1841 / 283 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

e , e, , . **

eine erste Heimsuchung der schwarzen Race durch * 2 eum erblicken, ane vorläufige Befreiung, als nothwendige darantie der weiten und vollstäündigen, wenn auch langsamen, Emangipation, Banden der Knechtschaft, mit welchen die ganze von den zahllosen * I Ziele der Schoͤpfu strebt.“ Menschheit nach dem unbekannten Ziele er S ö. ng stre . „Wenn Verbrechen und Unmenschlichkeiten zegangen sind, so ist dies bei dem Schmuggel geschehen, den die Abschaffung des offentlichen Sklaven⸗Handels hervorgerufen hat, oder die Habgier einzelner Spekulanten, welche die Regierung haͤtte bestrafen sollen, st dafur verantwortlich.“ ö. . ö. = .

Der Kolonial-Rath eifert hierauf dagegen, daß man „die An⸗ näherung der beiden Racen“ (durch den Sklavenhandel zum Ver— brechen gestempelt habe; daß man den Entwickelungsgang der schwarzen Race in den Kolonieen unterbrechen und dessen bishe— rige glaͤnzende Resultate durch die Vernichtung der wohlthaͤtigen Herrengewalt kompromittiren; endlich, daß man die Kolonisten dem Bankerotte und einem allgemeinen Blutbade preis— geben wolle. Die Berufung auf das Beispiel Englands wird von vorn herein als durchaus unzulaͤssig abgewiesen, weil es mit „der Wuͤrde des so schoͤnen, so ruhmreichen, so heldenmuͤthigen Frank— reichs unvereinbar sey, sich Lehren der Politik und der Mensch— lichkeit von einer Nation geben zu lassen, deren Egoismus allbe— kannt sey und in der man unter dem Schutze der Gesetze die Frauen auf dem Markt verkaufe“ u. s. w. Dann sucht der Ko— lonial-Rath zu beweisen, daß das Sklaven-Eigenthum der Be— hauptung des Herrn Tocqueville geradezu entgegen, nicht nur jedem anderen gleichstehe, sondern sogar von jeher durch das Gesetz privilegirt worden sey. Mit großer Entruͤstung wird die Aeußerung des Herrn Tocqueville uͤber die Unrechtmaͤ— ßigkeit des Sklavenbesitzes bekaͤmpft. Die Sklaverei entsteht ver tragsmaäßig auf die guͤltigste Weise, und „es giebt kein, person— liches Wechselverhäͤltniß, welches nicht durch seine urspruͤnglichen Bedingungen gerechtfertigt wuͤrde, und dessen Bedingungen das Gesetz nicht aufrecht erhalten köͤnnte und muͤßte.“

„Die Sklaverei, heißt es weiter, ist um so leichter zu recht fertigen, je groͤßer die Verschiedenheit der Racen ist, und je fer— ner sie einander stehen. Zumal die Kolonial-Sklaverei sollte ge— gen jede Declamation und gegen jeden Eingriff sicher seyn, sie follte gar keiner Rechtfertigung beduͤrfen, denn es handelt sich dabei nicht um den ersten Entstehungsgrund der Sklaverei, son dern nur um deren Fortsetzung, und mit ein wenig Aufrichtigkeit ist es unmöglich, die Zweckmaͤßigkeit dieser fremden und barbari schen Nationen gemachten Entlehnung zu leugnen.“ .

Nachdem er alsdann dargethan zu haben meint, daß das Grund-Eigenthum sich weit weniger rechtfertigen lasse, als der Sklavenbesitz, und daß die Sklaven in den Kolonieen viel gluͤck⸗ licher seyen, als die Proletarier in Europa, schließt der Kolonial Rath mit folgenden Worten:

„Wir werden vielleicht in dem Kampfe unterliegen den wir zur Vertheidigung einer gesellschaftlichen Ordnung der Dinge fuͤh⸗ ren, welche frei von allen jenen großen und ekelhaften Geschwuͤ ren ist, deren Anblick die Negersfreunde nicht im geringsten rührt. Wir werden vielleicht unterliegen, wenn der furchtbare Thor, den man Volk nennt, sich dem Englischen Kreuzzuge fuͤr die Neger anschließt, zur Verherrlichung unserer Unterdruͤcker, die vielleicht auch die seinigen sind.“

„Aber wir verzweifeln noch nicht an die Rettung so vieler unsinnig preisgegebener Interessen. Gehorsam dem Gesetze, aber nicht geneigt, sich den Taäͤuschungen und der Tyrannei der Phil anthropen zu unterwerfen, beschwoͤrt der Kolonial -Rath von Bourbon den Koͤnig, die Minister, die Kammern, das Franzoͤsische Volk, die Freunde und Verwandten der Kolonisten, die gesetzwidrigen Verfolgungen einer Gesellschaft (der unter dem Vorsiß des Herzogs von Broglie thaͤtigen Gesell schaft fuͤr Abschaffung der Sklaverei zu hemmen, die um so strafbarer ist, als sie sich ohne Auftrag, ohne. Verantwortlichkeit, und unter Englischem Einflusse in die Franzdͤsischen Kolonial-An— gelegenheiten mischt. „Aus allen diesen Grunden protestirt der Rolbnial-Rath von Bourbon, wie er von jeher proötestirt hat, ge gen alle außerhalb der Charte, außerhalb der Gesetze und der verfassungsmaͤßigen Gewalten liegenden Mittel zur Herbeiführung der Emancipation; gegen jedes Projekt der Aufhebung der Skla welches von einem Klubb ohne Auftrag und

verei, md Verantwort— lichkeit ausgegangen, oder von diesem Klubb der Regierung verge schlagen ist; gegen jede Lehre, die darauf hingusgeht, die Kelonial Sklaverei verhaßt zu machen, oder ihre Rechtmaͤßigkeit in Zweifel zu ziehen, oder sie des gesetzlichen S chutzes, unten dem sie steht, zu berauben; er protestirt endlich gegen jede Willkuͤr bei der Ent— scheidung von Entschaͤdigungs-Fragen und gegen jede Auslegung der Charte oder der Gesetze, durch welche der Anspruch jedes angemessene Entschaͤdigung bei et

Franzosen auf vorgängige und Alti Allgemeinguͤltigkeit an

waiger Expropriatlon in seiner gesetzlichen gegriffen wurde.“ . Dies Dokument ist sein eigener Kommentar, und jedes Wort

darliber ist uͤberfluͤssig.

wislenschalt, Kunst und Literatur.

