1841 / 253 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ner Functionen an das Departement des Innern, so wie an ei— nem anderen Tage auf Vorlegung aller dem Britischen Gesand— ten in den Vereinigten Staaten in Bezug auf die Sache Mac Leod's ertheilten Instructienen antragen werde. Dr. Bowring will in den näͤchsten Tagen auf Abschriften aller fremden Zoll— Tarife, auf Abschaffung des Verbots der Einfuhr von fremdem Vieh und auf Erwägung der in anderen Laͤndern auf dem Grund und Boden lastenden Abgaben antragen.

Der erte Kabinets-Rath der Verwaltung Sir Robert Peel's wurde am Sonnabend um 3 Uhr im auswärtigen Amte gehal— ten. Die Mehrzahl der neuen Minister arbeiteten bereits diesen Morgen in ihren respektiven Departements. Am Freitag, Abend gab der Herzog von Wellington den Mitgliedern des Ka— binets ein Diner in Apsley-House.

Die kleine Kronprinzessin war ein paar Tage so unwohl, daß ihr Befinden einige Besorgniß erregte. Die beiden Königlichen Leibaͤrzte, Sir James Clark und Pr. Locock waren abwechselnd in Claremont, indeß ist jetzt schon wieder Besserung eingetreten.

Der Herzog von Devonshire wird in der nächsten Woche von Deutschland nach Italien reisen; er beabsichtigt, den Winter

zu Neapel oder Venedig zuzubringen. Das Haus Molines und Compagnie zu Liverpool hat, nach dem Sun, mit einer Passivsumme von 300,000 Pfd. St. fallirt.

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 9. Sept. Im Königreiche Sachsen wurden nach Einführung des neuen Muͤnzfußes zweimal (unterm 15. Januar und 16. April) sogenannte „Muͤnzscheine. ausgegeben. Diese sind jezt fuͤr den 30. September dergestalt gekuͤndigt worden, daß ihre Verzinsung nur bis dahin stattfindet.

A Leipzig, 9. Sept. In einer meiner letzten Mittheilun— gen (vergl. Schreiben aus Leipzig vom 23. August, Staats— Zeitung Nr. 237) ist ein Ausdruck enthalten, welcher leicht miß— verstanden werden könnte; ich beeile mich daher, nachträglich eine berichtigende Erlaͤuterung daruͤber zu geben. Wenn ich namlich dort, bei Gelegenheit der Anzeige vom Tode des pensionirten Obersten von Leonhardi neben der ruͤhmlichst bekannten Tapferkeit der Königl. Sächsischen Schuͤtzen, welche unter den Befehlen des genannten Obersten standen, auch „ihre Rohheit“ in fruͤheren Zeiten erwähnt habe, so ist dieser Ausdruck keinesweges in einem Sinne zu nehmen, welcher dem bewahrten Rufe jener in aller Beziehung ausgezeichneten Truppe irgend Abbruch thun durfte. Er kann in dieser Verbindung einzig und allein von dem mit der geruͤhmten Tapferkeit in Verbindung stehenden Kriegsmuthe verstanden werden. Jede andere Deutung des in der Eile hingeschriebenen Wortes wurde sa als eine eben so unwürdige als ungerechte Beschul⸗ digung gegen fenes Corps erscheinen, an welche ich meinerseits nicht im Entferntesten denken konnte. Ebenso sind die dort herausgehobenen Verdienste des verstorbenen Obersten von Leonhardi um das ge— dachte Corps keineswegs in dem Sinne namhaft gemacht worden, als ob dadurch die fruheren Befehlshaber desselben in Schatten gestellt werden konnten. Denn bekanntlich wurden unsere Schutz en zu allen Zeiten von den ausgezeichnetsten Offizieren der Sach i⸗ schen Armee befehligt, deren Verdienste um dieses Corps ebenso allgemein anerkannt sind, wie die des verstorbenen Obersten von Lecnhardi. Noch gegenwaͤrtig gehort das Offizier-Cerps unserer Schuͤtzen uberhaupt zu den ausgezeichnetsten und bewaͤhrtesten der

Saͤchsischen Armee. Leipzig, 10. Sept. (8. 21. 3)

Gestern und heute wurde

eine Ausstellung von landwirthschaftlichen Nutzthieren, Maschinen,

Modellen, Sämereien und anderen Industrie⸗Er⸗ landwirthschaftlichen Verein in Eutrikzsch bei Das Ministerium des Innern hatte dazu nicht

Ackergeraͤthen, zeugnissen bei dem Leipzig abgehalten. nur feine Zustimmung gegeben, sondern auch eine nicht unbedeu— tende Geldbewilligung aus der Staats-Kasse bewilligt. Oesterreich. Prag, 7. Sept. L. A. 3.) , anz u unvermuthet uͤber Karlsbad kommend gestern Abend hier ein. Der Gasthof zu den drei Linden, wo er abstieg, war bereits heute Morgen sehr zeitig von Neugierigen umstellt, um den beruͤhmten Reisenden zu sehen, der schen um 6 Uhr auf den Hradschin fuhr. Er war blos von seinem Diener begleitet, da Madame Thiers bei ihrer Mutter in Ems zuruͤckgeblleben ist. Bei seiner Nuͤck— fahrt vom Hradschin trat Herr Thiers in die Hagsesche Buch- handlung, verließ dieselbe jedoch schon nach einigen Minuten wie⸗ der, dem Vernehmen nach der Unbescheidenheit eines Anwesenden wegen, der auf eine etwas zudringliche Art seine fruäͤhere Bekannt⸗ schaft mit Herrn Thiers Portrait versteht sich, zu erkennen zu geben bemuͤht gewesen seyn soll. Dieser Umstand kann jedoch, wie jeder Vernünftige sich uͤ·berzeugt haͤlt, unmoglich Ursache seyn daß Herr Thiers sich sofort in sein Hotel begab, Postpferde be⸗ stellte und schon vor 12 Uhr nach Wien abreiste. Wahrscheinlicher ist es, daß er die fuͤr morgen bevorstehende Hierherkunft der zer. zogin von Angoulsème erfahren haben mochte welche auf der Růͤck⸗ reise von Teplitz nach Kirchberg einen Tag hier verweilen und ebenfalls im Gaͤsthofe zu den drei Linden absteigen wird.

Italien. Neapel, 28. Aug. Das heutige Regierung s-Blatt

enthaͤlt folgende Ernennungen: Der Staatsrath Don Giuseppe Lanza, Fürst von Trabia, züm Minister der kirchlichen Angelegen— heiten mit 600) Ducati Gehalt. Der Praͤsident des Rechnungs— hofes, provisorischer Direktor des Finanz-Departements, Don Ferdinando Ferri, zum Finanz-Minister mit 6000 Dti. Gehalt. Der Gehalt des Herzogs von Laurenzano, Staats-Minister ohne Portefeuille, wurde in Anerkennung seiner Verdienste von 2490 Dti. auf 3600 Dti. erhbht. Ferner wurden folgende Staatsraͤthe zu Ministern ohne Portefeuille ernannt, um im Minister-Rath eine Stimme zu erhalten (mit dem jährlichen Gehalt von 3000 Dti,, der General-Prokurator des Ober-Rechnungshofes, Cavalier G. Fortunato; der General-Advokat des Ober-Tribunals, Don Nicola Nicolini, und Doön Michele Gravina, Fuͤrst von Comitini.

