1841 / 342 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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set: Ich werde mich darnach richten. Die vorgeruͤckte Stunde ver— hinderte mich gestern, mehr zu sagen; ich habe auf die Erklarung des revolutiongiren Agenten Petit noch Einiges zu erwiedern. Der Hof hat gehort, wie der revolutionaire Agent mich einen Feigen und einen Moͤrder nannte, und wie er hinzufuͤgte, daß er selbst bewaffnet gewesen sey. Wenn ich ein Mörder bin, so bin ich es nur nach ihm und durch ihn, da er mich bewaffnet, und er mir das Zeichen zum Angriff gegeben hat. Ich bitte das Gericht, nicht zu glauben, daß ich mich vertheidigen wolle; ich bin strafbar; mein Kopf gehoöͤrt der Justiz. aber nicht den Revublikxanern; mein Kopf wird fallen; ich will, daß er falle; aber das Schwerdt der Gerechtigkeit und nicht das der Republikaner soll ihn trefen. Sie haben mich einen Eid schwöͤren lassen; ich habe diesen Eid treulich gehalten, aber sie ha⸗ ben ihn verletzt. Als Soldat der Societät egalitaire habe ich mei nen Schuß zuern abgefeuert; sind sie, jene Maulhelden, mir gefolgt? Es, giebt unter ihnen, m, H., Phrenologen; sie mögen untersüchtn, welcher Unterschied zwischen mir und jenen Robespierre'schen und Marat'schen Gesichtern ist. Der Praͤfident: Noch einmal, Que utssetz enthaltet cuch solcher Vergleiche und beschränkt euch auf eure Vertheidigungs mittel. Quenisset, immer aufgeregter: Ich will alle Folgen meiner That erdulden; ich werde mich niemals vertheidigen. Wenn ich mit den Republikanern gemeinschaftliche Sache machte fo ge'schah es, weil der Maire meines Geburtsortes sich weigerte, meine Bittschrift zu unterstuͤtzen, welche mir die Freiheit verschaffen und mir exlguben konnte, meinen alten 8öjaͤhrigen Vater zu unterstüͤtzen. Ich, habe jenen Maire einer kleinen Gemeinde mit 'der Regierung selbst verwechselt; das ist die Ursache meines Unterganges, meines Unglücks. Die Folgen desselben werde ich zu ertragen wißen. Meine Mitschuldigen glaubten, daß sie es mit einem Diebe zu thun haͤtten; sie kannten mich nur unter dem Namen Pappart; sie glaubten, daß ich derselbe ware, der unter diesem Ramen wegen Dicbstahis verur theilt wurde. Aber ich bin kein Dieb; ich bin ein rechtüicher Mann (un honnète homme). Die Beweise sind da. Meine Familie hat ihre Ehre seit sC0 Jahren unangetastet zu erhalten gewußt! Der Praͤsident setzte hierauf das Zeugen-Verhoͤr fort. (Fortsetzung folgt.)

Paris, 4. Dez. Man war sehr gespannt auf die Ant— wort des Journals la Presse auf den Artikel der Dabats, worin die Praͤsentation des Herrn von Lamartine zum Praͤfiden? ten der Deputirten-Kammer als ein von Herrn Thiers ersonne⸗ ner Plan dargestellt wurde. Die Art nun, wie diese Antwort heute in der Presse gegeben wird, bestaͤtigt, daß derjenige Theil der Konservativen, deren Organ das genannte Blatt ist, wirklich das Kabinet mit einer Coalition zu bedrohen gedenkt, wenn es sich weigerte, in ihren Vorschlag einzugehen. Es waͤre an sich gleichguͤltig, ob Herr Sauzet, der nach den' Dab 4ts volle Taug⸗ lichkeit in seiner Stelle bewiesen, Praͤsident der Kammer bleibt, oder Herr von Lamartine seine Stelle einnimmt, wenn es sich hier nicht gewissermaßen um eine Prinzipien Frage handelte.

Herr von Lamartine ist gleichsam die Seele desjenigen Thei— les der Kenservativen, die wohl zur Bildung des gegenwaͤrtigen Kabinets beigetragen, sich ihm aber nie haden ganz anschließen moͤgen. In einem Artikel der Presse, in welchem Herr von La— martine gestern das politische Glaubensbekenntniß dieser mit ihm verbundenen Partei ausgesprochen, wird gesagt, daß eine Reaction mit der in Frankreich bestehenden Ordnung der Dinge gar nicht mehr moglich sey, daß seine alleinige Existenz nur in einer wirk— lich constitutionellen Regierung bestehe, die von einer selbststaͤndi— gen konservativen Partei gestuͤtzt werde, einer Partei, die sich den Einfluͤssen von oben und uͤnten zu widersetzen gleich stark fuͤhle. Seit laͤnger als einem Jahre hat sich dlese Partei im Stillen vorbereitet, ein Kabinet zu bilden, das mit den Herren Mols und Lamartine die Herren Dufaure und Passy verbindet. Nach der Presse nun, die, wie gesagt, der Ausdruck dieser Partei ist, hätten dieses so zusammengesetzte Kabinet schon auf das vom 1. Maͤrz folgen muͤssen. Daß es aber das Kabinet vom 29. Okto ber nicht verdraͤngte, hat nur an der Bescheidenheit des Herrn von Lamartine gelegen, „der damals einzig und allein die Schwie— rigkeit der Umstaͤnde im Auge, weder an sich selbst, noch an seine politischen Freunde dachte, um kein Hinderniß, keine Verzoͤgerung demjenigen Kabinet zu verursachen, welches das vom 1. Maͤrz erseBzen sollte. .“ Hiermit wird nicht undeutlich zu verstehen ge— geben, daß diese Partei die jetzige Regierung eigentlich nur dulde, die zur Bewahrung ihrer eigenen Existenz sich fuͤr die Praͤsident— schaft des Herrn von Lamartine aussprechen muͤsse. Wenn aber zuletzt dem Kabinet die groͤßten Lobspruͤche gemacht werden und von ihm gesagt wird, „daß es Frankreich den Frieden geschenkt und aus der Gefahr gerettet, in welche das Kabinet vom 1 Maͤrz das Land gestuͤrzt“, so geschieht dies wohl nur, um anzudeuten, daß es fuͤr die Regierung gerathener sey, die Kandidatur zu un— terstutzen, weil, wenn es von der Linken geschehe, die Macht des Herrn Thiers wieder sehr wachsen duͤrfte.

kt Paris, 4. Dez. Die Gazette du Dauphins ist wegen mehrerer Artikel uͤber die vielbesprochene Didiersche An— gelegenheit von dem Geschworenengerichte der Beleidigung des Königs und der Aufreizung zum Haß und zur Verachtung gegen die Regierung fuͤr schuldig erklart worden. Der Gerichtshof seiner— seits hat mit einer in solchen Fallen, und zumal gegen ein legiti— mistisches Blatt, ungewoͤhnlichen Milde den schuldig gefundenen Geranten der Gazette du Dauphiné nur in das Minimum der Strafe, sechs Monate Gefaͤngniß und 509 Fr. Geldbuße, verurtheilt. Es ist nur zu wuͤnschen, daß mit diesem Pro—⸗ zesse nun eine Sache abgethan fey, welche schon oft die Veranlassung zu bitterem Aergerniß geworden ist. Freilich sind jene blutigen Erinnerungen immer absichtlich und mit dem vollen Bewußtseyn ihrer gehässigen Wirkungen von den Feinden der Regierung angeregt worden, allein 6hne die Mißgriffe der Behörden, ohne die gezeigte übertriebene Empfindlichkeit, und der allen Dingen ohne so manche Handlung der polizeilichen Will⸗ kur, die man sich bei der Verfolgung der Urheber oder bei der Aufsuchung der Quellen jenes Skandals erlaubte, wuͤrde dieser nie zu der gefährlichen Görbße angewachsen seyn, die einen Augen— blick die höchsten personlichen Existenzen Frankreichs auf das leb— hafteste beunruhigt zu haben scheint.

