in den Debatten über die Wahlen eine neutrale Stellung behaup⸗ tet; es hat die Legitimisten weder aufgefordert, noch ihnen abge— rathen, zu den Wahlen zu gehen; es hat sehr gut auseinanderge⸗ seßt, daß dies eine Gewissenssache und m. eine um so delikatere Sache sey, als die Deputirten und Waͤhler dabei einen Eid zu leisten hatten. Dieser Eid scheint indeß fuͤr diejenigen Legitimisten, welche durch die Gazette de France und die Quotidienne repräsentirt werden, kein Hinderniß zu seyn. Das erstere Blatt hat namentlich erklärt, daß es den Eid nur als eine reine Foͤrm— lichkeit betrachte, der man durchaus keine große Wichtigkeit bei⸗ zulegen habe.
Herr Thiers weiß vollkommen, daß er sehr weit von der Ge— walt entfernt ist; allein sein einziges Bestreben ist jetzt, Herrn Guizot zu stuͤrzen, und dazu sind ihm alle Mittel gleich. Das TLomité, dessen Seele er ist, giebt z. B. seine Stimme dem Herrn Marie, der fuͤr das fuͤnfte Arrondissement von Paris als Kandi—⸗ dat auftritt. Herr Marle ist ein sehr ausgezeichneter Advokat, aber zugleich ein eifriger Republikaner, der eben so große Abnei⸗ ü gegen Herrn Thiers, wie gegen Herrn Guijot zeigt. Die⸗ elben Instructionen werden von den Comiténs der Departements ertheilt. Das Losungswort ist uͤberall dasselbe, und die verschie⸗ denen Oppositionen vereinigen sich, um ihre Stimmen den dem Ministerlum feindlichen Kandidaten zu geben, von denen man nur e, daß sie sich verpflichten, gegen Herrn Guizot zu stimmen.
ie Opposition besitzt gegenwärtig nicht mehr dieselben Mit⸗ tel der Wirksamkeit wie aß die . Comité 's sind fuͤr die Beduͤrfnisse des Augenblicks geschaffen und haben folglich nicht den⸗ selben Einfluß, wie die permanenten Comitéss unter der Restaura⸗ tion, deren Mittelpunkt die Gesellschaft „Aide-toi, le ciel t'aideras bildete. Jene improvisirten Comité's haben keine hinreichenden Verbindungen; ihre temporaire Existenz floͤft nicht genug Ver⸗ trauen ein und an Mitteln zur materiellen Wirksamkeit öh es ihnen gänzlich. Es besteht uͤbrigens eine fur die Opposition wenig beruhigende Thatsache. Bei jeder Erneuerung der Kammer ver⸗ mindert sich die Zahl der neuen Deputirten und die alten werden gewohnlich wiedergewählt. Das begreift sich. Wenn Jemand mehrere Sessionen hindurch Mitglied der Kammer gewesen ist, so bilden sich zwischen ihm und den Waͤhlern gewisse Beziehungen, die sich nicht immer leicht zerreißen lassen. Die Waͤhler lassen sich heutzutage nicht mehr durch politische Motive bestimmen; ihr Votum ist gewohnlich eine Folge theils persoͤnlicher Sympathieen, theils von lokalen oder selbst von Privat⸗Interessen. Die Gppo—⸗ — welche in der letzten Session angeregt worden sind, beruͤhren sie wenig und es ist ihnen ohne Zweifel gestattet, das Programm des Herrn Barrot etwas veraltet zu finden. In der That, was will Herr Barrot? Die völlige Wiedereinsetzung der Jury in ihre politischen Functionen; ein Gesetz uͤber die Verant⸗ wortlichkeit der Drucker, ein anderes uͤber die Inkompatibilitäten in der Kammer und die Zulassung der Kapazitäten; Gesetze über die — 4 der Munizipal- und Departemental⸗Behoͤrden, na⸗ mentlich in Bezug auf die Auflegung und Vertheilung von Steuern u. s. w. „Ihr könnt“, sagt * . zu den Kahn „Eure Kandidaten uͤber alle dieß orschläge befragen und interpelliren, sie werden Euch Rede stehen.“ Allein das ist ja schon mehrmals Fön, man weiß, was die Mehrzahl der Waͤhler von diesen orschlaägen halt, die man wenigstens zum zehntenmale wieder auf⸗ wärmt. Das Land ist nicht aufgeregt genug, um daran ein gro— ßes Interesse zu nehmen, und die Wähler werden sich wahrschein⸗ lich zu den naͤchsten Wahlen begeben, wie sie es bisher gethan haben, d. h. ohne auf jene Einladungen Rucksicht zu nehmen.
Die Wahl-⸗Comité's haben ein Verzeichniß von konservativen Kandidaten entworfen, deren Wiedererwaͤhlung ihnen zweifelhaft oder sehr schwierig zu seyn scheint. Es sind dies etwa 70 Depu⸗ tirte; wir halten uns überzeugt, daß sie, mit zwei oder drei Aus⸗ . saͤmmtlich wieder erwählt werden. Was man bis jetzt welß, ist, daß etwa 20 Deputirte, worunter 10 konservative und 19 Oppositions⸗Deputirte, sich nicht mehr vor den Waͤhlern stel⸗ len und auf die Ehre, in der Kammer zu sitzen, verzichten werden. Es giebt sodann drei entschiedene Depurirte, die noch nicht ersekt worden sind; der Eine dieser Drei war ein Konservativer und die beiden Anderen gehoͤrten der Opposition der Linken.