Aegypten.

Alexandrien, 21. Aug. (L. A. 3.) Der Englische und der Russische General-Konsul haben den Pascha aufs außerste

Denkschrift mitgetheilt,

Herr Thiers traf ganz un-

ebracht. Sie erklaͤrten, ihre Beglaubigungsschreiben nicht eher

. zu wollen, bis Mehmed 3 alle Bedingungen ö * lehnungsfermans ohne irgend eine Ausnahme erfkllt habe. Unter diefen Üümstäͤnden hat Mehmed Ali denn alles versprochen, und 6. ist das Paketboot „Nil“ mit Depeschen fur Sami Bey nach Konstantinopel abgegangen, damit dieser Rifaat Pascha be— . daß Mehmed Ali die Syrier losgeben wolle, aber dann uch den Zug nach Arabien nicht unternehmen könne, Gestern hatte denn auch der Englische General⸗Konsul Barnett . frieriche Antritts- Audienz. Die Garde eroͤffnete den Zug;

r folgten die Ravasse und saͤmmtliche Konsulats-Janitscharen;

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vor dem Wagen des General-Konsuls trugen zwei Tuͤrkische Of⸗ siziere einen Stab mit silbernen Glocken, eine nur den hoöchsten Wuͤrdentraͤgern zukommende , hierauf folgten die

Befehlshaber der Englischen Kriegsschiffe mit den Offiziren ihres

Stabes, Oberst Napier und alle hier wohnenden Englaͤnder. Als die Englische Konsulatsflagge wieder aufgezogen wurde, begrüßten saͤmmtliche Englische Kriegsschiffe, wie die Forts sie mit 21 Ka⸗ nonenschuͤssen und flaggten bis zum Abend.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New⸗Mork, 15. Aug. Der Praͤsident der Vereinigten Staaten hat dem Kongresse auf dessen ausdruͤcklichen Wunsch die welche der Franzoͤsische Gesandte zu Washington, Herr von Bacourt, in Betreff, der beabsichtigten

Zoll-Erhbhung auf die Einfuhr gewisser Franzoöͤsischer Artikel dem

Schatz-Secretair übergeben hat. Am Schlusse heißt es darin, daß Frankreich, falls Nord-Amerika den gedrohten Schritt wirk— lich thue, seinerseits den Anforderungen seiner dadurch stark benachthei⸗ ligten Rheder, Kaufleute und Fabrikanten werde nachgeben muͤs— sen und sich, so lieb ihm auch die Beibehaltung freundlicher Ver— haͤltnisse mit Amerika sey, in die unangenehme Nothwendigkeit

versetzt sehen wurde, den Schifffahrts-Vertrag von 1822 und die

der Nerd-Amerikanischen Baumwolle bewilligte Zoll-Herabsetzung von 50 pCt. aufzuheben.

China.

Macao, 29. Mai. Die erwaͤhnte Denkschrift, durch welche der Kommissar Kischin sein Benehmen in Canton zu rechtferti— gen und dem Kaiser die Mangelhaftigkeit der Huͤlfsquellen des Landes darzulegen suchte, ist mit der gewohnlichen Chinesischen Weitschweifigkeit abgefaßt und berichtet auch in seinem ersten Theile, der die Unterhandlungen und Gefechte zwischen den Eng— laͤndern und Chinesen betrifft, meist bekannte Dinge. Es wird daher hinreichen, aus diesem Theil nur ein paar Stellen hervor— zuheben und dann einige ausfuͤhrlichere AuszKͤͤge aus der letzten, die Zustaͤnde der Chinesen schildernden Hälfte des Berichts mit— zutheilen. In ersterer Beziehung sagt Kischin unter Anderem: Von dem Augenblicke an, da ich nach Canton herabgekommen bin, habe ich mich der List und den Raͤnken dieser frechen Auslaͤn⸗ der preisgegeben gesehen, unter allen Umstaͤnden sind sie ganz un⸗ lenksam, so daß mir der Kopf schmerzt und mein Herz zerrissen ist und meine Morgen⸗Mahlzeit mich ohne Eßlust findet? So haben wir z. B. bei einer Gelegenheit den Fremden eine Schlacht gelie—⸗ fert, aber unsere Leute zeigten wenig Festigkeit; wir baten dann, daß eine Manifestation der himmlischen Majestaͤt zu ihrer Vernich⸗ tung vorgenommen werden moge. Aber ach! die Lage der Dinge und die Wuͤnsche meines Herzens stehen in starrem Widerstreite zu einander!“

Es wird dann uͤber eine Zusammenkunft berichtet, welche Kischin am 25. Januar mit Capitain Elliot hatte, und der er, wie er sagt, nicht habe ausweichen wollen, um ihm nicht Anlaß zu Argwohn zu geben und nicht eine voreilige Kollision herbeizu— fuͤhren. Elliot's Sprache und Benehmen bei dieser Gelegenheit wird als achtungsvoll bezeichnet. In Betreff der von ihm ge⸗ machten Forderungen versichert Kischin ihm gesagt zu haben, es muͤsse Alles erst dem Kaiser zur Pruͤfung vorgelegt werden. Nach dieser Unterredung nahm der Kommissar eine Inspection der Bocca-Forts vor, deren Lage und Zustand er folgendermaßen schildert:

„Man kann nicht sagen, daß sie auf allen vier Seiten gaͤnzlich isolirt sind, dennoch aber stehen sie allein mitten im Ocean, sind uber die aͤußersten Punkte der Huͤgel vom Lande hinausgelegen, und man kann ihnen von der See, aus poͤllig nahe komme; wenn sie umzin⸗ gelt und blokirt wuͤrden, so wurde man nicht einmal Lebensmittel fuͤr die Truppen hineinschaffen koͤnnen. Euer Sklave (so nennt Ki— schin sich, dem Kaiser gegenuͤber) schritt dann dazu, die Tiefe des Wassers zu messen, bei der Bocca Tigris anfangend und bis nach Canton hinauf sondirend, und er fand es zur Fluthzeit von zwei bis sechs und acht Faden tief, jedoch mit steter Veraͤnderung. Nun wissen wir alle, daß die Hauptursache die Errichtung dieser Forts die ist, den Kauffahrteischiffen, welche tiefer gehen, zur Schranke zu dienen und, was in Friedenszeiten auch geschehen kann, sie zu ver⸗ hindern, daß sie die Schranken uͤberschreiten oder rund herum fahren;

