1841 / 359 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auch wirklich an die Stelle der fortgejagten Offiziere eingetreten; nun aber sind sie, vermbge Abschaffung des ganzen Corps, in der That um einen Grad herabgesezt worden. Dieselben Husaren, welche die Bedeckung des Regenten bilden, begleiten nunmehr auch die Koͤnigin bei ihren Spazierfahrten.

Ein Dekret von vorgestern bewilligt allen Soldaten, die an

dem Aufstande vom Oktober Theil nahmen, Amnestie, und auch das Kriegsgericht, welches hier fortwährend seine Sitzungen haͤlt, scheint gelindere Saiten aufzuspannen, Der Herzeg von San Tarlos, Brigadier der Kavallerie, war in der Nacht vom 7. Okto— ber unter den Verschworenen im Kbniglichen Palast bemerkt wor⸗ den, und einige Zeugen sagten aus, er hahe einen der Huissiers des Palastes aufgefordert, eine geheime Thure, die zu den inneren Gemüchern der Königin fuhrt, zu öffnen. Am Morgen des Sten stellte sich der Herzog vor dem General-Capitain, und erklaͤrte die⸗ sem, er habe sich zwar in den Palast begeben, jedoch nur, um seine Pflicht als Kammerherr der Koͤnigin zu erfuͤllen. Seitdem hielt sich der Herzog verborgen. Als während des uͤber ihn gehaltenen Kriegsgerichts der Huissier des Palastes seine Aussage bestätigen wollte, gebot ihm einer der Richter, der General. Don Pedro Mendez Vigo, dem der Herzog fruͤherhin große Dienste geleistet hatte, Stillschweigen, und, allem Anscheine nach, wird der Herzog freigesprochen werden, wahrend ein anderer General, dem nichts zur Last gelegt werden konnte, als daß er am Abend des 961 tobers näch dem General Leon gefragt hatte, auf zehn Jahre nach den Marianischen Inseln deportirt wurde.

In der Nacht vom sten wurde die von Bayonne kommende Malsepost abermals unmittelbar vor Madrid angefallen und aus— gepluͤndert. In der Mancha streifen so zahlreiche Raͤuberbanden umher, daß die Provinzial-Deputation von Ciudad Real den Re— genten dringend aufgefordert hat, ein Truppen-Corps dort aufzu⸗ stellen.

Die Gemahlin des Infanten Don Francisco de Paula ist mit ihrem Sohne, Don Fernando, und ihrer Tochter, Dona Luisa, am 7ten in Burgos eingetroffen, wo sie noch mit ihrem Gemahle verweilt.

Der Marschall Saldanha ist vorgestern von hier nach Frank— reich abgereist, um sich von dert auf seinen Gesandtschafts⸗Posten nach Wien zu begeben. Wahrend seines hiesigen Aufenthalts suchte er sorgfaͤltig Alles zu vermeiden, was der Spanischen Re— gierung haͤtte Anstoß geben koͤnnen; namentlich vermied er jedes Zusammentreffen mit dem Franzoͤsischen Geschaͤftstraͤger.

Aegypten.

Alexandrien, 25. Nov. (Oest. Lloyd.) Mehmed Ali hatte im verflossenen September den Tuͤrkischen Toll-Tarif in Egypten eingefuhrt, wie dieser in den Traktaten von 1838 be— stimmt ward, welche Frankreich und England mit der Pforte ab— geschlossen und denen Oesterreich provisorisch beigetreten. Auf die Vorstellung jedoch, daß dieser Zoll-Tarif nur dann geltend gemacht werden könne, wenn die bestehenden Monopole und Zoͤlle im In— nern abgeschafft seyn werden, ist die. Maßregel zuruͤckgenommen worden, und man fuhr fort, die Guͤter nach dem alten Satze zu verzollen. Ganz unerwartet ist aber gestern die Nach⸗ richt aus Kahira hier eingetroffen, daß der Pascha beschlossen habe, den erwähnten Tarif fuͤr alle Staaten, mit alleiniger Ausnahme Rußlands, sofort in Wirksamkeit treten zu lassen und in der That ist derselbe in Kahira am 20. November bereits ins Leben getreten. Hier fand die Einfuͤhrung des neuen Tarifs am 23. statt, und es wurde demnach bekannt gemacht, daß von diesem Tage an keine Wagre aus dem Zoll-Amte verabfolgt werden solle, bis der Tarif ins Arabische uͤbersetzt seyn werde, wo dann der er⸗ höhte tarifmaͤßige Zoll einzutreten hat. Es steht jedoch zu erwar— ten, daß geeignete nachdruͤckliche Vorstellungen den Pascha zu ei—

ner Sinnesaäͤnderung vermoͤgen werden.

Alerandrien, 26. Nov. (C. A. 3.) Die letzten Nach⸗ richten, welche man aus Syrien erhaͤlt, lauten eben so beunruhi⸗ gend wie die fruͤheren. Der Maronitische Patriarch hat sich auf das bei Beirut liegende Englische Admiralschiff begeben und verlangt nach Malta gefuͤhrt zu werden. Er und seine Glaubensgenossen sind im höchsten Grade gegen die Franzosen erbittert und beschuldigen dieselben, sie in dieser kritischen Lage gaͤnzlich ohne Huͤlfe, die sie ihnen versprochen haͤtten, zu lassen. In Aleppo wurde der Gou⸗ verneur von der Tuͤrkischen Bevoͤlkerung aus der Stadt vertrie— ben, weil er die dort wohnenden Christen unter seinen Schutz nehmen wollte.

Mexiko.

