1841 / 349 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Colombier: Den hier anwesenden Dufour kenne ich nicht, 6 aber einen Anderen, der jänger und kleiner ist. Du font enn ich ein Geluͤste nach Mord gehabt batte, so wurde es mir leicht gewesen seyn, dasselbe zu befriedigen; denn am 1ten Mor⸗ gens begegnete ich in einer abgelegenen Straße dem Herzoge von Orleans allein mit feinem RNeitknechte. Meine Herren, ich bin ein alter Soldat, und eines Verbrechens unfäbig, selbst gegen meinen groͤßten Feind. Wie konnte ich nun, der Königlichen Familie, die mir Gutes gethan hat, die meinen alten Vater oft unterstützt hat, Böses zufügen wollen? Der Praäsident: Seyd ihr nicht von einigen! Leuten für einen Polizei⸗ Spion gehalten wor⸗ den? (Bewegung. Du four: Ja, es waren vier Per. sonen die mich an der Ecke der rue noine aufforderten, mit ihnen bei einem Weinhändler einzukehren; dann zankten sie sich mit mir, weil ich nicht bezahlen konnte. Der Eine von ihnen nannte mich Polizei⸗ Spion und gab mir eine Ohrfeige. Also die Einen nennen mich Polizei- Spion, die Andern einen Republikaner. Das ist meine Lage. Der Praͤsident: Ihr koͤnnt euch setzen. Es begannen nunmehr die Plaidoyers der Vertheidiger, deren Reihen Herr Pallier, der Advokat Quenisset's, erdͤffnete. Diese Re den werden wahrscheinlich drei bis vier Sitzungen einnehmen.

Paris, 11. Dez. Die Ernennung des General-Lieutenants von Rumigny zum interimistischen Commandeur in Algier ist von den hiesigen Blättern bis jetzt nur unvollkommen erlautert worden. Die Sachen stehen wie folgt.

General Bugeaud, benachrichtigt, daß der Finanz-Minister auch auf eine Verminderung des Algierischen Budgets angetragen, und daß bereits im Minister-Rathe uͤber eine Verminderung der Afri— kanischen Armee verhandelt worden, hat bereits vor mehreren Wochen deshalb eine sehr energische Vorstellung an den Marschall Soult eingereicht, worin er sich aus vielfachen Grunden gegen eine Truppen-Verminderung erklärt. Da jedoch diese Vorstellung bei der Majoritaͤt des Ministeriums wenig An— klang fand und vor Allem Ersparnisse im Budget erwartet wur— den, so erbat sich General Bugeaud von dem Kriegs-Minister einen Urlaub, um persoͤnlich die Sache der Afrikanischen Armee zu verfechten.

Dieses Urlaubs-Gesuch ist im Minister-Rathe debattirt und sodann nach dem Wunsche einer hochstehenden Person einstimmig bewilligt worden. Die Frage eines temporairen Stell— vertreters in Algler fand einige Schwierigkeiten. General Ru— migny aber, der bereits in Algier thaͤtig gewesen und in den Tuilerieen unbedingtes Vertrauen genießt, schien besonders geeignet und ward demnach gewaͤhlt. Die gesammte hiesige Journalistik, selbst das sehr konservativ gesinnte Blatt, die Presse, zeigte sich aus verschiedenen Gruͤnden mit dieser interimistischen Ernennung sehr wenig zufrieden. General Rumigny ist ein sehr braver Offi⸗ zier, der Anciennetaͤt und seinen Diensten nach aber zu der schwie— rigen, wenn auch nur temporairen, Algierischen Mission wenig geeignet, da solche Ernennungen den bereits in Algier seit 11 Jahren dienenden Generalen wenig angenehm und fuͤr ihre Dienste wenig aufmunternd erscheinen koͤnnen.

General Rumigny hat sich bereits in den letzten Tagen seinen Generalstab gebildet und ist am Tten d. sofort nach Toulon ab— gegangen, von wo ihn ein Dampfboot ohne Aufenthalt nach Algier uͤberschiffen wird. In Algier wird er von General Bugeaud per— soͤnlich das Ober-Kommando erhalten, und erst dann wird Letzterer sich nach Frankreich einschiffen. Er wird in der letzten Haͤlfte die— ses Monats, also noch vor Eroͤffnung der Kammern, hier eintreffen.

Die Geruͤchte, als ob der General Bugeaud auch hier zu einer politischen Combination erwartet werde und wohl das Porte— feuille des Kriegs-Ministeriums erhalten koͤnne, entbehren alles Grundes. General Bugeaud wird bestimmt naͤchstes Jahr, und zwar vor dem Fruͤhsahr, als General-Gouverneur nach Algier zuruͤckkehren, da fuͤr 1842 eine neue großere Expedition gegen Abd el Kader versucht werden soll.

Selbst das Geruͤcht, daß der General Bugeaud seine Ent⸗

lassung angeboten, wenn man die Algierische Armee nicht auf

einen gewissen Fuß erhalten wollte, ist ungegruͤndet. Alle diese mi— litairischen Fragen wird General Bugeaud persöͤnlich den Ministern gegenüber und vor der Kammer behandeln, um durch seine Ge— genwart und seine Erläuterungen die Gegner Allgiers guůͤnstiger zu stimmen. Das Nationalgefuͤhl wird dem General Bugeaud bei diesem Thema wichtige Dienste leisten.

In militairischer Hinsicht sind jetzt die Projekte uͤber die hie— sige Üniformirungs-Reform zu bemerken. Die zu diesem Behufe niedergefetzte Kommission hat einige Bersuche bereits praktisch aus— fuͤhren und von 4 Regimentern je ein Bataillon in neue Mon— tur kleiden lassen. Daß man die bequeme und warme Kutka der Vincenner Jaͤger der ganzen Infanterie verleihen will, findet Bei⸗ fall, da der Uniformrock wesentliche Fehler hat und weder waͤrmt noch schuͤtzt; die neuen Czakos, mit kupferner Kette unter dem Kinn befestigt, finden dagegen weniger Beifall, obgleich die bishe— rigen Czakos weder bequem noch praktisch und nür eine Last fuͤr den Soldaten waren. Him melblaue Pantalons scheinen Man— ches gegen sich zu haben. Die Modelle sind ohne Hosentraͤger. Das weiße Lederzeug ist huͤsch und lebhaft anzuschauen, ge— wiß aber schon des Anstreichens wegen eine Muͤhe und eine Aus— gabe fuͤr den Soldaten, uͤberdem dem Feinde eine gute Zielscheibe. Man will die Linien-Infanterie grün und die leichte Infanterie blau kleiden. Die bisherigen Krapp-Beinkleider kommen sicher wohlfeiler zu stehen, als die neuen Modelle. Auch muͤssen doch noch erst die vorräthigen Monturen in den Magazinen aufgetra— gen werden, sonst wuͤrden die Ausgaben doppelt theuer seyn.

