Staats⸗Pserdezucht zu bemächtigen gewußt, indem es nicht nur eine Zahl von Beschaͤlern er fz sondern auch mehrere hundert, zum Theil von diesen Beschälern abstammende Fuͤllen aufgekauft hatte, um sie auf seine Rechnung und unter seiner Aufsicht fur den Militairdienst großziehen zu lassen. Diese doppelte Maßregel fand vielfachen Widerspruch bei den Sachverstaͤndigen, welche darin eine gefaͤhrliche Konkurrenz fuͤr die Privat-⸗Pferdezucht sahen und außerdem nachweisen zu können glaubten, daß die auf Staatskosten gezogenen Soldatenpferde doppelt so hoch zu stehen kommen wuͤr⸗ den, als die auf dem gewohnlichen Wege angeschafften. Die Op⸗ position gegen diese Versuche des Kriegs-Ministeriums machte sich in der gestrigen Sitzung der Kammer geltend, und es gelang ihr, die Verweigerung der zur Fortsetzung derselben verlangten Kre⸗ dite durchzusezen. Somit ist die ausschließliche Leltung des Ge— stuͤtswesens fuͤr jetzt wieder dem Ministerium des Ackerbaues und des Handels gesichert, dem sie uͤbrigens der Marschall Soult, sei⸗ ner eigenen Erklarung nach, niemals eigentlich streitig zu machen gesucht hat, so daß die Rivalitaͤt der beiden ministeriellen Depar⸗ tements in diesem Punkte hauptsaͤchlich auf die Rechnung der Unterbeamten gesetzt werden zu muͤssen scheint.
Beachtenswerth sind die Gestaͤndnisse, welche der Kriegs⸗ Minister bei dieser Gelegenheit über die Unzulaͤnglichkeit der eln—
heimischen Pferdezucht fuͤr den Armeedienst abgelegt hat. Der Marschall Soult erkannte an, daß 8 6, i Jahre 1840 im Auslande gemachten Pferde-A Ankäufe durch— aus nothwendig gewesen, und daß er selbst sie damals vor⸗ genommen haben wuͤrde. Was bedeutet, einer solchen Erklärung gegenuber, die Versicherung, daß Frankreich 1810, laut amtlicher Dokumente, M000 dienstfaͤhige Pferde zur Disposition der Armee haͤtte stellen koͤnnen!
In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer wird ah scheinlich bei dem die Pariser Festungs-Arbeiten umfassenden Ka— pitel des Kriegs-Budgets von mehreren Mitgliedern der Opposi⸗ tion ein Amendement eingebracht werden, welches dahin geht, daß die Festungswerke der Hauptstadt nur im Falle eines Krieges an der Graͤnze in Vertheidigungs⸗-Zustand gesetzt werden sollen. Die, welche den Festungsbau vor zwei Jahren am lebhaftesten unter⸗ stuͤtzten, die Freunde und Anhaͤnger des Herrn Thiers, haben laͤngst angefangen, die Folgen ihres eigenen Werkes zu fuͤrchten, und es sind viele unter ihnen, welche ihr damaliges Votum gern zuruͤck⸗ naͤhmen, wenn dies möglich wäre. Da man sich natuͤrlich scheut, sich in handgreiflichen Widerspruch mit sich selbst zu setzen, so ver⸗ sucht man die eigene Beschlußnahme wenigstens auf indirekte Weise zu schwaͤchen, allein es duͤrfte dazu allem Anscheine nach zu spaͤt seyn. Wenn nicht eine neue Kammer den Muth hat, der Fort— seßbzung des Festungsbaues ein nacktes Veto entgegenzusetzen, so wird dies ruhmreiche Thierssche Unternehmen wohl seinem ur— spruͤnglichen Plane und Zwecke gemaͤß vollendet werden. Großes Aussehen macht die ins Franzoͤsische uͤbersetzte Schrift eines Preu⸗ ßischen Offiziers uͤber die Befestigung der Franzoͤsischen Haupt— stadt, deren Gegner in jener Broschuͤre die staͤrksten Argumente he an! glauben, die noch in dieser Sache vorgebracht wor—⸗
en sind.
Großbritanien und Irland.
London, 27. Mai. Die von Lord Stanley eingebrachte Bill zur Verbesserung der Verfassungs⸗-Verhaͤltnisse von Neufund⸗ land hat zum Zweck, der dortigen Legislatur einen aristokratische⸗ ren Charakter zu geben, als sie bisher hatte. Es soll nämlich in Zukunft diese Bersammlung aus 15 vom Volke und aus 19 von der Regierung zu erwählenden Mitgliedern bestehen, und nur die⸗ jenigen sollen wahlberechtigt seyn, welche eine jährliche Einnahme von 100 Pfd. oder Grundbesitz zum Belauf von 500 Pfd. haben, während bieher jeder Hausbesitzer als qualisizirt zum Eintritt in die Versammlung galt.
Nicht der Antrag des Herrn Wynn auf gerichtliche Verfol— gung der Individuen, welche sich der Bestechung bei den Wahlen für Ipswöich verdaͤchtig gemacht, wurde in der gestrigen Sitzung des Unterhauses angenommen, sondern ein anderer des Oberst Rushbrooke, auf Erlassung eines neuen Wahl-ALusschreibens fuͤr diesen Ort, nachdem Herr . den seinigen wieder zuruͤckgenom⸗ men hatte, da gegen denselben eingewandt wurde, daß man von den Rechtsbeamten der Krone nicht verlangen koͤnne, daß sie aufs Gerathewohl gegen Individuen, die nicht einmal namhaft gemacht seyen und die sie selbst erst aufsuchen mußten, gerichtlich verfahren sollten. Die erwähnten Amendements waren denn auch gegen den zweiten, nicht gegen den ersten Antrag, gerichtet und hatten einen Aufschub der neuen Wahl fuͤr Ipswich zum Zweck, bis dle dortigen Vorfaͤlle noch naͤher untersucht und Maßregeln zur kuͤnf— tigen Verhinderung solcher Umtriebe eingebracht waren, sie wur— den aber beide, wenn auch mit geringer Majoritaͤt, verworfen.