Wir haben oben gesagt, daß es wirklich in Betreff der Wah⸗ len nur zwei Parteien giebt: die konservative Partei oder die Regierung einerseits und die legitimistische Opposition, die Linke und die äußerste Linke. Wir haben gezeigt, welches die Mittel und die Hoffnungen der letzteren Partei sind, und wollen nun einen Blick auf die Lage der Regierung werfen. Unter der Re—⸗ stauration ward der ministerielle Einfluß bei den Wahlen nicht für erlaubt gehalten, und jede Einmischung in die Ernennung der Deputirten Lon Seiten der Verwaltung galt für Betrug und Geseß⸗ widrigkeit. Jetzt hat man sich laͤngst üͤber dergleichen zarte Ruͤcksichten
inweggesetzt, und man bewilligt dem Ministerium gewissermaßen Las
8. ich gegen die Opposition zu vertheidigen, und zwar mit Hůͤlfe von Mitteln, die ungleich mächtiger sind, als Diejenigen, welche den Wahl⸗Comitès zu Gebote stehen. Das Ministerlum hat in der That seit drei Monaten eine Thätigkeit und eine Wachsamkeit entwickelt, wovon man bis jetzt noch kein Beispiel hat. Es hat mehrere sehr wichtige Gesetz⸗ Entwürfe nn, , die uͤber wi⸗ derstrebende Interessen entscheiden sollten, blos um aller Welt Hoffnung zu lassen. Es hat seit drei Monaten den Gemeinden, den Kirchen und den Corporationen alle Verguͤnstigungen bewil⸗ ligt, ͤber die es verfugen konnte; es hat durch geschickte Combi⸗ natlonen mehrere Oppositions-Deputirte zu sich heruͤbergezogen; und außerdem sind besondere Instructionen an alle Praͤ⸗ fekten und Unter-Praͤfekten erlassen worden, um moglichst genaue Wahl⸗Statistiken zu erhalten. Endlich sind die Praͤfekten noch angewiesen worden, ᷣ viel Waͤhler als moͤglich persoͤnlich zu besuchen. Man begreift, daß bei der Stimmung, in der sich der Wahlkorper seit langer Zeit befindet, und bei einem so großen Aufwande von Mitteln von Selten der Regierung alle gänsti= * Chancen auf Seiten des Ministeriums sind, und es ist wohl einem Zweifel unterworsen, daß es mindestens eine eben so fuͤg⸗ ame Kammer erhalten wird, ais die gegenwärtige lst. Daraus olgt freilich noch nicht, daß Herr Guizot' seine gegenwartige Stel— lung behaupten wird, aber die Wahrscheinlichkest ist für ihn.
Großbritanien und Irland.
London, 19. Juni. Die Koͤnigin hat in den letzten Tagen in Begleitung des Prinzen Albrecht * des erf h , den Pferderennen zu Ascott beigewohnt. as Oberhaus hat vorgestern keine und gestern nur elne ganz unbedeutende 5 gehalten. Dos Unterhaus war heute nicht versammelt. Gestern wurde in demselben wieder über den Tarif verhandelt und zuerst ein Amendement des Herrn Man les, wo⸗ nach der Zoll auf Indische Baum wollen zeuge von ß eu 33 pCt. reduzirt werden sollte, mit 56 gegen 42 Stimmen verworfen. Auch ein auf Reduction des Zolls von roher Baumwolle gerichte⸗ tes , gegen welches von Selten der Minister vorzuͤg⸗ fich eingewandt würde, daß die Regierung der daraus entspringen— den Einnahme von 660 000 Pfd. nicht entbehren könne, fiel mit
710
97 gegen 44 Stimmen durch, obgleich die Opposition bemerklich machte, daß die Zoͤlle auf Rohstoffe nebst den Auflagen auf Lebens⸗ mittel gllmaͤlig die ganze fabrizirende Bevölkerung in Armuth brin⸗ gen wurden. Ferner ward ein Amendement des Herrn Ch. Wood, wonach der Einfuhr⸗Zoll von Schafwolle auf 1 Sh. fuͤr den Cent⸗ ner 2 werden sollte, und wofuͤr der Antragsteller den Ver⸗ fall der Englischen Wollenwaaren⸗ Fabrication anfuͤhrte, da diese nicht mehr mit der auslaͤndischen konkurriren koͤnne, mit 122 gegen b Stimmen verworfen, nachdem der Praͤsident der Handelskammer versichert hatte, daß das Ministerium diesen Zöllen die sorgsamste Erwägung gewidmet habe, und daß es von der Angemeffenheit ihrer Reduction, sobaid der Zustand der Finanzen es irgend ge⸗ statte, überzeugt sey, wie es denn guch diesen Fabricationszweig schon jetzt in dem Tarif nicht unberuͤcksichtigt gelassen, indem es unter Anderem die Zoͤlle auf vegetabülische Deie und Farbestoffe, die zur Wollen-Manufaktur vorzuͤglich gebraucht wuͤrden, herab⸗ gesetzt habe.
Zu Stockport wurde neulich eine oͤffentliche Versammlung ge⸗ halten und darin der Beschluß gefaßt, eine Denkschrift in Betreff des dort herrschenden Nothstandes an die Königin einzuschicken. Die Armen-Steuern sind seit 5 Jahren in Stockport von 2628 auf 7120 Pfd. St. gestiegen; mehr als 3000 Wohnhaͤuser stehen leer; uber die Hälfte der Spinnereibesitzer haben fallirt, und die Maschinen und Geräthe von 21 großen Etablissements sind auf dem Auctions- oder Privatwege verkauft worden. Blos in der einzigen Vorstadt Heaton Norris sind unter 3000 Häusern 700 ganz unbewohnt; fuͤr 800 werden die Miethen vertragsmäßig nur theilweise bezahlt, und 1000 haben so arme Bewohner, daß die e. mit ihrer Klage wegen ruͤckstaͤndiger Miethe nichts aus— richteten.
Aus Southampton erfahrt man, daß zwel Englische Damps— boͤte im dortigen Hafen fuͤr Rechnung der Mexikanischen Regie— rung auf den Kriegsfuß bewaffnet und mit einer bedeutenden Menge Geschuͤtz und Munition beladen werden sollen. Diese Schiffe, welche auch Marine-Soldaten mitnehmen werden, sollen bestimmt seyn, den Krieg gegen Texas thaͤtig fortzusetzen.
Die Differenzen zwischen England und den Vereinigten Staa⸗ ten sollen, nach einer Korrespondenz-Mittheilung in der Times, einer Uebereinkunft nahe seyn; die Vereinigten Staaten, so heißt es, wurden sich zwar nicht das Durchsuchungs-Recht, wohl aber ein Besichtigungs⸗Recht in Bezug auf ihre Schiffe gefallen lassen.
Der Vater des in Newgate in Haft befindlichen Francis suchte dieser Tage um eine Abschrift der gegen seinen Sohn ab⸗
egebenen Zeugen-Aussagen nach; man verwies ihn von einer Be— . zur anderen und er empfing von jeder den Bescheid, daß sie nicht im Besitze des Zeugen⸗Protokolls sey. Der Glo be findet es sonderbar, daß man unter solchen Aus fluͤchten die begehrte Ab— schrift verweigere, waͤhrend doch der Gefangene gesetzlich berechtigt sey, dieselbe als ein fuͤr seine Vertheidigung unentbehrliches Haͤlfs⸗ mittel gegen Bezahlung gewisser Gebuͤhren ohne alle Umstaäͤnde zu fordern. Wahrscheinlich werde dieses Hinhalten einen Ausschub des Prozesses bis zu der nächstfolgenden Assisen⸗Session zur Felge haben. Was Francis betrifft, so beharrt er auf seiner ersten Ver⸗ sicherung, daß in dem Pistol, als es abgefeuert worden, blos Pul⸗ ver gewesen sey. !
