1841 / 333 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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wickelt werden, nur eine Strafe, und diese besteht darin, daß mung, welche sich aͤngstlich vor jeder neuen Gefaͤhrdung der frag—

die Waͤhler denjenigen nicht ernennen, der sie vorgetragen hat. Man bedenke nur, was entstehen wurde, wenn eines Tages die Majoritaͤt der Wahlkollegien die Höottringn, an nehmen, welche Sie gegenwärtig verfolgen. Sic mußten alsdann um konsequent zu seyn, ebenso verfahren, wie Mn jetzt gegen Herrn Ledrüͤ verfahren. Und doch wuͤrden Sie es nicht wagen, n. gezwungen werden, einzugestehen, daß man sich nur eines Rechtes

bediene. seses Recht kann nicht von einer einzelnen That sache . nicht der Frage unter ger on, 4 eine mehr oder weniger große Anzahl bon Kahl gen egien dasselbe anerkannt haben. Aha, m. H. schrecken Sie die Manner nicht ab, die sich zu anderen ieinungen, als den ee m e,, verhin dern Sie bieselben nicht, Ihre Stimme in den Katte Callegien zu erheben. Ich selbst, nachdem ich im Jahre 1830 in der Kammer die

7 icht an dem Lande verzweifelt,

Regiẽrung bekaͤmpft hatte, habe n : . j 1 eee, welches die neue Constitution mir verlieh, Ge

. dahin zu wirken, meinen Doktrinen den Sieg 1 uin . die ihr der Monarchie von 1830 . geben seyd, wuͤrdet ihr, wenn die Republik, siegte, darauf. verzichten die Rechte zu benutzen, die die republikanischen Institutionen euch zugestaͤnden, um durch eure Mitwirkung der Regierung vorzubereiten, der ihr aus tiefster Ueberzeugung anhaͤngt?“

Der General-Prokurator suchte in seiner Replik haupt— saͤchlich die Behauptung der Vertheidiger zu entkraͤften, daß dem Kandidaten vor seinen Waͤhlern freistaͤnde, Alles zu sagen. Er därfe sich gegen die Gesetze und Einrichtungen im Bereiche der bestehenden Institutionen aussprechen, aber er duͤrfe nicht diese Institutionen selbst angreifen, ihren Umsturz anempfehlen, und so⸗ mit das Band aller gesellschaftlichen Ordnung aufloͤsen. Man stelle eine sophistische Behauptung auf, wenn man sage, daß die Juli⸗Revolution gemacht worden sey, um Jedem das Recht zu derleihen, diese Revolution seinerseits wieder angreifen zu koͤnnen. Dies hieße nichts Anderes, als Jedem zu erlauben, dasjenige stuͤckweise zu zertruͤmmern, was der Vationalwille errichtet habe; es hieße, der Juli-Revelution eine Berechtigung zu beständigen Revolutionen beilegen. Dieser Grundsaßz sey unvernuͤnftig und streite gegen alle Prinzipien einer geregelten Gesellschaft. Den Ce u der Verhandlungen machte Herr Marie, der sich im Wesentlichen darauf beschräͤnkte, den persoͤnlichen Charakter des Angeklagten als Mensch und als Advokat zu rechtfertigen, und um zu beweisen, daß er kein Verschwoͤrer, kein Mann der Unord— nung sey, verlas er ein Schreiben des Kanzlers Pasquier, vom 19ten d. M. durch welches Herr Ledruͤ-Rollin es officio zum Vertheidiger des Angeklagten Dupoty ernannt wird. Hierauf resumirte der Praͤsident die Debatten und verlas zum Schluß die Fragen, welche der Jury gestellt werden sollten. In Bezug auf Herrn Ledruͤ⸗Rollin wurden die Fragen in zwei Kathegorieen getheilt: 1) ob er sich der vier durch die Anklage⸗-Akte bezeichneten Vergehen schul— dig gemacht habe, indem er die inkriminirte Rede vor den Waͤh⸗ lern gehalten haͤtte? 2) Ob er sich desselben Vergehens schuldig gemacht, indem er die Veroffentlichung seiner Rede erlaubt habe? Die Fragen in Bezug auf Herrn Haureau bezogen sich nur auf die Verbffentlichung. Nach einstuͤndiger Berathung erklaͤrten die Geschworenen, daß Herr Ledrüͤ-Rollin der ihm zur Last ge— legten Vergehen wegen des Vortrags seiner Rede in der Wahl— Versammlung nicht schuldig, daß er aber wegen der Erlaub— niß zur Veroffentlichung jener Rede jener Vergehen fuͤr schul— dig befunden worden sey. Der Gerichtshof vexurtheilte hierauf Herrn Ledruͤ-Rollin zu viermonatlichem Gefaͤngniß und zu 3000 Fr. Geldstrafe; und Herrn Haureau zu dreimonatlichem Gefaͤngniß und zu 2009 Fr. Geldstrafe.

S Bie man hört, will Herr Ledruͤ⸗Rollin Cassation einlegen, das =* Ninisterium ihn aber sofort verhaften lassen. Man weiß je⸗ doc / iw der Charte gemäß ein Deputirter unverletzlich ist, und ohne Bewilligung seiner Kollegen waͤhrend der Dauer der Ses— sion und sechs Wochen vor der offiziellen Eroͤffnung derselben nicht verhaftet werden kann. Es wird deshalb sich ein großer Streit uͤber die Unverletzlichkeit des Herrn Rollin erheben. Das Ministerium behauptet nämlich, die Kammer habe die Wahl des Herrn Rollin noch nicht verifizirt, folglich sey er noch kein De— putirter, und er muͤsse sich dem gewohnlichen Gesetz unterwerfen.

In einem hiesigen Blatte liest man: „Der General Bu— geaud hat dem Kriegs-Minister einen sehr umstaͤndlichen Bericht uͤbersandt, worin er fagt, daß die Gesundheit der Truppen durch die letzten Herbst-Expeditionen sehr gelitten habe und daß die kampffaͤhigen Streitkräfte nicht hinreichend seyen, um sich auf allen bis jetzt besetzten Punkten mit Erfolg behaupten zu koͤnnen. Der General Bugeaud erklart sich mit Entschiedenheit gegen die Re—⸗ duction der Afrikanischen Armee, indem dadurch die ganze Zukunft der Kolonie aufs Spiel gesetzt werde. Die Antwort, welche auf diesen Bericht erfolgt ist, kennt man noch nicht.“

Herr Guizot soll den Herrn von Lamartine eingeladen haben, sich schleunigst nach Paris zu begeben. Es soll ihm die Unter— stutzung des Ministeriums fur die Praͤsidentschaft der Deputirten— Kammer angeboten und Herr Sauzet anderweitig entschaͤdigt werden.