Die noch immer in mehreren Fabrik⸗-Distrikten Englands und Schottlands vorherrschende Noth hat die Regierung bekanntlich veranlaßt, einen Aufruf an die Mildthätigkeit der Nation ergehen zu lassen. Es geschah dies durch ein vom 11ten d. M. datirtes, an die Erzbischoͤfe von Canterbury und Vork gerichtetes Schreiben der Kbnigin, in welchem sie dieselben befugt, elne Kollekte in ihren Kirchsprengeln anzuordnen, deren r , sie der Bank von Eng⸗ land einzusenden haben; zu welchem Behuf das Schreiben der Koͤnigin an einem der naͤchsten Sonntage in saͤmmtlichen Kirchen verlesen werden sollte. In Folge dessen hat der Bischof von Lon⸗ don bereits am 20sten die noöͤthige Verfugung an die Geistlichen des Londoner Sprengels erlassen und derfelben eine kurze Dar—
stellung des Elends, welches in einigen der am haͤrtesten be— troffenen Fabrik⸗-Distrikte vorherrscht; beigeflgt. Er hebt be⸗ sonders Stockport, Burnley und Paisley hervor, wo der im Handel 2 Stillstand und die dadurch herbeigefuͤhrten n. lissgentz eine Menge Arbeiter der Arbeit und aller , ttel beraubt haben, so daß unter Anderem in Stock— port eine große Anzahl von Arbeitern ihre Habseligkeiten bis auf das leßte Stuck zu verseßen oder zu verkaufen gendthigt gewesen sind und zu Paisley in Schottland schon seit mehreren Monaten 12000 Personen nur durch die in England und Schottland, ja selbst in Ostindien, wo sich eine Mena Ct lander b. ñ nd, j anne di tlaͤnder befinden, er⸗ hobenen Contrihutionen am Leben erhalten werden. An der Spitze des zur Unterstäßung der Fabrit-Mrheiter zusamnienginr Genes 8 mité's stehen die 26 fe von Canterbury und Hort, die Bi schbfe von London, * en gerde Cine e Russell und Andere. ] ö 5090 Pfd. üͤberwiesen, die Kö Peel 100 Pfd., Sir James , 23 g **
n einer gestern gehaltenen Versammlung der . lischer Fonds ist der , des Agenten 3. z e. Rosales, wegen Fundirung der ruͤckstaͤndigen Dividenden in Iproc Obligationen, einstimmig angenommen worden. .
Am 3ten d. M. ist in St. Petersburg der bekannte Engli⸗ sche Reisende Sir Robert Kerr Porter im 62sten Jahre feines Alters gestorben. Er war zuletzt als Konsul in Venezuela ange— steist, von wo er 1841 nach England zuruͤckkehrte.
632
Der Erzbischof von Tripolls in Syrien, Athanasius, befindet sich gegenwartig in England. Als er neulich in London war, wurde er von dem . von Canterbury und dem Bischose von London, in deren Palästen er zu Mittag speiste, sehr verbindlich aufgenommen. Sein Zweck ist, fuͤr die armen und bedrängten Einwohner seines Sprengels, welche durch den letzten Krieg viel eingebüßt haben, milde Gaben zu sammeln. . Es hieß, die Bank werde . Zinsfuß fuͤr Vorschuͤsse auf 37 pCt. reduziren; eine gestrige Bekanntmachung dieses Instituts erhaͤlt ihn aber auf 4 pCt.
H London, 27. Mai. Da das gegenwartige Ministerium die Politik befolgt hat, alle von dem vorigen Kabinet ernannte Beamten, die ihrem Posten zur Zufriedenhelt vorstanden, im Amte zu lassen, so sind mehrere der wichtigsten Departements im Mi⸗ nisterium des Innern, wie die Armen-Kommission und der Er⸗ ziehungs-Rath mit Whigs besetzt, und da dies vor aller Augen geschehen ist, so hat es dazu beigetragen, die Partei⸗Gesinnungen zu unterdruͤcken, ohne den dabel Betheiligten irgend einen Tadel zuzuziehen. Dieselbe Nachsicht hat man in dem diplomatischen Torps gezeigt, jedoch, wie mich dunkt, nicht mit demselben befrie— digenden Resultate. Die Botschafter in Paris und Wien haben ihre Posten freiwillig niedergelegt, der Botschafter in Konstanti⸗ nopel hatte, selbst unter einem Whig⸗Ministerium, seine Stellung
nicht länger gegen die öffentliche Meinung behaupten konnen. Lord William dinge der in Berlin 363 . H u von Clanricarde, der in St. Petersburg fungirte, sind abberufen; da⸗ gegen blieben Herr Henry Bulwer in Paris, Herr Temple (Bru⸗ der des Lord Palmerston) in Neapel, Herr Aston in Madrid, Lord Howard de Walden in Läissabon, so wie alle bei den geringeren Hoͤfen akkreditirten Repraͤsentanten auf ihren Posten.
Es scheint jetzt, daß diese Liberalitaͤt von Seiten des gegen⸗ waͤrtigen Ministeriums noch einige nachträgliche Ausnahmen erlei⸗ den muß. Ich meine hier besonders Portugal und Neapel; es ist von der groͤßten Wichtigkeit fuͤr Großbritanien, die Handels Vertraͤge mit diesen Laͤndern, die bereits so lange im Werke sind, abzuschließen. Lord Howard de Walden in Lissabon hat sich indeß mit den gegenwaͤrtigen Portugiesischen Ministern, die gern den Trak—⸗ tat unterzeichnet sehen mochten, um dem Weinhandel von Porto aufzuhelfen, uͤberworfen und die Abschließung des Traktats leidet deshalb Verzbgerung. In Neapel soll die, wie es scheint, etwas pretentibse Weise, in welcher Herr Temple an der Grundstein⸗ legung zu einer protestantischen Kapelle theilgenommen, einen un⸗ guͤnstigen Eindruck gemacht haben, fo daß das Kabinet von Neapel abgeneigt ist, mit ihm uͤber die endliche Annahme des Traktats zu unterhandeln, der bereits vor einigen Jahren von Macgregor unterzeichnet wurde.
Diese Ereignisse haben in Downing Street Mißfallen erregt und werden vielleicht zur Abberufung jener beiden Diplomaten fuuͤhren. In diesem Falle duͤrfte Lord Mahon wahrscheinlich einen der beiden Gesandtschaftsposten erhalten. .
