1841 / 346 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tige Lage des Kabinets und die Verpflichtungen ihrer gesammten Partei gegen dasselbe wohl begriffen, verließen sich auf das Herrn don Lamartine inwohnende Gefühl der Schicklichkeit und des Taktes, und sagten voraus, er werde die Kandidatur nicht annehmen. Damit nun aber die Fraction der Konservativen, der es, durch die kleinen Journale der dynastischen Linken unterstuͤtzt, wirk— lich mit dieser Lamartineschen Kandidatur Ernst war, auch von dieser Seite zu ihrer Rechtfertigung einen Beistand erhalten, ent— wirft die Revue de Paris, eine in dem Augenblick unter Thiers'schem Einflusse stehende Zeitschrift, ein Bild von Herrn Sau⸗ zet, dem gegenwartigen Praͤsidenten der Deputirten⸗Kammer, nach welchem, wenn es richtig gezeichnet wäre, der Vorschlag zur Wahl eines anderen Praͤsidenten motivirt wurde:

„Es ist sehr wahr, daß eine ganz ansehnliche Fraction der Konservativen entschieden ist, alle Mittel aufzubieten, um Herrn Sauzet den Praͤsidentensitz zu nehmen. So viel ist ge— wiß, daß es keinen Menschen giebt, der harmloser ware als Herr Sauzet. Er ist gegen Jedermann hoͤflich, sanft, gefaͤllig. Doch um die Kammer zu leiten, reichen seine Fahigkeiten nicht aus. Bei gewissen Detail-Fragen, und wenn die Diskussionen ruhig sind, praͤsidirt Herr Sauzet, ohne sich stöͤren zu lassen; seine Bemerkungen sind richtig, seine Sprache schoͤn; so wie sich aber die Debatte nur ein Bischen erhebt und zur Leidenschaft uͤbergeht, da wird Herr Sauzet verwirrt und unruhig. Mit ei— nem Wort, er fuͤhlt sich nicht behaglich in der politischen Sphaͤre. In der letzten Session hatte ihm die bloße Anzeige einer Dis— kussion uber die dem Koͤnig faͤlschlich zugeschriebenen Briefe einen unsaͤglichen Schrecken verursacht. Man erinnert sich, mit welcher un— passenden Eile er gleich nach der Rede des Herrn Guizot der Kam— mer zurief, zur Tagesordnung zu schreiten. Diese kindische Eile hatte die Konservativen so sehr aufgebracht, daß mehrere unter ihnen, beim Herausgehen aus der Sitzung, dem Minister des Aeu— ßern erklärten, daß sie sich nicht entschließen koͤnnten, Herrn Sau— zet ihre Stimme zur Praͤsidentschaft zu geben. Seit dieser Zeit sah man sich auf den Baͤnken der Rechten ernstlich nach einem Nachfolger des Herrn Sauzet um, und mehrere dachten an Herrn von Salvandy. Man hat selbst behauptet, daß der Grund, warum das Kabinet aus dem fruheren Minister des 15. April einen Ge— sandten machen wollte, der gewesen ware, einen Konkurrenten, der ernstliche Anspruͤche auf den Praͤsidentensitz machen koͤnnte, zu beseitigen, entweder fuͤr Herrn Sauzet, der ihn inne hat, oder fuͤr Herrn Dufaure, der die Kandidatur annehmen konnte. Nun tritt mit einemmale die konservative Partei, in der Abwesenheit des Herrn Salvandy, mit dem Namen des Herrn von Lamartine hervor, einem weithin toͤnenden Namen, dessen schoͤnes Echo Herrn Sauzet nothwendig Furcht eingeflößt haben muß. Wir sind nicht ganz uͤberzeugt, daß Herr von Lamartine alle die nothwendigen Eigenschaften zum Praͤsi— denten einer großen Versammlung besitzt; aber es wundert uns nicht, wenn ein Theil der Kammer daran denkt, ihm ihre Stim— men zu geben ...“

Das Journal la Presse schweigt heute gaͤnzlich uͤber die— sen Gegenstand.

X Paris, 8. Dez. Der neue Englische Gesandte, Lord Cowley, genießt fortwährend hier bei Hofe einer besonderen Aus zeichnung. In einigen Tagen wird er sein restaurirtes Hotel be— ziehen, welches wahrscheinlich, fuͤr diesen Winter, der Mittelpunkt der diplomatischen Gesellschaft werden wird. Die große Zunei— gung des Koͤnigs zu diesem Diplomaten schreibt sich, sagt man, von ihrem gemeinschaftlichen Aufenthalt auf der Spanischen Halb— insel her. Denn als der König dort mitten unter den verhaͤng— nißvollen Ereignissen verweilte, sah er oft Lord Cowley, der zur selben Zeit Gesandter war. Lord Cowley, von dessen diplomati— scher Laufbahn die hiesige Presse uͤberhaupt noch wenig gesagt hat, war der Nachfolger Lord Londonderrys als Gesandter in Wien zu einer in diplomatischer Hinsicht ebenfalls sehr wichtigen Epoche, von 1823 bis 1830. Er genießt, sagt man, aus diesem Grunde einer großen Verehrung von Seiten des Fuͤrsten Metternich. Er ist bereits hoch bejahrt und körperlich leidend, aber seine Person— lichkeit, seine fruͤheren Verhaͤltnisse, der Name seiner Familie stel— len ihn hoch in der Gesellschaft. Er ist der Bruder des Herzogs von Wellington, und seine hier anwesende Tochter fuͤhrt noch den Namen Wellesley. Seine uͤberall bewiesene vorsichtige Beson— nenheit mochte seine Hersendung nach den letzten gereizten Ver— haͤltnissen zwischen beiden Kabinetten besonders anempfehlen. Ihm zur Seite steht der erste Secretair der Gesandtschaft unter Lord Granville, Herr Henri Lytton Bulwer, der nun den Titel eines ministre plénipotentiaire fuͤhrt.

