NMossi und sein System der politischen Oekonomie.
Cours d' éeonomie politique par M. Roset, membre de IInstitut, ancien professeur d'économie politique au
College de France. 2 Vol. in S8. Paris. 1810-1841.
Erster Artikel.
Die Wissenschaft der National-Oeckonomie erfaͤhrt seit einiger Zeit lebhafte Angriffe von Seiten derjenigen, die ein Huͤlfsmittel egen alle soeiglen Uebel bereit haben. Die Lehren von Adam Smith ind veraltet, sagt man, und entsprechen nicht mehr den gegenwaͤr⸗ tigen Beduͤrfnissen der Völker. Die Neuerer greifen zugleich die Productions⸗Art und die Konkurrenz an, und sie finden namentlich, daß die Arbeiter nicht angemessen fuüͤr ihre Arbeit belohnt werden. Daher jene utopischen Ideen von der Organisirung der Arbeit, von der Errichtung von National⸗Werkstätten, von der Fixirung des Arleitslohnes und des Gewinnes, Ideen, die sogar bis auf den Lehr⸗ stuhl der Nationgl⸗Dekonomie im Collège de France, der gegenwaͤr⸗ tig von Herrn Michel Chevalier, einem ehemaligen St. Simonisten, eingenommen wird, gedrungen sind. Obgleich die Schwaͤche dieser neuen Lehren bis zur Evidenz dargethan ist, obgleich die Fourieri⸗ sten, die Dwenisten, die St. Simonisten überall mit ihren prakti— schen Unternehmungen gescheitert sind, so haben doch diese verfalle⸗ nen Schulen noch immer Anhaͤnger, die sich indeß heutzutage darauf beschraͤnken, diejenigen dkonomischen Doktrinen anzugreifen, deren erster und ausgezeichnetster Repraͤsentant Adam Smith ist.
In ihren Augen ist der Weg, den Herr Rossi seit mehreren Jahren mit so vielem Erfolge betreten hat, nichts als eine lang= weilige Wiederholung alter Irrtbümer und eine mehr oder weniger sinnreiche . ga g. Formeln, deren Wahrheit sich vollkommen bestreiten lasse. Gluͤcklicherweise sind dies Ansichten, die mit jedem Tage mehr an Kredit verlieren und von den Wohl⸗ esinnten stets zurückgewiesen wurden. Die Irrthuͤmer der Soeia⸗ . sind eine Art Sanction fuͤr die wahren dkonomischen Doktri⸗ nen, die sich immer mehr verbreiten, und die zuletzt uͤber alle ephe⸗ meren und exzentrischen Sekten triumphiren werden.
Das Buch des Herrn Rossi ist klarer, als das von Adam Smith, und weniger weitschweisig als die Werke von Jean Baptiste Say. Die Wissenschaft ist darin gut definirt und jenes parasitischen Bei⸗ werks entkleidet, womit einige neuere Schriftsteller sie versehen ha⸗ ben, indem sie irn, erf. zu entwickeln und zu erweitern glaubten; es ist cine Wissenschaft sui generis, die ihr eigenes Feld, ihre allgemeinen Thatsachen und ihre Graäͤnzen hat. Der Gegen⸗ stand dieser Wissenschaft ist das Studium des Kampfes der intellel⸗ tuellen und physischen Kraͤfte des Menschen mit der Materie um sie zu beherrschen, sie umzuformen, sie auf die Beduͤrfnisse des Men⸗ schen anzuwenden, dieser Kampf konstituirt eine besondere Ordnung der Thatsachen und der Ideen, die mit keiner anderen zu verwechseln ist. Einige dieser Thatsachen sind allerdings auch anderen Wissenschaf⸗ ten eigen. Die National⸗-Oekonomie geht also wesentlich von folgenden Thatsachen aus: unsere Gewalt uͤber die Dinge mittelst der Arbeit; unsere Neigung zur Sparsamkeit, wenn ein hinreichendes Interesse uns dazu treibt; unsere Neigung, unsere Thätigkeit und unsere Kraͤfte in Uevereinstinimung zu bringen; unser Instinkt fuͤr das Ei⸗ — und den Austausch. — Das sind also die Dinge, die zu allen
eiten und an allen Orten vorhanden sind, die allgemeinen That⸗ sachen der National⸗Oekonomie. Und auf diesen Grundlagen beruht die Wissenschaft des Reichthums, die rationelle, allgemeine, unveraͤn⸗ derliche Wissenschaft. Auf der einen Seite die Dinge und ihre Ei⸗ genschaften, auf der anderen Seite der Mensch, seine Intelligenz ünd seine physische Kraft, und diese beiden Elemente, verknüpft durch die Neigungen und die Bedürfnisse unserer Natur, durch jene Nei⸗ ang und Beduͤrfnisse, die hinsichtlich ihrer Staͤrke verschieden eyn können, die aber der gesammten Menschheit gemeinschaftlich ind. Die so betrachtete Wissenschaft hat die ganze Welt zu ihrem Schauplatz; sie sagt: die auf die Dinge angewendete menschliche Arbeit unterwirft dieselben solchen Modificationen, welche sie faͤhig machen, unsere Beduͤrfnisse zu befriedigen. Indem nicht aller Ertrag der Arbeit verbraucht wird, endet Ersparung statt; wird das Ersparte als Productionskraft angewendet, so nimmt die Production zu. Der Mensch, angetrieben durch die Liebe zum Vergnuͤgen, begierig, seine Genuͤsse zu vermehren, wird bald erkennen, daß er, indem er Er⸗ sparungen macht und das Ersparte auf die Production anwendet, seinen Reichthum vermehrt. Auf diese Weise nimmt der Reicht hum zu durch die Arbeit und das Kapital. .