Das gegenwartige Jahr ist ein schweres, sowohl fuͤr die Bbrse des Privatmannes, als fur den bffentlichen Schatz. Denn noch nie war die Mildthatigkeit des Reichen so in Anspruch genommen. Obgleich die Armensteirer durch das neue Armengesetz vom Jahre 18351 bedeutend vermindert worden ist, so ist doch in vielen Acker⸗ bau⸗Distrikten zu ,, . aufgefordert worden, um die Armen, Ne Alten ünd Schwachen zu unterhalten. Es ist eine ,, nn,, , , , Unterstuͤtzung der Ma⸗ nufaktur⸗Distrikte in den Kirchen verlesen worden und 3 derselben Zeit erregte die Feuersbrunst in Hamburg so großes itgefuͤhl, daß die Londoner Kaufleute, mit dem Schiffe, welches die Nachricht brachte, 10.000 Pfd. dorthin sandten und die Subscription gegen⸗ waͤrtig 25.900 Pfd. betragt. Diese Subscriptionen sind wieder, wie ich neulich uͤber die Einkommen⸗Steuer bemerkte, eine Lehre, welche die Reichen ertheilen: sie sind ein Beweis, daß die Aristo⸗ kratie und die Reichen in England, ungeachtet der kalten Arroganz ihres Wesens und der laͤstigen Vorurtheile ihres Charakters, im Grunde Menschen sind. Ich glaube fest, daß die Gesellschaft nirgends huͤlfreicher und mitlesdiger ist, nirgends der Wunsch, nicht nur der Noth abzuhelfen, sondern dies auf weise Art zu thun, ernstlicher sich kund giebt.
Der Tarif geht jetzt schnell durch das Unterhaus und wird nun keine wichtige Aenderung mehr erleiden; nur der Ausfuhr⸗ Zoll auf Steinkohlen wird noch starken Widerstand sinden, und zwar mit Recht, denn es ist dies ein Flecken einer Maßregel, die in anderer Beziehung dem Charakter und dem Muthe der Regie⸗ rung die groͤßte Ehre macht.
Z London, 26. Mal. Die Tarif⸗ oder Zoll⸗Bill hat be⸗ deutende Fortschritte im Unterhause gemacht. Bei allen Angrif⸗ fen, die auf irgend einen einzigen Punkt gemacht worden, behielt die Regierung den Sieg, indem in der Regel sie die Liberalen gegen unzufriedene Ministeriellen und alle Munisteriellen sie gegen die Liberalen unterstuͤtzttn. Letzteres wird denn auch morgen statt⸗ finden, wo die Opposition noch einen Haupt⸗Versuch in Bezug auf den Zucker zu machen gedenkt, indem sie will, man solle den, wel⸗ chen unsere Kolonieen erzeugen, mit einem Zoll von 20 Sh. pro Centner zulassen und den von fremden Laͤndern zu 30 Sh. Doch steht gar nicht zu bezweifeln (besonders, wenn im Laufe des Jah⸗ res der politische Horizont sich erheitern, die Zoͤlle mehr als ver— anschlagt einbringen oder der Ertrag der Einkommensteuer bedeu⸗ tender ausfallen sollte, als die Regierung ihn berechnet), daß im Laufe des naͤchsten Jahres eine bedeutende Veranderung auch bei diesem Artikel gemacht werden wird.
Weil es nun aber fuͤr den Augenblick in den politischen Ver— haäͤltnissen so still ist, will ich einmal wieder auf einen Gegenstand zuruͤckkommen, der, wie die Sachen nun einmal liegen, gewiß fur die meisten Ihrer Leser ein Interesse haben muß; ich meine die Stimmung der Englischen Kirche gegen die evangelischen Kirchen in Deutschland, namentlich die Preh sch' Ist doch der Gegenstand fuͤr England bedeutend genug, daß der Bischof von London waͤhrend der Fastenzeit eine Reihe von Pre⸗ digten daruber gehalten und drucken lassen, die mir eben in der zweiten Auflage vorliegen. Diese zeigen, was sich in allen e,, en Arbeiten dieses vortrefflichen Praͤlaten erken⸗ nen laͤßt, zu gleicher Zeit Belesenheit, feinen Takt und christliche Maͤßigung. Daß ihm von seinem Standpunkte aus das Episkopat fuͤr den gin, einer apostolischen Kirche gelten und er jede Kirche, welcher dasselbe fehlt, in soweit suͤr mangelhaft halten muß, versteht sich von selbst. 3 macht er es doch zu keinem durch das Wort Gottes anbefohlenen Institut und zur unerlaͤßlichen
n des sakramentalischen Charakters einer Kirche. 57 wenn er sich auch große Mühe giebt, darzuthun, daß Bischbfe in diesem Sinn selbst von Aposteln wa. .
der dieformar ion
und daß es gleich nach den . r
be d ö . Kir gi mne, ö 5 ischofe gewesen, ja,
b man auch nirgende * 9 von Seiten der pr! ohh . en di ln von
ersetzlichkeit en entdecken koͤnne, welche
doch unvermeidlich haͤtte stattfinden muͤssen, wenn die bischoͤfliche Wuͤrde eine spaͤtere Anmaßung gewesen ware; macht er doch nicht einmal einen Versuch 4 dem Beweise, daß die Bischbfe eine besondere an ihren Stand geknuͤpfte geistliche Gabe em⸗ pfangen hätten und nicht anders als von Bischoͤfen zu ihrem Anite eingeweiht werden konnten. Ja, er geht so weit, daß er (gestüßt auf andere Bischöͤfe von großem An⸗ sehen in der Ens , Kirche, selbst bei den Puseyiten) unter, besonderen Umständen bloße presbyterische Ordination fuͤr guͤltig erkennt. Dies widerspricht nun gaͤnzlich dem vor esn paar Jahren verbreiteten Geruͤcht, als habe er . geweigert, fuͤr eine evangelische Kirche in Deutschland einen Bischof zu ordiniren, wenn der hierzu bestimmte Geistliche sich nicht zuvor aufs neue die Priesterweihe geben ließe und man nicht . daß alle Geistlichen jener Kirche von dem neuen Bischof noch einmal ge— weihet wurden. Er erkennt uͤberhaupt alle genannte Kirchen suͤr Schwester:⸗Kirchen, fuüͤr die er nur beten wolle, daß sie geneigt werden mögen, das großentheils ohne ihre Schuld verlorene Epis⸗ kopat zuruͤckzuwuͤnschen und die Mittel finden, es zu erlan⸗ gen. Selbst wenn er die Englischen Dissenters fuͤr Schis⸗ matiker erklären muß, will er damit dem Einzelnen keinen Vorwurf machen, noch weniger ganzen Kirchen in anderen Landern. Er laͤßt sich vielmehr ziemlich hart gegen die kühnen Maͤnner aus, welche es gewagt, alle Lutheraner, ge r inn, und Englische Dissenters in eine Kategorie zu verwerfen und uͤber alle zusammen ein bitteres Anathema auszusprechen.