Der National versichert, daß seit 1830 über vierzehn Tau— send politische Prozesse aller Arten in Frankreich vorgekommen seyen. Diese Angabe scheint dergestalt uͤbertrieben, daß die ge⸗ nannte Zahl kaum erreicht werden wurde, wenn man nicht die verschiedenen Prozesse, sondern alle einzelnen politischer Dinge wegen Angeklagten zusammenrechnete. j

Die ersten Verhandlungen des Quenissetschen Prozesses vor dem Pairshofe haben nicht dazu beigetragen, die Gleschg llligk et des Publikums merklich zu vermindern. Selbst die dͤffentlichen Tribünen, auf denen man sich sonst bei ähnlichen Veranlassungen wie bei einem großen Theaterfeste draͤngte, waren gestenn nur dünn besetzt. Wie könnte sich auch die elegante Parsser Welt fuͤr oder gegen einen Haufen Handwerksgesellen interessiren, die

in ihrem Arbeitsanzuge vor den Schranken des Gerichts erschei⸗

nen, die gewoͤhnlichsten Gesichter von der Welt zur Schau tragen

und ein höchst erbaͤrmliches Franzbsisch sprechen! Dazu komint,

daß nicht einmal das Verbrechen, das man ihnen zur Last legt, einen romantischen Schimmer auf ihre unbedeutenden Persoͤnlich—

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keiten werfen kann. Denn giebt es hier etwas Alltaͤglicheres, als

eine Verschwoͤrung gegen den Staat? Quenisset freilich hat eine Pistole auf den Herzog von Aumale abgefeuert, aber seine Kugel hat ja nur das Blut eines Pferdes fließen machen. Die jetzt vor dem hohen Tribunale stehenden Angeklagten haben nicht den allermindesten Anspruch auf eine rege Theilnahme. Ab sie schuldig oder unschuldig sind, ist fuͤr die Gesellschaft ohne Belang und man mag sie hinrichten oder auf die Galeeren schicken, oder freisprechen, das Pariser Publikum wird sich keinen Augen— blick daruͤber beunruhlgen. Aber das Pariser Publikum wird nur zu fruͤh erfahren, daß die Verirrung jener Menschen das Symptom eines furchtbaren Uebels war, mit dem es Zeit waͤre, sich zu beschaͤftigen.

Großbritanien und Irland.

London, 1. Dez. Ihre Majeslaͤt die Koͤnigin hat am Montag ihre erste Spazierfahrt nach ihrer Wiedergenesuung vom Wochenbett gemacht.

Nach einem Provinzialblatte beabsichtigt Sir Robert Peel das

Parlament zum 25. Januar zu versammeln und ihm dann die Niedersetzung einer Kommission oder eines Ausschusses zur Unter— suchung der Ursachen des Volks-Elendes vorzuschlagen. Man glaubt, daß der große Auswanderungs-Plan, von welchem jetzt viel die Rede ist, den Haupttheil der Vorschlaͤge Sir. R. Peel's bilden werden. Die Vereine gegen die Korn⸗Gesetze eifern sehr wider dieses Projekt, weil sie darin eine bloße Ablenkung der Auf— merksamkeit von den Korn-Gesetzen erblicken will. Bemerkens— werth ist es, daß der neue Lord-Mayor von London sich gewei⸗ gert hat, eine Versammlung zum Berathen uͤber den Auswande— rungs⸗-Plan einzuberufen, eine Entscheidung, welche die Times sehr belobt, da eine so wichtige Maßregel nicht der ruhigen Erwaͤ— gung der Regierung entzogen werden muͤsse. . Der religioͤse Zustand der Universitaͤt Oxford, wo der Haupt⸗ sitz des Puseyismus ist, wird immer bedenklicher. In une, sagt der Sun, „erwartet man den offenen Uebertritt vieler Studen ten zum Katholizismus, und nicht wenige von den Professoren stehen im Verdacht, sich insgeheim mit dem Paͤpstlichen Stuhl ausgesbhnt zu haben. Einige Professoren der Theologie haben in ihren Familien die Ohrenbeichte eingefuͤhrt und nehmen noch son⸗ stige Religionsakte der Roͤmischen Kirche vor.““

In Texas wuͤthet Buͤrgerkrieg. Im oͤstlichen Theile dieses

Landes waren naͤmlich zwei Parteien, Regulatoren und Modera— toren genannt, schon seit einiger Zeit an einander gerathen, und es war zuletzt zu so heftigen Ausbruͤchen gekommen, daß die Re— gierung es fuͤr noͤthig gefunden hatte, ein Detaschement von 2060 Mann Truppen gegen sie abzusenden. Beide Parteien sind stark an Zahl und haben sich Hauptleute und Ober-Befehlshaber ge— wahlt. Wo sie zusammentreffen, giebt es blutige Köpfe, und die Gefangenen werden nach den xrespektiven Hauptquartieren abge⸗ fuͤhrt. Wahrscheinlich werden sich die Truppen mit den Regula⸗ toren vereinigen, um die Moderatoren anzugreifen, welche angeb⸗ lich allerlei Gesindel, deren Vertilgung die Regulatoren beabsich⸗ tigten, in ihre Reihen aufgenommen haben. Laut einem Briefe aus dem auswaͤrtigen Amte an einen Glasgower Kaufmann ist das Ministerium der Ansicht, daß der Brasilianische Handels-Vertrag erst am 10. November 1813 ab— laufen kann. Der Courier meint, daß es wahrscheinlich viele Traktate von Seiten des Ministeriums erfordern werde, um die Differenz zu einem befriedigenden Ausgang zu fuͤhren.

Am Mittwoch sind in Portsmouth wieder zwei Truppen— Detaschements nach China eingeschifft worden; sie bestanden aus 120 Mann vom 26sten und 110 vom 55sten Infanterie⸗Regimente. Im Ganzen werden drei Schiffe mit Truppen nach jener Be— stimmung abgehen; sie sollen sich in Plymouth sammeln und wer— den im Ganzen 2000 Mann aufnehmen.

