1841 / 335 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Das Handlungshaus Coutts und Compagnie hat Lard Strang— ford beim Kanzleigerichte belangt, um Gewißheit . . halten, wie welt derselbe mit dem Ursprunge Ter ,. l 2 H kammerscheine, auf welche jenes Haus Vorschuͤsse e, , . 2 kannt war, und um auf seine Aussagen gegen . te 366 * fahren zu können. Damit aber will dies ß Haus 27 164 ö 324 . ne, , . 2 af , n, . 1 haben, sondern nur zeigen daß * ale * zchti ) e, ,,,

0 e 2 un lr b r de Gesundheits⸗-Zustandes der dortigen Trup⸗ . Auch i Handels- Berichte sind nicht . Die Kolonie hatte Portugiesische Einwanderet , ra erhalten. die aber nicht sehr gefielen, man wollte daher Arbeiter aus Afrika kommen lasfen, zu welchem Behufe man eine Anleihe zu kontra— . igte.

3 ergen. Tinie von Dover nach London wird in einigen Tagen eröffnet werden. Vermittelst derselben wird die Ankunft eines Schiffes von Dover in 5 Minuten nach London telegraphirt werden koͤnnen. 6

Unter den Mitgliedern der Aristokratie, welche an der Expe— dition gegen China Theil nehmen werden, nennt man, außer ei— nem Sohne Sir R. Peels, den Sohn des bekannten Lord Cochrane und Lord Suirdale, Sohn des Grafen von Donough— more. Der Oesterreichische Botschafter, Fuͤrst Paul Esterhazy, wird hier zum 10. Dezember zuruͤck erwartet, wo er seine diplomatischen Funckionen wieder ubernehmen und der Vermaͤhlung seines einzi— gen Sohnes mit der Tochter des Grafen von Jersey beiwohnen wird.

Der beruͤhmte Bildhauer Sir Fr. Chantrey, der vorgestern Abend in seinem Hause zu London ploͤtzlich gestorben ist, nach— dem er noch denselben Tag in seinem Atelier gearbeitet hatte, litt schon laͤngere Zeit an einem Herzuͤbel und ist 59 Jahre alt ge— worden. Seine kuͤnstlerische Leistungen sind bekannt. Die Aka— demieen von Florenz und Rom zaͤhlten ihn zu ihren Mitgliedern.

I. London, 26. Nov. Es wird fuͤr einige Ihrer nordischen Leser nicht uninteressant seyn, zu erfahren, daß die Sache der Hamburger Barke „Echo“, welche zu Anfang dieses Jahres an— gehalten, in Beschlag genommen und von dem Vice-Admiralitaͤts— gericht von Sierra Leone unter dem Verdacht verurtheilt wurde, daß sie zu Zwecken des Sklavenhandels ausgeruͤstet sey, näͤchstens vor ein hoͤheres Tribunal zur Revision gebracht werden wird. Die Appellations-Gerichtsbarkeit, welche fruͤher von dem Engli— schen Ober-Admiralitäͤtsgericht, den zahlreichen Vice Admiralitäts— gerichten der Britischen Kolonieen gegenuber, ausgeuͤbt wurde, ist in den letzten Jahren auf den xrichterlichen Ausschuß des Geheimen Raths uͤbertragen worden. Vor diesem Tribunal nun wird die Sache der „Echo“ von neuem vorgenommen werden, und es scheint wenig in Zweifel zu stehen, daß der Ausspruch des Kolonial— gerichts umgestoßen werden wird. Lord Palmerston hatte mit seiner gewohnlichen Leichtfertigkeit und Uebereilung im Parla— mente eine unbestimmte, aber erfolgreiche Beschuldigung gegen die Hamburger Kaufleute hingeworfen, daß sie den Sklavenhandel unterstuͤtzten. Man glaubt, daß weitere Untersuchungen, die der— selbe anzustellen verschmaͤhte, dem jetzigen Ministerium diesen Arg— wohn ganz benommen haben, und bei dem jetzigen Zustande der Schifffahrts-Verbindungen mit den Tropenlaͤndern, theils zu Ein— wanderungs⸗ theils zu Handels⸗Zwecken, ist es klar, daß Vorwürfe dieser Art mit mehr Zuruͤckhaltung und Vorsicht erhoben werden sollten.

Da dieser Umstand mich auf Lord Palmerston gebracht hat, so duͤrfte man vielleicht einiges Interesse haben, zu erfahren, was aus einem Manne geworden, der um diese Zeit im vorigen Jahre ganz berauscht war von seinen gefahrvollen Erfolgen. Er hat, wie es sich zeigt, zum erstenmal wieder seit vielen Jahren seine Besitzungen in Irland besucht, welche stets zu den bestbewirth⸗ schafteten Guͤtern in jenem Lande gehörten. Durch Dublin kam er gerade zur rechten Zeit, um O' Connell's Installirung in seinen buͤr— gerlichen Ehrenposten mit anzusehen, und er ist jetzt nach England zuruͤckgekehrt, aufgerieben von Aerger uͤber den Verlust seiner amtlichen Stellung, die fuͤr ihn das halbe Leben war.

Wenn den Nachrichten, die wir aus Irland erhalten, zu glau— ben ist, so nimmt O'Connell's Einfluß rasch ab, und mit der Rente, welche von dem armen Volke fuͤr ihn erhoben wird, steht es verhaͤltnißmäßig schlecht. Bekanntlich wird dieselbe an einem Sonntage im Monat November eingesammelt, aber trotz aller Verpflichtungen zur Maäͤßigkeit und aller Verwuͤnschungen der Un⸗ maͤßigkeit schwindet allmaͤllg der Zauber, der die Irlaͤndische Na— tion an O'Connell fesselte. Das Lord-Mayors-Gepraͤnge, die Aftergravitaͤt, mit welcher er sich bei seinem Kommen und Gehen umgiebt, die prahlerische Unverschaͤmtheit seines Benehmens bei Lord de, Grey's erstem Lever und die ihm bevorstehende Baronets-Wuͤrde (denn es ist moglich, daß er seinen Antheil an den Ehrentiteln, welche den Lord-⸗Mayors bei der Ge— burt eines Thronerben verliehen zu werden pflegen, in Anspruch nimmt und guch empfaͤngt), dies Alles dient dazu, seine Person und seine fruͤhere Macht zu verkleinern. Der Versuch, diese Macht durch Auffindung neuer Mißbraͤuche und neuer Losungsworte zu behaupten, ist ihm mißlungen, und wenn er noch lange lebt, so kann es ihm begegnen, vollig in Vergessenheit zu kommen.

