1841 / 359 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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auf Begnadigung rechnen. Auch Herr Dupoty ist fuͤr schuldig

erklůrt. Dieser Spruch war freilich seit einigen Tagen ziemlich allgemein vorausgesehen, aber sein Bekanntwerden bringt darum nicht weniger oder vielleicht eben deshalb eine hoͤchst peinliche Sen sation hervor. Und er kann möͤglicher Weise wichtige Felgen ha— ben. Die bffentliche Meinung weigert sich, in der Verurthellung des Redacteurs des Journal du Peuple einen Justizakt zu erkennen, und die Presse sieht darin eine Herausforderung auf Leben und Tod. Da man neue Gefetze gegen die Presse nicht durchsetzen kann, und mit Ordonnanzen aus leicht begreiflichen Gruͤnden nicht gegen sie zu verfahren wagt, so, heißt es, sucht man der politischen Nothwendigkeit ihrer Beschraͤnkung durch admini⸗ strative Maßregeln in der Form von Richterspruͤchen zu genuͤgen. Die Journale gehen damit um, eine gemeinschaftliche Protestation ef! das Urtheil des Pairshofes gegen Herrn Dupoty zu er— assen.

Großbritanien und Irland.

London, 22. Dez. Die Hof-Zeitung meldet bereits die Ernennung einer Kommission, die aus Lord Ashburton, dem Ge— neral⸗Audsteur John Nicholl, Herrn George Carr Glyn und Herrn John Shaw Lefevre besteht, zur Untersuchung, wie seit der unter Wilhelm JV. erlassenen Parlaments-Akte, durch welche die Schatz— kammer umgestaltet wurde, bei der Fabrizirung und Ausgabe der Schatzkammerscheine zu Werke gegangen worden, und zur Ermit— telung, ob sich in dem in dieser Hinsicht bestehenden System etwas Fehlerhaftes vorfindet, und durch welche Maßregeln kuͤnftighin der Faͤlschung oder betruͤgerischen und unerlaubten Verausgabung von Schatzkammerscheinen am besten vorgebeugt werden koͤnne.

Monsignore Cappacini ist am 15ten d. M. in London ange— kommen und hat ein Hotel in Lincolns-Inn⸗Fields bezogen.

Der zwischen den fuͤnf Maͤchten abgeschlossene Vertrag, wel— cher den Sklavenhandel fuͤr Seeraub erklärt und das gegenseitige Durchsuchungsrecht stipulirt, hat bereits zu einer Polemik zwischen dem Morning Herald und dem Globe gefuͤhrt, welche die Frage betrifft, ob der Ruhm, diesen Traktat zu Stande gebracht zu haben, dem jetzigen oder dem fruheren Ministerium zuzuschrei⸗ ben sey. Der Herald behauptet, daß dem Grafen Aberdeen das Verdienst zukomme, die Hindernisse beseitigt zu haben, welche durch endlose Persoͤnlichkeiten und dem Gegenstande fremdartige Diskussionen, die Lord Palmerston in die Unterhandlungen einge— flochten habe, zu Wege gebracht worden seyen. Der Globe dagegen will dem jetzigen Ministerium kein anderes Ver— dienst zugeschrieben wissen, als die Vervollstaͤndigung des Traktats durch Auswechselung der Ratificationen, und er erklart, daß, wenn nicht die bekannten Mißhelligkeiten zwi— schen dem Franzoͤsischen und dem Englischen Kabinette in Betreff der Orientalischen Frage obgewaltet haͤtten, dieser Traktat schon unter dem Melbourneschen Ministerium zu Stande gekommen seyn wuͤrde. Jedenfalls bleibt dem Lord Palmerston das Ver— dienst, die Unterhandlungen eingeleitet und lange mit Beharrlich— keit fortgefuͤhrt zu haben, ungeschmaͤlert. Nach der Ansicht dessel— ben Blattes würden Spanien und Portugal, als Sklaven⸗-Haͤndler, zuerst die Wirkung der verbundenen Gewalt der fuͤnf Machte zu empfinden hahen, und auch die Vereinigten Staaten, als Skla—⸗ ven-Besitzer, wuͤrden dem moralischen Einflusse des Traktats nicht lange widerstehen koͤnnen.

Der Liverpool Standard theilt auch eine aus? Artikeln bestehende, am 20. August d. J. im Parliament House zu Vonny

Town unterzeichnete Convention mit, welche der die Britische Flotte an der Westkuͤste von Afrika kommandirende Capitain Tucker mit

dem Konig Pepple und den uͤbrigen Häͤuptern der in dem Bonny⸗ Lande wohnenden Negerstaͤmme abgeschlossen hat und deren Zweck die gänzliche Unterdruͤckung des Sklavenhandels in jenen Gegen⸗ den ist. England verpflichtet sich in dem 2. Artikel dieser Con⸗ vention, dem König jaͤhrllch Waaren zum Belaufe von 106090 Dollars schenkungsweise fuͤr die Aufrechthaltung des abgeschlossenen Vertrages zu liefern. Daß dann kein Sklavenhandel im Bonny⸗ Lande getrieben mehr wird, muß alljährlich bei der Ablieferung der Geschenke durch ein Attest der in Bonny handeltreibenden Britischen Kaufleute bescheinigt werden. Fuͤr den Fall, daß der Tonvention zuwider gehandelt wird, behaͤlt sich England die Unter⸗ druͤckung des Sklavenhandels durch Gewalt⸗Maßregeln vor. Fur die ersten fuͤnf Jahre wird die Zahlung von 19.000) Dollars baar, statt in Waaren, versprochen. Der Schluß-Artikel endlich stipu— lirt, daß König Pepple ungehindert wuͤrde Sklavenhandel treiben durfen, wenn England selbst kuͤnftig einmal wieder diesen Handel freizugeben sich veranlaßt fande. ö

Mit dem Schiffe „Alice Brooks“, das in Liverpool angekom— men ist, sind neuere, bis zum 8. Oktober reichende Nachrichten aus Buenos-Ayres eingegangen. Nach den letzten Berichten aus dem Innern stand General Oribe, der vertriebene Praͤsident von Montevideo, jetzt in Diensten von Rosas, zwöoͤlf Stunden von der Stadt Tucumaäͤn entfernt, nachdem eine Abtheilung seiner Truppen unter Oberst Lagos ein 400 Mann starkes Corps des Lavalle, Chefs der Invaslons-Armee von Montevideo vernichtet hatte. Nach Privatbriefen sollte Lavalle sogar schon das Gebiet der Argentinischen Republik völlig geraͤumt haben; sein Unter— Befehlshaber, General La Madrid, marschirte auf Mendoza, ver⸗ folgt von der Vorhut der Argentinischen Truppen unter General Benavides und Oberst Flores.