wenn sie aber in Kriegszeiten Truppen transportiren wollen, in der

Absicht, Rebellion anzuͤstiften, so koͤnnen sie sich heimlich durch jeden Winkel und jedes Loch schleichen; sie haben nicht noͤthig, die Forts zu passiren, und koͤnnen so gerades Weges nach der Provinzjal-Haupt stadt selbst hinaufsegeln. Wollten wir nun auch oberhalb der Bocca Tigris ein Hinderniß nach dem anderen anlegen, so ist doch die Be⸗ schaffenheit des Landes der Art, daß kein bedeutender Punkt zu finden ist, den wir besetzt halten koͤnnten.“ (. Hieran schließt sich folgende interessante Darstellung des Zu⸗ standes der Artillerie und der Militairmacht uberhaupt: . „Was die in den besagten Forts aufgestellten Kanonen betrifft, so betragt ihre Anzahl kaum mehr als 200 und genuͤgt nur eben zur Vertheidigung der Fronte, wahrend die Seiten ganz unbeschuͤtzt bleiben. ÜUeberdies ist die Jahl derjenigen unter ihnen welche so⸗ fort gebraucht werden können, gering, denn sowohl in Betreff ihrer Haltbarkeit als ihrer Fabrieation herrschen große Maͤngel vor. Der Rumpf der Kanonen ist ungeheuer groß, aber die Bohrloͤcher sehr eng, und da die See in jenen Gegenden sehr breit ist, to tra— gen sie kaum bis in die Mitte derselben; wenn man also ihre Zahl in Betracht zieht, so ist dieselbe geringer als die der Kanonen auf den auslaͤndischen Schiffen, und wenn wir von ihrer Wirksamkeit reden, so koͤnnen wir sie ebenfalls denen nicht vergleichen, welche die ausläͤndischen Schiffe führen. Ueberdies sind die Schießschar⸗ ten an den Forts so breit wie Thuͤren, breit genug, um mehreren Menschen zugleich zu gestatten, hinein und hinauszukriechen, und wenn wir eine volle Lage erhalten sollten, so wuͤrden sie unserer Mannschaft gar keinen Schutz gewaͤhren und koͤnnen mit einem Worte fuͤr durchaus unbrauchbar erklart werden, Wir sind jetzt gerade in der Nachforschung nach einem Geschuͤtz⸗Gießer begriffen, um zu sehen, ob ein solcher zu finden ist, der Kanonen nach einem besseren Modell gleßen kann, in welchem Falle wir solche gießen lassen werden; aber wenn wir ste auch wirklich in dieser Weise gegossen bekommen können, so wird das doch nur als eine Schutzmaßregel fuͤr die Zukunft die⸗ nen, aber für den gegenwaͤrtigen Fall nicht mehr zur rechten Zeit ge⸗ schehen kösnen; wir haben demnach jetzt durchaus nichts Gutes in unserem militairischen Ruͤstzeuge, worauf wir uns verlgssen könnten.“ „Ferner, was unsere Trüppenmacht betrifft, so finde ich, daß, wenn die Ausländer zurückgetrieben werden sollen, dies nur Lurch Gefechte zur See geschehen kann, und um Alt zur See zu fechten, mussen wir gute Marine⸗Soldaten haben. Ich habe jet Ew. Ma⸗ jestaͤt dankbar dafur zu seyn, daß Landtruppen aus verschiedenen Provinzen speziell abgesandt worden sind; das beweist den grahen Und heiligen Eifer, den Ew. Masestat fuͤr die Sache hegt. Nun aber müssen diese Truppen an Bord unserer Seeschiffe gehen, bevor sie mit den Ausländern ins Gefecht kommen koͤnnen, und wenn sie da nicht fest sind, oder nicht, gewoͤhnt an Wind und Wetter, so koͤnnte uns das Unheil einer Niederlage bevorstehen. Sie sind nun aber nicht gewöhnt, an Bord von Schiffen zu gehen, und verstehen nicht, mit Schiffen zu mansvriren, so daß wir keine anderen als die schon vorhandenen Marine⸗-Soldaten gebrauchen können. Die Marine-Truppen der Provinz Canton werden durch Werbung von der Seeküste her rekrutirt, und wie sie beschaffen sind, beruht auf unsicheren und schwankenden Grundlagen. Ich hatte ein Geruͤcht vernommen, dem zufolge am 45ten Tage des 12ten Monats (7. Ig⸗ nugr 1841) nach der Schlacht diese Soldaten in Masse sich zu ih⸗

zu halten.

rem Tetuh (General) begaben und unter falschen Vorwäͤnden Geld

von ihm erpreßten, wobei sie die Drohung aussprachen, sich zer— streuen zu wollen, wenn sie nicht bezahlt würden.

; ; ͤ Ich begab mich daher zu dem besagten Tetuh und fragte ihn persoͤnlich in Betreff dieses Geruͤchtes, und da sagte er mir, es sey vollkommen wahr, und er habe sich gendthigt gesehen, da er ohne Geldmittel gewe⸗ sen sey, seine Kleider und andere Habseligkeiten zu versetzen, wo durch er in den Stand gesetzt worden sey, einem jeden seiner Sol daten aus der Provinz Canton eine Gratificgtion von ein paar Dol lars zukommen zu lassen und sie dadurch bis jetzt auf ihren Posten ; Wenn demnach die Truppen so gestimmt sind, so ist das sehr zu beklagen, denn es waͤre moglich, daß gerade im kritischen Momente, wo wir eine Schlacht liefern sollten, diese Marine⸗Solda—⸗ ten schwach und ohne Kraft befunden wuͤrden, was zu den verderb— lichsten Folgen fuͤhren konnte; und wenn wir auch noch sonst gediente Truppen besitzen, so giebt es doch kein Mittel, diesen die Geschick lichkeit und Staͤtigkeit jener anzueignen. uebrigens sind un ere Kriegsschiffe weder groß noch stark, ste sind außer Stande, schwere Kanonen zu fuͤhren, und vermdgen deshalb auch nicht, diese Ausländer zuruͤckzutreiben. Dies sind die Bemerkungen, welche ich in Bezug

auf die Schwaͤche unserer Militgir⸗Anstalten darzulegen habe.“

Nicht minder interessant sind folgende Bemerkungen Kischin's

uͤber den Geist der Bevölkerung in der Provinz Canton:

