1841 / 309 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

schung der Schaßkammer⸗Scheine bildet noch immer fast den ein— zigen Gegenstand der Unteredung in der City, wo viele üͤbertrie⸗ bene Gerüchte daruͤber in Umlauf sind. Die Anzeige, die der Kanzler der Schatzkammer erlassen hat, und wonach alle Inha⸗ ber von Schatzkammer-Scheinen aufgefordert werden, ihre Bills einzusenden, damit sie als echt gestempelt werden, wird die jekige Schwierigkeit, die, welche unbestritten echt sind, von den bestritte—⸗ nen zu unterscheiden, entfernen, und wenige Tage werden. hin⸗ reichen, das Zutrauen auf dem Markte herzustellen, so daß die gewohnlichen Geschaͤfte wieder fortgesetzt werden. Aber wenn un— schuldige Besitzer von diesen bestrittenen Schatzkammer-Scheinen, Leute, welche sie in dem regelmäßigen Gange ihrer Geschaͤfte ent⸗ weder gekauft oder Vorschuͤsse auf dieselben gemacht haben, den Verlust derselben tragen sollen und es von ihnen heit.zen soll sie haͤtten mit nachgemachten Papieren betrogen, so würde dies den Marktwerth dieser Scheine auf immer herabwurdigen und endlich die Regierung zwingen, einen viel hoͤheren Zius von den⸗ selben zu bezahlen, um die Leute zu bewegen, diese Scheine anzu— nehmen, da es erwiesen waͤre, daß sie so leicht nachgemacht wer— den konnen, und daß die Regierung nicht fuͤr die Handlungen ihrer Beamten, denen diese ungeheure Gewalt uͤbertragen ist, ver antwortlich ware. Aus diesem Gesichtspunkte, aus dem Gesichts⸗ punkte der Staatswirthschaft, wuͤrde es daher schon Faatsklug seyn, die wirklich unschuldigen Besitzer derselben gegen Verlust zu schuͤtzen. Uebrigens sind wir geneigt, zu glauben, daß der Betrag der unechten Scheine, die in Umlauf sich befinden, viel geringer ist, als erzaͤhlt wird. Wir haben behaupten hören, er betrage noch unter 1606, 900900 Pfd. Sterl.“ Auf Verfaͤlschung von Schatz⸗ kammer-Scheinen steht uͤbrigens jetzt eben so wenig mehr als auf Verfaͤlschung von Noten oder sonstigen Effekten der Englischen Bank die Todesstrafe. Gestern wurde mit der Untersuchung in dieser Faͤlschungssache weiter fortgeschritten. Herr Smith selbst aber ist noch nicht wieder verhört, sondern auf zehn Tage nach dem Gefaͤngniß von Tothill-Fields gebracht worden; erst am 4. November soll wieder ein Verhoͤr mit ihm vorgenommen werden.

In der juͤngsten Versammlung des Dubliner Repeal⸗Vereins hielt O'Connell eine sehr energische Rede gegen die Times, wel cher er vorwarf, daß sie durch ihre heftigen und leidenschaftlichen Artikel gegen Nord-Amerika einen Krieg herbeizuführen suche. Er erklaͤrte, daß diese feindliche Gesinnung gegen Amerika von den Irlaͤndern nicht getheilt, sondern mit gebuͤhrender Verachtung zu— rückgewiesen werde, da die Erhaltung des Friedens im Interesse beider Völker liege und auch, trotz aller Lügen und Verleumdun— gen des Organs der Tories, sehr wahrscheinlich sey. Bekanntlich hat sich die Times gegen jenen auch von anderen Seiten ihr gemachten Vorwurf schon gerechtfertigt und denselben fuͤr durchaus ungegruͤndet erklart. ö ö .

Ein Tagsbefehl Lord Hill's ermächtigt die kommandirenden Generale der Militair-Bezirke, in den Regimentern Urlaube vom J. November bis zum 19. Maͤrz zu ertheilen. Kein Offizier darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Koͤnigin das Land verlassen.

Herr Backhouse, bisher Unter-Stgats-Secretair der auswaͤr tigen Angelegenheiten, ist, von seiner Reise nach Deutschland zu— ruͤckkehrend, hier wieder eingetroffen.

London, 2. Nov. Das große Englische Waffen- und Mu— nitions-Magazin, der Tower, eines der aͤltesten historischen Denk⸗ maͤler der Hauptstadt, ist in der Nacht vom S onnabend zum Sonntag durch eine Feuersbrunst ganzlich zerstoͤrt worden. Der Verlust wird auf eine Million Pfund Sterling geschaͤtzt. Man glaubt, daß das Feuer durch Ueberheitzung von Rohren entstanden sey. Der Brand uͤbertraf an Größe und Furchtbarkeit noch den der Parlamentshaäͤuser und der Böͤrse. Ein naͤherer Bericht dar

uͤber wird folgen.

Niederlande.

Amsterdam, 2. Nov. Das Handels blad spricht in ei nem ausfuͤhrlichen Artikel seine Ansichten uͤber das in Belgien entdeckte orangistische Komplot aus. Es erklärt mit großer Ent— schiedenheit, daß sich das Niederlaͤndische Volk mit Vergchtung von den Umtrieben der Orangisten abwende und daß kein Versuch dieser Art jemals auf eine Theilnahme oder gar Unterstuͤtzung von unferer Seite rechnen koͤnne.

Belgien.

Brüssel, 2. Nov. Die meisten der bei dem Komplott betheiligten und verhafteten Personen fuͤhren militairische Titel. Nur zwei dersel— ben gehören jedoch zur Belgischen Armee: naͤmlich Herr Parys, welcher den Grad eines Unter-Intendanten erster Klasse (mit dem Rang eines Majors) hat, und Herr van der Meer, Brigade— General, jedoch seit mehreren Jahren zur Disposition gestellt.

Die meisten Bruͤsseler Zeitungen sind heute, wegen des gestri— gen Allerheiligen-Festes, nicht erschienen. ö ;

Ueber den verhafteten Herrn Lecharlier, der sich den Generals— Titel anmaßt, erfaͤhrt man Folgendes: Er gehoͤrte zu den politi— schen Abenteurern, die das Jahr 1830 ausgebruͤtet. Als er seine Rechnung in Belgien nicht mehr fand, warb er fuͤr Portugal eine sogenannte Belgische Legion an, und verließ den Belgischen Dienst. Seine Legionairs kamen theils in Portugal um, theils kehrten sie zer— lumpt und ausgehungert zurück. Er selbst dagegen trat als Milliongir wieder in Belgien auf, und seine Waffengefährten wußten von gepluͤn—

derten Klöͤstern und Kirchen zu erzaͤhlen. Er warf sich nun in große Speculationen und errichtete namentlich ein paar Stunden von

hier an der Straße nach Waterloo eine Zuckersiederei in großem

Style. Nach einem bekannten Sprichworte scheinen aber die Sachen sich bald wieder zum Schlimmen gewendet zu haben, denn schon seit einiger Zeit ist die ganze Besitzung zum Verkaufe ausgeboten. Er wollte, den bestehenden Verordnungen zum Trotze wieder als General in die Belgische Armee eintreten, wurde aber abgewiesen, und hing deswegen dem Kriegs-Minister einen Pro— zeß an, den er verlor. Nicht leicht giebt es in Belgien ein von

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der allgemeinen Stimme entschiedener zurüͤckgewiesenes Individuum,

als dieser Mensch.