Von Reschid Pascha, dem Ottomanischen Gesandten am hie— sigen Hofe, haben die Journale bereits bei seiner Ankunft gespro— chen. Er war mit einem zahlreichen Gefolge hier angekommen und hatte gleich Sorge getragen das Tuͤrkische Gesandtschafts— Hotel, das unter seinem Vorgänger sehr vernachlaͤssiigt worden war, so einrichten zu lassen, daß er schicklicher Weise dort empfan— gen könne. Hieraus schließt man, daß er nicht nur eine geraume Zeit hier verweilen wird, fondern auch seine Aufgabe, die Tuͤr— kei wirklich hier zu repräsentiren und viele Berührungspunkte mit der Franzoͤsischen Gesellschaft anzuknuͤpfen sich angelegen sein lassen will. Seine Vorgaͤnger haben dies zu thun stets unter— lassen; denn da es den Tuͤrken uberhaupt schwer wird, im Aus— lande zu repräsentiren, so haben sich aus diesem Grunde alle bisherigen Ottomanischen Gesandten nur einladen lassen, ohne selbst bei sich die Honneurs zu machen. Man weiß aber nicht, wie Reschid Pascha sich aus dieser Schwierigkeit zu ziehen gedenkt.

Großbritanien und Irland.

London, 8. Dez. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin, die gestern mit ihrem Gemahl und ihren Kindern in Schloß Windsor an— gelangt ist, hat vorher noch in London das Patent ausgefertigt, welches den jungen Thronerben, der darin Prinz des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, Herzog von Sachsen, Herzog von Cernwall und Rothsay, Graf von Earrick, Baron von Renfrew, Lord der Inseln und Groß-Steward von Schott⸗ land genannt ist, zum Prinzen von Wales und Grafen von Chester ernannt.

Man spricht von nicht unbedeutenden Veraͤnderungen im Ministerium und den höheren Verwaltungszweigen. Der Ob‘ server will wissen, ohne jedoch die Angabe verbuͤrgen zu wollen, daß der Herzog von Buckingham aus dem Ministerium ausschei⸗ den werde oder schon ausgeschieden sey, was jenes Blatt als eine gute Vorbedeutung fuͤr die Absichten Sir Robert Peehs zu Gun— sten einer Verminderung des Getraidezolls betrachtet. Wer bis— herige Ober-Befehlshaber des Heeres, Lord Hill, der sich trotz aller Anfeindungen während der verschiedenen Whig-Ministerien gehalten hat, soll nach der Naval and Military Gazette durch den General-Feldzeugmeister Sir George Murray, und die— ser nach dem Globe durch den Kriegs-Secretair Sir Henry Hardinge ersetzt werden. Zum Kriegs-Secretair waͤre Herr Hrerries bestimmt und der jetzige Militair-Secretair des Ober—

. 1550 Befehlshabers, Lord Fitzroy Somerset, sollte den Ober-Befehl uͤber die Truppen in Irland erhalten.

Der Unterstaats⸗Secretair im Departement der auswaͤrtigen Angelegenlleiten, Viscount Canning, hat an mehrere bei dem Han— del nach Ching besonders interessirte Kaufleute folgendes Schrei— ben in Betreff der Vertheilung des von den Chinesen fuͤr die Schonung Cantons erhaltenen Geldes gerichtet:

„Departement der auswaͤrtigen Angelegenheiten, 2. Dezember. Meine Herren. Mit Bezug guf Ihren Brief vom 1. November, der um Aufsch luß uͤber die Absicht der Regierung Ihrer Majestaͤt in Betreff der Vertheilung des von den Chinesischen Behörden in Can⸗ ton, zufolge der mit diesen Behoͤrden am 27. Mai d. J. abseiten des Tapitain Elliot abgeschlossenen Üebereinkunft, erhaltenen Geldes er— sucht, bin ich von dem Grafen von Aberdeen beauftragt, Ihnen mit zutheilen, daß die Lords⸗-Commissaire des Schatzes Ihrer Majestaͤt erklaͤrt haben, daß es ihnen nicht moͤglich ist, auf die in Ihrem Briefe gestellte Frage einzugehen. Da das Geld, dessen Sie erwaͤh nen, von den Chinesischen Behoͤrden in Canton bezahlt worden ist, um die Stadt von der feindlichen Bedraäͤngung zu befreien, so ist es Eigenthum der Krone und muß demgemaͤß, nach Abzug dessen, was Ihre Majestaͤt der vor Canton verwendeten Militairmacht gnaädigst zu bewilligen geruhen mag, dem konsolidirten Fonds berechnet wer den. Ich verbleibe re. (Unterz. Canning.

Nach dem John Bull ist auf Veranlassung des Herzogs von Wellington die Anordnung getroffen, kuͤnftig die in Westin dien stationirenden Truppen in Kasernen, die von Gußeisen hier zu Lande konstruirt werden sollen, unterzubringen, da man gefun den haben will, daß die uͤbergroße Sterblichkeit, welche in West— indien unter dem Militair herrscht, zum Theile wenigstens von der Lage und der Beschaffenheit der Kasernen herruͤhrt, die nicht genuͤgenden Schutz gegen die Einwirkungen des Klima's darbieten.

Aus dem Bericht des Ausschusses, welcher Untersuchungen uber den Zustand der Seidenweber in Spitalsields angestellt hat, geht hervor, daß das Elend dort gegenwaͤrtig größer ist, als es im Jahre 1826 war, wo beinahe 2 Millionen Pfd. zu dessen Ab⸗ huͤlfe gezeichnet wurden. Es sind dort gegenwartig uͤber 30000 Personen mit der Seidenfabrication beschaͤftigt, namentlich Weber, Haspler und Anscheerer, wovon die beiden letzteren von den Er— steren abhaͤngen. Ueber die Halfte der Weber sind außer Arbeit, und auch die uͤbrigen sind nur halb beschaͤftigt, dabei ist der Lohn sehr niedrig, da die vorzuͤglicheren Arbeiter genöͤthigt sind, ordi— naire Artikel zu verfertigen. In vielen Haͤusern findet man Leute, die mit ihren Weibern und vier bis fuͤnf Kindern nicht mehr als 8 bis 10 Sh. die Woche zu verzehren haben. Mehrere Mitglie— der des Ausschusses haben Wohnungen besucht, wo die Familien den ganzen Tag uͤber ohne alle Nahrung waren, wo Kinder, vor Hunger weinend einschliefen und wo weder Licht noch Kohlen zu finden waren, Wie man sagt, sind noch große Summen von den im Jahre 18265 gesammelten Beitraͤgen vorhanden, die sich mit den Zinsen auf 30,000 Pfd. belaufen sollen.