Mit dem Hamburger Schiffe „Magdalene und Wilhelmine“ sind Nachrichten aus Rio Janeiro vom 6. Oktober in Falmouth eingegangen. Sie melden, es seyen auf die Nachricht, daß die Vereinigten Staaten den Zoll auf Brasilianischen Kaffee erhöhen wollten, alle Versendungen nach den Vereinigten Staaten suspen— dirt worden.

Die Groß-sJury, welche daruͤber entscheidet, ob die Anklage gegen die vor die Assisen Gewiesenen uͤberhaupt statthaft ist oder nicht, hat gestern die Anklage gegen E. B. Smith, den Berfaͤlscher der Schatzkammer-sScheine, fuͤr statthaft erklart, und der Prozeß wird, wie man glaubt, gleich bei Erbffnung der Session des Cen— tral-Kriminal-Gerichts vor diesem Tribunal beginnen.

Die Spanische Finanz-Agentur in London ist von den Herren Zulueza auf die Herren Aguirre, Selarte und Murieta uͤberge⸗ gangen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 14. Dez. Der General-Secretair des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Herr Leclercg, ist vor einigen Tagen, nach langerer Krankheit, mit Tode abgegangen.

Ein Prozeß gegen den Kaufmann Adrian im Haag, der eines betruͤglichen Bankerotts angeklagt war, hat im ganzen Lande gro ßes Aufsehen gemacht, weil der Genannte mit vielen hohen Per sonen in Verbindung gestanden haben soll. Heute hat dieser Pro— zeß damit geendigt, daß der Gerichtshof den Angeklagten fuͤr nicht schuldig erklaͤrt und in voͤllige Freiheit gesetzt hat.

Deutsche Bundesstaaten.

München, J. Dez. (A. Z.) Im vollen Hoftheater wurde gestern zum erstenmal Lachners große tragische Oper mit Ballet: „Katharina Cornaro,“ aufgefuͤhrt. Es ist hier nicht der Ort, in eine Zergliederung dieses Werkes einzugehen, welches jedenfalls zu den großartigsten dramatisch-musikalischen Hervorbringungen un— serer Zeit gehort. Es genuͤge die Erwähnung der Thatsache, daß der Erfolg ein glaͤnzender war.

A Leipzig, 7. Dez. Zu meinem gestrigen Berichte uͤber den Entwurf der Statuten fuͤr die Saͤchsisch⸗Balerische Eisenbahn, muß ich nachtraͤglich noch Einiges bemerken, was bei den Bera— thungen daruͤber in der General-Versammlung muthmaßlich zu lebhaften Diskussionen Veranlassung geben wird. Es sind naͤm— lich bei Abfassung dieses Entwurfs, zwischen dem Direktorium und dem Ausschusse, Meinungs-Verschiedenheiten zu Tage gekom— men, welche auszugleichen in Bezug auf mehrere, und zwar sehr wichtige Punkte troß aller aufgewendeten Bemuhungen unmoglich gewesen ist und welche daher der General-Versammlung zur Ent— scheidung vorgelegt werden sollen. Ich werde diese streitigen Punkte, von welchen die meisten von allgemeiner praktischer Wich— tigkeit sind, in Kuͤrze durchgehen und bemerke nur noch, daß der Entwurf in der Fassung, in welcher er gedruckt vorliegt, die An— sichten des Direktoriums repraͤsentirt, dle abweichenden Ansichten des Ausschusses also in der General-Versammlung als Amende— ments dazu zum Vorschein kommen werden. .

Der erste Differenzpunkt betrifft die Auszahlung der Divi— dende, ist also allerdings in seiner praktischen Anwendung von

nicht unmittelbarer Bedeutung; indeß muß in den Statuten auch daruͤber eine feste Bestimmung getroffen werden. Das Direkto— rium will die Dividende (welche, wie ich erinnern muß, auch die Zinsen des Actien-Kapitals in sich schließth in zwei Raten ausge— zahlt wissen, einmal im Juli, das zweite Mal zu Ende des Jah— res. Der Ausschuß dagegen haͤlt eine einmalige DividendenZah— lung fuͤr zweckmaͤßiger und zwar darum, well muthmaßlich die erste jener Zahlungen, da sie von der, voraussaͤtzlich nur geringen Einnahme des Winters geschehen muͤßte, meistentheils sehr duͤrf— tig ausfallen, bisweilen sogar die Gesellschafts-Kasse in Verlegen— heit setzen wuͤrde.

Die zweite Meinungs-Verschiedenheit bezieht sich ebenfalls auf einen Geldpunkt. Der Entwurf bestimmt namlich, daß den Actionairen freistehen solle, den ganzen Betrag ihrer Actien auf einmal einzuzahlen, sobald der Ausschuß und das Direktorium ein— verstanden waren und die Regierungen ihre Zustimmung dazu er theilten. Natuͤrlich wuͤrden die solchergestalt im Voraus einge— zahlten Summen vom Tage der Einzahlung an mit 4 pét. verzinst werden muͤssen. Aus diesem Grunde befuͤrchtet nun aber der Ausschuß, daß ein großer Theil der Actionaire von dieser Erlaubniß Gebrauch machen, daß dies den Cours der Actien zu schnell in die Hoͤhe treiben und der Agiotage Vorschub leisten mochte, und deshalb hat er sich gegen diese Bestimmung erklart, deren Annahme durch die General— Versammlung jedoch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu vermu— then steht, da fast alle Actionaire an dem Durchgehen derselben ein Interesse haben, die vermögenden, weil sie ihr Geld dann so— gleich auf gute und sichere Zinsen anlegen koͤnnen, diejenigen aber, welche uber ihre Kraͤfte Actien gezeichnet haben, weil sie so aus der Verlegenheit kommen, bald zahlen zu muͤssen, und uͤberdies hoffen durfen, zu besseren Eoursen zu verkaufen. Jedenfalls wird diese Frage eine sehr lebhafte Debatte hervorrufen.

Ein dritter Punkt ist die Wahl von Stellvertretern fuͤr die Direktorial-Mitglieder, eine Maßregel, welche der Ausschuß vor geschlagen, das Direktorium aber verworfen hat. Bei der Leip zig-Dresdener Bahn findet allerdings eine solche Stellvertretung statt; doch sollen eben dort sich manche Schattenseiten dieser Ein richtung herausgestellt haben. Im vorliegenden Falle kommt noch die Schwierigkeit hinzu, daß dem Folgerecht auch die Regierungen fuͤr ihre beiden Direktorial-Mitglieder Stellvertreter ernennen mußten, was gleichwohl auf mancherlei Hindernisse stoßen wuͤrde.

Desgleichen ist man daruͤber uneins, ob bei Abwesenheit ei nes der Direktoren der Bevollmächtigte Stimmrecht haben solle.

Ferner besteht das Direktorium auf der Kontrasignatur der von dem Vorsitzenden vollzogenen Dokumente durch den Bevoll maͤchtigten oder einen der Direktoren, während der Aus schuß jene Unterschrift allein fuͤr hinreichend haͤlt.

