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bei dem er akkreditirt ist, aufzufordern. Somit schiene diese diplo⸗
matische Zwistigkeit geordnet.
8655 * 15. Jan uar. Der Aufschwung der Franzoͤsi⸗ schen Renten, wenn schon langsam vorschreitend, nimmt nichts⸗ destoweniger seit einiger Zeit einen 13 72 Gang. Die Renten sind insbesondere au comptant sehr gesucht. Heute trat am Schiusse der Böͤrse eine leichte Reaction ein, da sich das Ge⸗ ruͤcht von der — Zuruͤckberufung des Herrn von Salvandy
und der ganzen Franzoͤsischen Legation von Madrid verbreitete.
. Pari 13. Jan. Die Pairs-Kammer hat die von 2 Guizot uͤber die orientalischen Angelegenheiten gegebenen rklaͤrungen guͤnstig aufgenommen und Niemand hat Aufschluͤsse uͤber die Spanische Frage verlangt, worauf der Marquis von Dreux⸗Breze antrug. Dieser Redner, dem es durchaus nicht an Talent fehlt, greift in jedem Jahre bei der Diskussion der Adresse das Ministerium wegen seiner auswärtigen Politik an. Er ist ein Legitimist, der wegen seiner Maͤßigung, seiner ausgezeichneten Manieren und seines Namens in der Pairs⸗Kammer ziemlich gern angehört wird, wo er, allerdings mit weniger Glanz, dieselbe Rolle spielt, wie Herr Berryer in der Deputirten⸗Kammer.
Der Antrag des Herrn de Daunant, das Sinele wegen der Unehrerbietigkeit, womit es von den Arbeiten der Pairs⸗Kammer und von mehreren Mitgliedern derselben gesprochen, gerichtlich zu verfolgen, hat großen Laͤrm in der Presse erregt, und die Qpposi⸗ tion uͤuberlaͤßt sich heute deshalb kläglichen Betrachtungen. Werden denn aber diese ungebuͤhrlichen Angriffe, diese geschmacklosen Necke⸗ reien gegen die Staats⸗Gewalten immer ungestrast bleiben? Darf der erste beste Journalist, wenn er bei uͤbler Laune ist, die Kam⸗ mern ohne Grund insultiren und ihre Autorität der Form oder dem Wesen nach angreifen? Dies ist eine ernste Frage, die alle Wohlgesinnten gewiß verneinend beantworten werden. Die * achtet nichts mehr, und die September⸗Gesetze, so wie die ef;
ebung in Bezug auf die Journale im Allgemeinen, sind nur ein . Zügel fuͤr die Ünverschaͤmtheit gewisser Schriftsteller.
ie von Herrn de Daunant denunzirten Artikel sind von Herrn Chambolle, Haupt⸗Redacteur des Sid ele und Deputirter fuͤr das Departement der Vendée, geschrieben. Er ist eine klassische Mittelmäßigkeit und seine langweiligen Artikel machen gewoͤhnlich keinen großen Eindruck auf das Publikum. An jenem Tage war er unstreitig in Begeisterung und wollte sein Blatt durch eine ungewohnte Lebhaftigkeit auffrischen.
Die angegriffenen Mitglieder besitzen freilich keine besonders roße Autorität. , n. kennt die Herren Merilhou und Cern. und ihre Stellung unter der Restauration. Herr d' Al⸗ ton Shee ist ein noch junger Mann ohne Erfahrung, der seit kurzem in die Pairs-Kammer getreten ist und seinen Unterricht anderswo empfangen hat, als in den Sitzungen des Parlaments. Herr de Boissy hat das Verdienst, daß er 5 — 600,060 Fr. Ren⸗ ten besitzt, und dies hat ihm vor einigen Jahren den Eintritt in den Palast Luxembourg verschafft. Aber diese Umstaͤnde mil zern keinesweges die unschicklichen Angriffe des Sincle, welches sich suweilen, wie sein Kollege, der Courrier, ohne Sinn und Ver— e an weit bedeutendere Maͤnner wagt, und zwar einzig des⸗
alb, weil sie nicht seiner Meinun sind und die albernen NR rungen, welche es vorschlaͤgt, zuruͤckweisen.
Herr d'Argout hat in der Pairs-Kammer den projektirten Traktat zwischen Frankreich und Belgien lebhaft ae, Sw. und in einer langen Rede alle Gefahren darzulegen gesucht, die eine solche Unterhandlung fuͤr unseren Handel und unsere Industrie
rbeifüͤhren wuͤrde; Brennmaterialen, Eisen, die gewebten Stoffe,
les hat die Revue passiren muͤssen, und der Gouverneur der Fran⸗ bsischen Bank sieht uberall nur Gefahren und nirgends hinreichende
ntschaͤdigungen. Dies Alles überrascht uns nicht. Herr d'Argout liebt aus Interesse und aus Gewohnheit das Prohibitiv⸗System. Er ist, eben so wie seine Kollegen und Freunde, die Herren De⸗ cazes und Humann, wie die Herren Roy, d'Alligre, Boissy, Tal⸗ houet, sämmtlich Pairs von Frankreich, bei den Eisenhuͤtten inter⸗ essirt. Es handelt sich hier nicht mehr um einen offentlichen Ge⸗ genstand, sondern um die Eisenhuͤtten jener Herren. Sie verthei⸗ digen dieselben aus allen Kräften; sie werden ihren Zweck errei⸗ chen und es ist gegenwartig wohl gewiß, daß wir keinen Traktat mit Belgien haben werden, welches indeß den Abschluß des pro⸗ jektirten Vertrages lebhaft wuͤnscht.
In der Deputirten-Kammer wird der Widerstand noch hef⸗ tiger seyn. Dort befindet sich die groͤßte Zahl der Eigenthuͤmer von Wäldern, Steinkohlen-⸗Gruben, Eisenhüͤtten, Zeug-Fabriken und Gewerbtreibenden, die dabei interessirt sind, das Monopol, welches sie besitzen, sorgfaͤltig zu bewahren. Man wird vielleicht fragen, warum das Ministerium, so furchtbaren Hindernissen ge⸗ . bei seinem Vorhaben beharrt? Das Ministerium ge⸗
eue⸗
orcht den Eingebungen des Koͤnigs, der die Abschließung eines raktats lebhaft wuͤnscht. König Leopold theilt dieselben Gesin⸗ nungen; es scheint, daß beide Koͤnige mit großem Eifer die Initiative in dieser Angelegenheit ergriffen und nicht die fast all⸗ emeine Opposition erwartet haben, die sich gegenwaͤrtig in den ammern und in einem Theile der Presse kund giebt.