Der durch sein wiederholtes Eindringen in den Palast der Koͤnigin bekannte Schornsteinfeger-Bursche Jones ist, wie ein Australisches Blatt vom 3. Dezember meldet, als Auswanderer zu Sydney eingetroffen. Die Regierung hat ihn dorthin geschickt, um die Königin vor seinen kuͤnftigen Befuchen zu bewahren.
Die seither den KorneInspektoren obliegenden Pflichten mussen vom 24. Juni an von Aecise⸗Beamten versehen werden. Ersfere erhalten flir den Verlust ihrer Stellen keine Entschädigung, mit Ausnahme des Kern⸗Inspektors zu London, welcher bisher 300 Pfd. St. jaͤhrlich bezog. ͤ
7 London, 109. Juni, Als der schaͤndliche Versuch auf das Leben unserer geliebten Koͤnigin stattfand, war ich krank und nicht im Stande, an Sie zu schreiben, um Ihnen einiges Naͤhere daruͤber mitzutheilen. Nun ist die erste Aufwallung voruͤber, und wahrend Jeder nicht nur im verordneten Kirchengebet, sendern auch in der Tiefe des Herzens Gott fur die abermalige Erhal⸗ tung der Monarchin dankt, ist es auch eines Jeden Wunsch, daß man diesesmal dem Rechte seinen Lauf lassen und den Verbrecher wenigstens mit lebenslaͤnglicher Deportation bestrafen möge. Man tadelt jetzt allgemein jene milde Politik, welche Oxford's Versuch als ein Werk des Wahnsinns stempelte, wodurch nun dieser junge Taugenichts auf oͤffentliche Kosten ein Schlaraffenleben in dem schoͤnen, geräumigen und höoͤchst bequemen Irrenhause Bedlam fuͤhrt, und man glaubt, daß Francis seinen Versuͤch aus keiner anderen Absicht gemacht habe, als um eine eben so gute Versor⸗ gung zu erhalten. Obgleich man eine Kugel bei ihm fand, ist es doch eben so zweifelhaft als im vorigen Falle, ob das Pistol wirk⸗ lich scharf geladen war. Uebrigens hat die Königin bei dieser Ge⸗ legenheit wieder Eigenschaften an den Tag gelegt, die sie bei einem muthigen Volke nur noch beliebter machen müssen.
rn kann sich wohl denken, wie viel persöoͤnlicher Größe es bedarf, um in der bͤffentlichen Meinung geachtet zu bleiben, wenn Journalisten (und zwar nicht einmal von denen, welche fuͤrs ge⸗ meinste Volk schreiben) es dem Hofe zum Verbrechen machen, daß man Baͤlle zum Besten der arbeitenden Klassen giebt und, wo der Ertrag von solchen nicht ausreichen will, sogar Kollekten fuͤr die⸗ selben veranstaltet! Diese letzte, so weit ö nämlich aus Sub⸗ scriptionen besteht, ist leider noch nicht sehr bedeutend ausgefallen; denn Keiner ist noch dem Königlichen Veispiele gefolgt und hat seine fuͤnfhundert subskribirt. Indessen weiß man noch nicht, wie bis jetzt der Ertrag der in den Kirchen erhobenen Summen ist. Ich zweifle nicht, daß derselbe viel groͤßer ausfallen wird, und er muß es auch, wenn die Koͤnigliche Aufforderung nicht zur Ironie werden soll. Das Elend ist besonders in Schottland sehr drüt⸗ kend, denn dort hat man keine gesetzmäßige Bestimmung zum Besten der Armen, wie in England, und alle Beitraͤge sind frei⸗ willig. ; Per Tarif hat inzwischen binnen vierzehn Tagen weniger
ortschritte gemacht, als ohne die Pferderennen, welche in dieser i stattgefunden, geschehen seyn wurde. Besonders sind die, welche diese Woche zu Ascott die schoͤne Welt versammelt, dem Fortgang aller Geschaͤfte hinderlich gewesen. Indessen, so weit man damit fortgeruͤckt, sind die Vorschlaͤge der Regierung unver⸗ Andert geblieben und werden es auch unstreitig ferner bleiben. Ein Ausbruch der Streitsucht, welcher sich bei einer Gelegenheit eigte und wodurch fast ein ganzer Abend verloren 3g. war im ec en Grade laͤcherlich. Es ist wirklich Zeit nach solchen Auf⸗ tritten, wie nach den unziemlichen Streitigkeiten und Entdeckun⸗ gen uͤber die 2 daß das Unterhaus wieder einmal etwas thue, wodurch es feine Wurde vor der Nation behaupte. Roebuck macht mit seinem Ausschusse gar keinen Fortschritt, und inzwischen werden die Waͤhler der Staͤdte, deren Vertretung der Untersu⸗
chung wegen suspendirt ist, alle e ungeduldiger, und ein gro⸗ ßer 22 der r dl. ze en ge sie in ihren Klagen.
Lord John Russell hat dem Hause einen Gesetz⸗Vorschlag vorge⸗ legt, wodurch Bestechungen bei den Wahlen leichter zu entdecken seyn und Vertrage zwischen Klägern und Beklagten, wodurch Un⸗ tersuchungen nach deren Belieben unterbrochen werden können, verhindert werden sollen. Peel erklärt sich mit dem Vorschla zufrieden; aber die, welche zu der Ueberzeugung gekommen, daß, um wirksam zu seyn, das Unterhaus den Untersuchungen für sich selbst entsagen und dieselben einem stehenden Tribunal anver⸗ — 2 e, halten naturlich auch von diesem neuen Mittel nicht viel.
Lord Ashley's Vorschlag, um dem Unwesen beim Kohlen⸗Bergbau, welches eben ans Licht gebracht worden, ein schnelles und encschie⸗ denes Ende zu machen, ist von allen Parteien beifaͤllig und fogar mit Dank aufgenommen worden. Dle Sache ist, daß . keine einflußreichen Personen fuͤr die Beibehaltung des Üebels interes⸗ sirt sind und man sich folglich ohne Opfer den Ruf der Menschen⸗ liebe erwerben kann. * will hiermit nicht sagen, daß unsere Unterhaus⸗ Mitglieder selbstsüchtiger seyen als andere Menschen; ich will nur darauf aufmerksam machen, daß sie eben so wenig als andere Menschen Engel sind. Man erinnere sich nur der Schwierigkeiten, welche der menschenfreundliche Lord gefunden, als er mit seinen Reformen im Fabrikwesen anfing, und wie wenig er im Grunde in diesem Zweige zu bewirken vermocht!
