nach Afghanistan herbeigeführt, nicht einlassen zu können, und um so weniger, da man über das Schicksal der Garnison von Gisni und Kandahar noch in Ungewißheit schwebe. Nur im Allgemeinen beruͤhrte er daher die zur Sprache gebrachten Punkte. Er wies hin auf die bedrängte Lage der Ostindischen Finanzen, die man unmdglich als gänstig betrachten könne, wenn man bedenke, daß sich die Ausgaben der Ostindischen Regierung in⸗ nerhalb der letzten 7 Jahre von 15700000 Pfd. auf 19 300 6000 Pfd. gesteigert und während derselben Zeit ein früherer jährlicher Ueberschuß von 1,500 000 Pfd. sich in ein Defizit von . 100 090 Pfd. verwandelt habe. Schon aus diesem Grunde, —— er, musse man unter allen Umständen mit der aäͤußersten orsicht zu Werke gehen, und wuͤrde das Ministerium sich nicht zu einer un⸗ bedingten — * — der Politik Lord. Aucklands verpflichten koͤnnen. Aber auch abgesehen davon, wurde jede Verpflichtung der Art voreilig seyn, 9 lange man über die neuesten Ereignisse und deren Lu fluß auf den Stand der Dinge noch im Unklaren sey.
„Was die Tendenz unserer Indischen Herrschaft, sich zu erwei⸗ tern, anbelangt“, bemerkie Sit R. Peel, „so fürchte ich, es liegt nur zu viel Wahrheit in der Behauptung, daß zwischen eivilisirten Nationen und solchen, die weit unter ihnen stehen, auf Seiten der ersteren eine sehr große Reigung vorhanden is, ibre Herrschaft gus⸗ zudebnen, um ihren Besitzungen mehr Sicherheit zu verleihen. Aber dieses Argument laͤßt sich doch nicht ins Un begraͤnzte geltend machen, und man muß sich stets fragen, ob ein Krieg rathsam ist. Ich glaube schwerlich, daß man jenes Argument so weit treiben durfte, eine Expedition gegen Chiwa oder die Occupation von Buchara da⸗ mit zu rechtfertigen. Ictzt muß die Politik jedes besonderen Krie⸗ es . auf seine eigenen i Grunde sich stuͤtzen, und man ann kein so allgemeines Prinzip aufstellen wie die Ausdeh⸗ nung unserer Herrschaft. Bei einer früheren Gelegenheit depre—= zirte ich die Erklaͤrung eines ehrenwerthen Herrn, daß er nicht einen Shilling zur Fortsetzung des Krieges in Afghanistan bewilligen wurde. Ich deprezirte dies als eine zu vorschieile Ent- scheidung. Andererseits bin ich aber auch nicht geneigt, mich dafuͤr zu verpflichten, daß Lord Auckland's Politik gengu beibehalten werden muͤsse, denn dies muß von der Erfahrung abhängen, die ich in der , . gewonnen, und uͤber die Veraͤnderung der Umstaͤnde, welche eingetreten ist, bin ich eben so wenig Willens, ein Urtheil auszusprechen. Bedenkt man die Entfernung, in der wir uns von senem Lande befinden, und die ungewißheit, in der wir hinsichtlich der dortigen Ereignisse leben, so muß es unklug erscheinen, sich zu einem bestimmten politischen Verfahren in Bezug auf Afghanistan zu verpflichten. Nur so viel darf ich im Namen der Regierun
glich des ausdauernde 8
ben
wi
Schließlich suchte der Premier⸗-Minister durch Wiederholung seiner Aeußerungen in fruͤheren Debatten zu beweisen, daß weder er noch seine Partei die Politik Lord Auckland's in Central-Asien aus einem so wenig unguͤnstigen Gesichtspunkte betrachtet haͤtten, wie Sir J. Hobhouse behauptet hatte.
Unterhaus. Sitzung vom 28. Juni. (B. H) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erschlenen die Sheriffs von London als Deputirte des Londoner Magistrats, um eine Petition des letzteren zu uͤberreichen, in welcher das Üünterhaus gebeten wird, Maßnahmen zu treffen gegen die uͤberhandnehmenden, der Con⸗ stitution Gefahr drohenden Bestechungen bei den Wahlen. Nach⸗— dem darauf mehrere andere Petitionen eingebracht und einige lau— fende Geschaͤfte beseitigt worden waren, wurde Herr Walter, welcher sich bekanntlich geweigert hat, einer Citation des unter dem Vorsitze des Herrn Röebuck eingesetzten Ausschusses zur Unter— suchung der bei den Wahlen vorgefallenen Ungeseßlichkeiten Folge zu leisten, vor die Schranken des Hauses 6 Von dem Sprecher über den Grund seiner Widersetzlichkeit befragt, erklärte er, jedem Befehle des Unterhauses selbst Folge leisten zu wollen, an der Beachtung der ihm von dem Ausschuß zuge⸗ kommenen Citation aber behindert worden zu seyn, einesthens, weil man von ihm die Produzirung von Dokumenten, betreffend einen angeblichen Vergleich bei der Wahl von Nottingham, ver— langt habe, er aber solche Dokumente gar nicht besitze, und an— derentheils, weil den Vorsitz im Ausschusse Herr Roebuck fuͤhre, der sich bei fruheren Gelegenheiten so feindselig gegen ihn geaͤußert habe, daß er ihm unmoglich das Richteramt über sich zuerkennen koͤnne. Herr Roebuck hatte unter Anderem einmal gesagt, wenn man durch verleumderische und schmähende Artikel der Times belaͤstigt werde, so solle man nur ohne viele Umstaͤnde Herrn Wal⸗ ter, den Eigenthüͤmer dieses Blattes, durchpruͤgeln, die Artikel wuͤr⸗ den dann schon von selbst aufhoͤren. Nachdem Herr Walter seine Erklaͤ⸗ pung beendet hatte und wieder abgetreten war, trug nun Herr Ro eb uck darauf an, daß das Haus beschließen solle, Herr Walter habe sich mor— gen vor dem Ausschuß einzufinden und feine Aussagen zu Proto— koll zu geben, und dleser Antrag wurde auch, vergeblich von ei— nem Paar Uitra⸗Tories, Sir Robert Ing ls und Oberst Sib⸗ thorp, bestritten, nachdem sich Sir 6 Pe el und Sir George Grey, Letzterer unter Beantragung eines Verweises an Herrn Walter, fuͤr denfelben ausgesprochen hatten, mit 223 gegen 77 Stimmen angenemmen. Die Tagesordnung fuhrte nün' zu dem Antrage auf die dritte Verlesung der neuen Zoll-Tarif-⸗Bll, welche zu einer mehrstuͤndigen Debatte Aber einen Antrag des Herrn Jer vis Veranlassung gab, den Britischen Dampfschiffen einen Kuck
zoll auf die von ihnen mach ihren Kohleniagern im Auslande tuns.