Die Nationalitaͤt, die Zeit und der Raum modifiziren haufig die Resultate der reinen Wissenschaft, :nd bei der e ,,, muß man auf die besonderen Umstäͤnde, welche die Prinzipien verandern koͤnnen, Ruͤcksicht nehmen; dies ist der Uebergang der Wissenschaft zur Kunst. Uebrigens haben sowohl die reine, als die angewandte National⸗Oekonomie im Grunde denselben Gegenstand, naͤmlich den Reichthum: die erste bebandelt ihn auf allgemeinere, die zweite auf speziellere, rationalere Weise, aber der Gegenstand ist immer derselbe. Außerdem begreift man, daß die Moral, daß die Politik in die so⸗ cialen . eingreifen. Der Zweck der Gesellschaft, wie der Zweck des Individuums, ist nicht blos, reich zu seyn; dieser Zweck kann sogar in gewissen Fällen einem hoͤheren Zwecke untergeordnet seyn. So muß die Moral ihre Vorschriften, die Politik ihre Forderungen geltend machen, und eine Verfahrungsweise als Mittel zum Reich⸗ thum kann nicht unveraͤnderlich angewendet werden. Ist dies aber ein Grund, sich deshalb uber die National⸗Oekonomie zu beklagen? Nein; sie ist nur eine Wissenschaft, welche die Verhaͤltnisse der Dinge untersucht und dargus Folgerungen zieht. Sie untersucht, welches die Wirkungen der Arbeit sind; in der Praxis soll man diese Arbeit nach der Wichtigkeit des Zwecks anwenden, und wenn diese Praxis einem hoͤheren Zwecke, als die Erzeugung des Reichthums, entgegen ist, so muß man darauf verzichten. Folgt bieraus, daß die National⸗ Oekonomie falsch sey? Nein; es beweist nur, daß man mit einander vermischt, was getrennt bleiben muß.
Wenn schon die Meinungen uͤber die Ausdehnung der Graͤnzen der Wissenschaft der National Oekonomie sehr verschieden sind, so ist die Nichtůͤbereinstimmuug hinsichtlich der Definitionen noch weit groöͤ⸗ ßer. Die Ausdrucke Werth, Tau schwerth, Kapital u. s. w. haben zu den heftigsten Erprterungen Anlaß za ren, und die beruͤhm⸗ 3. DOckonomisien sind uber die Bedeutung dieser Worte noch nicht
? rn . Herrn Rossi ist der Werth nur der Ausdruck fuͤr ein en gr dersiches Verhältniß. Es ist dies das Verhaͤltniß un⸗ Een en rfnisf zu den Dingen, und Jedermann weiß, daß unsere
2 uf se zugleich verschleden und beweglich sind; selbst die, weiche
ö . * gemeinsam sind und aus unserer organischen Constitution ervorgehen, sind, wenigstens je nachdem sie mehr oder minder drin
ä n . Enie ofen. 2 ir 8 daher *
nes, eine den Gegenstaͤnden inhaͤrirende Ei⸗
n aft e Das Stück Hrod, weiches in dem Augenblick, wo Fer
ensch vom Hunger gepl ] selben nicht mehr, oel * i g n ff n ett h, , mn.
Der Gebrauchs ⸗Wert ĩ Aͤltnesses, welches die e n rn ö ä, , d,, ,, . er Tausch⸗Werth ist nur ein agen. entsprngt aus demselhen , , , egi er Vermögen un sere Beduͤrfnisse zu befeichigen 3 1 * das mehr i Austansch, denn 3 f zul nichtaninhd eet ba fing Ker th den mehr von Ruhen. Der Gebrauchs Werfg Kalcere 6 Nieman. das Verhaͤltniß ö, . den Dingen und den g, n fen eg . . . existirt wirkich nul in em Kun- Die Kenntniß des Tausch⸗Werthes ist eine =. J unterdruͤckt man sie, so verstuͤmmelt man die e e nn, sich großen 4 aus, denn aus ibr entspringt der Tausch= W chf Dieser hat zwei Quellen: die Eigenschaft der Dinge, unsere , , e gen und ihr Mißerhaltmniß zu unffren Bed ef nissen. Diese einfache Darlegung reicht hin, um einzusehen, daß es
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kein sicheres und unveraänderliches Maß des Werthes giebt. Un tersucht man die Ursachen, welche den Werth bestimmen, so icbt es im Grunde nur zwei Formeln, die, richtig aufgefaßt, eide, und zwar die erstere auf mehr direkte und philosophische Weise, die letztere unter einer indirekien, aber mehr praktischen Form, zu den wahren Elementen der Loͤsung zurüͤckfuͤhren, d. h. zu den Beduͤrfnis⸗ sen, den Mitteln, den Interessen der Vertauschenden. Die eine ist die Formel des Anerbietens und des Forderns, die andere, welche alle den Markt regulirende Thatsachen in eine einzige zusammenfaßt, begreift die Kosten der Lebensmittel, die Productions Kosten. der ersten Formel drückt das Fordern (la demande) nicht nur die Quan⸗ titaͤt faͤr sich allein betrachtet aus, sondern die Quantität in ihren Verhaͤltnissen zur Natur und Intensitaͤt des Wunsches, der das For⸗ dern veranlaßt, so wie e der Staͤrke der Hindernisse, welche dleser Wunsch uͤbersteigen würde und koͤnnte, um zur ri m, ,. u 3 langen. Eben so verhalt es sich mit dem Anerbieien (l'ofste). Es druͤckt dies nicht nur die angebotene Quantität aus, sondern auch diese Quantitat in Verbindung mit der Schwierigkeit oder Leichtig keit der Production, so daß man also unter den Worten „Anerbieten⸗/⸗ und „Fordern“ nicht blos die materiellen Quantitäten, welche auf dem Markte vorhanden sind, verstehen muß. Bei dem Fordern muß man auch die Intensitaͤt und den Umfang des Bedürfnisses, so wie die Mittel zum Austausch, woruͤber der Fordernde disponiren kann, in Erwaͤgung ziehen; ünd bei dem Anerbieten die mehr oder weniger große Leichtigkeit, womit die Produzenten durch die Konkurrenz den Zustand des Marktes modisiziren und somit die Hoffnungen und die Besorgnisse der Kaͤufer und der gegenwartigen Besitzer von Waaren wn ösheln gern Rosß cht in der Analyse der ehemali e errn Rossi ni n der Analyse der ehemaligen Formel folgen, welche den Werth der Dinge durch die . Kosten bestimmte; er bekaͤmpft diefe Formel und setzt Bemerkungen an ihre Stelle, die man auf folgende Weise zusginmenfassen kann: So oft der Preis einer Waare nicht die Productions Kosten ersetzt, vermindert sich die Production dieser Waare oder hört ganzlich guf. Gewaͤhrt der wirkliche Preis einer Waare großen Gewinn, so sieht man die Zahl der Produzenten sich vermehren. Der Stillstandspunkt dieser Schwankungen wuͤrde also dann eintreten, wenn der kurrente Preis mit dem natuͤrlichen Preise, d. h. die Productions-Kosten mit dem Tauschwerthe, koinzidirien. )