Alles dieses ist um 73 erfreulicher, da man ohne Anstand behaup⸗ ten darf, daß es dle Gesinnung von wenigstens neun Zehntel des den⸗ kenden Theils unserer Kirchen⸗Mitglieder, Geistlichen wie Laien ist; wenn sie auch nicht den zehnten Theil des Laͤrms der Puseyitischen Neuerer machen. Was indessen diesen Predigten einen ganz be⸗ sonderen Werth giebt, ist die christliche Demuth, welche die Ueber⸗ zeugung begleitet, daß diese Kirche, von Gottes Vorsehung beguüͤn⸗ stigt, den ganzen Apparat einer apostolisch-katholischen Kirche besitze, nebst dem praktischen Sinne, welcher alles Aeußere suͤr nutzlose Grimasse erklärt, wo bei dem Menschen Herz und Sinn ungebessert bleiben. Es ist indessen nicht zu leugnen, daß gerade in dem selben Verhaͤltniß, wie dieser Praͤlat und andere ihm aͤhnlich Ge⸗ sinnte mit Liebe auf die protestantische Kirche blicken und bereit scheinen, sich mit der Anglikanischen zur gegenseitigen Stärkung an sie anzuschließen, die Puseyiten dieselbe mit feindlichen Augen ansehen und mit unverhehlter Freude alle wirkliche oder auch nur eingebildete Mängel an derselben aufdecken und vergrbßern. Be⸗ sonders haͤngen sie sich gern an den in Deutschland ziemlsch verblichenen, aber in England noch immer sprichwöͤrtlichen, Deutschen Rationalis⸗ mus“, und ohne der fast in der ganzen Literatur sichrbar werdenden Wiederbelebung der christlichen Glaͤubigkeit zu gedenken, schreiben sie jene flachen Ansichten einer flachen Zeit elnzig dem Mangel des Episkopats zu. Als ob nicht die Englische Kirche mit en ben im vorigen Jahrhundert in eine Schlafsucht, Flauheit und bis zum Unglauben gesteigerte trockene Moralität gesunken wäre, wor— aus sie nur durch den Abfall einiger ihrer . f Glieder und de⸗ ren eifriges christliches Streben, erst außerhalb der Kirche und dann wider dieselbe geweckt werden konnte! Als ob nicht die Puseyiten selbst gestaͤnden, daß ihr besonderes Streben nur durch die politi⸗ schen Verhaͤltnisse der Zeit angeregt worden, da es ihnen Neth zu thun schien, ihrer Kirche eine neue Basis zu suchen, da der Staat Miene machte, sich von ihr zu trennen, und sie Gefahr zu laufen schien, mit den Separatisten als eine bloße Sekte konkurriren zu muͤssen. Merkwuͤrdig ist es, daß Pusey selbst fruher die haͤrtesten Vorwurfe hat , n mussen, weil er diese von Rose ausge⸗ sprochene Meinung nicht theilte.
Indessen muß man auch nicht verkennen, daß doch Vieles von der gegen die evangelischen Kirchen des Kontinents bewie⸗— senen Bitterkeit keinen anderen Grund hat, als die Bitterkeit, welche unsere Schriftsteller von der Tory-Partei und besonders deren Zeitschriften gegen fremde Republiken, oder unsere Whigs und Radikalen gegen fremde Monarchien an den Tag legen. Es sind alles nur Waffen gegen die entgegengesetzten Parteien in der Heimat. Selbst daß sie dabei ungeneigt sind, das Episkopat bei den Herrenhutern, in der Schwedischen und in der Daͤnischen Kirche fuͤr echt zu erkennen, entspringt aus ihrem Gegenfaß mit der Reformation uͤberhaupt, die sie denn auch aus keinem anderen Grunde bekaͤmpfen, als weil die in derselben auf— gestellten Prinzipien, daß nur die Bibel die Norm zum Glauben enthalte und Jeder berechtigt sey, dieselbe darin zu suchen, den Englischen Separatismus zuwege gebracht, den sie auf alle Weise auszurotten suchen.
Die jaͤhrliche Versammlung der Schottischen Kirche findet so eben statt, und nach den bereits stattgefundenen Verhandlungen hat die Mehrheit nicht die geringste Lust, in ihren Anspruͤchen das Ge— ringste nachzulassen. 6 hat im Gegentheil einen entschiedenen Beschluß gegen alles Patrenatsrecht gefaßt, welcher alle Hoffnung zur Ausgleichung zu vernichten scheint. Die Trennung der Masse der Nation als Kirche vom Staate scheint kaum mehr zu vermei— den. Soll nun auch hier, wie in Irland, das unnatürliche Ver⸗ haͤltniß stattfinden, daß das Kirchengut dem kleinsten Theile über— lassen werde?
Niederlande.
Aus dem Hagg, 27. Mal. Am 2. Juni wird Se. Ma⸗ jestät der Köͤnig-Großherzog eine Reise nach dem Luxemburgischen antreten.
Belgien.
Brüssel, 27. Mai. Am naͤchsten Sonntage wird im Park ein großes Konzert zum Besten der armen Abgebrannten Ham⸗ burgs gegeben, dem auch der König ö denkt. Auf Anregung der Redaction des hier in Deutscher Sprache erschei⸗ nenden 80 dle Gränzboten hat sich hier berelts in vo⸗ . Woche ein Huͤlfs⸗Verein gebildet, der zum Theil aus Mit⸗ glledern des Stadt⸗Rathes zusammengesetzt ist.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 26. Mal. Im Laufe dieses Monats sind auch hier Meyerbeer's „Hugenotten“ zum erstenmale zur Darstellung ge⸗ kommen. Die Aufnahme dieses Werkes war so glänzend, daß es 2. bereits zum fechsten und am Sonntage (29. Mah zum sie—⸗ entenmale gegeben wird. Das Haus ist, der großen Hiße unge achtet, jedesmal gedrängt vol und unsere Oper, die schon ihrer Auflösung nahe gekommen war, hat dadurch eine neue bedeutende
Stuͤtze erhalten.
