1841 / 352 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Niederlage erleiden, die seine Majoritaͤt noch mehr vernichten wird und indem er die Kandidatur des Herrn von Lamar— tine bekämpfte, hat er sich einer baldigen Niederlage ausge⸗ setzt d. h. er duͤrfte in beiden Fallen am Ziel seiner ministeriellen Existenz seyn. Dann wird sich unvermeidlich die Partei Mols erheben, unterstuͤtzt durch die Phalanx des Herrn Thiers, die sich . momentan anschließen wird, um auf anstaͤndige ? zeise in die

lemente eines kuͤnftigen Ministeriums einzudringen. Dies sind gegenwartig die Wahrscheinlichkeiten, welche das Kabinet und die Kammer beherrschen. Ein anderes Mal werde ich diese Angele— genheit wieder aufnehmen und mich spezieller mit der Haltung des Herrn Thiers beschaͤftigen, von dem man, meiner Ansicht mit Un⸗ recht, sagt, er wolle sich Herrn Mols naͤhern. Unterdeß, wir wie⸗ derholen es, dreht sich die ganze Politik des Tages um Herrn von Lamartine, er ist das Centrum, um das sich alle Combinatio— nen schaaren, er ist es, der Furcht und Hoffnung einflöͤßt.

Großbritanien und Irland.

In Nr. 348 der Staats⸗-Zeitung haben wir einen Brief des— jenigen unserer Englischen Korrespondenten gegeben, welcher uns die Tarn u sh. Seite der Englischen Ansicht zu repraͤsentiren pflegt. Der Gegenstand war eine Charakteristik einiger Mitglieder des Melbourneschen Ministeriums. Dieser Artikel hat hier, wie wir im Allgemeinen und zunaͤchst unserem geehrten Korrespondenten selbst nicht verhehlen wollen, namentlich in Betreff Lord Palmer— ston's einen um so peinlicheren Eindruck gemacht, als neben An— erkennung der großen Eigenschaften dieses Staatsmannes die Kri— tik seines Systems und politischen Charakters fuͤr ein Deutsches Ohr unverkennbar zu bitter und allzu schwarz gefaͤrbt erschien. Auch wir selbst, ungeachtet wir jenem Briefe die Aufnahme nicht versagt, haben uns dieses Gefuͤhls nicht erwehren können. In der von Lord Palmerston geleiteten Politik Englands hat es bekannt— lich schoͤne und große Momente gegeben, deren man in Deutsch— land, wie in Preußen besonders, nie anders als mit den größten Anerkennungen gedenken wird. Solche Momente sind es, deren Erbtheil, richtig und national gefaßt, sich von einer Verwaltung auf die andere zu uͤbertragen pflegt.

London, 14. Dez. Ueber die Taufe des Kronprinzen theilt der ministerielle Standard heute folgende, anscheinend aus offi— zieller Quelle geschoͤpfte Anzeige mit: „Die Taufe des Prinzen von Wales wird, wie man erwartet, zu Ende naͤchsten Monats stattfinden, und zwar, der jetzigen Anordnung zufolge, in der St. Georgen-Kapelle zu Windsor. Diese feierliche Handlung wird unter Umstaͤnden von ungewöhnlichem Interesse, die wir nicht an— ders denn als von hoͤchst guͤnstiger Vorbedeutung betrachten koͤnnen, begangen werden. Die Zeugen, welche eingeladen worden, um fuͤr den kuͤnftigen Monarchen dieses großen Reichs am Taufstein zu antworten, sind: der Koͤnig von Preußen; der Herzog von Cambridge; Ferdinand, Herzog von Sach sen-Koburg, Oheim des Prin— zen Albrecht; die Prinzessin Sophie und die Herzogin von Sach sen-Koburg.“ In Bezug hierauf bemerkt dasselbe Blatt unter Anderem Folgendes: „Man hofft hier, der Koͤnig von Preußen werde vielleicht selbst dies Land zu besuchen kommen, um person— lich an der Taufe Theil zu nehmen, und gewiß koͤnnte kein Be— such dem christlichen Volk Englands willkommener seyn, als der eines Fuͤrsten, welcher eben so sehr durch seine Stellung, wie durch seine eigene aufrichtige Ueberzeugung der Repraäͤsentant der protestantischen Sache auf dem Kontinent von Europa ist. Eng— land und Preußen sind immer nur zu ihrem eigenen Ruhme und zum Wohle der Menschheit vereinigt gewesen, nie getrennt, als zu gemeinschaftlichem Schaden und zum Nachtheile der civilisirten Welt. Ihre Vereinigung wurde, wie wir uͤberzeugt sind, fuͤr immer auf dem Schlachtfelde von Waterloo befestigt. Dank unserer erhabenen Königin, soll sie nun durch ein anderes Pfand der Zuneigung aufs neue befestigt werden, ein Pfand, welches so sehr die innig— sten Familien-Verhaͤltnisse beruͤhrt, daß wir gleichsam eine Bruͤder— schaft mit den Maͤnnern geschlossen zu haben scheinen werden, welche an unserer Seite in der größten und bedeutungsvollsten Schlacht, welche die Welt je gesehen hat, so tapfer kaͤmpften. England wird wissen, wie es die Königlichen und erhabenen Gaͤste ihrer geliebten Königin, welche zu einer fuͤr die Gegenwart so freu— digen und fuͤr die Zukunft so hoffnungsvollen Gelegenheit einge— laden worden sind, empfangen soll.“

Aus Windsor wird gemeldet, daß ein kostbares und schoͤn gearbeitetes Taufbecken, welches von London dahin gebracht wor— den ist, die Aufmerksamkeit Ihrer Majestaͤt der Königin und des Prinzen Albrecht auf sich gezogen habe. Dieses Taufbecken, während der Regierung Koͤnig Karl's II. verfertigt und bisher bei den Regalien in der Juwelenkammer des Towers aufbewahrt, wurde bei dem neulichen Brande gerettet und wird, wie man glaubt, zu obenerwaͤhnter Feierlichkeit dienen. Es ist ungefaͤhr 3 Fuß hoch, und auf dem Deckel ist die Taufe des Johannes abgebildet.