Belgien.
Brüssel, 9. Juni. Der Fuͤrst von Chimay ist von seinen Functionen als Civil-Gouverneur des 2 Luxemburg ent bunden und Herr Dechamps zu dessen Nachfolger ernannt wor⸗ den. Es wird jedoch behauptet, der Letztere habe diesen Posten noch nicht angenommen.
Die hiesige Sammlung fuͤr die Hamburger Abgebrannten be⸗ traͤgt bis jetzt 24009 Fr.
Herr Angtol von Demidoff und seine Gemahlin, geborne Fuͤrstin von Montfort, sind aus Paris auf der Reise nach St. Petersburg hier eingetroffen.
Deutsche Bundesstaaten. r
München, 9. Juni. Die Herzogl. Sachsen-Altenburgischen Herrschaften sind diesen Nachmittag * angekommen. Ihre 8. sestaͤt die Königin suhr ihren Durchlauchtigsten Verwandten bis zur ersten Station entgegen.
Se. Durchlaucht der Herzog von Braunschweig, der sich einige Tage hier aufhielt, hat unsere Stadt verlassen, um ssch nach Braun⸗ schweig zuruͤckzubegeben.
uxem burg, 7. Juni. (Tr. Ztg) Se. Masestät unser ere . hielt deute Behuf El fu der g ei⸗ nen feierlichen Einzug in unsere Stadt. Der Köͤnig Großherzog war zu Pferde, von einer glänzenden Suite begleitet; die Garde d'honneur zu Pferde eröffnete den Zug und schloß denselben. Um ein Viertel vor 12 Uhr traf Se. Majestät auf dem Glaels der Festung ein und wurde mit 101 Kanonenschuͤ ssen salutirt. Der Gouverneur und Kommandant der Festung und die Mitglieder der Stadt⸗Regierung erwarteten Se. Masestat auf dem Glacis. Eine große Volksmenge war nach der Stabt gestroͤmt, um dieses imposante Schauspiel zu g, Gleich nach dem Einzuge fand die feierliche Eroͤffnung der Staͤnde statt. Nach derselben nahm Se. Majestät bei dem Civil⸗Gouverneur, Herrn von la Fontaine, in dessen schoͤn gelegenem Garten ein Dejcuner ein. Um 2 Uhr besuchte der Koöͤnig das Etablissement des Herrn Boch⸗Buschmann und kehrte dann nach Walferdingen zuruͤck. Um 6 Uhr war große Tafel, wozu saͤmmtliche Stande geladen waren. Heute Abend hat Se. Majestaͤt einen glaͤnzenden Ball bei Sr. Durchlaucht dem Herrn Gouverneur mit seiner Gegenwart beehrt, welchem cen 300 Personen beiwohnten. Die Franzoͤsischen Prinzen werden morgen erwartet. Eine große Parade der ganzen Garnison soll, dem Vernehmen nach, übermorgen vor Sr. Majestaͤt stattfinden.
Schleiz. Die Augs burger Allgemeine Zeitung ent⸗ haͤlt folgendes Schreiben einer Dame aus Schleiz vom 6. Juni: „Gestern sollte von den hier anwesenden Schau spielern die r „Czaar und Zimmermann“ gegeben werden. Ich ging ö ich und nichts Arges ahnend um 75 Uhr dahin; es war gedraͤngt voll in dem neuen Hause. Die Oper begann erst um 89 Uhr, da die fuͤrstlichen Personen nicht fruͤher kamen. Die Ouverture, der erste Gesang und ein Duett gingen gluͤcklich voruͤber, da auf ein⸗ mal löͤst sich der Verputz an der Decke in der Mitte, und Kalk, Bretter und Berohrung senkte sich langsam auf die entseßzten Zu⸗ schauer herab. Im ersfen Augenbiicke war Todtenstille im Saale, Jedermann glaubte zu träumen, bis eine neue und stärkere Par⸗ tie Schutt und Bretter einen Jeden aus dieser Apathie riß und ermahnte, an seine Rettung zu denken. Einige Wenige, von Bal ken oder Brettern am Kopfe getroffen, waren augenblicklich todt, viele Andere wurden mehr oder minder beschädigt; Alles erhob ein entsetzliches Geschrei, und nun entstand ein Draͤngen und Stoßen von allen Seiten nach den geöffneten Thüren zu. glaubte mich im ersten Augenblicke gar nicht verwundet, er⸗ wartete aber einige Momente in fuͤrchterlicher Todes⸗Angst den Balken, der mich nach meiner Meinung zerschmettern mußte; rings um mich waren Bretter mit losgerissenen Nageln, Kalk, Staub⸗ wolken und ein wirrer Menschenknaͤuel; allmaäͤlig kehrte mir die volle Besinnung zuruck, ich fuͤhlte selbst ein Brett auf mir, be⸗ freite mich davon und strebte nun, schiebend und geschoben, dem Ausgange nahe zu kommen. Aber hier war noch das fürchter— lichste Schauspiel: die Ersten an der Thuͤre naͤmlich, meistens Maͤn⸗ ner, welche standen, rissen die Barrieren, welche die Plätze trenn⸗ ten, ein, Manche mochten aber dabei gestolpert und gefallen seyn und die Nachdraͤngenden stuͤrzten nun aber diese weg, so daß der Weg äber lauter Menschen ging. Ich schwebte gegen zehn Mi—⸗ nuten lang in Todesgefahr: ware ich gefallen, so war ich ganz ge⸗ wiß auch verloren. Endlich erbarmte fich ein Mann meiner und zog mich aus dem Menschengewirre. Es sind im Ganzen 21 Men⸗ schen todt und viele schwer verwundet, bei denen wohl auch nicht
an ein Aufkommen zu denken ist.“
Oesterreich. ö ien, 8. Juni. (8. A. 3) Nachrichten aus Ferrara zu⸗ . . Erzherzog Maximilian, Hoch⸗ und Deutsch⸗ meister, auf . Durchreise ber. erkrankt, so daß ihm zwei⸗ mußte zur Ader gelassen werden. . 6. Chef des zin gr. Pionier⸗ Corps, Oberst Galiot, wird in den naͤchsten Tagen hier erwartet, um den interessanten Uebungen unserer vereinigt werdenden Pontonniere und Pioniere nach dem Biragoschen Systeme bei w Die jetzt uberall in so veger Berathung stehenden Vorsichts⸗ Maßregeln in Bezug auf. die Eisenbahnen werden auch durch die bevorstehende definltide Erledigung unseres Eisenba lizeigesetzes vermehrt werden. Der Entwurf ist sehr umfassend und wurde im vorigen Jahre mit Beiziehung der beiden hiesigen Eisenbahn⸗
Directionen modifizirt, wonach derselbe bisher eine provisorische
jm Wesentlichen als zwechdienlich zeigt. Auf Anordnung der Hoftanglei , . — zur definitinen Verathun = . , e ah för eine Lieferung ** im e, . 1 — z 3 —— 2 . lich die Hofkammer, dem Vernehmen nach, * R ,,,, wichtige und interessante Frage . n In Schlenen⸗Walzwerke im Stande seyen, ⸗— Ved ! ohne daß . Staats Verwaltun gendthigt ware, ei⸗ 2X 2 * Eugland ju behiehen, alljährlich zu erzeugen. Man vf lleber eugung onnen, daß das Quantum unserer Fa—⸗ — * ir He ärsier⸗ Zeit hinlänglich genuͤge, und beabsichtigt, rer L omjessionen zur Errichtung solcher Walzwerke unter er⸗ ende edingungen 7 ertheilen, so daß wohl der ohne Ver— leich größte Theil Jener für die Staatsbahnen zu verausgabenden 4 im Lande bleiben wird.
