1841 / 252 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

gendthigt waren, denselben aus der zweiten, mitunter aus der dritten Hand zu entnehmen. Wollene Tuͤcher und Zeuge waren in großer Menge und Auswahl vorhanden und die Verkaͤufer im Allgemeinen mit dem Absatze zufrieden, wenn dies auch bei einigen geringeren Fabrikanten, die wegen Mangel an Raum im Meß— hause nicht aufgenommen werden konnten, wentger der Fall war. Baumwollene Zeuge, Barchent, Drells, Tuͤcher waren be— zuͤglich auf den Großhandel weniger eingebracht, als vo⸗ riges Jahr, und fanden den gewöhnlichen Absatz, indem diese Gewerbe, welche man in Kurhessen in sehr gu⸗ ter! und echter Qualität und großer Auswahl verfertigt, von den Abnehmern stets gesucht werden. Eben so war dies der Fall bei feinen weißen baumwollenen Geweben aus Vereins— landischen Fabriken und bei glatter und gemusterter Leinwand. An seidenen, halbseidenen und anderen Modewaagren beschraͤnkte sich der Absaß auf den gewohnlichen Bedarf. An Eisen- und Stahlwaaren war derselbe ziemlich gut, eben so bei den gro⸗ ßen Quantitäten aus dem Vexeinslande eingeführten in feine⸗ ren Herren- und Damen⸗-Schuhmacherwaaren. Weniger be⸗ deutend als in fruheren Messen war dagegen der Absatz an Drechsler- Kammmacher- und dergleichen Waaren, naͤ⸗ mentsich wird der Einfluß, welchen das sowohl in den Staͤdten als auf dem Lande sich immer mehr verbreitende Rauchen von Zigarren auf den Verkauf an Pfeifenmacher⸗Waaren äußert, im⸗ mer mehr bemerklich. Ordingire Tischler-⸗-Waaren sah man dies— mal weniger als sonst, und wurde daher in diesem Artikel ziem— lich aufgeräumt; weniger war dies der Fall bei dergleichen feine— ren Waaren. An Kunst- und anderen Sehenswuͤrdigkeiten zeich— nete sich die Messe diesmal besonders aus, was auch fuͤr den Kleinverkauf nicht unvortheilhaft war.

Hamburg, 8. Sept. Die hiesigen Zeitungen theilen jetzt die Supplementar-Convention mit, welche zu dem zwischen den Senaten der freien und Hansestaͤdte Lubeck, Bremen und Hamburg und Ihrer Majestät der Koͤnigin von Großbritanien und Irland bestehenden Schifffahrt- und Handels-Vertrage vom 2. September 1825 abgeschlossen, zu London am 3. August d. IJ. unterzeichnet worden ist, und deren Ratificatignen darauf zu Lon— don am 28. August ausgewechselt wurden. Sie lautet folgender— maßen: . . . .

„Ihre Majestaͤt die Koͤnigin des vereinigten Königreichs von Großbritanien und Irland, eines Theils, und die Sengte der freien Hanfestaͤdte Luͤbeck, Bremen und Hamburg jeder dieser Staaten abge sondert fur sich, anderen Theils, beseelt von dem Wunsche den Han delsverkehr zwischen ihren respektiven Unterthanen und Staatsange hörigen zu erleichtern und zu erweitern, haben in dieser Absicht und in UÜebereinstimmung mit den Stipulationen des Sten Artikels der Handels und Schifffahrts⸗Convention zwischen Großbritanien und ven Hansegtischen Freistagten, unterzeichnet zu London am 29. Sep tember 1825, den Beschluß gefaßt, eine Convention abzuschließen, welche als supplementarisch zu der obenerwaͤhnten Convention von 1525 betrachtet werden soll. ö 334 .

Ihre Britische Majestaͤt und dig besggten Hanseatischen Feeistag ten baben deshalb zu ihren Bevollmaͤchtigten fuͤr diesen Zweck er— 1 n g die Koͤnigin des vereinigten Königreichs von Groß.

Y pritanien und Irland den sehr ehrenwerthen Henry John

Viscount Palnierston, Bargn Temple, Pair von Irland, Mit-

glied Ihrer Majestaͤt höchst ehrenwerthen Geheimen Raths,

Ritter Großkreuz des höͤchst ehrenwerthen Bath Ordens, Mit-

glied des Parlaments und Ihrer Britischen Majestaͤt ersten Staats-Secretairs fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten, und die Senate der freien Hansestaͤdte Luͤbeck, Bremen und Ham⸗ burg, Herrn Eduard Banks, Doktor der Nechtze; Mitglied des Senats und einer der n r, ir i gan , Ische, nachdem sie einander ihre respektiven, in, guter und gehör . le, e. . mitgetheilt, die folgen den Artikel rei abgeschlossen haben. . . ö . gie . der freien Hansestaͤdte ee . wnnrg genehmigen hierdurch, daß Britische Schiffe, welche 166 er r genen, die keinen Theil der Dominien Ihrer Briti⸗ schen Majestaͤt ausmachen, von ziun an, mit ihren ab ung n in die Häfen von Lübeck, Bremen und Hamburg ug elassen werden, und daß solche Schiffe bei ihrer Zulassung leine höher Abgaben bejahlen sollen, als diejenigen, welche unter ahnlichen Umstauden n , Lubeck, Bremen und Hamburg gehörigen Schiffen zu bezahlen siud, und daß die fuͤr die Ladungen solcher Britischen Schiffe zu bezahlenden Abgaben nicht höhere her andere. seyn soh len, als wenn solche, Ladungen in Lubeck, Bremen e. Hamburg gehörigen Schiffen eingeführt worden waren, zund in Berückfichtigung dieses Zugestaͤndnisses genehmigt Ihre Britische Majestaͤt, daß, von und nach dem Tage, der Ans wechselung der Rati sicationen der gegenwärtigen Convention, dis Schiffe der besagten Hansealischen Freistaaten Tuͤbeck, Bremen und Hamburg, wenn si aus Hanseatischen Haͤfen kommen, mit ihren Ladungen in big aͤfen aller Besitzungen Ihrer Majestaͤt zugelassen werden, . daß solche Schiffe bei ihrer zulassung keine hohere oder gudere Abgaben ben len sollen, als solche, welche unter ahnlichen Umstanden von Beit i⸗ schen Schiffen zu bezahlen sind, und daß die fuͤr die Ladungen solcher Hausegtischen Schiffe zu bezahlenden Abgaben nicht hohere oder an pere seyn sollen, als wenn folche Ladungen in Britischen Schiffen ingefuͤhr äcen. . ; ' ns rt n g, Betracht der Berechtigungen, welche die gegenwar— tige Tonvention auf Brittschen Handel und Beitische Schiffahrt aus behnt, genehmigt Ihre Britische Majestat ferner, daß. alle Güter, Waaren und Handels-Artikel, welche daz Erzeugniß der Hansegtischen Feeistaaten, oder der anderen Staaten des Deutschen Bundes, oder Der in dem Deutschen Zoll Verein begriffenen Staaten sind, und wel che in irgend einem nicht Britischen Schiffe aus den Hafen von Hamburg? Bremen und Lübeck, oder irgend einem an der Elbe oder Weser belegenen Hafen, in die Haͤfen der auswaͤctigen Beitischen Be sitzungen, Gibraltgr und Malta mit eingeschlossen, eingefuhrt werden können, auch in Schiffen, welche Luͤbeck, Bremen und Hamburg an⸗ gehbren und so gebaut, angehdrig und bemannt sind, wie es im fuͤnften Ar⸗ rikel der am 29 September 1825 zwischen Großbritanien einerseits und den freien Hansestaͤdten Luͤbeck, Bremen und Hamburg andererseils abgefchlossenen Schifffahrts- und Handels-Convention festgesetzt ist, aus den gedachten Hafen der Hanseatischen Feeistaaten zur Einfuhr in die Haͤfen der gedachten auswärtigen Britischen Besitzungen, Gi⸗— braltar und Malta mit eingeschlossen, erlgubt seyn sollen; und solche (Güter, Wgaren und Handels⸗Artikel, welche das Erzeugniß der Han— seatischen Feeistaaten oder der anderen Staaten des Deutschen Bun des, oder der in dem Deuntschen Zoll Verein begriffenen Staaten sind, so eingefuͤhrt in Hanseatischen Schiffen in die Häfen der gedachten auswärttgen Britischen Besitzungen, Gibraltar und Malta, mit ein eschlossen, und alle Guter, Wagren und Handelz Artikel, gusge⸗ uh in Hanfeatischen Schiffen, die, wie vor erwähnt, gebaut, an gehörig und bemannt sind, aus den Hafen der Vritischen auswäcti⸗ gen Besi ungen Gibraltar und Malta mit eingeschlossen nach irgend einem nicht Britischen Lande, sollen keine andere oder hoͤhere Abga