Ueber Buenos-Ayres hat man mit der vorerwähnten Gelegen— heit auch Nachrichten aus Peru erhalten, aus denen hervorgeht, daß der vertriebene Praͤsident dieser Republik, General Santa Cruz, unmittelbar nach seiner am 1. Mai d. J. erfolgten Rück= kehr nach dem Norden von Peru, die Stadt Picura durch den Obersten Angula hatte nehnien lassen, daß aber Letzterer gleich darauf von den Regierungs-Truppen angegriffen und gezwungen worden war, mit allen seinen Soldaten die Waffen zu strecken. Ueber die weiteren Unternehmungen des General Santa Cruz wußte man noch nichts.

Der Morning Advertiser will wissen, daß Sir Robert

Peel persoͤnlich Erkundigungen in der City eingezogen habe, auf

welche er seine Vorschläge in Bezug auf die Ermäßigung der Korn— esetze zu begruͤnden gedenke, und daß man ziemlich allgemein der Ansscht sey, der neue ministerielle Plan, welcher dem ÜUnterhause vorgelegt werden solle, werde im Ganzen mit dem von dem City— Korrespondenten des Globe neulich mitgetheilten übereinstimmen.

Gestern haben die neuen Wahlen der Mitglieder des Lon⸗

doner Gemeinderaths begonnen, und man ist der Meinung, daß in vielen Distrikten bedeutende Wahlkämpfe vorkommen werden, da das Resultat der Wahlen nicht ohne Einfluß auf die vielbe— sprochenen Handels- und Finanz⸗Reformen bleiben kann, bei denen naturlich die Stadt London eine gewichtige Stimme hat. Die Gegner der Korngesete zeigen sich besonders eifrig, Mitglieder ih⸗

rer Partei in den Gemeinderath zu bringen.

Nach der Morning Post soll auch in Irland die Aus⸗ fertigung und Ausgabe der Schatzkammerscheine kuͤnftig nicht enes Regierungs-Buͤreau, sondern durch die

mehr durch ein ei Bank von Irland besorgt werden.

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Die Naval and Military Gazette spricht ihr Bedauern

darüber aus, daß die neuesten Befoͤrderungen in der Flotte, die

streng nach der Anciennetaäͤt vorgenommen worden sind, nicht so

weit hatten ausgedehnt werden können, daß der Commodore Sir Charles Napier mit in dieselben eingeschlossen und zum Admiral genannte Blatt erklärt bei dieser

erhoben worden waäͤre. Das Gelegenheit, daß es ohnehin sehr an Admiralen fehle, welche noch nicht das Alter erreicht hätten, in welchem, der Natur des Men⸗ schen zufolge, die demselben innewohnende Thatkraft zu schwinden beginne. Finanzielle Ruͤcksichten sollen indeß allein der großeren Ausdehnung des Avancements entgegengetreten seyn.

Das Band des Hosenband-Ordens, welches durch den Tod des, Grafen von Westmoreland erledigt ist, wird, nach den Tery— Blaͤttern, entweder dem Herzoge von Buckingham oder dem Gra—

fen Wharncliffe ertheilt werden.

Das Bankers' Cirkular spricht sich sehr entschieden ge—⸗

gen das Monopol aus, welches die Herren Rothschild sich in Spa⸗

nien zur Ausbeutung der Quecksilber-Minen von Almaden erwor— ben haben, stellt es dem aufgehobenen Schwefel-Monopol in Si— cilien gleich und fordert das Britische Ministerium auf, den Ge— genstand in ernstliche Erwaͤgung zu nehmen.

Belgien. Brüssel, 22. Dez. Der Direktor der Eisenbahnen, Herr Masui, tritt eine Reise nach England an, um daselbst in Gemein—

schaft mit mehreren anderen Belgischen Mechanikern einige Bah— nen mit sogenannten geneigten Ebenen zu untersuchen, nach deren

Muster wahrscheinlich die Bahn von Verviers bis zur Preußischen Graͤnze angelegt werden wird, wo das Terrain sehr viele Schwie— rigkeiten darbietet.

Der Advokat Herr Metdepenningen in Gent, seiner orangi— stischen Gesinnungen wegen bekannt, ist in dem Prozesse gegen das letzte Komplott als Zeuge vorgefordert.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 22. Dez. (Schwäb. M) In der Abgeord— neten-Kammer wurde vorgestern ein Reskript des Königl. Gehei— men Raths verlesen, wonach die Staͤnde-Versammlung, hauptsaͤch— lich um dem Ausschusse die erforderliche Zeit zur verfassungsmaͤ— ßigen Pruͤfung der Steuer-Verwendung von 1810 —41 zu lassen, bis zum 1. Februar 1812 vertagt wird, an welchem Tage die Verhandlungen wieder beginnen sollen.

Oesterreich.