Grosibritanien und Irland.

London, 11. Dez. In verschiedenen Theilen des Landes werden noch immer Gluͤckwunsch-Adressen an die Kbnigin, den Prinzen Albrecht und die Herzogin von Kent wegen der Geburt des Kronprinzen beschlossen. Bei einigen der zu diesem Zweck gehaltenenen Versammlungen ist es aber zu leidenschaftlichen De— batten gekömmen, weil man versuchte, die Noth der arbeitenden Klassen und die Korngesetz-Frage in den Adressen mit zur Sprache zu bringen. Dies war ünter anderen Orten auch zu Devizes in Wiltshire der, Fall, wo aber der Marquis von Lansdowne, Mit— glied des fruheren Kabinets, der in der Versammlung zugegen war, darauf bestand, daß der Noth des Landes in der Graͤtuͤla— tions-Adresse an die Königin nicht erwähnt, sondern zum Gegen— stand einer besonderen Adresse gemacht werden solle, womit man sich zuletzt, ungeachtet des Widerspruchs von Seiten des ebenfalls anwesenden Grafen Radnor, einverstanden erklärte.

Man hat dem Lord Melbourne, der jetzt seine Besitzungen be— sucht, Addressen, gegen das jetzige Ministerlum gerichtet, überrei— chen wollen, die er aber fortwährend ablehnt. Ueberhaupt schei⸗ nen die vorigen Minister an keine systematische Opposition zu den— ken, denn die Morning Chroniele sagt mit Beziehung auf die Antwort, welche Lord John Russell auf die ihm überreichte Plymouther Adresse gegeben: „Wir sehen darin eine bestimmte Er— klaͤrung von Seiten des fruheren ministeriellen Fuͤhrers des Un— . daß er sich nicht nur keine Hoffnung auf eine baldige Rückkehr ins Amt macht, sondern daß er auch durchaus nicht

56

daran denkt, sein Verfahren einem solchen Zwecke gemaͤß einzu— richten. Der bevorstehende Kampf gilt der Erlangung von gu⸗ ten Maßregeln, von welcher Regierung sie auch ausgehen moͤgen.“ Und an einer anderen Stelle desselben Artikels heißt es: „Die liberale Partei muß erst wiederhergestellt werden, bevor an ein liberales Ministerium gedacht werden kann.“

Dem Morning Herald zufelge wird Graf Aberdeen die ickige guͤnstige Stimmung zwischen England und den Vereinigten Staaten benutzen, um die Amerikanische Gränz⸗Angelegenheit, die Lord Palmerston so sehr in die Laͤnge gezogen, mit Ernst zu be⸗ treiben. Das genannte Blatt bemerkt in dieser Hinsicht: „Es ist aber auch hohe Zeit, der Sache ein Ende zu machen, denn die Holzfaͤller von Maine sind bis an den Aliguash, den suͤdlichen Arm des St. Johns⸗Flusses, vorgedrungen, und um die provisori—⸗ sche Convention zwischen dem Gouverneur von Neu-⸗Braunschweig und dem Amerikanischen General Scott zu umgehen, haben sie den Lauf des Flusses abgegraben, so daß ihr Holz jetzt in den Penobscot-Fluß und von da in den Ocean treibt. Auf diese Weise sind sie bis 90 Englische Meilen suͤdoͤstlich von Quebek vorgedrungen. Nimmt man hierzu, daß Herr Fairfield, ein Mit— glied der Jaͤger-Logen, naͤchstens Präsident von Maine seyn wird, daß der Praͤsident; Tyler sich durch seine einheimi⸗ sche Politik den Demokraten in die Arme geworfen, und daß von dem Austritte des Herrn Webster die Rede ist, so sind die Aussichten immer sehr bedenklich. Allem Anscheine nach, wird Graf Aberdeen der Regierung der Vereinigten Staaten einen de— sinitiven Ausgleichungs-Vorschlag vorlegen, wonach solche Theile des streitigen Gebiets, die fuͤr die Sicherheit unserer Amerikani— schen Beslstzungen unentbehrlich sind, natuͤrlich bei England bleiben sollen. Dle Frage ist nun, ob die Amerikanische Bundes-Regie— rung auch Macht genug uͤber den Staat Maine haben wird.“

Niederlande.

Amsterdam, 9. Dez. (L. A. 3.) Eine Verlegenheit ganz neuer Art soll jetzt fuͤr unsere Regierung entstanden seyn. Als das Einnahme-Budget berathen wurde, nahm bekanntlich der Finanz-Minister gerade in dem Augenblick, als die zweite Kammer zur Abstimmung schreiten wollte, denjenigen Artikel zuruͤck, der 5 Millionen Fl. als muthmaßlichen Ueberschuß des Ertrages der Ostindischen Kolonieen nach Bezahlung der ihnen sonst schon auf— erlegten Lasten in Aussicht stellte. Um diesen Voranschlag zu recht— fertigen, hatte die Regierung Berechnungen und Vergleiche auf— gestellt, denen die zuletzt vorhergehenden zwei oder drei Jahre zum Grunde lagen. Die Kammer hielt diesen Ueberschuß aber fuͤr zu ungewiß, um Ausgaben darauf bauen zu koͤnnen, die sicher wa— ren. Demnach waͤre hoͤchst wahrscheinlich das Budget verwor— fen worden, hatte nicht der Finanz-Minister fuͤr gerathen gehal— ten, noch im letzten Augenblicke den Artikel, der so viel Wider— spruch gefunden, zuruͤckzunehmen. Offenbar behielt aber Herr Rochussen sich vor, diese 57 Millionen Fl. später von neuem zur Sprache zu bringen. Jetzt scheint sich dagegen ergeben zu haben, daß nicht blos kein Ueberfchuß zu erwarten ist, sondern daß die Ostindischen Kolonieen nicht einmal im Stande seyn werden, den sonstigen Verbindlichkeiten, welche ihnen auferlegt sind, zu genuͤgen. Die Aerndte soll dort so schlecht gewesen seyn, daß nicht einmal alle Schiffe volle Ladung erhalten koͤnnen, obwol ihre Zahl schon kleiner ist, als sie es in fruheren Jahren war. Ein anderer Umstand macht diese Lage noch bedenklicher. In Ostindien verlangt man

laut, daß die Vernachlässigung wieder gut gemacht werde, in der

das Mutterland seit Jahren diese Kolonieen gelassen. Man be— schäͤftigte sich nur damit, dieselben zu pressen, um allen Nutzen, den sise darbieten könnten, daraus zu ziehen, dachte aber nie an eine innere Verbesserung des Landes, welches seine Schätze so reichlich darbot. So besinden sich jetzt die Befestigungswerke im allerschlechtesten Zustande; fuͤr Straßen, Kanäle und Eommunica— tions-Mittel uberhaupt sind nicht die geringsten Fonds vorhanden, obwohl sie den Ertrag verzehnfachen wuͤrden, indem man dann weite Laͤnderstrecken urbar machen koͤnnte, die jeßt aus Mangel an Communications-Mitteln unbenutzt bleiben müssen. Unter die— sen Umstaͤnden sind neue Ausgaben unvermeidlich geworden, und schon laͤßt sich mit Sicherheit voraussagen, daß das erste Budget des jetzigen Finanz-Ministers ein Defizit von mindestens 595 Mil⸗ lionen Fl. darbieten wird.