ia, 23. Mal. (L. A. 3.) Die Feuersb „ di ,
nahme gefunden, da unsere Detail⸗Haͤndler sich fast aus⸗ * an. mit Kolonial-⸗ und Manufaktur⸗Waaren ver⸗ sehen. Da man jedoch zugleich mit jener Nachricht die Ueber⸗
eugung von der Erhaltung der beträchtlichsten Wagren⸗-Lager ge⸗ 6 die Preise ganz unverandert. Zum Besten der Ob⸗
j jer gesammelt. Wiewohl unser Konsul in
, . * 8 n., . die Aussicht zu einem vor⸗ * . Absate von Brettern und Balken eroͤffnet, ergiebt man theilhafte 9. 6 solcher Hoffnung; da die holzreichen Lander segen, und da der Norweger gewohnt ist, die
seiner aldungen erst nach der Ausladung aus den tin diesen selbst zu verkaufen, wozu er wegen Man⸗ an den mit Magazinen und Packhaäͤusern besetzten burgischen Elbe gendthigt seyn würde. Bei der
ug unserer Holj⸗Miederlagen und der schwankenden Eng⸗ Hese pg chung ruht unser Handel mit dem Haupt⸗Artikel
ber Ausfuhr des süͤdlichen Norwegens, und es herrscht fortwah⸗ 4 ählbare Nahrungslosigkeit und fuͤhlbarer Geldmangel. Vom
del en erwartet man, wenn auch keine Abhuͤlfe, doch Er⸗
leichterung. Deutsche Bundesstaaten.
München, 27. Mal. Von dem Handels⸗Ausschusse der Stadt Fuͤrth ist der Betrag von 3200 Fl. als Resultat der da⸗ selbst stattgefundenen Einsammlung freiwilliger Unterstuͤtzungen fuͤr bie Abgebrannten zu Hamburg an den dortigen Senat eingesandt
worden.
Leipzig, 28. Mal. Die hiesige Sammlung für Hamburg hat dle 2 von 15,989 Rihlr. 10 Sgr. geliefert, die bereits
nach dem Ort ihrer Bestimmung abgegangen.
A Leipzig, 31. Mai. In Kurzem wird unser dͤffentliches Leben ie ** werden. Die Lerne es her zu dem bevorstehenden Landtage haben schon in mehreren Theilen des Lan⸗ des begonnen. Auch in Leipzig ist bereits die Wahl der Wahl—⸗ maͤnner vollendet und man Ech i t sich nun leb aft mit Ver⸗ muthungen äber das Resultat der Hauptwahlen. Leipzig hat ein doppeltes Interesse, bei der Wahl seiner Abgeordneten mit Umsicht zu Werke zu gehen. Einmal wird von der ersten r des Koͤnigreichs, dem Sitze der Universitaͤt und des Buchhandels erwartet, daß sie vorzugsweise tuͤchtige, intelligente, von allgemei⸗ ner politischer Bildung durchdrungene Vertreter in die Staͤnde⸗ Versammlung sende; sodann aber * Leipzig auf allen Landta— gen, seit 1835, an der Praͤsidentur in einer oder der anderen der eiden Kammern Antheil gehabt und dabei gewissermaßen das staͤdtische, buͤrgerliche Element, , der Aristokratie, vertre⸗ ten. Auf dein Landtage 1839 fuͤhrte der Abgeordnete Leipzigs, der Appeilations⸗Rath Hase, den Vorsitz in der zweiten Kammer. Die Wiedererwaͤhlung dieses Abgeordneten ist daher, aus jeder der beider angegebenen Ruͤcksichten, sehr wahrscheinlich. Das Auf— treten mehrerer Kandidaten fuͤr die Abgeordneten⸗Stelle und die lebhafte Betheiligung der gesammten Einwohnerschaft Leipzigs bei diesem Wahlkampfe, bezeugt den regen Sinn fuͤr die öffentlichen Angelegenheiten, welcher hier herrscht. Auf wen die Wahl der lune fe fallen werde, ist noch nicht bekannt. Man vermuthet und wuͤnscht, daß sie einen tuͤchtigen Juristen sende, und man bezeichnet namentlich einen ausgezeichneten Strafrechts⸗-Lehrer, von dessen Mitwirkung bei den Berathungen uber die neue Straf⸗ prozeß⸗Ordnung vlel zu hoffen ware. Außer dem so eben erwähn⸗ ten Gesetz-Entwurf, wird auch der Entwurf einer neuen Wechsel⸗ Ordnung (welchen der bekannte geistvolle Jurist Einert ausgear⸗ beitet hat, und welcher, auf Anordnung der Regierung, der Oef⸗ fentlichkeit übergeben worden ist, um die Stlmme der Kritik daruͤber zu vernehmen), ferner ein Wegbau⸗Gesetz den Ständen vor⸗ gelegt werden. Auch erwartet man von Seiten der Regierung eine Proposition wegen Normirung des Petitions⸗Rechts der Staatsbuͤrger, welches schon auf dem letzten Landtage in Frage kam. Gegenstand eines ständischen Antrags werden wahrscheinlich aufs neue die Verhaͤltnisse der Presse und deren freiere Gestal— tung werden. Sannover, 25. Mai. (Hamb. Korr.) In der leidigen An 2. des Juden⸗Schutzgeldes hat auch die erneuerte und nf te Konferenz zu keinem Resultate geführt; die erste Kam—⸗ mer beharrt auf ihrem Beschlusse: daß das Schutzgeld durch Zah⸗ lung des Kapitals-Betrages von den Juden selbst abgeldst werden solle; die zweite Kammer will eine sosche Abloͤsung nicht und eben so wenig Uebernahme desselben auf die Landes⸗-Kasse (was die Reglerung gewollt hattey. Es kann nun noch eine feierliche Schluß⸗ Konferenz unter Zuziehüng landesherrlicher Kommissarlen beschlos— sen werden. Das Ende wird doch vermuthlich seyn, daß auch zweite Kammer die Abloͤsung annaͤhme.
Deßau, 28. Mai. Am 26sten d. M. langte Se. Durch⸗ laucht der Prinz Albert von Schwarzburg-Rudoistadt mit seiner Gemahlin und beiden Kindern, von Hannover kommend, hier an, um den auf den 27sten d. M. fallenden Geburtstag Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen von Hannover, der seit dem 17ten d. M. in Deßau verweilt, hier mit zu feiern, an welchem Tage der Her— zogliche Hof in fruͤher Morgenstunde auch durch die Ankunft Sr. Majestaͤt des Königs von Hannover, in Begleitung der Prinzen Alexander und Bernhard von Solms⸗-Braunfeis, uͤberrascht wurde. Saämmtliche Allerhoͤchste und Höͤchste Herrschaften wohnten am Abend der Vorstellung der Oper: die Puritaner, bel, in welcher der Königlich Sächsische Kammersanger Tichatschek gastirte.
