1841 / 337 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

. vorgeschlagenen Handels-Vertrags zwischen Frankreich und ngland jetzt entfernter sey als je. w

; K 2. soll Willens seyn, seine Stell 9 Großmeister des Freimaurer-rdens niederzulegen, und es ge das Geruͤcht, daß man dem anbieten wolle.

Prinzen Albrecht diesen Ehrenposten

30 Nov. In Ermangelung wichtigerer Bege⸗

5 London. 30. ö 1 9 Herzogs benheiten macht die beßarr liche regen die brodlesen Arbeiter in en, G elingten n ö P 6 mit dem

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Peel un , , i ohne Zweifel erkannt, daß diese Abgeord⸗ neten kaum geschickt worden waͤren, wenn man nicht dadurch er⸗ wartet haͤtte, der ganzen Nation den schlimmen Zustand des Fabrikwesens auf eine schlagende Weise vor Augen u bringen. Da aber zugleich jede Klage der Fabrikanten eine Anklage der Aristokratie wegen der Getraidegesetze und des konservativen Mini⸗ sieriums in sich schließt, so laͤßt sich das Verfahren des Herzogs leicht begreifen. Vielleicht aber fuͤrchtete er auch, von den Abge⸗ ordneten in eine unbequeme Unterredung gezogen und zu Aus— spruͤchen verleitet zu werden, welche spaͤter gegen ihn gebraucht wer⸗ den koͤnnten. Indessen will man die Entschuldigung, daß er, ob—⸗ gleich Staats-Minister und, wie Niemand zweifeln kann, naͤchst Peel der Lenker der Kabinetsbeschluͤsse, kein Amt bekleide, nicht eben gelten lassen. . .

Dennoch aber gewinnt die Meinung immer mehr Grund, daß das Ministerium eine sehr bedeutende Veraͤnderung verschla— gen werde, und zwar nicht, wie die Emancipation der Katheliken im Jahre 1829, aus Furcht vor den Gegnern, sondern weil es, wie seine Vorgänger, zur Ueberzeugung gekommen seyn soll, daß die Ver— haͤltnisse des Fabrikwesens solche unumgaͤnglich noͤthig mache, und ein laͤngeres Verschieben, den Gutsbesitzern selbst tiefere Wunden schlagen wuͤrde, als ein zeitiges Nachgeben. Wahrscheinlich aber wird man, um nicht allzu inkonsequent zu erscheinen und auch um nicht die Masse der Gutsherrn und Pächter gegen sich auf— zuregen, bei der jetzigen Form einer wandelbaren Skala verhar— ren, doch so, daß die Getraide-Einfuhr zu fast allen Zeiten moͤg— lich werde. Indessen ist es ohne Zweifel diese herrschend gewor⸗ dene Meinung, welche Lord John Russell in seiner Antwort auf eine ihm uͤbersandte Addresse von einem Theil der Einwohner von Plymouth (welche Sie in unseren Zeitungen von gestern und heute finden), zu dem hoͤhnenden Ausdruck vermocht hat, daß damit die Pläne, welche das vorige Ministerium vorge— schlagen, durchgesetzt wuͤrden, es gar nicht noͤthig sey, daß das jetzige Ministerinm wieder austrete, indem das Verfahren dieser Partei im Jahre 1829 wohl zeige, wie sie umzusatteln wisse. Man hat den edlen Lord freilich hierauf geantwortet, daß er selbst in Bezug auf eben diese Getraidegesetze seine Ansichten gaͤnzlich geandert habe, indem er noch vor wenigen Jahren erklärt, eine Veranderung in denselben, welche dem Landmanne den Schutz entziehe, den er jetzt genieße, eine Beraubung desselben waͤre. Dieses ist freilich wahr, andert jedoch an der Stellung seiner Gegner nichts.

Die Hauptthaͤtigkeit der League ist immerfort auf die Be— kehrung der Chartisten gerichtet, und einer ihrer thaͤtigsten Agenten dabei ist der bekannte Oberst Thompson, welcher in den Fabrik— Gegenden von Ort zu Ort geht und uͤbergll Vorlesungen hält. Die Opposition dieser Republikaner ist offenbar nicht mehr so groß, als sie es war, wenn es blos einen Versuch zu gelten schien die Whigs am Ruder zu erhalten. Sie hoͤren nun wenigstens den Rednern gelassen zu, und nur dann und wann tritt Einer oder der Andere, welcher fuͤrchten mag, wenn die Mas— sen sich den Mittelklassen unterordnen sollten, den eigenen Einfluß zu verlieren, hervor und sucht durch mancherlei Fragen und Bemerkungen, die Wirkung der gehaltenen Reden wieder zu zerstoͤren. Dieses war so eben wieder zu Halifax der Fall, und der Standard und andere Toryblätter sind deswegen hoch er— freut und scheinen dafuͤr geneigt, den Chartisten all ihre sonsligen Brutalitaͤten zu gute zu halten, selbst daß sie die Einweihung von Kirchen oder die Versammlungen zur Begluͤckwuͤnschung der Mo— narchin stoͤren. Indessen wuͤrde weder die Beredsamkeit jener Chartistenhaͤupter, noch der Beifall, den ihnen diese Journale zol— len, die Vereinigung der unteren mit den Mittelklassen verhindern, wenn das Ministerium bei der Wiederversammlung des Parla— mentes nicht etwas Umfassendes vorschlaͤgt. Bis dahin bleiben alle Bewegungen nur vorbereitend.

Die bevorstehende Wahl eines Professors der Dichtkunst,

oder wie man es in Deutschland nennen wurde, der Aesthetik zu Oxford, welche sonst außerhalb der Universitaͤt unbeachtet geblieben ware, wird fortwaͤhrend in fast allen Zeitungen des Landes besprochen. Sibthorps Abfall und der mit Zuverlaͤssigkeit er— wartete Uebertritt von wenigstens 10 anderen Anglikanischen Geistlichen, scheint die ganze hochkirchliche Partei aufge— stort zu haben, welche bisher den Puseyitischen Bewegungen gleichguͤltig zugesehen hatte, oder nur Vortheile fuͤr die Kirche da⸗ von erwartete. Sie scheint entschlossen, die Sekte zu unterdruͤk— ken, indem sie ihr alle Hoffnung zur Befoͤrderung abschneidet. Bekanntlich hat jeder, der den Grad eines Magisters erlangt hat, so lange er feinen Namen in dem Mitglieder-Verzeichniß stehen läßt (was ihn jährlich eine kleine Summe kostet), das Recht, fuͤr alle Aemter in der Universität zu stimmen; und man erwartet, daß bei dieser Gelegenheit viele Auswaͤrtigen sich dieses Rechtes bedienen werden. Aber man hat sogar angefangen, die Meinun— gen der Studenten in Beziehung auf die neuen theologischen An— sichten zu beachten; und namentlich hat Dr. Hawkins, der Pro— vost des Oriel-Kollegiums, zu welchem auch der bekannte New— man. gehoͤrt, schon 3 oder 4 das fuͤr die Erlangung der geistlichen Weihe unentbehrliche Zeugniß verweigert.