Wie es heißt, unterhandelt die Spanische Regierung wegen eines Anlehens zu 36 Fr. Die Effekten der fruheren Anlehen wurden bei der Einzahlung in einem gewissen Verhaͤltnisse zuge— lassen werden.

Boͤrse vom 25. November. Die Franzbsischen Renten waren heute etwas schwach und der Umsatz sehr gering. Es war an der Boͤrse keine Nachricht in Umlauf, die auf die Course haͤtte einwirken können. Die Aufmerksamkeit der Spekulanten ist fort— waͤhrend auf die Spanische aktive Rente gerichtet; sie setzte ihre steigende Bewegung fort, in Folge ihres weiteren Aufschwunges an der Madrider Boͤrse vom 18ten, wo darin zu 295 und 30 ge— than wurde. Auch wurde behauptet, daß es den Unterhaͤndlern

Espartero's gelungen sey, in London ein neues Anlehen zu ne— goziren.

Ft Paris, 25. Nov. Die Regierung geht sehr ernstlich damit um, nachzuholen, was bisher hinsichtlich des Baues von Eisenbahnen versaͤumt worden ist, und das allgemeine Bewußtseyn der Nothwendigkeit, daß Frankreich mit diesen Unternehmungen nicht laͤnger hinter seinen Nachbaren zuruͤckbleibe, laͤßt erwarten, daß die ministeriellen Plaͤne diesmal nicht wieder an den Chika— nen der Presse und an den Intriguen der Privat-Speculation scheitern werden. Vor einigen Jahren wollte man lieber die An— lage der großen Eisenbahnen auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben sehen, als dieselbe der Regierung uͤberlassen; jetzt dagegen scheint sich die bͤffentliche Meinung uͤberzeugt zu haben, daß der indu— strielle Unternehmungsgeist in ir ich zu einseitig ausgebildet ist, als daß man ihm bei der Ausfuͤhrung großer Arbeiten zum bffentlichen Nutzen den Vorzug vor der Staatsgewalt geben sollte. Die Kammern werden . wohl ohne Schwierigkeit auf die Projekte eingehen, welche die Regierung ausarbeiten läßt, und es ist deshalb mehr als je von großer Wichtigkeit, daß die Entwuͤrfe von vorn herein so vollkommen als moͤglich seyen, denn eine we— sentliche Verbesserung oder Berichtigung derselben waͤhrend ihrer Prufung durch die Legislatur ist in der gegenwaͤrtigen Stim—

lichen Plaͤne fuͤrchtet, nicht zu erwarten.

Die Regierung wird jedenfalls ein alle Theile Frankreichs umfassendes Eisenbahn⸗System aufstellen, vorbehaltlich der rasche⸗ ren oder langsameren Realisirung desselben nach Maßgabe der Finanzkraͤfte, welche der militairische Luxus dem Staate fuͤr jene Unternehmung zur Beförderung des offentlichen Wohlstandes uͤbrig laͤßt. Der bis jetzt vorherrschenden Ansicht zufolge, muß Paris der Mittelpunkt werden, von welchem aus eine gewisse Zahl gro— ßer Bahnlinien nach den wichtigsten P⸗uxkten der Graͤnze laͤuft. Diese Idee, welche ubrigens dem Franzoͤsischen Centralisations— wesen durchaus entspricht, hat außerdem, daß sie nur mit unge— htuern Kosten ausgefuhrt werden könnte, den Uebelstand, das Be— duͤrfniß des leichteren und rascheren Verkehrs der Provinzen un— tereinander fast ganz unberuͤcksichtigt zu lassen. In diesem Au— genblicke liegt indessen dem Ministerium ein Plan vor, der jenen doppelten Nachtheil zu umgehen sucht, und der seine Aufgabe, wenn nicht vollkommen löst, doch mit vielem Gluͤcke behandelt. Diesem Plane zufolge reichen drei Eisenbahn-Linien aus, um dem ganzen Lande die Vortheile des Verkehrs durch Dampfkraft zu geben.

Die erste und Hauptlinie zieht sich vom Mittelläͤndischen Meere nach dem Kanal und an die Belgische Graͤnze. Sie laͤuft von Marseille aus uͤber Aix, Tarascon, Beaucaire, Nimes, Mont— pellier, Cette, Toulouse, Montauban, Limoges, Chateauroux, Blois, Orleans nach Paris und von hier in zwei Zweigen uͤber Rouen nach Havre und uͤber Beauvais und Amiens nach Lille. Kleine Seitenbahnen fuͤhren uͤber Perigueuxr nach Bordeaux, von Tou— louse nach Foix an der Pyrenäen-Graͤnze, von derselben Stadt nach Bayonne u. s. w.

Die zweite Bahn ist bestimmt, den Ocean und die Italieni— sche Graͤnze mit einander in Verbindung zu setzen. Sie faͤngt bei Larochelle an, geht uͤber Poitiers, Chateauroux, Moulins, Roanne, Saint-Etienne und Lyon nach Savoyen.

Die dritte Linie zieht sich in der Gestalt eines 8 von der Normandie nach Burgund. Ihr Anfangspunkt ist Caen, und sie läuft uͤber Rennes nach Nantes, wo sie in die Loire einmuͤn⸗ det, trifft in Blois mit der ersten Linie zusammen, verlaͤßt die— selbe in Paris, um uͤber Corbeil, Chalons an der Marne, Ver— duͤn, Metz, Straßburg, Muͤhlhausen und Besangon nach Dijon zu laufen.

Die Hauptlinie ist 307 Poststunden lang und sie beruͤhrt 23 De— partements mit einer Bevoͤlkerung von beinahe zehn Millionen Menschen. Die zweite Linie hat eine Lange von 131 und die dritte von 216 Stunden.

Es steht leider zu befuͤrchten, daß die unermeßlichen Privile— gien der Franzoͤsischen Hauptstadt die sorgfaͤltige Abwaͤgung der Vortheile verhindern werden, welche dieser Plan im Ganzen oder in seinen einzelnen Theilen gewaͤhren durfte. Denn was bedeu— tet ein Franzoöͤsisches Landes-Interesse, bei dessen Befriedigung Pa— ris seine Rechnung nicht findet?

Großbritanien und Irland.