Das Ministerium wird am naͤchsten Montag der Deputirten⸗ Kammer einen , . uͤber die Anlegung von Eisenbahnen vorlegen, der schwerlich angenommen werden wird, und zwar aus 9 enden Gründen. Der Marschall Soult und der Minister der
entlichen Arbeiten sind äber diesen Gegenstand nicht einig. Der Erstere besteht auf der . der Linie von Paris nach der 2 ränze und ven Paris nach Straßbun— z Herr Teste
diese zweite Linie noch vert en ö. ie an die 8 1 agen, der Marscha
er den Sieg r so
itte von Frankreich sich vereinigen, um
ausgeführt werden, und wir l 4 aufen große Gefahr,
egie⸗ . Din ö ben Gang; es folgt daraus, daß die n 6 ier ü
t Großes und Nuͤtzliches fuͤr Frankreich n m n, e.
* Paris, 18. Jan. Der Kriegs- Minister hat 31. 9 16a einen Befehl an die e ,
lassen, welchem zufolge in jedem Regimente die Einführung einer Musik⸗, Gesangsschule und eines r. Gesanges gestattet egimentern
und angerathen wird. Zu diesem Behufe wird den
.
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74 In Folge der dieser Tage statigehabten Raufereien unter den hiesigen Truppen werden gegen 90 Verwundete, meist Hieb⸗ und
Stichwunden, in den verschiedenen Spitaͤlern gepflegt. Von den übrigen Soldaten, die daran Theil genommen, sind viele in strenge Haft gebracht worden und haben eine ernste Bestrafung zu er⸗ warten.
So eben erfahre * daß der General Pajol, Kommandant der ersten Mlilitgir-⸗Division, an die Truppen von Paris einen sehr strengen Divisioßs⸗-Befehl wegen der letzten Unordnungen erlassen hat. Auch General Darrieul that ein Gleiches. Auch ist auf Ansliften der verschiedenen Regiments-Chess vorgestern eine Art feierliche Versohnung zwischen den verschiedenen Regimentern ge— feiert worden, wo friedliche Toaste ausgebracht und Versoͤhnungs— Reden gehalten worden sind.
Die am 10. Januar stattgefundene nach Kenkurs geschehene — — der Arbeiten zum Fort von Charenton, hat wiederum den Bewels geliefert, wie die Befesligungen von Paris bereits eine große Menge von Unternehmern rulnirt haben. Auch der ehema⸗ lige Unternehmer der Arbeiten am Fort Charenton, welches, einen bedeutenden Punkt beherrschend, sehr wichtig erscheint, ist laͤngst zahlungsunfähig geworden, und deshalb mußte ein neuer Unter nehmer gewählt werden. Die Regierung hat von dem ruinirten Entrepreneur Lebrun sein gesammtes Material äͤußerst wohlfeil
gekauft. Großbritanien und Irland.
London, 12. Jan. Ministerielle Blatter melden nun, daß die Taufe des Prinzen von Wales desinitiv auf Mittwoch, den 26sten d. M. festgesetzt sey. 8
Nach einem Schreiben aus Neapel ist es den Britischen Kom⸗ missarien zur Erledigung der Streitigkeiten uber die Schwefel⸗ Frage., Sir Woodbine Parish und Herrn Sulivan, gelungen, alle mit diesem Gegenstande noch in Beziehung stehenden Fragen zu erledigen, und zwar ohne daß es nöthig gewesen ware, den Fran⸗ zoͤsischen Schiedsrichter gehn wg rn,
Nach der Quarterley Review belaͤuft sich die Zahl der jeßt in Frankreich wohnenden Englaäͤnder auf 5,060, wobei die Tausende von durchreisenden Touristen nicht eingerechnet sind; die Gesammtzahl der in den Niederlanden, in Frankreich, Deutsch⸗ land, der Schweiz und Italien wohnenden Englaͤm der aber beträgt weit uͤber 1090069, welche jährlich aus ihrem Lande mindestens 5 Millionen Pfd. St. beziehen, die sie im Auslande verzehren. Der Globe meint, England sey zu theuer geworden, um bei maͤßigen Einkuͤnften behaglich darin leben zu können. .
3 Bath wurde dieser Tage eine Versammlung der Wollen⸗ waaren⸗Fabrikanten der Grafschaften Gloucester, Wilty und So⸗ merset gehalten, worin mehrere auf die bedeutende Stockung im . und die daraus entspringende Noth der Ar⸗ beiter bezuͤgliche Beschluͤsse gefaßt wurden. Zugleich sprach die Versammlung die Ansicht aus, daß nur durch Aufhebung der Korngesetze geholfen werden koͤnne. Ein Beschluß zu Gunsten der Ackerbau⸗Interessen wurde gaͤnzlich verworfen.
Dr. Fowler, Bischof von Ossory, Leighlin und Ferns, in Ir⸗ land, ist zu Kilkenny in seinem 76sten Jahre mit Tode abgegangen.
Deutsche Bundesstaaten.
Altona, 14. Jan. Aus Kopenhagen ist in Bezug auf die Vetheilgung unserer Stadt durch Actlen-Zeichnung an der Altona⸗ Kieler Eisenbahn solgende Koͤnigliche Resolution vom 31. Dezem⸗ ber v. J. eingegangen.