Ueber die bisherigen Schicksale der Niger-Expedition wird in der Literary Gazette folgendes mitgetheilt: „Es sind weitere Nachrichten, vom 19. September datirt, die aber bis zum 22. Sep— tember gehen, uͤber diese Fahrt angelangt. Bis zu jenem Datum war man stromaufwaͤrts bis zum Zusammenfluß des Tschadda und des Quorra gekommen. Dort entschied man sich, die Reiseroute zu aͤndern. Nach dem urspruͤnglichen Plane sollten die Dampf— boote in Gesellschaft bleiben; Umstaͤnde bestimmten indeß zu dem Entschlusse, daß der „Prinz Albrecht“ den Quorra hinauffahren, der „Wilberforce“ dagegen den Tschadda beschiffen solle. Der „Sou— dan“ ging mit mehreren Kranken stromabwaͤrts, denn trotz aller Vor— sichtsmaßregeln herrschte leider bedeutende Krankheit; seitdem die Expedition England verlassen, waren acht Europaäͤische Matrosen ge— storben. Auch einer der Capitaine erkrankte, ward aber wiederherge⸗ stellt. Die Krankheit, die das Schiffsvolk besiel, begleitete die Schiffe auf der ganzen Reise bis Attah (ungefaͤhr 200 Englische Meilen); daruͤber hinaus scheint sie gewichen zu seyn, waͤhrend der „Prinz Albrecht“ und „Wilberforce“ noch 70 Englische Meilen weiter hinauf bis zu der Stelle drangen, die wir als die Verbindung der beiden großen Arme bezeichneten, naͤmlich des Quorra oder Niger, der ziemlich von Norden oder Nord-Nordwest, und des Tschadda oder Tschad, der von Osten stroͤmt. Der Soudan war von Attah bis zur Meereskuͤste in drei Tagen gelangt und fand dort gluͤcklicherweise den „Delphin,“ der an der Muͤndung des Flusses kreuzte und die Kranken an Bord nahm, die, wie wir glauben, nach der Insel Ascension gebracht werden sollen. Ein fruͤherer Brief von Herrn Cyrus Wakemann, dem Proviantmei— ster eines der Dampfboote, bemerkt, daß das patentirte Kartoffel— praͤparat, welches schon fruͤher als nuͤtzlich auf solchen Seereisen geruͤhmt worden, als eine frische, nährende Kost den Schiffs— mannschaften sehr wohlthuend gewesen.“

Spaͤtere Berichte uͤber die Niger-Expedition, welche bis zum 1. Oktober reichen und von dem aus St. Helena kommenden Transportschiffe „Horatio“ uͤberbracht worden sind, lauten uͤberaus bedauerlich. Unter den Offizieren, wie unter der Mannschaft, herrschte Krankheit im äͤußersten Grade; es waren bereits 26 In— dividuen gestorben, und der „Horatio“ hat mehrere der Expedition angehöͤrende kranke Offiziere nach England gebracht. Am Bord dienstfaͤhig; am Bord des „Albrecht“ hatte sich das Verhaͤltniß nicht viel guͤnstiger gestellt, Das dritte Dampfschiff, der „Su—

des „Wilberforce“ waren von 50 Europaͤern nur vier oder funf

dan“, hatte die Expedition verlassen, um die Kranken an die Kuͤste

zu schaffen; damals war sie 270 Englische Meilen weit auf dem Niger vorgedrungen, man glaubte indeß, sie werde nach der Insel Ascension zu— ruͤckkehren muͤssen. Die Fahrt den Fluß aufwaͤrts geht nur sehr langsam von Statten, keines der Dampfschiffe kann gegen die starke Stroͤ— mung mehr als 2 Englische Meilen in der Stunde zuruͤcklegen. Der „Albrecht“ sollte die Fahrt auf dem Niger selbst verfolgen, der „Wilberforce“ den Tschadda hinauffahren und der Schooner „Amelia“ in Mount Stirling bleiben, wo eine vorlaͤufige Nieder— lassung angelegt werden soll. Die Eingeborenen hatten sich bis dahin nicht feindlich gezeigt, wie es neulich hieß, sondern im Ge— gentheil sehr freundlich, besonders in Ebon, einer Stadt von s 9000 Einwohnern, in welcher mehrere Offiziere dem dort herrschenden Koͤnige einen Besuch abstatteten, welcher von diesem am Bord des „Wilberforce“ erwidert wurde. Der Koͤnig von Attah verkaufte sehr bereitwillig das zu der Niederlassung von Mount Stirling noͤthige Land.

Waͤhrend der letzten Tage haben die durch den anhaltenden Regen angeschwellten Gewaͤsser in vielen Theilen des Königreiches das Land so unter Wasser gesetzt, daß die Feldarbeiten eingestellt werden mußten und der Postenlauf an manchen Orten gehemmt ist. In Hertfordshire, Essex, Norfolk, Lincolnshire, Berkshire, Vorkshire und den niedriger gelegenen Grafschaften stehen ganze Dorfschaften zwei bis drei Fuß tief unter Wasser; Heuhaufen, Schaaßfheerden und einzelne Haͤuser sind weggeschwemmt, die Fel— der haben das Ansehen von Landseen, da die Hecken und Ein— fassungen zerstoͤrt oder mit Wasser bedeckt sind; die Eisenbah⸗ nen haben besonders in den bstlichen und westlichen Grafschaften sehr gelitten und die Ueberschwemmung des großen Verbindungs— Kanal bei Watford in Herrtfordshire hat das Land bis Agles—

bury in einen See verwandelt. Von Oxford an bis über Wind— sor hinaus sind alle Ortschaften an der Themse vollig unter Wasser gesetzt.

Aus St. John's in Neu-Braunschweig wird von einer bedeutenden Feuersbrunst berichtet, welche am Abend des 15. No— vember in jener Hafenstadt stattgehabt und die bereits vierzig Schiffe, worunter 5 Dreimaster, und 75 Haͤuser verzehrt hatte, als die Post von dort abging; da der Wind zu jener Zeit sturm— artig aus W. zu SW. wehte und das Feuer noch keinesweges nachgelassen hatte, so fuͤrchtet man, daß die Verheerung noch viel groͤßer seyn werde, als man bis jetzt weiß. Große Waagren-Vor ren-Vorraͤthe sollen verbrannt seyn.