Die Kommission zur Ermittelung der geeignetsten Art und Weise, die neuen Parlamentshaͤuser zu verzieren ünd auszuschmuͤk— ken, deren ich neulich erwaͤhnte, ist so eben in der Hof-Zeitung bekannt gemacht worden. Prinz Albrecht steht an der Spitze der— selben, und mit sehr feinem Takt hat es Sir R. Peel sich ange— legen seyn lassen, mehrere Mitglieder des vorigen Ministerlums in dieselbe aufzunehmen, wie Lord Melbourne, Lord Lansdowne, Lord Palmerston und Lord John Russell, deren Vermbgen und Ge— schmack ihnen vollkommenen Anspruch darauf giebk, bei solchen Fragen ihre Stimme mit abzugeben. Sollte ich irgend etwas her— vorheben, was mehr als etwas Anderes die besonnenen und würdevollen Charakter des politischen Lebens in England bezeichnet, so ist es die Bereitwilligkeit derjenigen, welche bei allen den Fragen, wobei es sich um die Ausübung politischer Gewalt oder um den Einfluß politischer Privilegien handelt, als Gegner einander am entschie— densten gegenüͤberstehen, sich auf dem neutralen Gebiete der Künste und Wissenschaften freundlich die Hände zu reichen.

Das große Avancement aus Anlaß der Geburt des Herzogs von Cornwall wurde in der Hofzeitung von Mittwoch ange— zeigt. Es sind 33 General-Lieutenants zu Generalen, 49 Geüe— ral⸗Majore a General⸗Lieutenants, 61 Gbersten zu General⸗Ma—⸗ jors, 75 Oberst-Lieutenants zu Obersten, 66 Majore zu Oberst— Lieutenants und 106 Capitaine zu Majoren befördert. Das Bre— vet schließt auch die Befoͤrderung von 18 Artillerie⸗-Offizieren in sich. In der Marine sind nicht weniger als 150 Admirale, Vice⸗ Admirale und Contre⸗Admirale der verschiedenen Flaggen befoͤrdert und 10 Capitaine zu Admiraͤlen erhoͤht worden.

Ueber die auswärtigen Angelegenheiten ist in diesem Augen

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blick wenig zu sagen, aber man hat sich hier sehr entschieden gegen die Rolle ausgesprochen, welche die Franzbsische Regierung, wie man glaubt, bei den letzten Unruhen auf der Halbinsel gespielt, und mit großer Zufriedenheit hat man von der heilsamen Veran— derung gehört, welche in der letzten Zeit hinsichtlich dieser wichti— gen Angelegenheiten in der Politik der Tuilerieen vorgegangen. Die Zeit der Eröffnung des Parlamentes ist noch ungewiß; aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird es am 15. Dezember noch bis zu Anfang Februars prorogirt werden.

Belgien.

Brüssel, 27. Nov. Die mit der Pruͤfung des Budgets der Mittel und Wege beauftragte Central-Section hat ihre Ar— beiten beendigt; sie hat Herrn Demonceau zu ihrem Bericht— erstatter ernannt, und schon ist ein Theil des Berichts dem Druck übergeben. Die mit der Pruͤfung der oͤffentlichen Schuld und der Dotationen beauftragte Central-Section hat ebenfalls ihre Arbeiten beendigt und den Herrn Osy zu ihrem Berichterstatter ernannt.

Im Journal de Bruxelles liest man: Die Sectionen der Repraͤsentanten⸗Kammer haben sich im Allgemeinen gegen den Ankauf des Dampfschiffs „British Queen“ ausgesprochen. Es ist, wie man sagt, erwiesen, daß dieses Dampfschiff mit stets vollstaͤn⸗ digen Ladungen jahrlich ein Defizit von ungefaͤhr 200,000 Fr. haben wuͤrde. Die Subsidie von 100009 Fr. waͤhrend 1141 Jah— ren wuͤrde also bei Weitem nicht hinreichen, um so mehr, als diese Subsidie schon im Ankaufs-Kapital konsumirt ist.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 25. Nov. (Württ. Bl.) Im weiteren Ver— laufe der gestern erwahnten Verhandlungen der Abgeordneten— Kammer uͤber Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit im Schluß-Ver— fahren des Straf-Prozesses nehmen noch folgende Redner das Wort:

Freiherr von Linden: In anderen Laͤndern, wo oͤffentliches muͤndliches Verfahren stattsinde, biete das geheime Instructions— Verfahren die Garantieen unseres Prozesses nicht; es werden dort keine zwei bis drei, zum Theil von Angeschuldigten gewahlte Sca— binen zugezogen, man gehe nicht uͤberall mit der Humanitaͤt zu Werke, wie dies bei uns die Regel sey; vielmehr seyen die For— men des Vorverfahrens so beschaffen, daß man jene Laͤnder nicht darum zu beneiden habe. Um nun die Vortheile des bisherigen

schriftlichen und gruͤndlichen Untersuchungs-Verfahrens zu behal— ten und doch die Garantie der Oeffentlichkeit hinzuzufügen, so weit es unsere Organisation erlaube, schlage der Entwurf die Oeffentlichkeit des Schluß-Verfahrens in den schwersten Faͤllen vor. Daß er an unserer Organisation nicht aͤndern wolle, sey gewiß wichtig; denn man solle nicht alle Jahrzehnte anders orga— nisiren. Die Organisation verwebe sich mit den Sitten und Ge— brauchen des Volkes wie die Gesetze. Daher habe auch die Kom— mission das vom Entwurf Gegebene nur so weit auszudehnen ver— sucht, als es mit unseren Institutionen vereinbar sey, und in der Weise, daß wenn man vom Grundsatz der Oeffentlichkeit abgehe, dieses auf eine fuͤr den Angeschuldigten am wenigsten empfindliche Art geschehe, indem es naͤmlich von seinem Antrage abhaͤngig ge— macht werde, ob er sie als ein Vertheidigungsmittel verlange. Es werden sehr wesentliche Garantieen geboten, welche keinesweges die Herabsetzung verdienen, die sie erfahren haben.