X Wien, 21. Dez. Die Nachrichten von dem Fortgange des Siebenbürgischen Landtags lauten sehr erfreulich. Als in der dritten Landtags-Sitzung vom 18ten v. M. die Verfassung des Landtags-Protokolls zur Verhandlung kam, stellten Se. Excel— lenz der Herr Staͤnde-Praͤsident vor, daß er sich bei dem letzten Landtage selbst uͤberzeugt habe, wie eifrig die Stände in der Be— ruͤcksichtigung einer großeren Oeffentlichkeit getrachtet hatten, die Verfassung der Redenfammlung (Beszédtär) so vollstaͤndig als moͤglich einzurichten, und dennoch war es, trotz des von den Land⸗ tags-Mitgliedern bezeigten Eifers, troz des vielen Zeitverlustes und der angewandten außederdentlichen Muͤhe unmoglich, der ge— hegten Erwartung vollkommen zu entsprechen. Um diesen Schwie— rigkeiten dermalen auszuweichen, habe er aus Ungarn den wegen seiner Geschicklichkeit bekannten Schnellschreiber Karl Hajnik berufen, durch dessen Mitwirkung mit geringerer Mühe eine vollständigere Re— densammlung redigirt werden koͤnne. Die Staͤnde erkannten mit Dank dle zweckmaͤßige Vorsorge ihres Praͤsidenten an, und indem sie seinen Antrag annahmen, beschlossen sie, daß der Ge— schwindschreiber Karl Hajnik die Redensammlung zusammenstellen, und sein Referat, durch eine von den Landstaͤnden zu waͤhlende Deputation gepruͤft und bestäͤtigt werden solle. Sodann kam die in der nächstvergangenen Sitzung auf die Tagesordnung gebrachte Zusammenstellung, Pruͤfung und Herausgabe des Landtags— Protokolls zur Verhandlung. Es wurde beschlossen, daß das Protokoll aus drei einander ergaͤnzenden Theilen bestehen solle, namlich dem eigentlichen Protokolle Cegyzököyr) der Urkunden-Sammlung (lrxomanykönyrv) und der Redensammlung (Beszédtär). Das erstere sollte in eigentlicher Protokollsgestalt die am Landtage vorkom— menden Vorschlaͤge und die darüber gefaßten Beschluͤsse, so wie die Reden einzelner Mitglieder enthalten, deren Einruͤckung ins Pro— tokoll ausdruͤcklich verlangt wuͤrde; in das zweite sollten alle an die Staͤnde gerichteten, so wie alle in den Sitzungen verfaßten und aus denselben expedirten Schriften und Eingaben aufgenom— men werden; die dritte endlich sollte alle in den Landtags-Sitzun— gen gehaltenen Reden in sich fassen. Zur Adjustirung des Land⸗ tags-Protokolls nach diesen seinen Abtheilungen sollten, in der Art, wie solches 1837 geschehen, 35 Landtags-Mitglieder durch geheime Abstimmung gewahlt werden, von welchen jede Woche hindurch sieben diese Obliegenheit zu erfuͤllen haͤtten. Der Deputirte des Unter-Albensee Komitats, Freiherr Dionys Kemeny, machte den Vorschlag, sowohl der gewuͤnschten Oeffentlichkeit wegen, als auch, damit die Kommittenten und das Land von dem Lauf der Landtagsgeschäfte schneller in Kenntniß gesetzt werden, eine eigene Landtags-Zeitung zu begruͤnden, zu deren Unterstuͤtzung er die Staͤnde aufforderte; bis diese aber zu Stande kaͤme, mbge das Königliche Landes-Gubernium ersucht werden, die den der— malen erscheinenden Zeitungen in dieser Hinsicht entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen. Soviel den ersten Theil dieses Vorschla⸗ ges betrifft, beruhigten sich die Staͤnde bei der Aeußerung des Herrn Stäͤnde-Praͤsidenten, daß sie erst Frwarten moͤchten, ob die bereits bestehenden Zeitungen diesen Wuͤnschen entsprechen wuͤr— den oder nicht; hinsichtlich des zweiten Theiles, wurde der Herr Praͤsident von den Staͤnden aufgefordert, sich wegen Beseitigung der angedeuteten Hindernisse bei dem Königlichen Landes-Guber— nium zu verwenden, welche Verwendung derselbe auch zusicherte.

Nach einer im Druck erschienenen Uebersicht betraͤgt die Ge— sammtzahl der Kranken, welche in saͤmmtlichen Krankenhäusern des Ordens der barmherzigen Bruder in den Kaiserlich Königlichen Staaten vom 1. November 1810 bis 31. Oktober 1811, ohne Unterschied der Religion, aufgenommen und durch milde Beitrage verpflegt worden sind, 21,08, wovon 1655 gestor—

ben und 19,653 genesen oder erleichtert entlassen worden sind.

Schweiz.

Genf, 17. Dez. (Ü. 3). Die eben beendigten Wahlen fuͤr die Assemhiée constituante haben ein sehr merkwuͤrdiges Resul— tat ergeben, aus dem klar hervorgeht, daß die von der „Associa⸗

tion vom 3. Maͤrz“ und von den Männern des 22. November / behauptete maͤchtige politische Aufregung im Volk, der allgemeine Wounsch nach Abschaffung der „wurmstichigen“ Verfassung von 1814 und der Elfer fuͤr eine neue rein demokratische Constitution durchaus nicht im Lande e n g, ist, denn von 11,396 einge—⸗ schriebenen Waͤhlern fuͤr die Konstituante sind nur 7226 gekom⸗ men, also zwei Fünftheile ausgeblieben, wiewohl der Wahl⸗⸗Modus blos 21 Jahre ohne allen Census 14 sehr einfach und kurz war. Diese Ausgebliebenen waren auf keinen Fall Anhänger der demo—

kratischen Bewegung, denn die „Association vom 3. Marz“ hat in der Stadt und in den Land-Gemeinden den groͤßten Eifer zur Gewinnung von Wählern ihrer Farbe gezeigt, und zu diesem Zweck sind selbst falsche und untergeschobene Wahllisten verbrei— tet worden. Durch dergleichen Mittel hat sie in den Wahl-⸗Kol⸗ legien St. Gervais, Douane und College doch in allem nur drei und zwanzig Wahlen fuͤr sich gewonnen, lauter Mitglieder der „Association“, unter denen der Sberst Dufour obenan steht. Auch Fazy⸗Pasteur, Delapalud, Gide, Rilliet Constant und James Fazy (dieser nur mit den wenigsten Stimmen) sind im St. Gervais⸗Quar⸗ tier gewahlt worden. Selbst diesem in demokratischer Aufregung heftigsten Stadttheil fehlte uͤber ein Drittheil seiner Wähler. Waͤ⸗ ren diese Gemaͤßigten und Konservativen zu den Wahlen gekom— men, so haͤtte die „Association“ nicht einmal den kleinen Erfolg gehabt, in die Konstituante von 115 Mitgliedern dreiundzwanzig der ihrigen zu senden. Wahrscheinlich werden sie bei dem weit vorherrschenden konservativen Element keinen bedeutenden Einfluß haben. Zu letzterem gehören, Sismondi an der Spitze, die durch Gesinnung, Kenntnisse und Verdienste ausgezeichnetsten Staats⸗ Beamten, Professoren (auch Professor Cherbuliez), Advokaten, Banquiers ic. Auch das katholische Element hat durch die Wah— len sehr an Bedeutung gewonnen und wird durch besonnene und maͤßige Maͤnner repraͤsentirt.

Zürich, 18. Dez. Gemeinsame Anstrengungen der Buͤrger und der Regierungen zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes werden, wie dies der Geist der Zeit ist, ohne Zweifel auch in der Schweiz, wie in anderen Ländern, die unfruchtbar gewordenen politischen Kaͤmpfe in den Hintergrund draͤngen, und eine kraͤfti⸗ gere Zukunft fuͤr Staat und Volk herbeifuͤhren. Die Schweiz, von Kantonalzbllen noch durchzogen, hat zu diesem Ende in ihrem Innern vieles aufzuräͤumen. Erst muß sie sich auf solchem Wege gereinigt und auch politisch sich erholt und gestärkt haben, bis sie in den allgemeinen Fragen, welche die Europaͤische Politik allen Staaten vorlegen zu wollen scheint, ihre Stellung nehmen kann. Ich glaube, dles wird, so oder anders gedacht, seit laͤngerer Zeit in der Schweiz gefuͤhlt, und ist auch dem Gange der Aargauer Angelegenheit nicht fremd gewesen. Den offentlichen Verhand— lungen die neue Wendung zu geben, wird in dem jetzt eingetrete— nen politischen Ruhepunkte von manchen Seiten bedacht, auf manche Weise angefaßt. So haben sich gestern in Zuͤrich ei— nige zwanzig Fabrikanten versammelt und vorlaufig folgende Be— schluͤsse gefaßt:

„Es soll ein Kantonal-Industrie-Verein gegruͤndet werden, dessen Zweck ist, sich vorerst uͤber alle unsere industriellen Verhaͤlt niffe zum In- und Auslande genaue Kenntniß und Einsicht zu ver schaffen, und sodann Mittel und Wege zu gesichertem Fortbestand derselben und allfaͤlliger Verbesserung ausfindig zu machen. Der Verein wird bei seiner Konstituirung die Art und Weise seiner Wirksamkeit festsetzen und durch ein leitendes Comité in anregen der Thaͤtigkeit zu bleiben trachten, so wie die Errichtung aͤhnlicher Vereine in anderen Kantonen zu gemeinsamer Wirksamkeit zu ver anlassen suchen. Saͤmmtliche Fabrikbesitzer und Kaufleute des Kan tons sollen in erster Linie zur Bildung des Vereins einberufen wer den, nach dessen Konstituirung aber soll Meldung und Aufnahme stattfinden. Ein provisorisches Comité von fuͤnf Mitgliedern hat den Entwurf einfacher Statuten zu besorgen und binnen drei Wo— chen zu relatiren, worauf der Verein zusammentreten und sich kon stẽ ituiren wird.“

Spanien.

Madrid, 15. Dez. Man spricht von einer Veränderung des Kabinets und der Auflosung der Kammern; indeß ist hierůber nichts Bestimmtes bekannt und einige Personen versichern sogar, daß in einer vorbereitenden Versammlung der Deputirten die An— haͤnger des Ministeriums, wie die der Opposition, beschlossen haben, die Ereignisse in Barcelona nicht zum Gegenstande des Angriffs gegen das Ministerium zu machen.

Herr Olozaga, diesseitiger Botschafter in Paris, wird in den naͤchsten Tagen hier erwartet. Herr Mendizabal ist hier ange kommen.

Mit dem neuen Jahre werden hier drei neue Blaͤtter er— scheinen, namlich El Conservador de los dos Mundos, El Independiente und La Ley; alle drei haben das Motto: „Die Constitution von 1837, Isabella II. und die Regentschaft des Herzogs von Vitoria.“

O Madrid, 12. Dez. Diesen Vormittag ist der Fran zösische Botschafter, Herr von Salvandy, begleitet von dem interimistischen zweiten Botschafts-Secretair, Herzog von Gluͤcks— burg, und den Attachés Grafen Damrémont, Herrn Mercier, Grafen Märode, Vicomte Couessin und Marquis de Contades, hier eingetroffen. Der Botschafter üͤbernachtete auf seiner Reise in Spanien in St. Sebastian, Miranda de Ebro, Aranda, und gestern in Buitrago. Seit dem Tode Ferdinand's VII. war die Franzoͤsische Botschaft am Spanischen Hofe nicht so zahlreich und glaͤnzend besetzt, wie in gegenwaͤrtigem Augenblicke, und, wie man

versichert, erblickt der Regent in diesem Umstand eine ihm dar⸗— gebrachte Huldigung. Der Ton, welchen seit kurzem einige Fran

zͤsische Blatter (Journal des Deébats, Revue des deux Mondes) anstimmen, bestärkt den Regenten in der Meinung, daß endlich die Stunde geschlagen habe, wo selbst das Kabinet der Tuilerieen ihm Gerechtigkeit widerfahren lasse. Dieser Wechsel der Umstaͤnde ist ihm um so erwuͤnschter, da er von einer anderen Seite her, und zwar von derjenigen, von welcher er es am we— nigsten erwartete, bedraͤngt wird. Graf Aberdeen soll naͤmlich Herrn Aston aufgetragen haben, bei der Spanischen Regierung die dringendsten Vorstellungen gegen die Umtriebe zu erheben. die man dem'diesseitigen Gesandten in Lissabon zur Last legt, und. die dar— auf berechnet scheinen, die Errichtung einer Regentschaft in jenem Lande und die engste Vereinigung der Portugiesischen Ultralibera— len mit den Spanischen Progressisten herbeizufuͤhren. Dem Re—⸗ genten sind Vorstellungen dieser Art naturlich nicht sehr angenehm, und feinerseits fühlt ein so gewandter Diplomat wie Herr Aston ebenfalls das Laͤstige feiner Stellung bei diesem Auftrage. Demnach duͤrfte das Geruͤcht nicht unbegruͤndet seyn, daß Herr Aston, der vor kurzem abermals eine bedeutende Erbschaft gemacht, seinsr Regie—⸗ rung den Wunsch dargelegt habe, binnen zwei bis drei Monaten

von seinem Posten abberufen zu werden.

Daß die viel besprochene Freigebung der Einfuhr Englischer

Baumwollen-Waaren von den naͤchsten Cortes bewilligt werden dürfte, erscheint jetzt auf's neue zweifelhaft, da sich von Seiten der Fabrikherren und der Associationen der Fabrik⸗-A1rbeiter Cata⸗

loniens die lautesten Stimmen dagegen erheben, und die Regierung ohnehin auf großen Widerstand in den Cortes rechnen muß. In einer von den Baumwollen⸗Webern der Stadt Igualada an den Re⸗ genten, unter dem 29sten v. M. gerichteten Adresse heißt es unter An⸗ derem „Catalonien erwartete Euch, um Euch zu sagen, daß England der Todfeind der Industrie Cataloniens ist. Gebt seinen Zureden kein Gehör; England ist ein listiger Feind, der Euch vielleicht den

Kuß des Friedens geben wird, üm den Dolch in Eure Brust zu

stoßen. Fragt die Fremden, und sie werden Euch sagen, daß der

Kunstfleiß in Catalonien unglaubliche Fortschritte gemacht hat;

deshalb dient diese Provinz den Angriffen Englands zur Zielscheibe; seit lange beabsichtigt diese Macht einen verderblichen Handels⸗ Traktat, um Spanien zu einer Kolonie zu machen, wie Portugal. Aus den letzten Vorfaͤllen Barcelona's wird die Königin der Meere einen Vorwand nehmen, um ihre antinationalen Plaͤne auszufuͤh⸗ ren; sie wird daran arbeiten, daß man uns fuͤr Rebellen erkläre, weil wir gegen ihre Baumwollen⸗Waaren rebelliren. Allein der Herzog de la Vitoria ist der hoͤchsie Beamte der Nation, und wird fich daran erinnern, daß wir ihn erhoben, damit er uͤber die National-Unabhaäͤngigkeit wache.“

Die Cortes werden sogleich den Antrag machen, daß die Koͤ⸗

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nigin Christine fuͤr eine Feindin der Nation erklart und ihr auf immer untersagt werden solle, nach Spanien zuruͤckzukehren. Dagegen soll diese Fuͤrstin gedroht haben, die vielen in fruͤheren Zeiten an sie gerichteten Briefe Espartero's veroͤffentlichen zu wol⸗ len, damit endlich ganz Spanien erfahre, durch wessen Einfluß die Königin Regentin bei allen ihren fruͤheren Schritten geleitet worden waͤre.