London, 24. Nov. Ueber den jetzigen Stand der Ver— haͤltnisse zwischen England und Spanlen sagt der Morning⸗— Herald in seinem gestrigen Blatt: „Wir haben aus einer glaub— wuͤrdigen Quelle einige Äufschluͤsse ͤber verschiedene Punkte hin— sichtlich der letzten Exeignisse erhalten, die von bedeutendem In— teresse sind. Die bisher vom Grafen von Aberdeen in den Spa⸗ nischen Angelegenheiten befolgte Politik hat, wie das Publikum mit Vergnügen erfahren wird, der Regierung des Regenten jenes Königreichs die hoͤchste Zufriedenheit gewahrt. Auch die Meinungs-IAeußerungen, welche von Seiten Sir Ro— bert Peels laut geworden sind, haben jener Regierung die waͤrmsten Gefuͤhle der Freundschaft und Achtung fuͤr die jetzigen Minister der Koͤnigin Victoria eingeflͤßt. Mit der Englischen Allianz, wohl zu unterscheiden von der indiskreten Parteinehmung Lord Palmerston's, identifiziren Espartero und sein Kabinet, wie uns von zuverlaͤssiger Autoritaͤt versichert wird, die besten Interes— sen Spaniens. Wir haben uͤberdies Grund zu glauben, daß der Vorschlag eines Europaͤischen Kongresses in Bezug auf die Spa— nischen Angelegenheiten bisher in Downing- Street nicht viel Un— terstuͤtzung gefunden hat.“

Der Globe theilt ein Schreiben aus Paris mit, worin es heißt: „Es wird erzaͤhlt, daß Herr Bulwexr, der Englische Ge— fandtschafts-Secretair, mit Herrn Guizot uͤber die Spanischen Angelegenheiten eine Unterredung gehabt habe, und daß große Waͤhrscheinlichkeit vorliege, es werde in Paris oder in London eine desfallsige Konferenz gehalten werden. Es wird ferner be— hauptet, Herr Guizot erkläre sich dagegen, daß auch der Regent Espartero bei dieser Konferenz einen Botschafter habe. Ich kann die Wahrheit dieses Geruͤchtes nicht verbuͤrgen, aber ich bin ge— neigt, zu glauben, daß es nicht ganz ungegruͤndet ist.“

Auf Veranlassung der Geburt eines Kronprinzen erlautert die Glasgow-Chroniele den Unterschied zwischen einem offenba⸗ ren Thron-Erben, Ileir apparent, und einem muthmaßlichen Thron-Erben, Heir presumptive, sie sagt: „Thron-Erbe ist, wer in der Thronfolge dem Throne am nächsten steht. Wenn dieser nothwendig nachfolgen muß, falls er nur den regierenden Koͤnig äberlebt, und kein Anderer, der wahrend seines Lebens moͤglicher— weise geboren werden könnte, großere Anspruͤche haben wurde, so ist derselbe offenbarer Thron-Erbe. Wenn aber die Moͤglichkeit da ist, daß noch ein Prinz oder eine Prinzessin geboren werden koͤnne, der durch Geschlecht oder durch nähere Abstammung vom Throne einen großeren Anspruch haben wuͤrde, als der jetzige Thron-Erbe, so heißt derselbe nur muthmaßlicher Thron -Erbe. Ihre Majestät die jetzige Königin war daher vor ihrer Thronbe— steigung nur muthmaßllcher Thron-Erbe, weil immer die Moͤglich— keit angenommen werden mußte, daß Se. Majestaͤt Koͤnig Wil— helm Leibes-Erben haͤtte erhalten koͤnnen.“

Es war bekanntlich das Geruͤcht verbreitet, daß Lord Strang— ford insofern bei der Verfaͤlschung der Schatzkammerscheine be— theiligt gewesen sey, als er Inhaber von solchen verfaͤlschten Pa— pieren bei Geldbesitzern eingefuͤhrt habe. Zur Widerlegung dieses Geruͤchts verbffentlicht der Lord folgendes Schreiben: „Mein Herr! Da die Anspielung in dem Observer von heute auf ei⸗ nen edlen Lord, welcher Gesandtschaftsstellen bekleidet habe und mit der Verfaͤlschung der Schatzkammerscheine in Verbindung stehe, moglicher Weise als auf mich sich beziehend gedeutet wer— den kann, so verliere ich keinen Augenblick, solche Vermuthung auf das bestimmteste und entruͤstetste fuͤr falsch zu erklaͤren. Da der Observer erst nächsten Sonntag wieder erscheint, so sende ich eine Abschrift dieses Briefes an die taglich erscheinenden Blaͤt⸗ ter. Harley⸗ Straße Nr. 21. Strang ford.“ .

der fuͤr jetzt r 311,000 die

Makler 9 Pfd. St.

10000 Pfd.

. ) Bell und Broderip,

Sachwalter, 33 000 Pfd. St.; 6) Ransom und Compagnie, Ban⸗ quiers, 26, 000 Pfd. St. 7) Price und Compagnie, Banquiers, 20009 Pfd. St.; 83) Major Anderson 16,900 Pfd. St.; Y) J. und W. Scott, Kaufleute, 15,000 Pfd. St.; 10) Curries und Compagnie, Banquiers, 12, 000 Pfd. St.; 11) Shearman, Kauf— mann, 12,000 Pfd. St.; 12) Barnes, Maͤkler, 12009 Pfd. St.; 13) Londoner Handels-Bank 11,0900 Pfd. St,; 14) Harrison, Maͤkler, 6000 Pfd. St.; 15) Salomons, Maͤkler, 4000 Pfd. St.; 16) Vell und Compagnie, Sachwalter, 3000) Pfd. St.

Die Morning Thronicle macht darauf aufmerksam, daß nach der Volkszahlüng in diesem Jahre die Anzahl der Bevol— kerung Großbritaniens mit Ausschluüß Irlands, sich seit 1801 fast verdoppelt habe. Die Bevoͤlkerung von Großbritanien habe sich 1801 auf. 19,172.48 Einwohner belaufen, und betrage nun 18,564,761 Einwohner.

; In Manchester, Leamington, Barnstaple und vielen anderen Staͤdten sind zur Feier der Geburt des Kronprinzen Unterzeich— nungen fuͤr die Armen, welche durch die Stockung des Handels und der Gewerbe sehr bedraͤngt sind, eroͤffnet worden.

Der Secretair fuͤr Irland hat mittelst Proclamation eine namhafte Belohnung auf Entdeckung und Ueberfuͤhrung der Mor— der zweier kuͤrlich in den Irlaͤndischen Grafschaften Waterford und Wexford auf schreckliche Weise umgebrachten Gutsbesißzer ausgesetzt. ;

Im Globe wird von einem Militair angefragt, ob es denn wahr sey, daß die Behörde dem 98sten Regiment, welches naͤch stens nach China absegeln werde, alte Gewehre mit Stahlschloͤs sern mitgeben wolle, deren Unbrauchbarkeit sich genugsam erprobt habe. Man besitze doch, wird hinzugefuͤgt, hoffentlich Perkussions— Gewehre genug, um jene 7— 800 Mann damit zu bewasfnen.