Meriko, 9. Okt. (N. Hamb. 3.) Am 21. September war General Paredes mit seinen Truppen ungefaͤhr 7 Leguas von hier und eilte dann sogleich nach Puebla, um sich mit dem Gene— ral Santana zu unterreden. Da nun der Praͤsident Bustamente vor der Vereinigung aller feindlichen Armee-Corps eine Schlacht versuchen wollte, so machte er am 25. Septewber einen Angriff auf die am Rande der Stadt gelegene befestigte Tabacks-Fabrik, jetzt Citadelle genannt, aber ohne Erfolg; während dieses Angriffs würden von allen Seiten Bomben und Granaten geworfen. Di⸗ Ankunft Santana's in der Citadelle am 26. September, More gens 3 Uhr, wurde der Stadt durch eine Salve von 50 Kano⸗ nenschuͤssen gemeldet. An demselben Tage versuchte der Erzbischof, beide Parteien mit einander zu versohnen, indem er Santana, Paredes, Cortazar, Valencia und Bustamente mit seinen Generalen, als Canalizo und Anderen, zu einem Fruͤhstuͤck in seinem Palast in Tam⸗ baya eingeladen hatte; diese Krieger speisten wie Freunde und schieden kaltbluͤtig wie Feinde. Bustamente ist eben so be⸗ rühmt durch seinen Muth bei Kavallerie-Angriffen als durch die Schwaͤchen, womit er den schlechten Rathschlaͤgen seiner

Umgebung Gehbr giebt. Dieser Bustamente, welcher noch vor kurzem alle Foöͤderalisten aufs blutigste verfolgte, legte am 30. Sep⸗ tember sein Amt ais Praͤsident der Central-Republik Mexiko nie— der und pronunzirte sich fuͤr Wiedereinfuͤhrung der Foͤderation, welches von den Ultrademokraten verlangt wird. Da er diese Foͤderalisten aber ganz unterdruͤckte oder zu Centralisten machte (sein jetziger Gegner, General Valencia, war Foͤderalist und Yor— kino), fo fiel er noch mehr in der Achtung und man sah in ihm nur einen Mann, der nicht mehr für Aufrechthaltung der Regle⸗ rung, sondern fuͤr Privatzwecke Bürgerkrieg fuhrte. Was r man in Europa von solcher Inkonseguenz sagen? Mit Recht erkennt man hierdurch, daß Bustamente wirklich unfaͤhig zum Praͤsidenten ist, wie Santana's Anhang ihm jetzt vorwirft; es ist gewiß ein seltenes Beispiel, daß das Haupt einer Regierung seine soyale Stellung aufgiebt und Nevolutionagir gegen sich selbst wird.

Am 3. Oktober, 1 Uhr Morgens, zog General Bustamente

aus der Stadt, um auf dem Wege las Vigas ein regulgires Ge—

fecht gegen Santana zu fuͤhren, worin er fruͤher oft gluͤcklich war;

nachdem die Truppen während einer Stunde ruhig gegen ein— ander gestanden hatten, begann auf einmal ein lebhaftes Feuer; von der befestigten Kaserne Acordada und der Citadelle wurden Bomben und Granaten auf Bustamente's Stellung geworfen

1616

und oft mit gutem Erft, welches man der Leitung des Offi⸗ ziers Holtzinger zuschreiblf Dieser ein Deutscher, war fruͤher Zim⸗ mermann bei der Angle Mexikanischen Compagnie in Oajaca, darauf brauchte ihn Salana bei allen seinen Zuͤgen, denn im Allgemeinen ist das Artihriewesen hier schlecht beschaffen. Um 14Uuhr Nachmittags mach Santana einen eiligen Ruͤckzug, aber nür scheinbar, um Bustaännte in ein Artillerie⸗Feuer von allen Seiten zu locken, währender hinter neuer Verschanzung sich ver— steckte. Bustamente folgteßlso an der Spitze seiner Reiterei, als ploͤtzlich die hinter einem Ebuͤsch versteckten 4 Kanonen mit Kar— taͤtschen auf ihn abgefeue wurden. Bustamente und Canalizo verloren ihre Pferde, Erstzer erhielt zugleich eine leichte Wunde am Bein, General Mozosinb 40 Reiter fielen an seiner Seite, Es gelang Bustamente alr nach Mexiko zurückzukehren, weil nur der Bortrab gefallen ur, und er ließ, um seine Niederlage zu verdecken, alle Glocken luten, als wenn er einen Sieg erfoch⸗ ten hätte. Sobald dieses zelaäͤute aufhörte, hatte das Bombar— dement ein Ende.

Am Iten wurde nur jäßig kanonirt. Am Iten in der Fruͤhe zoös General Bustamente git allen seinen Truppen, etwa 2509 Mann, und Kanonen aus zer Stadt, zwei vernagelte Stuͤcke ließe er zuruͤck. Um 7 Uhr nahs Santana vom Palaste Besitz, und um 8 Uhr verfolgte er bereits Jenen, den er aber schon ver— schanzt in dem nahen kleine, viele Kirchen enthaltenden Orte Gua⸗ daloupe fand; er hatte sich auch vor demselben gelagert, und von beiden Seiten wurde aus großer Entfernung kanonirt. Abends zaͤhlte Santana eine große Unzahl Ueberläͤufer, denn er zahlte gut und fuͤhrte in der Fahne eisen Geldbeutel, wie man hier ironisch sagte, waͤhrend Bustamente ohne Geld war.

