1841 / 254 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Miß Pitt als Ehrenfräulein der Kbnigin durch Miß Eleanor Stanley.

Z London, 7 Sept. Eine der glücklichsten Folgen unse— res Ministerwechsels ist, daß nunmehr alle Parteien mit der ge⸗ buührenden Achtung von der Königin reden und schreiben. Ihre Majestaͤt hat durch die That bewiesen, daß sie hre Pflichten kennt, und wenn die Nation verfassungsmäßig ein Opfer. von ihr fordert, sie es zu leisten vermag, und zwar mit all der Anmuth, welche ihrem Geschlecht und ihrer Perföoͤnlichkeit eigen ist. Nicht nur hat sie Sir Robert Peel, als das anerkannte Haupt seiner Partei, berufen, das von derselben geforderte Ministerium zu hil⸗ den, sondern auch ihm im vollsten Vertrauen ohne alle Beschraͤn— kung die Zusammensetzung desselben gestattet und (wie ich ganz zu⸗ verlässig weiß) von dem ersten Augenblicke an bei jeder Gelegen⸗ heit, sowohl ihn als alle feine Kollegen, mit der höͤchsten Artigkeit behandelt. Wenn, wie der Herzog von Wellington es rühmte, Lord Melbourne seine hohe Gebieterin in den Grund⸗ saͤtzen der Verfassung unterrichtet hat, so hat er. sich als einen vortrefflichen Lehrer erwiesen, und die Schuͤlerin hat gezeigt, daß sie die Lehren mit Verstand und Geist auf⸗ ʒzufassen gewußt. Als sie sich z. B. im Jahre 1839 weigerte, ihre Danien von sich zu entfernen und lieber das Ministerium, dessen Abdankung sie angenommen hatte, zuruͤckrief, waren die Verhaltnisse ganz anders. Die Whigs hatten damals vorgeschla⸗ gen, die Verfassung von Jamaika, dessen Vertreter sich hartnaͤckig geweigert hatten, die Beschluͤsse des Parlamentes in Ausfuhrung zu bringen, auf fuͤnf Jahre zu suspenditen. Diesem Vorschlage widersetzten sich die Tories, und mit Huͤlfe der Ultra-Liberalen erhielten sie eine Majoritaͤt von fuͤnf Stimmen. Die Whigs dankten hierauf ab. Da jedoch klar war, daß Peel auf die Radikalen, die bei dieser Gelegenheit mit ihm gestimmt hatten, nicht weiter rech⸗ nen konnte, und es damals noch nicht wahrscheinlich war, daß bei einer neuen Wahl sich eine konservative Majoritäͤt ergeben würde, so hielt Ihre Majestät nicht fuͤr rathsam, einer solchen Zufaͤlllgkeit ihre beste Neigung zu opfern.

Auch versichert man, daß sie es war, welche die Whigs ver— hinderte, gleich nach Verwerfung ihrer Finanz⸗Pläne auszutreten, sondern darauf bestand, daß sie das große Prinzip, womit sie auf— getreten waren, zuerst der Nation zu ihrer Entscheidung vorlegen sollten. Nun ist die Entscheidung gekommen, zwar nicht uͤber das Prinzip (dies wollen die Konservativen selbst nicht zugeben), son⸗ dern äber die Partei, welche das Ruder fuͤhren sollte; und die Königin hat sich derselben, ohne einen Augenblick zu zoͤgern, un⸗ terworfen. Nicht nur ihr eigener Haushalt, sondern selbst die Haupt ⸗Personen im Haushalte ihres Gemahls, sind veraͤndert, und Letzterer ist hierin weiter gegangen, als selbst noöͤ⸗ thig schien, da die Whigs den Haushalt der Köoͤnigin Adelheid lange unangetastet gelassen, und nur spaͤter, als der Graf How unwandelbar in den Reihen der Gegner aller Reformen befunden ward, mußte derselbe in Folge eines besonderen Votums des Un— terhauses austreten. ö 36.

Peel hat inzwischen fast alle ministeriellen Stellen und Hof⸗ chargen beseßt, und seine Wahlen offenbaren immer mehr das ent⸗ schiedene Uebergewicht des Oberhauses und der Gutsbesitzer. Je mehr aber dieses sich aͤußert, desto mehr muß das Selbstoertrauen diefer Klasse zunehmen, und desto schwerer muß er es finden, sie, wenn die Getraide⸗Frage zur Entscheidung kommen muß, zu einer

weisen Nachgiebigkeit zu bewegen. Die Whigs koͤnnen naturlich, bis die neue Verwaltung mit ihren Plaͤnen hervortritt, wenig mehr thun, als bei irgend einen guͤnstigen Gelegenheit den Grundsatz der Handels-Freiheit zu behaupten. Die Anti-corn-law-laegue giebt nur noch hier und da ein Lebenszeichen von sich und hat mmer noch nicht den Hebel gefunden, der die Mettelklassen. und Arbeiter zugleich in gewaltige Bewegung zu‚ bringen vermochte. Nur O'Connell und seine Repeaglers sind thaͤtig; und der eben seiner Haft entlassene O'Connor verspricht, die Ehartisten in Cug⸗ land und Schottland in Bewegung zu seßen. ; Bei einer Ver⸗ sammlung der Letzteren, welche gestern zu seiner Per lle Shen mung gehalten wurde, behauptete er, es gebe nur noch wel, Parteien, nämlich die Tories und die Chartisten, und in kurzer Frist erwartet er, fur eine neue Bittschrift um die Chartre 4 Mill ia nch Un⸗ terschriften zu erlangen, und damit zweifelt er nicht, P a Monaten wieder vom Ruder getrieben, die Chartre zum Landes— esetz erhoben und die Demokratie in der. Herrschaft zu sehen.

les ist nun naturlich nichts weiter als eitle Prahlerei. Das große Üiebel bei der fortwaͤhrenden Trennung der unteren Klassen von den mittleren ist, daß sie den hoͤheren Muth macht, den noch im⸗ mer billigen Forderungen der mittleren zu trotzen. Ein solcher Zustand kann jedoch nicht sehr lange dauern, denn beide muͤssen halb erkennen, daß fie vereinzelt gegen die Gutsherren nichts ver⸗ mögen. Es kömmt, nun entweder zwischen beiden zum Vergleich, oder, was (da die Mittelklassen sich in lhrer Lage bedraͤngter fuͤhlen, als die niederen) wahrscheinlicher ist, jene schla⸗ gen sich zu den Chartisten. O'Connell, weiß man, hat nichts weiter gegen diese einzuwenden, als daß sie mit physischer Gewalt gedroht, wo nur von sittlicher Macht die Rede seyn sollte. Nun aber wird seit den ungluͤcklichen Auftrit⸗ ten zu Newport und Birmingham die Anwendung von Dolch und Fackel von den Chartisten abgelehnt, und gar manche dersel⸗ ben billigen O Connells Streben um ein besonderes Parlament fur Irland. Es konnte sich also leicht eine Macht gegen die Gutsherren bilden, welcher dieselben trotz ihrer großen Mehrheit erliegen müßten, wenn sie den großen Verein nicht durch baldige Nachgiebigkeit gegen die Mittelklassen zu verhindern wissen.