Endlich, und dies ist ein Punkt, welcher das allgemeinste In teresse in sich schließt, verwirft der Ausschuß die S chiedsgerichte und will alle Streitigkeiten in Sachen der Eisenbahn an das hie sige Handelsgericht gewiesen und nach dem dortigen summarischen Verfahren, aber vor ordentlichen Richtern verhandelt wissen. Es wird somit hier, in einer der wichtigsten Verkehrs-Angelegenheiten, die Nuͤtzlichkeit der Schiedsgerichte in Frage gestellt. Bemerken muß ich hierzu noch, daß bei der Leipzig-Dresdener Bahn, wo ebenfalls das schiedsrichterliche Verfahren angenommen ist, der Erfolg durchaus nicht gegen dasselbe bewiesen hat, vielmehr eine rasche und befriedigende Entscheidung in den meisten Faͤllen er langt worden ist. Dennoch zweifle ich, bei dem Uebergewicht, welches bei uns noch immer das strengsuristische Element hat, ol der Antrag des Direktoriums durchgehen werde.

Stuttgart, 5. Dez. (Württ. Bl.) Kammer der Al geordneten. Sitzung vom 3. Dezember. Tages-Ordnung: Fort

setzung der Berathung der S trafprozeß⸗Ordnung. Die Kommi sion bemerkte uͤber die Einrichtung des Schlußverfahrens, daß fie sich auch mit der Frage beschäftigt habe, ob es nicht ausführbar ware, den Akt der Beeidigung der Zeugen in das Schlußverfah ren zu verlegen; die der Erweiterung des S chlußverfahrens in dieser Richtung entgegenstehenden sehr erheblichen Anstäͤnde hätten ihr aber nicht gestattet, einen Antrag als Regel zu machen. Dagegen sollte nach ihrer Ansicht dem entscheidenden Richter nicht jede Möglichkeit abge schnitten seyn, die Zeugen selbst zu hoöͤren; es sollte diesem die Befugniß eingeraumt werden, wo ihm der Zweck der Ausmittelung dei Wahrheit dies zu fordern scheint, die Zeugen entweder von Amts wegen, oder auf den fuͤr statthaft erkannten Antrag des Angeschul digten oder seines Vertheidigers, oder des offentlichen Anklaägers im Schluß-Verfahren zu vernehmen. In Faͤllen, wo auf Todes strafe oder auf lebenslaͤngliche Zuchthausstrafe voraussichtlich zu erkennen ist, sollte schon auf den Antrag von zwei Mitgliedern des erkennenden Gerichts, in den uͤbrigen Faͤllen aber durch die sonst gesetzliche Majoritaͤt die Einberufung der Zeugen zur Ver nehmung im Schluß-Verfahren zu beschlleßen seyn. Die Kom— mission beantragt daher, folgenden Artikel nach dem Art. 310 auf zunehmen: „Dem Gerichtshofe steht die Befugniß zu, entweder auf den fuͤr statthaft erkannten Antrag des offentlichen Auklaͤgers, des Angeschul digten, oder seines Vertheidigers, oder von Amts wegen, so fern dies fuͤr Ausmittelung der Wahrheit noͤthig zu seyn scheint, die Zeugen vorzuladen und in der oͤffentlichen Sitzung abzuhören. Wenn auf Todesstrafe oder auf lebenslaͤngliche Zuchthausstrafe zu erkennen ist, ist die Vorladung der Zeugen schon auf den Antrag von zwei Mit— gliedern des Gerichtes zu verfugen, in den uͤbrigen Faͤllen aber wird die gewohnliche Stimmenmehrheit zu einem solchen Beschlusse erfordert.“ Dieser Antrag der Kommission wurde von der Versammlung nach lebhafter Debatte angenommen.

Darmstadt, 6. Dez. Die Thron-Rede, womit Se. Ko nigl. Hoheit der Großherzog heute Mittag ũ um 12 Uhr den g9ten Landtag des Großherzogthums eroöͤffnete, lautet wie folgt:

„Meine Herren Staͤnde! ö ;

Gern habe Ich Sie versammelt sehen und Ihre zweite Kammer in den neuen Wirkungskreis selbst einführen wollen. Als Ich mit dem Anfange dieses Jahres die vorige Staͤnde⸗Versammlung schloß, mußten Mich ernste Mahnungen der Zeit veranlassen, an eine Ver vollstaͤndigung des Kriegs-Materials, so wie der Kriegs⸗Vorraͤthe, zu denken und Maßregeln zur Ausfuͤhrung zu bringen, wodurch Unsere Militair-Einrichtungen mit den Bundes⸗-Vorschriften vollends in Einklang gebracht werden sollten. Was Ich zu diesem Ende an zuordnen Mich fuͤr verpflichtet hielt, wird Fhnen im Laufe der Siz⸗ zungen kundgegeben werden. Die Sicherung des gesammten Deutsch lands, die Vervollstaͤndigung seines Vertheidigungs-Systems wird aber den Deutschen Bund noch zu Verwendungen noͤthigen, die ver— hältnißmaͤßig auch das Großherzogthum treffen, und woruͤber Ih— nen, insoweit dies der Fall ist, ebenwohl Erdffnungen gemacht wer— den sollen. iese Vorkehrungen sind nothwendige Vorbedingun⸗ gen selbst eines ehrenvollen Friedens, und schon darum bin Ich überzeugt, daß Sie zur verfassungsmaͤßigen Mitwirkung bei Her— beischaffung der Mittel, welche die Erfuͤllung solcher Verbind⸗ lichkeiten erheischt, eben so bereit seyn, als der Vorsehung mit Mir dafuͤr danken werden, daß sie Uns die Wohlthaten des Friedens fuͤr solchen Preis so dauernd genießen laßt. Uebri— gens kann Ich nicht unterlassen, Sie bei dieser Gelegenheit auf⸗

merksam darauf zu machen, wie sich unsere bestehenden Militair Einrichtungen unter den damaligen Zeitverhaͤltnissen auf das voll

sommenste bewaͤhrt haben; nicht nur machten sie jede ungewöhn⸗

liche Rekruten-⸗Aushebung oder Waffen Uebung unndthig, sondern sie bewirkten auch, daß die bundesgesetzmaͤßige Bereithaltung Meiner Truppen einen verhaͤltnißmaͤßig weit geringeren Kosten⸗ Aufwand erforderte, als ohne jene Einrichtungen der Fall gewesen seyn wuͤrde. In seinen Fortschritten ist das Land in der Zwischen

zeit durch kein bemerkenswerthes Ereigniß gehemmt worden. Das fruͤher angenommene Straßenbgu⸗System naͤhert sich immer mehr seiner Vollendung, und die gesetzlich vorbereitete Befreiung des Grund

