1841 / 298 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

diejenigen Personen verwendet, die näher oder entfernter mit ihr in Verbindung stehen oder, gestanden haben; denn in solchen Fallen vergißt man frühere Dienste nicht. . Man unterstüͤtzt gewisse Pariser Journale mit sehr bedeutenden Summen. Der Messager, das Eigenthum der Regierung, kostet derselben allein fuͤr die Kasse der geheimen Fond 129009 bis 110 00 Fr. jahrlich. Dann kommen die ministerillen Juäur⸗ Derartements und die ausländischen Blatter. Das ist nale der Depar a,, n, , , noch nicht Alles; es giebt noch . ste *, 3 ger Zeit nicht mehr arbeiten, mit keinem Blatte mehr in Verbindung ste⸗ hen, die Gehalte von 19000 12.000 Fr. beziehen und wie reiche Pfruůndner leben. Außerdem giebt es noch au jerordentliche und unregelmäßige Ausgaben, welche durch Arbeiten und Eindrücke des Augenblicks veranlaßt werden, Die Widerlegung eines Artikels, einer Abhandlung der Opposition kostet haufig sehr viel. Zuwei⸗ len ist es auch möglich, durch Verraͤtherei eine ministerielle Mei⸗ nung in ein Oppositions-Blatt aufnehmen zu lassen, mittelst Gel⸗ des eine kompromittirende Nachricht in dasselbe einzuschwärzen und dadurch das Blatt in den Augen seiner eigenen Partei herabzu— setzen; das ist mehr als einmal geschehen. x Dies alles ist jedoch unzureichend und man zehrt sich auf diese Weise so schnell auf, als wenn man das Faß der Danaiden fuͤllen wollte. Es giebt se viele Leute, die bereit sind, sich zu ver—⸗ kaufen, daß der reichste Käufer haufig nicht ausreicht; um indeß Jedermann Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man sagen, daß es auch Ausnahmen giebt, daß es Maͤnner giebt, die zu ge— wissenhaft, oder zu halsstarrig, zu wenig aufgeklärt oder syste⸗ matisch und aus Bosheit feindselig gestimmt sind, und folglich al⸗ len Argumenten dieser Art widerssehen; gegen diese wendet man die Gesetze und die Assisen an. Das Uebel ist nun einmal un⸗ heilbar und die Zuͤgellosigkeit der Journale bringt unermeßliche Verwirrung in dem Gehirn und der materiellen Existenz einer Menge von Leuten hervor. Wir werden in kurzem sehen, welche Gegenmittel der Großsiegel-Bewahrer den Kammern vorlegen wird.

Großbritanien und Irland.

London, 20. Okt. Die Times hat einen von Lord Al— vanley herrüͤhrenden Vorschlag zur Herstellung der Ruhe in Ir— land in ihre Spalten aufgenommen, der auf offizieller Anerken⸗ kennung der kirchlichen Autorität des Papstes und auf Abschaf⸗ fung der veralteten Ausnahme-Gesetze in Irland beruht. „Der erste Schritt, der zu thun waͤre“, heißt es in diesem Artikel, nach einer langen historischen Einleitung uͤber die Verhaͤltnisse der Ir— laͤndischen Katholiken, unter Anderem, „müßte eine Maßregel zur Besoldung der katholischen Geistlichkeit Irlands seyn; der jetzige Zustand der Finanzen scheint allerdings fuͤr einen solchen Vor⸗ schlag nicht gunstig, aber die Nothwendigkeit der Sache ist so prin⸗ gend und der zu erlangende Vortheil so groß und sicher, daß ich keinen Preis fur zu hoch halten wurde, wenn der Zweck, den ich vor Augen habe (die Ruhe Irlands und die Zufriedenheit seiner Be— völkerung), damit erreicht werden konnte. Der nach ste Schritt zur Ver— wirklichung des beabsichtigten großen Zweckes mußte die Aufhebung der Gesetze seyn, welche den offenen Verkehr mit dem Roͤmischen Hofe verbieten, und die Ernennung eines Gesandten an diesem Hofe, nach Rußlands und Preußens Beispiel, wodurch unsere Be— ziehungen zu demselben, die gegenwartig jedem Grundsatz gesunder Vernunft und Politik entgegen sind, auf eine staatsmännische Ba⸗ sis gestellt seyn und etwas Festes darbieten wuͤrden, woran man fie ferfer Fznnte“ Das genannte Blatt erklart diesen Vorschlag für hoͤchst interessant und sagt einstweilen nur so viel daruber: „Wir tragen kein Bedenken, die Ueberzeugung auszusprechen, daß das vorgeschlagene System, wenn man es unter angemessenen Ein⸗ schraͤnkungen annahme, einen bedeutenden und den achtbarsten Theil der katholischen Bevölkerung, der bisher den Bannern O'Con nell's und der Repeal nur bedingt gefolgt ist, auf die Seite der constitutionellen Regierung heruͤberbringen und dazu dienen wuͤrde, eine wahrhaft konservative Partei in Irland zu begruͤnden.“ —ᷣ

Die Times enthaͤlt einen sehr energischen Artikel in Betreff der Mac Leodschen Sache. Sie meint, wenn die Regierung der Union so schwach sey, daß sie die Drohungen eines Poͤbelhaufens, Mac Leod im Falle seiner Freisprechung ermorden zu wollen, zur Ausfuhrung gelangen ließe, so muͤßte Großbritanien dafur an ihr und der Union dieselbe Vergeltung uͤben, als wenn Mac Leod zum Tode verurtheilt und hingerichtet werden sollte. Das Tory— blatt erklaͤrt, daß in beiden Fällen England, einen großen, gewal— tigen und entscheidenden Krieg fuͤhren muͤsse, in den die ganze Welt verwickelt werden durfte. . ; 2

Vorgestern gaben die Chartisten in Glasgow Herrn Feargus O'Connor eine Soiree, woran 2500 Personen Theil nahmen. Auch die Chartisten-Frauen richteten dabei an. O'Connor eine Adresse, die durch eine Deputation von drei Madchen. begeei et von mehreren ihrer Freundinnen, uͤbergeben wurde. Die Depu⸗ tirten waren gut gekleidet und wohl gebildet. Die Erste las die Adresse des Vereins, für den sie auftrat, mit vielem Nachdrucke vor; die Zweite hielt eine Rede und uͤbergab O'Connor einen gol⸗ denen Ring; die Dritte brachte einen elfenbein ernen Spazierstock und ein Goldstuͤck für einen anderen Radikalen, der wegen seines Antheils am Chartisten-Aufstande zum Tode verurtheilt war, spaͤ— ter nach Botany-Bai transportirt wurde und jetzt in sein Vater⸗ land zuruͤckgekehrt ist. Der Glasgow A rgus bemerkt:, „Diese leichtsinnigen Maͤdchen wurden fuͤr die Art, in der sie sich ihres unweiblichen Auftrages entledigten, mit lautem, begeistertem Bei— fall begruͤßt.“ .