Belgien.

Brüssel, 8. Dez. Von den wegen des letzten Komplottes verhafteten Personen ist Herr Lecharller durch eine Verfuͤgung der Raths-Kammer in Freiheit gesetzt worden. Auch den uͤbri— gen Gefangenen sollen in der letzten Zeit manche Erleichterungen gewahrt worden seyn.

Brüssel, 9. Dez. Es ist schon oft von der außerordentlichen Strenge des Franzoͤsischen Tarifs in Vergleich mit dem Belgischen Lesprochen worden. Herr Eloy de Burdinne hat von neuem diese Thatsache in seinen in der Repräsentanten-Kammer gehaltenen Reden erwiesen. So zahlt sagte er ein Belgier, der ein Pferd in Frankreich einfuͤhrt, 5 Fr. pro Stuͤck, und der Fran— zose bei der Einfuhr eines Pferdes in Belgien nur 12 Fr. Ein in Frankreich eingehender Ochs zahlt 50 Fr., und wir lassen das fremde Hornvieh fuͤr 20 Fr. pro Stuͤck zu. Ein in Frankreich eingefuͤhrtes Schwein zahlt 12 Fr., waͤhrend bei uns fremde Schweine fuͤr 3 Fr. eingehen. Unsere Schafe zahlen in Frank— reich 5 Fr. pro Stuͤck. und wir fordern nur 1 Fr. 20 C. von fremden Schafen. Im Jahre 18490 sind in Frankreich 19,783 Pferde eingefuͤhrt worden, welche, zu 50 Fr. pro Stuͤck, 89, 156 Fr. bezahlt haben. Von 148,638 Stuͤck Vieh, von einem Werthe von 3,362,552 Fr., werden an Einfuhr⸗Abgaben ungefaͤhr 1,848,056 Fr. erhoben. Der Werth der Acker⸗-Erzeugnisse, die in Frankreich ein— gefuͤhrt worden, belaͤuft sich auf die Summe von 37,679,896 Fr. Da die Einfuhr-Abgaben 19 pCt. betragen, so erhebt Frankreich davon 3,767,989 Fr. Man kann die Summe, die es von unseren Steinkohlen erhebt, jährlich auf 7,177,291 Fr. schaätzen, so daß diese verschiedenen Erzeugnisse durch Frankreich mit mehr als 14 Mil— lionen belegt sind.

Dentsche Bundesstaaten.

Hannover, 10. Dez. (Hamb. K.) Der Geheime Ka— binets-Rath von Luͤtcken ist (wie schon gemeldet) vorgestern, Mitt— woch, Abends auf der Leinstraße von einem Unbekannten uͤberfal— len worden und hat einen heftigen Schlag mit einem Steine auf dem Kopfe erhalten. Der Herr von Lutcken hatte, obgleich ver— wundet, noch Besinnung genug, dem Thaͤter nachzueilen und nach⸗ zurufen. Derselbe wurde auch von einem Bedienten des Grafen Hardenberg angehalten, wußte sich aber loszumachen und allen weiteren Verfolgungen zu entziehen. Herr von Luͤtcken setzte an fangs die Verfolgung noch durch einige Straßen fort, sank aber dann ohnmächtig nieder und wurde in das Palais Seiner, Maje— staͤt des Königs gebracht, wo seine Wunde von zwei schleunigst her⸗ beigeholten Aerzten untersucht und verbunden wurde. So scheint das Faktum selbst, das mit mancherlei Variationen erzaͤhlt wird, ungefaͤhr

zu liegen. Die Wunde des Herrn von Lůtcken soll weder gefaͤhrlich, noch auch einmal bedeutend seyn, da der Hut den Schlag gebrochen

hat. Wenn ein solches Attentat gegen die personliche Sicherheit schon an und fuͤr sich die Aufmerksamkeit des Publikums in he⸗ hem Grade erregen muß, so ist das bei diesem Ereignisse noch weit mehr der Fall, sowohl wegen der Umstaͤnde, unter denen die That veruͤbt worden, als auch hauptsaͤchlich wegen der Stellung dessen, gegen den sie gerichtet war und wegen der Motive, die man, nach Maßgabe dieser Stellung, der That wohl unterzustellen ver— sucht hat. Dazu nun kommt die ganz außerordentliche Dreistigkeit, mit welcher die That veruͤbt worden ist. Der Anfall geschah in der allerbelebtesten, frequentesten Gegend der Stadt, auf der Leinstraße, etwa hundert Schritte vom Königl. Palais, vom Königl. Schlosse entfernt, in der Naͤhe der besuchtesten Konditoreien, Clubbs u. s. w., in einer Gegend, wo eine Menge Schildwachen stehen und eine Masse Gaslaternen Tageshelle verbreiten, zu einer Zeit, wo gerade diese Gegend vorzugsweise belebt ist. Der Angegriffene ist nun obendrein ein großer starker Mann im kraͤftigsten Man nesalter. Bei des Herrn v. Luͤtcken Stellung zu unseren peliti schen Angelegenheiten war der eine oder der andere bereit, hinter dem Frevel politische Motive zu suchen, doch zeigte sich das Abl surde und die gaͤnzliche Grundlosigkeit einer. solchen Vermuthung lag zu offen, als daß sie irgend Terrain hätte gewinnen können. Eine andere Vermuthung beruht auf dem wenige Tage zuvor erfolgten Wegjagen eines Bedienten u. s. w. Hoffentlich wird die Kriminal-Untersuchung, welche das zustaͤndige Gericht das Stadtgericht einleiten wird, die Wahrheit an den Tag bringen.

Hannover, 13. Dez. Es ist jetzt das erste Heft der ofst z'ellen Aktenstuͤcke der Stände-Versammlung ausgegeben worden. In dem den Staͤnden uͤber deren Konstituirung zugegangenen Kabinets-Schreiben heißt es unter Anderem, daß 1) der Erbland Marschall (Graf von Muͤnster) und der Graf zu Stolberg-Stol berg das zum persoͤnlichen Eintreten in die allgemeine Stände Versammlung befaͤhigende Alter auch zur Zeit noch nicht erreicht haben; 2 eben so ist wegen der noch fortdauernden Erledigung des Bischofssitzes zu Hildesheim, ein katholischer Bischof. fur jetzt nicht zu berufen gewesen. 3) Seine Königliche Masestaäͤt haben auf die Dauer des Landtages, als angesehenen evangelischen Geisi lichen, den Konsistorialrath Dr. Brandis hieselbst zum Mitgliede erster Kammer ernannt, und gleichzeitig zu dessen Stellvertreter den Konsistorialrath Dr. Leopold hieselbst ausersehen. Als das von Allerhbchstdenenselben auf die Dauer des Landtages fuͤr die erste Kammer der allgemeinen Staäͤnde-Versammlung zu ernen nende Mitglied adeligen Standes, ist der General-Majer und General-Adsutant von Linsingen bestimmt worden.