In der gestrigen Versammlung von beiden Haͤusern ereignete sich durchaus nichts Bedeutendes, da man sich naturlich huͤtet, bis die Minister zugegen seyn koͤnnen, auch nur ein Wort zu sa— gen, welches zu Debatten Anlaß geben konnte. Doch vertagte man beide Häuser nur bis auf heute, weil man mehrere Gesch fte zu beseitigen gedenkt, welche von allen Partelkampfen unabhängig sind. Di, Böwring hat inzwischen seinen Entschluß angekuͤndigt, baß er nächstens die Aufmerksamteit des Hauses in Vezüg auf die Einfuhrzüllt auf Schlachtvich, Fleisch Spceck, Geflügel u. dergl. lenken wurde. Es ist also schen fuͤr Beschaͤftigung fur die Majo⸗ ritt der 1 gesorgt. Auch wird das Unterhaus viel Arbeit in

der Untersuchüng bestrittener Wahlen finden, indem gestern wieder Über mehr als ein Dutzend Klagen eingereicht worden, und zwar

von beiden Parteien. Diese Untersuchüngen mössen doch wenig—

stens einen Theil der ungezlemenden. Mittel zu Tage fördern, welche bei den letzten Wahlen auf die empörendste Weise ange-

wandt worden sind, und das Unterhaus nbthigen, endlich einmal auf Mittel zu sinnen, die dem Uebel wirklich begegnen könnten. . Wenigste, was eine konservative Mehrheit thun sollte, ist, bie Nation gegen eine allgemeine Entsittlichung zu bewahren. Zu Kettering und gege Getraide⸗ Geseße stattgefunden, wobei Prediger die Haupt⸗ Ee die Feier abgelaufen, welche gestern in den

rollen spielten, sstischen Kapellen stattfinden sollte, habe ich nec nicht . Eben s sst mir auch nichts weiter mehr über die

ull haben Versammlungen gegen die

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beabsichtigte Versammlung der Fabrikanten zu Manchester gegen die

Kaufleute zu Liverpoelzu Ohren gekommen. Mögen sie dem verzweisel⸗ ten Mittel entsagt haben, gegenscitige Geschäfts⸗-Verbindungen nach der Politik zu bestimmen. Diese gegenseitigen Verfolgungen haben schon Böͤses genug gestiftet, ohne daß es noch so systematisch be— trieben worden, wie hier vorgeschlagen war.

Zum Schlusse dieses Briefes will ich Sie noch auf eine große Revolution aufmerksam machen, welche sich in Schottland vorbereitet und ohne eine wunderbare Dazwischenkunft der Vor⸗ sehung unvermeidlich ist, naͤmlich die Losreißung des groͤßten und wichtigsten Theiles der nationalen Kirche vom Staate. Spaͤter werde ich einmal den Verlauf des Streites, der hierzu Anlaß giebt, weitlaäͤuftiger auseinandersezen. Jetzt nur so viel, daß der gelehrte und einflußreiche Dr. Chalmers keine Gelegenheit vorbei— gehen laßt, ohne die Erklärung zu erneuern, daß ehe die Kirche sich den Forderungen der jetzigen Gesetze unterwerfe, wo— nach es einer Gemeinde nicht freisteht, einen ihr angebotenen Prediger unbedingt zu verwerfen, muͤsse sie all ihrer Verbindung mit dem Staate und folglich all ihren, durch diese Verbindung vermittelten Einkuͤnften entsagen. Es wuͤrde darum freilich immer noch eine Staatskirche in Schottland bleiben, wie eine solche blieb als vor etwa einem Jahrhundert aus ahnlichen Gruͤnden ein fast eben so großer Abfall stattfand. Aber er muͤßte dieselbe so schwaͤ— chen, daß sie den Angriffen der Sekten nicht lange zu widerstehen vermöchte. Die Unzüfriedenen haben ihre Forderungen so hoch— gestimmt, daß kein Ministerium es wagen durfte, einem Parla— mente, wie das jetzige, ein solches Opfer vorzuschlagen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 7. Sept. Die zweite Kammer der Generalstaaten hat gestern im geheimen Comité den Bericht des Ministers des Innern uber den neuen Gesetz-Entwurf hinsichtlich der Niederlaͤndischen Wohlthaͤtigkeits-Gesellschaft vernommen.

Der König der Franzosen hat unserem Koͤnige eine in der Porzellan-Fabrik von Sevres gearbeitete und mit den kostbarsten Gemaͤlden verzierte Tafel zum Geschenk uͤbersandt.

Belgien.

Brüssel, 8. Sept. Der Moniteur enthaͤlt das Pro⸗ gramm der diesjaͤhrigen September-Feste. Unter Anderem wird hier am 23sten d. M. die Einweihung einer neuen Eisenbahn— Station stattfinden, welche die suͤdlichen Eisenbahn-Linien mit der noͤrdlichen verbinden soll.

Dänemark.

Kopenhagen, 6. Sept. Se. Majestaͤt der Konig haben unter dem J. Auͤgust ein Rescript an die Kanzlei erlassen, durch welches saͤmmtlichen Ober-Behbrden im Koͤnigreiche eingeschaͤrft wird, darauf Acht zu haben, daß die Vorschriften der Verordnun⸗ gen hinsichtlich der gehörigen und schnellen Behandlung von Kri— minal-Sachen aufrecht erhalten werden, und von den Unter⸗Behoͤr— den alle zwei Monat uͤber alle bei ihren Jurisdictionen rüͤckstan⸗ dige Kriminal-Sachen, nebst den Motiven ihrer Verzoͤgerung, Bericht erstattet werde. Veranlassung dieses Reseripts ist die Wahrnehmung Sr. Majestaͤt während Ihrer vorjährigen Reise durch die Inselstifte und Jütland, daß in den Arresten Indivi⸗ duen uͤber die Zeit hinaus sitzen, welche die Untersuchung die uͤbri⸗ gen Umstände zu erfordern scheinen.

