Gleich darauf gelangte nach 2 Diskussion die von Herrn Roebuck eingebrachte Bill, der zufolge die in der großen Wahl⸗ Untersuchung abzuhörenden Zeugen wegen ihrer eigenen Vergehen straflos bleiben Ee ohne weltere Abstimmung zur dritten Ver⸗
lesung.
Julezt ging das Haus wieder auf die Berathung des Tarifs im Ausschusse uber und diskutirte lange uber ein Amendement des Herrn Grimsditch, den Zoll von zweidrähtiger Seide auf dem jetzigen Maße von 1 Sh. 6 Pee. fuͤr das Pfund zu belassen, bei welcher Gelegenheit sich Herr Attwood sehr ausfuͤhrlich ge⸗ gen das Huskissonsche System des freien Handels im Allgemeinen vernehmen ließ. Das Amendement des Herrn Grimsditch wurde aber mit 210 gegen 22 Stimmen * 4 Die ganze Klausel uͤber die Seiden⸗-Zoͤlle wurde zuletzt unverändert angenommen.
London, 11. Juni. Die Times theilt folgendes Schrei— ben mit, welches angeblich von der Koͤnigin Marie Christine, von Paris aus, unterm 14. Marz, an ihren Schwager Don Carlos in Bourges gerichtet worden waͤre, dessen Echtheit jedoch, gleich der eines fruheren Schreibens der Koöͤnigin an ihre Königliche Tochter zu Madrid, sehr verdächtig ist:
An Se. Koͤnigl. Hoheit D. C., Infant von Spanien u. s. w. In dolß⸗ der Antwort, welche Sie durch General N — — auf Mein erste mündliche Mittheilung Mir haben zukommen lassen, glaube J nicht langer Anstand nehmen zu durfen, Ihnen all' das Vertraue zu bezeugen, welches Ihr versöͤnlicher Charakter Mir einssoßt. Da Ear hat Mich wie Ew. Königl. Hoheit verfolgt, und was noch mehr ist, Ich bin fuͤr jetzt von Meinen erhabenen Kindern getrennt. Im Namen der heiligen Religion, die uns begeistert, so wie zum Veh der Spanier, welche, mißleitet von einem Manne, den Ich mit Wohlthaten überhäufte, ihre heilige Pflicht auf einen Augenblick ver⸗ gessen mochten, wollen Wir uns in einem unternehmen vereinigen, das, wenn es auch nicht gelingen sollte, wie Ich es im verflossenen September gewuͤnscht haͤtte, doch von dem Moment an, wo Wir in Gemeinschaft handeln, seine heilsame Wirkung nicht verfehlen wird. Gern wurde Ich vernuͤnftigen Bedingungen, die Sie Mir vorzuschla⸗ gen fuͤr angemessen halten mochten, Meine Zustimmung geben. Ihre wohlgeneigie M. C.“
Das obengenannte Blatt bemerkt bei dieser Mittheilung: „Ohne Zweifel wird dies Dokumen: die Aufmerksamkeit unserer Regierung erregen, die berechtigt ist, wenn sie dasselbe fuͤr echt haͤlt, daruͤber eine Erklärung von der Franzoͤsischen Regierung zu ver⸗ langen. Wir sehen nicht ohne Spannung weiteren Ausschluͤssen uͤber diese Sache entgegen.“
Kürzlich sind aus den Archiven des auswaͤrtigen Amtes zum Gebrauch fuͤr die Regierung die verschiedenen Akte, welche das Parlament und die vollziehende Gewalt Großbritaniens mit Be⸗ zug auf den Sklavenhandel erlassen und abgeschlossen haben, be— sonders die neueren Vertrage zur Unterdruͤckung desselben, geord⸗ net und uͤbersichtlich zusammengestellt worden. Herr Bandinel hat sich dieser Arbeit unterzogen, und sein Werk wurde auf Be⸗ fehl Lord Aberdeen s offiziell vertheilt. Es liegen in dieser Samm⸗ lung zahlreiche Beweise vor, daß, sobald dergleichen Vertrage ge⸗ wissenhaft beobachtet wurden, sie auch von Erfolg waren und zu keinen gefährlichen Kollisionen zwischen den kontrahirenden Maͤch⸗ ten fuͤhrten. Holland z. B., ein Land, dessen See: und Kolonial⸗ Handel doch von höͤchster Bedeutung fuͤr dasselbe ist, schloß schon
im Jahre 1818 einen Traktat mit England wegen gegenseitiger Durchsuchung, welchem 1822 und 1823 einige Züsatz⸗Artikel hin⸗ zugefuͤgt wurden, und es ist seitdem keine Spur mehr von Skla⸗ venhandel unter Hollaͤndischer Flagge vorgekommen. Aus dem Buche des Herrn Bandinel geht unter Anderem auch hervor, daß die Convention, welche im Jahre 1824 zwischen England und den Vereinigten Staaten in Bezug au das Durch suchungs recht unter⸗ zeichnet wurde, und welche das Geseß uͤber den Seeraub, auf den Skla⸗ venhandel angewandt, unmittelbar und gegenseitig fuͤr die Schiffe, Un⸗ terthanen und Buͤrger beider Theile zur Geltung bringen sollte, nicht des⸗ halb die Ratification nicht erhielt, weil Canning sie verweigert haͤtte, sondern weil die Amerikanische Regierung dagegen Beden— ken fand. Als vorzuͤglich ermunternd und wichtig wird aber das aus der Bandinelschen Zusammenstellung sich ergebende Resultat hervorgehoben, daß die Maßregeln zur Ünterdruͤckung des Skla—⸗ venhandels sehr wirksam sind, wenn sie nur mit Ernst und Eifer ausgefuͤhrt werden. Herr Bandinel thut dar, daß der Sklaven⸗ handel jetzt nur noch unter den Flaggen Spaniens, Portugals, der Vereinigten Staaten und Brasiliens und in wenigen Faͤllen unter der Flagge Frankreichs getrieben werde; er zeigt, daß, seit dem Abschluß des Traktats mit Spanien im Jahre 1835, der Spanische Sklavenhandel fast ganz aufge⸗ hoͤrt hat, und daß in Folge der Akte von 1839, welche Britische Kreuzer ermaͤchtigt, alle im Sklavenhandel beschaͤftigte Pertugie⸗ sische Schiffe festzunehmen, die See auch von Sksavenhaändlern unter Portugiesischer Flagge beinahe voͤllig gesaͤubert ist. Sobald die neuen Vertrage mit Portugal ratifizirt sind, wird zwar jene Akte aufgehoben werden, aber dafuͤr wird durch diese Traktate derselbe Zweck, und auf gesetzmaͤßigere Weise, gesichert seyn. Seit jene Maßregeln in Wirksamkeit sind, hat denn auch, wie sich er⸗ giebt, die Sklaven-Einfuhr in Cuba und Brasilien sehr rasch ab—⸗ genommen. Vor dem Traktat von 1835 wurden nicht weniger als 40,000 Sklaven jaͤhrlich in Cuba eingefuhrt; im Jahre 1838 war die Zahl auf 28, 000 gesunken, 1839 auf 256000 und 1840 auf 14470; es wurden also im Jahre 1840 nur noch halb so viel Sclaven in Cuba eingefuͤhrt als 18338 und fast nur ein Drittel so viel als vor dem Abschluß des Traktats mit Spanien. In Brasilien ist die Abnahme noch stärker gewesen als in Tuba. Im Jahre 1838 belief sich die Einfuhr von Negern, allein in Rio Janeiro, wie aus Britischen Kommissions⸗Verichten hervorgeht, auf 7, 0) und in den anderen Hafen der Brasilianischen Kuste auf eben so viel, zusam men also auf där o00. Im Jahre 1839 wurde die Gesammt-Einfuhr nur noch auf 56,00) geschatzz. Im Jahre 1840 wurden nur noch 7122 in Rio Janeiro und noch 6 in den anderen Hafen e
sen so
eingefuhrt, so daß in diesem Jahr di infuhr nicht den sechsten Theil von der des Jahres 1835 betrug. 56 Folge dieser . menden Zufuhr von Negern aus Afrika iss der Preis der Leßteren in Euba und Brasilien auf das Vierfache, in Porto Rico auf das Doppelte m Doch dies ist nicht Ailes, fagt Herr Bandinel, es fängt selbst in Cuba eine Stimme an, gegen die Sklaven-Ar— beit und den Sklavenhandel und zu Gunsten der freien Arbeit und e r r g, * e Led. elir Mendels sohn⸗Vartholdy ist hier angekomme
Konzerte des philharmonischen Vereins zu 41 gol nn 6 derselbe in der St. Peters-Kirche auf dem Cornhill die Orgel
spielen. Belgien.
