1841 / 345 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

die ausfuͤhrlichsten Angaben uͤber die Personen, welche ihn zu sei⸗ nem Verbrechen verleiket, gemacht habe, daß aber absichtlich bei den oͤffentlichen Verhandlungen der Sache von diesen Geständ— nissen Umgang genommen worden sey, um gewisse Schuldige zu schirmen. Man glaubt uͤbrigens, daß Smith's Familie Einfluß genug haben wird, um die Verwandlung der ihm zuerkannten Strafe der Deportation in bloße Verbannung zu bewirken.

Aus Genua hat man die Nachricht erhalten, daß daselbst die verwittwete Lady Durham, aͤlteste Tochter des Grafen Grey, im 45sten Jahre ihres Alters gestorben ist. Sie hatte England in voͤlliger Gesundheit verlassen, war aber kurz nach ihrer Ankunft in Genua von einem Fieber ergriffen worden, welches lange an ihr zehrte, bis es ihr am 26. November den Tod gab. Im Jahre 1816 mit dem Grafen Durham verheirathet, hatte sie fuͤnf Kinder mit demselben, von denen vier am Leben sind, ein Sohn, jetziger Graf Durham, geboren im Jahre 1828 und drei Toͤchter. Sie hat ihren Gemahl kein volles Jahr uͤberlebt.

Von einigen Seiten wird behauptet, daß Graf Aberdeen in— nerhalb weniger Monate eine offizielle Aufforderung an die Nie— derländische Regierung richten werde, wegen strenger Einhaltung des mit derselben im Jahre 1824 abgeschlossenen Traktates uͤber den Britischen Handels-Verkehr mit dem Niederlaͤndischen Ostin— dien. Man klagt Englischer Seits daruͤber, daß auf Java von Englischen Waaren zu hehe Zölle erhoben wuͤrden, so wie uͤber traktatenwidrige Uebergriffe der Hollaͤnder auf Sumatra.

Als Beitrag zu dem Unterstuͤtzungs-Fonds fuͤr die Armen in Paisley sind bis jetzt in London etwa 4000 Pf. St. gezeichnet worden. Seit die Deputation von Paisley in London war, ist die Zahl der Personen in Paisley, welche aus jenem Fonds Un— terstuͤtzung empfangen, auf 11,0900 oder auf ein volles Viertel der ganzen Einwohnerzahl gestiegen.

Die Königin hat auf Anrathen des Ministers des Innern die gegen einen Proviant-Meister der Flotte, welcher im Dienste auf einer Fregatte gegen einen hoͤheren Offizier die Hand zum Schlagen erhoben hatte, vom Kriegsgerichte ausgesprochene lebens— laͤngliche Deportationsstrafe in zwoͤlfmonatliches Gefaͤngniß ver— wandelt. Die Einwohner von Davenport hatten in einer mit 4000 Unterschriften bedeckten Bittschrift um diese Milderung nach— gesucht, weil der Verurtheilte, der eine Frau und 7 unmuͤndige Kinder hat, in Folge seiner fruuͤher empfangenen Wunden oft nicht Herr uͤber seine Handlungen sey.

Ein hiesiges Blatt erzählt folgendes traurige Beispiel von der Gefaͤhrlichkeit des gelben Fiebers fuͤr Europaͤische Auswanderer: „Ein Schiff mit 300 Emigranten war zu Belize eingetroffen, als gerade die Seuche in ihrer ganzen Staͤrke wuͤthete. Die Stadt— Behoͤrde befahl dem Capitain, sich so lange von der Stadt ent— fernt zu halten, bis die fuͤr jeden Ausländer so gefaͤhrliche Seuche nachlasse, wogegen sie versprach, alle erforderlichen Kosten zu tra— gen. Die Auswanderer aber, welche gehoͤrt hatten, daß die da— mals zu New⸗Orleans befindlichen Arbeiter taglich drei Dollars verdienen koͤnnten, erklaͤrten, daß sie die ihnen zugedachte Wohl— that nur dann annehmen koͤnnten, wenn man ihnen als Entschaͤ—

digung taglich drei Dollars bezahle. Dies wurde natuͤrlich ab— gelehnt; sie landeten, trotzten der gefaͤhrlichen Seuche und muß— ten saͤmmtlich mit dem Leben buͤßen.

Belgien.

Brüssel, 6. Dez. Die Instruction des Komplotts naͤhert sich ihrem Ende. Man glaubt, daß daß oͤffentliche Ministerlum am naͤchsten Mittwoch seinen Antrag werde machen koöͤnnen, und daß die Raths-Kammer sich am Freitage damit beschäftigen werde. Die strenge Haft wird wahrscheinlich am Dienstage oder Mitt— woch aufgehoben werden. Die Zahl der in dieser Sache verhoöͤr— ten Zeugen delauft sich auf ungefahr 485.

In der heutigen Sitzung der Repraͤsentanten-Kammer wurde die Eroͤrterung des Budgets der Mittel und Wege fortgesetzt. Herr Meeus bestand auf die Nothwendigkeit einer Abändernng des Muͤnz-Systems, wenn man eine Finanz-Krisis, die unvermeid— lich werde, verhüten wolle. Der Finanz-Minister erklärte, die Regierung wuͤrde sich sehr ernstlich mit dieser wichtigen Frage beschaͤftigen; sie wuͤrde sich mit allen Kenntnissen, die geeignet seyen, sie aufzuklären, umgeben, und diese Frage wurde, wenn sie zur Reife gekommen, der Legislatur vorgelegt werden.

Aus zuverlaͤssiger Quelle sind wir in Stand gesetzt, die Versi— cherung zu ertheilen, daß das fuͤr die Industrie hoͤchst wichtige Cockerillsche Etablissement zu Seraing, in Belgien, nicht nur fort— bestehen, sondern auch von jetzt an in dem großartigsten Maßstabe fortgefuͤhrt werden wird. Durch den Zutritt des Staats, wel— cher, nachdem er sich von dem reellen Werthe der Werke Cocke— rill's uͤberzeugt, selbst an der Fortfuͤhrung des Geschaͤfts Theil nimmt, hat dasselbe die hoͤchste Garantie erhalten. Den Erben, besonders Herrn Pastor, hat man es zu verdanken, daß diese An— gelegenheit geordnet ist. Herr Pastor, theilweise Erbe des Herrn Lockerill, der von jeher dieses Geschaͤft mit der groͤßten Umsicht leitete, seitdem Seraing besteht, wird der Gesellschaft als Direktor vorstehen, so daß bei dieser einsichtsvollen Leitung und mit den unermeßlichen Mitteln, die der Gesellschaft zu Gebote stehen, das Großartigste zu erwarten ist.