Berlin, 27. Dez. Das in Nr. 24 der Geset⸗Samm⸗ lung enthaltene Patent uͤber die Publication des Bundestags⸗ Beschlusses vom 22. April 1841 wegen des den Verfassern musi⸗ kalischer Compositionen und dramatischer Werke zu gewaͤhrenden Schutzes, lautet wie folgt:

„Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Koͤnig von

Preußen ꝛc. ꝛc.“ .

Thun kund und fuͤgen hiermit zu wissen:

Nachdem die zuͤm Deutschen Bunde vereinigten Regierungen in der 10ten diesjaͤhrigen Sitzung der Bundes-Versammlung vom 22. April (. sich dahin vereinigt haben:

Die im Deutschen Bunde vereinigten Regierungen werden zum Schutze der inlaͤndischen Verfasser musikalischer Compositionen und dramatischer Werke gegen unbefugte Auffuͤhrung und Darstellung derselben im Umfange des Bundes-Gebietes folgende Bestimmun gen in Anwendung bringen: .

1) die dffentliche Auffuͤhrung eines dramatischen oder musikali

schen Werkes, im Ganzen oder mit Abkuͤrzungen, darf nur mit Erlaubniß des Autors, seiner Erben oder sonstigen Rechts nachfolger stattfinden, so lange das Werk nicht durch den Druck veroͤffentlicht worden ist; diefes ausschließende Recht des Autors, seiner Erben oder sonstigen Rechtsnachfolger soll wenigstens waͤhrend zehn Jah ren, von der ersten rechtmaͤßigen Auffuͤhrung des Werkes an, in saͤmmtlichen Bundesstaaten anerkannt und geschuͤtzt wer den. Hat jedoch der Autor die Auffuͤhrung seines Werkes ohne Kennung feines Familien⸗ oder offenkundigen Autor Namens irgend Jemanden gestattet, so findet auch gegen Andere kein ausschließendes Recht statt; dem Autor oder dessen Rechtsnachfolgern steht gegen Jeden, welcher dessen ausschließliches Recht durch Sffentliche Auf fuuͤhrung eines noch nicht gedruckten dramatischen oder mu sikalischen Werkes beeintraͤchtigt, Anspruch auf Entschaͤdi gung zu; bie Bestimmung dieser letztern und der Art, wie dieselbe ge sichert und verwirklicht werden soll, so wie die Festsetzung der etwa noch neben dem Schadensersatze zu leistenden Geld büßen, bleibt den Landesgesetzen vorbehalten; stets ist jedoch der ganze Betrag der Einnahme von jeder unbefugten Auf⸗ fuͤhrung, ohne Abzug der auf dieselbe verwendeten Kosten, und ohne Ünterschied, ob das Stuͤck allein oder in Verbin dung mit einem anderen den Gegenstand der Auffuͤhrung ausgemacht hat, in Beschlag zu nehmen, . so bringen Wir diese, unter saͤmmtlichen Deutschen Regierungen ge troffene Vereinbarung hierdurch, mit Hinweisung auf die 3. 32, 33, 1 des Geseßes vom 11. Juni 1837 (Gesetz Sammlung Seite 165), durch welche die naͤhere Ausfuͤhrung der in dem vorgedachten Bun des-Beschlusse aufgestellten allgemeinen Grundsaͤtze fuͤr Unsere Staa— en bereits im voraus erfolgt ist, zur allgemeinen Kenntniß und ver⸗ ordnen zugleich, daß Unsere Behörden und Unterthanen, nicht blos in Unseren zum Deutschen Bund gehorenden Landen, sondern auch in den uͤbrigen Provinzen unserer Monarchie, sich, nach Maßgabe des 38 des Gesetzes vom 11. Juni 1837, danach zu achten haben,. So geschehen und gegeben Sanssouci, den 6. November 1841

el. 8) Frithri e KBilh elm,

Müͤhler. v. Rochow. Eichhorn. Maltzan.

Trier, 22. Dez. (Triersche 3.) Ihre Königlichen Ho— heiten die Frau Prinzessin von Preußen und die Frau Prinzessin Karl haben dem hiesigen Regierungs-Praͤsidenten mittelst eines sehr huldvollen Schreibens, welchem zufolge Höͤchstdieselben des diesjährigen Aufenthaltes in Trier stets mit besonderem Wohlge— fallen eingedenk sind, eine Summe von 1750 Thalern, als den Ertrag eines von Hoöͤchstdenselben veranstalteten Verkaufs weibli— cher Handarbeiten, zur Unterstuͤtzung verarmter Weinbauer an der Mosel und Saar zu uͤbersenden, und ihm die Verwendung zu ge— dachtem Zwecke zu uͤberlassen geruhet.

Düsseldorf, 24. Dez. (D. 3.) In der am 158ten d. ab⸗ gehaltenen neunten General-Versammlung der Actiongire der Düͤsseldorf-Elberfelder Eisenbahn hatte der Koͤnigl. Kommissarius,

Regierungs-Praͤsident Freiherr von Spiegel-Borlinghausen, auf

allgemeinen Wunsch den Vorsitz und der Präͤsident des Verwal— tungs-Raths, Geheimer Regierungs-Rath Fasbender, die Leitung der Verhandlungen uͤbernommen. Die Beschlußnahme auf den Antrag der Direction und des Verwaltungs⸗-Raths, zur Vollen— dung der Bahnhoͤfe und der Betriebs-Einrichtungen das Gesell— schafts-Kapital noch um 400,900 Rthlr. zu vergroͤßern, mußte, da nicht z der Actionaire vertreten waren, einer einzuberufenden neuen General-Versammlung vorbehalten bleiben. Mehrere interessante Beschluͤsse, z. B. uͤber den eventuellen Anschluß der projektir— ten Kin- Mindener Eisenbahn, mag solche über Duͤssel⸗ dorf oder Elberfeld gefuuͤhrt werden, uͤber Ermaͤßigung des Prei⸗ ses der ersten Wagenklasse von 25 Sgr. auf 20 Sgr. des Prei⸗ ses fuͤr Kinder unter 10 Jahren, uͤber Bewilligung von 25 pCt. Rabatt bei großen Militair-Convois 1. wurden fast einstimmig gefaßt. Der statutenmäßig zu ernennenden Kommission fuͤr die Revision der Jahresrechnung, wurde auch die Revision der Jahres— rechnung für 1840, welche noch nicht dechargirt war, so wie die Einsicht und Revision der Verhandlungen der Direction und des BVerwaltungsrathes uͤbertragen, um dadurch das Vertrauen der Actionagire zu staͤrken, und die Anzahl der Mitglieder dieser Kom— mission auf fuͤnf bestimmt. Das groͤßte Vertrauen fuͤr die Actio⸗ naire gewähren wohl die Resultate des Vortrags der Direction uͤber den bisherigen Personen-Verkehr. In den Monaten September Oktober und Noveinber sind circa 1II, 000 Personen gefahren. Die Brutto-Einnahme von jeder Person beträgt durchschnittlich 7 Sgr. 1 Pf. oder fuͤr 111,906 Personen über 27,009 n. Angenom⸗ men, dies waͤre der Ertrag eines Quartals, so ware die Jahres⸗