Brüssel, 12. Juni. In der vorgestrigen Kammer-Si ung atte der Minister des Innern 1 beklagt, daß man die Debatt. ber das Kriminalgesetz so in die Laͤnge ziehe. Herr Dolez erwie—⸗
derte, dies sey naturlich, da die Regierung schwach waͤre und sich von Anderen Befehle vorschreiben ließe. Herr Eloy de Burdinne bemerkte ebenfalls, es sey schon Alles gesagt, was zu sagen sey. Herr Delfosse entgegnet ihm, es sey nicht Jedem das Wis⸗
der Prag⸗Dres dener
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Eingegeben, daß er gleich von vorn herein eine be— stnimmte Meinung habe. Der Praͤsident fand diese Bemer⸗ kung unparlamentarisch, und . Delfosse stellte deshalb in der gesirigen Sitzung den Praäͤsidenten zur Rede, daß er die Opposition gleich tadle, aber die Beleidigungen der anderen Partei ruhig durchgehen lasse. Diese Aeußerung erregte einigen Sturm. Man verlangte die Tagesordnung, aber der Praͤsident erklaͤrte, wenn man blos einfach zur Tagesordnung uͤbergehe, werde er seine Stelle niederlegen. Die Tagesordnung wurde darauf ver⸗ worfen und foͤrmlich erklaͤrt, der . sey in seinem Rechte gewesen, letzteres mit 50 Stimmen; 20 Mitglieder stimmten nicht mit.
Bei den nächsten Septemberfesten wird wieder ein Gesangs— Konkurs stattfinden. Mehrere Deutsche Liedertafeln haben schon ihre Mitwirkung zugesagt.
Deutsche Bundesstaaten.
m Dresden, 13. Juni. Der Wollmarkt hat, trotz einer ziemlich ansehnlichen Masse von Wolle in allen Sorten, troß des schͤnsen Wetters und der Anwesenheit von sehr vielen Fremden, ein wenig guͤnstiges Resultat gebracht. Wie es scheint, wollten sich die im vorigen Jahre gemachten Prophezeiungen, als wurde 1842 den Wollverkäufern Erfreuliches bescheeren, an den bisheri⸗ gen Fruͤhlings-⸗Wollmärkten nicht bestaͤtigen. Ob die in dieser Woche stattsindenden Wollmärkte von Stettin, Kassel und Berlin bessere Preise und groͤßeren Absatz bringen werden, ob diejenigen Ende Juni zu Luͤbeck, Magdeburg, Danzig, Hildesheim, ob die Julimirkte zu Braunschweig, Nuͤrnberg, Hannover, Heilbronn, ob der Augustmarkt zu Braunschweig, — zu wuͤnschen wäre es wahr⸗ lich, da die Deutsche Wolle an der Australischen und Russischen immer bedrohlichere Konkurrenten findet, und namentlich die einst weltberuͤhmte Saͤchsische Merinowolle bei allen Anstrengungen mit der Englischen nur schwer rivalisiren kann. Bei weitem guͤnstigere Aussichten fuͤr den Deutschen Wollhandel eroͤffnen sich indeß, je—⸗ mehr der Zoll⸗Verein sein Gebiet erweitert, jemehr er den Meeres⸗ kuͤsten zustrebt, vor Allem aber jemehr sich das kontinentale Eisen⸗ bahnnetz ausdehnt.
Se. Durchlaucht der regierende Fuͤrst Stourdza von der Mol⸗ dau verweilte mit seiner Gemahlin und der Fuͤrstin Ghika einige Tage in Dresden. Noch bemerkten wir außer vielen nach Böͤh⸗ men oder in die Taunus-Baͤder eilenden Russen, Polen und Eng⸗ ländern, unter den Fremden, deren man im Monat Mai gegen 5000 (wovon 3320 in den Gasthaͤusern) zaͤhlte, — den Oesterreichi⸗ schen Gesandten am Franzoͤsischen Hofe, Grafen Appony.