Oesterreich.
Wien, 27. Mal. Am 29. April brannten in dem unfern von der Tuͤrkischen Gränze belegenen Städtchen Poseg in Sla— vonien 176 Haäuser ab, worunter das Komitat- und das Rath— haus, das staͤdtische Hospital, das Franziskaner-Kloster nebst Kirche und Bibliothek, die Griechische Kirche u. s. w. Auch mehr als 500 Scheunen wurden ein Raub der Flammen.
ö Schweigz.
Zürich. (Schweiz. Bl) Seit langerer Zeit hat die Tassahung dem Vororte Vollmachten übertragen, die uber das Collegium Borromaeum mit Oesterreich entstandenen Schwierig⸗ keiten zu beseitigen. Dieser Zweck soll nun erreicht und die Haupt⸗ Artikel des diesfallsigen Vertrags so eben in Wien zwischen der Kaiserlichen Reglerung und dem Schweizerischen Geschaͤftstraͤger ausgewechselt worden seyn. Die betreffenden Kantone werden demnach in einem Seminare zu Mailand Freiplaͤtze fuͤr 24 dem geistlichen Stande bestimmte junge Leute erhalten, und die Schweiz wird ohne Zweifel mit diesem Abkommen zufrieden seyn.
Genf. Endlich ist der Verfassungs⸗-Rath an das Ende seiner langen Bergthungen gekommen; in der Sitzung vom A3sten ist der Entwurf in seiner Gesammtheit angenommen und dessen Druck und Verthellung an alle Waͤhler beschiossen worden.
Tessin. Aus Lug ano schreibt die Luzerner Zeitung: 894 Dm nail C. hd hat verflossene Woche zum Tode durch as Schwert verurthellt: Advokat und Großrath Poglsa, Advokat
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r und den Priester J. Chiapella. Viele Andere, politischer ergehen angeklagt, wurden auf lebenslang zur Kettenstrafe ver⸗ urtheilt. Im Lande herum erwecken diese Urtheile steigenden Ab⸗ scheu vor einem Regiment, welches also grausam Vergehen an Anderen bestrafen mochte, die es vor wenigen Jahren selbst beging.“
Portugal.
Lissabon, 4. Mai. Das Ministerium hatte sich bisher ge⸗ weigert, den Bullen des Papstes, die direkt an den Internuntsus und nicht an die Vischöͤfe gerichtet waren, die Erlaubniß zur Ver⸗ bffentlichung derselben zu ertheilen. Der Widerstand des Mini⸗ steriums hat jetzt einem höheren Einflusse nachgegeben, und die Bullen sind bekannt gemacht worden.
Gestern trat eine Wahl⸗Junta der Cartisten zusammen, bei der mehrere Minister gegenwartig waren. Herr Silva Carvalho erklaͤrte, daß er, als Gefährte des unsterblichen Herzogs von Bra— anza, stets ein Anhänger der Carte seyn werde. Die Carte, agte er, habe die Zehnten und Kloͤster aufgehoben, und diese wur⸗ den nie wieder hergestellt werden, denn er wisse bestimmt, daß dies die Absicht der Minister sey. Der Minister Costa Cabral dankte Herrn Carvalho, ihm Gelegenheit gegeben zu haben, einen Punkt zu berühren, der so lebhaft die Nation interessire. Er habe nie den Gedanken gehabt, die Zehnten und Kloͤster wieder herzustellen; ein solcher Plan wuͤrde Wahnsinn und die Vorlegung desselben das Zeichen zum Tode des Ministeriums seyn. Diese Erklaͤrung wurde mit vielem Beifall aufgenommen.
Türkei.
Die neueste nach Berlin gekommene Tuͤrkische Zeitung Tak⸗ wimi Wakaji vom 27. Rebi⸗el-ewwel (8. Mah enthaͤlt folgende Artikel: . .
„Da die Geschaäͤfte des Justiz-Kollegiums taͤglich zunehmen und die festgesetzte Zahl der Mitglieder nicht voll ist, so hat Se. Hoheit den gewesenen Seriasker, Chalil Rifaat Pascha, und den Ex⸗Handels⸗Minister, Ahmed Fetchi Pascha, in der Ueberzeugung, daß die Theilnahme solcher Männer an den Berathungen nur nützlich und ersprießlich seyn koͤnne, zu Mitgliedern des besagten Kollegiums zu ernennen geruht.“ .
„Es ist statutenmaͤßig, daß die Zöglinge der Rechtsschule ein⸗ mal jaͤhrlich im Beiseyn der höͤchsten Wuͤrdentraͤger Proben ihrer erworbenen Kenntnisse ablegen, und daß ihr Eifer bei solcher Gele—
enheit durch Großherrliche Geschenke neue Nahrung erhaͤlt. gin dbem nun am 16ten des laufenden Monats die dies jaͤhrige Pruͤfungszeit herangekommen war und der Direktor jener Anstalt, Essaad Efendi, davon Meldung gegeben hatte, verkuͤndete Se. Ho⸗ heit Höoͤchstihren Willen, die Pruͤfung mit ihrer Gegenwart zu beehren, und begab sich an dem genannten Tage mit den vor⸗ nehmsten Wuͤrdentraͤgern nach der Anstalt. Der Direktor und sein Adjunkt examinirten darauf die verschiedenen Klassen der Schuͤler, eine um die andere, und erhielten auf die von ihnen gestellten Fra⸗ gen gründliche Beantwortung. Die Tuͤchtigkeit und Geschicklich⸗ keit Aller, wie auch der ruͤhmliche Eifer des Direktors, wurden von Sr. Hoheit sehr belobt; der Sultan ließ unter die Schuͤler, Lehrer und Schuidiener aus seinem Privatschake Geschenke ver⸗ theilen und entfernte sich 2 nachdem er freundliche Ermah⸗ nungen an Alle gerichtet hatte.“
3e D oschen . bisherige Pforten ⸗ Agent des Pascha's von Aegypten, Mufid Bei, ein kenntnißrejcher Mann ist, so war er doch nicht im Stande, die mit diefem Berufe verbundenen Ge⸗ schäͤfte zweckmäßig zu verwalten. Da nun der Pascha Mehmed Ali zu den bedeutendsten Wesiren des Reiches gehoͤrt, und folglich ein anderer faäͤhiger Beamter das Amt seines Agenten erhalten mußte, so hat Seine Hoheit eines der Mitglieder des Justiz⸗Kolle⸗ giums, den vormaligen Direktor der militatrischen Ausgaben, Mas⸗ lum Bei, einen Mann von notorisch tiefer Einsicht in die Ge⸗ schaͤfte mit dem Posten eines Pforten⸗Agenten des erwaͤhnten Pascha's zu begnadigen geruht.“
„Der vor langerer Zeit von dem Persischen Hofe als Ge— sandter nach Konstantinopel geschickte Mirsa Djaafer Chan, welcher zu einer Reise nach seinem Vaterlande Urlaub erhalten, wurde nach altem Herkommen vor seinem Abgang zu einer huldreichen Audienz 9g und en,. darauf (am sten des laufenden Mo⸗ nats) ein Schiff, das ihn bis Trapezunt gebracht hat.“ .