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Einnahme 108,000 Rthlr. Ein solcher Ertrag wurde hinreichen, um das selbst bis zu 2,027,900 Rthlr. gesteigerte Kapital zu ver— zinsen. Der Guͤter-Transport ist erst seit dem Aten d. M. ein⸗ gefuͤhrt. Ohne uͤberspannte Erwartungen zu hegen, laßt sich doch annehmen, daß derselbe 60,000 bis 80,0909 Rthlr. aufbringen, und zur Deckung der Administrations- und Unterhaltungs-Kosten der Bahn folglich ausreichen werde. Auch wird der Guͤter⸗Transport und die noch zu treffenden Einrichtungen fuͤr den Markt- und Kleinverkehr auf der Bahn den Personen-Verkehr noch vermehren. Unter diesen Aussichten durfte es nicht schwierig seyn, das noch erforderliche Ergäͤnzungs⸗Kapital von 400000 Rthlr. durch Prio— ritaͤts⸗-Actien zu negoziiren.

Koblenz, 21. Dez. (Rh. u. Mosel-.) Der Bischof, Herr von Geissel, ist heute Mittag mit dem festlich geflaggten Dampfschiff „Graf von Paris“ unter dem Donner der Schiffs⸗ böller hier eingetroffen und im Gasthof zum Trierschen Hof ab— gestiegen.

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wictenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. In der Versammlung der wissenschaftlichen Kunst⸗ Vereins am 15ten d. hielt Herr Geheime Regierungs-Rath, Pro fessor Toͤlken, einen Vortrag uͤber ein Gedicht gastronomischen Inhalts des Archestratos von Gela, mit Bemerkungen über die Kochkunst und Weinkennerschaft der Griechen, wobei nicht unerwähnt blieb, daß einer unserer ausgezeichnetsten Kunstforscher, Herr von Rumohr, sich ebenfalls mit dem gluͤcklichsten Erfolge um die Verede lung jenes Zweiges der Kunst und Wissenschaft verdient gemacht hat. Professor Gerhard legte den vierten Band des von dem Duca di Serra di Falco herausgegebenen Prachtwerkes: Le antichita della Sicilia es poste ed illustrate etc. vor, welcher die Alterthuͤmer von Syrakus und dessen Umgebungen enthaͤlt.

Mit besonderer Genehmigung Sr. Majestaͤt des Koͤnigs wurde dem Verein durch Professor Ra ö eine von dem Bildhauer Hasen berger in Petersburg, einem Schuͤler unseres Wichmann, aufg al va noplastischem Wege gemachte Buͤste des Hochseligen Köͤniges vor gezeigt. Diese Buͤste ist nach der lebensgroßen von Rauch gemacht und die erste galvanoplastische Arbeit eines runden Koͤrpers von so großer Dimension aus einem Stuͤck. Der Beweis ist nun geliefert, daß es möglich seyn würde, auf galvanoplastischem Wege lebensgroße Figuren, ja selbst kolossale Reiter-Statuen herzustellen und zwar mit beträchtlicher Ersparniß an Kosten und Zeit. Wurde dann das Oxi diren des Kupfers im Freien durch einen Bronze-Firniß oder durch Vergoldung, welche ebenfalls auf galvano⸗plastischem Wege zu machen ware, verhuͤtet, so waͤre den Arbeiten dieser Art eine gleiche Dauer, wie denen von Bronze verbuͤrgt. 1

Herr von Olfers legte die Zeichnungen des in Saljburg bei Gelegenheit der Grundsteinlegung des Mozarts-Denkmals gefundenen Mosaik⸗Fußbodens vor; Herr Professor Mandel eine von ihm nach dem Portrait Tizians auf dem Koͤniglichen Museum gemachte Zeich nung, welche demnaͤchst von ihm in schwarzer Kunst ausgefuͤhrt und in der Kunsthandlung von Sachse erscheinen wird. Die Kunsthand lung des Herrn Luͤderitz hatte eine, sp etzchn aus Duͤsseldorf einge troffene Landschaft von Lessing ausgeß, é In gebirgiger Gegend, in deren Vorgrunde zwei große Eichen ihre Riesenarme ausbreiten, sieht man Schmuggler mit ihren Wgaren-Ballen rer naͤchtliches Ge werbe treiben, zu dem ihnen der eben aufgehende Vollmond leuchtet. Dies Bild finden die Kunstfreunde geg'nwaͤrtig in der Luͤderitzschen Kunst handlung zur Ansicht aufgestellt. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregte ein in der Weise eines Panoramas so eben in Pgris erschienener Plan von Jerusalem, wie es zur Zeit des Erldsers ausgesehen haben soll. Der Verfasser dieser Arbeit, ein Abbe Andrés Dupuis, hat es sehr gewissenhaft mit dieser Arbeit genommen und in einem starken Sktavbande die noͤthigen Erlaͤuterungen hinzugefuͤgt. Als ein Beispiel der Genauigkeit, mit welcher jede Oertlichkeit der hei⸗ ligen Geschichte bezeichnet wird, kann angefuͤhrt werden, daß man sogar die Stelle angegeben sindet, wo der Herr, als die Ehebreche⸗ rin vor ihn gefuͤhrt wurde, mit dem Finger in den Sand schrieb: C„c'est ici que le Christ écrivit 4rec son doigt sur la terre.“)

Noch zwei andere in der Luͤderitzischen Kunsthandlung erschie nene und dem Vereine vorgelegte Blaͤtter verdienen alle Aufmerk samkeit: die Sohne Eduard's, von Hildebrandt, in Kupfer gestochen von Fr. Knolle in Braunschweig, und „Les couronnes de fleurs'““, Italienische Landmaͤdchen, die sich bekraͤnzen, nach einem Bilde von Roqueplan, in Kupfer gestochen von A. Teichel, ein Blatt, welches der Berliner Schule, aus der es hervorging, zur großen Ehre gereicht In demselben Verlage ist so eben das Portrait des der Kunst und dem Leben zu früh entrissenen Komponisten Fr. Curschmann, nach einem Oelbilde von Magnus, von Jentzen sithographirt, erschienen, Dies Blatt erfuͤllt die streng⸗ sten Anspruͤche, welche nur immer in Beziehung auf treue Aehnlich⸗ keit bei idealer Auffassung gemacht werden koͤnnen. Hierdurch erhebt sich dies Portrait zu den historischen Bildern, dem man die Unter schrift geben koͤnnte: der Deutsche Liedersaͤnger.