portirten und auf der Rückfahrt konsumirten Kohlc illi Sir Charles Napier, Herr Hume, , , San don unterstutzten den Antrag, den Herd Gladstone und Sir Ro⸗ bert Peel hauptsaͤchlich aus dem Grunde bekämpften, weil er zu man⸗ nigfachem Betrug Veranlassung geben wurde. Endlich wurde der Antrag mit 0 gegen 42 Stimmen verworfen. Eben so, mit 5 egen 63 Stimmen, ein Antrag des Herrn Dundombe auf Ab⸗ —— des Zoll⸗Ansatzes fuͤr Zwiebelsaamen, und ein anberer desselben Mitgliedes, auf Reduzirung des Korkzolles, mit 116 ge⸗ gen 74 Stimmen. Die Tarif⸗Bill erhielt noch an diesem Abend die dritte Lesung und passirte. Auch noch eine andere Bill, äber die Einfuhr-Zöͤlle in den Britischen Kolonieen, wurde in dieser Sitzung angenommen, nachdem ein Amendement des Herrn La⸗ bonuchere, welches die zollfreie Zulassung von Weizenmehl aus
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den Vereinigten Staaten in Kanada bezweckte, mit 160 gegen 83, und ein Amendement des Herrn Gib son, gegen die Vesteuerung des raffinirten Zuckers bei der Einfuhr in die Kolonieen, mit 105 gegen 36 Stimmen verworfen worden war.
London, 29. Juni. ven. besuchten Ihre Majestat und Prinz Albrecht nebst dem König und der Königin der Bel⸗ gier das Coventgarden⸗Theater, um die r von Meyer⸗ beer's Hugenotten“ von der Deutschen Opern-Gesellschaft zu hoöͤ⸗ ren. Die hohen Herrschaften schienen von der Vorstellung sehr befriedigt; Prinz Albrecht besonders folgte der Musik mit der gespanntesten Aufmerksamkeit und mit sichtbarem Vergnuͤgen. Die Deutsche Oper wird mit Ende dieser Woche geschlossen, weil ihre Einnahme die Kosten nicht deckt, und es wuͤrde mit den Finanzen noch schlimmer stehen, wenn nicht in den letzten acht Tagen die „Hugengtten“ beständig ein volles Haus gemacht hätten. Auch waͤ⸗ ren die Vorstellungen schon fruͤher geschlossen worden, haͤtte nicht der Bassist. Staudigl das Unternehmen fur die letzte Zeit auf seine Gefahr fortgefuͤhrt, indem er sich lieber bedeutendem Gerlust aus setzen, als die große . von Personen, die von dem Erfolg der Sache abhaͤngen, in Noth gerathen lassen wollte. Die hiesigen Blatter können das edelmäthige Benehmen dieses Kuͤnstlers nicht genug loben, und das Auditorium empfängt ihn im Theater stets möt dem lautesten Applaus. Dem von Herrn Staudigl gegebenen Beispiel der Selbstaufopferung sind nun auch die anderen) bedeu— tendsten Mitglieder der Deutschen Oper gefolgt, die derselben fer⸗ ner ihre Dienste weihen, ohne ihren persönlichen Vortheil zu be— ruͤcksichtigen. So wurden denn in dieser Woche noch zweimal die „Hugenotten“ aufgefuͤhrt; vorgestern fand die letzte Vor stellung des „Fidelio“ statt, morgen wird noch einmal der „Frei⸗ schütz“ gegeben, und am Sonnabend wird ein Gemisch verschie⸗ dener Qpernstuͤcke den Veschluß machen. Von den Solo-Saͤn⸗ gern haben in diesem Jahre die Damen Lutzer und Stoͤckl-Heine— fetter und Herr Staudigl den meisten Beifall gefunden; Chöre und Orchester, letzteres wieder unter der Leitung des Kapellmei⸗ sters Ganz aus Mainz, eines Bruders der beiden Konzertmeister Banz in Berlin, werden, wie fruͤher, sehr geruͤhmt, und hiesige Blaͤtter sprechen großes Bedauern daruber aus, daß bei so aus⸗ gezeichneten Talenten im Einzelnen und bei so trefflichen Gesammt⸗ wirkungen das Unternehmen im Ganzen nicht mehr Theilnahme und Aufmunterung unter dem Britischen Publikum gefunden hat.
Einer amtlichen Bekanntmachung zufolge, soll die Einkom— men⸗Steuer zwischen dem 4. und 13. Juli in Kraft treten.
Der beunruhigende Nothstand der unteren Volksklassen in mehreren Landestheilen, von welchen die Deputation der Manu— faktur⸗Distrikte, die bereits eine , beim Premier⸗Minister
ehabt hat, in einem an die Mitglieder beider Haͤuser gerichteten
ed ad cha ben ein Schrecken erregendes Bild entwirft: hat ein Mitglied des Unterhauses veranlaßt, zu naͤchstem Donnerstag einen Antrag anzukuͤndigen, des Inhalts, daß es angemessen sey, Ihrer Majestaͤt die Macht zu verleihen, mit Bestimmung ihres Gehei— men Raths, wenn es die Umstaͤnde erforderten, die Zölle, welche die Einfuhr des fremden Getraides regeln, aufzuheben oder herun⸗ terzusetzen.
Aus Irland geht die erfreuliche Nachricht ein, daß die hohen Preise der Kartoffeln, woraus bekanntlich schon so ernste Ruhe⸗ stoͤrungen hervorgingen, auf allen Markten des Landes gefallen sind.
9 ö . aus Rio-Janeiro vom 26. April zufolge, war dort große Aufregung uͤber die Sklaven- Frage. Die Englische Korvette „Rose hatte nach Rio ein Sklavenschiff mit 300 Negern aufgebracht, welches demnaͤchst nach Jomaika abgehen sollte. Man erwartete, daß die diesjaͤhrige 64 Aerndte 1,200,000 Saͤcke mehr betragen wuͤrde, als voriges Jahr. Alle dortigen Magazine waren mit Europaͤischen Fabrikaten uͤberfuͤllt.