Zur christlichen Epigraphik. Christliches Denkmal von Autun, erklaͤrt von J ahan nes Franz, Dr. philos.,, Professor an der Koͤniglichen Friedrich-Wilhelms-Universitaͤt von Berlin, Mitglied des archaäologischen Instituts zu Rom. Mit einer lithographir— ten Tafel. Berlin, im Verlage von Wilhelm Besser. 1841.

Im Juni des Jahres 1839 wurde unweit Autun auf dem che— maligen Kirchhofe von S. Pierre l'Etriès (a via rata), unter den Ueberbleibseln und dem Grundbaue einer alten Mauer ganz nahe bei einem leeren Grabe, eine zertruͤmmerte Marmortafel mit einer metrischen Griechischen Inschrift aufgefunden. Von den acht unglei— chen Frggmenten, in welche der Stein zerbrochen war, konnten zwei, die glucklicherweise minder groß gewesen feyn muüͤssen, nicht inehr nachgewiesen werden; an zwei anderen erkennt man noch den Eindruck der Klammern, welche die Tafel an das Grabmal befestig— ten; der gesammte Fund wurde den Professoren des kleinen Semi nars zu Autun anvertrgut. Der Ort der Entdeckung, einst ein gro— Fer mit drei Basiliken des h. Petrus, des ersten Märtyrer Stephanus und des ersten Autunschen Bischof Amandus gezierter, jeßt von of fentlichen Straßen durchzogener und bebauter christlicher Gottesacker, so wie der zum Theil sehr leserliche Inhalt der Aufschrift ließ schon bie ersten Finder die Wichtigkeit dieses epigraphischen Ueberrestez erkennen. 3a verschiedene, von Franzosischen und Italienischen Archäologen verfaßte Abhandlungen versuchten die Restgurgtion dieses auch in dogmatischer Hinsicht hoöͤchst interessanten Gedichts. Eine sechste, und nach unserer Ansicht die unbefangenste und ge⸗ lungenste, hat neuerlich der Professor Dr Franz, gegeben, der auf die sem Gebiete rühmlich bekannte Verfasser. der Griechischen Epi= graphik. Die nicht schwere Begrundung dieses schon anderwarts in Nr. 135 des Auslandes) ausgesprochenen urtheils kann freilich nicht hier gegeben werden, doch wird ein Auszug des Haupt-In— halt unsere Leser interessiren.

1256

Bei dem fruͤhzeitigen, durch Maßilig (Marseille) vermittel⸗ ten Verkehre Klein- Asiens und der Gallischen Binnenstädte gab es schon im zweiten Jahrhundert Klein-Asiatische Christen zu Lugdunum (Lyon) in' der Gallia celtica oder Lugdunensis und zu Vienna in Gälia Narbonensis. Zwar wurden die blühen⸗ den Gemeinden beider Staͤdte im Jahre 177 durch eine furchtbare Verfolgung heimgesucht, doch erhielt sich ein christlicher Stamm und entfaltete sich zu neuem Leben, seitdem bald nach dem Blut⸗ bade Irengeus, der als Knabe bei Polykarpos in Smyrna gelebt hatte. Gemeinde⸗Vorsteher zu Lugdunum und Vienna wurde. Nach der Schule, aus der er hervorgegangen war, nuͤchtern und maͤßig in Festhaltung der wesentlichen Grundlage des Christenthums und des Praktischen bei Behandlung der Dogmen, repraͤsentirte und pre⸗ digte Irenaeus in Gallien, dem Gnosticismus gegenuber, einen le⸗ bendigen Glauben und eine erhabene Idee von der Seligkeit in Gemeinschaft mit Gott, wobei er, der Schwaͤrmerei abhold, mehr vermittelnd, denn polemisch gegen die Anhaͤnger des Montanismus in Lugdunum selbst verfuhr. Ein Denkmal nun des eigenthümlichen Geistes der Kleinastatisch-chrisilichen Kirche in Gallien ist die in Autun (Augustodunum) gefundene Steinschrift. Diese 5 Gallia Lugdunensis gehdrig, hatte um 177 wohl nur erst wenige Christen in sich; doch litt bald nachher um das Jahr 180 Symphorianus dort den Maͤrtyrertod. Eine gewisse Aehnlichkeit der Erzaͤhlung dieser Bege⸗ benheit (Ruinart acta primorum marty rum . mit unserem Autunschen Evigramme! so wie dessen Zusammenhang mit der da⸗ mals in Gallien verkündeten christlichen Lehre sind ganz unverkenn⸗ bar. Der in seiner Art ganz einzige Stein behandelt naͤmlich das heilige Abendmahl und die Auferstehung in sinniger Kuͤrze; Jrengaeus aber stellte eben die Lehre vom heiligen Abendmahle mit dem Dogma von der Auferstehung des Fleisches in enge Verbindung. Das Ge⸗ dicht muß wegen seiner Einkleidung, die von der Zeit der Arkan⸗ Disziplin zeugt, mindestens in das dritte Jahrhundert hinaufgerüct werden; Schrift und Sprache geben keine naͤhere Bestimmung. Wie es Herr Prof. Franz hergestellt und uͤbersetzt hat, lautet es, da sein Inhalt eine vollstaͤndige Mittheilung auch hier rechtfertigen wird, wie folgt: wir bemerken, daß das Eingeklammerte die Conjekturen des Verfassers angiebt.

