1841 / 360 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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gefertigte Lokomotive der Münchener“ hat bei der vorgestern statt⸗ gehabten Schnell⸗Probefahrt den Weg nach Augsburg in 51 Mi—⸗ nuten zuruckgelegt. Die . unserer Eisenbahn war in letzter Woche bei 23 Fahrten nur 1720.

A Leipzig, 27. Dez. Durch eine Bekanntmachung des

akademischen Senats, in der Leipziger Zeitung vom 21. Dezember,

sind, auf Befehl des Ministeriums des Kultus und oͤffentlichen Unterrichts, von neuem akademische Preis-Aufgaben ge⸗ stellt worden. Diese Einrichtung, welche auf vielen Deutschen Universitäten schon seit langerer Zeit besteht, wurde in Leipzig erst 1831, durch eine Verfuͤgung des damaligen Kultus-Ministers I Unternehmungen befinden, wendete. Sie nahm diese Bitte in jene

eingefuͤhrt, fand aber sowohl bei den Studenten, als auch

selbst von Seiten der akademischen Behörde so wenig Anklang und reit a . ö Sie zog hierbei alle die verschiedenen Wege, auf welche man derlei

Unterstuͤtzung, daß sie nach 2 oder 3 Jahren wieder einschlief, indem

die gestellten Preisfragen zum größten Theil unbeantwortet blieben. Man wurde der hiesigen Studentenwelt Unrecht thun, wollte man Theiles der Actien, die Zinsen-Garantie in Erwägung, gelangte je⸗ doch zur Ueberzeugung, daß auf diese Weise entweder der Zweck nicht vollstaͤndig und nicht sicher erreicht werden, oder daraus die verwickeltsten Verhaͤltnisse hervorgehen wuͤrden, der Staat aber herrscht, eine Richtung, welche theilweise freilich in die Be- schraͤnktheit des sogenannten Brodt-Studiums oder Examen-⸗ mit seinen Mitteln fuͤhren wuͤrde, die Verwendung dieser Mittel aber einer Privat⸗Verwaltung, ohne daß ein unmittelbarer Ein—

diese Erscheinung schlechthin als einen Beweis des mangelnden wissenschaftlichen Sinnes derselben ansehen; wenigstens durfte dies hoͤchstens in sofern wahr seyn, als allerdings in Leipzig der Sinn fuͤr das praktisch Brauchbare bei den Studien wesentlich vor—

Studiums ausartet, auf der anderen Seite aber auch un⸗ sere Studenten vor dem so verfuͤhrerischen und so gefährlichen

Herumschweifen in rein theoretischen und abstrakten Spe- Genug, unsere Studenten sehen, der

culationen bewahrt. Mehrzahl nach, ihr Studium lediglich oder doch hauptsaͤchlich als Mittel zu ihrem kuͤnftigen Lebensberufe an und widmen daher ihre Zeit und Aufmerksamkeit nur solchen wissenschaftlichen Be— schaͤftigungen, welche, nach ihrer Ansicht, zu diesem Zweck ihnen foͤrderlich seyn koͤnnen. Nun ist nicht zu leugnen, daß die Mehr— zahl der akademischen Preis-Aufgaben, wie dies auch kaum anders seyn kann, mehr ein rein wissenschaftliches Interesse, als

einen praktischen Zweck verfolgt und oftmals vielfaͤltige, ins Ein-

zelne gehende theoretische Studien erfordert, welche von jenem praktischen Wege des Berufs-Studiums mehr oder weniger weit abliegen. Der Student, der in sechs oder acht Monaten das Ganze seiner, oft sehr umfaͤnglichen Fachwissenschaft, umfassen und verarbeiten soll, bedenkt sich daher wohl, ein oder zwei Semester

an die Behandlung eines Themas zu wenden, dessen gruͤndliche

und erschoͤpfende Durchfuͤhrung ihn zu einer unverhaͤltniß— maͤßigen langen Beschaäͤftigung mit einem einzelnen Zweige seines Faches noͤthigen wuͤrde, welcher noch dazu vielleicht von mehr wissenschaftlicher als praktischer Wichtigkeit ist. So wenigstens wurde der schlechte Erfolgß der Preis-Aufgabe selbst von einem Theile der hiesigen Professoren erklaͤrt und ent⸗— schuldigg und der ehrwürdige G. Hermann, in solcheu Sa—⸗ chen gewiß ein kompetenter Richter, sprach sich damals in einem bͤf— fentlichen Programme in diesem Sinne gegen die neue Einrich— tung aus, welche denn auch, wie schon erwahnt in Folge dieser wenig ermunternden Vorzuͤge einschlief und erst jetzt wieder auf—

ersteht. Ob der Erfolg diesmal ein besserer seyn, ob die wieder ins Leben gerufene Einrichtung nunmehr ein dauernderes Beste- g stimmen, und, insofern der Bau unmittelbar auf Staats-Kosten , wird, den Unter- und Oberbau, dann die Belegung der Bahn und die Herstellung der erforderlichen Wachhäuser und Wien, 23. Dez. Der Oest. Beobachter enthält nach⸗ stehenden Artikel uͤber das Eisenbahnwesen in der Oesterreichischen und Privatunternehmer unter Leitung und steter Aufsicht der be⸗— rufenen Behoͤrden zu bewirken. Der eigentliche Fahrbetrieb auf den Staatsbahnen wird mittelst besonderer zeitlicher Verträge an Privatunternehmer pachtweise uͤberlassen werden.

hen haben werde, als fruher, steht zu erwarten.

Oesterreich.

Monarchie: 24 . „Seit einer Reihe von Jahren ist von der Oesterreichischen

Staats-Verwaltung dem Eisenbahnwesen die gespannteste Auf⸗

merksamkeit gewidmet worden. Von dem Zeitpunkte an, wo die gewaltigen Fortschritte der Technik uüͤber die Ausfuͤhrbarkeit der Eisenbahnen auch in einem groͤßeren Umfange den vollen Beweis lieferten, kam die Anwendung derselben im Gebiete der Oesterrei— chischen Monarchie in lebhafte Anregung. Bei dem Mangel an naheren Erfahrungen jedoch, in der Ruͤcksicht, daß die Privat— Betriebsamkeit, im Besitze so vieler Detailmittel, die der Regie⸗ rung nicht in gleichem Maße zu Gebote stehen, zunaͤchst als beru— fen erkannt werden mußte, solche Unternehmungen zu beginnen,

und in der Erwaͤgung, daß sie uberall, wo es die Erreichung eines er s. Unternehmungen auf den bezeichneten Staatsbahnen bestehen, sind solche nach Maßgabe der ihnen zukommenden Privilegien zu be— handeln.