Die beiden Baͤnde von Herrn Rossi's Werk sind in 36 Vorle⸗ sungen eingetheilt; der erste enthaͤlt 21, der ee. 15. Das bisher Gesagte ist eine naturlich fehr unvollstaͤndige Üebersicht der 1 ersten Vorlesungen. Wir haben bei denselben, n n, ihrer abstrakten Form, gänz besonders verweilen muͤssen, weil der Verfasser darin ei nige neüe Ideen entwickelt und in Bezug auf mehrere Punkte mit den ziemlich allgemein angenommenen Dektrinen in Widerspruch ist. Die zwoͤlfte Vorlesung enthaͤlt Aufschluͤsse über die Production und eine Klassifizirung der produktiven Kraͤfte; es ist dies eine raisonnirende Analyse der Agentien der Production mit Bemerkungen uͤber die Aneig⸗ nung des Gründes und des Bodens und die Bildung von Kapitalien. Wil, welche Herr Rossi besser zu definiren gesucht, als es bisher gesche⸗ hen, geben ihm Gelegenheit zu einigen Bemerkungen, welche gegen die St. Simonisten gerichtet sind, die alle Mußiggänger dadurch aus der Gesellschaft verbannen wollen, daß sie ihnen ihr Erbtheil nehmen. „Ich nenne“, sagt er, „denjenigen nicht muͤßig, der, statt alle seine Einkuͤnfte auf das Vergnuͤgen zu verwenden, sie weise verwaltet und einen Theil derselben zür Reproduction bestimmt, der durch Sparsam⸗ keit das Nationgl⸗Kapital vermehrt. Ist es nothwendig, mit seinen Haͤnden zu arbeiten, um nicht muͤßig zu seyn? Muß nian durchaus vermittelst seiner Muskeln zur Productign beitragen? Kann man dazu nicht durch seine Kapitalien, durch seine Inteiligenz, durch die An⸗ leitung, die man einem Anderen giebt, beitragen?“
Die r, n, Voriesung, welche von der produktiven und der nicht produktiven Arbeit, von den materiellen und nicht materiellen Erzeugnissen handelt, enthalt nichts Neues, und der Verfasser, indem er Adam Smith bekaͤmpft, folgt den Ideen von Jean Baptiste Say und Storch, welche die Lehre von der nicht produktiven Arbeit und den nicht materiellen Erzeugnissen sehr gut entwickelt haben.
Die vier folgenden Vorlesungen stnd der Pruͤfung der freien und der durch Verordnungen geregelten Production gewidmet; wie der amtlichen Theilung der Professionen, der Lehrjahr⸗Verxflichtung, dem Innungswesen, dem Eingreifen der Regierung in die Production, den vom Staat kontrollirten Berufsthaäͤtigkeiten und der Kaͤuflichkeit von Aemtern. Wenn Herr Rossi die Gewerbefreiheit als allgemeine The⸗ sis annimmt, findet er dessenungegchtet, daß diese Freiheit nicht auf Ausübung gewisser Berufsthaͤtigkeiten, noch auf das Verhaͤltniß of fentlicher Beamten zur produzirenden Klasse anwendbar ist. Von die⸗ ser Gattung sind Notare, Advokaten, Boͤrsen Agenten und einige an⸗ dere Berufsmaͤnner, welche, vermoͤge der Beschaͤffenheit ihrer Leistun⸗
en, bestimmte Garanticen fuͤr ihre Sittlichkeit darbieten muͤssen.
Mit Recht konnte man besorgen, daß, wenn Maͤnner, welche sich einer dieser Laufbahnen en, in Folge der freien Konkurrenz sich in eine Lage verfsetzt saͤhen, wo sie durch Arbeit weder des Lebens Noth durft, noch dessen Annehmlichkeiten erwerben koͤnnten, die Sittlichkeit derselben mit dem Drange der Umstaͤnde in Kollision gerathen und das Publikum schwer zu vermeidenden, ja unersetzlichen Verlusten preis⸗ egeben seyn würde. In Betreff der anderen Gewerbe, welche zur
roduction mitwirken, sist der Verfasser der Meinung, der Stgat muͤsse durch allgemeine Aufklaͤrung und Unterricht die Macht der Arbeit i erhoͤhen und die verschiedenen Fahigkeiten der Arbeiter zu entwickeln bedacht seyn. Damit sey nicht gesagt, daß gewisse Anordnungen, welche fur einige Zweige der Production bestehen, aufgehoben werden sollen, und daß z. B. den Architekten, Apothekern, Chemikern, den Land- und Wasser⸗Spediteuren gestattet seyn solle, zu thun, was ih⸗ nen beliebt, mit Gefahr des Lebens fur ihre Mitmenschen und mit Beeintraͤchtigung der Sicherheit einer ganzen Stadt. Nur Fanatiker konnten den wunderlichen Duͤnkel besitzen, alle sociglen Fragen durch ein einziges Prinzip loͤsen zu wollen. Die Freiheit ist die Negel, aber sie gestatfet Ausnahmen, welche, weit entfernt, jene aufzuheben, die⸗= selbe vielmehr befestigen. Das leitende Prinzip bleibt gültig, — die Ausnahme wird nur gesetzlich, wenn die durch die Freiheit erzeugte Gefahr zu groß ist, wenn die Verluste unersetzlich und die individuel⸗ len Kraͤfte, denselben vorzubeugen, unzureichend sind. Die Ausnahme ist gesetzlich auch dann, wenn das Uebermaß der Freiheit erworbene ech bedroht; daher die Gesetze her Erfindungs Patente, die Ge⸗ if zum Schutz des literarischen Eigenthums. Freiheit darf nicht mit Raub verwechselt werden.