Der Sun klagt daruber, daß auch unter den arbeitenden Klassen der Hauptstadt gegenwartig die größte Noth herrsche. Die Zahl der unbeschäftigten Schneider und Schuhmacher nimmt taͤglich zu, und die Weber von Spitalsields sind in Verzweiflung. Das genannte Blatt versichert, daß die Scenen des Elends und des Mangels selbst in diesen durchweg nothleidenden Bezirken ganz beispiellos sey.

Die mit der iezten New-Yorker Post in England eingelaufe— nen Kanadischen Journale sind, wegen des Ablebens Lord Sy— denham's, noch alle schwarz umraͤndert. Das falsche Geruͤcht, daß Sir Howard Douglas, der vormalige Lord-Ober-Commissair der Jonischen Inseln, zu dessen Nachfolger bestimmt sey, machte übelen Eindruck in der Provinz. Lord Sydenham's Leiche sollte am 24. September in der EpiskopalsKiürche zu Kingston unter den seinem Range gebührenden Ehren beigesetzt werden.

Niederlande. Aus dem Haag, 22. Okt. In der gestrigen Sitzung der

zweiten Kammer uͤbernahm Herr van Dam van Iselt den Vor— siß mit einer Rede, worin er sagte: „Seit, zwölf Jahren nehme ich einen Sitz in dieser Versammlung ein, in welcher ich an den wichtigsten Berathschlagungen Theil genommen habe. Ich kann es mir also auch nicht verhehlen, daß es meinem Herzen ein über= aus freudiges Gefuͤhl ißt in meiner Ernennung zu Ihrem Präsidenten e⸗ nen Bewess Ihrer Zustimmung zu erhlicken, welcher mir eine Ermunte⸗ rung seyn wird auf dem Wege, den ich bisher gegangen, auch fernerhin

fortzuschrelten. Wir haben Jahre voll Kummer und Sorgen durchlebt,

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die die Wohlfahrt unseres Vaterlandes untergraben haben. Jekzt ist eine neue Periode eingetreten, eine Periode des Aufbaues und der Wiederherstellung. Aus der Ankuͤndigung der Gesetz-Ent— wuͤrfe, die uns vorgelegt werden sollen, geht hervor, daß die Re— gierung den Wunsch hegt, das Mangelnde zu ergänzen und das Gebrechliche herzustellen, und die Arbeiten, die Ihrer war⸗ ten, werden uͤberaus wichtig seyn. Durch die genaueste Befolgung des Grundgesetzes, durch Räcksichtnahme auf die oͤffentliche Meinung, durch Wahrheit und durch ge⸗ genseitiges Vertrauen zwischen der Regierung und den General— Staaten werden die Interessen des Niederlaͤndischen Volkes be— foͤrdert werden, welches, inmitten so vieler Unruhe und Leiden— schaftlichkeit in anderen Laͤndern, so glaͤnzend sich auszeichnet durch treue Anhänglichkeit an der gesellichen Autoritaͤt, durch Maͤßigung und Achtung fuͤr Ordnung ünd Gesetz, welches die Grundpfeiler der bürgerlichen Freiheit sind.“

Das Handels blad bemerkt, die Erwählung des Herrn van Dam van Isselt zum Praͤsidenten der zweiten Kammer erscheine als ein überaus wichtiges Ereigniß, wenn man sich erinnere, wie dieses Mitglied der Generalstaaten zu allen Zeiten eine sehr unab⸗ haͤngige und freisinnige Gesinnung an den Tag gelegt habe. Man koͤnne seine Erwaͤhlung, fuͤgt die genannte Zeitung hinzu, als einen Sieg der Constitutionellen in Niederland betrachten.

Schweden und Norwegen.

. Christiauig, 10. Okt. (A. Z.) Die Convention von Hel— singöͤr uber den Sundioll soll bereits sowohl von Englischer als von Schwedischer Seite unterzeichnet seyn; von der hier in Nor— wegen sich befindenden Regierung ist ein Antrag nach Stockholm abgegangen, der, wie man vermuthet, darauf ausgeht, daß man von Seite Norwegens gegen die antiunionelle Behandlung dieser wichtigen Sache protestirt.

Die Norwegischen Mitglieder des Unions-Comité, die Herren Maubach, Falsen, Foß und Erichsen, sind nach Stockholm abge⸗ reist, wo die Verhandlungen den 1. Oktober wieder eroͤffnet wer— den sollen. Herr Falsen ist schöon zum Mitglied des Storthings erwählt, und Herr Foß wird ohne Zweifel erwählt werden; die Verhandlungen des Comité muͤssen folglich dieses Jahr beendigt seyn.

Der Professor Sverdrup, Lehrer der Griechischen Philologie und spaͤter der Philosophie an der Universität Christianig, der im Jahre 1814 nicht geringen Einfluß auf die politischen Ereignisse gehabt, hat seinen Abschied als Professor genommen,

Seit Wochen haben wir fast ununterbrochen das schoͤnste Herbstwetter gehabt; es ist demnach vielleicht zu hoffen, daß Norwegen dieses Jahr von einer Hungersnoth verschont wird.

Deutsche Bundesstaaten.

Altenburg, 23. Okt. Unser gestriges Amts- und Nachrichtsblatt bringt uns unter Anderem die Kunde, daß in Folge einer Uebereinkunft der Koͤnigl. Preußischen, der Königl. Saͤchsi— schen und der Herzogl. Sachsen-Altenburgischen-, Fuͤrstlich Thurn— und Taxisschen Post-Direction vorerst fuͤr die Korrefondenz zwischen Altenburg und den oͤstlichen Pͤreußischen Pro— vinzen eine Vereinbarung dahin getroffen sey, daß vom 15. Ok— tober an mit dem Wechsel geschlossener Transit-Pakete zwischen Altenburg einer- und zwischen Berlin, Magdeburg und Halle an— dererseits uͤber Leipzig zu beginnen, und daß die Spedition der— selben so zu bewirken sey, daß die Transit-Pakete von Altenburg täglich fruͤh von 2— 3 Uhr mit der Eilpost nach Leipzig abgehen, um durch Eisenbahn-Beförderung an demselben Tage, Bormlüttags 115 Uhr, in Halle und von da entweder Nachmittags 2 Uhr in Magdeburg oder Nachmittags 5 Uhr in Berlin einzutreffen. Umgekehrt aber sollen zwar die täglich in Magdeburg früh 6 Uhr und in Halle fruͤh 87 Uhr auf der Eisen bahn nach Leipzig abge— henden hierher gerichteten Korrespondenzen noch an dem selben Tage, Nachmittags 3 Uhr (richtiger 4 oder 4 Uhr), hier anlan— gen, dagegen aber die aus Berlin taglich Mittags 12 Uhr auf der Eisenbahn abgehenden Briefschaften erst den darauf folgenden Tag, Nachmittags 3 Uhr, hier anlangen.