„Bei einer genaueren Prufung habe ich auch gefunden, daß die charakteristischen Merkmale des Volkes der Provinz Canton Falsch— heit, Undankbarkeit und Gierigkeit sind, wobei diejenigen gar nicht in Betracht kommen, welche bereits zu Verräͤthern geworden und von denen keine Veranlassung zu reden ist. Aber auch alle uebrigen sind, vermischt mit den Auslaͤndern, an demselben Ort geboren und wohn⸗

haft; sie sind fortwaͤhrend daran gewöhnt, sie zu sehen, und seit Jah⸗ ren so vertraut mit ihnen, als waren es ihre Bruͤder; sie gleichen

durchaus nicht den Bewohnern von Tinghae, welche, nie daran gewöhnt, mit den Auslaͤndern zu verkehren, sie sogleich als eine besondere Gattung

erkannt haben. Aber wenn wir annehmen, daß die Auslaͤnder hier gethan haͤtten, was sie dort gethan, wenn sie truͤgerischerweise ihre jaͤmmerli⸗ chen Geschenke vertheilt und die Maschinerie ihrer Raͤnke in Be—

wegung gesetzt haͤtten, so fuͤrchte ich in der That, daß die gesammte Bevdlkerung dieser Provinz von ihnen verfuͤhrt worden waͤre; sie wuͤrden gewiß nicht die unbeugsame Festigkeit gezeigt haben, welche

von den Bewohnern von Tinghae jetzt bewiesen worden ist. Dies sind die Bemerkungen, welche ich darzulegen habe uͤber die biegsame Gesinnung des Volkes von Canton, welcher Umstand uns noch grö— ßeren Grund zur Besorgniß giebt.“ ; „Fruͤhere Berichte uͤberblickend, finde ich in Bezug auf die Auf— hebung der sogenannten Ladronen, daß diese nichts Anderes gewesen sind, als Diebe und Raͤuber; die Schiffe, auf welchen sie sich befan den, sind Chinesische Schiffe, und die Kanonen, deren sie sich be— dienen, in China verfertigte Kanonen, und dennoch wurde diese Sache mehrere Ighre hindurch fortgesponnen und erst dadurch zu Ende ge bracht, daß man sie unter dem Versprechen einer Amnestie aufforderte, sich zu ergeben. Unter den gegenwartigen Umstaͤnden ist zu befuͤrch ten, daß der Stich dieser Wespen noch toͤdtlicher werden kann. Hiernach gelangt Kischin zu dem Resultat, daß man sich auf die vorhandenen Vertheidigungswerke nicht verlassen könne, und daß in der Schlacht die Truppen nicht Stand halten würden. „Ueberdies“, fuͤgt er hinzu, „bedarf es noch der Zeit, bis die von Ew. Majestaͤt aus den verschiedenen Provinzen herbeorderten Truppen ankommen koͤnnen, auch kbnnen sie nicht alle zugleich da seyn, und die Zusammenbringung einer großen Masse von Trup— pen ist nicht eine Sache, die sich in aller Ruhe bewerkstelligen laͤßt; die eingeborenen Verraͤther werden ohne Zweifel zeitig da— von Kunde geben und die Auslaͤnder dann ohne Weiteres ihre Tollheit und ihren Uebermuth ausbrechen lassen.“ Nachdem er endlich noch um Verzeihung gefleht, daß er es gewagt, sich auf eine Schlacht einzulassen, ohne daß er im Stande gewesen, das Schicksal zu zwingen, und daß er sich unterstehe, dem Kaiser eine solche Schilderung von der Lage der Dinge zu machen, erklaͤrt er offen und muthig, daß ihm die Wahrheit und das Heil des Landes theurer sey als Alles, und daß keine persoͤnliche Furcht ihn haͤtte

/ zuruͤckhalten können, dem Kaiser vorzustellen, was die hoͤchsten MInteressen ihm zu erheischen schienen.

J n ih Er bittet schließlich, daß Se. Majestaͤt einen anderen hohen Beamten mit besonderer Voll— macht absenden wolle, um die Wahrheit seiner Berichte an den Tag zu bringen.

Die Kalserliche Antwort hierauf, welche unterm 16. Februar, „mit dem rothen Pinsel geschrieben“, in Canton einging, lautete folgendermaßen:

„Wir konnen unter keiner Bedingung die Beleidigungen dieser Auslaͤnder ruhig hinnehmen und uns bethoͤren lassen, wie du gethan hast. Blind und verblendet, wie du bist, darfst du es wagen, die Frechheit zu haben, unseren Befehlen den Ruͤcken zu kehren, fort— waͤhrend die Dokumente der Auslaͤnder hinzunehmen und sogar Bit— ten zu ihren Gunsten an uns zu richten? Solch' ein Verfahren uͤber— schreitet die Graͤnzen der Vernunft. Kraftlos und unwuͤrdig wie du bist, was fuͤr eine Art von Herz kann in deiner Brust enthalten seyn? Nicht nur nimmst du ihre Drohungen und Beleidigungen gutwillig hin, sondern du wagst es selbst, einige Bemerkungen zu machen, in der Absicht, uns in Schrecken zu setzen! Wisse äber, daß wir keine feige Furcht haben! Wir werden unsere ferneren Befehle demnaͤchst verkuͤnden. Achte dies.“

Die ferneren Befehle gegen Kischin bestanden nun in einem am 26. Marz in Canton eingetroffenen Kaiserlichen Edikt, in wel— chem die bereits erwaͤhnte Wiedereinsetzung Lin's verkuͤndet und verfuͤgt wird, daß Kischin, weil er sich von den Englaͤndern habe bestechen lassen, verhaftet, sein Haus versiegelt, seine Familie in Eisen gelegt und er sowohl wie seine Familie nach Peking gebracht und dort an dem Tage ihrer Ankunft hingerichtet werden sollen. Diese Strafe scheint jedoch dem Kaiserlichen Zorn noch nicht ge— nuͤgt zu haben, denn am 30. Maͤrz traf in Canton folgendes ge— gen Kischin und einige andere Beamte erlassenes Straf Edikt ein, welches indeß nach einigen Berichten bis jetzt noch nicht zur Aus⸗ fuͤhrung gekommen seyn soll, so daß an der Hinrichtung Kischin's noch gezweifelt werden darf:

„Kischin hat sich bestechen lassen und unsere Truppen bestochen, damit sie nicht fechten; ich befehle daher, daß er sofort in der Mitte des Leibes auseinandergeschnitten werde. Auch sollen alle diejeni⸗ gen, welche ihm in seinem Amte beigegeben sind, Große oder Kleine, alle seine Verwandten und Alle, die ihm angehdren, nebst denen, welche Geschäfte mit ihm betreiben, ohne allen ünterschied enthaup⸗ tet werden. Auch foll Paoutfung, der sich hochverraͤtherischerweise in dieser Sache mit den Engländern verbunden hat, eines lang—⸗ samen und schmachvollen Todes sterben, indem man ihm das Fleisch stuͤckweife von den Knochen schneidet; sein Geburtsort soll auf hundert Li (27 Englische Meilen) in der Runde wuͤst gelegt und seine Verwandte deportirt werden. Es soll die Pfauenfeder von der Muͤtze YHihschans genommen werden, wegen seiner Schwaͤche und seines 36gerns, als er die Truppen ins Gefecht fuͤhren sollte; Lung⸗ wang soll um zwei Rangstufen degradirt und YHanghang des Ranges Hau, der den wahrhaft Tapferen zukommt, entsetzt werden. Aüch soll jeder Beamte der Provinz Canton, ob hoch oder niedrig, seines Amt⸗Knopfes beraubt werden, bis er sein Versehen barch kraftige Anstrengung gut macht. Achtet dies.“

Inland.

