1841 / 356 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

teresse wahrscheinlich durch die Herabsetzung des Tarifs leiden wurde. Wenn die mit England und Belgien unterhandelten Han— dels⸗Vertraͤge nicht zum Schlusse gefuhrt worden sind, so ist die Ursache davon nicht in dem natinal-bkonomischen Sy— steme des Kabinets der Tuilerien, sondern in dem mittelbä— ren oder unmittelbaren Einflusse der privilegirten einheimi— schen Produetions-Zweige zu suchen. Es ist' leicht möglich, daß die Berathungen und die Beschlußnahmen“ der jetzt versammelten General-Conseils der Regierung Mittel bieten, um jene Einfluͤsse zu beseitigen. Freilich werden die Repraͤsentan— ten der Fabriken und Manufakturen sich fast in allen Punkten fuͤr die Beibehaltung, wenn nicht gar fuͤr die Steigerung, der jez— zigen Schutzzoͤlle aussprechen; allein den Vertretern der Industrie stehen die beiden General-Conseils des Handels und des Acker— bau's gegenuͤber, welche durch ihre direktesten Interessen auf die Beförderung der Freiheit des Verkehrs . sind. Ein⸗ zelne Ausnahms- Fragen, wie die der Einfuhr fremden Schlacht— viehes, werden allerdings auch von den Ackerbauern oder selbst von den Handeltreibenden im Monopolgeiste beantwortet werden, indes⸗ sen die Regierung wird sich gleichwohl in den meisten, vielleicht selbst in allen Fallen, wo es sich um den Tarif handelt, auf zwei Stimmen der General⸗Conseils gegen eine berufen können, wenn sie Gesetz⸗Vorschlaͤge zur Erleichterung des Verkehrs machen will.

Die Gestaͤndnisse Dufour's und Colombier's haben mehrere

neue Verhaftungen zur Folge gehabt. Eine Suspension der Ver— handlungen des Prozesses, und eine Ergaͤnzung der bisher gefuͤhr— ten Untersuchung scheint nach einem solchen Zwischenfalle nicht laͤnger umgangen werden zu koͤnnen. Hiebei tritt einer der Nach— theile hervor, welche mit der Jurisdiction eines politischen Tribu— nals wie der Pairshof verbunden sind. Es ist ganz naturlich, daß eine Versammlung von hundert und mehr der ersten Staats— Beamten und Staats-Maͤnner nicht den Beruf in sich fuͤhlt, so viel Zeit und so viel Muͤhe auf eine Kriminal-Sache zu verwenden, wie ein ordentlicher Richter, und man darf es dem Pairshofe wahrlich nicht zu sehr verargen, wenn er so lange als moͤglich uͤber Hemmnisse und Zwischenfälle hinweggeht, die den Prozeß um Wochen aufzuhalten drohen. Auf der anderen Seite leidet dann freilich die juristische Wahrheit, leidet der Staat und leidet nicht selten auch der Angeklagte durch eine uͤbertriebene Eile, die beinahe eben so entfernt ist von der in solchen Sachen zu be— obachtenden richtigen Mitte, als jene Schwerfaͤlligkeit, welche nicht selten einen Kriminal⸗Prozeß uͤber Jahre hinauszieht, welche den Angeklagten auf einen unbegruͤndeten Verdacht hin, zuweilen fuͤr den vierten Theil eines Menschenlebens man hat aus der neuesten Zeit Beispiele von achtjährigen Kriminal-Pro— zessen, die mit einer Freisprechung endigten der Freiheit be— raubt und auf die moralische Folter spannt.

Der Khbnigliche Gerichtshof von Paris hat in einem gestern gesprochenen Urtheile das Recht der Krone sanctionirt, einen ver— urtheilten Staats-Verbrecher durch Amnestie-Dekret unter polizei—⸗ liche Aufsicht zu stellen. Herr de Kersausie, um dessen Sache es sich handelte, war von dem Zucht-Polizeigerichte, weil er den ihm polizeilich angewiesenen Aufenthaltsort verlassen, zu zehntaͤgigem Gefängniß verurtheilt; in der Appellations-Instanz ist diese Strafe bis zu einem Monate geschaͤrft worden.

Großbritanien und Irland.

London, 18. Dez. Außer Frogmore-Lodge und dem auf Castle⸗Hill zu Windsor gelegenen Hause, welche als Wohnungen fuͤr die zahlreichen Gaͤste in Stand gesetzt werden, die zur Taufe ves Prinzen von Wales eingeladen sind oder noch eine Einladung erhalten sollen, wird noch im Palaste selbst Alles, was an Zim⸗ mern nicht zu anderen Zwecken bei dieser Feierlichkeit erforderlich ist, zu Schlafgemaͤchern fur die vornehmsten Gaͤste Ihrer Majestaͤt eingerichtet. In dem großen Moͤbel-Magazin des Schlosses herrscht jetzt die lebhafteste Bewegung, indem man dort aussucht, was zur Ausstattung der Zimmer in Frogmore-Lodge und in dem grotzen Wohnhause auf CastleHill noͤthig ist. Vorgestern wurden 70 bis 80 Bettstellen ausgewaͤhlt, die sogleich in den verschiedenen Schlaf— zimmern aufgestellt werden sollen. Man glaubt, daß die Feste in Schloß Windsor zur Feier der Taufe mehrere Tage dauern und daß eine ganze Reihe glaͤnzender Banketts in St. Georgus Hall stattfinden werden, weil die Zahl der Gaͤste so groß seyn durfte, daß man sie nicht alle auf einmal wuͤrde in jenem Saal bewirthen koͤnnen. Herr Mawditt, erster Yeoman im Koͤniglichen Zucker— baͤckerei-Departement, der auch die Anfertigung des Hochzeitku— chens fuͤr ihre Majestaͤt leitete, ist unter Assistenz des zweiten Yeoman, Herrn Thomas, seit einigen Tagen mit der Abfassung und Entwerfung passender Devisen und glaͤnzender Verzierungen fuͤr den Taufkuchen des jungen Prinzen und fuͤr die Bankett— Tafel in der St. Georgen⸗-Halle beschäftigt. Den Diners sollen, wie verlautet, abwechselnd die praͤchtigsten und großartigsten Baͤlle und Konzerte folgen. Kurz nach der Taufe soll der junge Prinz von Wales in Gegenwart aller dann in England anwesenden Rit— ter des Hosenband-Ordens als Ritter dieses Ordens installirt wer— den. Georg JV., der letzte Prinz von Wales vor dem jetzigen, wurde erst, als er viertehalb Jahr alt war, am 26. Dezember 1765, mit den Insignien des Hosenband-Ordens bekleidet. Der Tag, an welchem der gegenwärtige Prinz von Wales getauf— werden soll, ist noch immer nicht genau bestimmt.