Von den ersten 300 Schiffscapitainen auf der Rangliste, sol chen, deren Patent zwischen 1816 und 1819 fällt, sind 175 uber 60, zum Theil uͤber 70 Jahre alt, 1091 nahe an 60 und nur 4 zwischen 48 und 50. Wenn also auch jetzt eine Promotion statt— sindet, so trifft sie doch hoͤchstens 10, die unter 60 Jahr alt sind. Die Marinezeitung dringt daher darauf, daß eine Art freiwilligen Dienstaustrittes eingefuͤhrt werde, wonach die, welche zu den er sten 300 auf der Liste gehoren, austreten koͤnnten und dann eine Guinee täglich Pension erhielten.

Mehrere Schiffe sind bei dem letzten Sturme an der Kuͤste gescheitert. Eines derselben ist gaͤnzlich untergegangen und die aus neun Personen bestehende Mannschaft ertrunken.

Niederlande.

Aus dem Haag, 25. Nov. Der Koͤnig hat in Tilburg und in Herzogenbusch eine Besichtigung der dasigen militairischen Etablissements vorgenommen.

Mastricht, 24. Nov. Die Minister des Innern und der Finanzen, Baron Schimmelpennink und Herr Rochussen, sind ge stern Abend mit dem Dampfschiffe von Luͤttich hier eingetroffen. Der doppelte Zweck dieser Reise der beiden Minister geht dahin, den Plan fuͤr die Eisenbahn von Mastricht nach Aachen desinitis festzustellen, und die Reclamationen der Einwohner von Sittard und Beck hinsichtlich des Straßenzuges von Mastricht nach Nym wegen zu pruͤfen. Die Minister werden bis Ende der Woche hier verweilen, hierauf die Kohlengrube bei Kerkrade besuchen, und Abends nach dem Haag zuruͤckkehren.

Dentsche Bundesstaaten. Dresden, 27. Nov. Da die Trauer in Folge T der verwittweten Koͤnigin von Bayern am hiesigen Hofe sich bis gegen das Ende des Karnevals erstrecken wird, so werden die Säle im Koͤniglichen Schlosse fuͤr diesen Winter wohl verwaist bleiben und weder Baͤlle noch Konzerte stattfinden koͤnnen: ein Umstand, der von Vielen, besonders aber von der großen hl von Fremden, welche unsere Stadt jetzt bewohnen, sehr beklagt wird.

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—— Frankfurt a. M., 27. Nov. In dieser Woche trat ein sehr guͤnstiger Umschwung in dem Boͤrsenhandel ein, welcher bis heüte noch anhält. Auf die Hollaͤndischen Fonds wirkten und wirken die aufmunternden Berichte aus Amsterdam vortheilhaft ein, so daß die Integrale, welche allerdings die Hauptfonds des hiesigen Boͤrsenhandels sind, auf 50 pCt., stie gen. Gleichwohl traut man hier doch noch nicht ganz der Glaub— wuͤrdigkeit der Hollaͤndischen Berichte, daß die Hollaͤndisch-Belgi schen finanziellen Differenzen auf dem Punkte seyen, vollkommen ausgeglichen zu werden, so wie denn auch die Angabe, der Baron Anselm von Rothschild sey fortdauernd im Haag anwesend, um die Kapitalisirung des Belgischen Schuldantheils zu betreiben, durchaus ungegruͤndet ist. Man ist indessen hier sehr gespannt auf weitere Nachrichten aus Holland und namentlich in Bezug auf Veranlassung und Erfolg der Reise des Hollaͤndischen Ministers des Innern und der Finanzen nach Belgien. Der Aufschwung der Spani schen Fonds an den Bbrsen von Paris, London und Antwerpen ver— ursachte namentlich heute ein starkes Steigen der Ard., so daß sie zu 24 pCt. nicht gern abgelassen wurden. Die guͤnstigere Haltung der Boͤrse hat auch die Portugiesischen Fonds mit fort gerissen, die heute 25 pCt. blieben. Die Oesterreichischen Effek— ken behaupten gleichfalls eine sehr willige Stimmung und nament lich verfolgen die Wiener Bank-Actien ein anhaltendes Steigen. Die Taunus-Eisenbahn-Actien wurden heute mit 3763 Fl. (1267 FI. Agio) bezahlt, und ihr Steigen wird. auch namentlich durch den Umstand hervorgerufen, daß viele fruͤher in Blanko verkauften Partien wieder angekauft werden müssen. Der guͤnstige Geld stand unseres Platzes unterstuͤtzt natuͤrlich auch sehr die Specula tion in den Staatspapieren, wie aber auch nicht zu leugnen ist daß das allgemein feste Vertrauen auf die Erhaltung des Frie dens, die fortschreitende Entwaffnung, dem Spekulanten neuen Muth verleiht. . ; *

Den vielfach verbreiteten Gerüchte, n, n . ein Kongreß zur Schlichtung der, ., , . statt finden werbe, betrachtet man hier mindestens als sehr voreilig,

ndet. wenn nicht als ganz ungegründe ö . . ht. als ge . Franzoͤsische Minister bei der Bundes—

yer soi i1ae P Deffaudis, hat nun unsere Stadt verlassen.

Wr nchen fruher berichtet. werden feiert morgen unsere Gesclsschast zur Befbrderung nuͤßlicher Kuͤnste und deren Huͤlfs⸗ 64 n' ihr 25jaͤhriges Jubilaͤum auf eine recht wuͤrdige wissenschaften 1M . ,, e ,, . Weise, und es ist der allgemeine Wunsch, daß das segensreiche Wirken dieser Gesellschaft einen gedeihlichen Fortgang nehmen werde. Am 65. Dezember, dem 50 jaͤhrigen Todestage Mozart's, wird sowohl von unserem Theater als auch von den hiesigen Sänger-Vereinen, denen sich die der benachbarten Staͤdte an— vnn ger werden, eine den großen Meister ehrende Gedaͤchtniß— Feier veranstaltet.

Oesterreich.

Wien, 23. Nov. (A. 3) Der Herzog von Bordeaux schreitet in der Besserung allmaͤlig vor; man hegt die Hoff

nung, daß die zuletzt eingetretene Exacerbation von keiner wesent⸗=

lichen Folge seyn werde, da durch die fortgesetzte Einwirkung der

dem hohen Kranken applizirten Maschine das verletzte Bein seine vorige Länge fast wieder erhalten hat. Der Herzog von CLadir, aͤltester Sohn des Infanten Franz de Paula, befindet sich seit vorgestern in Geselsschaft des Herrn Fumel in hiesiger Hauptstadt.