„uns ist allerunterihaͤnigst vorgestellt worden, daß und aus wel⸗ chen Gruͤnden Ober⸗Praͤsidium und Magistrat der Siadt Altona sich wider die, von dem dortigen Eisenbahn Comité vorgeschlagene, von den Kaͤmmerei⸗Buͤrgern und Buͤrger⸗Repraͤsentanten und von vielen Kaufleuten und anderen Buͤrgern verlangte Theilnehmung der Stadt⸗ Kasse an dem Unternehmen einer Eisenbahn zwischen Altong und Kiel durch Actien Zeichnung erklart haben. Da Wir in einer Verbin⸗ dung zwischen den Siadten Altona und Kiel durch eine Eisenbahn nicht allein ein nützliches und wirksames Mittel zur Belebung des Handels und Verkehrs im Allgemeinen erkennen, sondern auch die große Wichtigkeit einer solchen Anlegung für die Stadt Altena in⸗ sonderheit unzweifelhaft ist, so wird jede Unterstuͤtzung, welche die⸗ sem Unternehmen gewahrt wird, nur mit Unseren Känschen herein stimmen. In Betracht der Bedenklichkeiten, welche Ober⸗Praͤsi⸗ dium und Ragistrat wider Actien- Zeichnung für Rechnung der Stadt⸗ kasse vorgebracht haben, und da in weiterer Verfolgung und schleu⸗ nigst möglicher Realisirung des, von dem Eisenbahn- Comité Uns il lun e in f vorgelegten Garantie Planez ein, zur Ausgleichung der verschiedenen Ansichien sich eignendes Mittel gegeben zu seyn scheint, so wollen Wir Allergnaͤdigst Unserer Kanzlei es übertragen haben, das Altonger Eisenbahn⸗ Comité zur . seiner ver⸗ dienstvollen Bestrebungen auf diesem Wege aufzufordern, wobei Wir Uns einer n . daß durch r , . 16 PNa⸗ nes von den zahlreichen Liltonger Bürgern, welche ihr lebhaftes In⸗ teresse fuͤr das Eisenbahn- unternehmen an den Tag gelegt haben, eine hinreichende Garantie werde zu Stande gebracht und die Be— denklichkeiten werden weggerdumt werden, die wider das Anleihen eines allerdings bedeutenden Kapitals e Rechnung der Stadt ge⸗ macht worden. Wir wollen zugleich Unserer Kanzlei den Befehl er⸗ theilt haben, daß den Bürgern H. Stoppel und Konsorten in Altona, der dortigen Handels Sociclaͤt und dem Kieler Eisenbahn Comits Mittheilungen zugestellt werden, die mit dieser Unserer Allerhöchsten Resolution uͤbereinstimmen.“
J
Frankfurt a. M., 15. Jan. In dieser Woche zeigte sich an unserer Böͤrse im Allgemzinen, die Taunus⸗-Eisenbahn⸗Actlen ausgenommen, keine große Lebhaftigkeit. Die Oesterreichischen Fonds gewannen in den letzteren Tagen wieder mehr Festigkeit, da sie zu Wilen ihre momentane Flauheit verlassen . und wieder im Steigen begriffen sind. Die Hollaͤndischen Gattungen folgen der rückgangigen Bewegung der Amsterdamer Böͤrse, waren aber heute kaum veraͤndert, wiewohl sie wiederum von Amsterdam niedriger kamen. Ueberhaupt war unsere Bbrse heute sehr willig gestinimt und deshalb auch Ardoins fest, die am 12ten d. zu 6. gewichen waren. Die hohere Notirung der Franzoͤsischen Rente ermunterte heute sehr die Kauflust der Spekulanten in allen Ef⸗ sekten⸗ Gattungen. Am lebhaftesten war in dieser Woche das Spiel in Taunus-EisenbahnActien. Durch starke Verkaufe gin= gen die Aktien täglich mehr zurück und die Baisse war be⸗ müht, die absurdesten Gerüchte zu verbreiten, um den Cours der Actien E drücken. Gestern erklärten sich aber die seit⸗ herigen Verkause krüheren Comité's der Bahn, welches eine starke tien deponirt hatte und 2 nun veräußerte. Heute zeigte sich eg . Pieder große Kauflust und die Actien stiegen auf 774 Fi. X. Die Verhältnisfe der Taunus⸗Eisenbahn sind Von der günsilg⸗ sten Natur und deshalb ist mindestens ein fester Cours der Actien zu erwarten. Die General- Versammlung der Actlonaire der Tau⸗ hug-Eisenbahn findet im März statt und man erwartet daß die Dividende von 1841 pro Aetk (von 250 Fi) mindestens 156 5. —— seyn werde. Sie wurde welt höher kemmen, wenn nicht im
digen. Jahre bedeutende außerordentilche Aus aben, namentlich
die Gesangs⸗ Methode Wilhem als die beste anempfohlen.
auch för Anschaffung von Lolomotiven und
agen, eingetreten
kunft
in den Actien; sie geschahen fuͤr Rechnung des Summe in Ac⸗
waͤren. Die Betriebskosten der Taunug⸗Eisenba r kaum mehr als Vierzig Procent, was mit Zuverlaͤssigkeit behauptet werden kann. Unter solchen Umstaͤnden ist der Taunus⸗Eisenbahn nur ein guͤnsliges Prognostikon zu stellen und von der Aus führung der Dampsschifffahrt auf dem Main nicht das Geringste fuͤr de⸗ ren Frequenz zu besorgen. ie . hielt die dieswoöͤchentliche Dun statt Donnerstag, 2 da durch den Tod des Königl. Bayers⸗= schen , esandten, Herrn von Mieg, eine neue Sub⸗ stitution von Mänchen eintreffen mußte. Ueber den Nachfolger des Herrn von Mieg verlautet durchaus noch nichts. Der dies⸗ jaͤhrige Bundestags⸗Gesandte der vier freien Städte, Herr Bär⸗ germeister Dr. Schmidt, wird nicht vor dem Fruhjahre von Bre⸗ men hier eintreffen. 1 Unser Senat hat auf das wiederholte Gesuch der Theater⸗ Direction um Abhaltung von Maskenbaͤllen im Theater, eine ab⸗ schlaͤgige Resolution ertheilt, wobei es auch nun verbleiben wird. Es durfen aber nicht allein nicht im Theater, sondern überhaupt gar keine Maskenbälle in diesem Winter hier siattfinden.
Unser . gab gestern Abend im Theater sein jähr⸗ liches n zum Besten der Mozart -Stiftung, in welchem sich der erste Schuͤler dieser Stiftung, der funfzehnjährige Bott aus Kassel, als Violinspieler produzirte und durch ein wirklich ausge⸗ zeichnetes Spiel uͤberraschte. Der Knabe soll auch bereits ein tuͤchtiger Klavierspieler und Organist seyn, und zeigt zur Compo⸗ sition ein n, Talent, das ihm auch das erste Stipendium der Mozart⸗-Stiftung verschaffte. Der Fonds der Mozart⸗Stif⸗ tung wird jeßt nahe an 13 069 Fl. betragen. Der Fonds muß ich also noch bedeutend vergrößern, um, wie in den Statuten estimmt ist, die Stiftung in ein Conservatoire zu verwandeln.
Schweiz.
Basel, 10. Jan. Die Elsassischen Eisenbahnen wurden im Monat Dezember von 52, 142 Reisenden befahren, und zwar auf der Straßburg Baseler Section von 41, 685, auf der Muͤhlhauser⸗ Thanner Seitenbahn von 10 557 Personen. Folgendes ist die ver⸗ gleichende Uebersicht der Personen⸗Frequenz in den letzten drei Mo⸗
naten:
Oktober. ... ..... ...... 86,713
November. ...... ... 58, 976
Dezember ...... .. 2. 142
Gesammtzãdĩ T TVT NReisende.