Se. Majestät haben ferner unterm 9. August an die Kanzlei folgendermaßen reskribirt: „In Veranlassung eines allerunter— thaͤnigsten Berichtes Jon Unserem Departement fuͤr das Auswaͤr— tige hinsichtlich Veranstaltungen zur Unterdrückung von Mißbraͤu— chen unter Handwerksgesellen, wollen Wir Allergnädigst Unserer Kanzlei auferlegt haben, blos die Beobachtung der jetzt fuͤr Daͤ— nemark in dieser Hinsicht bestehenden Gesetzvorschriften einzuschaͤr⸗ fen, da Wir zu jenem Zwecke nicht die Emanirung neuer Gesetz— bestimmungen fuͤr nothwendig erachten.“

Aus Christiania wird unterm zten gemeldet, daß dort der Grund zu den neuen Universitaͤts-Gebaͤuden gelegt worden sey. Berichten von Reisenden zufolge, hat man in der Nacht zwischen dem 77. und 28. August in Valders, und vorzuͤglich, in Norder und Säüder Ourdal ein ziemlich starkes Erdbeben gespuͤrt; die Be— wegung war so stark, daß sich die Mobilien in den Zimmern be— wegten. Auch in Ringerige hatte man Erderschuͤtterungen wahr— genommen. Wahrscheinlich wird dieses Erdbeben noch in weite— rem Umkreise bemerkt worden seyn.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 7. Sept. Das Regierungsblatt enthaͤlt das „Verzeichniß der von den 17 Stimmen des engeren Rathes der Bundes-Versammlung fuͤr die Jahre 1841, 1842 und 1843 ernannten Spruchmaͤnner bei dem durch Bundes-Beschluß vom 39. Oktober 1834 angeordneten Schiedsgerichte.“ Fuͤr Bayern sind als Spruchmaänner aufgefüͤhrt: August Graf von Rechberg, Praͤsident des Sber-Appellationsgerichts, und Eugen Fuͤrst von Wrede, Praͤsident der Regierung der Pfalz.

Wie die Regensburger Zeitung mittheilt, hat Se. Ma⸗ sestaͤt der König den Herrn Valentin Riedel, Regens des Prisster= Seminars in Freising (geb. 1802 zu Lamertingen, 1825 als Prie⸗ ster geweiht), zum Bischof von Regensburg ernannt. von Passau hatte die Berufung zur Uebernahme des Bisthums Regensburg abgelehnt.

Leipzig, 109. Sept. (Leipz. 3.) Die heute stattgefundene Erdffnung' der bei Cbthen in die Magdeburg-Leipziger einmuͤn⸗ denden Berlin-Anhaltischen Eisenbahn blieb auch von Seiten des hiesigen Publikums nicht ohne Theilnahme. Denn wenn auch diese Bahn nicht unmittelbar unsere Stadt beruͤhrt, so wird doch die Wichtigkeit der durch sie gebotenen raschen Verbindung mit der Hauptstadt des Preußischen Staates um so mehr mit Freude begrüßt, je mehr das Unternehmen in einer Zeit. ins Leben tritt, welche mit Beginnen der nahenden Messe die fur unsere Stadt so beziehungsreichen Resultate desselben um so einleuchtender dar— legen wird. Der heute fruͤh um 107 Uhr von hier nach Berlin abgegangene Zug war mit einer großen, Menge hiesiger Bewoh⸗ ner besetzt, und eben so brachte der um 3 Uhr Nachmittags an⸗ kommende Zug eine nicht geringe Zahl Fremder mit. Eine zahl⸗ reiche Menge war an den hiesigen Bahnhbfen versammelt, um

sich der neuen Verbindung zu erfreuen.

A Leipzig, 109. Sept. Die von dem landwirthschaftlichen Verein zu Eutritzsch für gestern und heut veranstaltete Ausstellung

von landwirthschaftlichen Produkten und Geräthschaften hat unter

zahlreicher Theilnahme der Oekonomen aus der nächsten und fer= neren Umgegend und unter außerordentlichem Zudrange des hiesi⸗ gen Publikums stattgefunden. Die Thierschau war ziemlich zahl⸗ reich, und nebst Sielen vorzüglichen Ergmplaren von Pfer⸗ den zeichnete sich eine Anzahl vortrefflichen Vindviehes gus; dar— unter mehrere Stäcke vosn dem von Speckschen Rittergute Eützschena. Acker- Geräthschaften waren zwar nicht in großer

Der Bischof

Menge vorhanden, doch manches Neue und Interessante; desglei— chen zog auch eine wohlgeordnete Sammlung von Saͤmereien die allgemelne Aufmerksamkeit auf sich. Die Actien zu der von dem Vereine beabsichtigten Verloosung fanden lebhaften Abgang. Ne— ben dem praktischen Zwecke, welchen die Ausstellung haben sollte und welcher gewiß auch nicht verfehlt worden ist, bot dieselbe zu— gleich eine passende und ungesuchte Gelegenheit zu einem extem— porirten kleinen Volksfeste, welches, unter Beguͤnstigung des herr— lichsten Wetters, durch die sinnigen und geschmackvollen Veran staltungen des Vereins-Comité's, durch die Privat-Industrie der staͤdtischen Gewerbtreibenden und durch den immer bereiten Sinn unseres Publikums fur dergleichen allgemeine Vergnuͤgungen, rasch ins Leben gerufen wurde. .

Desto weniger fanden sich die Erwartungen befriedigt, welche man sich von besonderen Feierlichkeiten bei Gelegenheit der Er— oͤffnung der ganzen Berlin-Leipziger⸗Bahn gemacht hatte. Daß auch fur diese das lebhafteste Entgegenkommen der hiesigen Be⸗ voͤlkerung nicht gemangelt haben wuͤrde, bezeugte der große Zu drang zu dem Magdeburger Bahnhofe und die Spannung, wo— mit man dem vereinigten Magdeburg⸗Berliner Wagenzuge entgegen sah; da jedoch von Seiten des jenseitigen Direktoriums nicht die geringste Anregung zu einer derartigen Feier gegeben worden war, so konnten nicht wohl Veranstaltungen zu einer offentlichen Kund gebung der allgemeinen Theilnahme an deim hochwichtigen Ereig niß getroffen werden. Auch der ankommende Wagenzug zeigte nichts der Art und verrieth selbst durch seine Frequenz keineswe ges die Bedeutsamkeit einer ersten Dampfwagen-Fahrt zwischen zwei so wichtigen und bisher durch einen so weiten Raum ge— trennten Orten, und so verließ das zahlreich versammelte? zubliküum den, ebenfalls des festlichen Schmuckes entbehrenden Bahnhof mit sehr getaͤuschten Erwartungen. .

SHGSannover, 9. Sept. Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Nassau sind gestern Morgen, von ldenburg kom— mend, hier eingetroffen.