Der bisherige Kaiserl. Russische Botschafter am hiesigen Hof, Bailli von Tatitscheff, ist, nachdem er im Laufe der verflossenen Woche seine Abschieds-Audienzen bei Hofe erhalten, vorgestern früh uber Olmuͤtz, bis wohin er die Eisenbahn benutzte, nach St. Petersburg abgereist.

Schweiz.

Genf, 20. Nov. (A. 3.) Die hier seit etwa 14 Tagen begonnene Bewegung zu einer Veränderung der Verfassung schreitet bis jetzt ohne Unruhen einem noch unbestimmten Ziele zu. Seit Jahren sind die Einrichtungen, welche ohne bedeutende Veranderungen vom Jahre 1814 bis jetzt bestanden haben, der Gegenstand lebhafter Angriffe. In der Form ziemlich demokratlsch, ist diese Verfassung doch so gestaltet, daß dadurch nur eine Partei, aus einer gewissen Anzahl städtischer Familien bestehend, zur wirklichen Ausübung der Gewalt kommen kann. Dieser Stand der Dinge geht nun zu Ende, obwohl er bis jetzt ausschließlich von den Liberalen und Radikalen der Stadt, d. h. von! der bevorzugten protestantischen Bevölkerung angegriffen wird. Die naäͤchsten Urfachen des Mißvergnuͤgens sind bekannt— lich: die hartnaͤckige Weigerung der Regierung und des ver— tretenden Rathes (Conseil reprèsentalif) der Stadt Genf einen unabhangigen Gemeinde-Rath zu geben, wie ihn die Landgemein— den besitzen; zweitens, das letzte Votum des Kantons in der Aargauischen Angelegenheit, da die Radikalen den einfachen An— schluß an die Bernische Ansicht verlangt hatten. Die Wuͤnsche eines großen Theils der Bevölkerung werden ausgesprochen durch einen in diesem Jahre gebildeten, zum Theil aus talentvollen, aber verschieden gesinnten Maͤnnern bestehenden politischen Ver— ein, welcher sich ünter dem Namen der Association des 3. Maͤrz durch mehrere scharfe und geistreiche Flugschriften bekannt ge— macht hat. Zugleich wendeten sich in ähnlicher Absicht, und mit dem Gedanken der Gefahr eines unklugen Widerstandes vorzu— beugen, 80 Mitglieder des vertretenden Rathes an die Regierung, welche, ohne unmittelbar zu antworten, die Volksvertreter einlud, ihre Wuͤnsche in der naͤchsten Versammlung des gesetzgebenden Rathes zu wiederholen, mit dem Versprechen, dort sogleich eine Antwort zu geben. Dies genuͤgte der bewegten Stadt nicht; die Flugschriften häuften sich, einige Spuren von Unruhen zeigten sich unter dem Volke, wobei der Verein des 3. Maͤrz sogleich gegen alle Stoͤrung der Ordnung kraͤftig sich aussprach. Die Regie— rung sieht die Nothwendigkeit des Nachgebens wohl ein, möchte aber bedaͤchtlich verfahren und fuͤrchtet vor al— lem die Folgen einer heftigen Bewegung in dieser groß— staͤdtischen, zusammengedraͤngten Bevoͤlkerung von Arbeitern, welche sich selbst beinahe völlig uͤberlassen sind; sie scheut auch eine Reform, welche durch die vollstaͤndige Vertretung des Land— volks die Herrschaft der Stadt, so wie das Uebergewicht des Protestantismus gefaͤhrden koͤnnte, und diese Gesinnang wird von einem großen Theile der Reformer getheilt. Diese aber werden in ihren Hoffnungen sich nothwendig getaäͤuscht sehen. Zwischen der aristokratischen und der demokratischen Stadtpartei erhebt sich maͤchtig eine dritte, wir meinen die katholische Partei, welche sich auf die im Jahre 1815 mit dem kleinen Kanton vereinigten Gemeinden stuͤtzt. Bevölkerung des Kantons Genf, sind zum Theil sehr aufge— klaͤrt und wuͤnschen eine wirkliche Gleichheit der Rechte, nament— lich auch gleiche Betheiligung an den offentlichen Stellen. Diese Forderungen werden sich durch die jetzige Bewegung ohne Zweifel erhalten. Einstweilen verhalten sie sich durchaus ruhig, verstehen aber ihre Lage vollkommen; an talentvollen Vertretern fehlt es ihnen auch micht. Diese dritte Partei moͤchte wohl bei der jetzigen Verwicklung zuleßt den Ausschlag geben. Die Regierung geht nun mit Reform-Vorschlaͤgen voran. Sie wuͤrde gern mit der Volksvertretung die Initiative der Gesetzgebung theilen und die Verfassungs-Bestimmung, welche fur Veraͤnderungen in der Constitution zwei Drittheile der Stimmen bei den zwei Rathen verlangt, aufgeben, das Petitionsrecht in politischer Angelegenheiten gewähren, endlich die Zahl der Staatsraͤthe auf 13 herabsetzen. Diese Zugestaͤndnisse werden das Volk schwerlich befriedigen; was eigentlich verlangt wird, ist eine an— dere Verfassung des vertretenden Rathes, eine kuͤrzere Amts⸗ dauer fuͤr dessen Mitglieder, welche jetzt auf zehn Jahre ernannt werden, und eine Eintheilung des Landes in Wahlkreise, welche alle Theile der Bevölkerung in der Ausuͤbung des Wahlrechts gleichsetze, ferner die Verminderung der Zahl der Mitglieder beider Raͤthe (jetzt besteht der Großrath aus 240, der Stagts-Rath aus 25 Mitgliedern); die Errichtung eines Stadt-Raths fuͤr Genf und die Aufhebung des Wahl-Census sind im Vergleich damit Neben— fragen. Schwerlich wird die Sache entschieden, ohne die Da— zwischenkunft eines Verfassungs-Rathes, da die jetzigen Behoͤrden sich solchen umfassenden Reformen durchaus abgeneigt zeigen, das Landvolk aber mit weniger sich nicht lange zufrieden geben wird. Die Frage wegen des Stadt-Raths ist aͤußerst schwierig, weil die Stadt die Halfte des Kantons bildet, und wenigstens 10,900 Fremde enthaͤlt. Was die Folge einer solchen bevorste— henden Umwaͤlzung fuͤr die eidgenbssische Politik im Allgemeinen seyn werde, ist nicht leicht zu bestimmen. Einsender dieses zwei— felt sehr, daß sie den Hoffnungen der Genfer Radikalen entspre— chen werde, welche so sehr gegen jede Berücksichtigung der Wuͤn⸗ sche des katholischen Volks in der Schweiz geeifert haben; denn, wenn einmal alle Theile des Kantons gleich vertreten sind, wird es äͤußerst schwer fallen, 24,900 Katholiken unbeachtet zu lassen.