Gewiß wird diese Beschleunigung des bisherigen Verkehrs und namentlich das Aufgeben des bisherigen Umweges uͤber Zeitz von unserem ganzen korrespondirenden Publikum dankbar aner— kannt. Doch ist dabei der Wunsch, daß dieselbe auch auf die Versendung der Briefe und Zeitungen ausgedehnt werden möchte, nur um so lebhafter und natuͤrlicher.

Ueber die Ergebnisse der Inspection unserer Bundes— Truppen laͤßt sich nur Erfreuliches melden. Auch war denen, welche den Eifer und die Tuͤchtigkeit ihrer Chefs, so wie das Ver— trauen kennen, welche diese im Allgemeinen bei ihrer Mannschaft

genießen, die Kunde, daß der mit der Inspection beauftragte Kai— serl. Koͤnigl. Feldmarschall Lieutenant, Graf von Hrabowsky, nach Besichtigung des Materials und nach Ausfuͤhrung taktischer Ue— bungen und eines auch vom Publikum mit viel Theilnahme ver— folgten Feldmandvers, sich anerkennend und belobend uͤber den vorgefundenen Zustand unseres Militairwesens ausgesprochen habe, nicht unerwartet, ob sie sich gleich deshalb nicht weniger daruber freuten, ihre Hoffnungen und Erwartungen von der Wirk— samkeit unseres Obersten von Diederichs, dem Eifer des Offizier— Corps und dem Fleiße der Mannschaft durch die Stimme eines so berufenen Kenners bestaͤtigt zu finden.

Der Bau der Eisenbahn von hier nach Leipzig und bereits auch schon ein Stuck gegen Crimitsch au hin schreitet munter vorwaͤrts, wie sich wohl von der Thaͤtigkeit von mehr als 1609 Menschen, außer denen jetzt auch eine immer zunehmende Anzahl von Pferden zum Erd-Transport verwendet wird, erwarten laäͤßt.

Desterreich.

Agram, 16. Okt. (Agr. Z.) Von dem Bosnischen Wesir Chosrew Pascha ist zur Herstellung von Ruhe und Ordnung an den Grenzen der beiderseitigen Laͤnder, eine Mission an Se. Ex— cellenz den hierlandes kommandirenden General-Feldzeugmeister Grafen Nugent abgesendet worden, welche nach üͤberstandener zehntäͤgigen Kontumaz zu Zavalje, am 9. d. M., in Begleitung der als Ehren-Kavaliere (mihmandar) ihr entgegengesendet gewe— senen Hrn. Hauptmann Wukmanich vom Oguliner Grenzregiment und des orientalischen Dollmetschers Freiherrn von Hiller, hier eintraf. Diese Mission besteht aus dem ersten Ablegaten Ismail Aga, Bimbaschi (Major) im zweiten Bataillon des dritten groß—

herrlichen Regimentes, und aus Halil-Efendi, der in der Statt⸗ halterschaft Bosnien besindlichen zwei regulairen Vataillen In⸗ fanterie Baschkigtib (Ober-Kommissair), zugleich zweiter Ablegat und Sekretair für diese Sendung. Ferner befinden sich dabei die

ATschausche Jusuf, Ismail und Mustafa und zwei Diener. Diese Missisn überbrachte auch die von Seite der hohen Pforte für den kommandirenden Herrn General und drei Personen seiner Umgebung bestimmten Geschenke, welche bei der am 19, d. M. e, nn. feierlichen Auffahrt und ersten Audienz uͤbergeben wurden,

Lemberg, 15. Okt. Der dies jaͤhrige Postulaten⸗ Landtag ist in uͤblicher Weise am Iten d. M. eröffnet und am 9ten d. M wieder geschlossen worden. Der Gubernial-Praͤsident, Freiherr von Krieg, und der Ritter von Gorayski fungirten dabei Als Kö— nigliche Kommissarien.

Spanien.

Der Messager enthaͤlt folgende telegraphische Depeschen:

„Bayonne, 18. Okt. Am 14ten ist General Ayerbe von Pampelona ausgeruͤckt, um gegen O'Donnell zu marschiren.“

„Bayonne, 19. Okt. Man versichert, O'Donnell habe zu Tolosa seine Vereinigung mit Urbistondo bewerkstelligt. Iturbe hat sich mit Alcala zu Hernani vereinigt. Ihre Vorhut sst zu Andoain. Nach dem ministeriellen Jour nal Espectator vom 12ten hat der Regent dem Infanten Don Franciscus den Befehl zugeschickt, seine Reise nach Spanien aufzuschieben.“

„Ba vonne, 19. Okt. Am 16ten hat sich O'Donnell Estel— la's bemaͤchtigt. Urbistondo war am 18ten Morgens zu Tolosa, und Alcala zu Andoain. Der Karlistische Oberst Lauz streift an der Graͤnze Navarra's, an der Spitze ehemaliger Offiziere und Soldaten von seiner Partei, um O'Donnell zu ünterstüͤßzen. Am 17ten Abends waren die Dinge zu Pampelona noch in demselben Stand. Ayerbe ist dahin zuruͤckgekehrt und ist nicht bei den ge— gen O'Donnell ausgesandten Bataillonen geblieben.