XR. Brüssel, 31. Okt. Das Kemplot, das so eben ent— deckt worden ist, ist allerdings von einigem Umfange, scheint sich aber, dem bisherigen Anzeigen nach, auf die Hauptstadt beschränkt zu Die Regierung hatte seit laͤngerer Zeit den Faden der Verschwbrung in der Hand, hatte aber mit Absicht dieses unsin— nige Unternehmen sich etwas entwickeln lassen, um ihm tiefer auf die Spur zu kommen und es gruͤndlicher abschneiden zu können. Dies Komplot stellt sich jetzt als entschieden orangistisch heraus. Die Zahl der arretirten Personen belaͤuft sich ungefaͤhr auf drei— ßig. Wenn etwas die Verachtung zu vermehren vermag, womit dieses Unternehmen aufgenommen worden ist, so sind es die dabei kompromittirten Personen, die seit langer Zeit alle öffentliche Achtung durch ihr Privat-BVetragen verloren hatten.

sogenannte

alte Patrioten, die in der Revolution freiwillig gegen die Hol—

haben.

Es befinden sich unter der Verschwoͤrung auch

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laͤnder befehligt hatten, und ihrer Theilnahme wegen war man im ersten Augenblicke nicht ganz gewiß aͤber den Zweck des Komplots gewesen. Es sind dies aber Leute, wie es deren wohl uberall giebt, die, um Privat⸗Interessen zu befriedigen, bei jedem Anlasse Ruhe und Gluͤck des Landes aufs Spiel zu setzen bereit sind. Das letzte unsinnige Attentat Louis Napoleon's in Frankreich hat der Napoleonischen Partei den haͤrtesten Schlag versetzt; mit gleicher Zuversicht darf man dies aber, in Bezug auf die bei dem hiesigen noch absurderen Komplote betheiligte Partei behaupten, das mit allgemeinem Spott und Gelächter aufgenommen wor— den ist.

Ein interessantes Fest, das als Ausdruck einer entschiedenen Richtung im Lande von Bedeutung ist', ist das große „Flamän— dische Fest“, welches den 24sten d. M. in Gent gefeiert worden ist. In den letzten zwei Jahren nach Annahme des Friedens— Traktates mit Holland hat sich bekanntlich in den Flamaͤndischen Provinzen eine offen hervortretende Richtung um Alufrechterhal— tung und Ausbildung ihrer Sprache im Gegensatz gegen die Fran— zoͤsische geltend gemacht. Es hat diese Richtung durchaus keinen Hollaͤndischen Charakter, man duͤrfte sie eher Germanisch nennen, da ihre Repraͤsentanten eine besondere Liebe zur Deutschen Wis— senschaft und Literatur kundgeben. An die Spitze stellten sich die durch besondere Werke um die Flamändische Sprache sehr ver— dienten Literatoren Willems, Blommaert, de Jonghe, Eonscience u. A. m. Die Regierung bewilligte oder richtete vielmehr auf ihren Betrieb ihr Augenmerk darauf, daß alle Regierungs-, Pro⸗ vinzial- und Gemeinde⸗Beschluͤsse fur die Provinzen auch in Fla— maͤndischer Sprache abgefaßt wurden; sie versprach bei Besetzung der Stellen immer mehr die Kenntniß der Flamaͤndischen Sprache zur Bedingung zu machen, sie vermehrte die Lehrerstellen fur diese Sprache, setzte ferner, einem allgemeinen Wunsche gemaͤß, eine Königliche Kommission nieder, um die in mehreren Punkten schwankende Orthographie der Flamaͤndischen Sprache zu pruͤfen und wo möglich zu bestimmen; endlich im vorigen Jahre erlang— ten die Flamaͤnder das Recht, in ihrer Sprache vor den Gerich— ten zu plaidiren; es wurde ihnen ohne Anstand eingeräumt und die Gerichte selbst erklaͤrten, daß jeder Flamaͤndische Klient das Recht habe, sich von seinem Advokaten in der ihm verstaͤndli chen Sprache vertheidigen zu lassen. Dieses Prinzip wurde auch in der Magistraͤtur in Bruͤssel anerkannt, und vor kurzem hoͤrte hier der Gerichtshof das erstemal ein Plai— doyer in Flamändischer Sprache. Nach solchen Eroberungen durfte es den Flamaͤndischen Literatoren erlaubt seyn, bei Gelegen— heit des Zusammentritts der Sprach-Kommission ein allgemeines Fest zu veranstalten, was aber durchaus keinen ausschließlichen feindlichen Charakter gegen die Wallonischen Provinzen haben sollte. Es wurden im Gegentheil die litergrischen Repraͤsentan⸗ ten dieser Provinzen freundschaftlichst eingeladen, und die Einla— dung wurde eben so freundlich angenommen. Auf diese Weise hatten sich alle in Wissenschaft und Literatur einigermaßen bekannte Namen Belgiens in Gent eingefunden. Viele hohe Beamte, zwei Minister an der Spitze, der Kriegs-Minister und der Minister der offentlichen Arbeiten, hatten den Glanz des Festes durch ihre bereitwillige Theilnahme erhoht, die Minister druͤckten von Seiten ihrer Kollegen der Versammlung das Bedauern aus, dringender Geschaͤfte wegen in Bruͤssel zurückgehalten zu seyn. Es ist nur eine Stimme uͤber das Fest. Die zuvorkommendste Aufnahme, die feinste Ruͤcksichtnahme von Seiten der Flamaͤnder auf Alles, was bei ihren Wallonischen Mitbruͤdern Anstoß haͤtte er— regen koͤnnen, und als Resultat ein innigeres Anschließen der bei— den Theile hat dieser Feierlichkeit eine besondere Wichtigkeit gege ben und einen gewiß nicht vorübergehenden Einfluß fuͤr die Zu— kunft gesichert. Wir wissen, daß die Wallonischen Repraͤsentan⸗ ten der Literatur mit einigen Vorurtheilen, fast mit Besorgniß aber die Wendung des Festes gekommen waren, um so herzlicher ist ihr Abschied gewesen, und wir haben aus ihrem Munde das aufrichtigste Lob uͤber das biedere, herzliche, ceremonielose Betra— gen der Flamaͤndischen Wirthe gehoͤrt. Sie sind mit einer Einla— dung fuͤrs kuͤnftige Jahr nach Luͤttich geschieden. Die innigere Be— freundung der beiden hauptsaͤchlichsten Landestheile, die gegensei tige Aufnahme und tiefere Verschmelzung der verschiedenen Ele mente wird dem Lande immer mehr einen eigenthuümlichen Charak— ter geben und die Wallonischen Provinzen immer entschiedener dem Franzoͤsischen Einflusse entziehen.