Direktor von Bezzenberger: Die Staats⸗-Regierung wolle Mündlichkeit und Oeffentlichkeit nur insoweit, als dadurch in— nerhalb der gegenwartigen Prozeßform fuͤr die richterliche Ent⸗ scheidung eine sichere Grundlage gewonnen werden konne. Durch die Schlußverhandlung solle nur die bereits gegebene Grundlage in Gegenwart des urtheilenden Gerichts richtig gestellt werden. Der Angeschnldigte solle nur deshalb vor seinen Richter gefuͤhrt werden, damit er gegen den Inhalt der Akten Einsprache thun kbͤnne. Der Angeschuldigte solle durch die bffentliche Verhand— lung, umgeben von feinen Mitbuͤrgern, um so gewisser den Muth gewinnen, das, was er gegen das Untersuchungsverfahren einzu— wenden hat, seinem Richter vorzutragen, und damit werde der Untersuchungsrichter mehr Bedenken tragen, von den Vorschrif— ten des Gefetzes abzuweichen. Die Staats-Regierung halte diese Einrichtung nur in hoheren Straffaͤllen, und somit nicht fuͤr schlechthin erforderlich. Es werde in dem groͤßten Theile unseres Deutschen Vaterlandes lediglich auf die Akten hin und bei ver— schlossenen Thuͤren Recht gesprochen; wer wolle aber die Behaup— tung wageu, daß die Gerechtigkeit deshalb nicht gut verwaltet werde? Es liege in der vorgeschlagenen Einrichtung nur eine weitere, keinesweges aber eine unerlaͤßliche Buͤrgschaft fuͤr ein ge— rechtes Verfahren, und nach dieser Ansicht dürfe auch anderen, namentlich finanziellen Ruͤcksichten Rechnung getragen und die Einrichtung auf solche Faͤlle beschraͤnkt werden, bei welchen die bevorstehende Strafe dieselbe raͤthlich mache.

von Gmelin: Er sey im Wesentlichen mit dem Freiherrn von Linden einverstauden. Er sey nicht gegen die Oeffentlichkeit, wogegen seine 22jahrige Stellung als Abgeordneter zeugen wuͤrde. Die Garantieen aber, welche unser schriftliches Untersuchungsver— fahren darbiete, bieten das Englische und Franzoͤsische Untersu— chungsverfahren nicht. Schriftliche Akten seyen eine sicherere Grundlage der Entscheidung, als das muͤndliche Verfahren, wel— ches nur ein voruͤbergegangenes Schattenbild zuruͤcklasse. Bei der dem Erkenntnisse vorausgehenden Reflexion des Richters sey vollkommene Kenntniß der ganzen Lage der thatsaͤchlichen Ver— haltnisse noͤthig, waͤhrend das muͤndliche Verfahren ein solches Bewußtseyn unmoglich mache und nur einen Total-Eindruck zu— ruͤcklasse. Pecuniaire Opfer seyen allerdings nicht zu scheuen, wo es sich von der Erringung des Guten handle; aber man habe hier die Menschen nicht; denn wer sollte bei einer Zahl von

Ut, 000 Untersuchungen in einem Jahre die ndͤthigen Anklagen, Vertheidigungen ꝛc. instruiren? CTamerer: Die Einwendung, man solle die Gesetzgebung nicht alle zehn Jahre aͤndern, passe hierher gar nicht, indem das bestehende schriftliche, geheime Verfahren bekanntlich Jahrhun— derte alt und es an der Zeit sey, endlich zeitgemäße Aenderungen vorzunehmen, besonders weil das rein schriftliche Verfahren kei— nesweges die Vorzuͤge habe, die man ihm beilegen wolle. Daraus, daß bei Ober-Amtsgerichts⸗-Visitationen keine Wuͤnsche, bezweckend Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit, laut geworden, koͤnne nicht Zu— friedenheit des Volkes mit dem jetzigen Zustande gefolgert wer— den, weil in solcher Richtung gar nicht gefragt werde. (Mehr— seitige Zustimmung.) Der Geldpunkt sey ein untergeordneter und gehe das Finanz⸗Ministerium und die Staͤnde an. Bei an⸗ deren Veranlassungen, Bauten in Bädern, Verbesserung des . tasters, bei Einrichtungen zum Schutze gegen außen, bei . Wehrstande, habe man, dem Zwecke fölgend, us geh f nn Hunderttausenden, von Millionen nicht gescheut, 4 . n Lush här dr Sichtung der bärgerisch,s, Fretnt Oeffentlichk lt

deln. Fremdartig ki * Fremdartig koͤnne man das Insti auf den ei⸗

; h dürfe nur, ö ; . . met mn, , nn, te Alte mit dem Neuen hatte gestern seine Antritts-Audienz bei Sr. Majestäͤt dem Kaiser

genen Grund bauend, das verkannte gu

verbinden. Sodann entwickelt er die Gruͤnde, die ihn bestimmen fuͤr Oeffentlichkeit in dem Maaße zu stimmen, daß die Vorun— tersuchung geheim, das Schlußverfahren mit wiederholtem Zeu— genverhör aber durchaus oͤffentlich sey. Er begruͤndet die An— sicht aus der Natur der Gerechtigkeit, der Heimlichkeit allerwege zuwider sey, aus der Sorge fuͤr die Wahrhaftigkeit, Treue der Verhandlung, darum dritte, unbetheiligte Personen als Gerichts- zeugen, aus dem eigenen Rechte des Volks, zumal eines consti— tutionellen, weil das Volk mitbetheiligt sey, und weil bei Ver— handlungen inner der geschlossenen Thuͤren die Verfassungsrechte gefaͤhrdet werden können, so wie aus dem Rechte des Angeschul— digten, vor seinem Richter selbst aufzutreten, hierbei auf Stellen in Feuerbachs Ausfuͤhrung sich berufend. Bei diesen Ansichten koͤnne ihn weder der Entwurf noch der Kommissions-A1Antrag be— friedigen, hiernach bleibe eben die todte Masse, der Geist fehle so daß er lieber das Bestehende wolle, als durch ein neues Ge“ setz die Hoffnung auf Fortschritte in weite Ferne verschieben, be— sonders, weil der Entwurf auch im uͤbrigen keine wesentliche Ver— besserung enthalte. Er meine, eine Volks-Kammer wuͤrde Vor— wuͤrfen sich aussetzen, wenn sie zu einer Zeit, wo in Preußen der Justiz-Minister fuͤr Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit das Wort genommen habe (und er hoffe, daß es nicht beim Wort bleibe), das Prinzip nicht wahren wuͤrde; die Kammer sollte im Interesse des Landes und in ihrem eigenen Interesse ein so wich— tiges Recht nicht fallen lassen und gegen den Entwurf sich erklären.