Vorgestern Nachmittag traf ein Kabinets-Courier Sr. Ma— jestaͤt des Koͤnigs von Preußen in Schloß Windsor ein, und gestern fruͤh kehrte derselbe wieder nach dem Kontinent zuruck.

Ein Ausschuß des Geheimen Raths hielt gestern eine Ver— sammlung, um über die Art und Weise, wie der Prinz von Wales sein Wappen fuͤhren sollte, zu berathschlagen. Die anwesenden Mitglieder waren Graf Wharncliffe, Sir R. Peel und Sir J. Graham.

Der Oberst-Lieutenant George Macdonald ist zum General— Capitain und Ober-Gouverneur der Kolonie Sierra Leone und ihrer Dependenzien ernannt worden.

Die Morning Chroniele macht darauf aufmerksam, daß Graf Aberdeen, eben so wie Sir R. Peel, keine rein Toryistische Politik befolgen zu wollen scheine, sondern eher die Politik der Whigs fortsetze. Herr Henry Buiver, bemerkt dieses Blatt zur Bekräftigung dieser Ansicht, sey in Paris bei der Gesandtschaft geblieben und jetzt, wie unter dem Whig-Ministerium, die Seele derselben. Die versprochene Beschräͤnkung der Franzoͤsischen Ero— berung in Algerien bleibe auch unter den Tories aus. In Spa⸗ nien setßz Graf Aberdeen Lord Palmerstons Politik vollkommen fort, obgleich die Toryistischen Sympathieen doch fuͤr die Regentin und gegen die Demokraten seyn sollten. Auch in Portugal bleibe Lord Howard de Walden, der von den Whigs dorthin geschickte Gesandte. Genug, Lord Aberdeen gehe in den Fußstapfen Lord Paimerstons, wie Sir R. Peel in denen Lord J. Russells.

General⸗Major Napier, Verfasser einer als klassich anerkann— ten Geschichte des Halbinsel-Krieges und Bruder des Commodore Napier, ist von dem jetzigen Ministerium auf die Liste derjenigen Generale gesetzt worden, welche fuͤr ausgezeichnete Kriegsdienste eine besondere Pension erhalten.

1604

Santana soll sich gleich nach seinem Regierungs-Antritt in Mexiko sehr entschieden dahin erklaͤrt haben, daß er Texas wie— dererobern wolle.

Die Feuersbrunst zu St. John's in Neu-Braunschweig hat 39 große Gebaͤude zerstoͤrt, deren Werth sehr verschieden, von 1006600 bis auf 1,200,009 Dollars, angegeben wird.

Der Vice-Admiral, Sir Edward Brace, ist zum Befehlsha— ber der Flotte im Flusse Medway, d. h. der in Chatham und Sheerneß liegenden Kriegsschiffe, ernannt.

Z London, 18. Dez. Der Kampf in der Kirche naht sich einer Krise. Man sammelt offenbar auf beiden Seiten seine Kräfte zu einem Hauptschlage, welcher sich in der Wahl des Oxforder Professors äͤußern soll. Man erwartet, daß der Anti— Puseyite mit wenigstens 2 Stimmen gegen eine gewahlt werden wird. Aber hierbel kann und wird es nicht siehen bleiben. Pal⸗ mer eines der thaͤtigsten Mitglieder der Sekte, draͤngt auf Ent— scheidung der Frage, ob die Englische Kirche katholisch oder pro⸗ testantisch ist, und die Bischoͤfe müssen darauf antworten. Auch hat ein Geistlicher eine foͤrmliche Klage gegen Palmer beim Bi— schof, von Oxford erhoben, wegen der in seinem Briefe an Go— lightly ausgesprochenen Fluͤche, die man vorzuͤglich gegen den Erzbischof von Canterbury und den Bischof von London gerichtet glaubt. Jener Geistliche machte Palmer mit seinem gegen ihn gethanen Schritte bekannt, und dieser, weit entfernt, sich daruͤber zu, beklagen, dankte ihm auf's hoͤflichste und versicherte ihn, er wuͤnsche nichts sehnlicher, als daß die Frage recht bald zur Ent— scheidung gebracht wuͤrde, und wolle, um dem Klaͤger zu Hülfe zu kommen, im Laufe dieser Woche noch eine Schrift herausgeben, welche seine Ansichten uͤber den Protestantismus noch deutlicher an den Tag legen sollten.

Wenn also, was Ward in seinem Briefe an Pusey und Palmer in einem Privatschreiben an den Erzbischof erklaͤrt haben, daß viele im Begriff sind, zu den Papisten uͤberzutreten, und zum Theil nur noch durch Newman's Vorstellungen zuruͤckgehalten wurden, wahr ist, so muß sich der große Abfall bald offenbaren. Die Papisten hier sind hoch entzuͤckt und erklaren von ihren Kan— zeln, daß die Zeit schnell herannahe, wo die Englische Kirche in den Schoß des Papstthums zuruͤckkehren werde. Sie empfehlen nur Geduld und Nachsicht; die wenigen Punkte, woran man sich noch diesseits stoße, wuͤrden bald erledigt werden. auch bemerkenswerth, daß die Papisten in England, besonders

durch Vermittelung des Bischofs Wiesman, gar Manches in Lehre,

Es ist

Form und Anspruͤchen in aller Stille haben fallen lassen, worauf

sie sonst mit unerbittlicher Strenge gehalten haben und anderwaͤrts

noch halten, besonders in Bezug auf Reliquien, Weihwasser,

Anrufung der Heiligen u. dergl.

Woruͤber man sich billigerweise

am meisten wundert, ist, daß, wenn auch einzelne Laien eine Gemeinde

verlassen, wo die alt-kirchlichen Gebraͤuche in ihrer Kirche einge— uͤfhrt wurden, man doch nicht erfahren hat, daß irgend eine Ge— meinde in corpore protestirt und wegen der Neuerungen bei ihrem Bischof Klagen eingereicht haͤtte. Man bemerkt seit wenigen Wochen wesentlicher Veranderungen in den Kirchen; wo man sonst nur des Sonntags Gottesdienst gehalten und das Abend— mahl einmal im Monat gereicht, da laͤutet jetzt die Glocke jeden Morgen und das Abendmahl wird jeden Sonntag gereicht.

Die

Kerzen auf dem Altar, und hier und da das Kruzifix, welche

gleichviel, ob mit Recht oder Unrecht seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen worden, erscheinen auf's neue.