Am 6ten Abends wuye kapitulirt. Bustamente versprach, das Land zu verlassen; seine Offiziere, die ihren Rang in der Ar⸗ mee beibehalten sollten, untrzeichneten die Verpflichtung, niemals gegen Santana die Waffen zu fuͤhren.

Am T7ten Abends zog Santana unter Glockengelaͤute und Ka— nonen-Salven in den Palat ein, in welchem ein Tedeum gesun⸗ gen wurde. Da nun die fruͤhere Regierung sich von selb st auf⸗ sste, so ist Santana eigentlich Diktator geworden, ohne gerade diesen Namen zu tragen. Alle Generale sind uͤberzeugt, daß sie mit ihm sich am besten halt wuͤrden; Santana's Ehrgeiz und der vieler tapferen Generale haben die hoͤchste Stufe erreicht, in—⸗ dem die fruͤhere demokratische Verfassung jetzt faktisch in eine Mi— litair-Regierung uͤbergegangn ist. Santang ist jetzt der eigent— liche Herr des Landes, ihm fehlt nur der Name Diktator oder Kaiser. Welche Laufbahn hat er seit wenigen Jahren gemacht, er war es, der als jurger Soldat den Kaiser Iturbide stuͤrzte. Santana war aber niemals grausam, wie Jener, noch verschwenderisch, sondern sehr sparsam; er hatte niemals Guͤnstlinge, welche sich auf Kosten des Landes bereicherten, daher

forderte stets blinden

die vielen Klagen uͤber seinen Undank; er

Gehorsam von seinen Untergebenen. Dieser Regent kennt jetzt die Beduͤrfnisse des Landes und hegt gewiß die besten Absichten, das allgemeine Wohl zu foͤrdern. Da der Regent sich nicht mehr nach den Intrigtzüü und Privat-Interessen der Deputirtenkammer zu richten hat, sb kann en rasch helfen und die Willkuͤr der Unter— beamten, welche in allen Amerikanischen Republiken notorisch ist, bestrafen, und er wird es thun.

Da diese Stadt vom 3. September bis zum 7. Oktober, also waͤhrend 36 Tage, in Belagerungszustand erklaͤrt war, so sind alle Zahlungstermine um diese Dauer verlängert worden.

Santana verlangt strenge Anhänglichkeit an seine Sache. Viele Beamte, welche fruher seine eifrigsten Gegner waren und von denen er vermuthet, daß sie noch im Geheimen gegen ihn intriguiren wuͤrden, sind sehr besorgt, ehestens abgesetzt zu werden, namentlich alle solche, welche mit Bustamente innig befreundet

waren.

Vergleichende Zusammenstellung

der in den Jahren 1838 39, 1839 40 und 1840 41 in die Armee eingestellten, ganz ohne Schulbildung

befundenen Ersatz-Mannschaften, e inschließlich

des ganzen Garde-Corps. Bon 109 Eingestellten sind ganz ohne allen Unterricht befunden worden in dem Jahre

Durch⸗ schnittlich auf

ein Jahr.

Summa.

Regierung . t

0, 68

0,79

074

Stralsund 3 604 3 45 2 60, 90

kd Merseburg . . .. ö. Magdeburg ...... 6 J, 30 Frsrrtr Potsdam .

Muͤnster ..

) Koblenz Arnsberg .. ..... Frankfurt... ö Liegnitz Minden Breslau Duͤsseldorf .... ... Koͤln Königsberg ĩ Gumbinnen 34. 5 Aachen 3,64 14,8 221 Danzig.... ... 60411 Marienwerder ... 68, 27

.

. 68,77 Bromberg 3772 32.89 104,98 10,73

n Provinze 1,27 1, 36 2,9 959

** 6, 82 918

Sachsen ...... ....

2) Pommern 3) Brandenburg ... 4) Westphalen ... . .. 5) Rhein⸗Provinz. .. 6) Schlesien 7) Preußen 14,16 S) Posen .. 37,95 C. In der ganzen

Koͤnigreich Preußenl 10,71 8,971 9.6081

C ro =

GO

——

24 ), 74

11,09

Monarchie. 28221 940

ö 7,

der Stadt wohnende Praäͤnumerant

wislenschaft, Kunst und Literatur.

Nom. Winckelmann 's Altmaͤrkische Landsleute in Berlin feiern seit vielen Fahren seinen Geburtstag (9. Dezember) durch ein Fest⸗ mahl mit Gaͤtten. Froher Humor, freundliche Erinnerungen aus der Heimath und besonders das wohlige Gefuͤhl, von der leiblichen Seite her in einer Art von verwandtschaftlicher Beziehung durch das provinzielle Vgterland zu einem großen Manne zu stehen, sind des Festes vorzuͤ lichste Elemente und Ingredienzien. Die Huldigung des Verdienstes ist , ,,,, . um so mehr, als sie sich nicht von Gelehrten noch Kuͤnstlern herdatirt, sondern von Staats-Begmten verschiedener Verwaltungs-Ressorts. Die Stiftung des Instituts fuͤr archaͤologische Korrespondenz zu Rom (1829) versetzte dieses Erinnerungsfest an Winckelmann auf das eigentliche Feld seiner Verdienste und Ehren. Die Deutschen Grunder des Instituts ver— zeichneten seinen Geburtstag im Fest⸗ Kalender der Anstalt durch eine solenne Adunanza. Sie fand heute Nachmittags 3 uhr in dem dazu bestimmten Lokale auf dem Kapitol statt. Man sah unter den vielen Anwesenden erlesene Maͤnner verschiedener Na⸗ tionen, ausgezeichnet als Alterthumsforscher oder Beschuͤtzer und Freunde der Wissenschaft. Sichtbares Interesse erregte bei allen das Erscheinen Professor Welckers aus Bonn. Der Hannoversche Mi⸗ nister⸗Resident zu Rom, Legationsrath Kestner, eröffnete die Feier durch eine Anrede an die Versammelten, in welcher er die Verdienste des Gefeierten um die Archaͤologie als Motive des Festes besprach. Nach ihm redete Welcker. Mit dem ungetheiltesten Interesse und der gespanntesten Aufmerksamkeit hoͤrte man ihm zu. Mit wissen schaftlicher Meisterschaft, klar und geistvoll, erklaͤrte er die auf einer Staffelei exponirten Malereien einer vorzuͤglich schoͤnen antiken He⸗ trurischen Vase, fruͤher Eigenthum Lucian Bonaparte's: des Kad⸗ mus' Drachensieg und seine Hochzeitfeier mit der Harmonia in der begluͤckenden Naͤhe der anwesenden Olympier. Hierauf wurden ei⸗ nige dem Lord Hampton zugehdrige nicht uninteressante Etrurische Monumente herumgezeigt: eine Gewandnadel aus Email, Vasen von ungewohnlicher Form, Balsamarien u. dgl. Dr. Braun's Er klaͤrung eines graphirten antiken Etrurischen Bronze-Spiegels be schloß die Festfeier. A. 3.