naͤchsten Vortheiles gilt, und wo insbesondere die Thaͤtigkeit durch diesen Vortheil bedingt ist, den Vorzug vor der unmittelba⸗ ren Ausfüͤhrung durch die Regierung verdient, uͤberließ die Oester— reichische Staats-Verwaltung den Bau der, Eisenbhahnen der Pri— vat-Industrie, und beschränkte sich auf die Betheilung der Ge⸗ sellschaften, die sich hiernach bildeten, mit wesentlichen Privilegien,

und unterstuͤtzte dieselben, insoweit es sich im Einklange mit ande- riva ; len, so haben in dieser Hinsicht die berufenen Behoͤrden in, ihrer dermaligen Wirksamkeit zu bleiben, und es ist bei den diesfaͤlligen

ren wichtigen Ruͤcksichten als zulaͤssig darstellte. „Allein die Wahrnehmungen mehrerer Jahre zeigten bei der

Ausführung solcher Unternehmungen durch die Privat⸗Betrieb⸗ ĩ lassenen Direktiven und der uͤbrigen nachgefolgten oder noch nach— folgenden Normen vorzugehen. „Durch diese Allerhoͤchsten Beschluͤsse wird der wichtige Zweck

samkeit Schwierigkeiten, die, so angemessen auch solche Unterneh⸗ mungen geleitet, so zweckmäßig auch die Art der Ausfuͤhrung der— selben und des technischen Betriebes seyn mogen, mit der Natur

der Privat-Gesellschaften unzertrennlich verbunden ind wesentlichsten Ruͤcksichten gebieterisch geforderte Ordnung in die Ausfuhrung gebracht werden, zugleich aber den schon bestehenden Privat-Unternehmungen auf den Staatsbahnen durch den Bau

draͤngte sich die Ueberzeugung auf, daß wenn der betretene Weg ausschließend verfolgt wurde, ein Stillstand in der Fortsetzung der Eisenbahnen einkreten muͤßte, und der wichtige Zweck, den sie zu erreichen bestimmt sind, nicht erzielet werden wurde.“

„Die vorzuͤglichsten Schwierigkeiten liegen in der Wahl der

Richtungen, welche die Eisenbahnen zu nehmen haben, und in der Aufbringung der zum Baue oder zur Fortsetzung derselben erfor— derlichen Geldmittel.“

„In der ersteren Beziehung ist es jedem Unbefangenen klar, daß die Privat-Gesellschaften sich fuͤr den Zweck wahrscheinlicher Gewinnste bilden, und daß sie unterbleiben, sobald daruͤber Zweifel oder unguͤnstige Erfahrungen entstehen. Der Nutzen der Unter— nehmung selbst liegt grbßtentheils außer dem Bereiche der Beur— theilung der Aktien-Besitzer. Diejenigen, welche sie an die Spitze stellen, sind gendthiget, Linien Und Richtungen zu wahlen, von denen sie den nächsten Vortheil zu hoffen glauben. Leitendes Prinzip ist daher das Privat-Interesse, die Verwirklichung des größtmöglichen Gewinnes, und faͤllt auch hiermit die Erreichung eines hoͤheren Zweckes zusammen, so nimmt doch dieser nur eine untergeordnete Stelle ein. Kann und darf aber dies fuͤr die Staats⸗-Verwaltung gleichguͤltig seyn, wo es sich um eines der wichtigsten Verkehrsmittel handelt, wo die Richtung der Linie auf den Wohlstand ganzer Provinzen Einfluß nehmen kann? Es ist offenbar, daß hier nicht die pecunigiren Vortheile, sondern vor Al⸗ lem die bͤffentlichen Ruͤcksichten, nicht die in der kuͤrzesten Frist sich in Aussicht stellende Rente, sondern die ferne, aber um desto nach⸗ haltiger wirkende, Zukunft fest und ununterbrochen im Auge ge— halten werden muͤsse, und daß die Voraussetzungen, welche es raͤth— lich machen, bei kleinen, kurzen Bahnen, bei Einaͤstungen in Haupt⸗ bahnen die Privat-Betriebsamkeit walten zu lassen, bei großen Bahnen durchaus nicht eintreten. Die Staats-Verwaltung allein ist i. in dem Falle, die Baulinie mit Umgehung aller Neben⸗

vorkheile im Sinne der allgemeinen Interessen des Verkehres und ar unter Beruͤcksichtigung aller Staatszwecke aufzufassen und

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zu bestimmen. Sie allein ist in der Lage, sich uͤber die Einmündung

der inlaͤndischen in die Bahnen des Auslandes, die fuͤr den Nutzen der ersteren so entscheidend ist, mit den fremden Regierungen zu verstaͤndi⸗

gen, und dabei sowohl die Vortheils des Verkehrs als der Politik ju beachten. Die Staagts-Verwaltung allein kann in die Ausfuͤh⸗ rung der Vauten jene Regelmaͤßigkeit, Uebereinstimmung und jene Angemessenheit fuͤr alle zu beachtenden Zwecke bringen, welche bei

dieser Angelegenheit von so wesentlichem Einflusse sind.“ „Die Schwierigkeit in der Aufbringung der Geldmittel zur

Fuͤhrung neuer oder zur Fortsetzung der begonnenen Bauten hatte zur Folge, daß man sich an die Staats-Verwaltung um Abhuͤlfe

der unvermeidlichen Bedraängnisse, in welchen sich die Eisenbahn⸗ reife Ueberlegung, welche die Wichtigkeit des Gegenstandes erforderte.

Unternehmungen unterstuͤtzen zu koͤnnen glaubt, als die Gewährung eines Darlehens, die Leistung eines Beitrages, die Uebernahme eines

jeden Falls mit seinem eigenen Kredite einstehen muͤßte, folglich nicht die Gesellschaften, sondern eigentlich der Staat den Bau

fluß von SFiten der Staats-Verwaltung darauf genommen wer— den koͤnnte, uͤberlassen bliebe.“ ( „Auf der Grundlage der eroͤrterten Verhaͤltnisse, einer sorg—

faͤltigen Untersuchung und der fortgesetzten Beobachtung der schon

eingetretenen und noch zu erwartenden Wirkungen, welche aus

dem Baue und der Benutzung von Eisen bahnen fuͤr alle Zweige

des Verkehrs hervorgehen, geruhten Se. Kaiserl. Koͤnigl. Mase—

staͤt den Beschluß zu fassen, daß auf die Zustandebringung der fuͤr die Staats-Interessen wichtigsten Bahnen von Seiten der Regie—

rung direkter Einfluß genommen werde, ohne die Privat⸗Betrleb— samkeit, da, wo sie sich nuͤtzlich bewährt, auszuschließen. Die Bah— nen werden sich daher in der Oesterreichischen Monarchie in Staats— und Privatbahnen theilen.