Der Herzog von Sachsen-Meiningen, welcher die verwitt— wete Koͤnigin besucht hatte, ist wieder nach dem Kontinent zuruͤck— gereist.

Am Sonnabend versammelten sich die Secretaire der Gesandt— schaften der fuͤnf Machte, welche den letzten Juli-Traktat abge— schlossen haben, im auswaͤrtigen Amte, um die Ratificationen die— ses Traktates zu collationiren und zu vergleichen, und gestern soll— ten die Gesandten selbst in Downing Street zusammenkommen, um die Ratificationen auszutauschen. Die Morning Post be— merkt in dieser Hinsicht: „Unsere Leser werden sich wundern, wenn sie hoͤren, daß diese Auswechselung so lange verschoben wor— den. Ihr Erstaunen wird sich aber vielleicht etwas legen, wenn sie erfahren, daß die Verzoͤgerung, jedoch unabsicht— lich, an den Beamten der dabei am meisten interessirten Macht liegt, naͤmlich der Turkei. Dieser Verzug hat die Folge gehabt, daß von den sechs Unterzeichnern des Traktats nur zwei jetzt hier anwesend sind. Lord Palmerston ist nicht mehr Mini— ster; Baron Buͤlew ist jetzt Preußischer Gesandter in Frankfurt; Fuͤrst Esterhazy ist noch nacht zuruͤckgekehrt, und Baron Bourque— ney genießt jetzt zu Stambul selbst den wohlverdienten Lohn sei— ner Geschicklichkeit. Baron Brunnow und Baron Neumann sind die einzigen noch hier anwesenden Unterzeichner des Traktats.“

Als ein Zeichen der Theilnahme an der Stiftung des neuen Bisthums in Jerusalem wird angeführt, daß eine Anzahl Bewoh⸗— ner von Reading dem Bischof Alexander eine vollständige Garde— robe prächtiger leidungsstuͤcke, wie sie zur Ausuüͤbung seiner Amts— wurde erforderlich sind, geschenkt hat.

In einer kurzlich gehaltenen Versammlung des Vereins zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden hat Herr Grimshaweè, ein Geistlicher von Biddenham, Über eine von ihm

nach dem Orient unternommene Reise Bericht erstattet. In Athen, Smyrna, Konstantinopel, in Aegypten und beinahe allenthaiben

im Orient glaubt Herr Grimshawe eine entschiedene Neigung

unter den Mitgliedern jenes Volkes, die Wahrheit des Christen— * zu untersuchen, n zu haben, und Reisende hatten i d

m versichert, daß diese Neigung sich selbst in Abyssinien zeige.

1580

Auch ist ihm selbst, wie er sagte, mehreremale der Fall vorge— kommen, daß Isrgeliten im Orient die Zeit nahe herbeigekommen glaubten, wo sie in das Land ihrer Vaͤter zuruͤckkehren wurden.

Konservative Blaͤtter beklagen sich daruber, daß die Regierung in den lezten Jahren so wenig fuͤr die religioͤse Erziehung und Bildung der unteren Volksklassen gethan habe, so daß jetzt bei— nahe 4 Millionen Einwohner außer der Aufsicht der herrschenden Kirche leben. Sie wuͤnschen daher, daß im Parlament anfehnliche Summen votirt werden möchten, um die sem Uebelstaude abzuhelfen.

In Brafilien beschäfti setzt mit der A In Brasilien beschaͤftigt man sich jetzt mit der Anlegung einer Eisenbahn, die fuͤr dieses weitausgedehnte Land, in welchem bis jetzt der Transport ausschließlich auf Mauleseln besorgt wird, von großem Nutzen seyn duͤrfte. Man rechnet, daß die jetzige Art des Transports jahrlich uͤber eine Million Pfd. kostet, und daß die Eisenbahn nicht viel mehr kosten wuͤrde. Fuͤr die Hälfte dieses Betrags haben die Regierung und das Publikum schon gezeichnet. Man erwartet hier von dieser Eisenbahn großen Vor— theil fuͤr die Geschaͤfte mit Suͤdamerika.

Die aus den Englischen Schiffen „Erebus“ und „Terror“ bestehenden Suͤdpol-Expedition, unter Capitain Roß, ging in den ersten Tagen des Juli von Sidney ab, um ihre Entdeckungen fortzusetzen. .

Graf Reventlow, der Nachfolger des Baron Blome als Daͤnischer Gesandter am Britischen Hofe, ist hier aus Kopen— hagen angekommen.

ö 3 London, 14. Dez. Die Anti⸗corn-law-⸗league, trotz der scheinbaren Gleichguͤltigkeit der Nation, faͤhrt in ihren Anstren— gungen, das Getraidegesetz abzuschaffen, unermuͤdlich fort. In Wales ließ man abermals eine Versammlung von Predigern hal— ten, und in Derby eine von Fabrikanten, welcher, um der Sache mehr Gewicht und Nachdruck zu geben, ein großes Essen folgte, wobei Parlaments-Mitglieder wie Cobden, Bowring u. A. ihre aufregenden Reden halten konnten. Gestern fand eine Konferenz der Fabrikanten von Yorkshire zu Leeds statt, und uͤbermorgen ist der große Tag, wo die Abgeordneten aller Vereine gegen die Ge— traidegesetze vom ganzen Lande zu Manchester zusammentreten sol— len. Zu gleicher Zeit durchziehen ihre Lekturers das Land, welche nebst einer Menge Flugschristen, das Volk in ihrem Sinne bearbeiten. Solcher unablaͤssigen Thaͤtigkeit ist es schwer zu widerstehen, zumal da dem Ministerium keine gesetzli— chen Mittel zu Gebote stehen, derselben Einhalt zu thun. Aber wer darf es leugnen, daß ungeheueres Elend im Lande ist, und daß die Brodlosigkeit bestaͤndig zunimmt? ein jeder empfindet es ja, entweder an sich selbst, oder an den Anspruͤchen, welche taͤg— lich an seine Mildthaätigkeit gemacht werden. Die Gegner der Regierung lassen es uͤberdieß an keiner Gelegenheit fehlen, wo es nur immer thunlich, die Duͤrftigkeit der arbeitenden Klassen durch oͤffentliche Bersammlungen und Subskriptionen ans Licht zu stel— len, wo sie auch gerade nicht gegen das Getraidegesetz zu Felde ziehen koͤnnen.