5 702 Y C. 77060 GSM.

9 IxRGxOx onze Ou Ge O

„MI OY 7 C

SUM C)

Ichthys' des himmlischen göttlich Geschlecht, unsterblich hinieden Weihevollen Gemüths mußt Du von anderem Quell

Goöͤttlichen Wassers Dir schoͤpfen. Du mußt, Freund, laben die Seele Dir an dem ewigen Born stroͤmender Weisheit des Herrn

Von dem Erldser der Frommen empfange die suͤßeste Speise, Speise und Trank, Ichthys' troͤstendes Bild in der Hand.

Blut vergieße die Erde, ich flehe Dich, Herr und Erloͤser;

Du bringst Ruhe ja selber, Du Licht der Todten im Grabe.

S Du Erldsungs-Meister, Du Labsal meines Gemuͤthes,

Sind Dir genehm Mitzeugen, so sei auch gnädig den Meinen Und gedenke der Seel unseres Pektorios.

Das Wort Ichthys, Fisch, diente bekanntlich den ersten Christen als Rame, um, vor Uneingeweihten geheim, den Erloͤser zu bezeich nen, sey es, daß man an die Apostel dachte, welche der Herr selber „Menschenfischer“ genannt, oder daß man die Anfangs-Buchstaben der Worte 10 XG Gσ— Oed TDνο. Done Jesus Christus, Got tes Sohn, Erloͤser, zu dem Wort Ichthys akrostichisch zusammen setzte. Nichts isl haufiger, als das Symhol des Fisches auf altchrist lichen Grabmaͤlern der ersten Jahrhunderte. Die Neigung zum Akrosti⸗ chon zeigt auch das vorliegende Gedicht, bei dem die Griechischen Anfangs-Buchstaben der Verse die Worte bilden; xX S3 Uιĩε : Ichthys in Ewigkeit). Seinem Inhalte nach scheint das Ganze aber keine gewöhnliche Grabschrift, sondern wie die christlichen Gemein den jener Periode den Todestag ihrer Blutzeugen auf deren Graͤbern durch den Genuß des heiligen Abendmahles feierten, so erinnert auch dieses Denkmal an eine derar ige Feier (ohlalio, sacriicium pro ma! tyre) und in den Worten: Mινιεςο IIe-ουων haben wir das dabei übliche Gebet fuͤr den Verstorbenen, muthmaßlich einen Maͤrtyrer. Diesem hatte nach haͤufigem Brauch die Gemeinde einen Denk— ssein setzen lassen, auf dem ihr Vorsteher redend eingefuͤhrt wird. Er beginnt mit einem fast oppositionellen (1M Aufruf an die Chri steßn und seine Worte weisen darauf hin, daß mehr durch das Herz als durch Speculation und Einbildungskraft der Mensch sich zu Gott erheben folle. Der Genuß des heiligen Abendmahles unter beiderlei Gestalt ist V. 6 G See, 7”) offenbar angezeigt, und im 2ten Verse entsprechen die Worte düçoor“ e Beos genau der Irenaͤischen Lehre von einer uͤbernatuͤrlichen Durchdringung des Brodtes und Weines von dem Leibe und Blute Christi, mittelst welcher die das Abendmahl Genießenden von dem gbttlichen Lebensquell Christi durch deungen wuͤrden, so daß ihr Leib dadurch schon jetzt einer unvergaͤng ichen Kraft theilhaftig, sich zur Auferstehnng vorbereite.

Doch die weitere Begrundung der einzelnen Muthmaßungen und die Angabe des Zusammenhanges muß, bei den gesteckten Graͤnzen dieser Anzeige, in der Schrift des Heren Professor Franz selbst nach gelesen werden, durch welche uns diesmal auf eine wuͤrdige Weise die Heutsche Wissenschaftlichkeit vertreten worden ist. K

Spanische Dramen, uͤbersetzt von C. A. Dohrn. Erster

Theil. Berlin 1841.

Die Deutschen kennen die Spanische Literatur, wie eine fern liegende Insel, fast nur aus ihren hervorragenden Kuppen und Berg⸗ spitzen; es sind die Namen Lope de Vega, Calderon, Cervantes, die alle Uebrige verdecken und verdunkeln. Daß auch das Innere so manches Anmuthige in sich schließt, ist selbst denen nicht immer be— fannt, die bisher die Wegweiser zu jenen fernen Regionen gemacht haben. Der Üebersetzer der vorliegenden Dramen verdient daher allen Dank, wenn er sich der weniger dankbaren Mühe unterzieht, uns mit den Partieen der uͤberaus reichen dramatischen Literatur Spaniens bekannt zu machen, die nicht sogleich durch ihre impont⸗ rende Schönheit aller Augen auf sich ziehen, und doch nicht blos ein historisches, sondern ein wahrhaft poetisches Interesse in An⸗ spruch nehmen. ö . Den Haupt-Inhalt des eben erschienenen ersten Bandes Spa⸗ nischer Dramen (biiden zwei Stucke von Tirso de Molina— oder, wie er eigentlich heißt, Fray Gabriel Tellez, einem Zeitgenossen Lope de Vega's, einem Dichter also aus der ersten Vlüthenzeit des Spanischen Drama's, der durch Ein fachheit, man möchte sagen Kindlichkeit, der Composition, und dadurch, daß er sich fern hält von der uͤberfeinerten Malektik und dem uͤbertriebenen Bilderprunk der spaͤteren Spanischen Drama⸗ tiker, seinen frühen Ursprung nicht verleugnet. Den Deutschen war er bisher so wenig bekannt geworden, daß Schlegel von ihm als von einem gewissen Molina spricht, Bouterwek ihn nur beiläufig erwaͤhnt und ein neuerer Literar-Historlker im „Freihafen“ sein hier mitgetheil⸗

tes Stuͤck, el burlador de Sevilla, sogar als ein verlorenes behandelt, und den Gang desselben aus einer alten Franzoͤsischen Uebersetzung muühsam zusammenkonstruirt.

