere und Soldaten Militair-Schulen, Museen, Biblio— ken n. s. w. Personal der Militair-Verwaltung 7, H82, 301 Militair⸗Verpflegung 102,897, 889 Kleidungswesen und Equipirungen ; 25, 00 0, 000 Hospitaͤler . e 19,718,583 Remonte und Sattelzeuge 25, 000, 000 Rekrutirung der Armee 2, 000,000 Militair-Transporte, Truppen-Be— wegungen, Marsch-⸗Entschaͤdi— gungen . Invaliden Material der Artillerie ..... .... Material des Genie-Corps und der Kasernirung Halbsold, Retraite-Sold der Cen— trainee, Ueberzählige Generale und Ofsi— ziere Verabschiedete in der Militair-Ver— k ; 437, 423 Militair⸗Personen ; Id, 161, 188 Militair⸗Sparkasse (monte pio) . . 3, 82. 14, 050, 675 Kriegs-Gefangene 87, 058 23) Unvorhergesehene Ausgaben 4,000, 000 24) Fremde Truppen 26,270 006 512,996,881

Man wird bemerken, daß in dieser Tabelle weder die Zahl der Invaliden noch die der fremden Truppen angefuͤhrt

Realen 1, 078,580 1,218,960 3,019, 401 7, Gd, 651 217,159,515

1,665,829

7, 166,052 2, 000,009 15,438,648 9, 51 6,078

9122 ö 2, 153,016

4,760, 533

1 1

XB.

ist. Die Franzoͤsische Fremden-Legion ist naͤmlich laͤngst

aufgelost. Die Ausgaben-Summe von 512,996,881 Realen koͤmmt un— gefahr 129,000,900 Franken gleich.

Ende Februar dieses Jahres zahlte die gesammte Spanische

Armee S800 Generale und Ober-Offiziere, 8, G4 Subaltern--Offi—

ziere, 157,237 Soldaten verschiedener Waffe und 13,624 Pferde. Ende Maͤrz 1841 zahlte man S36 Generale und Ober-Offi—

ziere, 8,142 Subaltern-Offiziere, 156,209 Soldaten und 12,6570

P fe rde.

Der General-Inspektor der Spanischen Kavallerie, Valentin Ferraz, hat am 18. Mai ein Projekt zur Gruͤndung einer Allge⸗ meinen Kavallerie-Schule veroͤffentlicht. ö Stadt Alcala de Henares errichtet werden.

,

Der fruͤhere Glanz der Spanischen Marine ist in neuerer

Zeit nicht wieder erreicht worden. Seit kurzem finden einige

Bemuͤhungen statt, um vorwaͤrts zu schreiten, jedoch sind die Huͤlfsmittel des Spanischen Schatzes seit den letzten Buͤrgerkrie— gen und fruͤheren Finanz-Unordnungen nur sehr beschränkt. Es

fehlt in Spanien ein wirklicher Administrator der Finanzen, der

in der That eine ungeheuere Arbeit zu vollbringen haͤtte. Mendi— zabal, der einige Zeit eines gewissen Rufes der Gewandtheit ge— noß, hat sich am Ruder auch nicht bewaͤhrt. Es wuͤrde zu weit fuͤhren, von der Zeit Philipp's II. und der Zerstoͤrung der Spani— schen Armada zu sprechen. Im Jahre 1795, sagt das United Service Journal, zaͤhlte die Spanische Marine 120000 Mann, d. h. 119 General-Offiziere, 1312 Offiziere verschiedener Grade, 400 Kadetten, 2700 Artilleristen oder Ingenieure, 12,000 Marine— Soldaten, 64,000 Matrosen und 20,000 in den Hafen beschäftigte Mannschaften. Im Jahre 1808 konnte Spanien 42 Linienschiffe, Z30 Fregatten, 186 kleine Fahrzeuge und mehr als 300 große Kauf— fahrteischiffe flott machen. Man zaͤhlte auch 20000 beim Fisch— fang beschaͤftigte Leute. Die schoͤnsten, obgleich etwas schwerfaͤlli⸗ gen Spanischen Kriegsschiffe waren aber zu jener Zeit schon und zwar waͤhrend der beruͤhmten Schlacht von Trafalgar zerstoͤrt worden. Seit der Abdankung König Karls IV. aber haben die inneren Spaltungen und politsschen Parteiungen die Huͤlfsquellen des Landes der Art erschoͤpft und die Reglerung beinahe aus— schließlich mit den augenblicklichen politischen Fragen beschaͤftigt, daß die Spanische Marine ganzlich vernachlaͤssigt blieb. Kampf, welchen Spanien in Suͤd⸗Amerika zu bestehen hatte, so wie der allmaͤlige Verlust aller dortigen Kolonieen, mußten naturlich die Wichtigkeit der Spanischen Marine vermindern. Wle blutig der Sud⸗Amerikanische Buͤrgerkrieg gefuͤhrt wurde, kann Folgendes beweisen,. 1 0. k außerdem gegen 200000 Land-Milizen.