In der Stel-

lung der Kanzel und der Gebetpulte, in der Kleidung und den Gebehrden der Geistlichen, selbst beim Reichen des Abendmahls, werden allerlei Veränderungen vorgenommen, von einzelnen Geist-⸗

lichen ohne Befehl, ja gegen den Willen des Bischofs. dies alles Sachen, die die Agende nicht abgestellt oder wirklich anbe—

Es sind

fohlen hatte, welche durch die Zeit aber außer Gebrauch gekom hlen h 9

men waren und als abergläͤubig angesehen wurden.

Anders steht es freilich um dle kirchlichen Verhaͤltnisse der

Schotten, die, so heftig sie sich auch hier und da bei ihrem neue—

sten Non-Intrusion-Kampf benehmen, doch eher wissen, was sie

wollen. Ihr Streben nach Unabhaͤngigkeit in geistlichen Din—

gen von der weltlichen Gewalt ist wenigstens ganz im Einklange

mit dem Geiste ihrer Kirche, wie er sich einst so ernst und kräͤf— tig bei den Covenanters erwies.

Auch die erneuerte Strenge zur

Beobachtung einer alt- testamentarischen Sabbathfeier, welche so

weit geht, daß sie angefangen haben, Leuten, die, nach bisherigem Brauch, am Sonntag ihre Todten begraben haben, das Abend—

mahl zu verweigern, ist nur die Wiederbelebung des alten Brauchs.

Doch droht alles dieses dem innersten Wesen ihrer Kirche die groͤßte Gefahr, wie der Puseyismus die Englische Kirche unter— graͤbt es ist eine Feuerprobe fuͤr beide. Merkwuͤrdig ist in— zwischen, daß von den in diesem Streite getheilten Torh-Jour— nalen diejenigen, welche, wie die Times und Morning Post Puseyitisch sind, alle Geld-Unterstuͤtzungen von Seiten des Staa— tes ablehnen, die aber, welche die Partei der Evangelischen genom— men, und darunter namentlich der Morning Herald, auf die Verpflichtung des Parlaments bestehen, trotz dem schlechten Zu— stande der Finanzen und der zunehmenden Duͤrftigkeit der arbei— tenden Klassen, große Summen fuͤr den Bau neuer Kirchen zu bewilligen, bis deren genug seyen, um die ganze Nation zu fassen. Wenn aber nun Sir Robert Inglis seine Motion da— fuͤr erneuern sollte, wird man ihn natuͤrlich fragen, fuͤr wen denn

diese Ausdehnung des Kirchenwesens bestimmt sey, ob fuͤr die

protestantische Kirche, deren Aufrechthaltung die Königin be— schworen hat, oder fuͤr die katholische Kirche, wovon die Oxforder Herren träumen und die manche ihrer Juͤnger so eifrig zu verwirklichen suchen.

Die Versammlung der Fabrikanten zu Leeds hat nun ebenfalls stattgefunden. sich natuͤrlich, wie bei allen Gelegenheiten dieser Art, Jeder um die Wette, alles recht ins Schwarze zu malen, und das Schlimme noch schlimmer zu machen. Dabei unterließ man denn auch nicht das

beliebte Zahlenspiel, womit die Parteien einander heut zu Tage

so vielen Dunst vormachen, und die, je nachdem man sie stellt, alles beweisen muͤssen, was man nur immer beweisen will. Die beste Wuͤrze aber waren die Drohungen, die man gegen die Guts— herren fallen ließ, und welche in dem Verhaͤltnisse zunehmen, in welchem die Tory⸗Organe auf das parlamentarische Uebergewichtihrer Partei pochen. Diese Art zu reden, wird den Fabrikanten auch immer mehr die Massen gewinnen, welche bekanntlich nichts so sehr kitzelt, als wenn man von ihrer Fahigkeit spricht, die, welche die Gewalt uber sie uͤben, durch ihre Menge zu uͤberwaͤltigen. Auch ist die League wenigstens so weit gekommen, daß die Char— tisten ihre Versammlungen nicht mehr ünterbrechen. Wenn nun nach der Versammlung des Parlamentes es sich auch zeigt, daß alle Hoffnung, welche alle Toryblaͤtter und einzelne Tories fuͤr die Abschaffung des Armengesetzes gemacht, eine Taͤuschung war, so dürften sie wohl aus bloßen Zuschauern thaͤtige Gehuͤlfen der League werden. Morgen erhalten wir wohl den Bericht uͤber die Versammlung zu Manchester. Die Morning Chroniele setzt heute ihre Ich reiß sort.

Da man nur zum Klagen zusammenkam, so beeiferte

H. London, 18. Dez. Sie können sich keine Vor⸗ stellung machen von den pecuniagiren Verlusten, welche alle Klassen in England durch die Entwerthung Amerikanischer Staats Papiere, durch die schlimme finanzielle Lage eini⸗ ger Amerikanischen Staaten und den gänzlichen Rüsn der meisten Amerikanischen Banquiers erlitten haben. Fuͤr diese Geld Anlegungen hatte man lange Zeit in England eine große Vorliebe, und zwar nicht nur von Seiten jener Klaͤssen der Fi⸗ nanz⸗Spekulgnten, die stets bereit sind, ihr Kapital in den verwirrtesten und ungewissesten Unternehmungen zu wagen, und die gewoͤhnlich nur darauf denken, ihre Verlüste den Leichtgläubigen und ihren Mitbewerbern zuzuschieben, sondern auch unter jenen großen achtbaren Mittelklassen, die in den Vereinigten Staaten ein vollkommen sicheres Mittel gefunden zu haben glauben, um durch die Verwen— dung Englischer Kapitalien zu inneren Verbesserungen in jenen neuen Laͤndern hohere Zinsen zu erlangen, als es in England moͤglich ist. Diese Berechnung war richtig hinsichtlich der Art der Operatio— nen, aber sie hat sich als durchaus truͤgerisch erwiesen, insofern man zu leicht annahm, daß die auf solche Weise geliehenen Summen mit Klugheit verwendet und auf redliche Weise berechnet werden wuͤrden. Die Unfaͤlle, welche jetzt dem Amerikanischen Kredit und dem Britischen Vertrauen einen dauernden Schlag versetzt haben, haͤtten ohne den gaͤnzlichen Mangel jener beiden Eigenschaften nicht eintreten konnen. Das Resultat ist, daß eine große Anzahl Familien ihr muͤhsam erworbenes Vermbgen, das sie in Amerlka— nischen Fonds und Amerikanischen Gesellschaften permanent ange— legt hatten, verloren haben.