Deutsche Bundesstaaten.

A Leipzig, 10. Dez. Das Gesetz⸗ und Verord⸗ nungsblatt für das Köoͤnigreich Sachsen veroͤffentlicht (in seinem 20sten Stuͤck fuͤr das Jahr 1841) eine „Verordnung, den mit dem Koͤnigreiche Griechenland abgeschlossenen Handels— vertrag betreffend, vom 3. November d. J. Der erwähnte Ver— trag, dessen Abschluß am 12. Mai d. J. stattgefunden hat, ent— haͤlt die folgenden Bestimmungen: Art. 1. Den Unterthanen der beiden höhen kontrahirenden Theile soll es freistehen, in den Plaͤtzen und Fluͤssen der Gebiete des anderen Theils, uͤberall wo der fremde Handel den eigenen Unterthanen erlaubt ist, mit aller Sicherheit fuͤr ihre Personen, Ladungen und Schiffe zu landen. Sie sollen daselbst sich aufhalten und in jedem Theil der gedach— ten Gebiete Wohnsitz nehmen, Häuser und Magazine miethen und fuͤr ihren Handel inne haben durfen, und uͤberhaupt fuͤr ihre Personen wie fur ihr Eigenthum der vollstaͤndigsten Sicherheit genießen, auch soll ihnen für ihre Handelsgeschaͤfte unter der Verpflichtung, sich den Gesetzen und Verordnungen der resp. Lan— der zu unterwersen derselbe Schutz, dessen die Inlaͤnder ge— nießen, gewaͤhrt werden. Art. 2. In dem Königreich Sachfen sollen auf die Erzeugnisse des Bodens oder des Kunffflelßes Griechenlands keine Verbote, Beschränkungen der Ein- und Aus— fuhr oder Abgabe irgend einer Art oder Benennung gelegt wer— den durfen, als insoweit diese Verbote, Beschränkungen und Ab— gaben, eben so auch auf die gleichartigen Gegenstände, welche aus irgend einem anderen Lande herkommen, gelegt werden. Umge— kehrt sollen in Griechenland auf die Erzeugnisse des Bodens oßer des Kunstfleißes Sachsens keine Verbote, BVeschraäͤnkungen der Ein- und Aus fuhr, oder Abgabe irgend einer Art und Benennung gelegt werden durfen, als insoweit diese Verbote, Beschraͤnkungen

und' Abgaben, eben so auch auf die gleichartigen Gegenstände,

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welche aus irgend einem anderen Lande herkommen, gelegt wer⸗ den. Art. 3. Alle Niederlagen, Befugnisse und alle Praͤmien und Abgaben-Erstattungen, welche in dem Gebiete des einen der hohen kontrahirenden Theile der Ein- oder Ausfuhr irgend eines Ge— genstandes bewilligt werden möchten, sollen in derselben Weise den gleichartigen Gegenständen, welche Erzeugnisse des Bodens oder des Kunstfleißes des anderen kontrahirenden Theiles sind, zuge⸗ standen werden. Art. 4. Man ist daruͤber einverstanden, daß in dem Falle, wo die eine der beiden Regierungen in Folge eines foͤrmlichen Vertrags, gegen Zusicherung einer entsprechenden Ver— minderung der Abgaben oder andere besendere Handels-Vortheile, die Abgabe von den rohen oder verarbeiteten Erzeugnissen eines anderen Landes ermaͤßigt oder diesem andere Vortheile oder Er⸗ leichterungen (wie z. B. solche, von denen in den Artikeln Bund 3 die Rede is) zugestehen wuͤrde, die andere der den Vertrag ein— gehenden Regierungen die naͤmlichen Abgaben-Verminderüngen fuͤr ihre Einfuhren in die Staaten der ersteren, oder die naͤmli⸗ chen Vortheile und Erleichterungen fuͤr den Handel ihrer Unter— thanen nur dann soll in Anspruch nehmen koͤnnen, wenn sie die— selbe Abgaben-Verminderung oder dieselbe andere Vortheile an⸗ bietet, auch erst in dem Augenblicke in den Genuß jener treten soll, wo sie diese sichergestellt oder, sofern sie dergleichen nicht von eben dem Umfange und dieselbe Art vorschlagen koͤnnte, eine an— gemessene Gegenleistung dafür gewahrt haben wird. Jedenfalls wuͤrde daruͤber eine besondere Üebereinkunft zwischen beiden Re— gierungen zu treffen seyn. Art. 5. Ein jeder der hohen kontra— hirenden Theile gesteht dem anderen das Recht zu, in seinen Han— delsplaͤtzen Konsuln, Vice-Konsuln oder Handels-AIlgenten zu unter— halten, welche alles Schutzes genießen nnd allen erforderlichen Beistand erhalten sollen, um ihre amtlichen Verrichtungen gehoͤrig verwalten zu konnen; sie behalten sich jedoch vor, den amtlichen Wohnsitz eines Konsuls, Bice-Konsuls oder Handels-Agenten an einem solchen Orte zu verweigern, welchen sie davon auszunehmen fuͤr angemessen erachten moͤchten. Die in gehöriger Form von der betreffenden Regierung ernannten Konsuln jeder Klasse wer— den, nachdem sie von derjenigen Regierung, in deren Gebiete sie residiren sollen, das Exequatur erhälten haben, sowohl fuͤr ihre Personen als auch fuͤr ihre Amts⸗Verrichtungen, dieselben Privi— legien, wie die Konsuln der beguͤnstigtesten Nationen genießen, wohl verstanden jedoch, daß, wenn dergleichen Privilegien anderen Nationen nur unter besonderen Bedingungen zugestanden sind,

die betreffende Regierung darauf nur Anspruch hat, wenn sie 9

dieselben Bedingungen erfuͤllt. Art. 6. In dem Falle, daß ein Schiff, auf welchem Sächsische Unterthanen eingeschifft sind und welches mit Waaren Saͤchsischen Ursprungs beladen ist, an den Kuͤsten des Königreichs Griechenland Strandung, Schiffbruch oder sonst Beschädigung erlitten haben sollte, wird den verun— gluͤckten oder in Gefahr befindlichen Personen alle Huͤlfe und Bei— stand geleistet, und sollen ihnen Paͤsse zur Ruͤckkehr in ihr Vater— land ertheilt werden, die geretteten Waaren, oder, wenn sie ver— kauft worden, der Erloͤs daraus, sollen den Eigenthuͤmern oder deren Rechtsvertretern, wenn sie binnen Jahr und Tag reklamirt werden, gegen Erlegung der Bergegelder zuruͤckgegeben werden, welche die Eingebornen in demselben Falle entrichten wuͤrden. Die geborgenen Gegenstaͤnde sollen der Entrichtung von Abgaben nur insoweit unterworfen werden, als sie in der Folge zum Ver— brauch in den Landen des Königreichs Griechenland bestimmt wer— den sollten. Art. 7. Der gegenwartige Vertrag soll, von dem Tage der Auswechselung der RatisicatiUnen an, 10 Jahre hindurch guͤltig seyn, und, wenn vor Ablauf der ersten neun Jahre der eine oder der andere der hohen kontrahirenden Theile dem anderen nicht seine Absicht die Wirksamkeit des Vertrags aufhören zu lassen, mittelst einer offiziellen Eröffnung angezeigt haben sollte, noch 1 Jahr ferner, und sofort bis zum Ablaufe der auf eine solche Er— oͤffnung folgenden 12 Monate, zu welcher Zeit erstere auch statt— gefunden haben mag, verbindlich bleiben.