Goppelt: Die Gründe, welche aus der Gleichguͤltigkeit un— seres Volks fuͤr die in Frage stehenden Institute gezogen wer— den, seyen bei der Verkuͤmmerung, welcher freimuüͤthlge Aeu— ßerungen uͤber bͤffentliche Interessen unterliegen, von geringem Gewichte. Diese Gleichguͤltigkeit sey nur scheinbar. Man habe behauptet, daß der Werth dieser Institute anderen Nationen nur deshalb so hoch scheine, weil sie darin eine Nahrung fuͤr ihre uͤberreizte Unterhaltungssucht, fuͤr ihre Lust an oͤffentlichen Skan— dalen suchen. Damit sey aber nicht bewiesen, daß diese Fehler unserer Nation fehlen, weil wir nicht die gleichen Quellen der Befriedigung haben. Er verkenne nicht, daß das Deutsche Volk manche edle Eigenschaft in hoͤherem Grade, als andere Nationen besitze. Frage man sich aber, ob unsere oder fremde Nationen den Vorzug in Bezug auf jenen Muth haben, der ungerechter Gewalt entgegentritt, in Bezug auf jene maͤnnliche Gesinnung, die weni— ger den Rock und Titel, als die persoͤnliche Fähigkeit und Den— kungsart schaͤtzt 2c, so werde man kaum eine fuͤr unser National-Ge— fuͤhl schmeichelhafte Antwort erwarten durfen. Es konne nicht ge— laͤugnet werden, daß Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit eine Schule

jener Eigenschaften werden koͤnnen. Der Einfluß derselben auf

den National-Charakter sey ihm unzweifelhaft. Die Erkenntniß der Wahrheit enthuͤlle sich in lebendiger Rede und Gegenrede leich— ter, als bei dem einsamen Bruͤten uͤber den todten Buchstaben.

Bei der am naͤchsten Tage erfolgenden Abstimmung wurde die zu dem Schlußverfahren in hoͤheren kreisgerichtlichen Faͤllen durch den Gesetz-Entwurf und nach dem Kommissions⸗-Antrage in Antrag gebrachte Staats-Anwaltschaft mit 42 gegen 306 Stimmen verworfen. (Fur dieselbe stimmten: von Gutbrod, Freiherr von Ow, von Scheurlen, Krauß, Freiherr von Berlichin gen, Freiherr von Eyb, von Rummel, Freiherr von Linden, Frei herr von Reischach, Henkel, Praͤlat von Flatt, Bollstetter, Praͤlat von Faber, Prälat von Heermann, von Gock, Praͤlat von Sig— wart, Praͤlat von Geß, von Gmelin, Dom-Dekan von Jaumann, von Ringler, Dekan von Strobel, von Jeitter, von Probst, Horner, Kayser, von Stumpf, Enchelmaier, von Hammer, Clemens, Stahl, Majer, Hirsch, Holzinger, Idler, Osiander, Schott. Dagegen: Frei herr von Guͤltlingen, Freiherr von Sturmfeder, Goppelt, Freiherr von Totta, Camerer, Graf von Degenfeld, Muͤhleisen, von Mosthaf, Honold, Praͤlat von Koͤstlin, von Feuerlein, von Werner, Bischof von Rotten burg, Hiller, Ruͤmelin von Weinsberg, Deffner, Friederich, von Schott, Schnitzer, Keller, von Zwerger, Schwarz, Neuffer, Vischer, Wohnhas, Doͤrtenbach, Redwitz, Schmuͤkle, Pantlen, von Ruͤmelin, von Reutlingen, Schneckenburger, Spring, Buͤrklen, Groß, Knapp, Zais, Duvernoy, Veiel, Waafer, Offterdinger, Haͤberlin, Teufel.) Einen Auszĩug aus den Verhandlungen in dieser Sitzung be— halten wir uns noch vor.

Leipzig, 29. Nov. (L. A. 3.) Herr Kapellmeister Men⸗ delssohn-Baͤrtholdy, welcher in mehreren unter seiner Leitung jetzt stattgefundenen Gewandhaus-Konzerten uns auf vielfache Weise die herrlichsten Kunstgenuͤsse verschafft hat, ist heute wieder nach Berlin abgereist. Mehrseitigen Wüͤnschen entsprechend, leitete er noch gestern vor einem gewahlten Kreis einen Vortrag der Anti⸗ gone von Sophokles, zu welchem sich mehrere hiesige Kunstfreunde vereinigt hatten, und der nicht nur an sich von hohem Kunst— Interesse, sondern auch von unerwartet großer, allgemein tiefer Wirkung war. Das Stuͤck wurde, in Verbindung mit der Aus fuͤhrung der Musik Mendelssohn's, gelesen, und so zu einer zwar schmucklosen, aber doch sehr lebendigen Anschauung gebracht, deren entschiedener Erfolg um so bedeutsamer genannt werden muß, als hierbei jede aͤußere Einwirkung irgend welcher Art wegfiel, das Kunstwerk also unmittelbar, einzig nur durch, seinen inneren Ge⸗ halt und Werth (gute Auffassung und Ausfuͤhrung von Seiten der Vortragenden natuͤrlich vorausgesetzt) wirken konnte und mußte.

Karlsruhe, 26. Nov. So eben trifft eine fuͤr die . delswelt hoöͤchst wichtige Nachricht ein, daß namlich das . hör 1 5 ö . w . e g, ) solid stets bekannte große Banquierhaus von Tuͤrkheim u. Comp.

in Straßburg seine Zahlungen eingestellt habe.

(FEkrankf. Bl So eben ver— , ,,. 6 it aleicher Freude und Theil— breitet sich die, von allen Ständen mit 91 ? Unserer Printe sst nahme vernommene Kunde von der ö 6 r . ö Maria, zwelten Schwester Sr. Dur hlae h nr sn, n dd. zogs von RNasfsau, mit des regierenden Fursten zu Wied Durch— laucht.

Wiesbaden, 27. Nov.

ö Dꝛ., 29. Nov. In der zweiten Sitzung der r fre, gehe benen Versammlung (am 1353. Nov.) wurde ein Kommission ernannt zur Begutachtung zweier Senats— Bortraͤge und Gesetzentwürfe, den Fortbestand der außerordent⸗ sichen Steuern fuͤr die naͤchste Finanz-Periode, welche die Jahre 1812, 1813 und 1844 in sich begreift, und die Wohn und Mieth⸗ steuer betreffend. In der dritten Sitzung wom 20. Nov,) wurde ben Vertragen uͤber den Anschluß des Fuͤrstenthums Lippe und des Fuͤrstenthums Braunschweig an den Zoll-Verein die verfas— sungsmäßige Sanction ertheilt. Der Vertrag mit Lippe ist am 18ten und der mit Braunschweig am 19. Oktober abgeschlossen.