Der Krieg ward aber so lebhaft geführt, daß gegen das Jahr I818 hberelts über 130000 Mann geblieben waren und Spanien sowohl an Grundbesißz als an Einkünften dort gegen 20000000 Pfd. St. verlor. Die Nothwendigkeit, eine Marine zu unterhal— ten, um die Truppen zu transportiren, zu beschuͤtzen und zu ver⸗ proviantiren, hoͤrten naturlich nach dem Verluste der Kolonieen fuͤr Spanien auf, obgleich die gesgraphische und politische Lage des Landes dasselbe zu einer Seemacht gebildet und eine gewisse Marine-Staärke nothwendig macht. Seit den letzten Buͤrger— kriegen, so wie bereits unter Ferdinand VII. und den Cortes, mach⸗ ten die bamaligen Umstaͤnde die Nothwendigkeit der Kreuzer an den Küsten fühlbar. Auch wurden die Anstalten zur Bildung der Marine⸗Offiziere, Matrosen und See⸗Kadetten neu organisirt und theilweise verbessert. Uns ist keine spaͤtere offizielle Marine⸗ Statistik aus Spanien, als die des Jahres 1834, bekannt. Sie bestand damals aus 2 Linienschiffen, 4 Fregatten, 3 Sloops, 7

15,017

Die Schule soll in der

2

Spanten besaß dort gegen 404006

Um S Ubr Morgens... 41 h br Morgens... K Vormittags. 10 9 . 2 Nachmittags 412

3 Nachmittags 40 Nachmittags 6 40 Abends ... 52 98 Abends ...

Vormittaga. Nachmittags

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Ubr.

1841. 3. September.

Nach einmaliger Beobachtung.

Nachmittags 2 Ubr.

Morgens 6 Uhr.

Luftdruck. ... 337,0 Par. 336,861 Par. 336,59 Mar. ¶Quellwärme 8, 40 R. * 8, 0 n. 1. 20,37 R. 12,4 R. Fluss vw irme 16,1 nm. 4 7,17 R. 4 10,95 R. 4 S, 87 R. Rodeunärme 16,77 R. Dunstsättigung S7 pCt. 51 pet. 76 pCt. Aus dustung O, oni Rb. Wetter beiter. heiter. heiter. Niedersehlag O0.

Wind 0. 0. 0. Wärmewechsel 20,4 2 Wolkenzug. .. 0. 1 Ihn,

Tagesmittel:; 337, 0“ par. 4 13,70 n. .. 8,909 R. ..

Luft wärme...

Thaupunkt ...

71 pCt. G.

JJ

Den 4. September 1841.

Pr. Cour.

Brief. geld.

Pr. Cour. Rriĩef. Geld.

104 101 102 1017

Actie nn. Erl. Pots. Risenb. do. do. Prior. Act.

Mad Lp. Eisenb.

St. Schuld- Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Prüm. Sch. der Seebandlung. Kur. Schuldv. Berl. Stadt- Obl. 103 1035 Ellinger do. 100 99 3 Danz. do. in Th. 18 . Westp. Pfandbr. 102 Grossh. Pos. do. 106 105 Ostpr. Pfandbr. 1031 1024 Pomm. do. 1031 102 167

ö 1 ö 2

795

1023

79 102 ö d o. do. Prior. Act. Berl. Anh. Eisenb. do. do. Prior Act. Düss. Elb. Eisenb.

do. do. Prior. Act.

2

Khein. Eisenb.

Gold al marco

Friedrichsd'or

Kur- u. Neum. do. 3 J zen à 5 Th.

Disconto

Schlesische do.

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. kriet. geld. 138 137

. II e C O n IS.

n, . do. . 250 FI. 2 Mt. J , ,. Kurz 114187 do. J , = 118 London.... 118t. Mt. 6 18 300 Fe. Mt. 150 FI. At. 150 FI. Mt. 100 Thlr. Mt. 100 Thlr. Tage 100 FI. At. Woch.

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wee, ,, Leipzig in Courant im 14 ThI. Fuss.. ne,, Petersburg

CN TND

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 31. Au. Kanz. Bill. 255. 5* Span. 183. Präm. Sch. —. Oesterr. 105.

Diederl. wirll. Schuld 53. 53 do. 100.