Der Marquis von Waterford hat allen seinen Pächtern we— gen seiner Vermählung auf ein Jahr den Pachtzins erlassen.
II London, 28. Juni. Man hat die Bemerkung gemacht, daß das gegenwartige Kabinet mitten in seinen parlamentarischen Triumphen und dem angestrengten Bemühen, den Zustand des Landes selbst auf Kosten großer und druͤckender Lasten und Opfer zu verbessern, doch weniger ergebene Anhänger hat, als das vorige Kabinet selbst in den Tagen seines Verfalls und seiner Niederlage. In der Presse hat es keinen Vertheidiger oder Anhaͤnger, dessen Lob nicht mit Meinungs-Verschiedenheit oder Opposition in Bezug auf irgend einen Gegenstand verbunden wäre. Die Tim es greift das Armen-Gesetz mit der groͤßten Heftigkeit an, stellt die Ange— messenheit und Gerechtigkeit der von Selten der Regierung bewil— ligten Unterstuͤtzung zur Aufrechthaltung der sogenannten Privile⸗ gien des Unterhauses, was aber eigentlich die Praͤrogative desselben ed, in Zweifel und betrachtet die auswaͤrtige Polstik des Kabi⸗ kets mit Argwohn, weil dieselbe zu sehr unter dem Einflusse der gon Lord Palmerston eingegangenen Verpflichtungen stehe. Die
or ning Post klagt uͤber die Zunahme der Prinzipien des eien Handels und wirft Sir Robert Peel vor, daß er zwar die nservativen Waͤhler im ganzen Königreiche nicht getäͤuscht, aber ooch zugegehen habe, daß sie sich selbst getäuscht hätten und die beigen Blätter, welche die Regierung unterstuͤtzen, haben ihren uͤnschen fuͤr das gegenwärtige Kabinet nicht ihre Ünabhangig⸗ eit als Kritiker zum Opfer gebracht.
Es ist dies, wie mich duͤnkt, ein schlagender Beweis von
tärke. Man weiß, daß das gegenwartige Kabinet hinreichend stark ist, um einen ziemlichen Drück von seinen Freunden ertragen zu koͤnnen und die Folge davon ist, daß der Beistand dieser Freunde unendlich mehr werth ist in der Stunde der Noth. Die Eng— lische Presse ist, wie Sie wissen, schon seit langer Zeit von dem Vorwurfe der Kaͤuflichkeit frei und zwar aus dem einfachen Grunde,
weil ihr richtig verstandenes Interesse sie zwingt, ihre Unabhaͤngig⸗
keit zu behaupten, um ihre Leser zu behalten. . Ein Haupt-Irrthum der Whigs, und ich kann hinzufuͤgen“ anz besonders Lord John Russell's, besteht darin, daß sie die übertriebene Einmischung des Unterhauses in fast alle Maßregeln der Regierung veranlaßt haben. Das Unterhaus ist unstreitig eine große Versammlung, erwaͤhlt, um Gelder zu bewilligen, Gesetze zu erörtern und die Beschwerden des Volks zu untersu— chen, allein obgleich es fuͤr oder gegen die Existenz eines Kabinets absolut entscheidet, so darf doch nicht zugegeben werden, daß die Politik des bestehenden Kabinets nach seinen Entscheidungen ge— modelt werde. Die große Gefahr, welche in Frankreich und den Vereinigten Staaten hinreichend durch Beispiele Her en wor⸗ den ist, besteht darin, daß die exekutive Gewalt in Repraͤsentativ⸗ Staaten alle ihre ursprungliche Starke in ihrer auswärtigen Politik, ihr System der Handels-Gesetzgebung oder seibst die Fragen ber Abschließung von Verträgen und über mal und Frieden dadurch verlieren kann. In England ist die ganze Stärke der Regierung der Königin ckli⸗ erweise erhalten worden, und ich bin äberzeugt, daß Sir Robert el lieber sein Amt niederlegen, als sich in Gegensiänden, wobei solche Einmischungen unpaffend wären, von dem Pubsikum oder dem Hause Vorschriften machen lasfen würde. Er wird daher die
Erneuerung des Armengesetzes durchführen und seine eigenen An— sichten über die Fragen in Betreff des Wahlngesetzes behaupten, wie er seine Prinzipien über Handels-Politik behauptet hat; ja, er wird, was noch schwieriger ist, uber jene großen Fragen der auswärtigen Politik, die 12 von seinen ger,, in so ver⸗ wickeltem Zustande überli worden sind, in Stillschweigen ver⸗ harren, da er in seiner Stellung weder das Geschehene tadein, noch über die Zukunft öffentlich prophejeien kann.
Wenn man daher eine Bemerkung des Premier⸗-Ministers über unsere auswärtigen Verhaͤltnisse liest, so muß man nicht ver— eff: daß er keine vorbedachte Meinung augsprechen kann; ei ihm muß Alles ein Theil der Handlung der Regierung seyn, und es muß der Zeit üͤberiassen bleiben, die Motiwe und die wirk— liche Bedeutung der Worte, die zu der Zeit, wo sie gesprochen werden, beunruhigend erscheinen mögen, zu erklaren. suhre dies an, weil die scheinbare Erfolglosigkeit der Debatten uber den Krieg in Afghanistan und die Sprache Sir Robert Peel's in Bezug auf die Verhaäͤltnisse von Großbritanien zu Rußland auf dem Kontinent zu Mißverstaͤndnissen führen könnten.
Die Ordonnanz des Koͤnigs der Franzosen, wodurch der Zell auf Leinengarn und Leinenzeuge von 19 auf 20 und selbst auf 30 pCt. h, wird, ist so eben hier eingegangen. Es ist darin sehr deutlich ausgesprochen, daß man damit umgeht, Belgien von den Wirkungen einer Maßregel auszunehmen, die einzig und allein gegen die Englischen Fabriken gerichtet ist.
Belgien.