Oesterreich. X Wien, 26. Nov. Der neue Königlich Franzoͤsische

Botschafter am hiesigen Hofe, General⸗-Lieutenant Graf Flahault,

zur Ueberreichung seiner Beglaubigungs-Schręiben, und wurde

hierauf Ihrer Majestäͤt der Kaiserin und den ubrigen erlauchten Mitgliedern der Kaiserlichen Familie vorgestellt:

Zwei Ungluͤcksfäͤlle, die sich hier im Laufe diese. Woche er— eignet haben, bilden das Gespraͤch der Stadt. Die Graͤsin Illes⸗ häzy, geborne Graͤfin Barkocghy, die seit laͤngerer Zeit kraͤnklich war, las in ihrem Bette; die Flamme des neben ihr stehenden Lichtes ergriff die Vorhaͤnge und dann ihr Nachtkleid und ver⸗ brannte sie dergestalt, daß sie am folgenden Tage unter unsaͤg⸗ lichen Schmerzen den Geist aufgeben mußte. Am naͤmlichen Tage stuͤrzte der Graf Lugansky, Ober-Lieutenant eines hier in Garnison liegenden Kuͤrassser-Regiments, vom Pferde und brach das Genick. Der fruͤhzeitige Tod dieses hoffnungsvollen jungen Mannes erregt allgemeines Bedauern.

In der letzten Sitzung des Nieder⸗Oesterreichischen Gewerb— Vereins erstattete der Professor Carl Rosner Bericht der Abthei— lung der schoͤnen Kuͤnste, uͤber eine von dieser Section vorgenom— mene kommissionelle Besichtigung der neuesten Erzeugnisse aus gebranntem Thon, welche nach Zeichnungen von einigen Mitglie— dern der Abtheilung unter der Leitung des Fabrik-Eigenthuͤmers, Freiherrn Anton von Doblhoff in Wagram bei Kottingbrunn

verfertigt und in Foͤrsters artistischer Anstalt hier zum Verkauf

ausgestellt sind. Der Berichterstatter bemerkte, daß die Doblhoff— schen Erzeugnisse durch schöne Ausstattung mit zeitgemäßen pla— stischen und gemalten Ornamenten, durch eleganten Schwung der Konturen, von Kuͤnstlerhand gezeichnet und modellirt, und durch große Sorgsamkeit im Formen und Brennen des xein bearbei— teten Materials sich auszeichnen und an die alten Toͤpfer-Erzeug— nisse mit der Naturfarbe des gebrannten Thones erinnern.

Schweiz.

Genf, 22. Nov. (A. 3.) Der 22. November 1841 wird in den Annalen der Republik Genf merkwuͤrdig bleiben. Mit Tages-Anbruch ruͤckten heute mehrere Bataillone in die Stadt, um die oͤffentliche Ordnung zu handhaben, waͤhrend der große Rath die Reformpunkte debattirte, die von der „Gesellschaft vom z. Marz“ im Namen ihrer gesammten Mitbuͤrgerschaft verlangt wurden. (Ausdehnung des Wahlrechts, Verminderung des Staats— Raths, Einfuͤhrung des Geschworenengerichts, die Instiative fuͤr den gesetzgebenden Rath, Petitionsrecht. Mit dem Einzuge der Buͤrger— Miliz fuͤllten sich auch die Straßen mit Volk. Die ganze Bevoͤlke— rung Genfs war auf den Beinen, und zog sich in gedraͤngter Masse nach dem Stadthause, dessen Zugänge durch Militair-Posten be— setzt waren. Man wollte sich diese Zugaͤnge nicht versperren las— sen, es entstand daher ein Drängen zwischen den bewaffneten und unbewaffneten Buͤrgern, daß nicht mit Blut und Wunden, son— dern damit endete, daß die Soldaten nach Verlauf einer hal— ben Stunde truppweise davon gingen und ihren Offizieren das Geschaäft allein uͤberließen, den anwogenden Volksstrom vom Stadt— hause fern zu halten. Man kann sich denken, welchen Eindruck es machte, als ein Detaschement, mit Offizieren und Trommlern an der Spitze, aus der Kaserne daher gezogen kam, und vom tausend— fachen Jubelruf der Menge empfangen, ploͤtzlich seine Gewehre umkehrte, die Kolben in die Luft hob, rechtsum machte und seine Offiziere allein stehen ließ. Unter solchen Auspicien konnte freilich der Entscheid des gesetzgebenden Rathes nicht zweifelhaft bleiben. Jedoch ward es Abends 4 Uhr, bis er erfolgte, wahrend unterdessen die Volksmenge das Stadthaus bela— gerte. Als der Abend heran kam und noch kein Beschluß ver— kuͤndet werden wollte, gerieth die Masse in heftige Gaͤhrung, und forderte mit Ungestuͤm das Resultat der Berathung. Man schloß die Thore des Stadthauses. Das Volk drohte sie einzusto— ßen. Ein Burger aher sprach mit Wuͤrde zu der andringenden Menge, daß sie nur uͤber seine Leiche in das Heiligthum der Ge— setzzebung gehen wurde. Diese männliche Sprache, besonders da sie aus dem Munde eines verdienten Buͤrgers der Republik kam, machte Eindruck und man beantwortete sie mit einem begeister— ten Bravo. Zugleich zeigte sich an einem Fenster des Stadthau⸗ ses ein Kommissair der Regierung, der das Volk ermahnte, sich nur noch eine halbe Stunde zu gedulden, wo es dann die Be⸗— schluͤsse der Behoͤrde vernehmen wuͤrde. Kaum war diese Frist abgelaufen, als ein zweiter Abgeordneter der Regierung erschien und verkuͤndete, daß alle Punkte, die man verlange, von dem gro— ßen Rath zum Gesetz erhoben seyen.

Bern, 25. Nov. Der neue Paͤpstliche Nuntius, ein junger Mann von einer angesehenen Neapolitanischen Familie, hat am 24. November, von Freiburg kommend , seinen feierlichen Einzug in Bern gehalten in einem vierspaͤnnigen Wagen, begleitet von xrei— tenden Jägern, welche ihn an der Kantons-Graͤnze erwartet hat— ten. Naͤchsten Sonntag wird er in feierlicher Audienz dem Bun— des-Praͤsidenten seine Kreditive uͤberreichen. Seine Residenz wird er, wie der bisherige Nuntius, in Schwyz aufschlagen.

Neuchatel, 23. Nov. Am 18. d. M. hat die Einweihung unserer neuen Akademie stattgefunden. Die von Sr. Masestaͤt ernannten Professoren wurden vom Praͤsidenten des Staats— Raths, Herrn von Chambrier, so wie von den Herren Petitpierre, von Wesdehlen und Calamé, welche zusammen die Akademische Kommission bilden, feierlich installirt.

Spanien.