Die Nation, wie ich schon mehrere Male gemeldet, wartet ab, was Peel thun wird, ist aber gewiß nichts weniger als gleich— guͤltig dagegen. Und wer da weiß, wie eine beharrlich wiederholte Behauptung nothwendig auf das Publikum wirkt, der kann nicht zweifeln, daß die Behauptung, die Vertheuerung der Lebensmittel durch Zoͤlle sey die Ursache vom Verfall unserer Fabriken, eher Glauben finden muß, als die wenn auch eben so oft wiederholte Verneinung derselben. Peel soll bereit gewesen seyn, eine umfas— sendere Umgestaltung des Tarifs vorzuschlagen, als die Whigs es se hätten wagen durfen, und somit denselben nichts zu lassen, als die, freilich gerechte Klage, daß er selbst thue, was er sie nicht wollte thun lassen. Da er aber bei mehreren seiner Kollegen ei⸗ nen unuͤberwindlichen Widerstand gefunden, so soll er sowohl in die Fabrikgegenden als ins Ausland, und zwar namentlich nach Deutschland, vertraute und unverdächtige Personen geschickt haben, die ihm vor der Versammlung des Parlamentes uͤber die wahre Lage der Dinge in allen Beziehungen Berichte erstatten sol— len. Diesen will er alsdann dem Parlamente in seinem ganzen Umfange darlegen, und je nach der Beschaffenheit derselben, ohne alle Ruͤcksicht auf Parteien, einzig im In— teresse des Ganzen, erklaͤren, was man thun solle, um den bestehenden Uebeln abzuhelfen und den noch bevorstehenden entge— gen zu arbeiten, seine Kollegen muͤßten denn schon vorher sich mit ihm uͤber eine Reihe von Maßregeln vereinigen, die er im Na— men der Regierung vorschlagen koͤnnte. Am 3. Februar indessen soll sich das Parlament wirklich versammeln, und da werden wir ja uͤber alles dieses Gewißheit erlangen.

Um inzwischen kein Mittel zur Begrbeitung der Nation un— benutzt zu lassen, ist die Morning Chronicle auf den Ge— danken verfallen, eine Reihe von Gesprächen uͤber die Getraidege— setze zu geben, und in ihrer heutigen Nummer hat sie den An— fang damit gemacht. Sie sind wirklich aus dem Leben gegriffen und ganz dramatisch, und wer keine trockene Abhandlungen oder lange Vorlesungen, Reden oder Briefe liest, der wird gewiß diefe Gespraͤche lesen, wo jeder in kurzen Sätzen seine Ansichten darlegt.

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover, 10. Dez. Nach einer Uebersicht, welche das hiesige Comité fuͤr das Hermans-Denkmal bekannt macht, hat der reine Ertrag der Sammlungen von Beiträgen fuͤr dasselbe im Koͤnigreich Hannover bereits die Summe von 1000 Rthlr. er— reicht.

Hannover, 15. Dez. (Ham b. K.) Der Thaͤter des Attentats auf den Geheimen Cabinetsrath von Luͤtcken ist entdeckt und gefaͤnglich eingezogen. Es ist ein Klempner-Geselle Namens W., der vor einiger Zeit im Hause des Herrn von Luͤtcken gearbei— tet hat. Wie man erzaͤhlt, ward er durch eine Frauensperson denunziirt, mit der er in einem Verhaͤltnisse gestanden und die er zur Vertrauten seines Vorhabens gemacht hatte. Ueber die Mo— tive der That hoͤrt man noch nichts, doch soll der W. geaͤußert haben, er sey zu dem Verbrechen verleitet worden, und werde sich schon zur Zeit daruͤber erklaͤren. Zu seiner Entdeckung scheint die ausgelobte Praͤmie verholfen zu haben, doch ist es wohl nicht wahrscheinlich, was man erzaͤhlt, daß er namlich mit der Denun— ziantin einverstanden sey und daß beide vorher verabredet haͤtten, die ausgelobten 200 Thaler zu theilen.

Bremen, 5. Dez. (A. 3.) So scheint es doch, daß endlich ernstliche Versuche gemacht werden zur Verwirklichung jenes alten Nationalwunsches, daß das Kapital von Arbeitskraͤften, welches Deutschland aus dem Ueberflusse seiner Bevölkerung alljährlich an fremde Lander abgiebt, dem Mutterlande nicht ganz und gar ver⸗ loren gehen möchte. Herr K. Sieveking zu Hamburg hat der Neu⸗Seelaͤndischen Colonisations⸗-Gesellschaft in England unterm 12. September die Gruppe der Halden nn gufr nn für die Summe ven 10000 Pfd. St. abgekauft. Kommt nun die Deut— sche Colonisations-Gefellschaft, fer die er diese Besitung er—

worben hat, zu Stande, so muͤssen die Ratificationen des Vertrags vor dem 12. März 1812 in London ausgewech⸗ selt, undalsdann binnen zwei Monaten die erste Zahlung mit 1060 Pf. St., die vorlaͤufig Depositum bleibt, geleistet werden, innerhalb Jahresfrist aber, um an Ort und Stelle Erkundigun— gen einzuziehen, geeignete Agenten ausgesandt und spaͤtestens vor Ablauf von zwei Jahren die Verabredüngen uͤber die Besitznahme getroffen seyn, worauf, wiederum binnen Jahresfrist von dem letzten Datum an, der Rest des Kaufschillings zu entrichten ist, es wäre denn, daß die wegen der Hoheltsrechte gepflogenen Un— terhandlungen, obgleich von der Neuseclaͤndischen Gesellschaft nach— druͤcklich unterstuͤtzt und diplomatisch vertreten, den erwarteten Er— folg nicht haͤtten, oder daß die Berichte der Agenten minder guͤn— stig lauteten und daher die Deutsche Gesellschaft gegen Aufopfe— rung des Depositums den Kauf uͤberhaupt fallen lassen wollte.