Die Ratificationen dieses Vertrags sind resp. vom 26. Mai und vom 5. Juli 1841, aus Dresden und Athen datirt, und im Wege der Korrespondenz ausgewechselt worden.

Hannover, 9. Dez. (L. A. 3.) Gestern gegen 9 Uhr Abends wurde der Geheime Kabinets-Rath von Luͤtken durch ei— nen pfundschweren Stein so stark am Kopfe verwundet, daß er in das etwa 200 Schritte vom Orte der That entfernt liegende Koͤnigliche Palais gebracht werden mußte, wo ihm schleunige und thätige äͤrztliche Hülfe geboten wurde. Es spricht sich eine allge— meine Entruͤstung uͤber diese rohe Gewaltthat aus, und man wuͤnscht sehnlichst, daß es gelinge, den Thaͤter zu entdecken, auf dessen Hab— haftwerdung, dem Vernehmen nach, ein bedeutender Preis gesetzt werden soll. Man wuͤnscht dies um so mehr, damit es sich klaͤr zu Tage lege, daß solche Erzesse auch nicht im Entferntesten mit einer politischen Partei hier zusammenhaͤngen.

Hannover, 9. Dez. Die Hannoversche Zeitung macht bekannt, daß derjenige eine Belohnung von 200 Rthlr. erhaͤlt, der den Thaͤter der obigen frevelhaften Handlung zur Bestrafung nachweist.

Göttingen, 7. Dez. Das so eben ausgegebene Verzeich— niß der Studirenden ergiebt, daß sich ihre Anzahl auf 728 beläuft: 490 Landeskinder und 238 Ausländer, 25 mehr als im vorigen Semester. Es studiren davon Theologie 181, Jurisprudenz 247, Medizin 210, Philosophie ꝛc. 906.

Karlsruhe, 8. Dez. (K. 3.) Der als klassischer und ge— schmackvoller Philolog, Großherzogliche Ministerialrath Zell, haͤlt im hiesigen Museums⸗Verein Vortrage uͤber die tragische Buͤhne der Griechen und insbesondere die Sophokleische Antigone. Eben so haͤlt Herr Professor Stieffel hier Privat-Vorlesungen uͤber die Hegelsche Philosephie. Beides darf wohl als ein Seitenstuͤck zu den populairen Vorlesungen betrachtet werden, die jetzt eine An— zahl geachteter Maͤnner in Berlin zu halten beabsichtigt.

Oesterreich.

Wien, 6. Dez. (L. A. 3.) Die Reductionen in unserer Artillerie umfassen nicht saͤmmtliche, bei der letzten politischen Krise neu ausgeruͤsteten 16 (nebst 2 Reserve-) Batterieen; es wer— den nämlich gegenwaͤrtig nur 11 davon aufgelbst. Eine Reduction dieser Waffen-Gattung findet nicht statt in dem Kreise der Gene— ral-Kommando's von Italien, Galizien, Ungarn, Siebenbuͤrgen, Tirol und Ober-Oesterreich. Im Einzelnen werden aufgeloͤst hier in Nieder-DOesterreich die Bespannung fuͤr zwei Fuß-Batterieen und eine Kavallerie-Batterie, in Boͤhmen eine Bespannungs-Division fuͤr drei Fuß-Batterieen und eine Kavallerie-Batterie, in Maͤhren die Bespannung einer Fuß- und einer Kavallerie-Batterie und in r,, , . ebenfalls für eine Fuß- und eine Kavallerie—

zatterie.

Nachrichten aus Pesth zufolge ist daselbst die vom letzten Land⸗ tag angeordnete Deputation der Stande zur Entwerfung eines Vorschlags für neue zeitgemäße strafgeseßliche Bestimmungen, und

insbesondere auch in Bezug auf das Gefaͤngnißwesen, zu welchem Zwecke mehrere Mitglieder auch Reisen in das Ausland unternom— men hatten, nun in Wirksamkeit getreten, und es duͤrfte dieses so wichtige Elaborat noch im laufenden Jahre beendet werden. Der Koͤnig hat allen Mitgliedern die Bestaͤtigung ertheilt, weshalb auch der durch seine Schriften bekannte Hofrath der Siebenbuͤrgischen Hofkanzlei, Baron Josika, von hier sich nach Pesth begeben hat.

Xe Wien, 7. Dez. Der neue Koͤnigl. Großbritanische Botschafter am hiesigen Hofe, Sir Robert Gordon, ist vorgestern aus London hier angelangt. Was Londoner Blaͤtter von der nahe bevorstehenden Rückkehr des Kaiserl. Oesterreichischen Bot— schafters am Königl. Großbritanischen Hofe, Fuͤrsten Paul Ester— hazy berichten, scheint voreilig zu seyn; gedachter Botschafter durfte wohl schwerlich vor Anfang der naͤchsten Parlaments-Session in England eintreffen.

Wir genießen hier fortwaͤhrend einer fuͤr die vorgeruͤckte Jah reszeit außerordentlichen Witterung. Gluͤcklicherweise denn die lange Duͤrre war bereits sehr schaͤdlich ist seit ein paar Tagen Regenwetter eingetreten; allein die Temperatur blieb dabei sehr mild, so daß wir uns noch im Oktober glauben koͤnnten.

Die neueste Post aus Konstantinopel vom 24. November ist sehr arm an Neuigkeiten; aus Syrien waren keine neueren Nach— richten eingetroffen. Der Ottomanische Botschafter am Londoner Hose, Schekib Efendi, war in Konstantinopel eingetroffen. Die Kaiserl. Oesterreichische Fregatte „Venere“ war in den dor— tigen Hafen eingelaufen, um im Arsenale einige erlittene Beschaͤ digungen auszubessern.