Eigenthums von beschwerenden Lasten durfte schon in wenig Jahren, besonders was die zu Meinem Haus- Vermdͤgen gehorenden Gefaͤlle betrifft, zum Ziele gefuͤhrt seyn. Die auf dem vorigen Landtage berathenen Gesetze und zur Sprache gekommenen Verordnungen, die beim Schlusse desselben nicht schon erlassen waren, habe Ich inmit— telst , mit möglichster Beruͤcksichtigung der staͤndischen Wiümsche, ver

kunden lassen und freue Mich besonders, das Strafgesetzbuch für das ganze Land nun bald in Anwendung gebracht zu fehen.« An der neuen Civih-Gesetzgebung habe Ich zwar unausgesetzt arbei

ten lassen, indessen ist keiner der Entwürfe bis jetzt zu der Reife ge

diehen, um auf diesem Landtage schon vorgelegt zu werden. Da

gegen habe Ich im Laufe dieses Sommers die Genugthuung gehabt, an einem Vertrage Theil ju nehmen, der die Fortdauer des Deut

schen Zoll-Vereins fuͤr zwoͤff weitere Jahre sichert, und kann Ihnen zugleich einige Erweiterung jenes Vereins ankuͤndigen, indeni ver schiedene Deutsche Regierungen Vertrage uͤber ihren Anschluß an den selben haben abschließen lassen. Je mehr Ich seit dem Antritt Meiner Regierung in der Begruͤndung des Gluͤcks Meiner Untertha nen Mein eigenes Gluͤck zu finden gewohnt bin, desto wohlthuender war es fuͤr Mich, zu sehen, daß man Meinen wohlgemeinten Bestre bungen Gerechtigkeit widerfahren laͤßt, und insbesondere dafuͤr redende Beweise zu erhalten, daß der Landestheil, welcher erst seit 25 Fahren mit dem Großherzogthum vereinigt ist, zufrieden mit seinem Loose, den aͤlteren Landen an Ergebenheit und Anhaͤnglichkeit an Meine Person und Re gierung nicht nachsteht. Neben den wenigen, nicht weitlaͤuftigen, anderweiten Vorlagen, werden sich auf diesem Landtage Ihre Arbei

ten hauptsaͤchlich auf die Berathung des Budgets und einiger Finanz

Gesetze beschraͤnken, die Ich in diesen Tagen an Sie bringen lasse, und dadurch ist denn zugleich die Aussicht begruͤndet, daß diefer Land

tag nur von sehr kurzer Dauer seyn werde. Wenn das Ausgabe

Budget sich hoͤher als das der laufenden Finanz Periode darstellt, ohne iedoch zu neuen Auflagen zu noͤthigen, so beruht dies theils auf Bun

des Beschluͤssen, die inmittelst erfolgt sind, theils auf Ausgaben, die im Interesse des oͤffentlichen Wohls oder des Dienstes in Aussicht ge nommen worden sind. Schließlich versichere ich Sie Meines lan

desherrlichen Wohlwollens.“

Kiel, 3. Dez. (Hannov. Ztg.) Dem hiesigen Professor der orientalischen Sprachen, Justus Ilshausen, vor einiger Zeit von einer Reise, die er nach dem Oriente unternommen, zuruͤck— gekehrt, ist die Auszeichnung geworden, durch ein Königl. Reskript in eine Kommission berufen zu werden, welche die zahlreichen Ma— nuskripte der großen Koͤniglichen Bibliothek in Kopenhagen pruͤ— fen, verzeichnen und die wichtigeren zum Druck befoͤrdern soll. Die uͤbrigen Mitglieder dieser Kommission sind der beruͤhmte Kunstkenner, Herr von Rumohr, Mitglied der Holsteinschen Rit— terschaft und Holsteinscher Gutsherr, der Ober-Bibliothekar Wer— lauff und Bibliothekar Madvig, letztere beide in Kopenhagen. Die Kopenhagener große Biblisthek besitzt einen großen Schatz von Handschriften; sie ist besonders reich an orientalischen, erst iu neueren Zeiten erworbenen Manuskripten. Es ist füuͤr die Wissen— schaften sehr erfreulich, daß Se. Majestät dieser großen Samm— lung Ihre Aufmerksamkeit zuwenden und die Hoffnung begruͤn—

den, selbige der gelehrten Welt zugaͤnglicher zu machen, als sie bis—

her gewesen ist.

Oesterreich.

Wien, 3. Dez. (Schles. 3.) Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Stephan, welcher vorige Woche aus Boͤhmen hierher zuruͤckkehrte, ist im Begriffe, sich auf einige Zeit zu seinen erlauch— ten Aeltern nach Ofen zu begeben. Kuͤnftiges Fruͤhjahr wird dieser Prinz eine Reise nach St. Petersburg antreten, von der schon jetzt in hiesigen Zirkeln viel gesprochen wird.

Se. Majestaͤt der Kaiser haben den Oberst-Lieutenant Ritter von Birago, Premier-Wachtmeister der adeligen Lombardisch-Ve netianischen Leibgarde, in Anerkennung seiner Verdienste um das Armee-Bruͤckenwesen, zum Obersten, mit Belassung in seiner ge⸗ genwaͤrtigen Anstellung, ernannt.

Dem Vernehmen nach, kommt im nächsten Monat das hiesige großartige Theater-Gebaͤude an der Wien, das auf etwa 180,060 Fl. C⸗M. gerichtlich geschäͤtzt ist, zur oͤffentlichen Versteigerung. Da der gegenwartige Pächter desselben damit schon ein großes Vermoͤgen erworben hat, und den Kauflustigen eine Allerhöchste Entschließung: daß dem kuͤnftigen Eigenthuͤmer die Theater-Be fugniß ertheilt werden kann, bekannt gemacht werden wird, so laßt sich wohl an einer starken Konkurrenz nicht zweifeln.

Pesth, 29. Nov. Die große Reichstags-Deputation hat heute ihre Sitzungen hier begonnen. Der Zweck der Verhand— lungen wird vorerst die Revision und Umarbeitung des Ungarsschen Kriminal-Kodex seyn, und diese Vorarbeit wird dann dem kuͤnfti— gen Reichstage vorgelegt werden. Zu dieser Deputation sind viele Deputirte aus verschiedenen Gegenden des Landes hier eingetroffen, die auf Kosten der Stadt untergebracht werden. Darunter be— findet sich auch der beruͤhmte Landtags-Deputirte von Deak, dem seine zahlreichen Anhaͤnger an demselben Abend vor seiner Woh— nung eine glanzende Serenade bei zahllosen Fackelflammen brachten.

Wir erfahren so eben aus guter Quelle, daß Se. Majestäͤt der Kaiser dem von Csanader Bischof Lonovies aus Rom mitge— brachten Päaͤpstlichen Breve in Betreff der gemischten Ehen in Ungarn das Placetum regium ertheilt habe. Die Geistlichkeit ist davon bereits in Kenntniß gesetzt und derselben der Inhalt des Breve mitgetheilt worden; allein das Königliche Placetum soll, dem Vernehmen nach, nicht vor dem naͤchsten Ungarischen Reichs— tag bekannt gemacht werden.

Italien.

Döom, 27. Nov. (A. Z.) Zwei Söhne des Don Carlos, die Infanten Johann Karl und Ferdinand, sind heute von Florenz unter dem Namen Grafen von Monforti hier eingetroffen. Wie man hoöͤrt, sind sie die Ueberbringer eines eigenhandigen Schrei— bens ihres Vaters an den Papst. Ihr Aufenthält hier soll sich auf einen Monat beschraͤnken, worauf sie ihre Reise nach Neapel fortsetzen.