ben bezahlen, als wenn dieselben in Britischen Schiffen eingeführt

efuͤhrt waͤren. h 2 6 or gegenwartige Convention welche als supplemen⸗

r jwischen Großbritanien und den Hanseatischen Frei⸗ 6e 3 , . 1625 abgeschlossenen Conbention zu be⸗ Kachten ist, fol ratitzirt werden, ünd die Nattsicationen sollen in London so bald wie möglich, innerhalb eines Zeitraums von sechs . sewechselt werden. ; ,,, r . haben die respektiven Bevollmächtigten die— selbe unter Beidrückung shres Wappensiegels unterzeichnet.

1122 So geschehen zu London, am dritten Tage des August im Jahre

unseres Herrn Eintausend achthundert und einundvierzig. (unterzeichnet: Palmerston. Banks.“

Oesterreich.

Wien, 5. Sept. Se. Majestaͤt der Kaiser haben den ersten Dolmetsch bei der Internuntiatur in Konstantinopel, von Adelburg, zum diesseitigen General-Konsul in Syrien ernannt.

Auf der Weiterreise nach Ischl sind Ihre Kaiserl. Majestaͤ— ten am 30sten v. M. in der Bergstadt Vordernbherg eingetroffen.

Die Frequenz der Kaiser Ferdinands-Nordbahn 'ist jetzt, nach— dem mehrere neue Fluͤgel hinzugekommen, sehr im Zunehmen. Zwischen Wien und Brünn sind im vorigen Monat 23, 280 Per⸗ sonen und zwischen Wien und Stockerau vom 26. Juli bis zum 31. August 37,181 Personen gefahren.

Schweiz.

Bern, 3. Sept. (Schweiz. Bl.) In der heutigen Sitzung der Tagsatzung hatten sich die Tribuͤnen sehr gefuͤllt; in der vor— dersten Reihe bemerkte man Damen von verschiedenen Nationen, Englaͤnderinnen, Franzöoͤsinnen, Deutsche und Schweizerinnen. von Muralt sprach in der Aargauischen Kloster-Sache sichtbar be— wegt einfach far Verschiebung; ihm folgten in verschiedenem Tone und mit verschiedenen Motiven Luzern, Uri, Schwyz, Unterwal— den, Glarus, Baselstadt, Schaffhausen, Appenzell, Graubuͤndten. Die drei ersten, zum Theil auch Zug, sprachen sehr bitter gegen Bern; sie verlangen, so auch Unterwalden und Appenzell Inner⸗ Rhoden, unbedingte Zuruͤcknahme des Aargauischen Sekrets vom 13. Januar; eben so Baselstadt, doch will dieses einige Kloͤster aufgeben. Unterwalden bedauerte, daß die Kommission sich nicht uͤber einen gemessenen Vorschlag zu einer Majorität habe verstaͤndigen konnen. Freiburg behält Alles sei— nem großen Rathe vor. Solothurn und Baselland stimmten da— fuͤr, den Gegenstand aus dem Abschied fallen zu lassen. Wieland

9 , * ö z * 8 ergriff fr Aargau das Wort, nahm die sechs Gutachten scharf—

durch und ging ziemlich ausfuhrlich auf die Sache ein, was die meisten ubrigen Gesandtschaften vermieden. Zwanzigtausend Un— terschriften aus Zurich, 17, 00 aus Aargau gegen die Kloͤster, 600M aus Luzern und 2258 aus Solothurn fuͤr dieselben, kamen gestern und heute ein; die Bilanz machte Eindruck. Die uͤbrigen Gesandtschaften hatten bei Abgang der Post noch nicht gesprochen. So viel hat sich schon gezeigt, daß eine Mehrheit die Vertagung beschließen wird. . Der Luzerner und Bundes-Zeitung schreibt man von einem radikalen Handstreich, welcher gegen die gegenwärtige Re— gierung von Freiburg habe ausgefuhrt werden sollen; die Stadt sollte uͤberrumpelt und eine provisorlsche Volksregierung eingesetzt werden; das Vorhaben soll aber entdeckt und verrathen worden seyn. Untersuchungen seyen bereits eingeleitet, und Verhaftungen hatten stattgehabt. Von diesem Allen aber melden direkte Brlefe aus Freiburg kein Wort. ͤ

Türkei.

Konstantinspel, 18. Aug. (A. 3.) Die Waage neigt sich wieder auf Reschid Pascha's Seite. Es ist nicht ganz unmöglich, daß Riza Pascha und seine Anhaͤnger im Kampfe mit der Reförm— Partei den kürzeren ziehen. Es ward letzthin berichtet, daß der Plan zur Einfuͤhrung Tahir Pascha's in das Groß-Wesirat, wo— durch Riza seine Partei zu verpollstaͤndigen und völlig zu organi— siren hoffte, in der Ausführung begriffen war. Der Befehl zur schnellen Ruͤckkehr des Kaßudan Pascha war bereits erlassen, und Riza schien den vollstaͤndigsten Sieg errungen zu haben, als die Sache plotzlich ein anderes Ansehen gewann. Dem alten Tahir ward bedeutet, daß seine Gegenwart in Kreta fuͤr einige Zeit nothwendig seyn dürfte, um die in Verwirrung gerathenen Ver— hältnisse der Insel in Ordnung zu bringen, welchem Geschaͤfte der Groß-⸗Admiral sich jetzt zu widmen und zur Ruͤckkehr in die Haupt⸗ stadt neue Befehle zu erwarten habe.