Brüssel, 30. Juni. Folgendes ist, Belgischen Blättern zufolge, der wesentliche Inhalt des neuen, von den Kammern be⸗ reits genehmigten Geseßzes über den Primair-Unterricht: Jede Gemeinde muß mindestens eine Primgir⸗-Schule haben; es sieht jedoch 1) zwel Gemeinden frei, sich über eine gemeinschaftliche Schule zu verstaͤndigen; 2) eine Gemeinde kann von der Ver— pflichtung, selbst eine Schule zu errichten, befreit werden, wenn durch Prlvat⸗Anstalten hinlaͤnglich fuͤr den Primair Unterricht gesorgt ist. 836 Gemeinde kann ermaͤchtigt werden, eine oder mehrere Pri⸗ vat⸗Schulen in ihre Lokalität aufzunehmen, um statt der Kommunal—⸗ Schule zu dienen. Die armen Kinder erhalten den Unterricht gratis; wollen jedoch die Aeltern nicht, daß ihre Kinder die Kommunal⸗ Schule besuchen, so steht es ihnen frei, sich das Schulgeld aus⸗ zahlen zu laͤssen und ihre Kinder in eine beliebige Schule zu schit— ken. Die Leitung des Unterrichts in der Religion und Moral wird den Geistlichen uͤbertragen, und sie, so wie die — ihrer Vorgeseßten, haben das Recht, zu jeder Zeit die Schule zu inspiziren. Die in die Schulen einzuführenden Bücher 2 in Hinsicht auf Religion und Moral der Genehmigung der Dibzese unterworfen.
Deutsche Bundes staaten.
Yꝛünchen, 29. Juni. (A. 3) In den letzten Tagen ist eine l an uns vorüber egangen, welche als charakteri⸗ stisch fuͤr Deutsche. Zustaͤnde erwaͤhnungswerth scheint. Nachdem in Folge einer Päpstlichen Bulle auch hier die Aufforderung zu Gebeten fuͤr die Kirche in Spanien und zu Gewinnung des Ju⸗ bilaums⸗Ablasses von Seiten des erzbischoͤflichen Ordinariats erfolgt war, bemerkte man in den drei dazu verordneten Kirchen eine solche Theilnahme aller Staͤnde, daß wahrend der 11tägigen Andacht von Morgens bis Abends die Beichtstuͤhle überfüllt waren und nach einer ziemlich genauen Berechnung noch heute in einer Stunde und in einer Kirche an 609 Personen die heilige Kem— munion empfingen. Es ist dieses unstreitig ein merkwürdiges Zei⸗ chen der Zeit, das in Bezug auf den in der Hauptstadt Bayerns vorwaltenden kirchlichen min mehr ausspricht, als Viele, die un⸗ sere Zustnde zu kennen vorgeben, sich seibst gestehen wollen.
Sann over, 29. Juni. (Hannov. 3.) Nach einer heute der allgemeinen Stände⸗-Versammlung gemachten Mittheilung ist von der Regierung die baldige Publizirung des Gesetzes uͤber das Verfahren in Gemeinheitstheilungs- und Verkoppelungs-Sachen, so wie des Verkoppelungs⸗Gesetzes, und des Gesetzes uͤber Erwei⸗ terung der Kredit-A1nstalt fuͤr Abloͤsungen in Aussicht gestellt.
Karlsruhe, 29. Juni. (Oberd. Ztg.) Die Differenzen, welche uber den Feslungsbau von Rastadt schwebten, sind, wie wir aus glaubhafter Quelle vernehmen, ausgeglichen, und Rastadt wird nunmehr eine Hauptfestung im großen Maßstabe. Die Festungs⸗ Kommission in Rastadt hat bereits die noͤthigen desfallsigen In— structionen von Frankfurt aus erhalten, und wir sind nun der sicheren Hoffnung, daß in Baͤlde mst den Arbeiten begonnen wird, wozu an 6000 Arbeiter sogleich in Thaͤtigkeit treten sollen.
Gießen, 29. Juni. (L. A. 3.) Gestern Nachmittag er— hob sich dicker Feuerrauch in Steinbach, einem Dorfe zwischen hier und Lich. Menschliche Huͤlse strbmte schnell von allen Sei⸗ ten herzu, gegen 40 Spritzen sammelten sich, aber dennoch wurde der bei weitem groͤßte Theil des Dorfes in Asche gelegt. Ueber 50 Scheuern und eine etwas geringere Anzahl von Wohnungen sind zerstͤrt. Das Feuer hat sich gleich anfangs an verschiedenen Orten gezeigt, und dieser Umstand macht ein Geruͤcht nur um so wahrscheinlicher, nach welchem eine Bande von Zigeunern den Brand angestiftet hat. Diese waren in Steinbach gelagert, und kurz nachdem sie weggezogen schlaͤgt die Lohe empor. Sie sind sogleich verfolgt und 14 an der Zahl, zwei sind entsprungen, in Großlinden, an der Frankfurter Chaussee, eingeholt und gestern Abend noch hier eingebracht worden.
Sanmburg, 4. Juli. (Bor sen⸗Halle.) Welche sauber= Berichte — von Hamburg aus in die Welt geschickt * den, um zu verketzern, was bei uns geschieht oder nicht i h ergiebt nachslehender von einem Englischen Blatte 1 ler Auszug aus einem Privatbriefe aus Hamburg. . ,. der Schreiber ein uͤbergewöhnliches Maß von Leichtgl . eit bei seinem Adressaten vorausgesetzt zu . gest‚bt vielleicht auf dessen Unbekanntschaft mit DBeutschem ] inn und Deutschem Thun und Treiben; aber das Machwerk steht keinesweges einzig und allein in seiner Art dg, sondern gar manche Deutsche Blaͤtter, denen man doch zutrauen därfte, daß sie um ihrer selbst willen bei solchen Geiegenhesten mit Vorsicht zu Werke gehen wurden, enihalten neuerdings Berichte aus Hamburg, denen man es auf den ersten Vlc ansehen kann, daß sie, wenn auch nicht so plump unwahr, wie der Englische Bericht, doch nur unlauteren Quellen entflossen sind. Bloße Tadelsucht stempelt noch nicht zum Reformator, und die durchgreifenden Reformen, welche — wie Jedermann eingesteht — bei uns dringend noͤthig sind, werden sicher am allerwenigsten da⸗ durch gefördert, daß man, das Gute besonders in der Gesinnung, an welchem unsere Vaterstadt von jeher so reich gewesen ist, verkennend, seinen kritischen Scharfsinn z. B. nur an einer o sogenannter „Bocksbeuteleien / uͤbt, an denen es bis Dato noch keiner eutschen Stadt und keinem Deutschen Lande mangelt, wenn auch vielleicht hie und da die Formen weniger auffallend sind, in denen sich solche Wi
lische Privat⸗ ; Das vorerwähnte Eng ,, uSnd das wir nur als ein die Widerlegung in sich selbs finden es Kurlofum mittheilen, lautet asso g — 1 hren
ebrannten eingegangenen Gelder ist bereits mehr als hinreichend, 1 ĩ ö le Stadt aufjubauen, viel roͤßer als der von um eine prachtvo heil. Die Einwohner von Hamburg
dtt — n, sich den Englaͤndern dankbar zu bewei⸗
ĩ „welche dieselben bewiesen haben. Im Ge⸗
i enn, * Gelegenheit, sie mit Flachen und Ver⸗ wl an en zu überhäͤufen, sie zu beschuldigen, daß sie die Urhe= ber des Brandes 6 seyen nnd schreiben das auf die Eifer— t der Englaͤnder uͤber die rasch steigende Handels⸗ Wohlfahrt 2 hamburg und ihre Furcht, daß dasselbe binnen nicht langer 3er gi ebe bn lerin Londons seyn werde.“ Es ist bewunderns⸗ ; ann in so wenigen Zeilen ein so großes Quan—
ie der — zusammenzudraͤngen verstanden hat.