Der Staat, welcher den ominoͤsen Namen des Mississippi fuͤhrt und der wegen seiner Finanzfpeculationen an die Rue de Quincampoix in Paris zu Law's Zeiten erinnert, hat den Weg zu einem Verfahren gebahnt, den, wie man fuͤrchtet, auch die ubrigen betreten durften. Die demokratische Partei hat einen Gouverneur wieder erwaͤhlt, dessen positiver Anspruch an seinen Konstituenten in der Nicht Zahlung der Abligationen besteht, wozu sich fruͤher derselbe Gouverneur als Repraͤsentant der souverainen Gewalt des Staats mit seiner Un— terschrift verpflichtet hatte. Sie ernennen Richter, welche verpflich— tet sind, die gesetzlichen Anspruͤche der Inhaber jener Papiere zu verwerfen, und sie waͤhlen eine gesetzgebende Versammlung, die fest entschlossen ist, die Steuern nicht zu bewilligen, wodurch allein die Zinsen der Anleihe gezahlt und der Kredit des Staats wieder gehoben werden koͤnnen. Wir haben in den letz⸗ ten Jahren hinreichend Gelegenheit gehabt, die Folgen der natioͤ— nalen Bankerotte zu beobachten, die durch Buͤrgerkrlege, Anarchie, uͤbermaͤßige Lasten, oder durch die aäͤußerste Nothwendigkeit veranlaßt wurden; aber keiner derselben fand statt, ohne daß die Ungerechtigkeit und das Elend eines solchen Verfahrens laut aner— kannt und die Hoffnung ausgesprochen worden ware, daß guͤnsti— gere Umstaͤnde die Wiederaufnahme der Zahlungen gestatten wurden.

Das Verfahren des Staates Mississippi ist ohne Beispiel in der Finanz-Geschichte: ein Handels-Staat zerstoͤrt absichtlich das Prinzip des National-Kredits und toͤdtet den Vogel, dessen goldene Eier den Vereinigten Staaten so reichlich zugeflossen sind. Der einzige Grund, den der Gouverneur M'Rutt zur Vertheidi— gung seiner populairen Doktrin von der Zuruͤckweisung der Schuld— verschreibungen vorbringt, ist, daß die Mississippi-⸗Bank und die Bank der Vereinigten Staaten uͤber die in Rede stehenden Obli— gationen in London auf betruͤgerische Weise disponirt haͤtten. Aber die Echtheit der Obligationen selbst wird deshalb nicht bestritten.

Man hat die Hoffnung ausgesprochen, daß die richterliche Autorität des hoͤchsten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten in diese gewaltsame Verdrehung der Gesetze, wodurch die fremden Fonds-Inhaber so sehr benachtheiligt sind, und der Kredit der ganzen Union so ernstlich bedroht wird, einschreiten werde. Ich kann jedoch nicht begreifen, daß dem Central-Gerichtshofe mehr, als der Central-Reglerung wirksame Mittel zu Gebote ste— hen sollten, irgend einen Staat zu zwingen, sich selbst zu be— steuern, wenn eine große Mehrzahl der Bevoͤlkerung beschlossen hat, den National-Kredit nicht als eine bindende Verpflichtung zu betrachten. Nichtsdestoweniger wird die Frage wahrscheinlich unter einer oder der anderen Form vor den hoöͤchsten Gerichtshof kommen, und das Urtheil desselben ist als die Hauptbasis zu be— trachten, worauf die Fonds-Inhaber spaͤtere Anspruͤche gruͤnden koͤnnen. Indessen sind ja selbst schon Beispiele vorgekommen, daß rechtskräftige Urtheile des Bundesgerichts durch die exekutive Gewalt nicht zur Vollstreckung kamen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Dez. Se. Majestaͤt der Koͤnig ha ben den Monsignor Innocentius Ferrieri, Kammerherrn des Pap— stes, als Vice-Superior der Hollaͤndischen Mission und Geschaͤfts traͤger des Paͤpstlichen Stuhls beim Niederlaͤndischen Hofe, an der Stelle des Monsignor Franciscus Cappacini anerkannt.

Gestern Abend war im Palast Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich ein kostumirter Ball, dem auch der König und die Königin beiwohnten.

Belgien.

Brüssel, 15. Dez. Der Koͤnig und die Königin sind heute mit einem besonderen Convoi auf der Eisenbahn nach Mons ab gereist.

In der heutigen Sitzung der Repraͤsentanten-Kammer wurde die Erbͤrterung des Budgets des Innern erbffnet. Herr Eloy de Burdinne verlangte Ersparungen, und beklagte sich uͤber die Anle— gung der Eisenhahnen und uͤber die Einsetzung von Konsulaten, die nach ihm ganz unnuͤtz sind. Er sieht mit Schmerz die frucht— losen Opfer, die man zu Gunsten der Industrie und des Handels, zum Nachtheil des Ackerbaues bringt. Er wird das Budget nur votiren, weil man ihm versprochen hat, das bis jetzt befolgte un⸗ selige System aufzugeben. Herr Sigart tadelte es unter An— derm, daß gewisse Provinzen nicht nach ihrer Bevolkerung in der Kammer repraͤsentirt seyen und daß andererseits, dem Artikel 51 der Constitution zuwider, die Zahl der Senatoren die Haͤlfte der Deputirten uͤbersteigt. Der Minister des Innern erklärte in Be— treff der Unzulänglichkeit der Anzahl von Repraͤsentanten gewis— ser Lokalitaͤten, er sey nicht vorbereitet, auf diese Bemerkung zu antworten, und bemerkte, was die Zuwiderhandlung gegen den Artikel 54 der Verfassung betrifft, so liege davon die Schuld am Senat und nicht an der Regierung.

Herr J. Kindt, der nebst dem Grafen Lehon mit den kom— merziellen Unterhandlungen zu Paris beauftragt war, ist vor— . hier angekommen, er wird naͤchstens nach Paris zuruͤck— reisen.

Wahrend des Monats November 1841 wurden auf der Ei— senbahn 176,545 Reisende befördert; dieser Transport brachte 280,205 Fr. 43 C. ein. Waͤhrend des Monats November 1810 waren nur 151,133 Reisende befoͤrdert worden, und die Einnahme dafuͤr betrug nur 254,310 Fr. 21 C.