Ueber Lucas ECranach's des Aelteren Familien⸗ Namen.

Waͤhrend sonst die Kunstgeschichten und die fruͤheren Biogra phen Lucas Cranach's des Vaters in der Angabe des eigentlichen Familien Namenz desselben verschieden oder wenigstens nicht entschie⸗ den sich aussprachen und entweder behaupteten, Eranach habe M uͤl⸗ ler oder Sunder geheißen, oder es dahingestellt seyn ließen, welche von beiden Angaben die richtige sey: ließ man in der neueren Zeit die erstere Behauptung ganz fallen, indem man annahm, der Name Muller sey aus einer falschen Auffassung der Benennung Lucas Maler hervorgegangen, und man gab schlechthin die Nachricht, Lucas Cranach häbe eigentlich Sund er geheißen.

Fuͤr die Richtigkeit dieser Angabe fehlte es aber bisher an allen urkundlichen Beweisen; sie beruhte lediglich auf einer muͤndlichen, durch nichts verbuͤrgten Tradition. Denn weder der Wappenbrief des Kurfuͤrsten Friedrich des Weisen fuͤr „Lucas von Cranach“, noch die Gedichte des Christ. Baier und Dr. Karlstadt, noch Chri stoph Scheurl's Lobrede auf die Wittenberger Allerheiligen Kirche vom Jahre 1509, worin bekanntlich die erste gedruckte Nachricht von Cranäch's großer Kunst enthalten ist, noch die Nachricht seines Landsmannes Matthias Gundram uͤber ihn, welche sich im Thurm— fnopfe der Wittenberger Pfarrkirche befindet, noch endlich sein Epi taphlum zu Weimar geben daruͤber auch nur die geringste Auskunft.

Um so gewichtiger muß es seyn, bei der großen Bedeutung des Mannes, dessen Andenken es gilt, fuͤr seinen wahren Namen nun⸗ mehr auch einen urkundlichen Belag beizubringen. Denselben hahe ich in dem von mir jetzt herausgegebenen Album der Universitaͤt Wittenberg“) gefunden, worin uͤberhaupt fur die Eingeweihten und Vertrauten ein bisher noch unbekannter und auch ungeahnter gro⸗ ßer Schatz aͤhnlicher uͤberraschender und wichtiger Nachrichten fuͤr die gesammte Gelehrten-Geschichte des 16ten Jahrhunderts aufbe⸗ wahrt ist.

Hier ist namlich unter dem 9. Oktober des Jahres 1517 der erst⸗ geborne hoffnungsvolle Sohn Lucas Cranach's des Aelteren, Johan⸗ nes, welcher zur tiefsten Betruͤbniß seines Vaters in einem Alter von hoͤchstens 25 Jahren zu Bologna im J. 1526 starb, als Student der Wittenberger Universitaäͤt also eingeschrieben worden: „Joannes Sonder de Witten bergk Brandenb. dioc. propter

defectum aeëtatis nondum juravit. 9. Oct.“

) Album Academiae Vitebergensis ab a. 1502 usque ad a. 1560.

Lipsiae, sumtibus et typis C. Tauchnitii. 1811. 4.

Johannes Cranach war also zur Zeit seiner Immatriculgtion noch so jung, daß man ihn nicht einmal zur Leistung des üblichen akabemischen Eides zuließ; das Jahr seiner Geburt duͤrfte in die

Zeit kur; vor dem Jahre 1519 fallen. Diese Angabe ist also der

zrste urkundliche Beweis, daß Lucas Cranach in der That eigentli Sonder oder Sunder hieß. Daß die Familie Sun der zu Crang in Franken auch nach dem Äbgange des berühmten Lucds Crangch nach Wittenberg dort fortbluͤhte, beweist eine andere Angabe des Wit⸗ tenberger Albums vom 22. Mai 1556, wo ein „Johanne Sünde- as Crane dens is höchst wahrscheinlich ein sehr naher Ver⸗ wandter der Wittenberger Cranache immgtrikulirt wurde. Zu der⸗ selben Annahme fuͤhrt auch das notorische, Vorhandenseyn eines auf jeden Fall diefer Familie angehörigen Gliedes, des „Bartholo⸗ mäus Sunder, Maler genannt“, welcher zu Bamberg im Jahre 13599 ein Buch zu feiner Rächtfertigung herausgab, daß er, obgleich in Luther's Lehre erzogen und auf dun hrischen Universitaͤten gebildet, zur Roͤmischen Kirche übergetreten war. Vergl. meine Nolizen uber Luc. Cranach's Leben und seine Nachkommen im II. Bande der Mit⸗ theilungen des Thuͤringisch⸗Saͤchsischen Vereins, S. 65. . Aber auch der Name Maler war fuͤr Cranach's Familie, wie es scheint, schon vor Lucas Cranach dem aͤlteren gebraͤuchlich. Der eigene Vater unterrichtete den Lucas den aͤlteren im Zeichnen, er war also ein Zeichner oder Maler (wenn auch vielleicht nur ein Briefma⸗ ler) und wurde deshalb wahrscheinlich gemeinhin „Maler“ ge⸗ nannt, so daß sich dieser Name auf alle seine Kinder und Nachkom⸗ men uͤbertrug. Denn das Wittenberger Album fuͤhrt im Winter⸗ 86 des Jahres 1511 einen „Matthaeus Pictoris de Gra- nach auf, ohn

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h Zum Schluß erlaube ich mir noch zu bemerken, daß am 28. No⸗ vember 15541 in das Wittenberger Album eingeschrieben wurden „Lucas Cranach junior W iteberg 1 1. Christianus Cranach ) Fratres. Diese Gebruͤder waren Soͤhne des Lucas Cranach des Juͤngeren.

Halle. Fdrstemann.

König Friedrich's des Großen Besitzergreifung von Schlesien und die Entwickelung der offentlichen Verhaͤlt⸗ nisse in diesem Lande bis zum Jahre 1710, dargestellt von Heinrich Wuttke, Doktor legens in Leipfig. Erster Theil. Die Entwickelung der offentlichen Verhaͤltnisse in Schlesien bis zum Jahre 1740. J. Leipzig bei Engelmann, 1842. 370 S. 8.