Das so eben bei Rudolf Wiegel in Leipzig ausgegebene Schrift⸗ chen „uͤber den Zustand der Koͤnigl. Gemaͤlde-Gallerie zu Dresden ac. von von Quandt“ verdient insofern große Beachtung, als es, wenn auch in etwas formloser Darstellung, die Schäden, an welchen unsere weltberühmte Gallerie leidet, ausfuhrlich bespricht. Seit 34 Jahren sind dieselben Gegenstand allgemeiner Klage ge⸗ wesen. Die meisten Gemaͤlde sind sehr vertrocknet, Meister und Schuͤler oft weit von einander entfernt, auch Gemälde niederen Ranges und schlechte Copieen vorhanden, die ausgemerzt zu wer⸗ den derdienen. Die Lage der Gallerie, in der Mitte von Buͤr— gerhaͤusern, von Bäckereien, Schmieden 1c. ist höͤchst gefaͤhrlich,
und die zweckmäßige Erbauung eines Museums und zwar in der Grundsorm eines Oblongiums mit Risaliten, etwa in einer hoch⸗ gelegenen Vorstadt wuͤnschenswerth. Der Bau wurde gar nicht so bedeutend, wenn man das Museum nicht prächtig auszierte, und die Zahl der Gemälde auf die Haͤlfte ihres jetzigen Umfangs reduzirte. (Die bis etzt restaurirten Gemälde bilden grade ein Viertel der ganzen Sammtung ) Auf diese Weise koͤnnte aller— dings das neue Museum mit Million Rthlr. vollstaͤndig und schoͤn hergeslellt werden. 1
Göttingen, 4. Juni. (A. 3.) Nach dem amtlich ange— fertigten und demnaͤchst auszugebenden Verzeichniß des Personal— standes der Universitaͤt betraͤgt die Gesammtzahl der Studirenden 728, worunter 249 Ausländer; und zwar 173 Theologen, 268 Ju— risten, 204 Mediziner, 83 zur philosophischen Fakultaͤt Gehoͤrige. Der Stand der Gesammtzahl ist gerade derselbe wie im vorigen Semester, die Zahl der Auslaͤnder hat sich aber um 11 vermehrt. Hieraus ergiebt sich die Unwahrheit der Nachricht, als habe sich die Frequenz abermals vermindert. In dem Jahre unmittelbar nach der großen Katastrophe im Jahre 1837 sank die Zahl der Studirenden von 90 auf 656; seitdem ist sie wieder von Jahr zu Jahr in die Hoͤhe gegangen, wie man aus folgender, aus amt— lichen Quellen geschoͤpften Üebersicht der Frequenz der letzten vier Jahre ersieht:
Gesammtzahl. k
Winter⸗Semesler 1838 — 39 bb
Sommer⸗Semester 1839 bb⸗ 203 Winter⸗Semester 1839 — 40 676 216 Sommer⸗Semester 1840 693 223 Winter⸗Semester 1840 — 41 704 231 Sommer⸗Semester 1841 703 211 Winter⸗Semester 1841 — 42 728 238 Sommer⸗Semester 1812 728 249
Die Nachwirkungen der Vorfaͤlle von 1837 sind am fuͤhlbar— sten in der Frequenz der philosophischen Fakultat geblieben; be⸗ sonders sind wenige Philologen gegen fruͤher hier. Der Verlust an Lehrern war in der philosophischen Fakultat, besonders im hisiorisch-philologischen Fache am groͤßten, denn zu den schweren Verlusten von Bahlmann, Gervinus, den beiden Grimm, Ewald und Weber kamen noch die in voller Kraft durch den Tod ge⸗ brochenen Maͤnner Otfried Muͤller und Herbart und der Abgang Ranke's nach Berlin. Hoffentlich kann binnen kurzem von der Acquisition eines ausgezeichneten Philologen berichtet werden.
Göttingen, 7. Juni. Sicherem Vernehmen nach, hat Professor Hermann in Marburg den an ihn ergangenen Ruf an Stfried Mäller's Stelle angenommen und wird seine Vorlesungen im naͤchsten Herbst dahier erbffnen. Eine wuͤrdigere Wiederbe⸗ setzung des seit zwei Jahren verwaisten Lehrfachs der Archaͤologie haͤtte man nicht wuͤnschen koͤnnen. Es ist hier allgemeine Freude daruͤber, da Hermann nicht nur als Gelehrter, sondern auch als
Mensch uͤberall hochgeachtet ist.
Braunschweig, 12. Juni. Se. Durchlaucht der Herzog ist von der nach Itallen unternommenen Reise gestern in die hie⸗ sige Residenz wieder zuruͤckgekehrt.
Oesterreich. Prag, JT. Juni. Durch die Umsicht des Chefs unseres Eisentaß en 2. 2 Projekt der Staatsbahn zwischen hier und Dresden nunmehr eine Wendung genommen, die aufs neue
* . rege. 1 2 die 6 . 1 [ rtigen Staats⸗-Unternehmen erwogen werden. Na . * die * fůr n , des Terrains
ection der Ingenseure 22 die fruher schon von hiesigen Speku⸗
lanten projektirte Richtung durch das Elbthal einer genauen Un⸗ tersuchung unterzogen hatte, geschah zufolge höͤchster Anordnung ein Gleiches in Beziehung auf die Tour nach der Reichenberger Gegend von Liboch an der Elbe über Hirschberg, Niemes, Gabel a Pankratz, wo die Bahn die Graͤnze äberschreiten und vermit⸗ telst der Zweigbahn von Zittau der Schlesisch Sach sischen Bahn sich anschließen wuͤrde. Gegen die fruͤhere 8 des — bahn⸗-Eomitée's: daß nur in dieser Richtung eine Eisenbahn⸗Ver⸗ bindung zwischen hier und Dresden möglich, hat sich nun durch die vorgenommene Untersuchung des Reichenberger Projekts die⸗ ses letztere als viel vorthellhafter herausgestellt. Nach den vorge⸗ nommenen Nivellements ist das Terrain von Libach w Nordo
bis Gabel sehr gaͤnstig und zwar unter einem geringeren Stel⸗ gungs⸗Verhaͤltnisse als 1; bei Uebersteigung des Graͤnz: Gebirges selbst ist die Steigung zwar etwas staͤrker und stellt sich auf , was aber durch einen leicht ausfuͤhrbaren kleinen Tunnel fehr n⸗ stig umgestaltet werden kann. Uebrigens bieten die sanft a fal⸗ lenden Seitenflaͤchen des Gebirges hinreichend Raum und Mit⸗ tel zur Verbesserung der Niveau⸗-Verhaͤltnisse, besonders wenn nach den , ,. Lokal⸗Ermittelungen die bei Hirsch⸗ berg gewonnene Höhe beibehalten werden kann und man nicht wieder in das Flußthal des Polzen herabzusteigen braucht. Zu dem entschledenen Vorzuge, welchen daher der Augspruch der Ingenieure dleser Richtüng vor jener um Elbthale schon raͤcksichtsich der Terrain⸗Beschaffenheit einräumt, gesellen sich noch
d b wichtige Röäcksichten, die in Beziehung auf zahlreiche n n 4 i ,, 4 die 6 Dresdener