Das zweite der uns hier dargebotenen Dramen, „Don Gil von den gruͤnen Hosen“, ist ein Mantel⸗ und Degenstuͤck, das schon mehr den Charakter der spaͤteren Zeit traͤgt, voll der lustigsten Verwickelun⸗

en und Intriguen, die einem Deutschen Auge kaum verfolgbar er⸗ . aber reich an komischen Situationen und schlagenden Sce⸗ nen und Witzworten. Desto einfacher konstruirt ist das erste Stuck: der Verfuͤhrer von Sevilla oder der steinerne Gast“. Es hat außer dem poe⸗ tischen noch ein bedeutendes historisches Interesse, indem es die erste Be⸗ arbeitung der Don Jugn-Fabel enthaͤlt, die durch den Mozartschen Don Giovanni fast ein Deutsches Eigenthum geworden ist. Und aus welchem prosaischen Keime ist diese fast typisch gewordene Darstel⸗ lung der uͤberquellenden, dem Uebersinnlichen trotzenden Sinnlich— keit hervorgewachsen!

Es heißt naͤmlich in einer alten Chronik von Sevilla: „Don Juan Tenorio, aus einer beruͤhmten Familie der sogenannten Vier— undzwanziger in Sevilla, brachte in einer Nacht den Komthur Ullog ums Leben, nachdem er dessen Tochter gewaltsam entfuͤhrt hatte; der Komthur ward in dem Kloster San Franzisko beigesetzt, wo seine Familie eine Kapelle besaß; diese Kapelle und die Statue des Kom— thurs wurden etwa um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts durch eine Feuersbrunst verzehrt. Die Franziskaner, welche schon lange dem Üebermuthe des Don Juan eine Graͤnze zugedacht hat— ten (denn seine hohe Geburt schuͤtzte ihn vor der gewohnlichen Ju— stiz, luden ihn eine Nacht unter falschem Vorwande ins Kloster und raubten ihm das Leben, indem sie sogleich das Geruͤcht ver breiteten, Don Juan habe des Komthurs Statue in der Kapelle insultirt und sey von ihr in die Holle gestuͤrzt worden.“

Aus dieser trockenen Nachricht hat Tirso ein erschütterndes Ge— maͤlde frechen Lebens-Uebermüthes zu machen gewußt, das an Staͤrke dadurch noch gewinnt, daß hier nicht nur Don Juan den Komthur, sondern auch dieser wiederum jenen in seiner Kapelle zu Gaste ladet, wo dann erst die Katastrophe erfolgt. Schaurig toͤnt dem verwege nen Sohne des Staubes hier sein eigenes oft wiederholtes Wort: „Ei, das hat noch lange Zeit“, das er allen Mahnungen an sein Ende entgegensetzt, aus Geistermunde entgegen. Beigegeben ist die sem Bande ein vollstaͤndiges Auto sacramental von Lope de Vega: die Aerndte, eine dramatische Bearbeitung der Parabel von dem bö— sen Feinde, der das Unkraut unter den Weizen saͤet. Auch diese Gabe ist besonders dankenswerth, weil wir ein solches heiliges Festspiel mit dem dazu gehdrigen Prolog (Loa) und Zwischenspiel CLentremes) noch in keiner Üebersetzung besitzen. Wie neu wird es daher dem Deut schen Leser erscheinen, einem ernsten Prolog ein tolles Possenspiel: von dem Abgekehlten, folgen zu sehen und dann in dem Auto selbst die Hauswirthschaft des Herrn mit ihrer allegorischen Dienerschaft zu beobachten! .

Zur Empfehlung der Uebersetzung nur so viel, daß sie treu, ge wandt und durchaus auf der Hohe der gegenwaͤrtigen Uebersetzungs kunst sich haltend genannt werden darf. Auch die Anmerkungen zeu gen von der Sorgfalt des Uebersetzers. Die aͤußere Ausstattung des Buches ist vortrefflich. j

Dauer der Fahrten auf der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn . . 6

1) Jwischen Berlin und Cöthen kürzestée Dauer 4 Stunden 38 Minuten längste 5 50 mittlere 5 14 2) JTJwischen CGöthen und Berlin kürzeste Dauer 5 Stunden Minuten längste 5

mittlere 5

Anuswärtige KEörsen. Amsterdam, 6. Okt. Kanz. Bill. 25

Präm. Sch. —. Fol.

Niederl. wirkl. Schuld 5. 5 do. 10. . 9 28 3 . 16. 59 Span. 19155. Passive. —. Ausg. . Zinal. 5! Preus- Oesierr.

Antwerpen, 5. Okt. Zinsl. Neue Aul. 19. 6

Hamburg, S. Okt. Bank Acten 1600. Kngl. Huss. 108

v. 8 5 . ö 3 z ‚. 1 . 5. Okt. Oz Rente fin Cour. . 35 Rente sin cour 79. 10. 9 Næwabpl. lin cour. 105. 59. Span. Reute 221. Passive 5.

Wien, 5. Okt. 5 5 Met. 1063. , 2* *

. . 6, 9 - J

15 ' Bank- Actien 1551. Anl. de 1831 1365. de 1839 109.

Königliche Schauspiele.

Montag, 11. Okt. Im Schauspielhause: Die Laͤsterschule, Lustspiel in 5 Abth, nach Sheridan, von Leonhardi.

Dienstag, 13. Okt. Im Opernhause: Norma, Oper in 2 Abth., Musik von Bellini.

Im Schauspielhause: Pour le premier déhut de Mad. De- vil dans emploi des premisres amoureuses: Lan Marquise de Senneterre, domédie en 3 actes, du thédtre frangais. (Ma. Delvil remplira le role de Mad. de Senneterre.) . .