mburg, 2. Jull. Endlich ist die fuͤr Hamburg so vigch⸗ r dun 314 und die Disserenz zwischen Rath 26 Bäͤrgerschaft gehoben. in dem heutigen Konvent sind naͤmlich die 3 ge des Senats in Betreff der Deckungsmittel für die Zinsen und der Tilgung einer zum Ersatz des Feuerkassen⸗Schadens ju kontrahirenden Anleihe, von der Buürgerschaft genehmigt wor— den. Den Inhalt dieser Antraͤge habe ich bereits in meinem letzten Schreiben genauer angegeben; es werden demnach . Zinszah⸗ lung und Tilgung angewiesen und von den Grund⸗ igenthůmern erhoben: I pro mille der Versicherungs⸗Summe der Immobilien, noch 1 pro mille mehr von den Staats-Gebaäͤuden, 17 Ansatz der Grundsteuer von den in der General ⸗-Feuerkasse versicherten Grundstuͤcken (in der Stadt), 14 Grundsteuer von den übrigen Grundstuͤcken (n der Vorstadt St. Pauli und dem Landgebiét); und zwar sind alle diese Abgaben auf so lange bewilligt worden, bis die Anleihe getilgt seyn wird, also vielleicht auf 40 — 50 Jahre! rachdem so für Zinsen und Tilgungs-Fonds gesorgt ist, wird es jetzt hoffentlich nicht schwer werden, die große Anleihe zu Stande zu bringen, zu welcher bisher noch nicht geschritten werden konnte; und es wird dann auch von die ser Seite dem Beginn des Wiederaufbaues der Stadt nichts mehr im Wege stehen, wie es bis jetzt allerdings der Fall war. Es sind naͤmlich nach der bestehenden Feuerkassen⸗Ordnung die Eigener abgebrannter Haäuser berechtigt, bel dem Beginne des Wiederaufbaues einen Theil der versicherten Summe von der Kasse ausbezahlt zu verlangen, und dies war, weil es dazu in diesem Augenblicke naturlich an Geld fehlt, einer der Gruͤnde, warum die schon von vielen Grundbesitzern erbetene Erlaubniß zum Wiederaufbau hat . werden muͤssen. Ein anderer Grund zur Verweigerung jener Erlaubniß liegt freilich darin, daß uͤber die kuͤnftige Einthei⸗ lung der Straßen und Bauplaͤtze nach dem neuen Stadtplan noch keine desinitiven Beschluͤsse vorlegen; allein dies ist nur in den— jenigen Straßen ein Hinderniß, in welchen etwas geändert wer— den soll; fuͤr diejenigen Gassen, welche in ihrer bisherigen Gestalt bleiben können, ist die Rath- und Buͤrger-Deputation ermaͤchtigt, die Erlaubniß zum Bau zu geben, und so können wir hoffen, bald wieder einige Haͤuserreihen aus dem Schutt emporsteigen zu sehen. Eine langere Berzögerung hätte leicht zu den größten lebelständen und Verlusten . und die Kalamität verdoppeln konnen. All⸗ gemein ist daher die Freude über den heutigen Rath⸗ und Büür⸗ gerschluß, der zudem mit einer Einhelligkeit gefaßt worden ist, wie sie nach den Abstimmungen im letzten Konvent kaum zu erwarten gewesen ware; alles erklaͤrte freiwillig, nicht nur das eigene In⸗ teresse, sondern auch die eigene Ueberzeugung dem allgemeinen Be— durfnisse zum Opfer bringen zu wollen, und die Antraͤge des Se— nates wurden nicht nur durch die Einstimmigkeit aller 5 Kurien sanctionirt, sondern auch in jedem einzelnen Kirchspiele waren die Minoritaͤten so uͤbergus klein, daß, alles in einander gerechnet, un— ter . mehr als 700 Stimmen kaum 20 dissentirende gewesen seyn sollen.
Am Schlusse der Resolutlon der Buͤrgerschaft wurde noch der von einigen Kirchspielen votirte Wunsch hinjugefügt, daß von Staats wegen darauf Bedacht ,, . werden moͤge, wie den Abgebrannten geholfen werden konne, welche ihre Waaren, Mobi⸗ lien 2c. bei der hiesigen Brand⸗AUssociation versichert haben. Das freilich wird eine schwierige Aufgabe seyn!
— — Frankfurt a. M., 30. Juni. Vor der Boͤrse wa⸗ ren heute die Fonds sehr begehrt, und mgn erwartete, die Abrech⸗ nung fuͤr Juni werde leicht und gut vorüber gehen. Gleich An— fangs der Boͤrse zeigten sich aber viele Verkaͤufer; große Partieen aller Gattungen, und besonders in Integralen und Taunus bahn— Actien wurden an Markt gebracht, und die Verkäufe dauerten an bis um 2 Uhr, wodurch natürlich die Boͤrse sehr flau schloß. Die Taunus⸗Eisynhahn⸗Actlen wichen auf 3795 Fl. Sicher stellt fich aber eine guͤnstigere 1 der Böͤrse bald her, da nur Lo— kal llxsachen an der heutigen Flauheit schuld waren.
