1841 / 335 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ugslosigkeit herabgedruͤckt, und mit Ausnahme der Sce⸗ ä ' ih Welt aus Petersburg hier versammelt, . große Stille in den alterthümlichen Stratzen; unternehmende Männer derlassen Rewal und ziehen sich dahin, wo ihrem Unterneh⸗ mungs-⸗Geiste weniger Schwicrig? eiten entgegentreten.

Welch ganz verschiedenen Anblick gewahrt dagegen Dorpat. Nach wiederholter gaͤnzlicher Zersidrung hat ez nichts von einem alt Gothischen Kerne behalten, Alles ist von Grund auf neugeschaffen. Die Universitaͤt, das weseniliche Lebens- Element, durch welches die Stadt sich hebt, liegt wie auf dem Uebergange vom Westen zum Osten. Als Deutsche Un versttaͤt muß man sic ansehen, wenn man an die urspruͤngliche und sich immer wiederholende Berufung von Professoren aus Deütsch⸗ jand denkt, und wenn man das wissenschaftliche Leben auf ihr mit dem der dstlichen Universitaͤten Rußlands vergleicht. Die Dorpater Universität steht in ganz Rußland in der höchsten Achtung und nimmt einen wefentlichen Antheil an dem Einflusse, welchen die Deutschen Offfee⸗Laͤnder überhaupt auf Rußland gusuͤben. In Vergleich da egen mit den universitaͤten Deutschlands bleibt die literarische Te engle⸗ Dorpats etwas hinter den Erwartungen zuruͤck, welche man an die dort versammelte Zahl gebildeter und gelehrter Maͤnner und an den Reichthum der aͤußeren Mittel knuͤpfen mag.

Von Dorpat aus fuͤhrt uns der Verfasser rasch auf den glatten krystallisirten Winterwegen, den Eisenbahnen des Nordens, ngch dem Endpunkte des Deutsch⸗Russischen Gebietes, dem kleinen, aber an historischen Erinnerungen so reichen Narwa. Statistisch schon zu dem Petersburger Gouvernement gerechnet, zeigt es doch in der alten Deutschen Reichsstadt auf der linken Seite der Narowa, die jetzt eine Russische Festung geworden ist, und den Russischen Vor⸗ staͤdten auf dem rechten Ufer zum letztenmale die Verhaͤltnisse, welche in verschledenen Nuͤanzirungen, die Staͤdte Kur⸗, Lio⸗ und Esthlands charakterisiren. 3. . .

Wenn die bisher genannten Staͤdte den Reisenden in den Ost⸗ see⸗Löndern am meisten interessiren und darum von dem Verf. am ausfuͤhrlichsten gezeichnet worden, so sind deshalb die kleineren Staͤdte und Staͤdtchen nicht uͤbersehen; ihre Beschreibung bildet zu jenen hervorgehobenen Punkten den naturlichen Hintergrund. Und der Weg von dem einen Orte zum anderen fuͤhrt aus den verschiedenen Gegenden und den verschiedenen Jahreszeiten interessante Bilder der Baltischen Natur vor unsere Augen. Bei einer innigen Ver⸗ tiefung in das Leben jener Laͤnder versteht es der Verf., dem Ein⸗ zelsten und Individuellen die Seite abzugewinnen, durch welche es allgemein chärakteristisch wird; bald belebt er den Anblick einer men⸗ schenleeren Gegend durch die Erinnerung an die Kaͤmpfe, welche die urspüͤnglichen Einwohner einst hier bestanden; bald laßt er uns bei dem scheinbar Einfoͤrmigen einen Blick in die innere Mannigfaltig⸗ keit thun und so auch das Reizlose einen Reiz gewinnen. Die ein⸗ einen Strahlen, welche hierdurch fuͤr die Anschauung der Balti . Natur gewonnen sind, sammelt er hernach in den „Baltischen Natur⸗Ansichten.“ Wenn darin die klimatischen Verhaͤltnisse, das Eigenthuͤmliche im Pflanzen- und Thierreiche in ziemlicher Voll staͤndigkeit zur Sprache kommen, so werden doch die Verhaͤltnisse am meisten hervorgehoben, welche sich auf die Bearbeitung der Natur durch menschlichen Fleiß naͤher beziehen und die ngtuͤrlichen Bedin— ungen fuͤr das Leben der Einwohner ergeben. Es bildet dadurch 3 Abschnitt den Uebergang zum zweiten Theile des Buches, wel⸗ cher die verschiedenen Stamme, die sich im Verlaufe mannigfacher Kaͤmpfe wie Gebirgsschichten neben und uͤber einander gelagert ha— ben, nach den wichtigsten Seiten zu charakterisiren sich zur Aufgabe macht. „Die Letten und Esthen, die ackerbauenden Urbewohner des Landes, die Deutschen, der angesehenste Theil der Bevdlke—

rung, die theils als guͤterbesitzender Adel im Lande heerschen, theils

als Literaten, seehandelnde Kaufleute und Handwerker die Staͤdte bewohnen, und die Russen, die am meisten aufstrebende Klasse, die vielfach spekulirend das Land besuchen und in den Vorstaͤdten siedeln, ohne bis jetzt zu einem bedeutenden Ansehen gelangt zu seyn“; diese vier sind allerdings nicht die einzigen bestimmt unter— scheidbaren Elemente der Bevölkerung, denn außerdem hat der Wech⸗ sel der Herrschaft über diese Landen auch Schweden und Litthguer in dasselbe gebracht, die Juden in Kurland haben ihrer fruͤher mehrmals verordneten „gaͤnzlichen Abschaffung“ glüchlich Trotz ge⸗ boten, und Zigeuner durchziehen als „Pferdehaͤndler und Diebe“ die drei Provinzen, dennoch verschwinden diese Letzteren als voͤllig un⸗ bedeutend in Vergleich zu den erstgenannten vier; diese bestimmen die Phyßtognomie des ganzen Landes, und eine Charakteristik derselben und ihres gegenseitigen Verhaͤltnisses reicht daher hin, uns das Vol— kerleben der Ostsee⸗Provinzen im Ganzen darzustellen.

