1841 / 313 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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und recht- und gesetzloser Gewalt uͤber die gedemüͤthigten Nach—⸗ barn, neuen Spielraum geben soll. Dies ist eben die wahrhaft gehaͤssige Seite des Franzoͤsischen Republikanismus, daß er neben sich nichts Heiliges anerkennt, daß er seiner Selbstsucht alle frem— den Rechte, alle fremden Interessen unterordnet, daß ihm end— lich die militairische Diktatur uͤber das Ausland unendlich mehr gilt, als die einheimische politische Ordnung. Die hiesigen De— mokraten koͤnnen es sich unmöglich verhehlen, daß die republika— nischen Staatsformen, wenn es gelaͤnge, sie einzufuͤhren, noch zehn— mal an dem Systeme der Eroberung und der Gewalt⸗Herrschaft zu Grunde gehen mußten, welches sich in gewissen Köpfen mit den Ideen von Franzoͤsischer Wurde und von patriotischer Tu— gend beinahe identifizirt hat. Gleichwohl sind die eifrigsten De— mokraten auch die feurigsten Apostel des Krieges, und man kann sie daher ohne Ungerechtigkeit in dem Verdachte haben, daß ihnen eine neue Revolution nur Mittel zum Zwecke sey, daß sie die ge— genwaͤrtige Franzoͤsische Verfassung nur deshalb stürzen wollen, weil sie daran verzweifeln, unter der Herrschaft derselben die bis zum Jahre 1813 mit so unerhoͤrtem Gluͤcke gespielte Rolle wie⸗ deraufnehmen zu können. Das Andenken an die Napoleonische Glanz-Periode ist fuͤr diese ehrgeizigen Geister wie die Erinnerung an einen Goͤtterrausch, dessen Erneuerung sie um keinen denkba⸗ ren Preis zu theuer erkaufen zu koͤnnen meinen, und der eine Leere, eine trostlose Oede in ihnen zuruͤckgelassen hat, in der sie sich nie fuͤgen werden. Freilich suchen sie diesen unwiderstehlichen Drang nach einer Wiederholung der nationalen Orgien der Kai— serzeit sich selbst und Anderen so viel als moglich abzuleugnen, freilich verdammen sie den Despotismus Napoleon's, und sie ge— stehen auch wohl gar ein, daß nicht all. seine Eroberungen rechtmaͤßig“ gewesen; aber diese Vorbehalte und Unter— scheidungen sind nur eben so . meliora proboque, deleriora sequor des Dichters eine voll— staͤndige und unbedingte Anwendung auf. JJ ö Die einzige Frage der inneren Organisation, welche in diesem Au⸗ genblicke die verschiedenen Parteien inigermaßen lebhaft beschäftigt, ist die des Systems der sogenannten Inkompatibilitaͤten. Sonderbarer Weise sind alle Schattirungen der freisinnigen oder sich fuͤr frei— sinnig ausgebenden Meinungen daruͤber einverstanden, daß die Waͤhlbarkeit der Staats-Beamten in die Deputirten⸗Kammer noch strenger beschraͤnkt werden, als sie es jetzt schen ist. Dieselben Leute, welche bitter daruͤber klagen, daß die Zahl der Waäͤhlbaren zu klein sey, dieselben Leute dringen darauf, daß jene Zahl noch wenigstens um einige Hundert verkleinert werde. Zwar mag es wuͤnschenswerth seyn, daß nicht zu viele oͤffentliche Beamte in der Kammer sitzen, allein in dieser Voraussetzung besteht das einfachste und unbedenklichste Mittel zum Zwecke darin: sie nicht zu waͤhlen. Eine Bevormundung des Wahlkoͤrpers durch das Geseßtz ist durch die Verfassung fuͤr nothwendig erkannt worden, und daher die Aufstellung des Waͤhlbarkeitscensus; wie aber kommen die Geg— ner dieser Bevormundung dazu, dieselbe in dem fraglichen beson— deren Falle noch verschärft sehen zu wollen? Ist man unzufrieden mit der gegewaͤrtigen Zusammensetzung der Kammer, halt man dafür, daß zu viele Wahlen auf ungeeignete Personen fallen, so kann man liberaler Weise nur die Modification des Wahlkoͤrpers fordern. So lange man sich aber diesen in seinen heutigen Ele— menten gefallen laßt, so lange muß man sich, vom freisinnigen Standpunkt aus, jeder Beschraͤnkung seines Kompetenzkreises wi— dersetzen, sollte er auch die ihm gelassene Freiheit zu unzweckmaͤ— ßigen Wahlen mißbrauchen.

Großbritanien und Irland.

London, 5. Die Koͤnigin fahrt noch taglich mit Prinz Albrecht spazieren und befindet sich sehr wohl. Dagegen scheint die Krankheit det, sich eher verschlimmert als abgenommen zu haben. .

Eine Entdeckung von Juwelen im Schatzkammer-Amte ist in den letzten Tagen der Gegenstand lebhafter Unterhaltung gewesen. Man wollte wissen, daß der gefundene Schatz von bedeutendem Werthe sey, und daß er, allem Anschein nach, 150 Jahre lang, sedenfalls ͤber ein Jahrhundert, verborgen gelegen. Der heutige Standard sagt daruͤber: „Die wahrscheinlichste Annahme ißt, daß die Juwelen unter der Regierung Karl's II. oder Jakob's I4, Fuͤrsten, die in ihrer Finanzwirthschaft nicht besondere Ordnung hielten, verpfaͤndet worden. Wir halten es der Muͤhe fuͤr wert, so viel uͤber die Sache zu sagen, weil der Werth des Funden wie wir glauben, sehr uͤbertrieben und zum Anlaß vieler muͤßigen Kommentare gemacht worden ist.“

Oberst Pasler von den Königlichen Ingenieuren, dessen Be⸗ muͤhungen um die Smporschaffung des versunkenen Wracks des „Royal George erfolgreich gewesen, und Oberst Coleby, der an der Spitze des topograäphischen Buͤreaus steht, besichtigten ge— stern in ihrer offiziellen Eigenschaft die Truͤmmer des abgebrann— ten Tower-Arsenals, um daruͤber Bericht zu erstatten und die noͤthigen Maßregeln zur Rettung der noch nicht ganz zerstoͤrten Artikel zu treffen, welche letztere saͤmmtlich, auf Befehl des Feld— zeugamts, sogleich nach Woolwich gebracht werden sollen. In ei⸗ nigen der Gemaͤcher des Bowyer-Thurms, wo das Magazin fuͤr

* Nov.