Der Koͤnigl. Preußische General⸗Musik⸗Direktor, Herr Meyer⸗ beer, setzte heute Morgen die Reise nach Paris fort. Es ist er— freulich, zu vernehmen, daß er namentlich den Einfluß seiner neuen Stellung an der Königl. Oper in Berlin der Pflege der Deut⸗ schen Oper zuwenden will.
Luxemburg, 27. Juni. Die Standeversammlung des Groß— herzogthums ist vertagt worden. Man meint, zum 20. Septem⸗ ber werde sie wieder einberufen werden. Die erste Session hat deswegen eine so kurze Dauer gehabt, war die vorbereitenden Ar⸗ beiten fuͤr die verschledenen Antraͤge von dem Regierungsrathe noch nicht beendigt waren. Unter den wichtigen Angelegenheiten, worüber die Staͤnde bei ihrer naͤchsten Zusammenkuüft Beschluß zu fassen haben, besinden sich ein Gemeinde⸗Gesetz, ein Geseßz uͤber den öf— fentlichen Unterricht, ein Geseßz uͤber die Pensionirüng, ein Forst— Gesetz, ein Gesetz uͤber Bruͤcken und Wege, die ordentlichen und die außerordentlichen 2 und die Festsetzung der Civil-Liste. Mehrere Mitglieder der taͤndeversammlung haben Antraͤge ge⸗ stellt, wozu auch die von Herren Meßtz beantragte und von den Ständen einstimmig beschlossene Bitte an die Regierung gehort, daß sie Preußen . den traurigen Folgen bekannt machen möge, wesche die freie
infuhr, des Englischen Roheisens für die metallurgischen Gewerbs⸗
Mheige Luxemburgs habe, und sich eifrig fuͤr die Erwirkung einer eee dier auf dieses Roheisen zu verwenden. Zu Gunsten . ntrages wurde angefuͤhrt, die Productions⸗Verhältnisfe . in England so guͤnsig und der Transport nach Deutschland cht, daß England jetzt in Trier 1600 Kilogr. Roheisen fur
Fr. verkaufe, wahrend Luxemburg sie nicht unter 1140 Fr.
ne; Die Wohlfellheit des Englischen Roheisens in
die Wohlfenlheit der Kohle und der Coke raube Luxem—
Dies werd offnung, in Deutschland Eisen verkaufen zu konnen. ere augenscheinlich dadurch erwiesen, daß seit dem
A a ifi. iurm urgs an den Zoll-Verein der Preis des Eisens
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Italien.
Nom, 20. Juni. (A. 3.) Zu Ende dieser oder Anfa naͤchster Woche werden die von der Paͤpstlichen . in . land angekauften drei Dampfbote bei Fiumicino, Mündung des Tlbers, erwartet. Der Papst wird sich zu der Zeit mit senem Gefolge dorthin begeben, wo schon alle Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen sind. Diese sehr flach gebauten Dampfbbte sind besfimmt, die aus der See kommenden Schiffe den Fluß hinauf zu schaffen, was bis jetzt durch Buͤffel geschah. Wichtiger noch ist Kardinal Tosti's Pian, durch diese Schiffe die im Sabi— ner⸗Gebirge gefundenen Steinkohlen in den Handels ⸗Verkehr zu bringen, wodurch dem Staat eine neue bedeutende Einkommens⸗ uelle erwachsen muß. Capitain Cialdi, welcher mit Römischen Matrosen diese Dampfbdte in England abholt, findet bei feiner Ruͤckkunft den Befehl vor, sich nach Aegypten zu begeben, wo er im vorigen Jahre mit den Geschenken des Papstes flir Mehmed Ali gewesen ist. Diesmal gilt die Reise der Abholung des Obe— lisken, den der Vice⸗Köͤnig Sr. Heiligkeit geschenkt hat. Es ist dies jener schoͤne Obelisk, der von den Gelehrten mit dem Namen des Sesostris belegt ist, während er beim Volk in Aegypten nach dem Erzvater Abraham benannt wird. Schon mehrere Fuͤrsten hatten zu seinem Besitz Lust gehabt, Mehmed Ali aber hatte sich
Aus Texas wird ren daß Praäsident Houston einen außerordentlichen Kongreß zum 27. Jun zusammenberufen * und im Osten der Republik Truppen jusammenziehe. Zwei Mexi—⸗ kaner, die jenseits Corpus Christi gefangen und nach Galveston gebracht worden waren, hatte er on in Freiheit setzen lassen.
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Inland. Posen, 1. Juli. (Doß 3) Als Beitrag zu den in den Zeitungen vielfach erwähnten Bewelsen der Liebe 10 Anhaͤnglich⸗ seit, mit welcher Se. Majestät auf Allerhöchstihrer Reise bis osen überall empfangen worden sind, dürfte noch zu bemerken seyn, wie von Schwerin a. d. Warthe aus der Eingang in fast jedes Dorf mit einer Ehrenpforte geschmuckt war; überall waren die Bauern,
geputzt mit Bändern und Blumen, versammelt, um ihrem verchr! ten Koͤnige das erste Lebehoch darzubringen. ? see.
Königsberg, 1. Juli. Heute ist der Ober⸗Praͤsident von Preußen, Herr Bötticher, hier eingetroffen.
Von Danzig sind bereits 7 Königl. Reisewagen hier ange⸗ langt. Dieselben werden spaͤter nach Memel gebracht, um nach erfolgter Landung Sr. Majestaͤt des Königs in Memel zur Räck— reise benutzt zu werden.
dieses Kunstwerks nicht entaäͤußern wollen. Jetzt bekommt es Rom, das damit die Zahl seiner Aegyptischen Spitzsaͤulen auf zwoͤlf bringt.