Mit unverkennbarer Vorliebe hat der Verfasser das Bild ausge⸗ fuͤhrt, welches er von dem Lettischen Stamme, seinem nationglen Charakter und seinen Sitten entwirft. Wir mochten ihn darüber nicht tadeln; der naturliche und nationale Charakter eines Volkes, welches Jahrhunderte lang in einem oft druͤckenden Hoͤrigkeits-Ver haͤltnisse lebte und dadurch so umgebildet wurde, daß seine guten Seiten in die verwandten Fehler uͤbergingen, seine Schwaͤchen sich noch vermehrten, der naturliche Charakter eines solchen Volkes laßt sich niemals mit voͤlliger Sicherheit in dem wirklich Vor handenen erkennen, sondern nur aus diesem muthmaßen, und ein liebevolles Eingehen in die Weise des Volkes ist erforderlich, um dabei das Wahre zu treffen. Die Uebereinstimmung aller einzelnen Zuͤge giebt der Darstellung des Verf. im Ganzen das Ge⸗ praͤge der Wahrheit. Mag auch die Weichheit und Bildsamkeit, die Freundlichkeit und Gastfreiheit, welche im natuͤrlichen Charakter des Volkes liegt, in der langen Zeit ihrer Leibeigenschaft so mit einer rauhen Rinde umzogen seyn, daß der als Herr mit ihnen verkehrende Deutsche ungern in dieses Lob einstimmen wuͤrde: die Guͤter, in wel⸗ chen das Volk sein innerstes Wesen am reinsten und festesten auspraͤgt, die Sprache der Letten mit ihrem Reichthume an freundlichen und schmeichelnden Worten und Wortformen und mit ihrer sinnigen Na— tur⸗Auffassung, ihre Poesie, Volks⸗Poesie im vollsten Sinne des Wor— tes, in ihrem lyrisch-idyllischen Charakter und dem durchaus zarten, sittigen Tone, ihre Sitten bis herab zu der Farbe ihrer Kleidung, in welcher jedes Grelle vermieden ist Alles dies giebt ein Zeugniß. fuͤr die Richtigkeit jener Charakteristik. Nur duͤrfen wir uͤher diese Licht seiten unser Auge nicht gegen die Schattenseiten verschließen. Wie

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der Lettischen Poesie das Große, Kraͤftige, Erhabene fehlt und sich weder historisches Heldenlied, noch Kriegslied bei ihnen findet, so viel auch die Letten Kaͤmpfe zu bestehen gehabt und so alt viele ihrer Lie⸗ der sind, so fehlt ihrem Charakter maͤnnliche Energie und ein Trieb zu groͤßerer Gesellung. Die Familie ist ihr Staat und ihre Welt; eine Staaten⸗Bildung auch nur bis zur Organisirung von Dorf- und Stadt- Gemeinden scheinen sie niemals erreicht zu haben; die Zerstuͤcke= lung und Vereinzelung der Kraͤfte ließ sie auf den untersten Stufen der Entwickelung und in dem kuͤmmerlich kleinlichen Zustande blei⸗ ben, in welchem wir sie noch jetzt finden.

Eine Linie, welche vom Suͤdende des Peipus-Sees nach Westen mitten durch Livland hindurchgeht, bezeichnet ungefaͤhr die Graͤnze der Letten gegen ihre noͤrdlichen Nachbarn, die Esthen. Jahrhun derte eines gleichen Looses der Sklaverei haben den Gegensatz nicht verwischen konnen, der, auf Stammes- und Charakter⸗-Verschiedenheit begruͤndet, zwischen diesen beiden in scharfen Graͤnzen gegen einander absetzenden und nirgends sich vermischenden Nachbarn besteht. Wie schon die schwierigere Unterwerfung der Esthen ihre großere Energie bewies, so steht noch jetzt dem freundlichen, einnehmenden, schmeicheln— den Benehmen des Letten das rauhe, eckige, schroffe Wesen des Esthen, der Zartheit Lettischer Lieder die maͤnnliche Kraft Esthnischer Poesie und Esthnischer Sagen gegenuͤber; der Deutsche in den Staͤdten, in welchen beide Staͤmme viel verkehren, wie in Dorpat, unterscheidet sie auf den ersten Blick. Doch wenn diese großere Maͤnn— lichkeit dem Esthnischen Stamme eine hoͤhere Achtung verschaffen muͤßte, so fehlen ihm dabei wieder alle die liebenswuͤrdigen Eigen— schaften des Letten, so daß man froh ist, von ihren noch kuͤmmerliche⸗ ren Wohnungen, den Sitzen der Unreinlichkeit, den Blick wieder ab⸗ zuwenden. Vielleicht hat freilich der Verf., wie dort die Lichter, so hier die Schatten, etwas zu stark aufgetragen er ist offen genug, an mehreren Punkten Einwendungen anderer Kenner des Landes zu erwaͤhnen; doch wie dem auch sey, wir sind ihm fuͤr die sorgfaͤltige Darstellung dieser beiden Staͤmme um so dankbarer, da eine gengüe Auffassung ihrer Nationalitaͤt immer schwieriger werden wird. In Folge der Verordnungen, naͤmlich von den Jahren 1804 und 1817, ist bekanntlich die Gebundenheit der Letten und Esthen an Grund und Boden aufgehoben und Freizuͤgigkeit eingetreten, mit fester Begraͤn zung der Pflichten und Rechte und freier Kuͤndigung von beiden Sei— ten. Inwiefern dieser Schritt die Lage dieser Staͤmme schon wesent lich verbessert habe, da Erwerbung von Eigenthum oder auch nur von Erbpachts-Verhaͤltnissen ihnen noch nicht moͤglich ist, mag zweifelhaft seyn; das aber ist gewiß, daß seitdem fuͤr ihre Bildung auf Anre gung einiger Gutsherren mehr geschehen, und daß mit der Annahme des Ünterkichts, der ihnen nur durch Deutsche Vermittelung kam, die feste Anhaͤnglichkeit an ihre nationgle Sitte vielfach zum Wanken ge— bracht und eine Umbildung zum Deutschthum eingetreten ist. Bei weiterer Entwickelung auf diesem Wege möchten daher die Data fuͤr die Charakteristik der beiden Staͤmme bald um Vieles spaͤrlicher aus— fallen, je mehr sich ihre Eigenthuͤmlichkeit in dem angenommenen Deutschthum verwischt.