Madrid, 19. Nov. Seitdem die letzten Ereignisse in Bar— celona die Wiederherstellung der Ruhe andeuteten, hat die politi— sche Frage der sinanziellen Platz gemacht. Man sieht hier fremde Agenten, die den Spanischen Regierungen unter mehr oder weni—

ger vortheilhaften Bedingungen Geld-Anerbietungen machen. Unter

allen Vorschlägen scheinen die von den beiden Londoner Haäͤusern M. . .. und Comp. und B. . . . . die annehmbarsten zu seyn. Man glaubt hier sogar, daß die Reise des Herrn Mendizabal nach Paris und London mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehe. Die Haupt-Bedingungen dieser neuen Anleihe sind uͤbrigens solgende: Die Anleihe betragt 156 Millionen Fr., wovon 125 Millionen innerhalb sechs Monaten eingezahlt, die noch uͤbrigen 25 Millionen aber als Garantie fuͤr die Zinfen bei der Bank von San Fernando deponirt werden. Fuͤr die Tilgung dieser Zinsen wird außerdem der Ertrag von dem Verkauf der Rational-Güter bestimmt. Das Kapital wird durch die Accise und Zölle garan— tirt, die von den Kontrahenten erhoben werden. Die Anleihe soll dem Vernehmen nach zu 35 Fr. abgeschlossen werden, wenn die Regierung in die letzte Klausel willigt. (

Madrid, 20. Nov. Es sind der Infantin Dosñ a Luisa Carlota, Gemahlin des Infanten Don Francisco de Paula Paͤsse nach Bordeaux gesandt worden, damit sie sich nach Burgos zu ihrem Gemahl begeben koͤnne. Zugleich ist der Befehl ertheilt, sie uberall auf ihrem Wege mit den ihrem Range gebuͤhrenden Ehrenbezeigungen zu empfangen.

Dem Vernehmen nach ist ein außerordentlicher Courier nach London abgegangen, welcher ein eigenhaͤndiges Schreiben der Koͤ—

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nigin Isabella uͤberbringt, worin dieselbe der Königin von Eng— land zu der Geburt eines Thronerben Gluͤck wuͤnscht.

Mehrere Personen, die in der letzten Zeit verhaftet wurden, sind in Freiheit gesetzt worden. Auch hat die Gemahlin des nach Frankreich geflohenen Generals Concha Paͤsse erhalten, um sich zu ihrem Gemahl zu begeben. 6. ;

Die Eroͤffnung der Cortes ist offiziell auf den 2b. November festgesetzt. Das Ministerium kann auf eine ziemlich kompakte Majorstäͤt rechnen, und es haͤlt sich im Voraus versichert, daß die von ihm getroffenen Bestimmungen in Bezug auf die Fueros und die Pension der Königin Christine angenommen werden. Gesetz⸗ Entwuͤrfe uͤber die Organisation der Provinzial-Deputationen und der Ayuntamientos sollen den Cortes sogleich zu Anfang der Session vorgelegt werden.

Es heißt, die Provinzial-Dputation von Barcelona werde aufgelost werden. Dem General van Halen wirft man hier Man— gel an Energie vor. .

In Foige der Aufhebung der Fueros ist am 21. November die Douanen-Linie in den Baskischen Provinzen bis an die Franzoͤsische Graͤnze verlegt worden.

O Madrid, 20. Nov. So hat denn der Aufstand von Barcelona das Ende genommen, das man voraussehen konnte. Die Junta wurde, aller scheinbaren Drohungen des Regenten ungeachtet, nicht bekriegt, geschweige denn besiegt; aus Großmuth willigten, wie die Blaͤtter der Regierung uns berichten, die hoch— herzigen Mitglieder des Sicherheits-Ausschusses ein, sich in das Schicksal freiwilliger Verbannung aus dem geliebten Vaterlande zu ergeben, um dadurch dem Ausbruch eines furchtbaren Buͤrger— krieges vorzubeugen. Sie hatten die Großmuth, die unzuberech— nenden Summen, welche sie noch von den verdaͤchtigen Moderir— ten haͤtten erpressen koͤnnen, zuruͤckzulassen, und nur die Kleinigkeit von 160,900 Piastern als nothwendigstes Reisegeld und Entschaͤ— digung fuͤr ihre zum Besten des Staates geleisteten Dienste aus dem bereits eingegangenen Zwangs -Anleihen mitzunehmen. Aus den zuruͤckgelasfsenen Rechnungen, uͤber das letztere erhellt, daß die Junta aber auch fuͤr das Beste ande— rer Patrioten besorgt gewesen war. Die beiden angeblich ausgepluͤnderten und angeblich fuͤr SO!) Piaster ausgeloͤsten an den General van Halen abgeschickten Commissaire, zwei der reichsten Buͤrger Barcelona's, erhielten neben dem Loͤsegeld noch die Summe von 580 Piastern fuͤr ihnen angeblich geraubte Ef— fekten und 200 Piaster an Reisegeld. Die Commissaire, welche an den Regenten nach Barcelona abgeschickt wurden, erhielten 1008 Piaster fuͤr Reisekosten ersetzt; letztere Summe wurde jedoch vielleicht auch zu anderen Zwecken verwendet; denn der— selbe Courier, welcher Espartero's gegen die Junta gerichtete Proclamation vom 9gten nach Barcelona uͤberbrachte, haͤndigte zu— gleich auf vertrauliche Weise den Mitgliedern der Junta ein Schreiben, man erräth leicht, von wem, ein, in welchem sie hoͤf— lichst aufgefordert wurden, durch freiwillige Abreise ins Ausland den Regenten aus der uͤbeln Lage zu ziehen, entweder sich, vor ihnen beugen oder gegen sie, als Rebellen, einschreiten zu muͤssen. Sie verstanden diesen Wink. .