r 2. durch das o . Böhmen und die Lausitz schon im voraus als eine der frequentesten und wichtigsten von ganz Deutsch⸗ land erkennen lassen. Während naͤmlich die Elbthal⸗Bahn, außer den 2 Spinnereien und einer Geschirr⸗Fabrik bei Telschen, weder dies⸗ noch jenseits der Graͤnze Orte oder Gegenden beruͤhrt, die in irgend einer Be⸗ ziehung zur Industrie stehen, uͤberdies fuͤr die Personen⸗Frequenz durch die Dampfschifffahrt und fuͤr den Guter-Transport durch die wohl⸗ feile Wasserfracht auf der Moldau und Elbe an Ertrag sehr be⸗ eintraͤchtigt werden wuͤrde, tritt die in bstlicher Richtung zu fuͤh⸗ rende Bahn, bald nach ihrer Entfernung von der Elbe in die in⸗ dustriereichsten Bezirke der Monarchle, von Böͤhmisch⸗Leippa, Hayda, Reichenberg, deren Bevblkerung mitunter bis auf 17.000
eelen per Quadratmeile steigt; jenseits der n. auf dem Zuge nach Dresden, berührt sie die reichen und bevblkerten Städte der Lausitz Zittau, Herrenhuth, Loͤbau und Bautzen mit den um⸗ liegenden großen Fabrikdoͤrfern, von denen mehrere 10 — 12000 Seelen zählen. Außer der Erleichterung des jetzt schon sehr be⸗ deutenden kommerzieilen Verkehrs zwischen Böhmen und der Lausitz, verbindet diese Bahn Prag und die wichtigsten Industrie⸗Distrikte uͤber Zittau und Bautzen mit Bunzlau, Liegnitz und Breslau, dann über Bunzlau mit Frankfurt a. d. O., bringt uns hierdurch also rechts in direkten Verkehr mit Stettin, so wie links uͤber Dresden mit Hamburg, wodurch in unserem Lande die große Ga⸗ bel einer Bahn gebildet wuͤrde, welche den am Adriatischen Meere bereits so bluͤhenden Handel mit der Levante, durch die Triest⸗ Wien-Prager Bahn, in kuͤrzester Richtung zugleich mit der Ost⸗ und Nordsee verbinden wuͤrde — Resuitate, die gewiß geeignet sind, dieser Richtung den Vorzug vor jener durch das Elbthal zu geben. Das einzige, was zu Gunsten der letzteren sprechen koͤnnte, waͤre die viel⸗ leicht mogliche Abkuͤrzung der Fahrt um 4 Stunde, was aber, gegenuͤber den angedeuteten, mehrseitigen, wichtigen Ruͤcksichten, kaum als uͤberwiegend anerkannt werden durfte. Sehr erfreulich ist ubrigens die bereits erlangte Gewißheit, daß die Welsheit auch der Königlich Säͤchsischen Regierung dem Projekte der Prag⸗ Dresdener Bahn in bͤstlicher Richtung uͤber Zittau mit entschlede— ner Vorliebe zugewendet ist und bereits in desen Tagen fur die Zweigbahn von Löbau uͤber Zittau an die Böhmische Graͤnze die Detall⸗Nivellements vornehmen laͤßt, zur Bewerkstelligung des An⸗ schlusses dieses Fluͤgels an die bereits bewilligte Lausitzer Bahn fuͤr die Verbindung Schlesiens mit Sachsen.
Die Brandschäden häufen sich in unserem Lande auf eine beunruhigende Weise, und außer zahlreichen Feuersbruͤnsten in den Dbrfern ist die Stadt Hollitz im Chrudimer Kreise der dritte roͤßere Ort, welcher seit 4 Wochen beinahe ganz ein Raub der
lammen wurde. Troͤstend uͤbrigens ist es, daß auch hier, wie bei dem Brande der Staͤdte Patzau und. Hirschberg, die uner⸗ muͤdliche Wohlthaͤtigkeit der Bewohner Böoͤhmens sich bewaͤhrt.
Schweiz.
Genf, 9. Juni. Die neue Verfassung ist am 7. Juni an⸗ genommen worden. Von 11,586 fiene n VBuͤrgern haben nur 5430, weniger als die Haͤlste, an der Abstimmung Theil ge⸗ nommen. Von diesen 5430 stimmten 1837 fuͤr Annahme, 543 fuͤr Verwerfung der Verfassung, 50 Stimmen waren verloren. Die Abstimmung ist ganz ruhig abgelaufen. Die Wahl der Groß⸗ raͤthe wird am 16. oder 17. Juni stattfinden.
Spanien.
Paris, 11. Juni. Auf telegraphischem Wege sind hier Nachrichten aus Madrid vom Ften eingegangen, welche Folgendes melden: „Gestern hat der General Rodil das Kriegs⸗Minisserium und den Auftrag angenommen, ein Kabinet zusammenzusetzen, dessen Chef er seyn soll. Man hat versucht, in Burgos die Con— stitution von 1812 zu proklamiren. Der General Hoyos ist von Madrid aus mit Truppen abgesandt worden, um jenen Versuch zu unterdruͤcken. Die Regierung hat energische Cirkulare gegen jede Bewegung dieser Art publizirt.“
Türkei.
Konstantinopel, 25. Mal. (A. 3) Wie bereits ange⸗ deutet, steilt die Pforte die Unruhen im Libanon als gänzlich bei⸗ gelegt dar. Die Maroniten sind nach der Behauptung des Groß⸗ Wesirs mit dem gegenwartigen Zustand zufrieden, Omar Pascha habe sich als ihr wahrer Freund gezeigt, indem er die Anmaßun⸗ gen der Drusen und, deren Gewaltthatigkeiten gegen die Christen des Libanon unterdruͤckt, den Letzteren es moglich gemacht habe, mit dem Seriasker uͤber die kuͤnftig zu treffenden Maßregeln frei zu konferiren und so durch eigene Mitwirkung an dem Bau einer neuen Verfassung und Verwaltung Thel nehmen, deren wohlthaͤtige Fruͤchte sich bald im Gebirge faͤhlbar ma⸗ chen werden. Auch beweist der Groß-Wesir durch die schrift⸗ lichen Protestationen der vorzuͤglichsten christlichen Gebirgs⸗CEhefs die Unmoͤglichkeit der Wiedereinsetzung der Familie Schähab oder der Erhebung irgend eines minder bekannten Maronitischen Scheiks zur Wuͤrde eines ersten Emirs. Selbst der seither in Konstanti⸗ nopel anwesend gewesene Abgesandte der Maronsten, Murad⸗Bey, habe endlich die wohlmeinenden Absichten der Pforte einsehen ge⸗ lernt. Die Pforte warnt die fremden Maͤchte vor jeder ferneren Intervention, die jetzt den Charakter einer wirklichen Aufwiegelung der gegenwartig ruhigen christlichen. Wevblkerung des Libanon an⸗ nehmen mußte. Dies waͤre also das Resultat der durch den Groß⸗
errlichen Kommissar Selim Bey in Beirut angestellten Unter⸗ uchung; sein Bericht ist eine unbedingte Rechtfertigung des Be⸗
jaskers wie Omar Pascha's. Das Mandver ö . 1 Bestechung und Gewalt bewirkte Erk aäͤ⸗
rung der Maroniten über ihre Zufriedenheit mit dem egenwaͤr⸗ l Zustand und über die Unzulässigkelt der ee ele. eines chrisstichen Emirats ist den nach dem Schlusse des Londoner Vertrags vom Jahre 1827 ven vielen Griechischen Capitainen ein⸗ gesendekren Erkicrungen von Unterwerfung unter die Pforte, selbst
kes setzt nach Beirut abgereisten maronitischen i de ern., . dem Benehmen des damaligen Pa⸗ triarchen Agathangeiss zu analog, als daß man sich über den wahren Stand der Dinge taäͤuschen lassen konnte.