Trotz der stufenmaͤßigen Abnahme des Personen⸗Verkehrs stiegen die Actien in den leßten Wochen dennoch um 6 bis 8 pCt., was indessen lediglich dem Börsenspiel in Paris zuzuschreiben ist. Es sind 21 Lekomotive im Dienste, deren Anzahl in einigen Monaten, wo beide Geleise der Bahn befahren werden koͤnnen, noch ansehn⸗ lich vermehrt werden wird. Die Nachtfahrten haben bis jetzt nicht den mindesten Unfall . t. Neuester Cours der Aetlen: Straßburg⸗Basel 225 bis 2 Muͤhlhausen⸗ Thann 385 Fr.
Griechenland.
é Athen, 27. Dez. Nicht ohne einiges Erstaunen hat man hier aus den 6 angekommenen Europaͤischen Zeitungen ersehen, welche Aufmerksamkeit man uberall dem neuerlich zur Sprache gekommenen Zerwuͤrfniß zwischen der Taͤrkei und Grie⸗ 12 beigelegt hat. Hier glaubte Niemand ernstlich an einen
rieg, sey es nun, daß der gesunde Sinn des Volkes ihn vor der Zꝛnl als unmbglich betrachtete, oder daß man mit Sicherheit vorherzusehen glaubte, im Falle eines Ausbruches würde die n= oder andere Europaͤische Macht doch 2416 ruhiger Zuschauer blei⸗ ben. Und in der That hat auch schon. über die auptpunkte we⸗ nigstens, eine Verstaͤndigung stattgefunden, wie ich mit Gewißheit . darf. Der wichtigste unter den Nebenpunkten, die un⸗ erledigt geblieben sind, ist folgender: en Tuͤrkischen Verkäufern der in Phthiotis liegenden Grund⸗ stuͤcke wurden Verzugszinsen versprochen. anche Verkaufe haben nun schon vor acht, neun Jahren ire und zwar, wie man 4 will, nach den im Königreich Griechenland gel⸗ tenden Rechten. Inzwischen wurde spaͤter die —— ge⸗ mischte Kommission ernannt, bestehend aus zwei Turkischen und zwei Griechischen Mitgliedern, und diese bewog die Kontrahenten, nachträglich noch Kaufbriefe ausfertigen zu lassen, welche Turkisch Chodsched genannt werden und nach Tuͤrkischem Recht allerdings zur mn . des Kaufkontrakts unumgaͤnglich nothwendig sind. Es fragt sich also jetzt: von welchem Zeitpunkte an sollen die Verzugszinsen gezahlt werden? Jedoch wird auch wohl diese Dif⸗ ferenz ausgeglichen werden; die anderen noch streitigen Punkte ind von geringerem Belange. Sehr erfreulich ist es, daß diese erstaͤndigung gerade zu einer Zeit eingetreten ist, wo der nach Konstantinopel bestimmte neue Englische Gesandte hier erwartet wird; es duͤrfte dieser Umstand viel dazu beitragen, ein besseres Vernehmen mit einer fremden Macht herbeizufuͤhren, die sich fruͤher nicht eben sehr freundlich gegen Griechenland erwiesen hat und, wie man meint, jene Tuͤrkischen Händel nicht ganz ungern sah.
Der Redacteur des Acon, der wegen des, Frankreich und den Kolettismus betreffenden Artikels vor Gericht gestellt war, ist frei⸗ gesprochen worden. Dieses an sich unbedeutende Ereigniß durfte einige Folgen haben, welche unsere Regierung für die J gar oft in Verlegenheit bringen koͤnnten. Uebrigens läßt sich uͤber die Lebensfaͤhigkeit des Chrislides schen Ministeriüms noch kein bestimmtes 53 faͤllen; einige verheißene Refgrmen und Verbesserungen im Innern, vorzuͤglich die Wiedereinführung des Nomarchieen⸗Systems, lassen noch immer auf sich warten, und scheinen auf Schwierigkelten zu stoßen. Der Repraͤsentant der
einen Macht findet den Minister Christides viel zu liberal, der
Andere halt ihn für einen Servilen; vielleicht könnte man dar⸗ aus den Schluß ziehen, daß er am Ende doch fuͤr Griechenland so uͤbel nicht ist. Unstreitig hat das gegenwartige Ministerium das Verdienst, die Turkische Streitfrage wenigstens in der oben erwaͤhnten Weise abgemacht zu haben; eine sehr wohlthaͤtige Schnelligkeit in Erledigung der laufenden Geschäfte und in der Aufarbeikung alter Resfe, zeichnen es vor allen bisherigen vor⸗ theilhaft aus, und wenn es ihm noch gelang einige Verwaltungs⸗ maßregeln, die 2 beabsichtigt, ins Leben zu rufen, so
wu rde es gegruͤndetere Anspruͤche auf die Erkenntlichkeit der Na⸗
tion habea, als die meisten der vorhergehenden Ministerien. .
Ostindien.
Bombay, 1. Dez. n w n drohenden Aus⸗ sehen der Angelegenheiten im Lande der Sikhs und in Birma im Monat Oktober war kaum zu hoffen, daß der November so ruhig vorübergehen warde. Das Dussera⸗Fest im Pendschab und di . harawaddie's in Rangun wurden von Vielen als die zu einem gleichzeitigen Ausbruch eg, ten Perioden betrach⸗ tet. Indessen das National⸗Fest der Sꝑieh's ist ruhig vorkber⸗ gegangen, es zeigen sich weniger Mißhelligkeiten in der Sith⸗Ar⸗
mee, und Schir Singh's Stellung befestigt sich alle T ; * unterllegt keinem ö daß die an geh e Tage mehr
ranze des Pend⸗
n n,, .
J . 3
K
rif vom 24. Sktober 1639, zweite Abtheilun
schab versammelte starke Streitmacht der Englaͤnder hauptsäͤchlich zur Erhaltung dieses ruhigen Zustandes beigetragen hat, und wenn es, wie man versichert, der 6 Reglerung in Kalkutta ge= lungen ist, im Sikh⸗ Staate selbst ein Keatingent von 10000 Mann zu errichten, so sind die Besorgnisse eines Bruchs mit dem⸗ selben voruͤber, und deren e, die auf einen Antheil an der Beute von Gowind Singh und Lahore gehofft hatten und auf ein als⸗ baldiges Einruͤcken jns Pendschab drangen, werden sich in ihren Erwartungen eine gute Weile getaͤuscht sinden. Ein Truppen⸗ Kontingent von 10000 Mann, wie das des Nizam, waͤre jederzeit hinreichend, dem irregulairen Theile der Armee zu imponiren; letztere würde, wie es im Nizamstaate geschah, immer mehr schwin⸗ den und zuletzt ganz in Unbedeutenheit sinken. Daß der Maha⸗ radscha von Lehen dieser Maßregel, welche allerdings seiner Unabhängigkeit großen Eintrag thun wurde, beigestimmt habe, ist bis jetzt nicht bffentlich bekännt geworden, doch wenn ihm erst die Alternative: Freundschaft mit England oder Gewaͤrtigung eines alsbaldigen Angrisss, geboten wird, dann wird er seine Macht schwerlich auf das He r ri⸗ Spiel setzen wollen, sondern den Forderungen unserer Regierung wohl nachgeben. Und der Zustand Afghanistans ist allerdings zu bedenklich, als daß wir dulden duͤrf⸗ ten, daß die Macht der Sikhs noch laͤnger in ihrer zweideutigen Haltung 2 unserer Hauptmacht und unseren Vorposten ver⸗ harre. C egierung beschaͤftigt sich ernstlichst mit dieser Sache, und ich zweifle nicht, daß die mit den Sikhs eröffneten Unter— handlungen rasch und befriedigend fortschreiten.