General van Halen aber scheint nicht die Nothwendigkeit begriffen zu haben, durch schleuniges Einruͤcken in die Stadt diese vor der graͤnzenlosen Anarchie, der sie acht und vierzig Stunden lang preisgegeben war, zu retten. Seine eigenen Truppen waren bereits von den Emissairen der Junta so bearbeitet worden, daß er 37 Offiziere, die erklaͤrten, sich nicht gegen das Volk schlagen zu wollen, fortjagen mußte. Noch am 13ten war ein großer Theil der National-Miliz entschlossen, sich mit bewaffneter Hand dem Einruͤcken der Truppen zu widersetzen, und als sich waͤhrend der Nacht das Geruͤcht verbreitete, daß die Mitglieder der Junta und deren Helfershelfer, dreizehn an der Zahl, nach dem so verhaßten Frankreich abgereist waͤren, und die bis dahin geheim gehaltene Proclamation Espartero's vom gten bekannt zu werden anfing, beschloß der eigentliche Kern der Patrioten, sich der bffentlichen Kassen zu bemächtigen und die Republik auszurufen. Das Ayun— tamients und die Mehrzahl der National-Miliz fand jedoch Mittel, sich diesem Vorhaben zu wiedersetzen, und am 15ten wurde endlich dem General van Halen, der an der Spitze von 7000 Mann den Sinn der ihm vom Regenten ertheilten Vorschriften nicht ent— räthseln zu koͤnnen schien, die Erlaubniß ertheilt, in die nach ihm seufzende Stadt einzuruͤcken. Von da an entwickelte van Halen alle Eigenschaften eines Regenten und Siegers. Seine Truppen zogen mit geladenen Gewehren, die Artillerie mit brennenden Lunten ein, und ohne Zweifel wird der General fuͤr diesen neuen Sieg irgend einen Herzogs-Titel erhalten. Barcelona wurde, weil der Aufstand nunmehr beendigt und die Junta entwichen war, in Belagerungs-Zustand erklaͤrt, den National-Milizen wurde bei To⸗ desstrafe untersagt, bewaffnet zu erscheinen, eine Militair-Kommis— sion wurde errichtet, und alle Personen, die sich den vom Gene—⸗ ral-Capitain ausgegangenen Befehlen widersetzen wuͤrden, sollten von dieser gerichtet werden. Auf diese Weise stellte van Halen die Vorschriften der denkwuͤrdigen und nie zu verletzenden Consti— tution wieder her.

Unterdessen war ein großer Schritt zur Erreichung des Haupt— zweckes, der Vernichtung der Industrie Barcelona's, gethan; die Fabrik— herren hatten, weil ihre Arbeiter fuͤr hohen Lohn Tag und Nacht zum Dienste der Waffen verwendet wurden, ihre Fabriken geschlossen und werden schwerlich Neigung finden, sie unter den obwaltenden Umstaͤn— den wieder zu erbffnen. Die Regierung giebt natuͤrlich alles dieses fuͤr einen von ihr erreichten Sieg aus, ünd allerdings wuͤrde auf den Regenten der Ruhm, dem Gesetze Kraft verschafft zu haben, fallen koͤnnen, wenn er wirklich, wie er verheißen, die Schuldigen bestrafen, das den ruhigen Buͤrgern auferlegte Zwangs-Anleihen zuruͤcker— statten, den niedergerissenen Theil der Citadelle auf Kosten der Urheber wiederherstellen laßt und durch umsichtige Maßregeln die Einwohner Barcelonag's vor dem Terrorismus einer sich stets wie—⸗ dergebarenden Junta fuͤr immer sicher stellt. Allein seine Feinde triumphiren. Mit neidischer Furcht hatten sie vorausgesetzt, er werde uͤber die blutigen Thaten, zu deren Begehung er Unmen⸗ schen in Bilbao und Madrid ermaͤchtigt hat, einen, wenn gleich schwarzen Schleier zu werfen suchen, indem er, wie an den Schul⸗ digen vom Oktober das Gesetz der Rache, so an den Freiheits⸗ Männern von Barcelona wenigstens die Ausspruͤche der Gerech— tigkeit geltend gemacht haͤtte.

Sobald das Dekret vom 27sten v. M., welches die Aufloͤsung der Junten befahl, erschien, suchte die Partei, welche dem Regen⸗ ten am gefaͤhrlichsten ist, indem sie ihre ihm geschworene Feind⸗ schaft unter der Larve der Ergebenheit und Schmeichelei zu ver— bergen weiß, ihn durch Einschuͤchterung von den angekuͤndigten Maͤßregeln der Strenge zuruͤckzuhalten. Bald sagte man ihm, er sey von dem wahren Zustande Barcelona's nicht unterrichtet, und solle sich huͤten, eher zu handeln, bis er genguere Nachrichten erhalten habe; bald erinnerte man ihn an die alte Verbruͤderung, die zwischen ihm und den Patrioten Barcelona's stattgefunden, bald endlich warnte man ihn, nicht in Schlingen zu gehen, welche die Mode⸗ rirten ihm gelegt haͤtten. Den besten Beweis aber, daß Espartero

seine Macht eben dieser Partei zu Fuͤßen gelegt hat, die ihm, falls

er etwas Ilnderes als ihr gehorsames Werkzeug seyn will, einen

Krieg auf Tod und Leben machen wird, jener Partei, welche im September 1810 eine föoͤderative Central-Junta errichten und spaͤ⸗ terhin neben dem Herzoge de la Vitoria zwei Mitregenten auf⸗ stellen wollte, liefert das diese Partei vertretende Blatt, das Eco del Comercio. Nachdem es bis auf den letzten Augenblick die Exzesse der Junta von Barcelona als hoͤchst verzeihliche Aus⸗ wuͤchse überschwaͤnglicher Vaterlandsliebe zu beschöͤnigen gesucht hatte, erklaͤrt es nün, daß die Junta sich aus dem Staube ge⸗ macht hat, daß, wenn die Regierung in Bezug auf die Verhaͤlt⸗ nisse von Barcelona Fehler begangen habe, die Schuld nicht auf den Regenten, sondern ausschließlich auf die Minister fallen muͤsse. Espartero, sagt dieses Blatt, hätte durch sein dermaliges Benehmen selbst die uͤberspanntesten Erwartungen, die man von der Unerschuͤtterlichkeit feiner constitutionellen Gesinnungen hegen konnte, weit uͤbertroffen. Mit diesem Lobe wird sich der Regent be⸗ gnuͤgen, und es seinen Ministern uͤberlassen, den ihm angekůndig⸗ ten Kampf auszufechten. In den heute auf den 26. November einberufenen Cortes werden sie Gelegenheit dazu finden.

Espartero wird sich nunmehr, ohne Barcelona den Genuß zu goͤönnen, ihn zu sehen, von Saragossa hierher begeben, und den 23sten oder 21sten hier eintreffen. Auf dem ganzen Wege sind bereits Truppen vertheilt worden, um ihn hierher zu geleiten. In der Straße Alcala, die jetzt Straße des Herzogs de la Vi— toria heißt, wird seit vorgestern Tag und Nacht unausgesetzt an einem Triumphbogen gearbeitet, unter welchem das Ayuntamiento von Madrid dem Regenten die schuldigen Gluͤckwuͤnsche darbringen wird. Einige Leute bilden sich wirklich ein, er werde bei dieser Gele⸗ genheit den bei den Ereignissen vom 7ten v. M. Betheiligten, welche noch nicht hingerichtet sind, das Leben schenken. Das Benehmen des Regenten gegen die Mutter der ungluͤcklichen Fulgosio's durfte schwerlich zu Hoffnungen der Art berechtigen. Als sich jene neue Niobe ihm in Pampelona zu Fuͤßen warf, um seine Gnade fuͤr ihren zum Tode verurtheilten Sohn anzuflehen, verhieß er ihr nach langem Widerstande, das Urtheil zu mildern. Als sie in Madrid ankam, fand sie nur das Grab ihres Sohnes. Der Regent hatte befohlen, die Vollstreckung des Urtheils zu be⸗ schleunigen.