Palermo, 20. Jun (2. 3. Es ist bekannt, daß die Ver⸗ einigung einer Menge Grundstuͤcke in einer Hand und dazu noch in todter Hand eines der ersten und größten Hindernisse ist, welche sich der Entwickelung des Ackerbaues in Sicilien und dem Aufblühen des Wohlstandes entgegenstemmen. Schon fruher hatte der König dekretirt, daß diejenigen Grundstuͤcke, welche ohne Kul⸗ tur im Besitz von Kloͤstenn oder anderen hohen und niederen Kirchen⸗Behoͤrden geblieben, auf ewigen Erbpacht egeben werden sollten. Es scheint aber, daß man von dieser Seite keine Lust hatte, dieser Vererdnung nachzukommen, wohl auch der Ansicht war, daß die weltliche Macht kein Recht habe, sich in die Ver— waltung des Kirchen⸗Vermoͤgens zu mischen. Der Konig ist nun aber wiederholt ins Mittel getreten und hat befohlen, daß die frühere Verordnung ohne ferneren Aufschub befolgt werde. — Ueberhaupt fehlt es nicht an mancherlei Antrieb zu Reformen. Eine so eben erschienene Schrift empfiehlt die Einfuͤhrung von Sparkassen. Sie schildert die Sitten diefes Volkes trefflich und sindet eben darin das Haupthinderniß, welches sich solchen Anstalten entgegenstellt. Ohne Zwelfel wird der König, welcher jede Gele— 86 gern und mit Eifer benutzt, um den Wohlstand seines Volks zu foͤrdern, der Sache seine Aufmerksamkeit schenken. Auch
eine Diskonto-Kasse, die Sicilien abgeht, bringt die erwaͤhnte
Schrift zur Sprache. An Kapltalien selbst ist im Lande kein Mangel, wohl aber fehlt das allgemeine Zutrauen, und dieses konnte nur dann erweckt werden, wenn die Regierung sich durch Bethei— ligung mit einer Anzahl Actien bei einer solchen Anstalt interessiren wärde, aber freilich dürfte sie dieselbe nicht für eigene Rechnung fuͤhren oder durch ihre Beamten verwalten lassen, fondern mußte sich mit der Ueberwachung begnuͤgen.
Spanien.
Vꝛadrid, 22. Juni. Heut wurden die neuen Minister der Königin vorgestellt und später fand ein Kabinets-Conseil statt, worin energische Beschluͤsse in Bezug auf Catalonien und besonders auf Varcelona gefaßt worden seyn sollen.
Die dem Herrn Gonzalez ergebenen Deputirten haben eine Versammlung gehalten, um sich über die zu befolgende Politik zu berathen. s wurde sodann eine Deputation an den Conseils⸗ Praͤsidenten abgesandt, um ihn der Unterstuͤtzungen jener Deputir⸗ ten zu versichern, wenn die Regierung, den Ruhestörern gegenuͤber, sich fest und strenge zeige. Der Minsster erwiederte, daß dies eben die Absicht des neuen Rabinets sey.
Man glaubt, die Regierung, welche in großer Geld⸗Verlegen⸗ heit ist, werde die Vorschläge der St. Ferdinands-Bank annehmen.
Türkei.
Konstantinopel, 15. Juni. (Oe sterr. B. Am hten d. M. hat sich der Sultan mit zahlreichem Gefolge auf den Platz ver⸗ fuͤgt, wo der neue Pfortenpalast aufgefuͤhrt werden soll, und da— selbst unter den herkoͤmmlichen Ceremonien den Grundstein zu demselben gelegt.
Der ehemalige Ottomanische Botschafter am Londoner Hofe und seitheriges Mitglied des Reichs-Conseils, Schekib Efendi, welcher mit einer speziellen Sendung an den Fuͤrsten der Wallachei beauftragt ist, hat am 13ten d. M. diese Hauptstadt am Bord des , ö J.“ verlassen, um sich uͤber Gallatz nach Bukarest zu
egeben.
Da die bis jetzt als Kontumaz-Anstalt benutzte Kaserne von Kuleli wieder ihrer urspruͤnglichen Bestimmung zurückgegeben wer— den muß, so hat die Regierung den Entschluͤß gefaßt, im Fener Vagdschessi ein großes Quarantaine-Gebaͤude auffuͤhren zu lassen. Die Plaͤne hierzu sind bereits entworfen worden, und erwarten nur noch die Bestätigung des Sanitaͤts-Rathes.
Den neuesten Nachrichten zufolge sind die unlaͤngst in Aiwali ausgebrochenen Unruhen gedämpft worden, nachdem die dahin ab— geschickten Tuͤrkischen Kriegsschiffe ungefähr J106 Mann Solda— ten ans Land gesetzt hatten, und einige von den Haupt-Raͤdels⸗ fuͤhrern nach Konstantinopel abgefuͤhrt? worden waren.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New⸗Mork, 15. Juni. (Böͤrsenhalle.) Die Verhand— lungen wegen Regulirung der Nord⸗Ost⸗Gränze zwischen den Kom— missarien von Maine und Massachussetts einerseits, und Herrn Webster, als Bevollmaͤchtigten der Ülnions-Regierung, andererseits, sind in Washington eröffnet worden, und man glaubt, daß sie wohl fuͤnf bis sechs Wochen dauern werden.
Im Repraͤsentanten⸗Hause des Kongresses hat Herr Fillmore bei Gelegenheit der Diskussion über die neue Tarif-Bill mit 112 gegen 96 Stimmen den Beschluß d g et, daß daruͤber bera⸗ then werden solle, ob nicht der bestehende Tarif vorlaͤusig bis zum 1. August d. J. zu prolongiren sey. Dem Entwurfe gemaͤß soll naͤmlich der neue Tarif schon am 1. Juli in Kraft treten. Die uͤber diese Frage eröffnete Debatte ist noch nicht beendigt.