Die Times enthielt dieser Tage wieder mit Bezug auf das von ihrem Eigenthuͤmer, Herrn Walter, so heftig angefochtene neue Armen-Versorgungs-System einen drohenden Artikel gegen das Ministerium, in welchem sie eine Parallele zwischen der Ame— rikanischen und Englischen Regierung zieht und den Verfall der konservativen Partei in den Vereinigten Staaten, der nach Ab lauf von kaum einem Jahre seit dem bei der letzten Praäͤsidenten— Wahl erfochtenen Siege eingetreten sey, als Warnung fuͤr die konservative Partei in England aufstellt, indem sie dabei äußert, daß sie das Englische Ministerium auffordern wuͤrde, schleunig und mit aller Macht wieder ins Feld zu ruͤcken, d. h. thäͤtig aufzutreten, wenn sie glauben koͤnnte, daß es die Gefahr einer neutralen oder blos defensiven Stellung nicht einsaͤhe. Sie koͤnne sich indessen nicht verbergen, daß, wieo der Stand der Sachen sey, sich Umstaͤnde in der Lage des Sir R. Peel's fänden, auf welche die angegebene Warnung mu zu gut passen wuͤrde. Ein Theil des Britischen Volkes, hinlaͤng lich, um das Zuͤnglein der Wage irgend einer Wahl zwischen Kon servativen und Whigs schwankend zu machen, habe zuversichtlich erwartet, durch die Regierungs-Veraͤnderung, welche herbeizufuͤh ren diese Leute als Werkzeuge gedient, ein Mittel gegen die Un terdruͤckung, welche in dem neuen Armengesetze liege, zu erlangen. Der besagte Theil des Britischen Volkes werde sich nicht eher zu friedengeben, als bis er seinen Zweck erreicht habe, und wenn die Politik. Sir R. Peels sich so gestaltete, daß sie ihm die moralische Unterstuͤtzung derjenigen entzöge, welche den Grausamkeiten des neuen Armengesetzes Feindschaft geschworen hätten, so duͤrfe er nicht erwarten, das Schicksal der konservativen Regierung der Vereinigten Staaten vermeiden zu koͤnnen.

Aus Kanada wird berichtet, daß man dort der Ankunft des neuen General-Gouverneurs, Sir Charles Bagot, sehr begierig entgegensah, und daß die Presse sich bereits lebhaft mit Muth naßungen uͤber sein Regierungs- System beschaftigte. Das Or gan der Franzoͤsischen Partei, '' Aurore des Canades, enthalt zahlreiche heftige Artikel gegen die Regierung Sir Robert Peel's, und das der Regierung zugethane Blatt, Montreal Messen ger, sprach von Geruͤchten uber einen neuen Aufstand der soge nannten Kanadischen Patrioten, welcher durch zahlreiche Versamm lungen der als unzufrieden bekannten Bewohner der Franzoͤsischen Kirchspiele vorbereitet werde. In der That schien man nicht ganz ohne Besorgniß vor Erneuerung der Auftritte von 1837 und 1833. Daraus, daß der neue Gouverneur den Secretair seines Vorgaͤn gers, Herrn Murdoch, der bereits auf der Ruͤckkehr nach Englan begriffen war, zu seinem Secretair ernannt hat, will man uͤbri gens schließen, daß er moͤglichst in die Fußtapfen Lord Syden ham's zu treten beabsichtige.

Der „Great Western“, welcher fuͤr dieses Jahr seine letzte Reise gemacht hat, ist vorgestern mit einer Fracht von 500,006 Dollars, meistentheils in Gold, zu Bristol angekommen.

Die Times erklaͤrt sich ermaͤchtigt, der Nachricht zu sprechen, daß der Herzog von Sussex zu Gunsten des 1 Albrecht sein Amt als Großmeister der Freimaurer niederzulegen beabsichtige.

Der Herzog von Sachsen-Meiningen und die Herzogin von Sachsen⸗Weimar sind vorgestern von Sudbury-Hall in London eingetroffen. Auch die Familie Cambridge ist von ihrem Landsitz Kew in der Hauptstadt angelangt. Der Herzog, der einige Zeit an einer Verletzung der Kniescheibe litt, die er sich durch einen Stoß zugezogen hatte, ist wieder besser.

Mac Leod ist jetzt auf einer Rundreise in Kanada begriffen, um die Gluͤckwuͤnsche seiner Freunde zu empfangen und wird dem naͤchst, wie es heißt, nach England kommen, um uͤber die ihm von Seiten der Vereinigten Staaten zu leistende Entschädigung zu unterhandeln.

Z London, 7. Dez. Was jetzt die groͤßte Aufmerksamkeit

erregt und in Gesellschaften viel besprochen wird, ist der allge

meine Glaube, daß die Regierung eine kuͤhne Maßregel zur Be

foͤrderung der Auswanderungen nach einem großen Maßstabe vor schlagen werde. RLaändereien, in der Aufnahme einer Anleihe auf diese oder den allgemeinen National-Kredit, oder in einer neuen Steuer gefun den werden sollen, weiß man natuͤrlich nicht.

Ob die Mittel dazu in dem Verkauf der Kolonie

Aber man scheint so sehr von der Nothwendigkeit uͤberzeugt, ohne Verzug eine große

Masse der brodlosen Arbelter wegzuschaffen, und zugleich fuͤr die

Zuruͤckbleibenden, statt der uns immer mehr und mehr ent— schluͤpfenden Europäischen Maͤrkte, neue Maͤrkte hervorzurufen, daß man, meiner Meinung nach, sich zur Erreichung dieses dop pelten Zweckes, selbst einer Steuer unterziehen wurde. Die Haupt schwierigkeit scheint man in der Wahl der Subjekte fur die Aus— wanderung zu finden, da die Erfahrung gelehrt hat, daß Spinner und Weber schlechte Landbauern machen, und unter den Schwie rigkeiten, womit der Kolonist zu kämpfen hat, gewoͤhnlich ver kuͤmmern. Aber man meint, daß schon ein Großes gewonnen ware, wenn man einen Theil der unbeschaͤftigten oder unvollständig be schaͤftigten Landleute aussende, deren es in mehreren Englischen Grafschaften eine bedeutende Menge, und in Irland eine ziemliche An— zahl giebt. Denn von diesen werden die Fabrikoͤrter und Staͤdte sa doch allmaͤlig uͤberschwemmt, und diese sind es, welche an knappe Kost und schlechte Kleidung gewohnt, in diesen den Taglohn herabziehen und dabei durch ihren Zulauf, außer in be sonderen Speculationsjahren, viele Hände nutzlos machen. Dann giebt es auch in den Staͤdten viele Tausende die erst seit ein Paar Jahren dahin gekommen, viele auf die Einladung der Ar men⸗Kommission, welche geglaubt hatte, die temporaire Thaͤtigheit in den Fabriken wuͤrde kein Ende haben, und diese konnen natür⸗ lich noch nicht zu Kolonisten verdorben seyn. Ferner sindet sich eine taͤg lich großer werdende Masse, welche an den Eisenbahnen gearbeitet haben, und die jetzt, nachdem die meisten dieser Werke vollendet sind, und fast keine neue unternommen werden, brodlos sind ein verwe— genes, halb wildes Volk, daß aber an Naͤsse und Kaͤlte, schwere Arbeiten und Gefahren gewoͤhnt ist.