4. Juni. Aus allen Kreisen Böhmens laufen sehr 64 Rerichtẽ ein, über den Stand der Feldfruͤchte, burch die seit mehreren. Wechen ununterbrochen anhaltende
re. Die Sommersaat ist fast allenthalben verkommen, auch der Wiesenstand bietet das Bild gelber Vertrocknung und bedroht unseren Viehstand mit einer bedeutenden Reduction, nachdem unsere während der letztverflossenen Jahre so sehr gelich⸗ teten Heerden kaum wieder dem Normalstand nahe gebracht wur— den. . auf die kommerzielle Thätigkeit bt dic anhaltende Dürre bereits einen nachtheiligen Einfluß aus, da der Wasserstand der Moldau und Elbe so niedrig sind, daß bereits die Schifffahrt darunter leidet, was besonders im gegenwartigen Augenblicke sehr empfindlich, wo so viele Gegenstaͤnde unserer Ausfuhr mit Vortheil nach Hamburg geschafft werden koͤnnten, wenn dieses mit der noͤ⸗ thigen Beschleunigung zu bewirken wäre. Das traurige Schicksal, welches jene Stadt betroffen, findet ubrigens auch jene warme Theilnahme, welche die Große des Ungluͤcks verdient; diesem und den wichtigen Beziehungen angemessen, welche durch den Elbhandel zwischen hier und Hamburg, das einen großen Theil unserer Aus⸗ fuhr vermittelt, stattfinden, nehmen die hier eingeleiteten Samm⸗ lungen zur Unterstuͤzung der dürftigen Abgebrannten Hamburgs einen erfreulichen Fortgang, und beweisen auch bei dieser gemein— samen Deutschen Angelegenheit, daß unser Land als ein Deut⸗
sches sich betrachtet. Schweiz.
Aargau. Dem Vernehmen nach hat der kleine Rath be— schlossen, dem hischoͤflichen Kreisschreiben, daß in den katholischen Landestheilen fuͤr die Kirche in Spanien Gebete gehalten werden, das Visum nicht zu ertheilen.
Wanadt. Mendels sohn-Bartholdy hat die Einladung ange⸗ nommen, dem Schweizerischen Musikseste in Lausanne beizuwoh— nen; uͤber sein Oratorlum, das daselbst zur Aufführung kommen wird, soll er Herrn Direktor Maschek dankenswerthe Mittheilun— gen gemacht haben. —
Der Verfassungs⸗Entwurf des Kantons Tessin ist vom gro— ßen Rath in der zweiten Abstimmung mit 67 gegen 32 Siim— men angenommen worden, nachdem der Hauptgrund der Verwer— fung, die Ausschließung der Geistlichen von allen Staatsämtern, durch ein Amendement des Herrn Bertazzi hinweggeräumt wor⸗
den war. Türkei.
Konstantin opel, 25. Mai. Mehmed Ali war nahe daran, neuerdings festen Fuß in Syrien zu fassen. Er wußte es durch seine Verbindungen in Konstantinopel so weit zu bringen, daß ihm der Weg angebahnt ward, seinen Sohn Said Pascha i. Gou⸗ verneur von Saidah ernennen zu lassen. Ueber die Raͤthlichkeit dieser Anstellung ward kurzlich im Divan debattirt und der Groß⸗ g et Mehmed zeigte sich bei dieser Gelegenheit unverhohlen als An *. der neuen Aegyptischen Dynastie. Indessen gaben mehrere Mitglieder des . eine Art Protestation gegen diese Wahl zu Protokoll und der Sultan entschied in Allerhoͤchster Instanz im Sinne der letzteren. Eben so lehnte Se. Hoheit die von Mehmed Ali angebotene Unterstuͤtzung in Syrien durch Aegyp⸗ tische Truppen ab.
Der Daͤnischen Fregatte ‚„Thetis“æ, an deren Bord sich der aͤl— teste Sohn des Landgrafen von Hessen-Kassel befindet, ist der Ferman zur Burch fed durch die Dardanellen verweigert wor— den; dabel beruft sich das Tuͤrkische Gouvernement auf den Trak— tat vom 13. Juli 1840, wonach die Kriegsschiffe keiner Nation die Dardanessen passiren durfen. Man glaubt, Sir Stratford Canning werde sich bei dieser Kontroverse ins Mittel legen.
Die von Omer Pascha in Betteddin durch Verrath gefange— nen 6 Drusen⸗Chefs sind bereits hier angekommen.
Der Großbritanische Botschafter hat die Freude gehabt, bei dem Tuͤrkischen Gouvernement den ersten Succeß zu erringen, die Absetzung Askar Alus, des Beys von Tripolis in der Ver— berei. An die Stelle Askar All's ist der seitherige Gouverneur . Mehmed Pascha, zum Bey von Tripolis erhoben worden.
Geltung hatte und sich
Ostindien.