T 4 8 3 S CG 6a Deutsche Bundesstaaten. Stuttgart, 31. Okt. Heute hat Se. Majestaͤt der König

die feierliche Begluͤckwuͤnschung zu Allerhoͤchstseinem 25jaͤhrigen Regierungs-Jubilaͤum entgegengenommen von den zur Begluͤck⸗ wuͤnschung außerordentlicherweise abgesandten Bevollmaͤchtigten fremder Souveraine von beiden Kammern der Landstände und von einer Deputation der Ritterschaft, welche sofort saͤmmtlich zur Koͤniglichen Tafel gezogen worden sind. Aus Veranlassung dieser Feier hat eine Anzahl von Ordens-Verleihungen und Be— foͤrderungen stattgefunden. .

Naͤchst einer gemeinschaftlichen Gluͤckwunsch-Adresse beider Kammern hatte eine Deputation derselben heute auch die Ehre, Sr. Majestaͤt die Denkmuͤnze zu uͤberreichen, die zur Erinnerung an das Regierungs-Jubilaͤum gepraͤgt worden. Zugleich suchte dieselbe in nachstehender Adresse die Erlaubnitz nach, eine Fest— saule auf dem Schloßplatz errichten lassen zu durfen:

„Ew. Koͤnigl. Majestaͤt wagen Ihre getreuen Stande eine Me daille ehrfurchtsvollst zu uͤberreichen, welche sie zur Feier des Regie⸗ rungs-Jubilaͤums Ew. Koͤnigl. Majestaͤt und zum Andenken an das selbe prägen ließen. Ihre getreuen Staͤnde wuͤnschten aber noch ein dͤffentliches, Jedem zugängliches, bleibendes Denkmal zu setzen, wel ches fuͤr die spaͤte Nachwelt ein sprechender Zeuge der dankbaren Ge sinnungen des gesammten Landes und des Gluͤckes, dessen sich dasselbe durch die fuͤnfundzwanzigjaͤhrige segensreiche Regierung Ew. Königl. Majestaͤt bewußt ist, seyn mochte. Die vor Hoöͤchstihrem Residenz Schlosse errichtete Festsule umrauschte vor wenigen Wochen der Ju bel eines dankbaren Volkes. Möchten Ew. Koͤnigl. Majestaͤt Ihren getreuen Staͤnden gnaͤdigst gestatten, eine solche Saͤule an jenem Orte so errichten zu lassen, daß sie auf eine fuͤr die spaͤtesten Zeiten blei bende Weise die Dankbarkeit Ihrer getreuen Staͤnde gusdruͤckt. In tiefster Ehrfurcht ꝛe.“ (

Sodann hatten die Praͤsidenten beider Kammern dig Ehre, Sr. Majestat die von letzteren votirten beiden Dank-Adressen auf. die Königliche Thron-Rede bei Erdͤffnung des Landtages zu uͤber— reichen, folgenden Inhalts:

Dank-Adresse der ersten Kammer: Ew. Königl, Majestaͤt haben am Ziele einer fuͤnfundzwanzig— jaͤhrigen ruhmvollen und segensreichen Regierung Ihre getreuen Stande um Ihre Allerhöchte Person zu versammeln und, Worte huldreichen Wohlwollens an diefelben zu richten geruht. Für jene Entschliefung und diese gnaͤdigen Gesinnungen bringen wir Ew. Königl. Majestaͤt den ehrfurchtsvollen Dank der Kammer der Stan⸗ deßherren dar, Vir schätzen uns übergus glücklich, bei dem, den?⸗= würdigen Ereigniffe die Empfindungen dankbarer Liebe, ungehenchel ter Ehrfurcht und treuester Anhänglichkeit Ew, Königl. Majestat personlich vortragen zu durfen. Möge die goͤttliche Vorsehung, die uns einen solchen König geschenkt, einstimmiges Gebet erhdren und

noch lange einen Regenten erhalten, dessen Sorgfalt für das Wohl des Landes seit fuͤnfundzwanzig Jahren nie geruht, der die Geschicke desselben im Geiste des reinsten und hoͤchsten Wohlwollens geleitet und der durch Sein weises und edles Walten die gluͤckliche Lage geschaffen hat, in der Wuͤrttemberg sich jetzt befindet. Der Kronprinz hat in Mitte der Staͤnde das schoͤnste Werk Ew. Maje⸗ staͤt heilig zu halten gelobt. Wenn Er, den Blick unverruͤckt auf ein erhebendes Vorbild gerichtet, im Geiste Seines Königlichen Vaters zu handeln gelernt, so wird Er dereinst unseren Nachkommen als theu

res Vermaͤchtniß erscheinen; Er wird fortsetzen, was heilbringend be gonnen worden. Der rastlosen Fuͤrsorge Ew. Koͤniglichen Majestaͤt verdanken wir auch auf diesem Landtage wichtige Gesetz-Entwuͤrfe. Wir werden der Pruͤfung derselben mit Eifer und Üünbefangenheit uns widmen und besonders erfreut seyn, durch unsere Verhandlungen üher die Straf⸗Prozeß⸗Ordnung, an der Hand bewaͤhrter Erfahrung, zu der Vollendung eines der schoͤnen Denkmale der Regierung Ew. Koͤniglichen Majestaͤt beitragen zu dürfen. Es mahnt uns an ein anderes unter diesen Denkmalen, die Verlaͤngerung des Deut

schen Zoll-Vereins, dessen weitumfassende wohlthaͤtige Ergebnisse von Jedem gepriesen werden, und der die verschiedenen Staaten des großen gemeinsamen Vaterlandes mit unaufloͤslichen Banden noch enger aneinander geknuͤpft hat. Die Folgen dieser gluͤcklich be— stehenden Einigkeit haben in juͤngst vergangener Zeit sich auf das Schoͤnste bewaͤhrt, als es zu beweisen galt, daß Deutschland keine Guͤter hoher schaͤtze, als seine Unabhängigkeit und seine Ehre. Wil lig ward zur Erhaltung und Sicherung derselben jedes Opfer gebracht, und die in dieser Beziehung von Ew. Koͤniglichen Majestaͤt getroffe nen Anordnungen wurden mit dem ungetheiltesten Beifalle aufge nommen. So nehmen wir auch die uns gnaͤdigst ertheilte Nachricht von der guͤnstigen Lage der Staats-Finanzen ehrerbietigst entge gen. Moͤge es der Weisheit und Umsicht Ew. Königlichen Maje staͤt gelingen, sie in diesem bluͤhenden Zustande stets zu erha

ten. Die Wichtigkeit der uͤberall in Bewegung gesetzten Frage der Eisenbahnen verkennen wir eben so wenig, als die Schwierig keit, mit welcher dieselbe in den verschiedenen hierbei eintretenden Erwägungen umgeben ist. Den uns angekuͤndigten Eroͤffnungen hieruͤber sehen wir mit der vertrauensvollen Hoffnung entgegen, daß der hochwichtige Gegenstand von allen seinen Seiten geprüft wor den sey, und die beste Wahl werde getroffen werden. Im Begriffe den in ihrem Berufe liegenden Arbeiten sich zu widmen, erlaubt sich die Kammer der Standesherren, der Huld und Gnade Ew Koͤnigl. Majestaͤt sich aufs neue ehrerbietigst zu empfehlen, und er stirbt mit den Empfindungen unwandelbarer Treue und der tiefsten Ehrfurcht Ew. Kdͤnigl. Majestaͤt allerunterthaͤnigst treugehorsamste Kammer der Standesherren.