Mittwoch, 13. Okt. Im Schauspielhause: Werner, Schau— spiel in 5 Abth. von K. Gutzkow.

Donnerstag, 14. Okt. Im Schauspielhause: Die Vertrau— ten, Lusisp. in 2 Abth,, von Muͤllner. Hierauf zum Erstenmale wiederholt: Die beiden Aerzte, Lustsp. in 3 Abth., von A. Bau— mann.

Freitag, 15. Okt. 1 Opernhause: Zur Feier des Aller— hoͤchsten Geburtsfestes Sr. Majestaͤt des Koͤnigs: Ouvertuͤre von Gluck. Rede, gesprochen von Mad. Crelinger. Hierauf, zum er— stenmale: Der Guitarrenspieler, Oper in 3 Abthle, nach dem Fran— zoͤsischen des Scribe, bearbeitet von J. C. Gruͤnbaum. Musik von F. Halevy. (Dlle. Tuczek, vom K. K. Hof-Opern-Theater— zu Wien: Sara de Villareal)

Die Meldungen um Billets sind, so weit als der Raum es gestattet, beruͤcksichtigt, und wird ersucht, dieselben aber bis Dien— siag Abend im Billet-Verkaufs-Buͤreau abholen zu lassen, widri— genfalls solche anderweit verkauft werden muͤssen.

Im Schauspielhause: Zur Feier des Allerhoͤchsten Geburts— festes Sr. Majeflät des Koͤnigs: Rede, gesproͤchen von Fräul Ch. von Hagn. Hierauf: Prinz Friedrich von Homburg, Schau⸗ spiel in 5 AbthlE, von H. von Kleist. Neu einstudirt.

Rönigsstädttsches Theater. Montag, 11. Okt. (Italienische Opern-Vorstellung.) Il Bar-

hiere di Seviglia. Opera buffa in 2 Atti. Musica del Maestro Rossini.

Dienstag, 12. Okt. Posse in 3 Akten.

Der politische Zinngießer. Vaudeville⸗

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hofhuchdruckerei.

Allgemeine

Preußische Stagts-Zeitung.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten. . ;

Rußland und Polen. St. Petersburg. Kaiserliche Ukase, den Aufenthalt von Russen im Auslande, die Offiziere der ehemaligen Poinischen Armee und die Sohne vetagter Soldaten betreffend. Fürst Golizyn von dem Amt eines Praͤsidenten des Reichsrathes entlassen. Rußlands auslaͤndischer Handel im Jahre 1810. Patente fuͤr die Donau Schifffahrt.

Frankreich. Paris. Die Insurrection in Navarra. Das Journal des Dsbats und der Morning-Herald uͤber die Entwaffnung. Vermischtes. ?

Großbritanien und Irland. Lon don. Bevorstehendes Avance. ment. Erklaͤrung des Grafen von Shrewsbury in Bezug auf das Peelsche Ministerium und O Connell. Vermischtes.

Niederlande. Haag. Baron van Kattendyke mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt. .

Deutsche Bundesstaaten. Hannover. Abreise des Herzogs von Braunschweig. Leipzig. Meßbericht. Maschinenbau⸗Ansialt. Hamburg. Stand der Huller Dampfschifffahrts Angelegen⸗ heit. Schreiben aus Frankfurt. (Bdese und Geldmarkt; Per— sonal-⸗Nachrichten. Kiel. Truppen Inspizirung. .

Spanien. Insurrectionelle Bewegung in Navarcg. Schreiben

aus Madrid. (Aufklaͤrungen uber die Vorfaͤlle in Valencia; die Fueros von Biscaya und Guipuzeog; Stimme uͤber die jetzigen Zustaͤnde.) l . .

Portugal. Freisprechung des Justiz⸗Ministers. Differenzen mit Spanien. Arbeiter⸗Entlassung. Bedeutendes Fallissement.

Türkei. Konstantinopel. Die Oesterreichische Fregatte „Ve nere“ wieder vollkommen flott gemacht. Nachrichten aus der „Malta Chronik.“ 36 —⸗ ö

Aegypten. Alexandrien. Vdllige Entlassung der Syrier aus dem Aegyptischen Heere. Schreiben Boghos Bey's an die Bri tischen Kauffeute. Die Verhaͤltnisse der Englischen Regierung zu Mehmed Ali, J 9. .

Nord-Amerika. Thaͤtlichkeiten im Repraͤsentanten Hause. absichtigter Feldzug Mexiko's gegen Texas.

Ostindien. Sieg der Truppen Schach Sudschas. Unterwer— fung Russir Chan's. Erledigung des Thron folgesireits im Pendschab. Krieg zwischen Siam und Cochinchina.

Niederländisches Judien. Schreiben aus Batavia. Zuneh⸗ mender Anbau des Thee's auf Java; Fortschritte der Hollander auf Sumatra; die Neger als Soldaten; Mangel an Civil Beam⸗ ten und Europaͤischen Frauen..

China. Bestaͤtigung der Capitulation von Canton, Entschaͤdigungs zahlung, neuer Vertrags -Bruch, Expedition nach dem Norden und FIustructionen Sir H. Pottinger's. .

Inland. Berlin. Ober-Landes-Bau-Direktor Schinkel *

B e

Statistik der Franzoͤsischen Journale.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Königl. Majestaͤt haben dem Fuͤrstlich Bentheim⸗Tecklen⸗ burgschen Land- und Stadtgerichts-Assessor Niemann in Rheda den Charakter als JustizRath Allergnaͤdigst zu verleihen geruht.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Clodwig zu Hohenkohe-Schillingsfurst, Prinz von Ratibor und Eorvey, aus Schlesien. . Se, Excellenz der Wirkliche Geheime Staats- und Kabinets— Minister, Graf von Mal han, von Kreuznach. ö

Abgereist: Der Hof⸗-Jaͤgermeister, Major Graf von Kleist vom Loß, nach Leipzig. .