Dieselbe Taͤrkische Zeitung meldet noch, daß der ehrwuͤrdige Edhem Efendi, bisheriger geheimer Kabinet-Secretair des Sul⸗ tans, wegen seines zlemlich vorgeruͤckten Alters pensionirt, und durch Ferid Efendi, einen der Secretaire des vortragenden Di—⸗
van⸗Rathes, ersetzt worden sey.
Konstantinopel, 11. Mai. (A. 3) Die letzten Nach⸗ richten aus Syrien gehen bis Ende April. Die Drusen sammelten sich wieder, um, mit den Waffen in der Hand, die Befreiung ihrer in die Gefangenschaft der Turken gelockten Häuptlinge zu bewirken. Der Seriasker Mustapha Nuri Pascha hatte seiner⸗ seits die frisch angelangten Verstaͤrkungen an Albanesischen Milizen sogleich verwendet und zwei starke Posten derselben bis nach Dschuni und Ghasir vorgeschoben, in der Absicht, diese beiden Punkte spaͤter als Basis zu den weiteren Operationen gegen die Gebirgs⸗Bewohner zu benutzen. Die mittlerweile in Veirut er⸗ folgte Ankuft des Großherrlsichen Commissairs, Selim Bey, hat dem Eifer Mustapha's wenigstens fuͤr den Augenblick Schranken gesetzt, wahrscheinlich, um dadurch die hiesigen fremden Repraͤsen⸗ tanten glauben zu machen, die Mission des Bey sey ernstlich gemeint und keine leere Vorspiegelung, um die Maͤchte zu taͤuschen, wie es wirklich der Fall seyn duͤrfte. Andererseits haben die ge— sfangenen Drusen⸗Fuͤrsten an ihre Landsleute und Glaubensgenossen ein gemeinschaftliches Schreiben erlassen, worin sie diese ersuchen, sich jeder Gewaltthat zu enthalten, da durch ein feindseliges Auf⸗ treten gegen die . Truppen ihr — der Gefangenen — Leben auf das Spiel gesetzt wurde; der Tuͤrkische Seriasker sey entschlossen durch jedes Mittel jede Bewegung im Gebirge zu unterdruͤcken. Dies Schreiben scheint nun auf die Drusen ge— wirkt und sie vermocht zu haben, einstweilen zwar eine moͤglichst drohende Stellung anzunehmen, ohne jedoch zu einem Angriff zu schreiten. So stehen die Sachen, und man durfte vorerst sich von beiden Seiten darauf beschraͤnken, sich wechselseitig zu beobachten.
Die Griechischen Angelegenheiten sind ins Stocken gerathen, und man glaubt, daß sie 1 so hald wieder aufgenommen wer⸗ den. Der Grlechische Gesandte, Fuͤrst Maurokordatos, hat dieser Tage eine Note bei der Pforte uͤberreicht, worin er Letztere zur Fortsetzung der Verhandlungen zu bewegen sucht, welche hinsicht⸗ lich des Handels⸗Vertrages bereits erbffnet waren. Der Minister lenkt die Aufmerksamkeit des Reis Efendi auf den Umstand, daß der ungewisse Stand der Griechisch⸗Tuͤrkischen Handels⸗-Verhaͤlt⸗ nisse nicht nur seinem eigenen Lande schade, sondern auch der Tuͤr⸗ kei zu wesentlichem Abbruche gereiche.
Die Fingnzen der Pforte haben sich in der letzteren Zeit besser gestellt, die Beamten erhalten ihre Besoldungen mit einer ei nicht gekannten Regelmäßigkeit, der Sold der Truppen wird so⸗
gar fast immer um einige Tage voraus entrichtet. Diese Vor⸗
theile verdankt man unstreitig dem Groß-⸗Wesir und der von ihm errichteten, durch die jwöͤlf reichsten Armenischen Banquiers der Hauptstadt repraäͤsentirten Bank. Diese hat die Verpflichtung uͤbernommen, der Regierung regelmäßige Vorschuͤsse zu leisten, und ist dafür von der Staats⸗Gewalt berechtigt worden, die Erhebung der Steuern im ganzen Reich auf eigene Kosten zu besorgen. Wie sich die Kontribuenten dabei befinden, ist nicht leicht zu sagen, da das System noch neu ist und nur wenige Klagen bisher von den Provinzen gegen dasselbe eingehen konnten. Die Sehims (das unter dem Ministerium Reschid Pascha's in Umlauf gesetzte Pa⸗ piergeld) sind fast alle eingeldst; in den Provinzen sind sie ganz verschwunden, hier bekommt man nur dann und wann noch ein solches Papier zu Gesicht.
Inland.
Breslau, 29. Mai. In der Woche vom 22sten bis 29sten e. sind nach und von Ohlau auf der Ober⸗Schlesischen Eisenbahn bbb Passagiere gefahren; die Einnahme belief sich auf 2425 Rthir.
Breslau, 29. Mai. (Bresl. Ztg.) Ein eigentliches Wolle⸗ Geschaͤft hat sich zur Zeit noch nicht entwickelt, doch sind bereits kleine Partieen hochfeiner Waare gus den renomirtesten Schaͤfe⸗ reien verkauft worden. Von der Seehandlung sind bereits einige kleine Posten gekauft. Ob das Geschaͤft schon im Lauf des mor⸗ genden Tages eine entscheidendere Wendung nehmen duͤrfte, steht zu bezweifeln.