Ein an die Staͤnde gerichtetes Kabinets-Schreiben vom 2. Dezember ist folgenden Inhalts:

„Bei der großen Anzahl wichtiger Gegenstaͤnde der Gesetzgebung und der Finanzen, welche den versammelten loͤblichen allgemeinen Staͤnden des Koͤnigreichs zur verfassungsmaͤßigen Mitwirkung theils sofort zugehen, theils nach ihrer zu vollendenden Vorbereitung noch zugehen werden, wird es den loͤblichen Standen kaum gelingen kön nen, saͤmmtliche Gegenstaͤnde so bald zur Erledigung zu bringen, gls solches im Interesse des Landes und der offentlichen Dienstes an sich zu wuͤnschen seyn moͤchte. Es wird demnach ohne Zweifel schon in den Absichten der loͤdlichen allgemeinen Stande beruhen, ihre Wirk samkeit den Gegenstaͤnden zunächst zu widmen, deren Forderung vor anderen sich als wuͤnschenswerth darstellt. Als solche muß die Koͤnigliche Regierung bezeichnen: 1) Das Gesetz uͤber Zusam menlegung der Grundstuͤcke, und in Verbindung mit diesem 2) das Gesetz uͤber das Verfahren in Gemeinheits -Thei lungs- und Verkoppelungs- Sachen; ferner 3) das Gesetz wegen Erweiterung der Kredit⸗Anstalt fuͤr Abloͤsungen; 4) das Gesetz uͤber Anmeldung, Eintragung oder Bestaͤtigung von Vertraͤgen, und 5) die Antraͤge wegen Anlegung von Eisenbahnen, welche einer vertrauli chen Berathung zu unterziehen seyn werden. Ich habe demnach die loͤbliche allgemeine Staͤnde⸗Versammlung mit Bezugnahme auf §. 62. ihrer Geschaͤfts Ordnung vom 4. September 1819, hierdurch aufzufordern, die vorbezeichneten Gegenstaͤnde zunaͤchst in Verhand lung zu nehmen, wonach dieselbe sich demnaͤchst um so mehr im Stande besinden wird, ihre Wirksamkeit ohne Unterbrechung den Budgets-Verhandlungen zuzuwenden.“

Stuttgart, 11. Dez. (Schwäb. M.) Das Diarium der Abgeordneten-Kammer enthaͤlt eine Motion des Abgeordneten von Gerabronn (Knapp): An die Koͤnigl. Staats Regierung die Bitte zu richten, daß sie bei der hohen Bundes-Versammlung auf schleunige Wiederherstellung eines geordneten Rechtszustandes im Königreich Hannover dringen und uͤber den Stand der Sache noch auf diesem Landtage moͤglichst umfassenden Aufschluß erthei len moͤge.

Darnstadt, 13. Dez. Se. Kbnigl. Hoheit der Großherzog

empsing gestern von den Deputationen beider Kammern deren Adressen als Antwort auf die Thron-Rede. Die Adresse der zweiten Kammer lautet folgendermaßen: » Allerdurchlauchtigster ꝛ. Von Ew. Koͤnigl. Hoheit zur Aus uͤbung unserer verfgssungsmaͤßigen Rechte und Pflichten berufen, fuͤhlen wir, die zweite Kammer der Staͤnde des Großherzogthums, uns gedrungen, vor Allem unseren ehrfurchtsvollen Dank dafuͤr aus zusprechen, daß Allerhoͤchstdieselben haben geruhen wollen, Aller hoͤchstselbst uns in unseren neuen Wirkungskreis einzufuͤhren, wobei uns das Gluͤck geworden ist, uns von dem Wohlseyn Ew. König, Hoheit zu uͤberzeugen und in der Hoffnung zu befestigen, daß die Vorsehung, zu der wir flehentlich darum bitten, die kostbaren Tage des edelsten Fuͤrsten zum Heile seines Ihm mit der dankbarsten Liebe ergebenen Volkes noch lange fristen werde. .

Mit dem Gefuͤhle freudiger Erhebung sind wir Zeugen gewesen, wie bei den Verwickelungen im Boͤlkerleben, die in der jüngst ver flossenen Zeit sich ergaben, die Regierungen Deutschlands eine Ein tracht bewiefen ünd eine Kraftentwickelung vorbereitet haben, welche dem Auslande Achtung gebieten und die Ehre Deutschlands erhöhen mußten, und wie nicht minder bei allen Voͤlkern Deutscher Zunge in tausend Formen sich eine Gesinnung der Treue gegen die ange stammten Fuͤrsten und das große gemeinsame Vaterland ausgespro chen hat, die sie freudig bereit zeigte, von neuem Hut und Blut für die Integrität, die Freiheit und die Ehre Deutschlands zu opfern. Bereitwillig werden wir unsere verfassungsmaͤßige Zustimmung zu denjenigen Verwendungen geben, welche Ew. Königliche Hoheit Al— lerhöͤchftihren Bundespflichten gemaͤß angeordnet haben.

Wenn, wie Ew. Koͤnigliche Hoheit huldreichst, versichern, die Militaireinrichtungen des Großherzogthums sich in diesen Zeitumstaͤn den auf das vollkommenste bewahrt und es moglich gemacht haben, ohne ungewohnliche Rekrutengushebung und Waffenuͤbung und mit verhaͤltnißmaͤßig geringem Kosten Aufwand den bundesgesetzmaßigen Verpflichtungen zu genuͤgen; so legt dies Allerhoͤchstihren getreuen Staͤnden die heilige Pflicht dankbarer Anerkennung auf. Uebrigens hoffen wir, daß die von dem hohen Deutschen Bunde in Bezug auf das Militairwesen getroffenen neuen Anordnungen nur dazu dienen wer den, die Segnungen des Friedens auch für die Zukunft zu sichern. Mit ehrfurchtsvoller Erwartung sehen wir dabei den Erdffnungen entgegen, welche Ew. Honig, Hoheit uͤber die Vervollstaͤndigung des Vertheidigungssystems der Deutschen Staaten und über die dazu er— forderlichen Verwendungen kuͤnftig zu machen Allergnaͤdigst fuͤr gut sinden werden.