Dauer der Fahrten auf der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn

vom 11. Dezember bis incl. 17. Dezember c. 1) Zwischen Berlin und Cöthen: Personenzug. kürzeste Dauer 5 Stunden 15 Minuten. längste 5 38

mittlere 5 26 6.

Gũůũterzug 5 Stunden 38 Minuten,

2) ELwischen Cöthen und Berlin: Personenzug. Güterzug. Hauer 4 Stunden 24 Minuten 5 Stunden 20 Minuten längste 3 23 5 16 mittlere . 4 . 52 65 29

kürzeste

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 22. Dez. Ranz. Bill. 25 55 span. 213. Präm. Sch. —. Fol. —. Oesterr. 105.

Antwerpen, 21. Dez. Einsl. 57. Neue Anl. 21

IIambu rg, 24. Dez. Bank- Actien 1628. KEugl. Russ, 1085.

London 2I, Der. Gone. 3 883. Belg. 101 Neue Anl 235. Pas- sive 535 Ausg. Sch. 112. 53 oll. 99. 23 515. 53 Port. 325. 33 19 Eng!. Russ. 1133. Bras. 64. Chili 71. Columb. 20. Mex. 26. Peru 14.

Paris, 21. Dez. 55 Rente sin eour. 116. 80. 33 Rente sin eur. 78. 15. Anl. de 1841 sin cour 75.5 53 Neapl. au compt. 105. 70. 5 Rente

215. 5

Niederl. wirkl. Schuld 513 Pass. 55 Ausg. . JTiunsl. 5

35.

21 (.

Span Hassive 5. Petersburg, 17. Dez. Lond. 3 Met. 38. IIamb. 313. Po'n. à Par. 300 FI. 71 . do. 500 FI. 737. do. 200 FI. 26. wien, 21. Dez. 55 Met. ib6z. 4 995. 55 755. 25 1 2 Rank-Actien 1610. Anl. de 1834 141 *. de 1839 109. .

Paris 405

Königliche

Dez

„9.

Schauspiele. Montag, 27. Im Schauspielhause: der Else, Schauspiel in 5 Abth., von C. Blum. Dienstag, 28. Dez. Im Opernhause. Zum erstenmale: Be lisar, Oper in 3 Akten, aus dem Italienischen, mit Ballet. Mu sik von Donizetti. Im Schauspielhause: Le les Cäauses.

Die Herrin von

Verre d'eau, Ou: Les effects ei

Käönigstädtisches Theater.

Montag, 27. Dez. Italienische Opern-Vorstellung.) Otello, il Moro di Venezia. Opera in 3 Alti. Musica del Maestro Rossini. (Signora Laura Assandri: Desdemona.)

Dienstag, 28. Dez. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muͤller. ö

Oeffentliche Aufführungen.

Montag, 27. Dez. Im Saale der Sing-Akademie: Konzert von Franz Lißt. Der Konzertgeber wird darin folgende Stuͤcke vortragen: 1) Guvertuͤre zu „Wühelm Tell“. 2 Andante (Finale) aus „Lucia di Lammermoor“. 3) Fantasie äber Motive aus „Robert der Teufel“. Y Adelaide von Beethoven. 5) Chroma— tische Fantasie und Fuge von Sebastian Bach. 6) Erlkönig, Lied von Schubert. 7) Galop chromatique. Anfang 7 Uhr Abends. Numerirte Sperrsitze zu 2 Rthlrn. und Eintritts-Karten zu 1 Rthlr. sind, die beiden Festtage ausgenommen, in der Schlesingerschen Buch- und Musikhandlung, unter den Linden Nr. 34, zu haben.

An die Leser.

Die vierteljährliche Pränumeration der Stagats-Zeitung ' betragt 2 Rthlr. Preuß. Cour. fuͤr das Inland. Bestellungen fur Berlin werden in der Expedition selbst (Friedrichs Straße Nr. 72) gemacht und jeder innerhalb der Ringmauer z erhaͤlt das Blatt durch die Stadtpost, schon den Abend vor dem ange— gebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Aus— waärtige, des In- oder Auslandes, bewirken ihre Be⸗ stellungen rechtzeitig bei den resp. Post-Aemtern; wer dles versaͤumt, kann nicht mit Gewißheit die Num— mern erwarten, die vor der hier eingegangenen Anmel⸗ dung erschienen sind.