Cöthen, 9. Sept. Am ten d. M. traf Ihre Durchlaucht die verwittwete Frau Herzogin Julie zu Anhalt, nach einer zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit noͤthig gewesenen mehrjährigen Abwesenheit, aus Graͤfenberg in Schlesien hier ein. Schon bei der Ankunft der hohen Frau, die mit dem Dampfwagenzuge des Nachmittags erfolgte, gab sich die Theilnahme des auf dem Hein richsplatze zahlreich versammelten Publikums durch wiederholtes Hurrahrufen kund; wie denn die Buͤrgerschaft der Residenz am Tten d. durch einen glaͤnzenden Fackelzug und ein der Durchlauch— tigen Landesherrschaft und der verwittweten Frau Herzogin enthu— siastisch dargebrachtes Lebehoch von neuem bethaͤtigte, daß alte Treue und alte Anhaͤnglichkeit gegen das geliebte Regentenhaus in den Herzen der Bewohner Anhalts auch durch langjaͤhrige Entfernung nicht geschwaͤcht zu werden vermag.

Cöthen, 109. Sept. (Coöth. 3.) Mit dem heutigen Tage trat eine der wichtigsten industriellen Unternehmungen der neue— sten Zeit ins Leben; die Eroͤffnung der nunmehr vollendeten Ber lin-Anhaltischen Eisenbahn. Schon begruͤßten unsere freude— erfüllten Herzen gestern bei dem zur Vorfeler der heutigen Bahn Erdͤffnung gestern von der Herzogl. Immediat-Kommissien im großen Saale des Restaurations-Gebaͤudes veranstalteten Ihe ansant, dankbar den theuren Herrscher, unter Hoͤchstdessen Aegide das große Werk seine Weihe und seine Vollendung erhal ten, und Höchstwelcher durch eine waͤrdige, ja glaͤnzende Ausstattung jener zur Aufnahme der Reisenden bestimm ten Raͤume ein, Denkmal seiner Fuͤrstlichen Munificenz be— gruͤndet hat, und in dem, dem hohen Herrn, Seiner durchlauchtig sten Gemahlin und der mit anwesenden verwittweten Frau Her zogin Julie Durchlaucht dargebrachten Lebehoch, ertoͤnte gewiß auch der innigste Wunsch aller Anwesenden. Heute Mitttug nach Ü Uhr laͤngten denn (wie wir bereits gestern in einem besonderen Artikel berichteten) die beiden ersten Zuͤge von Berlin auf dem hiesigen Bahnhofe an, begruͤßt von dem Donner der Boller und den wehenden Flaggen und Blumengewinden, mit denen das Comité der Magdeburg-Cothen-Halle⸗-Leipziger Eisenbahn seinen Perron festlich geschmuͤckt hatte. Ein großes Mittagsmahl im Restaurations-Gebaäͤude und Abends ein Ball mit einem Feuer— werk wird den Tag beschließen, dessen Folgen fuͤr unser Land se gensreich seyn und bleiben moͤgen bis zu der fernsten Zeit.

Oesterreich.

Wien, 5. Sept. (L. A. 3.) Die Anfertigung von Eisen— bahn-Schienen in unserer Monarchie gewinnt zusehends an Aus dehnung und macht uns nun fast ünabhängig vom Auslande. In dem einzigen Werke von Prevali in Kärnten, dem großartig— sfen dieser Art, sind im Laufe eines Jahres uͤber 30, 01 Etr. Ei⸗ senbahn-Schienen angefertigt worden, und zwar mit drei Puddel— Defen: ein Resultat, das seibst die Englischen Werke uͤbertrifft. Bei Leipnik wird, wie ich schon fruͤher berichtet habe, die Nord⸗ bahn ihre Arbeiten, wegen Regulirung ihrer Fonds, bis zum kůns⸗ tigen Fruͤhjahre sistiren, und es finden schon jetzt theilweise Ent— lassungen des Arbeits-Personales statt. Von Ostrau bis Oswiec— zim, wo das Terrain sehr wasserreich ist, werden die Baulichkei⸗ ten wieder auf zahlreiche Schwierigkeiten stoßen, und fuͤr diese Strecke von 22 Meilen sind nach den Plaͤnen und Vorarbeiten nicht weniger als 700 Mauerwerke erforderlich.

Schweiz. Bern, 4. Sept. (Deutsche Bl.) Nach einer zweitägi— gen Erbrterung hat die Tagsatzung, ohne in die Abstimmung uber die einzelnen Kommissions-Antraͤge einzugehen, beschlossen, die Kloster-Angelegenheit auf den 235. Oktober zu verschieben. Noch zuletzt mußte die Versammlung ein Bild ihrer Ohnmacht und Un⸗ einigkeit abgeben, da sich fuͤr alle vorgeschlagenen Termine zur Wöiederversammlung durchaus kein Mehr ergeben wollte. End— lich machte die Gefaͤlligkeit eines halben Standes der drohenden Gefahr ein Ende und ließ die Vertagung bis zum 25. Oktober geschehen. Der Stand Freiburg hatte darauf angetragen, sich nicht zu vertagen, sondern fuͤr permanent zu erklaͤren, da bei der aufgeregten Volksstimmung die ganze Schweiz unterdessen in Feuer und Flammen gerathen koͤnne. Dieser Antrag fand indessen nur so weit Anklang, als eine ziemliche Zahl, jedoch nicht die Mehr— heit, den Vorort einladen wollte, bei wichtigen Vorfaͤllen die Tag— satzung sofort einzurufen. Damit endlich das langsam sich hin— splnnende Klosterdrama noch manchen Akt fortspielen koͤnne, gab Basel-Stadt schon im voraus einen Antrag zu Protokoll, der wieder auf den Beschluß des 2. April hinausläͤuft, indem dis Tagsatzung von neuem die Bundeswidrigkeit des allgemeinen Klo— ster⸗Aufhebungs-Dekrets aussprechen und Aargau gewissermaßen bittend mit dem Begehren an die Tagsatzung kommen solle, ein— zelne Kloͤster, unter Anfuͤhrung der Grunde, aufheben zu duͤrfen.

Neuchatel, 4. Sept. (Const. Neuchat,) Herr Prof. Agasstz hat in Begleitung der Herren Forbes aus Edinburg, Heath

aus Cambridge, Duchatelier aus Nantes, Desor und Purdy aus Neuchatel, nebst sechs Fuͤhrern, am 28. August die Jungfrau er⸗ stiegen. Um fuͤnf Uhr Morgens verließen diese unerschrockenen Naturforscher die Sennhuͤtten der Bieschhoͤrner, um zehn Uhr waren sie auf dem ersten Schnee⸗Plateau, um zwe Uhr hatten sse die Passage zwischen dem Aletsch un dem Rotthal erreicht, wo figde Herren Heath und Purdy mit zwei Fuüͤhrern zurüͤcklassen mußten. Die letzten 80 Fuß waren die schwierigsten, da die Stelle, wohin man den Fuß setzen wollte, erst mit unglaublicher Muͤhe in das Eis eingehauen werden mußte, und ohne den trefflichen Fuhrer Leut⸗ hols hätten die Reisenden wahrscheinlich auf die Ausfuͤhrunz ih⸗ res Unternehmens verzichten muͤssen. Um 4 Uhr. erreichten sie den Gipfel, wo sie eine Fahne auspflanzten, die bis Bern sicht— bar ist. Nachdem sie eine halbe Stunde ohen verweilt, traten sie den Rlckweg an und erreichten um elf Uhr Abends die Senn⸗ huͤtte wieder.