Jauer, 8. Sept. (Bresl. 3.) Am 5. September fin das Nanbver des Iten und 6ten Armee-Corps statt um 8 i

.

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r.

zei Striegau, erst Nachmittag um 4 Uhr bei Herzogswaldau an. Lie i . . Tag e von Sr. Majestaäͤt befohlene Aban⸗ derung war den Truppen sehr gůünstig, weil es früh bis gegen Mit⸗ tag sehr heftig regnete, Abends aber das ch vollig auf klaͤrte. Se. Masestäͤt der König, alle Prinzen des Königl. Hauses, so wie die Höͤchsten und hohen fremden Gaͤste wohnten diesen und den an den folgenden Tagen stattfindenden Feldmandvers bei, welche ein treues Bild des Krieges gaben denheit erworben haben sollen. 2 Wege vor sirten Ihre Majestäten der Köͤnig und die Königin 9m die festlich geschmuͤckte Stadt Jauer und wurden an einer Ehrenpforte von den Behörden der Stadt und 30 weiß gekleideten Madchen begruͤßt. Ihre Majestaͤt die Königin setzte dann ihren Weg nach Dömanze fort. Se. Majestat der Kbnig ritt nach dem Manbver,

Auf dem Wege von Liegniß pas—

etwa um 7 Uhr Abends, durch die ganze Stadt und nahm dann

in Kolbitz auf dem Schlosse des Landraths von Zedlitz Quartier, wo sich Allerhöoͤchstderselbe noch aufhaͤlt.

Kreuznach, 5. Sept. (D ü sseld. 3.) Ager ist dem hiesigen Gymnasium eine seltene Auszeichnung zu Theil geworden. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen ge⸗ ruhten zuerst am 30. August die dͤfffentliche Prufung, als die Vri⸗ maner und 1 , . i, n, . r e nit Ihrer hohen Gegenwart zu beehren. Die de, 85. beglůckten Lehrer und Schuler dure die ge⸗ spannteste nn n und durch gnädige Aeußerungen Höchstihrer Zufriedenheit, diesem muf n , 16 I bie eben auch dem Rede⸗ m n ,. ten, die genauesten Nachrichten uber den Zustand de. ee die Lehrweise und üͤber einzelne, sich irgendwie auszeichnen e Schuͤler ein. Einen Schuͤler, welcher eine selbstverfertigte debens⸗ Tharakteristik des Hochseligen Königs vortrug, ließ die hohe, Frau später besonders zu sich kommen, und bezeigte ihm Hoͤchstihren mnädigen Beifall. Am 3. September endlich geruhten Ihre Königliche Hoheit auch noch beinahe zwei Stunden lang dem Examen der Vorbereitungs⸗Schule beizuwohnen und legten Ihr freudiges Wohlgefallen uber das bestimmte Antworten und das frische aufgeweckte Wesen der Kleinen den Lehrern an den Tag.

Paderborn, 6. Sept. (Westph. Merk.) Nach Inhalt der letztwilligen Verordnung des verewigten Bischofs von. Pader⸗ born erbt das hiesige katholische Waisenhaus aus seinem Nachlasse eine Summe von fast 65,0) Rthlrn. mit der Bestimmung, daß an den Revenuͤen dieses Fonds die katholischen Waisen aus der Preußischen Provinz Westphalen, in so weit solche zur bischofli⸗ chen Didzese Paderborn gehort, Theil nehmen sollen. Der Eongregation der hiesigen barmherzigen Schwestern ist eine jaͤhrliche Rente von 490 Rthlrn. und der, hiesigen Sonn⸗ tagsschule fuüͤr Gewerbtreibende ein Kapital ,, Rihlrn vermacht. Zur Unterstuͤtzung huͤlfsbeduͤrftiger katho⸗ lischer Schulkinder fuͤr den ganzen Bereich des bischofli⸗ chen Sprengels Paderborn ist ein Fonds von 10000 Rthlrn, aus⸗ gesetzt worden. Außerdem kommen noch, mehrere andere Legate zu milden Zwecken vor, welche wir der Kuͤrze halber hier uͤbenge— hen muͤssen. Das Aufgezaͤhlte genugt, um die Frage zu stellen, ob das Andenken des in Gott ruhenden Bischofs durch ein schoͤ—

neres Denkmal in Erz und Schrift geehrt werden kann, als er

sich selbst in diesem Testamente fuͤr ewige Zeit gesetzt hat?

Eröffnung der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahn. Berlin, 11. Sept. Mit der am gestrigen Tage eröffneten Eisenbahn-Verbindung zwischen Berlin und Coöthen ist fuͤr unsere

Hauptstadt der Anfang einer neuen Epoche eingetreten. Denn was jetzt nur ein Mittel scheint, den Reisenden Lon und nach

dem westlichen und sfuͤdlichen Deutschland einen Tag oder eine Nacht unterweges zu ersparen, das wird bald als ein wichtiger

Theil des großen Eisenbahn-Netzes hervortreten, welches die außer—

sten Punkte des gemeinsamen Deutschen Vaterlandes, vom Balti⸗

schen bis zum Adriatischen Meere, in die naͤchste Beruͤhrung und in einen fruͤher nie geahnten wechselseitigen Verkehr bringen, und dessen Mittelpunkt, allem Anscheine nach, Berlin werden wird. Schon setzt liefert die 515 Meilen lange Linie, welche Berlin mit Cöthen, Eothen mit Magdeburg-Leipzig und Leipzig mit Dresden verbindet, den Beweis, wie sehr die Zahl der Reisenden und der Verkehr mit Guͤtern waͤchst, wenn die Gelegenheit, die Einen und die Anderen zu befoͤrdern, so außerordentlich erleichtert und ver— vielfältigt ist, wie dies auch auf einem anderen Punkte unseres Vaterlandes durch die Rhein-Dampfschifffahrt taͤglich dargethan wird.