Mittlerweile gehen die in Tuͤbet eingefallenen Sikhs immer weiter vor; uͤber den Maunsurowee⸗See sind sie hinaus und 3 ben die Graͤnze von Nepal erreicht, da wo diese mit dem Tuͤbe⸗ tanischen China zusammensloͤßt. Lassa soll der endliche Zielpunkt
rer Invasion seyn, und bis jetzt, scheint es, sind sie auf keinen iderstand gestoßen. In den von ihnen durchzogenen Landstrichen ben sie ihre Herrschaft begruͤndet und suchen die Einwohner zu eruhigen, daß sie ihren gewohnten Beschästigungen wieder nach— gehen sollen; die Eingebornen trauen aber nicht, da die Sikhsoldaten auf ihrem Marsch viele Grausamkeiten veruͤbt, und viele der Gebirgs⸗ Bewohner haben sich uͤber die hoͤchsten Gebirgspaͤsse ins Britische Ge⸗ biet gefluͤchtet. An der Spitze der Invasion steht der mehrgenannte Zoramur Singh, und ohne Zweifel hat er sie mit voller Üeberein—⸗ stimmung der Sikh⸗Regierung unternommen. In diesem Falle hat sie ö mit der Chinesischen Regierung uͤberworfen, die sich jedenfalls regen muß, wenn Lassa, der Sitz ihres Statthalters, angegriffen wird. Werden sich dann vielleicht die Sikhs und die Nepalefen jenseits des Himalaya zu einem Trutzbuͤndniß wider China vereinigen? Wenn sie es thun, oder wenn auch nur die Sikhs allein ihre Invasion , , so mochten Lassa und das jenseits von diesem gelegene Land leicht in ihre Hände fallen. Das kann uns Englaͤndern nichts schaden, im Gegentheil vielleicht nutzen, indem es unserem Handel Laͤnder eröffnet, die uns bis jetzt hart⸗ naͤckig verschlossen geblieben.
* König von Birma sitzt ruhig in Rangun und unterhaͤlt sich mit Schauspielen und Militair⸗Pargaden. Warum er eigent⸗ lich nach Rangun gekommen, hat noch Niemand befriedigend er⸗ klaͤrt, dennoch scheint es außer Zweifel, so 3 es auch klingen mag, daß eine See⸗Expedition nach Kalkutta im Plane war! Nun seit seiner Ankunft in Rangun hat Se. Majestaͤt von dem . tande der Dinge in China 6 dies und zugleich die Wahrnehmung, mit welcher Schnelligkeit die Englischen Dampfboͤte Verstaͤrkungen nach Mulmein en, haben Ein⸗ druck auf 2 ig ünd seine Kampflust uͤbergeküͤhlt. Uebrigens sind beide Theile zum Krieg bereit, welchen England zwar nicht fuͤrchtet, aber auch in keinem Betracht wuͤnschen kann.
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Inland.
Berlin, 18. Jan. Die heute ausgegebene Nr. 2 der Ge— setz Sammlung enthält nachstehende Alserhöͤchste Kabinets⸗Or⸗ dre, die Abänderung der in dem Zoll-Tarif vom 24. Oktober 1839 vorgeschriebenen Zollsaͤtze vom eingehenden Zucker betreffend:
Auf Ihren Bericht vom 23sten v. M. will Ich in Folge der bierllbẽr int . en der zum zoll Vereine gehdrigen Stga⸗ ien getrofenen Uedereinkunft, unter äuftebung der in dem Zoll-⸗Ta— , , , . vor⸗
eschriebenen Zollsaͤtzt vom eingehenden Zucker, hierdurch bestimmen, e . 16. 3 J. 3 4 vom Zucker nach fol genden Sdͤtzen entrichtet werde ; 4) Brodit und Hut-, Kandis⸗ Bruch oder Lumpen⸗ und weißer ö estoßener Zucker, der Zoll⸗Ctr. 19 Rthlr. 2 gie e, und Farin „Zuckermehl) der Zoll⸗Ctr. 8 Rihlr. 35 Rohzucker fuͤr inlaͤndische Siedereien zum Raffiniren, unter den besonders vorzuschreibenden Bedingungen und Kontrollen, der . ,, , g, wan 5 c e Tara⸗Verguͤtungen sind dabei auch ferner nach den entsprechen⸗
. e gn ö „2 und 4 des Tarifs vom 24. Okiober a rr. messein. Da nach den bestehenden Vgrschriften die fuͤr inlaͤndische Siede⸗ reien unter ermäßigten Steuersaͤßen eingehenden Zucker hinsichts ihrer
. Bestimmung zum Raffiniren besonderen Bedingungen und Kontrollen unterliegen, welchen zufolge diese Zucker aus dem steuerlichen Ver⸗
.
ö An die Staats⸗Minister Grafen von Alvensleben und Grafen
au fmert
83
schluß nur in dem Maße ve a folg: werden, wie solche in den Fabri=
ken zur Versiedung gelangen konnen und daher die unbedingte An⸗
wendung dieser Vorschriften auf die bereits im Lande lagernden Vor—
räthe der fuͤr inlaͤndische Siedereien bestimmten Lumpenzucker, welche vom 16. Marz d; J. an nicht mehr zu einem beguüͤnstigten Steuersatze bezogen werden können, eine unbillige Beeintraͤchtigung jener Fabrik⸗ Anstalten zur Folge haben wurde, so will Ich genehmigen, 66 1 Lumpenzucker, welche 6 vor dem 18. Januar von einer in⸗ laͤndischen Zuckersiederei bezogen sind und or dem 16. Marz d. J. zur Versiedun angemeldet ünd verzollt werden, den Siederesen ohne Beschränkung rucksichtlich der Menge zu der bisberigen er— maͤßigten Abgabe von 575 Rihlr. pro Centner auch nach dem 16. 7 d. J. verabfolgt werden duͤrfen; wogegen
2) 3 umpenzucker, welche erst nach dem 18. Januar bezogen wer⸗ en, die Verabfol 19. zu jenem ermaͤßigten Steuersatze nur in⸗ n, stattfinden barf, als die Menge dleses Zuckers, einschließ⸗
ich des Vorraths zu 1. den Betrag nicht uͤberschreitet, der nach dem durchschnittlichen Umfange des bisherigen Betriebes der
Siederei noch , 16. Maͤrz d. J. versorten werden kann.