„Staatsbahnen sind diejenigen, welche von Sr. Kaiserl.

Königl. Majestaäͤt als solche gleich dermal oder kuͤnftig bezeichnet werden. Schon dermal geruhten Se. Kaiserl. Koöͤnigl. Majestaͤt die Bahnlinien von Wien uͤber Prag nach Dresden, von Wien nach Triest, eine Bahnlinie durch das Lombardisch-Venetianische

Koͤnigreich, dann eine in der Richtung gegen Bayern, fuͤr Staats— bahnen zu erklaren, jedoch unbeschadet der Privilegien, welche Pri—

vat-Unternehmungen theilweise, oder ganz in diesen Richtungen

bereits erworben haben. Da, wo keine Privat- Unternehmungen

bestehen, oder die bestehenden ihre uͤbernommenen Verpflichtungen

zum Baue oder zur Vollendung der Staatsbahnen in den be—

zeichneten Richtungen zu erfuͤllen außer Stande waͤren, soll der Bau der erwaͤhnten Staatsbahnen auf Kosten des Staates be— wirkt werden. n

„Auf den erst zu ęrbauehden Staats-Bahnen wird die Staats— Verwaltung in jedem Falle die Trace in ihrer ganzen Laͤnge be—

Bahnhoͤfe veranlassen. Die Vollziehung dieser Werke ist, wo es

immer geschehen kann, durch Benutzung der Privatbetriebsamkeit

„Die oberste Leitung der Angelegenheit der Staatsbahnen

geruhten Se. Majestaäͤt dem Praͤsidium der allgemeinen Hofkammer zu übertragen und fuͤr die unmittelbare Geschaͤftsbesorgung und Vollziehung eine der Leitung des Praͤsidiums der allgemeinen Hof— kammer untergeordnete technisch-administrative General-Direction zu bestellen, deren naͤchste Aufgabe darin bestehen wird, den aus— fuͤhrlichen Plan zu verfassen, auf welche Art die von Sr. Majestaͤt

vorgezeichneten Grundsaͤtze fuͤr die Zustandebringung der Staats-

bahnen zur Vollziehung gebracht werden sollen. Insofern Privat—

„Was die schon vorhandenen Privat-Bahnen (das heißt

alle jene, welche nicht als Staatsbahnen ausdrucklich erklart sind, oder erklart werden) betrifft, oder solche, welche in der Folge von

einzelnen Parteien oder Privat-Gesellschaften errichtet werden wol—

Verhandlungen nach Vorschrift der unter dem 18. Juni 1838 er—

der Eisenbahnen mit Sicherheit erreicht, eine geregelte, durch die

der letzteren, die sich an die ihrigen anschließen, die Erweiterung

ihres Betriebes und folglich auch die lukrative Benutzung der Ge-

sellschafts-Kapitale in sichere Aussicht gestellt.“ Spanien.

Madrid, 16. Dez. Herr von Salvandy hat gestern dem Regenten einen Privatbesuch abgestattet, und da er sich nur als

Mitglied des Instituts von Frankreich einführte, so glaubt man nicht, daß der Herzog von Vitoria den Besuch erwidern wird. Man versichert uͤbrigens, daß die Zusammenkunft in sehr freund— schaftlicher Weise statt gefunden habe.

Briefe aus Alicante vom 12ten melden, daß daselbst bei Gelegenheit der Munizipal-Wahlen ziemlich ernste Unruhen aus— gebrochen sind. Der politische Chef hat, in Uebereinstimmung mit der Provinzial-Deputation und den ubrigen Behoͤrden, die Wah— len suspendirt und eine Proclamation erlassen, wodurch die Schlie—⸗ ßung der Kaffeehäͤuser u. s. w. mit Einbruch der Nacht, so wie die Erleuchtung der Balkone anbefohlen und jede Versammlung von mehr als drei Personen in den Straßen untersagt wird.

In Valencia sind die Wahlen ganz in republikanischem Sinne ausgefallen, doch ist Alles ruhig abgegangen.

Türkei.

Konstantinopel, 28. Nov. (Journal de Smyrne.) Am 2Msten fand ein außerordentliches Conseil bei der Pforte statt. Man versichert, daß der betruͤbende Zustand von Syrien, welches durch die vom Fanatismus angeregten Zwistigkeiten zerrissen wird, Gegenstand der Berathung gewesen ist.

Die Armenischen Streitigkeiten sind definitiv beigelegt. In einer auf Befehl des Ministerlums bei Ovanes Dadian stattgehab⸗ ten allgemeinen Versammlung hat man sich uͤber die Hauptpunkte

des Streites verstaͤndigt und 27 Personen ernannt, denen von jeßt an die Ueberwachung aller Angelegenheiten der Gemeinde uͤbertragen worden.

Anm vorigen Dienstag ist bei dem Großwesir ein außerordent— liches Conseil gehalten worden, welches einen großen Theil des achmittags dauerte und, wie man versichert, die Angelegenheiten

Griechenlands zum Gegenstande hatte, die seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit des Tuͤrkischen Ministeriums in Ansprüch nehmen.

Abgleich diese Frage noch nicht beendigt ist, so hat man doch alle Grunde, zu glauben, daß dieselbe in kurzem erledigt werden wird.

Der Cirkus des Herrn Melle, der großen Kaserne auf dem Todtenfelde in Pera gegenuͤber, ist in der Nacht vom 24 zum 25. November abgebrannt. Das Feuer soll angelegt worden seyn. In derselben Nacht brach auch in Topchane Feuer aus, das jedoch bald gedaͤmpft wurde.