Aegypten.

Alerandrien, 21. Aug. (A. 3.) Das Dampfboot „Nil hat aus Konstantinopel die Nachricht gebracht, daß der Tribut von 10 auf 30 Millionen Piaster herabgesetzt worden eine Entscheidung, welche Mehmed Ali nichts weniger als zu befriedi— gen schien. Es ward Befehl gegeben, die Besestigungen fortzu— setzen. Ibrahim reiste nach Kahira; uber den Gründ laufen die verschiedenartigsten Geruͤchte um. Mehmed Ali selbst will dahin abgehen, aber erst nach Said Bey's Ankunft, den der alsbald wieder nach Konstantinopel abgehende „Nil“ zuruͤckbringen soll.

Nach Briefen aus Beirut lagen daselbst acht großere Engli— sche Kriegsschiffe mit zwei Dampfboͤten.

Die Konsuln von Oesterreich, England und Rußland sind in Alexandrien angekommen. Der Oesterreichische und der Englische hatten bereits ihre Audienzen bei Mehmed, der ihnen bemerkt ha— ben soll, Diplomatisches sey jetzt eigentlich nichts mehr zwischen ihnen zu verhandeln, da das allein den Sultan angehe. Der Eng— lische Konsul wird als ein Mann von kaltem, sehr reservirtem Wesen geschildert, von dem man strenge Beharrung auf den For— derungen Englands erwartet. Unter diesen Umstaͤnden macht es um so mehr Eindruck, daß sich die Englische Schiffsmacht vor Alexandrien fast taglich vermehrt.

Mustapha Pascha ist von Konstantinopel gekommen, um die Rückgabe der noch in Aegyptischem Dienst befindlichen Syrischen Soldaten zu fordern, eine Forderung, die bekanntlich laͤngst durch Major Napier betrieben worden. Mehmed Ali scheint aber fort— während Schwierigkeiten machen zu wollen: er ließ aussprengen, die Meisten wollten gar nicht zuruͤckkehren, und im Ganzen koͤnn— ten daher nur 1200 uüͤberliefert werden eine laͤcherliche Zahl, wenn man weiß, daß gegen 15— 20,9090 in Mehmed Ali's Armee stehen .

Auf die Nachricht aus Frankreich und England hat der Pa— scha die Preise des Getraides höher gestellt; er kann jetzt gut Handelsfreiheit verkuͤndigen; weiß er doch, daß er und seine Kin— der einzige Eigenthuͤmer des Bodens sind.

Ostindien.

Bombay, 19. Juli. Lord Auckland, der General-Gouver— neur, ist zu Anfang dieses Monats von Kalkutta nach seinem Landsitz in Barrackpore abgegangen und hat den Staatsgefangenen Dost Mahomed, der von den Englaͤndern sehr artig behandelt wird, mitgenommen.

Die DOstindische Regierung hatte die Erbauung eines Forts an einem Orte mit Namen Khelat-i-Gilzie angeordnet, und Haupt⸗ mann Macan, der zwei Regimenter von Schach Sudscha's In— fanterie, eine Abtheilung irregulairer Kavallerie und 2 Kanonen unter seinen Befehlen hatte, sollte bei dem Bau die Aufsicht führen. Die Gilzie-Haͤuptlinge, denen die Errichtung dieses Forts ein Dern im Auge war, versammelten ihre Anhänger, um Capitain Macams Lager zu umzingeln. Als die Kunde davon nach Kandahar gelangte, zog Oberst Wymer mit

100 Mann vom 35sten Bengalischen Regiment eingeborner In— fanterie, einer Handvoll irregulairer Reiterei und 4 Kanonen von der Bengalischen reitenden Artillerie den Insurgenten entgegen. Die Gilzies, in der Hoffnung, seine Vereinigung mit dem Ca— Eitain Macan zu verhindern, griffen ihn, 300) Mann stark, bei Nachtzeit an, Oberst Wymer aber, wiewohl uͤberrascht, bereitete dem Feind einen heißen Empfang. Die Englaͤnder hatten nur 1 Todte und 15 Verwundete; die Gilzies ließn 70 Leichen auf dem Felde; wie viel sie Verwundete hatten, ist unbekannt, doch soll deren Zahl sehr groß gewesen seyn.

Die Indisch-Britischen Truppen in Sind und Kabul leiden fortwährend sehr durch Krankheiten, und ihre Lastthiere, Kameele namentlich, fallen schockweise. Besonders unter der Besatzung zu Kotra wuͤthet eine bösartige Seuche, welcher Major Liddle, ein in der Indischen Armee allgemein geachteter Offizier, und mehrere andere Militairs von Rang unterlegen sind. Die Indische Uni— ted Service Gazette vom 25. Juni bemerkt in dieser Hin— sicht: „Es ist schmerzlich, zu sehen, welche Fuͤlle von Gesundheit, Kraft und Leben des Geldes gar nicht zu gedenken aufgeopfert wird, um unsere Herrschaft uber duͤrre Sandflaͤchen, oͤde Felsen und un— fruchtbare Landstriche zu behaupten, uͤber elende Dörfer mit ihren mageren Hunden und halbverhungerten Einwohnern, uͤber armse⸗ lige Forts, uͤber unverbesserliche, die Freiheit der Berge und der Wuͤste mehr als Alles liebende Horden, deren Ritterlichkeit im Stehlen und Mordbrennen besteht, und welche unsere Civilisation als Sklaverei, Muͤhsal und Heraähwurdigung belachen und verach

ten. Soll Afghanistan und Beludschistan fuͤr England werden, was die geruͤhmte Eroberung Algeriens fur die Franzosen ist?“

Herr Roß Bell, der bisherige politische Agent von Ober— und Unter-Sind, hat seine Stelle niedergelegt, und Major Outram wird als sein wahrscheinlicher Nachfolger genannt.

Nach Berichten aus Aden vom 8. August weigerten die Ara— ber sich, den Englaͤndern Lebensmittel zu verkausen, und toͤdteten deren Dolmetscher. Man erwartet daher einen allgemeinen An— griff gegen die Festung. ö

4.

. Liegnitz, „. Sept. Heute wohnten Ihre Majestaͤten der König und die Koͤnigin, die Prinzen des Koͤniglichen Hauses und die Generalitaͤt dem Gottesdienst in hiesiger Peter-Paul-Kirche bei, dann war Abschieds-Cour im Koͤniglichen Schlosse. Nachmittags nach 2 Uhr erfolgte die Abreise der Allerhoͤchsten, höchsten und hohen Herrschaften nach Kolbnitz, Domanze und Jauer.