Ste haben diesen Meinen Befehl durch die Gesetz Sammlung zur
ö. ö Kenntniß zu bringen, und Sie, der Finanz -Minister, die
nz⸗Zoll⸗Aemter noch besonders dahin zu instruiren, daß sie bei der
. Eingzn ge an eib ung pen Eumpchzucker ihncrbalö des zilrgums von
erbffentlichung dieses Befehls an, bis zum 16. Marz d. J. die ‚. — brer auf die oben ju 1 und 2 nl tenen Bestimmungen am machen.
Berlin, den 11. Januar 18412. Friedrich Wilhelm.
von Maltzan.“
n demselben Blatte der G 68 l befindet .
75
an der Mosel vom 1. Februar ab erhoben werden sellen. Es
r . durch nachstehende Allerhoͤchste Kabinets-Ordre
„In der Anlage erhalten Sie den, nach Maßga Zoll⸗Vereins Staaten getroffenen Vereinbarun 2 — 2 14 mit Ihrem Berichte vom 7ten d. M. vorgelegten Lurᷣ der am Rhein und an der Mosel zu erhebenden Schifffahrts- Abgaben zuruck, um denselben nebst Meiner gegenwartigen Order durch di Gesetz Samm⸗ lung bekannt zu machen ünd vom 1. Februar 1852 an bis auf wei⸗ tere Bestimmung zur Anwendung bringen zu lassen. Zugleich er⸗ maͤchtige Ich Sie, die zur Ausfuhrung desselben erforderlichen Vor= kehrungen zu treffen, und ein Verzeichniß derjenigen Waaren, welche als notorisch außerdeutsche Erzeugnisse anzusehen und den auf solche Wagren sich beziehenden Bestimmungen des Tarifs allein zu unter⸗ werfen sind, öffentlich bekannt zu machen, auch nach Bedärfniß zu veraͤndern und zu ergaͤnzen.
Charlottenburg, den 31. Dezember 161.
Nen Friedrich Wilhelm. den Staats- und Finanz⸗Minister Grafen von Alvensleben.“
witten chaft, Kunst und Literatur.
Thomas Müntzer. Ein Deutscher Roman von Theodor Mundt. Drei Bande. Altona. 1811. Verlag von J. F. Hammrich.
Dle Bezeichnung Deutscher Roman, fuͤr dieses in vielem Betrachte bemerkenswerthe Werk, ist vielleicht ein zu bescheidener, wenn in diese der gebräuchliche Sinn gelegt wird. So wohlfeil darf man aber sich . nicht absinden. Auch genugt es noch lange nicht, wenn man, in Erwaͤgung der bekannten historischen Person, nach der das Buch benannt ist, einem gewöhnlichen historischen Romane auch diesmal zu begegnen meint. Die Lesewelt ist mit diesem Genre bereits genau genüg bekannt worden. Entweder laßt der Verfasser darin ein, oder einige zäͤrtliche Liebespgare auf einem
eschichtlichen Hintergrunde sich bewegen, und verflicht ihre Pruͤ— ungen und Abenteitr mit Beziehungen zu bekannten historischen Personen; oder, solche sind es selbst, die, meist in ungeschichtlich er Abdampfung, umgeben von theatralischer oder novellistischer Scene⸗ rie, ihren ersonnenen Jammer und ihre sentimentale Wonnen en Spannung der Nerven des unwissenschaftlichen Lesers, zum Besten geben. Man hat darüber h klagen gefunden, wie solches Verfah⸗ ren bisweilen nichts weiter hervorgebracht, als leidiges falsches Spiel, um die heilige Geschichte in unredlichen Verlust, und eine frivole Mode, die anmaßlich sich Poeste zu nennen wagte, in unverdienten Gewinn zu versetzen ). Thomas Muntzer steht äber solchem Vor⸗ ppurfe. Hier keine sogengnnte poelische Licenz, welche die geschicht- liche Wahrheit willtůrlich , ,. keine Ile l hen und Liebes⸗ wonnen; keine suͤßliche Empfindsamkeit; keine Verwickelungen und reizende Abenteuerlichkeiten, um schlaff gewordene Necven wieder anzuspannen. — Was aber denn? — Die Geschich te in ihrer ergreifenden Majestaͤt und. erschütternden Wahrheit, dichterisch abgespiegelt mit wissenschaftlichem Ernste und gewis⸗ senhafter Treue. — Und dennoch ein Roman? — Warum dann nicht lieber die Geschichte des Deutschen Bauernkrieges“, für tie ohnehin, auch nach demjenigen, so bereits darüber geschrieben wor⸗ den, noch so viel zu thun ist?
Solches Werk wuͤrde eine Luͤcke ausfuͤllen in der historischen Li⸗ teratur des Vaterlandes, aber, an einen engeren Kreis wissenschaft licher Leser , . durfte es eine allgemeine Wirkung nicht hervorbrin⸗ gen; dem großen Publikum, das weniger gruͤndlich belehrt, als maͤch⸗ tig ergriffen seyn will, die erhabene Lehre nicht verkuͤnden koͤnnen, welche die ewige Vorschung zur Warnung aller Zeiten in jene unse— lige, aber witzige Revolutlon gelegt hat, deren Urheber jener wilde, einseitig beschraͤnkte Schwaͤrmer, Thomas Müntzer, gewesen.
Der Landschaftsmaler beeifert sich, im Bilde die Natur möglichst wahr wiederzugeben, damit sein Bild auf uns wirke eben wie die Natur. Aber er hat auch den Beruf, das Schöne hervorzubringen und klarer anschaulich zu machen, welches sich in zu großen Dimen« sionen in der Natur verbreitet, um leicht uͤbersehen werden zu kön⸗= nen. Deshalb soll der Maler die Wirkungen der naturlichen Erschei⸗ nungen harmonisch er, , damit ihr Einklang schneller wiedertdne in der Seele des Beschauers. Der große Künstler be⸗ meistert diese Aufgabe, indem er zuvor selbst die Natur angeschaut mit dem Auge der Kunst, und, nach den Regeln dieser, zum Bewußt⸗ seyn gebracht, welche Elemente der Landschaft im gegebenen Falle es sind, die, bei idealer Steigerung und Combination, den eigentlichen Eindruck hervorbringen.