Fuͤr einzelne Nummern des Blattes ist der Preis 24, Sgr.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei.

Prenßisch

Inhalt.

Amtliche Nachrichten. . a.

Nußland. St. Petersburg. Fortdauernder, gelinder Winter.

Frankreich. Paris. Graf von Pahlen. Angeblich neue Pairs Kreirung. Vermischtes. Briefe aus Paris. Duvergier de Hauranne, das Ministerium vom 1. Maͤrz und die Majgritaͤt, . Konservativen und Herr von Lamartine; Dupoty's Verurthei⸗ ung. .

Gli itanien und Irland. London. Kommission zur Unter⸗ suchung der Schatzkammerschein Ausfertigung; Ankunft Mon= signore Cappacini's, Streit uͤber die Negoziirung des Traktats gegen den Sklavenhandel. Vertrag mit einem Negerfuͤrsten ge⸗ gen den Sklavenhandel. Vachrichten uͤber die Buͤrgeckriege am La Plata und in Peru. Verxmischtes. . .

Belgien. Bruͤssel. Eisenbahn nach der Preußischen Graͤnze,

Deutsche Bundesstaaten. Stuttgart. Vertagung der Staͤnde⸗ Versammlung. ö. . .

Oesterreich. Schreiben aus Wien. (Siebenbuͤrg. Fandtag,.

Schweiz. Genf. Folgerungen aus den letzten Wahlen zur „Konsti⸗ tuante“'. Zuͤ rich Fabrikanten⸗Verein. .

Spanien. Madrid. Vermischtes. Schreiben aus Madrid. Ankunft des Herrn von Salvandy; Protestation gegen die freie Einfuhr der Englischen Baumwollenwagren in Catalonien, . .

Inland. Berlin. Königliches Patent, den Bundestags⸗Beschluß über den Schutz musikalischer und dramgtischer Werke betreffend.

Trier. Sammlung der Frau Prinzessin von Preußen und der Fral Prinzesst? Karl. Du ssel dorf. Genergl⸗Versammlung der Duüsseldorf⸗Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft. Koblenz. Ankunft des Bischofs von Geissel.

Wiffenfchaft, Kunst und Literatur.

des wissenschaftlichen Kunst-Vereins.

Berlin. Versammlung

Ueber Lucas Cranach's des Aelteren Familien⸗Namen.

Wuttke. Besitzergreifung Schlesiens.

Amtliche UNachrichten.

Kronik des Tagts.

Se. Majestät der Koͤnig haben Allergnäͤdigst geruht:

Den Kreis-Deputirten Grafen von Seydewitz auf Puls⸗ werda zum Landrath des Torgauer Kreises, im Regierungs-Be— zirk Merseburg;

Den Landgerichts-Assessor Karl Philipp von Breuning zum Staats⸗-⸗Prokurator in Kleve;

Den Land- und Stadtgerichts-Direktor Jacobi zu Gostyn zum Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Lobsens; und

Den Kammergerichts-Assessor Wolff zum Rath bei dem Stadtgerichte in Potsdam zu ernennen.

Der Justiz-Kommissarius Keßler zu Inewraclaw ist zu— gleich zum Notarius im Departement des Koͤnigl. Ober-Landes—

gerichts zu Bromberg bestellt worden.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Klodwig zu Hohenlohe-Schillingsfuͤrst, Prinz zu Ratibor und Lorvey, von Halle.

Zeitungs Nachrichten. Ausland.

Rusiland und Polen.

St. Petersburg, 19. Dez. Unser diesjaͤhriger Winter ist einer der merkwuͤrdigsten, den wir seit langer Zeit gehabt. Waäͤhrend wir im Dezember vorigen Jahres um diese Zeit schon die strengste Kälte und den schaͤrfsten Frost hatten, der den ganzen Winter hindurch anhielt, lesen wir jetzt in dem Journal Po⸗ ßrednik (der Vermittler) uͤber den gegenwartigen Dezember⸗-Lenz Folgendes: „In unseren Stadt-Gärten ist an Schnee nicht zu denken, alle Rasenplätze sind noch gruͤn, und uͤberall sprossen Bluͤmchen, so daß ich heute, am 1. (13.) Dezember, in einem Gaͤrtchen aus Wassili Ostrow ein Straͤußchen bluͤhender Gaͤnse— bluͤmchen, schon halbaufgeblühter Primeln, Aurikel nebst dazugehoͤ⸗ rigen gruäͤnen Ablegern von Malven, Krausemuͤnze, Melisse, Geißfuß und Artemisia abrotanum gepfluͤckt und dasselbe in einem Nachen, wie im Mai, uͤber die vom Eise noch ganz freie Newa einer kran⸗ ken Dame auf dem Englischen Quai zugesandt habe.“

Frankreich.