Triest, J. Dez. In der Zeit vom 1. Mai bis zum 31. O tober d. J. sind im Hafen von Triest 14456 größere und kleinere Fahrzeuge eingelaufen. Der Flagge nach waren: 27 Amerikanische, 1 Bremisches, 8 Daͤnische, g Franzoͤsische, 75 Griechische, 47 Groß britanische, K Hamburgische, 2 Hannbvrische, 15 Holländische, 1 Jerusalemer, 1 Luͤbecker, 118 Neapolitanische, (27 lange Fahrt, I6 Küuͤstenfahrt), 3895 Oesterreichische (El3 lange Fahrt, 1107 große und 2275 kleine Kuͤstenfahrt), 204 paͤpstliche (6 lange und 200 Kuͤstenfahrt), 1 Portugiesisches, 1 Preußisches, 7 Russische, 3 Sa miotische, 19 Sardinische, 8 Schwedische, 11 Spanische, 4 Tos kanische und 4 Tuͤrkische.

Schweiz.

Bern, 2. Dez. (A. 3.) Waͤhrend in Genf die Aufregung, sey es durch ein in den Umstaͤnden liegendes natuͤrliches, sey es durch ein kuͤnstlich unterhaltenes Mißtrauen, fortdauert, genießt die uͤbrige Schweiz der groͤßten Ruhe. Auch ist es fuͤr die Zu kunft nicht zu erwarten, daß die Genfer Zustaͤnde auf die Deutsche Schweiz von bedeutendem Einflusse seyn koͤnnten. Mehr moͤchte sich die Ruͤckwirkung auf die benachbarten Waadtlaͤndischen, allen falls auch Savoyischen und Franzbsischen Bevölkerungen fuͤhlen lassen. Dessenungeachtet behaupten wohlunterrichtete Personen, daß man in Frankreich den Sturz der gegenwaͤrtigen aristokrati schen Regierung Genfs mit ihrer ererbten Calvinistischen Rich— tung nicht ungern gesehen habe, und sich sowohl von dem Ein flusse der seit 1815 dem Kanton Genf beigefuͤgten verhaͤltniß mäßig bedeutenden katholischen Bevölkerung, als von der jetzt sehr heftigen Mißstimmung und Entmuthigung der bisherigen Macht haber, fuͤr die Zukunft mancherlei Vortheile verspreche.

Im Laufe der vorigen Woche traf hier (wie bereits erwaͤhnt) der neue Nuntius, Erzbischof von Melitene ein, und uͤberreschte sein Beglaubigungsschreiben unter den gewoͤhnlichen Feierlichkeiten. Der neüe paͤpstliche Botschafter ist ein junger schöner Mann von 30 Jahren. Die von ihm gehaltene Lateinische Rede lautete in jeder Weise verbindlich fuͤr die Eidgenossenschaft. Die Antwort des Bundes-Praͤsidenten in Franzoͤsischer Sprache war kurz, aber gleichfalls verbindlich. Der Schluß derselben ging dahin, daß die voroͤrtliche Behoͤrde den heiligen Stuhl so fest als moͤglich in sei nen Bemuͤhungen zum Besten der katholischen Bevölkerung in der Schweiz unterstuͤtzen werde. Zwei Tage spaͤter reiste er nach fei nem bleibenden Aufenthaltsorte Schwyz ab, wohin zu gelangen er um so großere Eile hatte, als er mehrere wichtige kirchliche Mit theilungen zu machen haben soll. Ungeachtet der letzten Staate Veraͤnderung in Luzern scheinen sich die fruͤheren Verhaͤltnisse zwi schen der Nuntiatur und dem Stande Luzern noch nicht so weit wiederhergestellt zu haben, daß der Nuntius nach Luzern haͤtte zuruͤck kehren koͤnnen. Durch seine eigenthuͤmliche, halb bischoͤfliche Stel lung in der Schweiz von den Bischofssitzen ausgeschlossen, ist er an das in gesellschaftlicher Beziehung hoͤchst wenig anziehende Schwyz gebunden.

Italien.

Florenz, 2. Dez. Eingelaufenen Nachrichten zufolge, ist Se. Kaiserl. Hoheit der Großherzog am 28. November Morgens, von Messina kommend, in bestem Wohlseyn wieder in Neapel ein getroffen und durfte binnen kurzem in seine Staaten zuruͤckkehren.

In der hiesigen Zeitung wird der Inhalt eines zwischen Toscana und der Pforte abgeschlossenen Handels- und Schifffahrts Traktats mitgetheilt, dessen Ratificationen kurzlich in Konstanti nopel ausgewechselt wurden.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New⸗Mork, 15. Nov. Nach dem hiesigen Herald wird sich der naͤchstens zusammentretende 27ste ordentliche Amerikani sche Kongreß vornehmlich mit folgenden vier Gegenstaͤnden be schaͤftigen: 1) mit der Muͤnz-Frage, 2) mit dem Tarif, 3) mit der verhaͤltnißmaͤßigen Vertheilung der Repraͤsentation unter dem neuen Census, 4) mit dem Petitions-Rechte. 4

Der hier lebende sogenannte „Genfer Reisende“, der schon seit langer Zeit die Londoner Times mit Korrespondenzen ver sieht, dͤußert seine Verwunderung uͤber die in der Morning Chronicle enthaltenen Angaben hinsichtlich des in den Vereinig ten Staaten bestehenden „Jaͤger⸗Bundes“ und der Logen desselben, deren Anzahl, so wie die ihrer Mitglieder, nach der Versicherung jenes Korrespondenten, von den eigenen Vorstehern des Vereins sehr uͤbertrieben worden, um der Sache ein bedeutenderes Anse— hen zu geben. Nur kurze Zeit nach ihrem Entstehen, sagt der Genfer Reisende, haͤtten diese Logen Anklang gefunden; so wie der Reiz der Neuheit verschwunden gewesen, habe die Zahl der Theil— nehmer daran abgenommen, und wenn die Mac Leodsche Angele— genheit nicht zu ihrer Erhaltung beigetragen haͤtte, so wurden sie vielleicht jetzt nicht mehr Mitglieder zählen, als Mannschaft zu einer Korporals-Wache erforderlich ware. Was ferner zu ih— rer Erhaltung beigetragen, sey der Umstand, daß man sich ih— rer in einzelnen Faͤllen als Wahl-Maschinen bedient habe. In den Reihen der Opposition seyen die „Sympathisirer“, so wie die sich selbst so nennenden „Kanadischen Patrieten“ zu finden. Jetzt aber, da Mac Leod's Sache beseitigt sey, muͤsse sich baldigst ein neuer Grund zur Aufregung zeigen, sonst wuͤrden jene Logen schnell zusammenschmelzen. Sobald aber die Britische Regierung sich das Ansehen gebe, daß sie diese Logen fuͤrchte, und sie durch