Eine tief durchdachte staatswirthschaffliche Gesetzzebung und eine weise Regelung der Anstalten für öffentliches Wohl sind die Zierde und der Ruhm unserez Vaterlandes. Es ist erfreulich, daß das fruͤ her projektirt System des Straßenbaues sich seiner vollstandigen Aus⸗ führung nähert, indem der besiügelte Fortschritt unserer Zeit und der rege Eifer, mit welchem fast alle Staaten gegenwartig neue Mittel dee Communication zu schaffen bemüht sind, auch das Großherzog⸗ hum Hessen, wofern dasselbe nicht zu seinem spaͤter unheilbaren Schaden zuruͤckbleiben will, in die Nothwendigkeit setzt, innechalb seiner Granzen dem taglich sich großartiger gestaltenden Weltverkehr neue Bahnen zu ebnen. Nicht minder. e, n. ist es fuͤr den Freund des Vaterlandes, daß die gesetzlich eingeleitete Befreiung des Grundeigenthums von Lasten, welche eine rationelle Bewirthschaftung hindern und den Fleiß lahmen, ihrem Ziele entgegenruͤckt.

Dafuͤr, daß Ew. Koͤnigl. Hoheit geruht haben, die auf dem vo rigen Landtage verabschiedeten gesetzlichen Bestimmungen zu sanctio niren und publiziren zu lassen, statten wir unseren gezlemenden Dank ab. Vorzuͤglich aber freuen wir uns uͤber das von dem Geiste wei ser Milde durchwehte Strafgesetzbuch, durch welches Ew. Koͤnigl. Ho heit das Volk der Hessen mit einer neuen Wohlthat beglückt und ge rechten Anspruch auf die Anerkennung der Nachwelt erworben haben. Auch in dem Civil⸗Gesetzbuch erwarten wir ein segensreiches Geschenk, be scheiden uns aber gern, daß ein Weck, welches einen so tiefen Einfluß auf alle bürgerlichen Verhaltnisse uͤben wird, einer langen sorgfaͤlti gen Erwägung in allen seinen einzelnen Theilen bedarf. ö

Fe fuͤhlbarer die Vortheile des Deutschen Zoll-Vereins, dieser wohlthaͤtigen Schutzmauer um unsere aufbluͤhende Industrie, deren Fundament im Verein mit der Krone Preußen gelegt zu haben zu den Ehren der Regierung des Großherzogtbums gehört, bisher schon hervorgetreten sind, und jemehr dieselben in dem Maße, als er sich erweitert, hervortreten werden; desto erfreulicher war es fuͤr uns, daß nicht nur der fernere Bestand desselben gesichert, sondern auch durch den neulich erfolgten Beitritt mehrerer Deutschen Regierun gen, die Aussicht naͤher geruͤckt ist, es werde kuͤnftig ein gemeinsa mes Band die materiellen Interessen aller zu dem Deutschen Bunde vereinigten Staaten umschsingen, jede Schranke des Binnenverkehrs wegfallen und das gesammte Deutschland auch in dieser Hinsicht in sich einig, groß und maͤchtig dem Ausland gegen überstehen.

Für' die Stände des Großherzogthums in ihrer Gesammtheit kann es keine fuüßere Pslichterfuͤllung geben, als vor dem Throne Ew. Königl. Hoheit offentlich und feierlich auszusprechen, daß durch das ganze Volk der Hessen nur das eine ungetheilte Gefühl der Liebe und des schrankenlosen Vertrauens zu einem Fursten geht, der in Wahr heit die goldenen Worte sagen konnte; „ich bin seit dem Antritte meiner Regierung in dem Gluͤcke meiner Unterthanen mein eigenes Gluͤck zu finden gewohnt.“ Mit Vergnuͤgen machen sie sich aber noch außerdem zum Organ des erst seit 25 Jahren mit dem Groß herzogthum vereinigten Landestheils, indem sie im Namen de selben ihren ehrerbietigsten Dank dafuͤr aussprechen, daß Ew. Kbnigl. Hoheit Allergnaͤdigst geruht haben, vom Throne herab ausdräcklsch anzuerkennen, wie derselbe in biederer Deutschen (e sinnung und in' Ergebenheit und Anhänglichkeit an Allerböchstihre Person den uͤbrigen nicht nachstegt. Die Provinz Rheinhessen hat seit 25 Jahren, wo sie dem Großherzogthume einverleibt ward, in dem Fortbestehen und der Fortbildung ihres Rechts und Verwaltungs Zustandes, in der Gruͤndung so vieler herrlichen Anstalten fuͤr Reli gion, Kultur und materielle Wohlfahrt, uͤberhaupt in der weisen wohl wollenden Fürsorge Allerhoͤchstihrer Staats- Regierung fuͤr alle ihre Fnteressen Wohlthaten genossen, welche Gefuͤhle des lebhaftesten Dan⸗ fes in ihr hervorrufen mußten und sie mit den Banden unverbruͤch licher Treuer und Anhaͤnglichkeit an Allerhochstihre Person und Dy nastie knüpfen. Bei dem Bewußtseyn der wichtigen Aufgaben im Stagtsleben, zu deren Loͤsung wir berufen sind, werden wir uns der Erfuͤllung unserer verfassungsmaͤßigen Pflichten mit strenger Gewissen haftigkeit unterziehen, geben uns jedoch, da der Umfang der an uns geschchenen Vorlagen nicht bedeutend seyn wird, mit Ew. Kͤnigl. Hoheit der Hoffnung hin, unsere Arbeiten in nicht langer Dauer zu vollenden, wohin unser eifrigstes Bestreben gerichtet seyn soll. Die Allergnädigste Bersicherung, daß, wenn auch das Ausgabe-Budget sich höher als dasjenige der laufenden Finanz⸗-Periode darstellt, neue Auf lagen nicht noͤthig seyn werden, erfullt uns mit der angenehmsten Be ruhigung, da, naͤchst den Wuͤnschen fuͤr das Wohl Ew. Koͤnigl. Ho heit, schon nach der Natur unseres Berufes unseren Herzen nichts näher liegen kann, als das Verlangen, das Loos unserxer Mitbuͤrger, und namentlich auch die Lage der steuerpflichtigen Klasse, stets ver bessert zu sehen. In tiefster Ehrfurcht ꝛc. Därmstadt, den 11. De zember 1841.“

Bückeburg, 11. Dez. Das 50ste Stuͤck der Anzeigen des Fuͤrstenthums Schaumburg-Lippe enthaͤlt folgende hoͤhere Bekannt— machung:

Unter 2. Dezember d. J. hat das Kurhessische Gouvernement ein Gesetz, den Anschluß des Kreises Schaumburg an den großen Deutschen Zoll-Verein betreffend, erlassen, in dessen 8. 3 gesagt wird: Die Vertrags-Bestimmungen, welche wegen des Anschlusses der Fuͤr⸗ stenthuͤmer Lippe und Schaumburg Lippe, so wie des Herzogthums Braunschweig an den Zoll Verein mit den betreffenden Regierungen vor dem 1. November 1842 werden vereinbart werden, sollen durch die Verkuͤndigung in dem Gesetzblatte gesetzliche Guͤltigkeit erhalten.“ zur Vermeidung' irriger Folgerungen sieht sich die Regierung zu der Erklarung veranlaßt, daß keinerlei Verhandlungen uͤber eine Tren nung des hiesigen Landes von dem Steuer -Vereine und über einen einfeitigen Anschluß desselben an den Zoll-Verein weder stattfinden, noch stattgefunden haben, die Regierung vielmehr bei den auf den 13ten d. M. konvozirten Ständen auf Fortsetzung der Verbindung mit dem Steuer Verein, als einer den Interessen des Landes mehr zu sagenden Verbindung, antragen und mit ihnen berathen wird.“

Oesterreich.