Noch ehe Ihre Masestaͤten Liegniß verließen, haben Aller höchstdieselben mehrere hier ansässige Personen mit Orden, Ehren— zeichen und Geschenken begnadigt. Die beiden Jungfrauen, welche beim Empfang Ihrer Masestaͤten an der Ehrenpforte die Sprecherinnen waren, erhielten eine kostbare Broche und ein Armband.

Gestern Nachmittag hoͤrte man hier in bstlicher Richtung der Mandver-Gegend eine starke Kanonade, und gegen Abend würden von den Höhen hiesiger Gegend in der Richtung bei Jauer die aufglimmenden Bivouakfeuer bemerkt. Heute haben die Manb— ver theilweise das Schlachtfeld an der Kaͤtzbach beruͤhrt. Morgen ziehen sich die Manöver an den Heßbergen und dem Möonchs walde bis Goldberg hin.

. Domanze, 5. Sept. Heute gegen 7 Uhr Abends traf Ihre Majestaͤt die Koͤnigin im erwuͤnschten Wohlseyn hierselbst ein und wurde von der Graͤfin von Brandenburg an dem Portal des so schoͤn gelegenen, im großartigen Styl gebauten Schlosses empfangen. Ihre Majestaͤt verweilte einige Minuten am Eingange des Schlosses und begab sich dann in dle fuͤr Allerhbchstdieselbe eingerichteten Zimmer. Im Gefolge Ihrer Majestät befanden sich die Ober-Hofmeisterin Graͤfin Reede, die Hofdamen, Fräulein von Rehdiger und Fraͤulein von der Marwitz, so wie der Kam⸗ merherr Graf von Puͤckler. Das zahlreiche Musik:- Corps des Iten Linien-Infanterie⸗Regiments war der Ehrenwache fuͤr Ihre Majestäͤt beigegeben und ließ den Abend hindurch seine Musik erschallen. Zuletzt war großer Zapfenstreich, und das Abendgebet des militairischen Gottesdienstes wurde mit einem Choral begleitet.

Berlin, 10. Sept. Heute ist die Berlin-Anhaltische Eisen bahn zum erstenmale vollstaͤndig befahren und somit fuͤr den all gemeinen Verkehr erbͤffnet worden. Um 77 Uhr fruͤh ging ein sehr ansehnlicher Wagenzug von hier nach Cbthen ab, von? wo sich ein Theil der Reisenden nach Magdeburg und ein anderer nach Leipzig zu begeben gedachte. Wir behalten uns vor, uͤber diese Eroͤffnungsfahrt das Naͤhere mitzutheilen.

Breslau, 7. Sept. Ueber die kuͤrzlich erwaͤhnte Stiftung des Kaufmanns Fraͤnckel herichtet die Schlesische Zeitun 9g fol⸗ des Naͤhere: „Der vor 4 Jahren verstorbene Kaufmann David Fraͤnckel und dessen Bruder und Erbe, Herr Kaufmann Jonas Fraͤnckel, sind es, deren Namen hier stets mit Dank werden ge⸗ nannt werden. Der Letztere entschloß sich nämlich nach einem mit seinem verstorbenen Bruder errichteten Erbvertrage, demzu— folge der uͤberlebende Theil 30,90 Rthlr. zu wehlthaͤtigen Zwecken ganz nach seinem Belieben verwenden sollte, den laͤngst nothwen— dig gewordenen Bau, eines neuen juͤdischen Hospitals auf der Antonienstraße auszufuͤhren und auch dessen innere Einrichtung zu ubernehmen. Dieses nunmehr vollendete schne Gebaͤude, dessen eine Abtheilung nach der ursprünglichen Absicht des Schenkers zum Waisenhause bestimmt worden, ist drei Stockwerke, das erste 14, die beiden anderen 11 Fuß hoch und hat nach der Straße eine Laͤnge von S6 Fuß, eine Tiefe von 46 Fuß. Im Vorderhause befinden sich ein geraäͤumiges Sessions— zimmer, ein Betsaal nebst Vorzimmer, eine Wohnung fuͤr den Arzt, den Inspektor und noch einen Beamten der Anstalt. Das mit diesem Vorderhause parallel laufende und mit demselben durch zwei Seitenflůgel verbundene, gleich hohe eigentliche Kranken⸗ haus enthaͤlt im ersten Stockwerk die zur häuslichen Oekonomie nöͤthigen Lokalitäten im zweiten und dritten Stockwerk (1 und? Trep— pen hoch) je 8 Krankenzimmer zu 1-5 Kranken, somit fuͤr 48 Kranke zusammen 16 Zimmer, welche so geraͤumig sind, daß auf einen Kranken 82 Quadratfuß und 07! Kubikfuß kommen. Durch Benutzung eines größeren Zimmers und, anderer Raͤume kann uͤberdies die Zahl der Aufzunehmenden bis nahe an 60 steigen, ohne Ueber— fuͤllung oder UnbeJuemlichkeit zu veranlassen. Die Einweihung dieses geschmackvollen, auch mit Garten- und Hofraum versehe— nen Gebaͤudes, auf welches der edele Stister an 75000 Rthlr. verwendet, so wie er es außerdem mit einem Kapital von 25,600 Rthlr. ausgestattet hat, und daß in Folge idem e ten Kabinets⸗ Ordre den Namen „Fraͤnckelsches Hospital“ führen wird, fand (wie bereits erwaͤhnt) am 1sten d. M. statt. Die Feierlich⸗ keit begann mit der Uebergabe der Urkunde durch Herrn Kaufmann Fraͤnckel selbst. Nachdem sodann der Vorsteher

der hiesigen israelitischen Gemeinde, Herr Levy, in wuürdi⸗ ger Rede die Gefuͤhle des Dankes und der Anerkennung on Selten der Gemeindeglieder zu erkennen gegeben hatte trat Ferr Rabbiner Dr. Abraham Geiger mit einem Vortrage auf, worin er in kraftvoller, gediegener Rede der wohlthaͤtigen In⸗ siitute der hiesigen israelitischen Gemeinde gedachte und daran seine Betrachtungen über die hochherzige Stiftung des Herrn Jonas Fraͤnckel knüpfte. Die Versammelten trennten sich nach inem Fruͤhstuͤck, das der Stifter des neuen Hospitals denselben gab, bei welchem unter anderen Toasten Herr hr. Geiger auf Se. 6. jestaͤt unsern hochverehrten Landesvater folgenden ausbrachte: Wo ein Großes geschieht, da muß auch des Großen gedacht, den hoͤch⸗ sten irdischen Herrn erwahnt werden; wo ein Werk der Varm⸗ herzigkeit geübt wird, da ist der Gedanke an den gnaͤdigsten Herr n nicht zu verdraͤngen. Dies Glas auf das Wohlseyn Sr. Ma⸗ jestät unsers Koͤnigs, Er lebe hoch! Seine Regierung waͤhre lange, Er lebe hoch! Seine Regierung sey immer eine Regierung des Friedens und der Gerechtigkeit, wie Höͤchstsein Herzenswunsch ist, Er lebe hoch!