Proscription und Verfolgung reduziren wolle, wurde ihre Zahl sich verdoppeln. Diese Meinung will der Genfer Reisende jedoch nur auf die Amerikanischen Logen angewandt wissen und sich nicht uͤber dasjenige aͤußern, was Britischer Seits auf Britischem Ge— biete geschehen muͤsse. Der Reisende geht hierauf zu einer Be— schreibung der Personen uͤber, aus welchen diese Logen zusammen⸗ gesetzt sind. Hiernach bestehen ihre Vorsteher aus zweierlei Art Teufen, namlich einestheils aus Amerikanischen Politikern, welche ihre eigennuͤtzigen Absichten durch Benutzung der Mitglie⸗ der als bloßer Werkzeuge zu befoͤrdern suchen, und ferner aus Anderen, theils Amerikanern, hauptsaͤchlich aber Kana— diern, die durch Benutzung der Fonds, welche die Mit— glieder hergeben, sich eine precaire Subsistenz verschaffen. Auch räumt der Reisende ein, daß viele der Vorsteher von beiden Klas— sen alles Moͤgliche zu thun bereit seyn wuͤrden, um einen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und England anzuzetteln. Die subordinirten Logen bezeichnet der Reisende als bloße Versamm⸗ lungen von Pöbel. Die Mitglieder derselben zahlen einige Cents monatlich, machen gewisse Versprechungen und hoͤren Vorlesungen und Reden an, die uͤber den Vorzug republikanischer Verfassungen vor allen anderen gehalten werden. Bei diesen Vorlesungen sucht man jedoch jederzeit im Allgemeinen zu bleiben, um gerichtliche Verfolgungen zu vermeiden. Die Morning Chronicle hatte den Gouverneur Fairfield von Maine, den Gouverneur Mason von Michigan, den Vice-Gouverneur Brgdish von New-Merk und Herrn Cushing von Massachussetts als Mitglieder der Jäger⸗Lo⸗ gen aufgefuͤhrt. Die beiden Ersteren haͤlt der genannte Reisende fuͤr wahrscheinliche Mitglieder derselben, die Theilnahme der bei— den Letzteren an diesen Logen stellt er dagegen gaͤnzlich in Abrede. Ostindien.

Bombay, 1. Nov. Was in diesem Augenblick in Britisch⸗ Indien die meiste Aufmerksamkeit erregt, ist die Aussicht auf einen Krieg mit Birma. Die letzten Nachrichten von dort sind aus Mulmein vom 29.,, aus Rangun vom 25. September. Der Koͤ— nig Tharawaddie stand am letztgenannten Tage 706 Englische Mei— len von Rangun, wo er binnen weniger als 14 Tagen erwartet wurde. Man hatte große Empfangs-A1Anstalten getroffen. Seine „goldfuͤßige“ Majestaͤt fuͤhrte fast das ganze Heer mit sich, das aus beinahe 50, 060 streitbaren Soldaten bestehen soll, nebst einem ungeheuren Troß von Maͤnnern, Weibern und Kindern, zusammen zwischen 100 200,900 Individuen. Die Zahl der Boote, in denen sie von Ava den Strom Irawaddy herabfuhren, wird zu 15 18,000 geschaͤtzt. Die Fuͤrsten von Prome und Pekhan be— fehligen die Vorhüt und den Nachtrab; ersterer ist dem in der Mitte befindlichen Koͤniglichen Heerlager, um eine Tag— reise voraus, letzterer eben so weit hinter ihm zuruͤck. Der abge— setze Monarch von Ava und jedes Mitglied der Koͤniglichen Fa— milie, maͤnnlich wie weiblich, jung wie alt, befindet sich im Hof— lager, was eine Vorsichtsmaßregel gegen Empbrung ist. Ein al— ter Häuptling hohen Ranges ist als Befehlshaber der Stadt Ava zuruͤckgelassen, aber sein Weib und sein Sohn werden als Gei— feln fuͤr seine Treue vom Koͤnig mitgefuͤhrt. Die Einwohner von Rangun verhielten sich bis dahin sehr ruhig, aber die dortigen Europaischen Kaufleute waren geaäͤngstigt und suchten sich nach Mulmein zu fluͤchten. Tharaddie's Absichten sind zweifelhaft aber allgemein glaubt man, daß er Feindseligkeiten gegen die Englaͤnder im Schilde fuͤhre, denen er die in den fruheren Kriegen verlore— nen Tenasserim-Provinzen, die sich jetzt in schutzlosem Zustand befin— den, wieder abzugewinnen wuͤnscht. Der General-Gouverneur von Ostindien betrachtet augenscheinlich die Gefahr als drohend. So— bald obige Nachricht nach Kalkutta gelangte, wurde die Absendung von Truppen nach Mulmein befohlen und zu diesem Behufe Transportschiffe und ein Handels- Dampfboot gemiethet. Das Koͤnigliche 50ste Regiment und ein Corps Sipahi-Infanterie, un⸗ gefaͤhr 1000 Mann, wurden dahin eingeschifft. Zugleich gingen mehrere kleine Abtheilungen ab, zur Verstärkung von Vorposten an der Arracan-Graͤnze. Das Dampfboot „Forbes“ wurde von Kalkutta nach Singapore abgesandt, um zwei eiserne Dampf— schiffe „Ariadne“ und „Medusa“, die zur Flotte in China stoßen sollten, unverzuͤglich nach Rangun zu beordern. Auch das Ben— galische Dampfboot „Enterprize“, ist nach der Muͤndung des Irawaddy abgesegelt, und zwei Kriegsschooner nebst Kanonen— bbten werden dahin nachfolgen. Alle auf Urlaub abwesenden Offiziere der zu Mulmein in Garnison stehenden Regimenter aus der Praäͤfidentschaft Madras haben Befehl, schleunigst dahin zuruͤckzukehren. Die Englischen Streitkraͤfte in Birma belaufen sich jetzt auf 5000 Mann mit 40 Kanonen. Auf dem Irawad— dy⸗Strom wird England, wenn alle dorthin beorderten Schiffe erst beisammen sind, außer den Kriegsschiffen „Calliope“ und „Chil— ders“ und den als Kanonierboͤten ausgeruͤsteten Schoonern „Orissa“ und „Eagle“ acht große Dampfschiffe haben, die furchtbarste Dampf— flottille, die je in den orientalischen Gewäͤssern beisammen war. „Die Zwecke und Absichten der Regierung“, sagt die Bombay Times, „sind noch nicht bekannt und duͤrften, aller Wahrschein— lichkeit nach, ganz von den Umständen geleitet werden. Nichts Angemesseneres und Wuͤnschenwertheres konnte aber geschehen, als die Schnelligkeit und Kraft, die so eben entfaltet wurden. Nach der Großartigkeit des fuͤr die Strom-Operationen bestimm— ten Theiles der Ausruͤstungen sollten wir vermuthen, daß man etwas recht Entschiedenes, wenn der Anlaß dazu sich bietet, auszufuͤhren beabsichtigt; eine bessere Zeit, dem König Tharawaddie eine Lection zu halten, die er nicht so bald vergessen wird, haͤtte nicht vorkommen koͤnnen. Wir werden im Stande seyn, ihm zu zeigen, daß, trotz der Ausdehnung unserer Kriegs-Verhaͤltnisse in Afghanistan und China, die Zuͤchtigung eines so winzigen Koͤnigs, wie er, zumal mit Huͤlfe der Dampf— Kriegsmacht, nur eine kurze Arbeit fuͤr unsere Regierung ist.“ (Eine Schilderung Tharawaddie's befindet sich in der Beilage zu Nr. 246 der Staats-Zeitung.)