Konstantinopel, 8. Dez. Vzed Mehmed Pascha, der im vorigen Jahre Gouverneur von Syrien war, dort jedoch in Folge einer zufälligen Selbstverwundung nicht lange verblieb, ist

jetzt ganz unerwartet zum Großwesir ernannt worden.

w Halle, 20. Dez. Von Ostern bis Michaelis 1811 befanden sich auf hiesiger Universitaͤt 705 immatrikulirte Studi— rende; davon sind Michaelis 1841 162 abgegangen, es sind dem— nach 543 geblieben. Vom 22. Juni bis 11. Dezember 1841 sind 162 hinzugekommen, die Gesammtzahl der immatrikulirten Stu⸗ direnden betragt daher 705. Die theologische Fakultat zählt 339 Inländer und 133 Ausländer, zusammen 472. Die juristische Fa— kultät zählt 73 Inlaͤnder und 10 Auslaͤnder, zusammen 83. Die medizinische Fakultat zählt 73 Inlaͤnder und 22 Auslaͤnder, zusam⸗ men 95. Die philofophische Fakultaͤt zählt 46 Inländer und 9 Ausländer, zusammen 55. Gesammtsumme 705. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität 11 nicht immatrikulirte Chirurgen unter der Direction des Herrn Professors Dr. Blasius, als Direktor des chirurgischen Studiums bei hiesiger Universitaͤt, und 2 nicht immatrikulirte Pharmaceuten. Die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhoͤrer ist 13. Es nehmen folglich an den Vorlesungen im Ganzen 718 Theil.

Köln, 20. Dez. Betrachtet man die Menge der im hiesigen Hafen ein- und ausgeladenen Guͤter und die Zahl der noch in voller Fracht befindlichen Schiffe, so steht nichts ferner, als der Gedanke, daß der Dezember bereits herangeruͤckt ist, und daß die moͤglicher- und wahrscheinlicherweise eintretende Kalte bald aller dieser Thätigkeit ein Ende machen wuͤrde. In Amsterdam und Rotterdam wird ohne Aufenthalt verladen, und hier in Koͤln werden noch Guͤter verschifft, welche vor dem Winter uͤber Mil— tenberg, Oesterreich oder uͤber Straßburg die Schweiz erreichen sollen.

Seitdem sowohl die Waaren als auch die Schiffe versichert werden koͤnnen, und der Wetteifer der Versicherungs-Gesellschaf— ten die Preise auf ein Geringes herabgedruͤckt hat, nehmen weder die Kaufleute noch die Schiffer mehr Ruͤcksicht auf die Jahreszeit. Die Besorgniß aber, mit welcher der unerwartet eingetretene Win⸗ ter des vorigen Jahres alle Versicherer erfuͤllt, und der Nachtheil, welchen er verursacht hat, sind noch in frischem Andenken, und deshalb wird hei fast allen Gesellschaften, mit Ausnahme etwa der Pariser, kuͤnftig die Wintergefahr außer dem gewoͤhnlichen Risiko noch besonders mit 3 pCt. versichert werden muͤssen.

Da aber bei dem Aufschwunge des Handels im Rhein-Gebiete ein Stillstand fast fuͤr noch nachtheiliger gehalten wird als Ge— fahr, und es selbst in Hinsicht auf Gewinn meistens nuͤtzlicher ist, pCt. zu verlieren, als zu unguͤnstiger Zeit anzukaufen oder die freie Verfuͤgung uͤber die Waare drei Monate laͤnger zu entbeh— ren, so zeigt sich die Nothwendigkeit, dahin zu streben, daß durch Vermeidung jeden Aufenthalts und durch Verkürzung der Dauer

der Reise die Winters-Gefahr moͤglichst beschraͤnkt und vermindert

werde. Die Abkuͤrzung der Reisen ist unter den jetzigen Umstän— den fuͤr die große Schifffahrt am besten zu erreichen durch die Er— richtung der Dampfschleppschifffahrt. Da nun die von der hiesi— gen Gesellschaft bestellten Schlepper erst im kuͤnftigen Fruͤhsahre fertig werden koͤnnen, es inzwischen aber wuͤnschenswerth erschien, bereits in diesem Winter einige Schleppschiffe zu beschaffen, und da sich gerade die Gelegenheit darbot, zu einem wohlfeilen Preise das urspruͤnglich zur Befahrung der Marne bestimmte, wegen des Tiefganges zu diesem Behufe nicht tauglich befundene Dampfschiff

„Corsaire rouge“ von 80 Pferdekraft anzukaufen, so wurde, um

dessen Schleppkraft zu erproben, in der Mitte vorigen Monats ein Versuch gemacht, bei dem es ein 6 7“ tief gehendes Amster— damer Rangschiff, das bei einer Ladungs-Faͤhigkeit von 1350 Last 117 geladen hatte, in 44 wirklichen Fahrstunden (ausschließlich des Aufenthalts und der Zeit zum Feuermachen 21.) von Emmerich hierher schleppte.

Hinsichtlich der Straßburger Fahrt ist noch nichts entschieden, doch sollen, eingegangenen Nachrichten zufolge, die Schwierigkeiten wegen der Umladungen in den Rheinhaͤfen beseitigt seyn und Frank— reich die Absicht haben, in den letzteren, wo es noͤthig seyn moͤchte, Franzoͤsische Konsuln zu ernennen.

Kosten und Actien-Verhältnisse der Sächsisch⸗ Bayerischen Eisenbahn.

z Altenburg, 22. Dez. Die Kosten der im Bau be— 5 Saͤchsisch-Bayerischen Eisenbahn sind zu 6 Millionen Rthlr. angenommen und auf 60000 Actien zu 19) Rthlr. ver— theilt. 15.000 Actien haben sich die Koͤniglich Saͤchsische und die Herzoglich Altenburgische Staats-Regierung vorbehalten und 45,060 Actien sind gegen Einzahlung von 5. Rthlr. auf jede der⸗ selben in freien Verkehr gekommen. Es sind also auf diese Letz teren im Ganzen 225.006 Rthlr. eingezahlt worden. Dazu be— traͤgt die Einzahlung auf den von den beiden betheiligten Staats— Regierungen vorbehaltenen Antheil 75,000 Rthlr., beides zusam— men also 300,900 Rthlr. Da nun die Regierungen den ubrigen Actionainen während der 6 Baujahre auf ihre geleisteten Einzah— lungen jährlich 4 pCt. Zinsen zugesichert und als Anfangs⸗Termin dieser Verzinsung den 1. Juli 1841 genehmigt haben, so betragen die Zinsen auf die bereits eingezahlten 5 Rthlr. einer jeden Inte⸗ rims⸗Actie den 1. Januar 1842 bereits 3 Ngr. Ueberhaupt bringt jeder eingezahlte Thaler zu 300 Pfennigen monatlich gerade 1 Pf. Zinsen. Es wuͤrde also jeder Interimsschein jetzt einen Werth von 5 Rthlr. 3 Ngr. haben. Dagegen werden diese nach dem Leipziger Courszettel zu 2 Rthlr. 77 Ngr. angeboten. Woher nun dieser geringe Kaufwerth? Geht der Bau nicht erwuͤnscht