Aachen, 6. Sept Heute, früh ist unsere Eisenbahn, nachdem sie bei den Feierlichkeiten der Einweihung alle Proben 6. an, bestanden, dem allgemeinen. Verkehr uͤbergeben worden. Ven heute an werden wir vorläufig zweimal des Tages in die on h Verbindung mit Köln, die Kölner mit Aachen, gesetzt, eine Com— munication, die kuͤnftig einer noch groͤßeren Entwickelung entgegen⸗ sieht und sie auch gewiß nöthig machen wird. Der erste Zug, welcher heute fruͤh nach Köln abgegangen ist, bestand aus 12 Personenwagen und einigen anderen für Baggage. Eo ist 6 der Anfang gemacht, und moͤgen nun alle die Hoffnungen in Ex⸗ fuͤllung gehen, die wir auf dies großartige und wichtige Unterneh⸗ men zu setzen berechtigt sind.

wictenschaft, Kunst und Literatur.

Görlitz. Am 10. und 11. August fand hierselbst die dl ste Haupt. Versammlung der Ober Lausitzischen Gesellschaft der Ki en s cn fren statt. Am erstgedachten Tage begann die Sitzung unter . des Praͤsidenten, Herrn Landes Aeltesten von tegen um Uhr . ̃ sags und waͤhrte bis 8z Uhr Abends. Der See eetair hen Pastor 3. ö Haupt, legte zuvdederst die auch zu dieses Jahres. Degsammlung lei . ) eingegangenen Geschenke verschiedener Mitglied eran Büchern, lückund en Antiquitäten, Naturalien und Kunstsachen vor, worunter ein durch des Herrn Ober⸗-Praͤsidenten Dr. von Merkel Excellen ) bei dem hohen Ministerium des Innern und der Polizei fuͤr die Gesellchaft ausge wirktes Exemplar der großen silbernen Huldigungs⸗Medaille sich aus zeichnet. Der Herr Praͤsident hielt einen anihröbolog isch phileszph: schen Vortrag uͤber den Satz; des Menschen Glieder gehorchen seinem Willen. Herr Regierungs Praͤsident, Feeiherr von S eckendo f/ las Die ersten Abschnitte seiner erweiterte rten Betrachtungen uber die der Volks- Gefammtheit, als einem Rechts Subjekte ohne vhysischez Leben, nothige Personlichkeits Darsiellung und Vevormundung (ein Beitrag zur Beantwortung der jetzt schwebenden Verfassungs Fragen . Eine fuͤr diesen Tag noch angekuͤndigte Vorlesung des Herrn berlehrers Heinze über die genetische Entwickelung des Bildungsgangez der Geographie, mit besonderer Beruͤcksichtigung des Ritterschen Systems, mußte aus Mangel an Zeit unterbleiben. Am zweiten Tage wurde die Sitzung um uhr Morgens eroͤffnet und waͤhrte bis 2 Uhr Nach mittägzs. Rachdem Herr Baron von Stillfried Rattonitz das dritte Heft seiner Alterthuͤmer des erlauchten Hauses Hohenzollern und Herr Polizeirath Köhler einige vom Herrn De Klien in Budission einge fendete Alterthüͤmer vorgelegt, verlas der Secretair den Jahres-Bericht. ; Nach diesem besteht die Gesellschaft gegenwartig aus 20 Ehren- 123 wirklichen und 131 korrespondikenden Mitgliedern. Die Biblio thek vermehrte sich um 161 Nummern, mit Ausnahme der Journale. ie Vermehrung der uͤbrigen ammlungen war unbedeutend. . Her⸗ Fusgegeben wurde von der Gesellschaft: die zweite n , Bandes der 86 riptones rerum Lusauticarum, mit welcher dieser Band geschlossen ist, welcher zwei Bucher Goͤrlitzer Raths Annglen aus deim Ende des 15ten Jahrhunderts und als Anhang das Gd elitze Lehnrecht enthaͤlt, und vier Hefte des Lausitzischen Magazins. Außerdem legte der Secretair die ersten fuͤnf Bogen der don ihm und dem Herrn Kandidat Schmaler herausgegebenen Wendischen Volkslieder vor. Ez wurden im Laufe des Jahres 1. Abhandlungen und außer dem die topographische Beschreibung von 20 verschiedenen. etschaf⸗ en in der Ober-Lausitz eingereicht. Die Versammlung beschloß, daß die auf die Herausgabe der secriptores verwen del e Kostensumme nicht wieder zur Kasse zuruͤckgezahlt, vielmehr der Erlds aus den verkauf ten Exemplaren zu einem besonderen Fonds fuͤr den ferneren Fort gang dieses Unternehmens aufgesammelt werden solle. Der von dem Herkn Archivrath Dr. Stenpel in Beeslau und dem FHeren Diakonus R. Pescheck in Zittau guͤnstig beurtheilten Preisschrift, über die Ur⸗ inwohner der Lausitzen (vom Herrn Pastor. Schel; zu Tzschecheln in der Nieder -Lausitz, wurde der volle Preis von 100 Rthlen, zuer—⸗ kannt. Die Gesellschaft seht hierauf einen Preis von 50 Rthlr. auf die Loͤsung folgender neuen Aufgabe; : n, ö är ersonsfh nnn ifch Beschreibung des Klosters Dobrilugk

in der Nieder Lausitz, mit den unentbehrlichsten Zeichnungen und geschichtlichen Nachweisungen.“ . ö

„Dobrilugk ist um 1184 gestiftet, und seine Gehaͤude wurden noch vor Eintritt des Spitzbogen⸗ Styles. errichtet. Es diente zur Begräͤbnißffäͤtte Saͤchsischer Fuͤrsten und Fürstinnen, z. B. der 20d gestoͤrbenen Markgraͤfin Elisabeth, der Schwester Herzog Wladislaus von Böhmen. Die Gesellschaft wünscht eine genaue, durch Zeichnun⸗ gen erläuterte Beschreibung der Allecthumer ünd der sonstigen Reste ber Vorzeit, welche noch jetzt in Dobrilugk gefunden werden, beglei tet don den nothwendigen historischen Nachweisungen. Als alter thuͤmliche Gebäude sollen hierbei nur die bis Ende des 151en Jahr= hunderts errichteten, also der Zeit des Rundbogen und die darauf folgende Uebergangsperiode und sodann die des Spitzbogen⸗ Styles angenommen werden.“ Die Preisbewerbungsschriften sind bis zum 1. Funi 1813 an das, Seeretairiat einzusenden 2

Zu wirklichen Mitgliedern ernannte die Gesellschaft die Herren; Professo Mattel in Jungbunzlgu, Lieutenant von Renner in Luübbeh und HBr. med. Glode in Görlitz; zu korrezponzirenden die Herren; Landrath von Schönherr und Dr. med., Kratzimann in Prag, ihr. Schülster in Wien, Mr. A. Vetter in Berlin, Pastor Frühbuß zu Prittag in Schlesien und Bibliothekar Dr. Nau⸗ mann in Leipzig. ; . 3

Noch beschloß die Haupt-⸗Versammlung, die Bestimmung der Sta⸗ tuten wieder in Kraft kreten zu lassen, wonach jedes wirkliche Mit⸗ glied fuͤr jede nicht eingelieferte Jahres-Abhandlung ein Strafgeld zur Kasse zu entrichten hat, setzle diefes Strafgeld auf 2 Rthlr. fest und bestimmte endlich, daß alle dritten Felertage von Vormittags 9 Uhr an, außer den gewöhnlichen Monats-Versammlungen, allgemeine wissenschaftliche Zusammenkuͤnfte in Görlitz veranstaltet werden sollen.