Spanien. Der morgende Festtag, dem Andenken

Madrid, 31. Aug. n d September 1840 gewidmet,

des Umschwunges der Dinge am 4. lber gewidmet, wird schon heute durch Glockengelãute augekndigt. Furchtsa me Personen, die Unruhen besorgen, sind aufs Land gezogen. 3 schen ist wohl schwerlich irgend etwas, Storen des zu erwartzn ;, ie Behoͤrden haben sich vorgesehen. Die alte Klage, das Anlghen von 60 Millionen wolle nicht zu Stande kommen, erneuert sich; die Kapitalisten sind sproͤde und spannen die E eiten ungewöhnlich hoch, was für Spanien viel sagen will. Man ist sonst gar nicht abgeneigt, Alles zu bewilligen, weil es ja frei steht, Nichts zu halten. . . ; ö Ein Tagesbefehl vom 21. August läßt schließen, daß zu Alge— sjras Unruhen am Ausbruch waren. Don Juan Iruega, Capi—⸗ rain des Bataillons, das sich am 16. August empoͤrte, soll vor ein Kriegsgericht gestellt und nach der ganzen Strenge der Gesertze gerichtet werden.

O Madrid, 30. Aug. Mit Spannung sieht man der Jahresfeier der September Revolution entgegen. Die in zu lte denheit der Offiziere äußert sich jetzt so laut, daß der Kriegs⸗Mi⸗ nister ihnen untersagt hatte, den Sitzungen der Preßgerichte bei⸗ zuwohnen, Artikel in dffentliche Blaͤtter einrücken zu lassen und Gespraͤche uͤber Politik zu fuͤhren. Dies Verbot ist gan; in der Ordnung, nimmt sich aber seltsam aus, wenn man , . der jetzige Kriegs-Minister als Genzral eine nicht geringe Meng von Schmaͤhschriften gegen die fruͤhere Regierung drucken. ließ, und daß der Herzog de la Vittoria die periodische resse be⸗ nutzte, um vermittelst der Manifeste des Generals Linage Mini sterien und Regentinnen zu stuͤren. Die Minister halten fast unausgesetzt Berathschlagungen.

Portugal.

Lissab on, 30. Aug. Die Deputirten-Kammer hat den Gesetz⸗ Entwurf angenommen, der einen Abzug von 16 pCt. von allen Civil-Besoldungen zu Gunslen des Stagtsschatzes verfügt; die Opposition konnte mit ihrem Verlangen, daß auch die Civil— liste diesen Abzug erleiden solle, nicht durchdringen. Dagegen be⸗ stritt die Oppofitlon aber auch den Antrag, jenen Abzug nicht min—⸗ ber von den Zinsen der Staatsschuld zu machen, indem sie diese Maßregel als einen Treubruch darstellt und als unpolitisch in ei⸗ nem Augenblicke, wo man dje fremden Staats-Glaͤuhiger zu ei— ner Konvertirung der Zinsruͤckstaͤnde zu bewegen bemuͤht sey; die Abstimmung über diesen Gegenstand war bei Abgang der Nach— richten noch nicht erfolgt und hatte einmal ausgesetzt werden muͤssen, well die noͤthige Stimmzahl nicht vorhanden war. Am 25sten ent⸗ schieden ubrigens die Deputirten, daß sie selbst den Abzug an ih— ren Diaͤten zu erleiden hatten, und der Tonseils⸗Praͤsident en⸗ flaͤrte zugleich, daß auch er und seine Kollegen sich den Abzug von ihrem Gehalte gefallen lassen wärden; zugleich erklärte indeß der Finanz-Minister, daß er außer Stande sey, die auf den Staats— schatz angewiesenen Pensionen zu bezahlen. .

Herr José Maria de Vasconcellos Mascarenhas hat eine Petition der Lissaboner Kaufmannschaft wegen Abschaffung der Differential-Zöoͤlle eingebracht, welche auf die Tafel des Hauses nlebergelegt wurde und in Erwägung gezogen werden soll. ,

Ber bekannte fruͤhere Fuhrer der Miguelistischen Armee, Ge— neraf Mac Donald, ist am 2bsten in Lissabon verhaftet und nach dem Fort San Jeorge gebracht worden; in den Provinzen neh— men die Guerilhas zu.

Der Marokkanische Agent, welcher bekanntlich, um eine Schuldforderung des Kaisers von Marokko an die Portugiesische Regierung einzutreiben, sich in Lissabon aufhielt, hat sein Ultima— tum gestellt und erklaͤrt, auf die Zahlung nicht langer warten zu wollen, sobald zwei Marokkanische, bereits an der Kuͤste von Al— garbien kreuzende Kriegsschiffe in Lissabon eingetroffen seyn werden.

Türkei.

Konustantinvpel, 25. Aug. (Oest. B.) In verslossener Woche ist das Tuͤrkische Dampfboot „Peiki Schewket“ mit einem Ehrensaͤbel fuͤr den Groß-Admiral Tahir Pascha und mehreren Docorationen fuͤr die Offiziere, welche sich bei der letzten Expedi⸗ tion gegen die Insurgenten auf Kandia am meisten ausgezeichnet haben, nach Suda abgegangen. Seitdem ist das Dampfboot ‚„Tahiri Bahri“ mit den befriedigendsten Nachrichten aus Kandia in diese Hauptstadt angekommen.

Am 2sten d. M. ist in Konstantinopel bei Wlanga, in der Naͤhe der sieben Thuͤrme, Feuer ausgebrochen. Wiewohl es Tag war, und die Pompiers aus allen Theilen der Stadt herbeieilten, um den Brand zu loͤschen, so gelang es doch, wegen des starken Windes, erst nach mehreren Stunden, den Flammen Einhalt zu thun. Es sollen im Ganzen 3 100 Haͤuser und Kaufmanns— Buden abgebrannt seyn.