Der Kaiserl. Russische Ober-Ceremonienmeister, Graf von Branickt, nach Warschau.

Zeitungs -Uachrichten. Ausland.

Nusiland und Polen.

St. Petersburg, 2. Okt. (Hamb. K.) Ein Kaiserl. Ukas vom 79. Juni 1854 bestimmte die kuͤnftige Aufenthaltsfrist Russischer Unterthanen im Auslande: dem Adel fuͤnf, dem Buͤr— gerstande drei Jahre. Unterdessen begaben sich noch vor Erschei⸗ nung dieses Ukases Russische Damen ins Ausland, verehelichten sich daselbst und halten sich noch fortdauernd dort auf, besitzen aber in Rußland liegende Gruͤnde. In dieser Beziehung enthaͤlt ein vom Kaiser bestätigtes Gutachten des Minister-Comité's (vom 15. Juni d. IJ) nachstehende Entscheidung: „Die Vorschriften, welche über den Aufenthalts-Termin Russischer Unterthanen in der Fremde ertheilt worden, sind in der Zukunft puͤnktlich zu er— fuͤllen; dies gilt auch von den Personen, die vor Erlassung obge⸗ dachten Ukases sich mit Auslaͤndern verehelichten. Der Termin ihres Aufenthaltes außerhalb Rußland hebt von dem Tage der gegenwärtigen Bestimmung an.“

Im Jahre 1832 ward im Koͤnigreich Polen der höͤchste Be— febl veroffentlicht: die Generalitaͤt, die Stabs- und Ober -Offi— ziere der gewesenen Polnischen Armee, vor der Insurrection ver— abschiedet und bei derselben nicht betheiligt, seyen berechtigt, wenn sie es wünschen, mit eingeholtem Consens des Statthalters des Koͤnigreichs, die allgemeine Russische Armee - Uniform, jedoch ohne Epauletten, tragen zu durfen. Gedachter Befehl wird jetzt fuͤr den ganzen Russischen Kaiserstaat mit der Bestimmung veroffent⸗ licht, daß für diese Berechtigung nur noch eine zweijährige Frist gestattet wende.

Nach einer fruheren höͤchsten Bestimmung genossen diejenigen unserer verabschiedeten subalternen Krieger, die untadelhaft ge— dient hatten und in Kriegen gegen unsere Feinde mit Wunden be— deckt waren, das Recht, in betagtem Alter ihre Sbhne, die in der

bie Lage des ungluͤcklichen Spanlens verwickeln konnte. o wie der uͤbrige Theil des Landes, bedarf vor allen Dingen der

Dienstag den 12ten Oktober

22

Regel, als Kantonnisten fuͤr den Dienst vorbereitet, dem Stande der Vaͤter folgen muͤssen, als Stuͤtzen bei sich zu haben. Ein

hoͤchster Ukas vom 31. August d. J. dehnt diese Kaiserl. Gnade auf

alle nach untadelhaftem Dienst verabschiedeten Soldaten und ihre Wittwen dahin aus: „Von dreien Soͤhnen soll einer den betagten und kranklichen Eltern als Ernährer verbleiben, wenn Erstere auch nicht die gesetzliche Befugniß dafuͤr haben.“

; Um die Orenburgischen, Uralischen, Baschkirischen und Kal— muͤcckischen Kosaken mit kundigen Feldscheerern zu versehen, wird eine neue Feldscheer-Schule in Orenburg errichtet, in welcher 68 junge Leute, Sohne dieser Kosaken, fuͤr dieses Gewerbe gebildet werden sollen.

St. Petersburg, J7. Okt. Se. Majestät der Kaiser haben den Wirklichen Geheimen Rath Fuͤrsten Golizyn, auf seine Bitte, von dem Amte eines Praͤsidenten der allgemeinen Versammlung des Reichs-Rathes entlassen, welches Amt in Zukunft immer von dem aͤltesten Departements-Praͤsidenten bekleidet werden wird.

Aus den so eben erschienenen „Tabellen von Rußlands aus— waäͤrtigem Handel im Jahre 1840“ geht Nachstehendes hervor:

Ausfuhren Rußlands im Jahre 1840.

Nach dem Auslande. . ..... .. 82,731, 386 Silber-Rubel

Finnland , = 1,914, 285 ' =

Zusammen Sö5,6 37,888 Silber-Rubel. Einfuhren Rußlands im Jahre 1840. Aus dem Auslande Finnland

4 859, 162

78,128,325 Silber-Rubel.

Die Ausfuhren uͤberstiegen sonach die Einfuhren um 7,509,563 Silber⸗Rubel. Der Ertrag der Zölle belief sich im vorigen Jahre auf 27,355,056 Silber-Rubel. Die Ausgaben der Zoll-Admini— stration mit Inbegriff der Kosten der Graͤnzzoll-Bewachung be— trugen 76, pCt. des Gesammtertrages der Zblle.

In Gemaͤßheit der zwischen Rußland und Oesterreich unterm 25. Juli 1810 abgeschlossenen Uebereinkunft hat der General Gouverneur von Neu-Rußland und Bessarabien den Russischen Handelsschisfen die Patente für die freie Donau-Schifffahrt zu ertheilen. Durch Kaiserliche Verfügung vom 19. (22.) Junind. J. ist nunmehr festgesetzt, daß der Preis des Patentes 99 Kope ken Silber und die Abgabe von jeder Tonnenlast 15 Kopeken Silber betragen soll,

Frankreich.