Die gestrige Erdͤffnung, mit welcher in Berlin, da dieselbe in die Zeit der Abwesenheit Sr. Majestät des Koͤnigs fiel, keine

besondere Feier verbunden war, wurde besonders dadurch verschoͤ—

nert, daß Ihre Köͤnigl. Hoheit die Prinzessin Karl die Gnade

hatte, den ersten Eisenbahnzug zu einer Reise zu benutzen, die

Höchstdieselbe nach Weimar unternahm, wo Ihre Königl. Hoheit, Uhr Morgens von Berlin abging,

obwohl der Zug erst um 7) doch noch am gestrigen Abend ankam, da in Halle, beim Ein— treffen des Eisenbahnzuges aus Cbthen, die Extrapost-Pferde be— reit standen, um die hohe Reisende nebst ihrem Gefolge weiter zu befördern. Durchlaucht den aͤltestregierenden Herzog von Anhalt begruͤßt,

Höͤchstwelcher auch Ihre Königl. Hoheit, nachdem in der kurzen

Zeit des Wechselns der beiden Eisenbahnzuͤge ein Dejeuner ein— genommen worden war, an den Reisewagen zuruͤckbegleitete.

Der Bahnhof in Cbthen gewaͤhrte uͤbrigens gestern einen

ungemein uͤberraschenden imposanten Anblick. Das Großherzog—⸗

liche Restaurations⸗Gebäude war mit Blumen-Festons und mit den Fahnen der Preußischen und der Anhaltischen Farben geschmuͤckt. Die Direction der Magdeburg⸗-Leipziger Eisenbahn⸗-Gesellschaft hatte een zur Begruͤßung des ersten vollstaͤndigen Convois der Schwester-Gesellschaft ebenfalls mit Blumengewinden und hohen Saulen geschmuͤckt, welche die Farben Preußens, Bbllerschuͤsse begruͤßten sowohl

ihren Theil des Bahn

Sachsens und Anhalts trugen. den ersten aus Berlin ankommenden Zug, als auch den zweiten, der unmittelbar nach jenem befördert werden mußte, da die Zahi von 600 700 Reisenden, die sich gemeldet hatten, so wie das zahlreiche Gepäck derselben und sechs Equipagen, nicht mit einem Train befördert werden konnte, Auf dem Ebthener Bahn— hofe, wo nun, außerdem noch die beiden Zuͤge aus Magde— burg und Leipzig ng fen waren, und wo sich eine große Volksmenge aus der Stadt und Umgegend versammelt hatte, war in Folge dessen ein, so buntes Gewühl und Treiben entstanden wie man es kaum in den volkreichsten Staͤdten größer zu sehen pflegt. Allerdings ward dadurch auch einige Unordnung ö dem Aus⸗ und Einströmen der Reisenden von und nach den Berliner, Mag⸗ deburger und Halle⸗Leipziger Wagenzuͤgen, so wie bei den Expedi— rungen des Gepäcks, herbeigefuͤhrt, doch ist diese wohl in der ersten Zeit unvermeidlich und wird in der Folge, bei größerer Genbt—

das Wetter sich vollig auf⸗

und sich die Allerhöoͤchste Zufrie⸗

einzeln die

In diesen Tagen

hoch⸗

und zogen an diesem und am fol-

2000

In Cbthen wurde Ihre Königl. Hoheit durch Se.

1127 heit des Dienst⸗Personals, gewiß ganz vermieden werden. Schon setzt ist zum Theil dadurch Vorsorge getragen, daß in Berlin be⸗

sondere Gepaͤckwagen fuͤr die nach Magdeburg und Leipzig gehen⸗

den Reisekoffer ic. bestimmt sind, welche in Coöthen umgepackt werden, sondern direkt weiter gehen. Aber auch fur die Station Halle mußte nothwendig ein solcher besonderer Wagen bestimmt seyn, da wir schon gestern bemerkt haben, daß ein großer Theil der Reisenden, die nach den Saͤchsischen Herzog— thuͤmern, nach Hessen und Frankfurt a. M. gehen, seinen Weg nicht uͤber Magdeburg oder Leipzig, sondern uber Halle nimmt, welcher Ort den doppelten Vorzug gewahrt, erstlich auf der direk— ten Route nach jenen Gegenden zu liegen und zweitens auch auf dem kleinsten Umwege, durch die Eisenbahn erreicht zu werden, denn Halle, welches auf der Chaussee 22 Meilen von Berlin ent⸗ fernt ist, hat auf der Eisenbahn eine nur um zwei Meilen groͤßere Entfernung und wird in sechs Stunden bequem erreicht. ö

Der erste Zug hatte jedoch gestern eine unerwartete Verzbge— rung zu erleiden. Dadurch namlich, daß der Morgens um S Uhr von? Eöthen abgegangene, eine große Menge von Reisenden nach Berlin führende Train von einer Lokomotive (dem G irsch.) ge fuͤhrt wurde, welche seit dem vorjaͤhrigen Herbst den Dienst zwi— schen Deßau und Cöthen verrichtet und dadurch schon etwas ge—

litten hatte, verspatete sich dieser um drei Viertelstunden, und der

Berliner Zug war in Folge dessen genbthigt, auf der Auswei— chungs-Statien Zahna eben so lange still zu stehen und zu warten. Abgesehen hiervon wurde jedoch der Weg, sowohl hin als zuruͤck, mit Einschluß des zum Abgehen und Aufneh— men von Reisenden hestimmten Aufenthaltes auf saͤmmtlichen Zwi— schenstationen, in funf Stunden zurückgelegt. Einige Reisende, zu denen der Referent gehoͤrt, die nur die Bahn zum erstenmale mit befahren wollten und von Cöͤthen wieder nach Berlin zuruͤck— kehrten, hatten den Weg von 40 Meilen in zehn Fahrsfunden, oder mit Einschluß des Aufenthaltes in Coͤthen und Zahna in 11

Stunden gemacht, denn kurz vor 7 Uhr fuhren sie bereits wieder

in den Bahnhof von Berlin ein, der diesesmal eben so wie die Bahnhoͤfe auf den Zwischenstationen von einer sehr großen Men—

schenmenge, die das neue Schauspiel herbeigelockt hatte, ange-

fuͤllt war.

Von diesen Zwischenstationen sind es besonders Juͤterbogk und Wittenberg, welche auch in der Folge, wegen ihrer Lage an zwei großen Chausseen, wichtige Punkte fuͤr die Eisenbahn bleiben werden. Bei Wittenberg hat die letztere ein eigenes Geleise nach der Elbe legen lassen, um Guͤter zu befoͤrdern, die auf diesem Strome ankommen oder abgehen. Juͤterbogk aber wird vorlaͤufig auch fernerhin eine Hauptstation fuͤr die Befoͤrderung von Reisen—

getroffen ist, diese bald nach ihrer Ankunft weiter zu befoͤrdern

ünd sie vielmehr in jener Stadt eine Nacht zubringen mußten. Dagegen ist, wie sie gestern auch bereits von vielen Reisenden