Aegypten. j en, 24. Mai. (A. 3.) Die Handels-Verhaͤlt⸗ nisse , n. sich nun so gessaltet, daß sie, allen unseren früher n. Wuͤnschen scheinbar entsprechend, in der Wirklich⸗ keit Resultate (wenigstens fuͤr die naͤchste Zukunft) herbeiführen, welche uns keinesweges befriedigen konnen. Der Handel mit Baumwolle ist allerdings frei erklart worden, wird aber eben so wenig wie früher betrieben werden konnen, weil der Vice⸗-Köͤnig als Konkurrent auftritt und höhere Preise als jeder andere bezahlt. So hat er denn auch bereits den übrig gebliebenen wenigen Freibauern den Preis von 200 Piastern zugesichert, wie er fagt, um die Kuitur der Baumwolle nicht ersterben zu lassen, was bei einem niedrigeren Preise der Fall seyn würde, im Grunde aber nur, um die Europäͤischen Kaufleute fern zu halten, denn diese koͤnnen kaum 140 Piaster bezahlen, und zwar in Folge des ungeheuren Ausfuhrjolls, der, beinahe 33 pCt. auf den Werth ausmacht, während er urspruͤnglich doch nur 12 pCt. betragen sollte. Neue beschwerende Verfügungen zu den schon bestehen⸗ den gefuͤgt, werden den Handel mit anderen Artikeln ebenfalls sehr beschraͤnken, um so mehr, als el. zwei Drittel des Aegyp— tischen Bodens in den Händen Mehmed Ali's, seiner Familie und seiner Satelliten sind, welche alle die Produkte ihrer Laäͤnde⸗ reien an einige wenige Beguͤnstigte absetzen, der Masse des Handelsstandes aber nichts zukommen lassen werden. Es haben schon ähnliche Transactionen stattgehabt und Mehmed Ali selbst hatte vor kurzem den Ertrag von 30000 mit Sesam erst zu besäenden Fedanen an zwei seiner Gunstlinge gegen Vor— schuß der Halfte des Preises auf den angenommenen Ertrag ver— kauft. Auf die Vorstellungen des Englischen General-Konsuls, der darin eine . der Interessen Britischer Unterthanen ah, wurde das Geschäft ruͤckgangig gemacht, wird nun aber durch uctionen bewerkstelligt und zwar mit Vorschuß des ganzen Be⸗— trages. Es ist dies die Ruͤckkehr zu einem alten System, das den Kaufleuten großen Schaden brachte, indem Mehmed Ali ihnen in fruͤheren Zesten das Verkaufte oft erst nach zwei Aerndten ablie—
ferte und meistens mit ihrer Leichtgläubigkeit Mitzbrauch trieb. Mehmed Ali verleugnet nirgends seinen Charakter, und da ist ein kleiner Vorfall, der sch gestern zutrug, wieder charakteristisch. Schon verschiedenemale waren ihm von den Marine-Soldaten Vorstellungen wegen des ruͤckstaͤndigen Soldes gemacht worden, die er immer aber mit einem „Bacalum“ zu beseitigen wußte. Gestern nun umringte eine Schaar derselben seinen Wagen, als er am Hafen hinfuhr, brachte ihn zum Stehen und erneuerte ihr Geschrei — um Brot fuͤr ihre Familien. Mit einer Bewegung des Zorns deutete Mehmed All auf die daselbst aufgehaͤusten Brennholz-Vorraäͤthe und sagte: Esset Holz! Das nahmen die Soldaten aber wortlich, fielen mit ihren Weibern uber das Holz her und schleppten davon weg, so viel nur jeder schleppen konnte. Heute aber werden uͤberall Nachsuchungen nach diesem Holze an⸗ gestellt und den ungluͤcklichen Interpretatoren regnet es Hiebe, statt
des gehofften Geldes — oder vielmehr Brotes!
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In land.
Berlin, 16. Juni. Der Staats⸗Minister von Rochow hat Se. Majestaͤt den Rönig in Folge feiner sehr angegriffenen Ge— sundheit um seine gaͤnziche Entlassung aus dem Staats dienst ge⸗ beten. Se. Majestät haben dies Gesuch jedoch nicht zu bewilligen, sondern den Minister von Rochow nur in Beruͤcksichtigung der Grunde desselben von der Verwaltung des Ministeriums des Innern zu entbinden, und ihm einen mehrmonatlichen Urlaub zum Gebrauch der Baͤder zu bewilligen geruht, mit dem Vorbe— halt, von seinen Diensten wieder anderweitigen Gebrauch zu ma— chen, sobald die Gesundheit des verdienstvollen Staatsmannes, wie zu hoffen, sich wieder ganz hergestellt finden werde. Bis dahin behält der Staats-Minister von Rochow seine Stelle im Staats⸗ Ministerium und im Staats⸗Rath.
Stettin, 8. Juni. (Böͤrs. Nachr.) Sicherem Verneh⸗ men nach, wird die Eroͤffnung der Strecke der Berlin-Stettiner Eisenbahn zwischen Berlin und Neustadt nicht, wie allgemein seit⸗ her erwartet wurde, schon am 1. Juli e., sondern erst 10 3 14 Tage spaͤter erfolgen, und zwar, weil die Inspection und Abnahme von Seiten der vorgesetzten Behoͤrde noch diese Zeit kostet, waͤh⸗ rend andererseits die Bahn selbst, wie man hoͤrt, schon zum 1. Juli vollig fertig und fahrbar wird.
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Bemerkungen über das Verhältniß der Gynnasien zu den Universitäten, und zu den Bedürfnissen des Zeitalters.
(Schluß. Vergl. St. Ztg. Nr. 165.)