Die vier letzten Vorlesungen im ersten Bande handeln von der Bevölkerung. Diese wird zünaͤchst in ihrem Verhältnisse zu dem Umfange der Arbeit und zur Erzeugung des Reichthunis betrachtet. Hier bietet sich die Malthussche Theorle von selber dar, und der Verfasser . erlaͤutert und billigt dieselbe in ihren Haupt⸗ tdeilen. Es ist dies eine verwickeite Frage, über welche man sich in Europa sest vierzig Jahren streitet, und worüber die groͤßten Gelehr. ten sich nicht haben einigen konnen. Wir sind der Meinung, es sey eben so 7 hrlich, die Bevölkerung zu befördern, als es err, ist, derselben gefetzliche Schranken entgegenzustellen. In Beziehung auf das Erstere hat die Ratur den Menschensatzungen nichts zu thun übrig gesaffen, und in Räcksicht auf Letzteres werden die Heimmnisse ganz wirkungölos und dienen nur dazu, der Unsittlichkeit Vorschub zu leisten. Der sicherste Weg, die Bevblkerung mit den n nr mitteln auf gleicher Stufe zu erhalten, ist Ausbreitung von Wohl⸗ habenheit und Aufklärung. Einige Winke über Ockongmie, den jungen Arbeitern ertheilt, würden ihnen die taͤglichen, stuͤndlichen Erscheinungen erklaren, die sich im Bereich eines Jeden sinden „et quorum pars magna estn. Sie durften keine Wissenschaft fuͤr sie bilden, sondern nur Rathschlaͤge zu unmittelbarer Befolgung seyn, en, welche sich vor Alem an ihren Verstand und gesunden Sinn
eten.
Gewohnlich versteht der Handwerker sein Geld weder auf verstaͤn⸗ dige Weise zu verwenden, noch zu sparen; er sammelt deshalb nicht, weil er die Wichtigkeit der Anhäufung von kleinen Ersparnissen
t einsieht, oder er büßt dieselben ieider durch biindes Vertrauen und die trügerischen Lockungen hoher a i kann nicht * sehr her⸗
vorgehoben werden, von welcher Wi ir die Ersparnisse des Hand⸗ werkers, von we Nutzen für ihn dieselben seyn würden, wenn er ber zweckmaͤß 8 wie über die noch schwerere Kun st aufgellaͤrt würde, die kleinen Kapitalien sicher und eintraglich anzulegen. Seine Unwissenheit laßt ihn glauben, 1 alle Kinder, welche er zeugen wird, ] ch ihm einen Brodherrn, Arbeit und Lohn sinden werden. Welch cin Unterschied aber e fen demjenigen Theil der Population, welcher ausschlleßsich mit Manufaktur⸗ Arbeit beschaäͤftigt, und dem der leinen Landeigenthümer. ere waͤchst nur allsu u in bedenklicher Weise, während die kleinen Eigenthuͤmer jenen Grad oͤnlichen Werthes und jenen Antheil von Ucberlegung zeigen, welchen der Besitz verleiht. Am besten ist das Bevölkerungs- System beschaffen, in welchem der Mensch seinen Platz in der ish! t am laͤngsten einnimmt, d. h. wo die mittlere oder durchschnittliche Lebensdauer am anf g en hervortritt. Die id der Sterblichkeit, die ungefähre 6a auer, nicht allein der begäterten, sondern auch der arbeitenden Klassen, mässen genau er⸗ mlitelt werden, wenn man das Verhaͤltniß der Population zum Er⸗ trage eines Landes aufsuchen will, In Frankreich steigt in inehr als einem Departement, und namentlich in der Normandie, die Bevblke⸗ rung nur in langsamem und weisem Maße, und die Gesammt⸗Popu= lation des Landes könnte, wenn i ihren jetzigen Gang verfolgt, nicht cher als nach hundert und drei 3 Jahren * verdoppelt haben. Die Zahl der Geburten und Sterbefälle hat sich merklich gebessert; beute siirbt in Frankreich nur ein Mensch unter vierzig; vor dreißig Jah⸗ ren starb noch einer unter fünf und dreißig.
Metcorologische Geobachtungen.
1812. Morgens Nachmittag Abende Nach einmaliger 8. Juni. G Uhr. 2 Uhr. 10 uhr. neohachtungs.
Lundruck .... B37, 17 T. 37 „6s Ter. 337,3 Lt. Quelle kre 8,0 n.
Lana... II, 15 R. 4 21,65 n. 4 12, n. Flarkνο I5, o n.
rhaupvukt... 4 79,27 n. 4 S,” n. 4 79,0 n. Uodenwärue 14,9. m.
Dunstsatti guns 71 pCt. 37 pci. 68 pct. Aus dunstuug M ον . Mh.
beiter. Gewitter. halheiter. Niedersehlag 0, os2 Rh. 0. 0. O. Warmewecheei 22, 1 — W. — 1 10,27.