Spanien.

Madrid, 18. Nov. Morgen, am Namenstage der Köͤni⸗ gin Isabella II., wird kein Handkuß stattfinden, doch wird die Stadt erleuchtet werden.

. Zum Empfang des Regenten, den man in diesen Tagen zu— rückerwartet, werden bereits große Vorkehrungen getroffen, unter Anderem errichtet man in der Alcala-Straße einen prachtvollen Triumphbogen.

Auf Befehl des politischen Chefs von Madrid ist Don Ra— fael Garcia Hidalgo, politischer Chef und Intendant von Cor— dova im Jahre 18140 und Kammerherr der Königin Marie Chri— stine, verhaftet und dem hoͤchsten Gerichtshofe zur Disposition ge⸗ slellt worden.

Moldan und Wallachei.

Der Fuͤrst der Walachei, Alexander Demeter Ghika, hat un-

term 1. November an das Departement der inneren Angelegen— heiten nachstehenden Befehl erlassen: . „Die unaufhoöͤrlichen Klagen der Unterthanen uͤber die Bedruͤk⸗

kungen der Grundherrschaften und die Unbilligkeiten, die sich viele

Die Katholiken bilden zwei Fuͤnftheile der

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Beamten der Distrikts Verwaltung gegen diese Klasse Unserer Un⸗

terthanen zu Schulden kommen lassen, bestimmen Uns, damit zwi⸗ schen den Ünterthanen und ihrer Herrschaft eine dauernde Zufrie⸗ denheit hergestellt werde, nachfolgende auf das organische Regula⸗ tiv begründete Prinzipien zur unabaͤnderlichen Richtschnur festzu⸗ setzen. Erstens. Daß alle gesehmaͤßigen Verpflichtungen zwischen der Grundherrschaft und ihren unterthanen genau befolgt, und so⸗ bald die eine oder andere Partei derselben nicht nachkommt, die Distrikts Verwaltung demjenigen, der in seinem Rechte gekraͤnkt wird, auf die rechtlich befundene Klage gehdrige Assistenz leiste. Zweitens. In Hinsicht der (jwischen den Grundherren und den Bauern getroffenen) Uebereinkunft, so oft von Seite einer oder meh⸗ reren Bauern Klagen daruͤber erhoben würden, daß ihnen die angeblichen uebereinkuͤnfte gar nicht bekannt gemacht, oder die' freiwillig angenommenen Bedingnisse (durch die Grund

herren) gar nicht erfuͤllt worden seyen, so ist die Distrikts⸗ Verwaltung verpflichtet, einerseits die Erfuͤllung der Bedingnisse, in so fern dieselben den Klaͤger betreffen, zu hemmen, und andererseits dem Departement den Fall zu rapportiren und Verhaltungs-Befehle daruber zu empfangen. Indessen sind, wenn einige Grundherren sich geneigt zeigen möchten, in Betreff der mit den Bauern zu schließen

den Eonventionen, jene in den Pacht- Urkunden der nicht dedizirten Klosterguͤter vorgeschriebenen Anordnungen anzunehmen, in diesem Falle solche Uebereinkünfte, wenn sie dem Kontrahenten vortheilhaft sind, gut zu heißen. Drittens. Kein Amt soll sich unterfangen, kuͤnftighin eine zwischen dem Eigenthuͤmer und dem Bauer getroffene Uebereinkunft zu unterschreiben und zu bekräftigen, bevor es sich uͤber

zeugt hat, daß die eingegangene Uebereinkunft von beiden Seiten ohne Zwang geschlossen worden sey. Denn falls die Regierung Klage dar

über vernehmen wuͤrde, daß irgend eine Jurisdiction unter dem Vor

wande einer freiwilligen Uebereinkunft eine druͤckende und nicht frei— willige Annahme der beiden kontrahtrenden Theile getroffene Trans

action bekraͤftigt haͤtte, soll solche sogleich als null und nichtig erklaͤrt, und diejenigen, welche die geringste Schuld an einem solchen Unfug und gegenwaͤrtigen Erlaß nicht respektirt haben, der Strenge des Gesetzes anheim fallen und jeden entstandenen Schaden zu ersetzen angehalten werden.“

Türkei.

Konstantinopel, 19. Nov. (L. A. 3.) Am 6. Novem— ber mußten auf Befehl alle hier anwesende Feriks (General-Lieu— tenants, Paschas von zwei Roßschweifen) Chosrew Pascha die Aufwartung machen, das sicherste Zeichen der hohen Gunst des Sultans, zu dem er noch denselben Tag gerufen wurde. Mit dem Erscheinen Chosrew's und des ebenfalls wieder zu Gnaden aufge— nommenen Schwagers des Sultans, Halil Pascha, auf dem Schauplätze der Intriguen, muß die Pforte ihr bis jetzt befolgtes politisches System zu aͤndern willens seyn, oder vielmehr schon geaͤndert haben, und wenngleich die beiden Begnadigten bis jetzt noch mit keinem Amte gekleidet sind, so kann man doch durch ihre Zuziehung zu den Divans-Berathungen als ausgemacht betrach⸗ ten, daß der Englische Einfluß dem Erloͤschen nahe und der Rus— sische von neuem uͤberwiegend geworden ist. Alle Wahrscheinlich— keit ist vorhanden, daß Chosrew Pascha Conseil-Praͤsident wer— den wird.