Zeigt sich hier nach den unteren Kreisen der Bevdlkerung hin das Germanische Wesen im Fortschritt begriffen, so stellt sich dagegen das umgekehrte Verhaͤltniß dar, wenn wir es mit dem Slavischen Elemente vergleichen, die Deutschen Institutionen gegenuͤber dem Rus— sischen Reiche, das Lutherthum der Ostsee- Provinzen gegenuͤber der Griechisch⸗Russischen Kirche. Die Rechte und Privilegien, deren Aufrechterhaltung fuͤr Livland und Esthland bei ihrer Einverleibung in das Russische Reich ausdruͤcklich zugesichert und in aͤhnlicher Weise spaͤter auf Kurland ausgedehnt ist, sind diesen Provinzen, wenn man die kurze Unterbrechung unter Katharing ausnimmt und von den Han⸗— delsbeschraͤnkungen, der Steuer- und Militair-Einrichtung absieht, al⸗ lerdings im Ganzen geblieben. Beschraͤnkt freilich durch die Macht des Gouverneurs, bestehen die Deutschen Staͤdte⸗Verfassungen, bestehen die Deutschen Adels-Corporationen, besteht das Deutsche Civilrecht. Aber die in bestaͤndigem Steigen begriffene Russische Bevölkerung for dert laut und lauter Gleichstellung ihrer Rechte mit denen der Deut schen. Eben so ist der protestantischen Kirche die ihr zuge— sicherte Freiheit und Selbststaͤndigkeit gehalten; der Stagt hat im Lutherthüm nie ein Hinderniß bei Erlangung der hoͤchsten Ehrenstellen gesehen, die Kirche hat keine Versuche gemacht, sich unter den Prote⸗ stanten Proselyten zu erwerben. Aber bedenkt man auf der anderen Seite, daß im Umfange des Russischen Reiches der Abfall eines Graͤco⸗ Russen von seinem Glauben unmoglich ist, daß in ganz Rußland zu keiner anderen als zur Griechischen Kirche bekehrt werden darf, daß der einzelne Genuß des Abendmahls unter Griechischer Form in den Schoß der Griechischen Kirche versetzt, daß aus gemischten Ehen nur Kinder des Griechischen Glaubens hervorgehen; fuͤgt man noch hinzu, daß das Bekenntniß zur Griechischen Kirche eine Annahme von Rus sischer Nationalitaͤt nothwendig nach sich zieht: so sieht man auch von dieser Seite, so weit es uͤberhaupt moͤglich ist, die Zukunft zu erra then, einem langsamen, aber sicheren Fortschritte der Slavischen ge gen die Germanische Nationalitaͤt in den Ostsee⸗ Provinzen entgegen. Die Wirkung dieser beiden Momente koͤnnte und wuͤrde sich allmaͤlig auch auf die Sprache ausdehnen. Das Deutsche ist noch durchaus Sprache der gebildeten Kreise und Sprache der Zeitungen und Jonr nale, so wie der meisten dort erscheinenden Buͤcher; die Deutsche Li teratur findet dort ihre eifrigsten Verehrer, waͤhrend die Russische nach des Verfassers Versicherung weniger bekannt ist als in Deutsch land und in den drei Ostsee⸗Provinzen weniger Russich gedruckt wird, als schon in Leipzig allein.

Wir haben aus dem reichen Inhalte der vorliegenden Schrift nur einige wenige Punkte herausheben koͤnnen; doch werden schon diese kurzen Andentungen hinreichen, um unseren Lesern zu zeigen, was sie von derselben zu erwarten haben und inwiefern sie sich uͤber die Menge der gewohnlichen Reise⸗Literatur erhebt. Die Richtigkeit der Data im Einzelnen zu pruͤfen, auf welchen die Darstellung des Verfassers beruht, wuͤrde nur dem moͤglich seyn, der, wie der Verfasser, einen langeren Aufenthalt in jenen Landern ausdruͤcklich auf das Studium derselben verwendete. Fuͤr das, was der Verfasser aus eigener Erfah rung schoͤpfte, giebt im Ganzen der Charakter der Unbefangenheit und der strengen Wahrheitsliebe, welchen das Buch traͤgt, eine genuͤgende Buͤrgschaäft; fuͤr das uͤbrige, aus anderweiten schriftlichen und muͤnd lichen Mittheilungen entlehnte, bezeichnet er selbst in der Vorrede seine

er. .

Die Darstellung ist fließend und gewandt; in bestimmter Auffgssung der mannigfachen Gestaltungen des Lebens geuͤbt, besitzt der Verfasser das gluͤckliche Talent, sie in leichten Zuͤgen charakteristisch zu zeichnen, ohne gerade ins Idealisiren oder Karrikiren zu verfallen. In Folge der oben bezeichneten Anordnung des Ganzen sinden sich zu— weilen Wiederholungen, doch ohne besonders laͤstig zu werden; hier und da versucht auch wohl der Verfasser, einen witzigen oder humori⸗ stischen Ton anzunehmen, der ihm nicht natürlich ist und nicht recht gelingen will. Doch diese Ausstellungen sind zu unerheblich, als daß sie den Werth des Buches beeintraͤchtigen koͤnnten. 2

Quellen.

Meteorolo

1811. 30. Nov.

Morgens Nachmittags

6 Uhr. 2 Un ö. 331,18“ Far. 331,6 bar. 331,96 Par. Guellwärme S, 22 H. 4 8,17 R. 4 10,87 R. 4 10,00 R. Flusswärme 3,37 n. 4,79 R. 4 5,00 n. . 3, 5 R. Bodenwärme 4,47 R. Dunstskttigung 76 pCt. 63 pCt. 60 pCt. Ausdüustung G, 030 Rh Wetter trübe. halbheiter. trübe. Niedersehlag G, 0] 1 Rh. Wind . W. W. Wärmen echsel4 16,9, w. 7,1.

4 4,47 R... 66 pCt. W.