Die ganze bͤstliche Graͤnze des Britisch⸗-Ostindischen Reichs, vom Himalaya bis nach Malacca, fuͤhlt die Folgen des Chinesi— schen Kriegs in dem mißtrauischen und feindlichen Ton, den die Nepalesen, Birmanen und Siamesen angenommen haben. In Kalkutta glaubt man allgemein, daß alle diese Staaten von Peking Befehl erhalten haben, sich zum Krieg gegen Indien zu ruͤsten. Sie erkennen alle bis auf einen gewissen Grad die Oberherrschaft von China an, wehin sie in bestimmten Zwischenraͤumen Gesandte mit Geschenken schicken, und wohin sie fich in Kriegsnoth zu wen— den pflegen, obgleich Ching nie einen direkten Einfluß auf ihre in— nern Angelegenheiten ausuͤbt. Im letzten NMepalesischen Kriege wendete sich der Radscha von Kathmandu an China, und es ist eine in Ostindien wohlbekannte Thatsache, daß nach Abschluß des Friedens eine Tatarische Armee an der Nordgränze von Ne— pel erschien, aber fand, daß sie zu späͤt gekommen sey. Im Birmanen-Kriege rief der König ebenfalls die Huͤlfe Der Chinesen an, diese begnuͤgten sich aber, die Gebirgspaͤsse, die nach der Provinz Yunnan führen, zu befestigen. Der Koͤnig von Siam, der fest glaubt, daß nichts in der Welt geschehen könne, was sich nicht am Ende auf den „Herrn des weißen Elephanten“

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beziehe, scheint von Anfang des Chinesischen Krieges an uͤberzeugt

gewesen zu seyn, daß derselbe eigentlich ihm gelte. Dies ist we— nigstens die Erklärung, die man hier der Bewegung an der gan⸗ zen Graͤnze hin giebt. Der Zug des Koͤnigs von Birma nach Rangun hat großes Aufsehen erregt, obgleich er laͤngst erwartet war. Uebrigens ist man aber der Meinung, daß ein Krieg mit Birma jetzt nicht mehr ein so großes Unter— nehmen sey, wie vor 18 Jahren; man kennt das Land besser, und die große Ausdehnung der Dampfschifffahrt wuͤrde, wie man glaubt, Mittel geben, ihn in kurzer Zeit und mit wenig Truppen ju beendigen. Die Pässe von Bengalen nach Ava sind jetzt be— kannt, und wenn der König eine Schlacht in der Nähe von Ran— gun liefern wollte, so wuͤrde er sich selbst, nach der Ansicht Bri— tischer Militairs, vollends preisgeben, denn die kommende Regen— zeit wuͤrde ihm den Ruͤckzug zu Lande abschneiden und die Dampf⸗ böte den zur See. Auch die Siamesen haben auf ihre Art feind— liche Demonstrationen gemacht, indem sie die Zufuhr von Lebens— mitteln aus den Schan⸗-Staaten abgeschnitten. Die Besatzung von Mulmein wurde nämlich, seitdem Dr. Richardson im Jahre 1831 den Handel mit den Schans in Gang gesetzt hatte, haupt— saͤchlich von diesen mit Vieh versehen, muß aber jetzt von Ma— dras aus genaͤhrt werden. Diese Umstäͤnde werden nur darum bedauert, weil Indien schon mehr Kriege und Ausgaben hat, als billig, sonst wuͤnscht man den Birmanen und besenders den Sia— mesen sehr eine kleine Lehre. Man hofft dabei die Schan-Staa— ten an dieser ganzen Graͤnze zwischen Birma und Siam bis an die Chinesische Graͤnze von dem Joch der beiden barbarischen Staaten zu befreien.

Aus dem Decan wird gemeldet, daß dort ebenfalls ein Aus— bruch von Feindseligkeiten befuͤrchtet wurde; zum Gluͤck kam man der Gefahr zuvor. Die Einwohner eines Forts, genannt Muhug— hai, ergaben sich bedingungsweise den Britischen Truppen.

Aus China sind keine neuere Nachrichten hier eingegangen. Die Abfahrt der Flotte von Hongkong nach dem Norden hat den Kriegsschauplatz in weitere Entfernung von Bombay verlegt; die Communicationen mit derselben werden daher kuͤnftighin sowohl minder häufig als auch minder schnell seyn, und es ist nur geringe Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß man hier irgend wichtiges Neues von dort her fruͤher als gegen Ende Novembers erfahren wuͤrde. Nach Berichten aus Singapore hatten die Chinesen angefangen, Europaͤische Waffen zu kaufen; uͤber Macao sollen sie fich fuͤrs erste 800 Flinten verschafft haben, doch glaubte man, daß sie ihnen wenig nuͤtzen wurden, weil sie nicht ordentlich damit umzugehen wissen.

In Sind und Afghanistan ist in der letzten Zeit Alles ziemlich ruhig geblieben. Die schon erwaͤhnte Niederlage der Re— bellen zu Sekunderabad hat unter den Gebirgs-Haͤuptlingen ihre Wirkung nicht verfehlt; viele von ihnen haben sich unterwor— fen. Das 10ste Infanterie⸗Regiment und das 21ste Sipay— Infanterie-Regiment haben Befehl erhalten, nach Kandahar ab— zumarschiren, woselbst sie ein, wo nicht zwei Jahre verbleiben duͤrf— ten. Man hofft, daß Afghanistan bald ganzlich in Ruhe gebracht seyn wird, und daß die widerspenstigen Haͤuptlinge, von der Frucht— losigkeit ferneren Widerstandes uͤberzeugt, sich gern der Oberherr— schaft Schach Sudschah's unterwerfen wuͤrden.