von statten, oder hat sich sonst etwas n was die fruͤheren Erwartungen als haltlos erscheinen laßt? Im ö schreitet der Bau rasch fort und die bisher gemachten Erfahrungen uͤber⸗ treffen eher die gehegten Hoffnungen, als daß sie dieselben Luͤgen strafen. Nur die Meinungen haben sich geaͤndert, und dieselben Personen, welche früher im Vertrauen nicht auf die Sache und die gewaͤhrten Bedingungen, sondern auf die vagen Meinungen Anderer fich zum Ackienkauf drängten, beeilen sich nun, entweder durch ihre Mittellosigkeit bedingt oder durch haltloses Gerede be— denklich gemacht, dieselben Actien mit Verlust zu verkaufen, und Tiemand vermag, Buͤrgschaft dafuͤr zu leisten, daß der Kaufwerth der Actien nicht noch tiefer sinken werde, wenn auch in Zukunft Alles, wie bisher, aufs beste geht. Gleichwohl aber duͤrfte derje— nige, welcher jahrlich 13 bis 18 Rthlr. zu eruͤbrigen vermag, die— ses Geld in keiner Sparkasse so hoch zu nuͤtzen ünd so gut anzu— legen im Stande seyn, als durch den Ankauf einer solchen Eisen⸗ bahn⸗-Actie. Angenommen, er muͤßte statt des Courswerthes von 2. Rthlr. jetzt ?. Rthlr. baares Geld dafuͤr zahlen, so bringt ihm diese Kauffumme zunaͤchst jeden Monat Ngr. Zinsen und wenn die naͤchste Einzahlung von 5 pCt. ich will annehmen, den 1. Maͤrz 1812 erfolgt, fo braucht er wegen Abrechnung der bishexri⸗ gen Zinsen nur 4 Rthlr. 26 Ngr. einzuzahlen, um vom 1. Marz an den Werth von 10 Rthlr. mit jährlich 4 pt, verzinst zu er⸗ halten. Gesetzt, es erfelgte dann den 1. Juli 1842 abermals eine Einzahlung von 5 pCt., so haben diese vorher eingezahlten 10 Rthlr. Stammwerth in 4 Monaten wieder 4 Ngr. Zinsen getragen und er erhoͤht durch Einzahlung von 4 Rthlr. 26 Ngr. seinen Stamm auf 15 Rthlr. Wuͤrden 4 Monate spaͤter, also den 1. November 1812, wieder 5 pCt. eingezahlt, so waren nur 4 Rthlr. 24 Ngr. baares Geld nothwendig, um den zinstragenden Actien⸗Fonds bis auf 20 Rthlr. zu erhoͤhen, und nach abermals 4 Monaten wurden blos 4 Rthr. 22 Ngr. erforderlich seyn, um die Stamm-AUgtie auf 25 Rthlr. zu vermehren und so fort, bis mit der 20sten Einzah⸗ lung die Summe von 10) Rthlr. erfuͤllt wäre. Zur Veranschau— lichung moͤge folgende Tabelle dienen, bei welcher jedoch, um dar⸗ aus den Gesammt⸗Betrag der nach und nach von den betheiligten Regierungen vorschußweise zu beschaffenden Zinsen zu berechnen, statt des jetzigen Kaufwerthes von 2 Rthlr. der urspruͤngliche Einzahlungs-Betrag der Interims-A1ctie in Ansatz gebracht wor— den ist. . Gesammt⸗Be⸗ . sa äsden, wie, We öh. Laufende. Angenommener Baagrer lich bagr gelei⸗ eren n Cn. Nummer Tag, an welchem de⸗ Betrag steten Eihzah- zahlungen fur der Ein- ren? Verzinfung be- der Ein- lungen fuͤr i , zahlun ginnt. zahlung. Jahr vom 1. 167 ie—

gen Juli bis wie⸗ Per Juni.

der 1. Juli. ö

Rthlr. Nar. Rthlr. Ngr. Rihlr.

den 1. Juli 1841 Maͤrz 1842 Juli 1812 Nov. 1842 Maͤrz 1843 Juli 18413 Nov. 1843 Maͤrz 1844 Juli 1841 Nov. 1844 Marz 1845 Juli 1845 Okt. 1845 Jan. 1846 April 1846 Juli 18416 Okt. 1846 e Jan. 1847 19) April 1817

20) . Juli 1847 , Baarer Betrag saͤmmtlicher 20 Einzahlungen 89 Fthsr. 1 gr.

Werth derselben 100 Rthlr. Actien-Kapital.

74 15

13 14) 155 16) 17)

18) 15 20

Q —— Q Q x Q d 2 2 Q 2 = s e s s, e, s, s. m, . . = n . . r R

.

Wer daher die erste Actie nicht selbst eingezahlt, sondern, wie oben angenommen wurde, zu 2* Rthlr. gekauft hat, wuͤrde mit

nur 86 Rthlr. 25 Ngr. den Actienwerth von 100 Rthlr. binnen

* 8 42 4 J . 536 6 Jahren fich erwerben. Freilich hoͤren aber den 1. Maͤrz oder J. September nach begonnener Benutzung der ganzen Bahnstrecke

die von den Regierungen gewaͤhrten 4 pCt. Zinsen auf, und es

treten dann nicht allein die von den Regierungen bisher gleichfalls nach und nach eingezahlten 1,500,000 Rthlr., sondern auch die von denselben bisher gezahlten Zinsen, diese jedoch mit Abzug der reinen Einnahme, welche die Fahrten auf den nach und nach fer— tig werdenden Eisenbahnstrecken abwerfen, zu dem bisherigen Ka⸗ pitalwerth aller dem freien Verkehr uͤberlassenen Actien, also zu 1,500,006 Rthlr. hinzu und erhöhen das Stamm-Kapital, vor— ausgesetzt, daß der Kosten-Anschlag auf 6 Millionen Rthlr. genau eingehalten worden ist, immer noch so viel uͤber 0 Millionen, als

von den gewährten Zinszahlungen die bisherigen Ertraͤgnisse der ie sogar⸗ e . . Um . dieses Verhaͤltniß zweige den Preis gewisser Artikel erhoͤheten. durch die Annahme bestimmter, wenn auch nur sehr niedriger Zahlensaͤtze zu veranschaulichen, wollen wir annehmen, daß die zu Ende des Sommers 1842 zu eroͤffnende Bahnstrecke von Leipzig

bis Altenburg bis zum 1. Juli 1813 an reinem Gewinn . Rthlr.