Seit einiger Zeit ist auch ein Häuflein politischer Kannen— gießer beschaͤftlgt, daruͤber in der City eine Meeting zu berufen. Sie soll nichts mit Politik zu thun haben; aber man erwartet, sie solle zu aͤhnlichen im ganzen Lande Anlaß geben, und somit der Regierung nur unter die Arme greifen. Aber der Lord-Mayor, welcher hierbei ohne Zweifel die Gesinnung seiner Mitbuͤrger aus—

spricht, welche Whigs und Tories mit wenigen Ausnahmen, entschlossen sind, dem Ministerium den freiesten Spielraum zu lassen, damit jeder erkennen moͤge, was seine eigenen Vorschlaͤge sind, hat es abgelehnt eine Versammlung deswegen zu berufen. Indessen werden doch im Laufe dieses Monats viele Meetings stattfinden, und zwar solche, welche die Anti⸗Kornlaw⸗League Uun⸗ ter den Fabrikanten (besonders in Derby, Manchester und Ren— frew) veranstaltet, damit nur die Frage uͤber die Ge— traidegesetze dem Publikum, wie der Regierung nicht einen Augenblick verschwinde. Wenn sie auch einsieht, daß sie fuͤrs erste die Nation nicht gegen die Regieruug in Aufregung zu bringen vermag, so glaubt sie doch immer durch Diskussionen und die Ver breitung von Thatsachen zu gewinnen. Man ist nun ziemlich allgemein so weit, daß man nicht meh

zweifelt, selbst diese Regierung und dieses Unterhaus in welchem

die Gutsherrn ein so entschiedenes Uebergewicht haben, mässe

eine fuͤr den Konsumenten vortheilhafte Veränderung im Ge traidegesetz machen. die League ihrer Thaͤtigkeit zu verdanken, was man auch sonst af dieser auszusetzen finden mag. Sie darf sich also auch schmei

cheln, daß durch weitere Bearbeitung die Nation dazu gebracht werden koͤnne, im Fall die Regierung sie in ihren Erwartungen Auch haben

täͤusche, diese Veraͤnderungen einstimmig zu fordern. die Fabrikherren den Vortheil, daß waͤhrend sie sich politisch thä

tig zeigen, ihre Arbeiter, die unbeschaäͤftigten, wie die beschaͤftigten, wa sich solche ihnen nicht anschließen, keinen Spielraum fuͤr eigene

politische Umtriebe haben.

In Irland sind die Orangisten besser mit der neuen Ord— nung der Dinge zufrieden; aber in demselben Verhaͤltnisse bezuͤch— tigen die katholischen Journale die Regierung der Parteilichkeit. So lange indessen beide Parteien bekennen, daß das Land ruhig bleibt, und man selbst von einzelnen Verbrechen wenig vernimmt, kann wohl kein sehr schwerer Grund zur Klage vorhanden seyn. Auch hier klagen die Whigs, daß die Regierung zu viele ihrer Anhänger zu Friedensrichtern ernenne. Da dieses aber blos ein Ehrenamt ist, wozu jedoch die Whigs, besonders seit 18314 wenige von ihren politischen Gegnern zugelassen haben, so lassen sich diese neuen Ernennungen eben solleicht begreifen, als entschuldigen.

Von China bringt uns die Indische Post wieder ein— mal nichts mit. Desto mehr aber uͤber die Bewegungen des Koöͤnigs von Burmah, und die Anstalten, die man getroffen, irgend einen Angriff, den derselbe auf unsere ihm im vorigen Krieg abgenom menen Besitzungen machen koͤnnte, nachdruͤcklich zuruͤckzuweisen, und den beabsichtigten Schlag gegen ihn selbst zu fuͤhren. Es ließ sich erwarten, daß der Pekiner Hof wohl versuchen wurde, eine Di version gegen uns in Indien zu machen; und die Laͤnge der Zeit durch welche der Krieg mit China sich hinzieht, mochte es wohl einem Chinesischen Diplomaten leicht machen, den im Binnenlande wohnenden Koͤnig zu bereden, daß wir dort den kuͤrzeren gezogen, und uns sehr geschwaͤcht haͤtten. Und so wenig man auch hier im Mutterlande mehr Kriege und weitere Eroberungen im Orient wuͤnscht, so giebt es doch so viele Militair- und Civil-Beamte an Ort und Stelle, die bei solchen zu gewinnen hoffen, daß wir uns zefaßt machen muͤssen, dies immer erneuert zu sehen.

Niederlande.

Amsterdam, 9. Dez. Das Handelsblad,

r letzten Zeit sehr viele Artikel mit der Ueberschrift: Kwestie“ (die Lompenzucker-Frage) enthielt, giebt in einem seiner neuesten Artikel dieser Art selbst zu, daß sich die Summe, welche Holland (in Form von Ruͤckzoͤllen) den diesseitigen Zucker-Fabri— kanten bezahlten, damit diese ihr Fabrikat in Deutschland um so leichter absetzen können, jährlich auf 1,109,009 Gulden belaufe, welche mehr in die Staatskasse fließen wurden, wenn es nicht darauf abgesehen wäre, den Deutschen recht wohlfeilen Zucker zu

verschaffen.

welches in . 901npen

Belgien. Brüssel, den s. Decbr. Die Repraäͤsentanten-Kammer hat ihrer gestrigen Sitzung das Budget der Mittel und Wege (Einnahme-⸗Budget) zum Belaufe von 105,850,612 Fr. ohne viele Discussionen angenommen. Der Finanzminister erklärte auf die Frage eines Deputirten, daß er damit beschaͤftigt sey, einen Ent wurf zur Reorganisirung der Rechnungskammer auszuarbeiten. leber den Schleichhandel an der Graͤnze wurde viel gesprochen, der Minister versprach, Alles zu thun, um diesem Uebel so moͤglich zu steuern

Deutsche Bundesstaaten.