Vombahy, 3. Mai. Der Hauptpunkt, worauf die Indi⸗ schen Blatter jetzt bestehen, lautet dahin, daß es verkehrt seyn würde, mit den gegenwärtigen Häuptern zu Kabul, Kandahar, Gisni irgend Verträge abzuschließen. Ein Monarch zur Regie— rung des Landes scheint nicht mehr vorhanden zu seyn, und diese Blätter meinen daher, daß der Versuch, einen von Schach Sud—⸗ scha's oder Schach Simon's Soöhnen der ganzen Nation aufzu⸗ zn gf, England keinen 53 bringen koͤnne. Alles ist dort in
uftßsung, und wenn der Haß einiger religlbser Schwärmer gegen
dle Europäer und die allgemeinsame i, . sie nicht zum An⸗
griff gegen die Britischen Truppen vereinigt hätten, so wunde, wie man behauptet, ein allgemeiner Bürgerkrieg wüthen. Afgha⸗ nistan ist demnach so ziemlich Lord Ellenborough's Gutbefinden anheimgegeben, und seine Haupt⸗-Schwierigkeit durfte dar⸗ in bestehen, mit den zwietraͤchtigen Häuptlingen fertig zu werden und. sich zu verständigen. Das Geruͤcht behauptet aͤbrigens, die jezigen Ehefs zu Kabul seyen geneigt, ihre Gefangenen auszullefern und mit der Indischen Regierung zu un⸗ r,. ö nn * ,,, . Blatter, die Ab⸗ gung der Sipoys, den Indus zu uͤberschreiten, die Armuth des Atfghanenlandes, den rauberischen, unlenksamen Sinn seiner duüͤn⸗ nen Vevblkerung, den wiederholten Bedarf einer großeren Masse Europaischer Soldaten zur Fortsetzung des Krieges, und vor Al— 8 die durch den Krieg erzeugte Austrocknung des Indischen ebe in Erwaͤgung z e, so sey fast zu glauben, daß der hohe ven Indien ein Uebereinkommen mit den Afghanen anem—
6 werde, insbesondere sobald die Britischen gere. die Ge⸗ * E gesichert haͤtten, welche die Thore von Indien bilden, und welche man känftig mit strenger Wachsamkest werde huͤten
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muͤssen. Ein solches Uebereinkommen wird nun aber, wie gesagt, bei der Verwirrung unter den Stammen und Häuptlingen . nistans, für eine sehr bedenkliche oder fruchtlose Mäßregel ge—
halten. China.
Macas, 24. Marz. Als der Franzoͤsische Vice⸗-Konsul in Macao, Herr Challaye, nien in Begleitung zweier 4 der Herren Mouge und Jeannert, an der Chinesischen Kuͤste lan⸗ den wollte, wurde derselbe, wie schon erwähnt, gleich am Ufer uͤberfallen und arg mißhandelt; es soll sogar auh die Franzosen Elbe, worden und diese sollen nur mit Hel? entkommen seyn.
in Engländer in Macao benutzt diese Gelegenheit, um das Thun und Treiben der Franzosen in den Chinesischen Gewäͤssern, das den Engländern sehr wenig zuzusagen scheint, in seiner Weise zu beleuchten. „Wir empfinden wenig Mitleid“, so äußert er sich, „für die Franzosen, die sich dergleichen Gefahren so unnöͤthiger— weise aussetzen, denn die Repraͤsentanten keines Landes haben in den Chinesischen Gewassern so wenig zu schaffen, wie die von Frankreich. Die Anwesenheit von Konsuin und Kriegs⸗ schiffen in diesen Gewaͤssern fuͤhrt zu nichts Gutem und kann keinen redlichen Zweck haben, denn es giebt dort keinen Franzoͤsischen Handel, der zu erhalten und zu ermun— tern, keine Franzoͤsische Unterthanen, die zu beschuͤtzen waͤren. Die Chinesen rechnen natuͤrlich auf Huͤlfe oder Aufmunterung von den— jenigen Europäern, welche sie uns mit mißtrauischem Auge beob— achten sehen. Deshalb wuͤrden wir es auch gar nicht ungern sehen, wenn die dem Franzoͤsischen Vice-Konsul zugefuͤgte Unbill gelegentlich wiederholt wuͤrde; nicht als ob wir unserem Freunde, Herrn Challaye, Uebles wuͤnschten, sondern nur, weil darin eine gute Lection fuͤr die Partei⸗-Politik liegen wurde, welche dadurch, daß sie verlangt, die dreifarbige Flagge solle auch in den Chinesi⸗ schen Gewaͤssern wehen und der Konig der Franzosen einen Be— vollmäch tigten auch in Macao haben, ohne den mindesten Nutzen sich solchen Beleidigungen aussetzt.“
Inland.
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2x Stettin, 11. Juni. In meiner ,,, der Rede des Herrn Thiers uͤber Deutsche Eisenbahnen (vergl. Staats⸗Ztg. Nr. 150) habe ich diesem Herrn unwissentlich in einer Hinsicht Unrecht gethan; dadurch, daß ich gesagt habe, es gabe keine Deutsche Eisenbahn-Karte, welche die Beschuldigungen des Herrn Thiers rechtfertige. Seitdem naͤmlich ist „Werner's vollstaͤndigste Post- und Eisenbahn-Reise-Karte von Deutschland u. s. w., Magdeburg 1842, 1 Rthlr.“ mir zu Gesicht gekommen, und sollte der Franzoͤsische Akademiker zufaͤllig die se Karte gesehen haben, so koͤnnte er damit seine Be⸗ hauptung: „es seyen Eisenbahn-Karten in Deutschland erschienen, welche eine Menge noch gar nicht vorhandener Eisenbahnen ent⸗ hielten“ — begruͤnden. Diese Karte enthalt namlich als ganz vollendet (sie macht keinen Unterschied) folgende Eisenbahnen: die Berlin-Stettiner (von 18 Meilen sind nur 6 vollendet), die Berlin-Frankfurter (wird erst im Herbste d. J. fertig), die Magdeburg⸗Braunschweig⸗ mit Seitenbahn nach Halberstadt ö. 986 66 * . Jahre , ie Le Hofer (wird im Ja 2 hö ĩ ; . ; Jahre höͤchstens bis Altenburg die Prag⸗Pilsener (ist nur bis Lana auf. G6? j ti die Frankfurt⸗Mannheimer , n. — fertig) die Mannheim⸗Kehler (ist nur bis Heidelberg fahrbar), Bamberg-Nuͤrnberg (nur im Beginnen des Baues), Mailand Venedig (von der Vollendung noch weit entfernt), Kaiser-Ferdinand's-Nordbahn (unrichtig gezeichnet und nur auf 42 Meilen Laͤnge eroͤffnet), Wien⸗Raab (nur auf einer Laͤnge von 10 Meilen eroͤffnet und fehlerhaft eingezeichnet). Dagegen fehlen: die Ober-Schlesische Eisenbahn (bis Ohlau fahrbar), die Hamburg⸗Bergedorser Bahn (im Mai d. J. eroͤffnet). Leider br e. wir bis jetzt noch keine durchaus richtige Eisen⸗ bahn⸗Karte von Deutschland, waͤhrend von England, Belgien auch Frankreich dergleichen vorhanden sind. Dies muß Verwunderung erregen, wenn man bedenkt, daß das Sammeln der dazu erfor— derlichen Materialien keine große Schwierigkeiten hat.