Schwerin, 13. Dez. (Meckl. Bl.) Dem am 11. No— vember d. J. in Sternberg eroͤffneten Landtage waren folgende Propositionen gemacht worden: 1) Die ordinaire Landes-Contri— bution, 2) die Beduͤrfnisse der allgemeinen Landes-Rezeptur⸗-Be— hörde, 3) die erbvergleichsmaͤßige Prinzessin-Steuer fuͤr die Prin— zessin Karoline Charlotte Mariane von Mecklenburg-Strelitz, 4) allgemeine Verordnung gegen die Forst-Frevel. In dem am 8. Dezember ebendaselbst publizirten Landtags-Abschiede heißt es: Se. Koͤnigl. Hoheit haben zu Ihrer besonderen Freude ersehen,

mit welchem Eifer Ihre getreuen Stande auch auf gegenwaͤrti⸗

gem Landtage sich der Pruͤfung der zur Verhandlung stehenden

Gegenstaͤnde unterzogen haben. Se. Königl. Hoheit geben auf die Erklaͤrung Ihrer Staͤnde uͤber saͤmmtliche vier Kapita der Landtags-Propositionen folgenden Bescheid: In Betreff der er— sten Proposition nehmen Allerhoͤchstdieselben die Bewilligung der ordinairen Contribution fuͤr das Jahr von Johannis 18411 bis Johannis 1842, unter Bezug auf den Convo— cationstags-Abschiedũ vom Jahre 1808 gnaͤdigst an, und wollen mit Ruͤcksicht auf die auch diesmal bewilligte, Vor ausbezahlung eines Viertels der ordinairen Contribution für das Etatjahr von Johannis 1842 bis dahin 1813 zu Erhebung derselben von den ritterschaftlichen und Kloster-, den Rostocker Districts-, staͤdtischen Kaͤmmerei- und Oeconomieguͤtern nach dem vorgeschlagenen und kraft dieses genehmigten Contributionsmodus das landesherrliche Contributions-Edict nach dem Wunsche der getreuen Staͤnde mit Einruͤckung des Inhalts der Patentverord nung vom 23. Juni 1828. und des Reskripts vom 12. Januar 1836. hinsichtlich der Nebensteuer, so wie mit namentlicher Angabe der Bauerhufensteuer und mit Erstreckung auf die diesjaͤhrigen ordentlichen Necessarien, fordersamst publiziren und bution erheben lassen. Anlangend die zweite Proposi Beduͤrfnisse der Rezepturkasse betreffend, so sind diese bewilligten drei Edikte gedeckt. Se. Königl. Hoheit genehmigen den von Seiten der Staͤnde vorgelegten Etat und werden die ge wuͤnschte Anerkennung an die genaue Befolgung der Vorschriften suh 1, 2 und 3 der Verordnung vom 12. Dezember 1835 durch vollstaͤndige Auffuͤhrung derselben in dem Publicgtions-Edikt he werkstelligen lassen. In Betreff der dritten Landtags-Proposition genehmigen Se. Koͤnigl. Hoheit die abgegebene Erklärung Ihrer getreuen Stände und den vorgeschlagenen Steuer-Modus, u werden Allerhoöchstsie die Publication des landesherrlichen Ste Edikts baldigst beschaffen lassen. Endlich zur vierten Landtags Proposition erkennen Se. Koͤnigl. Hoheit noch insbesondere mit Befriedigung die Sorgfalt, welche Ihre treuen Staͤnde auch auf diese, in so mancher Hinsicht schwierige Gesetzgebung

haben, und bleiben hinsichtlich Ihres inzwischen noch' Reskripts vom 3ten d. der Erwartung, daß darauf solche

mende Beschluͤsse genommen werden, welche eine ar Publication des Gesetzes zulaͤssig machen.

Luremburg, 9. Dez. (Oe st. Beob.) Betreff des beklagenswerthen Ereignisses, das zu e funden hat, ist dahin zu berichtigen, daß nicht Herr Dumont, son dern Herr Kuͤborn erstochen wurde. Jener ist Vater einer zahl reichen Familie; Kuͤborn dagegen war, obwohl verheirathet, kinder los. Noch ist es schwer, aus den verschiedenen Geruͤchten, welche in Umlauf sind, den wahren Thatbestand herauszufinden.

Oesterreich.

* 8. M.

Praͤsident, Freiherr Franz Kemeny, Rede, an deren Eingang es heißt:

Unser erhabener Landesfuͤrst hat neuerdings den gesetzgebenden Koͤrper des Vaterlandes zusammenberufen; er hat uns berufen, daß wir, die von unseren Vorfahren ererbten Rechte ausuͤbend, selbst un sere Beduͤrfnisse bedenken, an dem Wohlstande und an der Bluͤthe un seres Vaterlandes arbeiten sollen. Wenn wir Ursache haben, das Andenken unserer Vorfahren zu segnen, welche uns nicht nur ein mit ihrem Blut erworbenes und durch dasselbe erhaltenes Vaterland, son dern auch dasjenige hinterlassen, was demselben zur Zierde und zum Ansehen dient, eine buͤrgerliche aus neunhundertjaͤhrigem Kampfe sieg reich hervorgegangene Verfassung, welche die ausgezeichnetsten Sohne des Vaterlandes, die sich durch tiefe Einsichten und regen Eifer fuͤr das allgemeine Wohl hervorgethan haben, die sowohl ihres erhabenen Landesfuͤrsten, als ihrer Landsleute volles Vertrauen besitzen, auffor dert und vertrauensvoll von ihnen erwartet, daß sie, in allgemeiner Versammlung vereint, dasjenige ins Werk setzen, was sie fuͤr kuͤnf tige Aufrechthaltung der Gesetze, fuͤr das Wohl des Vaterlandes und die Begluͤckung unserer Mitbürger zweckmaͤßig und nothwendig er achten; so sind wir auch unserem erhabenen Landesfuͤrsten zu nicht geringerem Danke verpflichtet, der uns mit wahrhaft vaͤterlicher Gnade die Schranken einer so wichtigen und ruͤhmlichen Laufbahn eröffnet hat.“ Nachdem der Praͤsident hierauf die auf dem gegenwartigen Landtage nach Anleitung der Königlichen Propositionen zu verhan delnden Gegenstaͤnde naͤher bezeichnet und die Versammlung zu ge wissenhafter Berathung hieruͤber aufgefordert hatte, schloß er mit fol genden Worten: „Eintraͤchtig muͤssen wir auf der Bahn des Fort schrittes weiter eilen. Der Weg, welcher zum Ziele fuͤhrt, und der uns auch die Klippen zeigt, welche wir s rgfaͤltig vermeiden muͤssen, ist durch das Schwesterland ungarn gebahnt, fuͤr die Nachfolge des nicht minder geliebten kleineren Landes. Und der gnaͤdige Füuͤrst, der