* 2 J . e en, d 8 ö ge en, Tage, kor⸗ benutzt worden, die Gelegenheit gegeben, in einem Tage, von Mor—

gens um 6 Uhr bis Nachmittags um 5) Uhr, von Dresden uͤber Leipzig und Coͤthen nach Berlin zu gelangen, wobei man noch uͤber eine Stunde in Leipzig und uͤber eine halbe Stunde in Coöͤthen Denjenigen, die von Berlin aus noch in diesem Herbste

verweilt. einen Ausflug nach den schoͤnen Harz-Gegenden unternehmen wol⸗

len, ist durch die Preußischen Post-Einrichtungen, welche sich in

Coͤthen der Eisenbahn unmittelbar anschließen, die beste Gelegen⸗

heit gegeben, indem von Cöthen aus taglich Personenposten nach

Bernburg, Ballenstͤdt, Quedlinburg und anderen Richtungen ab— gehen. So koͤmmt eine dieser dem bffentlichen Verkehr so nuͤtz—⸗

lichen Institutionen der anderen entgegen, und beide werden ge⸗

wiß neben einander zum Wohl des Landes immer mehr sich ent— wickeln. ; * * . Der Direction der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn muͤssen wir

jedoch die Anerkennung zu Theil werden lassen, daß sie ein großz⸗ artiges Unternehmen in der kuͤrzesten Frist, in welcher bisher eine

Eisenbahn von dieser Ausdehnung auf dem Kontinente gebaut worden, zu Stande gebracht hat. Am 1. April 1839 wurde zwar bereits der erste Spatenstich unternommen, aber erst im November dessel—

ben Jahres konnte man die definitive Linie der ganzen Bahn be-

stimmen und die letzten Grundstuͤcke in der NRaͤhe von Berlin er— werben. Also in einem Zeitraume von weniger als zwei Jahren sind 2) Meilen Eisenbahn, von welcher 15 Meilen aus mehr oder minder hohen Durchstichen und Aufschuͤttungen bestehen, her— gestellt worden.

Elbbruͤcke und die fuͤnf uͤber die Mulde und deren Arme gebau—

einen sehr schoͤnen Anblick gewaͤhrten. Moͤge das ganze Unter—

Die Spanische Kirche seit dem Absterben Ferdinand's XE.

O Madrid, im August. Kurz vor dem Absterben Ferdi⸗ nand's VII. rief der Papst den zum Kardinal ernannten Nuntius Tiberi aus Spanien zuruͤck und ernannte statt seiner den Erzu

ae r, San Felipe e Sorfo, Als der Rath von Casti⸗

bischof von Nicaea, Mon zum Nuntius am Spanischen Hofe. lien sein Gutachten uͤber das Breve abgab, kraft dessen der neue Nuntius seine Zulassung verlangte, war Ferdinand VII. bereits gestorben, und die Spanische Regierung setzte die Anerkennung des Nuntius, dessen Beglaubigungsschreiben auf jenen König lautete, auf so lange aus, bis er bei der Koͤnigin Isabella beglau⸗ bigt seyn wurde. Die Regierung ersuchte zugleich den noch in Madrid verweilenden Kardinal Tiberi mittlerweile die Ausuͤbung seiner Befugnisse nicht einzustellen, wozu dieser sich auch verstand. Es kam indessen zu Eroͤrterungen, in deren Folge der Papst dem Kardinal befahl, Spanien zu verlassen. Bevor dieser abreiste, erwirkte er von der Spanischen Regierung fuͤr den Assessor der Nuntiatur, Don Francesco Fernandez de Campoma⸗ nes, die Ermaͤchtigung, vorlaͤusig die der Nuntiatur obliegen⸗ den Geschaͤfte wahrzunehmen, damit deren Erledigung keine Ver— zoͤgerung erlitte. . Mlttlerweile bemuͤhte sich der Erzbischof von Nicaea, abge⸗ sehen von allem diplomatischen und. politischen Charakter, blos als apostolischer Nuntius, zur Ausuͤbung der ihm als solchem zustehenden ö 1 Befugnisse zugelassen zu werden und des— halb das Königliche Exequatur fur das ihn einsetzende Breve zu erhalten. Da es nun der damaligen Spanischen Regierung daran lag, daß die Beduͤrfnisse der Gläubigen befriedigt warden, so beschloß sie, die kirchliche Frage von der politischen zu trennen, und die Zulassung des Erzbischofes von Nicaea als Paͤpstlichen zuntius einstweilen unentschieden zu lassen. Die wichtigste Frage aber war, welche Formen bei der Einsetzung neu zu ernennender Bischöͤfe zu beobachten waͤren. Zufolge des ichen dem Kbnige Ferdinand VI. und dem Papste Benedikt AIV. am 20. Februar 1763 abgeschlossenen Kon—

nicht ü . mäß, ernennt demnach die Krone saͤmmtliche Bischöͤfe und Erz⸗

kordates wird der Spanischen Krone das ihr zustehende allge⸗ meine Patronatrecht aufs neue von Seiten des Papstes an⸗ erkannt und diesem dagegen das Recht der Ausfertigung der Einsetzungsbullen wie zuvor bewilligt. Der heutigen Praxis ge⸗

bischoͤfe, und der Papst hat dieselben durch besondere zu konfirmiren. Zufolge der ley. 11. lit. 16 libr. 1 Nuera Kecopila-

ion werden diese Bullen, ehe sie in Kraft treten koͤnnen, dem

Besonders interessant ist in dieser Beziehung der / Bau zwischen den Stationen Roslau und Deßau, wo die große

ö . nister⸗Praäͤsident, am 23. den nach Dresden bleiben, da in Leipzig noch nicht die Einrichtung

Tonsejo de la Camara, das jetzt durch das hbchste Tribunal er⸗ setzt worden ist, vorgelegt, um zu untersuchen, ob sich irgend eine das Königliche Patronatrecht beeinträchtigende Klausel darin be⸗ faͤnde. Nach erfolgter Untersuchung und Anerkennung der Bulle werden die Exekuroriales ausgefertigt, damit der ernannte und konfirmirte Praͤlat Besitz von seinem Sprengel nahme. Zu be⸗ merken ist noch, daß der Papst sich in jenem Konkordate die Vergebung von 52 besonders bezeichneten Benesizien vorbehielt, die jedoch nur an verdiente Spanische Geistliche verliehen wer⸗ den sollten. ; Die Spanische Regierung kam nun mit dem Erzbischofe von Nicaea, ohne ihn als Nuntius anzuerkennen, dahin uͤberein, daß die ernannten oder zu ernennenden Bischoͤfe praäͤkonisirt, in den Einsetzungsbullen jedoch die gebräuchlichen Klauseln, aus denen eine Anerkennung der Koͤnigin Isabella von Seiten des Paͤpst— lichen Stuhls hervorgehen koͤnnte, auf so lange, bis die politi⸗ schen Verhaͤltnisse es dem Papste gestatten wurden, seine neutrale Stellung aufzugeben, unterdruͤckt werden sollten. Die Spanische Regierung brachte die Klauseln in Vorschlag, durch welche die wegfallenden zu ersetzen wären, und der designirte Nuntius hielt sie fůr annehmbar. Der Roͤmische Hof aber beharrte auf den bereits erhobenen Schwierigkeiten und stuͤtzte sich auf gewisse Ausdruͤcke, welche, wie er vorgab, die Note des Spanischen Ge⸗ schaͤftstraͤgers in Rom enthielt, und auf die Behauptung, die Klauseln seyen unzulässig, weil aus ihnen implicite die Anerken⸗ nung der Königin hervorginge, die man doch gerade vermeiden wolle. Dagegen schlug der Papst vor, alle auf das Patronatrecht und die Königliche Prasentation Bezug habenden Klauseln ganz zu unterdruͤcken, und daß Sr. Heiligkeit motu proprio henigni- late Sedis Apostolicae die ihm far Besetzung der erledigten Sprengel zu designirenden Personen zu bestätigen und dabei eine separate amtliche Erklarung in Bezug auf das der