Berichten aus Alexandrien zufolge, war der Oesterr. Gene— ralkonsul Herr Laurin (wie bereits erwaͤhnt) am 13. d. M. am Bord der K. K. Corvette „Clemenza“ daselbst angekommen, und von Mehmed Ali auf die ausgezeichnetste Weise empfangen wor— den. Bei seinem Eintritt in das Oest. Konsulatsgebaͤude wurde auf demselben die Oesterreichische Flagge wieder aufgezogen und alsogleich von der Oestr. Corvette und den Batterien der Festung mit 21 Kanonenschuͤssen begrüßt. Die Ankunft des Herrn Laurin verbreitete nicht nur unter den Oesterreichischen Nationalen, son— dern auch unter den Eingebornen, eine allgemeine Freude, indem sie ihnen als Beweis der vollstaͤndigen Beilegung der Irrungen zwischen dem Pascha und der hohen Pforte dienken. Am (5ten traf auch das Englische Dampfpäcketboot ‚Polyphemus,“ an dessen Bord sich der Königl. Großbritannische und der Kaiserl. Rufssische Generalkonsul befanden, im Hafen von Alexandrien in.

Konstantinopel, 17. Aug. (A. Z.) Die Finanzen der Pforte befinden sich gegenwartig in sehr schlechtem . 89 alle Kassen sind leer, die Civil-Beamten sind meist mit zwei bis drei Monats-Gagen im Ruͤckstande. Dle Türken schreiben die

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große Geldnoth einzig und allein dem neuen von Reschid Pascha eingeführten Verwaltungs⸗Systeme zu, ohne zu bedenken, daß die Grund⸗Idee der Trennung der Administratien von der exekutiven Gewalt in den Provinzen an und fur sich sehr gut und sowohl för die Regierung als fur das Bolt sehr vortheilhast war, und daß man nur in der praktischen Anwendung derselben gefehlt hat.

Waͤhrend in der Ebene von Scutari ein großes Uebungsla⸗ ger errichtet ist (12 Bataillone Infanterie, zwei Regimenter Ka⸗ vallerle ünd ein Garde⸗-A1rtillerie Regiment sind dort vexeinigt und exerziren häufig zusammen im Feuer), wird nun auch die ganze Artillerie und das Genie- Corps ein Uebungslager auf der Euro— päͤischen Seite in Silichdaragha beziehen. Der Deutsche Hber— Lieutenant Falke hat dort mit dem ihni anvertrauten Genie⸗-Cerps in der Schnelligkeit einige große Redouten aufgeworfen. ;

Pontoniers haben eine Brucke uber den Fluß geschlagen und wer⸗ den während der großen Mandverg eine chiffbruͤcke von Spannungen uͤber einen Theil des. Golfes schlagen. Ueberhaupt herrscht in der Artillerie große Thaͤtigkeit. Seit die Preußischen Militaire deren Instruction übernommen haben, macht sie bedeu⸗ tende Fortschritte. Man ist jetzt im Begriff 16 Landwehr⸗Artil— lerie-Tompagnieen zu errichten, die, nachdem sie hier tuͤchtig ein— exerzirt worden, in die Festungen des Reiches vertheilt werden sollen. Ein Deutscher Adeliger, W. v. B., der fruher als ffizier in der Oesterreichischen Armee gedient haben soll, ist zur Tuͤrkischen Religion übergetreten und wurde zum Bin-Baschi (Major) er⸗ nannt. So mußte abermals ein Deutscher die Zahl der hiesigen Renegaten vermehren; es giebt Deutsche Renegaten mehr als von jeder anderen Nation in der Turkei. Konstantinopel, 25. Aug. (. A. 3.). Beim erste schein glaubt man, daß nach gaͤnzlicher Unterdruͤckung des ? des auf Kandia hier Alles in vollkommener Ruhe und Frieden lebe. Diese anscheinende Sorglosigkeit und Behaglichkeit sind aber übler Borbedeutung, und wir werden naͤchstens hier große Veraͤn⸗ derungen erleben. Auf welche Weise dem Kampf auf Kandia so rasch und so leicht ein Ende gemacht wurde, ist jetzt kein Geheim— niß mehr. Nicht durch die Waffen sind die Insurgenten besiegt worden. Die Pforte wollte Blutvergießen vermeiden, und schickte daher dem Tahir Pascha von hier große Summen Geldes mit dem ausdruͤcklichen Befehle, die Haͤupter des Aufstandes um je⸗— den Preis zu erkaufen. Auf diese Weise wurde dem Drama zum Erstaunen der enthusiastischen Welt so schnell ein Ende gemacht.

China.

MVtacao, 23. Mai. Es sind noch zwei Edikte des Kai von China in Bezug auf die Bestrafung der Beamten von 8 ton, so wie in Betreff der gegen die Englaͤnder angeordneten Maß⸗ regeln mitzutheilen. Das erste derselben, welches am 24. Maͤrz in Canton eintraf, lautet solgendermaßen:

„Da die rebellischen Englaͤnder bei einer fruͤheren Gelegenheit unsere Festungen Suküuk und Takuk angriffen und zeestoͤrten, so halle ich, der Kaiser, bereits zu wiederholtenmalen meinen Kaiserlichen Wil len kundgethan und deutlich befohlen, daß Kischin und Eleang eine sirenge Vermehrung des entschlossenen Widerstandes ausführen und vordringen, angreifen Und den Feind vertilgen sollten. Jetzt ist aber die Bocca Tigris gefallen, und die Englischen Barbaren haben die Gelegenheit benutzf, mit stacken Streitkräflen weit in den Fluß ein zudringen, sind gegen Wutschung bei Whgmpog angeruͤckt, haben es angegriffen, unsere hohen Gesierale verwundend und unsere Soldaten odiend. Solche Schlechtigkeit und Schuld, wie diese, wuͤcden schwer lich alle Wogen des oͤstlichen Meeres abzuwaschen vermogen. Kischin und Eleang waren persdnlich beauftragt, die gengunte Gegend zu ver heidi gen; wie haben sie aber die Geschaͤfte geleitet, und was für eine Sorte von Her; muͤssen sie besitzen, daß nicht eine Spur von Vert heidigungs⸗-Vorsorge getroffen worden ist! Da Kischin Bestech ungen angenmmen hat, würde ein Kaiserlicher Bote abgesendet, um ihn, zu verhaften und zur ver⸗ dienten Strafe zu ziehen. General Ho mit dem Richter, dem Inten danten und dem litergrischen Kanzler, so wie die Magistrate, Fi zund Hihn, sind aile bereits ibres Ranges bergubt, jedoch noch im Amte belassen worden. Es ist durchaus erforderlich, daß Hisan, Lungwen und Hangfe mit raͤchenden Anstrengungen Tod uͤůber die Englaͤnder vechaͤngen, um ihre fruͤheren Jerthuͤmer wieder gut zu machen. Ich, der Kaiser, habe meinen juͤngeren Bruder Mihnfang besonders auf⸗ gefordert, mit dem hohen Minister Hu eine große,. Armee, 50, 00h Mann stark, anzuführen und, Tag und Nacht mgeschirend, mit der größten Schnelligkeit nach Canton zu eilen, Mbge die Rache, des Himmels sich zeigen und nicht Einem Englischen Schiffe die Ruͤch kehr gestattet, sondern alle von der See weggefegt werden, damit mein Kaiserliches Gemuͤth sich mit Wohlgefallen eefuͤlle. Achtet Dies!“