die Bestrebungen des ersteren auf der Bahn des Fortschrittes mit so

kraͤftigem Arm unterstuͤtzt, der jetzt auch uns auffordert, unsere Be duͤrfnisse vorzutragen und auf die Befoͤrderung unseres Wohlstandes zu denken, wird gegen uns eben so gnaͤdig seyn. Auch ich glaube, daß der hohe Grad von Tugend, Verstand und gutem Willen, der jetzt die Brust unserer Landsleute erfuͤllt, nicht spurlos vergehen werde; ich glaube, daß diese lebhafte Theilnahme an dem allgemeinen Wohl, daß diese Ruͤhrigkeit, welche sich in den letzten Jahren in un serem Vaterlande regte, den gegenwartigen Landtag in unseren Jahr buͤchern durch segensreiche Folge unvergeßlich machen werde; ich glaube mit Zuversicht, daß, wenn unsere Vorfahren im Jahre 1791 im Stande waren, nicht nur unsere aus ihren Fugen gerissene Verfassung wieder herzustellen, sondern auch uns mit nuͤtzlichen Gesetzen zu he gluͤcken, auch wir in den gegenwaͤrtigen und gluͤcklicheren Verhaͤlt

nissen, entfernt von dem Getuͤmmel vergangener oder kuͤnfti ger Fehden, geschuͤtzt vor jedem fremden Einfluß der Bundes—

lade, deren Wachter wir, wie einst Israel, sind, die heilige Religion, die wir nur als zeitliches Rutznießen besitzen, unsere stagtsbuͤrgerliche Verfassung nicht nur rein erhalten sondern auch ver⸗ vollkommnet unseren Nachfolgern uberliefern werden. Ich meines⸗ theils werde die geringen Krafte, welche inir zu Gebote stehen, stets dem Gemeinbesten des Vaterlandes weihen, und ich flehe zu Gott dem Allmächtigen, daß er uns helfe, die Uebereinstimmung unserer Bestrebungen fruchtbar zu machen Die hochansehnlichen Staͤnde aber bitte ich, von patriotischem Gefuͤhle belebt, mich mit ihrem Ver⸗ trauen zu begleiten, ohne welches meine Bemuhungen fruchtlos seyn werden. Eben dieses Vertrauen bittet die hochansehnlichen Staͤnde, sich wechseifeitig zu bewachen, denn wo es sich um die heiligen Ange legenheiten des Vaterlandes handelt, muß jedes Privat-Interesse ver schwinden.“ ;

Einer der in den Königlichen Propositionen bezeichneten Ge— genstaͤnde ist die Kandidatur fuͤr die erledigte Stelle des Gouwer— neurs. Hierzu wurden in der Landtags-Sitzung vom 2ten d. M. proponirt: von Seiten der Katholiken: Freiherr Samuel Josika 216, Graf Joseph Banffy 171, Johann von Baresay 149; von Seiten der Helvetischen Konfession: Freiherr Franz Kemeng 191, Graf Joseph Teleky 167, Graf Otto Degenfeld 151; von Seiten der Augsburgischen Konfession: Andreas v. Conrad 188, Joseph v. Bedeus 187, Freiherr Joseph Bruckenthal der Juͤngere 147 von Seiten der Unitarier: Michael von Sala 197, Karl v. Maurer 193, Daniel v. Szentivanyi 187. ,,,

Sir Robert Gordon hatte heute Mittag seine Antritts-Au⸗ dienz beim Kaiser, wobei er Sr. Majestaͤt seine Beglaubigungs⸗ Schreiben, als Botschafter Ihrer Großbritanischen Majestäat am hiesigen Kaiserl. Köoͤnigl. Hofe, zu uͤberreichen die Ehre hatte.

Italien.

Nom, 7. Dez. Gestern empfing der Papst die Großher— zogin von Mecklenburg-Strelitz und ihre Tochter, die Herzogin Caroline. Sie wurde als regierende Fuͤrstin in den paͤpstlichen Gemaͤchern, wo sonst keine Dame eintreten kann, von dem heiligen Vater empfangen und durch den Preußischen Minister-Residenten von Buch vorgestellt.

Heute in den Mittagsstunden fuhr der Prinz Luitpold im Galazug nach dem Vatican, wo er in einer Privataudienz durch den Hesterreichischen Botschafter, Grafen von Luͤtzow, dem Papst vorgestellt wurde, der sich lange und auf das vaͤterlich ste mit ihm unterhielt. Der Prinz, welcher unter dem Namen Graf von Scheyern reist, beobachtet das strengste Incognito und besucht die Merkwürdigkeiten Roms in Gesellschaft des Professors J. M. Wagner.

In der Umgegend von Chiusi (naͤher wird der Ort vor der Hand nicht bezeichnet) ist so eben ein Grab entdeckt worden, in dessen FInnerem drei Sarkophage prangen, welche nicht wie die mejsten jener etruskischen Steinsaͤrge aus gebrannter Erde, Tra⸗ vertin oder Alabaster, sondern in griechischem Marmor gearbeitet sind. Zudem sind sie durch reiche Vergoldung ausgezeichnet und uͤber und uͤber bemalt.

Spanien.