. . . . Passive. Aus. —. Zinal. —. Preuss.

Ham bu rg, 2. Sept. Bank- Actien 1610 Br. Engl. Russ. 1085.

Au. 55 Rente fin our. 116. 15.

eour. 104. 60. 53

90

Faris, 30. .

f 0 Port. —.

20 353 Rente fin eour,

Neapl. fin Span. Rente 21. Passive —.

Wien, 30. Aug. 53 Met. 106. 42 97 35 —. * 5 —. Bank- Actien 1570. Aul. de 1831 1313. de 1839 1072.

Königliche Schauspiele.

. Sonntag, 5. Sept. Im Opernhause: Wilhelm Tell, Sehau⸗ spiel in 5 Abth., von Schiller. (Herr Grua: Tell.)

Montag, 6. Sept. Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt; Aelternliebe, Drama in 2 Abth., nach dem Franzoͤsi— schen des Bayard. Hierauf: Sie schreibt an sich selbst.

Königsstädtisches Theater.

Sonntag, 5. Sept. Eulenspiegel, oder: Schabernack uͤber Schabernack. Wiener Lokal⸗Posse mit Gesang in 4 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muͤller. (Herr Plock, vom Stadt— Theater zu Hamburg: Natzi, als letzte Gastrolle.)

Montag, 6. Sept. (Italienische Opern-Vorstellung.) Il Bar- hiere di Seviglia. Opera bufsa in 2 Atti. Musica del Maestro Rossini.

Dienstag, 7. Sept.

Der Talisman, Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Poss sang

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

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Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.

Beilage

1097

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Me 245.

Oesterreich.

Wien, 29. Aug. In der Wiener Zeitung wird aus

Graͤtz vom 2bsten d. berichtet, daß die Staͤnde von Steyermark

Ihren Majestaͤten am 23. August ein großes Volksfest im Freien veranstaltet hatten, woran jedöch nur die Kaiserin Theil nahm,

da der Kaiser durch eine Unpaͤßlichkeit an das Zimmer gefesselt

Folgendes ist eine gedraͤngte Mittheilung uͤber jenes Fest: „Kaum hatten Ihre Majestaͤt in dem Zelte Platz genommen, als sich stromaufwaͤrts die Toͤne einer laͤndlichen Musik verneh⸗ men ließen, und eine Reihe charakteristisch dekorirter Floͤße erschien, Menschengruppen in Ausuͤbung verschiedener Gewerbe und Haupt— beschaͤftigungen des Landes tragend, Fischer mit Netz und Reu⸗ sen, Korbflechter, Gaͤrtner und Gärtnerinnen, der geliebten Lan— desmutter ihre Huldigung mit Blumengewinden ünd Kraͤnzen darbringend, Gefluͤgelhandler mit Steige und Taubenschlag, aus denen sich zur Erhoͤhung des allgemeinen Vergnuͤgens eine Schaar glaͤnzend geputzter Tauben erhob, wahrend das gleichfalls der Haft entlaͤssene schwerfaͤlligere Wasser gefluͤgel mit lautem Schreien sein Element begruͤßte, Qbst⸗ und Müchmaͤdchen, Fruchtkbrbe und glaͤnzend gebohnte Gefaͤße tragend, die Jaͤger, reiche Ausbeute des Forstes fuuͤhrend, mit froͤhlichen Gesaͤngen und Horn⸗Fan⸗ faren, Kleinschmiede, Buͤchsenmacher und Kupferschmiede in voller Thaͤtigkeit, Faßbinder unter Ausuͤbung ihrer laͤrmenden Profession, eine Darstellung des Weinbaues, uͤberragt von der Ruine Ober⸗Luttenberg, in deren Umgebung Steiermarks koͤstlich ste Rebe gedeiht. Ganz eigenthumlich anregend toͤnten von dem Fahrzeuge die Lieder des Sloyenischen Volksstammes mit ihrem Anklaͤnge von Melancholie heruͤber, Bergknappen, unter den aus— gehoͤhlten Felsen mit Grubenlichtern nach Erzen forschend; ein trefflich dargestellter Eisenhammer mit dunkelrother Gluth und dem naturgetreuen Zischen seiner Esse, endlich eine laͤndliche Hoch⸗ zeit, die gleichfalls heute in Wahrheit gefeiert wurde, und bei welcher näch der Sitte des Oberlandes der Hochzeitsbitter seinem

war.