Spanischen Krone zustehende Patronatrecht auszustellen haͤtte.

Regierung nicht zuge⸗

Dies glaubte jedoch die Spanische Verhandlungen zwischen

ben zu koͤnnen, und nach langen beiden Höoͤfen zeigte endlich der Graf Toreno, als Mi⸗ August 1835 dem designirten Nuntius an, daß es der Wuͤrde der Koͤnigin von Spanien nicht anstände, in eine offenbare Verletzung des Koͤniglichen Patronat⸗ Rechtes, selbst neben einem separgten Vorbehalte, einzuwilligen. Zugleich wurden dem designirten Nuntius die Paͤsse zugestellt, die er fuͤr den Fall, daß keine Uebereinkunft zu Stande käme, gefor— dert hatte. Bei Uebersendung derselben bemerkte ihm die Regie⸗ rung, daß die aus der Nichtbesetzung der bischoͤflichen Stuͤhle er⸗ folgenden geistlichen Bedraͤngnisse nicht der Spanischen Krone zur Last fallen koͤnnten.

Da nun eine Menge Bisthuͤmer erledigt waren, und die von der Spanischen Regierung neu ernannten Bischoͤfe die Einsetzungs Bullen von Rom nicht erhalten, also auch die vollen bischöͤflichen Befugnisse nicht ausuͤben konnten, so ergriff die Regierung einen' Ausweg, der nur zu neuen Verwickelungen gefuhrt hat. Sie uͤbertrug namlich den designirten Bischoͤfen die Berwaltung ihrer Sprengel, indem sie die Kapitel, denen bei Erledigung der Stuͤhle die Jurisdiction zusteht, bittweise veranlaßte, diese jenen anzuvertrauen. Die meisten Kapitel entsprachen bereitwillig die⸗ sem Ansinnen, und selbst das von Toledo uͤbergab sogleich dem ernannten Erzbischofe (fruͤheren Bischofe von Mallorca) die Ju⸗ risdiction als Gubernator sede vacante. Einige Kapitel zöger— ten jedoch, und das von Oviedo weigerte sich geradezu, bis die Regierung sechs widerspenstige Kapitulare verbannen ließ und

.

darauf die Ernennung erfolgte.

datuͤrlich konnte der Papst in dieser Maßregel nur das Be— streben der Spanischen Regierung erkennen, alle Bisthuͤmer mit ihr gaͤnzlich ergebenen, dem Roͤmischen Stuhl abgeneigten Praͤ⸗ laten zu besetzen, und da in den Fallen, wo die Kapitel sich wei⸗ gerten, den designirten Bischoͤfen die Jurisdiction zu übertragen gewaltthaͤtig gegen sie eingeschritten wurde, so durfte der Pãpst allerdings in seiner Allocution vom 1. Marz d. J. sich auf Kap.

5. de Flectione in VI. berufen, um die Uebertragung des Am— ten Ueberbruͤckungen, verbunden mit der fruchtbaren Landschaft, s ten Bischoͤfe als unkanonisch zu verurtheilen. nehmen in demselben Geiste stets geleitet werden, in welchem es bisher zur Zufriedenstellung der Betheiligten fortgefuͤhrt worden!

tes eines Vicarius capitularis auf die von der Regierung ernann— ten Bischoͤfe als Auch haben sich sogleich die Kapitel von Toledo und Saragossa geweigert, jenes die geistliche Gerichtsbarkeit des von der Regierung ernannten Erzbischofes, dieses die Befugnisse des sede impedita von dem

Kapitel selbst auf den Wunsch der Regierung ernannten Vicarmi capitularis, laͤnger anzuerkennen.

Um ein recht deutliches Bild von der Zerruͤttung, die Hierarchie der Spanischen Kirche versunken sey es mir erlaubt, dieselbe in folgende Klassen zu theilen: 1) Erzbischoͤfe und Bischöfe, welche von dem Papste bestaͤtigt. und im wirklichen Besitze ihrer Sprengel sind. Hierher ge⸗ hoͤren nur die Bischbfe von Cordova, Cuenca, Valladond Tadix, Canaria, Tenerife, Ceuta, Salamanca, Tuy, Cora: Astorga. Badajoz. Guadix, Santander, Tudela, Hues ca, Jaca, Mallorca, Barçellona und Iviza. . Erzbischoͤfe und Bischbfe, die von dem Papste bestaͤtigt sind, ich. aber nicht im Besitz ihrer Sprengel befinden. Hierher gehbren: der Erzbischof von Sevilla, von der Regierung nach Ali⸗ cante verwiesen;

der Erzbischof von Santiago, Malloreg verwiesen;

der Erzbischof von Burgos;

der Erzbischof von Saragossa, als Karlist des Landes ver wiesen, haͤlt sich in Frankreich auf;

der Erzbischof von Tarragona, erklärte sich fuͤr Don Car— los, und wanderte nach Frankreich aus;

der Bischof von Leon, erklärte sich bereits vor dem Ab⸗ sterben Ferdinands VII. suͤr Don Carlos, fläͤchtete nach Portugal, und begleitete spaͤterhin den Praͤtendenten als apostolischer Delegirter in den Nord⸗Provinzen. Als solcher subdelegirte er wahrend des Bürgerkrieges den Don Lorenzo Cala y Valcarcel in Valencka, und Don Bartoloms Torrabadella in Catalonien. Diese Subde⸗ legirten ruͤckten in ihre Ausfertigungen ein Breve ein. in welchen der Papst sie ermächtigte, fuͤr die geistlichen Beduͤrfnisse solcher Ortschaften zu sorgen, die mit ißren rechtmäßigen Praͤlaten nicht ung hindert verkehren könnten; . ,,, .

die Bischöfe von Orihuela und Mondoste do, be 5 n l. die Karsistifchen Truppen als Paͤpstlf egirte;

ng, in welche ist, zu geben,

von der Regierung nach