Noch weit unsicherer werden alle Folgerungen, welche aus ei⸗ ner Vergleichung der Schuͤlerzahlen in den untern und mittlern Klassen ju ziehen seyn wurden; denn es wird immer gewoͤhnlicher selbst an Orten, wo sich Gymnasien befinden, Kinder nur erst dann in dieselben eintreten zu lassen, wenn sie schon in andern Lehranstalten zur Aufnahme in die mittlern Gymnasialklassen hin⸗ laͤnglich vorbereltet sind; daher ist besonders die Schülerzahl in den untern Klassen der Gymnasien in betraͤchtlicher und immer⸗ fert wachsender Abnahme, wie sich dies auch aus den oben ange— fuhrten Durchschnittszahlen ergiebt. ;
Es kann kein Zweifel daruber bestehen, daß die Verminderung der Anzahl immatrikulirter Studirender, welche seit 1831 so sehr bemerküich wurde, nicht aus einer Verminderung des Wohlgefal— lens an wissenschaftlicher Beschäftigung hervorging, sondern allein dadurch erzwungen wurde, daß die Bewerbung Um Stellen im Dienste des Staats und der Kirche den Bedarf an hinlänglich hesoldeten Richtern, Verwaltern, Pfarrern und Lehrern bei weltem äberstieg. Die verminderte Zahl der Gymnasialschäler ist aber dadurch nur in soweit erklärbar, als die Gymnafien zur Vorbe⸗ reitung auf die Üniversitätsstudlen dienen. War und bijeb diefes auch bis in die neusten Zeiten die wesentlichste Bestimmung der=
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selben; so wurde der Gymnasialunterricht doch auch laͤngstens schon von Schülern benutzt, welche nicht zu den Fakultaͤtssfudien der Unwersitaͤten vorbereitet, sondern nur mit einer edlern Bil— dung, als der bloße Elementarunterricht zu geben vermag, zu den manigfaltigen Stellungen im Leben übergehen sollten, welche außer- halb des besondern Gebiets jener Studien liegen. Das Beduͤrf— niß einer solchen Bildung ist aber in den neuern Zeiten sehr viel ausgebreitete geworden, und fortwährend in schnellem Wachsthume. Der Staat fordert diese Bildung von den Oberoffizieren in seinen Heeren, und von allen Beamten in den technischen Zweigen der Verwaltung, deren Stellung sich einigermaaßen uͤber den rein mechanischen Subalternendienst erhebt. Aber auch außerhalb die⸗ ses weiten Kreises wird eine solche Bildung immer allgemeiner zum Beduͤrfnisse und selbst * Anstandepflicht fuͤr alle diejenigen, welche sich liberalen Besch ftigungen, das ist: solchen widmen, welche neben mehr oder minder koͤrperlichen Fertigkeiten, vor⸗ naͤmlich Uebersicht und Anordnung, uͤberhaupt geistige Auffas— sung ihrer Aufgabe fordern. Der Landwirth, welcher sich uͤber den Bauer, der Fabrikant, welcher sich uͤber den Handwerker, der Kaufmann, der sich uber den Krämer erheben will, kann nur im Besitze solcher Bildung Erfolg von seinen Arbeiten und Achtung unter seinen Genossen erwarten. Selbst der muͤssige Rentner wird das Gespoͤtt der Kreise, worin er lebt, wenn er seine Genuͤsse nicht wenigstens mit dem Scheine solcher Bildung zu wuͤrzen vermag. Nicht allein die Zahl der Menschen hat sich ,,, welche dieser edlern Bildung beduͤrfen, sondern die Begriffe von dem Um— fange der Kenntnisse, welche zum Anspruche auf den Besitz dersel⸗ ben berechtigen, haben sich auch in einem noch hoͤhern Verhäͤltnisse erweitert. Noch vor siebzig Jahren war ausserhalb des Kreises der Fakultaͤtsgelehrten die Zahl derjenigen, welche solcher edlern Bildung bedurften, und der Umfang der dazu gehörigen Kennt— nisse so gering, daß es hinreichend erschien, Knaben und Juͤng— linge, die nicht zum Stande der Fakultaͤtsgelehrten uͤbergehen soll⸗ ten, den für diese bestimmten Gymnasialunterricht so lange benuz⸗ zen zu lassen, bis die technischen Voruͤbungen fuͤr ihren Beruf sie von den Schulbänken abrlefen. Sie brachten von diesen in das Leben mit diejenige Uebung des Gedaͤchtnisses, und im Auffassen und Nachbilden eines mündlichen und schriftlichen Vortrages, welche der Erfolg eines jeden ernstlich und verständig als Insfru— mentalkenntniß beschriebenen Sprachunterrichts ist, ins Besondere doch auch eine großere Fertigkeit im Gebrauche der Muttersprache, welche schon aus den Uebersetzungen der Schriften des klassischen Alterthums in dieselbe gewonnen wurde; endlich auch eine Kennt⸗ niß der vielen in den Umgang der gebüdeten Staͤnde uͤbergegan⸗ genen geschichtlichen Notizen, bildlichen Ausdrucke, Wörter und Sentenzen, welche die neue Zeit von der alten entlehnte. Wenn auch eine solche Ausstattung jetzt unzureichend erscheint; so hat sie doch keinesweges einen geringen Werth und erleichtert auch in die⸗ ser Beschraͤnkung schon sehr wesentlich den technischen, amtlichen und gewerblichen Geschaͤftsbetrieb. Es muß, um Mißverständnissen vorzubeugen, hierbei ausdruͤcklich bemerkt werden, daß auch der Umfang der Fakultätsstudien damals in so fern weit beschränkter war, als die sogenannten Kameralwissenschaften noch eben erst in den Kreis der akademischen Vorlesungen eingefuhrt, und die mei— sten Vorlesungen in der philosophischen Fakultät nur auf unmit— telbares Anwenden in den drei obern Fakultaͤten gerichtet wurden.