Der in obigem Edikt erwaͤhnte Befehl an Mihnfang und Hu lautet:

Die rebellischen Englaͤnder sind mit ihren Truppen in den Fluß eingedrungen, haben die Umgegend der Stadt einzunehmen gewagt und, Verwirrung und Störung stiftend, nicht achtend Unsere Kaiser liche Bynastie und Unsere hohen Generale und Soldaten verwundend, Unseren hoͤchsten Unwillen erregt. Der Grund zu diesem Verfahren liegt darin, daß alle unsece Offiziere erschrocken waren und sie nicht anzugreifen wagten; so kamen die Dinge so weit. Ich, der Kaiser, befehle jetzt Mihnfaug und dem hohen Minister Hu, die Armee von G0 Mann hinzufuͤhren und jedenfalls eine völlige Vertilgung der rebellischen Engländer zu bewirken, üm die Herzen meines Volkes zu beruhigen. Wagt ihr aber, feige zu seyn, und unternehmt eigen maͤchlig auf euͤce, Hand Frieden zu schließen, so werdet ihr ganz bestinimt hingerichtet werden. Laßt, die beiden Worte: Macht Frieden!“ jetzt nimmermehr Platz in eurem Herzen fin den und gebt ihnen keine Gestalt dadurch, daß ihr sie niederschreibt. Wenn ihr beide nicht zitternd meine Kaiserliche Absicht ausfuͤhrt, seyd ihr nicht ein Sohn und ein Minister meines Reichs. Und soll et ihr in eurer Pflicht zu zaudern wagen und auf ihre Anmuthun gen „Macht Fricde“ hoͤren, so werde ich der Kaiser mich selbst an die Epitze einer starken Kriegsmacht siellen und mit aller Sichecheit der Englischen Schuld ein Ende machen. Alle Truppen von Kihlin, Wulnng und Solui werden sich auch eiligst hei der Hauptstadt ein finden, damit wir alle zusammen voörruͤcken und vertilgen, so daß nicht ein Stuͤck eines zerbrochenen Bretres von den Englaͤndern heim kommt. ; . Achtet dies!“

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Bann wird mein Kaiserlicher Unwille enden.

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Inland.

Do nmauze, 7. Sept. (Schles. 3) Des Koͤnigs Ma⸗ jestaͤt trafen heute gegen 8 Uhr. Abends von Kolbnitz uͤber Jauer und Striegau hier im erwäͤnschtesten Wohlsein ein, um Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin einen Besuch abzustatten. Aller— höchstdiefelben werden morgen Tafel geben und nach Beendigung derselben wieder nach Kolbnitz zurückkehren. Gleichzeitig traf der Prinz Carl von Bahern K. Hoheit hier ein; Höchstdieselben wer— den, wle verlautet, morgen auch wieder nach Thomaswaldau zu⸗ ruͤckkehren. Das Civil-Kabinet St. Majestaͤt des Königs ist von Liegnitz aus hier eingetroffen, indem Se. Majestaͤt morgen Vor— trag befohlen haben. Wie man velnünmt, wird dasselbe hier ei⸗ nige Tage verweilen und dann nach Breslau gehen.

Dom anze, 8. Sept. Se. Majestaͤt der Koͤnig hatten heute Vortrag befohlen, der mehrere Stunden dauerte. Unmittelbar

darauf wurde die Tafel eröffnet, Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Bayern, Bruder Ihrer Majestaäͤt der Königin, geleitete Allerhoöͤchstsie zu derselben. Außer der graͤflich von Brandenburg⸗ schen Familie bemerkte man bei derselben den Erzpriester und Stadt⸗ Pfarrer Hauke aus Ottmachau, welcher hierher geeilt war, Sr. Ma⸗ sestaͤt dem Könige seine Ehrfurcht zu bezeugen, und den Pfarrer Kolbe aus Ingramsdorf, so wie unseren hiesigen geachteten und geliebten Seessorger, den Superintendenten Pastor Helfer. Der Koͤnigliche Regierungs-Kommissarius, Geheime Rath von Woyrsch, so wie der Landrath Graf von Haugwitz hatten ebenfalls die Ehre, zur Tafel gezogen zu werden. Um 35 Uhr reisten Se. Majestaͤt wiederum über Jauer nach Kolbnitz. um dem Manbver, welches bei Striegau morgen stattfinden wird, beizuwohnen. Des Königs Masestaͤt werden morgen Tafel in Kohlhöhe, dem Herrn Baron von Richthofen gehörig, geben und daselbst Nachtlager halten.

Möglin, 16. Aug. Die Vorlesungen an der hiesigen Koͤnigli⸗ chen Akademie des Landbaues werden auch in diesem Jahre mit dem ersten November beginnen, und bis zum ersten September kuͤnftigen Jahres in folgender Weise gehalten werden:

Der Direktor der Akademie und Besitzer des Gutes Moͤglin, der Landez-Ockonomie Rath Thaer lehrt in wöchentlich ig Stunden von November bis April: Landwirthschaftliche Gewerbslehre, Buchhal⸗ tung, allgemeine Viehzucht, spezielle Schafzucht und Wollkunde;

vom April aber bis September: Theorie des Ackerbaues, Statik

andbaues, ferner spezielle Viehzucht, Acker⸗ und Wiesenbau,

theilung und Anbau der einzelnen Fruͤchte. Der Professor Körte traͤgt Physik, Chemie, Technologie und se, 3 bestndiger Bezugnahme auf das landwirthschaftliche (Hewerbe vor.

zr Kreis Thieraczt Dr. Ku ers lehrt Thierheilkunde in ihren

üiedenen Zweigen, und leitet die botgnischen Exkursionen. Der elbe fuhrt auch die Aufsicht uͤber den dkonomisch⸗ botani⸗ schen Garten, die Sammlungen und Kabinette der Anstalt,

Auskunft über die hicsige Stammischaͤferei und ihre Registratur giebt der Seeretair des Direktors; praktische Anweisung uͤber den Brennereibetrieb der Brennereiverwalter. ;

üeber die Fuͤhrung der doppelten (italienischen Buchhaltung und uͤber den Betrieb der Wirthschaft giebt der Wirthschafts⸗In⸗ spektor Aufschluß. 9