Dobberan, . Sept. Die Tbeilnahme an der hiesigen Ver⸗ sammlung Deutscher Land- und Forstwirthe ist . Wach⸗ sen. Die Zahl der eingezeichneten Mitglieder belguft sich gegen war⸗ lig bereits auf 00; unter diesen befindet sich, aufer St. 8 iglichen Höhecit dem Großherzoge, seit gestern auch Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern. ; 66

Die dritte allgemeine Sitzung brachte einen Vortrag des Herrn Dr. von Phunen uber das Befahren der Moorwiesen mit Erde und Seitens des Herrn Forstraths von Wichede Mittheilungen über die Sommerfütterung der Mlichkühe im Frelen. Der interessante Punkt der Srtzwahl wäörde dahin erledigt; daß die näͤchstjäͤhrige Versamm⸗

1123 lung in Stuttgart stattfinden, für 1813 aber vorlaufig Cöthen desig⸗ nirt werden solle. se.

In der vierten Plenar Session sprach Herr Dr. Kuers von Moͤglin ein sehr beherzigungswerthes und allgemeinen Anklang fin dendez Wort uͤber die Beziehungen der Thieraͤrzie zu den Landwirthen und insbefondere auch zu der Versammlung der Deutschen Landwirthe. Here Peichmann von Muckern in Sachen redete über Schotfütte rung uͤnd Schrotmaschinen; Herr Pogge Zier storf uber die intellektuelle Fortbildung der kleinen Landwirthe und die zu dem Ende unter sei⸗ nem Vorsitze gehaltenen Bauern Versammlungen; Herr Professor von Blücher endlich über die geologischen Verhäͤltnisse Mecklenburgs. Die noch fortwährend obschwebenden Preisschrifts Angelegenheiten wurden beschlußmaͤßig einer Kommisston des Mecklenburgischen patriotischen Vereins zur Erledigung überwiesen.

Das akademische Kunst-⸗Museum zu Bo nn. Von dem Vorsteher desselben, Professor F. G. Welcker. Zweite stark vermehrte Ausgabe. Bonn bei Weber, 1811. XII. und 180 S. 8.

Dieses Buͤchlein ist doppelt erfreulich: fuͤrs erste, weil es uns mit manchem nahe liegenden Fortschritt kunstgeschichtlicher Studien und mit den darauf bezüglichen vaterlaͤndischen Sammlungen be kannt macht; sodann wegen der musterhaften Art, durch welche die Leser, denen es bestimmt ist, hauptsaͤchlich studirende junge Manner, in jene Sammlungen eingeführt werden

Weit weniger als oft vorgeschuͤtzt wird, ist das Studium der Kunstwerke des Alterthums von der Anschauung ihrer Originale ab⸗— haͤngig. Das Bewußtseyn antiker Vollkommenheit bildet sich leich ter an einer Auswahl sorgfaͤltiger Gyvsabguͤsse, deren Erwerb tag⸗ taglich leichter wird, als durch die nur wenig Orten vergunstigte Beschauung gemischter Marmorwerke, deren Genuß und Verstaäͤnd— niß erst dem geuͤbteren Blicke zu Theil wird. Je mehr dieses un leugbare Sachverhaͤltniß seine Anerkennung gefunden hat, desto mehr ist, neben dem Besitz einer archaͤologischen Bibliothek, die Errich tung von Sammlnngen der wichtigsien Gypsabgüsse Wunsch und Beduͤrfniß aller größeren Bildungs-Anstalten geworden. Es ist für einen wefentlichen Fortschritt alles Kunststudiums zu erkennen, daß man in jenen getreuen Abbildern von Meisterwerken der edelsten Kunstgattung nicht nur Huͤlfsmittel und Vorbilder fuͤr den prakti schen Kuͤnstler, sondern Musterwerke zur Bildung des Kunstgefuͤhls und zum Verstaͤndniß der Kunstgeschichte begehrt; daß nicht nur die Zeichnen Schulen und Akademieen der Kuͤnste, daß auch die Hoch— schulen der Wissenschaft damit ausgeruͤstet werden. Huͤlfsmitte! sol⸗ cher Art sind durch freigebige Fuͤrsorge des vorgesetzten Ministeriums, hauptschaͤlich den Preußischen Universitaͤten zu statten gekommen, un— ter ihnen hauptsaͤchlich der Universitat Bonn, deren reiche und aus⸗ gewahlte Sammlung von Gypsabguͤssen, planmaͤßig angelegt, wie kaum irgend eine, bereits im Jahre 1827 die erste Auflage des vorliegen den Verzeichnisses veranlaßte.

In der hier beschriebenen Auswahl ist, zumal wo es um neuen Zuwachs des erstes Bestandes sich handelt, das Bestreben nicht zu verkennen, der Kunstgeschichte und Kunsterklaͤrung neben den statug rischen Vorbildern usmittelbarer Nachahmung ein Recht zu sichern, welches vom rein artistischen Standpunkt aus in großen und beg terten Sammlungen allzu oft hintangesetzt wurde. So erfreut die Sammlung, von der wir reden, bei maͤßigen Mitteln sich manches ausgezeichneten und lehrreichen Kunstwerkes, ohne daß groͤßere Sammlungen Deutschlands sich ruͤhmen könnten, einen zweiten Ab guß davon zu besitzen. Dieser Vorzug besteht neben dem Besitz der vorzuͤglichsten und bekanntesten großeren Werke; daher es denn nicht zu verwundern wäre, wenn das Verzeichniß einer solchen Samm⸗ lung, angefertigt von einem der ersten Kenner des Faches, zugleich als bequemer Wegweiser für ahnliche Sammlungen seine Anwen⸗ dung faͤnde. 0 g / .