Die Gewohnheit, in den Lehranstalten, welche fuͤr die Fakul— taͤtsstudien in jener beschraͤnkteren Ansicht vorbereiteten, auch uͤber⸗ haupt den Unterricht fuͤr alle Bildung zu suchen, welche sich uͤber den Elementarunterricht und die technische Anleitung erhebt, blieb auch späterhin um so mehr vorherrschend, als sich die höheren An— forderungen auf Bildung ausserhalb der Fakuitaͤtskreife doch nur allmaͤhlich entwickelten, und Jedermann geneigt ist, die Bildungs— stufe, worauf er selbst steht, zur Grundlage seiner Urtheile Kber den Erfolg der , ,. zu machen. — Die Regierungen selbst setzten voraus, daß die Vorbereitung nicht nur fuͤr die Uni⸗ versitaͤtsstudien, sondern auch fuͤr alle Lebensverhaͤltnisse, welche noch ausserdem einer hoͤhern Bildung beduͤrfen, zunaͤchst nur von den Gymnasien ausgehen koöͤnne, und bestimmten daher, daß dieje— jenigen, welche sich dem Dienste des Staats unter solchen Ver— hältnissen widmen wollten, den Besitz derjenigen Vorkenntnisse nachzuweisen haäͤtten, die der Gymnasialunterricht auf einer nach den Klassen desselben bestimmten Stufe verleiht. So war bei— spielsweise die Nachweisung solcher Kenntnisse, als zum Uebergange aus der zweiten Gymnasialklasse in die erste gewoͤhnlich erfordert worden, die Vorbedingung zur Aufnahme als Eleve fuͤr die mei—⸗ sten technischen Zweige der Preußischen Staatsverwaltung. Die Gymnasien uͤberkamen hierdurch neben der Bestimmung, fuͤr die Universitaͤtsstudien vorzubereiten, auch die, sich jahrlich an Zahl und Bedarf von Kenntnissen mehrenden Schuͤlern diejenige Bil⸗ dung zu geben, womit sie zur Anleitung fuͤr jeden Lebensberuf , sollten, welcher auch ausser dem Gebiete der Fakultaͤts⸗ wissenschaften nach den Begriffen des Zeitalters wissenschaftliche Bil— dung erfordert. Mit den Fortschritten der allgemeinen Bildung werden zwar immerfort Kenntnisse, welche theils gar nicht, theils nur in sehr be⸗ schraͤnktem Maaße dem aͤltern Lehrpiane der Gymnasien angehören, in solcher Ausdehnung Gemeingut, daß auch jeder durch Universitaͤts— studien Gebildete derselben bedarf, um neben der Stellung im Leben, welche seine Fakultaͤtswissenschaft ihm anweist, auch dieje— nige eines Mannes von allgemeiner Bildung zu behaupten. Aber eine Erweiterung des altern Lehrplanes der Gymnasien wird da— durch keinesweges bedingt. Jeder Studirende, welcher das Be— duͤrfniß fuͤhlt, sich solche Kenntnisse anzueignen, wird dieselben durch akademische Vorlesungen neben seinen eignen Fakultaͤtsstu— dien sehr viel zweckmäßiger erwerben koͤnnen, als es durch den Gymnasialunterricht e ist. Denn solche Kenntnisse werden auf den Universitaͤten von Lehrern vorgetragen, welche sich ausschließ⸗ lich damit beschaͤftigen, und von Zuhörern vernommen, welche reiferes Alter und richtige Wuͤrdigung ihres Werths zur wärdigern Auffassung derselben befähigt. Daß fuͤr hoͤhere und angewandte Mathematik und fuͤr die Naturwissenschaften einerseits, und fuͤr Laͤnder- und Völkerkunde, neuste Staatengeschichte, und allgemeine politische Bildung anderseits mit solchen Mitteln auf Universi— taͤten sehr viel mehr geleistet werden kann, als die Gymnasien mit den ihrigen vermoͤgen, bedarf keiner weitern Ausführung. Zerstreuung durch die Manigfaltigkeit der Gegenstaͤnde des Wis— sens ist in der Stellung eines Studirenden befonders in den spa— tern Jahren des Universitaͤtglebens viel weniger zu fuͤrchten, als in den Schuͤlerjahren, und eine Verlangerung des gewoͤhnlichen , Zeitraums fuͤr die akademischen Studien in einen vierjaͤhrigen wird durch vollstaͤndigeres Ausreifen fuͤr das Leben, und demgemaͤß schnellere Fortschrltte auch im Bereiche der Be— rufegeschaͤfte reichlich belohnt. .
Ganz anders stellen sich die Forderungen an die Gymnasien, wenn es nicht mehr ein gelegentliches Nebengeschaͤft, sondern wenn auch nicht der hoͤchste, so doch der nächst diefem wichtigste Zweck derselben ist, auch auf das Beduͤrsniß derjenigen Schuler Ruͤcksicht h. nehmen, welche vom Gymnasium unmittelbar zur praktischen
nleitung fuͤr technische Verrichtungen uͤbergehen. Hier kann dem
Schuͤler beduͤrfen vielmehr schon beim Eintritte in ihr neues Le⸗ bensverhaltniß einer Ausstattung mit solchen Kenntnissen, welche der ältere Lehrplan der Gymnasien nicht in sich begriff, und es ist sogar * — ihnen dieseibe so vollstaͤndig zu geben, als es bei minder reifer Urtheilskraft und mangelhaften Lebensansichten in diesem jugendlichen Alter nur irgend moglich bleibt. Denn Ge⸗ legenheit, das Versaͤumte spaͤter nachzuholen, eroͤffnet sich ihnen mehrentheils nur zufällig, und der Trieb, sie zu benutzen, wird ge⸗ meinhin nur dadurch auf eregt, daß sie schon Bildung genug em⸗ pfangen haben, um das rr n einer Erweiterung derselben zu fuͤhlen. Der Lehrplan der Gymnasien hat daher um so dringen⸗ der einer großen Erweiterung bedurft, jemehr die Zahl dieser Schuͤ⸗ ler wuchs, und jemehr die . an dieselben sich steigerten. Auch diejenigen Schuͤ ler, welche für die Universitaͤtsstudien vorbe⸗ reitet werden, empfangen diesen erweiterten Unterricht schon des— halb, weil es unbillig erscheint, ihnen ein Bildungsmittel vorzu⸗ enthalten, welches denjenigen dargeboten wird, die verhaͤltnißmaͤßig doch für eine minder hob Ausbildung bestimmt zu fein scheinen. Das hat aber die nachtheilige Folge, daß sie mit diefem Gymna⸗ sialunterrichte sich im Leben uberhaupt behelfen zu koͤnnen glauben, und deshalb den vollständigeren zu benutzen versaͤumen, welcher auf Universitaͤten dargeboten wird. Der verhaͤltnißmäßig spaͤrliche Besuch der akademischen Vorlesungen uͤber die vorstehend benann— ten allgemein bildenden Kenntnisse, deren Besitz das Zeitalter doch fuͤr unerläßlich achtet, wird nur hierdurch erklärbar.