O Madrid, 7. Dez. Vorgestern erhielt der Franzoͤsische Geschäftstraͤger auf außerordentlichem Wege die Anzeige, daß der Botschafter, Herr von Salvandy, von Paris abgereist ware, um am 11ten d. hier einzutreffen. Der Geschäftsträger fertigte dar— auf den Attaché“, Grafen Damremont, nach Bayonne ab, um den

Botschafter hierher zu begleiten. Letzterer wird nur wenige Tage

hier verweilen, da er den ersten bevorstehenden Sitzungen der

Deputirten-Kammer beizuwohnen entschlossen hiesige Regierung fuͤhlt sich durch die Anher— kunft des Botschafters gar (hr geschmeichelt, obwohl der wahre Grund dieser mitten im Winter unternommenen Reise in dem Wunsche des Franzosischen Kahinettes zu suchen seyn duͤrfte, sich gegen die Angriffe der Oppositions⸗ Partei der Kammern rechtfertigen zu koͤnnen. Hatte naͤmlich Herr von Sal— vandy es völlig unterlassen, sich auf seinen Posten zu begeben, so könnte leicht die Ansicht aufgestellt werden, als ob er nur deshalb zum Botschafter ernannt worden ware, um diesen Platz bei der Koöͤnigin Christine, fuͤr den Fall ihrer Wiedereinsetzung, einzuneh⸗ men. Diefem Vorwurfe scheint man vorbeugen zu wollen. Nach der Zurkckkunft des Regenten begaben sich sammtliche hiesige Ge— sandte und Geschaͤftsträger, mit alleiniger Ausnahme des Franzö— sischen, einzeln zu ihm, um ihm eine Hoͤflichkeit zu erweisen, und er soll ihnen unter Anderem versichert haben, daß er hoffe, die

Sache der Freiheit demnaäͤchst in allen Ländern triumphiren zu sehen.

Franzoͤsischen

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der Hellebardiergarde, ist mit Tode gangen. Rubini ist vollig hergestellt und wird sich noch zwei bis dreimal oͤffentlich hoͤren lassen, und dann vermuthlich die Einwohner Barcelona's durch seinen Gesang erfreuen. .

Ein heute erschienenes Dekret des Regenten verfuͤgt die voll— staͤndige Abschaffung der Garde-Infanterie und Ka⸗ vallérie, damit alle Corps der Armee gleich seyen. Aus den aufgelbsten Garde-Truppen sollen zwei Infanterie⸗ Regimenter („Constitucion“ und „España“) und zwei Kavallerie Regimenter („Sagunto und Pavia“) gebildet werden. Die Truppen der Besatzung von Madrid sollen kuͤnftighin anstatt der Garde den Dienst im Palaste versehen. Abermals ein Schritt zur Gleich— stellung der Königin mit dem Regenten. Andere werden folgen.

Die in Navarra und den Baskischen Provinzen unter dem Namen der Armee des Nordens aufgestellten Trup⸗ pen sind auf folgende Weise organisirt worden. 2

General en Chef ist der Feldmarschall Marquis von Rodil, Chef des Generalstabes der General Don Atanasio Aleson. Die Armee ist in zwei Corps eingetheilt; in das der Rechten, welches Navarra, und in das der Linken, welches die Baskischen Provin— zen besetzt haͤlt. J J

1) Armee⸗Corps der Rechten. Die erste Division besteht aus 11 Bataillonen und einer Batterie und ist in Pampe— lona, Vera, Elisondo, Ochagavia und Lumbier aufgestellt. Die zweite Division besteht aus 9 Bataillonen und zwei Batteérieen und halt Estella, Tafalla, Olite und Puente la Reina besetzt. Eine aus 12 Schwadronen bestehende Divi⸗ sion Kavalserie gehoͤrt zu diesem Armee— Corps. .

2) Armee-Corps der Linken. Die dritte Division, beste⸗ hend aus 6 Bataillonen, 4 Schwadronen und einer Batte⸗ rie, haͤlt die Provinz Alava besetzt. Die vierte Division, be⸗

1581 stehend aus 7 Bataillonen, einem Detaschement Kavallerie und einer Batterie, haͤlt die Provinz Biscaya und die fuͤnfte Division, bestehend aus 7 Bataillonen, einem Detaschement Kavallerie, einer Batterie und einer Sapeur-Compagnie, die Provinz Guipuzcoa besetzt.

Dle ganze Nord-Armee besteht aus etwa 2,000 Mann. In Tudela, Alfaro und Corella befindet sich außerdem eine aus 7 Ba— taillonen bestehende Reserve-Division. Rodil's Hauptquartier soll nach Vitoria verlegt werden. .

Die Armee von Catalonien besteht aus drei Divisionen unter den Befehlen der Generale, Zavala, Don Juan van Halen und Serrano und zählt 29 Bataillone, 12 Schwadronen und eine Brigade Artillerie; im Ganzen etwa 24,000 Mann.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-Mork, 23. Nov. Im hiesigen Herald wird die Schuldenmasse der einzelnen Nord-Amerikanischen Staaten zu un— gefahr 212 Millionen Dollars Kapital und etwa 12 Millionen faͤhrlicher Zinsen, die der Vereinigten Staaten zu 12 Millionen Kapital und ungefaͤhr Millionen Rente und die der Staͤdte zu 33 Millionen Kapital und 13 Millionen Rente angenommen. D ie

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ersteren theilt obiges Blatt in drei Klassen von respektive 51, 74 und S6 Millionen und meint, die Staaten, welche zu ersterer gehoren, als New-York, Maine und Kentucky, wurden ihren Ver— bindlichkeiten nachkommen koͤnnen, ohne nbͤthig zu haben, deshalb ihre Auflagen zu vermehren. Die zweite Klasse, wozu Pennsylva— nien, Maryland und Virginien gerechnet werden, stecke tief in Schulden und habe keine andere Mittel, die Zinsen zu decken, als Auflagen. Die dritte Klasse, wozu Missisippi, Florida und Loui— siania gehören, bestehe aus neuen Staaten mit geringen Bevoͤlke rungen und geringen Mitteln und sey fur den Augenblick nicht im Stande, zu zahlen, werde auch wohl die Zahlungen so lange aus setzen muͤssen, bis sich hinreichende Mittel aufgehaͤuft haͤtten, um

sie wieder aufnehmen zu können.

Verminderung der Französischen Armee.

*Xñ Paris, 13. Dez. Der heutige Moniteur enthalt die Resultate der im Minister-Rathe beschlossenen Reduction der Armee auf den Friedensfuß. Die Ordonnanz ist vom 8. Sep tember aus dem Schlosse St. Cloud datirt, der einleitende Rap⸗ port des Kriegs-Ministers ohne Datum. Die Verzoͤgerung der Veroͤffentlichung ruͤhrt daher, daß noch im verflossenen Monate die Minister uͤber die Art und Weise der Reduction verhandelten, und erst dieser Tage das Budget des Kriegs-Ministeriums desi⸗ nitiv festgesetzt worden ist.