Tirnau, 25. Nov. (Ungar. Bl.) Der hiesige Magistrat, dessen unermuͤdetes Streben dahin geht, diese Stadt, die noch im siebzehnten Jahrhundert rein Ungarisch war, wieder dahin zuruͤck— zufuͤhren, hat ein Ungarisches Kasino fuͤr sich und seine Unter— Beamten errichtet. Wenn durch stete Ungarische Conversation, durch das Lesen der besten Ungarischen Journale, in den jungen Beamten kraftige Stuͤtzen der vaterlaͤndischen Sprache fuͤr die Zukunft heranwachsen, so hat auch in der Gegenwart unsere Behoöͤrde durch ergreifende Beispiele ) die hiesigen Deutschen Einwohner dahin vermocht, daß durch aufgenommene Ungarische Ammen der erste Laut, das erste schwache Stammeln ihrer Kinder Ungarisch sey und diefes in den hiesigen National-Schulen weiter ausgebildet werde. Der patriotische Geist des verdienstvollen Benediktiner⸗ Ordens geht ohnehin auf unfere studirende Jugend uͤber, die nicht mehr auf Lateinischen Stelzen mit einem Servus huntllimus ein— herschlottert, sondern den kraͤftigen Ungarischen Gruß im Munde, zu Hoffnungen berechtigt, die das Herz jedes Patrioten erwaͤrmen.

Aus Marikova im Trenchiner Komitat laufen traurige Be⸗ richte uͤber den dortigen Gesundheitszustand ein. Seit Mitte September mußte taglich 15 20 Kranken auf einer einzigen Pfarre die letzte Oelung gereicht werden. Die Krankheit beginnt mit Kopf- oder Leibschmerz und entwickelt sich in der Folge zum gastrisch-nervbsen Fieber, dem Blindheit ꝛc. folgt. Noch heftiger foll das Uebel in der nahe liegenden Pfarre Horrnyo-Hiboka wuͤ⸗ then; das daraus entspringende Elend soll uͤber die Maßen groß

Jemand von dieser Krankheit ergriffen wird, liegt

Seit der Publiegtion der Gesetze des letzten Landtags werden Protokolle und alle inlaͤndischen Korrespondenzen Unggrisch gefuhrt. Anm. d. Agr. Ztg.

1565

mehren sich, und dabei greift trotz der Wachsamkeit der Komitats—⸗ Aerzte die Krankheit noch immer um sich.

Schweiz.

Genf, 5. Dez. (A. 3.) Die politische Reform schreitet vorwärts. Die Liste der Waͤhler, aus deren Mitte die „Konsti— tuante“ hervorgehen soll, ist bereits öffentlich angeschlagen. Jeder Burger, der das 2lste Lebensjahr zuruͤckgelegt, ist wahlfähig, und die gesammte Buͤrgerschaft des Kantons in zehn Wahl-Kellegien eingetheilt, die auf 5060) Einwohner 1 und insgesammt 115 De— putirte zu wahlen haben,. Während so die Behdrden aufs Schleunigste an der Erfuͤllung der Volkswunsche arbeiten, sind die Gemüther nichtsdestoweniger in einer sonderbaren Stimmung. Triumph uͤber den unverhofft schnellen Sieg, Wißtrauen, Arg⸗ wohn, Niedergeschlagenheit, Schmerz, Angst, Scham uͤber die tumultuarischen Auftritte gegenuͤber einer sanften, menschen⸗ freundlichen Regierung, Bestürzung uber die Unuͤbersehbarkeit der vorzunehmenden Veranderungen und ihrer Folgen, hier und da auch wilde Umwalzungssucht. der nicht einmal das bereits Errungene und zu Hoffende genügt, durchkreuzen sich wunder— sam in den Gefuͤhlen des Volkes. Dazu kommt eine erstaunliche Thätigkeit der politischen Presse. Jeder Tag bringt neue Flug— schriften und Broschuͤren, worunter die eben erschienene des Herrn Sismondi mit scharfer Freimuͤthigkeit und mancher ernsten, be— herzigungswerthen Bemerkung gegen die Gesellschaft vom 3. Maͤrz und ihr Werk auftritt. Indessen muß man, welcher Partei man auch angehbren mag, dem Benehmen der Regierung Gerechtig— keit widerfahren lassen, Ihre Haltung in diesem lebhaften Kam— pfe der Meinungen und Interessen verdient hohe Achtung. Um den argwoͤhnischen Ausstreuungen, die ihre Absichten und redli— chen Gesinnungen verdächtigen wollten, zu begegnen, hat sie un— term 28. November eine Proclamation erlassen, die auf jedes rechtliche Gemuͤth den tiefsten Eindruck machen muß. Sie schließt mit den Worten: „Sobald die neuen politischen Institutionen, von Euch sanctionirt, in Wirksamkeit gesetzt seyn werden, wird der Staats-Rath seine Functionen niederlegen, in dem Bewußt— seyn, Eure Achtung verdient zu haben, und fuͤr das Heil des Va— terlandes dem Gott vertrauend, der das Geschick der Nationen lenkt.“

; Spanten.

Madrid, 3. Dez. Der bisherige politische Chef von Val— ladolid, Don Juan Gutierez, ist an der Stelle des General-Ma jors Don Juan de Zavala, der seine Entlassung eingereicht hat, zum politischen Chef von Barcelona ernannt worden.

Uebermorgen sinden in allen Staͤdten des Königreichs die allgemeinen Versammlungen zur Ernennung der Waͤhler statt, welche die Mitglieder der Ayuntamientos zu waͤhlen haben.

Türkei.

Konstantinopel, 23. Nov. (A. 3.) Ein bedeutender Theil der Tuͤrkischen Flotte steht segelfertig im Hafen, und man erwartet im Publikum jeden Augenblick deren Abgang. Ihre Be— stimmung ist eben so wie der Zweck der Landruͤstungen unbekannt. Die Regierung spricht von einer Expedition nach Kandia; allein sie findet keinen Glauben, da eine solche Expedition nicht hin— länglich motivirt ist.

zum Marine-Ministerium hierher berufen werden.

stehe, als Manche glauben oder zu glauben vorgeben.