Ein Haupt⸗Unterschied der Puseyiten ist, daß sie nicht so eng Sabbathfeirer sind, als die sogenannten Evangelischen. Der Sabbath ist ihnen ein Freuden- und Festtag; und wenn sie alle andere Tage gefastet haben, so sehen sie an diesem zwischen den Gottesdiensten gern ihre Freunde bei sich, zum mäßig fröhli— chen Mahl. In Schottland dagegen ist die Partei, welche dort die Kirche uͤber den Staat erheben mochte, al-juͤdifch strenz mit der Sabbathfeier. Besonders ist ihnen das Reisen am Senntag ein Graäuel, und die Kirchen-Versammlung hat deswegen allen Eisenbahnen den Krieg erklart, welche an diesem Tage ihre Wa— genzuͤge fahren lassen. Aber auch in England giebt es viele, die in diefer Beziehung mit ihnen gleich denken, selbst unter Laien; und man follte beinahe glauben, eine Partei derfelben habe hier und da mit Fleiß eine Menge der Actien gekauft, um diesen Zweck zu erlangen. Mehrere Journale machen es sich zum Geschaͤft, die Ei senbahnen zu verschreien, auf denen man des Sonntags reisen kann; und der Record z. B. tadelt die Actien⸗Inhaber der Bir⸗ minghamer Bahn bitter, und nennt sie Pharisäer, weil sie mit dem Profit der Sonntagsreisen zu Wolverten eine Kirche bauen lassen und einen Geistlichen besolden; was ihnen aber gerade um so mehr Ehre macht, da viele derselben Nonkonformisten sind, die Summe aber mit Freuden votirten, als ein Mittel, eine Masse in Barbarei und

1504 Laster versunkener Menschen, die sich dort in Verbindung mit der Eifenbahn angesiedelt haben, zu vermenschlichen.

Wir haben die Freude, daß, waͤhrend die regierende Königin und der Kronprinz nicht einen Augenblick unpäßlich waren, die verwittwete Königin sich so weit erholt hat, daß man eine laͤngere Lebensdauer fuͤr sie hoffen darf.

Ungeachtet der befseren Gestaltung unserer Verhäͤltnisse mit Amerika, dauert der Bau, die Ausruͤssung und Bemannung von Kriegsschiffen doch ununterbrochen fort. Besonders wird die Dampfflotte immer furchtbarer; und wenn es ja irgendwo mit einer Hauptmacht zu einem Seekrieg kommen sollte, wuͤrde die Welt uͤber die Größe und Macht dieser besonderen Waffe, die sich seit kurzem bei uns gebildet, erstaunen.

Niederlande.

Mastricht, 28. Nov. Die Minister des Innern und der Finanzen, Herr von Schimmelpenninck und Herr Rochussen, bega— ben sich gestern von hier nach Kerkrade (Kirchrath) an der Preu— ßischen Graͤnze, um die dortige Kohlengrube zu besichtigen und zugleich das Terrain fuͤr die Eifenbahn von Mastricht bis an jene Graͤnze naͤher kennen zu lernen. Von Kerkrade sind die Minister uͤber Belgien nach Holland zuruͤckgekehrt.

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 3. Dez. Die Leipziger Zeitung plubizirt eine vom Ministerium des Innern unterm 20. November erlassene Verordnung, wodurch, zur Erleichterung der Reisen auf Eisenbah— nen, in Gemaͤßheit einer mit der Königlich Preußischen Regierung, so wie mit den Anhaltischen Herzogthuͤmern abgeschlossenen Ueber— einkunft, statt der Reisepaͤsse einfache Paßkarten fuͤr die Eisenbahn— Reisenden eingefuͤhrt werden. Diese Paßkarten werden immer fuͤr das laufende Kalenderjahr guͤltig seyn und nicht mehr als fuͤnf Silbergroschen kosten. Nur gewisse, streng paßpflichtige Indivi⸗ duen werden auch fernerhin gehalten seyn, sich mit Reisepaͤssen auch auf der Eisenbahn zu versehen.

X Dresden, 30. Nov. Der Verlust, den ich Ihnen in meinem letzten Berichte, (Staats-Stg. Nr. 32() als unserer Buͤhne wahrscheinlich drohend bezeichnete, ist leider nur zu schnell wirk— lich eingetreten. Unser auf fast allen Deutschen Buͤhnen ruͤhm— lich bekannter Darsteller der Charakter-Rollen, Pauli, ist am 28. d. M. Nachmittags 3 Uhr nach vorhergegangener laͤngerer Krank— heit an einem nervoͤsen Fieber gestorben. Sein Verlust, vor der Hand fuͤr unsere Buͤhne unersetzlich, wird in engeren, wie in weiteren Kreisen auf das Aufrichtigste betrauert. Sein Talent war ein sehr vielseitiges, denn er war sowohl in seinem eigent— lichen Fache als im Conversationsstuͤck und im Lustspiel stets der entschiedene Liebling des Publikums, das seiner tief— durchdachten Auffassung und Darstellung jeder Rolle ge— rechten Beifall zu zollen gewohnt war. Dabei zeichnete er sich namentlich auch durch treffliches Memoriren und den unermuͤd— lichsten Eifer fuͤr die Pflichten seines Berufes aus, der noch beim fuͤhlbaren Herannahen seiner Krankheit ihn nicht verlassen haben soll. Vorzuͤgliches Mitgefuͤhl erregt auch das Schicksal sei— ner jugendlichen Wittwe, die, aus einer hiesigen Familie von altem Adel abstammend, aus Liebe zu ihm sich dem Loose der Ausschließung aus dem Kreise der Ihrigen unterworfen hatte, und nun schon nach wenigen Jahren den Preis so schmerzlicher Opfer sich entrissen sieht!