Der Einleitungs-Rapport des scheinlich die Spuren, daß der Krieg drungenen Ersparniß-Gruͤnden in eine Verminderung der Armee willigte. Daß der Marschall dies in seinsm Berichte gern der Armee gegenuͤber andeutet, ist leicht zu erklären, da es die Popu— jaritͤt des alten Kriegers wahren soll. Alle geuen Kavallerie— und Infanterie⸗Regimenter werden beibehalten, ebenso die, neu or ganisirten 9 Jäger-Bataillone, die Fremden-Legion, die 32 neuen Batterieen Artillerie, die 12 Cadre-Depot fuͤr jedes Ingenieur-Regiment, endlich die 3 neuen Compagnieen der Train-Equipagen. Der Kriegs-Minister er— kennt an, daß die außerordentlichen Umstaͤnde, welche diese Ver— mehrung des Heeres im Jahre 1849 hervorgerufen, jetzt durch gewandte Unterhandlungen vortheilhaft, beseitigt seyen und daß der bͤffentliche Schatz außer Stande sey, eine solche Last fer ner zu tragen. Die Ansicht der Stimmen, welche waͤhrend der Verhandlungen uͤber das Budget von 1842 in beiden Kammern die Auflbsung der 12 neuen Infanterie-Regimenter forderten, theilt der Marschall Soult keinesweges, und verwirft diese Art der Ar mer-Reduction. Eben so verwirft der Marschall die Ansicht, die Zahl der Bataillone und Schwadronen in der Armee je nach den Regimentern zu vermindern, weil ein solches oͤkonomisches Mittel die Armee desorganisiren wuͤrde. Die Gefahr, die speziellen Truppen: Artillerie, Ingenieure, Train-Equipagen und Kavallerie verhaͤlt⸗ nißmaͤßig zu vermindern, leuchtet dem Kriegs-Minister ebenfalls ein, und er nimmt fuͤr sie deshalb eine minder starke Effektiv-Ver minderung in Anspruch als fuͤr die Infanterie ; Fußvolk schlaͤgt namlich der Marschall eine

irschalls Soult traͤgt augen— s-Minister nur aus nothge—

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2. lon vor.

einer Compagnie auf jedes Bataillon ihm aus praktischen Gruͤnden vor den Ertheilungen den Vorzug zu verdienen.

Diese Verminderung von einer Compagnie auf jedes Bataillon giebt die Möglichkeit, den Effektiv-Bestand der Armee, fuͤr welche auf 18142 133,060 Mann von den Kammern bewilligt werden, auf 3445000 Mann herabzusetzen, was fuͤr das Armee-Budge von 1843 eine Ersparniß von ungefaͤhr )

Fr. moglich machen wird.

Dem Rapport des Kriegs-Ministers folgt donnanz, welche 4 Kapitel nebst Tabellen enthalt. setzt den Friedensfuß fest, das zweite den Kriegsfuß

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bestimmt die Organisation einer Art von Reserve, das vierte end

lich enthaͤlt die transitorischen Bestimmungen, weil bei einer so

starken Armee-Verminderung mehrere allmalige Prozeduren noth⸗ wendig sind, um die bestehenden Kadres nicht, auf einmal aufzu⸗ loͤsen Und namentlich die Offiziere, Unteroffiziere, Gefretten und

Soldaten der aufzuloͤsenden Compagnieen nicht in ihrem Avance⸗

ment und in ihren erworbenen Rechten zu beeinträchtigen.

Die ganze Reduction wird 90000 Mann Infanterie und

15,000 Pferde betragen. . 1 Alle das vorgeschlagene Firxum von 344,009 Mann Friedensfuß

uͤberschreitende Mannschaft gehört zur Reserve. Diese Reserve

soll zweimal des Jahres, im Fruͤhjahr und im Herbst, im Haupt— kantoͤnnal-Orte von den Rekrutirungs⸗Offizieren inspizirt werden. Der Koͤniglichen Ordonnanz zufolge ist also das stehende

Franzoͤsische Heer dauerhaft und ohne Wechsel des Budgets wie

folgt festgesetzt worden:

100 Regimenter Linien- und leichte Infanterie zu 3 Bataillonen jedes Regiment, zu 7Compagnieen sstatt fruher 8) jedes Va⸗ taillon. (Zu bemerken ist hierbei, daß diese ungerade Zahl? bei den Mandͤvern fuͤhlbar seyn wird.)

Bataillone Jäger zu Fuß, jedes zu 8 Compagnieen. (u be⸗ merken ist, daß bei diesem neu organisirten Corps keine Verminderung eintritt.) . Regiment Zuaven zu Fuß, in Algier, wozu Eingeborene zuge⸗ lassen werden, 3 Bataillone, jedes zu 9 Compagnieen, wovon eine Compagnie das Depot bildet. (Diese Zuaven bleiben unvermindert.) . ͤ

3 Bataillone leichte Infanterie in Afrika, jedes Bataillon zu 10 Compagnieen, deren zwei die Depots⸗Compagnieen bilden (ebenfalls unvermindert).

Train-Compagnieen, ferner

2 Disziplin⸗ oder Straf⸗Compagnieen. . ; 38 e n,, 2 Regimentern, jedes 3 Bataillone zu 8 Compagnieen stark, ebenfalls unverandert. Kavallerie. 2 Regimenter Karabiniers. 10 Kuͤrassiere. 12 Dragoner. / Lanzlers oder Uhlanen. Chasseurs (Jaͤger zu Pferde). Husaren, jedes Regiment zu Schwardyonen, .

Zur Kavallerie gehbren ferner 4 Regimenter Chasseurs

d'Afrique zu 6 Schwadronen. Artillerie. 14 Regimenter (10 zu 15 Batterieen, 4 zu 14 Batterieen) und ein Depot-Cadre fuͤr jedes Regiment.

1é' Regiment Pontonniere zu 12 Compagnieen.

12 Arbeiter-Compagnieen.

Compagnie Buͤchsenmacher, Waffenschmiede.

5 Schwadronen Train-Park, jede zu 8 Compagnieen.

Ingenieur-Truppen.