Paris, 6. Okt. Die gestern aus San Sebastian eingegan— genen Nachrichten (vergleiche Spanien) bestätigen gewissermaßen nur ein Geruͤcht, welches schon seit ? Monaten in Paris zirku— lirte. Seitdem der General O'Donnell sich zu Anfang des Mo— nats August inkognito in Paris aufgehalten und haͤufige Konfe— renzen mit der Königin Marie Christine gehabt hatte, hieß es, daß eine insurrectionelle Bewegung in Spanien stattfinden wurde. Man ging noch weiter und behauptete, daß die Franzoöͤsische Regierung um diese Machinationen wisse und dieselben auf indirekte Weise beguͤnstige. Diese Behauptung, der es bis jetzt an jeder Begruͤn dung fehlt, wird bald genug in den Oppositions-Journalen her— portreten und um so lieber ausgebeutet werden, da in den Augen

der Opposition jeder Angriff gegen die jetzt bestehende Ordnung der

4 Dinge in Spanien als eine Reaction gegen die revolutiongiren Grund—

6 ; e,. ö s⸗. ; saͤtze betrachtet werden durfte. Schon heute sagt der Courrier fran⸗

Lais: „Die Insurrection, zu der der General O'Donnell das Signal

gegeben hat, wuͤrde von Wichtigkeit seyn, wenn das Franzoͤsische

Kabinet sie hervorgerufen haͤtte oder sich geneigt zeigte, sie zu un— terstuͤtzen. Aber wir wollen gern glauben, daß dem nicht so ist, und daß Herr Guizot sich sorgfaͤltig jeder Theilnahme an den in— neren Streitigkeiten unserer Nachbarn enthalten wird. Die Em— pöͤrung O'Donnell's ist auf den Namen Marie Christine's ge— schehen. Navarra ist eine wesentlich monarchische Provinz, in wel— cher es geschehen koͤnnte, daß die Anhaͤnger des Don Carlos sich mit denen der Koͤnigin Christine vereinigten. Eben so moͤglich wäre es, daß die Baskischen Provinzen, mißvergnuͤgt daruͤber, ihre Privilegien verloren zu haben, O'Donnell Rekruten sendeten. Aber die Insurrection wurde nur dann einen ernsten Charakter annehmen, wenn in der Armee Spaltungen entstaͤnden und ein Theil derselben sich fuͤr Marie Christine erklärte. Dieser Abfall scheint uns aber nicht sehr wahrscheinlich, so lange die jetzige Re— gierung in den offentlichen Kassen hinreichende Huͤlfsquellen sindet, um den Truppen ihren Sold zu zahlen.“

Der Constituütionnel sagt uͤber denselben Gegenstand: „Die

von der Partei der Königin Marie Christine begonnene Insur Fection ist das verderblichste Ereigniß, welches in diesem Augenblick ͤ Navarra,

zuhe und des Friedens, um sich von den Leiden des Buͤrgerkrie— es zu erholen. Ministerium an der Intrigue genommen hat, durch welche jene

Bewegung vorbereitet worden ist; aber die Sprache, welche die

ministeriellen Blaͤtter in letzterer Zeit gefuͤhrt haben, setzte schon

einer großen Verantwortlichkeit aus. Espartero wird, wie wir

nicht zweifeln, mit der Insurrection fertig werden; aber der Ver— such selbst ist nicht geeignet, unseren schon so geschwaͤchten Einfluß auf die Spanische Reglerung zu hefestigen,“

Die Antwort des Morning Herald (s. das gestrige Blatt der Staats-Zeitung Artikel London) auf den Artikel, in welchem sich das Journal des Débats gegen die Entwaffnung der Flotte aussprach, veranlaßt heute das letztgenannte Blatt zu fol— gender Replik: „Ja, wir wiederholen es mit Vergnuͤgen, der Ein— tritt des Sir Robert Peel und des Herzogs von Wellington in das Ministerium erweckt in uns volles Vertrauen zu der Fort— dauer des Friedens; aber zu gleicher Zeit scheint es uns uner— klaͤrlich, daß die Englische Presse fortfaͤhrt, Frankreich jetzt noch, wo die offentlichen Angelegenheiten bei uns Mannern anvertraut worden sind, welche ihr ganzes politisches Leben der Aufrechthal—

Wir wissen noch nicht, welchen Antheil unser

1841.

tung der Ordnung und des Friedens gewidmet haben, kriegerische Absichten unterzulegen. Nach all den Opfern und nach all den Zu⸗ geständnissen, welche unsere Regierung seit 10 Jahren dem Frieden der Welt zu bringen nicht aufgehbrt hat, alauben wir nicht, daß irgend Jemand ernstlich an unserem guten Willen zweifeln kann. Und wenn es uns erlaubt ist, von uns persoͤnlich zu sprechen, von uns, die der Morning Herald das „Journal des Friedens“ nennt, kann man wohl glauben, daß wir unserem Ministerium nur des⸗ halb rathen, die Flotte nicht zu entwaffnen, weil wir im Stillen kriegerische Ideen naͤhrten? Fuͤr uns handelt es sich nur darum, Frankreichs Militair-Marine nicht in den Zustand offenkundiger Ohnmacht zuruͤcksinken zu lassen, in welchem sie sich vor dem Traktat vom 19. Juli befand. Die Umstaͤnde lehrten uns da⸗ mals, wie sehr wir uns über den wirklichen Zustand unserer Huͤlfsquellen getaͤuscht hatten; und wenn die Lehre uns in Bezug auf die Land-Armee genuͤtzt hat, so muß sie auch unserer See⸗ Armee zu Gute kom]mmen. Wir koͤnnen nicht eher zu einer Ent⸗ waffnung der Flotte rathen, als bis man Frankreich eine See— Armee gesichert hat, die mit den wirklichen Beduͤrfnissen Frank— reichs und mit dem hohen Rang, den es in der Welt einnimmt, im Einklange steht.“

Der Koͤnig Ludwig Philipp, der am 6. Oktober 1773 gebo ren ist, tritt heute in sein 68stes Jahr.