(*

J ö ö viele Beweise dafuͤr, daß das video

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wohlhabendes Mitglied der Boͤrsen⸗Maͤkler, der auf die Frage, ob er auf 20,000 Pfd. St. Schatzkammerscheine zu 6pCt. auf drei Monate Geld vorschießen wolle, sich dazu willig zeigte, vorausgesetzt, daß er sich auf die Achtbarkeit der Partei, welche das Darlehen verlange, verlassen konne. Man schlug dann vor, den Betrag bis auf 60,000 Pfd. St. zu erhoͤhen. Da bedachte er sich aber und schlug es zuletzt rund ab, da man ihm den Namen dessen nannte, der das Geld von ihm borgen wollte. Dies war naͤmlich auch ein Mitglied der Boöͤr⸗ sen Maͤkler, und wenn der Handel in Ordnung gewesen waͤre, so be durfte der Mann dazu nicht der Vermittelung eines Dritten. So entstand der Verdacht, die Untersuchung folgte, und es ergab sich bald, daß mehrere Banquiers und Kapitalisten auf falsche Schatz—⸗ kammerscheine von 3000 Pfd. St., 20,000 Pfd. St., 40,000 Pfd. St. mit vollem Vertrauen bedeutende Summen geliehen hatten.“

Die Wahl O'Connell's zum Lord⸗Mayer von Dublin hat na— tuͤrlich unter den Irlaͤndischen Katholiken und Liberalen großen Enthusiasmus erregt, da bekanntlich die Munizipal-Corporationen in Irland, und namentlich die von Dublin, ganz in den Händen der Toryistischen Protestanten und Orangisten war. Als O'Con⸗ nell nach seiner Wahl zum erstenmale vor dem Volke sprach, sagte er unter Anderem: „Eine großere Revolution als die heute er— folgte hat nie stattgefunden; wer wuͤrde vor 560 Jahren gewagt haben, zu sagen, daß ich noch einst Lord-⸗Mayor der Stadt Dublin werden sollte. Ja, ich rede Euch jetzt an als die erste Magistrats— person dieser großen Hauptstadt. Laßt sie nun, wenn sie es wa— gen, mir sagen, daß ich die Aufloͤsung der Union nicht durchfuͤh— ren und daß ich, der ich nun der katholische LordMayor von Du— blin bin, erwählt durch die Volksstimme, nicht die hohe Ehre ha— ben werde, Euch in einem Irlaäͤndischen Unterhause zu dienen. Ja,

ich werde noch den Sprecher des Irlaͤndischen Parlaments in College-Green anreden.“ Diese Worte erregten ungeheuren Jubel.

Die United Service Gazette sagt, es sey bei ihr viel— fach von Militairs angefragt worden, ob aus Anlaß der Entbin— dung der Königin eine Beförderung in der Armee und Flotte stattfinden und dieselbe, falls sie stattsinde, erheblich und umfas— send seyn werde. Sie antwortet darauf, daß, im Falle der Ge— burt eines Prinzen von Wales eine Befoͤrderung, und zwar nach einem Maßstabe stattfinden durfte, welcher der Wichtigkeit des Ereignisses entspraͤche; werde aber eine Prinzessin geboren, so sey wohl zu glauben, daß man der Koͤnigin nicht zur Vornahme von Befoöͤrderungen rathen werde, da der traurige Zustand der Finan— zen die strengste Sparsamkeit noͤthig mache.

Die Munizipalwahlen in England dauern sort, und die libe— ralen Blaͤtter machen sich alle Hoffnung, daß dieselben im Gan— zen guͤnstiger fuͤr die Whigs als fuͤr die Tories ausfallen wurden.

Die neuesten Nachrichten aus China werden in der City in— sofern als guͤnstig angesehen, da sie etwas Entscheidendes in Aus— sicht stellen.

Am Getraidemarkt wurden heute wenig Geschafte gemacht, und nur mit Muͤhe war Englischer Weizen, selbst zu etwas nie— drigeren Preisen, anzubringen; auch in fremdem Weizen wurde nicht viel umgesetzt, doch ließen die Inhaber in ihren Forderun— gen nichts herunter.

London, 5. Novy. Obgleich man nicht daran gezweifelt hatte, daß wenigstens die erste Corporations-Wahl in Dublin den Katholischen das Uebergewicht geben und O'Connell zum Lord— Mayor machen wuͤrde, so ist doch die Erscheinung selbst so auffallend und bezeichnet eine so entschiedene Umwaͤlzung in den Nerhaäͤltnissen, daß beide Theile, die Sieger, wie die Besiegten, sich nicht sogleich in die Wirklichkeit zu fuͤgen wissen. Der katholische Pöbel ist in einem solchen Taumel, sei— nen geliebten Vorfechter „Dan“ mit den Insignien der hoͤchsten städtischen Gewalt bekleidet, und uͤberhaupt nach hundertjaͤhriger

n . Bedruͤckung und Schmach, so auffallend die Oberhand im Staͤdte— der Köoͤnigin-Wittwe, die an der Lunge lei-

wesen erlangt zu haben, daß, wenn sich „Seine Herrlichkeit“ mit seinem Staatswagen blicken laͤßt, er vor Freude sich nicht halten kann, und seinen Goͤtzen kaum von der Stelle lassen will. Auf der anderen Seite fuͤhlte man sich dagegen so sehr gedemuͤthigt, daß ein Rudel Studenten, ohne zu wissen was sie wollten oder bezweckten, wie toll unter das Volk fuhren und Freund und Feind mit ihren Stoͤcken trafen, bis die Polizei einige in Verhaft nahm und die uͤbrigen zerstreute. Alles dieses wird sich jedoch in kurzem legen, besonders wenn die Häupter der beiden Parteien mit Maͤßigung verfahren

wollen. Bei der ersten Versammlung des Stadt-Rathes hielt der ebenfalls zum Alderman gewaͤhlte Professor Budd, sonst einer

der entschiedensten Parteigaͤnger protestantischer Seite, eine sehr kluge Rede, worin er die Sieger aufforderte, ihn selbst und An— ders, welche von der Zulassung der Katholiken schlimme Folgen be— fuͤrchtet, durch einen mäßigen vernuͤnftigen Gebrauch ihres Sieges zu falschen Propheten zu machen. Dies wird auch wahrscheinlich geschehen, wenn auch O'Connell seinen protestantischen Mitbürgern kaum die Kraͤnkung ersparen wird, ihn mit den Zeichen seines Amtes in sein katholischss Gotteshaus fahren zu sehen, welche sonst nur ihrem eigenen Glauben Glanz zu verleihen pflegten und gewissermaßen das äͤußere Zeichen von dessen unwandelbarer Herrschaft waren.