Eine neue Schoͤpfung unseres Kapellmeisters Reißiger, die Oper Adele de Foix, Text in 4 Akten von Robert Blum in Leip— zig, ging gestern zum zweitenmale uͤber die Buͤhne. Der Beifall, welchen die erste Darstellung, der wir nicht beiwohnten, in reichem Maße geaͤrndtet haben soll, schien gestern schon merklich abgekuͤhlt, und wir glauben, der neuen Oper nur das Schicksal ihrer aͤlteren Schwestern, naͤmlich ein nicht allzulanges Leben, prophezeihen zu koͤnnen. Sosehr auch die genaueste Kenntniß der Theorie, die fleißigste Benutzung aller Mittel und die vorzuͤglichste Durcharbeitung diese neue Schöpfung des verdienstvollen Reißiger auszeichnen mag, so mangelt ihr doch zu Hervorbringung ergreifender Wirkung auf die Hoͤrer, ein wichtiges Etwas, der Hauch des Genius, dem allein es gegeben ist, das Herz der Menschen zu bewegen. Wir konnten in der ganzen ziemlich langen Oper (sie dauert von 6 bis 10 Uhr) kaum eine Partie von wirklich ergreifender Wir— kung sinden, so sehr auch die Darstellung durch Mad. Schroͤder— Devrient (Adele) und Herrn Tichatscheck (Koͤnig Franz J. von Frankreich) gehoben wurde. Doch sind einzelne Schoͤnheiten un— verkennbar, wohin wir namentlich das Duett zwischen dem Koͤnig und Adelen (z Akt Nr. 16) und den Schluß des 4 Aktes sowie die Mehrzahl der Choͤre rechnen. Sehr lobend ist des vorzuͤglichen Textes, der an einigen Stellen wirklich poetischen Werth besihzt,

sowie der glaͤnzenden aͤußeren Ausstattung zu gedenken.

Hannover, 1. Dez. Die Hannoversche Zeitung ent— halt das Programm fuͤr die am 2ten vorzunehmende Eroͤffnung der Staͤnde-Versammlung. Man ersieht daraus, daß die Eröoͤff— nung durch einen Königlichen Kommissarius erfolgt, der die An— rede an die Staͤnde sitzend abhalten wird.

Hamburg, 2. Dez. (B. H.) Wir haben heute zum er— stenmale die Raͤume unserer neuen Boöͤrse gefuͤllt gesehen. Die Versammlung galt der Feier der Einweihung des Gebäudes, wel— ches die Stelle unserer ehrwuͤrdigen, in ihrer Raͤumlichkeit aber den Anforderungen der jetzigen Zeit nicht mehr entsprechenden, al— ten Boͤrse zu ersetzen bestimmt ist. Den Kern dieser Versamm— lung bildeten diejenigen Mitglieder der Kaufmannschaft, welche durch ihre Geldbeitraͤge den lange projektirt gewesenen Bau des neues Hauses moͤglich gemacht haben; sie, nebst den Behoͤr⸗ den unferer Stadt und den Mitgliedern des hier residiren— den diplomatischen Corps, waren zu der Feier besonders ein— geladen worden. Außerdem hatte man noch einer zahlreichen Menge mit dem Handelsstande mehr oder weniger in Verbin— dung stehender Individuen den Eintritt in das neue Gebaͤude gestattet, welches indeß eine, noch viel groͤßere Anzahl haͤtte aufnehmen konnen, ohne uͤberfuͤllt zu werden. Die Feier begann mit der Auffuͤhrung des ersten Theiles einer von dem Pastor Dr. Freudentheil für diese Gelegenheit gedichteten, vom Musik— Direktor Grund komponirten Kantate. Dann nahm Herr Syn— dikus Kauffmann das Wort, um Namens des Senates dem Kommerzium und der Kaufmannschaft, das neue Gebaͤude zu übergeben, und zugleich eine Uebersicht äber die Entstehungs C' schichte desselben mitzutheilen. Diese Rede wurde vom e. G. H. Büsch, dem Praäͤfes des Kommerziums, beantw erntet, en⸗ cher sich uͤber den Geist und das Wesen des Hamburgischen . dels ausfuͤhrlicher aͤußerte. Den Beschluß machte der, e e e der Kantate. Die Feier, welche von 104 bis 12 Uhr . rs dauerte, wurde in Alien ihren Theilen auf das wurdevollste be— gangen.

Schweiz.

Genf, 21. Nov. Heute Morgen ist eine Proclamation er— schienen, welche verkuͤndigt, daß innerhalb 14 Tagen ein Wahl— Gesetz zur Berufung der „Constituante“ entworfen werden solle. Die Verfassung des Kantons Waadt, bekanntlich eine demokra⸗ tisch⸗repraͤsentative, ist in vielen Tausend Exemplaren gedruckt worden. Sie wird, wahrscheinlich mit einigen Modificationen, hier eingefuͤhrt werden.

Italien.

Palermo, 16. Nov. (A. 3.) Noch begluͤckt Palermo's Einwohner die Gegenwart der Königlichen Familie. Außer den ceremonienlosen Audienzen, welche Se. Majestaͤt unter freiem Himmel giebt, ertheilt der König zweimal jede Woche bffentliche Audienz und jeden Tag Privat-Audienz im Palaste. Der Sici— lianer ist bekanntlich kein Freund der Neapolitaner und ertraͤgt ungern die Herrschaft jenseits des Faro's; die Freundlichkeit aber, mit welcher der Koͤnig alle Bittschriften empfaͤngt, die Schnellig— keit, mit welcher die meisten beantwortet werden, gewinnt ihm die Herzen in wunderbarer Weise.

= ; Spanten.

Madrid, 22. Nov. Morgen Mittag um 2 Uhr wird der Regent seinen Einzug in Madrid halten. Unter dem Triumph— bogen, der in der Alcala-Straße errichtet worden ist, wird die Kommission des Ayuntamiento's eine Anrede halten, und von dort wird sich der Regent direkt nach dem Palaste begeben, wo er, in Anwesenheit der Königin, der Infantin und des Herrn Arguölles, die Truppen und die National-Garde vorbeidefiliren lassen wird.

Es war die Absicht der Regierung, am 19ten, als am Na— menstage der Koͤnigin, den Belagerungs-Zustand von Barcelona aufzuheben. Wir wissen nicht, ob die Umstaͤnde, in denen sich jene Stadt befindet, es erlaubt haben, dieses gute Vorhaben aus— zufuͤhren.