Aachen, 10. Juni. (Aach. 3.) Wie aus zuverlaͤssiger Quelle mitgetheilt werden kann, ist vor wenigen Tagen bei der Koͤnigl. Regierung hier ein Allerhöͤchster Kablnets-Befehl einge— gangen, wodurch des Köoͤnigs Majestaͤt zu beschließen geruht ha— ben, daß die 32 Säulen in den 8 Arkaden in dem hiesigen Hoch— muͤnster, welche bekanntlich in dem Jahre 1794 von den Fraͤnzo⸗ sen fortgenommen und nach den glorreich erkaͤmpften Siegen der hohen Seen een in den Jahren 1813 bis 15, von Paris hier— her zuruͤckgebracht wurden, wieder in demselben Zustande herge⸗ stellt werden sollen, worin sie sich kurz vor der Franzoͤsischen In— vasion befanden. Dieser der Stadt Aachen aufs Neue zu Theil gewordene Beweis landesvaͤterlicher Huld, wird von deren Ein— wohnern gewiß mit dem lebhaftesten Danke anerkannt werden, so wie denn die Wiederherstellung dieser historisch merkwuͤrdigen Saͤulen äaͤberhaupt von großem Interesse fuͤr jeden Kunstfreund seyn wird, da solche nach authentischen Nachrichten aus dem Exarchat⸗Palaste zu Ravenna herrůhren und auf Veranlassung Karl's des Großen von dort hierher gebracht worden sind.
„Halle, 12. Juni. (halie 3) Die Leipziger Zeitung theilt unter dem 10ten d. M. einen Korrespondenz⸗Artikel uͤber die Straf⸗Anstalt Halle mit, an deren Schlusse die Entweichung von 16 Gefangenen gleich in der ersten Nacht angegeben wird. Wir koͤnnen versichern, daß dies eine Fabel ist.
Zur Literatur und Statistit der Leipzig-Dresdner Eisenbahn.
m Dresden, 12. Juns. Ein bei Otto Wigand in Leipzig kuͤrzlich erschienener „Leitfaden fuaͤr die Actiongire der Leipzig= Dresdener Eisenbahn-Compagnie“ (von L. K. W verdient eine ausfuhrlich ere w, . schon deshalb, weil er so manches ent⸗
alt, was anderen dhe e fe rn, theils zur Lehre und
arnung, theils auch zum Muster dienen mag. Denn die glän⸗ zenden Erfolge der Nuͤrnberg-Fuͤrther Bahn, als der ersten in Deutschland vollendeten Damnmpfbahn, brachten eine so übertriebene Ansicht vom Eisenbahnwesen überhaupt hervor, daß es kein Wun⸗ der war, wenn die darauf folgenden Actien⸗Schwindeleien
tirten. Es sind seitdem uͤber 6 Jahre verflossen, und doch scheint man an so vielen anderen Orten immer noch nicht begreifen zu wollen, daß weder die Ertragg fähigkeit noch die Ertragslosigkeit einer Bahn zu aͤhnlichen Schluͤssen fuͤr eine andere Bahn berech⸗ tigt, daß vielmehr jede, und waͤre es eine bloße Fluͤgelbahn, eine eigenthuͤmliche Physiognomie hat, den speziellen Wegen und Ge⸗ setzen des sie umkressenden Handels und Wandels theils folgt, theils vorangeht, und daß uͤberhaupt die Lebensfaͤhigkeit einer Bahn und ihre Bluͤthe dazu nicht blos von anderen sich an sie anschließenden Schienenwegen, sondern auch von gewissen in der eigenen Existenz, in der Lageꝛc. liegenden Vorbedingnissen abhaͤngt. Eine Bahn 3. B. durch die Luͤneburger Haide, wenn zehnmal Mittel- und Bindeglied 2 Europaischen Netzes, wird doch nie recht zum Leben gedeihen oͤnnen.
Dies fuhrt zugleich auf den anderen Punkt, wie es namlich im Interesse der Sache wie der bei einer Pri⸗ vatbahn betheiligten Personen liegt, das Anlage-Kapital nur durch ein Minimum von Actien, ubrigens aber durch eine billige An⸗= leihe aufzubringen. Ware dies bei unserer Bahn geschehen, so hatte eine solche schmahliche Agiotage nie stattfinden können, sich aber eine große Dividende viel eher eingestellt. Klar ist es, daß wenn von 6 Millionen Rthlr. Anlage-Kapltal 5 pro vierprozentige An⸗
leihe und nur 1 Million Rthlr. Actien gedeckt sind, bei z. B. 300.000 Rthlr. jahrlichen Reingewinn auf die Anleihe Ri öh git. den Actionairen 100 000 Rthlr. oder 10 pCt. Dividende, bei 6 Mil⸗ lionen Actien aber nur 5 pCt. Dividende abfallen. Welche unselige Hemmung die Glanz-Resultate der Nuͤrnberg-Fuͤrther und die Actien⸗Schwindeleien der Leipzig. Dresdner Bahn auf das uͤbrige Deutsche Eisenbahnwesen ausgeübt, verdiente selbst jetzt noch eine, wenn sonst möglich, aktenmaͤßsge Darstellung. Jene Unsicherheit in den Maßregeln der Regierungen, wie in den Unternehmungen der Kapitalisten, wuͤrde vielleicht nicht eingetreten seyn, hatte man bei uns, die wir einmal die Initiative ergriffen, von vorn herein
den richtigen Gesichtspunkt festgehalten.