X. Dresden, den 10. Dezbr. Gestern Abend hatten wir den Genuß, Franz Liszt bei seinem diesmaligen Aufenthalte in Dresden zum zweiten Male zu höͤren. Waͤhrend sein erstes Kon— zert sich nicht des erwarteten Zudranges zu erfreuen gehabt hatte, waren gestern alle Platze im großen Saal des Hotel de Saxe mit Zuhdͤrern gefuͤllt. Auf den' oͤffentlich ausgesprochenen Wunsch des Publikums wollte er seine Kunst mit der zweier beliebten Mitglieder der Königl. Kapelle, des trefflichen Violinisten, Kon zertmeister Lipinski und des Violon-Cellisten Kummer zur Aus— fuͤhrung einer Tonschoͤpfung Beethovens verbinden. Das Konzert begann daher mit dessen herrlichem Trio in Bdäar fuͤr Piano, Vio— line und Cello, das in solcher Ausfuͤhrung durch dreifache Mei— sterschaft den tiefsten Eindruck zu maͤchen nicht verfehlen konnte. Die Stuͤcke, durch deren selbststaͤndigen Vortrag der Konzertge— ber zu ungetheiltem stuͤrmischem Beifall hinriß, waren: „Remi niscences de la Sonnamhbula“ und Tarantella von Rossini, Ma— urka von Thopin und Polacca aus den Puritanern, fo wie ein drittes Stuͤck, welches er diesen noch nachfolgen ließ, nach— dem ihn der begeistertste Beifall zum nochmaligen Hervortre— ten veranlaßt hatte. Liszt's Spiel ist wahrhaft wunderbar zu nen— nen, denn er fuͤhrt Dinge aus, die an das Unmögliche graͤnzen, und in sofern finden wir nur den witzigen Beinamen, le diable u hbiand, den man ihm dem als Lange du piandg bezeichneten Thalberg gegenuͤber beigelegt hat, in der That gerechtfertigt. Jeder Fin— ger ist bei ihm gleich selbststandig und, durch die Grbße seinerHand un— terstützt, scheint er unuͤberwindlich scheinende Schwierigkeiten nur zu schaffen, um durch deren meisterhafte lieberwindung mit der Tuͤchtigkeit und Sicherheit des Genies alle Hörer in Erstaunen zu verscehßen. Wohl mag er im Piano, das sich jedoch durch zarten und doch scharfen Anschlag auszeichnet, von Anderen übertroffen werden, aber unuͤbertrefflich entfaltet sich seine däm o nische Meisterschaft im Forte und Fortissimo, das er mit wunderbarer Kraft und Lei— denschaft bis zum donneraͤhnlichen Getoͤse anschwellen zu lassen vermag. ;

Die Pausen zwischen Liszt's Spiel fuͤllte mit zweimaligem Auftreten der Tenorist Pantaleoni aus, ein Schuͤler Rubini's, der sich seit einiger Zeit hier aufhaͤlt und auch schon auf dem Thea⸗ ter aufgetreten ist. Seine Stimme ist nicht besonders schoͤn und sein Gesang traͤgt zu entschieden das ausgebildetste Gepräge der aͤcht Italienischen Schule, als daß er dem an die großere Ein—

Daß eine solche Ueberzeugung herrscht, has

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ehe des Deutschen Gesanges gewohnten Ohre ganz zusagen onnte.

Hannover, 10. Dez. Das Dom⸗Kapitel zu Hildesheim hat in seiner gestern gehaltenen neuen Wahl-Versammlung den Dom-Kapitular und Regens des bischöflichen Priester-Seminars, Herrn Waadt, geboren am 16. August 1780, zum Bischof er— wahlt. Der Koͤnigl. Wahl-Kommissarius, Geheime Rath Graf von Stolberg⸗Stoiberg zu Söder, hat dieser Wahl die vorläufige Köoͤnigl. Genehmigung ertheilt.

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Frankfurt, 10. Dez. Der auch in unserer Stadt wahrzunehmende Courier-Wechsel, namentlich zwischen London und Wien, deutet darauf hin, daß in diesem Augenblick lebhaftere Com— municationen zwischen den Großmaͤchten stattfinden. Wie man von unterrichteter Seite vernimmt, sind es namentlich die im Orient wieder eingetretenen und sich anscheinend vorbereitenden Ereignisse, welche augenblicklich die lebhaftere Berathungen zwischen den Kabinetten hervorrufen; doch soll auch der Spanischen Ver— haͤltnisse dabei gedacht werden. Doch kann vorerst von einem Kongresse zur Regulirung der Spanischen Frage noch keine Rede seyn. Ueber die Gestaltung der Dinge im Drient ist man in Wien durchaus beruhigt, wie sich denn uͤberhaupt alle Berichte von da mit festem Vertrauen auf das gute Einverstaͤndniß zwi— schen den Großmaͤchten und somit auf Erhaltung des Friedens aussprechen. Deshalb behauptet auch die Wiener Boͤrse eine äͤl aus feste Haltung, welche auf unseren Geldmarkt nur einen stigen Einfluß uͤben kann. Die Oesterreichischen Fonds, und diesen namentlich die Wiener Bank-Actien, gehen taglich mek die Hoͤhe, so daß letztere heute einen Cours von 1970 Fl. errei ten. Mit der anhaltenden Flauheit der Amsterdamer Boͤrse sind aber unsere Spekulanten wenig zufrieden, und die Holl. Effekten fangen nun auch hier an wieder zuruͤckzugehen. Ihr Steigen in den letzteren Tagen wurde hier auch nur durch eine Besserung des Amsterdamer Wechselcurses hervorgerufen. Die Berichte aus Hol land sprechen sich nicht fuͤr einen baldigen Aufschwung der Hol laͤndischen Fonds aus, da die Finanz-Berhaͤltnisse Hollands der Speculation auch nicht die geringste Aufmunterung gewaͤhren. Dabei uͤbt auch die zwischen Holland und dem Deutschen Zoll— Verein eingetretene Differenz fortdauernd einen peinlichen Eindruck auf den dortigen Handelsstand, den die Argumente der Hollaͤndi— schen Presse nicht zu verwischen vermag. Der Cours der Spa— nischen Fonds unterliegt fortdauernd dem Impuls der Boͤrsen von London und Paris. Die sanguinischen Hoffnungen auf den Ab—

schluß eines neuen Spanischen Anlehns belebten noch einigerma—

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ßen die Kauflust in dem truͤgerischen Spanischen Papier. Die Taunus-Eisenbahn-Actien wurden durch die Baissiers heute auf 731 Fl. (1231 Fl. Agio) herabgedraͤngt. Doch wird sich der Cours dieser Actien festhalten, wenn auch die diesjährige Divi— dende nicht hoͤher als 16 Fl. pro Actie seyn wird. Das Geld ist hier anhaltend sehr fluͤssig, der Diskonto steht 3 pCt.