Berufe als Spaßmacher getreulich nachkam; den Schluß machte unter

das Musik- Corps des vaterlaͤndischen Regiments einem praͤchtigen, im orientalischen Style ausgefuͤhrten Zelte. Hierauf geruhten Ihre Majestaͤt, sich nach dem in Mitte errichteten Pavillon zu begeben, woselbst der Einzug der vorerwaͤhnten Gruppen zu Lande, Taͤnze und Spiele stattfanden; den ersten erbffneten Senner und Sennerinnen, blumenbekraͤnzte Rinder, Ziegen und Schafe mit vergoldetem Gehoͤrn fuͤhrend, ein Staat, der in der oberen Steiermark bei dem Heimzuge des Weideviehes von der Alpe nie außer Acht gelassen wird, dann folgten praͤchtige Rosse heimischer Zucht, Schnitter, der Aerndte hoch aufgethuͤrmten Segen mit dem Doppelgespanne von Rindern des schönsten Schlages heimgeleitend, an sie gesellten sich die Win— zer und die Darsteller der oberwaͤhnten Beschaͤftigungs⸗-Arten un— ter dem Schalle von Liedern und laͤndlicher Musik. Nach einge— tretener D.aͤmmerung verfuͤgten sich Ihre Majestaͤt nach dem Pavillon am Flusse zuruͤck, woselbst das Fest mit einem am jen⸗ seitigen Ufer abgebrannten Feuerwerke schloß, das die Licht⸗Reflexe der Wellen doppelt wirksam machten.“

Aegypten.

Alexandrien, 7. Aug. (L. A. 3.) Die Englaͤnder gehen in Syrien gerade auf ihr Ziel los. Ohne sich zu stellen, als hin— derten sie im geringsten die Handlungen des Sultans, richten sie sich ein, denselben in aller Stille verdrängen zu können, so— bald die rechte Zeit gekommen seyn wird. Zu diesem Zwecke be— muͤhen sich die uͤber ganz Syrien verbreiteten Emissare unab⸗ laͤssig, Anhaͤnger zu gewinnen, und es gelingt ihnen nicht zen Am Fuße des Karmel (sagte mir ein Reisender) haben sie sich einer Moschee bemaäͤchtigt, um darin das Hauptquartier zaufzu⸗ schlagen und ihre Flagge weht uͤber der Kuppel; jetzt beschaͤstigen sie sich damit, dort eine Kaserne zu bauen. In Beirut haben sie noch immer eine Besatzung. In dem Libanon haben mehrere Dorfer die Englische Flagge neben der Fahne des Sultans auf⸗ gepflanzt. Nach Jerusalem haben sie einen . ge schickt, welcher den Auftrag hat, die Arbeiten eines großen . zu leiten, den sie dort beginnen. Nach Naplus, St. Jean d' Acre, Tyrus und anderen Staͤdten, sowohl an der Kuͤste als im Innern, ha— ben sie Genie- und Artillerie⸗Offiziere ohne irgend einen offenbaren Aluf⸗ trag, blos zu dem Zweck abgehen lassen, wie sie sagen, den Tuͤrken einen Gefallen zu erzeigen. Ihre Kreuzer liegen laͤngs der Kuͤste und nicht weit von einander entfernt. Kurz, sie handeln so gut und nehmen ihre Maßregeln so klug und so ruhig, daß es mehr als zweifelhaft ist, ob sie das Land jemals wieder verlassen. Sie werden hier thun, was sie bereits in Malta, auf den Jonischen Inseln, in Indien ze. gethan haben: sie kamen als Beschuͤtzer, fetzten sich als Herren fest, und es mag sie vertreiben wer kann, Aus Jaffa schreibt man mir, daß die Araber sich bei Naplus unter einander schlagen, ohne daß die Behoͤrde Ruhe gebieten kann. Bei Ramle, drei Stunden von hier, hat man 130 Beduinen zu

Mferde voruͤberziehen sehen, die von Gaza kamen und ihren Ka— meraden bei Naplus zu Huͤlfe zogen. In einem Brief aus Aleppo finde ich, daß Agenten der Franzoͤsischen Regierung das Gebirge burchziehen, um daselbst eine Reaction zu bewirken; die meisten Dorfer der Drusen und Maroniten haben sich zu Gunsten Frank— reichs erhoben; die dreifarbige Fahne wurde feierlich in dem Ge— birge aufgepflanzt und die Englische in Freudenfeuern verbrannt.