In ähnlichem Sinne hat der Verf. des Thomas Muͤntzer die Geschichte angeschaut mit dem Auge der Poesise, und hat die damit ewonnene Begeisterung ausgestroͤmt in eine Dichtung, deren hoöͤchste . . eben aus dem Umstande hervorgehen soll, daß die volle treue historische Wahrheit gezeigt wird, aber in idealer Anordnung, und , von poetischem Glanze, damit die Wahrheit mit dem Schonen in unzertrennlicher Verbindung nur um so mehr dra⸗ stisch ergreife, und wehmuͤthig ruͤhre.
Aber ist hiermit nicht eben sowohl die hoͤchste Aufgabe des Ge— schichtschreibers bezeichnet, welche nicht minder in die Poesie hin—⸗ überreicht? Die heutige Zeit hat nichts mehr gemein mit der 3isten Olympiade, in welcher der Vater der Geschichte dem zu Elis ver⸗ sammelten Griechenlande seine entzückenden Schilderungen der Perser⸗ kriege vorlas, und mit unermeßlichem Beifalle belohnt wurde. Ün— sere heutigen Geschichtschreiber konnen so nicht mehr schreiben, haben es nicht cinmal zu wollen. Die meisten heute zeitgemaͤß darzustel⸗ lenden geschichtlichen Stoffe weisen solche Behandlung zuruͤck, und erfordern die Strenge kritischer Forschung, philosophischer Durch- , Auch hiermit haben ausgezeichnete Meister 3 Tage treffsiche Wirkungen hervorgebracht, aber diese sind zunaͤchst nicht di te e . 9 en ,
er Verfasser des Thomas Muͤntzer, eben weil er durch histori⸗ sche Wahrheit dichterische Wirkung zu gestalten sich — . halb aber hinter dem Hhesch icht cher olf n , zurückbleiben oͤnnen, Bchufs grundlicher Ermittelung jener, die in diefem Falle noch lange nicht genug aufgedeckt ist. Er hat mit emsiger, muh samer Forschung die Quellen ausgebeutet ünd aus manchen geschBpft, die fast noch un' benutzt schlummerten in Archiven und Bibliotheken. Thomas Müntzer, wie ihn der Verfasser darstellt, ist nicht Geschbpf seiner willkürlichen Einbildungskraft. Diese hat das Bild des Schwaͤrmers gewissenhaft, wenn guch mit poetischem Geiste, kombinirt aus den eigenen Schrif— ten desselben, die nur wenige bis nun eröffnet. Gleiches ist mehr oder minder gescheben — so viel möglich — bei den anderen Personen, aus denen dfeses reichhaltige Gemaͤlde zusammen gestellt sst. Kaiser Marxi⸗ milian l., Kardingl Lang, Heri, Ulrich von Württemberg, Philipp, n . von Hessen, Luther, Melanchton und Andere mehrt. Alle sind durch und durch, in jedem Zuge mit n, Aehnlichkeit her⸗ bortretende histerische Portraits von höchster Wirkung. Und doch bat der Verfasser sich fern gehalten von jener, die zufällige äußerliche Be tails beschreibenden Manier, von jener Wortmalerel, die verwerflich ist, weil sie stets verwirrt, ohne ein Bild in ren fl scher Gesammiheit . gewaͤhren. Bei den Nebenpersonen von Ueberlieferungen aus jener eit verlassen, hat das ü . des Verfassers sich in freier Bil⸗ an. mit nicht minder guͤnstigem Erfolge eniwickelt, und hinter den andelnden der ersten und der zweiten Reihe, bewegen sich Bauernauf⸗ and und Krieg, von Thomas Muͤntzer hervorgerufen und bestimmt,
2 * iter sichen Massen, aber immer uͤbersichtlich geordnet,
— — —
Wenigstens in Bezug auf das Bessere der das . des Herrn E nn, einige eb e r nn, 2 * *
Weil der Stoff dieses Werkes in maͤchtigen Warnungen zu jeg⸗ sicher Zeit spricht, war es die Pflicht de, Verfaffers, * r jeg⸗ liche zu schreiben, nicht blos für die heutige, denn nur der Halbbst⸗ dung und Einseitigkeit liegt es nahe, und sie gefallen sich darin, ir⸗ gend eine ,, wohlfeil genug, heutigen Zustanden und Tagesfragen beliebig zu assimilfren, und danach, unter alten Namen, jene vgelaüt und unwissenschaftlich bdesprechen, diese in unreifer Klägelet sßsen zu wollen. Man —— — dadurch, und wird von der Partei der man sich Jjugeseskt, ger en, So dmlichen Preis des Strebens verachtet der Verfasser es Thomgs Muͤntzer. Er ist kein Partei⸗Schriftsteller. Aus der ru= 7 geistreichen, besonnenen, auf der ir idealen Anschauens ge⸗ ha tenen Fassung seines Werkes geht deutlich hervor, daß nur das Reinmenschliche seine Brust bewegf, und daß er, ohne sich mit Ta⸗ . zu befassen, den Gleichfühlenden, in welcher Zeit diese auch eben, im Bilde Muͤntzers und feines Bauernkrieges, die große Lehre hat, vorführen wollen, daß nur dig Hand Gottes die Geschicke der Völker lenkt, und daß es Aberwitz ist, in schwarmerischer Wallung, und nur auf materielle Weise, mit gewaltsamem Umsturze alles Be= stehenden, ein neues Reich Gottes auf Erden bilden zu wollen, das aber Gott ve⸗wirft, weil es nicht im Geiste ist, und mithin auch nicht in der Wahrheit.