Von Morgen an (dem ersten Sonntag des heiligen Advent) wird der beruͤhmte Jesuit Padre Ravignan eine Reihe von Kanzel⸗ Reden in der Franzoͤsischen Nationgl⸗Kirche S. Luigi de' Frandest beginnen, die von der vornehmen Klasse, sowohl der Einheimischen als der Fremden, zahlreich besucht werden duͤrften. z

Fuͤr die produktenreiche Römische Campagna hat sich, wie fruͤher schon mit Heu, nun auch mit Schlachtvieh in Algier ein neuer Markt eroͤffnet, wohin bereits mehrere Schiffe mit Ochsen von Civitavecchia abgegangen sind.

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Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Nem⸗Mork, 15. Nov. Der New-York Herald will wichtige Mittheilungen uͤber die Unterhandlungen erhalten haben, welche, seiner Behauptung zufolge, jetzt zwischen England und den Vereinigten Staaten uber das bekannte Schiffs-Durchsuchungs⸗ Recht, welches die Englaͤnder fuͤr ihre Kriegsschiffe in Ansprüch nehmen, geführt werden. Worin jene wichtigen Mittheilungen bestehen, giebt das genannte Blatt nicht an, erklart jedoch, daß sich aus dem Wesen derselben entnehmen lasse, es werde dieser Gegenstand sich als der schwierigste Differenzpunkt zwischen den beiden Nationen darstellen, und moͤglicherweise zu Reibungen, wenn nicht gar zu einem offenen Bruche, fuͤhren.

Zu Philadelphia sind die Handels- und Geld-Verhaͤltnisse im klaͤglichsten Zustande. Unter den Fonds-Inhabern herrscht ein panischer Schrecken, und die meisten Gattungen von Papieren sind um 1 bis 5 pCt. gewichen. Uebrigens ist nicht sowohl Mangel an Kapitalien, als Mißtrauen in die Zahlungsfaͤhigkeit der meisten Bank⸗Institute hieran Schuld. Die Noten der Bank der Ver— einigten Staaten sind jedoch ansehnlich hoͤher gegangen.

Die Boston-Gazette enthaͤlt einen Bericht uber ein Ge— fecht, welches zwischen der Britischen Korvette „Iris“ unter Ca— pitain Tuncker, und einem Schiffe in der Bucht von Benin statt— fand, und worin die Englaͤnder den Kuͤrzeren zogen. Sie zaͤhlten mehrere Todte und darunter ihren Befehlshaber. Die Sklaven— haͤndler scheinen uͤberhaupt in neuester Zeit häufig Schiffe zu ha— ben, welche denen, die ihnen das Handwerk legen sollen, an Stärke der Ausruͤstung und Bemannung 'uͤberlegen sind. Die „Iris“ ist ein Schiff von angeblich 26 Kanonen und fuͤhrt mindestens 200 Mann; das Sklavenschiff mußte also ganz anders ausgeruͤstet seyn, als es bisher der Fall war, um ihr mit Erfolg die Spitze zu bieten.

Das Geruͤcht, daß Cuba an England abgetreten werden solle, scheint von den Amerikanischen Blaͤttern uͤber die ganze Union verbreitet worden zu seyn, auch meldet ein Blatt aus Neu-Or— leans, es spraͤchen nach den letzten Berichten von jener Insel die Kreolen und einige Altspanier davon, daß sie sich unabhangig von Spanien machen wollten, da Espartero doch nur ein Usurpator sey, dem sie zu gehorchen nicht verpflichtet wären. Die schweren Abgaben, die auf viele der nothwendigsten Lebensbeduͤrfnifse gelegt sind, scheinen auch viel dazu beizutragen, daß dieser Geist der Un— zufriedenheit genaͤhrt wird.

Sir Allan Mace Nab in Kanada, von dem bekanntlich die Verbrennung des Dampfboots „Caroline“ angeordnet wurde, hat alle Individuen, die bei derselben betheiligt gewesen sind, aufgefor— dert, ihm unverweilt ihre Namen, Wohnort und Alter aufzugeben und auch beizufuͤgen, ob sie Verluste bei dem Unternehmen erlitten hatten. Der Grund dieser Aufforderung wird nicht mitgetheilt.

Berichte aus Mexiko uͤber New-⸗Orleans, die indeß sehr unbestimmt gehalten sind, melden, daß Bustamente dem General Santana unterlegen sey und sich als Gefangener in dessen Ge— walt befinde. Die Truppen und Generale hätten sich dem Sie— ger ohne Ausnahme angeschlossen. Man fuͤrchtete in New-⸗Or⸗ leans, daß die Hauptstadt Mexiko durch diese neue Umwaͤlzung bedeutend leiden moͤchte. Santana soll zum Ober-Befehlshaber ernannt worden seyn und Aussicht auf eine unumschraͤnkte Dikta— tur haben. Es sollte ein Kongreß zusammenberufen und diesem die Frage zur Entscheidung vorgelegt werden, wer die Regierung zu fuͤhren habe.

Nach Berichten aus Carthagena vom 24. Oktober hatte

sich das Blokade-Geschwader Earmona's nach Santa Martha begeben, um diesen Platz zu bedrohen

Das Wirken des Indnstrie-Vereins für das

Königreich Sachsen.