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Königsberg, 31. Aug. (K. 3.) Der unter dem 15. Ja— nuar 1838 am hiesigen Orte gestiftete Verein zur Beförderung der Landwirthschaft hat seinen Zweck: moͤglichste Verbreitung land— wirthschaftlicher Kenntnisse und Kultur, so wie Aneignung alles dessen, was In- und Ausland Nuͤtzliches fuͤr die Landwirthschaft liefert, wahrend seines dreijährigen Bestehens unverruͤckt im Auge behalten. Er hat einen nicht unbedeutenden Vorrath fremden Wissens in seiner Bibliothek gesammelt und von seinen Mitglie⸗ dern benutzen lassen; eigene Beobachtungen, Erfahrungen und ange— stellte Verfuche in 12 Hesten seiner Druckschrift niedergelegt, sich mit 17 landwirthschaftlichen Unterrichts-Anstalten und Vereinen der Monarchie und des Auslandes in Verbindung gesetzt, eine thaͤ— tige Versuchs⸗Sozietaͤt begruͤndet, thaͤtigen Antheil genommen an der mit dem Pferderennen verbundenen Thierschau und sich be— müht, die Landes-Viehzucht in der Provinz durch Ankauf und Verkauf von Schottischen Ayrshire, Ostfriesischen Niedernngs- Oldenburger Höhevieh und einigen Haͤuptern der kleinen Juͤtläͤn⸗ dischen Rage zu heben. Von einzelnen Mitgliedern des Vereins sind Versuche mit dem Anbau neuer Feldfruͤchte und Futterkraͤu— ter, wie der madia sativa, des Whitington-Weizens als Winter⸗

der

und Sommerfrucht, der Luzerne, der BuniaTs orientalis, des Symphytum asper, der Galle ga ale. und einiger Lath) rus - Ar— ten, wie auch der Norwegischen Wicke ꝛc. 1c, desgleichen Versuche mit dem Preyschen und anderen Wollwaschmitteln angestellt, woruͤber die erheblicheren Resultate in der Druckschrift des Ver— eins bekannt gemacht worden. .

Daß die Landeskultur im hiesigen Verwaltungs-Bezirke, na⸗ mentlich durch die vielen vom Jahre 181? bis ust. 1340 ausge⸗ fuͤhrten Regulirungen, Ablbsungen und Gemeinheits-Theilungen, fur welche etzt uͤberail der Sinn im Volke erweckt ist, bedeutende Fortschritte gemacht hat, lehrt der Augenschein, insbesondere in den reicheren Gegenden des Departements, wo Kultur und Wohl— habenheit mitunter schon erheblich zugenommen haben. Durch Auseinandersetzungen sind vom Jahre 1817 bis ult. 1810: 715 Regulirungen, 340 Ablösungen und 1383 Gemeinheits⸗Theilungen bestätigt; durch erstere 5129 neue Eigenthuͤmer geschaffen, 209, 189 Gespann- und 284,813 Handdiensstage aufgehoben; desgleichen durch die vorgedachten Ablbsungen 4866 Gespann- und T7568 Handdienste abgeldst; endlich durch die oben erwahnten Gemein— heits-Theilungen 738,654 Morgen Landes vollstaͤndig separirt, 144,431 Morgen ohne Separation von Grundgerechtigkeit befreit worden und 101 neue Vorwerke und 1269 abgebaute Höfe und neue Familien-Wohnungen entstanden.

Englands Verhältnisse zun Birmanischen Reiche.

Da England jetzt genoͤthigt ist, die Graͤnzen seiner Indischen Besitzungen nach Osten und Westen hin zu erweitern, so sucht es sich auch besonders eine genauere Kunde von dem Birmanen— Reiche zu verschaffen, da die Unkenntniß desselben und die na— tionalen Vorurtheile seiner halbbarbarischen Bewohner, verbunden mit der Verachtung ihter geistigen Fähigkeiten bei den fruͤheren Unternehmungen so außerordentlich hinderlich wurde.

Beim Beginn der Feindseligkeiten im Jahre 1823 war die Entmuthigung aller achtbaren Englischen Kaufleute so groß, daß es nicht mehr als drei Haͤuser in Ava und vier in Rangun gab, um eine Bevölkerung von beinahe drei Millionen mit fremden Guͤtern zu versorgen, und erst am Ende des Krieges geschah es, daß man den Handel auf einen festen Fuß brachte, nachdem man vielfache Hemmnisse durch einen Handels-Vertrag entfernt hatte. Dadurch wurden viele Englische Handelsleute ins Land gezogen, und es fand eine bedeutende Einfuhr von ungefaͤrbten und far— bigen Baumwollen-Waaren, Musselinen, Opium, Waffen und verarbeitetem Eisen statt, welche jaͤhrlich wuchs, waͤhrend man da— gegen Teak-Holz, Gold- und Silber-Erze, Reis :. empfing, als Tharawaddy plbtzlich den Vertrag aufhob, und was noch weit mehr zu beklagen ist, England ohne irgend eine Garantie fuͤr die Erfuͤllung der uͤbrigen Artikel des Friedens von Yandabo ließ.