Die erste Gemahlin des Sultans liegt gefaͤhrlich krank dar nieder; die Aerzte sprechen von einer ziemlich vorgeruͤckten Lungen sucht, eine traurige Anwartschaft fuͤr die bereits von ihr vorhan— dene Nachkommenschaft.

Der diesjährige Winter verspricht im Ganzen wenig Unter—

haltung, da nun bis auf den Oesterreichischen Internuncius die Gesandten ersten Ranges alle diese Hauptstadt verlassen haben.

Wir haben inzwischen eine ziemlich gute Italienische Opern-Gesell

schaft, die in dieser Woche mit der „Norma“ ihre Vorstellungen

eroͤffnet hat. (

Herr von Adelburg, der neuernannte OHesterreichische General—

Konsul fuͤr Syrien, ist am 14ten hier angekommen und wird bin

nen wenigen Tagen nach Damaskus abgehen.

Niederländisches Indien.

SG Surabaya (auf Java), 6. August. Die hier so ge fuͤrchtete und toͤdtliche cholera morhus zeigt sich seit einigen Wochen wieder recht haͤufig auf einigen kleinen Inseln im Indischen Meere (Lingin, Bintang, Billiton, Soroto, Karemata u. a. m.), eben so wie auf den Schiffen, die aus jenem Meere nach Java zuruͤck⸗ kehren. Diese Krankheit ist hier zwar nicht ansteckend; allein viel bösartiger als es die Cholera vor einigen Jahren in Europa war; denn wer im Ostindischen Archipelagus von dieser furchtbaren Seuche befallen wird, stirbt gewohnlich den ersten oder zweiten Tag daran, so daß die Fahrzeuge im Indischen Meere die auf den— selben befindlichen Passagiere, welche von der cholera morhus be⸗ fallen wurden, nur selten noch lebendig nach Java bringen konnten.

Wie man aus Amboina (Molucken) vernimmt, ist die dortige Hollaͤndische Provinzial-Regierung vor einigen Wochen benachrich⸗ tigt worden, daß auf einigen kleinen nordöͤstlich von Timor gele— genen Inseln unter den Eingebornen eine Hungersnoth herrsche, und daß bereits an 300 Menschen dort den Hungertod gestorben wären, nachdem sie sich Monate lang nur von Seesischen, Baum— fruchten oder deren Wurzeln ernaͤhrt hatten. Die Regierung von Amboina hat gleich nach Empfang dieser Nachricht zwei mit Reis beladene Fahrzeuge nach den Insein Wetter und Kesser gesandt, um die Huͤlfsbedurftigen schleunigst mit Lebensmitteln zu versehen. Ueber 24000 Pfd. Reis sind dort bereits unter die Bewohner vertheilt und dadurch der Hungersnoth ein Ende, gemacht worden. Die Freigebigkeit der Provinzial-⸗Regierung zu Amboina ist um so ruͤhmlicher, da die Inseln, auf welchen die Hungersnoth statt hatte, eigentlich noch gar nicht zum Niederlaͤndischen Indien gehbren.

Im chinesischen Megre, namentlich an der Nordkuͤste Bor— neos, erschweren die Seeraͤuber die Schifffahrt seit 6— 8 Mona⸗ ten ungemein. Hauptsaͤchlich machen die dortigen Seeräuber Jagd

auf kleine Englische Fahrzeuge und die gefangenen Matrosen wer⸗ den (wenn es nicht etwa Europäer sind) in die Sklaverei verkauft. Hier ist man allgemein der Meinung, daß die Malayischen und Tajakschen Seeleute von den auf Borneo sich aufhaltenden Chine⸗ sen, Britische Schiffe zu berauben veranlaßt und deshalb mit al— lem zum Seeraube benbthigten Waffen versehen werden. Da die Niederländische Flagge bisher noch von diesen Seeräubern respek— tirt wurde, so bemuͤht sich das hiesige Hollaͤndische Geschwader keinesweges sehr, sich jener Corsarensch if zu bemaͤchtigen. ö Sest kurzem ist eine fuͤr unser Gouvernement fehr erfreu⸗ liche Entdeckung gemacht worden. Man hat namlich bemerkt, daß sich aus dem auf Java sehr haͤufig wachsenden Langkingge⸗ sträuche ein sehr schöner Indigo fabriziren läßt, und daß diese Pflanze verhältnißmaäßig weit mehr Farbestoff in sich enthaͤlt, wie

Auf jeden Fall erhaͤlt Tahir Pascha das Kommando, und an seiner Stelle wird Said Pascha von Aydin Indessen bin ich der Meinung, daß der Abgang der Flotte nicht so nahe bevor—

die Turun Kampangblaͤtter, aus welchen im Niederländischen Mn⸗ dien der Indigo gesotten wird. Höͤchstwahrscheinlich wird die Langkingpflanze deshalb ein Monopol⸗Produkt des Gouver⸗ nements von Batavia und somit der noch freie Han⸗ del mit Langking hier untersagt werden, wie dies nicht nur mit den Turun Kampang-Gestraͤuchen, sondern auch mit Zuckerrohr, Thee und Kaffee auf Java den Eingebornen ebensowohl als den eingewanderten Fremden untersagt ist. Denn es muͤssen diese Produkte von deren Erbauern zu einem festgesetzten und so billi⸗ gen Preise an die Regierungs- Magazine abgeliefert werden, daß das hiesige Gouvernement noch wenigstens 100 150 pCt. daran gewinnt. Hierbei ist noch zu erwähnen, daß der Einkaufspreis fuͤr die Gouvernements-Monopol-Produkte in jeder Provinz verschie⸗ den ist, so daß z. B. von der Regierung in der Provinz Kadu nur 12 Fl. Kupfer und in der Provinz Ledok gar nur 19 Fl. K. fuͤr die Pikol (125 Pfund) Kaffee bezahlt wird, während man hier (provinz Surabaya) 16 Fl. fuͤr die Pikol Kaffee bekommt. Obwohl nun die Eingebornen auf Java mit dem Regierungs⸗ Monopol-System ziemlich zufrieden zu seyn scheinen, so können sie sich doch keinesweges damit befreunden, daß der Einkaufspreis üuͤr Monopol-Produkte so sehr verschieden ist, und daß die Hrundeigenthumer in den Kuͤsten-Provinzen vor denen im In⸗ zern Javas in dieser Hinsicht so sehr bevorzugt sind. Indeß ügt sich der gutmuͤthige Javaner gern den Befehlen der Eu⸗ ropaͤsschen Herren, und haßt wegen Anderer Bevorzugung nicht diejenigen, welche die Monopol⸗-Gesetze erlassen oder gemacht haben, sondern nur die beguͤnstigten Landsleute.