Stuttgart, den 27. Oktober 1841.“ Dank ⸗Adresse der zweiten Kammer:

„Ew. Koͤnigliche Majestaͤt haben die Vertreter Ihres Volks in dem Zeitpunkte einberufen, mit welchem ein Viertel-Jahrhundert Ih res Regentenlebens der Geschichte anheimfaͤllt. Unseres Zeugnisses bedarf diese nicht, wenn sie einst ein treues Bild des Gluͤckes der Wuͤrttemberger unter Koͤnig Wilhelm zu entwerfen versucht; ihren Stoff wird sie den bleibenden Schoͤpfungen Ew. Koͤniglichen Maje staͤt entnehmen, und vollendet ist das Bild, wenn es ihr gelingt, die Begeisterung zu schildern, mit welcher vor wenigen Wochen alle Staͤnde des Volks sich aufmachten, in das Auge ihres Koͤnigs zu schauen und fuͤr muͤhevolles, aber segensreiches fuͤnfundzwanzigjaäh riges Walten die Huldigungen des Dankes, der Liebe und der Treue darzubringen. Konnten diese Gefuͤhle je noch ge steigert werden, so geschah es durch den gleichzeitig von dem Throne ausgegangenen Gnaden-Akt. Wir freuen uns des Berufes ein biederes Volk in seinen oͤffentlichen Interessen vertreten zu duͤrfen, die da am sichersten gepflegt und geschirmt sind, wo glei ches Vertrauen Regenten und Regierte heseelt. Die guͤtige Vor sehung hat das Gebet der Württemberger erhört: der Koͤnigs Sohn reift zum Manne heran, und erfaßt nach dem Vorbilde des Konig lichen Vaters die wahre Bedeutung Seines hohen Berufes. Gewiß ist Ihm juͤngst fuͤr alle kommenden Tage und Erxeignisse d

der Eindruck

geblieben, daß die Liebe der Unterthanen der schouste Stein in de Krone der Herrscher sey, und Sein feierliches Gelübde auf die Ver

fassung nehmen wir fuͤr unsere Nachkommen dankbar auf, als ein Pfand des auch ihnen beschiedenen Gluͤcks. Rastlos bemuͤht unsere Gesetzaebung mehr und mehr auszubilden, haben Ew. Koͤnigliche Majestaͤt Ihren Blick nicht nur auf die Verbesse rung der Justizverfassung, sondern auch auf so manche Zweige der inneren Verwaltung gewendet und uns zur Berathung der betref fenden Gesetz-Entwuüͤrfe aufgefordert. Unsere ernste Aufgabe hiebe wird es seyn, durch gewissenhafte Prufung und moͤglichste Geschaͤft

forderung den Erwartungen unseres erhabenen Regenten, wie unse rer Mitbuͤrger zu entsprechen. In der Verlangerung des Deut, schen Zollvereins, welche Allerhoͤchstdieselben uns zu verkuͤnden geruheten, so wie in dem zu hoffenden Beitritte mehrerer Bunde

staaten erblicken wir die Mittel zu weiterer Entwickelung Deutscher Gewerbsthaͤtigkeit und zugleich einen maͤchtigen Halt Deutschen Gemeinsinnes, der nicht ungestraft Deutsche Ehre und Deutsches Vaterland antasten laͤßt. Nie werden uns die Opfer zu groß duͤn ken, die zum Schutze dieser Guͤter noͤthig sind. Wenn wir schon vor drei Jahren den durch die Erscheinungen der Zwischen zeit so sehr gerechtfertigten Erwartungen Ew. Königl. Ma jestaͤt uns angeschlossen haben, daß das fuͤr Suͤd-Deutsch land durch Staats-Vertraͤge zugesicherte Vertheidigungs-System bald seine Vollendung erhalten werde, so ist uns nunmehr die Allerhoͤchste Mittheilung um so erfreulicher, daß dieses gerechte Verlangen in den Beschluͤssen des Deutschen Bundes die fuͤr uns so wuͤnschenswerthe baldige Erfuͤllung finde. Daß aber selbst Ruͤstungen zum Schutze des Vaterlandes weise Sparsamkeit nicht ausschließen und Schonung der Kraͤfte fuͤr langere Anstrengungen rathsam machen, ist von Ew. Majestät anerkannt, daher wir gewiß sind, diese Grundsaͤtze in der zu 4gußerordentlichen Ausgaben veranlaßten Verwaltung des Kriegs Mi nisteriums angewendet zu finden. Hat doch die bisherige Erfah rung gezeigt, welche reiche Fruͤchte die dem friedlichen Gewerbe dem Unterricht, der Kunst und Wissenschaft zugewendeten Sum men dem Vaterlande getragen haben und iwie jede Steuer Erleichterung ein Zusatz zu? den Mitteln der, Erwerbzthaͤtig eit des Einzelnen war. Der guünstige Stand unseres geordn. ten Staatshaushaltes, dessen wir uns mit. Ewe Königlichen Ma sestaͤt freuen, und die Anforderungen des Verkehrs haben eine Frage der Zeit, die der Eisenbahnen, auch bei uns hervorgerufen. Den Mittheilungen der Königlichen Minister entgegensehend. werden wir diefen wichtigen Gegenstand ugch seinen vielseitigen Beziehun

gen mit Unbefangenheit prüfen und unsere Ansichten ehrfurchtsvol

kest vorlegen. Königliche Majestat! Mit besonderer Rührung, mit besonderein Danke gegen die erhaltende Vorsehung schließen wir. Fuüͤnfundzwanzig Jahre sind es nunmehr, daß Ew. Königliche Ma jestaͤt in dem Manifeste vom 30. Oktober 1816 in verhaͤngnißvoller Zeit die Verheißung ertheilten, „daß die Wohlfahrt und das Gluͤck der Allerhoͤchst Denenselben anvertrauten Unterthanen das einzige Ziel Ihrer Bemuͤhungen und Ihr erstes Bestreben seyn werde, die Erreichung dieser hohen Zwecke durch eine dem Zeitgeiste und den Beduͤrfnissen des Volks entsprechende und seinen Wohlstand erhö— hende Verfassung sicher zu stellen.“ Mit Deutscher Treue haben Ew. Majestaͤt Ihr Koͤnigliches Wort geldͤst; Sie sind „der treueste Freund Ihres Volkes geblieben. Der Himmel lohne Sie mit der Fulle seines Segens. Wir verharren in tiefster Ehrfurcht Ew. Koͤniglichen Majestaͤt allerunterthaͤnigst treu gehorsamste Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, den 29. Oktober 1841.“