„Perpignan, 19. Okt. Die Munizipalität von Valencia hat sich am 14ten permanent erklart und die Verwaltung uͤber— nommen. Sie hat die Bildung des 3ten Bataillons der Naͤtional— Garde, zusammengesetzt aus Hafen-Arbeitern und Matrosen des Grab, dekretirt. Jeder Alkade entwirft eine Liste von den Ver— daͤchtigen seines Quartiers. Blos die Patrioten durfen die Stadt verlassen. Die Zulassung in die Stadt ist dreien Compagnieen des Regiments von Savoyen, das von Alikante kam, verweigert worden. General Seoane ist am 14ten Abends nach Valencia zuruͤckgekehrt.“

Das Journal des Débats hat Nachrichten aus Ma— drid vom 14ten, denen zufolge Ruhe, aber eine duͤstere Ruhe in jener Hauptstadt herrschte. Die Militair-Kommissison war in Parmanenz und die Verhaftungen dauerten fort. Am Sten hatte der Regent der Königin die Hellebardiere vorgestellt, welche den Palast auf eine so heldenmuͤthige Weise vertheidigt hatten' Je⸗ der von ihnen erhielt 2000 Realen (Circa 110 Thir.) und Avan— cement. Ihre Namen wurden in einem an die Armee gerichte— ten Tages-Befehl genannt, und in der Madrider Hoßzeitung publizirt. Am 10ten fanden die gewohnlichen Festlichkes⸗— ten zur Feier des Geburtstages der Königin Isabella statt. Am Abend waren alle Häuser erleuchtet. Es scheint, daß in der Nacht vom 7ten zum Sten, als die Straße, in welcher das Franzoͤsische Besandschafts-Hotel liegt, mit Soldaten angefuͤllt war, einige Flintenschuͤsse gegen jenes Hotel abgefeuert worden sind— Französische Geschäftstraͤger, Herr Pageot, hat diese Thatsache zur Kenntniß der Spanischen Regierung gebracht, und man wird

sich waͤhrscheinlich beeilen, ihm genuͤgende Erklärungen daruͤber

Oer

Baydonne, 16. Oktober. Es treffen hier mit jedem Tage

immer mehr Spanier ein, die früher saͤmmtlich zu den Corps von Cabrera, Balmaseda und anderen Karlisiischen Anführern gehoöͤr— ten. Der Konsul verweigert Allen die Pässe nach Spanien und man hofft, die Behoͤrden werden bald Anstalten treffen, diese Gaͤste, die hier nicht sehr gern sieht, wieder ins Innere von Frank— reich zu schaffen. Man hat hler die Nachricht erhalten, daß Puente la Reyng kapitulirt hat. Die Garnison verlangte, sich nach Pampelong zu begeben, was indeß O'Donnell nicht gestattete; sie schlug daher den Weg nach dem Ebro ein. ;

Munagorri ist auf Befehl des beruͤhmten ehemaligen Anfuͤh—⸗ rers der Chapelgorris, Elorio, welcher im letzten Kriege der libe—

en Sache so wesentliche Dienste leistete, nebst mehreren seiner

1 Hefährten in Goizneta erschossen worden.

Die Madrider Blätter enthalten sehr ausfuͤhrliche De— tails uͤber den Prozeß des Generals Diego Leon. Das Kriegs⸗ gericht bestand aus dem Admiral Dionysio Capaz, den Generalen Pedro Mendez Vigo, Nicolas de Isidro, Pedro Ramirez, Jos c Certinez, Joss Grases und dem Brigadier Pinto. Der Genergl Leon erklaͤrte vor Gericht, daß er Kenntniß von den Plaͤnen ge⸗ habt hätte, welche entworfen worden wären, um dem General Espartero die Regentschaft zu entziehen, daß er aber niemals habe einwilligen wollen, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen. Als er in der Nacht vom TFten zum Sten habe Generalmarsch schlagen hören, habe er sich von seinem Bedienten eine Husaren Uniform ohne Saͤbel bringen lassen. Um halb ein Uhr Morgens habe er den Palast betreten. Er räumte ein, daß die S oldaten ihn mit Zuruf empfangen haͤtten; er habe ihnen aber angedeutet, daß man dergleichen Demonstrationen fuͤr die Koͤnigin Isabelle aufbewahren muͤsse. Er habe die Hellebardiere gebeten, das Feuer einzustellen, da dies das einzige Mittel sey, um von den Soldaten zu erlangen, daß sie nicht mehr schoͤssen. Da man seinen Vor stellungen kein Gehoͤr geschenkt habe, so sey er aus der Stadt gefluͤchtet, ohne die Eskorte anzunehmen, die ihm von den Soldaten angeboten wurde. In Colmenar habe er sich entschlossen, nach Madrid zuruͤckzukehren, auf dem Ruͤckwege sey er den Husaren begegnet und habe sich ergeben. Sein Erscheinen im Palaste in der Nacht vom 7. zum 8. erklaͤrte er dadurch, daß er seit einiger Zeit mit dem General Puig Samper uͤberein gekommen waͤre, daß im Fall eines Allarms alle Generale der Madrider Garnison sich im Pallaste zusammen finden sollten. Der General— Anwald schilderte in seinem Requisitorium den General Conchar als den offensiblen Chef der Revolte und den General Leon als seinen Mitschuldigen, und trug gegen Beide auf die Todes— strafe an. Nachdem der Vertheidiger des General Leon's, der General Roncali das Wort genommen hatte, verlangte der General Leon noch selbst Einiges zu seiner Vertheidigung hinzu— zufuͤgen. Er richtete einige sehr energische Worte an das Gericht und sagte unter Anderem; „Es ist durchaus falsch, daß ich der Chef der Empdrung gewesen bin oder an derselben Theil genom⸗ men habe. Wenn dem so gewesen ware, so wurde ich an der Spitze der Soldaten vor dem Palaste erschienen seyn, man wuͤrde meinen Leichnam unter den Gefallenen gefunden haben, denn ich hätte sie sicherlich niemals verlassen und man wurde mich nicht als Flüchtling gefangen genommen haben.“ Das Kriegsgericht verurtheilte den General Leon mit einer Majoritaͤt von 4 Stim— men gegen 3 zum Tode. Das Urtheil ward sogleich, obgleich sich Freund und Feind fuͤr die Begnadigung verwendeten, bestatigt und in 12 Stunden darauf vollzogen.

Türkei.

Ueber den gestern gemeldeten beklagenswerthen Unfall des Lieutenants Falk berichtet ein Correspondent der C. A. 8 aus Konstantinopel folgendes Raͤhere: „Ein seit ungefaͤhr vier Monag—

erhabenen Kaisers das Land vor Verderben zu bewahren.