Zu einer solchen allgemeineren Beachtung eignet die gegenwaäͤr⸗ tige Schrift sich auch darum, weil der Verfasser das Maß seiner Erklaͤrungen nach dem Beduͤrfniß derjenigen, fur die es besonders bestimmt ist, geflissentlich begraͤnzt hat. ; 9 einzelne Kunstwerke, über den Laokoon, die Gruppe von S. Ilde⸗ fonfo u. a., waren in der früheren Ausgabe uͤber jene Graͤnzen hin ausgegangen; statt dessen ist gegenwartig das gewonnene Ergebniß kurz hingestellt und anderes ausführlicher behandelt, was einer Erdr⸗ terung oder Begruͤndung beduͤrftig schien. Somit wird es uns denn moglich, das Verzeichniß einer Sammlung, die in nicht wenig an⸗ deren Sammlungen wiederkehrt und zuganglich ist, theilnehmend auch auswärts zu verfolgen, wo der Erklaͤrer uͤber Abguͤsse, die auch uns zu Gebote stehen, auf neue und eigenthuͤmliche Weise sich ver⸗ breitet.

Eine vorzuͤglich umfassende Erklaͤrung der Gruppe des Lao⸗ koon bleibt in der ersten Ausgabe dieses Verzeichnisses nachzulesen; gegenwartig hat der Verfasser desselben (S. 13) auch die mehrfachen Wiederholungen des Laokoon-Kopfes, nicht ohne Zweifel gegen das Alterthum des beruͤhmten Ahrembergischen Mrarmors, zusammenge⸗ stellt. In Betreff der Gruppe von S. Ildefonso, Schlaf und Tod daͤrstellend neben dem Bilde der Todesgoͤttin, wird zur fruͤhe⸗ ren ausfuͤhrlichen Erklaͤrung die Notiz eines Bildhauers nachgeholt S. 16), daß der angeblich aufgesetzte Kopf, den man nicht umhin kann, für den eines Antindous zu halten, der Statue zuverlaͤssig ge⸗ hort, wie denn uberhaupt diese Geuppe ungleich heiler und urspruͤng⸗ licher sich erweist, als gemeinhin vorausgesetzt wird. Dagegen wird der kuͤnstlerische Werth dieses durch Anwendung auserlesener Motive vorzuͤglich gefaͤlligen Werkes mehr als bisher in Schatten gestellt; so daß die Frage entsteht, ob nicht ein Kuͤnstler des zweiten Jahrhun⸗ derts der Figur des personifizirten, zum Anzuͤnden des Scheiterhau fens geschäfligen, Todes die Aehnlichkeit mit dem Antinous geflissent lich zugedacht hatte, um den feeiwilligen Opfertod von Hadrian's Liebling neben anderen Kunstwerken zu feiern, die dessen Vergdoͤtterung oder Verklaͤrung ausdruͤckten. Von den zwei beruͤhmtesten Amor⸗ Statuen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind, wird S. 22 der in Neapel wiederholte Vatikanische fuͤr vielleicht Praxitelisch, der Bogenspanner für bermuthliche Nachahmung des Lysippischen Eros in Thespiä gehalten. Da von diesem letzteren nichts Naͤheres bekannt ist, fo bleibt die feuͤhere Meinung des Referenten unwiderlegt, nach welcher in beiden berühmten Werken auch die beruͤhmtesten Sriginale uns erhalten waͤren, naͤmlich die beiden des Praxiteles, der tief⸗ sinnige Eros von Thespia und der von Parium, dessen sinnli— chen Reiz Plinius bezeugt, gleichviel ob aus, eigenem Tadel der Darstellung oder in Bezug auf einen grgerlichen Vorfall. Vom Borghesischen Silen mit dem Bgechuskind wird S. 23 f. die Meinung wahrscheinlich gemacht, daß er eine Wiederholung des von Plinius zh, 4, 8 hervorgehobenen in der Schule der Oktgvlg sey, welcher ein weinendes Kind beschwichtigt. Für den Borghesischen Achilles ist S. 32 die Bedeutung des an seinem Knöchel, der un⸗ gefahren Stelle spaͤterer Verwundung, befindlichen Ringes zugestan⸗ den, wie denn schon Visconti sie geltend machte und wie sich zum Ueberflüß auf einer berühmten Trinkschale des Berliner Museums Gerhard, Trinkschalen Taf. IX., 3) derselbe Schmuck an gleicher Stelle fuͤr Achill's Vater angewandt findet. Dieses vorausgesetzt, ist senes anscheinend unerhebliche Nebenwerk zum Aulaß geworden, dir schone Borghesische Statue in ihrem ursprünglichen Zusammenhang zu erkennen; vermuthlich war sie mit der Therts gruppirt, welche zur Rache des gelbdteten Freundes die Waffen ihm reichte. Daß der Bocghesische sogenannte Fechter der Held eines Amazonenkampfes, bernd fs fre; Theseus sey, wird S. 33 von neuem 6 gemacht, und die von Hirt gebilligte Deutung auf einen Ballschlaͤger S. 39 ff. gegen Heren von Olenine gruͤndli bestritten. Der sogengnnte Aristides des Mufeums von Neapel nimmt S. A8 billigerweise als Aeschines seinen Pla in. Ueber die berühmte Vatikanische Am a⸗ zone i S. Cz ff. viel Nützliches beigebracht. Die von Müller auf= gestellte, von Hirk gebilligte, von dem Referten (Bull. d. hist. 1850 . 30. 273) schon fenher bestrittene Deutung auf eine Srl gern fleht gegenwartig auf dem Punkt, daß der geschhittene Stein, air 6 . beruht, am liebsten für ein neueres freles Nachbild der Statue

Manche Ausfuͤhrungen uͤber

gehalten wird. Welches die ursprüngliche Idee und Handlung dieser

Amazone gewesen sey, bleibt dennoch unentschieden; warum nicht eine

nachlaͤssige Haltung des langen Seythischen Bogens, etwa wie eine ahnliche Stellung der Arme im allbekannten Apollino ihre Verglei⸗ chung findet? . * *. Giustinianische Pallas, nach des Referenten Nachweisung keine Minerva Medica und bei der sogenannten Ruine dieses Na mens keines weges gefunden, wohl aber nach Maßgabe ihres wirkli= chen Fundorts' die vermuthliche Statue des Tempels, welcher der Kirche S. Maria sopra Minerra ihren Namen gab, scheint S. 68 mit der ahnlichen, aber schmuckloseren, übrigens besser erhaltenen Statue

verwechselt zu seyn, welche der Vatikan aus Lucian Bonaparte's

Sammlung erhielt. .

Bei Gelegenheit des zu einer berühmten Gruppe gehörigen soge⸗ nannten Menelauskopfes ist S. 75 ff. ein neuer Erkläͤrungsweg eingeschlagen. Durch innere Gründe und durch Bröͤndsted's Erklaͤ— rung der schoͤnsten aus dem Alterthum uns bekannten Erz⸗Reliefs, kann jener Kopf kaum einen anderen Helden vorstellen, als den Ajax; an⸗=

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dererseits ist es fast unmoglich, die Darstellung jener Gruppen, deren

vorzüͤglichstes Exemplar der sogenannte Pas güino ist, mit der Ho= merischen Erjaͤhlung vom Kampf um Patrokles in Einklang zu brin⸗ gen. Ein ansprechender Ausweg bietet sich dar, wenn der Leichnam, um den gekaͤmpft wird, vielmehr für den des Achtlles gehalten wird,; als fuͤr den des Patrokles; nur erregt der bekannte Pfeilschuß, der den Achilles im Kndchel toͤdtete, Schwierigkeiten, die durch S. 78 ff. noch nicht hinlaͤnglich beseitigt werden. Wiederum giebt die Ver⸗ gleichung von Grüppen des Achilles, welcher die todte Penthesileg in Armen haͤlt, als passendes Gegenstuͤck einen neuen und gefaͤlligen Grund fuͤr die gewaͤhlte Ecklaͤrung an die Hand.