Lord Auckland soll einem Russischen Fuͤrsten und einem an—

deren Individuum derselben Nation die Erlaubniß verweigert ha— ben, das Pendschab zu durchreisen. .

Ueber Kabul hat man Briefe von Oberst Stoddart in Bu— chara vom 16. Juli mit der Nachricht, daß er von dem dortigen Emir endlich die Erlaubniß abzureisen erhalten habe. Er stand im Begriff, dieselbe sogleich zu benutzen. .

Die neuesten Berichte aus Aden lauten sehr guͤnstig. Neue Einwohner stroͤmen besonders aus Mokka zu, weil der dortige Scherif unerschwingliche Erpressungen uͤbt.

Die Australischen Niederlassungen von England.

Paradore Physiognomie des Landes und seiner Na tur. Eingeborene. Englische Colonisation. 8 h dn e h Bevdlkerung. Handel

Der Verein von starken militairischen Punkten und wohl gewahlten Handels⸗Kolonieen, mit welchen England die Erde um— guͤrtet und durch sichere Haͤfen die Meere beherrscht, ist eine der eigenthuͤmlichsten Erscheinungen, in der zugleich neue Geschicke der Zukunft sich verhuͤllen. Die Niederlassungen, welche dasselbe in dem Suͤd⸗-Ocean der Erde gegruͤndet hat, vor Allem das noch in voller Jugend-Entwickelung begriffene Neu-Holland, der umfang— reiche Oceanische Kontinent Australiens, bieten uͤbereinstimmend diese Ansicht dar. So wenig das Innere desselben bekannt ist, so ist doch in dem, was wir davon wissen, das Land selbst mit seinen Erzeugnissen, seinen Thieren, seinem Boden, seiner Fluß- und Wasserbildung so sehr abweichend von dem, was die Erde sonst darbietet, daß es, um diesen Widerstreit zu loͤsen, selbst zu der Meinung hingeleitet hat, als sey hier die Natur noch in ihrer ur— spruͤnglich schaffenden Kraft thaͤtig, oder als sey es ein der Erde urspruͤnglich fremder Weltkoͤrper, der ihrem Bereich erlegen, und als seyen es fremde kosmische Kraͤfte, die hier fortwirkten. In der That sind die Widerspruͤche desselben gegen das aus anderen Ländern uns Bekannte so auffallend, daß es in Vergleich dagegen wie die Bizarrerie der Natur selbst erscheint. .

Die Fluͤsse Australiens, wenn man die spaͤrlichen Kuͤsten— fluͤsse abrechnet, wenden sich nach innen, statt dem Meere zu, und verlaufen sich dort in Sumpf und Geroͤhrig, oder auch, wie der Murray, noch nahe der Kuͤste, in Seen. Ihre Thalgelaͤnde und Huͤgelwellen sind Bruchstuͤcke der Natur, die unregelmäßig ein- und absetzen; dazwischen sind sie wieder mit sumpfigem Flachland durchschnitten, so daß Andere die Ver— muthung hegten, als sey hier ein ganzer Archipelagus von Inseln allmälig in eine einzige Landmasse umgewandelt worden. Eben so hat es keine feuerspeienden Berge außzuweisen, während die Kette der Vulkanität noͤrdlich von Neu-Guinea aus die Inseln an seiner Ostkuͤste entlang in den wildesten Eruptionen durchzieht; und waͤhrend der Sand sonst nur die Niederungen sucht, wie auch hier die Kuͤstenlandschaft weithin damit uͤberdeckt ist, und un— ter dem heiteren Himmel das Zauberspiel der Fata Morgang in reicher Kimmung erneuert, giebt es dagegen im Innern Huͤgel, deren Abhaͤnge fest und begruͤnt, deren Gspfel aber aus bewegli⸗ chem Sande bestehen. Seine Thierwelt vermischt den Charakter des Vogels mit dem des Saͤugethiers seine Schnabelthiere, Kaͤngu— ruh's und die hier so zahlreichen Opossum tragen alle dieses Ge— praͤge. Die ersteren mit ihrem saugröͤhrenartig geöffneten Enten— schnabel, ihren Schwimmhaͤuten der Fuͤße und ihrem entenartigen Untertauchen und Schlammdurchsuchen spielen zugleich, wenig⸗ stens in den mannlichen Thieren, durch ihren Giftsporn mit sei⸗ nem Giftblaͤschen in die Klasse der Amphibien hinuͤber; seine Kaͤnguruh's und Opossum mit ihren verlängerten Hinterfuͤßen

huͤpfen wie Vogel, letzteres hat sogar den Bau seiner Zehen vo⸗ gelartig gestellt, und in der Eigenthuͤmlichkeit als Beutelthiere weichen die weiblichen Thiere in eine neue Form der Gestaltung und der muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit aus. Um dieses Wechsel— spiel der Natur zu vollenden, so durchziehen seine strausartigen Voͤgel, die Kasuare, Gras und Kraͤuter abweidend, wie die Heer⸗ den der Rinder die Niederung, waͤhrend die Kaͤnguruhs zahlreich an den Gehaͤngen der Huͤgel wie Vögel herumhuͤpfen, um so be⸗ quemer ihre Nahrung zu erreichen; und seine Eichhoͤrnchen schwe⸗ ben mit Flughaäͤuten von Baum zu Baum, so wie sie gleichfalls an der hier so weit vorherrschenden Beuteltasche ihren Antheil haben. Selbst der Charakter der Haarbildung ist hier noch schwan⸗ kend; das inlaͤndische Schaf mischt Wolle und struppiges Haar, der Ameisenigel die Stacheln des Igels mit dem Haar des Bi⸗ bers; und in der Faͤrbung der Thierwelt, namentlich der Vogel, sinden sich die grellsten Gegensaͤtze; seine Schwaͤne und Elstern sind schwarz, Kraͤhen, Adler und Kakadu's weiß, oder auch seine Kraͤhen mit schwarzem Leib und weißen Fluͤgeln und umgekehrt; seine Froͤsche sind blau, seine Schildkröten gruͤn. Yi an den mannig⸗ faltigsten Papageienarten, ermangeln seine Wadlungen wie seine freien Ebenen und Berge aller großen tropischen Thierarten und selbst der Raubthiere, und nur wilde Katzen und Hunde vertreten deren Stelle; aber seine Hunde, die auch gezaͤhmt noch sehr boͤs— artig sind, heulen zwar wohl, doch bellen sie nicht. Die Wal⸗ dungen selbst sind schoͤn und zahlreich, allein zwei Drittheile da— von gehoren den harzreichen, graugruͤnen Eucalypten an, welche diesem Lande eigenthuüͤmlich sind, so wie das meiste Buschwerk zu der Familie der Banksien, welche ebenfalls Australien eigenthuͤm— lich zugehoͤren. Es giebt dort Baumarten, deren Wipfel statt des Laubes und der Zweige mit Gras bedeckt sind und wohlriechende harzige Stoffe aushauchen, und selbst die Flora mit ihren Blu— men, so viel Mannigfaltigkeit und Farbenschmuck in periodischen und perennirenden Gewaͤchsen sie aufzeigt, ist auch hier so eigen⸗ thuͤmlich, daß ihre wissenschaftliche Benennung selbst die Männer vom Fach in Verlegenheit bringt. ö

Eingeborene.