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Se. Khbnigl. Majestaͤt geruhten, diese mannigfachen Beweise der aufrichtigen Anerkennung, Ergebenheit und Anhänglichkeit Ih— rer getreuen Staäͤnde mit landesvaͤterlichem Wohlgefallen entgegen— zunehmen und diese ungeheuchelte Darlegung der sie fuͤr Hoͤchst—

und Gefuͤhle in folgen—

Gesinnungen

ihre Person belebenden den Worten zu erwidern:

„Mit innigster Dankbarkeit habe Ich die Aecußerungen vernom⸗ men, welche die treuen Staͤnde uͤber die vergangenen Jahre Meiner Regierung Mir dargebracht haben. Mein Dank vereinigt sich mit dem Ihrigen, daß die goͤttliche Vorsehung so sichtbar Uns in diesem Zeitraume beschuͤtzt hat; lassen Sie Uns mit diesen naͤmlichen Gesin⸗ nungen auch für die Zukunft das Wohl des Landes das Ziel aller Un serer Bemuhungen seyn. ; . r

Empfangen Sie Meinen besonderen Dank fuͤr die bleibenden Denkmale, die Sie bei dieser Gelegenheit gestiftet haben; diese Denk male werden auch fur die Zukunft Unsere gegenwaͤctige Zeit, als die Zeit der gegenseitigen Einigkeit, der gegenseitigen Liebe und Anhäng lichkeit bewahren.

Meine Herren der Kammer der Standesherrn! Mit ganzem Ver trauen sehe Ich Ihren wichtigen Arbeiten entgegen in der Ueberzeu gung, daß Sie mit ganzem Eifer die verschiedenen Gesetz Entwuͤrfe mit Ihrer bewaͤhrten Erfahrung und Unparteilichkeit pruͤfen werden.

Meine Herren der Kammer der Abgeordneten! Ihre eben ausge sprochenen Gesinnungen sind mir Buͤrge, daß Ich mit Sicherheit auf Ihre Unterstuͤtzung rechnen kann, fuͤr alle Gesetze, welche für das Wohl Meines Volkes nothwendig erachtet worden sind; Unser gegen seitiges Vertrauen giebt uns auch die Gewaͤhrschaft fuͤr das fortge setzte Gluͤck unseres Vaterlandes. ö

Die treuen Staͤnde Meines Reichs bitte Ich, diese vertrauens vollen Gesinnungen Meinem ganzen Volke mitzutheilen.“

Speier, 26. Okt. (A. 3.) Die Communication des Elsaß mit der Pfalz hat seit kurzem einen neuen Aufschwung erhalten. Statt zweimal wöchentlich geht nun jeden Abend ein Eilwagen von Straßburg nach Landau und zuruͤck. Zwei andere, weniger bequeme Diligencen unterhalten den täglichen Verkehr zwischen Weißenburg und der Hauptstadt des Elsaß. Sobald von Sei— ten der Großherzoglich Hessischen Regierung die nachgesuchte Er— laubniß erlangt seyn wird, soll die schon fruͤher angezeigte taͤg— liche Verbindung zwischen Straßburg und Mainz hergestellt wer den. Unterdessen scheinen im Gegensatze zu diesen Erleich— terungen des Verkehrs die Franzoͤsischen Mauthbeamten geschaͤrfte Instrüctionen erhalten zu haben. Man untersucht jetzt die Koffer der Reisenden mit größerer Sorgfalt als fruͤher; man verzollt unbedeutende, werthlose Artikel und schreitet haͤufiger zu dem so widerlichen Mittel der Personal-Visitation. Daruͤber wird viel geklagt; allein da die neuen Maßregeln mit allgemeinen sinan— ziellen Ruͤcksichten im Zusammenhang zu stehen scheinen, so ist wohl vor der Hand keine Aussicht, diesen Mißstand verschwinden zu sehen.

SHanndsver, 3. Nov. (Hannov. Ztg.) Nach Maßgabe des §. 3 des Koͤniglichen Patentes vom 3. Juli d. J., betreffend die Beglaubigung der Unterschrift Sr. Koͤniglichen Hoheit des Kronprinzen, sind am gestrigen Tage, dem 2ten dieses Monats, unter Allerhochsteigenem Vorsitze Sr. Majestät des Königs, und in Gegenwart Sr. Koͤniglichen Hoheit des Kronprinzen, so wie der Herren Minister von Schulte, von der Wisch, Freiherr von Schele und Grafen von Kielmansegge, die Herren Gene ral der Infanterie von dem Bussche, Gernral-Forst-T tor von Malorti, Geheime Rath Graf von Knyphausen, Ober-Jaͤgermeister Graf von Hardenberg, Ober-Justizrath vor

Landdrost von Dachenhausen, General-Ma Prott,

Werlhof, or . M:ACA¶ror-cwiwokenr= 92386 fi. ⸗— 5486 s Kammer-Direktor von Voß und Hofrath Bode, nach erfolgter

Vorlesung der Eidesformel, welche die dem Eingangs gedachten Patente entsprechenden Dienstobliegenheiten vollstandig enthält, f * . ; !. r 27 * . * 6 J eidlich verpflichtet worden. Das uͤber diese Eidesleistung aufge—

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* 8

nommene Protokoll ist von des Königs Majestät, von des Kron— prinzen Königlicher Hoheit und von den Herren Ministern unter— zeichnet, auch haben Se. Majestaͤt dessen Niederlegung in das Koͤnigliche Archiv zu verfuͤgen geruhet.

Kassel, 2. Nov. Die hiesige Zeitung enthaͤlt unter ihren amtlichen Nachrichten folgende Anzeige: „Se. Hoheit der Kurprinz und Mitregent haben gnaͤdigst geruht, den Meinister des Freiherrn von Hanstein, in den Ruhestand zu versetzen.“

Innern,

TZondershausen, 28. Okt. Nachdem von unserem Fuͤr— sten eine Revue der zeither eingeuͤbten Fuͤrstl. Kontingentstruppen bgehalten worden war, fand, in Gemaͤßheit der Bundesbeschluͤsse, am 23., 25. und 26. Okt. durch den Bayerischen Generalmajor, Grafen von Ysenburg, die Inspection des Fuͤrstl. Bundes-Kon tingents statt. Die Musterung erstreckte sich sowohl auf die Aus— ruͤftung, Bekleidung und Bewaffnung der Truppen, als auch ins— besondere auf ihre Fertigkeit im Taktischen, bei Parade-Manb— vern, wie im Felddienste. Zugleich wurden die Cadres der Re— serve vorgestellt und die auch zu ihrer Equipirung und Bewaff nung bestimmten Vorraͤthe, so wie auch die saͤmmtliche vorhandene Munition in Augenschein genommen. Der Inspizirende, aus ei iem fruͤheren gleichen Geschaͤfte hier gekannt, soll sich, nach Been—

J

digung der diesesmal besonders genauen Pruͤfung des Zustandes

der Truppen, zufrieden und lobend ausgesprochen haben, was zu

der Ueberzeugung berechtigt, daß sie ihrem Zweck eintretenden 1 ö . .