Doaß die sechste Gebaͤlktraͤgerln vom Athenischen Pandrosium nur irrthuͤmlich in einer berühmten Kanephore des Museo Chiaramont vorausgesetzt ward, waͤhrend die Trümmer jener Figur in den neue— sten Ausgrabungen der Akropolis sich vorfanden, ist dem Verfasser des Verzeichnisses S. 90 ff. entgangeit. Ueber die schoͤne Nord i⸗ sche Gefangene Ne. 180, die den wandernden Kunst- und Alter= thumsfreund auz offener Halle in Florenz zu begrüßen pflegt, wird sich naͤchstens ein Mehreres sagen lassen, wenn eine scharfsichtige Deutung derselben auf Thusnelda sich geltend macht. Den ster⸗ benden Alexander zu Florenz Nr. 1141 nach wie vor nur als ein Raͤth⸗ sel der Archäologie bezeichnet zu finden, führt nicht weiter, und mit gleicher Kürze ist manches andere Denkmal erwahnt, woruͤber des Verfassers stets lehrreiche Ansicht willkommen gewesen waͤre. Um so schaͤtzbarer ist mancher andere Artikel: was uͤber die Juno Ludo— visi Nr 148, uͤber den sterbenden Fechter Nr. 142, uͤber den sehr sel— tenen Abguß eines berühmten Vatikanischen Grab-Reliefs Nr. 391 ü. 4. m. gesagt ist, verdient im Buche selbst nachgelesen zu werden.

Von mehreren schaͤtzbaren Beilagen, welche dieser Schrift ange⸗ haͤngt sind, ist die erste (S. 133 ff. den Kolossen von Monte Capallo gewidmet, welche in Einklang mit der von Referent (Beschreibung von Rom 1. S. 257) daruͤber aufgestellten Ansicht fuͤr sehr achtbare Kopieen nach Phidias und Praxiteles gegeben werden; naͤmlich auf Plinius Autoritaͤt, welcher unter den Werken des Phidias „einen von zwei nackten Kolossen“ (alterum colossicon nudum. Plin. 34, 19, 1) er- waͤhnt. Nicht minder schaͤtzbar ist der fruͤher im Rheinischen Mu— seum bereits abgedruckte Aufsatz uͤber die Skulpturen von Olympia und die zwoͤlf Herakles-Kaͤmpfe. S. 151 ff.)

Nach Umstaͤnden und Zeitgeschmack kann das Studium der alten Kunst auf manche einseitige Weise gefesselt werden. Wer es nur auf statuarische Werke beschraͤnkt, wird allezeit der ideellen Belehrung er— mangeln, die aus dem großeren Bitderreichthum der Muͤnzen, Gem— men und Vasen das Verstaͤndniß plastisch geschlossener Werke vor— zugsweise begruͤnden hilft. Die groͤßte historische Unterlage der alten Künst ist in den Muͤnzen, die umfassendste Bildergallerie des Alterthum in den Vasen, die anmuthigste Fuͤlle antiken Kuͤnstlerscherzes in den Gemmen gegeben; die statugrischen Werke dagegen haben den Vor— zug, dem beginnenden Kunstsinn die maͤchtigste Anregung, dem kunst⸗ erfuhrnen Beschauer den würdigsten Schlußpunkt darzubieten, daher denn jn diesem Gebiet nichts wichtiger ist, als Gypsabguͤsse, und jede darauf bezuͤgliche Arbeit die moͤglichste Anerkennung verdient.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 6. Sopt. Nöederl. wirtkl. Seuld 52. Kanz. Bill. 25 HF. 55 Span. 193. Passive. 5. Präm. Sch. —. Pol. —. Ocesterr. 1053.

Erankfurt a. M., 7. Seht. GOesterr. 5 Met. 1073 6. 255 55 Rr. 19 211 Rr. RBank- Act. 1912. 1910. zu 500 FI. 1374. 1373. Lodse zu 1090 FI. —. do. 49 Anl. 1025 G. Polu. Loose 74 6G. Holl. 501. 501.

HREisenbalin - Actien. St. Geimain —.

53 d0. 1001

1616. *

Ausg. Zinal. —. Preuss.

45 98 . Partial Ol. —. Loss Preuss. Präm. Sch. S0! d. 53 Span. Anl. 21. 53) 2 * Versailles rechtes ier do. linkes —. München- Augshurg —. Strassburg - Basel 215 Br, en, . Dresden 100 G. Köln- Aachen 1001 G. Lam burg, S. Sept. Rank Aetien 1600. Petersburg, 3. Sept. Lond. 3 Met. 39. Poln. à Par. 300 Fl. —. do. 500 FI. ö

Eusgl. Russ. 108). anb. 35. Paris 412. do. 200 ri. 253.

Rönigliche Schauspiele.

. Sonngtend, 11. Sept. Im Schauspielhause: Voltaire's Ferlen, Lustspizl in 2 Abth.,, von B. A. Herrmann. Hierauf: Der reisende Student, musikalisches Quodlibet in 2 Abth. (Dlle. Gruͤnbaum: Hannchen.)

Sonntag. 12. Sept. Im Opernhause: Der Verstorbene, Posse in 1 Akt, von Tenelli. Hierauf: Der Seeraͤuber, gro— ßes Ballet in 3 Abth., von P. Taglioni. ö ö Montag, 13. Sept. Im Schauspielhause: Zum erstenmale: Werner, oder Herz und Welt, Schauspiel in 5 Abth., von K. Gutzkow.

Dienstag 14. Sept. Im Opernhause: Auf Begehren: Wil⸗— helm Tell, Schauspiel in 5 Abthl., von Schiller.

LKönigsstädtisches Theater.

Sonnabend, 141. Sept. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) La Prora di un' Opera seria. (Die Opernprobe.) Opera hbussa in 2 Atli. Musica del Maestro Francesco Gnecho.

Sonntag, 12. Sept. Eulenspiegel, oder: Schabernack uͤber Schabernack. Wiener Lokal-Posse mit Gesan : 55. al⸗Posse Gesang in 4 Akten, von

Montag, 13. Sept. (Italienische Opern⸗-Vorstellung) Tor- e,. Lasso. Opera iu 3 Alti. Musica del Maestro Gaetang

onizelti.

Marktpreise vom Getraide.

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Gedruckt in der Oecerschen Gehesmen Ober Hofbuchdruckref,