Sollte man alle Intriguen erzählen, durch welche der neue Kbnig die Zuneigung seines gegenwaͤrtigen Anhanges gewann, und die Raͤnke, wodurch er sich ihre Unkerstuͤtzung in dem kriti— schen Momente der Thronbesteigung versicherte, so wuͤrden sie uns ein Bild so verbrecherischer Verderbtheit auf der einen Seite und von solch einer sittlichen Herabwürdigung darbieten, daß es selbst den Beobachter des verderbtesten Hofes von Europa er— schrecken mochte. Die Intrigue ist das Lieblings-Studium und die Lieblings-Beschaͤftigung der Birmanen, welche ohne sie eben so wenig bestehen konnen, wie ohne die Luft, welche sie athmen, und zu erwarten, daß Tharawaddy so eingewurzelte Gewohnheiten verlassen wurde, heißt eine Unmöglichkeit erwarten. Ueberdies ist er ein erklaͤrter Reformer, und hat sich verpflichtet, sein Va— terland in seinen fruͤheren Graͤnzen wiederherzustellen. Man hat ihn erklaren hoͤren, daß die letzte Regierung eine Erniedrigung der Nation gewesen sey, deren Flecken allein durch die Wieder— eroberung von den drei Koͤnigreichen ausgetilgt werden koͤnne, welche England im Birmanen-Kriege davon abgerissen, und daß, indem er in die Fußtapfen seines erhabenen Vorfahren Alongpora trete, er dem Hauptwunsche seines Herzens gehorche und die hoͤch— sten Interessen seines Landes foͤrdere.

Tharawaddy oder Tharet-men, wie er gewoͤhnlich von seinen Unterthanen genannt wird, ist immer wegen seiner liberalen An— sichten ausgezeichnet worden, und wegen seiner Opposition gegen die Lieblings-Partei des leßzten Königs, der ungluͤcklicherweise sich von der Königin leiten ließ, einer Frau ohne Grundsaͤtze, von nie— drigem Herkommen und heftigen Leidenschaften. Waͤhrend des letzten Krieges befehligte der Furst ein Truppen-Corps, mit wel— chem er in der Nachbarschaft von Prome stand, und als dieser Platz in die Häͤnde der Englaͤnder fiel, brachte er dem Könige die erste Nachricht von ihrem Vorruͤcken, indem er ihm ernstlich rieth, sich mit dem Feinde zu vergleichen, welchen er als viel zu maͤchtig darstellte um mit den unvollkommenen Mitteln, die sein Bruder besaͤße, mit ihm sich zu messen. Dieser Rath fand bei den Mi— nistern einen solchen Widerstand, daß sie ihm mit einer Anklage drohten und es beim Könige dahin brachten, daß ihm, als einem Feinde der Unverletzbarkeit des Reiches, der Palast verboten wurde. Von diesem Augenblicke mag sich sein Haß gegen die Partei der Königin herschreiben, welcher zuletzt zu der Revolution und den entsetzlichen Grausamkeiten fuͤhrte, welche dieselbe begleiteten.

Tharawaddy ist ungefahr 5 Fuß 4 Zoll groß, von einer schlanken Figur, mit außerordentlich hoher Stirn, und da dieser bemerkenswerthe Bau der Stirn in jedem maͤnnlichen Nachkommen des beruͤhmten Alongpora erscheint, welcher denselben in einem ho⸗ hen Grade besaß, so wird er vom Volke „die Alongpora⸗Stirn“ genannt und fehr bewundert, obgleich sie fast eine Mißgestalt ist; feine Augen sind hellgrau und unruhig; sein Mund groß und sinn⸗ lich. Was die allgemeine Bildung betrifft, so ist ihm darin in seinen Staaten nur sein Oheim Mekran-men uͤberlegen; aber in Feinheit und Geschick hat er nicht seines Gleichen weder innerhalb noch außerhalb seines Königreichs. Da er den Grundsaͤtzen ent⸗ gegen war, nach welchen seines Bruders Regierung geleitet wurde, und da er immer eine große Bewunderung füuͤr die Europäer an den Tag gelegt hatte, so hatte man erwartet, daß seine Usurpation die Einfuͤhrung eines weniger barbarischen Systems der Politik zur Folge haben und die Eifersucht entfernen wurde, welche uͤber— all gegen die Ansiedelung von Fremden vorherrscht; indeß hatte Tharawaddy nicht sobald seinen Bruder vom Thron gestuͤrzt, als er sich Unordnungen hingab, welche einen Jeden in Erstaunen setz⸗ ten, der ihn als einen liberal gesinnten Fuͤrsten gekannt hatte. Er ließ zuerst alle Glieder der alten Hof⸗Partei hinrichten, mit Ein⸗ schluß der Königin und des muthmaßlichen Thronerben. Darauf verbannte er den Britischen Residenten aus seiner Hauptstadt und bestellte zu m Vicg—-Kbͤnig in Rangun den alten Chef einer Raͤuber⸗ bande, welcher fruͤher schon von ihm gebraucht worden war, und so sehr von seiner eigenen Niedrigkeit durchdrungen war, daß