Die Ureinwohner, von denen der eine Theil den Negern, der andere den Malayen in ihrem Typus sich naͤhert, weichen doch auch wieder von beiden so weit ab, daß man sie unter dem absondernden Namen der Austral-Neger und Austral-Inder in be— stimmterer Classisication festzustellen versucht hat. Allein in dem Idiom ihrer Sprache sind sie wieder jenen so ganz entfremdet, daß sie in zahlreicher Verschiedenheit der einzelnen Mundarten einen besonderen Sprachstamm zu bilden scheinen. Sie haben unter sich wohl eine Art von heilkundigen Individuen, aber nichts, wie dies bei jenen Voͤlkerstammen damit Hand in Hand geht, von Schamanen und Zauberern, kein Priester thum, keinen Fetischdienst, so wie uberhaupt keine Kunde eines hoͤheren Wesens, obgleich bei den Inseln umher das Gegentheil stattfindet. Auch wissen sie bei einem lebhaften, scharfen Ver— stande sehr wohl das Recht vom Unrecht zu unterscheiden, wie es ihnen uberhaupt durchaus nicht an Bildsamkeit und Beob— achtungsfaͤhigkeit fehlt. Einzelne wußten mit unglaublichem mi— mischen Talent in ihrer Berührung mit jenen bizarren Origina— litaͤten, wie sie nur der Britische Volks-Charakter zu erzeugen vermag, bis in die feinste Individualisirung des Sonderbaren uͤnd mit unerschoͤpflichem Humor dieselben nachzubilden. Nur die Bewohner des Innern scheinen in dieser Hinsicht stumpfsinniger zu seyn, und bel der groͤßten Zaͤrtlichkeit fuͤr ihre Kinder wird dennoch der unmuͤndige Säugling lebendig mit der gestorbenen Mutter verschuͤttet. ö.

Englische Colonisation.

. Haupt⸗Kolonieen welche hier England besitzt, hat es an der Suͤdwest- und Suͤdost-Kuͤste des Landes gegruͤndet, ö des Eendrachtslandes, dessen Name noch an das Hol sitzthum jener Kuͤsten erinnert, von England seit dem letzten J zehend seiner Besitznahme Neu-Helands erst angelegt und noch wenig volkreich; diese, Neu-Sür daselbst Englands aͤlteste Kolonie und bezeichnet mecht Englischen Ursprung. Wegen der guͤnstigeren Bescha t des Bodens, der von den blauen Bergen herab in einer Erstreckung von fuͤnf bis zehn Meilen seewärts als fruchtbares Kuͤstenland in bluͤhen— den Thaͤlern, von kleinen Kuͤstenfluͤssen durchzogen, sich hernieder— neigt, ist diese Landschaft am reichsten und bluͤhendsten bevölkert und uͤberhaupt fuͤr Ackerbau und Viehzucht, wie dur che Häfen fuͤr den uͤberseeischen Verkehr, besonders wohl gelegen. Hier be— findet sich die Englische Verbrecher-Kolonie von Botanybay, welche den ersten Grund zu dem Englischen Anbau jener Gegenden ge— legt hat.

Es war im Ostermond 1770, als Ce deckungs-Reise durch die Gewaͤsser der Suͤdsee vor

Rom

auf seiner ersten Ent— n Neuseeland

aus, welches er genauer erforscht hatte, sich nach der Ostkuͤste von Neu-Holland hinuͤberwendend, zu der dortigen Botanybay ge⸗ b aturforscher Banks in

Die reiche Vegetation,

B

Reihe von zauberischen Lusthainen bildeten, gab Veranlassung zu dem Namen der Bai; und das bestaͤndig gruͤne Laub der Mimo— sen, Korreen, Melaleuken, Kasuarien, Banksien, nach dem Na— men jenes Naturforschers benannt, der Palmen und Xanthoreen gewaͤhren daselbst; an der Kuͤste entlang, das reizendste Ansehen einer dauernden Frische der Natur, hinter der sich aber sehr oft die groͤßte Unfruchtbarkeit der Kuͤsten des Suͤdlandes verbirgt. Die guͤnstige Beschreibung, welche Cook von der Botanybay ent— warf, bewogen die Englische Regierung, nach dem Verlust des groͤßten Theils ihrer Besitzungen in Nord-Amerika durch die Ent— stehung der dortigen Freistaaten, und bei der immer großer wer— denden Anzahl der zu verweisenden Verbrecher, welche man fruͤher nach Amerika entsandte, dieselben kuͤnftig nach Botanybay zu sen— den und zugleich in diesen Gegenden eine sichere Station fuͤr Engli— lische Schiffe zu gruͤnden, wie denn England seitdem auch sesne Macht in Ostindien weiter ausdehnte und selbststaͤndiger begruͤn— dete. Im Januar 1788, also in der Zeit, wo die suͤdliche Hemi— sphaͤre sich ihres Sommers erfreut, landete der Englische Commo—⸗ dore Philipp daselbst mit der Fregatte Sirius und 10 Transport schiffen, auf denen sich 564 männliche und 192 weibliche Verbre— cher, so wie 212 Seesoldaten befanden, wohl versehen mit den noͤ— thigen Vorraͤthen und Mitteln zur Gruͤndung der neuen Nieder— lassung. Vergeblich suchte Philipp an der Botanybay nach Pflan⸗ zenerde, er fand wohl eine große Mannigfaltigkeit von Gewächsen, aber als urbar zu machenden Boden nur Sand und Suͤmpfe, welche auch der Gesundheit gefaͤhrlich zu werden drohten. Des⸗ halb versetzte er die zu errichtende Ansiedelung nach Port Jakson, weil er diese Gegend fuͤr tauglicher erkannte. Die weite Entfer⸗ nung vom Mutterlande, die Verworfenheit und Untauglichkeit des größten Theils der neuen Ansiedler, die im Ganzen immer noch sehr geringe Fruchtbarkeit dieses Landstriches, dem man nur durch