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Staats Zeitung Ein zweiter Original-Aufsatz von nicht geringerem Interesse ist der uͤber die Saͤchsischen In du strie⸗Ausstellüng en.“ Als Verfasser desselben hat sich F. G. Wieck genannt, ein mit dem Ge werbwesen sehr vertrauter Mann, fruͤher selbst Inhaber einer bedeu tenden Fabrik. Der erwaͤhnte Aufsatz duͤrfte eben jetzt um so beach tenswerther seyn, da, wie man hoͤrt, an mehreren Orten Deutschlands, z. B. in Mainz, Muͤnchen, Leipzia, die Idee einer allgemeinen Ausstellung der Industrie⸗-Erzeugnisse der Deutschen Zoll⸗-Vereinsstaaten Anregung und Anklang findet. . In Dresden haben schon seit langerer Zeit, und namentlich seit dem Jahre 1824, Ausstellungen von Erzeugnissen des Saͤchsischen Ge werbfleißes stattgefunden; allein zu einer groͤßeren Bedeutung und zu einer offentlichen Anerkennung und Geltung ist diese Veranstaltung erst seit dem Jahre 1831 gelangt. Bis zu dem gedachten Jahre fehlte diesen Ausstellungen die Mannigfaltigkeit, der Reichthum und Glanj der Gewerbe⸗Erzeugnisse, welcher nothwendig war, wenn sie wirklich ein uͤbersichtliches Bild der fortschreitenden Entwickelung der Saͤch sischen Industrie, der gegenseitigen Verhaͤltnisse ihrer verschiedenen Zweige und des von ihr in den verschiedenen Theilen des Landes und in den bedeutenden Fabrik-⸗Anstalten erreichten Standpunktes ge waͤhren sollten. Als Grund dieses Mangels erschien die Gleichguͤl tigkeit, welche ein großer Theil der Gewerbtreibenden gegen jene An stält an den Tag legte und welche theilweise sogar in eine foͤrmliche Abgeneigtheit uͤberging. Der Industrie Verein, den hohen Nutzen der Ausstellungen fuͤr die Belebung des vaterlaͤndischen Gewerbfleißes er— kennend, dachte auf ein Mittel, um jener Lauheit des groͤßten Theils der Gewerbtreibenden gegen die Industrie-Ausstellungen entgegenzu arbeiten und diesen letzteren fuͤr die Folge einen gedeihlichen Fort gang zu sichern. Dieses Mittel erblickte derselbe nuͤr in einer Ein richtung, wodurch dem Gewerbstande ein selbstthaͤtiger Antheil bei der Pruͤfung der ausgestellten Gegenstaͤnde und bei der Vertheilung der dafuͤr bestimmten dffentlichen Belohnungen verstattet wuͤrde. Dem— zufolge stellte der Verein einen darauf bezuͤglichen Antrag, welchem auch Seitenz der Staats- Regierung entsprochen, ward, indem dieselbe fuͤr die Ausstellung des Jahres 1831 einen Prüf ungs-Ausschuß niedersetzte, bestehend aus: dem Direktor und drei Beisitzern der Kom merzien-Deputation, acht Mitgliedern des Industrie-Vereins, drei von den Kommune -Repraͤsentanten zu Dresden, Leipzig und Chem⸗ nitz erwaͤhlten Mitgliedern des dortigen Handwerkerstandes und an— deren besonders ernännten Sachverstaͤndigen. Dieser Ausschuß, wel— chem die Beurtheilung der eingesandten Gewerb⸗Erzeugnisse und der Vorschlag der diesfalls zu bewilligenden Auszeichnungen oblag, theilt sich in 4 Sectionen, und zwar 4) fuͤr Leinen und Schafwoll Fabri⸗ cation; 2) fuͤr Baumwoll- und Seiden Fabrication; 3) fuͤr Me⸗ tall⸗Fabricgtion und Mechanik; P fuͤr alle ubrigen Kunst⸗, Hand⸗ werks- und Fabrik- Erjeugnisse. Der „Ausstellungsbericht“, welchen dieser Ausschüß erstattete, gab zwar ine Vermehrung der Zahl der ausgestellten Gegenstaͤnde gegen das Jahr 1829 an (es waren dies mal im Ganzen 439 Nummern), fand jedoch auch durch diese Zahl die National-Industrie Sachsens immer noch sehr unvollstäͤndig ver— treten. Um weniger bemittelten Ausstellern einige Ermunterung zu geben, wurde ein Actien-Verein zur Ankaufung und Verloosung aus— ezeichneter Gegenstaͤnde der Ausstellung gestiftet. Bei der naͤchst⸗ olgenden Ausstellung im Jahre 1834 war der Einffuß der neuen

Einrichtung in sehr erfreulicher Weise sichtbar. Das Verzeichniß der

ausgestellten Gewerbs-Erzeugnisse zaͤhlte 952 Nummern; der Betrag der von dem erwaͤhnten Actien⸗Verein angekauften Gegenstaͤnde belie sich auf die Summe von 6800 Rthlr. Die Ausstellung des Jahres 1837, bekanntlich eines der unglůͤcklichsten fuͤr die gesammten Eurg⸗ paͤsschen Industrie⸗ und Handels-Verhaͤltnisse, bließ von den Ruͤck⸗ wirkungen der allgemeinen Krise, welche den Welthandel traf, eben⸗ falls nicht gan; unberührt; die Zahl der eingesandten Artikel betrug hur S565. Doch gleicht sich; nach der Bemerkung des Ausschusses, dies unguͤnstige Verhaͤltniß dadurch in etwas aus, daß im Jahre 1837 viele Gegenstaͤnde unter einer Nummer zusammengefaßt waren, was im Jahre 1831 nicht geschah. Verloost wurden Gegenstaͤnde im Gesammibetrage von iso Rthlr. Aus dem Ausschußberichte fuͤr die Ausstellung von 183 heben wir eine Stelle aus, nicht allein weil sie sich auf einen der wichtigsten Fabricationszweige bezieht, sondern weil sie auch sehr richtig die Basis bezeichnet, auf welcher dieser Fabrica⸗ tionszweig in Sachsen zu derjenigen Höhe gelangt ist, welche er an- erkanntermaßen behauptet. Der Ausschußbericht sagt naͤmlich in Be⸗ zug auf dieß aum wollen-Spinnereien; ö Die uͤbertriebene Ausdehnung der Englischen Spinnereien, deren

Production, selbst bei erneuerter Lebendigkeit des Verkehrs, den Bedarf uͤbersteigt und sie mit ihrem Ueberflusse nach den Maͤrkten des Kon⸗ tinents draͤngt, fuͤhrt ein auffallendes Mißverhaͤltniß zwischen den Prei⸗ sen des rohen Urstoffes und denen der Halbfabrikate, der Garne, herbei, indem erstere steigen, waͤhrend letztere fallen. Wenn aber trotz dem die Saͤchsischen Spinnereien sich auf ihrem hoͤheren Stand⸗ punkte erhalten haben und nirgends ein Stillstäand wahrzunehmen ist, so liegt wohl hierin der schlagendste Beweis fuͤr ihre innere Tüchtigkeit, denn nur durch nachhaltige gute Leistungen auf dem naturlichen Wege unermuͤdeter Betriebsamkeit kann diesem Ziele nachgestrebt und jeder Konkurrenz begegnet werden, gegen welche kein künstlicher Zollschutz ein beguemes Bollwerk bie⸗ tet, die vielmehr im offenen Felde mit gleichen Waf⸗ fen bekaͤmpft seyn will.“ .

Vach der Angabe des Berichts bestanden damals in Sachsen 130 Spinnereien mit og, 900 Spindeln, welche uͤber 20,000 Men⸗ schen beschaͤftigten. Derselbe Bericht bemerkt in Betreff der Bunt⸗ weberei, daß diese in Chemnitz allein 3000, im uͤbrigen Sachsen wohl an 10,000 Stuͤhle beschaͤftige und daß die Chemnitzer Fabrica⸗ tion in dieser Branche nebst der Elberfelder die groͤßte in ganz Deutschland sey. Leider war gerade dieser Zweig auf der Ausstel⸗ lung 1837 fast gar nicht vertreten. Die Strumpfwaaren⸗Fabrieg⸗ tion wird in Sachsen von mehr als 10,009 Menschen auf 20,000 Stuͤhlen betrieben und liefert allein an weißbagumwollenen Frauen⸗ Struͤmpfen jaͤhrlich uͤber 1 Million Dutzend Paar. .