Das Sonderbarste ist, daß O'Connell gleich nach seiner Er—

waͤhlung, als er nur eben sein Amtskleid angelegt hatte und da—

mit, wie ein Knabe in den ersten Beinkleidern, stolzirend auf den

Flintenschloͤsser, Perkussionshuͤtchen und Bajonette sich befand, Balkon hinaustrat, um sich dem jubelnden Poͤbel zu zeigen,

waren die Wirkungen der Feuersbrunst am furchtbarsten. war dort in eine ungeheure Masse zusammengeschmolzen. Mit Hinsicht auf die Faälschung von Schatzkammer-Scheinen giebt der Spectator folgende Erlaͤuterungen uͤber dieses Papier: Es ist bekannt, daß die Schatzkammerscheine Anerkennungen von Geld sind, welches der Staat dem Besitzer schuldet, daß sie in Sum— men von 1099, 209, 300, 509 und 10090 Pfd. St. zirkuliren, einen Zins von 2 Pence taglich oder 8 Pfd. 7 Sh. 6 Pence jaͤhrlich tragen. dontroleur der Schatzkammer gezeich⸗—

Sie werden von dem Ge

net, dessen Unterschrift ihre it garantirt. Diese Scheine wer⸗ den kraft einer Parlaments Umlauf gesetzt und auf dem dỹentlichen Geldmarkte gew? . Prämie von e Shilling pCt. veräußert. Di hnet von dem Datum des Scheins bis zur , mmer eden n von dem Käufer dem er

f auf dieselbe Art die Fntercsen

k 181 * bis zur Zeit d

. rü, cchalt,

zahlbar sind und so von Hand zu Hand gehen durch lsße ferung, ohne förmliche Uebertragung und Indossement. Bie Einziehung war gewöhnlich viermal im Jahre, doch neuer—

1IJ1. Sie sind fast als Banknoten

und sehen mit dem Gelde fast in gleichem Werthe. Man ist ge⸗ wohnt, auf solche Scheine Geld zu leihen. Große Summen sind

o von gewissen Personen ausgeliehen worden, und es hat sich nun gefunden, das die Paxiere alle nachgemacht und unecht sind. Die dabei bedungenen Interessen waren bedeutend. Die Vermehrung der Anlei⸗ hen, die man darauf machte, erweckte endlich Verdacht, und einige der Karitalisten, die besorgt wurden, weigerten sich, laͤnger Vorschuͤsse zu machen. Man sah sich genothigt, zu gutmuͤthigeren Menschen seine Zu⸗ flucht zu nehmen, um der Nothwendigkeit zu entgehen, die Scheine zu verkaufen, und der Möglichkeit einer Entdeckung vorzubeugen. Un—⸗ ier den Personen, an welche man sich auf diese Art wendete, war ein

Alles

Usagte, er zweifle gar nicht, wie sie in diesem Punkte ge— siegt hätten, wurden sie auch die Aufloͤsung der Union erlangen, nd wie er sie jetzt als erste Magistrats-Person von Dublin an— ede, wuͤrde er noch die Freude erleben, den Sprecher eines Ir— Undischen Unterhauses anzureden! Aber noch mehr: er hat seit— vem einer Repeal-Versammlung beigewohnt und erklart, daß er nnablaäͤssig daran arbeiten wolle, eine Sache zu erlangen, die, wie r weiß, weder Whig- noch Tory-Verwaltung ohne blutigen Kampf, ader ohne daß der Reichsfeind vor dem Thore stehe, gewaͤhren würde, und wovon viele der treuesten Verfechter der Rechte der Irlaͤndi— hen Katholiken uͤberzeugt sind, daß sie zum Untergang des Bri— chen Reichs fähren muͤsse. Bei dieser Versammlung kuͤndigte auch wieder den Empfang von theilnehmenden Zuschriften und von den Vereinigten Staaten her an, und billigte dage— aut das Verfahren der New-Yorker Behoͤrden, indem sie Tesd gegen alles Völkerrecht vor ihren Richterstuhl zogen. Ich weiß nicht, ob kein Gesetz gegen eine solche Verletzung nnsgsten bürgerlichen Verhaͤltnisse vorhanden ist, oder, wenn L ist, ob die Regierung es der Klugheit gemäß halten wird, die sen Mann darauf anzuklagen. Aber bies welß ich, haß (r beinen * länder giebt, vom eigensinnigsten Tory bis Mum tollslen Re publikaner, welcher durch diese Nerbludung und biesen chonthun mit denen, welche sich als so bittere Feinde Englands bewiesen haben, nicht tief verletzt fuͤhlt. Es mogen Umslände eintreten, welche die Auflöͤfung der Unlon erzwingen könnten; aber allet Mitgefuͤhl, alle freiwillige Hälfe von Seiten irgend einer Klasse Engländer hat er verscherzt.

Niederlande.

Aus dem Haag, 5. N Vorgestern hat die Limbur— : g, 5. Nov. Vorgestern ha gische Deputation, weich beauftragt sst, dem Könige die durch

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2. 6

Art. 51 des Grundgesetzes vorgeschriebene Huldigung zu leisten, eine Audienz bei Sr. Majestaͤt gehabt, wonaͤchst sie vom Mini— ster des Innern empfangen wurde.