Hierzu ist der en Stoff vorzüglich geeignet. Luthers Re⸗ formation war im Wesentlichen bereirs vollendet, und es stand fest, daß sie bezuglich der bestehenden weltlichen Formen im Staate durch weg konservativ war und bleiben wollte. Er, der dem Roöͤmischen Stühle den Fehde⸗Handschuh hinwirft, um für die Reinheit der christlichen Lehre zu kaͤmUnfen und k siegen, ist der loyalste, ja, man darf sagen, der zaͤrtlichste Unterthan seines Fuͤrsten. Er fetzt sich mit Erstaunen erregender Kühnheit über die Schlüsse der Konzilien und die Bullen des Vatikans hinweg, aber er duldet es nicht, daß die bestehenden weltlichen Gesetze und Ordnungen verachtet werden. Selbst, wo er solchen begegnet, die mit den Lehren des Evangeliums nicht uͤbereinstimmen, begnügt er sich damit, die Großen der Erde vaͤterlich zu ermahnen, die Mißstaͤnde nach Zeit und Umstäͤnden ab⸗ zustellen, das murrende Volk aber bedeutet er, so wie der Obrigkeit zu gehorchen und abzuwarten in Demuth und Gebet, bis Gott die y, , zur rechten Stunde lenken werde, die ja in sei⸗
er Hand seyen. olches Wesen wird heute, nach Jahrhunderten des Fortschrit⸗ tes im Geiste und in der Wahrheit, leicht begriffen und gewürdigt. Damals aber mochte man die Reformation, oder den Reformator, feagen: „Warum nicht weiter? Warum nur den Geist be⸗ freien wollen von den Banden des Wabnes, und nicht auch das Fleisch von den Ketten weltlichen Zwanges, die nicht minder drük⸗ en, nicht minder entgegen sind der allgemeinen menschlichen Frei⸗ heit und christlichen Brüderliebe? „Thomas Muͤntzer war es, der, mit zuerst, solche Frage aufwarf gegen Luther, und deshalb mit ihm in Zeit und Ewigkeit zerfiel. Ohne Welt⸗Erfahrung, ohne richtige urtheilskraft; aber von wüster Schwärmerei erhitzt und verblendet, vermas sich der Schuler, das Werk des weisen Meisters zu uüberbie— ten, und auf die kirchliche Neformation eine soziale Revolution fol= gen zu lassen, mit Umsturz aller bestehenden Staatsformen, aller Rechtszustaͤnde, alles Eigenthumes. Unklar vom ersten Beginnen, wirren Hirngespinsten nachjagend, eine Schlachtbank aufrichtend, um sie als Altar der von Got eingesetzten Freiheit und Gleichheit aus- zurufen, muͤssen am Ende der frevelhafte Urheber und seine verführten bemitleidenswerthen Schaaren unter dem Strafgerichte des Himmels an der naͤmlichen Schlachtbank jämmerlich verbluten und der göttli— chen Verwerfung ihres anarchischen Beginnens wird damit das Sie gel aufgedruckt, daß alle diese umwaͤljungen voruͤberge angen sind, ohne irgend eine Spur des Heiles und der Abstellun 1. gerechter Beschwerden fur die gedruckten unteren Klassen des . zurückzu- lassen. Die armen Leute stehen zum Schlusse da aͤrmer denn je= mals. Wenn spaͤter, und in neuerer Zeit die Deatschen Bauern und zwar aus den vaͤterlichen Häͤnden ihrer milden Fürsten das Billige und Nützliche, welches sie in ihren zwölf Artikeln in Anspruch nahmen, wirklich im besten Frieden erhielten, darf man mit Recht be⸗= haupten, Thomas Muͤntzer ünd sein Aufstand habe das Gute, welches damals wahrhaft Noth that, nur vereitelt und ins ferne Unbestimmte , . ; ernach war es die Haupt-Aufgabe des Verfassers, in seinem Werke Thomas Muͤntzer und Luther . Gegensatz zu 2 Eine schwierige Aufgabe, die er befriedigend geloͤst hat. Thomas Munter, der verwegene, als scheinbar gewalliger Heerführer gegen Luther auf= tretende Angreifende; dieser, der mit Schmäͤhungen k allein stehende, Angefochtene, und dennoch, wie versinkt Muͤntzer mit seinem meteorischen Schimmer, mit seinen vulkanischen Flammen, die Ent. setzen erregen und verheeren, neben der ruhigen, besonnenen, echten gediegenen Größe des bewunderungswuͤrdigen Reformators. Luther ünd Kaiser Maximilian sind von dem Verfasser, freilich feiner Grund⸗ ansicht gemaͤß, mit hervorstechender Vorliebe behandelt. Sie sind, der edle Kaiser am Anfange, der , gegen das Ende des Werkes gleichsam die beiden Gipfel desselben, der eine, wehmuͤthig an geleuch⸗ tet vom Abendrothe einer untergehenden Zeit, die der edle * ch
von oben herab im schöͤnen fuͤrstlichen Sinne zu reform! . *. umstrahlt vom Mor ern ne geh. eit, die Luther von unten empor i e,. 5 gc reformirt. a , , m mn omas Munter ist eine Klippe für die darstellende Kunst, man muß dem Geiste und der Kunsfertigkeit des . n Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie sich an diesem sprdden Sto siegreich bewährt haben. Der Leser folgt felbst den Irrthuͤmern des Schwaͤrmers mit ununterbrochener, ö. steigender Spannung und laͤßt sich von seinen donnernden Reden fortreißen, waͤbrend er deren Inbalt verwirft. Selbst am Ende, wo diese hohle, aber doch gig an. tische Gestalt in Nichtigkeit zusammenbricht, überwallt ein? Wolke tragischen Ernstes den armen Sander, und zuletzt, nachdem * 7 * 6 Alles sonst ihn verlassen, nimmt die feierliche Muß— ich einer an. Ein neues Genre der Dichtung, besonders wenn e
viel Wirkung einfuͤbrt, pflegt Nachahmer zu finden, J. 3 8 wůnschen noch andere wichtige Momente Deutscher Geschichten in leicher Weise bebandelt ju seben. Doch erfordert dieselde mehr
tudien, Ernst und Fleiß als die Mehrzabl der beutigen Verfasfer von Nomanen sich zujumuthen pflegen. Möchte daber' der Dichter des Thomas Müntzer selbst rüͤstig fortsetzen, und weiter gewähren waz van Anderen wwenigzr zu erwarten seyn durfte. Scins aug? jeichnete Gabe, sowohl Ebaraktere zu schildern, als auch Siruat ionen wirkungsvoll zu kombiniren endlich der edle, prägnante, klare und harmonische Styl, der ibm eigen ist, und der in diesem seinem neue— sten Werke besonders einnimmt, scheinen vorzugsweise ihn einer Bahn ju überweisen, auf der noch so viele Kränze zu erringen sind.
Berlin- Potsdamer Eisenbahn. In der Waoche vom 11. bis incl. 17.9] si lin Potsdamer Eisenbahn 3320 — — .
Dauer der Fahrten auf der Berlin - Anhaltischen Eisenbahn. vom 8. bis in el. 14. Januar 1842.
1) Zwischen Berlin und Cothen.
Personenzug.
ö Gũterzug. kärzeste Dauer... 5 Stunden 9 Minuten. S Stunden 43 Fainuten. langste w 5 28 * 7 5 18 5 mann, . ö 15 65 2 10 =
2) Zwischen Cöthen und Berlin: . kürzeste Dauer... 4 Stunden 45 Minuten. S Stunden 39 Minuten. längste ö = 33 . 7, . . w miti lere 6 17 . 6 . 21 .