Nach einmaliger

Abends

10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck ... Lustwärme ... Thaupunlkt ...

Wolken zug...

Tagesmittel: 331,95 Lar. .. 4 9,65 R. ..

Auswärtige KEörsen.

Amsterdam, 27. Nov. Niederl. wirkl. Schuld 51 . 55 do. 99. Kanr. Bill. 25 5 5, Span. 22 5. Passive —.

PFräm. Sch. —. Bol. Oesterr. 1053.

Ausg. —. Ziusl. 5155. Ereuss.

Ant wer pen, 26. Nor. Zinsl. —. Neue Aul. 23 G.

Hamburg, 29. Nov. Bauk- Actien 1605. Engl. Russ 1082.

Lond on, 26. Nor. Cons. 35 895. Bel 1005. Neue Anl. 23 Fassive 5 5. Ausg. Sch. 11 J. 2353 1II0ll. 52. 55 Port. 25. 3 3 gl. Russ. I13. Eras. 58. Columb. 193. Mex. 255. Peru 14. Chili .

Petersbu 18, 23. Nov. Lond. 3 Met. 3875. IIamb. 343. Paris

lw aris, 26. Nor. 57. Reute du cour. 116. 50. 39 Rente fin cour. 0 0

15. Aul. de 1841 sin cour. 81. 15. 55 Neœapl. 106. 80. 59 Span. Rente Paseive 5. Wien, 26. Nor. 5 Mei. 1665. 43 90. 33— 243

ank Actien :. Aul. de 1834 6385. de 1839 2737 ö

Rönigliche Schauspiele. Donnerstag, 2. Dez. Im Schauspielhause: Egmont, Trauer spiel in 5 Abthl.

Freitag, 3. Dez. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abthl., Musik von Mozart. (Dlle. Tuczek: Zerline.)

Im Schauspielhause: Ahonnement suspendu. tation extraordinaire au bénéfice de Mad. Saint - Aubin. Le spectacle se composera de: 1) La première de: Tiridate, ou: Tragédie et comédie, vaudeville nouveau en Late, par M. Fournier. 2) La premiure representation (des 24 et Zme actes de Kean, ou: Désordre et génie, comèie bar Mr. A. Dumas. 3) La premiere représentatfion de: Cicily, du: Le lion amoureux, vaudeville nouveau en Zactes, par Scrihe.

Billets zu dieser Vorstellung sind täglich, von 9 bis 2 Uhr Vormittags, in der Wohnung der Mad. Saint-Aubin, Franzoͤsi— sche Straße Nr. 60, zu haben. Die Abonnements⸗Billets blei— ben bis Donnerstag den 2ten d. M., Mittags 2 Uhr, reservirt.

Sonnabend, 4. Dez. Im Schauspielhause: Zum erstenmale: Die Stiefmutter, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Franzoͤsischen des Scribe, von dem Freiherrn von Lichtenstein. Hierauf: 1) Romanze von Mercadante, gesungen von Herrn Ludovico Ricciardi. 2) Duett aus der Oper Tancred, von Rossini, gesungen von der Kaiserl. Köoͤnigl. Kammersaͤngerin Dlle. Hähnel und Herrn Rikeciardi. 3) Arie, gesungen von der Kaiserl. Königl. Saͤngerin Dlle Tuczek. I Duett aus der Oper Belisar, gesungen von Herrn Ricciardi und Herrn Boͤtticher. Und: Erziehungs-Resultate, Luspiel in 2 Abthl., von C. Blum.

Sonntag, 5. Dez. Im Opernhause: Robert der Teufel, Oper in 5 Abth., mit Ballets. Musik von J. Meyerbeer. (Dlle. Tue zek: die Prinzessin.)

Im Schauspielhause:

von Eduard Devrient.

Reprèésen

reprèsental 10 n

Treue Liebe, Schauspiel in 5 Abthl.,

önigstädtisches Theater. Donnerstag, 2.

Dez. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestro 3,

estroy. Musik von A. Muͤller.

ö Dez. Op . cia di Lammermoor. Opera in 3 Atti. Musica del Maestro Donizetti. (Signora Laura Assandri: Lucia.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei.

2 8 amm,

——

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Bekanntmachungen.

Der Verkauf weiblicher Handarbeiten und anderer Gegenstaͤnde zum Besten der vergrmten Weinbguer an der Mosel wird am 8., 8. und 10. Dezember . in den Vor— mittagsstunden von wi bis 3 uhr in dem . Sp ei sesgal Seiner Königlichen Ho

Nr. Berlin, den 30. November 1841.

Nothwendiger Verkauf. Ober ⸗Landesgericht Naumburg. Das im in gr Kreise belegene Rittergut Tenditz, abge au 9 gen, Thir. 45 Sgr. 8 Pf.... sufelg⸗ der nebst Hypothekenschein und Bedingungen Oeffentlich

27. April 1842, Vormittags 10 uhr,

. Am 6. 3 an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden.

vor unterzeic

Allgemeiner An

boten, sich bei Vermeidung der Praͤklusion spaͤtestens in diesem Termin

.

e zu melden.

Subhastations⸗Patent. ; 36 dem Mech nungstgt h Friedrich Adolph Schnei⸗ ö - der gehdrige, in der Potsdamer Straße Nr. 120 eit des Prinzen von Preußen sattfin den. (sons er gam! Chauffee Nr. 42 B.) ö im eine Eingang im Palais in der Behrenh straße Hypothekenbuche von Alt Schoͤneberg Vol. III. No. 99. Rr. 11. fol. 33. verzeichnete Grundstück, abgeschätzt nach der und in unserem 1I. Buͤreau nebst Hypothekenschein einzu sehenden i nn, 17,306 Thlr. 29 Sgr. 4 Pf., soll am 31. Marz 1842, Vorm. 41 Uhr ö. 4 . 3 an ordentlicher Har c ret le, n 25, gelegene Eingangsthuüren, welche dͤffentlich subhastirt werden. Berlin, den 27. August 1841. rng i

10

Mahlmann. Versteigerung ausgesetzt werden.

̊ĩ.

en Vorhalle führen. Zu jeder gane befindet sich ein geräumige

es Landgericht.

straßenwäͤrts und zwei Kammern.