Aus dem Haag, 6. Nov. Die zweite Kammer hat ge— stern das ihr neu vorgelegte Budget fuͤr das Ministeriüm der auswärtigen Angelegenheiten berathen. Zunaͤchst ging man zu ei— ner Sitzung mit geschlossenen Thuͤren uͤber, um einen nicht zur Veroͤffentlichung bestimmten Bericht zu vernehmen. Als die Thuͤ— ren wieder gebffnet wurden, verlangte Herr Goltstein zu wissen, nach welchem System der neue Minister des Auswaͤrtigen zu verfah— ren gedenke? Er frug ferner, ob aus der durch die Luxemburgische Zoll-Angelegenheit entstandenen Differenz kein Nachtheil fur Niederland entstehen koͤnne und ob namentlich das gute Verneh— men mit Deutschland erhalten werden wurde? Der Minister Ver— stolk habe aus Besorgniß vor einem solchen Bruche sein Amt niedergelegt; Andere haͤtten aus demselben Grunde seine Nach— folger nicht werden wollen. Allerdings habe man versichert, die Luxemburger Frage ginge Niederland nichts an; wie sehr er (der Red— ner) dieses auch selbst wuͤnsche, koͤnne er es doch nicht als eine so ausge— machte Sache hinnehmen. Bisher hätte ein und derselbe Minister der auswärtigen Angelegenheiten des Königreichs und die des Großher— zogthums geleitet. Es sey also unmoglich, den Schein zu vermeiden, daß die Letzteren mit den Ersteren in genauer Verbindung staͤnden. Er fuͤrchte daher auch, daß aus den entstandenen Verwickelungen leicht eine Gefahr fuͤr Niederland erwachsen koͤnne, und wolle daher auch, bevor er nicht bestimmte Zusicherungen erhalten habe, kein zweijaͤhriges Budget bewilligen. Der Finanz-Minister erwiederte, daß die von dem Redner geäußerten Bedenken blos auf Zeitungs-Nachrichten beruheten ünd daß die Differenzen

hinsichtlich Luxemburgs kein vor diese Kammer gehöbrender Ge— genstand der Berathung seyen. Herr Luzad entgegnete jedoch, diese Ansicht sey falsch, da die Kammer augenscheinlich das Recht habe, eine Materie zu besprechen, die fuͤr das Land große Verwik— kelungen herbeifuͤhren koͤnne. Auch er muͤsse sich daher der An— sicht des Herrn Goltstein vollkommen anschließen. Als darauf auch der gegenwartigen Umtriebe in Belgien gedacht wurde, nahm der Minister des Auswaͤrtigen das Wort, um jeden Verdacht, als ob Niederland bei diesen Umtrieben irgend betheiligt wäre, ent— schieden und mit Verachtung abzuweisen. Tre

sck ; mit Der Traktat mit Bel

gien wuͤrde diesseits stets auf das Genaueste befolgt werden. Schließlich wurde das in Vorschlag gebrachte Budget von 39 ge— gen 6 Stimmen bewilligt. ö

Belgien. Brüssel, 5. Nov. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin wohnten gestern der Vorstellung der „Hugenotten“ bei und zogen sich am Ende des vierten Aktes zuruͤck. Sie wurden bei ihrem Eintritt und als sie die Loge verließen, mit dem ein— stimmigen Rufe: „Es lebe der Koͤnig! Es lebe die Koͤnigin!“ begrüßt. Waͤhrend des vierten Aktes seßte ein starker Knall, ähnlich dem einer Schießwaffe, in der Naͤhe der Leopoldsstraße die Voruͤber gehenden und die Polizei in Bewegung. Herr van Beersel, Com missair en Chef, begab sich in Begleitung von Stadt-Sergeanten und Pompiers nach dieser Richtung; aus den Nachforschungen hat sich ergeben, daß diese Explosion von einer Rakete oder Pe— tarde herruͤhrte, die, man weiß nicht von wo, geworfen wor den und auf einem Fenstersteine des Verzierungs-Magazins

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z platzte. Kaum hatte die Polizei sich zuruͤckgezogen, ohne die Urheber dieser boͤswilligen That entdecken zu koͤn nen, als ein zweiter noch stärkerer Knall die allgemeine Aufmerksamkeit nach der durch das „Magazin Americain“ (Kolonialwaaren-Niederlage) gebildeten Ecke des Muͤnzplatzes

lenkte. Diesesmal trat der Posten des Theaters unter die Waf fen, und der Chef des Postens detaschirte eine Patrouille nach dem Orte der Explosion, wo sich eine dicke Rauchwolke erhob. Die Polizei, die sich eiligst dort hinbegab, konnte diesesmal wie der nichts entdecken. Die Bewohner aller umliegenden Haäͤuser, welche neugierig waren, die Quelle dieses Laͤrms zu kennen, be fanden sich an den Fenstern. Die Voruͤbergehenden muthmaßten, daß diese Raketen von der Hoͤhe der Haͤuser herab kaͤmen. Jene, die in der Leopoldstraße platzte, haͤtte beinahe einen Offizier der Guiden und eine Dame, die auf dem Trottoir entlang gingen, getroffen. Spaͤter vermehrte ein dritter Knall in der Richtung der Rue des Frippiers die Besorgnisse. Herr von Beersel hob eine dieser Petarden auf, die zum Theil verbrannt war; die Huͤlse war von sehr starker Pappe und an den beiden Enden mit Metalldrath gebunden. Man kann den Urhebern di Handlung keine andere Absichten zuschreiben, als Schrecken unter den friedlichen Einwohnern zu verbreiten.

d eser

Brüssel, 6. Nov. Durch eine im heutigen Moniteur ent— haltene Königl. Verfuͤgung wird der bisherige Gesandte im Haag, Fuͤrst Joseph von Chimay, zum Gouverneur des Belgischen Luxemburg ernannt.

Der im Gefaͤngniß befindliche General van der Meer soll die Absicht gehabt haben, den Orden oder vielmehr die geheime Ge sellschaft der „Templer“ wiederherzustellen, zu deren Großmeister er sich bereits designirt hatte. Auf dem Boulevard des Observato riums sollte die Loge dieses Ordens eroͤffnet werden.

Der Moniteur bemerkt, daß der Fuͤrst von Chimay die obige Anstellung auf sein bereits vor laͤngerer Zeit gemachtes und seitdem wiederholtes Gesuch erhalten habe. Nachdem der Fuͤrst seine Familie nach Arlon gebracht, wird er nach dem Haag zu ruͤckkehren, um die angefangenen Unterhandlungen zum Abschluß zu bringen und sich bei dem Koͤnige der Niederlande zu verab schieden.

Baron Anselm von Rothschild hat gestern eine Audienz bei Sr. Majestaͤt dem Koͤnige gehabt.

Dänemark.

Kopenhagen, 5. Nov. Durch Kanzlei Cirkular vom 26sten v. M. ist den ÄAmtmaͤnnern anbefohlen. worden, die in ihren Aemtern angestellten Polizei⸗Meister; zu beauftragen, insofern sich in ihrem Bezirke gesetzwidrige Verbindnngen zwischen Handwerks Gesellen zeigen sollten, nach angestellter genauer Untersuchung daruber an die Kanzlei Bericht zu erstatten. Der Eingang des gedachten Cirkulars lautet wie folgt: „Hinsichtlich der gesetzwi— drigen Verbindungen, die zwischen Handwerks-Gesellen in den

Nord Veutschen Staaten und den angraͤnzenden Laͤndern bestehen, und die im Cirkular-Schreiben dieses Kollegium 6 *

J

vom 31. August d. J. beruͤhrt sind, ist zwischen Daͤnemark un

einigen der Deutschen Nachbarstaaten beliebt worden, daß die Po

lizei-Obrigkeiten in den respektiven Staaten vermittelst der beikom—

menden angeordneten Behörden sich gegenseitig Nachrichten über

bie Untersuchungen, die in den respektiven Staaten und Städten

in Veranlassung geseßwidriger Verbindungen der Handwerksgesel— r

*. staaten und Städten in Zusammenhang stehen mochten, mittheilen sollen.