Der General Zabala ist zum außerordentlichen politischen Chef von Barcelona ernannt worden. An der hiesigen Boͤrse dauert das Steigen der Fonds noch immer in gleichen Die aktive Schuld ist heute mit 31 35 bezahlt worden.

Portugal.

Lissabon, 22. Nov. Am 18ten d. hat die Koͤnigin die Session der Cortes mit folgender Thron-Rede geschlossen:

„Seßiores, die anhaltende und emsige Beschaͤftigung mit so vielen und mannigfachen Gegenstaͤnden, wie sie dieser Session der gewohnlichen Cortes vorgelegen haben, erheischt gebieterisch eine Zeit lang Ruhe, damit der ermuͤdete Geist im Stande ist, seine Kraͤfte wieder zu sammeln und sich auf die Fortsetzung so wichti— ger Arbeiten vorzubereiten.“ .

„Ich wuͤnsche Mir mit den Mitgliedern der Legislatur Gluͤck zu dem Eifer und der Sorgsamkeit, welche in dieser verlaͤngerten Session zum Besten des Gemeinwohls gezeigt worden, und zu der

besonderen Aufmerksamkeit, welche dieselben den von Mir in Mei

ner Eröͤffnungs-Rede empfohlenen Gegenstaͤnden gewidmet haben.“

„Einer der letzteren, und ohne Zweifel der bedeutendste und dringendste, betraf die Fuͤrsorge fuͤr den Zustand der Finanzen, ohne welche es unmbͤglich gewesen ware, den uͤbernommenen viel fachen und seit lange ausstehenden Verpflichtungen zu genuͤgen und die anderen Verwaltungszweige in Ordnung zu bringen.“

„Ich kann nur bedauern, daß die öffentlichen Beduͤrfnisse und heilige Verpflichtungen, welche der Nation obliegen, die Erhebung einiger neuen Abgaben erfordert haben; Ich bin jedoch uͤberzeugt, daß Meine Unterthanen gewiß mit Freuden an jedem Opfer Theil nehmen werden, wenn es sich dabei um die Ehre und den Kredit der Nation handelt.“

„Sie haben gesehen, daß die oͤffentliche Sicherheit im Innern des Koͤnigreichs sich verbessert hat; die Banditen, welche Algar— bien und einen Theil von Alemtejo beunruhigten, haben in Folge der vermoͤge des Eifers der Behoͤrden und der erfolgreichen Mit wirkung der Armee ergriffenen angemessenen Maßregeln sich bedeu— tend vermindert. Diese Angelegenheit wird fortwaͤhrend die Auf— merksamkeit der Regierung verdienen.“ ö

„Ich danke der Kammer fuͤr die Subsidien, welche sie fuͤr die Ausgaben des Dienstes und zur Erfuͤllung von Pflichten, mit denen der National-Kredit wesentlich verknuͤpft ist, bewilligt haben. ;

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Seßores, das Vertrauen, welches Ich zu Ihrer Weisheit und zu Ihrem wohlbekannten Patriotismus hege, uͤberzeugt Mich, daß Sie, nach der Ruͤckkehr in Ihre Provinzen nuͤtzliche Beob achtungen uͤber die Beduͤrfnisse und Huͤlfsquellen des Volkes ein sammeln, uͤber die Mittel zur Befoͤrderung der allgemeinen Wohl fahrt nachdenken und dann, beseelt von denselben hochherzigen Gesinnungen, von denen Sie bis jetzt geleitet worden, an Ihre parlamentarischen Pflichten zuruͤckkehren werden, stets das große Ziel vor Augen, die politischen Institutionen der Monarchie zu be festigen und das Gedeihen der Nation zu fordern.“

„Die Session ist geschlossen.“

Türkei.

Konstantinopel, 10. Nov. (. 3.) Zu der nach Adria⸗ nopel beorberten Armee wird auch ein Artillerie⸗Regiment stoßen Auch spricht man davon, daß die Pforte in allen Haupt. Mill tai Pofsitionen Rumeliens kleinere Armee-Corps von S0 9h bis . Mann konzentriren werde. Hierzu sey der größte ö ö. tolischen Landwehr bestimmt. Als Grund dieser ,. ö man die Mißverhaͤltnisse mit Griechenland an. ö olle e mehrung der Rumeligtischen Armee wirklich ö ö fur de hnelle Ausrkstung mehrerer hieszn if m rer desest chen scheint, so glauben wir vielmehr, . Wend lemn i. 3. die schon seit langerer Zeit unter der , , , . . meliens herrschende Aufregung und die Zustar *,,

Die Truppen kehren allmaͤlig aus Kandia zuruͤck. Schon sind Tei Dampofboͤte mit ihnen gefuͤllt hier gelandet. ; e. ,,, ber Militair-Gouverneur von Diarbekir, . ales durch Wedschi, den Pascha von Konig, ersetzt.

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richt sich folgendermaßen uͤber die Differenzen mit 6 ri ech en⸗ son h aus? „Ungeachtet des Ramazan herrscht seit einigen Tagen . große Thätigkeit bei der Pforte und es finden fast taͤglich Berathungen unter dem Vorsite des Großwesirs statt. Man schreibt dies den Angelegenheiten Griechenlands und dem wenig loyalen Benehmen der Regierung in Athen gegen die Pforte zu. Es läßt fich hicht vorhersehen, wie weit die Dinge gehen werden, aber die Aufregung hat den höchsten Grad erreicht und die taͤglich aus Griechenland eingehenden Nachrichten sind nicht von der Art, die Gemuͤther zu beruhigen. Niemand kann wohl die Gerechtig⸗ keit der Beschwerden der Tuͤrkischen Regierung gegen den neuen Staat bezweifeln und man könnte die etwa fur ndthig erachteten

Zwangsmaßregeln nur billigen. Im Interesse des Friedens dieser

Länder und der Welt im Allgemeinen ist es indeß sehr zu wuͤn— schen, daß diese Angelegenheit auf friedliche Weise beigelegt werde, und daß die Diplomatie es auf sich nehme, die Griechische Re— gierung von ihrem Unrecht zu uͤberzeugen und sie veranlasse, dasselbe wieder gut zu machen.