Dieses Schauspielhaus wurde ech dem Modelle des Mannheimer Theaters im Jahre 1788 neu und ö cater ö . . 1 ; 9 en des Theaters. massto aufgeführt? ez hat eine Breite von 65 und Räumen. ö ez e Fe 7 Ciß“ s w. ö ö Tiefe von 167 Fuß; nach dem Pargdeplahe zu tender freier Raum, welcher von den Besitzungen 9h. hat es eine Fronte von 7 Fenstern, ist dreistsckig bes Eigenthümers des angraͤnzenden Trierischen Ho— zerfallt in ein vorderes, großartig konstruirtes, fes umgeben ist. zu einer großen Restauration geeignetes e . j 4 , 2 ä en . 8 . 2 2 ö ö ö J und das eigentliche Thegter-Gebäude; i. eine eben so kuͤhne als solide und großartige, nicht

=. 965 f Tr e ĩ 1 ᷣ. 2 . . stere hat z in der. Mätte der, Fronte 6 . weniger aber auch durch seine optisch und at *ich

eite dieser Vor⸗ 5 , n n ge⸗ legenes Zimmer, von denen das eine noch mit Kuͤche, eM! ; ( , . ; ionen indleCammer versehen is. Im mittleren dieses Thegter- Gebfude Ils eines der schoͤn ten. Logen bestndet sich ein gerumiger zu Konzerten nach den richtigsten Grundsaͤtzen errichtetes Gebaͤud. Saal mit einem ansioßenden eleganten geschildert.

ĩ e Ver ; S geeigneter 1 n mere. Megistratiir en zusehen denz Ta seh eim j er r erg g nh en Schau- Kechsleter Fern dritte Stock hat vier große Finn er ember d. J. Nachmittags 2 Uhr wird netem Notar und in hoch Schreib Im Dachgeschoß ist ein großer Speicher mit einer

Alle unbekannte Real-Praͤtendenten werden aufge⸗lstube dahier das zu Koblenz in dem angenehmsten Kammer, welcher mit den großen uͤber dem eigent—

zeiger für die Prensztischen Staaten.

Theile der Neustadt, dem Clemens oder großen Pa⸗slichen Theatergebaͤude befindlichen Speichern durch rade-⸗Platze gegenuͤber, gelegene Theater- Gebäude, Thuͤren verbunden ist. unter vortheilhaften Bedingungen, einer offentlichen

Aus der Vorhalle des Vorderhguses fuͤhren un⸗ mittelbar 3 Thuüren in das eigentliche Theater- Ge⸗ bäude felbst, und so steigt aus derselben zu jeder Seite eine breite Treppe aufwaͤrts zu den oberen

Hinter dem Theater -Gebaͤude ist noch ein beden—

Das Gebaͤude zeichnet sich in seinem Innern durch

hoͤchst richtige und gluͤckliche Construction in solchen Grade aus, daß es die Bewunderung ier Sachkenners erregt. Nicht mit Unrecht wird d

Koblenz, den 1. November 1841. Gunther, Notar.

ll nein

Preußische Staats-Zeitung.

2335.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten. . .

Frankreich. Paris. Noch Einiges zum Prozeß Ledruͤ⸗Rollin. Nachrichten aus Algier: Zug nach Medeah. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Der Prozeß des Herrn Ledrüͤ⸗ Rollin und das Journal des Deb gts. Das Geruͤcht ber einen Kongreß wegen der , ,. ane. wird von ministeriellen Journalen

iderlegt; Lord Cowley. . .

a n,, und Irland. London. Besserung im Befinden der verwittw. Königin. Erste Durchfahrt durch den Tunnel. Noth in Nottinghäm. Vermischtes. Brief gus London. Revision des Prozesses der angeblichen Hamburger Sklavenhaͤndler; Lord Palmerston; O'Connell's Einfluß im Sinken; Ausschmuͤk⸗ kung der Parlamentshaͤuser; Avancement.) .

Belgien. Bruüͤssel. Repraͤsentanten-Kammer. Das Dampf⸗ boot „Britiss Queen.“

Deutsche Bundesstaaten. Stuttgart. Abgeordneten⸗Kammer. Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der Rechtspflege. Verwerfung des Antrages auf Ernennung eines Staats-Anwalts. Leipzig. Privat⸗-Auffuͤhrung der Antigone des Sophokles. Karlsruhe. Bankerott in Straßburg. Wiesbaden. Verlobung der Prin⸗ zessin Marie von Rassau. Frankfurt a. M. Gesetzgebende Versammlung. ; ;

Oesterreich. Schreiben aus Wien. (Graf Flahault. Ungluͤcks⸗ faͤlle in den hoͤheren Gesellschafts Kreisen.)

Schweiz. Genf. Naͤheres uͤber Bewilligung des Verfassungsra⸗ thes in Folge von Desertionen der bewaffneten Macht. Bern. Einzug des Paͤpstlichen Nuntius. Neuchatel. Neue Akademie.

Spanien. Madrid. Vermischtes. Schreiben aus Madrid. Naͤheres uͤber die juͤngsten Ereignisse in Barcelona; Espartero's Rückkehr; das Franzoͤsische Geschwader vor Barcelona,)

Griechenland. Athen. Griechische Zeitungen in der Tuͤrkei ver⸗ boten. Politischer Prozeß. Prozeß des Priesters Kairis.

Syrien. Beirut. Anarchie und innerer Krieg. .

Inland. Paderborn. Bischofswahl. Minden. Dampsschiff⸗ fahrt auf der Ober⸗Weser.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Allergnädigst geruht, dem Köͤnigl. Bayerischen Obersten im General-Quartiermeister-Stabe und ersten Adjutanten Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Karl von Bayern, Freiherrn von Leistner, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse zu verleihen.

Der bisherige Ober-Landesgerichts-Assessor Ritter ist zum Justiz-Kommissaärius fuͤr die Gerichts-Aemter und Patrimenial⸗

Zerichte im landraͤthlich Herzberger Kreise, mit der Befugniß zur

Praxis bei dem Landgerichte zu Torgau in Angelegenheiten der Kreis-Eingesessenen, unter Anweisung seines Wohnsißzes zu Herz— berg, und zugleich zum Notar in dem Bezirke des Ober-Landes— gerschts zu Naumburg bestellt worden.