— — Schweidnitz, 27. Mai. Am dies jaͤhrigen den 25sten und 2bsten d. M. abgehaltenen Fruͤhjahrs-Wollmarkt sind auf hiesiger Stadt⸗Waage 1065 Ctr. Wolle abgewogen worden, hier⸗ zu treten noch 1387 Ttr. Wolle, die anderwaͤrts gewogen und eben⸗ falls hier zum Markt gebracht war, so daß uͤberhaupt ein Quan⸗ tum von 51452 Ctr. zum Verkauf aufgestellt worden. Außer ei⸗ nigen unbedeutenden Posten, die zuruͤckgezogen worden, ist die Helle saͤmmtlich an Fabrikanten und Handelsleute des Inlandes abgesetzt worden. Die akkordirten und bezahlten Preise sind von 45 bis 52 Rthlr', von 56 bis 68 Rthlr. und von 70 bis 80 Rthlr. notirt worden, eine Post ist auch mit 110 Rthlr. per Ctr. bezahlt worden.
Köln, 26. Mai. Dle Köln. Ztg. sagte unlängst in einem langeren Artikel: „Ganz Deutschland hat sich das Wort gegeben, das traurige Schicksal, welches der bluͤhendsten und reichsten seiner Städte, der Hauptstadt des Deutschen Handels, widerfahren, so welt dies durch menschlichen Beistand moͤglich ist, zu lindern; und wir Deutschen sind nicht gewohnt, unserem Worte untreu zu werden. Daß es uns an der Kraft zu helfen nicht mangelt, geht aus der einfachen Thatsache hervor, daß der Werth der Erzeug—⸗ nisse Deutschen Landbgues und Gewerbfleißes, die alljährlich aus dem Innern unseres Vaterlandes nach Hamburg eingefuhrt und dort verbraucht oder nach dem Auslande abgesetzt werden, den ganzen ungeheuren Verlust, den die ungluͤckliche Stadt durch ihren Brand n n hat, um ein Betraͤchtliches uͤbersteigt. Aus dieser Thatsache geht aber nicht blos hervor, daß wir im Stande sind, die wirksam̃ste Huͤlfe zu leisten, sondern daß wir die Gewißheit haben, auch jene Verluste, die durch freiwillige Beisteuern im Augenblicke nicht zu decken sind, im Verlaufe der Zeit durch den natuͤrlichen Gang der Dinge ersetzt zu sehen. Eine arge Uebertreibung, wir wollen
hoffen, eine Uebertreibung, die nicht aus gleißnerischer Engbrüstig= keit, sondern aus der Ueberspannung edler menschlicher Gefuͤhle hervorgeht, ist es daher, wenn von verschiedenen Seiten Stimmen laut werden, die uns den Rath ertheilen, jedes andere große Werk, welches wir begonnen, zu dessen Ausfuhrung wir uns vereinigt und verpflichtet haben, ruhen zu lassen, bis die niedergebrannten Speicher und Waarenlager von Hamburg aus ihren Truͤmmern wieder erstanden sind. Deutschland, wenn auch — wie man uns in diesen Tagen erinnert, hat — nicht „uͤberreich“ ist doch so arm nicht, daß die Unterstuͤtzung einer einzigen Stadt, wie außer— ordentliche Opfer und Anstrengungen sie auch erfordern mag, alle unsere Kraͤfte erschoͤpfen sollte. ie Vollendung des Domes zu Koͤln, dieses wunderbarsten Denkmales Deutscher Gottesfurcht, Deutscher Kunst und Geisteskraft, ist von uns beschlossen wor— den, ehe wir eine Ahnung von dem Ungluͤcke haben konnten, wel⸗ ches so vielen Tausenden unserer Landsleute und Bundes bruͤder bevorstand. Sollen wir jetzt das bereits begonnene Werk aufge⸗ ben, um unsere Kraͤfte nicht zu zersplittern, um dieselben unge⸗ theilt auf die Milderung der Noth in Hamburg zu richten? Wir wurden diese Frage ohne Zögern bejahen, wenn wir die Ueberzeu⸗ gung haͤtten, daß nur dadurch die stolze Stadt, die das Ungluäͤck so tief darnieder gebeugt hat, wieder aufgerichtet werden koͤnnté. Kein Opfer darf uns zu schwer fallen, wenn es gilt, ein Glied in der Kette unserer Bruͤderstämme aus der Bedraͤngniß, vom Unter⸗ gange zu erretten,. Aber waͤre es nicht die straͤflichste Lauheit, wenn wir auf die Ausfuhrung des schoͤnsten und großartigsten Werkes, das dazu bestimmt ist, unserer Nation zu ewlgem Ruhme zu gereichen, den spätesten Enkeln als ein zur Nacheiferung er⸗ mahnendes Beispiel Deutscher Einigkeit, dem Feinde als ein war— nendes Zeichen Deutscher Volkskraft entgegenzutreten, wenn wir auf die Ausfuͤhrung eines solchen Werkes verzichten wollten, weil es uns dadurch erleichtert wurde, unsere Pflicht gegen leidende Bruͤder zu erfuͤllen? Der Anblick menschlichen Elendes soll unser Mit gefuͤhl anregen, uns zu werkthaͤtiger Huͤlfe auffordern; aber kein Ungluͤck, wie groß es auch ist, welches uns oder unsere Bruder trifft, darf uns so tief entmuthigen, daß wir in Entschläͤssen wan— kend werden, die wir als schoͤn und gut und des Deutschen Na— mens wuͤrdig erkannt haben. Wo wuͤrde jemals irgend eine große Idee zur Ausfuͤhrung kommen, wenn man damit so lange warten wollte, bis alle Thraͤnen getrocknet sind, die auf dem welten Erden— runde oder auch nur in unserem Vaterlande vergossen werden, bis aller Noth ein Ziel gesetzt ist, mit der wir Menschen bei der noth⸗ wendigen Unvollkommenheit aller menschlichen Dinge bis an das Ende der Tage zu kaͤmpfen haben werden?“
Wissenschaftliche Kommission in Algerien.
Nach dem Vorbilde der wissenschaftlichen Expedition, welche die Franzbsische Armee waͤhrend des Feldzuges in Aegypten beglei⸗ tete, wurde durch eine Ministerial- Verordnung vom 14. August 1837 eine wissenschaftliche Kommission fuͤr Algerien ernannt, welche aber erst im Jahre 1839 definitiv organisirt wurde. Nach 9 . 2 18. August R . = 6 .
e wissenschaftliche Kommission fuͤr Algier aus vierundzwanzig mir lichen Mitgliedern und aus fechs Gehůülfen. Von den wirklichen .*
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