Die Erscheinung eines Franzoͤsischen Geschwaders im Hafen von Barcelona hat hier aufs neue Aufsehen erregt. Das mini⸗ sterielle Blatt el Espectador druͤckt seine Verwunderung dar⸗ uͤber aus, und beruft sich, um darzuthun, daß die Sicher— heit Franzöͤsischer Unterthanen in Spanien durchaus nicht gefährdet, sey, auf die Anwesenheit des beruͤhmten Pa⸗ riser Kuͤnstlers Auriol, den Franconi uns abgetreten, und der ungestoͤrt und sogar mit dem Beifalle des Ma— drider Publikums beehrt, in dem hiesigen Cirque Olympique Pro⸗ ben seiner Geschicklichkeit ablege! Daneben fahren die ministeriel— len Blätter fort, die Ansicht aufzustellen, daß der Ursprung der Regentschaft Espartero's bei weitem legitimer sey, als der des Ju⸗ lius-Thrones. Ein ministerielles Blatt (el Patriota) sagt gestern: „Die Spanischen Liberalen lieben das Juli-⸗Frankreich und alle Nationen, welche, wie sie, die Fahne der Freiheit und Civilisation begruͤßen; sollte aber jemals irgend ein verblendetes Kabinet den falschen Berichten uͤbelwollender Spanier Gehör geben, und einen einzigen Schritt gegen die Unabhaͤngigkeit dieser hochherzigen Na— tion richten, dann wird man sehen, wie weit der Aufschwung eines Volkes geht, das frei zu seyn geschworen, und es bis jetzt, allen seinen Feinden zum Trotz erreicht hat. . . . . Das Ministerium Soult-Guizot moge bedenken, daß seine Observations-Regimenter an unserer Gränze nicht an ihrem Orte sind. Indessen, wenn es will, daß sie dort bleiben sollen, so moͤge es wissen, daß sie uns nicht die geringste Besorgniß einfloͤßen.“

Das republikanische Blatt el Hurgcan vom (ten stellt die Ansicht auf, daß eine Franzoͤsische Invasion theils wegen des Wi— derstandes, den sie von Seiten der nordischen Machte finden wuͤrde, theils auch des inneren Zustandes Frankreichs wegen, unmoglich sey, und sagt dann: „es bleibt also nur uͤbrig, daß wir uns als Verbundete oder Werkzeuge Englands in einen Krieg stuͤrzen, um auf Kosten unserer Schätze und unseres Blutes zu entschei— den, welcher von beiden Maͤchten kuͤnftighin das ausschließliche Scepter uͤber das Mittelmeer zustehen solle. Wir woilen nicht, daß unsere Regierung so verblendet und einfaͤltig sey, sich in ei— nen Krieg fuͤr fremde Interessen, aber auf eigne Gefahr einzu⸗ lassen. Man beschuͤtze und befoͤrdere die demokratische Partei in Frankreich, und leiste ihr Beistand, und Ludwig Philipp wird zu viel zu thun haben, um an uns denken zu können.“

Die Regierung hat Befehl gegeben, Figueras auf sechs Mo— nate zu verprovigntiren, und 20 bis 30 Bataillone sellen gegen die Franzoͤsische Graͤnze von Catalonien bestimmt seyn.

Heute wurde Kriegsgericht uͤber die zwoͤlf Garde⸗-Offiziere ge⸗ halten, welche am TFten v. M. die Wache im Koͤniglichen Schlosse hatten, und des Einverstäͤndnisses mit den Verschworenen beschul— digt wurden. Der Fiskal verlangte die Todesstrafe gegen eilf der— selben.

Griechenland.

Athen, 11. Nov. (L. A. 3.) Der Eintritt der Griechi— schen Zeitungen in die drei Provinzen des Tuͤrkischen Reiches, Thessalien, Macedonien und Epirus, ist von Seiten der Tuͤrki⸗ schen Regierung bis auf weiteres untersagt worden: eine Absper⸗ rung, welche zwar von der Landseite, nicht aber stets zur See vollstaͤndig durchgefuͤhrt werden duͤrfte.

Die aus 13 Personen, meist jungen Kaufleuten, Gelehrten, Kuͤnstlern ꝛc, bestehende Gesellschaft, welche sich am verflossenen 25. Maͤrz (6. April), als dem Jahrestage des Beginns des Griechischen Freiheitskampfes, in dem mit allegorischen, auf jene Tage des Nationalkampfs Bezug habenden Transparents er—

leuchteten Hause des Kaufmanns Malandrinos auf der Hermes—

straße zu einem freundlichen Mahle versammelt hatte, wurde am

25. Oktober vor das hiesige Zuchtpolizeigericht beschieden, und da

durch Zeugen erwiesen ward, daß jene allegorischen Transparents

von einem nun verstorbenen Maler Kranios mit Beihuͤlfe ei⸗

nes gewissen Stamatios Krinos gefertigt worden, und durch Dar⸗ stellung eines entmasteten und auf dem Meere steuerlos umhertrei⸗ benden Schiffes eine politische, auf den Zustand des Staats be⸗

xuͤgliche Deutung unverkennbar enthielten: fo wurde, nachdem einer

der Angeklagten selbst, Theodor Orphanides, eine metrische Ver= theidigung vorgetragen hatte, welcher allgemeiner Beifall zu Theil wurde, endlich am Abend des Gerichts-Sitzungstages das von den Geschworenen gefällte Urtel bekannt gemächt, demzufolge saͤmmtliche 13 Angeklagte von der uͤber sie verhängten Anklage freigesprochen, der verstorbene Maler Kranios als Haupturheber dieses politischen Vergehens bezeichnet und dessen Gehuͤlfe Sta⸗ matios Krinds zu 135 Tagen Gefängniß und Zahlung der Ge⸗ richtskosten verurtheilt wurde. .

J 6. ger . des in so strengem geistlichen Gewahrsam seit zwei Jahren schmachtenden Priesters, Theophilos Kairis, der durch seine erleuchteten Verstandes-Faͤhigkeiten und rein philoso⸗