Konstantinopel, 31. Okt. (Morn. Chron.) Der Fran— zoͤsische Botschafter, der Britische Gesandte und der Russische Ge— schaͤftstraͤger begaben sich am Freitag Abend mit ihren Dolmet⸗ schern auf Einladung des Reis Efendi in dessen Wohnung, um dort Berathung zu halten. Der Zweck dieser Versammlung der Vertreter der drei Maͤchte, welche die Unabhaͤngigkeit Griechen— lands gewaͤhrleistet haben, soll die Erwägung gewisser Vorschlaͤge von Seiten Frankreichs gewesen seyn, die angeblich ein Resultat der neulichen Sendung des Herrn Piscatory nach Griechenland sind. Diese Vorschlaͤge, welche der Pforte bereits privatim durch ihre Ge— sandten in Paris und Athen kund wurden, gehen dahin, daß die Pforte, um dem Systeme des Raubes und der Gebiets-Verletzung, welche fortwährend durch die Griechischen Graͤnzbewohner von Negro— pont gegen das Tuͤrkische Gebiet begangen werden, ein Ende zu machen, Thessalien an Griechenland abtreten und daß die Graͤnz— linie des letzteren Königreichs bis zur Gebirgskette des Olymp oder bis zur jetzigen Graͤnze von Macedonien vorgeruͤckt werden solle. Man versichert, daß dieser Vorschlag, als das sicherste Mit— tel, die Pforte von den Uebergriffen gesetzloser Nachbarn und den daraus entstehenden Verwickelungen zu befreien, vom Franzoͤsischen Botschafter lebhaft empfohlen und vom Russischen Geschaͤftsträger unterstuͤtzt worden sey. Der Britische Gesandte soll erklart haben, keine entschiedene Ansicht aussprechen zu koͤnnen, bevor er uͤber die Sache

an seine Regierung berichtet und deren Befehle empfangen he Reis Efendi seinerseits, der die Vertreter der drei Maͤchte nicht blos berufen hatte, um ihre Meinungen zu vernehmen, sondern auch um die Ansichten der Pforte kundzugeben, soll mit vieler Energie erklaͤrt haben, daß er da es sich hier von Erschaffung neuer Graͤnzen unter dem ungewoͤhnlichen Vorwande handele, Räͤube— reien und Uebergriffe zu verhindern seinerseits diesem Vor— schlage, wenn derselbe in amtlicher Form ihm vorgelegt werde, durch den Gegenvorschlag zu begegnen entschlossen sey, daß man, statt die Graͤnzlinien Griechenlands nach Macedonien vorzuruͤcken, lieber die Tuͤrkische Graͤnze bis an die Landenge von Korinth vor— schieben solle.

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Smyrna, 4. Nov. Das Journal de Smyrne bestaͤ—

tigt die gestern von uns gegebenen Nachrichten uͤber die Kaͤmpfe

zwischen den Drusen und Maroniten und fagt daruͤber: „Da die Zahl der Christen durch die von allen Seiten ihren Bruͤdern zu Huͤlfe Eilenden sich schnell vermehrte, so waͤhrte der Kampf mit unerhörter Erbitterung fort. Mehr als vierundzwanzig Dorfer wurden in Brand gesteckt. Der Verlust ist auf beiden Seiten sehr groß und eine Menge Kinder, die allein Pardon erhielten, wurde zu Sklaven gemacht. Es ist dies ein wahrer Vertil— gungs⸗-Krieg, der um so furchtbarer ist, weil der schlech— teste von allen Arten Fanatismus, naͤmlich der Religionshaß, ihn angefacht hat. Die Feindseligkeiten waͤhren noch immer fort

und trotz der Tapferkeit der Christen behaupten die Drusen wegen h 9

hrer großeren Zahl ihre Stellungen. Sie sind sogar bis zwei Stunden von Belrut vorgedrungen, um einige Dorfer anzuzuͤn— Pen. Frauen und Kinder, die den Flammen entgangen sind, ha— hen sich in großer Anzahl nach Beirut gefluͤchtet. Auf die erste Nachricht von den in Deir el Kamar ausgebrochenen Unruhen lten Ayub Pascha und der Oberst Rose, von seinem Adjutanten, . Secretair und einem anderen Oberst begleitet, dorthin, um dem Blutvergießen Einhalt zu thun; aber alle ihre Bemuͤ—

Hungen waren vergeblich; die Aufregung der Berg⸗Beweohner war

9 groß, daß sie kaub blieben gegen alle Vernunft-Gruͤnde und Frie

dens-Vorschlaͤge. Selbst Emir Beschir vermochte nichts uͤber

Fe und waͤre fast in Deir el Kamar gemißhandelt worden. Da

Selim Pascha sah, daß es unmoglich sey, dem Kampfe ein Ende zu machen, so suchte er wenigstens die weitere Verbreitung des⸗ Felben zu verhindern. Er stellte daher eine Division von 5000 bis 6000 Mann in der Entfernung von zwei Stunden von der Stadt auf, um jeden Angriff zuruͤckzuweisen. Am 29. Oktober Morgens erfuhr man in Beirut, daß es mehreren Tausend Berg-Bewohnern gelungen sey, die Drusen, welche die Stadt

blokirten, zu vertreiben. Auf der Seite von Zahle, in der Ebene von Balbech und an mehreren anderen Orten, wo die Drusen die staͤrksten waren, mordeten sie die Christen ohne Gnade. In dem Dorfe Zebdoni, zwei Stunden von Damaskus, zuͤndeten sie eine Kirche der schismatischen Griechen an. Man erschoͤpft sich in Muthmaßungen uͤber das Benehmen der Drusen und ihren unvermutheten Angriff. Die Wahrheit wird unstreitig die abscheulichen Intriguen . enthuͤllen, welche zwei Voͤlker⸗ schaften, die, ungeachtet der Verschiedenheit ihrer Religion, friedlich zusammenhalten, gegen einander bewaffnet haben. Da die Wege gesperrt sind, so welß man nicht genau, was in Damaskus vorgeht; doch hat man vor einigen Tagen erfahren, daß die dortigen Be⸗ hörden alle disponible Truppen versammelt und energische Maß⸗ regeln ergriffen haben, um dem Gemetzel im Gebirge ein Ende zu machen und die Bewohner von Damaskus zu beschüͤtzen. Diese beklagenswerthen Ereignisse haben das ganze Land in Schrecken gesetzt und allen Handel gelaͤhmt. Man hofft jedoch, daß die feste und energische Haltung, welche die Ottomanischen Behoͤrden uberall beobachtet haben, die Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe im Gebirge in kurzem bewirken werde.“

Yale h b.

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Bromberg, 26. Nov. Das neueste Stuͤck des hiesigen Amtsblattes enthalt folgende Anzeige:

„Nach mehrmonatlicher Krankheit starb am heutigen Morgen der Praͤsident unseres Kollegiums, Ritter des Rothen Adler-Ordens dritter Klasse mit der Schleife, Karl Christian Ferdinand Wißmann, in seinem F5sten Lebensjahre. Tief empfinden wir den großen Verlust, den wir durch seinen Tod erlitten haben. Wie er uns als naͤchsten Zeugen seiner nie rastenden Sorge und angestrengten Thaͤtigkeit fuͤr das Wohl des unserer Verwaltung an— vertrauten Departements ein Vorbild gewissenhaftester Berufstreue war, so hat er auch die dienstliche Wirksamkeit eines jeden Ein⸗ zelnen unter uns nach allen Richtungen hin, mit bewunderungswuͤr⸗ diger Aufmerksamkeit und mit der lebhaftesten Theilnahme beglei⸗ tet und kraͤftigst unterstuͤtzt. Es zeichnete ihn aber dabei ein stets reges Mitgefuͤhl fuͤr fremdes Leid und Beharrlichkeit zu hel— fen, so wie eine vielseitige kraͤftig anregende Wirksamkeit fuͤr Alles Gute und Schoͤne, besonders aus. Darum wird sein Tod auch in weiteren Kreisen innige Trauer erregen.