Abgereist: Der General-Major und Inspecteur der 1sten Artillerie-Inspection, von Scharnhorst, nach Stettin.

Zeitungs Uachrichten. Ausland. Frankreich.

Paris, 27. Nov. Ueber die Frage, ob Herr Ledruͤ⸗Rollin schon jetzt als Deputirter betrachtet werden und auf die Privile⸗ gien eines Deputirten Anspruch machen koͤnne, äußert sich das Journal des Débats heute in einer Weise, die seiner Unpar— teilichkeit zur Ehre gereicht und im Widerspruche mit der gestern aufgestelllten Ansicht der Presse steht. „Man hat“, sagen die Débats, „gegen Herrn Ledruͤ eingewendet, daß seine Vollmach— ten noch nicht verifizirt wären, daß er den Eid noch nicht gelei— stet habe, daß dies die unumgaͤnglich nothwendigen Bedingungen zu seinem Eintritt in die Kammern waren, und daß er also bis nach Erfüllung jener Formalitaͤten nur ein erwaͤhlter Kandidat,

aber nicht wirklich Mitglied der Kammer sey und also auch auf

die Privilegien eines Deputirten keinen Anspruch zu machen habe. Diese Einwendungen scheinen uns nicht richtig. Durch die Wahl allein wird ein Burger zum Deputirten gemacht. Kraft der Wahl und keinesweges kraft der Verifizirung wird er ein Mitglied der Kammer. Die Verifizirung fuͤgt seinen Voll— machten nichts hinzu und raubt ihnen nichts; sie stellt nur die Existenz derselben fest. Die Kammer revidirt die Wahl nicht, sondern sie pruͤft und verifizirt nur die Regelmäßigkeit der— selben. Wird die Regelmäßigkeit anerkannt, so gehen die Rechte des Deputirten bis zu dem Tage seiner Wahl hinauf; es wird angensmmen, daß er von jenem Tage an Mitglied der Kammer war; denn, wir wiederhelen es, durch den Willen seiner Waͤhler tritt er in die Nationgl-Repräͤfentation ein; aus jenem durch die Wahl ausgedruͤckten Willen schöpft er sei . e 369 ; pft er seine Rechte. Es ist aller dings möglich, daß die Wahl für unregelmäßig befunden wird, ⁊öin diesem Falle annullirt die Kammer dieselbe; aber ist nicht Ienscheinlich die Vermuthung zu Gunsten des ermwaͤhlten Deph⸗ zn Üünd der Waͤhler, die ihn ernannt haben? Man kann nur ven, daß das Recht des Deputirten, an den Berathungen der Kammer Theil zu nehmen, bis nach der Verifizirung der Voll— machten aufgeschoben wird; sein Titel existirt deshalb nicht min— der. Unserer Meinung nach erleidet es deshalb keinen Zweifel, daß der Vortheil des Artikels 43 der Charte Herrn Ledruͤ⸗Rollin vollstaͤndig zu Gute kommt.“ Das Journal des Débats widmet außerdem der Rede, velche Herr Arago in Angers gehalten hat, einen besonderen Ar—

Algier vom Sten d. folgenden Inhaltes:

kanischen Armee zu verringern. zuruͤckkehren, werden durch neue Regimenter ersetzt werden. Der

ruͤckgezogen wurden.

ten Dezember

tikel, in welchem alle Pfeile des Spottes und der Satyre, die den in diesem Genre gewandten Debats zu Gebote stehen, auf den radikalen Gelehrten geschleudert werden. Es wird kaum an—

ders seyn koͤnnen, als daß die Laͤcherlichkeiten, welche das Jour—

nal des Débats auf Herrn Arago haͤuft, seinem persoͤnlichen

Ansehen nicht allein in der Kammer, denn dort ist es unbedeu—

tend, aber auch in seiner wissenschaftlichen Stellung Eintrag thun werden. Wenn es wahr ist, was das Franzoͤsische Spruͤchwort

/ sagt: le ridicule tue, so kann Herr Arago in politischer Hinsicht

so ziemlich als ein Abgeschiedener betrachtet werden.

Die Sentinelle de Toulon enthält ein Schreiben aus „Gestern ist das nach Medeah bestimmte große Convoi von hier abgegangen. Das Voruͤberdesiliren des Eonvois und der eskortirenden Truppen dauerte ungefähr 4 Stunden. Die ganze Kavallerie der Provinz Algier, gefuͤhrt von den Generalen Changarnier und Bedeau, be— gleitet den Transport, welcher in diesem Jahre der letzte seyn

wird und eine sechsmonatliche Verproviantirung vervollstaͤndigt.

Es ist keinesweges die Rede davon, den Effektiv-Bestand der Afri— Die Truppen, welche nach Europa

General-Gouverneur beabsichtigt, gleich nach dem Beginn der schoͤnen Jahreszeit die militairischen Operationen wieder aufzuneh— men und sie mit der groͤßten Energie zu betreiben.“

Nach dem Moniteur parisien wird die Regierung in der bevorstehenden Session den Kammern ein vollstäͤndiges Eisen— bahn-System fuͤr ganz Frankreich vorlegen, allein fuͤr dieses Jahr nur die Ausfuͤhrung zweier Linien beantragen, namlich der Linie von Paris nach Lille und der Linie von Paris nach Lyon durch die Bourgogne. Die uͤbrigen großen Verzweigungen wuͤrden erst später zur Ausfuͤhrung gebracht werden, und unter ihnen stehen

vörnean die Linie von Paris nach Marseille und diejenige, welche

Bordeaux und Bayonne in Verbindung setzen soll.

Galignani's Messenger widerspricht der von der Ga— zette de France gegebenen Nachricht, daß der Englische Mini⸗ ster der auswärtigen Angelegenheiten der Franzoͤsischen Regierung eine Note habe zügehen lassen, in welcher er verlange, daß die nach der Pyrenäen-Gränze gesandten Franzöͤsischen Truppen zu— Es existire keine solche Note.