Noch bemerke ich Ihnen als etwas eigenthuͤmliches, und was den Europaäͤischen Neulingen im Niederlaͤndischen Indien stets sehr auffaͤllig ist, daß Eidechsen auf Java in allen Wohnungen in den Palaͤsten des General⸗Gouverneurs ebensowohl als in den Bambushuͤtten der aͤrmsten Eingebornen zahlreich vorhanden, dort meist geduldet und so kirre sind, daß sie nicht selten, während die Menschen ihr Mittags- oder Abendmahl genießen, auf der Tafel die Fliegen am Rande des Tellers wegfangen. Neuange— kommene Europäer verfolgen und toͤdten diese unschuldigen Eidechsen sehr haͤufig, während man dies hier fur ein eben so großes Ver— gehen haͤlt, als wenn man in Deutschland Schwalben toͤdtete. In den Militair-Hospitäͤlern hier und zu Batavia werden die Soldaten sogar gestraft, wenn sie die gewohnlichen kleinen Haus⸗ Eidechsen (Saksak genannt) toͤdten, weil die Saksaks nur nützlich aber nicht schaͤdlich sind. Dagegen wird aber der Teka oder Sako (eine 8— 9 Zoll lange und 17 Zoll dicke Eidechse, deren Biß sehr gefaͤhrlich isth hier sehr nachgestellt, und dieselbe, wenn man ihrer habhaft werden kann, getötet. Die Sako ruft (so wie Kukuk in Deutschland) ihren Namen aus, und verraäͤth dadurch den Men— schen ihren Aufenthaltsort.

1 3

Die Anwendung des in Frankreich gegebenen Gesetzes über die Arbeit der Kinder in den Fabriken.

Die Einführung der Maschinen in den Fabriken Frankreichs hatte, namentlich in den Baumwollen- und Tuch-Fabriken, zu vielfachen und schreienden Mißbräuchen Anlaß gegeben. Das Uebel zeigte sich unter denselben Formen wie in England und in den meisten großen industriellen Etablissements wurden die Kinder von zartem Alter zu uͤbermäßigen Arbeiten verwendet, die eine furchtbare Sterblichkeit unter den jungen Arbeitern und für die Ueberlebenden eine fruͤhzeitige Schwache zur Folge hatten. Der Gewerbe-Verein in Muͤhlhausen machte zuerst auf diese That— sachen aufmerksam, um dadurch eine Untersuchung von Seiten der Regierung hervorzurufen. Fast zu derselben Zeit beauftragte die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften zwei ihrer Mitglieder, die Herrn Benoiston de Chateauneuf und Villermé, die Fabriken des Königreichs zu besuchen, um die noͤthigen Auf schluͤsse zur Loͤsung eines so interessanten Problems zu sammeln. Die Mission dieser beiden Akademiker veranlaßte zuerst einen sehr ausfuͤhrlichen Bericht von Herrn Villermé und dann ein Werk in zwei Banden, das den Titel fuͤhrt: „Etat Phisique et moral des ouvriers employés dans les manufactures de laine, de cow ton et de soie,“ von demselben Verfasser.

So bald einmal gewisse Thatsachen, so wie die Nothwendig⸗ keit einer Reform, festgestellt waren, beschaͤftigte sich die Regierung ihrerseits mit der Arbeit der Kinder in den Fabriken. Man zog die Englischen Untersuchungen uͤber diesen Gegenstand zu Rathe; man verlangte Nachweisungen von den General-Conseils, von den konsultativen Kammern fuͤr Künste und Handwerke und von den Lokal-Behörden der Haupt⸗-Fabrikstaͤdte des Koͤnigreichs. Nach diesen vorbereitenden Arbeiten verfaßte man einen Gesetz-Entwurf, der der Pairs-Kammer in der Sitzung vom 11. Januar 1810 vorgelegt wurde. Dieser Gesetz-Entwurf, uͤber den Herr Charles Dupin Bericht erstattete, setzte uͤber die Dauer der Arbeit und das Alter, in welchem die Kinder zur Arbeit zuzulassen seyen, nichts fest, und uͤbertrug nur der Regierung das Recht, diese bei⸗ den Punkte im gemeinsamen Interesse der Arbeiter und der Fa⸗ brikanten zu ordnen. Die Entscheidung, auf welche Fabriken, Berg- und Huͤttenwerke und Werkstätten die neuen Bestimmun— gen anzuwenden seyen, blieb gleichfalls der Regierung uͤberlassen. Die Pairs-Kammer fand diesen Gesetz⸗Entwurf unzureichend, und wollte dem Handels-Minister keinen so großen Spielraum uͤber lassen; sie bestimmte daher die Art der Etablissements, auf welche das Gesetz anzuwenden sey, die Dauer der Arbeit der Kinder und das zu ihrer Aufnahme in die Fabriken erforderliche Alter. Die Spinnereien, die Kattun-Fabriken, die Werkstaͤtten, Berg und Huͤttenwerke, wo die produzirende Kraft durch Maschinen oder durch ein bestaͤndiges Feuer hervorgebracht wird, sollten dem neuen System unterworfen werden. Die Kinder sollten, um in die Fabriken aufgenommen zu werden, mindestens ein Alter von acht Jahren haben. Kinder von s—12 Jahren sollten taglich nur 8 Stunden, mit einer Ruhezeit, Kinder von 12 16 Jahren nur 12 —16 Stunden mit mehreren Ruhepunkten, arbeiten duͤrfen. Diese Arbeiten sollten nur in der Zeit von 5 Uhr des Morgens bis 8 Uhr des Abends stattfinden. Um in die Fabriken aufge nommen zu werden, sollten die Kinder mindestens zwei Jahre die Elementar-Schulen besucht haben. Nach diesen Bestimmungen folgte die Festsetzung der Strafen.

Der so amendirte Gesetz-Entwurf wurde der Deputirten⸗Kam mer vorgelegt, und Herr Renouard stattete am 25. Mai 1840 Bericht daruͤber ab. Aber an dem zur Erdͤrterung des Gesekes bestimmten Tage verlangten mehrere Deputirte von Lyon, (beuf und Rouen die Vertagung unter dem Vorwande, daß die rage noch nicht hinreichend gepruͤft worden sey. Man hoffte, dadurch das Projekt scheitern zu machen; denn die von den Fabrikanten von Muͤhlhausen ergriffene Initiative bildete eine Aucnahme von dem allgemeinen Wunsche der Gewerbtreibenden gran ere cht. Die nicht im Geringsten diese edelmuͤthige Inspiration theilten. Die Tuch,, Seiden⸗ und Baumwollen⸗Fabrilanten widerseßten sich fast saͤnnntlich der Maßreges, und da sie zahlreiche Repraͤsentanten in