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Paderborn, 28. Nov. (Westphäl. Merk) Ueber die in unserem gestrigen Blatte gemeldete Bischofs-Wahl kommen uns noch mehrere Details zu, aus welchen wir Folgendes nach— tragen: Die Wahl des hochwuͤrdigen Herrn Weih-Bischofs und Domprobstes Dammers (Hr. Cornelius Richard) erfolgte dem Ver— nehmen nach sogleich im ersten Skrutinium. Nach geschehener Wahl wurde dem Programm gemaͤß der von Sr. Königlichen Majestaͤt abgeordnete Wahl⸗Kommissarius, Se. Exzellenz der wirk— liche Geheime Rath und Ober-Praͤsident, Freiherr von Vincke, in die Kapitular-Versammlung eingefuͤhrt, und erklaͤrte derselbe so— fort die Koͤnigliche Zustimmung. Hierauf begab sich ein Dom-Kapitu— lar, in Begleitung des Justitiars der bischoͤflichen Behörde, des Notars und der Zeügen, aüfdas hohe Chor der Domkirche, und verkuͤndete dort dem versammelten Klerus den Ausgang der Wahl, welcher sodann am Eingange des Corps feierlich proklamirt wurde. Nach abgehalte— nem Tedeum, welchem der Koͤnigliche Bevollmaͤchtigte unter dem Baldachin stehend, ihm gegenuͤber der Gewaͤhlte mit den Beamten der bischoͤflichen Behoͤrde beiwohnten, wurde der neue Bischof von Paderborn von einigen Dom-Kapitularen, unter dem Gedraͤnge und dem Zujauchzen der Menge, nach seiner Wohnung geleitet. Herr Dammers ist hier am 25. Maͤrz 1762 geboren, im Jahre 1781 wurde er Kanonikus am Kapitel zum Bußdorf hier; von 1782 bis 1785 studirte er Jura, zuerst auf der Universitaͤt zu Heidelberg, dann zu Gottingen; 1786 wurde er zum Priester geweiht; 1790 trat er als Assessor bei dem hiesigen Offizialate ein; 1799 wurde er Offizial, 1803 General-Vikar, 1823 Vicarius apostoli cus und Dom-Probst; 1824 wurde er zum Bischofe von Tiberias konsekrirt. Sein Kirchlicher Sinn, seine Amts-Thaͤtigkeit waren stets ausgezeichnet. Als General-Vikarius und Vicarius apostoli cus hat er vorzuͤglich bewiesen, daß er befaͤhigt ist, am Schifflein Petri das Ruder mit zu fuͤhren, und da seine Geisteskraͤfte noch ruͤstig sind, koͤnnen wir mit Zuversicht alles Gute von seiner Ver— waltung der Didzese erwarten. Der noch einzuholenden Paͤpst— lichen Bestaäͤtigung durfte wohl gar kein Zweifel entgegenstehen.

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Die Handels-Kammer von Bordeaur und der Fran— zösisch⸗Belgische Zoll-Verband.

Paris, 29. Nov. Die Handels-Kammer von Bordeaux hat dem Handels-Minister ein Schreiben in Bezug auf den mit Belgien abzuschließenden Vertrag uͤbersandt. Das Schreiben ist ziemlich lang, und es werden darin die wahren oder angeblichen Vortheile beleuchtet, die fuͤr beide Lander aus einer Handels-Ver— bindung entspringen wurden, moͤge sich dieselbe nun auf einen Zoll-Verein oder auf eine einfache Herabsetzung der beiderseitigen Zoll-Tarife gruͤnden. Das erste Projekt scheint der Handels— Kammer von Bordeaux den Vorzug zu verdienen; da aber die Realisirung mehrere Schwierigkeiten darbieten wuͤrde, so verlangt sie fur jetzt nur die gegenseitige Herabsetzung der Zoll-Tarife, mit dem Vorbehalte, spaͤter zu einem Zoll-Vereine zu schreiten.

In beiden Faͤllen muͤßte man, der Handels-Kammer zufolge, damit anfangen, die Tarife beider Läaͤnder auf denselben Werth zu bringen. Die Gewerbtreibenden Belgiens und Frankreichs wuͤrden fuͤr die Rohstoffe, und die zur Verarbeitung derselben noͤthigen Stoffe, wie Eisen, Maschinen, Brennmaterial u. s. w. auf gleichen Fuß gestellt. Man muͤßte außerdem die Zoͤlle in bei— den Koͤnigreichen so einrichten, daß der Handels-Vertrag in Frankreich nur fuͤr Belgien, in Belgien nur fuͤr Frankreich vor— theilhaft waͤre. Ein einziger Tarif an der Graͤnze beider Laͤnder wurde diesen Zweck erfuͤllen. Durch Annahme eines solchen Sy— stems, sagt die Handels-Kammer, wuͤrde man vermeiden, daß der exceptionelle Tarif auch anderen Nationen Vortheil brachte und man wuͤrde sich allmaͤlig und ohne Erschuͤtterungen der gaͤnzlichen Aufhebung der Zoll-Linien zwischen Frankreich und Belgien naͤ— hern, einem Zustande, der fuͤr beide Voͤlker sowohl in politischer, als in okonomischer Hinsicht gleich wuͤnschenswerth sey.

Dies Projekt ist nichts weiter, als eine Erweiterung des Pro— hibitiv⸗Systems. Die Belgischen Tarife sind gegenwaͤrtig bei wei— tem niedriger, als die Franzoͤsischen. Nun will die Handels— Kammer von Bordeaux sie erhoͤhen und auf diese Weise Belgien von den benachbarten Nationen, mit Ausnahme Frankreichs, noch mehr isoliren, als es dies bereits ist. Dies ist, man muß es be— kennen, ein eigenthuͤmliches Verfahren fuͤr Kaufleute, die zu allen Zeiten sich fuͤr die Handels-Freiheit erklaͤrt haben. Aber was Belgien von Seiten Frankreichs gewoͤnne, das und noch mehr wuͤrde es von Seiten Englands, Deutschlands und Hollands, und im Allgemeinen allen Nationen gegenüber, mit denen es gegen— waͤrtig in Handels-Beziehungen steht, verlieren. Um konsequent zu seyn, muͤßte die Handels-Kammer von Bordeaux die Annahme des Belgischen Tarifs in Frankreich vorschlagen; dies ware besser in Uebereinstimmung mit der Einleitung des Schreibens, die ein radikales Glaubensbekenntniß zu Gunsten der Handels- Freiheit ist. Es ist schwer zu begreifen, wie man, nach einer solchen Ein— leitung, fuͤr ein benachbartes Land einen Tarif verlangen kann, den man im eigenen Lande als wesentlich mangelhaft und nach— theilig anerkennt.