Deutsche Bundesstaaten. Yꝛünchen, 5. Nov. Der Erbgrosherzog und die Erbgroß⸗ herzogin von Hessen sind gestern aus Venedig in hiesiger Resi— denz wieder eingetroffen.

Stuttgart, 6. Nov. (Wart. Bl.) Sitzung der Kam⸗ mer der Abgeordneten vom 3. November. Schluß.] Direktor von Betzenberger: Gehe man von der Ansicht aus, daß Geschworene überhaupt befähigt seyen, ein richtigeres Urtheil zu finden, als der rechts verstandige Richter, so sey dies eine Ansicht, von der man in dem Lande, wo sich das Schwurgericht ausge— bildet habe, am weitesten entsernt sey. Kein sachverstaͤndiger Eng⸗ lasnder zweifle daran, daß der rechtsverstaͤndige Richter das Recht ungleich besser zu finden wisse, als der Geschworene, Die Ge⸗ schworenen empfangen auch von dem vorsitzenden Richter Beleh⸗ rung uͤber die geltenden Beweisregeln, nicht selten geben sie durch Spezial-Verdikte die Entscheidung in die Haͤnde des Richters. Auch in Frankreich seyen die rechtsverstaͤndigen Richter ermaͤchtigt, den Spruch der Geschwornen bei Seite zu setzen und eine neue Prozedur her⸗ beizufüͤhren. In beiden Ländern sinde man die Varzuͤge des In—⸗ stituts ganz wo anders, namlich darin, weil die Thellnahme des Volkes an 'der richterlichen Gewalt dem Geiste der Verfassungen dieser Länder zusage, mehr noch aber und hauptsaͤchlich im Hin⸗ blicke auf Prozesse, die eine politische Farbe haben, um dem Ein⸗ flusse der ausübenden S taatsgewalt Schranken zu setzen. D diefe Richter in solchen Prozessen nicht von den Ruͤcksichten auf Buchstaben und Geist des Gesetzes sich leiten lassen, werde zwar von den Meisten nicht uͤbersehen, aber nur von den Wenigen be⸗ klagt, welche der Rechts-Ordnung wirksamen Schuß göͤn— nen. Nicht Gerichte, sondern politische Körperschaften sehe man in Thaͤtigkeit treten, die nicht uͤber den Angeschuldigten richten, sondern den Organen der Staats-Gewalt ein Zutrauens— oder Mißtrauens-Votum zuerkennen. Auch bei anderen Prozessen stelle sich das Schwurgericht nicht auf den Standpunkt des Rich⸗ ters, es beurtheile den Angeschuldigten nicht nach dem Gesetz, ge— gen das er gehandelt habe, sondern nach demjenigen, das nach dem Da⸗ fuͤrhalten des Geschwornengerichts fuͤr den einzelnen Fall haͤtte gegeben seyn sollen. Was den Anklage⸗-Prozeß betreffe, so verschwinde bei die⸗ em das wichtigste Beweismittel aus der Reihe derselben, das Bekenntniß des Angeklagten. Nach diesem Verfahren werden die von dem Ankläger gesammelten Beweisgruͤnde dem Angeklagten vorgelegt, woruͤber er sich alsdann erklaͤren koͤnne oder nicht. Dies müsse die nothwendige Folge haben, daß entweder der bei weitem groͤßte Theil der Verbrecher unbestraft bleibe, oder daß, wenn dieser Uebelstand nicht eintreten solle, der Grad des erfor— derlichen Beweises bedeutend herabgestimmt werde, wie dies in England auch wirklich der Fall sey, wo in gewissen Faͤllen auf die Aussage eines einzigen und selbst verdaͤchtigen Zeugen, ja sogar eines Mitschuldigen die Verurtheilung erfolgen könne. .

Staatsrath von Prieser: Der Herr Abgeordnete von Gme— lin habe nach seinem Dafuͤrhalten vollkommen Recht, wenn er die Meinung ausgesprochen habe, daß die ganze Wichtigkeit und der ganze Umfang des Antrags des Abgeordneten Duvernoy noch keinesweges vollstaͤndig beleuchtet sey. Die Annahme dieses An— trages würde einer Berwerfung des ganzen Gesetz-Entwurfs gleich— kommen. Der Herr Abgeordnete habe erst im Laufe der späteren Berathung seinen Antrag dahin erlaͤutert, daß mit dem Anklage Verfahren nothwendig auch Muͤndlichkeit verbunden seyn muͤsse. Er wuͤßte auch den Antrag anders gar nicht auszuführen. Mit der Annahme des Prinzips der Muͤndlichkeit aber sey, wie schon bei der gestrigen Berathung bemerkt worden, der ganze Gesertzes⸗ Entwürf, der wesentlich auf dem Prinzip der Schriftlichkeit beruhe, ver worfen. Der Antrag des Herrn Abgeordneten Duvernoy gehe da hin, daß in jedem einzelnen Falle die Voruntersuchung von einem eigenen Beamten geführt werden solle, der hiernäͤchst bei der Be— hörde, welche der Herr Abgeordnete noch nicht bezeichnet habe, die Anklage vorzubringen haͤtte. Es komme bei diesem Antrag un— endlich viel auf die Modalitaͤten der Ausfuͤhrung an. Man sey nicht im Stande, uͤber den Antrag sich gehdͤrig auszusprechen, wenn man nicht seine Folgen klar vor Augen habe. Die Folgen würden die seyn, daß das Personal unserer Bezirks-Gerichte nahezu verdoppelt werden mußte, und daß sich die Kost Rechts-Verwaltung um mehr als das Doppelte vermel von dem Herrn Abgeordneten Duvernoy geäußerte Ansie