Falles auf wuͤrdige Weise zu entsprechen geeignet und bereit sind.

Y

Luremburg, 31. Okt. Durch Verfuͤgung vom 25. d. M. hat der König-Großherzog die Generalstabs-Offiziere fuͤr das Luxemburgisch-Limburgische Bundes-Kontingent ernannt. An die Spitze dieses Generalstabes ist, als Major, der bisherige Haupt— mann vom Niederlaͤndischen Aten Infanterie-Regiment gestellt. Auch die uͤbrigen dazu gehoͤrenden sieben Offiziere haben bisher in der Niederlaͤndischen Armee gedient und tragen meistens Hollaͤn— dische Familien-Namen. Es ist denselben, so wie außerdem dem Hauptmann G. W. Stael von Holstein, die Erlaubniß ertheilt worden, aus Niederlaͤndischem in Luxemburgischen Dienst uͤber— zutreten.

Italien.

Nom, 22. Okt. Es stellt sich immer klarer heraus, daß den Unruhen zu Aquila weitverzweigte Einverstaͤndnisse zum Grunde sagen, obwohl von den Organen der Regierung das Gegentheil behauptet wird. Es sollen mehrere angesehene Manner, die als Sekten⸗Haͤuptlinge bezeichnet werden, die Flucht ergriffen und na— mentlich soll die Conspiration auf Sicilien großen Anhang gehabt haben. Die Tendenz der Verschwoͤrung soll dieselbe seyn, wie die

falls hoͤcl st befriedigend.

lich Espartero Freunde, namentlich die nisterium berufen wuͤrden. zuͤglichen Erbffnungen entschieden zuruͤck. Exaltados keinen zu freien Spielraum lassen. So beal sichtigt er

hat Saragossa am 25sten d. verlassen, um das Kommando einer Division der Spanischen Armee unter dem Befehl Espartero's zu ubernehmen. In Vitoria ist ein Manifest des Regenten ver— oͤffentlicht worden, worin den Nordprovinzen verkuͤndet wird, daß sie fortan der constitutionellen Einheit unterworfen seyn sollen.

8 Revolution vom Jahre 18290, die leitenden Comité's aber im Auslande, man sagt in Marseille und Barcelona, ihren Sitz ha— ben. Der Brigadier Caselli und der Polizei-Commissair Mar— chesi waren anfangs bestimmt, mit 200 Gendarmen nach Sicilien abzugehen, allein spaͤter entschloß man sich, die Verfolgung und Untersuchung den ordentlichen Behörden zu uͤ·berlassen. Nach den letzten Berichten aus Neapel belief sich bis dahin die Zahl der Ver— hafteten auf etwa 80 Personen.

Palermo, 17. Okt. (A. 3.) Nachdem Ihre Majestaͤten

Catania, Syrakus und Girgenti besucht hatten, sind dieselben in

tirten-Kammer in Mexiko von General Paredes, der sich bekannt—

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letzter Nacht (um 1 Uhr nach Mitternacht) am Bord des Dampf— boots „Ferdinando II.“ in bester Gesundheit hier eingetroffen. Man sagt, sie wurden laͤngere Zeit bei uns zubringen, sogar will man wsssen, die Koͤnigin werde hier ihre Entbindung abwarten.

Unterm 6ten d. schrieb man von Catania aus: „Der Koͤ— nig und die Königin sind hier und werden in wenigen Tagen nach Syrakus abgehen. Die Reise ist mit einer Art militahri— scher Inspection verbunden; das Gefolge besteht aus Generalen und Ingenieur-Offizieren. Man will eine Straße von hier nach Syrakus bauen; in Syrakus selbst und in Augusta sollen bem— benfeste Batterieen errichtet und mit Paixhansschen Kanonen be— setzt werden.“

Spanien.

Vitoria, 23. Okt. Der Herzog von Vitoria hat nach— stehende Proclamation an die Basken erlassen:

„Basken! Diejenigen, welche Eure Leichtglaͤubigkeit und Eure Redlichkeit so oft gemißbraucht haben, wollten dieselbe noch einmal mißbrauchen; aber ihre treulosen Projekte konnten nicht ausgefuͤhrt werden, weil Ihr in der Schule des Ungluͤcks gelernt habt, auf Eurer Huth zu seyn. Ein grausamer, sechsjaͤhriger Krieg genuͤgte jenen Boͤswilligen noch nicht. Sie wollten ihn von neuem anfachen, um Euren Untergang zu bewirken und den durch die Convention von Bergara geretteten Ueberrest Eurer Jugend zu vertilgen. Die Nation verachtet diejenigen, welche die Fahne der Rebellion auf Eurem Boden erhoben haben. Der Schrei des Unwillens, den alle Provinzen gegen sie erhoben, die Reue der verfuͤhrten Truppen und die Schnelligkeit womit zahlreiche Bataillone und Schwadronen in Eure Provinzen geeilt sind, um die Verraͤther zu zuͤchtigen, beweisen es offenbar.

„Nein, Basken, Ihr duͤrft nicht laͤnger der Spielball einer Hand voll Personen seyn, deren Interessen nicht die Eurigen sind. Es ist meine Pflicht, Euch von einer so schimpflichen Vormundschaft zu be freien und ich werde Euch davon befreien. Ihr sollt freie Menschen werden, und Ihr werdet es seyn, ich verspreche es Euch. Der schmutzige Geiz einer kleinen Anzahl Personen, die, nachdem sie Euch zu Grunde gerichtet, Euch zum Tode fuͤhren wollten, wird in Zu kunft nicht mehr durch Euren Schweiß genaͤhrt werden. Ihr habt sie kennen gelernt und ich werde ihnen die Möglichkeit nehmen, Euch von neuem zu läuschen. Ich werde strenge Rechenschaft von ihnen fordern uͤber die Fonds, welche sie verwaltet haben, uͤber das Recht, dieselben zu erheben und uͤber den Gebrauch, den sie davon gemacht haben.“

„Diese Leute verachteten die Verfassung, die Eure Repraͤsentan— ten gemeinschaftlich angenommen haben, weil sie Euch zur Wurde freier Menschen erhob und Ihr aufhoͤrt, das Patrimonium gewisser Familien zu seyn. Meine Pflicht als erster Beamter der Ration, ist, für das Gluck und die Wohlfahrt der Spanier thaͤtig zu seyn; Ihr, die Ihr Spanier seyd, werdet die Vortheile genießen, die das Fundamental-Gesetz des Staats Allen bewilligt.“

. Ohne den Frieden giebt es kein Gluͤck fuͤr die Nationen, und der unsrigen, die den Weg zur Wohlfahrt betreten hat, wird es ge— lingen, so groß und so maͤchtig zu werden, wie sie es verdient. Ich werde mich gluͤcklich schaͤtzen, wenn ich in dem Augenblicke, wo ich in die Hande Eurer angebeteten Koͤnigin Isabella die Gewalt nie ihr sagen kann: „Auch die Basken, Sesiora, haben, wie

zu dem Gluͤcke des sterlandes beigetragen.