Die Einfuhr Belgischer Erzeugnisse in Frankreich wuͤrde un— streitig fuͤr die Bewohner des neuen Königreichs sehr vortheilhaft seyn, aber dies muͤßte nicht unter der Bedingung geschehen, seinen Handel mit den anderen Völkern zu schwaͤchen, wie es der Fall . wärde, wenn man die Vorschlaͤge der Handels⸗Kammer von Bordeaux annähme. Heutzutage kann man nicht mehr durch An— wendung eines Ausschließungs-Systems zu seinem Zwecke gelan— gen. Wenn die, Freiheit des Handels zwischen Belgien und Frank— reich fuͤr beide Lander gut und vorthellhaft ist, warum foll Bel— gien sich dieselben Portheile in seinen Beziehungen mit Deutsch— land, England, Holland u. s. w. dadurch versagen, daß es an den Graͤnzen gegen diese Lander den Franzosischen Tarif annimmt, der in vielen Fallen ein wahrer Pxohibitiv-Tarif ist. Daran hat die Handels⸗-Kammer von Bordeaux nicht gedacht und ihr Wunsch HG lalen in woalteitechber a, ,, ,, : 1. h, Belgien in politischer und kommerzieller Hinsicht mit Frankreich zu vereinigen, hat sie in die sonderbarsten Tombinationen verfallen lassen, die der Handels-Minister bei seinen kommerziellen Unter— handlungen anzufuͤhren, wohl unterlassen wird. ; . . Die Handels-Kammer von Bordeaux wuͤnscht ferner, daß der Vertrag zu Gunsten unserer Industrie fuͤr folgende zwoͤlf Artikel abgeschlossen werde: 1) Batist; 2) wollene, seldene, baumwollene Strumpfwaaren; 3) Getränke (Wein und Branntwein); I Kry—

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stalls und Glaswaaren; 5 verarbeitetes Kupfer, Bronze u. s. w.; 6) neue Kleidungsstuͤcke; ) Olivenoͤl; 8 keinere Gegenstaͤnde zu weiblichen Handarbeiten (Mercerie); 9) Möbel; 109 Modewaa⸗ ren; 11) Porzellan; 12) wollene, baumwollene und seidene gefaͤrbte und bedruckte Zeuge. Endlich waͤre auch der Belgische Nachdruck zu unterdruͤcken, oder man sollte wenigstens stipuliren, daß ein Wiederabdruck nur stattfinden duͤrfe, wenn die Belgischen Buch⸗ haͤndler den Eigenthuͤmern Franzoͤsischer Werke eine Abgabe zahlten.

Wir sind in der Anfertigung der aufgezählten Manufaktur— Artikel den Belgiern unbestreitbar uͤberlegen; dennoch haben wir bei den meisten dieser Artikel einen Konkurrenten an England, und wenn Belgien sie von den darauf bestehenden Zbͤllen befreite, so wurden seine Verbindungen mit England unvermeidlich abnehmen. Dies ist uͤbrigens die Ansicht der Handels-Kammer von Bor— deaux, und wenn man ihr Schreiben liest, so wuͤrde man sagen, daß der Handel der einen Nation nur in dem Untergang des Handels einer anderen Nation sein Gedeihen finden koͤnne.

In Bezug auf die Einfuhr unserer Weine scheint uns das Problem fast ünloͤöbar. Der Zoll beträgt nur zwei Franken fuͤr das Hektolitre; hebt man ihn gaͤnzlich auf, so gewaͤhrt man un— seren Weinen keine merkliche Erleichterung. Die Accise betragt 33 Franken; wuͤrde man ohne Nachtheil diesen Zweig der oͤffent— lichen Einkuͤnfte antasten und das System der indirekten Steuern modifiziren koͤnnen? Dies beruͤhrt die finanzielle Organisation des Landes weit mehr, als eine bloße Verminderung der Zblle. Sodann kommen die Stadtzoͤlle, zu deren Herabsetzung der Koͤnig der Belgier nicht ermaͤchtigt ist. Er kann nach der Constitution die Kommunal-Budgets nicht reformiren; diefe Budgets werden ihm nur zur Genehmigung vorgelegt und diese Genehmigung kann er nur dann verweigern, wenn sie Aenderungen enthalten, von denen er glaubt, daß sie dem allgemeinen Interesse des Lan— des oder dem besonderen Interesse einer Stadt zuwiderlaufen. Wenn daher die Staͤdte ihre Zoͤlle so lassen, wie sie sind, so wer— den sie immer die Bestaͤtigung ihrer Budgets erhalten. Nun be— tragen die Stadtzoͤlle auf den Wein in Bruͤssel 24 Fr. fuͤr das Hektolitre, in pern, Teremonde, Ostende, Antwerpen, Gent, Bruͤgge, Tournay und Tongern 12 bis 15 Franken. Die Pruͤfung dieser Ziffern zeigt, daß der Stadtzoll fuͤr die Consumtion Franzoͤsischer Weine in Belgien stets ein großes Hinderniß seyn wird, und daß die Zugeständnisse fuͤr diesen Artikel fast unmöglich werden, weil die Herabsetzung des Stadtzolles nicht von der Regierung abhangt.

Belgien seinerseits verlangt eine Verminderung der Zoͤlle auf folgende 20 Artikel: 1) Leinene Gewebe aller Art, namentlich Leinwand, Zwillich und Tischzeug; 2) Tuch und wollene Zeuge; 3) Fußteppiche; ) Stab⸗ und Roheisen; 5) Maschinen; 6) Steln⸗ kohlen; 7) Jagd- und Luxus-Waffen; 8) Baumwollen-Zeuge; 9) gegerbte und zugerichtete Häute; 10 Glas- und Krystall-Wäa— ren; 11) Fayence und Toͤpfer-Waaren; 12) Schlachtvieh und Pferde; 13) fette Saamen-Oele; 14) Hopfen; 15) Alaun; 46) Naͤ—⸗ gel; 17) Messerschmied-Waaren; 18) Kupfer und Zink in Plat— ten und verarbeitet; 19) gewöhnliche Kraͤmer-Waaren; 20) Mar— mor in Platten.