uns muß nichts unverfucht lassen, den Feind aufzureiben; gelisgt es, die En glanbericht. dersucht lassen, Feind aufzureiben; gelingt es, die

ten hier befindlicher ehemaliger preußischer Ingenieur-Lieutenant Falk aus Schlesien, welchem von dem Chef der Artillerie, Mo—⸗ hammed⸗Ali-Pascha, der Auftrag geworden war, hier ein Inge— nieurcorps zu bilden, hatte in der Nahe des Dorfes Ali-Bei⸗-Kbi, wo die unter dem Namen der suͤßen Waͤsser von Europa bekann⸗ ten Baͤche Cydaris und Lycus zusammenfließen, ein Pionierlager errichtet. Durch anhaltende Regenguͤsse war der Cydaris aus seinen Ufern getreten, hatte die Thaͤler der sůßen Waͤsser in ihrer ganzen Breite uͤberschwemmt und mehrere Bruͤcken fortgerissen. Von der dem Pionierlager drohenden Gefahr benachrichtigt, ver— suchte der Lieutenant Falk sich von Pera dahin zu begeben. Er fand bei seiner Ankunft zu Keat-Hane das Thal zwischen die sem Dorf und Ali-Bei-Köi mehrere Fuß hoch unter Wasser, machte aber ungeachtet der an ihn gerichteten Vorstellungen den Versuch durchzureiten. In der Mitte des Thales, bis an die Schenkel im Wasser reitend, verschwand er ploͤtzlich, sein Pferd und seine Kopf— bedeckung, der tuͤrkische Feß, zeigten sich nach einige Minuten und ersteres schwamm dem Ufer zu. Vergebens boten die auf den naͤchsten Anhöhen befindlichen tuͤrkischen Offiziere bedeutende Summen, um un— ter ihrer Mannschaft einen Schwimmer aufzufinden und zur Rettung es Verungluͤckten zu vermoͤgen, aber bei der großen Entfernung und der reißenden Strbmung des Flusses fand sich Niemand, dem es möͤg— lich gewesen waͤre, dem Lieutenant Falk zu Huͤlfe zu eilen, und dieser ausgezeichnete und allgemein geachtete Offizier fand zum Entsetzen der Anwesenden seinen Tod in den Fluten. Sein Leichnam ward erst am folgenden Tage, nachdem sich die Waͤsser etwas verlau— fen, gefunden und von einem Kameraden des Verstorbenen und dem Kanzler der Preußischen Gesandtschaft, die sich zur Auf— suchung desselben nach Ali-Bei-Köͤi begeben hatten, unter Be gleitung eines tuͤrkischen Majors nebst zwei Mann Wache auf einem Wagen, in ein Leichentuch gehuͤllt, nach Pera gefuhrt, um bis zur Beerdigung in der Grlechischen Kirche aufbewahrt zu werden. Bei der Ankunft des Wagens in Pera versammelte sich eine große Anzahl von Neugierigen, worunter ein gewisser De bor, angeblich ehemaliger Offizier, und ein Hamburger Na— mens Matthisson. Da die Griechischen Geistlichen anfangs einige Schwierigkeiten machten, den Leichnam aufzunehmen, so rief man den ersten Dragoman der Preußischen Gesandtschaft, der densel— ben vorläufig nach dem Lokale der Preußischen Gesandtschafts⸗ Kanzlei bringen ließ. Sehr zu bedauern ist das Benehmen der HH. De bor und Matthisson bei dieser Gelegenheit, welche, wie es scheint in aufgeregtem Zustande, den Hrn. Stiepovich, so wie mehrere andere anwesende Deutsche auf das roheste und unge— buͤhrlichste insultirten, wofür sie, da sie hier unter dem S chutze keiner fremden Gesandtschaft stehen, von den Tuͤrkischen Behbr— den vermuthlich verhaftet worden sind und hoͤchst wahrscheinlich von hier entferut werden durften. Die Bestattung des Lieute— nants Falks hat auf feierliche Weise unter Begleitung eines evan— gelischen Geistlichen, der Beamten der Preußlschen Gesandtschaft und eines zahlreichen Gefolges von Freunden des Verstorbenen auf dem christlichen Gottesacker unweit Pera stattgefunden.“

Staaten von Nord⸗2

New⸗äork, 27. Sept. Ein Journal der nördlichen Graͤnz— e gton Sentinel, welches gewalt⸗

bezirke, die Buring über d

same Fortschleppung des Obersten Grogan hoöͤchst erbittert ist, meldet, daß der Oberst einige Jahre vor dem Kanadischen Auf⸗ stande im Jahr 1837 zu Caldwell's Manor in Kanada, nahe an der Graͤnze, gewohnt habe. Als enthusiastischer Republikaner sey er gleich im Anfange des Kampfes den Kanadiern verdächtig und verhaßt geworden; im Winter 18338 habe darauf die Brltische Soldateska sein Haus umringt und verbrannt, nachdem sie sein Eigenthum gepluͤndert und seine, Frau und Kindrr gensthigt, sich in der strengen Kaͤlte zu Fuß uͤber die Amerikanische Graͤnze zu fluͤchten. Damals sey dem Obersten fuͤr mehr als 600 Dollars Schaden zugefuͤgt worden, und jetzt gedachten die Briten hr Werk zu vollenden und ihn auf die Aussage einiger eidbrüchigen Schufte hin gerichtlich zu morden, Dies sey die Frucht, weiche das Amerikanische Volk von Herrn dem üthiger Gefuͤ— gigkeit unter den Britischen Uebermuth aͤrndte; Genugthuung zu fordern, werde der Staatssekretär schwerlich den Muth l

Vereinigte

Webster's

aben.

China.

Canton, 29. Juni. Unter den in der letzten den Chinesischen Behoͤrden erlassenen Prrorclamationen b auch folgende der drei Kaiserlichen Kommissare, welche Belohnun gen ausschreibt fuͤr die Einlieferung der todten oder lebenden Kör— per Elliot's, Bremer's, Morrison's und Dent's:

„Der aufruhrdaͤmpfende Generalissimus Hih und die ihm zum Beistand erkorenen großen Minister Hang und Lung geben hier durch eine klare Auskunft uͤber Verleihung von Belohnungen Wer sich jetzt um unsere Sache verdient macht, aͤrndtet zuerst, als verzuͤglichsten Preis seines Thuns, Ehre und Gunst in den Augen seiner Landsleute. Bei schwierigen Umstaͤnden ist es an der Zeit ausgezeichneten Verstand zum gemeinen Besten aufzubieten. Die Esiglischen Barbaren haben seit letztem Jahr, als sie den Apfel der 3zwietracht auswarfen, nicht aufgehört, gegen das himmlische Reich zu rebelliren; sie nehmen keine Vernunft an, herrschen mit stoljem Geiz, verlassen sich auf ihre Staͤrke, verwuͤsten unser Gebiet, rauben, pluͤndern, ja, sie stoͤren die Leichen im Grabe. Was haben die in Staub zerfallenden Gebeine gethan? Felder und Hutten stehen ver lassen; unser Volk ist von 4ußerster Bedraͤngntiß heimgeflcht; die fremden Barbaren haben das Fleisch verzehrt und das Mark getrun ken; Hahnenschrei und Hundegebell sind Tone, die in Myriaden Fa milien gar nicht mehr gehört werden; selbst unmuͤndige Kinder wur den der straͤflichsten Lust zur Beute. Jetzt sind die Barbaren vor Canton erschienen, unter erlogenem Vorwand, Herstellung des Frie dens uachzusuchen; schlau wie Fuͤchse verführen sie die Leute; Jihre verstohlenen Blicke sind China's Fluch. Aus solchen Quellen fließt fuͤr uns Herzbeklemmung und Zaͤhneknirschen. Wir haben von Pe king her Befehl erhalten, nur Ein Ziel zu verfolgen: Unterwerfung und Ausrottung der Fremden; wir sollen das Volk an der Kuͤste he freien aus Wasser- und Feuersnoth; wir sind angewiesen, das Fleisch der. Nebellenhorde zu verschlingen und in ihrer Haut zu schiafen, Kir ermahnen das Volk, sich zu starken in muthvollen Entschluͤssen. ö Hülfsmittel sind unerschdpflich; laßt sie uns alle gebrauchen. Winde und Wolken sind fuͤr uns im Einklang. Kriegslisten mögen für uns ausgedacht werden, um nach dem heißen Verlangen unsers Jeder von