Der Herzog von Vitoria. Facundo Jnfante.

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alle anni alle Spunter,

yon Ren 94A YE . ; 4 5 . ; ; Madrid, 24. Okt. So eben ist ein außerordentliches Sup— plement zur Hof 23 eitung erschienen, welches aus den Nord— Provinzen die guͤnstigsten Nachrichten uͤber die vollstaͤndige Daͤmpfung der Insurrection bringt. Man glaubt jetzt, daß Espar— tero's Abwesenheit nicht uͤber zwei Wochen dauern wird. 3 Berichte den suͤdlichen Und den Central-Provinzen lauten gleich— Mach Bor . 61 —s*

Nach der Hof⸗Zeitung ist es dem

Don Jose Orive gelungen, sich auf das Portugiesische Gebiet zu

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fluͤchten. Die Bande, welche diesen Chef begleitete, bestand aus 235 Mann; sie wurde auf Befehl der Portugiesischen Behörde zu Mallades entwaffnet; ihre Waffen wurden den Spanischen Graͤnz-Behoͤrden ausgeliefert. J

Diesen Morgen verfuͤgten sich die Offiziere der National—

Garde, der Stadtrath, der General-Capitain und dessen Stab, so wie sammtliche Behörden Madrids in den Palast, um die Königin wegen der Erfolge zu begluͤckwuͤnschen, welche die Armee uͤber die Parteigaͤnger ihrer Mutter davon getragen. . bella hatte ihre Schwester zur Rechten und den Herrn Argußlles, ihren Vormund, zur Linken. Sie antwortete sehr passend auf

die an sie gerichteten Gluͤckwuͤnsche.

Die Koͤnigin Isa—

2 Ho * Mersirek s 7 1 3 . 25 - 9 . Bereits haben Versuche stattgehabt, in Folge der Christini—

—è 6 f nsiJtirrerfiß 26 3 s̃orndoritr'y dos D535 kinos J. ö schen Insurrection eine Aenderung des Kabinets zu bewirken;

sie scheiterten indeß an der Festigkeit des Herzogs von Vitoria.

Die Herren Calatrava, Gomez Becerra und Cortina hatten näͤm— dazu bewegen wollen, daß mehrere ihrer politischen Herren Lopez und Caballero, in das Mi— Allein Espartero wies alle darauf be Er will uͤberhaupt den

/

unmittelbar nach der Pacification der Provinzen den Juntas oder Comité's des offentlichen Wohls die Gewalt, die sie uͤbernommen, wieder zu entreißen; noͤthigenfalls wuͤrde er selbst sich nach Ca—

talonien begeben, um jenen gefaͤhrlichen Freunden der Regierung zu imponiren. . .

Das Ayuntamiento von Madrid will den Hellebardieren des

Palastes ein großes Bankett geben.

Kd, . . K Madrid, 25. Okt. Im Hotel der Franzoͤsischen Botschaft

werden große Vorbereitungen fuͤr den Empfang des Herrn von Salvandy getroffen. l ; Botschafters wird Herr Pageot nach Paris 2Isten h Dampfboot „Trajano“ zu Sevilla an; er ist von der Portugiesi—

Einige Tage nach der Ankunft des neuen zuruͤckkehren. Am

yl langte der Marschall, Herzog Saldanha, mit dem

schen Regierung mit einer Spezial-Mission an den Regenten beauf— tragt. Urtheil des Kriegsgerichts in Sachen des Generals Quiroga y Frias und des Grafen Requena kassirt und den Ersteren zur f het den Letzteren zu lebenslaäͤnglicher Einsperrung verur— theilt.

Das oberste Kriegs- und Marine-Tribunal hat das

Bayonne, 28. Okt. Der Infant Don Francisco de Paula

Die Staͤdte Bilbao und Vitoria sind mit starken Contributionen belegt worden. Der Regent ist mit 7 Bataillonen Infanterie und 3 Schwadronen Kavallerie in Bilbao eingetroffen. Es heißt, der Oberst Rizo sey zu Bilbao, nachdem die Esparteristischen Trup— pen eingeruͤckt waren, erschossen worden. / der Hinrichtung des Generals Lahera und seiner beiden Adjutanten zu Santander.

Auch spricht man von

Mexiko. Veracruz, 19. Sept. Am 31. August empfing die Depu—

lich in Guadalajara gegen die Regierung erhoben hatte, und von General Santana und dem Gouverneur von Veracruz Mitthei⸗ lungen, deren Verlesung große Aufregung verursachte; am 1. Sep⸗

tember stand ein Theil der Garnison gegen die Regierung in Waf⸗ fen und bemaͤchtigte sich verschiedener Punkte der Hauptstadt. In dieser Verlegenheit bekleideten die Kammern den Praͤsidenten Busta⸗ mente mit außerordentlichen Vollmachten. Dieser erklaͤrte die Stadt in Belagerungs-Zustand und rief die Militair⸗Chefs zu seinem Bei⸗ stande auf. Nach den letzten Berichten aus Mexiko befand sich die Hauptstadt zum Theil im Besitz der Insurgenten und zum Theil in dem der Regierungs-Truppen. Santana hat ein Dokument ver⸗ oͤffentlicht, worin er, wie gewoͤhnlich, seine Uneigennuͤtzigkeit be⸗ theuert und sein Bedauern daruber ausspricht, daß die Umstaͤnde ihn wieder auf den offentlichen Schauplatz berufen haͤtten; doch, fügt er hinzu, wolle er um der Wohlfahrt des Vaterlandes wil⸗ len dies Opfer bringen. Die Stadt Veracruz hat die Einsetzung einer Junta anempfohlen, deren erstes Geschaͤft darin bestehen soll, das Individuum zu bezeichnen, dessen wohlbekannte, dem Vater⸗ lande geleistete Dienste dasselbe würdig machten, die vollziehende Gewalt auszuüben.“ Die Wahl wird ohne Zweifel auf Santana fallen, der in Verbindung mit den Generalen Paredes und Valen⸗ eig für den Anstifter dieses Revolutions-Versuchs gehalten wird. Den Erfolg muß die Zukunft lehren. Die Streitkraͤfte der In⸗ surgenten ruͤckten gegen die Hauptstadt vor.