12, 600 . ,,,. c Franzoͤsische Glas-Industrie, die beiläufig um den nämlichen Preis

Die Bahnstrecken V v. Leipzig b. Crimmitschau v. J. Juli 18.13 bis 1. Juli 1314 2000 1 d Zwickau . etwa b. Reichenbach 1 1845 . (6 1846 10,90 0 k Plauen (0 1 1846 3 6 (6 1847 60, 000

sammtliche Streckenfahrten zus. also bis zum 1. Juli 1847 162,0 Rthl. reinen Gewinn einbraͤchten, daß also diese 162,000 Rthlr.

zunächst von dem Gesammt-Betrage der vorschußweise den Actio⸗ nairs gezahlten Zinsen im Betrage von 10 Rthlr. 29 Ngx. auf jede Actie, oder von 480,000 Rthlr. auf sammtliche 45,090 Actien in Abzug zu bringen wären, so wuͤrde sich das urspruͤngliche An— lage⸗Kapital noch immer auf 6,318 0990 Rthlr. erhoͤhen. Es wuͤr⸗ den also, um dasselbe mit 4 pCt. jährlich zu verzinsen, 252,720 Rthlr. reine Jahres-Einnahme erforderlich seyn, und diese erscheint fuͤr eine 20 Meilen lange und dann noch weithin fortgesetzte Eisen⸗ bahn nicht eben bedeutend, da z. B. der diesjährige Brutto⸗Ertrag der kuͤrzeren Leipzig-Dresdener Bahn . Million Rthlr. betragt. Aber auch angenommen, daß unsere Bahn weniger, z. B. nur 200,000 Rthlr. oder selbst nur 180.0606) Rthlr. reinen Jahres⸗ Gewinn brächte, so hat dieses wohl fuͤr die beiden betheiligten Staats⸗-Regierungen eine Verminderung und bei 180009 Rthlr. reinem Jahres-Gewinn sogar den gaͤnzlichen Verlust jedes Gewinn⸗ Antheils zur Folge, die uͤbrigen Actionaire aber erhalten durch die ihnen zugestandenen guͤnstigen Bedingungen noch immer jaͤhrlich auf jede Actie 4 Rthilr. ausgezahlt. Saͤnke aber der reine Ertrag

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der ganzen Bahn selbst unter 1890000 Rthlr. jährlich herab, z. B. auf 1506, 60 Rthlr., fo wärde sich nun auch die Dividende der Actionaire, in dem angenommenen Falle, z. B. auf 3 Rthlr. 10 Ngr.— und bei blos 100, 09090 Rthlr. reinem Gewinn auf 2 Rthlr. 6 Ngr. 6 Pf. vermindern. Ob jedoch ein solch uͤberaus geringer Ertrag auf dieser Bahn, namentlich wenn dieselbe vertragsmaßig bis

Nürnberg oder gar bis Muͤnchen ohne Unterbrechung fortläuft,

bei der großen Bevölkerung, welche sie in schnelle Verbindung setzt, und bei dem erfahrungsmäßigen Verkehr auf den bisherigen auf sie einwirkenden Eisenbahnen, besonders auf der Magdeburg⸗ Leipziger, die dann wahrscheinlich auch Braunschweig, Hannover und Bremen in ihren Bereich gezogen haben wird, auf der Ber— lin-Anhaltischen, welcher dann in Berlin eine Bahn von Stettin, eine andere von Frankfurt a. d. O. und eine dritte von Hamburg Personen und Guter zufüͤhren wird, und auf der Leipzig⸗-Dresde— ner, welcher dann auch von Schlesien her vermehrte Menschen— und Guͤterstroͤme zufließen werden, irgendwie zu erwarten stehe, das mag jeder ruhige und besonnene Beurtheiler sich selbst sagen und demgemäß seine Entschluͤsse fassen. Jedenfalls aber ist es fuͤr den Privatmann sehr bedenklich, ohne die gehörigen Mittel mehr Actien zu kaufen, als er bei den nothwendig erfolgenden späateren Einzahlungen bestreiten und behaupten kann, weil solche bedrängten Actien⸗Inhaber dann stets die Beute der spekulirenden Kapitalisten werden und um so großere Verluste erleiden, je mehr sie mit dem Verkaufe ihrer Actien eilen muͤssen.

Die General-Conseils des Handels, des Ackerbaues und der Industrie zu Paris.

Glaswaaren.

O Paris, 22. Dez. Die General-Versammlung der con— seils gönéraux des Handels, der Industrie und des Ackerbaues, welche den 16ten l. M. eroͤffnet wurde, hat gestern ihre erste Sitzung abgehalten, um die betreffenden Arbeiten unter sich zu vertheilen. Die General-Versammlung besteht aus drei Haupt— Sectionen: nämlich des Handels, der Industrie und des Acker— baues, welche jede 55 Glieder zaͤhlt, und die aus jenen Mannern, die sich in einem oder dem anderen der einschlagenden Fächer be— sonders auszeichnen, zusammengesetzt ist. Man hat jedoch bemerkt, daß der Handels-Minister weder Herrn Rossi, noch Herrn Blan— qui, die als die zwei tuͤchtigsten Oekonomisten Frankreichs gelten, dazu gezogen hat. Man versichert, Herr Cunin Gridaine habe als Grund davon angegeben, daß, da die beiden erwähnten Oekonomi— sten die Verfechter des Prinzips der Handelsfreiheit seyen, ihre Anwesenheit in den conseils gönéraux des Handels und der In— dustrie so hätte ausgelegt werden koöͤnnen, als wolle die Regierung das Prohibitiv-System, welches in Frankruich als die Aegide der National-Industrie betrachtet wird, frü Wder spaͤter aufheben, wodurch die uͤbrigen Mitglieder der coneils gentrau mißtrauisch gemacht worden waͤren. So aber will die Regierung der Gene— ral-Versammlung ihre volle Freiheit lassen, und sich nur darauf beschraͤnken, uͤber die vorkommenden Fragen das groͤßtmoͤgliche Licht zu verbreiten.