Paris, 22. Dez.

als gestern das Journal des Débats auf die Abberufung des Grafen Pahlen zuruck. Sie sagt: „Wir haben immer be— hauptet, daß die Abreise des Grafen Pahlen nach St. Peters⸗ burg durch keinen fuͤr Frankreich verletzenden Umstand motivirt

sey. Spater fuͤgten wir hinzu, daß der Graf Pahlen nicht auf

seinen Posten zuruͤckkehren werde. Der Constitutionnel, der sich zuerst zum Organ der übelwollenden Geruͤchte machte, die man uͤber die Reise des Russischen Botschafters verbreitete, enthielt auch zuerst die Nachricht, daß der Graf Pahlen in Folge einer Veranderung des Russischen Ministeriums nach St. Petersburg berufen sey, um in das neue Kabinet einzutreten. Diese Nach— richt ist richtig, denn wir wissen, daß der Graf Pahlen, an die Stelle des Generals Benkendorf, an die Spitze des Polizei⸗Mini⸗ steriums treten wird. Umsonst aber versucht der Constitutionnel die Abberufung des Generals Pahlen zu entstellen, um daraus eine Beleidigung fuͤr Frankreich abzunehmen. Wir machen jenem Jour— nale bemerklich, daß, wenn Rußland die Absicht hat, seinen Bot⸗ schafter in Paris durch einen außerordentlichen Gesandten und

Die Presse kommt heute ausfuͤhrlicher

Allgemeine

bevollmaͤchtigten Minister zu ersetzen, dies nur die Erganzung ei⸗ ner Maßregel ist, welche es in Bezug auf alle fremden Maͤchte angenommen hat. Frankreich, weit davon entfernt, sich uͤber eine solche Maßregel beklagen zu koͤnnen, darf es im Gegentheil als eine Aufmerksamkeit ansehen, daß das Kabinet von St. Peters— burg jene Veraͤnderung zuletzt in Paris eintreten laßt, indem Lon— don schon seit ? Jahren und Wien seit einem Jahr keinen Russi⸗ schen Botschafter mehr hat. Rußland hat, wenn wir gut unter— richtet sind, fuͤr die Abschaffung der Botschafter folgende Gruͤnde: Da der Botschafter, dem Protokolle der Aachener Konferenz vom 21. November 1818 zufolge, unter allen diplomatischen Agenten allein derjenige ist, von dem man annimmt, daß er die Person seines Souverains repraͤsentirt, so hat er den Vortritt vor allen anderen Mitgliedern des diplomatischen Corps niedereren Ranges. Diese Etikette setzt zuweilen die Regierung in Verlegenheit, bei welcher der Botschafter akkreditirt ist. In Paris 3. B. haben die Botschafter von Sardinien und Neapel, die Machte zweiter

Klasse repraͤsentiren, den Vortritt vor dem Preußischen Gesand—

ten, der, obgleich eine große Macht repraͤsentirend, nur den Cha—⸗ rakter eines bevollmaͤchtigten Ministers hat. Der Botschafter ist außerdem, eben weil er seinen Souverain persoͤnlich repraͤsentirt,

zu bedeutenderen Repraͤsentations⸗-Kosten verpflichtet, als die üͤbri⸗ gen diplomatischen Agenten,

Rußland soll deshalb auch aus dͤko—⸗ nomischen Gruͤnden ällmaͤlig seine Botschafter im Auslande abge— schafft haben, da es findet, daß der bevollmächtigte Minister eben so gut als der Botschafter den Zweck seiner Mission erfuͤllt.“ Der Temps meldet, daß binnen kurzem eine neue Pairs—

Kreirung stattfinden werde, und nennt unter der Zahl der Perso—

nen, denen die Pairswuͤrde verliehen werden soll, Herrn Gasg, Kammer-Praͤsidenten des Rechnungshofes, Herrn von Bois-Lecomte, Herrn Renouard von Bussisres, Herrn von St. Priest, den Vicomte

von Bondy, den General Gourgaud und den Grafen Arthur Beugnot. (Dies ist ein offenbarer Irthum, denn der Graf Beugnot

ist schon seit mehreren Jahren todt.)

Es ist ernstlich von einer Annäherung zwischem dem Roͤmi— schen Hofe und Espartero die Rede. Mah versichert, daß der Paͤpstllche Internuntius in Paris Erbffnungen in dieser Bezie⸗ hung erhalten habe. f.

Das Journal des Débats“ eifert gegen die Manie, die sich seit einiger Zeit kund gabe, bei Anlegung der Eisenbahnen strategische Rüͤcksichten besonders vorwalten lassen zu wollen. Die Eisenbahnen durften ihrem Prinzipe nach nicht als Kriegs⸗Ma—⸗ schinen, sondern als friedliche Mittel der Civilisation betrachtet werden; man muͤsse also bei Anlegung der Eisenbahnen lediglich kommerzielle und industrielle Ruͤcksichten ins Auge fassen.

In einem hiesigen Journale liest man: „Bekanntlich wurde in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Kom— mission von Gelehrten beauftragt, den vierten Theil des Meridian genau zu messen. Diese Kommission setzte den zehnmillionten Theil jenes Meridian-Viertels als das Metre fest und machte dieses Maß zur Basis unseres Dezimal-Systems. Jetzt aber, nachdem dieses System uͤber 30 Jahre existirt und mit großen Kosten in unsere Gebrauche und in unsere Sitten eingefuhrt wor— den ist, entdeckt ein Gelehrter einen Fehler von 300 Toisen in der Messung des Meridian-Bogens, oder vielmehr in den Berechnun⸗ gen, die angestellt wurden, um sie zu ermitteln. Herr Despretz hat jenen Irrthum entdeckt und der Akademie der Wissenschaften einen Bericht daruͤber eingesandt.“

Böoͤrse vom 22. Dezember. Die Rente war heute sehr fest, und die Stimmung war entschieden à la hausse. Die Course wuͤrden mehr gestiegen seyn, wenn nicht so dicht vor dem Jahxes— schluß alle Spekulanten außerordentlich behutsam waren. Man war an der Boͤrse sehr gespannt auf das Urtheil des Pairshofes. Es zirkulirten in Betreff desselben die verschiedenartigsten Geruͤchte. Man erwartet die Entscheidung nicht vor morgen Abend. (Das Pariser Datum in der gestrigen telegraphischen Depesche duͤrfte daher auf einem Irrthume beruhen, falls nicht etwa noch am 22sten spaͤt Abends die Publizirung des Urtheils erfolgt waͤre.)