Aus einem reichen Schatze von Quellen empfängt die vaterlaͤn⸗ dische Geschichte hier den Anfang eines eben so gehaltvollen als an⸗ ziehenden, auf drei Baͤnde berechneten Werkes; die Geschichte der Besitzergreifung Schlesiens durch Koͤnig Friedrich den Großen, was ihr voranging, wie sie geschah und wie viel sie bedeutet; zu⸗ naͤchst nur Schlesische Zustaͤnde: aber in denselben zugleich eine Seite der Weltgeschichte, wie der ehrenwerthe Verfasser, ein Schlesier von Geburt und stolz darauf, ein Preuße zu seyn, mit Recht sich ausdruͤckt.

Der vorliegende erste Band beginnt mit einem Ueberblicke der aͤlteren Geschichte Schlesiens und handelt dann von Schlesien un⸗ ter den Habsburgern, als selbststaͤndigem Lande; das Eindringen und Umsichgreifen der Reformation steht gleich an der Spitze dieser Abtheilung.

Die protestantischen Ideen konnten sich in ganz Schlesien um so leichter ausbreiten, da auch die eingeborenen Herzoge ihnen hul digten, welche sich die Gerechtsame in Kirchensachen ausdruͤcklichͥ vorbehalten hatten, als sie unter den Schutz der Boͤhmischen König« getreten waren; darum blieben die geschaͤrften Mandate König Fer⸗ dinand's J. auch rechtlich wirkungslos, und, als er 1538 und 1546 selbst nach Schlesien kam, uͤbersah er klug, was nicht zu aͤndern war. Die umstaͤndliche Erzaͤhlung der, von Ort zu Ort durch fast ganz Schlesien und die heutige Ober-Lausitz fortschreitenden evangelischen Lehre ist so anziehend, wie belehrend. Nur eine Anzahl festgegruͤn⸗ deter Kloͤster und Stifter erhielt sich, um sofort als Kern des sich versüngenden Katholizismus zu erscheinen; die hauptsaͤchlichsten Or⸗ den sind einzeln aufgefuͤhrt, mit der Bemerkung, daß bis etwa ge⸗ gen die Mitte des 16ten Jahrhunderts wenig zur Unterdrückung der Reformation in Schlesten geschehen sey. Die oberste Staagts⸗ gewalt verhielt sich keinesweges der entschiedenen Richtung des Vol⸗ kes und der einheimischen Fuͤrstengeschlechter gemaͤß; daher ging das allgemeine Vertrauen zu dem obersten Herzog von Schlesien verlo⸗ ren, der zugleich Deutscher Koͤnig war und als solcher Schirmvogt der alten Kirche, welche hoͤchstwahrscheinlich ihm allein verdankt, daß sie in Schlesten nicht ganzlich unterging; denn nach der Schlacht bei Muͤhlberg zuͤchtigte Ferdinand 1. die Boͤhmen und die Lausitzer, dann kam, 1549, die Rache auch an die Schlesier. Die unmittel⸗ bare Folge war die ausgedehntere Koͤnigliche Gewalt, und diese wieder wandte sich, in gleicher Hoffnung mit dem Papste, an die

Unterdruͤckung der Reformation; doch war das Volk in Glaubens⸗

sachen nicht so fuͤgsam, wie in Ertragung weltlicher Gewalt: der

Paͤpstliche Legat, welcher im Jubeljahr 1550 die alte Kirchen⸗Ord⸗

nung in Breslau herzustellen gekommen war wich den Widerstrebenden,

um nicht Schwereres zu leiden. Auch war Moritz' von Sachsen Schild⸗

Erhebung und der Augsburger Religions⸗Friede ein starker Trost, und

Koͤnig Ferdinand genügte sich fortan, bis an sein Lebensende, 1564, in

stiller Sorge Guͤnstigeres der Zukunft vorzuruͤsten. Unter seinem Sohne

Maximilian II. war die evangelische Lehre sicher: als aber ihre Geistlichen

in sich uneins wurden, als die alte Kirche selbst sich durch das Tridentini

sche Konzil, 1563, erneuerte, als die Jesuiten seit 1570 auch in Schlesien

Boden faßten und ihre unerschuͤtterliche Thaͤtigkeit von Sieg zu Siegen

schritt, da ward der Friede ein gefaͤhrlich Gut. Rudolph's II. schwache

Herrschaft kraͤftigte die aufstrebende Romische Priesterschaft noch mehr;

auch die katholischen Grundherren ndthigten ihre evangelischen Un

terthanen zu ihrem Glauben, schlossen ihre Kirchen, vertrieben ihre

Geistlichen; und in den Bischofssitz von Breslau wurden die charak⸗

tervollsten Maͤnner, ohne Ruͤcksicht auf adelige Geburt, erhoben, um

den Protestantismus zu beschraͤnken und die katholische Kirche wie⸗ derum zur Alleinherrschaft zu erheben. Indeß benutzte auch die innere

Kraft der Reformgtion ihre Waffen und widerstrebte maͤchtig: die

Schulen der Protestanten, die Deutsche Bibel, die Deutschen Kirchen

Lieder erzogen und naͤhrten eine immer frische Schaar von Streitern;

der freie Glaube des Evangeliums erhob zur Poesie, zur Kunst der

Rede, zur Begeisterung fuͤr die reine Lehre; auch die Schlesische Ge

schichte gedieh und laͤuterte die Herzen. Diese Kraft und diese Ge

genkraft machten den Kampf schwer und ungewiß, und Kaiser Ru dolph fertigte auch den Schlesiern einen Majestaͤts Brief aus, den

20. August 16099: beide Kirchen wurden gleichgestellt. Das achtete

Erzherzog Karl von Oesterreich, Bischof von Breslau, nicht; er übte

fort und fort Gewalt an den Exangelischen, jg, er und die katholi⸗

schen Herren; der Fuͤrst von Teschen, der Graf von Dohna, der

Fuͤrst Lichtenstein und der Herr von QOppersdorf stellten sich, als ka⸗

tholische Stande, keck und kuͤhn dem Fuͤrstentage gegenuber auf. Da

erscholl die Nachricht von dem Tumult in Prag ain 23. Mai 1016,

und die Schlesischen Stande faßten den Beschluß, 0090 Mann zu

werben, um ihr Land zu sichern und das aufgehende Kriegsfener ju daͤmpfen. Sigismund von Polen antwortete eben so wenig beruhigend, als der Kaiser sich der zahlreichen Gesandtschaft freundlich zeigte.

Auch zum zweitenmale flehten sie den Kaiser um friedliche Gesinnung

vergebens an. Eben so baten die Oesterreichischen Stande und stell

ten die Noth der Böhmen vor. Da neigte sich Matthias ihren Bit⸗ ten; sein Adoptivsohn Ferdinand von Steiermark dagegen schrieb alles Unheil nur der vermeinten Nachgiebigkeit zu; ibm war der

Rachckrieg willkommen und ein Habsburgisches Heer fiel in Böb

men ein, und die Schlesier zogen den Bedraͤngten zu. Sechs Monat

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