besie färchten. Jann * es nn, n, , Namen aber, glaͤnzend durch Patriotismus, werden ein , ,, Bambus und Seide; die Zeugnisse eures Wohl S dan rens he he m alf lichen Siegel geschmückt, sollen von euren Eiden und ,,, , z Wir die Generale, halten fest bei unseren Kenn wn, ,,. nn an das Gesetz, gleich als an einen Felsen. Yelohnungeh lusscht Min, sis hanzein wir auch danch, wenn wir Darum verkünden nor . . . u gs ie j ee gn. k ĩ . . ese Anordnung und reguliren die Stu— fenleiter, der Ausgesetzten Preise. Verg 6 . ,, . alt 2 cher, wg, euch Schlimmes gethan haben; rache eure Stamme sossznn Kt ih Chen, fäh das gn gn or ee chen. nenn n f in den Stand. setzet, eure rühmlichen Handlungen dem Kaifer am Morgen zu melden, so werdet ihr eüre Rzamen ;

so haben wir nie einen gleichen Gegner zu

schon am Abend auf

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der Liste der Verdienstvollen eingetragen finden. Krieger und Volk! traget Sorge, euch nicht selbst zu übergeben, wie die Bewohner von Tschusan gethan haben; seyd stark und unerschuͤtterlich, wie die Klip⸗ pen im vperlenreichen Meer. Gehorchet dieser Vorschrift! Laffet sie nicht unbeachtet! g. ö Folgendes ist die Skala der Preise: Wer von den Solda— ten oder aus dem Volke den Capitain Elliot ergreift und abliefert, erhaͤlt 190,900 Dollars und wird in den vierten Grad des Ran— ges verset. Wer einen von Elliot's Subordinirten (Bremer, Morrison, Dent) einfaͤngt und abliefert, hat eine Belohnung von (10M) Dollars zu erwarten und kommt in den fuͤnften Rang— grad. Diejenigen, welche einen Plan ausdenken, die Schiffe der Barbaren zu verbrennen, und damit zu, Stande kommen, erhal— ten 10900 Dollars für jeden Mast; fuͤr einen Schooner aber 3000 Dollars. Die Ladung genommener oder verbrannter Schiffe gehört denen, welche dergleichen ausfuͤhren, unangesehen der aus— ggeschriebenen Belohnung. Fuͤr Wegnahme eines Dampfschiffes werden 6000 Dollars bewilligt. Kaufleute fremder Nationen, welche den Chinesen die Englaͤnder ausrotten helfen, sollen in Zukunft bei der Ein- und Ausfuhr nur den halben Zoll zu er— legen haben. Wer mit den Verhaͤltnissen der Barbaren genau bekannt ist und sie in Kriegslisten zu übertressen weitz, wer Bran— der und Maschinen angeben kann zu Vernichtung der Barbaren, der soll, wenn er es verlangt, angestellt werden, sonst aber eine Belohnung von 20,009 Dollars empfangen. Endlich werden fuͤr jeden lebend eingebrachten Engländer 290 Dollars, für jeden Kopf eines Englaͤnders 100 Dollars, fuͤr einen lebenden Seapoy (Indischen Soldaten) 50 Dollars und fuͤr den Kopf eines solchen

3 Dollars verguͤtet.

Nähere direkte Nachrichten über die Ereignisse in

Madrid am 7. und s. Oktober und ihre nächsten

Folgen bis zur Hinrichtung des Generals Diego Leon am e. Oktober.

8 Okt. Der eigentliche Plan, den die Ver— sthworenen vom Ften hatten, liegt noch unter einem Schleier ver— Horgen, der jedoch durchsichtig genug ist, um die Hauptsache erra— then zu lassen. Die Absicht war, fich der Königin und der In— santin zu bemaͤchtigen, sie nach den Baskischen Provinzen zu ent— fuͤhren und dort die Königin Christine als Regentin auszurufen. Der Ausbruch war auf den 19ten, als den Geburtstag der Kbͤ— nigin Isabella, festgesetzt, an welchem Espartero und alle' Generale und Behörden im Palaste zum Handkusse erscheinen mußten und als— dann durch die Verschworenen festgenommen werden sollten. Allein die Verschwoͤrung war laͤngst kein Geheimniß mehr; die kompromittirten in meinem Briefe vom Tten erwähnten Generale wurden aufge— sucht und hielten sich verborgen, und am Tten fruͤh erhielken plötzlich 8s Garde-Offiziere, deren Gesinnungen verdaͤchtig waren, die Entlassung aus dem Dienste. Nun glaubte man nicht laͤnger warten zu koͤnnen. Der Oberst-Lieutenant des Infanterie-Regi— ments la Princesa, Don Ramon Nuvilas, ein aäußerst tapferer Ofsizier, der fruͤherhin Adjutant Espartero's war, und im letzten Krege sieben Schußwunden erhalten hatte, beschloß, eine Haupt— rolle zu ubernehmen. Er verfuͤgte sich dreist zum Regenten, und stellte diesem vor, daß ihm der Geist seines Regiments verdächtig sey, daß er jedoch, falls er zum diensthabenden Offizier (O fsicier du jour) ernannt wuͤrde, für seine Untergebenen einstaͤnde. Espar— tero ging in diese Falle, und Nuvilas, zum diensthabenden Offi— zier ernannt, ertheilte uberall, und namentlich den beiden Garde⸗Com⸗ pagnieen, welche im Palast die Wache hatten. Befehle, wie sie seinen Zwecken entsprachen. Um 7Uhr Abends verfügte er sich in die Kaserne seines Regiments, in welcher auch das Kavallerie Regiment le Princesa sein Quartier hatte. Gleich darauf erschien dort der Marechal de Camp Don Manuel de la Concha (dessen juͤngerer Bruder mit der Schwester de la Vitoria verheira

O Madrid, 14.