Tagesmittel: 337,8 Ter... 4 15, 27 n.. 7,0 R.. 60 pcι 0.
Berliner Börse. Den 9. Juni 1842.
Pr. Cour.
; Pr. Cour. ; Fon d. Actien. *
Nnriet. cd eld.
Zt.
126 192 1185 102 101 192 81 1001 91
Si. Schuld. Seb. 1651 101, kbrl. To. Kinenk. do. do. 2. 33 pCi. 40. 40. Prior. Obl. abgestempelt 102 102 Md. Lps. Eisenb.
pr. Engl. Oul. 30. 103 102 40. 0. Prior. Obl. Prüm. Sch. der Rrl. Anh. Risenh.
Scehandluns. — 8157 do. do. Prior. Ohl. kKurm. Schuldv. 102 101 NDũüss Elé. Eisenhb. herl. Stadt - Obl. 103 — o. do. Prior. Obl. Danz. do. in Th. 48 — nwbein. Fisenb. Westp. Pfandbr. — 1028 do. 0. Prior. Opl. Grossh. Fos. do. 1065 106 Ostpr. Psaudbr. — 103
. 21. 5 wan, ger * s. 103 . Andere G oldmün-
ur- u. Cum. * — e.
; zen à S Th. 92 Schlesische do. 3 — 102 an n 1 45
—— — — — — *
Gold al marco
Friedrichs: or 13
) Der Käuser vergütet die abgelaufenen Einsen à 1 pCt. umd ausserdem rei. p. anno bis 31. Dezember 1842.
Pr. Cour. IIe c/ꝓ Se l- CO ur s,. Thlr. zu 30 Sgr. Bri es. Geld.
Amsterdam . Kurz do. ö. 2 Me.
Ilamburg . Kur
2 M.. 3 Me.
2 M..
2 Me.
2 Me.
2 M. Leipzitz in Courant im 14 ThI. Fuss.. 8 Tage Frankfurt a. M. Wæ — 2 Mi. Petersburg ꝛ 3 Woeh.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 5. Juni. Niederl. virkl. Seb. 52 55. 53 Span. 191.
Antwerpen, 4. Juni. Zinal. 5. Neue Anl. 201.
Paris, 4. Juni. Gz Rente u cou. 120. 35. . Rente 8 coc. S2. 20. Anl. de . — 65 Neapl. au eompt. 105. 50. ö Sres. Rene 23. Passive 43.
Wien, . Juni. 55 nem. 1098. 4 10098. 35 765. 213 —. 15 — Nauk Acer 1680. Anl. ae 1034 138. 1386. d 182 1083. 1083.
Königliche Schauspiele.
reitag, 10. Juni. Im Opernhause: Norma, Oper in 2 Abth., . tenen schen. Musik von Bellini. (Mad. Schroöͤder⸗
Devrient: Norma, als Gastrolle) . J Im Schauspielhause: 1) Le Commis se,, vaude ville en actes. Y ü Monsieur et une Dame, vaude ville en 4 acte. Sonnabend, 14 h Im Schauspielhause: Die Frau im
ause. Hierauf: Froͤhlich. ;
d e, 12. Juni Im Opernhause; Die Hugenotten. Vorletzte Vorstellung dieser Oper unter Mitwirkung der Mad.
= it, als Valentine. e , far? amn platz in den Logen des ersten
Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. u. s. w. ̃
Die eingegangenen Meldungen um Parquet⸗-Billets sind be— ruͤcksichtigt worden, und wird ersucht, dieselben bis Sonnabend den 11Iten d. M., Mittags 1 Uhr, abholen zu lassen.
Im Schauspielhause: 1) La reprise de: La sille de Pavare. Y Les vieux péchès.
Königstädtisches Theater. Freitag, 10. Junl. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von Nestroy. (Herr Kneisel, vom Stadt⸗-Theater zu
deburg: Titus Feuer suchs, als Gast.) e, de, e. 241 ae. Steffen Langer aus Glogau, oder:
Der Hollaͤndische Kamin.
Verantwortlicher Redaeteur Dr. J. W. Zinkeisen. Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
Amtliche Nach NRusignd. S Fr i
Fur Hamburgs Abgebrannte.
er Sitzung. — Lord Cowley und
urg. * Naͤheres uͤber erhaͤltnisse zu
alaͤnder in Gisni vor der Kalkutta. Depesche uber
derselben. )
Ostindien. Bombay. Lage der En Tapitulation. — Der Keiber⸗Paß. — die Capitulation von Gisni. — Behandlung der Gefangenen in
Sudscha. — Vermischtes.
Forischritie der Chinesen im Schiffbau. Unterhandlungs⸗ che der Hong-Kaufleute. — Gefahr des Franzoͤsischen Viece⸗
land. Stralsund. Schifffahrt im Monat Mai. — Wohlthaͤ⸗ 33 — Pos * Hine r Düsseldorf. Eisenbahn.
Kabul. — Schach
Rossi und sein System der politischen Oekonomie. (Zweiter Artikel.)
Wetzlar. Jabres⸗Siz⸗
mann d tur. Wissenschaft, Kunst und Literatur Vorschlag zur
des Vereins fuͤr Geschichte und Alterthum. ing eines Central⸗Vereins fuͤr Deutsche Geschichte.)
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Allergnaͤdigst geruht: Dem Ober⸗Praͤsidenten der Provi Staats⸗Minister von Schön, auf sein aus dem Dienste zu bewilligen und in Wirklichen Geheimen Qber⸗Justizrath denten der Provinz
Preußen, Geheimen nsuchen die Entlassung ine Stelle den bͤttich er zum Preußen zu ernennen;
Dem im Ministerium des Innern und der Polizei angestell⸗ ten Geheimen Registrator Janscke den Charakter eines Registra⸗ tur-⸗Raths und dem in demselben Ministerium angestellten Gel men Registrator und Jour nalisten Bickling den Charakter eines Kanzlei⸗Raths beizulegen;
Den Ober⸗-Landesgerichts⸗-Assessor Karl Wilhelm Eduard Schultz zu Frankfurt a. O. zum Ober-Landesgerichts-Rath beim Ober⸗Landesgericht zu Ratibor; und
Den bisherigen Ober⸗Landes Land- und Stadtgerichts⸗Rath zu Kulm zu ernennen.
fried zum
erichts⸗Assessor Si tadtgerichte
ei dem Land- und
Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-
Schwerin ist nach Schwerin zuruͤckgekehrt.