Ich fuͤge diesen Nachrichten uͤber die fruͤheren Industrie⸗Aus⸗ stellungen Sachsens einige wenige Angaben bei aus dem inzwischen erschienenen, in dem erwahnten Aufsatze aber noch nicht benutzten Ausschuß⸗-Berichte uber die Ausstellung des Jahres 1810. Die Zahl der ausgestellten Gegenstaͤnde wird darin zu mehr als 1000 Num⸗ mern angegeben; verkauft und verloost wurden fuͤr etwa 5000 Rthlr. Der allgemeine Stand der Hauptgewerbe in Sachsen war eben da—⸗ mals kein sehr guͤnstiger; die Krisis von 1536 wirkte noch bedeutend nach, und die üeberfuͤllung der Weltmaͤrkte mit Manufaktur⸗Wgaren war so groß, daß selbst der dadurch verursachte Stillstand und die Abnahme der Etablissements keine fuͤhlbare Aenderung darin her⸗ vorbrachten. BVorzugsweise litt unter diesen Konjunkturen die haupt⸗ saͤchlich auf den üͤberseeischen Export gewiesene Strumpfwgaren⸗ Manufaktur; nach glaubwürdigen Berichten sollen in den Jahren 1839 —– 1840 3 der Skrumpfstuͤhle stillgestanden und selbst das letzte Drittheil nur schwach gearbeitet haben. Die Saͤchsischen Spinne⸗ reien theilen dies Loos; besonders aber wird die Leinen-⸗Manufaktur sowohl durch die uͤberhandnehmende Vorliebe fuͤr Baumwollen⸗ und Wollen-Gespinnste, als guch durch das Uebergewicht der Maschinen⸗ Spinnerei gedruͤckt, welche letztere auch jetzt noch nicht in Sachsen heimisch werden will. Doch spricht der Bericht die Hoffnung qus, Sachsen werde sich, theils durch den Vorzug vieler ihm cigenthüm lichen Gewerbzweige, theils durch die Betriebsamkeit, die Genuͤg⸗ samkeit und den gesunden Sinn seiner Bevoͤlkerung, auch diesmal der verderblichen Krisis wieder entwinden. Diese Hoffnung hat sich auch in den meisten Beziehungen auf eine erfreuliche Weise bestaͤ⸗ tigt; die Geschaͤfte haben einen neuen Aufschwung genommen, und, wenn auch mit nur maͤßigem Vortheil, wird doch wenigstens wieder anhaltend und ohne bedeutende Unterbrechungen gearbeitet.

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An den eben durchgegangenen Aufsatz uͤber Saͤchsische Indu⸗ strie Ausstellungen schließt sich endlich noch ein anderer an, betitelt: „Statistisches von der Industrie - Ausstellung zu Paris im Jahre 1839, mit Hinblick auf Sesterreichische und Suchsische Leistungen.“ Aus den in diesem Aufsatze enthaltenen höͤchst interessanten Paral⸗ lelen uͤber Saͤchsische und Franzoͤsische Industrie glaube ich Eillig es anfuͤhren zu muͤssen. Die Woll Production schreitet in Sachsen fort⸗ wahrend vorwaͤrts; man betreibt jetzt hauptsaͤchlich die Erzeugung feiner Kammwolle, fuͤr deren Verarbeitung auch mehrere Kammwoll⸗ Spinnereien bestehen, welche groͤßtentheils gute Geschaͤfte machen. Frankreich hat Schafe aus Sachsen eingefuhrt, kann aber demun— gegchtet, und trotz dem hohen Einfuhrzoll auf fremde Wolle, keine bluͤhende einheimische Woll-Production erzeugen. Die Franzoͤsische Wolle ist um 30 pCt. th als die Saͤchsische. Auch die Tuch⸗ Manufaktur ist in Sachsen im Fortschreiten begriffen. In Shawls wird in Sachsen wenig und nur ordinaire Waare fabrizirt. Die Saͤchsische Seidenweberei ist noch jung, doch schon sehr im Wachsen begriffen. Die Saͤchsische Bandweberei war hinter den Anforderun⸗ gen der Zeit zuruͤckgeblieben und dadurch in unguͤnstige Konkurrenz versetzt; neuerdings beginnt sie wieder einigen Aufschwung zu nehmen. Die Einfuͤhrung der Maschinen⸗Flachsspinnerei ist in Sachsen bis jetzt noch nicht gelungen, waͤhrend Oesterreich, Preußen und das suͤdliche Deutschland ihm darin vorausgeeilt sind. In der Damast-Weberei behauptet Sachsen noch immer seinen alt bewaͤhrten Vorrang, selbst uͤber Frankreich. An Baumwolle ver⸗ spinnt Sachsen jaͤhrlich 5. Mill. Kilogr. (Frankreich 43 Mill. Kilogr.); außerdem werden noch 55 Mill. Kilogr. Englischen Garns einge⸗ führt. Der Zoll auf Baumwollengarn betraͤgt in Frankreich 1 Rthlr. fuͤr das Pfund, in Sachsen 6 Pf. Dennoch hoͤrten mehrere Fran⸗ zoͤsische Spinner auf, ganz feines Garn zu spinnen, als im Jahre 1834 die Einfuhr der Englischen Garne gegen den erwaͤhnten Zoll ge stattet wurde. Ein Beweis von der ungleich großeren Ausdauer und Betriebsamkeit der Saͤchsischen Fabrikanten. Die Bobbinet⸗ Manu faktur in Sachsen, wie im ganzen Zoll⸗Vereine, hat die Konkurrenz der Franzoͤsischen, welche ihr in der Entwickelung so weit voraus war, nicht aushalten können und ist zum großeren Theile unter gegangen. Ueber die Baumwollen⸗Manufaktfur im Allgemeinen be merkt der Aufsatz „Die Franzdͤsische Baumwollen⸗Manuͤfaktur arbei tet unter den kuͤnstlichsten Verhaͤltnissen. Baumwolle zahlt 20 Fr. Zoll fuͤr 190 Kilogr., auf Franzoͤsischen Schiffen direkt aus den Kolonieen importirt. Der Ruͤckzoll betraͤgt auf Garn und rohe Gewebe 25 Fe. Die Fabrikanten wollen den Zoll auf Baum wolle auf 15 Fr. erniedrigt und den Ruͤckzoll oder die Ausfuhr-Praͤ— mie auf 35 Fr. fuͤr Garn und rohe Gewebe und auf 15 Fr. für ge druckte Kattune erhoͤht haben. „Die Nothwendigkeir“, setzt der Ver— fassr des Aufsatzes hinzu, „einer Ünterstüͤtzung der Baumwollen-In— dustrie, die sich allenthalben auch in Sachfen schreiend geltend macht, giebt einen Beweis, wie das System der hohen Besteuerung und des Verbots, welches von England und Frankreich ausgegangen ist, die gesundesten Ansichten der Staats⸗ wirthschafts-Lehre untergräbt, indem es zu Mitteln greifen heißt, welche die Interessen des Handels und der Industrie in 18d6li⸗ chen Konflikt bringen, waͤhrend sie eigentlich nur Eines durch das Andere leben koͤnnen.“ In Spitzen, Blonden, Gaje und Stickerei rivalisirt Sachsen mit Frankreich an Geschmack und Schönheit der Waare, uͤhertrifft es aber bei weitem an Wohlfeilbeit, daher auch viele Saͤchsische Erzeugnisse dieser Art haufig nach Frankreich einge⸗ schmuggelt werden. Känsliche Blumen werden ebenfalls in Sachsen vorzuͤglich gut gefertigt. Strumpfwagaren liefert Sachsen fast . zu dreimal billigeren Fer als Frankreich. Die Teppich⸗ Fabrication