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N 16 hz ; . (a 20- N YVr az oοssoa rfekul do ßen Romanisten die Abnahme des Anklage-Prozesses verschuldet haben, sey

en Unserer . 1

ren, ne 65 1äsi die 0 ht, daß die

unrichtig, denn nicht die Romanisten, sondern die Macht der Verhaͤlt * 6 . . 1 8 2 . nisse habe auf das Prinzip der Schriftlichkeit und den Inquisi

Diese beiden Prinzipien gehen Hand in 8 ö

?

tions-Prozeß gefuhrt. ze Hand, und wie in Folge der verwickelten Verhaͤltnisse un

Es sey ein solcher Werth darauf gelegt worden, daß der

nicht so vielerlei Functionen in sich vereinigen solle; er bekenne, daß theoretisch dieser Saß Einiges fuͤr sich zu haben scheine, allein in der Wirklichkeit mache sich die Sache ganz anders, da der Richter nach seiner ganzen Stellung unpartelisch sey; er sey auch kein Anklaͤger, sondern habe nur die Pflicht, die zu sei— ner Kenntniß gekommene That zu ermitteln. An traurigen Beispielen von Justizmorden bieten die Geschwornengerichte und überhaupt solche, bei denen der Anklage-Prozeß besteht, mehr dar, als der Inquisitions-Prozeß, ihm aber diene es zur Beruhigung, daß in diesem Saale ein Beispiel eines Juslizmordes in Wuͤrttem⸗ berg nicht habe angeführt werden köͤnnen, und er habe die Ueber— zeugung, daß ein solcher Fall in Wuͤrttemberg nicht vorgekommen sey und nicht verkommen werde. Das Volk habe zu der beste— henden Rechtspflege Vertrauen, was die im Verhaͤltnisse zu der

Zahl der Straf-Erkenntnisse sehr geringe Anzahl der Rekurse

beweise.

von Scheurlen:

Abgeordneten von Eßlingen dem Kommissions-Berichte entnom— menen Aeußerungen seyen nicht Worte der Kommission, sondern in einem Auszuge aus einem von der Regierung mitgetheilten Gut— achten eines Dritten enthalten. Was die Ansicht der Kommission betreffe, welche von den Mitgliedern derselben einstimmig ausgespro— chen worden sey, so lasse sich diese gewiß nicht besireiten. Sie gehe dahin, daß im Allgemeinen bei ständigen rechtsgelehrten Richtern, welche sich für die Function des Richters ausgebildet und diesen speziel— len Theil des menschlichen Wissens und Wirkens zum Verufe ihres Lebens gewahlt und ihn geuͤbt haben, eine größere Faͤhig— keit fuͤrs Richter-Amt vorausgesetzt werden duͤrfe, als bei Maͤn— nern, die nur fuͤr einzelne Faͤlle auf kurze Zeit aus dem Privat⸗ leben hervortreten, und sofort wieder zu ihrer mit dem Richter— Amte in keiner Beziehung stehenden Beschaäͤftigung zurückkehren. In den Saal, wo alle die wichtigsten Interessen des Volkes be rathen werden, gehoͤren Maͤnner aus dem Volke, aus allen Berufskreisen; daß Verhaͤltniß beim Richter-Amte

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Seine Ansicht uͤber das Geschwornen⸗ gericht enthalte der Kommissions-Bericht; die darin enthaltenen Gruͤnde scheinen ihm nicht widerlegt zu seyn. Die von dem Herrn Berlin. (

1 Oesterreich.

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Das Lob des Instituts nengerichts sey da, wo dasselbe bestehe, keineswegs ein so allgemeines, wie behauptet worden sey. Namentlich haben sich unter den Franzosen viele ausgezeichnete Manner gegen die— ses Institut in den stärksten Ausdrüͤcken ausgesprochen, z. B. Vil⸗ lers, Simeon, Beranger und Andere. Was den Anklage⸗Prozeß betreffe, so seyen die Vorzüge desselben, wie ihn der Herr Ab— geordnete von Oehringen wolle, auch im Kommissions-Berichte nicht verkannt, aber der Kommissions-Bericht weise die große Schwierigkeit der Ausfuͤhrbarkeit eines solchen Antrages nach. Dle Einfuͤhrung dieser Art von Verfahren wurde eine gänzliche Re— form der destehenden Kriminalgerichts-Verfassung nöthig machen und den Kosten-Aufwand bedeutend erhoͤhen. Die Reform der Kriminalgerichts-Verfassung wurde aber auch eine Reform der Civilgerichts-Verfassung nothwendig zur Folge haben muͤs— sen. Dleses Verfahren wurde nach der Ansicht des An tragstellers in mündlicher Verhandlung zu erfolgen haben; es würde eben dadurch ausgeschlossen seyn, daß gegen Erkenntnisse materielle Rechtsmittel statkfinden. Dies sey ihm, dem Redner, das wichtigste Bedenken gegen den Antrag; er wolle kein Verfahren, in welchem die Wohlthat der Nechtsmittel verküuͤmmert wurde. Der Richter soll Entscheidungsgruͤnde fur sein Urtheil anzugeben verpflichtet seyn, und der Verurtheilte soll das Recht haben, durch ein Rechtsmittel die wiederholte Pruͤfung seiner Sache herbeizu—

sey ein anderes. des Geschwor⸗

fuͤhren. Hierauf lege unser Volk mehr Gewicht, als auf das dem Franzoͤsischen Rechte entlehnte Institut. Schott fuͤhrt an, daß eine Verschiedenheit der richterlichen Urtheile nicht blos

beim Inquisitions-Prozesse, sondern auch bei den Geschwornen vorkomme, da manchmal, wenn der Cassationshof das Urtheil eines Assisenhofes wegen Formfehler aufhebe, ein von dem ersten ma— teriell verschiedenes Erkenntniß gefaͤllt werde.

Das Resultat der Abstimmung uber den Antrag des Abge— ordneten Duvernoy (s. die gestr. Mittheilung) ergab, daß dieser Antrag, nach welchem die Hauptgrundlage des Entwurfs, die Schriftlichkeit, verworfen worden waͤre, mit 38 gegen 23 Stim— men abgelehnt wurde.