*. Paris, 21. Dez. Herr Duvergier de Hauranne hat die ver⸗ schiedenen politischen Artikel, die seit einiger Zeit von ihm in der Revue des deur Mondes erschienen sind, in einem Bande zusammengestellt und mit einer Vorrede versehen, die nicht weniger als hundert Seiten lang ist. Diese Vorrede ist gewissermaßen ein neues Manifest, eine neue Vertheidigung des Ministeriums vom 1. Maͤrz, dem zwei der besten Freunde des Herrn Duvergier, namlich die Herren von Rämusat und Jaubert, angehoͤrten. Der Verfasser sucht vor Allem die Gruͤnde darzulegen, die ihn, wie er sagt, sehr gegen seinen Willen von Herrn Guizot getrennt haben. „Wie soll ich mein Erstaunen, meinen Schmerz schildern, als ich erfuhr, daß in Folge der Ereignisse von Beirut Herr Guizot den Minister, von dem er am Tage zuvor noch Instructionen empfing, ersetzen und in Frankreich eine ganz andere Politik einfuͤhren wuͤrde?“ Herr Duvergier de Hauranne, so wie Alle, die heute noch die Politik des 1. Maͤrz unterstuͤtzen, vergißt in allen seinen Diskus⸗ flonen die Note vom 8. Oktober. Fuͤr jeden Unparteiischen ist diefe Note dem Inhalte nach nichts weiter, als das Pro⸗ gramm der von Herrn Guizot befolgten Politik. Betrach⸗ tete man nicht in dieser Note die bewaffnete Interven⸗ tion der vier Maͤchte in den orientalischen Angelegenheiten als eine Thatsache, der man sich nicht widersetzen wuͤrde? sagte nicht Herr Thiers: „Man hat die Frage uͤber die Graänzen, welche in Syrien die Besitzungen des Sultans und die des Vice-Köoͤnigs von Aegypten von einander trennen sollen, den Chancen des ge— genwaͤrtig begonnenen Krieges unterwerfen koͤnnen; aber Frank— reich wurde die Existenz Mehmed Ali's als Fuͤrsten und Vasallen des Reichs nicht solchen Chancen uͤberlassen haben.“ Man sieht, daß in dieser Phrase die Frage auf eigenthuͤmliche Weise um— schrieben worden ist; man gab Syrien auf und plaidirt nur noch fuͤr die Existenz des Paschas. Die Opposition verliert diese Note vom 8. Oktober viel zu haufig aus dem Gesicht. Jedoch ist diese Frage jetzt zu alt, um bei Eroͤffnung der Session Stoff zu so sebhaften Diskussionen zu geben, wie sie im vorigen Jahre statt—

Staats-Zeitung.

Berlin, Dienstag den 28sen Dezember

fanden; si⸗ wir!

Schicksal des

pe , . Hauranne sagt auch ein Wort uber zwei a . kn Kir antwortung seiner verschiedenen Schriften Mitglied der Devutirten· Clin! dem Marquis von Lagrange, . Der Teputirten-⸗Kammer, die andere von Herrn Boilay. Indem Herr Duvergier die erstere zuräckweist, sagk er unter Ande⸗ rem daß die Unordnung in den Finanzen den öffentlichen Arbei⸗ . und kein n ,. der Verwaltung des Herrn Thiers zuzuschrei— ,,. . 1. arz habe fuͤr alle außerordent⸗ iche uüͤstungen während des Jahres 18190 nur 105 Millionen und, wenn man, gegen alle Billigkeit, das Jahr 1841 auf seine Rechnung stellen wolle, 189 Millionen ausgegeben. Es finde hier eine große Ermäßigung der Ausgaben se wie eine große nieber⸗ treibung statt, wenn man sage, der 1. Marz habe eine Milliarde verausgabt, und wenn man die von seinen Vorgängern gemach— ten Ausgaben und die, welche man bis zum Jahre ss fuͤr bf— fentliche Arbeiten zu machen gedenke, ihm zur Last lege. Die Parteien verfahren uͤbrigens niemals anders; sie glauben, daß die Uebertreibung und die Luͤge die wirkliche oder angebliche Redlich— keit ihrer Sache vermehren und sie verstäͤrken.