Oesterreich. ö

Wien, 18. Dez. (Schles. Ztg.) Wie ich so eben hoöͤre, hat sich die Frage wegen einer Veraͤnderung unserer Zoll-Verhaͤlt⸗ nisse, woruͤber seit kurzem hier abermalige Berathungen, die sich anfangs sehr zu Gunsten dieser Frage hinzuneigen schienen, gepflo⸗ gen wurden, in Folge vieler, hauptsaͤchlich zus Ungarn und Böh⸗ men dagegen erhobenen Vorstellungen unguͤnstig gestaltet und ist fuͤr jetzt und die naͤchste Zukunft bereits so viel als negativ ent— chieden. ; ; 5 66 Vormittag war in der hiesigen Russischen Kapelle aus Anlaß des Namensfestes Sr. Majestaͤt des Kaisers Nikolaus ein feierlicher Gottesdienst, welchem, außer dem Personal der hiesigen Russischen Botschaft, auch Fuͤrst Milosch in seinem glanzvollen National-Kostüͤme, das mit vielen Orden und dem großen Bande des St. Annen-Ordens verziert war, beiwohnte.

Spanien.

Madrid, 11. Dez. Die Hof-Zeitung enthaͤlt in ihrem heutigen Blatte ein Dekret des Regenten, wodurch allen Offizie— ren und Soldaten, die an dem Aufruhr im Oktober theilgenom— men haben, Verzeihung bewilligt wird.

Türkei.

Konstantinopel, 30. Nev. Die Englische Gesandtschaft ist in Teheran eingetroffen, wo sie auf das glänzendste empfangen wurde. Mehrere Meilen weit waren an der Straße Fruͤchte aus— gestellt, zur Erquickung der Fremden; mehr als 10000 Mann ka— men dem Zuge entgegen; bei der Stadt empfing der erste Mini— ster den Gesandten und am Thore wurde ihm im Namen des Schah ein reichgeschmuͤcktes Pferd uͤbergeben. Die Herren Todd und Abbott, welche der Gesandtschaft attachirt sind, wurden bei Bajazid von den Kurden beraubt und Herr Todd an der Hand verwundet. Billul-Pascha, Gouverneur von Bajazid, soll das Haupt dieser Bande und so lange er im Amte bleibt, an eine Ab— huͤlfe nicht zu denken seyn.

Konstantinopel, 1. Dez. (A. 3.) Nach einer kurzen Unterbrechung von einigen Tagen beginnen wieder neue Truppen— massen ihre Bewegung nach dem Suͤden gegen die Griechische Graͤnze hin. Die Sache scheint eine neue Verwickelung eingehen zu sollen. Die Pforte will Umtriebe entdeckt haben, die in Thessa— lien von den Griechischen Philorthodoxen genaͤhrt, von Frank⸗ reich aus auf das angelegentlichste unterstuͤtzt, jeden Augenblick einen Ausbruch gewaltsamer Ereignisse im Suͤden der Eure paͤi⸗ schen Tuͤrkei besorgen lassen sollen. Die Vorstellungen der frem— den Repräsentanten scheinen unwirksam, da das Mißtrauen der Pforte gegen das Griechisehe Gouvernement und vorzugsweise gegen Frankreich keine Graͤnzen mehr kennt. Gestern sind neue Befehle an mehrere irregulaire Corps nach Albanien abgegangen, den Marsch nach Larissa sogleich anzutreten, und die Thaͤtigkeit in den hiesigen Arsenalen hat sich verdoppelt. Dieser panische Schrecken, eingejagt von dem Gespenst einer christlichen Insur— rection in Masse, treibt die Pforte zu enormen Auslagen, wobei man sich nur wundern muß, daß die erschoͤpften Kassen der Otto— manen nicht gaͤnzlich versiegen.

Die neueste nach Berlin gekommene Nummer der Tuͤrkischen Zeitung Takwimi Wakaji vom 10. Schewwal (25. Novem— ber) enthaͤlt noch verschiedene Artikel, die wir ihrem Haupt-In— halte nach mittheilen:

Da der Muschir von Kreta diese Insel musterhaft verwaltet, und somit ein besonderer, die finanziellen Angelegenheiten der In— sel leitender Defterdar unndthig geworden: se hat der Sultan den bisherigen Defterdar Salih Bei zu verabschieden und dem erwahnten Muschir auch die Verwaltung der Finanzen von Kreta zu uͤbertragen geruht. Ein Finanzrath ist ihm als untergeordneter Dirigent dieses Verwaltungszweiges aus Konstantinopel zugeschickt worden. Der Direktor der Großherrlichen Posten, Ahmed Schukri Bei, besaß zwar das Abzeichen der Wuͤrdentraͤger vom zweiten Range; aber sein Amt war noch nicht in die Großherr⸗ liche Rangliste eingetragen. Einem Befehle Sr. Hoheit gemaͤß ist dies jetzt geschehen, und der Direktor der Posten rangirt nun mit dem Direktor des Rechnungs-Buͤreau's am Handels-Ministerium. Da der bisherige Defterdar von Saida (Sidon), Edhem Bel, an das dortige Klima sich nicht gewoͤhnen konnte und die meiste Zeit krank danieder lag: so hat der Sultan einestheils, da— mit die Geschaͤfte dieses Ejalets nicht ins Stocken gerathen, und anderentheils auch, um die Gesundheit dieses Beamten vor gaͤnz— lichem Ruin zu schuͤtzen, das besagte Amt von seinen Schultern genommen und einen anderen faͤhigen Mann, den Ex-Muhaässil von Monastir, Ißmail Bei, damit begnadigt. Der zur Strafe seiner Vergehen aus Kjutahie nach Brussa verbannte Nafis Efendi war, wegen schwerer koͤrperlicher Leiden, zu de— ren Heilung an dem Orte seines Exils nichts Erkleckliches gesche— hen konnte, um Gnade eingekommen. Ein aͤhnliches Gnadenge— such hatte seine in Konstantinopel wohnende hochbejahrte Mutter, aus Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit ihrem Sohne, einge— reicht, und in Gemaäaͤßheit eines unter solchen Umstaͤnden vom Sultan bekraͤftigten Gutachtens des Ober-Justiz-Kollegiums ist Nafis Efendi nach Konstantinopel berufen worden, jedoch unter der ausdruͤcklichen Bedingung, daß er hinfuͤhro nur in seinem Hause am Bosporus sich aufhalte und mit Niemanden in Ver— kehr trete. An der Stelle des bisherigen Muschirs von Diar— bekr, Sekerja Pascha, ist Mehmed Wedschihi Pascha uͤber dieses Ejalet gesetzt worden. Das Ejalet Konje, dem Letzte— rer bisher vorgestanden, hat Ibrahim Pascha (nicht der Sohn Mehmed Ali's) erhalten.

La⸗Plata⸗ Staaten.

Buenos⸗-⸗Ayres, 30. Sept. (Franz. Bl.) Die Nach— richten aus dem Innern lauten widersprechend, was die Bewe— gungen Oribe's betrifft, der in Tucaman eingezogen seyn soll; un— zweifelhaft aber scheint es, daß einer von Rosas Generalen, Al— das, am 14ten des vorigen Monats in der Provinz Mendoza von Lamadrid geschlagen und zur Flucht genbthigt worden ist. Man sagt, daß neue Verstäͤrkungen abgehen werden, um die Trup— pen auf 5000 Mann zu bringen.