. der Herzogin de thet ist), früherhin Chef des Infanterie-Regiments la Princesa, und hielt an die Truppen eine Anrede, in welcher er ihnen ver⸗ sicherte, daß die Republikaner das Leben der Koͤnigin Isabella be— drohten, und sie aufforderte, ihm zu ihrem Schutze nach dem Pa⸗ laste zu folgen. Die Infanterie, unter die man reichlich Geld ver theilte, erklaͤrte sich dazu bereit und entwaffnete die Kavallerie, welche sich weigerte. Die Offi der letzteren wurden oben in der Kaserne eingeschlossen; einige Husaren fanden jedoch Gelegen⸗ heit, auf die Infanterie Feuer zu geben. Hierüber entstand Al— larm, und der General Concha brach nun eiligst mit elf pagnieen la Princesa, befehligt von dem Oberst-Lieutenant Nudi—

as und den Migjors Don Francisco Lerzundi und Don Joaquin Ravenet, Der Oberst de

zlere Gom⸗

nach dem Koͤniglichen Schlosse auf. es Regiments, welcher sich zu folgen widersetzte, wurde in der Kaserne eingeschlossen. Die Husaren sprengten die Thuͤren, warfen sich zu Pserde und eilten vor die Wohnung des Regenten. Augenblick lich wurde um 8 Uhr bei stocksinsterer Nacht und herabstroͤmen⸗ dem Regen die Natlonal-Miliz durch Generalmarsch zu den Waf⸗ fen gerufen.

Mittlerweile verfuͤgten sich die aus dem Dienst entlassenen Garde-Ofsiziere nach der Kaserne ihres Regiments (des ersten), um die Truppen zu bewegen, an dem Aufstande Theil zu nehmen. Allein bei ihrer Ankunft wurden sie durch Flinten schüͤsse gezwun— gen, umzukehren, indem aten durch die unterdessen zu Offizieren ernannten Sergeanten für den Regenten gewonnen worden waren. Auf diese Weise war die Bewegung bereits zum Theil vereitelt. 13 . Sobald der General Concha mit den elf Compagnieen am Königlichen Schlosse ankam, wurde er mit ihnen von den wacht⸗ habenden Truppen, deren Chef gewonnen war, und die dem Oberst— Lieutenant Nudilas als Offizier du our Gehorsam leisteten, einge⸗ lassen. Wahrend nun einige Mannschaft die anliegenden Königlichen Staͤlle besetzte, und in den Umgebungen des Schlosses Wachen aus— stellte, schlossen die darin befindlichen die Thuͤren nach innen, und

die Sol

ließen nur solche Personen, die an dem Unternehmen Theil nehmen

wollten, ein. Eine Menge Garde⸗-Offizlere und Perfonen aus den

höheren Staͤnden wurden eingelassen, unter denen besonders der

General-Lieutenant Don Diego Leon (Graf von Belascoain), ein

großer, schoͤner, seiner ; 1 h Sem orbensr. M e . ĩ s 60 60 . wird Gluck und Wohlstand von neüem unter ulis gewordener Mann, in glänzender, mit allen Orden geschmäckter Husaren⸗Uniform, hervorragte.

aͤußersten Bravour wegen zum Sprichwort

Die Truppen empfingen ihn mit

Jubel, und nun stuͤrmte man die große Haupttreppe Hinahn, die zu einer Reihe von Saͤlen fuͤhrt, an deren Ende die von der Königin bewohnten Gemächer liegen.

*.

Oben am Ende der sehr breiten, sich in der Mitte wenden— den Treppe befanden sich in einem Vorsaale die dien sthabenden,

mit Karabinern bewaffneten achtzehncellebardiere. Der vorderste von

ihnen gewahrte die hinausstuͤrmenden Truppen, ließ fogleich Feuer

auf sie geben, und schloß eiligst die große, sehr starke Thüre hin⸗ ter sich, so daß den Truppen der Eingang gespertt war. Die Helle⸗ bardiere richteten nun aus kleinen Seitenöffnungen ein morder sches Feuer auf die Truppen, das diese, natuͤrlich ohne anderen

er selbst (kein Mann von und zitt auf die ihn verfolgenden Hüfhren zu, wahrend Concha und Nuvilas entkamen. ñ seiner glänzenden Husaren⸗liniförm gefangen hier eingebra in die Hattpt⸗Kagserne der National-Milsz, das chemalige S. Tomas, geführt. Sg sehr hatte er bie Bestnnung verloren. daß er mehrere wichtige Papiere, die er bei sich hatte, auf der

Erfolg, als die Thuͤre zu verletzen, erwiederten. Ihre Kugeln flogen durch die Thäre und richteten im Innern groß Verwüstun⸗ gen an, ohne irgend Jemand zu verletzen.

Die Generale Concha und Leon geriethen in die groͤßte Be⸗ stuͤrzung, indem sie bedachten, weschem Schrecken und welchen peinlichen Gefühlen die Königin und Infantin in Felge der un— erwarteten Flintenschuͤsse ausgesetzt seyn mußten. Sie hatten ge— hofft, die Hellebardiere zu uͤberrumpeln, oder durch Geld zu ge— winnen, allein beide Versuche scheiterten an der Treue dieser Braven, und vergeblich suchte man irgend einen geheimen Ein⸗ gang zu entdecken. Bei der eingetretenen Verwirrung mißlang alles, und mittlerweile erfuhr man im Palaste, daß auch die Ver⸗ suche, die in den Kasernen befindlichen Truppen der Garde und der Regimenter Mallorca und Soria zu gewinnen, gescheitert waren, und daß die National⸗Miliz, so wie einige Truppen, das Schloß von drei Seiten umringten und nur das von dem Pa⸗ aste ugch dem Thore von Segovia hinabführende segenannte Campo del Moro, wo die Wagen hielten, in denen die Königin entführt werden sollte, noch freiließen. Die vor dem Palast aufgestellten Truppen ven la Princesa hatten sich bereits mit den andringen⸗ den Milizen herumgeschlagen, und zogen sich, hart bedraͤngt, auf das Schloß zuruͤck, oder ergaben sich zum Theil.