er es ausschlug, mit den einem Manne von Rang zukommen⸗ den Ehren empfangen zu werden. Dieser Mensch sollte nun die ganze Korrespondenz mit dem Britischen Bevollmaͤchtigten fuhren; aber so roh er war, hatte er doch die Bescheidenheit, sich selbst fuͤr die ihm zugedachten 9Hbliegenheiten fuͤr ungenuͤgend zu halten, und er bat ernstlich, zuruͤckberufen zu werden. Man ge⸗ währte seine Bitte, und ein Ghaung oder Dorfrichter wurde statt seiner bestellt. Nun begann der König seine Reformen, oder

vielmehr seine Restauration, denn er erklaͤrt, nichts neues thun zu

wollen, sondern nur bie Uebel auszurotten, welche unter seines Bruders Regierung sich eingeschlichen hatten. Er stoͤberte alle Proclamationen fruͤherer Regierungen auf, in Bezug auf Wucher, Streitigkeiten, Parteilichkeit und Unterdruͤckung der Richter, Er⸗

pressungen der Steuer-Beamten, Kirchenraub und Grausamkeit

gegen Sklaven, wodurch er dem Volke schmeichelte, ihre Achtung vor dem abgesetzten Monarchen vernichtete und ihre Ergebenheit auf sich uͤbertrug; doch blieben die Proclamationen ein todter Buchstabe, als wenn man sie niemals wieder hervorgesucht hätte. Dann begann er, Rekruten auszuheben und einen Artillerie⸗Park zu bilden, welcher unter die Aufsicht einiger halbbuͤrtigen, Portu⸗ giesischen Topassen gestellt wurde; die ersteren aber wurden bald in die Felder geschickt, um zu pfluͤgen, zu saͤen und zu aͤrndten, und der letztere starb aus Mangel an Pulver-Vorrath eines na⸗ tuͤrlichen Todes. Seine naͤchste That war die Vernichtung einer gefaͤhrlichen Verschwoͤrung, die auf dem Punkt war, in Rebellion auszubrechen, zu Gunsten seines verstorbenen Neffen, des muth⸗ maßlichen Thron-Erben, von dem das Volk noch immer glaubt, daß er lebe. Dem Britischen Residenten verweigerte er eine Au⸗ dienz und dieser verließ folglich das Reich, indem er Tharawaddy im Besitz der gefaͤhrlichen Stellung zuruͤckließ, welche er durch seine Anmaßung der Gewalt eingenommen, und welche aufrecht zu erhalten, er sein Königliches Wort verpfaͤndet hat.