Die Handels-Kammer von Bordeaux sucht darzuthun, daß wir fuͤr die meisten dieser Artikel mit den ähnlichen Belgischen Erzeugnissen rivalisiren, und wenn eine Differenz im Preise zu Gunsten der Belgischen stattfinde, so komme dies hauptsaͤchlich da— her, daß die Rohstoffe in Frankreich mit sehr hohen Steuern be— legt sind. Diese Bemerkungen sind richtig, aber die bei dieser Frage betheiligten Gewerbtreibenden werden sie nicht zugestehen, sondern ihre Genauigkeit bestreiten. Namentlich wuͤrde die Herab— setzung der Zoͤlle auf Stab- und Roheisen, Steinkohlen, Maschi— nen, Tuch und Wollenzeuge großen Widerstand finden. Schlacht— vieh und leinenes Garn wuͤrden gleichfalls ernstliche Schwierig— keiten darbieten.

Die Handels-Kammer verlangt eine Herabsetzung des Zolls auf Belgisches Eisen um 5 pCt.; er betraͤgt gegenwaͤrtig fuͤr plat— tes und rundes Stabeisen 15 bis 44 Fr. füͤr 100 Kilogrammes, in Belgien dagegen fuͤr dieselbe Quantitaͤt nur 12 Fr. 72 Cent. In Betreff der Steinkohlen verlangt die Belgische Regierung die Aufhebung der Zölle auf der Landgraͤnze, dagegen die Beibehal tung des Tarifs fuͤr diejenigen Steinkohlen, weiche zur See von Duͤnkirchen bis St. Malo eingefuͤhrt werden. gischen Kommissarien anfangs diese Anordnung vorschlugen, hat— ten sie dabei den Zweck, die Englischen Steinkohlen von unserer Con sumtion auszuschließen, oder wenigstens die Einfuhr derselben zu vermindern; dies scheint indeß von unserer Regierung nicht angenommen worden zu seyn. Wir glauben hier, mit der Han— dels-Kammer von Bordeaux, die fuͤr diesen Artikel auf ihr Aus schließungs⸗System verzichtet, daß man die Zölle auf alle Stein— kohlen, gleichviel woher dieselben kommen, aufheben muͤsse, wenn man die Franzoͤsische Industrie wahrhaft befoͤrdern wolle.

Wir wollen uns auf diesen Gegenstand nicht weiter einlassen. Die Schwierigkeiten, welche wir mehrmals hervorgehoben haben, sind noch vorhanden und wir glauben nicht, daß die Combinatio— nen der Handels-Kammer von Bordeaux mehr Chancen des Er— folgs haben, als Alles, was bisher vorgeschlagen ist. Belgien will sich nicht durch Frankreich absorbiren lassen; es fuͤhlt sehr wohl, daß es anderswo als bei uns kommerzielle Erfolge finden kann, und daß es, wenn es z. B. unseren Zoll-Tarif annähme, sich mehrere große Maͤrkte verschließen und seinen Austausch mit den vorzuͤglichsten Han dels-Nationen vermindern wuͤrde. Man wuͤnscht hier ungemein die Abschließung dieses Traktats und wir sind sehr beunruhigt durch den Gedanken, daß Belgien uns entschluͤpfen konne, indem es sich dem Deutschen Zoll-Vereine anschloͤsse. Aber noch einmal, die Hindernisse sind zahlreich und die rivalisirenden und ahnlichen In— dustriezweige wenig geneigt, Zugestaͤndnisse zu machen.

Indem die Bel

Die Eisenbahnen Dentschlands und der Nach⸗ barstaaten.

Erster Artikel. Dentschlands Eisenbahnen.

Der rasche Fortgang welchen das Eisenbahnwesen in unserem Vaterlande genommen hat, seit dem Regierungen und Privaten deren Nothwendigkeit erkannt haben, macht wuͤnschenswerth, daß von Zeit zu Zeit eine kurze uͤbersichtliche Darstellung vor Augen bringt, was bis dahin vollendet, was begonnen, was beab— sichtigt und was zu hoffen ist. Weil aber die mehrsten der— artigen Anlagen, mindestens in ihrem demnaächstigen Zusammen— hange, auf den großen Verkehr berechnet sind, so wird erforder— lich, daneben dle derartigen Arbeiten und Projekte der Nachbar— laͤnder zu beruuͤhren, um auf diese Weise genuͤgender zu beurthei⸗ len, auf welche Weise die großartigen Erfolge fuͤr den Verr,

welche England und die Vereinigten Staaten uns zeigen, auch

fuͤr Deutfchland zu erlangen sind.

Einsender glaubt zur Rechtfertigung dieses Versuchs bemer⸗ ken zu muͤssen, daß er nicht nur seit fast 9 Jahren Alles, was üͤber' Eisenbahnen verbffentlicht wurde, moͤglichst vollstaͤndig sam⸗ melte, sondern auch fast saͤmmtliche Deutsche Bahnen aus eigener Anschauung kennt und die Nachbarstaaten wenigstens theilweise besuchte.

J. Die wichtigsten Verhältnisse der vollendeten und im Bau begriffenen Deutschen Eisenbahnen.

1) Die Kaiser Ferdinand s-Nordbahn zieht sich von Bien uber Gaͤnserndorf, Lundenburg (Seitenbahn nach Bruͤnn, 8 Preußische Meilen lang), Hradisch, Nagagedl, Prerau (Fluͤgelbahn nach Ollmuͤtz, 3 Meilen lang), Leipnick, Weis⸗ kirchen, Ostrau, (Zweigbahn nach Troppau, 3 Meilen), Freistadt, Podgorze (Krakau) nach Bochnia. Sie hat noch eine Fluͤgelbahn, welche in der Richtung von Linz bis Stok⸗ kerau (2 Meilen) vollendet ist. Die Gesammtlaͤnge der Hauptbahn betragt etwa 60 Meilen, wovon ungefaͤhr 26 bis Leipnick vollendet sind; die Fluͤgelbahnen sind zusammen etwa 20 Meilen lang (eine dergleichen nach Preßburg ist nur noch Projekt), und außer der Stockerauer, ist noch die nach Bruͤnn und die nach Ollmuͤtz vollendet. Die 23 Mei⸗ len Haupt- und Zweigbahn nach Bruͤnn haben 3, 765900 Rthlr. gekostet. Die erste Strecke dieser Bahn bis Wa⸗ gram wurde am 23. November 1837 eroͤffnet, die Zweig⸗ bahn nach Ollmuͤtz am 17. Oktober 1841.

Bemerkungen uͤber Steigungen, Kruͤmmungen, beson⸗ dere Bauwerkeé u. dgl. zu machen, enthalte ich mich fuͤr jetzt um die Graͤnzen dieses Aufsatzes nicht zu sehr auszu⸗ dehnen; uͤber Tarifsaͤtze, Personen- und Waaren⸗Verkehr werde ich vielleicht weiter unten allgemeine Zusammenstel⸗ lungen liefern.