Zu diesem Ende hat gestern der Handels-Minister eine Menge statistischer Dokumente uͤber die Hauptpunkte, die der Berathung zu Grunde gelegt werden sollen, der General-Ver— sammlung mitgetheilt. Unter diesen Dokumenten sind zwei, die vorzuͤglich die Handels-Interessen Deutschlands naͤher beruͤhren,

naͤmlich die in Bezug auf das Schlachtvieh und die Glas- und

Krystallwaaren. Ich will heute blos mit den letzteren mich befassen, weil in Bezug auf das erstere der Handels-Minister noch einige Daten nachzutragen versprochen hat. In den von dem Minister vorgelegten Dokumenten heißt es im Wesentlichen:

„Die Glas- und Krystall-Industrie theilt sich in fuͤnf Klassen ein: Spiegelglas, eigentliches Krystall, Glasscheiben, gemeines Fla— schenglas, Glaswaaren. Von diesen fuͤnf Fabrikzweigen sind nur zwei, namlich Krystall und Glasscheiben, durch verbotene Einfuhr geschuͤtzt. Von diesen beiden soll besonders hier gesprochen werden.

„Das Verbot der Einfuhr dieser Artikel datirt vom 15. Maͤrz 1791, es zählt daher eine Dauer von mehr als 560 Jahren. Hat wohl dieses System, das den inneren Markt dem Monopol weni— ger Fabriken, denen man noch uͤberdies oͤfters den Vorwurf machte,

daß sie sich heimlich einverstehen, um die Preise zu beherrschen,

auheim fallen laßt, hat wohl dieses System lange genug gewaͤhrt? Hat es denn nicht schon genug energisch zu Gunsten der inlaͤndi— schen Industrie gewirkt, auf daß man heutzutage ohne wirkliche Gefahr dasselbe, wie es das allgemeine Interesse erfordert, modi— fiziren konne?

„Dies ist die Frage, die sich gegenwartig darbietet, und die schon im Jahre 1831 erhoben wurde.

„Damals schon warf man den Franzoͤsischen Krystall-Fabriken vor, daß, waͤhrend sich ihre Arbeits-Bedingungen und ihr Ertrag gebessert hatten, sie nicht im gleichen Maße den Verkausspreis herabsetzten, und daß sie sogar im Gegensatz anderer Industrie— Man stellte vor, daß diese Preis-Erhöͤhung zuerst den inneren Handel beeinträchtigte, und dann mit der Zeit unsere Ausfuhr, die nicht ohne Bedeutung ist, gefaͤhrden koͤnnte, um so mehr, als unsere Ausfuhr, die weit großere Transportkosten als die Englischen Glaswagren zu tragen

hat, in Bezug auf den Preis große Vorsicht gebrauchen muß,

um die Konkurrenz auszuhalten. Man wunderte sich, daß die

als Großbritanien und Belgien produziren kann, und aber welche

. sie im Allgemeinen den Vorzug durch die Schoͤnheit ihrer

Fabrikate behauptet, durch das Verbot fremder Einfuhr geschuͤtzt zu werden brauche, da sie hoͤchstens die Konkurrenz der Boöhmi— schen Glas-Fabriken zu fuͤrchten hat, welches Land aber von uns zu weit entfernt ist, um uns auf unserem eigenen Markt gesaͤhrlich zu werden. . . „Diese Bemerkungen sind vorzuͤglich durch das Zeugniß eines in diesem Fache als Chimist und Fabrikant gleich aufgeklaͤrten Mannes, der daruͤber zu Rathe gezogen wurde, bestaͤrkt worden.“) „Aus einer allgemeinen Berechnung der Fabrications-Kosten jeder Art in Frankreich und Belgien, zog er den Schluß, es sey allerdings wahr, daß den Belgischen Fabrikanten das Brenn-Material wohlfeiler, als den unsrigen, zu stehen komme, aber daß das Soda⸗Sulfat, das Haupt⸗-Element der Glas⸗Fabri⸗ cation, uns weit weniger koste, und daß die Fabrikskosten am Ende in diesen beiden Laͤndern beiläufig die naͤmlichen waren. Was England betrifft, so meint er, die Englischen Glas-Fabri— kate stehen zu weit hinter den unseren, um letzteren gefaͤhrlich zu scheinen.

I Herr Clement Desarmes, Professor am Konservatorium der Handwerke und Kuͤnste und in der Fabrik von Saint⸗Gobin mit interessirt.

Gesammtzahl der Fabrikanten bestritten worden.

„Nach seiner Meinung waͤre ein 233 von 15 pro Cent hinreichend, um unsere Glas⸗Industrie zu schuͤtzen. „Aber alle diese Gruͤnde und Betrachtungen sind durch die

Diese haben

zuerst damit angefangen, den Vorwurf einer Coalition von sich zu

weisen, indem sie erklärten, daß die Errichtung eines Central⸗

Depot in Paris zum Verkauf der Produkte der vier vorzüglichen

Glas⸗Fabriken kein Monopol bilde, daß diese besondere Anstalt da waͤre,

um ihre eigenen Interessen mit jenen des Handels im Allgemeinen in

Einklang zu bringen, indem daselbst der Tarispreis nach den Be⸗ = r und nach der Zweckmäßigkeit des Verbrauchs bestimmt werde.

In Bezug auf die Preis-Erhöhung gewisser Artikel behaupten sie, daß dieselbe ohne Bedeutung sey, und daß sie uͤberdies durch die großere Preis-Verminderung der Fabrikate im Ganzen gut kompensirt werde. Sie haben hinzugefuͤgt, daß die fortwährenden Verbesserungen des gegossenen Glafes sie gezwungener Weise zu immer weiteren Preis-Verminderungen der Krystalle fuͤhren muͤsse.

Zuletzt bemerkten sie, daß sie allerdings in Folge eines ange⸗ messenen Schutz⸗Zolles die Belgische und Englische Konkurrenz aushalten konnten, daß aber dies nicht in Bezug auf Boͤhmen mbglich wäre. Böhmen, sagen sie, ist unser wirklicher Antogonist, und man muß nicht glauben, daß dessen Entfernung fuͤr dasselbe ein großes Hinderniß bilde. Auf der Ems und uͤber Hamburg, gelangen die Böͤhmischen Glaͤser nach dem Havre, und der Trans⸗ port koslet nicht mehr als 6 Fr. fuͤr () Kilogramme. Um nach dem Havre zu gelangen, kosten unsere eigenen Produkte der bͤstli= chen Provinzen 8 Fr. undõh Cent. fuͤr 50 Kilogramme. Es ist demnach ein Unterschied von 414 12 pCt., wozu man noch hin⸗ zusetzen muß 1) einen unermeßlichen Unterschied in der Handar⸗ beit, den was uns 2 Franken kostet, bezahlt man in Boͤhmen mit 15— 20 Cent. 2) Den Unterschied im Preise der Urstoffe, wie Sand, Blei, Pottasche, und namentlich die beiden letzteren. dle bei ihrer Einfuhr in Frankreich dem Zoll unterworfen find.