Aus dieser Erweiterung des Lehrplans der Gymnasien ging nun die Nothwendigkeit 4 vielerlei sehr verschiedenartige Kenntnisse gleichzeitig zum Gegenstande des Unterrichts zu machen. Die Dauer des Gymnasialunterrichts wird durch den Zeitraum, dessen die Menschen insgemein zur Entwickelung ihrer Geistes⸗ kräfte beduͤrfen, auf etwan acht Jahre oder wenig daruͤber be— schraͤnkt, und ist einer erheblichen Verlaͤngerung schon deshalb nicht faͤhig. Die Zeit fuͤr den erweiterten Unterricht konnte daher nur
durch Verminderung des Aufwandes an Zeit auf Uebungen der
koͤrperlichen und geistigen Kräfte gewonnen werden, welche bis dahin ausser dem unmittelbaren Bereiche der Schule gelegen hatten, theils indem die Zahl der Unterrichtsstunden vermehrt wurde, theils und am meisten wohl durch Erhohung der Anforde⸗ rungen an den Privatfleiß außer denselben. Es ist verschiedentlich beklagt worden, daß den Schuͤlern die Zeit zur Stärkung des Koͤrpers und zur freien selbststaͤndigen Uebung der ͤ 5 hierdurch zu sehr verkuͤmmert, und der Gymnasialunterricht eben⸗ deshalb fuͤr das Leben selbst minder fruchtbar werde, weil der Mensch bei dessen Benutzung fuͤr seinen Beruf im Mannesalter derjenigen koͤrperlichen Gesundheit, Gewandtheit und ausdauernden Kraft, des unbefangenen Blickes auf die Aussenwelt und des freien Aufschwunges in eigenthuͤmlicher Geistesrichtung entbehre, welche durch freie Körper- und Geistesthätigkeit zu gruͤnden, dem Gym⸗ nasiasten zu wenig Zeit gelassen wuͤrde. Diese Klagen sind viel⸗ faͤltig wiederholt, im Preußischen Staate besonders aber in den hoͤchsten Kreisen der Regierung durch einen Aufsatz mit der Ueber— schrist: „Zum Schutze der Gesundheit in den Schulen“, angeregt worden, womit die medizinische Zeitung des Vereins fuͤr Heilkunde in Preußen zum Anfange des Jahres 1836 ihren fuͤnf— ten Jahrgang eroͤffnete. Zahlreiche Gegenschriften von mehr oder minder gediegenem Inhalte erkannten zwar an, daß den Schuͤlern allerdings jetzt ein größerer Aufwand an Zeit und Kraft ange— muthet werde, bestritten jedoch, daß dieses gewoͤhnlich in einer der freien Entwickelung ihrer Körper- und Geisteskraͤfte nachtheiligen Ausdehnung geschehe, oder gaben hoͤchstens die Nothwendigkeit einiger Veränderungen im Lehrplane zu, um Besorgnisse, welche
spaͤtern Nachholen bei weitem weniger Kͤberlassen bleiben, diese
sie doch nicht fuͤr erheblich hielten, jedenfalls zu heben. Wiefern der Lehrplan wirklich einer Verbesserung bedurfte, und wieweit Hinreichendes seitdem dazu geschehen ist, muß hier uneroͤrtert blei⸗ ben. Nur das ist hervorzuheben, daß in den neusten Zeiten die Neigung bedeutend zugenommen hat, besondere Schulen fuͤr Die⸗ jenigen anzulegen, welche nicht fuͤr die Universitaͤtsstubien, wohl aber fuͤr Stelsungen im Leben erzogen werden, worin wissenschaft⸗ liche Bildung auch außer dem Bereiche der Fakultaͤtswissenschaften nicht mehr zu entbehren ist. Der Vermehrung solcher Schulen und der Erweiterung ihres Wirkungskreises ist es nun beizumessen, daß die Zahl der Schuͤler auf den Gymnasien uberhaupt, und besonders in den mittlern und untern Klassen derselben im Allge⸗ meinen abnimmt.
Wären durch eine hinreichende Vermehrung solcher Real— oder hoͤhern Buͤrgerschulen die Gymnasien ganz von den Ruͤcksich⸗ ten auf Schuͤler zu entbinden, die nicht fur Universitaätsstudien vorzubereiten sind; so koͤnnten die Lehrpläne in denselben sehr ver— einfacht, eine kostbare Zeit zur freiern Entwickelung der . und Geisteskräft« gewonnen, und dem reifern Alter in den spaäͤtern Universitaͤtsjahren Gegenstaͤnde des Wissens aufgespart werden, die sodann mit bessern Mitteln und hoͤhern Kräften vollstaͤndiger und gruͤndlicher zu studiren sind. Aber die hoͤhern Lehranstalten in armen schwach bevoͤlkerten Landestheilen erhalten nur dadurch eine nothduͤrftig lohnende Zahl vosn Schuͤlern, daß sie fuͤr den Ünter— richt der gehildeten Stände uͤberhaupt sorgen und nicht ausschließ⸗ lich allein fuͤr Universitätsstudien vorberesten. Als einfache Real— schulen wurden sie zwar sich wohl erhalten, weil der bei weitem groͤßte Theil ihrer jetzigen Schuͤler nicht zum Studiren bestimmt ist; aber die gebildeten Einwohner der Umgegend wuͤrden den Vor— theil verlieren, Sohne, welche zum Studiren bestimmt sind, waͤh⸗ rend der Schuljahre mit mindern Kosten in ihrer Nahe zu un— terhalten. Der Verlust dieses Vortheils würde nicht nur wenig begüterten Familien, sondern selbst ganzen Landestheilen sehr em⸗ pfindlich werden, weil gemeinhin nur diejenigen als Pfarrer, Rich⸗ ter oder Aerzte sich in entlegenen duͤrftigen Gegenden gluůͤck⸗ lich fuͤhlen, welchen sie als Heimath durch fruͤhe Gewoͤh⸗ nung und Familienbande werth geworden sind. Aber auch in dichtbevblkerten, wohlhabenden Landestheilen haben die Gym— nasien bei Vereinfachung ihrer Lehrplaͤne große Schwierigkeiten zu bekaͤmpfen; ihr anhaitendes Vestreben, dle manigfalti⸗ in Begenstaͤnde des Wissens, welche jetzt unter den ge—
ildeten Standen allgemein im Umlaufe sind, in das Gebiet des Gymmasialunterrichts zu ziehen, hat die Meinung verbreitet, daß der Unterricht in denselben schon in den Schulen Auch fuͤr diejeni⸗ gen beginnen muͤsse, welchen der jetzige Zustand der Universitaͤten mehr als jemals fruͤher reiche Mittel darbeut, dieselben vollstaͤndi⸗ g und gruͤndlicher in einem reiferen Lebensalter sich anzueignen. Den dieser Ansicht aus wird die Ruͤckkehr zu den altern einfachern Lehrplaͤnen denjenigen für einen Räaͤckschtitt gelten, welche den Werth der allgemeinen Bildung nur nach dem Reichthume als Scheidemuͤnze setzen, womit der Verkehr im gemeinen Leben be— trieben wird, während das reine Gold des hůher. Wissens nur ,, . Umgange und den ernstern Geschaͤften vorbehal⸗ en .
Sehr wahrscheinlich wird es einer ausgedehnten Umbildung auch der Univerfitaͤtsstudien bedürfen, um die Gymnasien in ihre wahre Bestimmung, nämlich die Vorbereitung zu dens ten wi der einzusetzen. Aüch nur im Entferntesten 2 3 gi es uͤberhaupt einer solchen Umbssdung bedürfe, und in