Der National-Charakter spricht sich weniger stark in den Priestern aus, weil sie gezwungen sind, ihr Leben den Studien und der Andacht hinzugeben. Der Birmane, von ebenmäßigem, kraͤftigem Bau, verachtét den „schwarzen Fremdling“ aus Indien, welcher leicht gebaut und in die Gebraͤuche seiner Kaste eingeengt ist. Mit Bezug auf dieses Land ist Birma die am meisten beguͤnstigte Region der Suͤd-⸗Insel: „Seine Felsen sind Rubinen, Gold sein Sand.“ Sein König empfaͤngt den Tribut von hundert und ei⸗ nem Fuͤrstlichen Vasallen, er eroberte ein st Aracan, Assam, Siam, Pegu und Tenasserim, und jagte eine Armee von eingedrungenen Chinesen in die Flucht, „deren Last die Erde aus ihrem Schwer⸗ punkt ruͤckte.“ Was die Fremden betrifft, so sind alle, die west⸗ lich vom Ganges wohnen (mit Ausnahme der Araber), „Fremd linge“, welche sich nach Kasten unterscheiden, schwarz, arm und furchtsam find. Die Chinesen leben nahe am Aufgange der Sonne, sind von schöner Gesichtsbildung, geistreich und kunst— fleißig; die Siamesen sind am huͤbschesten und feigsten; die Aracänesen die dunkelfarbigsten, die aͤrmsten und die am mei⸗ sten sklavischen. Mit dlesen uͤbertriebenen Vorstellungen von sich begannen die Birmanen im Jahre 1823 den Krieg mit der Compagnie, und ungeachtet des ausgezeichneten Erfolges der Eng⸗ laͤnder haben ihre Begriffe sehr wenig Veranderung erlitten. Der Muth und die Hochherzigkeit jener erregten keine Bewunderung, ihre Mäßigung wurde uͤbersehen, und daß sie die Königreiche, welche sie eroberten, im Besitz behielten, hat der nationalen Eitel⸗ keit eine unheilbare Wunde geschlagen; selbst Se. Hoheit Thara—⸗ waddy, welcher vor den Britischen Truppen bei Prome floh und seinen Bruder bat, mit den schrecklichen Fremdlingen Frieden zu machen, hat seine eigene Furcht uͤberlebt und seinen eigenen Rath vergessen. Die reichen Geschenke der Vice-Koͤnige des Nordens, Suͤdens und Ostens fließen nicht mehr in seine Schatzkammer, der Glanz seines Hofes ist vermindert, und der Glaube des Vol— kes an die Erhabenheit der Köͤnigsmacht hat schon angefangen zu wanken. Indem er diese Uebel betrachtet, schreibt er sie einem falschen Grunde zu und steht im Begriff, ihre Heilung durch falsche Mittel zu versuchen. Statt auf den unersaͤttlichen Ehr⸗ geiz seiner Vorgaͤnger zu sehen und noch unmittelbarer auf die feindlichen Neigungen seines Bruders, als die Ursache des An⸗ griffes auf Birma im Jahre 1823, eben so wie auf die Unmbg⸗ lichkeit, daß ein verarmtes Land den Kampf mit einem maͤchtigen und bluͤhenden Staate bestehen koͤnne, als die Veranlassung zu der Reihe von Ungluͤcksfaͤllen, welche die Birmanische Armee tra⸗ fen, suchte er den ersten Grund in der listigen Politik der CLom⸗ pagnie, welche aus der Kollision zweier Parteien an den Graͤnzen der beiden Staaten einen Vorwand zum Streit zwischen den beiden Maͤchten hernahm, und findet den zweiten in dem Unver⸗ stande und Verrath von seines Bruders Rathgebern.

Die Hauptstadt des Reichs mit einem Handstreich zu uͤberrum⸗ peln, mag auf den ersten Blick ein zu gewagtes Unternehmen scheinen; aber in der That wuͤrde dabei weniger Gefahr seyn, als bei einem langwierigen Marsche durch das Land. Der Fluß Ira⸗ waddy bietet einer Dampf -Flottille einen leichten Zugang in das Herz des Königreichs, so wie man ihn in keinem anderen Lande trifft; der Strom, selbst wo er am flachsten ist, ist hinlaͤnglich tief, um die Dampfschiffe einzulassen, deren man sich auf den Fluͤssen in Bengalen bedient, und sein Lauf und dessen Gefahren sind Allen, die an seinen Ufern wohnen, bekannt. Der Abstand zwischen Rangun und Ava betragt etwa 500 Englische Meilen, und auf dem ganzen Wege findet sich weder ein Fort, noch eine einzige Kanone, noch irgend eine Deckung fuͤr Hinterhalt, außer an zwei Stellen unmittelbar uber Prome, welcher indeß dem Feinde von keinem Nutzen seyn konnte, da er waffenlos ist und durch die Erscheinung einer so unerwarteten Macht erschreckt seyn wuͤrde. Die Expedition muͤßte ganz aus Europäern und meistentheils aus Artillerie bestehen; sie mußte in Dampfschiffen fortgeschafft wer⸗ den, fuͤr dreißig Tage Provision und fuͤr acht Tage Feuerung haben; sie mußte einen Tag in Dennobue, einen Tag in Meayday ünd einen Tag in Mimboo Halt machen, um sich Vorraͤthe zu verschaffen; sie koͤnnte Feuerung an verschiedenen Stellen der Ufer finden, besonders zwischen Peringyu und Meayday; sie mußte keine Gewaltthaͤtigkeiten begehen und alle Haͤndel mit den Bir⸗ manen vermeiden, welche bei Prome, Meayday, Pagahm und Khyoukta-bou ihr den Durchgang streitig machen könnten. Auf diese Weise koͤnnte die Expedition leicht in zwanzig Tagen Ava erreichen. (Asiatic Journal)

witten chatt, Kuntt und Literatur. Archiv fur wissenschaftliche Kunde von Rußland, ,,, von A. Erman. 1841. Erstes Heft. Mit elner geognostischen Karte. Berlin, bei Reimer.

t in unserer Zeit nach einer Vollstandig⸗ keit . i n, strebt, 5 mehr sie ein Ganzes oder