Aus New⸗Orleans wird berichtet, daß daselbst abermals drei⸗ zehn der auf dem Zuge nach Santa Fé von den Mexikanern zu Gefangenen gemachten Burger der Vereinigten Staaten, die Santana hatte in . etzen lassen, angekommen seyen; sie sollen ihre Freiheit der Verwendung des vᷣrlshen und des Fran⸗ zoͤsischen Gesandten und des Preußischen Konsuls verdanken, und man wollte nach Berichten aus Vera Cruz wissen, daß Santana die Absicht habe, sänimtliche Gefangene freizugeben, da er ihren
Köln, 30. Junt. Gestern, am Festtage der Apostel Petrus und Paulus, dem Kirchweihfeste der Domkirche, hatte das von einem Vereine von Dombaufreunden angeordnete laͤndliche Fest auf der reizenden Rheinau zum Besten des erhabenen Werkes des
Dombaues, vom herrlichsten Wetter beguͤnstigt, bei einer Theil— nahme von fast 2500 Personen statt. Harmonieen der Musik⸗ Chöre vom 28sten Infanterie- und Iten Dragoner⸗Regimente, so wie der 7ten Pionier-Abtheilung, wechselten mit den Gesaͤngen der Liedertafel und mehreren gemeinschaftlich gesungenen Liedern ab; geschmuͤckte Kaͤhne schwammen um die Insel, aus welchen bald die Harmonieen der Musik⸗-Choͤre, bald der Donner der Boller erscholl. Mehr als 400 Domabbildungen verschiedenen Werthes (unter anderen die neueste von S. Boisser ée beforgte perspektivische Ansicht des Domes, ein Heft der Ansichten vom Köoͤlner Dome mit v. Binzer's Texte und kolorirte Blatter der Chor⸗-Apostel des Doms) wurden nach gezogenen Nummern an die Damen vertheilt. Bei einge⸗ tretener Dunkelheit wurde die ganze Insel beleuchtet, und von verschiedenen Stellen zeigten Transparente und mit buntfarbigen Lichtern geschmuͤckte Obelisken passende Inschriften und Wappen der Deutschen Stamme, die sich bereits durch Beitritt zum hiesi⸗ gen Central⸗Dombau-Vereine an dem großen Werke der beabsich⸗ ligten Vollendung des Kölner Domes betheiligt haben. Ein Geist belebte die zahlreiche Versammlung, die sich erst spaͤt am Abend trennte: es war jener gute Gesst der Ausdauer und Eintracht, der die beste Buͤrgschaft für die Erfüllung des Wunsches ist, den Dombau in unserer Zeit vollendet zu sehen.
Berlin, . Juli. Aus einem uns vorliegenden, so eben er— scheinenden —— Kartenwerke zur Geschichte des Deutschen Landes und Volkes ersehen wir, daß dasselbe zugleich fuͤ̃r die Ber— lags⸗-Handlung, von der es heute ausgegeben wird, eine historische Bedeutung hat. Heute vor hundert Jahren naͤmlich wurde die Kunst- und Landkarten-Handlung von Simon Sch ropp und Comp. in Berlin, deren jetziger Besitzer Herr B. F. W. Tuch ist, gegruͤndet. Bei den mannigfaltigen r e,, die sich die
Unterhalt zu kosispielig finde.
genannte Handlung um die geographische Wissenschaft erworben und bei dem Rufe, dessen sie sich in ganz Deutschland erfreut, möchte diese Notiz auch fuͤr einen groͤßeren Kreis nicht ohne Interesse seyn.
Samburgs Staats⸗Verfassung und Verwaltung. Eine publizistische Skizze.
F Samburg, Ende Juni. Da das ungluͤckliche Schi Hamburgs gegenw rtig die Blicke der De rschn gi , , mit ungewoͤhnlich warmer Theilnahme auf diese alte freie Stadt gerichtet hat und einzelne Momente ihres Staats lebens in dfesem Zeitpunkte auch von allgemeinerem Interesse sind, so durfte vielleicht eine kurze Darstellung der Grundzuͤge ihrer Verfassung nicht un⸗ . ,. 53 . die , . eines Zeitungs⸗
rtikels kein tieferes Eingehen in die oft wei ,, erlauben. ; . e ,, ie in ihrer jetzigen Form seit Anno 1712 beste ende Ver⸗ fassung entwickelte sich, vor Jahrhunderten . a , durch gesteigertes Beduͤrfniß motivirt aus der Altsassischen Ge⸗ mein de⸗Verfassung. Die Gemeinde waͤhlte zur Leitung ihrer bf— fentlichen Angelegenheiten einen „Rath“ aus ihrer Mitte, emanzi⸗ pirte ihn gewissermaßen, indem sie ihm die Erwaͤhlung seiner Mit⸗ glieder aus der Gemeinde uͤberließ, und stellte ihm nur fuͤr die wichtigsten Gegenstäͤnde erfahrene Buͤrger zur Seite. Dil spaͤte⸗ ren Entwickelungen geschahen immer folgerichtig aus einem klar⸗ bewußten, leitenden, in den meisten Fallen das demokratische Ele⸗ ment gegen aristokratische Richtungen bewahrenden Prinzipe und jederzeit nur durch Beduͤrfniß und Nothwendigkeit der deränder— ten Zeiten und gesteigerten Anspruͤche an den Staat hervorgeru⸗ sen. In Folge der in Hamburg mit seltener Einmuͤthigkest zu Stande gebrachten Kirchen-Reformation trat die innige Verschmel⸗ zung von Staat und Kirche ins hellste Licht, ein Prinzip, an dem auch die neueste Verfassungs-Redaction von 1715 nichts zu aäͤn⸗ dern rn 6 Aberster Grundsaß ist: die höͤch ste Gewalt (die ouve⸗ rainetaͤt) steht dem Rathe und der Erbgesessenen Di gn e . mein sam zu; sie wird ausgeubt durch Konsens beider Theile in den Versammlungen des Raths und der Erbgesessenen Buͤrger⸗ schaft (durch die sogenannten Rath⸗ und Buͤrgerschlůsse in den so⸗ genannten Rath- und Buͤrger⸗Konventen). Gegenstände der Aus⸗ uͤbung der hoͤchsten Gewalt sind, mit Ueber ehung aller Civil- und Kriminal⸗Sachen, aller Streitigkeiten der Gewerke unter sich und aller an sich geeigneter, noch nicht durch Verhandlung mit den buͤrgerschaftlichen Vorbereitun s⸗Kollegien gehörig gereifter Sa— chen, Beliebung neuer oder Erklärun und . alter Ge⸗ 35 sowohl Verfassung, Justiz als dministration und alle dahin gehörigen 9 z. B. Kreirung und Dotirung von Aem⸗ tern ꝛc. betreffend, — ferner: Regulirung des Staat aushalts 2 und Steuer⸗Bewilligungen, Verwendung der Einkunfre) im Allgemeinen, — Ratifizirung der mie dem Auclande geschlosse⸗ nen Buͤndnisse und Here — Ertheilung von Privilegien.
Der Rath (Senat), bestehend aus ö legen ref, und 24 Senatoren (zur Hälfte Juristen, zur Halfte Kaufleute) nebst 4 gewissermaßen die Stelle von Staats⸗Ministern vertretenden
Syndiken mit nur berathender Stimme und 4 Serretarsen—
e ö sich jwar selbst, dabei ist jedoch die e, , ,
itte er wählt, durch einen jede Parte Wahlmodus, so wie durch Geseße über Uünwaßlbarteit naher