Das 1te Stuck der Gesetz Sammlung, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthaͤlt: unter r. 2271. die Allerhöͤchste Kabinets⸗Ordre vom 23. April d. J., betreffend die Anwendung der Allerhbchsten Ordre vom 21. November 1829, auf die aus dem militairi⸗ schen Dienst⸗Verhaͤltniß gänzlich ausgeschiedenen Mi⸗ litair⸗Personen der Unteroffizier⸗Klasse; desgleichen die vom 29sten ejd. m., die , . 17. in im Großherzogthum ; uber k Zulaͤs
erleihung der revidirten Maͤßrz 1831 an die Stadt osen betreffend; ferner gkeit des Rechtsweges in f polizeiliche Verfuͤgungen, vom 11. Mai
Ordre vom 7ten l. M., des Wirklichen Geheimen rg, zum Staats ⸗Minister.
das Gesetz Beziehung au
d. J.; und
die Allerhöͤchste Kabinets⸗
betreffend die Ernennun
Raths, Grafen zu Stol
Berlin, den 11. J Debits-Comtoir der Gesetz⸗ Sammlung.
Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und
Angekommen: des 3ten Armee⸗Corps, von Weyra
kommandirende General von Frankfurt a. d. O.
Der General⸗Major und Remonte⸗Inspecteur Stein v Kaminski, von Stettin.
Der Kammerherr, außerordentliche Gesandte und bevollmaͤ tigte Minister am Koͤnigl. Niederlaͤndischen Hofe, Graf vo Wylich und Lottum, aus Schlesien.
Abgereist: Der General-⸗Major und Direktor des Mili tair⸗Oekonomie⸗ Departements, von Cosel, nach Pommern un
Der Ober⸗Praͤsident der Provinz Pommern, von Bonin nach Stettin.
Zeitungs - Nachrichten. Ausland.
Nußland und Polen.
unt. Bis zum 28sten d. M. sind
Petersburg, 4. . nterstuͤtzung der Hamburger Abge⸗
hlesigen Comitè zur
brannten eingegangen: 45462 Rubel 30 K. Silber, 22, 521 Rubel Bank ⸗A1Ass. ünd 10909 Mark Banco. An der 8 der Unter⸗ zeichnungen stehen Stieglitz u. Comp, mit 10,099
und P. Ponomarew mit 56000 Rubel Silber. Das Konzert des Herrn Lißt hat 13,252 Rubel 60 Kop. Bank⸗Assignationen einge⸗
ubel Silber
tragen.
Frankreich.
Paris, 65. Juni. Nachdem die Deputirten-Kammer sich gestern pro forma noch Bericht uber einige Bittschriften hatte er⸗ statten lassen, erklaͤrte der Praäͤsident, daß keine Geschäfte mehr vorlägen, und daß die Mitglieder zur naͤchsten Sitzung wuͤrden speziell eingeladen werden. Viele der Deputirten nahmen darauf haͤndeschuͤttelnd von ihren Kollegen Abschied, und morgen wird sich die Halfte jener legislativen Versammlung im Reisewagen be⸗ finden. an glaubt, daß die Pairs⸗Kammer in acht Tagen mit ihren Geschaͤften zu Ende seyn wird. Die Ordonnan wegen Schlie⸗ ßung der Session wird wahrscheinlich am 13ten d., die Auflosungs⸗Dr⸗ donnanz am 14ten d. publizirt und die allgemeinen Wahlen auf den 9. Jull festgesetzt werden. Der Artikel 42 der Charte bestimmt be⸗ kanntlich, daß, im Fall einer Aufloͤsung, die neue Kammer binnen drei Monaten zusammenberufen werden muß. Wenn also die Auflöoͤsung am 14ᷣten d. erfolgt, so muß die neue Kammer spaͤtestens am 14. September zusammentreten. Alsdann werden wahrscheinlich nur die e n cn. verifizirt und hierauf die Kammer bis zum De— zember prorogirt werden.