Gestern Abend spät traf das zur Moselfahrt bestimmte kleine Dampfboot vor unserer Stadt, setzte aber heute bei Anbruch des Tages die Fahrt nach dem Ober-Main fort; erst bei der Ruͤck— kehr wird es hier langer anhalten. Bei dem augenblicklich sehr hohen Wasserstand kann diese sogenannte Probefahrt des Dampf es auf dem Main eben nicht die Moͤglichkeit der Einfuͤhrung der Dampfschifffahrt auf dem Main konstatiren.

Der Koͤnigliche Franzoͤsische außerordentliche Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister bei der hohen Bundes-Versammlung, Marquis von Chasseloup-Laubat, ist seit wenigen Tagen hier an— wesend, wird aber zur Eroͤffnung der Kammern in Paris wieder zuruͤck senn. Der Koͤniglich Niederlaͤndische Bundestags-Gesandte, Herrr von Scherff, wird in Kuͤrze von Berlin zuruͤckerwartet und sich, wie man hoͤrt, nach dem Haag begeben.

D s wurde hier von

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Der 50jährige Todestag Mozart'

dem Cäcilien-Verein und in einer Vereinigung der verschiedenen Sänger-Vereine auf eine das Andenken an den großen Tondichter und den Kunstsinn unserer Stadt wuͤrdig ehrende gangen. Der Caͤcilien-Verein fuͤhrte Mozart's Requiem trefflich aus, und die dabei stattgehabte Einnahme von 250 Fl. floß dem Fonds der Mozart-Stiftung zu, d

5 8 dem auch von dem Mannheimer Hof Theater eine nter 1klung

UT oi ko 159 Weihe n

3 zu Theil geworden.

Spanien. Madrid, 1. Dez. Das provisorische Ayuntamiento von celona hat dem Regenten eine in den schmeichelhaftesten Aus— k abgefaßte Gluͤckwunsch-Adresse uͤbersandt. er Herzog von Alagon, General-Capitain der National Armeen, ist gestern hier gestorben.

Man ist jetzt damit beschaͤftigt, den Offizieren der Fremden Legion den ruͤckstaͤndigen Sold auszuzahlen.

Mit dem 15. Dezember wird hier ein neues Independiente, erscheinen, daß sich mit Politik un beschaͤftigen wird.

Rubini wird heut seine vierte Vorstellung geben, und nach Ab lauf seines Engagements von hier nach Lissabon gehen.

Gestern versammelten sich die Minister bei dem Regenten, um sich uͤber die bei der Eröffnung der Cortes zu haltende Thron Rede zu berathen. Es heißt, der Minister des Innern sey mit Abfassung derselben beauftragt. t

Der Verkauf der National-Guͤter hat bis zu Ende des Sep tembers 1,6 49,724,157 Realen eingebracht.

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Literatur

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O Madrid, 30. November. Der Espectador von heute meldet Folgendes aus Genua vom 18ten d.. „Die suͤngeren Söoͤhne des Don Carlos, die hier aus Deutsch land angekommen waren, haben sich gestern auf dem Nea— politanischen Dampfschiffe „Francesco JI.“ unter dem Inkognito als Grafen von Monforte eingeschifft. Es begleiten sie ihr Gou— verneur Dameto, der Jesuit Garcia nnd ein Kammerdiener. Es heißt, sie gehen nach Civita Vecchia, Rom und Neapel und wer— den den Winter in Rom zubringen. Waͤhrend ihres Aufenthalts in Genua hat ihnen die Regierung wenig Aufmerksamkeit erzeigt; sie haben nur als Verwandte en Famille gespeist, während keine nicht zum Palast gehoͤrende Personen zugegen waren. Dagegen hat man dem Prinzen Leopold Karl Joseph von Bayern viele und ausgesuchte Artigkeiten erwiesen. Er wurde mit anderen Standespersonen an die Koͤnigliche Tafel geladen, ohne daß die Soͤhne des Don Carlos zugezogen worden waͤren. Diese wurden jedoch von vielen Karlistischen Fluͤchtlingen, Elio, dem Grafen Alcudia und dessen Soͤhnen besucht.“

Dasselbe Blatt giebt die im Departement der Nieder-Pyre— näen zusammengezogene Division auf 6 Regimenter Infanterie und 6 Regimenter Kavallerie an, naͤmlich:

2 Bataillon

6 Regimenter Kavallerie

3 Batterieen Artillerie, peurs u. s. w.

10,800 Mann 309090 «

3,509 * 175300 Mann. und die Division der Ost-Pyrenaen auf hoͤchstens 12,000 Mann.

Der Herzog del Infantado, bekannt genug durch seine man= nigfaltigen Schicksale, ist vorgestern hier mit Tode abgegangen. Der größte Theil seiner ausgedehnten Besitzungen fallt an den bereits so reichen Herzog von Osuña.

Die Regierung erklart in dem Espectador von gestern, daß sie bis jetzt keinen Handels-Vertrag mit England abgeschlossen habe, daß sie sich aber vorbehalte, alle darauf abzielenden Maßregeln mit den Cortes zu berathschlagen. Der Constitucional von Barcelona druͤckt sich auf das heftigste gegen einen solchen Han⸗ dels⸗Vertrag aus.