Herr von Salvandy ist gestern in Paris eingetroffen und hatte sogleich eine lange Konferenz mit Herrn Gulzot. Seine Abreise nach Madrid ist, wie es heißt, auf die ersten Tage der kuͤnftigen Woche festgesetzt.

Es heißt, Herr Dufaure habe die Kandidatur zum Praͤsiden— tenstuhle, welche das Ministerium ihm angetragen haͤtte, abgelehnt, und ein Theil der konservativen Partei wolle nunmehr seine Stimme dem Herrn von Lamartine geben.

Am 24sten d.,. ward vor dem Zucht-Polizeigerichte zu Pau der Prozeß der Herren Arzac, Gasc und Roaldes, vormaligen

mit der Hauptstadt

Mitglieder des Munizipal-Rathes von Toulouse, eroͤffnet. Man

erinnert sich, daß in Folge der Unordnungen, die im Laufe des Monats Juli in Toulouse ausbrachen, durch eine Köbnigliche Or— donnanz die Aufloͤsung des Munizipal-Rathes jener Stadt aus— gesprochen wurde. Der außerordentliche Regierungs-Kommissarius,

Herr Moritz Duval, ernannte demzufolge eine provisorische Mu—

nizipalitaͤt. Als dieselbe sich auf der Mairie einfand, um ihre Functionen anzutreten, erklaͤrten die Herren Arzac, Gasc und Roaldes, daß sie einer Koͤniglichen Ordonnanz nicht Folge leisten koͤnnten, die, dem Gesetze zuwider, die Zeit der Wiedererwaͤhlung einer Munizipalitaͤt nicht festsetze. Sie reichten eine schriftliche Protestation ein, die mit der Erklarung schloß, daß sie nur der Gewalt weichen wuͤrden. Wegen dieser Protestation sind die ge— nannten Munizipal-Räthe vor Gericht gestellt worden.

Der vormalige General-Prokurator von Toulouse, Herr Plou— goulm, scheint alle Hoffnung auf Wiederanstellung verloren zu ha⸗ ben, da er bei dem Conseil des Pariser Advokatenstandes darauf angetragen hat, wieder in die Reihe der Advokaten bei dem Köͤ— nigl. Gerichtshofe aufgenommen zu werden.

Ein Theil der Garnison von Paris war gestern in saͤmmt—

lichen Kasernen in Folge mehrerer Arbeiter-Coalitionen konsignirt.

Boͤrse vom 27. November. Da heute sichere Notirun— gen aus London eingegangen waren, so zeigten sich zu Anfang der

Boͤrse viele Käufer, später aber gingen dle Course schnell zurück,

und die 3proc. Rente schloß zu 80. 35. Man sprach viel von dem Fallissement des Hauses Balguerie u. Comp. in Bordeaux. Fast alle industriellen Interessen des Gironde-Departements sind bei dem Sturze dieses angesehenen Hauses betheiligt.

Fr Paris, 27. Nov. Von Seiten der Regierung nicht minder als von Seiten der Opposition strengt man sich an, um den Ausspruch des Geschwornen-Gerichts von Angers zu einem Ereignisse zu machen. Der Ausgang der gegen Herrn Ledruͤ⸗Rol—

lin erhobenen Anklage ist allerdings eine Art Triumph fuͤr das Ministerium, aber doch jedenfalls nur ein halber Sieg, der es

der Opposition gestattet, daruͤber zu frohlocken, daß ihre Nieder— lage nicht vollstaͤndiger gewesen. Aber nicht genug, daß das Ge— sammt-Resultat ziemlich zweideutiger Natur ist, die Neben-Um⸗— stnde sind fuͤr beide Theile so unvortheilhaft, daß keiner von ihnen Ursache hat, sich dessen zu ruͤhmen. Die schlimmste Wir— kung dieser Sucht, Rechtssachen auf das Gebiet der Politik hin— aͤberzuziehen, ist die Verfaͤlschung des Rechtssinnes im Publikum

und die Gefährdung der Lauterkeit und der Unparteilichkeit der

Justizpflege. Auf solche Weise werden Konßsikte zwischen der Pflicht gegen das Gesetz und zwischen dem politischen Meinungs⸗ Interesse nicht selten kuͤnstlich geschaffen oder doch wenigstens kaͤnstlich gesteigert, und es ist leicht zu sehen, daß solche Kon— flikte in der Kegel zum Nachtheile des Gesetzes und zur Demo— ralisirung der näher oder entfernter Betheiligten ausschlagen muͤssen.

Einen sonderbaren Mißbrauch macht das Journal des Débats von der Verurtheilung des Herrn Ledruͤ⸗Rollin, indem es dieselbe fuͤr eine gleichzeitige Verdammung der Ansichten der verschiedenen Anwalte des Angeklagten auszugeben sucht. Es ist sehr moglich, es ist sogar wahrscheinlich, daß die Geschworenen

c 9 Thuͤren.

von Angers weder Legitimisten noch Republikaner, noch Barro⸗ tisten sind, aber es ist unbegreiflich, daß das Journal des Dé— bats die politischen Meinungen dieser Maͤnner aus einem rich⸗ terlichen Ausspruche derselben zu deduziren sucht. „Die Jury hat sich durch die Argumente der Herren Berryer, Arago und Odilon Barrot nicht von der Unschuld der Rede des Herrn Ledruͤ⸗Rollin uͤberzeugen lassen, folglich verwirft sie die politischen Grundsaͤtze, welche von diesen drei Maͤnnern vertreten werden.“ Das Journal des Debats richtet zugleich seine Angriffe gegen die von der Jury von Angers halb besiegte Coalition und bemuͤht sich dieselbe, in ihren Repraͤ— sentanten lächerlich zu machen. Einen glücklichen Gegensatz zu diesen Mißgriffen bildet die Unparteilichkest, mit der das Jour nal des Dbats die verfassungsmaͤßigen Rechte der Deputirten auch in der Person des Herrn Ledruͤ⸗Roöllin vertheidigt, indem es die Unzulässigkeit der von einer anderen Seite aufgestellten Be⸗ hauptung nachweist, daß das Urtheil von Angers an dem Depu⸗ tirten von Mans ohne Weiteres wie an jedem Privatmanne voll⸗ zogen werden koͤnne, weil seine Wahl zum Deputirten noch nicht von der Kammer gepruͤft und als guͤltig anerkannt sey.