Hannover, 6. Nov. Ein vom 29hsten v. M. datirtes Koͤ— nigliches Patent besagt Folgendes: „Ernst August ꝛc. Nachdem Wir Uns bewogen gefunden haben, eine General-Ordens⸗ Kommission anzuordnen, und derselben die Geschaͤfte in Betreff Unserer saͤmmtlichen Koͤniglichen Orden und Ehrenzeichen anzu—

vertrauen, so bringen Wir solches mit dem Hinzufuͤgen hierdurch zur oͤffentlichen Kenntniß, daß Unsere General-Ordens-Kommis— sion, welche in Unserer Residenzstadt Hannover ihren Sitz hat,

bereits in Wirksamkeit getreten ist.“

Ein anderes Koͤnigliches Patent (vom 5. Juni datirt) be— stimmt uͤber die zur Belohnung ausgezeichneter Verdienste ge teten Ehrenzeichen unter Anderem Nachstehendes: Wir wuͤnschen, ausgezeichnete Verdienste Unserer getreuen Unterthanen durch ein oͤffentliches Merkmal Unserer Anerkennung und Unseres Kbnigli— chen Wohlwollens zu ehren und zu belohnen, und haben, um di zu diesem Zwecke geeigneten Mittel zu vermehren, Uns gnaͤdigst bewogen gefunden, ein Allgemeines Ehrenzeichen zu stiften, auch in Beziehung auf dasselbe und die schon bestehenden Ehrenzeich die folgenden Bestimmungen zu treffen. J. Außer Unseren Oxr— den soöllen zur Belohnung ausgezeichneter Verdienste die nach— bemerkten Ehrenzeichen kuͤnftig verliehen werden: 1) die Goldene Verdienst Medaille, 2) die Silberne Verdienst— Medaille, 3) das Allgemeine Ehrenzeichen, welches Wir hie— mit einzufuͤhren beschlossen, und fuͤr welches Wir zwei in ihren Inschriften verschiedene, uͤbrigens aber sich gleichstehende Decora—

1

tlonen bestimmt haben, um mit der einen insonderheit ausgezeich—

nete Verdienste bei Unserem Militair, mit der anderen aber son— stige ausgezeichnete Verdienste um den Staat zu belohnen. 2. Die Goldene Verdienst-⸗Medaille sowohl, als die Silberne haben in herigem Maße auf der Hauptseite Unser Brustbild mit der U schrift Unseres Namens und der Jahreszahl Unseres Regierungs— Antritts und auf der Kehrseite einen Eichenkranz mit der In schrift: „Verdienst ums Vater Beide werden an

hellblauen, gewaͤsserten Guelphen-Ordensbande getragen. 3. Das von Uns neu gestiftete, insonderheit fuͤr ausgezeichnete militai— rische Verdienste bestimmte Allgemeine Ehrenzeichen soll in einer silbernen Medaille bestehen, auf d Unser Koͤniglicher Namenszug, und auf einen Lorbeerkranz

J w 6 Mor dionst!“ sich Hefinot . . nit der Inschrift: „Krieger Verdienst sich befindet. Dasselbe lst

estis⸗

n .

an einem weiß und gelben gewaͤsserten Bande zu tragen 4. Da fuͤr ausgezeichnete Verdienste deren Art mmte Allge meine Ehrenzeichen besteht ar ch Medaille hat jedoch innerhalb eines Eichenkr i „Verdienst ums Vaterland“, und soll w nd weißen gewaͤsserten Bande getragen diesen Ehren— zeichen wird der Name des der Me daille eingegraber Dieselbe er linken Seite der B Ul 1 * ohne die

7M tung veroͤffentlicht folgende „Amt—

; ; ĩ f liche Nachricht: Der Buͤrgermeister Neubourg zu Stade ist, haupt— sächlich auf Veranlassung der in Nr. 163 des diesjährigen Ham— burger Korrespondenten veroͤffentlichten Dank-Adresse des Magistrats zu Stade an den gewesenen Deputirten der Stadt Stade zur zweiten Kammer der letzten allgemeinen Stände-Ver— sammlung, Kanzlei⸗Prokurator Holtermann in Stade (Nr. 19 vier Wochen vom Amte suspendirt gewesen.“ Braunschweig, 6. Nov. (Magd. 3.) Die Sitz

unserer Staͤnde-Versammlung sind sofort bei ihrem Beginne auf r

e anderweitige 14 Tage vertagt worden, da es ihnen an Proposi

tionen von Seiten der Regierung f indem

D

schen Verhandlungen darbieten koͤnnten. Man erwartet waͤhrend

* oi 2 EER 2 3 1 Direkt? . Gr 9 s nm nz Kor- r dieser Zeit die Ruͤckkehr des Finanz-Direktors von Amsberg vor

Das heute von Dalmatien Dampfboot „Baron Stuͤrmer“ bringt uns die Nachricht, daß

das Koͤnigl. Griechische Dampfboot Otto“, an dessen Bord Ihre N

eingetroffene

heftigen

gens sonst bei erwüͤnschtem Wohlseyn, und man hoffte, bald wie—

Wien, 1. Nov. (A. 3). Den Oesterreichischen Eisenbahn⸗ Directionen ist, zufolge einer Allerhoͤchsten Entschließung, gestatter worden, ihre Lokomotiven mit Holz zu heizen und ihre Fahrten auch zur Nachtzeit zu bewerkstelligen.

Spanien.

Paris, 5. Nov⸗ Der Anfang einer aus Bayonne vom Iten d. hier eingegangenen, und durch die einbrechende Dunkel⸗ heit unterbrochenen Depesche, lautet folgendermaßen: „Ein aus Vittoria vom 27. d. datirtes Dekret loͤst die Junten auf ....“

Man schreibt aus Bayonne vom Z1sten v. M.: „Dem von dem General-Capitain der Baskischen Provinzen publizirten De⸗ krete zufolge, muß die Strafsumme von 6 Millionen Realen, welche den Personen auferlegt worden ist, die den meisten Antheil an der Rebellion in Bilbao genommen haben, zur Halfte in 6 Tagen und zur andern Haͤlfte in 14 Tagen bezahlt werden. Vor Gericht werden außerdem gestellt: der Marquis von Santa Cruz, der Marquis von Valmediano, der Graf von Corres und die Gebruͤ⸗ der Vhagon. Auch die Marquise von Santa Cruz und die Graͤ⸗

sin von Corres befinden sich im Gefaͤngniß.“

Bombay, 1. Okt. Das Schiff „Calliope“ hat einen Theil der ven den Chinesischen Behoͤrden fuͤr die Schonung Cantons bezahlten Gelder, namlich 27 Millionen Dollars in Sycee-Silber, hierher gebracht. Einen anderen Theil, naͤmlich 17 Millionen in Sycee-Silber und 500,900 in Dollars, bringt das Schiff „Con⸗ way nach England. Der Rest, noch eine Million betragend, ist in Marine- und Schatz kammerscheinen angelegt.