Zur praktischen Belehrung durch eigene Anschauung und Ver⸗ gleichung werden nicht blos die dem Besttzer Moͤglin's ebenfalls zu⸗— gehdrigen Guͤter Alt Gaul, Boͤrnicke und Ruͤdersdorf benutzt, son⸗ dern auch Exkurstonen in die an vortrefflichen Wirthschaften so reiche Umgegend unternommen. A. P. Thaer.

e In dem Nr. 250 der St. Ztg. (Bei⸗ lage) gegebenen Nekrolog Herbaxt's sind folgende Berichtigun⸗ gen zu machen: S. 1115. Sp. 3, 3. 33 lies: willkür!o se, statt: „willkuͤrliche“; S. 1116, Sp. 1, Z. 20 lies: die Wissenschaft des Seyenden als solche, statt: „die Wissenschaft als solche“; Sp. 2, 3. 3 lies: Mu sterbild, statt: „Meisterbild.“

Berichtigungen. rol

wictenlchatt, Kunst und Xiteratur.

Berlin. Kdnigstädtisches Theater. Die Italienische Oper an diesem Theater, welcher naͤchstens auch wieder eine Auf⸗ frischung durch das Engagement einiger neuer Saͤnger und Saͤn⸗ gerinnen bevorsteht, fahrt mit großem Fleiß und mit Aufbietung all' ihrer Kraͤfte fort, fuͤr mannichfaltige Unterhaltung des Publi kums zu sorgen. In kurzer Zeit sind vier neue Opern von dieser Gesellschaft einstudirt und mit der ihr eigenen ausgezeichneten Präaͤ⸗ eision, Lebhaftigkeit und Zusammenwirkung aufgefuͤhrt worden. In einer berselben, It o ss in is „Tancred,“ horten wir noch Mad. Pasta in allem Glanz ihres meisterhaften Gesanges, der bis auf die aus physischer Schwache herruüͤhrenden Detoͤnirungen immer noch einen hohen Gent gewaͤhrte. Jener alteren Tondichtung folgte eine neuere komische Op e von Donizetti, I. Io nell imbarazzo (der Hofmeister in tausend Äengsten), der sich dann wieder ein aͤlteres Werk von gleichem Genre, anschloß, fa hrara di un' obern strig (die Qpern-Probe)], von Gn ece o, einem wenig gekannten Komponisten aus den letzten Jahrjehnden des vori⸗ gen und dem ersten dieses Jahrhunderts. Inreressant war es, diese beiden komischen Opern mit einander zu vergleichen und die Vorzüge und Maͤngel derselben gegen einander abzuwägen. Hierbei neigt sich offenbar, insofern es auf Effekt ankömmt, die Wagschale auf Seiten des jüngeren Lomponisten; wogegen Gnecco's Werk an eigentlicher musikallscher Schdnheit weit uͤber der Donizettischen Oper steht. Dort finden wir immer angenehmen und in melodischen Formen reich abwech⸗ selnden Gesang, der sogar an Wohllaut und Anmuh zuweilen Mozartscher Musik, nahe kömmt; hier, bei Donizetti, wird die Musik durch die übertriebene Anwendung des parlandg oft zu einem Zwitterding, das weder Gesang, noch Gespraͤch ist, waͤhrend sie andererseits wieder aus Mangel an klarer, durchsichtiger Stimmfuͤhrung und Ueberladung mit Instrumental-Effekten in rohen Laͤrm ausartet. Dabei kant man jedoch nicht umhin, anzuerkennen, daß, dieser Maͤngel ungeachtet, die Donizettische Oper eine lebhaftere Wirkung hervorbrachte, als die von Gneeco, dem es an dem dramatischen Feuer fehlt, welches den fruchtbgrsten und beliebtesten unter den jetzt lebenden Italienischen Komponisten ausjeichnet. Die Musikfreunde werden es indeß der Direction der Königstäͤdtischen Oper gewiß Dank wissen, wenn sie uns in faet⸗ dauernder Abwechselung ältere und nene Werke zu Gehör bringt; beide Arten haben ihrè eigenen Reize, und bei einem Theil des Publikums findet sich mehr Vorliebe fuͤr diese, bei dem anderen fuͤr jene. Die groͤßte Zahl der bisher von der Gesellschaft des Herrn Negri gegebenen Opern war von Donizetti, und man wird dies gan; natürlich finden, da dieser Komponist eben der gefeierte des Tages in der Italienischen Musikwelt ist. Doch es ist auch aus früherer Zeit eine solche von trefflichen und zum Theil gewiß auch den Anforderungen der Gegenwart noch entsprechenden Werken Jaalienischer Komponisten vorhanden, wir erinnern nur an Cimarosa, Paesiello, Salierie daß es wuͤnschen zwerth ware, wenn dfters eine solche Oper zwischen ein Paar neueren eingeschoben wurde. Die zuletzt zur Auffuͤh⸗ rung gebrachte Oper war Donizetti's Torquato Tasso, die fuͤr uns nöch neu war, obgleich sie schon vor mehreren Jah— ren, komponirt ist. Wir dücfen sie zu den mit besonderem Fleiß gearbeiteten Werken jenes schnellschreibenden Autors rechnen, ünd ihre beiden ersten Akte sind mit trefslichen Ensemble's ausge⸗ stattet; besonderz haben die Finales einige sehr schöne Stellen; von guter Wirkung ist auch die in die ernsté Handlung verwebte komt⸗ sche Partie eißes Höflings, der von Herrn Savio, dem trefslichen Buff, mit uͤberraschender Beweglichkeit und bester Laune ausge⸗ führt wurde. In der Sopran-Partie, welche Señora Ferlotti wie immer, zwar ohne die pikanten Effekte der modernen Manier, dafuͤr aber mit desto einnehmenderer Anmuth und Reinhett des Vortrages und der Stimme sang, ragt eine Arie mit schoͤnem Adagio am meisten hervor. Der Partie des, Tasso selbst waͤre mehr dichierische Begeisterung und Empfindsamkeit in der Composition zu wünschen. Heern Paltrinieries Judividualitaͤt wollte sich zu die ser Rolle nicht recht eignen, doch befriedigte er in Hinsicht des Ge= sanges vollkommen; was das Spiel anbetrifft, so scheint die komische Dper sein eigentisches Element zu feyn in welcher er sein Talent auf sehr mannigfache Weise entwickelt. Die Ensemble' s, die bei. dier sen Jialienischen Saͤngern siets eine Hauptzigrde Ihrer Leistungen bil⸗ den, gingen auch in jener letzten Oper vortrefflich a,,

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Berlin. Se. Majestaͤt der König haben dem hiesigen vrakt chen Arzte, r. Moritz grun g für fein vor kursem er enes Werk;