Unsere Flotte ist in den Hafen zuruͤckgekehrt, und man glaubt, daß Coe, der Admiral von Montevideo, die Absicht hat, sie anzu— reifen. ; Nachrichten aus Corrientes melden, daß dort Kaufleute mit Erzeugnissen von Paraguay, namentlich mit Taback und Thee an— gekommen sind, und daß sie angefangen haben, aus dem Traktat Vortheil zu ziehen. Das einzige Hinderniß fur den allgemeinen Handel sind die Hemmungen, welche Rosas der Schifffahrt auf dem Parana in den Weg legt.

Montevideo, 26. Sept. (Nord⸗Amer. Bl. Die Re⸗ gierung von Montevideo hat die Vermittelung Englands in ihrem

vermoͤchten.

1605

Streite mit Buenos⸗-Ayres angenommen, und Herr Mandeville, der Britische Gesandte in Buenos -Ayres, wird nun, dem ihm von seiner Regierung ertheilten Auftrage gemaͤß, wo moͤglich eine guͤtliche Vereinbarung zwischen den streitenden Theilen zu Wege bringen, was indeß schwer seyn möchte, wenn es wahr ist, daß Rosas sich entschieden geweigert hat, die Unabhaͤngigkeit von Montevideo anzuerkennen oder auch nur mit dem jetzigen Praͤsi⸗ denten Ribera zu unterhandeln. Gegen diesen Entschluß des Praͤ— sidenten Rosas hat jedoch, wie es heißt, der Franzoͤsische Geschaͤfts— traͤger in Vuenos⸗-Ayres Verwahrung eingelegt, da er dem zwischen Frankreich und Buenos-Ayres abgeschlossenen Traktate zuwider ist, welcher die Anerkennung der Unabhaͤngigkeit der Republik Uru— guay ganz ausdruͤcklich stipulirt. Der Franzoͤsische Geschäftsträger soll sogar dieser Sache wegen seine Paͤsse gefordert und erklaͤrt haben, daß nur Franzoͤsisches Pulver den Praͤsidenten Rosas zur Vernunft zu bringen vermoͤge; man glaubt daher einer neuen Blo— kade entgegensehen zu muͤssen.

Inland.

Köln, 19. Dez. (K. 3.) Wie unverholen sich auch die Theilnahme aller Klassen unserer Bevoͤlkerung uͤber die ehrenvolle Berusung unseres bisherigen ersten Stadt-Kommandanten, Sr. Excellenz des Herrn General-Lieutenants von Colomb, zum Kom— mandanten der Hauptstadt des Reichs und zum Chef der Gens— darmerie aussprach, so war doch auch eben so allgemein das Be— dauern, diesen ausgezeichneten und vortrefflichen Mann verlieren, der sich in gleich hohem Maße die Verehrung und Anhänglichkeit des Militairs wie auch der Buͤrgerschaft zu erwerben und zu er— halten gewußt hatte. Der hiesige Verein der Freiwilligen hatte daher nicht unterlassen wollen, seinem beruͤhmten Ehrenmitgliede, dem gefeierten Fuͤhrer eines Freicorps im Befreiungskriege, dem Sieger von Zwickau, vor seinem Abschiede von Kbln Beweise der wuͤrdigsten Hochachtung zu geben. Zu dem Ende hatte der— selbe den Herrn General-Lieutenant von Colomb zu einem Fest— mahle eingeladen, das am gestrigen Abende in dem „Hotel zum Koͤniglichen Hofe“ stattfand. In dem festlich dekorirten großen Saale war, dem Gefeierten gegenuͤber, die Buͤste unseres alige— liebten Koͤnigs aufgestellt; an der Ruͤckwand, uͤber seinem Sitze las man die Worte: „Zwickau! Colomb!“ zwischen welchen ein lorbeerbekraͤnztes Schwert zu sehen war. Unmittelbar vor Sr. Excellenz befand sich ein sehr kunstreich verfertigter Aufsatz, eine Siegessäule vorstellend, auf deren Spitze der Preußische Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln schwebte, in ihrer Mitte hing ein Schild mit der Aufschrift: Zwickau, am 29. Mai 1813. Um die Saule herum lagen zertruͤmmerte Waffen, Fahnen und Geschuͤtz. Beim Eintritt des Herrn General-Lieutenants Excellenz verkuͤndete ein Trompetenstoß seine Ankunft und ein dreifaches Hurrah scholl ihm entgegen. Den Kameraden wurde die Mittheilung gemacht, daß fuͤr die Dauer des Festmahls die Parole „Zwickau und das Feldgeschrei „Colomb“ sey. Bald nachher erhob sich der Praͤsi— dent der Koͤniglichen Regierung, Herr von Gerlach, und brachte den Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs aus. Mit unbeschreiblichem Jubel wurde dieses Hoch von der sehr zahlreichen Gesellschaft wiederholt und darauf der Volks-Gesang der Preußen: „Wo ist das Volk ꝛc.“ nach Spontini's herrlicher Melodoie gesungen. Nach einer Pause brachte der Appellations— Gerichtsrath, Herr von Ammon, die Gesundheit des Helden aus, dem die schoͤne Feier galt, worauf mit Begeisterung ein von dem Mitgliede des Vereins, Herrn Dr. Smets, gedichtetes Festlied nach der Weise: „Frisch auf zum froͤhlichen Jagen“ gesungen wurde. Sichtbar geruͤhrt erhob sich nun der Gefeierte und sprach seinen Dank fuͤr das ihm bereitete Fest aus, indem er zugleich die Zeit, wo er der Fuͤhrer eines Frei-Corps war, die schoͤnste seines Lebens nannte. Besonders erwaͤhnte er des Umstandes, daß die Freiwilli— gen, blos ihrer Begeisterung fuͤr das Vaterland sich uͤberlassend, wenig auf die Muͤhseligkeiten eines Feldzuges vorbereitet und un— gewohnt der militairischen Disziplin, sich doch eben in dieser Be— ziehung bei allen vorkommenden Faͤllen hoͤchst ehrenwerth gezeigt und gleich alten Soldaten jede Beschwerlichkeit ohne Murren ge— tragen und den musterhaftesten Gehorsam an Tag gelegt haͤtten. Zum Schlusse brachte er dem Vereine ein Hoch aus und fuͤgte dann nach einer Pause hinzu, da nun doch der Affaire von Zwickau Erwaͤhnung geschehen sey, so wolle er noch darauf bezuͤglich des ergoͤtzlichen Umstandes erwaͤhnen, daß, als Alles voruͤber und die Verwundeten in einem Bauernhause untergebracht worden waren, der feindliche Anfuͤhrer ihn um ein schriftliches Zeugniß in Fran— zoͤsischer Sprache ersuchte, daß er sich tapfer gewehrt habe, was ihm denn auch Se. Excellenz, damals Husaren-Rittmeister, zwar nicht in Franzoͤsischer, wohl aber in Deutscher Sprache dahin aus— fertigte, daß er sich so lange gut gewehrt habe, bis er der Tapfer— keit der Preußischen Freiwilligen nicht mehr habe widerstehen kön— nen). Nach und nach wurden nun noch mehrere patriotische Lieder, „Des Deutschen Vaterland“, Das Bluͤcherlied“, „Der freie Deutsche Rhein“ c., gesungen, und ein Saͤnger trug ein auf die Veranlassung der Feier passendes Lied nach der Weise „Denkst du daran“ mit vie— lem Gefuͤhle vor, worauf Se. Excellenz von der Gesellschaft unter nochmalig ausgesprochenem Danke herzlich und geruͤhrt Abschied nahm. Die uͤber 126 Theilnehmende zählende Versammlung blieb noch laͤngere Zeit vereinigt, in Gespraͤch und Gesang jener großen Tage der Vaterlands-Vertheidigung und des gefelerten Mannes eingedenk, den Alle mit Wehmuth aus unseren Mauern scheiden sehen.