Am 17. August hat ein scharfes Treffen in Afghanistan zwi⸗

schen den Britischen Truppen und einem ftarken feindlichen Corps unter Anfuͤhrung von Ukthar-Chan und Ukram Chan stattgefun— den, in welchem die Briten vollstaͤndig Sieger geblieben sind. utta nach Ludianah abgereist.

Dost Mohammed ist von Kalkutte Die Siks hal r

1 —ᷣ * N aben an d

kleines Gefecht mit den Chinesen gehabt, doch wurden sie von den Jangs, Twangs und Bangs zuruͤckgetrieben, wobei sie einen Ver—

16 . v3 * lust von 20 Gefangene Todten hatten

94 21 s iI aS s 525 ö Macao, 21. August. in der

Pottinger nach seiner Ankunft in China unterm 12ten d. M. in 7

Notification, welche Sir H. 1

der Hong-Kong-Gazette erließ, zeigte derselbe an, daß er zum

alleinigen Britischen Bevollmaͤchtigten ernannt sey, unabhangig

Gouver! m” Ostindien; daß zwischen Groß⸗ . hing nunmehr Krieg bestehe, eine Erklaͤrung,

die man in dieser foͤrmlichen Weise bis jetzt vermieden hatte;

von dem General britanien und Chin

fir won

9 66 ö Lanton gilt,

nicht selbst brachen, derselbe

respektirt werden solle, und endlich, daß Hong-Kong vorlaufig im Besitze Englands bleiben werde. Zugleich ermahnte er die Briti⸗ schen J den Chinesen nicht zu sehr zu trauen und üͤber— haupt Hut zu seyn, da es leicht zu neuen Kollisionen kor Zir H. Pottinger erklärt, daß, obgleich er stets de Be ein williges Ohr leihen und ihr

be werde, es dennoch sein fester

edanken ganz dem großen Ziele zr ind auf ende Weise den Krieg mit China zu werd rch keine Ruͤcksicht auf Handels oder Privat⸗-Interessen Ausfuͤhrung selbst der energisch⸗ sten Maßregeln hindern lassen, die er gegen die Chinesen in An⸗ wendung zringen fuͤr noͤthig erachten sollte. Die Anordnun—

ölliot fuͤr die oͤffentliche Versteigerung der Bri— tischen Kronlaäͤndereien auf der Insel Hong-Kong getroffen, sollen aufrecht erhalten bleiben, bis ein Entschluß der Britischen Regie— rung daruͤber bekannt geworden.

Am 2lsten d. gingen Sir H. Pottinger und Admiral Par— ker, wie schon erwaͤhnt, mit der Britischen Flotte nach dem Nor— den unter Segel. Man glaubt, ihre Bestimmung werde zunaͤchst Emoy, dann Fuhaufu, die Hauptstadt der Provinz Fokin, ferner Ningpo und Tschusan seyn, und bei letztgenannter Insel werde dieselbe bis zum April 1842 verweilen. Die Schiffe, die zu die⸗

j . o vrmw' om . ö ssn NR. verwendet werden, sind:

ser Exp „Wellesley“ von 72 Ka— nonen, im“ 72, „Blonde“ 42, „Druid“ 44, „Modeste“ 18, „Cruizer“ 18, „Columbine“ 18, „Pylades“ 18, und „Algerine“ 10; außerdem noch 4 Kriegsdampfschiffe und 21 Transportschiffe. Die Zahl der eingeschifften Landtruppen betraͤgt ungefähr 3000 Mann. Eine nicht unbedeutende Seemacht mit einer gehoͤrigen

Zahl Indischer Truppen ist ubrigens in Hong-Kong zuruüͤckgeblie⸗ ben, mit dem Befehle, sogleich kräftig gegen die Chinesen aufzu⸗ reten, wenn diese im geringsten Miene machen sollten, die Be— trage zu verletzen.

Noc 2 oy 3 ? * 174 8 oa g des Kaisers auf Jihschin's Bericht uͤber den -

z 7 ( nfiwor Die Antwort

be aus dem Bericht vernommen, 241

in Truppen in Canton, welche

2 zeigten, zuruͤckgeschlagen worden; daß die Engländer Hunde und Schafe seyen, naͤmlich Hunde von im ber Schafe und keiner Argumente wuͤrdig; d ih . abgenommen, die gehoͤrigen Ceremonien ver⸗ richtet und die Behoͤrden ersucht haͤtten, sich fuͤr sie zu verwenden, damit der Ha eder eroͤffnet werde. Der Kaiser giebt dem⸗ nach dem simus den Auftrag, daß er den Barbaren strenge B len solle, ihre Kriegsschiffe nach dem äußeren *

ubrigens moͤchten sie Handel und Wandel ollten, nur kein Opium einschmuggeln. jetzt Alles ruhig; die beiden Englischen Schiffe orfaxshire“, nach London bestimmt, und

2 1 6 die „Susar „Coromandel“, nach Whampoa bestimmt, nehmen zu ihre Theeladungen ein; eines oder zwei Englische und einige Amerikanische Kauffahrteischiffe blieben in Canton, doch wurden wenig Geschaͤfte gemacht.

Am 21. und 26. Juli wuͤthete in der Naͤhe von Canton ein furchtbarer Orkan, der mehrere Schiffe der Englischen Flotte be⸗ schaͤdigte, und in welchem t anderen auch ein Kutter, an

ommodore Bremer bef

dessen Bord sich Capitain

den, auf der Insel Kaulan ie Britischen Offiziere wur⸗

den von den Chinesen ar elt, indeß doch gegen eir

Loͤsegeld von 3000 Dollars Beide gingen, nachdem

sie am 9. August ihre bish nter ihren Nachfolgern uͤber⸗

geben hatten, mit dem Dar Atalanta“ nach Bombay ab. ise 8 ot bereits 34 Parzelen Land

Vor seiner Abreise hatte Ca

auf der Insel Hong-Kong ver ; ö.

Man glaubt, daß Kischin strafe in Verbannung rnd Sklaverei Fei den Tatarischen Soldaten verwandelt daß abel dee Veranderung nicht in Ausfuͤhrung gebr n, sondern daß

acht werden, 3 *

. D ik z franahnliren.

man ihm Gelegenheit geben werde, sich felt zu enn . 2 ,, m,, er besaß To Gun Tael Gewicht an Gold Vermoͤgen 161 konfiszirt: 1 besaß 2. e . 61 27603588 Pfd. St.), 3, 10M Gg) Gewicht an Silber

. e Taeir