Der Verfasser des Leitfadens bespricht in Nr. 3 die Statuten und die dringend nöthige Revlsion derselben jetzt, wo das Werk vollen⸗ det und mit allen Erfordernissen hinlaͤnglich ausgestattet ist. Er ver⸗ langt nunmehr eine Beschraͤnkung der ausgedehnten Vetrauens⸗Voll⸗ macht, welche laut 9. 39 (ad 3, 6 und 9), 99. 60, 63 und 67 dem Direk⸗ torium zusteht und allerdings sehr bedeutend und deshalb auch Mißbraͤuchen aller Art ausgesetzt ist, — ferner Beseitigung des Uebelstandes, wonach seit vier Jahren ein gut Theil der Vi gier Einkuͤnfte auf die Anlage verwendet wurde, — angemessene Besol⸗ dung des Direktoriums (doch glauben wir, daß eine bloße Tan⸗ tieme vom Netto⸗Einkommen, wie dies in Außerdeutschen Laͤndern gewoͤhnlich, den Vorzug verdient, wahrend freilich bei manchen Bahnen Englands und Nord⸗-Amerikas die Direktorial⸗-Arbeiten blos Ehren halber übernommen worden) — nur allmaäliges Anwachsen des Reserve⸗Fonds 1c. Er verlangt ferner, daß kein Neubau, keine Vermehrung der Transportmittel, keine Verstärkung des Dienst⸗ Personals, keine Veraͤnderung der Taxe ohne Genehmigung der Actionaire stattfinde, daß dieselben nicht nachträglich von dem Geschehenen benachrichtigt, daß uͤberhaupt mehr General⸗Versamm⸗ lungen einberufen werden. Wir wollen die Nothwendigkeit und Zweckmaͤßigkeit derselben nicht im geringsten leugnen, aber je mehr ihre Zahl wächst, desto weniger durften sie besucht seyn, desto mehr ein kluges Direktorium immer wieder die Oberhand behalten. Zwar wuͤrde eine noch detaillirtere Angabe dessen was Direkto—⸗ rium und Comitè zur Sprache bringen wollen, und die Nothwendigkeit oder das Lukrative und dergleichen der anzuempfehlenden Maßregel in den veroͤffentlichten Versammlungs-Anberaumungen abgedruckt,
in Sachsen die oͤffentliche Meinung in das entgegengesetzte Extrem stuͤrzten . . neue Institut foͤrmlich diskredi⸗
Einiges helfen, aber auch nicht viel. Die Einfuͤhrung von Straf⸗— geldern fuͤr diejenigen, die sehr wenig oder gar nicht in Person den General⸗Versammlungen beiwohnen, scheint nicht ausfuͤhrbar. Aber vielleicht gaͤbe es ein Surrogat statt dieser vielen General— Versammlungen; wenn naͤmlich Direktorium und oder alse 8 oder 14 Tage oͤffentliche, muͤndliche und kollegialische Berathun⸗ gen hielten, wo die Actionaire Zutritt hätten, Anfragen und Ant⸗ worten, Zuprotokoll nahmen stattfaͤnden, die Akten auslaͤgen, aber keine Abstimmungen und Beschluͤsse gefaßt werden durften. Diese scharfe und dͤffentliche Kontrolle wurde fuͤr Alle von großem Nutzen seyn. Der im Schriftchen , ,. und urgirte Umstand, daß namlich in Leipzig dieselben Maͤnner oft mehre ren industriellen Instituten zugleich vorstehen, ist leider be— gruͤndet, findet sich aber auch anderwaͤrts, durfte indeß nur im ein⸗ zigen Falle zu beseitigen seyn, wenn die Regierung in einem revi— dirten Actiengesetze die Uebertragung mehrerer bezahlter Direkto⸗ rial-⸗Posten von verschiedenen Unternehmungen auf eine und dieselbe Person von vorn herein verboͤte.
Sehr zu beherzigen scheint es, wenn der Verf, in Nr. 4 vorschlaͤgt, es solle von einer aus der Gesellschaft gewählten Kom⸗ mission eine Instruction entworfen werden, wonach der jaͤhrliche Rechnungs⸗Abschluß un abweichlich aufzustellen sey,— wenn er die Jahres-Rechnung von einer Deputation nicht des Ausschusses, sondern der Gesellschaft selbst gepruͤft verlangt.
Am interessantesten ist Nr. 6, der letzte Abschnitt des Schriftchens. Es uͤbersteigt auf unserer Bahn die Geld— einnahme der Personenfracht 1840 um 12434 Rthlr., 1841 um 23,553 Rthlr., 1842 (nach den Ergebnissen der ersten 3 Monate) wahrscheinlich um 6,000 Rthlr. die Einnahme des Jahres 1839. also schon hier ein Wachsthum von etwas uͤber pét. auf mehr als“ pCt. Hoͤchst uͤberraschend erscheint aber die Vermehrung des Fracht-Verkehrs. Die ganze in 3 Jahren fortgeschaffte Ge⸗ wichtsmasse aller verrechneten Fracht- Gegenstände auf 1 Meile Transportweite betrug 1839. 3 850,223 Ctr., 1840 6, SS85, 669 Ctr., 1841 8,901,377 Ctr. und duͤrfte, nach der Fracht⸗ Frequenz der s verflossenen Monate zu schließen, 1842 gegen 12 Millionen Ctr. betragen, was binnen drei Jahren eine Vermehrung von mehr als 8 Millionen tr., ergiebt. Die Brutto- Einnahme der Fracht ge⸗ waͤhrte 1839 84, 639 Rthlr., 1840 143,947 Rthlr., 1841 183,512
Rthlr. und 1842 wahrscheinlich noch uͤber 210,060 Rthlr., also eine Vermehrun Die 2 z auf verschiedene Conten, 1839 gegen 366,000 Rt lr., 1840 gegen 460000 Rthlr., 1841 gegen 533 00 Rthlr., . wochr cher f noch uͤber 600,090 Rthlr., also ein Wachsthum von mehr als 6 pCt. 1839, auf mehr als 79 pCt. 1810, auf fast 8; pt. 1841,
von mehr als 15 pCt. 1839, auf 4 pt. 1842. rutto⸗Einnahme betrug, exklusive der Einnahme
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auf mindestens 19 pCt. 1842, also binnen 3 Jahren um 4 pCt. Haͤtte man statt nachtraͤglicher neuer Actien⸗Zeichnungen und Anleihen ein⸗ fuͤr allemal dies 8. 5
gestellt, wovon nur 15 Millionen Actien, das uͤbrige 4proc. An- leihe wurde, so erhiesten die Actionaire, nach Abzug von 240000 Rthlr. Betriebs- Kosten und 200000 Rthlr. Anleihe-Zinsen, bei⸗ nahe 11 pCt. Dividende, waͤhrend sie jetzt nur etwas uͤber 5 pCt. erhalten werden.
esammt-Kapital auf 6 Millionen Rthlr.
Aus den vom Verfassser aufgestellten Durchschnitts-Kosten einer Meile Dampfeisenbahn, von den bekannteren Europaͤischen Schienenwegen, ergiebt sich, daß in Deutschland die Koͤln⸗ Belgische Bahn am meisten (naͤmlich 581, 160 Rthlr. pro Meile), die Berlin⸗Frankfurter am wenigsten (namlich AM, 524 Rthlr. pro