Allen von dem Regenten in seinem Manifeste machten Verheißungen und Drohungen zum Trotze, blesben die Exzesse von Barcelong ungestraft, wahrend die uͤblen Folgen des Belagerungs-Zustandes auf die unschuldigen ru⸗ higen Buͤrger fallen. Man geraͤth hier daher auf die Ver⸗ muthung, daß die Regierung bei der unerbittlichen Strenge, mit der sie gegen alle der Theilnahme an dem Aufstande vom vorigen Monate Schuldige oder Verdächtige verfaͤhrt, nicht von innerem Pflichtgefuͤhl und dem Bewußtseyn ihrer Kraft, sondern nur von dem Wunsche, denen zu gefallen, welche sie fuͤrchtete, geleitet wor⸗ den sey, und nun, da es sich darum handele, auch gegen die Em— pöͤrer im Namen der Freiheit das Gesetz zu vollziehen, in Schwache verfalle, weil sie vorausseßzen darf, daß diese Schwaͤche ungeahndet bleiben werde. Dennoch erhebt das Eco del Comer cis gestern aufs neue seine Stimme, damit sich das gegen Barcelona zusam— mengezogene Ungewitter uͤber die Häupter der nie genug zu be— strafenden Moderirten entlade. „Alles“, sagt dieses Blatt, „was

harten Lehre vom Oktober gewonnen haben, beschraͤnkt

Geraͤusch machen, auf einige Schlachtopfer, die im

rch ihren Aufschwung Mitleiden erregten, darauf,

der Maschine bestehen, alle ubrigen Sachen

die vorher, die konspirirende Partei mit denselben

dre Plaͤne zu erneuern, die Institutionen derselben

lesetzt, Pampelona in Trümmern und die Staats kasse Millionen geschwaͤcht ließ.“

wurde die von hier nach Sevilla gehende Dili—

Raͤubern angefallen. Die Reisen—

vom ven ge⸗

S chwester des nichts als ihr

Portugal.

Lissabon, 29. Nov. Die Spanische Regierung hat dem Verlangen der Auslieferung des Brigadiers Pezüuela entsagt.

Am 22sten d. versuchten 606 zur Deportation verürtheilte Verbrecher aus dem Gefaͤngniß von Cova da Moura auszubre chen; das Unternehmen wurde indeß noch zeitig genug entdeckt und vereitelt. ö .

Türkei.

Salonichi, 4. Nov. (Journ. Smyrne.) ger Zeit sah man wiederholt in gewiß Theilen dieser Provinz fremde Personen ankommen und wieder abreisen, von denen es sich jetzt ergeben hat, daß sie Emissaire sind, die den Auftrag hat— ten, unter den hiesigen Raja's, namentlich unter den Griechen, Zwistigkeit und Unruhen zu erregen. Dies strafbare Verfahren hatte bereits eine gewisse Aufregung hervorgebracht, als die Be hoöͤrden, bei Zeiten davon unterrichtet, die erforderlichen Maßregeln ergriffen, um dem Uebel zu steuern. Das Land ist nunmehr in dieser Beziehung vollkommen ruhig; indeß hat man in einigen Orten die Griechischen Zeitungen verbieten muͤssen, eine Maßregel, deren Weisheit und Zweckmäßigkeit allgemeine Anerkennung sin— det, da die tollen Declamationen und Uebertreibungen dieser Blaͤt— ter bereits einige Muͤßiggaͤnger verfuͤhrt hatten.

Der Widerwille der Macedonier die National⸗M

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Seit eini⸗

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si, Jussuf Pascha, vor kurzem noch zu Zwangsmaßregeln schrei— ten muͤssen, um die Bewohner von Monastir und der Umgegend zu diesem Dienst zu bewegen.

Hier herrsch 1 ödiesem Augenblicke sinanz ieller Krisis. Die Banquiers, saͤmmtlich Juden, haben naͤm— lich Wechsel von bedeu uropa mit Protest zuruͤckerhalten, und da es ihnen a sponiblem. tal fehlt, um die bevorstehe en zu leisten, so sind sie in großer Ver— legenheit. sehr solide galten, sind, weil sie die zuruͤckgekehrte bsen vermochten, ins Schuldgefaͤngniß hrem Kredit, so wie harten Schlag

3 1199 . . 5. g. . 8 * * i rworr dem alle! hies gen sragelltische Dallser, elnen

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Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Nem-⸗Mork, 23. Nov. Der Kongreß wird wahrscheinlich am 6. Dezember zusammentreten, und man ist mehr gespannt auf den Inhalt der bei nd zenheit zu erlassenden Botschaft des Prasidenten. Man erwartet eine sehr lebhafte, ereignißreiche Session und glaubt, daß einer der ersten Gegenstaͤnde der Be rathungen des Kongresses die Modisizirung des jetzigen Zoll— Tarifs seyn wird, da die gegenwartig bestehenden Einfuhrzoͤlle keine genuͤgende Einnahme liefern. Was die Errichtung einer Nationalbank betrifft, so scheint dafuͤr wenig Aussicht zu seyn; wahrscheinlich wird der Praͤsident den Vorschlag machen, daß einem besonderen Finanz-Agenten die finanziellen Geschaͤfte der Regierung uͤbertragen wuͤrden, und daß dieser die Befugniß er halte, Noten auszugeben, welche auf die Staatseinnahme und Deposita von Gold und Silber fundirt werden sollen.

In Betreff der Graͤnzfrage ist eines Beschlusses der Legisla tur des Staates Vermont zu erwaͤhnen, welcher der Unions -Re gierung die schleunige Erledigung dieser Frage dringend anempiehlt und selbst auf die Gefahr eines Krieges mit England, aller dar aus zu erwartenden Nachtheile ungeachtet, ein entscheidendes Auf treten gegen England fordert.

Nicht unbedeutendes Aufsehen hat das Resultat der neuesten Wahlen zur Legislatur des Staates Mississippi hervorgebracht, weil dieselben zu Gunsten der ultrademokratischen Partei ausge fallen sind, welche als Prinzip aufgestellt hat, daß gewisse von die sem Staate kontrahirte Anleihen nicht anerkannt werden durfen, und daß das Kapital dieser Anleihen weder verzinst noch auch zu— rückgezahlt werden solle. Dieses Ereigniß hat besonders an der New-⸗-Horker Boͤrse große Besorgnisse erregt, da, wie es scheint, schon seit einiger Zeit Zweifel uͤber die Neigung der Anerkennung der Staatsschulden von Seiten der demokratischen Partei gesagt worden sind und man befuͤrchtet, daß, wenn die seßigen Machthaber in Mississippi ihre Prinzipten ins Werk scken, ihr Beispiel in anderen Staaten Nachahmung findet. In Nei York sind daher auch die Illinois und Indianag-Fonds, welche

vor einigen Monaten auf 72 bis 75 Prozent und noch am