. Der ich tigung. In dem Artikel über die neuesten Werke des Herrn Alexander von Humboldt im gestrigen Blatte der St. Ztg., S. 1367, Sp. 3, Z. 22, statt: „hygrometrisch“, lies: hy pso⸗ metrisch.“ .

——

Das Südposlar-Land.

Die ungleiche Vertheilung von Wasser und Land auf der ordol erflaͤche, das Vorherrschen des Starren auf der noͤrdlichen, des Fluͤssigen auf der suͤdlichen Halbkugel, fuͤhrte zu der Annahme, ? Südpol noch ein großes unbekanntes Land vorhanden seyn muͤsse, um der nördlichen Halbkugel, wo um den Nordpol so gewaltige Landmassen sich zusammengedraͤngt finden, das Gleich⸗ gewicht zu halten. Mit dieser bloßen Hypothese begnügte man sich jedoch nicht, sondern zeichnete sogar genau die Kuͤsten-Be— graͤnzungen dieses nie gesehenen Landes, berechnete die Zahl sei— ner Bewohner und verseßte dorthin, als auf einen bequemen Schauplatz, alles Wunderbare, welches in den uͤbrigen Erdthei⸗ len der genaueren Erforschung derselben weichen mußte.

Cook's zweite Reise (1772 1775), auf der er bis Lat. 710 10. S. und Long. 253 6“ O. Grw. vordrang, hatte indeß die Folge, daß das große Suͤdpolar-Kontinent wieder von den Kar— ten verschwand, obwohl auch er die Existenz desselben schon des— halb fuͤr wahrscheinlich hielt, weil so gewaltige Eismassen, wie die Seefahrer in den Suͤdpolar-Gewaͤssern antrafen, sich nur in r Naͤhe von Land bilden koͤnnten; die Entdeckung dieses Lan— es hielt er jedoch, eben dieser Eismassen wegen, fuͤr unmoͤglich.

Was man indeß fruher nur annahm, weil man es zur Her— stellung des Gleichgewichts fuͤr nothwendig hielt, das wirk— liche Borhandenseyn eines großen Suͤdlandes nämlich ist in der neuesten Zeit zur Wahrheit geworden.

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Die erste Kunde davon reicht bis ins 16e Jahrhundert hin—

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ar Dirk Gerritz, Commandeur des Schifses „de blijde Bood⸗ schap“', durch Sturm von einem Hollaͤndischen Geschwader ge— trennt, fand namlich am 7. September 1599 unter Lat. 642 S. eine bergige und mit Schnee bedeckte Kuüste, die wahrscheinlich ein Theil von Suͤd-Shettland oder von dem im Jahre 1833 durch Biscoe aufgefundenen Grahams-Land ist. 3 ö.

. .

Die Kunde von dieser Entdeckung war ganz verloren gegan⸗ in, und erst im Februar und Oktober 1819 fand der Englische apitain William Smith, unter Lat. 627 40 S. und

eckungen rasch auf einander. e J Suͤd⸗Orkneys und der Russische Capitain Bellingshausen die Insel Peter's J. und das Land Alexander's J. . ö Vis se Enderhy s⸗-Land und im Jahre 13832 Grahams-Land und die vor demselben liegenden Inseln Adelaide, Pitt u. s. w. Im Jahre 1833 entdeckte Kemp unter dem Polar-Kreise und unter Long, 70“ O. Grw. die nach ihm genannte Kuͤste und fand auch unter Lul.· 60 S. und Long. 797 O. Grw. Anzeichen von Land. Der Franzoͤsische Schiffs-Capitain Dumont d'Urville bezeichnete mit dem Namen „Ludwig-Philipps-Land“ eine Kuͤstenstrecke, die bereits auf Powell's Karte vom Jahre 1822 unter dem Namen Trinity— Land verzeichnet ist. Im Jahre 1839 entdeckte Balleny die Bal— leny-Inseln und Sabrina-Land; hinter diesen Inseln und auf dem Parallel von 647 S. und zwischen Long. 105 und 1100 9. Grw. fand er Anzeichen von Land. Dumont d'Urville entdeckte auf seiner letzten Reise im Jahre 18140 ebenfalls eine Kuͤstenstrecke, die er nach seiner Gemahlin „Adélie“ nannte.

Der Lieutenannt Wilkes, Commandeur des von den Verei— nigten Staaten von Nord-Amerika zu wissenschaftlichen Zwecken ausgesandten Geschwaders, welches aus den Schiffen „Vincennes“ „Peacock“, „Porpoise“ und „Flying Fish“ besteht, entdeckte am 19 Januar 1849 in Long. 1515. 27 O. Grw. Land, das er bis Long. 97” verfolgte, aber dann noch weiter westlich (etwa bis Long. 925 O. Grw.) den Eissaum erblickte. Es erstreckt sich dies Land, um den Polar⸗Kreis als mittleren Parallel-Kreis undulirend, etwa durch 60 Laͤngen⸗Grade, und wenn, wie wohl keinem Zweifel unterliegt, Wilkes-Land gegen W. mit Kemps⸗ und Enderbyes-Land und gegen O. mit der hinter den Balleny— Inseln befindlichen Kuüͤste verbunden ist, so haben wir hier eine zusammenhaͤngende Kuͤste von Long. 50 180 O. Grw. oder von 780-800 Deutschen Meilen.

Ganz neuerdings haben wir durch die von England ausge⸗ sandte antarktische Expedition einen wichtigen Beitrag zur Kennt— niß des Suͤdpolar-Landes erhalten. Vor etwa achtzehn Monaten segelten naͤmlich die Schiffe „Erebus“ und „Terror“, unter den Befehlen des Capitains James Clark Roß‘) und des Commander Crozier, von England ab. Der Hauptzweck dieser Expedition“) war

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Nach Horsburgh sollen jedoch Robben-Faͤnger aus New⸗Hork bereits in den Jahren 1812 und 1813 Suͤd⸗Shettland besucht, ihre Entdeckung aber verheimlicht haben, um den Gewinn mit Nieman⸗ den theilen zu duͤrfen.

=) Der Capitain James Clark Roß ist ein Neffe des durch seine Reisen zur Aufsuchung einer Nordwest⸗Durchfahrt bekannten Capi⸗ tains John Roß, den er auf seiner letzten Reise begleigete, Er ge⸗ hört zu den ausgezeichnetsten Offtzieren der Britischen Marine,

) Veranlaßt / wurde diese ge er enge chf durch Herrn A. von Humboldts großartige Idee, die ganze Erd-berfläche mit einem Netze magnetischer Observatorten zu umspannen, Bereits im Jahre 1529 machte namlich Herr von Humboldt den Vorschlag, auf sehr