Der Moniteur Algerien vom 27sten v. M. meldet, daß der General Negrier eine gluͤckliche Expedition gegen die Raͤuber— horden unternommen habe, welche den Weg von Konstantine nach Philippeville so unsicher machten. Die Generale Liautey und Berthois, welche den General-Gouverneur nach Mostaganem be— gleitet hatten, sind wieder in Algier eingetroffen.

Die Arbeiten an dem Fort von Charenton sind jetzt so weit vorgeruͤckt, daß es noͤthigenfalls schon einen kraͤftigen Widerstand leisten koͤngte. Vier von den Bastionen und Courtinen erheben sich schon mehrere Metres uͤber die Erdoberfläche, und die Reoe— tirung der fuͤnften Bastion ist schon weit uber die Haͤlfte vollen— det. Die Flanken der Bastionen, deren Kanonen im Norden das Dorf Maisons, im Osten die Seine und die Straße von Troyes, im Westen die Marne und die Straße ven Dijon beherrschen werden, enthalten jede zwoͤlf Kasematten zur Aufbewahrung der Geschuͤtze und der Munition und zur Logirung der Soldaten.

Dlle. Rachel, die nach Ablauf ihres Urlaubes schon einige— male wieder aufgetreten ist, fahrt sort, dem Theatre frangais ganz ungewohnliche Einnahmen zu verschaffen. Gestern spielte sie die Hermione vor einem so gefuͤllten Hause, daß die Einnahme sich auf 6700 Fr. belief.

Boͤrse vom 6. Okt. An der Boͤrse war heute das Ge— schaͤft gelahmt. Nur in Spanischen Papieren zeigte sich einiges Leben. Die aktive Schuld war in Folge der aus San Sebastlan eingetroffenen Nachrichten sehr ausgeboten. Zu Ende der Boͤrse verbreitete sich das Geruͤcht, die Regierung habe die Nachricht er— halten, daß ganz Andalusien insurgirt sey, und daß der Geneual Narvaez mehrere Regimenter in die Bewegung hineingezogen habe,

Großbritanien und Irland. London, 6. Okt. Man sieht einer bedeutenden Promotion im Landheere und bei dem Seewesen entgegen, welche aber, wie es heißt, erst bei Gelegenheit der Niederkunft der Koͤnigin be— kannt gemacht werden soll. . , Graf von Shrewsbury (John Talbot), aus der aͤlte— sten Adels-Familie in England, welche katholisch geblieben, und ei—

ner der größten Grund-Eigenthuͤmer des Landes, hat so eben eine Flugschrift „Ueber den jetzigen Stand der Angelegenheiten“ erscheinen lassen, worin er erklaͤrt, er bleibe zwar seinen politischen Gesinnungen nach ein Wyhig, wolle aber der jetzigen Verwaltung eine redliche Probezeit goͤnnen. In Bezug auͤf O'Connell sag: er darin: „Es frommt wenig, Frieden zu predigen, waͤhrend wir zum Kriege aufreizen; zur Geduld zu ermahnen, während wir zu Zorn und Erbitterung stacheln; Gehorsam gegen die Gesetze anzuempf. hlen während wir Fluch und Verachtung uͤber diese Geseßze bringen. Kann das zum Guten fuhren, wenn Sie (O'Connell) das Volk noch so lie⸗ bevoll vor einem gewaltsamen Ausbruche warnen, es aber zugleich auffordern, von seiner numerischen Stärke Abhuͤlfe von Unbilden zu erwarten, die Sie in den schwaͤrzesten und gehaͤssigsten Farben malen? Wird die kuͤhlende Arznei, die in der Erklarung liegt. „„keine politische Verbesserung sey jemals einen Tropfen Blut werth gewesen““, wird sie die Fieberhitze des Grolls daͤmpsen, welche sie hervorbringen durch jenen unablaͤssigen Ruf: „„Erbliche Sklaven, wisset ihr es nicht: Wer frei seyn will, muß fuͤhren selbst den Schlag?““ Oder wozu all diese Verschwendung von Brenn— stoff, wenn kein Feuer angezuͤndet werden soll? Boͤse Worte sind kein gutes Geleite fuͤr schͤne Thaten. Und welches Urtheil draͤngt sich bei solchen Widerspruͤchen auf? Entweder daß Herr O' Con⸗ nell mehr meint, als er sagt, oder daß Alles Charlatanerie ist.“ Hinsichtlich Mac Leod's bemerkt die Times, daß das Ge— schworengericht, welches uͤber ihn urtheilen solle, meistens aus Quäkern bestehe, die man wohl deshalb absichtlich dazu gewahlt habe, weil sie, als den Todesstrafen abgeneigt, wahrscheinlich seiner angeblichen Schuld die nachsichtigste Deutung geben wurden. Ueberdies entfernten die von Herrn John Quincy Adams im Kongreß gemachten Aeußerungen den Gedanken, daß dieser Fall auf gesetzliche Weise und noch viel weniger strafrechtlich von einem Provinzial-Trihungl entschieden werden könne, so daß man ver= nuͤnftigerweise hoffen duͤrfe, Herr Mac Leod werde vermittelst irgend einer noch unbekannten Prozedur endlich aus sei⸗ ner langen und demuͤthigenden Gefangenschaft erloͤst wer⸗ den. Was aber auch nun der Erfolg des Verfahrens gegen Mae Leod seyn moge, so fürchtet doch die Ti⸗— mes, daß die Ehre Großbritanlens sich unwiderbringlichM kompromittirt finde, da mit Rücksicht auf England der Haupt⸗ punkt der sey, daß man eine gerichtliche Prozedur gegen Mac Leod nicht haͤtte erlauben müssen, um so mehr, da sich Herr Weh⸗ ster und Herr Adams dagegen erklart haͤtten. Daß 9 Dampf⸗ schiff mit der Nachricht von der Freisprechung Mas Leeds abge⸗ sandt werde, mache in der Hauptsache nichts auq. Die große an⸗= erkannte Thatsache, daß ein Britischer Unterthan, der nicht vor