„Dies vorausgesetzt, berechnen sie, daß das Prohibitiv⸗System

nur durch einen Schutz⸗-Zoll von wenigstens 30—40 pCt. ersetzt werden darf. Einige Fabrikanten haben diesen Schutz⸗Zoll noch hoͤher angeschlagen. Ein anderer Fabrikant, dessen mäßige Forde⸗ rungen hekannt sind, erklaͤrte, das grbßte Hinderniß, um diese Frage gluͤcklich zu loͤsen, waͤre die Erhebung des Schutz-Zolles. Man konne ihn nicht nach dem Werth der Waare erheben; denn auf diese Art muͤßte man die Kisten wegen der Verification auf— machen, was bei so leicht zerbrechlichen Gegenstaͤnden dem Han— del großen Schaden verursachen koͤnnte, auf der anderen Seite, sey nichts leichter, als eine Boͤhmische Spiegelplatte mit einer ge⸗ woͤhnlichen Glasscheibe zu verwechseln, und fo den kontrolirenden Aufseher des Zollamts irre zu fuͤhren. Wollte man die Zollge— buuͤhr nach dem Gewicht berechnen, so waͤre dann unmoglich, die verschiedenen Glaͤserarten von einander zu unterscheiden, und so muͤßten die schlechtesten Qualitaͤten den naͤmlichen Preis wie die besten zahlen. Dies wuͤrde soviel als ein Prohibltiv-Zoll seyn, und es waͤre demnach besser, das gegenwartige System ohne wei⸗ teres aufrecht zu erhalten. Die im Jahre 1834 angestellten Untersuchungen haben diese sich widersprechenden Meinungen zu Tage gebracht. Es scheint in—⸗ dessen, daß unter dem Verbot-System durch die bloße Macht der inneren Kankurrenz seit jener Zeit die Franzdsische Glas⸗Industrle einen fortschreitenden Aufschwung genommen hat, der sich von da an immer erhielt, wie es aus dem Bericht der Jury uͤber die Ausstellung von 1839 erhellt.

„In Betreff der Ausfuhr scheint eben so aus den That— sachen hervorzugehen, daß die Lage unserer Glas-Industrie auf den auswärtigen, Märkten in vielen Artikeln sich gebessert hatz. So zum Beispiel ist unsere Ausfuhr großer Spiegelplatten von 1827 bis 1840 von 577,090 Fr. auf 989, 000 Fr. ge⸗ stiegen, die von leeren Flaschen hat sich verdoppelt, naͤm— lich von 1,140,000 Kilogrammen ist sie auf 2,197,000 estie⸗ gen, die der Krystalle, die im Jahre 1827 nur 233, 006 be— trug, war im verflossenen Jahre von 682, 0090 Kilogr.; endlich die Einfuhr von Glaswaaren uͤberhaupt hat die bis jetzt unerhoͤrte Chiffre von 280,900 Kilogr. erreicht. Im Ganzen ist der Fort⸗ schritt der Glas-Industrie auf 43 pCt. anzuschlagen (von 6,532,000 Fr. im Jahre 1827 auf 9,335,000 im Jahre 1840). Dagegen wurde die Ausfuhr Großbritaniens, die im Jahre 1827 auf 13,178,000 Fr. sich belief, im Jahre 1839 auf 9,280, 000 Fr. reduzirt, waͤhrend die Belgische Ausfuhr von 967,000 Fr. im Jahre 1834 im Jahre 1839 auf 4,512, 0090 Fr. stieg.

Unter diesen Umstaͤnden werden die conseils genéraux zu pruü⸗ fen haben:

1) Welcher ist der gegenwaͤrtige Zustand unserer Glas⸗Industrie im Vergleich mit jener des Auslandes?

2) Welche Mauth⸗-Gebuͤhr muͤßte man festsetzen, im Fall Schutz⸗ zoͤlle an die Stelle des Prohibitiv-Systems einzufuͤhren wären?

Wenn die Schwierigkeiten, den Zoll nach dem Werth der

Waare zu erheben, wirklich so groß sind, als man be—

hauptet, wie könnte man da den Zoll nach dem Gewicht be⸗

stimmen, ohne daß der Schutzzoll fuͤr die eine Gattung von Glaswaaren ein Verbot fuͤr die andere Gattung werde? Ob es zweckmäßig sey, den im Laufe des Jahres 18490 von einem ehrenwerthen Fabrikanten gemachten Antrag auf die Einwendungen, die im Jahre 1834 gegen die Aufhebung des Verbot-Systems erhoben wurden, und der darin besteht, daß man eine Zollgebüͤhr von 690 Fr. pro 190 Kilogr. und uͤber— dies einen Zoll von 25pCt. des Waarenwerthes als Schutz zoll aufstellen muͤßte, anzunehmen sey oder nicht?

wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Konzert von Franz Lißt. Seit Paganini's An⸗ wesenheit in Berlin hat sich in keinem Virtuosen⸗Konzert eine so ge— waltige Bewegung gezeigt, wie sie gestern unter den Zuhörern 65 kundgab, als Franz Lißt uns zum erstenmal die Macht seines Ge⸗ nius fuͤhlen ließ und die ans Wunderbare graͤnzende Fuͤlle und Fer⸗ tigkeit seiner Technik vor uns entfaltete. Was wir bisher an glaͤn⸗ zenden Leistnngen auf dem Pignoforte gehort, so erstaunlich auch Manches davon war, lag doch Alles noch in den Graͤnzen des Faß⸗ lichen; Lißt aber erscheint uns wie mit titanischen Kraͤften begabt,

vor denen die Schwere des Stoffes rein verschwindet. Sieben Mu⸗

sikstuͤcke nach einander, mit nur geringen Pausen, wie im vosssten Orchester dahinbrausend und doch nur von zwei Haͤnden ausgefuhrt, man staunt eben so uͤber die Natur, die solcher Anstrengungen faäͤ⸗ hig ist, wie uͤber den Geist, der das Material sich in solchem Maße dienstbar zu machen weiß, jg, dem auch das kraͤftigste Instrument kaum hinreicht, um seine Staͤrke und Rapiditaͤt vollkommen zu ma⸗

nifestiren. Die Energie und Klangfuͤlle der Englischen Mechanik

ist berͤhmt, und doch haͤtte sie fuͤr den stürmischen Schlußsatz der Tell-Ouvertuͤre noch staͤrker seyn moͤgen, Lißt batte auch hier, wie er es bekanntlich uͤberall thut, jwei Instrumente fuͤr sich aufstellen lassen, um, wenn das eine sich verstimmte oder eine Saite darauf