! Herr Duvergier de Hauranne hat sich natuͤrlich auch mit der kuͤnftigen Majoritaͤt der Deputirten⸗Kammer beschaͤftigt; aber hier ist er viel weniger redlich, als bei der Vertheidigung des 1. tz und bei seinen Angriffen gegen Herrn Guizot. „Was die Ele— mente betrifft“, sagt er, „aus denen diese Majorität bestehen wird, so sind sie durch die Lage und die Macht der Dinge selbst gege— ben. Weil es sich darum handelt, die Regierung zu befestigen, so koͤnnen diejenigen, welche sie vernichten wollen, nicht in die neue Majoritaͤt eintreten; weil es sich darum handelt, die Politik zu aͤndern, so koͤnnen die, welche die gegenwartige Politik wirklich und aufrichtig billigen, nicht daran theilnehmen. Die Frage ist daher einfach die: Giebt es auf der Linken eine gewisse Anzahl Depu⸗ tirte und Wähler, die, waͤhrend sie das Verfahren der Regierung mißbilligen, dennoch die ser Regierung selbst ergeben und, um sie zu er⸗ halten, dereit sind, ihre Meinungen und ihre Forderungen zu mäßigen? Giebt es auf der Rechten eine gewisse Anzahl Deputirte und Waͤhler, die, tro der Unterstuͤtzung, die sie bis jezt der gegenwartigen Politik haben angedeihen lassen, diese Politik fuͤr wenig fest und wenig wuͤrdig nach Außen, fuͤr wenig liberal und wenig sicher im In⸗ nern halten? Sind endlich diese beiden Gruppen, falls sie existi— ren, vereinigt im Stande, eine Majorität zu bilden? Ich mei⸗ nerseits zwelfle nicht daran, und deshalb bitte ich die eine wie die andere, einige Opfer zu bringen.“ Man sieht, dies ist ganz auf⸗ richtig die von Herrn Duvergier de Hauranne so vielfach gepre— digte Versohnung; aber diese Versoͤhnung ist nur eine Coalition, vermittelst deren die Partei, welche Herr Duvergier vertheidigt, sich der Gewalt zu bemaͤchtigen oder wenigstens sich den Weg dazu zu bahnen suchen wuͤrde. Denn Herr Thlers weiß vollkommen, daß seine letzte Amtsfuͤhrung eine zu große Kluft zwischen sei⸗ ner Person und der Gewalt gebildet hat, als daß er so bald eine Majoritàt in den Kammern finden koͤnne. Was am deutlichsten aus den Schlußworten des Herrn Duvergier hervorgeht, ist, daß die Parteien sich verstaͤndigen und sich vereinigen mußten, um Herrn Guizot zu stuͤrzen. Herr Molé wuͤrde dann, im unguͤn stigsten Falle ein Uebergangs-Ministerium bilden, und die ganze Combination wuͤrde zuletzt durch die Ruͤckkehr des Herrn

an die Spitze der Angelegenheiten gekront werden. Der erste Theil dieses Plans koͤnnte wohl gelingen, und es wird sich viel leicht eine hinreichende Majoritäaͤt bilden, um das gegenwaͤrtige Kabinet zu stuͤrzen, aber damit werden auch die Prophezeiungen des Herrn Duvergier und die Chancen des Herrn auf⸗ hoͤren.

*; ore Thiers

94 Thiers

*t Paris, 2 . Die konservative Partei ist noch im— mer mit der doppelte ir den Vorsitz in der Depu⸗ tirten-Kammer beschaͤftigt, die ihr schen so viele Verlegenheiten zugezogen, und die der lauernden Opposition die guͤnstigsten Aus⸗ sichten fuͤr den Anfang der bevorstehenden Session eröffnet. Die Ipposition sieht natuͤrlich das Zerwuͤrfniß der Konservativen mit inniger Schadenfreude und bereitet sich darauf vor, den groͤßtmoöͤg⸗ lichen Vortheil daraus zu ziehen. Sie nimmt oͤffentlich weder Partei fuͤr Herrn Sauzet, noch fuͤr Herrn Lamartine, um ihren Gegnern keine Haltpunkte zu geben, an denen sie sich aus ihrer eigenen Unschluͤssigkeit ziehen koͤnnten, indessen es ist kaum zu be⸗ zweifeln, daß im entscheidenden Augenblicke fast alle Stimmen der Rechten und der Linken fuͤr den Mitbewerber des Regierungs— Kandidaten seyn wuͤrden, denn die Hoffnung, das Ministerium zu stuͤrzen, uͤberwiegt alle anderen Ruͤcksichten, die sich sonst der Kandidatur des Herrn Lamartine entgegensetzen koͤnnten. Um die gaͤnzliche Zersplitterung ihrer Partei und mit ihr eine neue Kabinetskrise zu verhindern, weren die Konservativen vor einigen Tagen nach langen Unterhandfüngen uͤber einen Versuch der Aus⸗ gleichung der einander entgegengesetzten Anspruͤche einig geworden. Herr Lamartine hatte sich bereitwillig gezeigt, auf seine Kandida—⸗ tur zu verzichten, vorausgesetzt, daß man ein Mittel finde, seinen Freunden, die sich so lebhaft fuͤr dieselbe interessirt haben, einen ehrenvollen Ruͤckzug zu sichern. Zur Verstäͤndigung uͤber diesen Punkt war eine Zusammenkunft verabredet, von der man sich das befriedigendste Ergebniß versprach. Aber hoͤchst auffallender Weise ließ Herr Lamartlne, nachdem man lange auf ihn gewartet, sich wegen seines Nichterscheinens in der Konferenz mit Unwohlseyn entschuldigen. Damit haben sich denn die ganzen Verhandlungen wie⸗ der zerschlagen. Es scheint, daß Herr Lamartine bei der Zuruͤcknahme seines Versprechens der Verzichtleistung nicht sowohl von dem Ehrgeize bestimmt worden ist, als von einer anderen Leidenschaft, welche auch uͤber Staatsmänner oft eine noch großere Macht ausuͤbt, als der Ehrgeiz. Es hat uͤberhaupt mit der ganzen Kan⸗ didatur des Herrn Lamartine eine eigene Bewandtniß, uber die man, da es sich dabei um persoͤnliche Verhaͤltnisse handelt, am fuͤglichsten schweigt.

Man kennt bereits den Ausspruch des Pairshofes uͤber meh⸗ rere der ihr Urtheil erwartenden Angeklagten. Einige von ihnen sind zum Tode verdammt, duͤrfen aber mit ziemlicher Gewißheit