3 Regimenter zu 2 Bataillonen, jedes Bataillon zu 8 Com⸗ pagnieen, wovon eine Mineur- und 7 Sappeur— Compagnieen. Jedes Regiment zaͤhlt außerdem eine Compagnie Sappeur⸗ Fuͤhrer (sappeurs-condu- leurs).

2 Handwerker⸗-Compagnieen.

Gendarmerie.

26 Legionen, wovon eine in Afrika. .

1 Bataillon Voltigeur zu 4 Compagnieen, in Korsika als Huͤlfstruppen zur Gendarmerie benutzt. Munizipal-Garden-Legion in Paris.

Endlich 1 Bataillon Spritzenleute (sappeurs Paris, 5 Compagnieen zaͤhiend.

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eteranen 8 Unteroffizier-Co Fuͤselier⸗Lompagniee Reiter-Compagnieen. Kanonier-Compagnieen. Ingenieur-Compagnie. Gendarmerie⸗-Compagnieen. Administrations-Corps. Bataillon Arbeiter zu 10 Compagnieen nebst einem Depot. Schwadronen Militair-Train-Equipagen, jede Schwadron zu aktiven Compagnieen nebst einem Depot. Compagnieen Arbeiter bei den Militair-Equipagen.

Wir fuͤhren diese gesammte neue und permanent fixirte Zu⸗ sammensetzung der Franzbsischen Armee nach der offiziellen An gabe des Moniteurs an, weil sie jetzt das neueste bestimmte Dokument uͤber die Franzoͤsische Armee ist.

Was nun den Kriegs fuß betrifft, so kann jedes Ba⸗— taillon Infanterie zu 9 Compagnieen verstärkt werden, wovon eine die Depot-Compagnie bilden soll. Eben so wird im Kriegs— suße die Bildung eines ten Bataillons fuͤr jedes Regiment ange ordnet.

Die 54 Kavallerie-Regimenter sollen im Kriegsfuße von zu 6 Schwadronen gebracht werden.

Im Fall eines Krieges sollen fr den Generalstab 2 Regi

menter Cfasseurs àcheval, guides, Fuͤhrer, gebildet werden. Man

sich aus den letzten Feldzuͤgen Napoleon's erinnern, daß be— spezielle Corps bestanden.

Die Artillerie, Ingenieure u. s. w. werden ebenfalls auf dem Kriegsfuße verhaͤltnißmaͤßig vermehrt erscheinen, die naͤheren Be⸗ stimmungen deshalb sind in der jetzigen Ordonnanz aber nicht gegeben.

Was die neue Bildung einer Kriegs⸗-Reserve betrifft, so muͤssen wir gestehen, daß ihre Organisation uns noch nicht ganz klar er— schienen ist. Die dem Gefetze vom Jahre 1832 zufolge beurlaub— ten Mannschaften sollen die Reserve bilden und Semester-Revuen

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soll terzogen seyn, deren Dauer vom Kriegs⸗Ministerium spaͤter be⸗

timmt werden soll. In Kriegszeiten wird die Reserve unter die Fahnen berufen und in Friedenszeiten in außerordentlichen Faͤllen.

Man wird leicht ermessen, daß diese allgemeinen Bestimmungen unmdͤalich eine gute praktifsche National-Reserve bilden konnen. Ss ist der Anfang einer guten Idee, aber keinesweges die Reali⸗ sirung einer festen, praktischen Organisation.

Das große Reserve-Gesetz, welches Marschall Soult in der letzten Kammer-Sitzung verworfen sah, enthielt bereits sehr vernuͤnf— tige und praktische Bestimmungen. Die in der jetzigen Ordon⸗ nanz angedeutete Reserve-Bildung ist ein Bruchstuͤck des damals verworfenen Ganzen. Man fuͤhlt in den Motiven des oben an⸗ gefuhrten Berichts wesentlich, daß die Forderungen der Finanzen eine Armee-Verminderung verlangten, daß also, um diesen An— spruͤchen zu entsprechen, zuerst eine Reduction eintreten mußte und spaäter eine wirkliche vernuͤnftige Organisation der Reserve angeordnet werden wird. Bei der Bildung einer Reserve in Frankreich sind vielfache Ruͤcksichten zu beachten, namentlich das Stellvertretungs-System und die Kaäͤuflichkeit eines Stellvertreters. Mit dem Grundsatze, daß wer da will, sich einen Stellvertreter kaufen kann, ist der Bildung einer wahrhaften National-Re— serve, eines volksthuͤmlichen Ruͤckhalts, beinahe unmdglich.

Die Oppositions-Blaͤtter werden uͤber den entscheidenden und fuͤr den Frieden Europa's heilsamen Schritt des Marschalls Soult allerlei Polemik anregen, nichtsdestoweniger aber theilen alle einflußreichen Manner der Kammer die Ansicht, daß eine übermäßige Starke der mit den Beduͤrfnissen des Schatzes und der großen Arbeiten in Eisenbahnen und Befestigungen nnvereinbar ist und bleibt. Diese Polemik wird auch von der Rednerbuͤhne der Deputirten-Kammer im Monat Januar wiederhallen, ohne jedoch eine Mehrzahl der Stimmen gegen die Entwaffnung zu gewinnen. Lamartine, Passy, Dufaure, Molé, alle diese Namen sind mit einer Entwaffnung einverstanden, Herr Thiers weniger, obgleich er sich mit der Beibehaltung der von ihm organisirten neüen Truppen zufriedenstellen wird. Die Entwaffnung ist also jetzt weder eine Kabinetsfrage mehr, noch ein Gegenstand, der in den Vordergrund der Kammer-Debatten treten wird. Sie ist entschieden und ihre Nothwendigkeit lag ebensowohl in den politi⸗ schen als in den finanziellen Interessen Frankreichs.

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Zahlenverhältniße der Einwohner des Preuß ischen Staats nach den kirchlichen Genossenschaften. (Schluß. Vergl. St. Ztg. Nr. 351.)

Auch im Preußischen Staate hat die Gleichstellung der evan⸗ gelischen und röͤmisch⸗ katholischen Glaubensgenossen, welche die Regierung gewissenhaft beachtet, Fruͤchte für das Leben getragen.