Paris, 27. Nov. Unsere Journale haben seit einigen Tagen zu wiederholtenmalen von einem zu Wilen abzuhaltenden Kongreß gesprochen, auf welchem die Repraͤsentanten der großen Maͤchte, auf die Veranlassung Frankreichs, die Spanischen Ange⸗ legenheiten gemeinschaftlich regeln wurden. Dieses hier allgemein verbreitete Geruͤcht erhielt noch mehr Wahrscheinlichkeit, als ein Deutsches Blatt eine foͤrmliche Liste aller zu dem genannten Kon— gresse berufenen Diplomaten gab. Unter diesen wird, als der Be— vollmächtigte Englands, Lord Granville, der fruͤhere Gesandte am Franzoͤsischen Hofe, angefuͤhrt. Nun aber laßt sich aus der Un— haltbarkeit dieser Angabe wohl auch auf die anderen schließen. Lord Granville befindet sich in einem so geschwaäͤchten Gesund— heitszustand, daß er in der letzten Zeit seiner hiesigen Gesandt— schaft nicht einmal die laufenden Geschaäͤfte, welche selne Stellung mit sich brachte, besorgen konnte. Ueberdies ist es gar nicht denk— bar, daß dieser Staatsmann, ein so hervorragendes Mitglied der Whigs, einen so bedeutenden politischen Auftrag von Seiken einer Tory-Regierung annehmen wuͤrde. Da man aber hier von dem genannten Kongreß in den verschiedensten Kreisen als von etwas Gewissem sich unterhielt, so scheint es, als habe unser Kabinet fuͤr noͤthig gefunden, diesem Geruͤchte, wenn auch nicht geradezu auf offiziellem Wege, zu widersprechen. Wenigstens deutet man so die heute vom. Journal l'Uunivers, einem ministeriellen Blatte, veroͤffentlichte Anzeige, „daß dieses Projekt eines Kon— gresses niemals existirt habe.“

Der Mittelpunkt der Diplomatie, sagt man, wird diesen Win— ter in dem Hause Lord Cowley's zu finden seyn. Wenigstens schließt man dies aus dem außerordentlichen Aufwand, mit dem er das Gesandtschafts-Hotel einrichten läßt. Das saͤmmtliche Mobiliar, welches jedesmal der Nachfolger des vorhergehenden Ge— sandten uͤbernimmt, ist diesmal verkauft und durch ein neues viel kostbareres ersetzt worden.

Großbritanien und Irland.

London, 27. Nov. Das Befinden der verwittweten Köͤ— nigin hat sich schon so gebessert, daß man nicht mehr tägliche Bulletins ausgeben wird. Ihre Majestät hat ruhigeren Schlaf und fuͤhlt sich daher am Tage weit gestaͤrkter, so daß sie einige Stunden außerhalb des Bettes zubringen kann.

Die Hof-Zeitung von gestern Abend enthaͤlt nun auch noch eine Reihe von Beförderungen, welche in der Ostindischen Armee vorgenommen worden sind.

Der Herzog von Cornwallis ist durch den Umstand, daß sein Vater vor einiger Zeit in die Goldschmiedezunft eingetreten, ein geborner Freiburger von London und kann also, wenn er muͤndig wird und seine Gebühren zahlt, sein Buͤrgerrecht ausüͤben. Es ist dies das erste Mal, daß gedachtes Recht einem Thronerben durch Geburt zu Theil geworden ist.

Vorgestern wurde die Durchfahrt im Tunnel eroͤffnet, und die Direction legte zum ersten Male den Weg unter der Themse ungehindert zuruͤck. Innerhalb drei Wochen werden die Arbeiten gaͤnzlich beendet seyn.

In Nottingham ist die Noth so groß, daß außer denen, die vom Kirchspiel Üinterstuͤtzung erhalten, 2000 Menschen dem Hun— gertode nahe sind. Jeden Tag durchziehen verhungerte und in Lumpen gekleidete Horden von 100 bis 400 Mann die Stadt, als Fahne ein Brett umhertragend, auf welchem zu lesen ist: „In Elend und außer Arbeit.“ Andere ziehen, 30 bis 40 Mann hoch, Karren, mit Sand beladen, durch die Stadt und betteln an allen Die Liste des Arbeits hauses enthalt 3600 Recipienten. Es ist eine Versammlung von der Geistlichkeit des Ortes einbe— rufen worden, um sich uͤber Mittel zur Abhuͤlfe des Elends zu berathen. Herr Macgulay, der sich in der Nähe von Notting— ham befindet, hat der Versammlung gerathen, eine große Suppen⸗ kuͤche nach dem Muster der in Edinburg angelegten zu errichten, die ungefähr 100 Pfd. die Woche kosten wird.

Erst am 23sten Nachmittags hat das Wetter dem Schiffe „Illustrious“, an dessen Bord sich der neue Gouverneur von Kanada, Sir Ch. Bagot, befindet, von Portsmouth abzugehen

erlaubt.

Gestern war man im Publikum sehr neugierig, zu erfahren, wie es mit den unter den Truͤmmern im Tower wieder aufgefun⸗ denen Geschuͤtzen stände, da man wußte, daß die bei der Aufraͤu⸗

mung des Schutts beschaͤftigten Arbeiter und Soldaten an denje⸗

nigen Theil der Ruͤstkammer gelangt seyen, wo die Artillerie ihren

Platz hatte, unter der sich mehrere der interessantesten Trophaen

aus Englands Siegen befanden. Man hatte gehofft, daß wenig⸗ stens die groͤßten Geschuͤtzstuͤcke vermöͤge ihrer massiven Construc— tion wenig oder gar keinen Schaden von der Hike oder von den

äber sie zusammengestuͤrzten Pfeilern und Mauern wurden gelit⸗

ten haben, hierin aber saͤyh man sich sehr getäuschtz die Ge schůͤtze waren alle ganz ruinirt, zum Theil zusammengeschmoljen, zum

Theil zertruͤmmert.