In dieser Lage blieb den Verschworenen nur uͤbrig, durch ei⸗ nen verzweifelten Angriff die Hellebardiere zu nöthigen, sich in die inneren keinen Schuß darhietenden Gemaͤcher zurückzuziehen, und dadurch die Königin selbst der größten Gefahr auszusetzen, oder ihr Heil in der Flucht zu suchen. Man nahm letzteren Ent⸗ schluß. Der General Concha befahl das Schließen einzustellen, und, waͤhrend Wein und Speisen unter die Soldaten vertheilt wurden, die besten Reitpferde aus dem Königlichen Stalle vor das Schloß zu führen. Er, Leon, Nuvilas und die uͤbrigen Anfuͤhrer bestiegen diese, schlugen sich durch die Milizen, und entkamen mit einiger Kavallerie aus dem nahe belegenen Thore von San Vi⸗ ente auf dem. Wege, der nach dem Prado und dem Passe der Guadarrama fuͤhrt. Dies geschah gegen ein Uhr nach Mitternacht.

Unterdessen glich Madrid einer vom Feinde eingenommenen Stadt. Alle Straßeneingaͤnge waren von Schildwachen besetzt, die, nach Art der Spanier, auf den ersten Anruf Feuer gaben. Truppen zogen hin und her, Reiterei sprengte von allen Seiten an, und bis zum hellen Morgen herrschte die Anarchie uͤberall. Auf alle Per⸗ sonen, die sich dem Hotel der Franzöͤsischen Botschaft naͤherten, selbst auf solche, die darin wohnen, wurde Feuer gegeben, und ich zahlte am anderen Morgen gegen 20 Kugeln in der Thuͤre des Hauses. .

Der Minister-Präsident Gonzalez befand sich gerade in der im Königlichen Schlosse belegenen Staats-Kanzlei, als die Ver⸗ schworenen in jenes eindrangen. Er schloß sich ein, und wurde unbeachtet gelassen. Die übrigen Minister versammelten sich in dem großen Posthause auf der Puerta del Sol, wo einige Ba⸗ taillone? dational-Milizen aufgestellt waren, und brachten, dort ihr Schicksal abwartend, die Nacht zu. ;

Der Vormund der Königin, Herr Arguälles, gewesen ware, nicht von ihrer Seite zu weichen, wollte nicht an den Ausbruch der Verschwoͤrung glauben, und verweilte mit dem Intendanten des Palastes, Heros, in dem Koͤniglichen Stalle, als der General Concha Befehl gab, dort Niemanden herauszulassen. Nun erriethen sie, was vorging, verbargen sich und entkamen, als man die Pferde aus dem Stalle holte— Auch sie verfůuͤgten sich um ihre Haut zu decken, in das Posthaus. . e,,

Und wo blieb der unuͤberwindliche Degen Espartero's? Wo Lerweilte der Regent, der geschworen hatte, das Leben und den Thron Isahella.s mit seinem leᷣten Blutstropfen zu vertheidigen und dem 12, 900 Mann, 3 Regimenter Kavallerie und 26 Kano⸗ nen zu Gehote standen, um diesen Eid zur Erfuͤllung zu bringen?

Der Regent machte sich reisefertig und befahl, daß alle Trip

pen, anstatt auf das Schloß zu marschiren, sich vor seinem Haufe und in dem daran stoßenden Prado aufstellen sollten. vie , blieben sie die ganze Nacht in Schlachtordnung, also in dem e. Königlichen Schlosse entgegengesetzten Ende von Madrid when Die Nationgl-Miliz unter den Befehlen einiger repubiit an- Venerals sich dem Feuer der Verschworenen ausseßte, und . 8 Palast einschloß. Um Tages-Anbruch erhielt Espartero die Nach⸗ richt, daß die dort eingeschlossenen, von ihren Chefs ver la ssenen Truppen sich zu ergeben verlangten. Nun stieg er (6 Uhr Men gens) zu Pferde, ließ Victoria blasen und zog mit feind gan ; Armee uͤber die Puerta del Sol, wo er von der Miliz mit . 6e n r a . 4 unge⸗ eurem Jubel empfangen wurde, vor das Koͤnigliche Schloß Die insurgirten Soldaten ließen dort ihre Waffen zurück und wurden in ein in der Naͤhe befindliches Gehaͤude eingesch sossen

Nun begab sich der Regent mit seinem großen Gefolge in den Palast, um sich nach dem Befinden der Königin und Infan⸗ tin zu. erkundigen,, Die große Trepxpe war mit Blut besudelt und die glanzenden Saͤle, Gemaͤlde, Vasen, Tapeten schrecklich verwuͤ⸗ stet. Auf der E telle ertheilte er jedem der treuen Hellebardiere den S. Fernando⸗Orden und eine Geld⸗Belohnung und stellte sse der Königin vor, deren zitternde Haͤnde von den durch Pulver und Blut besudelten Lippen der Hellebardiere gekuͤßt wurden.

Als am Abende im Palaste die ersten Schuͤsse fielen wurde der Königin gerade Gesang-Unterricht ertheilt. Erschrocken fra 2. sie ihren Lehrer, was der Lärm bedeute. Dieser suchte . ; beruhigen, allein die Königin erklaͤrte, sie fuͤhlte sich unwohl . man brachte sie, so wie die Infantin, zu Bette, wahrend sich dee Ober-Hofmeisterin und die Gouvernante, Mina's Wittwe, in * nem entlegenen Gange verkrochen. Eine außerhalb des Palastes die Königlichen

dessen Pflicht

abgeschossene Flintenkugel flog in das Zimmer, wo Kinder schliefen, und drang eine Elle hoch uͤber dem Bette der Infantin in die Wand ein. Man mag sich denken wesche rar diese von der ganzen Welt, nur nicht von dem höͤchsten Schug herrn, verlassenen Kinder verlebten. Ungeachtet der nicht zu ver k'nnenden Spuren der ausgestandenen Angst, und den sehr' kalten Morgens mußten sie, auf des Regenten Geheiß, ihm zur Seite auf dem Balkon des Schlosses erscheinen, vor welchem fammliche Truppen und Milizen defilirten. Darauf erschien auch der Vo ; mund, und eine hohe Person sagte der Königin: „Em Mase 2 eigene Mutter hatte jene Leute, die schossen be ahlt, 3 Majestäͤt zu ermorden.“ Gift anstatt des Trostes. 3 Noch in der Nacht setzten einige Schwadronen des Hu saren⸗ Regiments la Princesa, dessen Chef der General Lesn fruͤherhin gewesen war, den entkommenen Vorschworenen nach, und nach allen Richtungen wurden Stafetten abgeschickt, um die Nationas⸗ Milizen aufzubieten. Nach einigen Stunden holte man den Ueneral Leon ein. Sein Pferd' war in einen Graben ge⸗ stuͤrst; ein anderes, das er genommen, war nicht rasch genug. dem geringsten Talent) verlor den Kopf

Am Morgen des Sten wurde Leon in t und loster