m .

Die Deutsche Antipoden-Koloonie in Australien.

Es ist in der neuesten Zeit an verschiedenen Orten Deutschlands gleichzeitig ein Verlangen kund gegeben und oͤffentlich eroͤrtert wor— den, welches eben deshalb gewiß nicht unbegruͤndet zu nennen ist. Dieses Verlangen hat einen doppelten Zweck. Zuvoͤrderst die im— mer zahlreicher werdenden, rathlosen und oft betrogenen Deut— schen Auswanderer auf einem Punkte fremder Welttheile zu ver— einigen, wo sie, sich ansiedelnd, Deutsche Sprache, Bildung, Ge— sittung, Gewohnheiten bei angestammtem Glauben bewahren, und das Ererbte treu ihren Kindern und Nachkommen zu uͤberliefern Ein so gerechtes Verlangen wird aber in den weiten Steppen und Gefilden des Westens der Vereinigten Staaten von

dord-Amerika, wo die Englisch redenden Amerikanischen und

Britischen Ansiedler die Mehrzahl bilden, niemals befriedigt wer—

) Zur naͤheren Wuͤrdigung dieser Affaire diene die Notiz, daß der

Herr General-Lieutenant von Colomb mit nur s3 Husaren, worunter

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S0 Freiwillige, mehr als 509. Mann Franzdͤsischer Infanterie und Italienischer Kuͤrassiere, die die Bedeckung von 18 Kanonen, 6 Hau— bitzen und 50 Munitionswagen ausmachten, gefangen nahm und das genannte Geschuͤtz nebst 700 Pferden erbeutete.

(Anmerk. der Koln. Ztg.)

den koͤnnen. Fruͤher oder spaͤter werden die Deutschen dort, ent⸗ weder anglisirt oder bilden, wie in Pennsylvanien, wohin vor mehr als einem Jahrhunderte zahlreiche Deutsche Auswanderer

zogen und sich neden einander ansiedelten, ein Mischvolk, welches,

außer Verbindung mit dem Mutterlande, die angestammte Sprache, Bildung und Literatur allmaͤlig aufgiebt, ohne sich die der um⸗ wohnenden Anglo⸗Amerikaner zu erwerben, aiso bei leiblichem und materiellem Gedeihen, der edelsten Guͤter des Menschen verlustig geht und in jeder Geistesrichtung zuruͤckbleibt. Gleiche Erschei⸗ nungen stehen bei Deutschen Anssedelungen zu befuͤrchten, die in der neuesten Zeit auf der Westkuͤste des ungeheuren Festlandes von Neu-Holland versucht worden sind.

Nur auf einem beschraͤnkten Raume, wie ihn eine oder meh⸗ rere Inseln bilden, die, durch das Meer abgeschlossen, doch wie⸗ derum durch Schifffahrt mit dem Deutschen Mutterlande in un⸗ unterbrochener Verbindung bleiben, laßt sich ein Germanisches Neu⸗Deutschland festhalten, wie es die Sachsen, die Normannen, und Skandinavier einst in England erschufen, in Sicilien aber einbuͤßten.

Es wuͤrde aber eine solche Deutsche Kolonie in der Inselwelt der Suͤdsee, ebenmaͤßig das andere in unserer Zeit laut gewordene Verlangen befriedigen, Deutschland nach und nach eine zahreichere Handelsflotte, die Grundlage jeder Seemacht, zu geben, seinen Matrosenschulen durch die Seefahrt und den im naͤheren Nor⸗ den allmaͤlig ersterbenden Walfischfang gröͤßere Ausbildung zu ge⸗ waͤhren und seinen Waaren aller Art unter einer Deutschen, der heimathlichen Beduͤrfnisse nicht entwoͤhnten Bevoͤlkerung einen stets wachsenden Absatz zu sichern. Nur wenn Deutsche auch im fremden Welttheile der Gesinnung und Lebensweise nach Deutsche bleiben, kann dieser Zweck erreicht werden. Dies lehrt schon das Beispiel Groß-Griechenlands, Vorder-Asiens und Aegyptens unter den Ptolemäern, wie ihr Verhaͤltniß zu Hellas, so das der Ver⸗ einigten Staaten, Kanadg's, Neu⸗-Hollands und Neu⸗Seelands zu Großbritanien. Das Britische Reich, welches in unserer Zeit wie einst Deutschland ein neuer Mutterboden der Völker (vagina genlium) fuͤr die anderen Welttheile geworden ist, hat bereits in der Amerikanischen Vereinigung seit deren Unabhaͤngigkeit einen neuen stets sich erweiternden Markt fuͤr seine Erzeugnisse gefun⸗ den, wie auch wir ihn uns schaffen koͤnnen und sollen.

z Bei solchen von der Gegenwart lebhaft empfundenen Be⸗ duͤrfnissen kann nichts erwuͤnschter seyn, als der von Hamburg, der groͤßten Deutschen Seestadt, ausgehende, reiflich erwogene und bereits zur Einleitung gefoͤrderte Entwurf einer Deutschen Antipoden-Keölonie auf der 1791 entdeckten, nur von wenigen Ein—⸗ geborenen bewohnten Chatham-Inselgruppe, unter dem milden Klima des 44sten suͤdlichen Breitengrades und in 1330 westlicher Laͤnge von Greenwich. Wir theilen daher zuvoͤrderst nachstehende eben in Hamburg erschienene Ankuͤndigung mit, die, wie die ganze Idee, dem Vernehmen nach einer der edelsten, weitschauendsten und eines nicht auf Europa beschraͤnkten Rufes genießenden dortigen Magistratspersonen ihren Ursprung verdankt. Auf den Abdruck dieser Ankündigung lassen wir dann eine kurze Erzaͤhlung dessen folgen, was von Hamburg aus bereits geschehen ist und Preußen, so wie dem gesammten Deutschen Vaterlande, zur voll— sten Mitbenutzung dargeboten wird.