Wien-Raab Eisenbahn von Wien uͤber Baden, Neu⸗ stadt bis Neukirchen auf 8 Meilen vollendet; projektirt von Wien uͤber Bruck und Potzneusidl nach Preßburg 9 Mei⸗ len, und von Potzneusidl uber Wieselburg nach Raab 9 Meilen. Die 10 Meilen bis Gloggnitz, worunter 6 Mei⸗ len bis Neustadt Doppelbahn, follen 4,550,009 Rthlr. kosten. Sie ist bis Meidling im Maͤrz 1841, bis Neunkirchen am 24. Oktober 1841 eroͤffnet.

Budweis-Linz 17 Meilen, von da bis Gmunden 11 Meilen, (Pferde-Transport), hat 1,680,000 Rthlr. gekostet. Eine Strecke ist bereits 1828, die Fortsetzung bis Linz 1832, die Abtheilung nach Gmunden 1836 eroͤffnet. Prag-Pilsen 14 Meilen, ist nur bis Lana auf 6 Mei— len Lange vvllendet und hat 210000 Rthlr. gekostet (Pfer— de⸗ Transport).

Berlin-Potsdam 37 Meilen lang, ist mit einem Kosten— aufwande von 1,A378,00 Rthlr. eingerichtet und wird seit dem 30. Oktober 1838 befahren.

Berlin-Anhalt uͤber Wittenberg und Dessau nach Köͤ⸗ then fuͤhrend, etwa 20 Meilen lang, hat einen Kostenauf⸗ wand von 4,209,000 Rthlr. verursacht. Die erste Strecke ist am 1. September 1840, die ganze Bahn am 10. Sep— tember 1841 eroͤffnet.

Berlin⸗Frankfurt a. O., auf 107 Meile Laͤnge und 2,200,000 Rthlr. Kosten berechnet, ist noch nicht vollendet, scheint jedoch bis Ende 1812 dem Verkehre uͤbergeben wer— den zu koͤnnen.

Berlin-Stettin, im Bau begriffen und 1813 auf gan— zer Lange vollendet, ist 18 Meilen lang und möchte etwa 3, 028,000 Rthlr. kosten.

Magdeburg-Leipzig, uͤber Köthen (Anschluß an die Berlin-Anhalt-Bahn) und Halle sich hinziehend, ist bis zur Saͤchsischen Graͤnze 11 Meile lang und hat 3,020,000 Rthlr. gekostet. Die Strecke bis Schönebeck ist am 30. Juni 1839, die ganze Bahn im August 1849 eroͤffnet.

Die Ober-Schlesische Eisenbahn beginnt bei Breslau und fuͤhrt uͤber Ohlau, Brieg, Oppeln u. s. w. nach Neu— Berun an der Weichsel, woselbst eine Verbindung mit der Kaiser Ferdinands-Nordbahn beabsichtigt wird. Sie wird eine Gesammtlaͤnge von etwa 28 Meilen erhalten, ihr Bau bis Oppeln hat bereits bedeutende Fortschritte gemacht, und diese 10 Meilen sind zu 1,467,000 Rthlr. veranschlagt. Die Rheinische Bahn, von Köln uͤber Duͤren bis . gh, von da zur Belgischen Graͤnze 13. Meile lang, hat bis Aachen eine Ausgabe von etwa 5,000, 000 Rthlr. verursacht.

dorf-Elberfeld, 37 Meilen, mit einem Kosten— e von 1,620 000 Rthlr. hergestellt, ist bis Erkrath zezember 1838, auf ganzer Laͤnge im September

1841 eroͤffnet. Nuͤr g-Furth 1 Meile lang, hat 124770 Rthlr. ge⸗ kostet und wird seit dem 7. Dezember 1835 befahren. Münch en-Augsburg hat bei s? Meilen Lange, 2,33 j, in; Rthlr. Kostenaufwand erfordert; ist bis Lochhausen am 1. Sep⸗ tember 1839, bis Augsburg am 4. Oktober 1840 eroͤffnet. Saͤch sisch-Bayerische, von Leipzig uͤber Altenburg, Krim— mitzschau und Plauen zur Bayerschen Graͤnze bei Hof sich ziehend und bis dahin 19 Meilen lang, erhalt von Werdau aus eine 1 Meile lange Zweigbahn nach Zwickau. Sie wird eifrig bearbeitet, soll etwa 6000, 0090 Rthlr. kosten und demnaͤchst uͤber Lichtenfels, Bamberg nach Nuͤrnberg ver⸗ längert werden. Die Leipzig-Diresdner Bahn, uͤber Wurzen, Oschatz und Riesa fuͤhrend, hält mit ihrer Verlaͤngerung zur Preußsschen Braͤnze, wo sie die Magdeburg-Leipziger Bahn berührt, 17 Meilen; hat einen Kostenaufwand von etwa 6,000 00 Rthlr. verursacht und ist theilweise im Mai 1837, gaͤnzlich im April 1839 eroͤffnet. ö Die Badensche Eisenbahn soll Mannheim und Basel als Endpunkte haben und trifft auf diesem Wege Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe, Rastadt, Oos, Appenweier (Seiten⸗ bahn von 1,54 Meilen Laͤnge nach Kehh Offenburg, Ding⸗ lingen (Lahr), Kenzingen, Freiburg, Muͤllheim und Loͤrrach. Der Kostenanschlag fuͤr die Gesammtlaͤnge von 37 Meilen ist, mit einem Geleise 9,698,006 Rthlr., mit zwei Geleisen 13,138,009 Rthlr. Die am 13. September 1840 eröffnete 25 Meile lange Strecke zwischen Mannheim und Heidel⸗ berg, hat 693,509 Rthlr. gekostet. . Die Taunus-Eisenbahn, welche Frankfurt a. M. uͤber Kastell mit Wiesbaden verbindet, hat eine Zweigbahn fuͤr Pferde-Transport nach Bieberich. Der Baukosten⸗ Aufwand fuͤr diese etwa 5! Meilen lange Bahn, beträgt 1,831,009 Rthlr.; sie ist bis Hattersheim am 11. September 1839, auf ganzer Laͤnge am 13. April 1810 eröffnet, Braun sch welg⸗H . rz burg über Wolfenbuͤttel und Vie⸗ nenburg 8 Meilen lang, mit Fluͤgelbahn von Vienenburg