Lord Cowley wird, wie es heißt, binnen wenigen Tagen nach Baden⸗Baden oder nach Spaa reisen und daselbst einige Monate zur Staͤrkung seiner Gesundheit , Gleichʒelti würde, wie man glaubt, der Graf von St. Aulaire, Franzoͤsischer Bot⸗ schafter in London, einen Urlaub erhalten, um ebenfalls auf einige Monate nach Frankreich zu kommen. — Da die Morning Post vor einigen a. gesagt hat, daß unter den n, . Um⸗ staͤnden nichts Anderes uͤbrig bleiben werde, als die Abberufung der gegenseitigen Botschafter, so will man daraus folgern, daß man zu den Beurlaubungen des Lord Cowley und des Herrn von St. Aulaire, als einem mezno termine, seine Zuflucht genommen habe. Das Commerce sagt bei die— ser Gelegenheit: „Wenn es wahr ist, was die Morning w sagt, daß die Kalte zwischen beiden Regierungen bis zu dem
rade gesiiegen sey, daß man ge in, die Botschafter abberu⸗ sen wolle, so sind wir, ohne uns die Wlchtigkeit oder die Bedeut⸗ amkeit einer solchen Maßregel zu verhehlen, doch darin mit der . Po st einerlei Meinung, daß wir deshalb noch nicht an die Möglichkeit eines Krieges glauben. Die Tories haben im eigenen Lande mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie wer— den ohne Zweifel zu ihrer alten Politik zurückkehren und die lei— dende, durch die schlechteste soziale Organisation erbitterte Bevolkerung nach außen hin zu beschaäftigen suchen. Als umsichtige Maͤnner sehen sie ein, daß die Zeit, wo man Frank⸗ reich ausbeuten konnte, voruͤber ist, und daß ihre systematische Feindseligkeit sich nicht mehr unter dem Anschein einer Allianz verbergen kann. Aber Amerika, Afghanistan, China, die Beschuͤz⸗ zung Konstantinopels und die Beaufsichtigung Rußlands beschaͤf⸗ tigen England in diesem Augenblicke zur Genuͤge. Es kann des⸗ halb, wenigstens fuͤr jetzt, nicht an einen Krieg mit Frankreich den⸗ ken. Nichtsdestoweniger kennt es die Schwaͤche unserer Regierung. Dieselbe hat ihr ganzes System auf das Programm des Friedens, uberall und immer, basirt. England wird daher gegen unser Kabinet neuerdings, wie nach dem Traktat vom 15. Juli, die Ein⸗ schuͤchterung versüchen und mit der Ausschließung aus dem Euro⸗ paͤischen Rathe drohen. Es ist berechtigt, zu glauben, daß es auf diefem Wege neue Zugeständnisse und neue Vortheile erlangen werde. Diesmal aber wird dem Kabinet jede Nachgiebigkeit da⸗ durch erschwert, daß die allgemeinen Wahlen vor der Thuͤr sind. Herr Guizot wird seine Vorliebe fuͤr das Ausland, aus Furcht vor dem Inlande, unterdruͤcken muͤssen.“
Herr Armand Bertin wird, wie es heißt, die Leitung des Journal des Débats niederlegen.
Die große Oper hat in der verflossenen Woche die‚„Favoritin“ von Donizetti, welche einige Zeit geruht hatte, wieder zur Auffuͤh— rung gebracht und mit diesem Werk, so wie mit den beiden dar—⸗ auf folgenden, „die Koͤnigin von Cypern“ von Halevy und „Wil— helm Tell! von Rossinl, sehr glänzende Einnahmen gemacht. Duprez, Barroilhet und Mad. ol haben die Hauptrollen in den genannten Opern. Barroilhet geht naͤchstens zu Gastrollen nach Belgien und dann in die Franzoöͤsischen Provinzen, wo auf mehreren Theatern die Koͤnigin von Cypern“ einstudirt wird.
Die Deutsche Oper hat am vorigen Dienstag im Saal Ven⸗ tadour ihre Abschieds-Vorstellung gegeben, deren Ertrag zum Be— sten der huͤlfsbeduͤrftigen Choristen und Musiker verwandt werden soll, die durch den Unternehmer, der sie nicht bezahlen kann, in die traurigste Lage versetzt sind und nicht wissen, wie sie in ihre Heimat zuͤruͤckkommen sollen. Man gab „Fidelio“, die Vorstel⸗ llung war sehr zahlreich besucht, und sie brachte 7000 Fr. ein. So mangeihaft die Ausfuͤhrung auch war, die Zuhörer brachen doch oft in enthusiastischen Beifall aus, und besonders wurde der Mad. Walker, welche die Partie der Leonore vortrefflich sang, wenn auch ihr Spiel nicht genäͤgte, lebhaft applaudirt. Der Be— richterstatter in der Revue des deux Mondes schließt seine Bemerkungen uber diefe Auffuͤhrung mit folgenden Worten: „Man glaubt nicht, welcher Noth aller Art jetzt die achtzig jungen Leute, Maͤnner und Frauen, ausgesetzt sind, die vor drei Mona⸗ ten von Mainz, Darmstadt und all' jenen huͤbschen Staͤdten an den Ufern des Rheins ihren Weg nach Paris einschlugen, das Herz voller Hoffnung, auf den Lippen muntere Gesange, unter er in fen hen Leitung eines der tuͤchtigsten Schuͤler Spohr's.
hier angelangt, geriethen sie ins Elehd, und nun müssen sie
cht zu Fuß, ihr Vr auf dem Ruͤcken und um Almosen bittend, nach Hause zuruͤckwandern. Gluͤcklich die, welche noch heimkehren konnen, denn das Ungluͤck hat diese kleine Schaar so dezimirt, daß nicht Alle ihren geliebten Rhein wiedersehen werden! Einige bleiben im Hospital zurück, Andere fesselt das Gefaͤngniß. Das Pariser Publikum hat uͤbrigens seine Pflicht
Berlin, Sonnabend den 11ten Juni
gethan, indem es der Aufforderung folgte, die von diesen armen Opfern eines unbesonnenen Unternehmens an laß . erging. Gewiß werden auch die Deutschen Gesandtschaften sich beeilen, den lnglkcklichen beizustehen, die sich unter dem Schutz der gro= ßen Geister und Meisterwerke, auf welche ihr gemeinsames Vater⸗ land stolz ist, hierher begaben.“
Grosibritanien und Irland.
London, 4. Juni. Am Schlusse der Untersuchung vor dem Geheimen Rath wurde John Francis, der das Atten⸗ tat auf die Königin gemacht, vom Praͤsidenten darauf hin—
gewiesen, daß es ihm erlaubt sey, den Zeugen Fragen vor⸗ zulegen, was er aber ablehnte. Eben so antwortete er, als man ihm bemerkte, daß er in Entgegnung auf die Anklage angeben könne, was er wolle, daß dies aber protokollirt werden und bei seinem Verhoͤr als Beweis dienen warde: „In diesem Falle werde ich jetzt nichts sagen.“ Ein Polizei-Inspektor, Na⸗ mens Maclean, hat im Mansionhouse , t, daß Francis im Juli 1841 wegen Diebstahls von 32 Goldst * vor Gericht ge⸗ stellt, wegen ungenügender Beweise aber freigelassen wurde. Durch Nachschlagung der Akten wurde diese Angabe vollig bestaͤtigt.