Die Auswanderung roher Arbeitskraͤfte ist die natuͤrliche Folge uͤbertriebener Zerstuͤckelung des Grundeigenthums in manchen Gegen⸗ den Deutschlands. Ihre Verhinderung wuͤrde eine eben so schwierige, als undankbare Aufgabe der Regierungen bilden. Auch dem wachsen= den Zudrang der gebildeten Staͤnde scheint das Vaterland nicht über= all, einen genüuͤgen den Entwickelungsraum zu gewähren. Das sich im Frieden anhdufende Kapital faͤngt schon an, sich nach auswärtiger Beschaͤftigung umzusehen. Um diese Elemente der Colonisation, welche sich in den Waͤldern des Mississippi⸗Gebiets, in den Steppen am schwar⸗ zen Meer jedem Zusammenhang mit dem Stammlande entfremden, nicht bloß zur Verpflanzung, sondern zu maritimer Wechsel⸗Anregung Deutscher Volkseigenthuͤmlichkeit zu vereinigen, fehlt nur zweierlei? Land und Muth.

Weitverzweigte Bemühungen zur Ermittelung eines fur Deutsche Ansiedelung in einem der gemäßigten Erdstriche geeigneien Gebiets, haben zu der Ueberzeugung gefuͤhrt, daß mit den Amerikanischen Re⸗ gierungen und mit den Englischen Colonisations-Gesellschaften Verein barungen möglich sind, welche nationaler Entwickelung eine freilich durch die nachhaltige Theilnahme des Mutterlandes bedingte Zukunft versprechen. Zugleich aber haben sie den Gedanken angeregt, durch die Erwerbung einer isolirten, ausschließlich Deutschem influß uͤber⸗ lassenen occanischen Station, die Verbindung mit den Colonisations⸗ gebieten Amerikas, Afrikas und Australiens einzuleiten und die Be⸗ dingungen jener nationalen Entwickelung praktisch festzustellen. Durch den Besitz eines solchen Anknuͤpfungspunktes in weitester Ferne würde eine Dentsche Colonisations⸗-Gesellschaft befaͤhigt werden, allmaͤlig den Faden der Auswanderung wie das Gewebe der Spinne über einen der Große des Deutschen Volkes angemesseneren Raum zu verbreiten.

Die Grupve der Chatham-Inseln in geringer Entfernung von Neu⸗Sceeland, bietet dem Versuch Deutscher Colonisation einen soͤlchen Anknüpfungspunkt dar. Die Neu- Seelaͤndische Gesellschaft in Lon don ist zur Uebertragung ihrer durch landesuͤblichen Kauf von den Eingebornen erworbenen Eigenthumsrechte gegen eine Summe bereit, welche zu der Erwerbung gleicher Rechte durch eine Deutsche Expe⸗ dition schwerlich ausgereicht haben wärde. Noch weht auf dieser In= selgruppe nur die Flagge von Neu-Seeland. Kann indeß auch die Britische Krone auf Broughtons Entdeckung und spaͤtere Decupation einen Anspruch an die Hoheit uͤber dieselbe gruͤnden: so ermangelt doch eine von der Neu-Seelaͤndischen Gesellschaft nachdruͤcklich unker— süätzte, diplomqtisch vertretene Verhandlung uͤber eine die Erhaltung Deutscher Nationalitaͤt sichernde Uebereinkunft keineswegs gegruͤnde ter Aussicht auf Erfolg.

Wenngleich von geringem Umfang gewaͤhrt diese Inselgruppe doch wahrend einer Generation den Auswanderern, welche von Monat zu Monat in Deutschen Hafen befrachtete Schiffe ihr zufuͤhren koͤnnten, zu Arbeit und Unterhalt hinlaͤngliche Ackerflaͤche. Schon jetzt versor“ gen sich die Walfischfaͤnger der Suͤdsee dort mit Schweinen und Kar— toffeln. Ein unerschdpflicher Vorrath von Neu⸗Seelaͤndischem Flachs Phormium tenax nimmt den erwachenden Kunstfleiß der Ein⸗ geborenen in Anspruch. Dem Anbau Europaͤischer Cerealien ist Bo— den und Klima guͤnstig. Unter gleicher Breite wuͤnscht man in Wel lington der an der Cookstraße belegenen kuͤnftigen Hauptstadt Reu⸗ Serlands, die Rebe durch Deutsche Winzer zu akklimatistren. Der Delbaum gedeiht daselbst, und noch an der kaͤlteren Suͤdspitze der fuüd⸗ lichten unter den Neu-Seelaͤndischen Inseln bluͤht die Myrthe. Das maritime Klimg der dem Acquator um mehrere Grade näheren Eha— tham⸗Inseln soll Vorzuͤge vor demjenigen Neu⸗Seelands haben, auf welches die kaͤlteren Luüftstrome der Schneegebirge ihren Einfluß aͤu⸗ fern. Ja, der Zweifel, ob uͤberall der Winter auf den Chatham⸗In— seln die Atmosphaͤre bis unter den Gefrierpunkt abkuͤhlt, laͤßt ber Hoffnung Raum, bei den Antipoden der Provence selbst die Orange zu durchwintern.

Nach einer muͤndlichen Aeußerung Edward Gibbon Wakeßteld's, den man als den Urheber des mit so glaͤnzendem Erfolg in Australien und Neu⸗-Seeland angewandten, sich selbst erhaltenden Celnn fin en Systems betrachtet, wuͤrde man das Minimum des Verkaufpreises fuͤr eine auf mindestens 200,999 Aeres zu berechnende Ackerflaͤche auf 2 Pfd. St. den Acre zu bestimmen haben, wovon eine Haͤlfte zu un⸗ entgeltlicher Uebersiedelung der erforderlichen Arbeiter, die andere, nach Bestreitung des öffentlichen Aufwandes zur Verzinsun und zum Ersatz des Vorschusses der Gesellschaft genügen wuͤrde. as Bei