Bromberg, den 12. November 1841.

Die Mitglieder der Königlichen Regierung.“

Am 15ten d. M. fruͤh um 9 Uhr ward der Verblichene zur Gruft bestattet. Eine zahlreiche Menge der Freunde des Trauer— hauses, einheimische und aus der Umgegend, die Mitglieder der hiesigen Regierung, des Ober-Landesgerichts und Land⸗ und Stadt⸗ gerichts, so wie saͤmmtlicher ubrigen Koͤniglichen und Kommunal— Behörden, die Direktoren und Lehrer des Gymnasiums, Semi— narilums und der Schulen, das Offizier-Corps der Garnison, die ganze Kaufmannschaft, so wie die Mitglieder der Innungen und Gewerke folgten auf dem letzten Gange der hingesunkenen Huͤlle des Mannes, der seit neun Jahren vielseitig anregend, treibend und fordernd, mit Hingebung und echtem Gemeinsinn wohl— thaͤtig unter seinen Mitbuͤrgern gewirkt hatte, welchen er zuglelch in seiner Familie ein Muster des zaͤrtlichsten liebe— vollsten Gatten und Vaters aufstellte. Ihm insbesondere, als dem Stifter des ersten Verschoͤnerungs-Vereins in der hiesigen Provinz, dessen Wirksamkeit sich bald auch auf das Nachbar⸗-De— partement ausdehnte, eine Menge gleichartiger Vereine nach dem Muster des hiesigen hervorrief, und somit den Sinn fuͤr Schoͤn— heit, Geschmack und edlen Naturgenuß in umfassender Weise weckte und verbreitete, verdankt wesentlich unsere Stadt die an— muthigen Anlagen, welche sie gegenwartig zieren und dem Hinge— schiedenen immer ein dauerndes Denkmal in dankbarer Erinnerung bleiben werden.

wislenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Se. Majestaͤt der Kaiser von Oesterreich haben dem

Professor von der Hagen an der Friedrich⸗-Wilhelms⸗Universitaͤt in

fuͤr seine Sammlung und Ausgabe der Altdeutschen lyrischen

chter des 12 14ten Jahrhunderts, die große goldene Verdienst⸗ Medaille fuͤr Wissenschaft huldreichst zu verleihen geruht.

Rom, im Nov. Zu den Werken, die bedeutend zu werden ver⸗ sprechen, und welche man mit erheblichem Kosten⸗Aufwand vorbe⸗ reitet, gehort eine sehr reiche, kritisch gesichtete und mit praktischem Sinn und Sachkunde angeordnete Sammlung altchristlicher Kunst⸗ Vorstellungen. Die Seele dieser Unternehmung ist der Padre Marchi, ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, welcher die umfassenden Schaͤtze des Vatleans mit einem Erfolg ausgebeutet hat, wie es vielleicht keinem seiner Vorgaͤnger gelungen ist. Er hat auch einen Plan der Katakomben aufnehmen lassen, welcher durch seine Ausdehnung und durch die labyrinthischen Verschlingungen uͤberrascht. Sechzig Kupferplatten liegen bereits vollendet da. Sobald dieselben erschei⸗ nen werden, wird die Forschung aus dem Zirkel heraustreten, in dem sie sich seit einer langen Reihe von Jahren befunden hat. Er⸗ freulich ist dabei, daß sich die hiesigen Forscher nicht durch das par⸗ teiliché gehaͤssige Gerede, welches Raoul⸗Rochette gegen protestantische Schriftsteller, die diesen Gegenstand behandelt haben, gefuhrt, bestechen lassen. Sie haben sich mit seiner leichtfertigen Compilation unzufriedener bezeigt als mit irgend einem Werk protestantischer nuͤchterner Unter suchüng. Diese Gegenstaͤnde brauchen auch weder das Licht kritischer Fackeln, noch die Verschiedenheit dogmatischer Ueberzeugungen zu fuͤrch ten. Sie bieten in ihrer Einfachheit und Ansprüchlosigkeit eine Substantialitaͤt dar, die allem Schulgezaͤnk Hohn spricht. Einem je—⸗ den gewaͤhren sie einen frohen Genuß und Theologen wie Laien fuͤh len sich durch diese Vorstellungen, die mit den duͤsteren Raͤumen der Katakomben in einem merkwuͤrdigen Widerspruch stehen, gleich erfreu lich angezogen. Die Zeichnungen sind von kundigen Haͤnden, mit Sinn fuͤr die Eigenthuͤmlichkeiten des Styls und in einfacher Weise ausgefuhrt. Die Treue derselben ist durch den wachsamen Blick des Padre Marchi hinlaͤnglich gesichert. Wer sich jetzt auf dieses Gebiet begiebt, setzt den Fuß fortan auf festen Boden.

Eduard Ratti aus Berlin hat ein Oelgemaͤlde vollendet, wel⸗ ches die Italienischen Oktober-Freuden auf eine sinnige und wohl⸗ durchdachte Weise vergegenwaͤrtigt. Der traubenschwere Wagen wird von weißen Ochsen gezogen. Auf dem vordersten Paar reitet ein Knabe, der voll ausgelassener Freude um sich schaut. Jungfrauen edlen Schlages und mit geschmackvollen Feierkleidern anget han schrei⸗ ten neben dem mittleren Ochsenpaar daher. Diese scheinen sich der stattlichen Gefellschaft gleichfam zu freuen, wie Thiere weh]! zu thun pflegen, wenn ste eine farbenreiche Unigebung schmeichelt, Ein schmucker Juͤngling in blauer Sammetjacks tanzt den Salta rello die Laute spielend und verstohlen nach dem schoͤnsten jener g chen hin⸗ uͤberschauend, welches auch mit Blicken, die zur Erde i en, , antwortet. Hinter dem Wagen folgen beighrte gel euseg die m r doppelte Vaterfreuden erlebt. Ein freundlicher Alter tragt ein klei⸗ är bind? uf den Armen unde betkachtet diefen Himmelssegen mit

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