Die Deutsche Oper scheint als Geld⸗Speculation hier in die⸗ sem Jahre eben so verungluͤckt zu seyn, wie das ahnliche Unter⸗ nehmen in Paris. Es heißt, der Direktor sey von London abge⸗ reist und habe sein Personal sich selbst uͤberlassen. Man erklaͤrt es fuͤr unbesonnen, daß die Gesellschaft das kleine und huͤbsche Prince's-Theater, welches fuͤr ein neues Unternehmen der Art geraͤumig genug war, mit dem großen und im Verhaͤltniß kostspie⸗ ligen Coventgarden-Theater vertauschte.
Nach einer in der Londoner geographischen Gesellschaft ge— machten Mittheilung soll die Bevölkerung von Aden, welche im Jahre 1839 nur 6090 Menschen betrug, so sehr gestiegen seyn, daß die Aussicht vorhanden waͤre, aus dieser Stadt ein wichtiges Emporium zu bilden.
Niederlande.
Anisterdam, 3. Juni. (Rh. u. Mos. 3.) Ueber den Stand der Differenz mit Neapel koͤnnen wir Folgendes mitthei— len: „Die Hollaͤndischen Actien-Inhaber der Tavogliere⸗Bank, die zu Neapel bestanden hat, wandten sich bereits Sor langerer Zeit an unsere Regierung, um durch diplomatische Vermittelung ihre Förderungen an die Bank, demnach auch an die Neapolita⸗ nische Regierung, zu unterstuͤtzen und dieselbe zu einer Verguͤtung
fuͤr den ungeheuren Verlust, der fuͤr die Inhaber dieser Actisen ent= standen war, zu bewegen zu suchen. Die Regierung hatte es in—⸗ dessen stets abgelehnt, sich mit dieser ö befassen, bis sie endlich den wiederholten Bitten nachgegeben und erklaͤrt hat, die Forderung der Inhaber der Actien der Tavogliere⸗Bank unter stüͤtzen zu wollen, wenn die Belgische Regierung ihrerseits sich entschlie⸗ hen wolle, auch fuͤr ihre Unterthanen, die nebst den Holländern die einzigen Inhaber der Actien sind, diplomatisch einzuschreiten. Die beiden Regierungen schritten demnach zur Ernennung beson⸗ derer Gesandten nach Neapel, und der von unserer Seite ernannte Baron von Heeckeren hatte speziellen Auftrag, die Forderung der Niederlaͤndischen Actien⸗Inhaber so viel als möglich zu unterstůz⸗ zen. Weder unsere , . noch unser Gesandte hatte indeß Auftrag, eine politische Frage daraus zu machen, und keiner dachte auch nur an die entfernte Moglichkeit, daß vom Kriege die Rede seyn koͤnne. Daß die Niederlaͤndische Regierung indeß die diplo—
matischen Beziehungen mit der Neapolitanischen Regierung abge⸗
brochen hat, muß demnach gaͤnzlich an dem schroffen Tone, worin
die Neapolitanische Regierung geantwortet hat, liegen; so viel wird
wenigstens aus guten Quellen vernommen, und man hat bis jetzt
keine Ursache, die Wahrheit dieser Thatsache zu bezweifeln.“
Waͤhrend dieser Woche haben sich die Buͤreaus der zweiten
Kammer der Generalstaaten verschiedene Male in geheimen Co⸗
mites versammelt, um uͤber eine neue Geschaͤfts⸗ Ordnung der
Kammer zu berathschlagen. So viel davon bekannt geworden, will
die Regierung sich ungern von der jekbigen Ordnung trennen, die
ihr einẽ Leichtigkelt in der Behandlung der GesetzEntwuͤrfe ver⸗
schafft, welche sie durch die neue Ordnung zu verlieren fuͤrchtet.
Noch heute ist die Kammer wieder uͤber diesen Gegenstand ver—
sammelt, doch scheint man viele Schwierigkeiten zu erfahren, zu
deren Beseitigung man noch nicht hat gelangen koͤnnen. Auch der
neue Gesetz- Entwurf uͤber das Notariat ist in den Buͤreaus in
Behandlung; wahrscheinlich werden kuͤnftige Woche die Berathun—⸗
gen Vir gr a n
Von hier aus sind bereits 25000 Fl. na amburg fuͤr
dortigen Abgebrannten remittirt 24 K
Deutsche Bundesstaaten.
Dresden, 25. April. Se. Köoͤnigl. Majestaͤt haben dem Geschichtsmaler Rudolph Julius Denn diz gheen 9 ö als Professor an der Akademie der bildenden Kuͤnste zu Dresden, Vorstand eines Maler⸗Ateliers und Mitglied des akademischen Rathes uͤbertragen.
Mannheim, 5. Juni. (Oberd. Ztg.) Gestern schon i ein großer Theil der Offiziere des achten Deuischen e. 6h welche heute ihre Nr g Jahres⸗Versammlung — dies mal zu Schwetzingen — halten, hier eingetroffen. Nach 3 uhr brachte das von Mainz kommende Dampfboot die Großherzoglich Hessi— schen Offiziere, und bald darauf kamen die e . Offiziere von Rastadt und Karlsruhe mit dem von Straßburg kommenden Boote. Die Offiziere der 1* * Mannheim empfingen die An⸗ kommenden am Rhein, und die Herzlichkeit des Empfanges zeugte davon, wie innig das Band der . rüͤderschaft die Offiziere des Armee⸗Corps umschlingt, in dessen Beutschkraͤftigem Zusammenhal⸗ ten fuͤr die Deutsche Sache so Nieles bedingt ist. Hach O Uhr kamen
noch mehrere Wurtembergische Offiziere und wurden von den bene
Versammelten mit herzsicher Freude empfangen. In Schwe in⸗